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Theoriegeleitete Therapie bei Sprechapraxie ein materialbasierter ...

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ORIGINALBEITRAG – ARTICLE<br />

<strong>Theoriegeleitete</strong> <strong>Therapie</strong> <strong>bei</strong> <strong>Sprechapraxie</strong><br />

<strong>ein</strong> <strong>materialbasierter</strong> Ansatz 1<br />

«Programme thérapeutique de l’apraxie de la<br />

parole fondé sur un modèle théorique et un<br />

matériel spécifique»<br />

Sabine Corsten 2 , Markus Mende 3 , Jürgen Cholewa 4 , Walter Huber 3<br />

2 Fachbereich Gesundheit & Pflege der Katholischen Fachhochschule Mainz<br />

3 Abteilung Neurolinguistik an der Neurologischen Klinik der RWTH Aachen<br />

4 Institut für Sonderpädagogik an der Pädagogischen Hochschule Heidelberg<br />

Zusammenfassung<br />

Im Folgenden wird von <strong>ein</strong>er <strong>Therapie</strong>studie zur Entwicklung und Evaluation <strong>ein</strong>er theoriegeleiteten<br />

und materialbasierten Behandlung der <strong>Sprechapraxie</strong> berichtet. Als Basis<br />

für den <strong>Therapie</strong>ansatz diente das Sprachproduktionsmodell von Levelt, Roelofs und<br />

Meyer (1999), in dem die <strong>Sprechapraxie</strong> auf der phonetischen Enkodierungsebene verortet<br />

wird. Ziel der Studie war die Entwicklung <strong>ein</strong>er Behandlungsmethode entsprechend<br />

des zugrunde liegenden Pathomechanismus. Das <strong>Therapie</strong>material wurde systematisch<br />

hinsichtlich der phonetischen Komplexität kontrolliert, die auf Basis der Sonoranztheorie<br />

bestimmt wurde. Vorgestellt werden zwei Patienten, <strong>bei</strong> denen die theoretisch<br />

angenommenen Effekte nachgewiesen werden konnten. Schlussfolgerungen für die<br />

Behandlung sowie Rückschlüsse auf die Sprachverar<strong>bei</strong>tung werden diskutiert.<br />

Schlüsselwörter: <strong>Sprechapraxie</strong>, modellorientierte <strong>Therapie</strong>, phonetische Störung,<br />

empirische Einzelfallstudie, Computertraining, materialbasierte Intervention, Sonoranz<br />

Model-based treatment of apraxia of speech:<br />

A material-based therapy approach<br />

Abstract: In the current study we present a theory-driven, impairment-specific, material-based<br />

remediation program for apraxia of speech. Based on the serial model of nor-<br />

1 Der Text ist <strong>ein</strong>e überar<strong>bei</strong>tete Version <strong>ein</strong>es Vortrags, gehalten auf dem 38. Jahreskongress<br />

des Deutschen Bundesverbands für Logopädie e.V. (dbl) im Juni 2009 in Mainz. Die Entwicklung<br />

des <strong>Therapie</strong>verfahrens und die empirische Überprüfung wurden von der Deutschen Forschungsgem<strong>ein</strong>schaft<br />

gefördert (HU 292/7-1).<br />

Aphasie und verwandte Gebiete 1 /2010 47


48<br />

ORIGINALBEITRAG – ARTICLE<br />

mal speech production from Levelt, Roelofs and Meyer (1999) apraxia of speech can<br />

be defined as a phonetic encoding impairment. The goal of our study was the detection<br />

of a material-based method according to the underlying deficit. The material was<br />

systematically varied for phonetic complexity measured by sonority. We report two<br />

patients with moderate apraxia of speech. In treatment outcome we could demonstrate<br />

the theoretically assumed effects. Conclusions for the therapy of phonetic disorders<br />

as well as theoretical aspects of phonetic processing are discussed.<br />

Keywords: apraxia of speech (AOS), model-based treatment, phonetic disorder, singlecase<br />

study, computer-based therapy, material-based therapy approach, sonority<br />

Résumé<br />

Dans cette étude, nous présentons un programme thérapeutique de l’apraxie de la<br />

parole fondé sur un modèle théorique et un matériel spécifique. Selon le modèle sériel<br />

de production du langage de Levelt, Roelofs et Meyer (1999), l’apraxie de la parole<br />

peut être définie comme un trouble de l’encodage phonétique. L’objectif de notre<br />

étude est de développer une méthode de traitement permettant de détecter les mécanismes<br />

pathologiques sous-jacents. Le matériel utilisé lors de la thérapie est systématiquement<br />

contrôlé au niveau de la complexité phonétique des items à l’aide de la<br />

théorie de la sonorité. A l’issue du traitement de deux patients présentant une apraxie<br />

de la parole modérée, nous avons pu démontrer les effets attendus sur le plan théorique.<br />

Les conclusions relatives aux troubles phonétiques et aux aspects théoriques<br />

des processus de traitement phonétique sont discutées.<br />

Mots-clés: apraxie de la parole (ADP), modèle de traitement, trouble phonétique,<br />

étude de cas unique, thérapie informatisée, sonorité.<br />

1. Einleitung<br />

Die <strong>Sprechapraxie</strong>, welche mit segmentalen<br />

Fehlern wie phonetischen<br />

Entstellungen, Fehlern im Sprechverhalten<br />

wie artikulatorischen Suchbewegungen<br />

sowie suprasegmentalen<br />

Be<strong>ein</strong>trächtigungen wie z.B. silbischem<br />

Sprechen <strong>ein</strong>hergeht (siehe<br />

Odell, McNeil, Rosenbek & Hunter,<br />

1990; Ziegler, 1991), wird als zentrale<br />

Störung der Programmierung von<br />

Sprechbewegungen definiert (Darley,<br />

Aronson & Brown, 1975). Auf der<br />

Grundlage von Theorien zur Sprachverar<strong>bei</strong>tung<br />

können ausgehend von<br />

der Symptomatik der <strong>Sprechapraxie</strong><br />

die Lokalisation der zugrunde liegenden<br />

Störungsquelle sowie die Spezifizierung<br />

entsprechender Einflussfaktoren<br />

erfolgen, was die Entwicklung<br />

<strong>ein</strong>es spezifischen Behandlungsansatzes<br />

bzw. entsprechenden <strong>Therapie</strong>materials<br />

erlaubt (vgl. auch Kognitiver<br />

Ansatz, De Bleser & Cholewa, 2003).<br />

Das Modell von Levelt und Mitar<strong>bei</strong>tern<br />

(1999; auch Levelt, 2001) bietet<br />

<strong>ein</strong>e ausführliche Darstellung der<br />

Aphasie und verwandte Gebiete 1/2010


phonetischen Enkodierungsebene<br />

(siehe auch Aichert & Ziegler, 2008;<br />

Ogar, Slama, Dronkers, Amici & Gorno-Tempini,<br />

2005), auf der die<br />

<strong>Sprechapraxie</strong> verortet wird (Croot,<br />

2002), und die Möglichkeit <strong>ein</strong>er differenzierten<br />

Abbildung verschiedener<br />

Einflussfaktoren. In dem Modell<br />

erfolgt innerhalb der Wortformverar<strong>bei</strong>tung,<br />

welche sich an die semantisch-syntaktische<br />

Verar<strong>bei</strong>tung anschliesst,<br />

zunächst auf lexikalischphonologischer<br />

Ebene und auf<br />

postlexikalisch-phonologischer Ebene<br />

die morpho-phonologische Enkodierung,<br />

deren Ergebnis <strong>ein</strong>e abstrakte<br />

silbifizierte Repräsentation von<br />

Phonemen darstellt. Auf der folgenden<br />

Ebene der phonetischen Enkodierung<br />

gilt die Silbe als zentrale Einheit<br />

(zur Bedeutung der Silbe siehe<br />

auch Lindblom, 1983; MacNeilage,<br />

1998). Sie fungiert als Adresse für<br />

sprechmotorische Silbenpläne. Die<br />

Autoren nehmen an, dass die Silbenpläne<br />

für hochfrequente Silben in<br />

<strong>ein</strong>em mentalen Silbenspeicher abgelegt<br />

sind. Diese Annahme wird durch<br />

den Silbenfrequenzeffekt gestützt,<br />

den Levelt und Wheeldon (1994) in<br />

Experimenten mit gesunden Sprechern<br />

nachweisen konnten. Phonetische<br />

Pläne für niedrigfrequente oder<br />

unbekannte Silben müssen nach der<br />

Modellvorstellung <strong>ein</strong>zelheitlich oder<br />

subsilbisch programmiert werden.<br />

Hier nehmen die Autoren an, dass die<br />

Struktur der Silben von Einfluss ist.<br />

ORIGINALBEITRAG – ARTICLE<br />

Denn das <strong>ein</strong>zelheitliche Generieren<br />

der artikulatorischen Gesten gilt als<br />

aufwändiger Prozess, da <strong>ein</strong>e grössere<br />

Anzahl von Gesten für kl<strong>ein</strong>ere<br />

Einheiten wie z.B. Segmente programmiert<br />

und verkettet werden<br />

müssen. Koartikulatorische Prozesse<br />

müssen dann zudem spezifisch geplant<br />

werden.<br />

Bei Patienten mit <strong>Sprechapraxie</strong> zeigen<br />

sich sowohl Silbenfrequenzeffekte<br />

als auch Silbenstruktur-/Silbenkomplexitätseffekte<br />

(vgl. Aichert & Ziegler,<br />

2004; Edmonds & Marquardt, 2004;<br />

Staiger & Ziegler, 2008). Dies deutet<br />

darauf hin, dass auch <strong>bei</strong> phonetischen<br />

Enkodierungsstörungen <strong>ein</strong><br />

Zugriff auf automatisierte Silbenpläne<br />

möglich ist, die Silbenpläne aber zum<br />

Teil zerstört sind. Weiterhin weisen<br />

die Silbenstruktureffekte darauf hin,<br />

dass das subsilbische Generieren<br />

motorischer Programme innerhalb des<br />

gestörten Systems be<strong>ein</strong>trächtigt ist<br />

(siehe hierzu auch Ziegler, Thelen,<br />

Staiger & Liepold, 2008). Jedoch<br />

herrscht <strong>ein</strong>e Kontroverse hinsichtlich<br />

der genauen Definition der Silbenkomplexität<br />

(vgl. Maas, Barlow, Robin &<br />

Shapiro, 2002; Ziegler & Jaeger, 1993).<br />

Levelt und Wheeldon (1994) schlagen<br />

als Mass die Sonoranz vor (vgl. Clements,<br />

1990).<br />

Die Sonoranztheorie versucht, die<br />

präferierte Segmentfolge in Silben zu<br />

klären. Gemäss der Theorie von<br />

Clements (1990) besteht für die<br />

Lautklassen <strong>ein</strong>er Sprache <strong>ein</strong>e<br />

Aphasie und verwandte Gebiete 1 /2010 49


50<br />

ORIGINALBEITRAG – ARTICLE<br />

Sonoranzrangfolge von geringer (Obstruent<br />

2 ) zu höchster Sonoranz (Vokal).<br />

Eine optimale Silbe ist dergestalt definiert,<br />

dass sie <strong>ein</strong>en maximalen Sonoranzanstieg<br />

im Silbenonset und <strong>ein</strong>en<br />

minimalen Sonoranzabfall im Silbenauslaut<br />

aufweist (z.B. «ta» mit <strong>ein</strong>em<br />

maximalen Sonoranzanstieg vom Obstruenten<br />

/t/ zum Vokal /a/ sowie k<strong>ein</strong>em<br />

Sonoranzabfall nach dem Vokal).<br />

Die optimale Silbe stellt laut Clements<br />

auch die geringste Anforderung an die<br />

sprechmotorische Enkodierung. Besonders<br />

leichte <strong>ein</strong>silbige Wörter zur<br />

Veranschaulichung sind <strong>bei</strong>spielsweise<br />

«Tau» oder «Ball», während Wörter<br />

wie «Sprint» oder «Pfalz» als äusserst<br />

komplex <strong>ein</strong>zustufen sind. Für das<br />

Deutsche konnten Stenneken, Bastiaanse,<br />

Huber und Jacobs (2005) zeigen,<br />

dass nach der Sonoranztheorie<br />

<strong>ein</strong>fache Silben auch am häufigsten<br />

gebraucht werden. Ausgehend von<br />

der optimalen Silbe können alle anderen<br />

Silben <strong>ein</strong>er Sprache in <strong>ein</strong>e Komplexitätshierarchie<br />

gebracht werden.<br />

In <strong>ein</strong>er empirischen Studie konnten<br />

Romani und Calbrese (1998) zeigen,<br />

dass sprechapraktische Fehler auf der<br />

Basis der Sonoranztheorie erklärt werden<br />

können (siehe auch Bastiaanse,<br />

Gilbers & van der Linde, 1994).<br />

Zusammengefasst kann konstatiert<br />

werden, dass sich die theoretischen<br />

Annahmen zur <strong>Sprechapraxie</strong> etabliert<br />

haben, und der Einfluss der Parameter<br />

Silbenkomplexität und Silbenfrequenz<br />

ausreichend dokumentiert ist. Für den<br />

Einfluss der sonoranzbasierten Silbenkomplexität<br />

auf sprechapraktische<br />

Fehlermuster liegen ebenfalls erste<br />

Belege vor. Weder in der deutschsprachigen<br />

noch in der internationalen<br />

Literatur gibt es <strong>Therapie</strong>studien, in<br />

denen <strong>ein</strong> sonoranzbasiertes Behandlungsmaterial<br />

<strong>ein</strong>gesetzt wurde.<br />

Die vorliegende Studie zielte darauf<br />

ab, <strong>ein</strong>en umfassenden, defizitorientierten<br />

<strong>Therapie</strong>ansatz zur Behandlung<br />

der unterschiedlichen Störungen<br />

innerhalb der Wortformverar<strong>bei</strong>tung<br />

zu entwickeln. Durch die differenziellen<br />

Eigenschaften des <strong>Therapie</strong>materials<br />

sollten die verschiedenen Störungsebenen,lexikalisch-phonologisch,<br />

postlexikalisch-phonologisch<br />

und phonetisch, gezielt stimuliert<br />

werden. Für zwei Patienten mit postlexikalisch-phonologischenStörungen<br />

konnte die Wirksamkeit der<br />

Ar<strong>bei</strong>t mit störungsspezifisch konstruiertem<br />

Material bereits gezeigt<br />

werden (Corsten, Mende, Cholewa &<br />

Huber, 2004; 2007). Zur spezifischen<br />

2 Es ist zu beachten, dass in der grossen Gruppe der Obstruenten von <strong>ein</strong>igen Autoren noch<br />

Unterscheidungen getroffen werden. Zumindest zwischen Plosiven und Frikativen kann unterschieden<br />

werden, Plosive sind weniger sonor als Frikative (vgl. Berg, 1989, Wiese, 1988). Wir schliessen uns<br />

dieser Auffassung an. Die Unterscheidung in stimmhafte und stimmlose Obstruenten, die unterschiedlich<br />

diskutiert wird (Dogil, 1989; Ramers, & Vater, 1995) wurde von uns ebenfalls berücksichtigt. Für<br />

<strong>ein</strong>e kritische Diskussion der besonderen Rolle von Frikativen siehe Vennemann (1988).<br />

Aphasie und verwandte Gebiete 1/2010


Behandlung der <strong>Sprechapraxie</strong> wurde<br />

Material entwickelt, das systematisch<br />

nach Sonoranzkriterien zusammengestellt<br />

wurde. Damit wurde versucht,<br />

dem zugrunde liegenden<br />

Störungsmechanismus der <strong>Sprechapraxie</strong><br />

gerecht zu werden. Nachfolgend<br />

wird von zwei Patienten mit<br />

mittelgradiger <strong>Sprechapraxie</strong> berichtet.<br />

Entsprechend dem defizitorientierten<br />

Ansatz wurde angenommen,<br />

dass Material, welches die be<strong>ein</strong>trächtigte<br />

Verar<strong>bei</strong>tungsebene spezifi<br />

sch stimuliert, den grössten <strong>Therapie</strong>gewinn<br />

bewirkt (vgl. Knollman-<br />

Porter, 2008).<br />

2. Methode<br />

2.1. Patienten<br />

Die <strong>bei</strong>den Patienten nahmen während<br />

<strong>ein</strong>es siebenwöchigen Aufenthaltes<br />

auf der Neuropsychologischen <strong>Therapie</strong>station<br />

des Universitätsklinikums<br />

der RWTH Aachen an unserer <strong>Therapie</strong>studie<br />

teil. Es wurde sichergestellt,<br />

dass die Patienten in ihrer Standardtherapie<br />

auf der Station k<strong>ein</strong>erlei<br />

sprechapraktisches Training erhielten.<br />

Die Patientin BH war zum Zeitpunkt<br />

der Studie 50 Jahre alt. Die rechtshändige<br />

Frau hatte 37 Monate vor Beginn<br />

der Studie <strong>ein</strong>en linkshemisphärischen<br />

Mediateilinfarkt in der fronto-temporalen<br />

Region erlitten. Mit dem Aachener<br />

Aphasie Test (AAT, Huber, Poeck,<br />

ORIGINALBEITRAG – ARTICLE<br />

Weniger & Willmes, 1983) wurde <strong>ein</strong>e<br />

minimale bis leichte Aphasie diagnostiziert.<br />

Die nicht-flüssige Spontansprache<br />

war gekennzeichnet von artikulatorischem<br />

Suchverhalten, phonetischen<br />

Entstellungen sowie <strong>ein</strong>er<br />

mühevollen, dysprosodischen und teilweise<br />

skandierten Sprechweise. Die<br />

Leistung im Nachsprechen (Prozentrang<br />

[PR] 71) lag deutlich unter den<br />

Leistungen in allen anderen Untertests<br />

(Token Test, PR 99, Schriftsprache<br />

PR 91, Benennen, PR 97, Sprachverständnis,<br />

PR 98). Zur Diagnose der<br />

<strong>Sprechapraxie</strong> wurde <strong>ein</strong> im Projekt<br />

entwickeltes Benennscreening, bestehend<br />

aus 40 Bildern (Snodgrass &<br />

Vanderwart, 1980), <strong>ein</strong>gesetzt. Die Stimuli<br />

umfassten <strong>ein</strong>- bis viersilbige<br />

Wörter mit unterschiedlicher Silbenstruktur<br />

(CV, VC, CVC; Cluster), was<br />

zur Diagnostik und Bestimmung des<br />

Schweregrads der <strong>Sprechapraxie</strong> ausreichend<br />

ersch<strong>ein</strong>t (Ziegler et al.,<br />

2008). Bei der qualitativen Analyse<br />

machten phonetische Entstellungen,<br />

artikulatorisches Suchverhalten, Pausen,<br />

Iterationen und Initiierungstörungen<br />

mehr als 70% der Fehler aus, was<br />

die Diagnose <strong>ein</strong>er phonetischen Störung<br />

festigte. Schliesslich wurde noch<br />

<strong>ein</strong>e leichte bukkofaziale Apraxie diagnostiziert<br />

(drei fehlerhafte Reaktionen<br />

<strong>bei</strong> zehn imitatorischen Aufgaben, vgl.<br />

Kerschenst<strong>ein</strong>er & Poeck, 1974). Eine<br />

Dysarthrie bestand nicht. In der neuropsychologischen<br />

Untersuchung wurde<br />

<strong>ein</strong>e mittelgradige Be<strong>ein</strong>trächtigung<br />

Aphasie und verwandte Gebiete 1 /2010 51


52<br />

ORIGINALBEITRAG – ARTICLE<br />

des auditiv-verbalen Kurzzeitgedächtnisses<br />

festgestellt (Zahlenmerkspanne<br />

vorwärts von drei Items; WMS-R, Härting<br />

et al., 2000).<br />

Der rechtshändige Patient ES war zu<br />

Beginn der Studie 60 Jahre alt. 13 Monate<br />

zuvor hatte er <strong>ein</strong>en linkshemisphärischen<br />

fronto-temporalen Hirninsult<br />

erlitten. Es bestanden <strong>ein</strong>e<br />

leichte nicht-klassifizierbare Aphasie<br />

(AAT-Untersuchung, Huber et al., 1983)<br />

sowie <strong>ein</strong>e mittelgradige <strong>Sprechapraxie</strong>.<br />

In der nicht-flüssigen Spontansprache<br />

fi elen insbesondere phonetische<br />

Entstellungen, artikulatorisches<br />

Suchverhalten sowie phonematische<br />

Paraphasien auf. Es lagen weder <strong>ein</strong>e<br />

Dysarthrie noch <strong>ein</strong>e bukkofaziale<br />

Apraxie vor. In den AAT-Untertests<br />

Alter<br />

Geschlecht<br />

Ätiologie<br />

Zeit post-onset (in Mt.)<br />

Anzahl phonetische<br />

Fehler im BEN 1<br />

Zahlenmerkspanne<br />

vorwärts 2<br />

Aphasie Syndrom 3<br />

waren die Leistungen im Nachsprechen<br />

(PR 81) niedriger als die Leistungen<br />

in den anderen Untertests (Token<br />

Test, PR 95, Schriftsprache PR 91, Benennen,<br />

PR 89, Sprachverständnis,<br />

PR 85). Bei der qualitativen Auswertung<br />

des eigens entwickelten Benennscreenings<br />

konnten über 70% als für<br />

die <strong>Sprechapraxie</strong> charakteristische<br />

Fehler klassifiziert werden. Mit <strong>ein</strong>er<br />

Zahlenmerkspanne vorwärts von vier<br />

Items lag auch <strong>bei</strong> ES <strong>ein</strong>e Einschränkung<br />

des auditiv-verbalen Kurzzeitgedächtnisses<br />

vor (WMS-R, Härting et<br />

al., 2000). Insgesamt stand <strong>bei</strong> <strong>bei</strong>den<br />

Patienten <strong>bei</strong> minimalen bis leichten<br />

Aphasien die sprechapraktische Störung<br />

im Vordergrund. Tabelle 1 fasst<br />

die Ergebnisse zusammen.<br />

BH ES<br />

50<br />

w<br />

ischämischer Insult<br />

(fronto-temporal, li.)<br />

37<br />

76%<br />

3<br />

leichte Broca-Aphasie<br />

Tabelle 1: Patientenbeschreibung<br />

1 Benennscreening, eigens entwickelt, basierend auf 40 Bildern<br />

(Snodgrass & Vanderwart, 1980)<br />

2 Deutsche Version der Wechsler Memory Scale – revised<br />

(WMS-, Härting et al. [Eds.], 2000)<br />

3 AAT (Huber et al., 1983)<br />

60<br />

m<br />

ischämischer Insult<br />

(fronto-temporal, li.)<br />

13<br />

72%<br />

4<br />

leichte nicht-klassifizierbare<br />

Aphasie<br />

Aphasie und verwandte Gebiete 1/2010


2.2. Material<br />

Insgesamt umfasste das Material 384<br />

Wörter und 288 Nichtwörter, die jeweils<br />

zu vieren in Minimalpaarketten<br />

zusammengefasst wurden. Bei den<br />

Wörtern handelte es sich um monomorphematische,<br />

<strong>ein</strong>silbige Nomina.<br />

So sollten zum <strong>ein</strong>en Wortarteneffekte<br />

sowie morphologische Einflüsse <strong>bei</strong><br />

der Bear<strong>bei</strong>tung der Stimuli ausgeschlossen<br />

werden, und andererseits<br />

sollte die exponierte Stellung der Silbe<br />

in der Sprachverar<strong>bei</strong>tung berücksich-<br />

Bedingung<br />

(n=24x4)<br />

Parameter<br />

Sonoranzbasierte<br />

Komplexität 1<br />

Silbenfrequenz 2<br />

Beispiele<br />

1 Wörter ohne<br />

Ähnlichkeit<br />

.32<br />

(.16)<br />

1038.69<br />

(2863.83)<br />

Punkt<br />

Brett<br />

Tanz<br />

Geld<br />

2 Wörter mit Onset-<br />

Kontrasten<br />

.34<br />

(.13)<br />

1855.99<br />

(10541.62)<br />

Grad<br />

Draht<br />

Rad<br />

Krad<br />

3 Nichtwörter mit<br />

Onset-Kontrasten<br />

.34<br />

(.14)<br />

177.27<br />

(1263.41)<br />

Plee<br />

Pree<br />

Mee<br />

Schwee<br />

ORIGINALBEITRAG – ARTICLE<br />

tigt werden. Des Weiteren konnten so<br />

die zu variierenden linguistischen Parameter<br />

konsequent kontrolliert werden.<br />

Die Nichtwörter waren ebenfalls <strong>ein</strong>silbig<br />

und entsprachen der Phonotaktik<br />

des Deutschen. Die Minimalpaarketten<br />

wurden auf sieben Bedingungen mit<br />

jeweils 24 Ketten verteilt. In Tabelle 2<br />

werden die Materialbedingungen sowie<br />

die Kontrollparameter dargestellt.<br />

Die sieben Bedingungen wurden jeweils<br />

über alle Items hinsichtlich der<br />

sonoranzbasierten Komplexität und der<br />

Silbenfrequenz kontrolliert.<br />

4 Wörter mit Coda-<br />

Kontrasten<br />

.27<br />

(.08)<br />

940.11<br />

(2990.54)<br />

Riff<br />

Ritt<br />

Riss<br />

Rist<br />

5 Nichtwörter mit<br />

Coda-Kontrasten<br />

.26<br />

(.11)<br />

6 Items mit steigender<br />

Komplexität<br />

7 Items mit<br />

gleicher Komplexität<br />

Aphasie und verwandte Gebiete 1 /2010 53<br />

31.3<br />

(144.33)<br />

Futt<br />

Furf<br />

Fuls<br />

Fursch<br />

.34<br />

(.17)<br />

215.08<br />

(627.8)<br />

Heet<br />

Leet<br />

Pleet<br />

Pfreet<br />

.26<br />

(.12)<br />

540.46<br />

(1524.58)<br />

Hohr<br />

Wohr<br />

Johr<br />

Schohr<br />

Tabelle 2: Materialbedingungen: Struktur, Kontrollparameter, Beispiele<br />

Komplexität und Silbenfrequenz sind als Mittelwerte (SD) jeder Bedingung angegeben<br />

1 Komplexität: Sonoritätsquotienten für jedes Item, wo<strong>bei</strong> 1.00 die grösstmögliche<br />

Komplexität anzeigt (vgl. Clements, 1990)<br />

2 Silbenfrequenz: basiert auf 10.819 types und 9.062.607 tokens aus der CELEX Datenbank<br />

(Niels Schiller, persönliche Kommunikation; Schiller, Meyer, Baayen & Levelt, 1996;<br />

Baayen, Piepenbrock & Gulikers, 1995)


54<br />

ORIGINALBEITRAG – ARTICLE<br />

Das Material wurde so konstruiert,<br />

dass damit die verschiedenen Ebenen<br />

der Wortformverar<strong>bei</strong>tung angesprochen<br />

werden können, nämlich die lexikalisch-phonologische,<br />

die postlexikalisch-phonologische<br />

und die phonetische<br />

Verar<strong>bei</strong>tung. Ausser der<br />

Kontrollbedingung <strong>bei</strong>nhalteten alle<br />

Bedingungen Items mit phonologischer<br />

Ähnlichkeit. Das Gegenüberstellen<br />

verschiedener Materialbedingungen<br />

erlaubte es, den Einfluss der verschiedenen<br />

Variablen zu bestimmen.<br />

So konnte der Einfluss der für die lexikalische<br />

und die postlexikalische Ebene<br />

entscheidenden Parameter Lexikalität<br />

und phonologische Ähnlichkeit<br />

(Kontrastposition) durch den Vergleich<br />

von Wörtern (Bedingungen 2 & 4) mit<br />

Nichtwörtern (Bedingungen 3 & 5)<br />

bzw. von Onset-Kontrasten (Bedingungen<br />

2 & 3) mit Coda-Kontrasten<br />

(Bedingungen 4 & 5) bestimmt werden<br />

(siehe hierzu Corsten et al.,<br />

2004).<br />

Zur Behandlung der <strong>Sprechapraxie</strong><br />

wurden die Bedingungen 6 und 7 mit<br />

sonoranzkontrolliertem Material (jeweils<br />

zur Hälfte Wörter und zur Hälfte<br />

Nichtwörter 3 ) konstruiert. Basierend<br />

auf der Sonoranztheorie nach Clements<br />

(1990) wurde die Komplexität<br />

des Silbenonset und der Silbencoda<br />

bestimmt. Davon ausgehend wurde<br />

die Komplexität des kompletten Items<br />

ermittelt. In Abhängigkeit von der<br />

Komplexität wurden Ränge verteilt,<br />

wo<strong>bei</strong> mit zunehmender Komplexität<br />

<strong>ein</strong> höherer Rangplatz vergeben wurde.<br />

Items, hier Nichtwörter, angeordnet<br />

nach ansteigender Komplexität,<br />

zeigt die Beispielkette aus Bedingung<br />

6 in Tabelle 2.<br />

Bedingung 6 <strong>bei</strong>nhaltete nämlich<br />

Items mit systematisch ansteigender<br />

Komplexität innerhalb <strong>ein</strong>er Itemkette.<br />

In entsprechender Abfolge wurden<br />

die Items auch präsentiert. Da<strong>bei</strong> sollte<br />

der Komplexitätsrang von Stimulus<br />

zu Stimulus jeweils um mindestens<br />

drei Ränge zunehmen. In Bedingung 7<br />

hingegen bewegte sich die Komplexität<br />

in jeder Minimalpaarkette jeweils<br />

auf <strong>ein</strong>em Plateau. Der Abstand zwischen<br />

dem leichtesten und dem<br />

schwierigsten Item sollte hier maximal<br />

zwei Ränge betragen. In den vier<br />

weiteren Bedingungen mit phonologisch<br />

ähnlichen Items (Bedingung<br />

2–5) war die Variation der Komplexität<br />

innerhalb der Minimalpaarketten unspezifisch,<br />

d.h. der Kontrast zwischen<br />

den Items betrug jeweils maximal<br />

zwei Komplexitätsränge. Zudem<br />

machte der Unterschied zwischen<br />

dem leichtesten und dem schwierigs-<br />

3 Modelltheoretisch sollte die Lexikalität k<strong>ein</strong>en Einfluss auf die phonetische Enkodierung haben,<br />

jedoch kann <strong>ein</strong> indirekter Einfluss vermutet werden, was mit der höheren Frequenz von Silben, die<br />

Wörter bilden, gegenüber Silben, welche Nichtwörter darstellen, erklärt werden kann. Der Zugriff<br />

auf diese hochautomatisierten Pläne sollte <strong>ein</strong>e geringere Anforderung bedeuten als der Zugriff auf<br />

niedrigfrequente Muster (siehe Staiger & Ziegler, 2008; Ziegler et al., 2008).<br />

Aphasie und verwandte Gebiete 1/2010


ten Item innerhalb <strong>ein</strong>er Itemkette<br />

nicht mehr als sechs Ränge aus. Die<br />

Items wurden hinsichtlich der Komplexität<br />

nicht in steigender Abfolge<br />

präsentiert.<br />

2.3. Erwartungen<br />

Aufgrund der theoretischen Ausführungen<br />

und der empirischen Befunde<br />

wurde erwartet, dass der Einsatz sonoranzkontrollierten<br />

Materials in der<br />

Behandlung phonetischer Enkodierungsstörungen<br />

zu Leistungsverbesserungen<br />

führt. Zudem wurde angenommen,<br />

dass der Einsatz von<br />

Material mit sonoritätsbasierter Komplexitätssteigerung<br />

der Ar<strong>bei</strong>t mit<br />

Behandlungsmaterial mit gleich bleibender<br />

Komplexität überlegen ist.<br />

Die Hierarchisierung des Materials hinsichtlich<br />

der Komplexität sollte <strong>ein</strong>en<br />

entscheidenden Faktor darstellen.<br />

Denn mit der systematischen Komplexitätssteigerung<br />

fand die in motorischen<br />

Lerntheorien beschriebene<br />

Wirksamkeit der Progression <strong>bei</strong><br />

sprechmotorischen Defiziten Eingang<br />

in die Materialkonzeption (vgl. auch<br />

«Metrischer Ansatz», Jaeger & Ziegler,<br />

1993; Ziegler & Jaeger, 1993).<br />

Ausgehend von der Grundidee des<br />

phonetischen Kontrastierens, das phonetische<br />

Enkodieren durch die Kontrastierung<br />

unterschiedlicher Artikulationsmuster<br />

zu be<strong>ein</strong>flussen (vgl.<br />

Wambaugh, 2002), sollte die Ar<strong>bei</strong>t<br />

mit zunehmend komplexeren Items –<br />

ORIGINALBEITRAG – ARTICLE<br />

also mit variierendem Komplexitätsmuster<br />

– <strong>ein</strong>e grössere Anforderung an<br />

die Sprechmotorik darstellen als die<br />

Bear<strong>bei</strong>tung von Stimuli mit geringerer<br />

Variabilität in der Komplexität. Somit<br />

sollte mittels entsprechend hierarchisierten<br />

Materials das subsilbische<br />

Generieren motorischer Programme,<br />

welches durch die Silbenkomplexität<br />

be<strong>ein</strong>flusst wird, angesprochen werden.<br />

2.4. Durchführung<br />

2.4.1. Methode<br />

Die <strong>Therapie</strong> wurde am Computer<br />

durchgeführt, damit <strong>ein</strong>e gleich bleibende<br />

Stimulation gewährleistet werden<br />

konnte. Zu Beginn <strong>ein</strong>er Aufgabe<br />

wurde den Patienten die Itemkette<br />

sowohl schriftlich als auch durch <strong>ein</strong>e<br />

Sprachausgabe vorgestellt. Jedes<br />

Item <strong>ein</strong>er Minimalpaarkette sollte<br />

mündlich reproduziert werden. Hier<strong>bei</strong><br />

konnten entweder die schriftliche<br />

oder mündliche Darbietung oder <strong>bei</strong>de<br />

genutzt werden. Es gab drei Aufgaben:<br />

(1) direkte und (2) verzögerte<br />

Reproduktion <strong>ein</strong>zelner Items, (3)<br />

Reproduktion von Itemsequenzen. Bei<br />

Fehlern wurden lediglich unspezifische<br />

Hilfen in Form von erneuter auditiver<br />

und visueller Stimulation angeboten,<br />

da ausschliesslich der Einfluss<br />

der Materialeigenschaften untersucht<br />

werden sollte. Die korrekte Reaktion<br />

sollte somit multimodal (schriftlich<br />

Aphasie und verwandte Gebiete 1 /2010 55


56<br />

ORIGINALBEITRAG – ARTICLE<br />

und Sprachausgabe) durch die in das<br />

Material integrierte phonetische Hierarchie<br />

elizitiert werden. Als Fehler<br />

wurden Nullreaktionen, phonetische<br />

und/oder phonologische Fehler sowie<br />

Abfolgefehler <strong>bei</strong> den Sequenzen gewertet.<br />

Der Hilfenverbrauch wurde<br />

zur Dokumentation des <strong>Therapie</strong>verlaufs<br />

protokolliert.<br />

Bei der direkten Reproduktion wurden<br />

zur Betonung des phonetischen Kontrastes<br />

jeweils alle vier Items schriftlich<br />

und per Sprachausgabe vorgegeben.<br />

Der zu reproduzierende Stimulus<br />

wurde zuletzt präsentiert und optisch<br />

hervorgehoben. Das Item wurde maximal<br />

acht Mal bis zum Erreichen <strong>ein</strong>er<br />

korrekten Wiedergabe vorgegeben.<br />

Die Aufgabe zur verzögerten Reproduktion<br />

diente der Stabilisierung der<br />

Reaktion und folgte unmittelbar auf<br />

die direkte Reproduktion <strong>ein</strong>es Items.<br />

Das Ziel-Item sollte ohne weitere Stimulation<br />

wiederholt werden. Bei fehlerhafter<br />

Produktion erfolgte lediglich<br />

<strong>ein</strong>e weitere Stimulation. In dieser<br />

Weise wurden alle vier Items <strong>ein</strong>er<br />

Kette abgear<strong>bei</strong>tet.<br />

Bei der anschliessenden Reproduktion<br />

von Itemsequenzen sollten, wiederum<br />

multimodal dargeboten, zwei, drei und<br />

schliesslich vier Items <strong>ein</strong>er Kette in<br />

korrekter Abfolge reproduziert werden.<br />

Dies sollte <strong>ein</strong>e Schwierigkeitssteige-<br />

rung darstellen. Untersuchungen weisen<br />

darauf hin, dass aufgrund der<br />

engen Verknüpfung von phonetischem<br />

Enkodieren und Ar<strong>bei</strong>tsgedächtnisleistung<br />

als sekundäre Folge der <strong>Sprechapraxie</strong><br />

das kurzzeitige Behalten auditivverbaler<br />

Informationen <strong>ein</strong>geschränkt<br />

s<strong>ein</strong> kann (siehe Waters, Rochon & Caplan,<br />

1992). Als Hilfe wurde lediglich<br />

<strong>ein</strong>e Wiederholung der jeweiligen Sequenz<br />

angeboten. Führte dies nicht<br />

zum Erfolg, wurde zu <strong>ein</strong>er neuen Itemkette<br />

übergegangen, wieder beginnend<br />

mit der direkten Reproduktion<br />

<strong>ein</strong>zelner Items.<br />

2.4.2. Experimentelles Design<br />

Der experimentelle Aufbau bestand<br />

aus <strong>ein</strong>em Multiple Baseline Design<br />

mit <strong>ein</strong>er <strong>Therapie</strong>phase, die im «alternating<br />

treatments design» (Frattali,<br />

1997, McReynolds & Kearns 1983)<br />

durchgeführt wurde. Die <strong>Therapie</strong>phase<br />

umfasste 21 Tage (siehe Tabelle 3).<br />

Täglich fanden zwei <strong>Therapie</strong>sitzungen<br />

à 30 Minuten statt, in denen jeweils<br />

zwei Materialbedingungen je 15<br />

Minuten trainiert wurden. In jeder Sitzung<br />

wurden pro Bedingung zwei<br />

Itemketten trainiert, so dass in <strong>ein</strong>er<br />

Sitzung insgesamt vier Itemketten geübt<br />

wurden. Demzufolge wurde jede<br />

Bedingung zwölf Mal berücksichtigt.<br />

Baseline <strong>Therapie</strong>phase therapiefrei Follow-up<br />

K1 K2 K3 <strong>Therapie</strong> K4 <strong>Therapie</strong> K5 <strong>Therapie</strong> K6 5 Monate K7<br />

Tabelle 3: Experimentelles Design der Studie, K=Kontrolltests<br />

Aphasie und verwandte Gebiete 1/2010


Zur Dokumentation des <strong>Therapie</strong>verlaufs<br />

wurden Kontrolltests erstellt.<br />

Mittels dieser Tests wurde zu Beginn<br />

der Behandlung an drei auf<strong>ein</strong>ander<br />

folgenden Tagen die Ausgangsleistung<br />

der Patienten erfasst. Während<br />

der <strong>Therapie</strong> wurden die Kontrolltests<br />

jeweils nach 14 Sitzungen, also drei<br />

Mal nach je sieben <strong>Therapie</strong>tagen,<br />

abgenommen. Nach drei Monaten<br />

erfolgte <strong>ein</strong>e Follow-up Untersuchung.<br />

2.4.3 Kontrolltests<br />

Es wurden vier Kontrolltests entwickelt,<br />

zwei zum Nachsprechen und zwei zum<br />

lauten Lesen von jeweils Realwörtern<br />

und Nichtwörtern. Wie in der <strong>Therapie</strong><br />

wurden <strong>ein</strong>silbige, monomorphematische<br />

Items <strong>ein</strong>gesetzt. Die Nomina<br />

<strong>bei</strong>m Lesen waren hinsichtlich der Graphem-Phonem-Korrespondenz<br />

alle regelmässig.<br />

Jeder Kontrolltest enthielt<br />

80 Items, wovon jeweils die Hälfte als<br />

<strong>Therapie</strong>-Items verwendet wurde. Da<strong>bei</strong><br />

verteilten sich die Items so, dass<br />

jede Materialbedingung 20 bis 26 Kontrolltest-Items<br />

enthielt (21–27%). Das<br />

<strong>Therapie</strong>material und die Items der Kontrolltests<br />

wurden hinsichtlich der Variablen<br />

phonetische Komplexität und Silbenfrequenz<br />

parallelisiert (Mann-Whitney<br />

U-Test, zweiseitig, p = .249, p =<br />

.915). Alle Reaktionen wurden mit <strong>ein</strong>em<br />

von uns entwickelten, mehrstufigen<br />

phonologischen und phonetischen<br />

Leistungsscore bewertet. Da hier phonetische<br />

Enkodierungsstörungen im<br />

ORIGINALBEITRAG – ARTICLE<br />

Mittelpunkt stehen, berichten wir lediglich<br />

vom phonetischen Score (siehe Appendix<br />

A). Das Mass an Beurteilerüber<strong>ein</strong>stimmung<br />

wurde für BH systematisch<br />

für alle Kontrolltestzeitpunkte und<br />

in allen Kontrolltests ermittelt. 25% der<br />

Reaktionen wurden von zwei der Autoren<br />

unabhängig bewertet. Wir fanden<br />

<strong>ein</strong>e ausreichend hohe Über<strong>ein</strong>stimmung<br />

(Kappa-Koeffizienten zwischen<br />

0.884 und 0.899). Aufgrund dieses Ergebnisses<br />

wurde <strong>bei</strong> ES auf dieses Vorgehen<br />

verzichtet.<br />

3. Ergebnisse<br />

Entsprechend der Erwartung verbesserten<br />

sich <strong>bei</strong>de Patienten in der<br />

Bedingung mit zunehmender sonoranzbasierter<br />

Komplexität. In Tabelle 4 werden<br />

für <strong>bei</strong>de Patienten für alle drei Aufgaben<br />

in jeder <strong>Therapie</strong>bedingung die<br />

jeweiligen Trends angegeben. Den Abbildungen<br />

1 und 2 können die Kontrolltestergebnisse<br />

entnommen werden.<br />

3.1. BH<br />

BH zeigte lediglich in der Bedingung 6<br />

mit den Items mit steigender sonoranzbasierter<br />

Komplexität <strong>bei</strong> der direkten<br />

Reproduktion sowie der verzögerten<br />

Reproduktion <strong>ein</strong>en signifikanten<br />

linearen Trend (<strong>ein</strong>faktorielle ANOVA,<br />

p = .033 sowie p = .030). Für das Reproduzieren<br />

von Sequenzen konnte<br />

k<strong>ein</strong>e Verbesserung festgestellt werden.<br />

Aphasie und verwandte Gebiete 1 /2010 57


58<br />

ORIGINALBEITRAG – ARTICLE<br />

Aufgabe<br />

Bedingung<br />

Direkte<br />

Reproduktion 1<br />

Verzögerte<br />

Reproduktion 1<br />

Reproduktion<br />

Sequenzen 2<br />

Direkte<br />

Reproduktion 1<br />

Verzögerte<br />

Reproduktion 1<br />

Reproduktion<br />

Sequenzen 2<br />

1 Wörter ohne<br />

Ähnlichkeit<br />

p = .406<br />

p = .333<br />

p = .281<br />

p = .414<br />

p = .453<br />

p = .477<br />

2 Wörter mit Onset-<br />

Kontrasten<br />

p = .369<br />

p = .229<br />

p = .155<br />

p = .191<br />

p = .113<br />

p = .020<br />

3 Nichtwörter mit<br />

Onset-Kontrasten<br />

Bei der Darstellung der Kontrolltestergebnisse<br />

wurden aufgrund vergleichbarer<br />

Leistungen die Daten für<br />

das Nachsprechen und das laute<br />

Lesen zusammengefasst. Wie in Abbildung<br />

1 ersichtlich, verbesserte BH<br />

sich signifikant in der phonetischen<br />

Verar<strong>bei</strong>tung von Nichtwörtern (Page<br />

Rang Test, p < .01).<br />

Die gesteigerte Leistung im phonetischen<br />

Score für Nichtwörter sank vom<br />

Ende der <strong>Therapie</strong> nach <strong>ein</strong>em drei-<br />

BH<br />

p = .169<br />

p = .361<br />

p = .040<br />

ES<br />

p = .411<br />

p = .349<br />

p = .238<br />

4 Wörter mit Coda-<br />

Kontrasten<br />

p = .372<br />

p = .334<br />

p = .235<br />

p = .021<br />

p = .013<br />

p = .119<br />

5 Nichtwörter mit<br />

Coda-Kontrasten<br />

Tabelle 4: Trendanalysen für die <strong>bei</strong>den Patienten<br />

1 <strong>ein</strong>faktorielle ANOVA, <strong>ein</strong>seitige Testung; 2 Regressionsanalyse<br />

p = .340<br />

p = .393<br />

p = .434<br />

p = .019<br />

p = .042<br />

p = .264<br />

6 Items mit steigender<br />

Komplexität<br />

p = .033<br />

p = .030<br />

p = .308<br />

p = .090<br />

p = .065<br />

p = .079<br />

7 Items mit<br />

gleicher Komplexität<br />

p = .129<br />

p = .386<br />

p = .201<br />

p = –.020<br />

p = –.031<br />

p = –.047<br />

monatigen therapiefreien Intervall zur<br />

Follow-up-Untersuchung hin signifikant<br />

ab (k<strong>ein</strong> Stabilitätseffekt, signifikanter<br />

Unterschied zwischen Kontrolltestzeitpunkt<br />

6 und 7, Wilcoxon Test,<br />

zweiseitig, p < .01).<br />

Zu k<strong>ein</strong>em Zeitpunkt der <strong>Therapie</strong>phase<br />

(K4 – 6) oder in der Follow-up-Untersuchung<br />

bestand <strong>bei</strong> den <strong>ein</strong>zelnen<br />

Tests <strong>ein</strong> Leistungsunterschied zwischen<br />

in der <strong>Therapie</strong> bear<strong>bei</strong>teten<br />

Items und ungeübten Stimuli (Mann-<br />

Aphasie und verwandte Gebiete 1/2010


ORIGINALBEITRAG – ARTICLE<br />

Abbildung 1: BH Kontrolltestleistung (zusammengefasst lautes Lesen und Nachsprechen)<br />

K=Kontrolltest, im phonetischen Score Nichtwörter signifikanter monotoner Trend, Page<br />

Rang Test, p < .01; signifikanter Unterschied zwischen K6 und K7, Wilcoxon Test,<br />

zweiseitig, p < .01<br />

Whitney U-Test, zweiseitig). Die beschriebenen<br />

Leistungszunahmen in<br />

den Kontrolltests betrafen also geübte<br />

und ungeübte Items gleichermassen.<br />

Demnach fand <strong>ein</strong>e Generalisierung<br />

auf ungeübte Items statt. Offenbar<br />

hat die r<strong>ein</strong>e Stimulationstherapie zu<br />

<strong>ein</strong>er Reorganisation von Verar<strong>bei</strong>tungsprozessen<br />

geführt, was sich<br />

in Generalisierungseffekten niederschlägt,<br />

und nicht im Erwerb <strong>ein</strong>zelner<br />

Items.<br />

3.2. ES<br />

ES konnte sich in allen Aufgaben in<br />

der Bedingung mit zunehmender so-<br />

noranzbasierter Komplexität verbessern<br />

(<strong>ein</strong>faktorielle ANOVA, p = .090,<br />

p = .065; Regressionsanalyse, p =<br />

.079). Entgegen unserer Erwartung<br />

führte jedoch auch die Ar<strong>bei</strong>t mit Wörtern<br />

mit Onset Kontrasten (Reproduzieren<br />

von Sequenzen, Regressionsanalyse,<br />

p = .020) sowie mit Coda<br />

Kontrasten (<strong>bei</strong>de Einzel-Itemaufgaben,<br />

<strong>ein</strong>faktorielle ANOVA, p = .021,<br />

p = .013) zu signifikanten positiven<br />

Trends.<br />

Wie <strong>bei</strong> BH ist für ES in der phonetischen<br />

Verar<strong>bei</strong>tung von Nichtwörtern<br />

<strong>ein</strong> signifikanter monotoner Trend<br />

festzustellen (Page Rang Test, p < .01,<br />

siehe Abbildung 2).<br />

Aphasie und verwandte Gebiete 1 /2010 59


60<br />

ORIGINALBEITRAG – ARTICLE<br />

Abbildung 2: ES Kontrolltestleistung (zusammengefasst lautes Lesen und Nachsprechen)<br />

K=Kontrolltest, im phonetischen Score Nichtwörter signifikanter monotoner Trend, Page Rang<br />

Test, p < .01; k<strong>ein</strong> signifikanter Unterschied zwischen K6 und K7, Wilcoxon Test, zweiseitig<br />

Die Effekte blieben auch nach <strong>ein</strong>em<br />

dreimonatigen Intervall ohne <strong>Therapie</strong><br />

stabil (Vergleich mittlere Baselineleistung<br />

Follow-up Ergebnis; Wilcoxon<br />

Test, zweiseitig). Weiterhin fand<br />

sich für die phonetische Verar<strong>bei</strong>tung<br />

von Wörtern <strong>ein</strong>e signifikante Leistungssteigerung<br />

vom mittleren Baselineergebnis<br />

hin zum Follow-up Resultat<br />

(p < .05). Hier wirkte die Intervention<br />

offenbar über das <strong>Therapie</strong>ende<br />

hinaus.<br />

Bei den gleichen Messungen, wie sie<br />

<strong>bei</strong> der Analyse von BHs Ergebnissen<br />

durchgeführt wurden, zeigten sich<br />

auch hier k<strong>ein</strong>erlei Leistungsunterschiede<br />

zwischen geübten und ungeübten<br />

Stimuli (Mann-Whitney U-Test,<br />

zweiseitig). Erwartungsgemäss konn-<br />

ten auch für ES Generalisierungseffekte<br />

konstatiert werden.<br />

Zusammengefasst profitierten <strong>bei</strong>de<br />

Patienten von der Ar<strong>bei</strong>t mit hinsichtlich<br />

der sonoranzbasierten Komplexität<br />

gesteigerten Items. In <strong>bei</strong>den Fällen<br />

konnten die <strong>Therapie</strong>verläufe mit<br />

entsprechenden Leistungssteigerungen<br />

in den Kontrolltests bestätigt werden.<br />

Im Gegensatz zu BH waren die<br />

Verbesserungen <strong>bei</strong> ES stabil. Bei <strong>bei</strong>den<br />

Patienten konnten Generalisierungseffekte<br />

nachgewiesen werden.<br />

4. Diskussion<br />

Ausgehend von der Annahme, dass<br />

innerhalb der phonologisch-phoneti-<br />

Aphasie und verwandte Gebiete 1/2010


schen Verar<strong>bei</strong>tung verschiedene<br />

Ebenen zu unterscheiden und somit<br />

verschiedene Störungstypen anzunehmen<br />

sind (vgl. Sprachproduktionsmodell<br />

von Levelt et al., 1999), wurde<br />

postuliert, dass <strong>ein</strong>e auf das jeweilige<br />

Defizit ausgerichtete Intervention zu<br />

positiven <strong>Therapie</strong>effekten führt. Innerhalb<br />

<strong>ein</strong>es materialbasierten Vorgehens<br />

sollten die <strong>ein</strong>zelnen Störungsebenen<br />

durch <strong>ein</strong>e systematische<br />

Variation linguistischer Variablen differentiell<br />

stimuliert werden. Somit wurde<br />

in Abhängigkeit von dem angenommenen<br />

zugrunde liegenden Pathomechanismus<br />

unterschiedliches <strong>Therapie</strong>material<br />

entwickelt.<br />

In Anlehnung an die Methode des phonetischen<br />

Kontrastierens und in Über<strong>ein</strong>stimmung<br />

mit den Prinzipien der<br />

Progression aus motorischen Lerntheorien<br />

wurde für die <strong>Sprechapraxie</strong><br />

postuliert, dass <strong>ein</strong>e systematische<br />

Zunahme der sonoranzbasierten Silbenkomplexität<br />

(vgl. Clements, 1990)<br />

des Trainingsmaterials <strong>bei</strong> phonetischen<br />

Enkodierungsstörungen positive<br />

<strong>Therapie</strong>effekte bewirkt (z.B. Wambaugh,<br />

Doyle, Kalinyak, & West 1996;<br />

Wambaugh, Martinez, McNeil, & Rogers<br />

1999; Ziegler & Jaeger, 1993).<br />

Die Resultate zweier Patienten mit<br />

mittelgradiger <strong>Sprechapraxie</strong> bestätigen<br />

die zuvor formulierten Hypothesen<br />

weitestgehend. Beide Patienten<br />

zeigten signifikante Verbesserungen<br />

in der Ar<strong>bei</strong>t mit sonoranzkontrolliertem<br />

Material mit systematischer<br />

ORIGINALBEITRAG – ARTICLE<br />

Schwierigkeitssteigerung. In der Kontrastbedingung<br />

mit gleich bleibender<br />

Komplexität traten k<strong>ein</strong>erlei Fortschritte<br />

auf. Offenbar konnte mittels der<br />

Materialeigenschaften die phonetische<br />

Verar<strong>bei</strong>tungsebene stimuliert<br />

werden. Im Gegensatz zu ES konnte<br />

BH lediglich von den Aufgaben mit<br />

<strong>ein</strong>zelnen Items profitieren, nicht aber<br />

von der Aufgabe zur Reproduktion von<br />

Sequenzen, welche <strong>ein</strong> kurzfristiges<br />

Behalten der Items erfordert. Gerade<br />

dies kann <strong>bei</strong> <strong>ein</strong>er sprechapraktischen<br />

Störung erschwert s<strong>ein</strong>, da das<br />

dafür notwendige artikulatorische<br />

Wiederholen phonetischer Programme<br />

(Subvokalisieren) <strong>bei</strong> der <strong>Sprechapraxie</strong><br />

be<strong>ein</strong>trächtigt s<strong>ein</strong> kann (vgl.<br />

Waters et al., 1992). BH zeigte, als<br />

sekundäres Symptom der <strong>Sprechapraxie</strong>,<br />

in der auditiven Merkspanne<br />

<strong>ein</strong>e grössere Einschränkung als ES,<br />

der sich auch in der Aufgabe mit Itemsequenzen<br />

verbessern konnte.<br />

Während BH ausschliesslich von dem<br />

komplexer werdenden Material profitierte,<br />

verbesserte sich ES entgegen<br />

der Erwartungen auch im Training mit<br />

Wörtern kontrastiert im Onset und in<br />

der Coda. Die Fortschritte <strong>bei</strong> den im<br />

Onset kontrastierten Wörtern können<br />

möglicherweise als Stimulation des<br />

Abrufs motorischer Pläne für grössere<br />

Einheiten aus <strong>ein</strong>er Art Speicher interpretiert<br />

werden. Möglicherweise ist<br />

der Abruf motorischer Programme in<br />

Analogie zum Wortformabruf aus dem<br />

phonologischen Lexikon zu sehen, <strong>bei</strong><br />

Aphasie und verwandte Gebiete 1 /2010 61


62<br />

ORIGINALBEITRAG – ARTICLE<br />

dem der Anlaut <strong>ein</strong>e exponierte Stellung<br />

<strong>ein</strong>nimmt (siehe Ausführungen<br />

zum «tip-of-the-tongue», z.B. Brown,<br />

1991). Somit könnte durch die systematische<br />

Variation der wortinitialen<br />

Position <strong>ein</strong>e entsprechende Fokussierung<br />

auf den Abruf motorischer<br />

Programme erreicht worden s<strong>ein</strong>.<br />

Während also die Effekte <strong>bei</strong> den im<br />

Onset kontrastierten Wörtern als spezifische<br />

Verbesserungen der <strong>Sprechapraxie</strong><br />

gedeutet werden können,<br />

müssen die Verbesserungen <strong>bei</strong> den<br />

in der Coda kontrastierten Wörtern<br />

wahrsch<strong>ein</strong>lich mit möglichen Auswirkungen<br />

auf die restaphasische Störung<br />

des Patienten erklärt werden.<br />

Die Interpretation der <strong>Therapie</strong>verläufe<br />

kann in Einklang mit den Ergebnissen<br />

in den Kontrolltests gesehen werden.<br />

Für <strong>bei</strong>de Patienten konnten wir<br />

hier <strong>ein</strong>e verbesserte phonetische Verar<strong>bei</strong>tung<br />

im lauten Lesen und Nachsprechen<br />

feststellen. Insgesamt lassen<br />

sich für diese <strong>bei</strong>den Einzelfälle<br />

also die Annahmen hinsichtlich der<br />

Wirksamkeit <strong>ein</strong>er störungsspezifischen<br />

<strong>Therapie</strong> und hinsichtlich des<br />

Einflusses der Sonoranz bestätigen.<br />

Die gefundenen Generalisierungseffekte<br />

zeigen an, dass mit dem Vorgehen<br />

grundsätzliche Verar<strong>bei</strong>tungsprozesse<br />

auf der phonetischen Ebene<br />

angestossen und nicht <strong>ein</strong>zelne Items<br />

geübt wurden.<br />

Während die Verbesserungen <strong>bei</strong> ES<br />

über <strong>ein</strong>en therapiefreien Zeitraum<br />

von drei Monaten stabil blieben, war<br />

dies für BH nicht der Fall. Hier<strong>bei</strong><br />

muss berücksichtigt werden, dass<br />

aufgrund des experimentellen Designs<br />

jede der sieben Materialbedingungen,<br />

und damit auch die relevante<br />

Bedingung, nur zwölf Mal über <strong>ein</strong>en<br />

Zeitraum von fünf Wochen angeboten<br />

werden konnte. Insbesondere <strong>bei</strong> der<br />

<strong>Sprechapraxie</strong> aber wird <strong>ein</strong> hohes<br />

Mass an «Überlernen» mittels intensiver<br />

<strong>Therapie</strong> gefordert (Wambaugh,<br />

Kalinyak-Fliszar, West, & Doyle, 1998).<br />

Möglicherweise war demnach die<br />

Übungszeit mit dem störungsspezifischen<br />

Material für BH zu kurz, so dass<br />

sich die Effekte nicht festigen konnten.<br />

Bei <strong>ein</strong>er klinischen Anpassung<br />

des Programms könnten zur Stabilisierung<br />

und Steigerung der <strong>Therapie</strong>effekte<br />

zusätzlich zur Begrenzung auf<br />

das störungsspezifische Material und<br />

<strong>ein</strong>er Erhöhung der Übungsfrequenz<br />

auch spezifische Hilfen wie z.B. die<br />

Methoden der integralen Stimulation<br />

(siehe Wambaugh et al., 1998) in das<br />

Vorgehen integriert werden. Darüber<br />

hinaus sollte explizit an der Generalisierung<br />

der Lernprozesse in mehrsilbigen<br />

Wörtern und in Phrasen gear<strong>bei</strong>tet<br />

werden, um so <strong>ein</strong>e stärkere Übertragung<br />

in den Alltag und somit auch<br />

wieder <strong>ein</strong>e Festigung zu erreichen.<br />

Insgesamt ist die Studie <strong>ein</strong> Beleg dafür,<br />

in welchem Masse Konzepte aus<br />

der kognitiven Linguistik und die logopädische<br />

Praxis <strong>bei</strong> enger Verzahnung<br />

von<strong>ein</strong>ander profitieren können. Einerseits<br />

ermöglichen die theoretischen<br />

Aphasie und verwandte Gebiete 1/2010


Annahmen zur Sprachverar<strong>bei</strong>tung die<br />

neurolinguistische Hypothesenbildung<br />

und die Konzeption theoretisch fundierter<br />

Interventionen, andererseits<br />

lassen die empirischen Daten aus Studien<br />

wiederum Rückschlüsse auf die<br />

Modulation der Annahmen zur Sprachverar<strong>bei</strong>tung<br />

zu. In diesem Sinne kann<br />

weitere <strong>Therapie</strong>forschung über die<br />

Optimierung von Methoden hinaus <strong>ein</strong>en<br />

Beitrag leisten zum theoretischen<br />

Verständnis, in diesem Fall, der phonetischen<br />

Verar<strong>bei</strong>tung. Mögliche Modifikationen<br />

der theoretischen Vorstellung,<br />

z.B. bezüglich der Grösse der automatisierten<br />

Einheiten auf der phonetischen<br />

Enkodierungsebene, werden bereits<br />

diskutiert (siehe Ziegler et al., 2008).<br />

Auch sollte der Frage nachgegangen<br />

werden, inwieweit phonetisches Dekodieren<br />

und Enkodieren in<strong>ein</strong>ander<br />

greifen. Diese Thematik ist wiederum<br />

für die therapeutische Intervention<br />

von Interesse, da assoziierte Inputund<br />

Outputstörungen auch <strong>bei</strong><br />

<strong>Sprechapraxie</strong> diskutiert (z.B. Martin<br />

& Saffran, 2002; Ravizza, 2001) und<br />

die Wirkung metalinguistischer Aufgaben<br />

in der Behandlung thematisiert<br />

werden (Davis, Farias & Baynes,<br />

2009). Einstweilen weisen Befunde,<br />

die <strong>ein</strong>e isolierte Störbarkeit des phonetischen<br />

Enkodierens dokumentieren<br />

(Square-Storer, Darley & Sommers,<br />

1988), auf separate, von<strong>ein</strong>ander<br />

unabhängig ar<strong>bei</strong>tende Input- und<br />

Outputsysteme hin. Jedoch werfen<br />

Untersuchungen zu Spiegelneuronen,<br />

ORIGINALBEITRAG – ARTICLE<br />

welche <strong>ein</strong>e Aktivierung der gleichen<br />

Hirnareale <strong>bei</strong> der Perzeption und <strong>bei</strong><br />

der Artikulation aufzeigen (Fadiga,<br />

Craighero, Buccino, & Rizzolatti, 2002;<br />

Fadiga & Craighero, 2003; aber Turella,<br />

Pierno, Tubaldi & Castiello, 2009),<br />

die Frage auf, ob möglicherweise<br />

während der akustisch-phonetischen<br />

Dekodierung und der phonetischen<br />

Enkodierung doch auf gem<strong>ein</strong>same<br />

abstrakte motorische Pläne zugegriffen<br />

wird (vgl. auch Motor Theory of<br />

Speech, Liberman & Mattingly, 1985).<br />

Erkenntnisgewinn verspricht hier die<br />

weitere Verzahnung mit der funktionellen<br />

Neuroanatomie. So lassen sich<br />

aus der Identifikation sprachrelevanter<br />

neuronaler Strukturen bzw. Netzwerke<br />

und der Untersuchung von Läsionsgebieten<br />

(vgl. Hickok & Poeppel,<br />

2007; Indefrey & Levelt, 2004) wiederum<br />

theoretische Erkenntnisse ableiten,<br />

welche zur neurolinguistischen<br />

Hypothesenbildung und zur <strong>Therapie</strong>entwicklung<br />

<strong>bei</strong>tragen können.<br />

Zusammenfassend erweist sich der<br />

hier vorgestellte theoriegeleitete, defizitorientierte<br />

Ansatz mit sonoranzkontrolliertem<br />

<strong>Therapie</strong>material, das zu <strong>ein</strong>er<br />

differentiellen Stimulation der phonetischen<br />

Verar<strong>bei</strong>tungsstufe führen<br />

sollte, als besonders fruchtbar. Weiterer<br />

Erkenntnisgewinn, auch hinsichtlich<br />

der Prozesse <strong>bei</strong> der Sprachverar<strong>bei</strong>tung,<br />

kann durch <strong>ein</strong>e enge Verzahnung<br />

der <strong>Therapie</strong>forschung mit psycholinguistischer<br />

Theorie und funktioneller<br />

Neuroanatomie erreicht werden.<br />

Aphasie und verwandte Gebiete 1 /2010 63


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Aphasie und verwandte Gebiete 1/2010


APPENDIX A<br />

Phonetischer Score<br />

3 2 1 0<br />

korrekt Selbstkorrektur<br />

Nach Wiederholung<br />

Korrekt<br />

Zögern, Pausen<br />

ORIGINALBEITRAG – ARTICLE<br />

Phonetische Einstellung<br />

Suchbewegungen<br />

Dehnung<br />

Skandierung<br />

Einfügen <strong>ein</strong>es<br />

Schwa-Lautes<br />

Pausen im Wort<br />

Iterationen<br />

Neologismus<br />

Nullreaktion<br />

Semantischer Fehler<br />

Formale Paraphasie<br />

Perseveration<br />

Umschreibung<br />

Automatismus<br />

Ausweichende Floskel<br />

Korrespondenzadressen: Prof. Dr. rer. medic. Sabine Corsten<br />

Fachbereich Gesundheit und Pflege –<br />

Logopädie<br />

Katholische Fachhochschule Mainz<br />

Saarstrasse 3<br />

55122 Mainz<br />

Tel. 06131/2894454<br />

Fax 06131/28944854<br />

E-Mail: corsten@kfh-mainz.de<br />

Prof. Dr. phil. Jürgen Cholewa<br />

Angewandte Sprachwissenschaft<br />

Institut für Sonderpädagogik PH Heidelberg<br />

69120 Heidelberg<br />

Tel. 06221/477-185 o. 0170/3261138<br />

E-Mail: cholewa@ph-heidelberg.de<br />

Prof. Dr. phil. Walter Huber<br />

Dipl.-Log. Markus Mende<br />

Abteilung Neurolinguistik<br />

an der Neurologischen Klinik<br />

Universitätsklinikum der RWTH Aachen<br />

Pauwelstr. 30<br />

52074 Aachen<br />

Tel. 0241/80-88426<br />

Fax 0241/80-88426<br />

E-Mail: huber@neuroling.rwth-aachen.de<br />

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