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75 Jahre Luftsport in Attendorn - Luftsportclub Attendorn-Finnentrop

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<strong>75</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Luftsport</strong> <strong>in</strong> <strong>Attendorn</strong><br />

von Markus Feldmann<br />

Auf den ersten Blick verwundert es e<strong>in</strong> wenig, dass Ende der 20ger, Anfang der 30iger <strong>Jahre</strong><br />

des letzten Jahrhunderts vielerorts Menschen auf die Idee kamen e<strong>in</strong> Segelflugzeug zu bauen<br />

und mit dem Fliegen zu beg<strong>in</strong>nen. Erst bei genauerem Betrachten der Geschichte unseres<br />

Landes und des Fliegens selbst kann man e<strong>in</strong>e Erklärung liefern.<br />

Am Anfang standen e<strong>in</strong>ige wenige Pioniere, die außer<br />

dem Enthusiasmus für die Fliegerei auch noch das nötige<br />

Kle<strong>in</strong>geld und gleichzeitig auch über die theoretischen<br />

Grundlagen verfügen mussten. E<strong>in</strong>er der am Ende des 19.<br />

Jahrhunderts die Grundlagen der Fliegekunst aus dem<br />

Vogelflug ableitete und dann später auch <strong>in</strong> der Praxis<br />

erprobte war Otto Lilienthal. Von se<strong>in</strong>en Flugversuchen<br />

müssen die Gebrüder Meisw<strong>in</strong>kel aus Maumke, beide<br />

Schüler am <strong>Attendorn</strong>er Gymnasium, wohl gewusst haben, als sie im <strong>Jahre</strong> 1910 e<strong>in</strong>en<br />

Gleiter nachbauten und nachweislich <strong>in</strong> die Luft brachten. Mit Beg<strong>in</strong>n des ersten Weltkriegs<br />

war das Überleben wichtiger, Nebensächlichkeiten wie die<br />

Fliegerei traten weit <strong>in</strong> den H<strong>in</strong>tergrund. Auch nach dem<br />

Ende des Krieges war an Fliegerei nicht zu denken. Erst<br />

Ende der 20iger <strong>Jahre</strong>, bed<strong>in</strong>gt durch die<br />

Weltwirtschaftskrise und die dadurch resultierende<br />

Arbeitslosigkeit, war die Zeit reif sich ernsthaft mit dem<br />

Gedanken zu beschäftigen e<strong>in</strong> Flugzeug zu Bauen. In<br />

unserer Stadt und der nähren Umgebung gab es zwei<br />

Gruppen, die zeitgleich Ihre Ideen umsetzten.<br />

In Heggen waren dies Paul Brüser und die Gebrüder<br />

Sprenger. Sie zogen noch mehr Personen aus Ihrer<br />

näheren Umgebung <strong>in</strong> Ihren Bann und die Gruppe<br />

wuchs auf 10-20. Literatur zum Bau e<strong>in</strong>es Flugzeuges<br />

und handwerkliches Geschick hatten Sie auch. Sie<br />

f<strong>in</strong>gen bereits um 1930 an zu bauen und stellten e<strong>in</strong><br />

Flugzeug her, das allerd<strong>in</strong>gs von der zuständigen<br />

Behörde, bed<strong>in</strong>gt durch die Unkenntnis der zu<br />

verwendenden Materialien, nicht abgenommen wurde.<br />

Nach e<strong>in</strong>er Ausstellung des guten Stückes <strong>in</strong> der Schützenhalle Heggen im Sommer 1931<br />

begann unter Anleitung e<strong>in</strong>es erfahrenen Flugzeugbauers der Bau der zweiten Masch<strong>in</strong>e vom<br />

Typ Zögl<strong>in</strong>g.<br />

In <strong>Attendorn</strong> wurde die Gruppe durch die drei älteren Brüder der Familie Peiffer <strong>in</strong> Leben<br />

gerufen. Wie auch bei den Heggenern gesellten sich schon bald e<strong>in</strong>e Reihe weiterer<br />

<strong>Attendorn</strong>er h<strong>in</strong>zu. Hier ist unter anderem Willi Haupt und Rudi Müller (Goethe) zu nennen.<br />

Von den Aktivitäten der Heggener sche<strong>in</strong>en die <strong>Attendorn</strong>er anfangs nichts gewusst zu haben<br />

denn man machte sich lange Gedanken über die Beschaffung von Bauplänen und sucht Wege<br />

das Vorhaben <strong>in</strong> die Tat umzusetzen. Im Herbst 1931 wurde fast zeitgleich mit der Heggener<br />

Gruppe ebenfalls mit dem Bau e<strong>in</strong>es Zögl<strong>in</strong>gs begonnen, allerd<strong>in</strong>gs hier ohne die Mithilfe<br />

e<strong>in</strong>es ausgebildeten Flugzeugbauers.


Beide Gruppen werden unzählige Arbeitsstunden <strong>in</strong> den<br />

Bau der Zögl<strong>in</strong>ge gesteckt haben. Auch heute noch ist e<strong>in</strong><br />

Bau e<strong>in</strong>es solchen Flugzeuges sehr Zeit<strong>in</strong>tensiv. Da die<br />

meisten der beteiligten arbeitslos waren wurden die<br />

Stunden nicht gezählt. Man traf sich und es wurde gebaut.<br />

Die <strong>Attendorn</strong>er Gruppe, die sich<br />

offiziell seit dem 17.05.1932<br />

Luftfahrtvere<strong>in</strong> Südsauerland<br />

e.V. nannte, hatte nach der<br />

Fertigstellung des „Rohbaus“ akute F<strong>in</strong>anzprobleme und<br />

veranstaltete mehrere Ausstellungen um Spendengelder aufzutreiben.<br />

Nachdem etwas Geld <strong>in</strong> der Kasse war, konnte mit der Bespannung<br />

der Zögl<strong>in</strong>g im Sommer 1932 fertig gestellt werden. Zur gleichen<br />

Zeit war auch die Heggener Gruppe so weit. Der Erstflug des<br />

<strong>Attendorn</strong>er Zögl<strong>in</strong>gs fand am 04. September 1932 vom<br />

Franzosenkopf oberhalb von Milstenau statt und war e<strong>in</strong> voller<br />

Erfolg. Der Pilot war Willi Haupt.<br />

Die beiden Gruppen müssen während des Baus Ihrer Zögl<strong>in</strong>ge vone<strong>in</strong>ander erfahren haben.<br />

Bereits im Sommer 1932, ke<strong>in</strong>er der beiden Zögl<strong>in</strong>ge hat die Lufttüchtigkeit bewiesen,<br />

organisierte die <strong>Attendorn</strong>er Gruppe e<strong>in</strong>en Flugtag am Franzosenkopf zu der auch auswärtige<br />

Flieger e<strong>in</strong>geladen wurden. Zu diesem Anlass sollten beide<br />

Zögl<strong>in</strong>ge feierlich getauft und e<strong>in</strong>geflogen werden. Ob die<br />

Heggener Gruppe von dem Flug am 04.09.1932 erfahren<br />

hat wissen wir heute nicht. Fest steht aber, dass Willi<br />

Haupt am frühen Morgen des 25. September 1932 dem<br />

Flugtage, den Zögl<strong>in</strong>g nochmals testen wollte und dabei<br />

noch vor dem offiziellen Beg<strong>in</strong>n der Veranstaltung e<strong>in</strong>e<br />

Bruchlandung verursachte. Die Heggener allerd<strong>in</strong>gs<br />

konnten Ihren Vogel auf den Namen „Heggen“ taufen und<br />

mehrfach <strong>in</strong> die Luft br<strong>in</strong>gen. Die <strong>Attendorn</strong>er reparierten ihren Zögl<strong>in</strong>g und tauften ihn <strong>in</strong><br />

aller Stille auf den Namen „Stadt <strong>Attendorn</strong>“.<br />

Im W<strong>in</strong>ter 1932/33 wurde Marga von Etzdorf, e<strong>in</strong>e damals<br />

weltbekannte Flieger<strong>in</strong> e<strong>in</strong>geladen. Sie hielt sowohl <strong>in</strong> Heggen<br />

als auch <strong>in</strong> <strong>Attendorn</strong> Vorträge von Ihren Flügen <strong>in</strong> den<br />

asiatischen Rau. Geflogen wurde auch sehr viel. Hierzu nutzte<br />

man zunächst den Franzosenkopf später dann verstärkt den<br />

Ha<strong>in</strong>berg oberhalb der Stesse. Erich Peiffer flog mit drei<br />

Flügen um die 30 Sekunden die erste A-Prüfung des<br />

Luftfahrtvere<strong>in</strong>s Südsauerland e.V. Weitere 6 A-Prüfungen<br />

folgten. Diese Flüge waren nur unter Ausnutzung des<br />

Hangw<strong>in</strong>des möglich. Während heute fast ausschließlich nur <strong>in</strong> den Sommermonaten<br />

thermischer Segelflug betrieben wird, war der Hangflug die damals e<strong>in</strong>zige bekannte<br />

Aufw<strong>in</strong>dart. Aus diesem Grunde und wegen des Fruchtstandes der Landewiesen wurde<br />

verstärkt <strong>in</strong> den W<strong>in</strong>termonaten geflogen. Im Sommer 1933 wurde mit dem zweiten fertig<br />

gestellten Zögl<strong>in</strong>g „Südsauerland“ der Flugbetrieb nach Schüren bei Meschede verlagert.<br />

Dort wurden zwei aufe<strong>in</strong>ander folgende Fliegerlager abgehalten. Über die Aktivitäten der<br />

Heggener Gruppe <strong>in</strong> dieser Zeit ist nur wenig bekannt.


1934 wurden beide Vere<strong>in</strong>e, der Luftfahrtvere<strong>in</strong> Heggen und der Luftfahrtvere<strong>in</strong><br />

Südsauerland zur Fliegergruppe Biggetal zusammengefasst. Man begann mit dem Bau e<strong>in</strong>er<br />

Halle an der Bigge auf dem Gelände der heutigen LEWA und baute 1935 e<strong>in</strong>e weitere Halle<br />

im Hörsten vor der Höhle, die vornehmlich als Werkstatt für die Heggener dienen sollte. In<br />

diesen beiden <strong>Jahre</strong>n wie auch <strong>in</strong> den Folgejahren wurden weitere Piloten ausgebildet. E<strong>in</strong><br />

weiteres Flugzeug wurde gebaut und auf den Namen „Kattfiller“ getauft. 1937 wurde die<br />

junge Fliegergruppe Biggetal zwangsweise <strong>in</strong> das<br />

Nationalsozialistische Fliegercorps (NSFK) überführt.<br />

Mit Beg<strong>in</strong>n des 2. Weltkrieges wurde der Flugbetrieb<br />

dann e<strong>in</strong>gestellt. Letzte Bilder vom November 1939<br />

zeigen Karl Peiffer (der 4. und jüngste aus der Peiffer-<br />

Familie) zusammen mit anderen Mitgliedern bei der<br />

Bergung der Flugzeuge aus der Halle an der Bigge vor<br />

dem drohenden Hochwasser. Über den Verbleib der<br />

Fluggeräte ist nichts bekannt.<br />

Von se<strong>in</strong>em Studienort Darmstadt gelang Erich Peiffer am 17. Juni 1939 e<strong>in</strong> famoser Flug<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Segelflugzeug Typ Mü 13 nach <strong>Attendorn</strong>. Für die Strecke benötigte er nur 3<br />

Stunden. Er landete nach e<strong>in</strong>er weiteren Stunde Flugzeit über se<strong>in</strong>em Heimatort <strong>Attendorn</strong> <strong>in</strong><br />

der Stesse und wurde jubelnd empfangen. Dieser Flug ist bereits mit den heute stattf<strong>in</strong>denden<br />

Flügen vergleichbar, da Erich Peiffer schon damals die thermischen Aufw<strong>in</strong>de nutzte. E<strong>in</strong><br />

solcher Flug stellt auch heute noch e<strong>in</strong>e Herausforderung für die Piloten des <strong>Luftsport</strong><br />

<strong>Attendorn</strong>-F<strong>in</strong>nentrop dar. E<strong>in</strong>e Strecke von mehr als 150km war nur für wenige<br />

Segelflugpiloten der ganzen Welt durchführbar. Die Leistung von Erich Peiffer kann somit<br />

nicht hoch genug bewertet werden.<br />

Nach dem Ende des 2. Weltkrieges fanden sich alsbald<br />

wieder flugbegeisterte <strong>Attendorn</strong>er zusammen und<br />

gründeten bereits 1949 unter Vorsitz von Karl-Josef<br />

Hoffmann spontan die Segelfliegergruppe <strong>Attendorn</strong>, die<br />

allerd<strong>in</strong>gs alsbald auch wieder von der britischen<br />

Militärregierung verboten wurde. Erst am 04. August<br />

1951 konnte der Vere<strong>in</strong>, diesmal unter dem Namen<br />

<strong>Luftsport</strong>club <strong>Attendorn</strong> e.V. erneut gegründet werden.<br />

Als Vorsitzender wurde Herbert Neukirch sen. gewählt.<br />

Der Vere<strong>in</strong> stand zunächst mittellos dar. Das Fluggerät aus der Vorkriegszeit war nicht mehr<br />

vorhanden, e<strong>in</strong>e Werkstatt musste erst gebaut und e<strong>in</strong> Fluggelände erst gesucht werden. E<strong>in</strong><br />

Jahr später am 30. August 1952 konnte der Vere<strong>in</strong> das erste Fluggerät, e<strong>in</strong> Schulgleiter SG 38<br />

kaufen und durch den Landrat des Kreises Olpe Herrn Schrage auf den Namen „Urs<strong>in</strong>us“<br />

taufen lassen. Unter dem Vorsitz von He<strong>in</strong>z Gante wurde im gleichen Jahr e<strong>in</strong>e Werkstatt<br />

gebaut. Da es ke<strong>in</strong> geeignetes Fluggelände gab t<strong>in</strong>gelte der Vere<strong>in</strong> <strong>in</strong> Hünsborn und im<br />

Westerwald umher um dort zu fliegen. Drei <strong>Jahre</strong> später<br />

am 07. Mai 1955 wurde der erste Doppelsitzer, e<strong>in</strong>e<br />

Rhönlerche, durch den Bürgermeister der Stadt <strong>Attendorn</strong><br />

Herrn Albus feierlich auf den Namen „Kattfiller“ getauft.<br />

Mit e<strong>in</strong>er Ausnahmegenehmigung wurde an Allerheiligen<br />

4 Tage Flugbetrieb auf dem Franzosenkopf veranstaltet.<br />

Ab 1957 wurde der Flugbetrieb auf dem heutigen Gelände<br />

offiziell aufgenommen. Gestartet wurde an e<strong>in</strong>er W<strong>in</strong>de,<br />

die im gleichen Jahr unter der Leitung von Walter Gante<br />

aus e<strong>in</strong>em Maybach Cabriolet gebaut wurde.


In den 60iger <strong>Jahre</strong>n wurde der heutige Flugplatz<br />

konsequent ausgebaut. Gelder mussten beschafft werden<br />

um den Ankauf von Gelände, die Baumaßnahmen und<br />

nicht zuletzt auch das Fluggerät zu f<strong>in</strong>anzieren. Zuerst<br />

wurde die „kle<strong>in</strong>e Halle“, die heute als Werkstatt dient<br />

und die Kant<strong>in</strong>e gebaut. Aus f<strong>in</strong>anziellen Gründen<br />

mussten die Arbeiten während der Bauzeit mehrfach<br />

e<strong>in</strong>gestellt werden. Die Kant<strong>in</strong>e verblieb mehr als zwei<br />

<strong>Jahre</strong> im Rohbauzustand bevor auch hier weitergebaut<br />

werden konnte. Der Vere<strong>in</strong> befand sich <strong>in</strong> dieser Zeit <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em ständigen Aufw<strong>in</strong>d, was sich<br />

auch durch steigende Mitgliederzahlen ausdrückte. Weitere Flugzeuge, e<strong>in</strong> Doppelsitzer und<br />

e<strong>in</strong> E<strong>in</strong>sitzer wurden angeschafft. Gegen Ende der 60iger <strong>Jahre</strong> war die kle<strong>in</strong>e Halle zu kle<strong>in</strong><br />

geworden und die große Fliegerhalle wurde gebaut. Kurz<br />

vor dem E<strong>in</strong>stau der Biggetalsperre wurde die<br />

Stahlkonstruktion <strong>in</strong> Eigenleistung im Biggetal abgebaut,<br />

zum Flugplatz transportiert und dort aufgebaut. Die<br />

Anzahl der Flugstarts erreichte praktisch jedes Jahr<br />

Rekordniveau. Gegen Ende dieser Zeit begannen die<br />

Piloten des <strong>Luftsport</strong>club <strong>Attendorn</strong>, allen voran He<strong>in</strong>z<br />

Gante und Dieter Epe, die Grenzen des Heimatkreises zu<br />

verlassen. Dokumentiert wurden Flüge von mehr als<br />

300km nach Süddeutschland und Frankreich.<br />

In den 70iger <strong>Jahre</strong>n werden Jahr für Jahr die<br />

fliegerischen Vere<strong>in</strong>sbestmarken nach oben gerückt.<br />

Zum e<strong>in</strong>en ist dies e<strong>in</strong> Effekt aus dem besser<br />

gewordenen Fluggerät und deren Piloten, zum anderen<br />

wird vermehrt im Flugzeugschlepp gestartet.<br />

Auslaufende Pachtverträge, die nicht mehr verlängert<br />

werden konnten, verkürzten die Start- und Landebahn<br />

auf wenige hundert Meter. Kurzfristig sah es so aus, als<br />

ob man den Flugbetrieb am Franzosenkopf für immer<br />

hätte e<strong>in</strong>stellen müssen. Nur durch massive Erdbewegungen und e<strong>in</strong>e Drehung der<br />

Landebahn wurden zusätzliche Flächen geschaffen, so dass von den ehemals zur Verfügung<br />

stehenden 1300 Meter Länge knapp 500 Meter erhalten blieben. Preiswerte und lärmarme<br />

Starts mit e<strong>in</strong>er W<strong>in</strong>de waren nun vorbei. Es wurde e<strong>in</strong>e Motormasch<strong>in</strong>e vom Typ PA 18<br />

SuperCup angeschafft mit der fortan alle Schleppstarts durchgeführt werden. Profitiert hat<br />

hiervon nur der Leistungssegelflug. Streckensegelflieger mussten nun nicht mehr warten bis<br />

die thermischen Aufw<strong>in</strong>de <strong>in</strong> Flugplatznähe entstehen sondern konnten sich deutlich früher<br />

an die Bergrücken des Ebbe schleppen lassen. Die Kosten für die Ausbildung des<br />

Nachwuchses wurden verdreifacht. Der W<strong>in</strong>denstart würde mit Sicherheit noch heute auf<br />

dem Franzosenkopf durchgeführt, wäre die Bahn lang genug.


Die steigende Mobilität und der Drang nach Süden der<br />

Deutschen machte sich auch im <strong>Luftsport</strong>club <strong>Attendorn</strong><br />

bemerkbar. Bereits 1970 wurde unter erheblichem<br />

Organisationsaufwand e<strong>in</strong> Sommerlehrgang <strong>in</strong><br />

Zentralfrankreich organisiert. Zu dem dortigen<br />

Gastvere<strong>in</strong> entwickelte sich e<strong>in</strong>e herzliche Beziehung die<br />

über <strong>Jahre</strong> h<strong>in</strong>weg gepflegt wurde. Alle zwei <strong>Jahre</strong> wurde<br />

diese Urlaubsfahrt wiederholt und jedes Jahr wurden<br />

Vere<strong>in</strong>srekorde gebrochen. Flugstrecken von 300-500<br />

km waren nun ke<strong>in</strong>e Seltenheit mehr. He<strong>in</strong>z Gante erreichte 1973 <strong>in</strong> den französischen Alpen<br />

e<strong>in</strong>e Flughöhe von 6580 Meter NN, e<strong>in</strong>e damals kaum vorstellbare Höhe für e<strong>in</strong><br />

Segelflugzeug. He<strong>in</strong>z Gante und Konrad Pöggeler, langjähriger Studiendirektor des<br />

<strong>Attendorn</strong>er Gymnasium, überbrückten die Distanz von mehr als weit mehr als 500 km zu<br />

den französischen Freunden mit dem Segelflugzeug, was zu dieser Zeit bedeutete die<br />

Durchfluggenehmigung von Belgien und Frankreich zu bekommen.<br />

Zu erwähnen bleibt der Ballonwettbewerb am 21.Mai<br />

1972 der im Zusammenhang mit der <strong>75</strong>0-Jahr-Feier<br />

unserer Stadt organisiert wurde und tausende von<br />

Besucher anlockte und das der kle<strong>in</strong>e Flugplatz „Am<br />

Franzosenkopf“ am 30/08/19<strong>75</strong> offiziell <strong>in</strong> den Status<br />

e<strong>in</strong>es Sonderlandeplatzes erhoben wurde. Seither dürfen<br />

nicht nur die Masch<strong>in</strong>en des <strong>Luftsport</strong>clubs selbst<br />

sondern jedes Flugzeug bis 2000 kg Gesamtgewicht dort<br />

starten und landen.<br />

Die 80iger <strong>Jahre</strong> s<strong>in</strong>d markiert durch den E<strong>in</strong>stieg <strong>in</strong> das<br />

Kunststoffzeitalter. Der Vere<strong>in</strong> verfügte zwar bereits als<br />

e<strong>in</strong>er der ersten im Bundesgebiet über e<strong>in</strong><br />

Kunststoffsegelflugzeug baute den Bestand aber dann<br />

weiter aus. Urlaubsfahrten wurden <strong>in</strong> die Schwäbische<br />

Alb und an den Bodensee unternommen. Die<br />

Mitgliederzahl blieb konstant auf ca. 150 und bzgl. der<br />

Flugleistung konnten sich die Piloten sehen lassen. Mit Michael Schiffner überflog der erste<br />

Pilot aus dem <strong>Luftsport</strong>club <strong>Attendorn</strong>-F<strong>in</strong>nentrop die 1000km-Marke.<br />

In den 90iger <strong>Jahre</strong>n bekam der Segelflug auch für die <strong>Attendorn</strong>er<br />

nochmals e<strong>in</strong>e neue raumgreifende Dimension. Durch den Wegfall der<br />

<strong>in</strong>nerdeutschen Grenze konnte nun auch verstärkt der Osten für<br />

Streckenflüge genutzt werden. Bei gutem Wetter wurde die ehemalige<br />

Grenze immer überflogen. Viele <strong>Attendorn</strong>er Segelflieger kennen<br />

Thür<strong>in</strong>gen, Sachsen und Sachsen-Anhalt auch heute noch besser aus der<br />

Luft als vom Boden. Auch im Urlaub wurde die neu gewonnene Freiheit<br />

genutzt. Bereits 1991 und <strong>in</strong> den Folgejahren fuhr der Vere<strong>in</strong> mit allen<br />

Masch<strong>in</strong>en <strong>in</strong>s polnische Graudenz an der Weichsel, später dann auch<br />

nach Ungarn. Am Ende des letzten Jahrtausends wurde der Tower<br />

gebaut.


In den ersten <strong>Jahre</strong>n unseres neuen<br />

Jahrtausends haben wir uns leider von e<strong>in</strong>igen<br />

unserer verdientesten Mitglieder für immer<br />

verabschieden müssen. Die fliegerischen Erfolge<br />

<strong>in</strong> dieser Zeit konnten Walter Gante (<strong>Attendorn</strong>),<br />

He<strong>in</strong>z Gante (Olpe), Konrad Pöggeler<br />

(<strong>Attendorn</strong>), Johannes Bialek (Heggen), und<br />

Peter Kle<strong>in</strong>e (Grevenbrück) leider nicht mehr<br />

miterleben. Flüge im 700-800km-Bereich von<br />

<strong>Attendorn</strong> aus s<strong>in</strong>d mittlerweile fast an der<br />

Tagesordnung. E<strong>in</strong>ige Piloten des Vere<strong>in</strong>s haben<br />

große Strecken <strong>in</strong> Frankreich, Spanien,<br />

Australien und Afrika erfliegen können. Durch<br />

die moderne Daten und Kommunikationstechnik<br />

ist es uns heute möglich Wettersituationen<br />

frühzeitig erkennen und nutzen zu können.<br />

Nicht zuletzt durch den Vergleich mit anderen<br />

Piloten auf der ganzen Welt, deren Flugstrecken<br />

kurz nach der Landung <strong>in</strong>s Netz gestellt werden,<br />

können wir uns nicht nur vergleichen sondern<br />

auch vone<strong>in</strong>ander lernen. Nur so s<strong>in</strong>d Flüge von<br />

mehr als 1000 km wie die um die <strong>Jahre</strong>swende 2007/2008 möglich<br />

geworden.<br />

Am 24. März 2007 konnte unser Vere<strong>in</strong>, der <strong>Luftsport</strong>club <strong>Attendorn</strong>-F<strong>in</strong>nentrop e.V. mit<br />

e<strong>in</strong>em großen Fliegerball se<strong>in</strong> <strong>75</strong>jähriges Bestehen feiern. Wir hoffen, dass wir dieses Hobby<br />

auch <strong>in</strong> Zukunft auf unserem Flugplatz „Am Franzosenkopf“ weiterh<strong>in</strong> ausüben können. Da<br />

die Akzeptanz <strong>in</strong> den umliegenden Städten und Geme<strong>in</strong>den vorhanden ist und nicht nur wir<br />

stolz s<strong>in</strong>d auf unsere Geschichte wird dieser Wunsch sicherlich auch <strong>in</strong> Erfüllung gehen. Wir<br />

s<strong>in</strong>d überzeugt, dass wir <strong>in</strong> 25 <strong>Jahre</strong>n unser 100-jähriges Bestehen, hoffentlich mit e<strong>in</strong>er<br />

längeren Start- und Landebahn werden feiern können.

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