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keltenschanze_broschuere_web.pdf (171,9 KB) - Kult(o)

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<strong>Kult</strong>(o)ur<br />

im Holzwinkel<br />

ommer<br />

Wanderung: Prähistorische<br />

Spuren im Holzwinkel<br />

Sonntag, 27.06.2010 ab 13:00 Uhr<br />

mit<br />

Gudrun Nitsch<br />

vom Archäologischen Museum Gablingen


Impressum<br />

<strong>Kult</strong>(o)ur-Sommer im Holzwinkel<br />

Im Holzwinkel 8<br />

86465 Welden<br />

Text: Gudrun Nitsch, Gablingen<br />

Fotos: Sebastian Bernhard, Heretsried<br />

Layout: Michael Daum, Emersacker<br />

Gefördert durch das<br />

Bayerische Staatsministerium für Ernährung,<br />

Landwirtschaft und Forsten und den Europäischen<br />

Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung<br />

des ländlichen Raumes (ELER)


Keltische Viereckschanze: Die „Viereckenburg" in<br />

der Waldabteilung Jägergehau nördlich von<br />

Reutern<br />

Diese Art eines obertägigen Geländedenkmals gehört zu<br />

den ca. 350 ähnlichen Anlagen in Süddeutschland. Wie<br />

schon der Name sagt, sind die Viereckschanzen<br />

Erdwerke, die einheitlich vier Ecken aufweisen. Ihr<br />

Grundriss kann ein Quadrat, Rechteck, Trapez oder<br />

Rhombus sein. Alle Seiten besitzen einen Erdwall mit<br />

davor liegendem Graben, der jedoch selten oder fast nie<br />

Wasser führte. Das Tor befand sich in der Regel im<br />

Ostwall, selten auch im West- oder Südwall, nie im<br />

Norden.<br />

Durch neuere Forschungen und Grabungen wissen wir<br />

heute, dass diese mit Wall, Graben und Palisaden<br />

befestigten Anlagen keltischen Ursprungs sind. Sie<br />

hatten verschiedene Funktionen. So dienten sie zu<br />

Versammlungen, hier wurde gefeiert, Gericht gehalten,<br />

die Priesterschaft (Druiden) war hier ansässig, es wurde<br />

den Göttern bei Gelagen geopfert, was bei<br />

Ausgrabungen gallo-römischer Umgangstempeln und<br />

tiefer <strong>Kult</strong>schächte bewiesen wurde. Es gab in diesen<br />

Anlagen Unterkünfte zur Ausbildung von Jungmannen,<br />

auch fand man bei Ausgrabungen Vorratshäuser für den


Winter oder für Notzeiten und vieles mehr.<br />

Diese Viereckschanze im Jägergehau bei Reutern ist<br />

eher ein Rhombus.<br />

Der Nordostwall hat eine Länge von 72 m, er ist sehr gut<br />

erhalten, nur in seiner Nordwestflanke weist er eine<br />

kleine Störung auf.<br />

Der Südostwallist gleichfalls 72 m lang, in der Mitte<br />

befindet sich eine geräumige Torlücke und etwas weiter<br />

nördlich ein jüngerer<br />

kleiner Walldurchstich.<br />

Der Südwestwallist 73 m<br />

lang und weist kaum eine<br />

Störung auf.<br />

Der Nordwestwallist auch<br />

72 m lang; dieser hat in der<br />

Mitte eine kleine Störung.<br />

Der Innenraum dieser<br />

Schanze ist 0,552 ha groß,<br />

im ganzen recht eben und<br />

ohne jegliche Störungen.<br />

Wo einst die Gebäude<br />

standen und wo sich der<br />

Brunnen und die<br />

Opferschächte befanden,<br />

kann nicht gesagt werden;<br />

es wurde hier noch nicht gegraben. Der größte<br />

Höhenunterschied von Walloberkante bis Grabensohle<br />

beträgt 2,80 m.<br />

Die beiden Bächlein, die die Schanze einrahmen,<br />

kommen als Wasserstelle und vielleicht auch als<br />

Badestelle in Betracht. Der nördliche ist ca. 100 m und<br />

der südöstliche ca. 375 m entfernt.<br />

Diese Viereckenburg ist die kleinste von 7 Schanzen im<br />

Landkreis Augsburg.


Diese sind: „Die Burg" beim Peterhof; „die Brennburg"<br />

bei Willmatshofen; „die Monburg" bei Heretsried; „der<br />

Buschelgraben" bei Schwabegg; „im Wald Hartlach" bei<br />

Biberbach; „im Lechfeld" bei Wehringen; „die<br />

Viereckenburg" bei Reutern.<br />

Die Kelten<br />

Da die Kelten keine schriftlichen Aufzeichnungen<br />

hinterlassen haben, sind wir auf die schriftlichen<br />

Überlieferungen der Römer und Griechen und auf die<br />

Deutung von Ausgrabungen angewiesen. Auch sind die<br />

Kelten nicht im eigentlichen Sinn als ein gemeinsames<br />

Volk zu nennen. Es waren vielmehr unterschiedliche<br />

indogermanische Stämme mit einer gleich lautenden<br />

kehlig klingenden Sprache und einem <strong>Kult</strong>urkreis mit<br />

ostischen Einflüssen der Kimmerier (und Skythen), die<br />

in Kunst und <strong>Kult</strong>ur starke Akzente setzten.<br />

Ab dem ca. 8. Jh. v. Chr. bevölkerten sie ihr<br />

Ursprungsland am Oberrhein und der oberen Donau und<br />

dehnten sich im Laufe der Jahrhunderte über weite Teile<br />

Europas aus. (Iberische Halbinsel- die Iberier,<br />

Frankreich- die Gallier, Italien- die Etrusker, sowie über<br />

die britischen Inseln- Wales, Schottland, Irland und bis<br />

nach Vorderasien). Der Hauptstamm der in Schwaben<br />

lebenden Kelten war der der Vindeliker, deren<br />

Unterstamm die Likatier (Lechanwohner) in unserem<br />

Raum ansässig waren.<br />

Die Kelten sind als kriegerisches uneiniges Volk zu<br />

nennen, die unter Umständen sehr grausam zu ihren<br />

Feinden waren, die in Stammesverbänden lebten und<br />

sich mit ihren Stammesnachbarn meist im Krieg oder im


Zerwürfnis befanden. Nur wenn sie sich zu großen<br />

Beutezügen aufmachten, um in anderen Gebieten<br />

einzufallen, waren sie sich einig. So überfielen sie viele<br />

male Norditalien, belagerten Rom, zogen bis nach<br />

Sizilien, plünderten Delphi usw.<br />

Auf ihren Raubzügen lernten sie das Geldwesen kennen,<br />

lernten mit Glas umzugehen, sahen viel Neues, was sie<br />

nicht kannten, auch das Stadtwesen und vieles mehr,<br />

was sie dann in ihrer Stammheimat hier bei uns<br />

umsetzten. So bauten sie im 2. + 1. Jh. v. Chr. große<br />

Städte, wie z.B. ihre Hauptstadt (das Oppidum)<br />

Manching in Niederbayern.<br />

Keltische Fürsten ließen sich Geld prägen, die so<br />

genannten Regenbogenschüsselchen. Das Handwerk<br />

und die Kunst nahmen einen großen Aufschwung, die<br />

Töpferscheibe wird eingeführt, der Pflug verbessert,<br />

viele unserer heutigen Gesetze haben ihren Ursprung in<br />

der Keltenzeit.<br />

Um Christi Geburt regierte in Rom Kaiser Augustus; er<br />

hatte genug von den kriegerischen Einfällen der Kelten.<br />

Seine Stiefsöhne, die Feldherren Drusus und Tiberius,<br />

wurden auf den Alpenfeldzug (15 v. Chr.) geschickt. Sie<br />

unterwarfen die Kelten nördlich der Alpen und damit war<br />

der Untergang der Kelten besiegelt. Die keltische<br />

Bevölkerung, die den Feldzug überlebt hatte, wurde<br />

versklavt. In kürzester Zeit war somit das keltische Gut<br />

und die <strong>Kult</strong>ur untergegangen.<br />

Gudrun Nitsch

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