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Das ist ein Fasten, wie ich es liebe... - Pastorale Informationen

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„<strong>Das</strong> <strong>ist</strong> <strong>ein</strong> <strong>Fasten</strong>, <strong>wie</strong> <strong>ich</strong> <strong>es</strong> <strong>liebe</strong> ...“<br />

( J<strong>es</strong>aja 58,6 )<br />

Eine Einheit zur <strong>Fasten</strong>zeit<br />

im Rahmen der Seelsorg<strong>es</strong>tunde<br />

unter<br />

Berücks<strong>ich</strong>tigung der Teilnahme von<br />

syrisch-orthodoxen Kindern<br />

an der Kommunionvorbereitung<br />

Angelika Schulte<br />

Gem<strong>ein</strong>dereferentin<br />

im Pastoralverbund Sande-Sennelager


Inhaltsverze<strong>ich</strong>nis:<br />

Seite<br />

1. Einleitung<br />

1.1 Präsentation der Thematik 2<br />

1.2 Motivation für die Auswahl d<strong>es</strong> Projekts 2<br />

Exkurs: „M<strong>ein</strong> Vater war <strong>ein</strong> heimatloser Aramäer“ (Dtn 26,5) - 4<br />

Die Chr<strong>ist</strong>en vom Tur Abdin<br />

1.3 Der Proz<strong>es</strong>s der Projektfindung 5<br />

2. Pastoraltheologischer G<strong>es</strong>amtzusammenhang 6<br />

2.1 Konf<strong>es</strong>sion – zur Begriffsg<strong>es</strong>ch<strong>ich</strong>te und heutigen Situation 6<br />

2.2 Ökumenische Frag<strong>es</strong>tellungen und Ver<strong>ein</strong>barungen 8<br />

2.3 Katech<strong>es</strong>e in kulturell pluralen Gem<strong>ein</strong>den 11<br />

2.4 <strong>Das</strong> Profil der Seelsorg<strong>es</strong>tunde 14<br />

3. Zur Kommunionkatech<strong>es</strong>e im Pastoralverbund 15<br />

3.1 Vorstellung d<strong>es</strong> Konzepts 15<br />

3.2 Beziehungen zur syrisch-orthodoxen Gem<strong>ein</strong>de 18<br />

3.3 Kooperation der Gem<strong>ein</strong>de mit der Grundschule Sande 19<br />

4. Die Einheit „<strong>Das</strong> <strong>ist</strong> <strong>ein</strong> <strong>Fasten</strong>, <strong>wie</strong> <strong>ich</strong> <strong>es</strong> <strong>liebe</strong> ...“ (J<strong>es</strong> 58,6) 21<br />

4.1 Aufbau und Teilthemen 21<br />

4.2 Intention und Ziele 21<br />

4.3 Sachanalyse 21<br />

5. <strong>Das</strong> Symbol Asche - B<strong>es</strong>chreibung <strong>ein</strong>er Stunde der Einheit 24<br />

5.1 Sachanalyse 24<br />

5.2 Zur Verlaufsplanung und Durchführung 25<br />

5.3 Reflexion der ausgewählten Seelsorg<strong>es</strong>tunde 29<br />

6. G<strong>es</strong>amtreflexion 31<br />

7. Literaturverze<strong>ich</strong>nis 35<br />

8. Anhang 38<br />

1


1. Einleitung<br />

1.1 Präsentation der Thematik<br />

Schwerpunkte m<strong>ein</strong>er Arbeit im Pastoralverbund Sande-Sennelager bilden seit<br />

m<strong>ein</strong>em Dienstantritt im August 2007 der Bere<strong>ich</strong> der Hinführung der Kinder zur<br />

Erstkommunion so<strong>wie</strong> die Schulseelsorge (hier v.a. die Seelsorg<strong>es</strong>tunden im 3.<br />

Schuljahr an der katholischen Bekenntnisschule Sande und die Vorbereitung der<br />

Schulgott<strong>es</strong>dienste für das 1. bis 4. Schuljahr).<br />

In St. Marien Sande, in di<strong>es</strong>er Gem<strong>ein</strong>de bin <strong>ich</strong> vor allem tätig, ergab s<strong>ich</strong> <strong>ein</strong>e<br />

b<strong>es</strong>ondere Situation, die neu für m<strong>ich</strong> war. Syrisch-orthodoxe Familien, aber auch<br />

ver<strong>ein</strong>zelt die Klassenlehrer/innen der Grundschule Sande fragten an, ob die<br />

aramäischen Kinder an den Seelsorg<strong>es</strong>tunden teilnehmen könnten. Die Eltern<br />

wünschten s<strong>ich</strong> <strong>ein</strong>e Beteiligung ihrer Kinder an der Kommunionvorbereitung in<br />

St. Marien Sande. Sie sahen die Seelsorg<strong>es</strong>tunden als <strong>ein</strong>en w<strong>ich</strong>tigen Teil der<br />

Katech<strong>es</strong>e an. Der Pastoralverbundsleiter und der Pfarrer sprachen s<strong>ich</strong> dafür<br />

aus, die syrisch-orthodoxen Kinder und Familien mit <strong>ein</strong>zubeziehen. Sie<br />

ber<strong>ich</strong>teten, dass seit zwei oder drei Jahren immer <strong>wie</strong>der Anfragen di<strong>es</strong>er Art<br />

kommen und ver<strong>wie</strong>sen m<strong>ich</strong> auf die pastoralen Ver<strong>ein</strong>barungen zwischen der<br />

Syrisch-Orthoxen und Katholischen Kirche zu gegenseitigen pastoralen Hilfen. 1<br />

1.2 Motivation für die Auswahl der Thematik<br />

Schon während m<strong>ein</strong><strong>es</strong> Studiums belegte <strong>ich</strong> Seminare, in denen <strong>ich</strong> m<strong>ich</strong> mit<br />

anderen Religionen und Konf<strong>es</strong>sionen aus<strong>ein</strong>ander setzte. Im Rahmen m<strong>ein</strong>er<br />

Ausbildung habe <strong>ich</strong> im Religionsunterr<strong>ich</strong>t Unterr<strong>ich</strong>ts<strong>ein</strong>heiten zum Judentum<br />

und zum Islam durchgeführt und dabei auch versucht, den Schülern und<br />

Schülerinnen Begegnungen mit Gläubigen di<strong>es</strong>er abrahamitischen Religionen zu<br />

ermögl<strong>ich</strong>en. Wo di<strong>es</strong> gelang, kam <strong>es</strong> immer <strong>wie</strong>der zu <strong>ein</strong>em für beide Seiten<br />

bere<strong>ich</strong>ernden Austausch, zu <strong>ein</strong>er Aus<strong>ein</strong>andersetzung der katholischen<br />

Schüler/innen gerade auch mit der eigenen chr<strong>ist</strong>l<strong>ich</strong>en Religion. Die syrischorthodoxe<br />

Konf<strong>es</strong>sion war mir aber eher fremd, <strong>ich</strong> hatte nur vage Vorstellungen.<br />

In Schuljahr 2009/2010 nahmen sieben aramäische Kinder nach den<br />

Sommerferien an den Seelsorgstunden teil. Die Jungen und Mädchen<br />

ber<strong>ich</strong>teten über ihr Gott<strong>es</strong>haus St. Aho, erzählten mit Freude biblische<br />

G<strong>es</strong>ch<strong>ich</strong>ten und bere<strong>ich</strong>erten die G<strong>es</strong>präche und Inhalte der Seelsorg<strong>es</strong>tunden<br />

1 Der entsprechende Wortlaut di<strong>es</strong>er Ver<strong>ein</strong>barung zwischen Johann<strong>es</strong> Paul II und dem syrisch-orthodoxen<br />

Patriarchen von Antiochien und dem Ganzen Osten, Ignatius Zakka I. Iwas <strong>ist</strong> nachzul<strong>es</strong>en in: Dokumente<br />

wachsender Über<strong>ein</strong>stimmung, Band 2, S. 571-574.<br />

Der offizielle Text mit den Konsequenzen für die Seelsorge in Deutschland findet s<strong>ich</strong> in: Sammlung d<strong>es</strong><br />

Rechts im Erzb<strong>ist</strong>um Paderborn, S. 1076 (G.8.31), abgedruckt auch im KABl 137 (1994) Nr. 71<br />

2


sehr. Im Unterschied zu vielen katholischen Schülern und Schülerinnen spürte<br />

<strong>ich</strong>, dass ihre Elternhäuser religiös geprägt sind. Ihre authentischen Beiträge<br />

zeigten auch Wirkung auf die katholischen Kinder. Sie verfolgten di<strong>es</strong>e mit<br />

lebhaftem Inter<strong>es</strong>se, stellten Fragen und kamen so in <strong>ein</strong>en Proz<strong>es</strong>s d<strong>es</strong><br />

Nachdenkens über ihre eigene Konf<strong>es</strong>sion. Sollte di<strong>es</strong> <strong>ein</strong>e Chance s<strong>ein</strong>, <strong>ein</strong><br />

Gewinn für die Seelsorg<strong>es</strong>tunde, die ja naturgemäß konf<strong>es</strong>sionsgebunden und<br />

<strong>ein</strong> „institutioneller Begegnungsort zwischen Schülerinnen und Schülern und den<br />

Ge<strong>ist</strong>l<strong>ich</strong>en bzw. sonstigen pastoralen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der<br />

Pfarrgem<strong>ein</strong>de(n)“ 2 <strong>ist</strong>? Im 3. Schuljahr spielt dabei die Hinführung zum Empfang<br />

d<strong>es</strong> Buß- und Euchar<strong>ist</strong>i<strong>es</strong>akrament<strong>es</strong> <strong>ein</strong>e b<strong>es</strong>ondere Rolle. 3 So nimmt di<strong>es</strong>er<br />

Bere<strong>ich</strong> auch in m<strong>ein</strong>er Themen- und inhaltl<strong>ich</strong>en Planung der Seelsorgstunden<br />

<strong>ein</strong>en breiten Raum <strong>ein</strong>. 4<br />

In Nordrh<strong>ein</strong>-W<strong>es</strong>tfalen <strong>ist</strong> <strong>ein</strong> syrisch-orthodoxer Religionsunterr<strong>ich</strong>t <strong>ein</strong>geführt 5 .<br />

Ein syrisch-orthodoxer Religionslehrer erteilt di<strong>es</strong>en Unterr<strong>ich</strong>t mit <strong>ein</strong>er<br />

Wochenstunde jahrgangsübergreifend in der Grundschule Sande. Zudem<br />

erhalten die Kinder aramäischen Sprachunterr<strong>ich</strong>t, zur Zeit u.a. auch im Pfarrheim<br />

St. Marien Sande. Die Liturgi<strong>es</strong>prache der Gott<strong>es</strong>dienste der syrisch-orthodoxen<br />

Gem<strong>ein</strong>de <strong>ist</strong> das Alt-Aramäische, die Kinder und ihre Familien sprechen <strong>ein</strong>en<br />

Dialekt, das Turyoyo, der türkischen Sprache sind sie n<strong>ich</strong>t mächtig. In <strong>ein</strong>em<br />

G<strong>es</strong>präch mit dem syrisch-orthodoxen Pfarrer sprach er s<strong>ich</strong> für <strong>ein</strong>e Teilnahme<br />

der aramäischen Kinder an der Seelsorg<strong>es</strong>tunde und der Kommunionkatech<strong>es</strong>e<br />

in unserer Gem<strong>ein</strong>de aus, wenn die Eltern di<strong>es</strong> wünschen. Er und auch der<br />

syrisch-orthodoxe Religionslehrer betonten die Gem<strong>ein</strong>samkeiten der<br />

Konf<strong>es</strong>sionen und die gute Zusammenarbeit mit der Katholischen Kirche. Eine<br />

Feier der Kommunion für Kinder der syrisch-orthodoxen Gem<strong>ein</strong>de sei aus<br />

unterschiedl<strong>ich</strong>en Gründen n<strong>ich</strong>t mehr mögl<strong>ich</strong>, vor <strong>ein</strong> paar Jahren g<strong>es</strong>chah di<strong>es</strong><br />

noch, so ber<strong>ich</strong>teten sie mir. Ebenso gibt <strong>es</strong> zur Zeit k<strong>ein</strong>e spezielle Hinführung<br />

der syrisch-orthodoxen Kinder zum Buß- und Euchar<strong>ist</strong>i<strong>es</strong>akrament.<br />

In Absprache mit dem Pastoralverbundsleiter und unter Berücks<strong>ich</strong>tigung der<br />

b<strong>es</strong>onderen Situation im Stadtteil Paderborn Sande entschlossen wir uns im<br />

Seelsorgeteam, die syrisch-orthodoxen Familien und Kinder aufzunehmen in die<br />

Hinführung der Kinder zur Erstkommunion in unserer Gem<strong>ein</strong>de. Zu beachten <strong>ist</strong>,<br />

2 Hauptabteilung Schule und Erziehung im Erzbischöfl<strong>ich</strong>en Generalvikariat Paderborn (Hrsg.): <strong>Das</strong><br />

Schulleben mitg<strong>es</strong>talten: Seelsorg<strong>es</strong>tunde und Schulgott<strong>es</strong>dienste in der Grundschule. S. 10<br />

3 Vgl.: ebd. S. 10<br />

4 Eine Themenübers<strong>ich</strong>t und Jahr<strong>es</strong>planung der Seelsorg<strong>es</strong>tunden d<strong>es</strong> 3. Schuljahr<strong>es</strong> <strong>ist</strong> dem Anhang di<strong>es</strong>er<br />

Arbeit beigefügt, sie liegt auch den Religionslehrern der Grundschule Sande vor und <strong>ist</strong> abg<strong>es</strong>prochen mit den<br />

syrisch-orthodoxen Pfarrern.<br />

5 Vgl.: BASS 12-05 Nr. 1 Religionsunterr<strong>ich</strong>t an Schulen RdErl. d. Min<strong>ist</strong><strong>ist</strong>eriums für Schule,<br />

Jugend und Kinder v. 20.06.2003 (ABI.NRW.S. 232)<br />

3


dass die syrisch-orthodoxen Kinder bereits bei der Taufe erstmals auch die<br />

Kommunion empfangen. So kann die Feier am Weißen Sonntag nur die Feier der<br />

ersten feierl<strong>ich</strong>en Kommunion s<strong>ein</strong>, <strong>wie</strong> di<strong>es</strong> auch bei katholischen Kindern der<br />

Fall <strong>ist</strong>, die die Frühkommunion gefeiert haben. 6<br />

Exkurs: „M<strong>ein</strong> Vater war <strong>ein</strong> heimatloser Aramäer“ (Dtn 26,5)<br />

Die Chr<strong>ist</strong>en vom Tur Abdin<br />

Seit etwa 10 Jahren leben im Stadtteil Sande (in <strong>ein</strong>em Neubaugebiet) ca. 40<br />

Familien syrisch-orthodoxen Glaubens. Sie stammen aus<br />

dem Gebiet der<br />

südöstl<strong>ich</strong>en Türkei und den benachbarten Regionen Iraks und Syriens. Viele von<br />

ihnen haben im Tur Abdin gelebt, <strong>ein</strong>er bergigen und schwer zugängl<strong>ich</strong>en<br />

Region in der Türkei, sie beze<strong>ich</strong>nen s<strong>ich</strong> als Aramäer. In der Konf<strong>es</strong>sionskunde<br />

wird die Syrisch-Orthodoxe Kirche zu den altorientalischen Kirchen gezählt. Die<br />

Syrisch-Orthodoxe Kirche geht zurück auf das frühchr<strong>ist</strong>l<strong>ich</strong>e Patriarchat von<br />

Antiochien, das s<strong>ich</strong> nach dem Konzil von Chalcedon 451 aufspaltete in die<br />

Gruppe der Anhänger der chr<strong>ist</strong>ologischen B<strong>es</strong>chlüsse von Chalcedon, die als<br />

„Melkiten“ beze<strong>ich</strong>net wurden und heute im Griechisch-Orthodoxen Patriarchat<br />

von Antiochien zu finden sind, und in die Gruppe der Gegner von Chalcedon, die<br />

von den byzantinischen Kaisern verfolgt wurden und heute dem Syrisch -<br />

Orthodoxen Patriarchat von Antiochien angehören. Die Grundlage für die eigene<br />

Hierarchie legte im 6. Jh. Jakob Baradai. Nach <strong>ein</strong>er Blütezeit im 12. und 13. Jh.<br />

folgte ab dem 14. Jh. <strong>ein</strong>e lange Zeit d<strong>es</strong> Niedergangs unter der muslimischen<br />

Herrschaft. In di<strong>es</strong>er Zeit wurde die Identität der Syrisch-Orthodoxen Kirche vor<br />

allem vom Mönchtum bewahrt, d<strong>es</strong>sen Zentrum die Klöster d<strong>es</strong> Tur Abdin<br />

bildeten. Die Aramäer litten im Laufe ihrer G<strong>es</strong>ch<strong>ich</strong>te immer <strong>wie</strong>der unter<br />

Verfolgung, Vertreibung, religiöser und ethnischer Unterdrückung, gerade auch im<br />

letzten Jahrhundert. Der Patriarchatssitz wurde 1924 nach Syrien und 1959 dann<br />

nach Damaskus verlegt. 7 Es lieg auf der Hand, dass di<strong>es</strong>e Kirche bemüht <strong>ist</strong>, „ihre<br />

Traditionen mögl<strong>ich</strong>st unversehrt zu erhalten, weil sie nur darin <strong>ein</strong>e Mögl<strong>ich</strong>keit<br />

zum Überleben“ 8<br />

sieht. Ende der fünfziger Jahre kam <strong>es</strong> zu ersten<br />

Auswanderungen nach Deutschland. Die Männer arbeiteten als Gastarbeiter.<br />

Später kamen die Frauen und Kinder nach. In den achtziger Jahren folgte noch<br />

<strong>ein</strong>mal <strong>ein</strong>e starke Auswanderungswelle, als die aramäischen Chr<strong>ist</strong>en als<br />

6 Vgl.: KABl 137, 1994, S. 54 , vgl. auch: <strong>Pastorale</strong> Leitlinien: Hinführung der Kinder zur Erstkommunion in der<br />

Gem<strong>ein</strong>de. S. 21<br />

7 Vgl.: Oeldemann, Johann<strong>es</strong>: Die Kirchen d<strong>es</strong> chr<strong>ist</strong>l<strong>ich</strong>en Ostens. S. 70 f.<br />

Eine detaillierte Übers<strong>ich</strong>t über die orthodoxen und altorientalischen Kirchen gibt auch Thomas Bremer in<br />

s<strong>ein</strong>em Beitrag: Die Orthodoxen und die Altorientalischen Kirchen, nachzul<strong>es</strong>en in dem Band:<br />

Kl<strong>ein</strong>e Konf<strong>es</strong>sionskunde ( hrsg. vom Johann-Adam-Möhler-Institut). S. 81-138<br />

8 Bremer, Thomas: Die Orthodoxen und die Altorientalischen Kirchen, S. 86<br />

4


Asylbewerber aufgenommen wurden. In ihren Erzählungen ber<strong>ich</strong>teten mir <strong>ein</strong>ige<br />

Eltern von ihrer unerträgl<strong>ich</strong> gewordenen Situation im Tur Abdin, sie fürchteten<br />

n<strong>ich</strong>t nur um ihr Leben. Die altaramäische Sprache, auf die so stolz sind, da sie<br />

die Sprache <strong>ist</strong>, die nach ihrer Überzeugung auch J<strong>es</strong>us g<strong>es</strong>prochen hat, durfte<br />

n<strong>ich</strong>t mehr g<strong>es</strong>prochen werden. Die Kinder wurden zum islamischen<br />

Religionsunterr<strong>ich</strong>t verpfl<strong>ich</strong>tet und <strong>ein</strong> Verbot der religiösen Unterweisung der<br />

theologischen Schulen in den Klöstern d<strong>es</strong> Tur Abdin ausg<strong>es</strong>prochen. Die<br />

Aramäer sehnten s<strong>ich</strong> nach <strong>ein</strong>em Leben ohne Verfolgung, <strong>ein</strong> Leben als<br />

Chr<strong>ist</strong>en unter Chr<strong>ist</strong>en. 70.000 Aramäer haben all<strong>ein</strong> in Deutschland <strong>ein</strong>e neue<br />

Heimat gefunden, die me<strong>ist</strong>en b<strong>es</strong>itzen inzwischen die deutsche<br />

Staatsangehörigkeit. In Stadt und Kreis Paderborn haben s<strong>ich</strong> 3000 Aramäer<br />

niedergelassen, in Paderborn gibt <strong>es</strong> seit Ende der siebziger Jahre <strong>ein</strong>e<br />

eigenständige Gem<strong>ein</strong>de, St. Aho in Schloss Neuhaus.<br />

„Ich war fremd und obdachlos und ihr habt m<strong>ich</strong><br />

aufgenommen.“ (Mt 25,35)<br />

Menschen, die s<strong>ich</strong> zum biblischen Gott bekennen, müssen in b<strong>es</strong>onderer Weise<br />

sensibel s<strong>ein</strong> für die Nöte und Anliegen heimatloser Menschen, die in <strong>ein</strong>em<br />

fremden Land Zuflucht suchen. Gastfreundschaft sehe <strong>ich</strong> als <strong>ein</strong> w<strong>ich</strong>tig<strong>es</strong> Gut<br />

an, das habe <strong>ich</strong> im familiären Umfeld immer <strong>wie</strong>der erleben dürfen. Die<br />

authentischen Erzählungen und Ber<strong>ich</strong>te der syrisch-orthodoxen Chr<strong>ist</strong>en über<br />

ihre ausweglose Situation in ihrer Heimat im Tur Abdin haben m<strong>ich</strong> als Chr<strong>ist</strong>in<br />

sehr berührt.<br />

1.3 Der Proz<strong>es</strong>s der Projektfindung<br />

Am Anfang standen G<strong>es</strong>präche mit syrisch-orthodoxen Gläubigen über ihre<br />

Konf<strong>es</strong>sion und ihren Glauben. Einige Männer und Frauen kannte <strong>ich</strong> bereits aus<br />

den ersten zwei Jahren m<strong>ein</strong><strong>es</strong> Dienst<strong>es</strong>. Ich las m<strong>ich</strong> in die Thematik <strong>ein</strong>, suchte<br />

nach mögl<strong>ich</strong>en Themen der Einbeziehung der aramäischen Kinder und deren<br />

Eltern in die Kommunionvorbereitung und erhoffte mir, dass <strong>es</strong> zu Begegnungen<br />

und G<strong>es</strong>prächen beider Konf<strong>es</strong>sionen mit<strong>ein</strong>ander kommen würde. Ich<br />

überarbeitete m<strong>ein</strong>en Plan der Seelsorg<strong>es</strong>tunden für das 3. Schuljahr. 9 Wo sind<br />

Gem<strong>ein</strong>samkeiten, wo liegen Unterschiede zwischen den beiden Konf<strong>es</strong>sionen?<br />

Di<strong>es</strong>e Frage b<strong>es</strong>chäftigte m<strong>ich</strong> b<strong>es</strong>onders in der Vorbereitungsphase. In di<strong>es</strong>em<br />

Jahr fallen das syrisch-orthodoxe und das katholische Osterf<strong>es</strong>t auf <strong>ein</strong> Datum.<br />

<strong>Das</strong> <strong>Fasten</strong> hat in den aramäischen Familien <strong>ein</strong>e lange Tradition, gerade die<br />

9 Eine Themenübers<strong>ich</strong>t der Seelsorgstunden 2009/2010 <strong>ist</strong> dem Anhang di<strong>es</strong>er Arbeit beigefügt.<br />

5


Chr<strong>ist</strong>en aus dem Tur Abdin haben s<strong>ich</strong> viele Bräuche rund um das Osterf<strong>es</strong>t<br />

erhalten. Ich spürte die Bereitschaft und Motivation der aramäischen Eltern, über<br />

ihre <strong>Fasten</strong>- und Osterzeit zu ber<strong>ich</strong>ten. Der „Funke“ kann überspringen - <strong>ich</strong><br />

erhoffte mir, dass <strong>es</strong> zu <strong>ein</strong>er Begegnung, ja zu <strong>ein</strong>em Dialog und<br />

Glaubensg<strong>es</strong>präch n<strong>ich</strong>t nur zwischen den Schülern und Schülerinnen beider<br />

Konf<strong>es</strong>sionen, sondern auch unter den an di<strong>es</strong>em Projekt beteiligten Eltern,<br />

eventuell sogar unter den (Religions-) Lehrern und Lehrerinnen an der<br />

Grundschule Sande kommen würde.<br />

2. Pastoraltheologischer G<strong>es</strong>amtzusammenhang<br />

In di<strong>es</strong>em Kapitel möchte <strong>ich</strong> den Begriff Konf<strong>es</strong>sion näher erläutern. Hier<br />

beziehe <strong>ich</strong> m<strong>ich</strong> auf die Ausführungen der Deutschen Bischofskonferenz zur<br />

Konf<strong>es</strong>sionalität d<strong>es</strong> katholischen Religionsunterr<strong>ich</strong>ts 10 so<strong>wie</strong> auf <strong>ein</strong>en Beitrag<br />

von Werner H. Ritter 11 , denn beide Veröffentl<strong>ich</strong>ungen blicken auf mögl<strong>ich</strong>e<br />

Konsequenzen und Probleme im Hinblick auf die heutige pastorale Situation in<br />

Schule und Katech<strong>es</strong>e. Dann folgen w<strong>es</strong>entl<strong>ich</strong>e Aspekte der Ökumene so<strong>wie</strong><br />

Ver<strong>ein</strong>barungen zwischen der Katholischen und der Syrisch-Orthodoxen Kirche.<br />

Weiter wird das Profil der Seelsorg<strong>es</strong>tunde kurz in den Blick genommen, da das<br />

b<strong>es</strong>chriebene Projekt in di<strong>es</strong>em Zusammenhang geplant wurde. Die<br />

Seelsorg<strong>es</strong>tunde <strong>ist</strong> <strong>ein</strong> Element der Hinführung der Kinder zum Sakrament der<br />

Euchar<strong>ist</strong>ie, daher folgen auch <strong>ein</strong>ige Ausführungen zur pastoraltheologischen<br />

Bedeutung der Erstkommunion. Den Schwerpunkt bildet hier der Ansatz <strong>ein</strong>er<br />

Gem<strong>ein</strong>dekatech<strong>es</strong>e, die im Blick hat, das heute immer mehr Menschen aus<br />

unterschiedl<strong>ich</strong>en Kulturen zusammen leben.<br />

2.1 Konf<strong>es</strong>sion – zur Begriffsg<strong>es</strong>ch<strong>ich</strong>te und heutigen Situation<br />

<strong>Das</strong> Wort Konf<strong>es</strong>sion leitet s<strong>ich</strong> vom lat<strong>ein</strong>ischen Wort conf<strong>es</strong>sio ab, das mit<br />

Bekenntnis/bekennen übersetzt wird. Bereits im Neuen T<strong>es</strong>tament gibt <strong>es</strong><br />

Bekenntnisse der Gem<strong>ein</strong>den (z.B. Dtn 26,5 ff; Phil 2,5 ff; 1 Kor 15,3 ff), in denen<br />

sie ihren Glauben und ihr Selbstverständnis b<strong>es</strong>chreiben 12 . In der Alten Kirche<br />

entwickelt s<strong>ich</strong> <strong>ein</strong>e zweite Bedeutung d<strong>es</strong> Wort<strong>es</strong> im Sinne von kirchl<strong>ich</strong>em<br />

Bekenntnis heraus, als überlieferte Texte <strong>wie</strong> z. B. das Apostolicum (Mitte d<strong>es</strong> 2.<br />

Jh.), das Nicäno-Constantinopolitanum (381) oder das Chalcedon<strong>es</strong>e (451).<br />

Di<strong>es</strong>e entstehen infolge theologischer Konflikte und gelten nun als<br />

10 DBK (Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz, Hg.): Die bildende Kraft d<strong>es</strong> Religionsunterr<strong>ich</strong>ts. Zur<br />

Konf<strong>es</strong>sionalität d<strong>es</strong> katholischen Religionsunterr<strong>ich</strong>ts.<br />

11 Ritter, Werner H.: Kinder begegnen anderen Konf<strong>es</strong>sionen und Religionen. In: Hilger, Georg / Ritter, Werner:<br />

Religionsdidaktik Grundschule, S.234-268<br />

12 Vgl.: Schriften DBK Nr.56: Die bildende Kraft d<strong>es</strong> Religionsunterr<strong>ich</strong>ts, S. 46<br />

6


Glaubensregeln. Während der Reformationszeit werden Schriften mit<br />

lehrmäßigen Inhalten und Dokumenten verfasst, u.a. die Augsburger Konf<strong>es</strong>sion.<br />

Es bilden s<strong>ich</strong> verschiedene Konf<strong>es</strong>sionskirchen. Im 18. Jh. bis zur Mitte d<strong>es</strong> 20.<br />

Jh. kommt <strong>es</strong> zu <strong>ein</strong>er b<strong>es</strong>onderen Betonung d<strong>es</strong> je eigenen Bekenntniss<strong>es</strong> im<br />

Sinne <strong>ein</strong>er verstärkten konf<strong>es</strong>sionellen Abgrenzung (Konf<strong>es</strong>sionalismus). 13 Mit<br />

der zweiten Hälfte d<strong>es</strong> 20. Jh. verändert s<strong>ich</strong> die Bedeutung d<strong>es</strong> Wort<strong>es</strong><br />

Konf<strong>es</strong>sion allmähl<strong>ich</strong> <strong>wie</strong>der zum Positiven in R<strong>ich</strong>tung der ursprüngl<strong>ich</strong>en<br />

Bedeutung. Der Begriff hat „<strong>wie</strong>der <strong>ein</strong>en neuen Klang bekommen. An die Stelle<br />

von Selbstbeharrung, Abgrenzung und Selbstisolierung tritt nun g<strong>es</strong>prächsfähige<br />

Identität.“ 14 Ein Proz<strong>es</strong>s d<strong>es</strong> Dialogs und der Verständigung kommt erneut in<br />

Gang. Konf<strong>es</strong>sion wird <strong>wie</strong>der entdeckt als<br />

Bekenntnis, als Positions- und<br />

Ortsb<strong>es</strong>timmung in der Zeit und vor Gott – was letztl<strong>ich</strong> unverz<strong>ich</strong>tbar <strong>ist</strong>. 15<br />

Konf<strong>es</strong>sion hat nun <strong>ein</strong>e „anregende Funktion und die Qualität <strong>ein</strong><strong>es</strong> Forums“ 16 ,<br />

das Chr<strong>ist</strong>en spüren, sehen und denken lässt, was Glaube und Chr<strong>ist</strong>s<strong>ein</strong> <strong>ist</strong>.<br />

Durch Konf<strong>es</strong>sion(en) wird Chr<strong>ist</strong>entum konkret, lebendig und anschaul<strong>ich</strong>.<br />

Es gibt Kirche und Chr<strong>ist</strong>entum nur in der Vielfalt verschiedener konf<strong>es</strong>sioneller<br />

Identitäten, die in <strong>ein</strong>em komplexen g<strong>es</strong>ch<strong>ich</strong>tl<strong>ich</strong>en Proz<strong>es</strong>s entstanden sind. Sie<br />

lassen s<strong>ich</strong> n<strong>ich</strong>t <strong>ein</strong>fach rückgängig machen. Bei aller „bere<strong>ich</strong>ernden<br />

Über<strong>ein</strong>stimmung im Verständnis d<strong>es</strong> Evangeliums und Glaubens, welch<strong>es</strong><br />

größer <strong>ist</strong> als das Differente, gibt <strong>es</strong> spirituelle, g<strong>es</strong>talt- und lehrmäßige<br />

Unterschiede, auch Gegensätze, welche <strong>ein</strong>e Verständigung und gegenseitige<br />

Anerkennung (..) zumind<strong>es</strong>t erschweren können.“ 17 Für die chr<strong>ist</strong>l<strong>ich</strong>e Ökumene<br />

<strong>ist</strong> <strong>es</strong> daher w<strong>ich</strong>tig, dass das Gem<strong>ein</strong>same der Konf<strong>es</strong>sionen betont wird ohne<br />

die B<strong>es</strong>onderheiten auszublenden.<br />

Die Deutsche Bischofskonferenz spr<strong>ich</strong>t s<strong>ich</strong> <strong>ein</strong>deutig für die Konf<strong>es</strong>sionalität<br />

d<strong>es</strong> katholischen Religionsunterr<strong>ich</strong>ts in der Schule aus, gerade in <strong>ein</strong>er Zeit d<strong>es</strong><br />

Pluralismus bietet er <strong>ein</strong>e „zuverlässige Orientierung“. 18 B<strong>es</strong>onders für Kinder im<br />

Grundschulalter <strong>ist</strong> „die Beheimatung im konkreten Glauben <strong>ein</strong>er erfahrbaren<br />

Gem<strong>ein</strong>schaft“ 19<br />

w<strong>ich</strong>tig. Die Bischöfe fordern aber auch <strong>ein</strong>e ökumenische<br />

Öffnung d<strong>es</strong> konf<strong>es</strong>sionellen Religionsunterr<strong>ich</strong>ts, Kooperation und<br />

Zusammenarbeit sind sinnvoll bei gem<strong>ein</strong>samen Themen und Aktionen. Wenn<br />

alle Beteiligten die Mögl<strong>ich</strong>keiten sorgfältig abwägen, dann <strong>ist</strong> <strong>ein</strong> „Austausch<br />

<strong>ein</strong>zelner Unterr<strong>ich</strong>ts<strong>ein</strong>heiten, gem<strong>ein</strong>same Projekte oder auch <strong>ein</strong>e zeitl<strong>ich</strong><br />

13 Vgl. Ritter, Werner H.: Kinder begegnen anderen Konf<strong>es</strong>sionen und Religionen, S.248<br />

14 Schriften DBK Nr. 56: Die bildende Kraft d<strong>es</strong> Religionsunterr<strong>ich</strong>ts, S. 49<br />

15 Vgl. Ritter, Werner H.: Kinder begegnen anderen Konf<strong>es</strong>sionen und Religionen, S. 250<br />

16 ebd.: S. 250<br />

17 Ritter, Werner H.: Kinder begegnen Konf<strong>es</strong>sionen und Religionen, S. 249<br />

18 Schriften DBK Nr. 56: Die bildende Kraft d<strong>es</strong> Religionsunterr<strong>ich</strong>ts, S. 56<br />

19 ebd.: S. 78<br />

7


egrenzte Teilnahme unter b<strong>es</strong>timmten Bedingungen am Unterr<strong>ich</strong>t der anderen<br />

Konf<strong>es</strong>sion“ 20 mögl<strong>ich</strong>. Innerhalb d<strong>es</strong> Deutschen Katecheten-Ver<strong>ein</strong>s (dkv) läuft<br />

im Moment <strong>ein</strong> Diskussionsproz<strong>es</strong>s zur Konf<strong>es</strong>sionalität d<strong>es</strong> katholischen<br />

Religionsunterr<strong>ich</strong>ts. Der Grundsatz d<strong>es</strong> konf<strong>es</strong>sionellen Religionsunterr<strong>ich</strong>ts<br />

muss unter den gewandelten g<strong>es</strong>ellschaftl<strong>ich</strong>en Verhältnissen weiterentwickelt<br />

werden, so lautet <strong>ein</strong>e Forderung. Hans Schmid plädiert für <strong>ein</strong>en<br />

konf<strong>es</strong>sionellen Religionsunterr<strong>ich</strong>t, in dem die Konf<strong>es</strong>sionen <strong>ein</strong>ander<br />

gegenseitig Gastfreundschaft gewähren. 21<br />

2.2 Ökumenische Frag<strong>es</strong>tellungen und Ver<strong>ein</strong>barungen<br />

Seit Beginn der Kirche entstanden Spaltungen. In der Kirche d<strong>es</strong> chr<strong>ist</strong>l<strong>ich</strong>en<br />

Ostens re<strong>ich</strong>en sie ins 4./5. Jh. (Konzil von Chalcedon) zurück, „als s<strong>ich</strong> aufgrund<br />

der Aus<strong>ein</strong>andersetzungen um die rechte B<strong>es</strong>chreibung d<strong>es</strong> chr<strong>ist</strong>l<strong>ich</strong>en<br />

Gott<strong>es</strong>bild<strong>es</strong> und das rechte Verständnis d<strong>es</strong> W<strong>es</strong>ens J<strong>es</strong>u Chr<strong>ist</strong>i Teile der<br />

damaligen Chr<strong>ist</strong>enheit von der Re<strong>ich</strong>skirche abspalteten.“ 22<br />

Die Gegner von Chalcedon hatten unter Verfolgungen zu leiden und wurden als<br />

häretisch beze<strong>ich</strong>net. Neue Forschungen haben jedoch gezeigt, dass „die<br />

Chalcedongegner in der Regel n<strong>ich</strong>t die streng monophysitische, (...) als häretisch<br />

zu beze<strong>ich</strong>nende Lehre d<strong>es</strong> Eutych<strong>es</strong> vertreten haben, sondern der<br />

rechtgläubigen Theologie d<strong>es</strong> Kyrill von Alexandrien folgten, der mit s<strong>ein</strong>er „Mia-<br />

Physis-Formel“ die Einheit von Gottheit und Menschheit in J<strong>es</strong>us Chr<strong>ist</strong>us wahren<br />

wollte. Daher sollten die Gläubigen der Orientalisch-Orthodoxen Kirchen, die aus<br />

der ant<strong>ich</strong>alcedonischen Opposition hervorgegangen sind, heute n<strong>ich</strong>t länger als<br />

„Monophysiten“ verunglimpft, sondern theologisch korrekt als „Miaphysiten“<br />

beze<strong>ich</strong>net werden.“ 23 Eine Verständigung wurde in di<strong>es</strong>er Frage erst spät (1984)<br />

erre<strong>ich</strong>t und durch gem<strong>ein</strong>same Chr<strong>ist</strong>ologische Erklärungen der Päpste Paul VI.<br />

und Johann<strong>es</strong> Paul II. mit den Oberhäuptern der orientalisch-orthodoxen Kirchen<br />

offiziell anerkannt. 24 Damit wurde <strong>ein</strong> über 1500 Jahre alter chr<strong>ist</strong>ologischer Streit<br />

beendet.<br />

In der Kircheng<strong>es</strong>ch<strong>ich</strong>te gab <strong>es</strong> zwar immer <strong>wie</strong>der Einigungsbemühungen mit<br />

der Ostkirche (z.B. das Konzil von Florenz, 1439-1443), aber zume<strong>ist</strong> ohne<br />

20 ebd.: S. 60<br />

21 Vgl.: Schmid, Hans: 10 Th<strong>es</strong>en zur Zukunft d<strong>es</strong> konf<strong>es</strong>sionellen Religionsunterr<strong>ich</strong>ts. In: KatBl 135 (2010),<br />

S. 59<br />

22 Oeldemann, Johann<strong>es</strong>: Die Kirchen d<strong>es</strong> chr<strong>ist</strong>l<strong>ich</strong>en Ostens, S. 9<br />

23 ebd.: S. 23<br />

24 Vgl.: Oeldemann, Johann<strong>es</strong>: Einheit der Chr<strong>ist</strong>en – Wunsch oder Wirkl<strong>ich</strong>keit?, S. 31<br />

8


nennenswerte Ergebnisse, oft hatten di<strong>es</strong>e Bemühungen eher <strong>ein</strong>en politischen<br />

als <strong>ein</strong>en kirchl<strong>ich</strong>-religiösen Hintergrund. 25<br />

Die Familien der orientalisch-orthodoxen Kirchen selbst, zu denen auch die<br />

Syrische Orthodoxe Kirche zählt, gehören verschiedenen Riten 26 an. Sie sind als<br />

jeweils eigenständige Kirchen zu betrachten, die aber aufgrund der<br />

Über<strong>ein</strong>stimmung im Glauben unter<strong>ein</strong>ander in Kirchengem<strong>ein</strong>schaft stehen und<br />

s<strong>ich</strong> als <strong>ein</strong>e Kirchenfamilie verstehen.<br />

Die ökumenische Bewegung <strong>ist</strong> <strong>ein</strong> weltweit<strong>es</strong> B<strong>es</strong>treben, Konf<strong>es</strong>sionsgrenzen<br />

abzubauen und als chr<strong>ist</strong>l<strong>ich</strong>e Kirchen die Zusammenarbeit mit dem Ziel der<br />

s<strong>ich</strong>tbaren Einheit zu suchen. Sie entwickelte s<strong>ich</strong> eigentl<strong>ich</strong> erst im 20.<br />

Jahrhundert, die orthodoxen Kirchen beteiligen s<strong>ich</strong> an di<strong>es</strong>em Proz<strong>es</strong>s von<br />

Anfang an. In di<strong>es</strong>er Zeit entstanden fast parallel zwei Bewegungen: Die<br />

Bewegung für Praktisch<strong>es</strong> Chr<strong>ist</strong>entum (Life and Work) und die Bewegung für<br />

Glauben und Kirchenverfassung (Faith and Order). Di<strong>es</strong>e schlossen s<strong>ich</strong><br />

zusammen, 1937 fasste man auf den Weltkonferenzen der beiden Bewegungen<br />

in Edinburgh und Oxford den B<strong>es</strong>chluss, die Bildung d<strong>es</strong> Ökumenischen Rat<strong>es</strong><br />

der Kirchen (ÖRK) vorzubereiten. 27<br />

1948, nach dem 2. Weltkrieg, fand die 1. Vollversammlung in Amsterdam statt.<br />

Dem ÖRK gehören zur Zeit ca. 330 Kirchen aus etwa 100 Ländern an, fast die<br />

g<strong>es</strong>amte n<strong>ich</strong>t-römisch-katholische Chr<strong>ist</strong>enheit. Di<strong>es</strong>er Rat hat die Aufgabe<br />

„Hilfe, Mittel und Werkzeug d<strong>es</strong> heiligen Ge<strong>ist</strong><strong>es</strong> zu s<strong>ein</strong>, die gem<strong>ein</strong>same<br />

Berufung der Kirchen zur Darstellung zu bringen und zu fördern, d.h. die<br />

Einheitsb<strong>es</strong>trebungen der Kirchen zusammenzufassen. 28 Die syrisch-orthodoxe<br />

Kirche <strong>ist</strong> seit 1960 Mitglied im ÖRK.<br />

Die Haltung der römisch-katholischen Kirche gegenüber der ökumenischen<br />

Bewegung war lange Zeit eher d<strong>ist</strong>anziert. Sie beansprucht, dass die in der<br />

ökumenischen Bewegung ang<strong>es</strong>trebte Einheit der Kirche in ihr bereits verwirkl<strong>ich</strong>t<br />

<strong>ist</strong>. Es gab zwar <strong>ein</strong>ige ökumenische Ansätze und B<strong>es</strong>trebungen innerhalb der<br />

römisch-katholischen Kirche, aber erst mit dem II. Vatikanischen Konzil (1962-<br />

1965) vollzog s<strong>ich</strong> dann offiziell die Öffnung gegenüber der ökumenischen<br />

Bewegung. <strong>Das</strong> Ökumenismusdekret „Unitatis redintegratio“ (UR) wurde am 21.<br />

November 1964 verabschiedet und we<strong>ist</strong> der Ökumene <strong>ein</strong>en hohen Stellenwert<br />

25 Vgl.: Ern<strong>es</strong>ti, Jörg: Kl<strong>ein</strong>e G<strong>es</strong>ch<strong>ich</strong>te der Ökumene, S. 15-17<br />

26 „Ritus“ <strong>ist</strong> nach ostkirchl<strong>ich</strong>em Verständnis <strong>ein</strong> Oberbegriff für alle Lebensvollzüge der Kirche (n<strong>ich</strong>t nur im<br />

liturgischen Sinn) von der Feier der Euchar<strong>ist</strong>ie und der Sakramente über das Stundengebet und das<br />

Mönchtum bis hin zur Kirchenorganisation und Amtsstruktur (vgl. auch Oeldemann, Johann<strong>es</strong>: Die Kirchen<br />

d<strong>es</strong> chr<strong>ist</strong>l<strong>ich</strong>en Ostens, S. 15 f.)<br />

27 Vgl.: Kapp<strong>es</strong>, M<strong>ich</strong>ael / Fassnacht, M<strong>ich</strong>ael (Hrsg.): Grundkurs Ökumene, S. 19-21<br />

28 ebd.: S.22<br />

9


zu. 29 Die katholische Kirche verpfl<strong>ich</strong>tet s<strong>ich</strong> nun feierl<strong>ich</strong> zur Arbeit für die Einheit<br />

der Chr<strong>ist</strong>en. Die Katholiken sollen ihre Liebe anderen Chr<strong>ist</strong>en zuwenden, die<br />

danach verlangt, in Wahrheit all<strong>es</strong> Trennende zu überwinden. <strong>Das</strong> Konzil<br />

bekräftigt aber auch, dass di<strong>es</strong>e Einheit in k<strong>ein</strong>er Weise fordert, die re<strong>ich</strong>e Vielfalt<br />

der Spiritualität, der liturgischen Riten und Ordnungen so<strong>wie</strong> die Vielfalt der<br />

theologischen Darstellungen der geoffenbarten Wahrheit, die unter den Chr<strong>ist</strong>en<br />

gewachsen <strong>ist</strong>, aufzugeben, sofern di<strong>es</strong>e Verschiedenheit der apostolischen<br />

Tradition treu bleibt. 30 Die Katholiken sollen daher, neben der Kenntnis der<br />

eigenen Lehre und den Prinzipien d<strong>es</strong> Ökumenismus, <strong>ein</strong>e genaue Kenntnis der<br />

anderen Kirchen und kirchl<strong>ich</strong>en Gem<strong>ein</strong>schaften b<strong>es</strong>itzen, mit denen sie in<br />

Beziehung stehen. 31 <strong>Das</strong> Dokument Unitatis redintegratio nimmt in Kapitel III<br />

Stellung zu den vom römischen apostolischen Stuhl getrennten Kirchen und<br />

betont den Schatz der Kirchen d<strong>es</strong> Orients, „aus dem die Kirche d<strong>es</strong> Abendland<strong>es</strong><br />

in den Dingen der Liturgie, in ihrer ge<strong>ist</strong>l<strong>ich</strong>en Tradition und in der rechtl<strong>ich</strong>en<br />

Ordnung vielfach g<strong>es</strong>chöpft hat.“ 32 Die Grunddogmen d<strong>es</strong> chr<strong>ist</strong>l<strong>ich</strong>en Glaubens<br />

von der Dreifaltigkeit und von dem Wort Gott<strong>es</strong>, das aus der Jungfrau Maria<br />

Fleisch angenommen hat, sind auf den ökumenischen Konzilien definiert worden,<br />

die im Orient stattgefunden haben. Es b<strong>es</strong>teht <strong>ein</strong>e enge Gem<strong>ein</strong>schaft im<br />

Bere<strong>ich</strong> d<strong>es</strong> Glaubens. „Jene Kirchen haben für die Bewahrung di<strong>es</strong><strong>es</strong> Glaubens<br />

viel gelitten und leiden noch heute.“ 33 <strong>Das</strong> Konzil empfiehlt „den Hirten und<br />

Gläubigen der katholischen Kirche <strong>ein</strong>e enge Verbundenheit mit denen, die n<strong>ich</strong>t<br />

mehr im Orient, sondern fern von ihrer Heimat leben, damit die brüderl<strong>ich</strong>e<br />

Zusammenarbeit mit ihnen im Ge<strong>ist</strong> der Liebe (...) wachse.“ 34 Ausdrückl<strong>ich</strong><br />

anerkannt wird die Liebe der orientalischen Chr<strong>ist</strong>en zu ihren liturgischen Feiern,<br />

b<strong>es</strong>onders zur Euchar<strong>ist</strong>iefeier als Quelle d<strong>es</strong> Lebens. 35 <strong>Das</strong>s der Vatikan und<br />

die Orthodoxie in den Jahren nach dem Konzil le<strong>ich</strong>ter als andere Konf<strong>es</strong>sionen<br />

zusammenkamen, liegt u.a. daran, dass beide in der Ökumene bilateralen<br />

Dialogen den Vorzug gaben. Indirekte Frucht der bilateralen katholischorthodoxen<br />

Dialoge sind die B<strong>es</strong>timmungen d<strong>es</strong> neuen katholischen<br />

Kirchenrechts von 1983, das orthodoxen Chr<strong>ist</strong>en unter b<strong>es</strong>timmten Bedingungen<br />

Zugang zu den katholischen Sakramenten gewährt (zur Euchar<strong>ist</strong>ie, zur Buße,<br />

29 Unitatis redintegratio. <strong>Das</strong> Dekret über den Ökumenismus. Die Konzilstexte werden zitiert nach Karl Rahner /<br />

Herbert Vorgrimler, Kl<strong>ein</strong><strong>es</strong> Konzilskompendium, Freiburg 1982 16<br />

30 Vgl.: UR 4<br />

31 Vgl. Direktorium zur Ausführung der Prinzipien und Normen über den Ökumenismus, S. 17<br />

32 UR 14<br />

33 ebd.<br />

34 UR 18<br />

35 Vgl.: UR 15<br />

10


zur Krankensalbung), obwohl k<strong>ein</strong>e volle Über<strong>ein</strong>stimmung im Glauben b<strong>es</strong>teht. 36<br />

Wenn <strong>es</strong> die Notwendigkeit erfordert und jede Gefahr d<strong>es</strong> Irrtums vermieden wird,<br />

„<strong>ist</strong> <strong>es</strong> jedem Katholiken erlaubt (...), die Sakramente der Buße, der Euchar<strong>ist</strong>ie<br />

und der Krankensalbung von <strong>ein</strong>em n<strong>ich</strong>tkatholischen Spender <strong>ein</strong>er Ostkirche zu<br />

empfangen.“ 37 Und auch katholische Ge<strong>ist</strong>l<strong>ich</strong>e spenden erlaubt di<strong>es</strong>e<br />

Sakramente an die Angehörigen der orientalischen Kirchen, die n<strong>ich</strong>t die volle<br />

Gem<strong>ein</strong>schaft mit der katholischen Kirche haben, „wenn di<strong>es</strong>e von s<strong>ich</strong> aus<br />

darum bitten und in rechter Weise disponiert sind.“ 38 Bei den Katholiken und bei<br />

den orientalischen Chr<strong>ist</strong>en gibt <strong>es</strong> unterschiedl<strong>ich</strong>e Gewohnheiten bezügl<strong>ich</strong> der<br />

Häufigkeit d<strong>es</strong> Kommunionempfangs, der Be<strong>ich</strong>te vor der Kommunion und der<br />

euchar<strong>ist</strong>ischen Nüchternheit, di<strong>es</strong> sollen die Katholiken beachten und die<br />

orientalische Ordnung r<strong>es</strong>pektieren. 39 Auch die Erklärung von Papst Johann<strong>es</strong><br />

Paul II und dem syrisch-orthodoxen Patriarchen von Antiochien Ignatius Zakka I.<br />

Iwas zu gegenseitigen pastoralen Hilfen aus dem Jahr 1984 betont die<br />

Glaubensidentität der beiden Kirchen in der Chr<strong>ist</strong>ologie, in der Lehre über die<br />

Kirche, die heilige Euchar<strong>ist</strong>ie und die Sakramente. 40 Die „Bande d<strong>es</strong> Glaubens,<br />

der Hoffnung und der Liebe sollen gef<strong>es</strong>tigt werden, um darin fortzuschreiten, <strong>ein</strong><br />

völlig gem<strong>ein</strong>sam<strong>es</strong> kirchl<strong>ich</strong><strong>es</strong> Leben zu finden. 41 Die heilige Euchar<strong>ist</strong>ie als<br />

„Ausdruck der kirchl<strong>ich</strong>en Einheit unter den Gläubigen und unter den Bischöfen<br />

und Pri<strong>es</strong>tern“ 42 kann noch n<strong>ich</strong>t gem<strong>ein</strong>sam gefeiert werden, da <strong>ein</strong>e völlige<br />

Identität d<strong>es</strong> Glaubens noch n<strong>ich</strong>t ex<strong>ist</strong>iert. Eine Zusammenarbeit zwischen den<br />

Kirchen in der Pastoral <strong>ist</strong> aber mögl<strong>ich</strong>, b<strong>es</strong>onders in „Situationen, die heute<br />

wegen der Zerstreuung der Gläubigen über die ganze Welt und wegen der<br />

prekären Bedingungen di<strong>es</strong>er sch<strong>wie</strong>rigen Zeiten sehr häufig sind.“ 43<br />

2.3 Katech<strong>es</strong>e in kulturell pluralen Gem<strong>ein</strong>den<br />

„Verg<strong>es</strong>st n<strong>ich</strong>t die Gastfreundschaft,<br />

durch sie haben manche Engel beherbergt und<br />

wussten <strong>es</strong> n<strong>ich</strong>t.“ (Hebr 13,2)<br />

Die Evangelische Kirche in Deutschland hält den Begriff „multikulturell“ für<br />

ungeeignet, da er „unterschiedl<strong>ich</strong> verwendet wird und vielfach die Vorstellung<br />

36 Vgl.: Ern<strong>es</strong>ti, Jörg, Kl<strong>ein</strong>e G<strong>es</strong>ch<strong>ich</strong>te der Ökumene, S. 113<br />

37 CIC, can. 844; § 2<br />

38 CIC, can. 844; § 3<br />

39 Vgl.: Direktorium zur Ausführung der Prinzipien und Normen über den Ökumenismus, S. 68<br />

40 Der Wortlaut der Erklärung von Papst Johann<strong>es</strong> Paul II und dem syrisch-orthodoxen Patriarchen von<br />

Antiochien und dem Ganzen Osten, Ignatius Zakka I. Iwas vom 23. Juni 1984 befindet s<strong>ich</strong> in:<br />

Dokumente wachsender Über<strong>ein</strong>stimmung, Band 2, S. 571-574<br />

41 ebd.: S. 571<br />

42 ebd.: S. 573<br />

43 ebd.: S. 573<br />

11


<strong>ein</strong><strong>es</strong> beziehungslosen Neben<strong>ein</strong>anders von Ethnien, Religionen und Kulturen<br />

befördert“, daher sei <strong>es</strong> angem<strong>es</strong>sener, von <strong>ein</strong>er „kulturell pluralen“ G<strong>es</strong>ellschaft<br />

zu sprechen. 44 Ich möchte m<strong>ich</strong> dem anschließen. Nun <strong>ist</strong> der Stadtteil Sande<br />

(für Sennelager gilt di<strong>es</strong> ähnl<strong>ich</strong>) <strong>ein</strong> kl<strong>ein</strong>er Ort ( 6032 Einwohner, 3046<br />

Katholiken), s<strong>ich</strong>er begegnet man hier n<strong>ich</strong>t <strong>ein</strong>er multi-kulti G<strong>es</strong>ellschaft <strong>wie</strong> di<strong>es</strong><br />

z.B. in <strong>ein</strong>er Großstadt der Fall <strong>ist</strong>. Aber auch hier leben Menschen aus<br />

verschiedenen Kulturen, mit unterschiedl<strong>ich</strong>en chr<strong>ist</strong>l<strong>ich</strong>en Prägungen und<br />

unterschiedl<strong>ich</strong>en Frömmigkeitstraditionen zusammen. 45 Monika Scheidler<br />

spr<strong>ich</strong>t von der Notwendigkeit <strong>ein</strong>er multikulturellen Gem<strong>ein</strong>dekatech<strong>es</strong>e, ihrer<br />

M<strong>ein</strong>ung nach steht die Katech<strong>es</strong>e zur Vorbereitung auf die Initiationssakramente<br />

Taufe, Firmung und Euchar<strong>ist</strong>ie vor neuen Herausforderungen. In ihrem Beitrag<br />

geht <strong>es</strong> speziell um Mögl<strong>ich</strong>keiten zur Förderung interkultureller Kompetenzen in<br />

der Katech<strong>es</strong>e mit <strong>ein</strong>heimischen und zugewanderten Katholiken, 46 viele ihrer<br />

Überlegungen lassen s<strong>ich</strong> aber übertragen auf die pastorale Situation in St.<br />

Marien Sande im Hinblick auf die Einbeziehung der syrisch-orthodoxen Kinder<br />

und Familien. Scheidler fordert, dass die Ziele katechetischer Arbeit darauf<br />

ausger<strong>ich</strong>tet s<strong>ein</strong> müssen, Gem<strong>ein</strong>samkeiten zwischen den Menschen<br />

unterschiedl<strong>ich</strong>er kultureller Prägung zu stärken und kulturellen B<strong>es</strong>onderheiten<br />

gerecht zu werden. Elementare Inhalte chr<strong>ist</strong>l<strong>ich</strong>en Glaubens als gem<strong>ein</strong>same<br />

Tradition müssen zur Sprache kommen, die Chr<strong>ist</strong>en unterschiedl<strong>ich</strong>er<br />

Prägungen verbinden. Menschen in der Gem<strong>ein</strong>de sollen befähigt werden zur<br />

Anerkennung der anderen, zum konstruktiven Umgang mit kulturellen<br />

Differenzen und Konflikten. 47 Chr<strong>ist</strong>en lassen s<strong>ich</strong> zwar vom Schicksal der<br />

Fremden betreffen, aber <strong>es</strong> kommt selten zum wirkl<strong>ich</strong>en Austausch über<br />

religiöse Themen und Glaubensfragen. 48 Es genügt n<strong>ich</strong>t, gegenseitige<br />

Einladungen zu Gem<strong>ein</strong>def<strong>es</strong>ten auszusprechen oder Räume zur Verfügung zu<br />

stellen, <strong>es</strong> muss vielmehr zu echten Begegnungen kommen, um Integration zu<br />

fördern. Flüchtlinge, Migranten und Fremde haben nach Scheidler mit drei<br />

kulturell verschiedenen Welten zu tun: der Herkunftskultur, der Migrantenkultur<br />

und der Aufnahmekultur. Der Proz<strong>es</strong>s der Anpassung an die Aufnahmekultur wird<br />

als Akkulturation beze<strong>ich</strong>net. Vielfältige Anpassungsle<strong>ist</strong>ungen sind zu erbringen,<br />

<strong>es</strong> „handelt s<strong>ich</strong> um Proz<strong>es</strong>se der Neuorientierung, der Veränderung von<br />

44 Evangelische Kirche in Deutschland (EKD): Klarheit und gute Nachbarschaft. Chr<strong>ist</strong>en und Muslime in<br />

Deutschland. S. 48<br />

45 Vgl. auch Kapitel 3, Punkt 3.1 di<strong>es</strong>er Arbeit<br />

46 Scheidler, Monika: Initiationssakramente und Gem<strong>ein</strong>dekatech<strong>es</strong>e. In: Kasper, W./ Bi<strong>es</strong>inger, A. /<br />

Kothgasser, A.: Weil Sakramente Zukunft haben, S. 48<br />

47 Vgl. ebd.: S. 67/68<br />

48 Vgl.: Scheidler, Monika: Interkulturell<strong>es</strong> Lernen in der Gem<strong>ein</strong>de, S. 169<br />

12


Bezugssystemen, von Denk- und Verhaltensmustern.“ 49 Di<strong>es</strong>e Proz<strong>es</strong>se laufen<br />

auf beiden Seiten, bei den Fremden und bei den Einheimischen ab. Jede Seite<br />

erbringt in kulturellen Überschneidungssituationen gewisse<br />

Anpassungsle<strong>ist</strong>ungen. In der Regel passt s<strong>ich</strong> die Minderheit sehr viel mehr an<br />

als die Mehrheit. Von Integration kann man aber erst sprechen, wenn auch die<br />

Mehrheit s<strong>ich</strong> zumind<strong>es</strong>t etwas an die Minderheit anpasst. 50 Es gibt vier<br />

Strategien d<strong>es</strong> Umgangs mit Elementen der eigenen Kultur und der fremden<br />

Kultur (Akkulturation) 51 : Separation, Marginalisierung, Assimilation und<br />

Integration. Wenn Migranten ihre kulturelle Identität unter allen Umständen<br />

bewahren wollen und Begegnungen mit Angehörigen der Mehrheitskultur<br />

vermeiden, spr<strong>ich</strong>t man von Separation. Verfolgen Angehörige der<br />

Mehrheitskultur di<strong>es</strong>e Strategie, so wird di<strong>es</strong> als Segregation beze<strong>ich</strong>net. Di<strong>es</strong><br />

g<strong>es</strong>chieht oft in der Sorge um die Bewahrung der je eigenen kulturellen Identität,<br />

aber <strong>es</strong> b<strong>es</strong>teht die Gefahr der Marginalisierung. Die Minderheiten sehen dann<br />

k<strong>ein</strong>e Mögl<strong>ich</strong>keit mehr zum Erhalt ihrer Identität und fühlen s<strong>ich</strong> diskriminiert. Sie<br />

ziehen s<strong>ich</strong> zurück, fühlen s<strong>ich</strong> minderwertig und suchen k<strong>ein</strong>en Kontakt mehr<br />

mit Angehörigen der Mehrheitsg<strong>es</strong>ellschaft. Die Assimilationsstrategie wird von<br />

Menschen verfolgt, die viele Kontakte zu Menschen anderer kultureller Prägung<br />

haben, s<strong>ich</strong> aber n<strong>ich</strong>t bemühen, ihre eigene Kultur zu erhalten. Wenn Konflikte<br />

auftreten, passen sie s<strong>ich</strong> an und unterdrücken ihre kulturspezifischen<br />

Bedürfnisse zugunsten der Mehrheitskultur. Gem<strong>ein</strong>den erwarten oftmals<br />

selbstverständl<strong>ich</strong> von Minderheiten, dass sie s<strong>ich</strong> der Mehrheit anpassen, <strong>es</strong><br />

wird n<strong>ich</strong>t nach den Bedürfnissen der anderen gefragt oder Rücks<strong>ich</strong>t genommen,<br />

weil man <strong>es</strong> als normal findet, dass die Alt<strong>ein</strong>g<strong>es</strong><strong>es</strong>senen mehr Rechte haben als<br />

die Zugewanderten. Wenn <strong>es</strong> aber beiden Seiten w<strong>ich</strong>tig <strong>ist</strong>, etwas von der<br />

eigenen kulturellen Identität zu bewahren, dann spr<strong>ich</strong>t man von der<br />

Integrationsstrategie. Di<strong>es</strong>e Menschen suchen Kontakte mit Menschen anderer<br />

kultureller Prägung und bemühen s<strong>ich</strong> um Kommunikation und Kooperation. In<br />

Konflikten suchen sie Kompromisse und nehmen Elemente der verschiedenen<br />

Kulturen als Bere<strong>ich</strong>erung auf. Die Kirche weiß s<strong>ich</strong> b<strong>es</strong>onders gefordert, sie sieht<br />

s<strong>ich</strong> als „Ort der Integration“ 52 , als „Anwältin für Integration“ 53 . Ihr Engagement in<br />

di<strong>es</strong>em Bere<strong>ich</strong> erwächst aus ihrem Auftrag und Selbstverständnis. „Die Botschaft<br />

der Bibel <strong>ist</strong> geprägt von der Wertschätzung der Gastfreundschaft, der Achtung<br />

49 Scheidler, Monika: Initiationssakramente und Gem<strong>ein</strong>dekatech<strong>es</strong>e, S. 53<br />

50 ebd. S. 53,<br />

51 Die folgenden Ausführungen beziehen s<strong>ich</strong> auf Scheidler, Monika: Initiationssakramente und<br />

Gem<strong>ein</strong>dekatech<strong>es</strong>e, S. 54-58<br />

52 Die deutschen Bischöfe: Integration fördern – Zusammenleben g<strong>es</strong>talten, S. 16<br />

53 ebd., S. 19<br />

13


und d<strong>es</strong> Schutz<strong>es</strong> für die Fremden. 54 J<strong>es</strong>u Botschaft von der Nächsten- und<br />

Fremden<strong>liebe</strong> fordert mutige Taten der Solidarität mit Fremden. Die<br />

Gott<strong>es</strong>ebenbildl<strong>ich</strong>keit gilt allen Menschen, trotz aller Unterschiede steht ihnen<br />

di<strong>es</strong>elbe Würde zu. Di<strong>es</strong>e Grundüberzeugung trägt das chr<strong>ist</strong>l<strong>ich</strong>e Verständnis<br />

von Integration. Ihr Engagement <strong>ist</strong> daher auf alle Menschen ausger<strong>ich</strong>tet,<br />

unabhängig von deren religiöser oder nationaler Zugehörigkeit. 55 Weiter<br />

schreiben die Bischöfe: „Erst in der Gem<strong>ein</strong>schaft mit Chr<strong>ist</strong>en anderer<br />

Nationalitäten und Ethnien kann die Universalität und integrierende Kraft d<strong>es</strong><br />

gem<strong>ein</strong>samen Glaubens zum Vorsch<strong>ein</strong> kommen“. 56 Integration fordert Beiträge<br />

sowohl der <strong>ein</strong>heimischen <strong>wie</strong> der zugewanderten Bevölkerung. Dabei haben die<br />

kulturellen und religiösen Überzeugungen und Prägungen der Zuwanderer <strong>ein</strong>en<br />

eigenständigen Wert. „Sie verändern unsere G<strong>es</strong>ellschaft, gefährden sie aber<br />

n<strong>ich</strong>t in ihren Grundlagen, wenn auch die Einheimischen wissen, auf welchem<br />

Fundament sie stehen“. 57 Nur so entsteht <strong>ein</strong> echter Dialog und Austausch. Die<br />

Ortsgem<strong>ein</strong>den können w<strong>es</strong>entl<strong>ich</strong> zum Gelingen beitragen, wenn Migranten und<br />

Zuwanderer z.B. in die Vorbereitung und Durchführung von<br />

Bildungsveranstaltungen <strong>ein</strong>bezogen werden. „N<strong>ich</strong>t über Zuwanderer sprechen,<br />

sondern mit ihnen – di<strong>es</strong> sollte zum Ziel der gem<strong>ein</strong>dl<strong>ich</strong>en Bildungsarbeit<br />

werden“ 58 .<br />

2.4 <strong>Das</strong> Profil der Seelsorg<strong>es</strong>tunde<br />

Neben den verschiedenen Lernorten d<strong>es</strong> Glaubens, <strong>wie</strong> Familie,<br />

Religionsunterr<strong>ich</strong>t und Gem<strong>ein</strong>dekatech<strong>es</strong>e spielt die Seelsorg<strong>es</strong>tunde <strong>ein</strong>e<br />

b<strong>es</strong>ondere Rolle: sie <strong>ist</strong> <strong>ein</strong> kirchl<strong>ich</strong><strong>es</strong> Angebot im Rahmen der Schule und<br />

ermögl<strong>ich</strong>t <strong>ein</strong>e Kooperation zwischen Schule und Pfarrgem<strong>ein</strong>de. Der neue<br />

Lehrplan Katholische Religionslehre (Erprobung 2003) we<strong>ist</strong> ausdrückl<strong>ich</strong> darauf<br />

hin, dass <strong>ein</strong>e Seelsorg<strong>es</strong>tunde in den Klassen 3 und 4 auch über die in der<br />

Stundentafel vorg<strong>es</strong>ehenen Religionsstunden hinaus angeboten werden soll. 59<br />

Die Seelsorg<strong>es</strong>tunde schafft Erfahrungsräume für das religiöse Lernen der<br />

Schüler und Schülerinnen, ermögl<strong>ich</strong>t ihnen das Kennen lernen der Gem<strong>ein</strong>de vor<br />

Ort und bietet ihnen Orientierung für ihre religiöse Entwicklung und ihren<br />

Glauben. „Ziel der Seelsorg<strong>es</strong>tunde <strong>ist</strong> <strong>es</strong>, den Kindern in der Grundschule die<br />

Zuwendung Gott<strong>es</strong> erfahrbar zu machen, die Sehnsucht nach ihm zu wecken und<br />

54 ebd.: S. 17<br />

55 ebd.: S. 18<br />

56 ebd.: S.17<br />

57 ebd.: S. 26<br />

58 ebd.: S. 44<br />

59 Vgl.: Krombusch, Gerhard: <strong>Das</strong> Schulleben mitg<strong>es</strong>talten: Seelsorg<strong>es</strong>tunde und Schulgott<strong>es</strong>dienste in der<br />

Grundschule, S. 18<br />

14


Brücken zwischen Grundschule und Kirchengem<strong>ein</strong>de zu bauen.“ 60 Sie<br />

ermögl<strong>ich</strong>t di<strong>es</strong> durch authentische Glaubenszeugnisse (Martyria), durch das<br />

Erleben, dass Kirche für andere da <strong>ist</strong> (Diakonia), in den Gott<strong>es</strong>diensten und im<br />

gem<strong>ein</strong>samen Gebet (Leiturgia) so<strong>wie</strong> durch Erfahrungen der Gem<strong>ein</strong>schaft im<br />

Glauben und in der Gem<strong>ein</strong>de (Koinonia). 61 Eine Zusammenarbeit mit den<br />

Religionslehrern bzw. der Fachkonferenz Religion <strong>ist</strong> erforderl<strong>ich</strong>. Im 3. Schuljahr<br />

spielt die Hinführung zum Empfang d<strong>es</strong> Buß- und Euchar<strong>ist</strong>i<strong>es</strong>akraments <strong>ein</strong>e<br />

b<strong>es</strong>ondere Rolle. Die Seelsorg<strong>es</strong>tunde führt das im Religionsunterr<strong>ich</strong>t Erlernte<br />

weiter und entlastet die in der Gem<strong>ein</strong>dekatech<strong>es</strong>e mitarbeitenden Eltern. 62 Sie<br />

ersetzt n<strong>ich</strong>t die Kommunionkatech<strong>es</strong>e in der Gem<strong>ein</strong>de, „sie kann allerdings der<br />

Ort s<strong>ein</strong>, <strong>ein</strong>zelne Fragen noch <strong>ein</strong>mal zu reflektieren (...). Zudem bietet sie die<br />

Chance für <strong>ein</strong>e Nachbereitung zur Erstkommunion / Erstbe<strong>ich</strong>te und die<br />

Weiterführung der dort begonnenen pastoralen Arbeit.“ 63<br />

3. Zur Kommunionkatech<strong>es</strong>e im Pastoralverbund<br />

Die Euchar<strong>ist</strong>ie <strong>ist</strong> Quelle und Höhepunkt d<strong>es</strong> ganzen chr<strong>ist</strong>l<strong>ich</strong>en<br />

Lebens 64 , die Kommunionvorbereitung möchte „zur Begegnung mit<br />

Chr<strong>ist</strong>us in der Euchar<strong>ist</strong>ie führen.“ 65 Den Kindern soll die Bedeutung d<strong>es</strong><br />

Sakraments in <strong>ein</strong>er ihnen angem<strong>es</strong>senen Form näher erschlossen<br />

werden. Zugle<strong>ich</strong> <strong>ist</strong> die Feier der Erstkommunion <strong>ein</strong> außerordentl<strong>ich</strong><strong>es</strong><br />

Familienf<strong>es</strong>t, das viele zeitl<strong>ich</strong>e und materielle R<strong>es</strong>sourcen beansprucht.<br />

Die Erstkommunion hat immer noch <strong>ein</strong>en hohen Stellenwert, obwohl <strong>ein</strong>e<br />

geringe oder fehlende religiöse Praxis in vielen katholischen Familien n<strong>ich</strong>t<br />

zu übersehen <strong>ist</strong>.<br />

3.1 Vorstellung d<strong>es</strong> Konzepts<br />

Im Jahr 2007 erarbeiteten m<strong>ein</strong>e Kollegin und <strong>ich</strong> in Absprache mit dem<br />

Pastoralverbundsleiter und dem in Sande installierten Pfarrer <strong>ein</strong> Konzept der<br />

Kommunionkatech<strong>es</strong>e auf Pastoralverbundsebene, <strong>es</strong> umfasst zur Zeit folgende<br />

Elemente in der Zeit vom Monat September bis zum Monat Mai <strong>ein</strong><strong>es</strong> jeden<br />

Jahr<strong>es</strong>:<br />

60 Die Seelsorg<strong>es</strong>tunde in der Grundschule, Religionspädagogische Arbeitshilfe Nr. 68, S. 113<br />

61 ebd.: S. 113<br />

62 Vgl.: Krombusch, Gerhard: <strong>Das</strong> Schulleben mitg<strong>es</strong>talten, S. 10<br />

63 ebd.: S. 16<br />

64 Vgl.: Sacrosanctum Concilium 10<br />

65 Erzbischöfl<strong>ich</strong><strong>es</strong> Generalvikariat (Hrsg.): Hinführung der Kinder zur Erstkommunion in der Gem<strong>ein</strong>de,<br />

Schriftenreihe <strong>Pastorale</strong> Leitlinien, Heft Nr. 4, S. 8<br />

15


9 Weggott<strong>es</strong>dienste in der jeweiligen Gem<strong>ein</strong>de<br />

6 Treffen in den Tischgruppen (die Vorbereitung der Tischeltern an fünf<br />

Abenden g<strong>es</strong>chieht auf PV-Ebene, die Kindergruppen treffen s<strong>ich</strong> in der<br />

jeweiligen Gem<strong>ein</strong>de)<br />

Seelsorg<strong>es</strong>tunden (1-mal wöchentl<strong>ich</strong> jeweils in der Grundschule vor Ort )<br />

Gott<strong>es</strong>dienste in der Advents- und <strong>Fasten</strong>zeit mit Elementen, die von den<br />

Kommunionkindern mitg<strong>es</strong>taltet werden<br />

<strong>ein</strong> Familienwochenende auf PV-Ebene als Zusatzangebot (seit 2009)<br />

2 Elternabende<br />

Di<strong>es</strong><strong>es</strong> Konzept wird in beiden Gem<strong>ein</strong>den ähnl<strong>ich</strong>, mit <strong>ein</strong>igen Abwe<strong>ich</strong>ungen,<br />

die mit der jeweiligen Situation vor Ort zusammenhängen, durchgeführt. Die<br />

Eltern geben uns <strong>ein</strong>e schriftl<strong>ich</strong>e Reflexion, di<strong>es</strong>e Rückmeldungen haben<br />

Einfluss auf mögl<strong>ich</strong>e Änderungen und Verb<strong>es</strong>serungen im Konzept.<br />

92 Jungen und Mädchen nehmen an der Kommunionvorbereitung im<br />

Pastoralverbund teil, 47 Kinder in Sande, 45 Kinder in Sennelager. 9 Jungen und<br />

Mädchen gehören der syrisch –orthodoxen Kirche an.<br />

Die Vorbereitungszeit beginnt nach den Sommerferien mit dem ersten<br />

Elternabend und Weggott<strong>es</strong>diensten im vierzehntägigen Rhythmus. Die<br />

Seelsorg<strong>es</strong>tunden beginnen dann ebenfalls. 66 Den Familien und Eltern kommt bei<br />

der Hinführung zur Ersten Heiligen Kommunion <strong>ein</strong>e entscheidende Rolle zu.<br />

Di<strong>es</strong> unterste<strong>ich</strong>en auch die <strong>Pastorale</strong>n Leitlinien im Erzb<strong>ist</strong>um Paderborn, denn<br />

in s<strong>ein</strong>er Familie erlebt s<strong>ich</strong> das Kind „am intensivsten“ 67 , hier bilden s<strong>ich</strong> erste<br />

Werte. Im Allgem<strong>ein</strong>en zeigen die Eltern und Erziehungsberechtigten in St.<br />

Marien Sande Inter<strong>es</strong>se an der Kommunionvorbereitung ihrer Kinder. Di<strong>es</strong> zeigt<br />

ihre rege Teilnahme an den Elternabenden, Weggott<strong>es</strong>diensten aber auch an den<br />

Sonntagsgott<strong>es</strong>diensten in der Advents- und <strong>Fasten</strong>zeit. Oft sind <strong>es</strong> auch die<br />

Großeltern, die ihre Enkelkinder begleiten. Ausre<strong>ich</strong>end Eltern übernehmen die<br />

Leitung <strong>ein</strong>er Tischgruppe. Di<strong>es</strong> <strong>ist</strong> erfreul<strong>ich</strong>, denn ohne die begleitende und<br />

unterstützende Hilfe der Eltern kann der schulische Religionsunterr<strong>ich</strong>t und die<br />

Seelsorg<strong>es</strong>tunde so<strong>wie</strong> die Gem<strong>ein</strong>dekatech<strong>es</strong>e nur <strong>ein</strong>e Hilf<strong>es</strong>tellung s<strong>ein</strong> 68 , <strong>ein</strong><br />

Hin<strong>ein</strong>wachsen in die Euchar<strong>ist</strong>iegem<strong>ein</strong>schaft auf Dauer <strong>ist</strong> nur selten mögl<strong>ich</strong>.<br />

Ziel d<strong>es</strong> Konzepts <strong>ist</strong> <strong>es</strong> daher, die Eltern in mögl<strong>ich</strong>st viele Bere<strong>ich</strong>e mit<br />

<strong>ein</strong>zubeziehen, denn ihr Engagement „kann s<strong>ich</strong> erneuernd und vertiefend auch<br />

66 Eine Themenübers<strong>ich</strong>t zu den Seelsorg<strong>es</strong>tunden und Weggott<strong>es</strong>diensten befindet s<strong>ich</strong> im Anhang.<br />

67 Erzbischöfl<strong>ich</strong><strong>es</strong> Generalvikariat (Hrsg.): Hinführung der Kinder zur Erstkommunion in der Gem<strong>ein</strong>de,<br />

Schriftenreihe <strong>Pastorale</strong> Leitlinien, Heft Nr. 4, S. 11<br />

68 Vgl.: Die deutschen Bischöfe, Sakramentenpastoral im Wandel, S. 44<br />

16


auf ihren eigenen Glauben auswirken.“ 69 Natürl<strong>ich</strong> melden auch Eltern ihre Kinder<br />

zur Vorbereitung an, denen das Sakrament der Euchar<strong>ist</strong>ie eher fremd geworden<br />

<strong>ist</strong>, die in k<strong>ein</strong>em Kontakt zur Gem<strong>ein</strong>de stehen. Sie möchten <strong>ein</strong> schön<strong>es</strong> F<strong>es</strong>t<br />

für ihre Kinder und entziehen s<strong>ich</strong> n<strong>ich</strong>t der doch noch über<strong>wie</strong>genden<br />

jahrgangsweisen Praxis der Vorbereitung. Auch di<strong>es</strong> gilt <strong>es</strong> zu achten, manchmal<br />

habe <strong>ich</strong> bei den eher d<strong>ist</strong>anzierten und n<strong>ich</strong>t mehr volkskirchl<strong>ich</strong> geprägten<br />

Eltern den Eindruck, gerade sie suchen Kontakte und G<strong>es</strong>präche. Im Bere<strong>ich</strong> der<br />

Eltern- und Erwachsenenarbeit sind schon <strong>ein</strong>ige Ansätze gefunden, aber das<br />

Konzept lässt s<strong>ich</strong> in di<strong>es</strong>em Bere<strong>ich</strong> s<strong>ich</strong>er noch erweitern, z.B. mit thematischen<br />

Elternabenden bzw. weiterführenden Angeboten für die Erwachsenen nach der<br />

Erstkommunion ihrer Kinder. Die deutschen Bischöfe fordern, die Erwachsenen<br />

bzw. die Erwachsenenkatech<strong>es</strong>e in den Gem<strong>ein</strong>den neu in den Blick zu nehmen,<br />

damit ihr Glaube lebendig bleibt. 70 Auch die Taufpastoral im Pastoralverbund <strong>ist</strong> in<br />

di<strong>es</strong>em Zusammenhang neu zu überdenken. In Sande und Sennelager leben<br />

viele junge Familien, die zugezogen sind. Sie lassen ihre Kinder taufen, aber <strong>es</strong><br />

gibt kaum begleitende Angebote von Seiten der Gem<strong>ein</strong>den für die Familien.<br />

Positiv zu bewerten <strong>ist</strong> die Integration der Kinder, die die unterschiedl<strong>ich</strong>en<br />

Förderschulen im Kreis Paderborn b<strong>es</strong>uchen. Gerade di<strong>es</strong>e Kinder und ihre<br />

Eltern brauchen die Ansprache der Gem<strong>ein</strong>de, viel Verständnis und<br />

Aufmerksamkeit.<br />

Wenig Beachtung fand bisher allerdings die Tatsache, dass 9,1 % (549) der<br />

Einwohner von Sande Aussiedler, 4,2 % (253) Eingebürgerte und 3,2 % (193)<br />

Ausländer sind. 71 Die Zahlen in Sennelager sind ähnl<strong>ich</strong>. Gerade auch die<br />

katholischen Aussiedler aus Polen sind treue Kirchenb<strong>es</strong>ucher, haben aber<br />

ansonsten wenig Kontakte zur Gem<strong>ein</strong>de. Die Vorbereitungszeit zur<br />

Erstkommunion kann hier gute Chancen bieten, mit di<strong>es</strong>en Familien ins G<strong>es</strong>präch<br />

zu kommen und ihnen Anschlussmögl<strong>ich</strong>keiten zu geben. 72 Sande <strong>ist</strong> <strong>ein</strong> kl<strong>ein</strong>er<br />

Stadtteil, trotzdem kennen s<strong>ich</strong> viele Eltern unter<strong>ein</strong>ander n<strong>ich</strong>t. Die Zeit der<br />

Sakramentenvorbereitung kann daher auch für die Familien <strong>ein</strong>e Zeit der<br />

Begegnung s<strong>ein</strong>, di<strong>es</strong> <strong>ist</strong> gerade auch in den Tischgruppen mögl<strong>ich</strong>. Insg<strong>es</strong>amt<br />

sollten wir uns im Team der Hauptamtl<strong>ich</strong>en fragen, ob und in welcher Weise wir<br />

im Blick auf die je unterschiedl<strong>ich</strong>en Lebens- und Glaubenssituationen der<br />

Menschen und Familien, die hier leben, auch unterschiedl<strong>ich</strong>e Räume, Wege und<br />

Ziele (<strong>ein</strong>e weitere Differenzierung) in der Katech<strong>es</strong>e anbieten können.<br />

69 ebd.: S. 44<br />

70 Vgl.: Die deutschen Bischöfe: Katech<strong>es</strong>e in veränderter Zeit, 2004, S. 18<br />

71 Die Angaben entstammen <strong>ein</strong>er Aufstellung d<strong>es</strong> Dekanat<strong>es</strong> Paderborn aus dem Jahr 2008, die Stadt Paderborn<br />

(Meldereg<strong>ist</strong>er) hat di<strong>es</strong>e Daten zur Verfügung g<strong>es</strong>tellt.<br />

72 Siehe auch Kapitel 2, Punkt 2.3<br />

17


3.2 Beziehungen zur syrisch-orthodoxen Gem<strong>ein</strong>de<br />

Die erste Begegnung mit syrisch-orthodoxen Gläubigen hatte <strong>ich</strong> im Pfarrheim<br />

Sande, <strong>ein</strong>e aramäische Mädchentanzgruppe übte dort Volkstänze <strong>ein</strong>. Wenige<br />

Monate später ergab s<strong>ich</strong> die zweite Begegnung, aramäische Frauen boten auf<br />

dem Pfarrf<strong>es</strong>t typische Ger<strong>ich</strong>te aus ihrer Heimat an. Ver<strong>ein</strong>zelt finden syrischorthodxe<br />

Trauungen in der katholischen Kirche statt. Gastweise werden zwar<br />

Kirchenräume zur Verfügung g<strong>es</strong>tellt, gerne genießt man die Leckereien auf den<br />

Gem<strong>ein</strong>def<strong>es</strong>ten, aber <strong>es</strong> kommt kaum zu <strong>ein</strong>em längeren Austausch.<br />

Uns<strong>ich</strong>erheit und Unkenntnis <strong>ist</strong> bei den katholischen Gem<strong>ein</strong>demitgliedern zu<br />

spüren, Zurückhaltung und R<strong>es</strong>sentiment über<strong>wie</strong>gen bei den <strong>ein</strong>heimischen und<br />

alt<strong>ein</strong>g<strong>es</strong><strong>es</strong>senen Gem<strong>ein</strong>demitgliedern. Für die jüngere Generation trifft di<strong>es</strong><br />

n<strong>ich</strong>t mehr so zu, die syrisch-orthodoxen Kinder sind integriert in den<br />

Kindergärten d<strong>es</strong> Ort<strong>es</strong>, Erzieherinnen bemühen s<strong>ich</strong> um Kontakte der Familien<br />

unter<strong>ein</strong>ander. Auch sind die Sprachbarrieren in den jungen Familien n<strong>ich</strong>t mehr<br />

so deutl<strong>ich</strong> zu spüren, viele Aramäer beherrschen mittlerweile gut die deutsche<br />

Sprache. Di<strong>es</strong>e positiven Ansätze müssen fortgeführt werden in Schule und<br />

Gem<strong>ein</strong>de. Die syrisch-orthodoxen Schüler und Schülerinnen fühlen s<strong>ich</strong> in der<br />

Grundschule zume<strong>ist</strong> gut aufgehoben, die Religionslehrer jedoch wissen kaum<br />

etwas über die syrisch-orthodoxe Konf<strong>es</strong>sion, so ber<strong>ich</strong>teten sie mir. Der<br />

Religionsunterr<strong>ich</strong>t findet aber aus schulinternen Gründen für alle Konf<strong>es</strong>sionen<br />

zume<strong>ist</strong> gem<strong>ein</strong>sam statt. Trotz aller Integrationsfortschritte beklagt Hezni<br />

Barjosef, als Sozialpädagoge tätig bei der Beratungsstelle für Integration beim<br />

Caritasverband Paderborn, die immer noch zu spürende D<strong>ist</strong>anz zu der<br />

<strong>ein</strong>heimischen Bevölkerung. Er wünscht s<strong>ich</strong>, dass die Aramäer deutl<strong>ich</strong> mehr auf<br />

ihre Nachbarn zugehen, von ihrer Konf<strong>es</strong>sion erzählen und s<strong>ich</strong> für Begegnungen<br />

öffnen, die über die Nutzung von kirchl<strong>ich</strong>en Gebäuden hinaus gehen. 73 Im<br />

Moment äußert s<strong>ich</strong> ihre aktive Teilnahme am g<strong>es</strong>ellschaftl<strong>ich</strong>en Leben laut<br />

eigenen Angaben durch die Tätigkeit <strong>ein</strong><strong>es</strong> Elternver<strong>ein</strong>s, der Ansprechpartner für<br />

die Ver<strong>ein</strong>e und Gruppen in Sande s<strong>ein</strong> soll. Di<strong>es</strong>er Ver<strong>ein</strong> möchte die Kinderund<br />

Jugendarbeit fördern und Angebote speziell für Familien und Frauen machen.<br />

Eine Vernetzung mit b<strong>es</strong>tehenden katholischen Gruppen (Jugendforum) wäre<br />

s<strong>ich</strong>er wünschenswert, <strong>ist</strong> aber bisher noch n<strong>ich</strong>t gelungen.<br />

73 Ein G<strong>es</strong>präch mit Hezni Barjosef über die Glaubens- und Lebenssituation der Aramäer habe <strong>ich</strong> vor Beginn<br />

d<strong>es</strong> Projekts geführt. Er wünscht s<strong>ich</strong> n<strong>ich</strong>t nur <strong>ein</strong>e Beteiligung der syrisch-orthodoxen Kinder an der<br />

Kommunionvorbereitung in St. Marien Sande, sondern auch <strong>ein</strong>e Einladung der kath. Gem<strong>ein</strong>de zur<br />

Teilnahme an weiteren Angeboten der Kinder- und Jugendpastoral an die aramäischen Familien.<br />

18


3.3 Kooperation der Gem<strong>ein</strong>de mit der Grundschule Sande<br />

In den letzten zwei Jahren hat s<strong>ich</strong> <strong>ein</strong> gut<strong>es</strong> Verhältnis zur katholischen<br />

Grundschule Sande entwickelt. Zweimal im Monat feiern die Schüler und<br />

Schülerinnen (jeweils in ihren Jahrgangsstufen) Wortgott<strong>es</strong>dienste bzw.<br />

Schulgott<strong>es</strong>dienste in St. Marien Sande. Die Themen der Gott<strong>es</strong>dienste in den<br />

Jahrgangsstufen 3 und 4 orientieren s<strong>ich</strong> an den Unterr<strong>ich</strong>tsinhalten im Fach<br />

Religion oder am Kirchenjahr, ökumenische Wortgott<strong>es</strong>dienste finden zu Beginn<br />

und zum Ende d<strong>es</strong> Schuljahr<strong>es</strong> bzw. im Advent statt. In der Jahrgangstufe 1 steht<br />

das Vertraut werden mit dem Kirchenraum, gem<strong>ein</strong>sam<strong>es</strong> Singen und<br />

kindgerecht<strong>es</strong> Beten im Vordergrund. Im 2. Schuljahr lernen die Kinder<br />

allmähl<strong>ich</strong> <strong>ein</strong>en <strong>ein</strong>fachen liturgischen Ablauf kennen, üben s<strong>ich</strong> in <strong>ein</strong>fache<br />

Rituale <strong>ein</strong> und erfahren Freude im Mit<strong>ein</strong>ander beim Singen und Beten. Die<br />

Gott<strong>es</strong>dienste sind offen für Schüler und Schülerinnen aller Konf<strong>es</strong>sionen, die<br />

Eltern sind darüber informiert. Die deutschen Bischöfe befürworten in ihrem<br />

Grundlagentext zur Schulpastoral das schulpastorale Engagement auch für<br />

andersgläubige, n<strong>ich</strong>tgläubige und ungetaufte Schüler/innen mit dem Ziel der<br />

Humanisierung der Schule, die religiöse Pluralität unserer G<strong>es</strong>ellschaft sei ernst<br />

zu nehmen. Die Schulpastoral muss pädagogische, soziale und kulturelle<br />

Gegebenheiten im Lebensraum Schule berücks<strong>ich</strong>tigen und <strong>ein</strong>beziehen. 74 Ein<br />

gelingender Umgang mit dem Fremden kann zu <strong>ein</strong>em Schlüssel für die Zukunft<br />

unserer G<strong>es</strong>ellschaft werden. Stephan Leimgruber zitiert Folkert Rickers, der klar<br />

herausstellt, dass die humane Orientierung unserer G<strong>es</strong>ellschaft davon abhängt,<br />

ob <strong>es</strong> uns gelingt, Verständnis für die Fremdheit der Fremden aufzubringen, für<br />

deren Anderss<strong>ein</strong> und deren religiös<strong>es</strong> Empfinden. 75<br />

Die Seelsorg<strong>es</strong>tunden erteile <strong>ich</strong> nur im 3. Schuljahr (50% Stelle), di<strong>es</strong> aber<br />

regelmäßig und zuverlässig in allen drei Klassen der Jahrgangsstufe. Di<strong>es</strong>e<br />

Kontinuität <strong>ist</strong> für die Schulleitung w<strong>ich</strong>tig, sie kann die Stunden f<strong>es</strong>t im<br />

Stundenplan verankern und so die Betreuung der n<strong>ich</strong>t katholischen<br />

Schüler/innen planen. Ein Vorteil di<strong>es</strong>er verbindl<strong>ich</strong>en Planung <strong>ist</strong>, dass die<br />

Seelsorg<strong>es</strong>tunden n<strong>ich</strong>t in den Randstunden (6. Stunde) liegen müssen, sondern<br />

im Verlauf d<strong>es</strong> Vormittags erteilt werden. Die Kinder arbeiten in di<strong>es</strong>er Zeit<br />

aufmerksam und konzentriert mit. Es <strong>ist</strong> auch schon <strong>ein</strong>mal mögl<strong>ich</strong>, <strong>ein</strong>e<br />

Doppelstunde zu erteilen. Die Themen der Seelsorg<strong>es</strong>tunden spreche <strong>ich</strong> mit den<br />

Religions- und Klassenlehrern ab. Eine Übers<strong>ich</strong>t zum Ablauf und zu den Inhalten<br />

der Vorbereitung der Kinder zum Sakrament der Buße und Euchar<strong>ist</strong>ie in der<br />

74 Vgl.: Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz (Hg.): Schulpastoral – der Dienst der Kirche an den<br />

Menschen im Handlungsfeld Schule, S. 8<br />

75 Vgl.: Leimgruber, Stephan: Interreligiös<strong>es</strong> Lernen, S. 82<br />

19


Gem<strong>ein</strong>de erhält die Schule ebenso. „Wir kommen gerne zu euch!“ (Schule als<br />

Ort der Begegnung mit Gem<strong>ein</strong>de), di<strong>es</strong>er Eckpunkt der schulischen Einr<strong>ich</strong>tung<br />

„Seelsorg<strong>es</strong>tunde“ 76 <strong>ist</strong> mir w<strong>ich</strong>tig, <strong>ich</strong> möchte, dass Schule, Lehrer und<br />

Schüler/innen di<strong>es</strong> spüren.<br />

4. Die Einheit „<strong>Das</strong> <strong>ist</strong> <strong>ein</strong> <strong>Fasten</strong>, <strong>wie</strong> <strong>ich</strong> <strong>es</strong> <strong>liebe</strong> ...“ (J<strong>es</strong> 58, 6)<br />

„Käse, Butter, Fleisch, Wurst, Salami, das darf man<br />

bei den Aramäern n<strong>ich</strong>t <strong>es</strong>sen, bei den Deutschen <strong>ist</strong><br />

das anders, da muss man auf das verz<strong>ich</strong>ten,<br />

was man am liebsten macht“.<br />

Annamarie, 9 Jahre<br />

(Aramäerin)<br />

Die Bibel versteht <strong>Fasten</strong> als <strong>ein</strong>e religiöse Praxis, bei der man s<strong>ich</strong> teilweise oder<br />

ganz b<strong>es</strong>timmter Speisen und Getränke enthält. Fast allen Religionen <strong>ist</strong> di<strong>es</strong>e<br />

Praxis bekannt. Streng gefastet hat Johann<strong>es</strong> der Täufer, J<strong>es</strong>us begann s<strong>ein</strong><br />

Wirken mit <strong>ein</strong>er vierzigtägigen <strong>Fasten</strong>zeit. Er stand dem <strong>Fasten</strong> aber auch<br />

kritisch gegenüber, die Hilfsbereitschaft dem Nächsten gegenüber <strong>ist</strong> ihm<br />

w<strong>ich</strong>tiger. 77 Die Frömmigkeitsübung d<strong>es</strong> <strong>Fasten</strong>s darf n<strong>ich</strong>t zu Selbstruhm und<br />

Selbstgerechtigkeit vor Gott führen (Mt, 6, 16-18).<br />

Gebet – <strong>Fasten</strong> – Almosen, das sind altbekannte Begriffe für uns, vielle<strong>ich</strong>t so<br />

bekannt, dass wir n<strong>ich</strong>t mehr viel damit anfangen können, so vermutet Karl H<strong>ein</strong>z<br />

Schmitt. Und doch sind <strong>es</strong> lebensw<strong>ich</strong>tige Formen unser<strong>es</strong> Glaubens. 78 In jedem<br />

Jahr feiern wir in St. Marien Sande zu Beginn der <strong>Fasten</strong>zeit <strong>ein</strong>en<br />

Schulgott<strong>es</strong>dienst an Aschermittwoch, auf di<strong>es</strong>e Tradition b<strong>es</strong>teht die<br />

Grundschule. Der Beginn der <strong>Fasten</strong>zeit (Aschermittwoch) verbunden mit dem<br />

Ascheritus sch<strong>ein</strong>t immer noch im Bewussts<strong>ein</strong> der Gläubigen zu s<strong>ein</strong>. Auch die<br />

Gem<strong>ein</strong>degott<strong>es</strong>dienste sind an di<strong>es</strong>em Tag gut b<strong>es</strong>ucht.<br />

<strong>Das</strong> <strong>Fasten</strong> <strong>ist</strong> <strong>ein</strong> w<strong>es</strong>entl<strong>ich</strong><strong>es</strong> Element in der syrisch-orthodoxen Spiritualität<br />

und Frömmigkeit, tief verwurzelt gerade auch bei den Chr<strong>ist</strong>en, die aus dem Tur<br />

Abdin kommen. In Absprache mit dem syrisch-orthodoxen Pfarrer und den<br />

Religionslehrern der Grundschule nahm <strong>ich</strong> di<strong>es</strong>e Einheit zur <strong>Fasten</strong>- und<br />

österl<strong>ich</strong>en Bußzeit mit auf in den Themenkatalog der Seelsorg<strong>es</strong>tunden.<br />

4.1 Aufbau und Teilthemen<br />

Insg<strong>es</strong>amt standen vier Unterr<strong>ich</strong>tsstunden für di<strong>es</strong>e Einheit zur Verfügung.<br />

Folgende Teilthemen waren geplant und wurden auch durchgeführt: 1. Deutung<br />

76 Vgl.: Krombusch, Gerhard: <strong>Das</strong> Schulleben mitg<strong>es</strong>talten, S. 10<br />

77 Vgl.: Herders Neu<strong>es</strong> Bibellexikon, S. 202<br />

78 Vgl.: Schmitt, Karl H<strong>ein</strong>z: Durch das Jahr – durch das Leben, S. 348<br />

20


und Erschließung d<strong>es</strong> Symbols „Asche“, 2. <strong>Fasten</strong> in der Bibel und 3. M<strong>ein</strong> Weg<br />

durch die <strong>Fasten</strong>zeit – Arbeit an Stationen. Für das 3. Thema stand <strong>ein</strong>e<br />

Doppelstunde zur Verfügung, die aufgrund d<strong>es</strong> Mehrbedarfs an Räumen im<br />

Pfarrheim Sande stattfand, das in der Nähe der Grundschule liegt. Die Themen<br />

wurden mit dem Vorbereitungskreis abg<strong>es</strong>prochen, teilweise zusammen mit den<br />

Mitarbeiterinnen (katholische und syrisch-orthodoxe Eltern) durchgeführt.<br />

Ausführl<strong>ich</strong>er darstellen werde <strong>ich</strong> im Rahmen di<strong>es</strong>er Arbeit die erste Stunde der<br />

Einheit: Deutung und Erschließung d<strong>es</strong> Symbols Asche. Die Verlaufsskizzen der<br />

weiteren Unterr<strong>ich</strong>tsstunden sind dem Anhang beigefügt.<br />

4.2 Intention und Ziele<br />

Zum chr<strong>ist</strong>l<strong>ich</strong>en <strong>Fasten</strong> haben heute viele Menschen kaum <strong>ein</strong>en Bezug durch<br />

ihre Lebenswirkl<strong>ich</strong>keit. <strong>Fasten</strong> wird oft ledigl<strong>ich</strong> als Verz<strong>ich</strong>t auf Genussmittel<br />

verstanden, <strong>ein</strong> Weg, der der G<strong>es</strong>undheit dient. Sinn und Ziele d<strong>es</strong> religiösen<br />

<strong>Fasten</strong>s sind den katholischen jungen Familien der Kommunionkinder kaum noch<br />

bekannt bzw. sie praktizieren <strong>es</strong> n<strong>ich</strong>t. Syrisch-orthodoxe Familien kennen<br />

dagegen f<strong>es</strong>te <strong>Fasten</strong>zeiten im Laufe d<strong>es</strong> Jahr<strong>es</strong>, sie halten s<strong>ich</strong> daran und leiten<br />

auch ihre Kinder dazu an. Die Chance chr<strong>ist</strong>l<strong>ich</strong>en <strong>Fasten</strong>s liegt darin, <strong>wie</strong>der<br />

offen, frei und stark zu werden für das, was wirkl<strong>ich</strong> w<strong>ich</strong>tig <strong>ist</strong>: für die Menschen,<br />

für Gott und für s<strong>ich</strong> selbst. Di<strong>es</strong>er beiden Konf<strong>es</strong>sionen gem<strong>ein</strong>same Sinn d<strong>es</strong><br />

<strong>Fasten</strong>s soll den Kindern erschlossen werden. Sie lernen dabei von<strong>ein</strong>ander, di<strong>es</strong><br />

gilt auch für die an di<strong>es</strong>em Projekt beteiligten Eltern beider Konf<strong>es</strong>sionen. <strong>Das</strong><br />

gem<strong>ein</strong>sam g<strong>es</strong>taltete „ökumenische <strong>Fasten</strong>kreuz“ erhält s<strong>ein</strong>en Platz in der<br />

Grundschule, dadurch kommt das Thema auch in den Blick der Mitschüler/innen<br />

der anderen Jahrgangsstufen so<strong>wie</strong> der Lehrer und Lehrerinnen.<br />

Die Intentionen und Lernchancen der <strong>ein</strong>zelnen Unterr<strong>ich</strong>tstunden sind dem<br />

Anhang beigefügt, ebenso die Unterr<strong>ich</strong>tsverlaufsplanungen und Materialien.<br />

4.3 Sachanalyse<br />

Um den Rahmen n<strong>ich</strong>t zu sprengen, verz<strong>ich</strong>te <strong>ich</strong> an di<strong>es</strong>er Stelle auf <strong>ein</strong>e<br />

ausführl<strong>ich</strong>e B<strong>es</strong>chreibung und Analyse aller Materialien der Einheit. Eine<br />

Gegenüberstellung d<strong>es</strong> Verlaufs der katholischen und syrisch-orthodoxen<br />

<strong>Fasten</strong>zeit ersch<strong>ein</strong>t mit aber w<strong>ich</strong>tig für den G<strong>es</strong>amtzusammenhang. Sie zeigt<br />

zum <strong>ein</strong>en die Gem<strong>ein</strong>samkeiten der beiden Konf<strong>es</strong>sionen auf, verdeutl<strong>ich</strong>t die<br />

Vielfalt der Rituale der syrisch-orthodoxen Kirche in der Zeit vor Ostern und zu<br />

Ostern, zum anderen war di<strong>es</strong>e Übers<strong>ich</strong>t <strong>ein</strong> Ausgangspunkt d<strong>es</strong><br />

21


Vorbereitungsg<strong>es</strong>prächs mit den Mitarbeiterinnen d<strong>es</strong> Projekts. Die Darstellung<br />

befindet s<strong>ich</strong> im Anhang.<br />

Kurz <strong>ein</strong>gehen möchte <strong>ich</strong> auf den biblischen Text J<strong>es</strong>aja 58, 5-10, da er im<br />

Mittelpunkt der zweiten Stunde der Einheit steht. Die Sachanalyse zum Symbol<br />

„Asche“ findet s<strong>ich</strong> in Kapitel 5 di<strong>es</strong>er Arbeit.<br />

Zunächst aber Grundsätzl<strong>ich</strong><strong>es</strong> zum katholischen und syrisch-orthodoxen<br />

Verständnis der <strong>Fasten</strong>zeit.<br />

<strong>Das</strong> <strong>Fasten</strong> orientiert s<strong>ich</strong> an b<strong>es</strong>timmten Zeitabschnitten d<strong>es</strong> orthodoxen<br />

liturgischen Kirchenjahr<strong>es</strong>. Dazu zählen das <strong>Fasten</strong> vor Weihnachten (ab Mitte<br />

November), das <strong>Fasten</strong> in den sieben Wochen der vorösterl<strong>ich</strong>en Passionszeit<br />

(Montag der ersten <strong>Fasten</strong>woche bis Karsamstag), das vierzehntägige<br />

Apostelfasten bis zum Tag der Apostel Petrus und Paulus am 29. Juni, das<br />

vierzehntägige Marienfasten vor dem F<strong>es</strong>t d<strong>es</strong> Entschlafens der Gott<strong>es</strong>mutter am<br />

15. August so<strong>wie</strong> das <strong>Fasten</strong> an jedem Mittwoch und Freitag im Gedenken an<br />

Leiden und Kreuz J<strong>es</strong>u. 79 <strong>Das</strong> sogenannte Ninive-<strong>Fasten</strong> <strong>ist</strong> <strong>ein</strong>e B<strong>es</strong>onderheit<br />

der syrisch-orthodoxen Kirche und wird in Erinnerung an das im Buch d<strong>es</strong><br />

Propheten Jona überlieferte <strong>Fasten</strong> der Einwohner von Ninive begangen. 80 Fast<br />

drei Tage enthalten die Gläubigen s<strong>ich</strong> aller Speisen und Getränke. Während der<br />

anderen <strong>Fasten</strong>zeiten verz<strong>ich</strong>ten die syrisch-orthodoxen Chr<strong>ist</strong>en auf Fleisch-,<br />

Milch- und Eierprodukte so<strong>wie</strong> auf Öl und W<strong>ein</strong>. <strong>Das</strong> orthodoxe <strong>Fasten</strong> versteht<br />

s<strong>ich</strong> als Mittel zur seelischen, ge<strong>ist</strong>igen und körperl<strong>ich</strong>en Läuterung und<br />

Enthaltsamkeit, <strong>es</strong> dient zur Stärkung d<strong>es</strong> Glaubens und Vorbereitung auf den<br />

Empfang der Heiligen Euchar<strong>ist</strong>ie. In di<strong>es</strong>er Zeit möchten s<strong>ich</strong> die Gläubigen<br />

b<strong>es</strong>onders von der Sünde fernhalten. 81 Am Ende d<strong>es</strong> <strong>Fasten</strong>s empfangen die<br />

Gläubigen in der Regel die Kommunion. Die orthodoxen Chr<strong>ist</strong>en sehen s<strong>ich</strong> im<br />

W<strong>es</strong>ten mit <strong>ein</strong>em <strong>Fasten</strong> konfrontiert, das di<strong>es</strong>en Gehalt n<strong>ich</strong>t mehr unbedingt<br />

kennt, zumind<strong>es</strong>t in der gelebten chr<strong>ist</strong>l<strong>ich</strong>en Frömmigkeit. Die strengen<br />

<strong>Fasten</strong>vorschriften lassen s<strong>ich</strong> zudem mit der w<strong>es</strong>tl<strong>ich</strong>en Arbeitswelt nur schwer<br />

verbinden, doch zu <strong>ein</strong>er Lockerung oder Anpassung der syrisch-orthodoxen<br />

<strong>Fasten</strong>vorschriften an heutige Gegebenheiten <strong>ist</strong> <strong>es</strong> bisher noch n<strong>ich</strong>t<br />

gekommen. 82<br />

Die Weisungen der katholischen Kirche zur Bußpraxis stellen die vierzigtägige<br />

<strong>Fasten</strong>zeit (österl<strong>ich</strong>e Bußzeit) als <strong>ein</strong>e Zeit vor, in der die Chr<strong>ist</strong>en neu auf<br />

Gott<strong>es</strong> Zuwendung zu den Menschen antworten, indem sie persönl<strong>ich</strong>, aber auch<br />

79 Vgl.: Basdekis, Athanasios: Die Orthodoxe Kirche, S. 93<br />

80 Vgl.: Tamcke, Martin: <strong>Das</strong> orthodoxe Chr<strong>ist</strong>entum, S. 58<br />

81 Vgl.: ebd.: S. 58<br />

82 Vgl.: Basdekis, Athanasios: Die Orthodoxe Kirche, S. 95<br />

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in Familie und Gem<strong>ein</strong>schaft beten sollen. Gem<strong>ein</strong>schaft mit Gott und Chr<strong>ist</strong>us<br />

sollen sie in di<strong>es</strong>er Zeit durch das L<strong>es</strong>en der Heiligen Schrift, B<strong>es</strong>uch der<br />

<strong>Fasten</strong>predigt, Teilnahme an B<strong>es</strong>innungstagen und Exerzitien, B<strong>es</strong>uch der<br />

Kreuzwegandachten, durch den Empfang d<strong>es</strong> Bußsakrament<strong>es</strong> so<strong>wie</strong> durch die<br />

Mitfeier der Euchar<strong>ist</strong>ie auch an den Werktagen suchen. Strenge Fast- und<br />

Abstinenztage sind der Aschermittwoch und der Karfreitag, an allen anderen<br />

Werktagen der österl<strong>ich</strong>en Bußzeit <strong>ist</strong> das <strong>Fasten</strong> angeraten (Haltung d<strong>es</strong><br />

Konsumverz<strong>ich</strong>ts). Almosen (<strong>Fasten</strong>opfer) als spürbar<strong>es</strong> Geldopfer für die<br />

Hungernden und Notleidenden sind erwünscht, ebenso Werke der Nächsten<strong>liebe</strong>.<br />

Wenigstens <strong>ein</strong>mal im Jahr, und zwar in der österl<strong>ich</strong>en Zeit (Aschermittwoch bis<br />

Pfingstsonntag) soll jeder Chr<strong>ist</strong> die Heilige Kommunion empfangen. 83 <strong>Das</strong><br />

<strong>Fasten</strong> an s<strong>ich</strong> <strong>ist</strong> also nur <strong>ein</strong> Element in di<strong>es</strong>er Zeit, die ausger<strong>ich</strong>tet <strong>ist</strong> auf die<br />

Feier der Auferstehung J<strong>es</strong>u und auf die Tauferneuerung der Gem<strong>ein</strong>de in der<br />

Osternacht.<br />

J<strong>es</strong>us fragt in der Bergpredigt (Mt 5-7) nach der Motivation und inneren Haltung<br />

derer, die spenden, beten und fasten (Mt 6,1-8). N<strong>ich</strong>t die Praxis d<strong>es</strong><br />

Almosengebens, Betens und <strong>Fasten</strong>s als solche wird kritisiert, all di<strong>es</strong> <strong>ist</strong> r<strong>ich</strong>tig<br />

und gut, aber nur solange <strong>wie</strong> <strong>es</strong> n<strong>ich</strong>t öffentl<strong>ich</strong> zur Schau g<strong>es</strong>tellt wird. Di<strong>es</strong><br />

schien in der damaligen Zeit <strong>ein</strong> Problem gew<strong>es</strong>en zu s<strong>ein</strong>, denn „Matthäus<br />

entlarvt hier schonungslos die Nebenabs<strong>ich</strong>ten der frommen<br />

Selbstverständl<strong>ich</strong>keiten: Im Grunde geht <strong>es</strong> di<strong>es</strong>en Leuten beim Spenden n<strong>ich</strong>t<br />

um die Bedürftigen, sondern um ihr eigen<strong>es</strong> g<strong>es</strong>ellschaftl<strong>ich</strong><strong>es</strong> Ansehen, und<br />

ebenso beim Beten und <strong>Fasten</strong> weder um <strong>ein</strong>e Z<strong>wie</strong>sprache mit Gott noch um <strong>ein</strong><br />

bewusster<strong>es</strong> Leben, sondern um die Selbstdarstellung vor den anderen.“ 84 Damit<br />

<strong>ist</strong> di<strong>es</strong>er Text bis heute <strong>ein</strong>e Anfrage an die Wohltätigkeits- und<br />

Frömmigkeitspraxis der Gläubigen, so stellt Sabine Bieberst<strong>ein</strong> f<strong>es</strong>t. 85<br />

Wie sieht nun <strong>ein</strong> <strong>Fasten</strong> aus, an dem Gott Gefallen hat? J<strong>es</strong>aja 58, 5-12<br />

b<strong>es</strong>chäftigt s<strong>ich</strong> mit di<strong>es</strong>er Frage. Ist das bei <strong>Fasten</strong>bräuchen (V.5) durchaus<br />

normale und übl<strong>ich</strong>e Verhalten überhaupt das von Gott gewollte und gewünschte<br />

<strong>Fasten</strong>? N<strong>ein</strong>, <strong>ein</strong> <strong>Fasten</strong>, das Gott gefällt, b<strong>es</strong>teht im Befreien von Unterdrückten<br />

(V.6) und n<strong>ich</strong>t in Selbsterniedrigung und Selbstkasteiung. 86 J<strong>es</strong>aja kritisiert, dass<br />

man auf die äußeren Gebärden und G<strong>es</strong>ten d<strong>es</strong> <strong>Fasten</strong>s <strong>ein</strong>en solch großen Wert<br />

legt, di<strong>es</strong>e Riten sollen nach Gott<strong>es</strong> Willen nur die Vorbereitung s<strong>ein</strong> für die<br />

andere, die „positive“ Seite d<strong>es</strong> <strong>Fasten</strong>s, näml<strong>ich</strong> die Taten d<strong>es</strong> <strong>liebe</strong>nden Helfens<br />

83 entnommen aus den Weisungen zur kirchl<strong>ich</strong>en Bußpraxis, in: KA 131 (1988), S. 20-22<br />

84 Bieberst<strong>ein</strong>, Sabine: Vom Spenden, <strong>Fasten</strong> und Beten. In: Wieland, Wolfgang (Hrsg.): Jetzt verstehe <strong>ich</strong> die<br />

Bergpredigt, S. 58<br />

85 Vgl.: ebd.: S. 58<br />

86 Vgl.: Höffken, Peter: <strong>Das</strong> Buch J<strong>es</strong>aja, Kapitel 40-66, S. 199<br />

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und Aufhebens der sozialen Missstände im Volk Israel. Der Ritus und die soziale<br />

Ausr<strong>ich</strong>tung müssen <strong>ein</strong>e innere Einheit bilden (V.7). 87 Erst dann wird Gott das<br />

Rufen s<strong>ein</strong><strong>es</strong> Volk<strong>es</strong> hören: Hier bin <strong>ich</strong> (V.9). Die Voraussetzung <strong>ist</strong> aber die<br />

Veränderung der Lebensverhältnisse im Volk: die Unterdrückung muss b<strong>es</strong>eitigt<br />

werden, ebenso das schmähende Zeigen mit den Fingern auf andere Menschen<br />

so<strong>wie</strong> das Zustandekommen unheilvoller Sprüche. Die Erhörung Gott<strong>es</strong> bringt<br />

Israel die Morgenröte, erste Strahlen d<strong>es</strong> kommenden L<strong>ich</strong>ts (V.8). Die<br />

prophetische Mahnrede in 58, 1-12 steht im Kontext der prophetischen Tradition<br />

d<strong>es</strong> Alten T<strong>es</strong>taments: „Der Gott Israels will n<strong>ich</strong>t die Aufgebote kultischer<br />

Le<strong>ist</strong>ungen und ritueller Darbringungen; all<strong>ein</strong> an Barmherzigkeit hat er s<strong>ein</strong><br />

Wohlgefallen.“ 88<br />

5. <strong>Das</strong> Symbol Asche – B<strong>es</strong>chreibung <strong>ein</strong>er Stunde der Einheit<br />

„Asche auf unser Haupt ... <strong>ein</strong> fast<br />

verg<strong>es</strong>sen<strong>es</strong> Ritual in unserer Zeit.“<br />

(Kommentar <strong>ein</strong><strong>es</strong> WDR 5 Sprechers<br />

zum Ausbruch d<strong>es</strong> Vulkans in Island,<br />

im April 2010)<br />

Di<strong>es</strong>e Seelsorg<strong>es</strong>tunde möchte <strong>ich</strong> ausführl<strong>ich</strong>er darstellen, denn sie zeigt welche<br />

Sch<strong>wie</strong>rigkeiten s<strong>ich</strong> auftun können in <strong>ein</strong>er Unterr<strong>ich</strong>tsg<strong>es</strong>taltung, die beiden<br />

Konf<strong>es</strong>sionen gerecht werden möchte. Gem<strong>ein</strong>samkeiten aufzeigen,<br />

Unterschiede benennen und anerkennen, die Umsetzung di<strong>es</strong><strong>es</strong> Anliegens <strong>ist</strong><br />

n<strong>ich</strong>t so <strong>ein</strong>fach.<br />

5.1 Sachanalyse<br />

Symbole werden n<strong>ich</strong>t gemacht oder erfunden, sie entstehen in <strong>ein</strong>em oft<br />

Jahrhunderte währenden Proz<strong>es</strong>s, Symbole sind „unerschöpfl<strong>ich</strong> re<strong>ich</strong> und nie<br />

endgültig gefüllt“ 89 . Im Alltag sprechen wir von Symbolen, wo Gegenstände oder<br />

Handlungen <strong>ein</strong>e über di<strong>es</strong>e selbst hinausgehende Bedeutung haben bzw.<br />

bekommen. Chr<strong>ist</strong>l<strong>ich</strong>e Symbole haben zu tun mit der Alltagswirkl<strong>ich</strong>keit d<strong>es</strong><br />

Menschen und „mit der ihm nie direkt zugängl<strong>ich</strong>en Wirkl<strong>ich</strong>keit Gott<strong>es</strong>.“ 90 In der<br />

Bibel deutet Asche auf die Vergängl<strong>ich</strong>keit d<strong>es</strong> Menschen hin. Dabei stehen<br />

Staub und Asche oft parallel: Gen 18,27; Jjob 13,12; Sir 40,3. Zum Ze<strong>ich</strong>en d<strong>es</strong><br />

<strong>Fasten</strong>s oder der Trauer bedeckt man s<strong>ich</strong> mit Asche, läuft in Sack und Asche<br />

herum (J<strong>es</strong>, 58,5; Dan 9,3) oder setzt s<strong>ich</strong> in die Asche (Ijob 2,8; Jona 3,69). Man<br />

87 Vgl.: Schneider, Dieter: Der Prophet J<strong>es</strong>aja, S. 266<br />

88 Kraus, Hans-Joachim: <strong>Das</strong> Evangelium der unbekannten Propheten, S. 195<br />

89 Forstner, Dorothea / Becker, Renate: Neu<strong>es</strong> Lexikon chr<strong>ist</strong>l<strong>ich</strong>er Symbole, S. 11<br />

90 ebd.: S. 11<br />

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streut s<strong>ich</strong> auch Asche aufs Haupt (2 Sam 13,19). Die Asche <strong>ein</strong>er verbrannten,<br />

fehlerlosen Kuh, vermischt mit Kräutern, diente als Grundlage für die Herstellung<br />

<strong>ein</strong><strong>es</strong> R<strong>ein</strong>igungswassers (Num 19,9; Hebr 9,13). 91 S<strong>ich</strong> in Sack und Asche zu<br />

kleiden <strong>ist</strong> <strong>ein</strong> bekannter Buß-Ritus (Jona 3, 1-10). <strong>Das</strong> Ze<strong>ich</strong>en <strong>ist</strong> dabei mehr als<br />

<strong>ein</strong>e Abs<strong>ich</strong>tsbekundung, <strong>es</strong> <strong>ist</strong> der erste Schritt der Umkehr und „Abkehr von der<br />

Sünde, Rückkehr aus der Absonderung von Gott“. 92 Gott<strong>es</strong> Ruf <strong>ist</strong> dabei weniger<br />

als Drohung sondern als „warnende, mahnende Handre<strong>ich</strong>ung (...) – ja eigentl<strong>ich</strong><br />

(als) <strong>ein</strong>e Lieb<strong>es</strong>erklärung Gott<strong>es</strong> an den in Trennung lebenden Partner<br />

Mensch“ 93 zu sehen. Die antike Sage vom Vogel Phönix, der s<strong>ich</strong> selbst<br />

verbrennt, wenn er s<strong>ein</strong> Lebensende kommen sieht, um dann aus <strong>ein</strong>em<br />

Verw<strong>es</strong>ungswurm in der Asche <strong>wie</strong>der neu zu entstehen als der strahlende Vogel<br />

Phönix, zeigt die Ambivalenz d<strong>es</strong> Ascheze<strong>ich</strong>ens. Die Asche als R<strong>es</strong>ultat <strong>ein</strong>er<br />

Verbrennung <strong>ist</strong> Ze<strong>ich</strong>en d<strong>es</strong> Tod<strong>es</strong>, aber auch Ausdruck der Hoffnung auf <strong>ein</strong><br />

neu<strong>es</strong> Leben nach dem Tod. In der frühchr<strong>ist</strong>l<strong>ich</strong>en Literatur wird der Phönix zum<br />

Sinnbild für Chr<strong>ist</strong>us, der n<strong>ich</strong>t vor der Glut d<strong>es</strong> Leidens zurückschreckte und den<br />

Tod b<strong>es</strong>iegte. 94 Der ursprüngl<strong>ich</strong>e Beginn der Quadrag<strong>es</strong>ima (Österl<strong>ich</strong>e Bußzeit)<br />

war der 6. Sonntag vor Ostern, der Beginn der öffentl<strong>ich</strong>en Buße. Die Büßer<br />

legten <strong>ein</strong> Bußgewand an und wurden mit Asche b<strong>es</strong>treut. Zunächst g<strong>es</strong>chah di<strong>es</strong><br />

am Montag nach dem ersten <strong>Fasten</strong>sonntag, seit dem 6. Jh. am Aschermittwoch.<br />

Als die Institution der öffentl<strong>ich</strong>en Buße verloren ging (10.Jh.), erhielt s<strong>ich</strong> der<br />

Ritus nun aber für alle Gläubigen, dabei wurde Klerikern und männl<strong>ich</strong>en Laien<br />

die Asche aufs Haupt g<strong>es</strong>treut, den Frauen machte man <strong>ein</strong> Aschenkreuz auf die<br />

Stirn. 95 Seit dem 12. Jh. gewinnt man die Asche aus Palmzweigen d<strong>es</strong> Vorjahr<strong>es</strong>.<br />

Nach dem neuen M<strong>es</strong>sbuch erfolgt die Segnung der Asche nach dem<br />

Evangelium und der Homilie. Der Pri<strong>es</strong>ter b<strong>es</strong>prengt die Asche mit Weihwasser<br />

und teilt dann das Aschenkreuz an die Gläubigen aus. Außer den traditionellen<br />

Begleitworten „Bedenke, Mensch, dass du Staub b<strong>ist</strong> und <strong>wie</strong>der zum Staub<br />

zurückkehren wirst“ (Gen 3,19) kann auch der programmatische Aufruf J<strong>es</strong>u<br />

„Bekehrt euch und glaubt an das Evangelium“ (Mk 1,15) g<strong>es</strong>prochen werden. 96<br />

5.2 Zur Verlaufsplanung und Durchführung<br />

Intentionen und Lernchancen der Stunde: Die Schüler und Schülerinnen<br />

finden <strong>ein</strong>en Zugang zum Symbol „Asche“. Sie entdecken, dass <strong>es</strong> <strong>ein</strong><br />

91 Vgl.: Kasper, Walter (Hrsg.): Lexikon für Theologie und Kirche, S. 1058<br />

92 Fuchs, Guido: <strong>Das</strong> große Liturgie-Buch zur <strong>Fasten</strong>- und Osterzeit, S. 17<br />

93 ebd.: S. 17<br />

94 Vgl.: Forstner, Dorothea / Becker, Renate: Neu<strong>es</strong> Lexikon chr<strong>ist</strong>l<strong>ich</strong>er Symbole, S. 241<br />

95 Vgl.: Adam, Adolf: <strong>Das</strong> Kirchenjahr mitfeiern, S. 87<br />

96 Vgl.: ebd.: S. 88<br />

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chr<strong>ist</strong>l<strong>ich</strong><strong>es</strong> Symbol <strong>ist</strong>, das in beiden Konf<strong>es</strong>sionen <strong>ein</strong>e ähnl<strong>ich</strong>e Bedeutung hat,<br />

<strong>es</strong> aber Unterschiede in der Durchführung von Asche - Ritualen gibt. Sie erzählen<br />

s<strong>ich</strong> von den jeweiligen Bräuchen ihrer Konf<strong>es</strong>sionen zum Beginn der<br />

<strong>Fasten</strong>zeiten in ihren Kirchen, stellen Gem<strong>ein</strong>samkeiten aber auch Unterschiede<br />

f<strong>es</strong>t.<br />

I. Begrüßung<br />

a) Strukturierung d<strong>es</strong> Lernproz<strong>es</strong>s<strong>es</strong>: Stilleübung<br />

b) Phasenziel: Aufmerksamkeit und Konzentration<br />

c) Begründung der didaktisch/methodischen Entscheidungen: Der ritualisierte<br />

Einstieg <strong>ist</strong> den Schülern und Schülerinnen (SuS) vertraut, er ermögl<strong>ich</strong>t <strong>ein</strong>en<br />

gem<strong>ein</strong>samen Beginn.<br />

d) Sozialform/Medien: Sitzkreis, Klangschale<br />

II. Einstieg<br />

a) Strukturierung d<strong>es</strong> Lernproz<strong>es</strong>s<strong>es</strong>: Verbrennen von Palmzweigen: die SuS<br />

erhalten Beobachtungsaufgaben, ihre Ergebnisse notieren sie auf vorbereiteten<br />

Kärtchen.<br />

Beobachtungsaufgaben:<br />

Wie erändern s<strong>ich</strong> die Zweige?<br />

Welche Farben siehst du?<br />

Wie riecht das Feuer, die Asche?<br />

Wie sieht die Asche aus?<br />

Wie fühlt s<strong>ich</strong> die Asche an?<br />

Auswertung der Beobachtungsaufgaben im Unterr<strong>ich</strong>tsg<strong>es</strong>präch<br />

Alternative: Phantasiereise (Text s. Anhang): das Verbrennen der Zweige findet<br />

dann im Vorfeld der Stunde statt nach <strong>ein</strong>em Weggott<strong>es</strong>dienst. Die Entscheidung<br />

darüber <strong>ist</strong> auch abhängig von den Wetterverhältnissen, da das Verbrennen aus<br />

Feuerschutzgründen n<strong>ich</strong>t in der Schule, sondern im Freien g<strong>es</strong>chehen muss.<br />

b) Phasenziel: Die SuS finden <strong>ein</strong>en ersten Zugang zum Symbol über die Sinne<br />

und eigenen Wahrnehmungen.<br />

c) Begründung der didaktisch / methodischen Entscheidung: Die SuS kennen<br />

den Vorgang d<strong>es</strong> Verbrennens oft n<strong>ich</strong>t mehr aus eigener Erfahrung, daher<br />

wurde di<strong>es</strong>e anschaul<strong>ich</strong>e Art der Vermittlung gewählt. Die<br />

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Beobachtungsaufgaben fördern <strong>ein</strong>e bewusste Wahrnehmung d<strong>es</strong><br />

Entstehens der Asche. Die von der Leitung (L) b<strong>es</strong>timmten Kl<strong>ein</strong>gruppen<br />

bekommen die Fragen schriftl<strong>ich</strong> auf Karteikarten, di<strong>es</strong> erle<strong>ich</strong>tert die<br />

Sammlung der Ergebnisse.<br />

d) Sozialform / Medien: Kl<strong>ein</strong>gruppenarbeit, feuerf<strong>es</strong>te Schale mit trockenen<br />

Buchsbaumzweigen und Ästen, Stre<strong>ich</strong>hölzer, Stifte und Beobachtungskarten<br />

(s. Anhang)<br />

III. Erarbeitung<br />

a) Strukturierung d<strong>es</strong> Lernproz<strong>es</strong>s<strong>es</strong>:<br />

L. ze<strong>ich</strong>net <strong>ein</strong> groß<strong>es</strong> Kreuz auf <strong>ein</strong> Plakat und b<strong>es</strong>chriftet <strong>es</strong> mit dem Schriftzug<br />

„Asche“ im oberen Teil d<strong>es</strong> senkrechten Balkens, dazu wird die Asche aus den<br />

verbrannten Zweigen verwendet. Es folgt <strong>ein</strong> Impuls: Asche kann uns erinnern an<br />

..., die Assoziationen der SuS werden jeweils auf dem Plakat f<strong>es</strong>tgehalten.<br />

Weitere Impulse schließen s<strong>ich</strong> an<br />

- Impulskarte: „Er hüllte s<strong>ich</strong> in <strong>ein</strong> Bußgewand und setzte s<strong>ich</strong> in die<br />

Asche“. (Jona 3,6)<br />

- L. r<strong>ein</strong>igt <strong>ein</strong>en verschmutzten Holzteller mit Asche<br />

- L . gibt etwas Asche zu <strong>ein</strong>er Topfpflanze<br />

Mögl<strong>ich</strong>e Deutungen der SuS zu den Impulsen: Trauer, Buße, Umkehr, neu<strong>es</strong><br />

Leben, Dünger, r<strong>ein</strong>igen, säubern, all<strong>es</strong> Lebendige vergeht ...<br />

L. schreibt das Wort „Kreuz“ auf den unteren Teil d<strong>es</strong> senkrechten Balkens und<br />

gibt den Impuls: <strong>Das</strong> Kreuz erinnert uns an .... Die Assoziationen der SuS werden<br />

auf dem Plakat f<strong>es</strong>tgehalten. Mögl<strong>ich</strong>e Deutungen der SuS sind: J<strong>es</strong>us, Tod, Leid<br />

und Schmerzen, Auferstehung, Gebet ...<br />

b) Phasenziel: Die SuS erinnern s<strong>ich</strong> an die Bedeutung d<strong>es</strong> Kreuz<strong>es</strong> und<br />

erschließen s<strong>ich</strong> das Symbol Asche.<br />

c) Begründung der didaktisch / methodischen Entscheidung: <strong>Das</strong> Symbol d<strong>es</strong><br />

Kreuz<strong>es</strong> <strong>ist</strong> den SuS aus dem Weggott<strong>es</strong>dienst „Gott spr<strong>ich</strong>t in die Stille“<br />

vertraut. <strong>Das</strong> S<strong>ich</strong>–Bekreuzigen <strong>ist</strong> zu <strong>ein</strong>em f<strong>es</strong>ten Ritual geworden. Zu<br />

beachten <strong>ist</strong>, dass die syrisch-orthodoxen Gläubigen <strong>es</strong> mit drei<br />

zusammengelegten Fingern (Daumen, Zeigefinder und Ringfinger) auf Stirn,<br />

Brust und Schultern ze<strong>ich</strong>nen ( Dreifaltigkeit Gott<strong>es</strong>). Deutungen und<br />

Assoziationen zum Kreuzze<strong>ich</strong>en dürften den SuS n<strong>ich</strong>t schwer fallen. Anders<br />

das Symbol „Asche“. Die gezielten Impulse der L. unterstützen daher die<br />

Deutung. Die Begriffe „Buße und Umkehr“ sind den SuS aus der<br />

Be<strong>ich</strong>tvorbereitung bekannt. Es kann s<strong>ein</strong>, dass auch schon der Begriff<br />

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„Aschenkreuz“ genannt wird, <strong>ein</strong>ige wenige SuS haben den Ritus schon<br />

erlebt. Der altt<strong>es</strong>tamentl<strong>ich</strong>e Impuls (Jona 3,6) <strong>ist</strong> den syrisch-orthodoxen<br />

Gläubigen sehr vertraut (Ninive-<strong>Fasten</strong>), Asche als Ze<strong>ich</strong>en der Umkehr und<br />

Buße. Zudem <strong>ist</strong> für sie die Deutung d<strong>es</strong> Symbols als Ze<strong>ich</strong>en der R<strong>ein</strong>igung<br />

und d<strong>es</strong> Heils (F<strong>es</strong>t der Darstellung d<strong>es</strong> Herrn) w<strong>ich</strong>tig. Die Beze<strong>ich</strong>nung der<br />

Gläubigen mit dem Aschenkreuz wird in der syrisch-orthodoxen Liturgie n<strong>ich</strong>t<br />

praktiziert.<br />

d) Sozialform / Medien: Sitz-Halbkreis, großer Karton, Asche, feuchter Korken,<br />

farbige Stifte, Holzteller, Pflanze, Impulskarten (s. Anhang). Die Idee di<strong>es</strong>er<br />

Art der Umsetzung <strong>ist</strong> entnommen aus: Bihler, Elsbeth: Kommt und seht.<br />

Werkbuch zur Kommunion- und Be<strong>ich</strong>tvorbereitung, S. 57.<br />

IV. Vertiefung<br />

a) Strukturierung d<strong>es</strong> Lernproz<strong>es</strong>s<strong>es</strong>: Verbindung der zwei Wörter „Asche“ und<br />

„Kreuz“ zu „Aschenkreuz“ durch Einfügen d<strong>es</strong> Buchstabens „n“ auf dem Plakat.<br />

Sammeln der SuS - Äußerungen und Ergänzungen der L.<br />

Anheften der Wortkarten:<br />

- Aschermittwoch: Beginn der <strong>Fasten</strong>zeit in der katholischen Kirche<br />

- Montag der Versöhnung: Beginn der Saumo Rabo in der syrisch-orthodoxen<br />

Kirche<br />

(die Karten verbleiben s<strong>ich</strong>tbar im Klassenraum)<br />

Sammeln der SuS - Äußerungen zur <strong>Fasten</strong>zeit<br />

b) Phasenziel: Die syrisch-orthodoxen und katholischen SuS bringen ihr<br />

Vorwissen zur Bedeutung d<strong>es</strong> Aschermittwochs und zum Ritus d<strong>es</strong><br />

Aschenkreuz<strong>es</strong> so<strong>wie</strong> zum „Montag der Versöhnung“ als Beginn der großen<br />

<strong>Fasten</strong>zeit mit <strong>ein</strong> und erweitern di<strong>es</strong>.<br />

c) Begründung der didaktisch/methodischen Entscheidung: Die Wortkarten<br />

geben nur knappe <strong>Informationen</strong>, die Begriffe „<strong>Fasten</strong>zeit“ und „Saumo Rabo“<br />

werden im Laufe der Einheit weiter mit Inhalten gefüllt, hier geht <strong>es</strong> nur um<br />

<strong>ein</strong>e erste Einführung bzw. um das Sammeln d<strong>es</strong> Vorwissens der SuS.<br />

d) Sozialform/Medien: gelenkt<strong>es</strong> Unterr<strong>ich</strong>tsg<strong>es</strong>präch, Asche, Plakat, Wortkarten<br />

V. Dokumentation<br />

a) Strukturierung d<strong>es</strong> Lernproz<strong>es</strong>s<strong>es</strong>: Die SuS erhalten <strong>ein</strong> Arbeitsblatt „Was die<br />

Asche erzählt“ (s. Anhang). Sie erl<strong>es</strong>en den Text und bearbeiten die Aufgabe.<br />

b) Phasenziel: Die SuS setzen s<strong>ich</strong> vertiefend mit den Inhalten der Stunde<br />

aus<strong>ein</strong>ander.<br />

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c) Begründung der didaktisch-methodischen Entscheidung: <strong>Das</strong> Arbeitsblatt<br />

bietet den SuS <strong>ein</strong>e zusammenfassende Information, die kreative<br />

G<strong>es</strong>taltungsmögl<strong>ich</strong>keit <strong>ein</strong>e zusätzl<strong>ich</strong>e motivierende Begegnung mit den<br />

Inhalten. Die SuS sammeln zur Dokumentation der Unterr<strong>ich</strong>tsinhalte der<br />

Seelsorg<strong>es</strong>tunden alle Unterlagen in Mappen.<br />

d) Sozialform und Medien: Einzelarbeit an den Tischen, Arbeitsblätter, kl<strong>ein</strong>e<br />

Schälchen mit Asche und Wasser, Korken, R<strong>ein</strong>igungstücher, Mappen, Stifte<br />

VI. Abschluss<br />

a) Strukturierung d<strong>es</strong> Lernproz<strong>es</strong>s<strong>es</strong>: Die SuS sprechen <strong>ein</strong> gem<strong>ein</strong>sam<strong>es</strong><br />

Gebet.<br />

b) Phasenziel: <strong>Das</strong> Gebet bietet die Mögl<strong>ich</strong>keit der Sammlung vor Gott.<br />

c) Begründung der didaktisch / methodischen Entscheidung: <strong>Das</strong> Sprechen<br />

<strong>ein</strong><strong>es</strong> Gebets zu Beginn oder zum Schluss der Stunde <strong>ist</strong> den SuS w<strong>ich</strong>tig, <strong>es</strong><br />

kann <strong>ein</strong> Gebet in aramäischer Sprache, in deutscher oder in polnischer<br />

Sprache s<strong>ein</strong>. Di<strong>es</strong> <strong>ist</strong> zu <strong>ein</strong>em Ritual geworden und gibt den SuS die<br />

Erfahrung d<strong>es</strong> gem<strong>ein</strong>samen Gebets außerhalb <strong>ein</strong><strong>es</strong> Gott<strong>es</strong>dienst<strong>es</strong>. Je<br />

nach Konf<strong>es</strong>sion nehmen sie dazu verschiedene Gebetshaltungen <strong>ein</strong>.<br />

d) Sozialform / Medien: Stehkreis, Gebetsvorlage (s. Anhang)<br />

Di<strong>es</strong>e Stunde der Einheit wurde in allen drei Klassen durchgeführt, die Reflexion<br />

bezieht s<strong>ich</strong> auf die Klasse 3b, von di<strong>es</strong>er Klasse nehmen fünfzehn SuS an der<br />

Seelsorg<strong>es</strong>tunde teil, drei Kinder gehören der syrisch-orthodoxen Konf<strong>es</strong>sion an,<br />

die Eltern von fünf katholischen Kindern kamen vor <strong>ein</strong> paar Jahren aus Polen<br />

nach Deutschland.<br />

Die Materialien sind dem Anhang beigefügt, ebenso Beispiele und Kopien von<br />

Schülerarbeiten so<strong>wie</strong> Fotos.<br />

5.3 Reflexion der ausgewählten Seelsorg<strong>es</strong>tunde<br />

Die kurzfr<strong>ist</strong>ige Entscheidung, den Verbrennungsvorgang der Seelsorg<strong>es</strong>tunde<br />

vorweg zu nehmen, war r<strong>ich</strong>tig. Die Zweige wurden nach <strong>ein</strong>em Weggott<strong>es</strong>dienst<br />

verbrannt. Die Kinder hatten so ausre<strong>ich</strong>end Gelegenheit, die Flammen, das<br />

Verbrennen und das Entstehen der Asche zu beobachten. Mir nahm di<strong>es</strong>er<br />

Entschluss den Zeitdruck in der Seelsorg<strong>es</strong>tunde in di<strong>es</strong>er Phase, ebenso<br />

erle<strong>ich</strong>terte er mir die Organisation. Zudem bekamen die Eltern, die ihre Kinder zu<br />

den Gott<strong>es</strong>diensten begleiteten, <strong>ein</strong>en Einblick in die Thematik der kommenden<br />

Seelsorg<strong>es</strong>tunden. Die Kinder notierten ihre Beobachtungen auf den<br />

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vorbereiteten Karten (s. Anhang). Der Gott<strong>es</strong>dienst fand <strong>ein</strong>en Tag zuvor statt,<br />

das Verbrennen der Zweige war den Kindern am nächsten Morgen in der Schule<br />

noch sehr präsent. Die Phantasiereise zu Beginn der Stunde und die Karteikarten<br />

mit den Beobachtungsaufgaben re<strong>ich</strong>ten völlig aus, um den Schülern und<br />

Schülerinnen den Vorgang noch <strong>ein</strong>mal vor Augen zu führen. <strong>Das</strong> Schreiben mit<br />

der Asche (Schriftzug „Asche“) in die geze<strong>ich</strong>nete Kreuzform verfolgten die Kinder<br />

inter<strong>es</strong>siert und aufmerksam. <strong>Das</strong> Sammeln und Aufschreiben der Assoziationen<br />

zu den Begriffen „Kreuz“ und „Asche“ g<strong>es</strong>chah recht zügig, denn die Referendarin<br />

unterstützte die Kinder dabei. Die von mir g<strong>es</strong>etzten Impulse waren notwendig,<br />

sinnvoll wäre <strong>es</strong> gew<strong>es</strong>en, dass die Schüler/innen in di<strong>es</strong>er Phase eigenständig<br />

z.B. das R<strong>ein</strong>igen d<strong>es</strong> Holztellers übernommen hätten, aber dazu re<strong>ich</strong>te die<br />

vorhandene Zeit n<strong>ich</strong>t aus. <strong>Das</strong> Wort „Aschenkreuz“ brachte nur <strong>ein</strong>e katholische<br />

Schülerin mit dem Aschermittwoch in Zusammenhang, den anderen war das<br />

Ritual n<strong>ich</strong>t bekannt. Ich erklärte das Ze<strong>ich</strong>en, <strong>ein</strong>e kurze Erklärung l<strong>es</strong>en die<br />

Schüler/innen in der Dokumentationsphase auf dem Arbeitsblatt. In der<br />

kommenden Woche findet der Schulgott<strong>es</strong>dienst zu Aschermittwoch statt, in der<br />

Katech<strong>es</strong>e wird der Ritus ebenfalls aufgegriffen. Wenn di<strong>es</strong> n<strong>ich</strong>t der Fall<br />

gew<strong>es</strong>en wäre, dann hätte <strong>ich</strong> das Thema in der nächsten Seelsorg<strong>es</strong>tunde<br />

s<strong>ich</strong>er noch <strong>ein</strong>mal behandeln müssen. Ein aramäischer Schüler ber<strong>ich</strong>tete von<br />

dem syrisch-orthodoxen Ritus, s<strong>ich</strong> die Augenlider mit Asche zu b<strong>es</strong>tre<strong>ich</strong>en. Von<br />

di<strong>es</strong>em Ritual hatte <strong>ich</strong> im Vorbereitungsg<strong>es</strong>präch mit den Mitarbeiterinnen<br />

erfahren, so dass <strong>ich</strong> <strong>es</strong> in der Stunde in Bezug setzen konnte zum F<strong>es</strong>t der<br />

Darstellung d<strong>es</strong> Herrn. Die syrisch-orthodoxen Schüler/innen ber<strong>ich</strong>teten von der<br />

Saumo Rabo, der großen <strong>Fasten</strong>zeit vor Ostern. Wo immer <strong>es</strong> mir sinnvoll<br />

erschien, habe <strong>ich</strong> aramäische Übersetzungen in die Seelsorg<strong>es</strong>tunden mit <strong>ein</strong><br />

bezogen. Zum <strong>ein</strong>en weckte <strong>es</strong> das Inter<strong>es</strong>se der katholischen Schüler und<br />

Schülerinnen, weil das Aramäische die Sprache <strong>ist</strong>, die J<strong>es</strong>us wahrsch<strong>ein</strong>l<strong>ich</strong><br />

g<strong>es</strong>prochen hat, zum anderen sind die syrisch-orthodoxen Kinder stolz darauf,<br />

di<strong>es</strong>e alte Sprache zu kennen. Der Impuls „Er hüllt s<strong>ich</strong> <strong>ein</strong> Bußgewand und<br />

setzte s<strong>ich</strong> in die Asche ...“ (Jona 3,6) war <strong>ein</strong>er syrisch-orthodoxen Schülerin<br />

bekannt, sie brachte ihn in Zusammenhang mit der Jona-Erzählung und<br />

ber<strong>ich</strong>tete authentisch über das Ninive-<strong>Fasten</strong>, dass ihre Eltern praktizieren. Auch<br />

den Begriff „Bußgewand“ erklärte sie ausführl<strong>ich</strong>, die anderen hörten inter<strong>es</strong>siert<br />

zu. Die Aufmerksamkeit der Schüler und Schülerinnen wäre n<strong>ich</strong>t so groß<br />

gew<strong>es</strong>en, wenn <strong>ich</strong> darüber ber<strong>ich</strong>tet hätte. Sie fragten auch nach, warum die<br />

beiden österl<strong>ich</strong>en <strong>Fasten</strong>zeiten an unterschiedl<strong>ich</strong>en Tagen beginnen<br />

(vierzigtägig<strong>es</strong> und fünfzigtägig<strong>es</strong> <strong>Fasten</strong>) und waren erstaunt, dass <strong>es</strong> in beiden<br />

30


Konf<strong>es</strong>sionen Brauch <strong>ist</strong>, dass die Kinder vor dem Beginn der <strong>Fasten</strong>zeit<br />

Süßigkeiten und Gebäck sammeln. <strong>Das</strong> Ze<strong>ich</strong>nen mit Asche auf dem Arbeitsblatt<br />

bege<strong>ist</strong>erte die Schüler und Schülerinnen, ebenso die weitere G<strong>es</strong>taltung mit<br />

farbigen Stiften. Zu kurz kam allerdings das L<strong>es</strong>en d<strong>es</strong> Text<strong>es</strong> in Einzelarbeit,<br />

di<strong>es</strong> schafften nur die guten L<strong>es</strong>er/innen. B<strong>es</strong>onders das Textverständnis bei<br />

den Schwächeren hätte <strong>ich</strong> an di<strong>es</strong>er Stelle überprüfen müssen. Eine<br />

Differenzierung wäre durchaus mögl<strong>ich</strong> gew<strong>es</strong>en, da die Referendarin anw<strong>es</strong>end<br />

war und m<strong>ich</strong> unterstützt hätte.<br />

Insg<strong>es</strong>amt hatte <strong>ich</strong> das Gefühl, dass <strong>ich</strong> m<strong>ich</strong> zu früh f<strong>es</strong>tgelegt habe auf das<br />

katholische Symbol d<strong>es</strong> Aschenkreuz<strong>es</strong>, <strong>es</strong> war sehr präsent auf dem Plakat<br />

darg<strong>es</strong>tellt. Immer <strong>wie</strong>der stellte s<strong>ich</strong> mir in den Seelsorgstunden die Frage,<br />

„überfahre“ <strong>ich</strong> die syrisch-orthodoxen Schüler und Schülerinnen mit katholischen<br />

Deutungen und S<strong>ich</strong>tweisen, werden die Unterschiede der beiden Konf<strong>es</strong>sionen<br />

deutl<strong>ich</strong> (in di<strong>es</strong>er Stunde war <strong>es</strong> das Ritual d<strong>es</strong> Aschenkreuz<strong>es</strong> bzw. das Ritual<br />

d<strong>es</strong> B<strong>es</strong>tre<strong>ich</strong>ens der Augenlider mit Asche zum F<strong>es</strong>t der Darstellung d<strong>es</strong> Herrn).<br />

Gerade auch die katholischen Kinder sind vielfach n<strong>ich</strong>t mehr vertraut mit<br />

katholischen Riten, vermischen sie daher n<strong>ich</strong>t schnell die Eigenheiten der zwei<br />

Konf<strong>es</strong>sionen? Es liegt in m<strong>ein</strong>er Verantwortung, ob di<strong>es</strong>er „Balanceakt“ gelingt,<br />

di<strong>es</strong><strong>es</strong> spürte <strong>ich</strong> <strong>wie</strong>der sehr deutl<strong>ich</strong> in di<strong>es</strong>er Stunde. Gerade in m<strong>ein</strong>em Beruf<br />

lebe <strong>ich</strong> verwurzelt mit der Kirche, m<strong>ein</strong> persönl<strong>ich</strong><strong>es</strong> Lebenszeugnis im Sinne der<br />

katholischen Glaubens- und Sittenlehre <strong>ist</strong> selbstverständl<strong>ich</strong>e Voraussetzung für<br />

m<strong>ein</strong>en Dienst. 97 Gelingt mir die notwendige Objektivität, die D<strong>ist</strong>anz, damit <strong>ich</strong><br />

die aramäischen Schüler- und Schülerinnen n<strong>ich</strong>t ver<strong>ein</strong>nahme und sei <strong>es</strong><br />

unbewusst? Eine Alternative wäre s<strong>ich</strong>er die Methode d<strong>es</strong> Team-Teaching,<br />

Lehrer beider Konf<strong>es</strong>sionen planen und führen die Stunde gem<strong>ein</strong>sam durch.<br />

Hilfre<strong>ich</strong> für die Durchführung der Unterr<strong>ich</strong>ts<strong>ein</strong>heit war die gem<strong>ein</strong>same Planung<br />

und Absprache mit den syrisch-orthodoxen Gläubigen und Eltern, deren<br />

Mitwirkung an di<strong>es</strong>em Projekt war für m<strong>ich</strong> unverz<strong>ich</strong>tbar.<br />

6. G<strong>es</strong>amtreflexion<br />

Zum <strong>ein</strong>en nehme <strong>ich</strong> in di<strong>es</strong>em Kapitel die Einheit „<strong>Das</strong> <strong>ist</strong> <strong>ein</strong> <strong>Fasten</strong>, <strong>wie</strong> <strong>ich</strong> <strong>es</strong><br />

<strong>liebe</strong> ...“ noch <strong>ein</strong>mal in den Blick, zum anderen fließen auch Elemente in die<br />

Reflexion mit <strong>ein</strong>, die s<strong>ich</strong> auf die gem<strong>ein</strong>same Kommunionvorbereitung<br />

insg<strong>es</strong>amt so<strong>wie</strong> auch auf die Themenplanung der Seelsorg<strong>es</strong>tunden unter<br />

Beteiligung von syrisch-orthodoxen Kindern beziehen.<br />

97 Vgl.: Erzb<strong>ist</strong>um Paderborn: Leitbild der Gem<strong>ein</strong>dereferentinnen und Gem<strong>ein</strong>dereferenten, S. 10<br />

31


Mit viel Freude, Neugier und Engagement bin <strong>ich</strong> n<strong>ich</strong>t nur auf das b<strong>es</strong>chriebene<br />

Projekt im Rahmen der Seelsorg<strong>es</strong>tunden zugegangen, auch die Teilnahme der<br />

syrisch-orthodoxen Familien an der Kommunionvorbereitung war sehr fruchtbar<br />

für m<strong>ich</strong>. Ihre tiefe Gläubigkeit und Authentizität hat m<strong>ich</strong> berührt, ihre Ehrfurcht<br />

vor Gott gab mir neue Impulse für m<strong>ein</strong> persönl<strong>ich</strong><strong>es</strong> Glaubensleben. Der B<strong>es</strong>uch<br />

<strong>ein</strong><strong>es</strong> Gott<strong>es</strong>dienst<strong>es</strong> in St. Aho, der nach dem Ritus der antiochenischen Liturgie<br />

gefeiert wird, wirkte sehr feierl<strong>ich</strong> auf m<strong>ich</strong>, <strong>ein</strong>ig<strong>es</strong> war aber auch befremdl<strong>ich</strong>.<br />

Die Gläubigen werden kaum <strong>ein</strong>bezogen, nur wenige Gebete ( z.B. das<br />

Vaterunser, das Glaubensbekenntnis) werden gem<strong>ein</strong>sam g<strong>es</strong>prochen. Der<br />

Pfarrer zelebriert während der Gabenbereitung und Wandlung mit „dem Rücken“<br />

zur Gem<strong>ein</strong>de. In der syrisch-orthodoxen Kirche empfangen die Gläubigen sehr<br />

selten die heilige Kommunion. Als Kommunionersatz dient <strong>ein</strong> feierl<strong>ich</strong>er, mit den<br />

euchar<strong>ist</strong>ischen Gaben erteilter Segen. Die Frauen bedecken während d<strong>es</strong><br />

Gott<strong>es</strong>dienst<strong>es</strong> ihre Haare mit <strong>ein</strong>em Schleier, sie sitzen zusammen, getrennt von<br />

den Männern. Mir wurde noch <strong>ein</strong>mal bewusst, <strong>wie</strong> sehr doch gerade die jungen<br />

syrisch-orthodoxen Familien in <strong>ein</strong>em Spannungsfeld leben zwischen ihren<br />

Traditionen und unserer modernen G<strong>es</strong>ellschaft. Wie fühlen s<strong>ich</strong> die aramäischen<br />

Familien in unseren katholischen Gott<strong>es</strong>diensten und Kirchen, so fragte <strong>ich</strong> m<strong>ich</strong>?<br />

Regelmäßig nahmen sie an den Weggott<strong>es</strong>diensten so<strong>wie</strong> an den<br />

Sonntagsgott<strong>es</strong>diensten unserer Gem<strong>ein</strong>de teil, manchmal auch an den<br />

Schulgott<strong>es</strong>diensten. Zum Abschluss der Weggott<strong>es</strong>dienste versammeln wir uns<br />

im Altarraum, um gem<strong>ein</strong>sam das Vaterunser zu sprechen, übrigens auch mal auf<br />

Aramäisch. Aus Ehrfurcht legen die syrisch-orthodoxen Familien ihre Schuhe ab,<br />

denn di<strong>es</strong>er Ort <strong>ist</strong> für sie „Heiliger Boden“ (vgl. die Erzählung vom brennenden<br />

Dornbusch, Exodus 3,4-6). Di<strong>es</strong><strong>es</strong> Verhalten be<strong>ein</strong>druckte die katholischen<br />

Familien, sie nahmen den Altarraum neu wahr. Im Vorfeld der<br />

Kommunionvorbereitung haben die syrisch-orthodoxen Erwachsenen k<strong>ein</strong>e<br />

<strong>Informationen</strong> bzw. <strong>ein</strong>e Einführung in den Ablauf der katholischen M<strong>es</strong>se<br />

erhalten. Ich denke darüber nach, <strong>wie</strong> man n<strong>ich</strong>t nur den Kindern, sondern auch<br />

den Eltern in di<strong>es</strong>em Punkt gerecht werden kann.<br />

Während der Vorbereitung und Durchführung d<strong>es</strong> Projekt<strong>es</strong> im Rahmen der<br />

Seelsorg<strong>es</strong>tunde begegneten s<strong>ich</strong> die Mitarbeiterinnen beider Konf<strong>es</strong>sionen <strong>ein</strong>e<br />

Zeit lang auf Augenhöhe, <strong>es</strong> ereignete s<strong>ich</strong> <strong>ein</strong>prägsam<strong>es</strong> interreligiös<strong>es</strong> und<br />

interkulturell<strong>es</strong> Lernen. Di<strong>es</strong> wäre n<strong>ich</strong>t <strong>ein</strong>getreten, wenn <strong>ich</strong> z.B. Referenten<br />

<strong>ein</strong>geladen hätte, die Wissen zur Thematik vermittelt hätten. Um eventuell<br />

vorhandene gegenseitige R<strong>es</strong>sentiments abzubauen, re<strong>ich</strong>t der Austausch von<br />

Sachinformationen all<strong>ein</strong> n<strong>ich</strong>t aus. W<strong>ich</strong>tiger <strong>ist</strong> <strong>es</strong>, <strong>ein</strong> gegenseitig<strong>es</strong><br />

32


Verständnis davon zu entwickeln, was z.B. die Vorbereitungszeit auf Ostern und<br />

das Osterf<strong>es</strong>t für das eigene Leben bedeutet. In den Vorbereitungsg<strong>es</strong>prächen<br />

erzählten b<strong>es</strong>onders die syrisch-orthodoxen Frauen davon was sie bewegt und<br />

was sie empfinden, wenn sie fasten. Ihre „Echtheit“ ließ die katholischen Frauen<br />

aufhorchen. Beide Seiten sind den Weg durch die <strong>Fasten</strong>zeit bis hin zum<br />

Osterf<strong>es</strong>t in di<strong>es</strong>em Jahr bewusster gegangen, so vers<strong>ich</strong>erten mir die<br />

Mitarbeiterinnen. Freude machte den Mitarbeiterinnen die praktische Umsetzung<br />

in der 3. und 4. Stunde der Einheit, das G<strong>es</strong>talten d<strong>es</strong> <strong>Fasten</strong>kreuz<strong>es</strong> mit den<br />

Blüten und die Vorbereitung d<strong>es</strong> gem<strong>ein</strong>samen Essens, hier entwickelten sie viel<br />

Eigeninitiative, <strong>es</strong> kam zu „echten“ Begegnungen und Kontakten unter<strong>ein</strong>ander.<br />

Positiv nahmen die Mitarbeiterinnen auch die Idee auf, dass das ökumenische<br />

Blütenkreuz s<strong>ein</strong>en Platz in der Grundschule Sande findet, <strong>ein</strong> für alle Lehrer,<br />

Eltern und Schüler s<strong>ich</strong>tbar<strong>es</strong> Ergebnis ihr<strong>es</strong> gem<strong>ein</strong>samen Engagements.<br />

Eine weitere gute Zusammenarbeit ergab s<strong>ich</strong> in zwei Tischgruppen während der<br />

Kommunionvorbereitung auf Gem<strong>ein</strong>deebene. In <strong>ein</strong>er Gruppenstunde zum<br />

Thema „Brot“ kamen syrisch-orthodoxe Mütter dazu. Gem<strong>ein</strong>sam wurde das Brot<br />

gebacken, das zum Ende d<strong>es</strong> Gott<strong>es</strong>dienst<strong>es</strong> in der syrisch-orthodoxen Kirche als<br />

„Segensbrot“ ausgeteilt wird. Es <strong>ist</strong> mit Symbolen g<strong>es</strong>chmückt, die an J<strong>es</strong>us, an<br />

die Dreifaltigkeit Gott<strong>es</strong> und an die Apostel erinnern. Auch der B<strong>es</strong>uch der Kirche<br />

St. Aho und die Begegnung mit Pfarrer Araz war n<strong>ich</strong>t nur für die Kinder di<strong>es</strong>er<br />

Tischgruppen be<strong>ein</strong>druckend, sondern auch für die anw<strong>es</strong>enden Eltern. Im<br />

gem<strong>ein</strong>samen Tun ergaben s<strong>ich</strong> Kontakte, G<strong>es</strong>präche und Eindrücke auf beiden<br />

Seiten, die <strong>ein</strong> zukünftig<strong>es</strong> Mit<strong>ein</strong>ander fördern. Di<strong>es</strong> war s<strong>ich</strong>er <strong>ein</strong> gelungener<br />

Nachmittag für <strong>ein</strong>en Teil der Eltern. Die Idee, <strong>ein</strong>en „Tag der Begegnung“ zu<br />

planen, zu dem alle katholischen und syrisch-orthodoxen Familien <strong>ein</strong>geladen<br />

werden, fand jedoch k<strong>ein</strong>e R<strong>es</strong>onanz.<br />

Zu Beginn der Seelsorg<strong>es</strong>tunden im August 2009 konnten viele der katholischen<br />

Schüler und Schülerinnen zu ihrer Konf<strong>es</strong>sionsangehörigkeit k<strong>ein</strong>e Angaben<br />

machen, die aramäischen Jungen und Mädchen kannten sehr wohl ihre<br />

Konf<strong>es</strong>sionsbeze<strong>ich</strong>nung. Inzwischen <strong>ist</strong> das Konf<strong>es</strong>sionsbewussts<strong>ein</strong> auf beiden<br />

Seiten deutl<strong>ich</strong> gewachsen. R<strong>es</strong>pekt und Achtsamkeit vor<strong>ein</strong>ander sind<br />

entstanden, Verständnis und Toleranz spürbar. Bisher habe <strong>ich</strong> n<strong>ich</strong>t erlebt, dass<br />

die Kinder s<strong>ich</strong> über b<strong>es</strong>timmte G<strong>es</strong>ten, Riten oder Eigenarten der jeweiligen<br />

Konf<strong>es</strong>sion diskriminierend oder abwertend geäußert haben. Die katholischen<br />

Schüler und Schülerinnen profitierten von den authentischen Erzählungen der<br />

syrisch-orthodoxen Kinder über ihren Glauben, sie erfuhren zum Beispiel, was <strong>es</strong><br />

bedeutet, vor Gott Ehrfurcht zu haben. Sie staunten über die Bibelkenntnisse der<br />

33


aramäischen Kinder und lasen nun plötzl<strong>ich</strong> selber in <strong>ein</strong>er Kinderbibel. Die<br />

syrisch-orthodoxen Jungen und Mädchen lernten von den katholischen Kindern,<br />

das sie auch kritisch nachfragen und Zweifel äußern dürfen. <strong>Das</strong> „Philosophieren<br />

über Gott und die Welt“ gelang gerade in di<strong>es</strong>er konf<strong>es</strong>sionell gemischten<br />

Gruppe sehr gut.<br />

<strong>Das</strong> Projekt in der <strong>Fasten</strong>zeit sprach die Schüler und Schülerinnen an. Sie<br />

erlebten „normale“ Erwachsene (und eben n<strong>ich</strong>t nur Religionslehrer oder Pfarrer),<br />

die über ihren Glauben sprachen und zeigten, <strong>wie</strong> w<strong>ich</strong>tig ihnen b<strong>es</strong>timmte<br />

Rituale sind. Die veränderte katechetische Situation in der heutigen G<strong>es</strong>ellschaft<br />

braucht engagierte Zeugen d<strong>es</strong> Glaubens, das missionarische Zeugnis<br />

glaubwürdiger Chr<strong>ist</strong>en gewinnt zunehmend an Bedeutung, so formulieren <strong>es</strong> die<br />

deutschen Bischöfe in ihrem Schreiben „Katech<strong>es</strong>e in veränderter Zeit.“ 98 Die<br />

Kinder haben di<strong>es</strong><strong>es</strong> lebendige Zeugnis s<strong>ich</strong>er g<strong>es</strong>pürt.<br />

98 Vgl.: Die deutschen Bischöfe: Katech<strong>es</strong>e in veränderter Zeit, S. 10-12<br />

34


7. Literaturverze<strong>ich</strong>nis<br />

Adam, Adolf: <strong>Das</strong> Kirchenjahr mitfeiern, Freiburg 1979<br />

Basdekis, Athanasios: Die Orthodoxe Kirche. Frankfurt 2007 7<br />

BASS 12-05 Nr. 1 Religionsunterr<strong>ich</strong>t an Schulen , RdErl. d. Min<strong>ist</strong>eriums für Schule,<br />

Jugend und Kinder v. 20.06.2003 (ABI.NRW.S. 232)<br />

Bihler, Elsbeth: Kommt und seht. Werkbuch zur Kommunion- und Be<strong>ich</strong>tvorbereitung.<br />

Limburg-Kevelaer 2002 13<br />

Codex Iuris Canonici. Codex d<strong>es</strong> kanonischen Recht<strong>es</strong>. Herausgegeben im Auftrag<br />

der Deutschen und Berliner Bischofskonferenz, Kevelaer 1983<br />

Die Bibel. Einheitsübersetzung Alt<strong>es</strong> und Neu<strong>es</strong> T<strong>es</strong>tament, Katholische Bibelanstalt,<br />

Stuttgart 2003 4<br />

Ern<strong>es</strong>ti, Jörg: Kl<strong>ein</strong>e G<strong>es</strong>ch<strong>ich</strong>te der Ökumene. Freiburg 2007<br />

Erzb<strong>ist</strong>um Paderborn (Hrsg.): Sammlung d<strong>es</strong> Rechts im Erzb<strong>ist</strong>um Paderborn.<br />

Paderborn 2004 2<br />

Erzb<strong>ist</strong>um Paderborn (Hrsg.): Leitbild der Gem<strong>ein</strong>dereferentinnen und<br />

Gem<strong>ein</strong>dereferenten im Erzb<strong>ist</strong>um Paderborn. Paderborn 2005<br />

Erzbischöfl<strong>ich</strong><strong>es</strong> Generalvikariat/Pr<strong>es</strong>se – und Informationsstelle (Hrsg.), Hinführung<br />

der Kinder zur Erstkommunion in der Gem<strong>ein</strong>de, <strong>Pastorale</strong> Leitlinien im Erzb<strong>ist</strong>um<br />

Paderborn. (Nr.4), Paderborn 1983 3<br />

Erzbischöfl<strong>ich</strong><strong>es</strong> Generalvikariat (Hg.): Direktorium für das Erzb<strong>ist</strong>um Paderborn.<br />

Paderborn 2010<br />

Evangelische Kirche in Deutschland (EKD): Klarheit und gute Nachbarschaft.<br />

Chr<strong>ist</strong>en und Muslime in Deutschland. Eine Handre<strong>ich</strong>ung d<strong>es</strong> Rat<strong>es</strong> der EKD.<br />

Hannover 2006<br />

Forstner, Dorothea / Becker, Renate: Neu<strong>es</strong> Lexikon chr<strong>ist</strong>l<strong>ich</strong>er Symbole. Wien 1991<br />

Fuchs, Guido: <strong>Das</strong> große Liturgie-Buch zur <strong>Fasten</strong>- und Osterzeit. Regensburg 2007<br />

Hauptabteilung Schule und Erziehung im Erzbischöfl<strong>ich</strong>en Generalvikariat Paderborn<br />

(Hrsg.): <strong>Das</strong> Schulleben mitg<strong>es</strong>talten: Seelsorg<strong>es</strong>tunde und Schulgott<strong>es</strong>dienste in<br />

der Grundschule. Paderborn 2004 5<br />

H<strong>ein</strong>z, Andreas: F<strong>es</strong>te und Feiern im Kirchenjahr nach dem Ritus der Syrisch-<br />

Orthodoxen Kirche von Antiochien. Trier 1998<br />

Höffken, Peter: <strong>Das</strong> Buch J<strong>es</strong>aja, Kapitel 40-66. Neuer Stuttgarter Kommentar Alt<strong>es</strong><br />

T<strong>es</strong>tament, Stuttgart 1998<br />

Kapp<strong>es</strong>, M<strong>ich</strong>ael; Fassnacht, M<strong>ich</strong>ael (Hrsg.): Grundkurs Ökumene, Band 1:<br />

Theologische Grundlagen. Kevelaer 1998<br />

Kasper, Walter (Hrsg.): Lexikon für Theologie und Kirche. Freiburg 1993<br />

35


Kasper, Walter / Bi<strong>es</strong>inger, Albert / Kothgasser, Alois: Weil Sakramente Zukunft<br />

haben. Neue Wege der Initiation in Gem<strong>ein</strong>den. Ostfildern 2008 2<br />

Katechetisch<strong>es</strong> Institut d<strong>es</strong> B<strong>ist</strong>ums Aachen (Hrsg.): Die Seelsorg<strong>es</strong>tunde in der<br />

Grundschule. Religionspädagogische Arbeitshilfe Nr. 68, Aachen 1998<br />

Kirchl<strong>ich</strong><strong>es</strong> Amtsblatt für die Erzdiöz<strong>es</strong>e Paderborn, 131 (1988), Nr. 21<br />

Kirchl<strong>ich</strong><strong>es</strong> Amtsblatt für die Erzdiöz<strong>es</strong>e Paderborn, 137 (1994) , Nr. 71<br />

Kl<strong>ein</strong>e Konf<strong>es</strong>sionskunde (hrsg. vom Johann-Adam-Möhler-Institut), Paderborn 1999 3<br />

Kogler, Franz (Hg.): Herders neu<strong>es</strong> Bibellexikon. Freiburg im Breisgau 2008<br />

König, Hermine: <strong>Das</strong> große Jahrbuch für Kinder – F<strong>es</strong>te feiern und Bräuche neu<br />

entdecken. München 1995<br />

König, Hermine: F<strong>es</strong>te feiern – Bräuche entdecken. Arbeitshilfe zum Großen<br />

Jahrbuch für Kinder. München 2007<br />

Kraus, Hans-Joachim: <strong>Das</strong> Evangelium der unbekannten Propheten, J<strong>es</strong>aja 40-66.<br />

Neukirchen-Vluyn 1990<br />

Kultusmin<strong>ist</strong>erium d<strong>es</strong> Land<strong>es</strong> Nordrh<strong>ein</strong>-W<strong>es</strong>tfalen (Hrsg.): R<strong>ich</strong>tlinien und Lehrplan<br />

Katholische Religionslehre Grundschule zur Erprobung. Düsseldorf 2003<br />

Leimgruber, Stephan: Interreligiös<strong>es</strong> Lernen. München 2007<br />

Neysters, Peter / Rüenauver, Hubert / Schmitt, Karl H<strong>ein</strong>z: Durch das Jahr – durch<br />

das Leben. Hausbuch der chr<strong>ist</strong>l<strong>ich</strong>en Familie. München, erweiterte Neuausgabe<br />

1988<br />

Oeldemann, Johann<strong>es</strong>: Die Kirchen d<strong>es</strong> chr<strong>ist</strong>l<strong>ich</strong>en Ostens. Kevelaer 2008 2<br />

Oeldemann, Johann<strong>es</strong>: Einheit der Chr<strong>ist</strong>en – Wunsch oder Wirkl<strong>ich</strong>keit?<br />

Regensburg 2009<br />

Rahner, Karl / Vorgrimler, Herbert: Kl<strong>ein</strong><strong>es</strong> Konzilskompendium, Sämtl<strong>ich</strong>e Texte d<strong>es</strong><br />

Zweiten Vatikanums. Freiburg 1982 16<br />

Ritter, Werner H.: Kinder begegnen anderen Konf<strong>es</strong>sionen und Religionen. In: Hilger,<br />

Georg/ Ritter, Werner H.: Religionsdidaktik Grundschule. München 2006, S. 243 –<br />

268<br />

Scheidler, Monika: Interkulturell<strong>es</strong> Lernen in der Gem<strong>ein</strong>de: Analysen und<br />

Orientierungen zur Katech<strong>es</strong>e unter Bedingungen kultureller Differenz. Ostfildern<br />

2002<br />

Schmid, Hans: 10 Th<strong>es</strong>en zur Zukunft d<strong>es</strong> konf<strong>es</strong>sionellen Religionsunterr<strong>ich</strong>ts. In:<br />

Katechetische Blätter (KatBl) 135 (2010), S. 52-65<br />

Schneider, Dieter: Der Prophet J<strong>es</strong>aja, Kapitel 40-66. Wuppertal 1990<br />

Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz (Hg.): Direktorium zur Ausführung der<br />

Prinzipien und Normen über den Ökumenismus. In: Verlautbarungen d<strong>es</strong><br />

Apostolischen Stuhls, Bonn 1993 (H. 110)<br />

36


Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz (Hg.): Schulpastoral – der Dienst der<br />

Kirche an den Menschen im Handlungsfeld Schule. Bonn 1996 (H. 16)<br />

Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz (Hg.): Die bildende Kraft d<strong>es</strong><br />

Religionsunterr<strong>ich</strong>ts. Zur Konf<strong>es</strong>sionalität d<strong>es</strong> katholischen Religionsunterr<strong>ich</strong>ts. Bonn<br />

1996 (H. 56)<br />

Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz (Hg.): Katech<strong>es</strong>e in veränderter Zeit.<br />

Bonn 2004 (H. 75)<br />

Tamcke, Martin: <strong>Das</strong> orthodoxe Chr<strong>ist</strong>entum. München 2007 2<br />

Wieland, Wolfgang (Hrsg.): Jetzt verstehe <strong>ich</strong> die Bergpredigt. Stuttgart 2009<br />

37


8. Anhang:<br />

Themenübers<strong>ich</strong>t der Seelsorg<strong>es</strong>tunden im Schuljahr 2009/2010<br />

Materialteil zu der 1. Stunde der Einheit<br />

Verlaufskizze, Material der 2. Stunde der Einheit<br />

Verlaufskizze, Material der 3. und 4. Stunde der Einheit<br />

Tabellarische Zusammenstellung der Gem<strong>ein</strong>samkeiten und Unterschiede der<br />

syrisch-orthodoxen und katholischen <strong>Fasten</strong>zeit<br />

38


Themenübers<strong>ich</strong>t Seelsorg<strong>es</strong>tunden 2009/2010<br />

Monat KW Themen<br />

August 34 Ich habe <strong>ein</strong>en Namen<br />

35 „Ich habe d<strong>ein</strong>en Namen in m<strong>ein</strong>e Hand<br />

geze<strong>ich</strong>net“ (J<strong>es</strong> 49,16)<br />

September 36 St. Marien – der Name der katholischen Kirche in<br />

Sande / St. Aho – der Name d<strong>es</strong> aramäischen<br />

Gott<strong>es</strong>haus<strong>es</strong> in Schloss Neuhaus<br />

37 Was <strong>ist</strong> die Seele? (in Anlehnung an R. Oberthür)<br />

38 Der Seelenvogel – (M<strong>ich</strong>al Sunni)<br />

39 Beten – in der Gegenwart Gott<strong>es</strong> leben<br />

40 Ein gem<strong>ein</strong>sam<strong>es</strong> Gebet der Chr<strong>ist</strong>en – das<br />

Vaterunser<br />

Oktober 41 <strong>Das</strong> Vaterunser in aramäischer Sprache<br />

42 Herbstferien<br />

43 Herbstferien<br />

44 Lebendig<strong>es</strong> Wasser<br />

45 J<strong>es</strong>us wird getauft<br />

November 45 Die Taufe<br />

(Vergle<strong>ich</strong> d<strong>es</strong> kath. und syrisch-orthodoxen Ritus)<br />

46 König Wirkl<strong>ich</strong>Wahr (Kinderbuch v. E. Schreiber-<br />

Wicke)<br />

47 Umgang mit Schuld - Dilemmag<strong>es</strong>ch<strong>ich</strong>ten<br />

48 Die zehn Gebote – Wegweiser für das Leben<br />

Dezember 49 J<strong>es</strong>us gibt Vollmacht, Sünden zu vergeben<br />

50 Be<strong>ich</strong>ten – <strong>wie</strong> geht das?<br />

51 Ein Engel – für m<strong>ein</strong>e Hosentasche (Weihnachten)<br />

52 Weihnachtsferien<br />

Januar 1 Weihnachtsferien<br />

2 Freundschaft mit J<strong>es</strong>us ( Lk 5,1-11)<br />

3 Vom Re<strong>ich</strong> Gott<strong>es</strong><br />

4 Auszug aus Paul Maar „Der verborgene Schatz“<br />

Februar 5 MT 13, 13-44, - Vorbereitung d<strong>es</strong><br />

Erstkommunionthemas „Komm, geh mit! Wir<br />

finden den Schatz“ (Bonifatiuswerk)<br />

6 <strong>Das</strong> Symbol Asche - Aschermittwoch<br />

7 <strong>Fasten</strong> in der Bibel (J<strong>es</strong> 58, 5-10)<br />

8 M<strong>ein</strong> Weg durch die <strong>Fasten</strong>zeit (Doppelstunde)<br />

März 9 <strong>Das</strong> letzte Abendmahl – Wandlung -Verwandlung<br />

10 Wir sprechen über den Tod


11 Trauern und Trösten<br />

12 Von der Trauer und von der Freude<br />

(Die Emmausjünger)<br />

April 13 Osterferien<br />

14 Osterferien<br />

15 Wir erzählen vom Weißen Sonntag – <strong>wie</strong> geht <strong>es</strong><br />

weiter?<br />

16 Der Ablauf der Hl. M<strong>es</strong>se (evtl. B<strong>es</strong>uch <strong>ein</strong><strong>es</strong><br />

syrisch -orthodoxen Gott<strong>es</strong>dienst<strong>es</strong> mit den<br />

Tischgruppen)<br />

17 Von Maria – der Mutter J<strong>es</strong>u und Mutter Gott<strong>es</strong><br />

Mai 18 <strong>Das</strong> Perlengebet<br />

19 Der Heilige Ge<strong>ist</strong> – (Legearbeit zur Apg)<br />

20 Gott <strong>ist</strong> dreifaltig <strong>ein</strong>er (<strong>Das</strong> Glaubensbekenntnis)<br />

21 Pfingstferien<br />

22 Der Dom zu Paderborn (Vorbereitung <strong>ein</strong>er<br />

Domführung mit den Tischgruppen)<br />

Juni 23 Unser Erzb<strong>ist</strong>um Paderborn<br />

24 Wo kriegt der Papst s<strong>ein</strong> Käppi her?<br />

25 Ökumene – was <strong>ist</strong> das eigentl<strong>ich</strong>?<br />

26 <strong>Das</strong> Kloster Mor Gabriel in der Türkei<br />

27 Vom Leben der Aramäer in der Türkei und in<br />

Deutschland (Erzählung <strong>ein</strong><strong>es</strong> aramäischen<br />

Elternteils bzw. <strong>ein</strong><strong>es</strong> Vertreters der syrischorthodoxen<br />

Gem<strong>ein</strong>de)<br />

Juli 28 Wir halten Rückschau


Lern<strong>ein</strong>heit: „<strong>Das</strong> <strong>ist</strong> <strong>ein</strong> <strong>Fasten</strong>, <strong>wie</strong> <strong>ich</strong> <strong>es</strong> <strong>liebe</strong> ...“ (J<strong>es</strong> 58, 6-7)<br />

1. Deutung und Erschließung d<strong>es</strong> Symbols Asche<br />

2. <strong>Fasten</strong> in der Bibel<br />

3. M<strong>ein</strong> Weg durch die <strong>Fasten</strong>zeit – Arbeit an Stationen<br />

Intention:<br />

Zum <strong>Fasten</strong> haben viele Menschen, insb<strong>es</strong>ondere die Kinder, kaum <strong>ein</strong>en Bezug durch ihre<br />

Lebenswirkl<strong>ich</strong>keit. <strong>Fasten</strong> wird oft ledigl<strong>ich</strong> als Verz<strong>ich</strong>t auf Genussmittel verstanden; Sinn<br />

und Ziel religiösen <strong>Fasten</strong>s sind den katholischen jungen Familien der Kommunionkinder<br />

kaum noch bekannt bzw. sie praktizieren <strong>es</strong> n<strong>ich</strong>t.<br />

Syrisch-orthodoxe Familien kennen f<strong>es</strong>te <strong>Fasten</strong>zeiten, viele von ihnen halten s<strong>ich</strong> an die<br />

Vorschriften und leiten auch ihre Kinder dazu an.<br />

Die Chance chr<strong>ist</strong>l<strong>ich</strong>en <strong>Fasten</strong>s liegt darin, <strong>wie</strong>der offen, frei und stark zu werden für das,<br />

was wirkl<strong>ich</strong> w<strong>ich</strong>tig <strong>ist</strong>: für die Menschen, für Gott und für s<strong>ich</strong> selbst. Di<strong>es</strong>er beiden<br />

Konf<strong>es</strong>sionen gem<strong>ein</strong>same Sinn d<strong>es</strong> <strong>Fasten</strong>s soll den Kindern erschlossen werden.<br />

Materialteil zur 1. Stunde der Einheit:<br />

Phantasiereise zum Verbrennungsvorgang:<br />

Da sind Zweige aus Holz, kl<strong>ein</strong>e Äste. Sie liegen in <strong>ein</strong>er Schale, sie sind<br />

auf<strong>ein</strong>ander g<strong>es</strong>ch<strong>ich</strong>tet. Da <strong>ist</strong> <strong>ein</strong> kl<strong>ein</strong>er Funke, er leuchtet kurz auf, die Flamme<br />

springt über, sie <strong>ist</strong> hell, gelb orange Ein Ast entzündet s<strong>ich</strong> an dem anderen, das<br />

Feuer entfacht, die Flammen werden größer, <strong>es</strong> gibt L<strong>ich</strong>t, Wärme, die Zweige<br />

kn<strong>ist</strong>ern und knacken. Die Flammen werden kl<strong>ein</strong>er, <strong>es</strong> glimmt, schimmert bläul<strong>ich</strong>.<br />

Die Zweige werden schnell kl<strong>ein</strong>er, zerfallen, grau und weiß, sie zerbröseln zu Staub,<br />

zu Asche, die schnell kalt wird. Sie <strong>ist</strong> le<strong>ich</strong>t, kaum zu spüren, wenn der Wind<br />

kommt, wird sie weggepustet. <strong>Das</strong> Holz <strong>ist</strong> verschwunden und <strong>es</strong> <strong>ist</strong> etwas Neu<strong>es</strong><br />

entstanden – die Asche.<br />

Gebet:<br />

Guter Gott, bald beginnt die <strong>Fasten</strong>zeit mit dem „Aschermittwoch“ und<br />

dem „Montag der Versöhnung“.<br />

Wir sollen an d<strong>ich</strong> denken.<br />

Wir sollen neu anfangen.<br />

Wir bitten d<strong>ich</strong> um Frieden und Versöhnung unter<strong>ein</strong>ander.<br />

Hilf uns dabei. Amen


Was die Asche erzählt<br />

Wenn die Menschen früher sehr traurig waren oder s<strong>ich</strong> schuldig fühlten, dann streuten sie<br />

s<strong>ich</strong> Asche auf den Kopf. Ja, sie setzen s<strong>ich</strong> sogar in die Asche. Die Bibel ber<strong>ich</strong>tet uns das.<br />

Die Menschen wollten damit sagen: <strong>Das</strong> Schlechte und die Schuld sollen n<strong>ich</strong>t mehr da s<strong>ein</strong>.<br />

Wir wollen <strong>ein</strong> neu<strong>es</strong> Leben beginnen.<br />

Vor vielen hundert Jahren wurden die Menschen, die schwere Schuld auf s<strong>ich</strong> geladen<br />

hatten, Aschermittwoch vor allen Leuten in der Kirche mit Asche b<strong>es</strong>treut. Dazu mussten sie<br />

noch <strong>ein</strong> sackähnl<strong>ich</strong><strong>es</strong> Bußkleid anziehen und danach die Kirche verlassen und in <strong>ein</strong>em<br />

Vorraum Platz nehmen.<br />

In früheren Zeiten wurde auch mit Asche gewaschen. Sie war <strong>ein</strong> R<strong>ein</strong>igungsmittel.<br />

Die Asche <strong>ist</strong> noch mehr. Sie lässt uns erleben, <strong>wie</strong> aus ihr neu<strong>es</strong> Leben entstehen kann. Sie<br />

wird näml<strong>ich</strong> als Dünger für die Pflanzen benutzt, <strong>es</strong> steckt noch viel Kraft in ihr.<br />

Der Aschermittwoch beendet den Karneval. Der Tag vorher <strong>ist</strong> die Fastnacht – die Nacht vor<br />

der <strong>Fasten</strong>zeit. Manchmal sammeln die Kinder an di<strong>es</strong>em Tag noch Süßigkeiten. Di<strong>es</strong>en<br />

Brauch kennt auch die syrisch-orthodoxe Kirche: Am letzten Sonntag vor Beginn der großen<br />

<strong>Fasten</strong>zeit (Saumo) sammeln verkleidete Kinder an den Haustüren Gebäck und Süßigkeiten.<br />

Wenn wir in der katholischen Kirche am Aschermittwoch das Aschenkreuz auf die Stirn<br />

geze<strong>ich</strong>net bekommen, werden wir aufgefordert, unser Leben neu zu überdenken.<br />

Male <strong>ein</strong> Kreuz aus Asche: Benutze dazu d<strong>ein</strong>en Zeigefinger oder <strong>ein</strong> Stück Korken!<br />

Schreibe d<strong>ein</strong>e Gedanken auf. Du kannst auch farbige Stifte auswählen, die dazu passen.


Literatur: Elsbeth Bihler: Kommt und seht. Werkbuch zur Kommunion- und<br />

Be<strong>ich</strong>tvorbereitung. S. 57, Limburg-Kevelaer 2002, 13. Aufl.<br />

König, Hermine: F<strong>es</strong>te feiern – Bräuche entdecken. Arbeitshilfe zum Großen Jahrbuch für<br />

Kinder. S. 63/64, Kösel Verlag 2007<br />

Gunkel, Monika: Ben s <strong>Fasten</strong>kalender , Stuttgart 2207<br />

H<strong>ein</strong>z, Andreas: F<strong>es</strong>te und Feiern im Kirchenjahr nach dem Ritus der Syrisch-Orthodoxen<br />

Kirche von Antiochien, Trier 1998


2. Stunde der Lern<strong>ein</strong>heit: J<strong>es</strong>aja 58,5-10<br />

Was sagt uns der Prophet J<strong>es</strong>aja über das <strong>Fasten</strong>?<br />

Intention/Lernchancen: Die Schüler/innen erzählen von ihren eigenen<br />

<strong>Fasten</strong>erfahrungen, di<strong>es</strong>e haben b<strong>es</strong>onders die syrisch-orthodoxen Kinder schon<br />

gemacht. Sie lernen, dass <strong>es</strong> religiöse <strong>Fasten</strong>übungen gibt, die Ausdrucksformen d<strong>es</strong><br />

Glaubens schon in der Bibel waren und <strong>es</strong> heute noch sind. <strong>Fasten</strong> <strong>ist</strong> n<strong>ich</strong>t r<strong>ein</strong>e<br />

Ask<strong>es</strong>e, sondern verz<strong>ich</strong>ten können – um neue Freiheiten für Gott, für andere Menschen<br />

und für s<strong>ich</strong> selbst zu erhalten. Di<strong>es</strong>en Gedanken erschließen s<strong>ich</strong> die Schüler/innen<br />

allmähl<strong>ich</strong>.<br />

Verlaufsplan:<br />

Strukturierung d<strong>es</strong> Lernproz<strong>es</strong>s<strong>es</strong><br />

Begrüßung / Stilleübung<br />

Gebet<br />

Wiederholung<br />

Ball zuwerfen: L nennt St<strong>ich</strong>worte, SuS<br />

ergänzen die Sätze oder erklären das<br />

Wort näher<br />

Beispiele: S<strong>ich</strong> Asche auf den<br />

Kopf streuen, Bußkleid,<br />

R<strong>ein</strong>igungsmittel, neu<strong>es</strong> Leben,<br />

Aschenkreuz, Aschermittwoch,<br />

Montag der Versöhnung,<br />

Ergänzung: Impulskarten der<br />

vergangenen Stunde l<strong>es</strong>en<br />

Hinführung<br />

Impuls: Was bedeutet „<strong>Fasten</strong>“?<br />

Vom <strong>Fasten</strong> hast du schon gehört.<br />

Leute fasten, weil sie schlanker<br />

werden wollen oder weil <strong>es</strong> der Arzt<br />

verordnet hat.<br />

<strong>Fasten</strong> in den Religionen m<strong>ein</strong>t aber<br />

viel mehr! <strong>Fasten</strong> <strong>ist</strong> n<strong>ich</strong>t nur für<br />

den Körper gut, <strong>es</strong> macht die Seele<br />

le<strong>ich</strong>t und frei. (Bezug: Seelenvogel)<br />

<strong>Das</strong> haben Menschen immer<br />

gewusst und auch d<strong>es</strong>halb gefastet.<br />

SuS beider Konf<strong>es</strong>sionen erzählen<br />

von <strong>Fasten</strong>bräuchen und<br />

<strong>Fasten</strong>erfahrungen<br />

a) Phasenziel<br />

b) Begründung der didaktisch /<br />

methodischen Entscheidungen<br />

c) Sozialform, Material und Medien<br />

a) Sammeln der SuS vor Gott<br />

b) Gem<strong>ein</strong>sam<strong>es</strong> Gebet -<br />

Beten erfahren außerhalb d<strong>es</strong><br />

Gott<strong>es</strong>dienst<strong>es</strong><br />

c) Stehkreis, Klangschale<br />

unterschiedl<strong>ich</strong>e Gebetshaltungen je<br />

nach Konf<strong>es</strong>sion<br />

a) Die SuS erinnern s<strong>ich</strong> an die Inhalte<br />

der letzten Stunde und erschließen<br />

sie s<strong>ich</strong> vertiefend im Mit<strong>ein</strong>ander.<br />

b) Di<strong>es</strong>e Methode ermögl<strong>ich</strong>t <strong>ein</strong>e<br />

relativ schnelle und motivierende<br />

inhaltl<strong>ich</strong>e Wiederholung. Da die<br />

Seelsorg<strong>es</strong>tunde nur <strong>ein</strong>mal in der<br />

Woche erteilt wird, <strong>ist</strong> <strong>es</strong> für die<br />

SuS manchmal sch<strong>wie</strong>rig,<br />

thematisch den Anschluss zu finden.<br />

c) Sitzkreis, Filzball, Impulskarten<br />

a) .Ein erster Austausch zum Thema<br />

<strong>ist</strong> mögl<strong>ich</strong>, die SuS bringen<br />

unterschiedl<strong>ich</strong>e Vorerfahrungen mit<br />

<strong>ein</strong> und vergle<strong>ich</strong>en di<strong>es</strong>e.<br />

b) Die me<strong>ist</strong>en SuS verstehen <strong>Fasten</strong><br />

zunächst als <strong>ein</strong> Mittel, schlank zu<br />

werden, als Entzug von b<strong>es</strong>timmten<br />

Nahrungsmitteln. Einige wenige SuS<br />

kennen das <strong>Fasten</strong> als Vorbereitung<br />

auf Ostern (Verz<strong>ich</strong>t auf<br />

Süßigkeiten, Fernsehen ...) Die<br />

syrisch-orthodoxen Sus kennen<br />

zume<strong>ist</strong> schon aus eigener<br />

Erfahrung das Verz<strong>ich</strong>ten auf<br />

b<strong>es</strong>timmte Nahrungsmittel, sie<br />

halten regelmäßig Fasttage in der<br />

Woche <strong>ein</strong>.<br />

c) Sitzkreis, Red<strong>es</strong>t<strong>ein</strong>


Erarbeitung<br />

J<strong>es</strong>aja 58, 5 –10: <strong>ein</strong> Zugang über<br />

ausgewählte Schlüsselwörter<br />

Impuls: Seit Jahrtausenden kennen die<br />

Menschen b<strong>es</strong>ondere Zeiten, in denen<br />

sie versuchen, etwas in ihrem Leben zu<br />

verändern, um dadurch s<strong>ich</strong> und Gott<br />

näher zu kommen. Die Frage, <strong>wie</strong> das<br />

mit dem <strong>Fasten</strong> eigentl<strong>ich</strong> geht, stellte<br />

s<strong>ich</strong> schon der Prophet J<strong>es</strong>aja im Alten<br />

T<strong>es</strong>tament.<br />

Folgende Begriffe und Wörter tauchen<br />

in di<strong>es</strong>em Text auf. Ich habe sie auf<br />

Karten aufg<strong>es</strong>chrieben.<br />

SuS erhalten das Arbeitsblatt<br />

(s. Anhang)<br />

Auslegen der Kartensets (jeweils fünf<br />

Begriffe) auf fünf Tischen<br />

SuS schauen s<strong>ich</strong> die Begriffe an,<br />

sie bleiben bei dem Begriff stehen,<br />

der sie im Moment am me<strong>ist</strong>en<br />

anspr<strong>ich</strong>t und notieren s<strong>ich</strong> den Begriff<br />

d) Die SuS finden <strong>ein</strong>en persönl<strong>ich</strong>en<br />

Zugang zu J<strong>es</strong> 58,5-10<br />

e) Der Prophet J<strong>es</strong>aja <strong>ist</strong> den Kindern<br />

bekannt aus den Gott<strong>es</strong>diensten im<br />

Advent als <strong>ein</strong> Mensch, der<br />

W<strong>ich</strong>tig<strong>es</strong> von Gott zu sagen hat,<br />

ebenso aus der Seelsorg<strong>es</strong>tunde:<br />

Die Vision d<strong>es</strong> Propheten J<strong>es</strong>aja.<br />

Der g<strong>es</strong>amte Text in der<br />

Originalfassung überfordert die SuS,<br />

daher die Konzentration auf <strong>ein</strong>ige<br />

Schlüsselwörter. Sie wurden<br />

ausgewählt nach inhaltl<strong>ich</strong>en<br />

G<strong>es</strong><strong>ich</strong>tspunkten, <strong>ein</strong>e kindgemäße<br />

Sprache gewählt, in dem<br />

Bewussts<strong>ein</strong>, dem Originaltext n<strong>ich</strong>t<br />

vollständig gerecht werden zu<br />

können.<br />

f) Einzelarbeit, Kartensets, fünf Tische,<br />

Klangschale, Klemmbretter,<br />

Arbeitsblätter, Stifte,<br />

(vier Durchgänge, nach jedem<br />

Durchgang erklingt <strong>ein</strong><br />

akustisch<strong>es</strong> Signal)<br />

SuS formulieren aus den ausgewählten<br />

Begriffen <strong>ein</strong>en Satz.<br />

s. AB<br />

S<strong>ich</strong>erung:<br />

Akustisch<strong>es</strong> Signal beendet die<br />

Arbeitszeit<br />

SuS stellen ihre Sätze vor.<br />

Austausch zu Aufgabe 3<br />

SuS heften das AB in ihre Mappe<br />

a) SuS nehmen unterschiedl<strong>ich</strong>e<br />

Perspektiven wahr und erweitern<br />

ihren persönl<strong>ich</strong>en Blickwinkel.<br />

b) Die Arbeit der SuS wird gewürdigt,<br />

indem sie präsentiert wird. <strong>Das</strong><br />

Vorstellen der Ergebnisse g<strong>es</strong>chieht<br />

aber freiwillig. Der Austausch zur<br />

Aufgabe 3 bereitet auch schon die<br />

nächste Lern<strong>ein</strong>heit vor.<br />

c) Klangschale, Sitzkreis,<br />

Seelsorgemappen<br />

Verabschiedung: Shalom-Gruß<br />

Idee zur Bibelarbeit entnommen aus: <strong>Fasten</strong>kalender 2007, hrsg. vom Bischöfl<strong>ich</strong>en<br />

Hilfswerk MISEROR e.V. Aachen


Materialteil zur 2. Stunde der Einheit:<br />

J<strong>es</strong>aja 58, 5-10 (Einheitsübersetzung)<br />

5<br />

Ist das <strong>ein</strong> <strong>Fasten</strong>, <strong>wie</strong> <strong>ich</strong> <strong>es</strong> <strong>liebe</strong>, / <strong>ein</strong> Tag, an dem man s<strong>ich</strong> der Buße unterzieht:<br />

wenn man den Kopf hängen lässt, / so <strong>wie</strong> <strong>ein</strong>e Binse s<strong>ich</strong> neigt, / wenn man s<strong>ich</strong> mit<br />

Sack und Asche bedeckt? Nennst du das <strong>ein</strong> <strong>Fasten</strong>, / und <strong>ein</strong>en Tag, der dem Herrn<br />

gefällt?<br />

6<br />

N<strong>ein</strong>, das <strong>ist</strong> <strong>ein</strong> <strong>Fasten</strong>, <strong>wie</strong> <strong>ich</strong> <strong>es</strong> <strong>liebe</strong>: / die F<strong>es</strong>seln d<strong>es</strong> Unrechts zu lösen, / die<br />

Stricke d<strong>es</strong> Jochs zu entfernen, die Versklavten freizulassen, / jed<strong>es</strong> Joch zu zerbrechen,<br />

7<br />

an die Hungrigen d<strong>ein</strong> Brot auszuteilen, / die obdachlosen Armen ins Haus<br />

aufzunehmen, wenn du <strong>ein</strong>en Nackten siehst, ihn zu bekleiden / und d<strong>ich</strong> d<strong>ein</strong>en<br />

Verwandten n<strong>ich</strong>t zu entziehen.<br />

8<br />

Dann wird d<strong>ein</strong> L<strong>ich</strong>t hervorbrechen <strong>wie</strong> die Morgenröte, / und d<strong>ein</strong>e Wunden werden<br />

schnell vernarben. D<strong>ein</strong>e Gerechtigkeit geht dir voran / die Herrl<strong>ich</strong>keit d<strong>es</strong> Herrn folgt dir<br />

nach.<br />

9<br />

Wenn du dann rufst, / wird der Herr dir Antwort geben, und wenn du um Hilfe schre<strong>ist</strong>,<br />

wird er sagen: / Hier bin <strong>ich</strong>.<br />

Wenn du der Unterdrückung bei dir <strong>ein</strong> Ende machst, / und auf k<strong>ein</strong>em mit dem Finger<br />

zeigst und niemand verleumd<strong>es</strong>t,<br />

10<br />

dem Hungrigen d<strong>ein</strong> Brot re<strong>ich</strong>st / und den Darbenden satt machst, dann geht im<br />

Dunkel d<strong>ein</strong> L<strong>ich</strong>t auf, / und d<strong>ein</strong>e Finsternis wird hell <strong>wie</strong> der Mittag.<br />

Nach J<strong>es</strong>aja 58,5-10<br />

Ein <strong>Fasten</strong>, <strong>wie</strong> Gott <strong>es</strong> mag:<br />

Ist das <strong>ein</strong> <strong>Fasten</strong>, <strong>wie</strong> <strong>ich</strong> <strong>es</strong> mag, wenn man den Kopf hängen lässt und bedrückt<br />

umher läuft? Soll das <strong>ein</strong> <strong>Fasten</strong> s<strong>ein</strong>, <strong>wie</strong> <strong>es</strong> Gott gefällt? N<strong>ein</strong>, im Gegenteil, so <strong>ist</strong> <strong>ein</strong><br />

<strong>Fasten</strong>, <strong>wie</strong> <strong>ich</strong> <strong>es</strong> <strong>liebe</strong>:<br />

Wenn man Unrecht zu lösen versucht.<br />

Wenn man niemanden quält und ärgert,<br />

stattd<strong>es</strong>sen mit den Hungrigen teilt und Armen hilft.<br />

Wenn du die tröst<strong>es</strong>t, die s<strong>ich</strong> schämen.<br />

Wenn du gut mit d<strong>ein</strong>er Familie umgehst.<br />

Dann wird das L<strong>ich</strong>t d<strong>ein</strong><strong>es</strong> Herzens aufgehen <strong>wie</strong> die Morgensonne.<br />

Und auch was d<strong>ich</strong> verletzt hat, kann g<strong>es</strong>und werden.<br />

Dann b<strong>ist</strong> du gerecht und Gott <strong>ist</strong> bei dir.<br />

Wenn du ihn rufst, gibt er dir Antwort.<br />

Wenn du um Hilfe bitt<strong>es</strong>t, sagt Gott: Hier bin <strong>ich</strong>.<br />

Wenn du andere n<strong>ich</strong>t unterdrückst und auf k<strong>ein</strong>en mit dem Finger zeigst, über<br />

niemanden lästerst und Lügen erzählst, dann geht d<strong>ein</strong> L<strong>ich</strong>t auf, strahlend hell <strong>wie</strong> der<br />

Tag.<br />

Di<strong>es</strong>e Fassung habe <strong>ich</strong> gefunden bei der Vorbereitung zu dem Aschermittwochs-<br />

Gott<strong>es</strong>dienst in : Ökumenische Schulgott<strong>es</strong>dienste für die Grundschule, Andrea Beer u.a.<br />

München 2009, S. 160<br />

Auswahl der Begriffe für die Kartensets:<br />

Unrecht, Armen, L<strong>ich</strong>t, g<strong>es</strong>und, Hier bin <strong>ich</strong>, lösen, helfen, Herz, rufen, unterdrücken,<br />

Hungrige, trösten, Morgensonne, Hilfe, lügen, teilen, gut umgehen, verletzen,<br />

gerecht, strahlend hell


Arbeitsblatt:<br />

Der Prophet J<strong>es</strong>aja hat über das <strong>Fasten</strong> g<strong>es</strong>chrieben. Einige Worte und Begriffe von<br />

ihm find<strong>es</strong>t du auf den ausgelegten Karten.<br />

1. Schau dir die Wörter an und suche dir aus jedem Kartenset <strong>ein</strong>en Begriff aus.<br />

Schreibe d<strong>ein</strong>e Wörter hier auf!<br />

2. Der Prophet J<strong>es</strong>aja schreibt als Einleitung zu s<strong>ein</strong>em Text über das <strong>Fasten</strong>:<br />

Ist das <strong>ein</strong> <strong>Fasten</strong>, <strong>wie</strong> <strong>ich</strong> <strong>es</strong> mag, wenn man den Kopf hängen lässt<br />

und bedrückt umher läuft? Soll das <strong>ein</strong> <strong>Fasten</strong> s<strong>ein</strong>, <strong>wie</strong> <strong>es</strong> Gott gefällt?<br />

N<strong>ein</strong>, im Gegenteil, so <strong>ist</strong> <strong>ein</strong> <strong>Fasten</strong>, <strong>wie</strong> <strong>ich</strong> <strong>es</strong> <strong>liebe</strong>:<br />

J<strong>es</strong>aja möchte den Menschen erklären, <strong>wie</strong> sie fasten sollen. Sie sollen n<strong>ich</strong>t<br />

missmutig herum laufen und schlechte Laune haben, während sie fasten.<br />

Versuche mit Hilfe d<strong>ein</strong>er ausgewählten Wörter <strong>ein</strong>en Satz aufzuschreiben, was<br />

nach J<strong>es</strong>ajas M<strong>ein</strong>ung <strong>ein</strong> <strong>Fasten</strong> <strong>ist</strong>, <strong>wie</strong> <strong>es</strong> Gott gefällt. Du musst n<strong>ich</strong>t alle Wörter<br />

verwenden, du kannst auch Wörter hinzufügen.<br />

3. Überlege: Und was können wir heute tun, um so zu fasten, <strong>wie</strong> <strong>es</strong> Gott gefällt?<br />

Schreibe d<strong>ein</strong>e Idee in das Kästchen!


3. und 4. Stunde der Lern<strong>ein</strong>heit: Unser Weg durch die <strong>Fasten</strong>zeit<br />

Intention/Lernchancen: Die katholischen und syrisch-orthodoxen SuS erfahren vertiefend<br />

von<strong>ein</strong>ander, <strong>wie</strong> die zwei Konf<strong>es</strong>sionen ihre <strong>Fasten</strong>zeiten begehen, sie erkennen<br />

Gem<strong>ein</strong>samkeiten und Unterschiede (Schulung der Empathiefähigkeit in <strong>ein</strong>e andere Kultur).<br />

Sie nutzen die Arbeit an den Stationen zum Nachdenken über s<strong>ich</strong> selbst und ihre<br />

persönl<strong>ich</strong>e Vorbereitungszeit auf Ostern. Sie g<strong>es</strong>talten <strong>ein</strong> gem<strong>ein</strong>sam<strong>es</strong> „<strong>Fasten</strong>kreuz“, das<br />

s<strong>ein</strong>en Platz in der Grundschule Sande findet. Damit kommt die Thematik auch in den Blick<br />

der anderen Grundschüler/innen und Lehrer/innen.


Strukturierung d<strong>es</strong> Lernproz<strong>es</strong>s<strong>es</strong><br />

Begrüßung / Einführung<br />

Stilleübung / Gebet<br />

Gruppen<strong>ein</strong>teilung (2 Gruppen)<br />

a) Phasenziel<br />

b) Begründung der didaktisch /<br />

methodischen Entscheidungen<br />

c) Sozialform, Material und Medien<br />

d) Ort<br />

a) Die SuS erhalten <strong>Informationen</strong> über<br />

Themen und Ablauf der<br />

Stationenarbeit. Sie üben<br />

Konzentration und Stille, erleben<br />

gem<strong>ein</strong>sam<strong>es</strong> Beten und S<strong>ich</strong> -<br />

Sammeln vor Gott.<br />

b) Transparenz <strong>ist</strong> w<strong>ich</strong>tig für die SuS,<br />

<strong>es</strong> erle<strong>ich</strong>tert ihnen das Zurechtfinden<br />

in den Räuml<strong>ich</strong>keiten und das<br />

selbstständige Arbeiten an den<br />

Stationen.<br />

c) Sitzkreis, Klangherz, Gebetsvorlage s.<br />

Anhang<br />

d) Pfarrheim: erste Hälfte d<strong>es</strong> Saals<br />

Arbeit an den Stationen<br />

Station 1: Die österl<strong>ich</strong>e Bußzeit (<strong>Fasten</strong>zeit)<br />

(Die Gruppe wechselt nach 20 min in den<br />

anderen Raum, um an Station 2 zu arbeiten)<br />

- Austeilen d<strong>es</strong> Arbeitsblatt<strong>es</strong> (s.<br />

Anhang)<br />

- Einführung: <strong>Fasten</strong>zeit (s. Anhang)<br />

- Erzählung: Kl<strong>ein</strong><strong>es</strong> Herz in Not<br />

- Umsetzung anhand der Symbole<br />

- SuS notieren s<strong>ich</strong> evtl.<br />

Impulsgedanken<br />

a) Die SuS erhalten <strong>Informationen</strong> über<br />

die <strong>Fasten</strong>zeit in der katholischen<br />

Kirche und denken über <strong>ein</strong>e<br />

konkrete G<strong>es</strong>taltung di<strong>es</strong>er Zeit nach.<br />

b) <strong>Das</strong> Arbeitsblatt ermögl<strong>ich</strong>t das<br />

selbstständige F<strong>es</strong>thalten von<br />

Gedanken und Erkenntnissen zur<br />

<strong>Fasten</strong>zeit, <strong>es</strong> dient der Vorbereitung<br />

der B<strong>es</strong>chriftung der Blüten an Station<br />

3. Die G<strong>es</strong>ch<strong>ich</strong>te und die Symbole<br />

vermitteln auf anschaul<strong>ich</strong>e Weise,<br />

auf welche Weise <strong>ein</strong>e „<strong>Fasten</strong>zeit“<br />

sinnvoll s<strong>ein</strong> kann und gibt den SuS<br />

mögl<strong>ich</strong>e Impulse zur persönl<strong>ich</strong>en<br />

G<strong>es</strong>taltung di<strong>es</strong>er Zeit.<br />

c) Klemmbretter, Stifte, Arbeitsblätter<br />

Erzählvorlage: Kl<strong>ein</strong><strong>es</strong> Herz in Not,<br />

nach: H. Schuh, Kl<strong>ein</strong><strong>es</strong> Herz in Not –<br />

Eine G<strong>es</strong>ch<strong>ich</strong>te zur Erstkommunion;<br />

Quelle unbekannt<br />

Symbole auf Karton: Augen, Mund,<br />

Ohren, Hand und Fuß<br />

Sitzkreis<br />

d) Pfarrheim: kl<strong>ein</strong>er Raum, links<br />

Station 2: Die große <strong>Fasten</strong>zeit (Saumo<br />

Rabo)<br />

(Die Gruppe wechselt nach 20 min in den<br />

anderen Raum, um an Station 1 zu arbeiten)<br />

- Vorstellen und Betrachten d<strong>es</strong> Plakats<br />

- Wir decken <strong>ein</strong>en Tisch mit typischen<br />

<strong>Fasten</strong>speisen<br />

a) Die SuS erfahren, dass der bewusste<br />

Verz<strong>ich</strong>t auf b<strong>es</strong>timmte<br />

Nahrungsmittel in der Saumo Rabo<br />

für syrisch-orthodoxe Gläubige <strong>ein</strong><br />

w<strong>ich</strong>tig<strong>es</strong> Element <strong>ist</strong> in der<br />

Vorbereitungszeit auf Ostern. Sie<br />

lernen Menschen kennen, denen der<br />

bewusste Verz<strong>ich</strong>t sehr viel bedeutet<br />

für ihr religiös<strong>es</strong> Erleben


Station 3: G<strong>es</strong>taltung d<strong>es</strong> ökumenischen<br />

<strong>Fasten</strong>kreuz<strong>es</strong><br />

- SuS b<strong>es</strong>chriften die Papierblüten mit<br />

den Gedanken und Erfahrungen, die<br />

sie an den Stationen gemacht haben.<br />

Sie können auch <strong>ein</strong>en <strong>Fasten</strong>vorsatz<br />

notieren. Sie g<strong>es</strong>talten die Blüte mit<br />

Farben, stre<strong>ich</strong>en sie mit Öl <strong>ein</strong> und<br />

falten sie zu <strong>ein</strong>er Knospe.<br />

- L korrigieren die Texte und geben<br />

Hilf<strong>es</strong>tellung bei der G<strong>es</strong>taltung.<br />

- L stellt die w<strong>ich</strong>tigen Stationen, Tage<br />

und Feiern der Konf<strong>es</strong>sionen auf dem<br />

Weg nach Ostern vor (große Blüten)<br />

und heftet sie an das Kreuz<br />

- Die SuS heften ihre Knospen<br />

ebenfalls an das Kreuz<br />

Station 4: Abschlussgebet (s. Anhang)<br />

Vaterunser in Aramäisch und Deutsch<br />

(Authentizität).<br />

b) <strong>Das</strong> Plakat wurde von den Eltern<br />

schon vorbereitet, <strong>es</strong> war zu wenig<br />

Zeit vorhanden, di<strong>es</strong> gem<strong>ein</strong>sam mit<br />

den SuS zu g<strong>es</strong>talten, sie haben <strong>es</strong><br />

ergänzt. Der Tisch mit den<br />

<strong>Fasten</strong>speisen weckt Neugierde und<br />

gibt Impulse zum bewussten Umgang<br />

mit Nahrungsmitteln.<br />

c) Plakat (s. Foto im Anhang)<br />

<strong>Fasten</strong>speisen (s. Foto im Anhang)<br />

d) Pfarrheim: kl<strong>ein</strong>er Raum rechts<br />

a) SuS lernen w<strong>ich</strong>tige Stationen und<br />

b<strong>es</strong>ondere Tage der <strong>Fasten</strong>zeiten<br />

beider Konf<strong>es</strong>sionen kennen. Sie<br />

vertiefen ihre Gedanken zur<br />

<strong>Fasten</strong>zeit, indem sie di<strong>es</strong>e<br />

verschriftl<strong>ich</strong>en und kreativ g<strong>es</strong>talten.<br />

b) <strong>Das</strong> <strong>Fasten</strong>kreuz <strong>ist</strong> <strong>ein</strong> gem<strong>ein</strong>sam<strong>es</strong><br />

Projekt beider Konf<strong>es</strong>sionen, im<br />

Mit<strong>ein</strong>ander d<strong>es</strong> Tuns und G<strong>es</strong>taltens<br />

ergeben s<strong>ich</strong> G<strong>es</strong>präche und<br />

Kontakte über die Thematik<br />

unter<strong>ein</strong>ander, sowohl bei den Eltern<br />

als auch bei den SuS. Durch die<br />

G<strong>es</strong>taltungsform der großen Blüten<br />

sind die Gem<strong>ein</strong>samkeiten s<strong>ich</strong>tbar,<br />

der Weg durch die <strong>Fasten</strong>zeit bis<br />

nach Ostern wird veranschaul<strong>ich</strong>t. Die<br />

Präsentation in der Grundschule<br />

Sande gibt auch den anderen Klassen<br />

und Lehrer/innen <strong>ein</strong>en Einblick in die<br />

Thematik, die ihnen zume<strong>ist</strong> fremd <strong>ist</strong>.<br />

c) Große Papierblüten in den<br />

liturgischen Farben, b<strong>es</strong>chriftet mit<br />

den w<strong>ich</strong>tigsten Feiern und Tagen in<br />

der <strong>Fasten</strong>zeit, groß<strong>es</strong> Holzkreuz mit<br />

Ständer, Farbstifte, kl<strong>ein</strong>e<br />

Papierblüten, Öl in kl<strong>ein</strong>en Schälchen,<br />

Küchentücher, Tischunterlagen,<br />

Heftzwecken, Scheren, Einzel- und<br />

Gruppenarbeit<br />

d) Pfarrheim: großer Raum, zweite<br />

Hälfte d<strong>es</strong> Saals<br />

a) Gebet in zwei Sprachen und mit<br />

verschiedenen Gebetshaltungen<br />

b) Vaterunser- begleitet durch die Zeit<br />

der Kommunionvorbereitung<br />

Syr.orth. SuS sind stolz darauf, <strong>es</strong> in<br />

di<strong>es</strong>er Sprache zu beten, kath. SuS<br />

lauschen mit Inter<strong>es</strong>se, lernen von der<br />

würdigen Haltung<br />

c) Stehkreis<br />

d) Pfarrheim: großer Saal, erste Hälfte<br />

d<strong>es</strong> Raums


Anhang:<br />

Gebet:<br />

Guter Gott,<br />

manchmal macht <strong>es</strong> mir Spaß, zu lärmen und zu toben,<br />

aber manchmal ziehe <strong>ich</strong> m<strong>ich</strong> zurück, wo <strong>es</strong> ruhig <strong>ist</strong>.<br />

Da sitze <strong>ich</strong> oder liege still<br />

und bin ganz bei mir und bei dir, Gott.


Kl<strong>ein</strong><strong>es</strong> Herz in Not<br />

Es war <strong>ein</strong>mal <strong>ein</strong> kl<strong>ein</strong><strong>es</strong> Herz, das <strong>ein</strong>em kl<strong>ein</strong>en Kind gehörte. Es war warm und<br />

lebendig, und <strong>es</strong> hüpfte und schlug fröhl<strong>ich</strong> vor s<strong>ich</strong> hin. B<strong>es</strong>onders munter und froh<br />

war <strong>es</strong>, wenn <strong>ein</strong> ander<strong>es</strong> Herz zu B<strong>es</strong>uch kam. Lange Zeit trafen s<strong>ich</strong> im Herzen d<strong>es</strong><br />

Kind<strong>es</strong> Mama und Papa, Oma und Opa, Schw<strong>es</strong>ter und Bruder. <strong>Das</strong> kl<strong>ein</strong>e Herz<br />

freute s<strong>ich</strong>. Es war glückl<strong>ich</strong> und zufrieden, weil <strong>es</strong> s<strong>ich</strong> geliebt fühlte.<br />

Je größer das Kind wurde, um so mehr kam in das kl<strong>ein</strong>e Herz hin<strong>ein</strong>. Erwartungsvoll<br />

öffnete <strong>es</strong> s<strong>ein</strong>e Herzenstür für all<strong>es</strong>, was auf <strong>es</strong> zukam. Ja, <strong>es</strong> machte s<strong>ich</strong> sogar <strong>ein</strong><br />

wenig größer, <strong>es</strong> war neugierig. Denn jetzt bekam <strong>es</strong> n<strong>ich</strong>t nur B<strong>es</strong>uch von anderen<br />

Herzen, n<strong>ein</strong>, das Kind lernte auch viele Dinge kennen, die <strong>ein</strong>en Platz in s<strong>ein</strong>em<br />

kl<strong>ein</strong>en Herzen haben wollten: der Teddybär, der nachts immer mit im Bett lag, die<br />

Spieluhr mit dem lustigen Lied, die Badewannenente, mit der man planschen konnte<br />

und noch viele Dinge mehr. So verging die Zeit: die Tage, die Wochen, die Monate<br />

und die Jahre und immer fand s<strong>ich</strong> etwas Neu<strong>es</strong>, das <strong>ein</strong>en Platz im kl<strong>ein</strong>en Herzen<br />

bekam: der Bobbycar zum ersten Geburtstag, das Dreirad, der Roller, die Inliner, das<br />

Fahrrad, der Fernseher, das Keyboard für den Musikunterr<strong>ich</strong>t, die tollen<br />

Fußballschuhe...<br />

Ein<strong>es</strong> Tag<strong>es</strong> sagte das Kind: „Kl<strong>ein</strong><strong>es</strong> Herz, freu d<strong>ich</strong>, wir machen heute <strong>ein</strong> groß<strong>es</strong><br />

F<strong>es</strong>t zu m<strong>ein</strong>em Geburtstag, und wir bekommen viele Gäste.“ Ich bin so aufgeregt,<br />

klopfte das kl<strong>ein</strong>e Herz zur Antwort, denn <strong>es</strong> musste ja das ganze F<strong>es</strong>t unterbringen.<br />

Und noch ehe s<strong>ich</strong> das kl<strong>ein</strong>e Herz an den Gedanken gewöhnt hatte, ging das F<strong>es</strong>t<br />

auch schon los. „Mach Platz, kl<strong>ein</strong><strong>es</strong> Herz, denn hier kommen die G<strong>es</strong>chenke,“ sagte<br />

das Kind und schon plumpste <strong>ein</strong>e Armbanduhr in das kl<strong>ein</strong>e Herz hin<strong>ein</strong> und tickte<br />

mit dem Herzschlag um die Wette. Auch <strong>ein</strong>ige Bücher, <strong>ein</strong> Handy und <strong>ein</strong> neu<strong>es</strong><br />

Computerspiel standen vor der Herzenstür und drängten darauf, <strong>ein</strong>gelassen zu<br />

werden. Mit lautem Getöse brauste <strong>ein</strong> CD-Player mitten durch das kl<strong>ein</strong>e Herz und<br />

stiftete <strong>ein</strong>ige Verwirrung. Etwas beleidigt rückten die Bücher beiseite. Es mussten<br />

noch mehr Dinge in dem kl<strong>ein</strong>en Herzen untergebracht werden, aber das me<strong>ist</strong>e<br />

durfte nur kurz her<strong>ein</strong>schauen und s<strong>ich</strong> dann irgend<strong>wie</strong> unauffällig zwischen den<br />

R<strong>es</strong>t quetschen: das Federballspiel, die Süßigkeiten, die bunten Glückwunschkarten.<br />

Es war <strong>ein</strong>fach k<strong>ein</strong> Platz mehr da. <strong>Das</strong> kl<strong>ein</strong>e Herz kam ganz durch<strong>ein</strong>ander: Musste<br />

<strong>es</strong> jetzt nach dem Ticken der Uhr klopfen oder auf den Klang d<strong>es</strong> CD Players hören?<br />

Es war müde und dachte an all die Dinge, die s<strong>ich</strong> in s<strong>ein</strong>em Inneren drängten, die<br />

neuen und die alten, die noch irgendwo in <strong>ein</strong>e Herzensecke gedrückt waren,<br />

verstaubt und fast verg<strong>es</strong>sen. Es fühlte s<strong>ich</strong> vollg<strong>es</strong>topft und träge an und musste<br />

<strong>ein</strong>en heftigen Schluckauf unterdrücken.<br />

Und das kl<strong>ein</strong>e Herz erinnerte s<strong>ich</strong> an die Zeit, in der <strong>es</strong> glückl<strong>ich</strong> und zufrieden<br />

gew<strong>es</strong>en war, damals, als <strong>es</strong> warm und lebendig gew<strong>es</strong>en war, und <strong>es</strong> hüpfen und<br />

fröhl<strong>ich</strong> vor s<strong>ich</strong> hin schlagen konnte, als andere Herzen zu B<strong>es</strong>uch gekommen<br />

waren und <strong>es</strong> s<strong>ich</strong> rundherum liebgehabt fühlte ...<br />

Denke darüber nach:<br />

Was kann das Kind nun tun, damit das kl<strong>ein</strong>e Herz s<strong>ich</strong> <strong>wie</strong>der wohl fühlt?<br />

<strong>Fasten</strong> heißt, mit dem Herzen erspüren,<br />

worauf <strong>es</strong> wirkl<strong>ich</strong> ankommt!


Die <strong>Fasten</strong>- und Osterzeit<br />

in der syrisch-orthodoxen und in der katholischen Kirche<br />

(In di<strong>es</strong>em Jahr [2010] fällt das Osterf<strong>es</strong>t der beiden Konf<strong>es</strong>sionen auf <strong>ein</strong> Datum)<br />

Syrisch-Orthodox: Die große<br />

<strong>Fasten</strong>zeit (Saumo Rabo)<br />

Eröffnungstag der Quinquag<strong>es</strong>ima (50 Tage):<br />

Die Feier der Versöhnung<br />

(Montag der Versöhnung)<br />

Es <strong>ist</strong> der Montag nach dem Kana-Sonntag<br />

(Joh 2,1-11), der letzte Sonntag vor Beginn<br />

d<strong>es</strong> großen <strong>Fasten</strong>s, der 6. Sonntag vor<br />

Ostern.<br />

Tradition: an di<strong>es</strong>em Sonntag sammeln die<br />

verkleideten Kinder an den Haustüren der<br />

syrisch-orthodoxen Familien Gebäck und<br />

Süßigkeiten.<br />

Bußgott<strong>es</strong>dienst: Der Pri<strong>es</strong>ter bittet s<strong>ein</strong>e<br />

Gem<strong>ein</strong>de um Versöhnung, die<br />

Gem<strong>ein</strong>demitglieder verzeihen <strong>ein</strong>ander,<br />

wenn <strong>ein</strong>er dem anderen etwas vorzuwerfen<br />

hat.<br />

1. Sonntag: Heilung der zehn Aussätzigen<br />

(Lk 17,11-19)<br />

Katholisch: Die <strong>Fasten</strong>zeit<br />

(österl<strong>ich</strong>e Bußzeit)<br />

Aschermittwoch: Beginn der Quadrag<strong>es</strong>ima<br />

(Zeit der Heiligen vierzig Tage), der<br />

österl<strong>ich</strong>en Bußzeit<br />

Von nun an entfällt das Halleluja und das<br />

Gloria bis zur Osternacht. Violett <strong>ist</strong> die<br />

liturgische Farbe in di<strong>es</strong>er Zeit: Ausdruck der<br />

Buße<br />

Der Aschermittwoch <strong>ist</strong> als Fasttag zu halten:<br />

<strong>ein</strong>malige Sättigung und Verz<strong>ich</strong>t auf<br />

Fleischspeisen.<br />

1. <strong>Fasten</strong>sonntag: Die Versuchung J<strong>es</strong>u<br />

(Lk 4,1-13) L<strong>es</strong>ejahr C<br />

2. Sonntag: Heilung d<strong>es</strong> Lahmen (Mt, 9,1-18) 2. <strong>Fasten</strong>sonntag: Verklärung J<strong>es</strong>u<br />

(Lk 9,28b-36) L<strong>es</strong>ejahr C<br />

3.Sonntag: Heilung der blutflüssigen Frau<br />

(Mk 7,24-30)<br />

Kreuzfeier in der Mitte der <strong>Fasten</strong>zeit am<br />

Mittwoch der vierten Woche vor Ostern:<br />

Rituelle Aufr<strong>ich</strong>tung d<strong>es</strong> Kreuz<strong>es</strong> auf der<br />

Höhe von Golgatha, das Kreuz wird auf <strong>ein</strong>en<br />

g<strong>es</strong>chmückten Ständer g<strong>es</strong>tellt mitten in der<br />

Kirche, Proz<strong>es</strong>sion und Verehrung d<strong>es</strong><br />

Kreuz<strong>es</strong><br />

4.Sonntag: Der barmherzige Samariter<br />

(Lk 19,29-37)<br />

19. März: Tag d<strong>es</strong> Heiligen Josef<br />

3. <strong>Fasten</strong>sonntag: Der unfruchtbare<br />

Feigenbaum (Lk 13,1-9)<br />

Oft finden Kreuzwegandachten an den<br />

Sonntagabenden statt.<br />

4.<strong>Fasten</strong>sonntag: Der barmherzige Vater<br />

(Lk 15,1-3.11-32) Laetare: „Freue d<strong>ich</strong>“ – <strong>ein</strong><br />

gut<strong>es</strong> Stück der <strong>Fasten</strong>zeit <strong>ist</strong> vorbei, wir<br />

schauen schon in Vorfreude auf das<br />

Auferstehungsf<strong>es</strong>t Ostern.<br />

Es wurde immer schon das Ende d<strong>es</strong> Winters<br />

gefeiert.<br />

19. März: Tag d<strong>es</strong> Heiligen Josef


5. <strong>Fasten</strong>sonntag: Heilung d<strong>es</strong><br />

Blindgeborenen (Joh 9,1-40)<br />

5. <strong>Fasten</strong>sonntag: Die Ehebrecherin<br />

(Joh 8, 1-11)<br />

Die Texte der Sonntage verdeutl<strong>ich</strong>en, dass<br />

<strong>es</strong> in di<strong>es</strong>er Zeit n<strong>ich</strong>t um Ask<strong>es</strong>e nur um der<br />

Ask<strong>es</strong>e willen geht; <strong>es</strong> geht um Heilung von<br />

Verletzungen und Wunden, der erlöste<br />

Mensch soll in s<strong>ein</strong>er Ganzheit und Schönheit<br />

<strong>wie</strong>der herg<strong>es</strong>tellt werden. Chr<strong>ist</strong>us erwe<strong>ist</strong><br />

s<strong>ich</strong> als Arzt und Heiler. Die Menschen sind<br />

in der <strong>Fasten</strong>zeit <strong>ein</strong>geladen, s<strong>ich</strong> heilen zu<br />

lassen, um als versöhnte Gem<strong>ein</strong>schaft den<br />

Ostersieg J<strong>es</strong>u zu feiern und s<strong>ein</strong>en Frieden<br />

zu empfangen.<br />

25. März: Verkündigung d<strong>es</strong> Herrn<br />

die Gläubigen binden s<strong>ich</strong> rot-weiße<br />

Bändchen um das Handgelenk, der Hl. Ge<strong>ist</strong><br />

(weiß) und das menschl<strong>ich</strong>e Leben (rot)<br />

verbinden s<strong>ich</strong><br />

Lazarussamstag:<br />

Gedächtnis der Auferweckung d<strong>es</strong> Lazarus<br />

durch J<strong>es</strong>us an der Schwelle der Heiligen<br />

Woche. Di<strong>es</strong>e Feier we<strong>ist</strong> voraus auf J<strong>es</strong>u<br />

eigenen Ostersieg am Ende der „Woche der<br />

Leiden“ (Joh 11,17-44)<br />

Misereor – Sonntag<br />

25. März: Verkündigung d<strong>es</strong> Herrn<br />

Der Engel Gabriel bringt Maria die Botschaft,<br />

dass sie die Mutter von J<strong>es</strong>us, Gott<strong>es</strong> Sohn,<br />

wird.<br />

Der Hosanna-Sonntag (Palmsonntag)<br />

(Mt 21,1-10): Palmproz<strong>es</strong>sion mit G<strong>es</strong>ängen<br />

und Segnung der Oliven- und Palmzweige,<br />

die ganze Schöpfung wird in das Loben und<br />

Bitten mit hin<strong>ein</strong>genommen. Die g<strong>es</strong>egneten<br />

Zweige werden von den Gläubigen mit nach<br />

Hause genommen und aufbewahrt.<br />

Segen der „vier Enden der Erde“ mit <strong>ein</strong>em<br />

Handkreuz, das mit g<strong>es</strong>egneten<br />

Palmzweigen g<strong>es</strong>chmückt <strong>ist</strong>.<br />

Beginn der „Leidenswoche“<br />

Nachtgott<strong>es</strong>dienst „Ankunft im Hafen“<br />

Karmontag: Erwartung der endgültigen<br />

Erlösung drückt s<strong>ich</strong> aus im Bild von den<br />

Zehn Jungfrauen: Leitmotiv d<strong>es</strong><br />

Gott<strong>es</strong>dienst<strong>es</strong>. Die Feier endet als<br />

Bußgott<strong>es</strong>dienst.<br />

Donnerstag der Mysterien<br />

(Gründonnerstag)<br />

Gedenktag der Stiftung der Euchar<strong>ist</strong>ie<br />

Fußwaschung, Ölweihe, b<strong>es</strong>onders<br />

Konsekration d<strong>es</strong> Chrisams<br />

Palmsonntag:<br />

Nun beginnt die Karwoche mit der Feier d<strong>es</strong><br />

Einzugs Chr<strong>ist</strong> in Jerusalem.<br />

Segensgebet über die Palmzweige im Freien,<br />

Palmproz<strong>es</strong>sion, Hosianna Ruf.<br />

Die Gläubigen nehmen g<strong>es</strong>egnete<br />

Palmzweige mit nach Hause.<br />

Evangelium: <strong>Das</strong> Leiden unser<strong>es</strong> Herrn<br />

J<strong>es</strong>us Chr<strong>ist</strong>us nach Lukas (Lk 22,14-23,56)<br />

Die Grosse Woche – Die Karwoche<br />

kara: Sorge, Kummer<br />

Wir denken an das Leiden und Sterben von<br />

J<strong>es</strong>us<br />

Gründonnerstag: Beginn d<strong>es</strong> Triduums –<br />

Die drei österl<strong>ich</strong>en Tage (<strong>ein</strong>e große<br />

Liturgie von Gründonnerstag bis<br />

Ostersonntag)<br />

Am Vormittag: Ölweihm<strong>es</strong>se in der<br />

Bischofskirche<br />

Wir versuchen den Weg J<strong>es</strong>u mit zu erleben<br />

und in unseren Ze<strong>ich</strong>en deutl<strong>ich</strong> zu machen:


Großer Freitag der Kreuzigung (Karfreitag)<br />

Früh am Morgen: Stundengebet, <strong>es</strong> <strong>ist</strong> die<br />

Zeit, zu der J<strong>es</strong>us verurteilt wurde<br />

Nach der Terz (9 Uhr):<br />

Kreuzwegproz<strong>es</strong>sion und Err<strong>ich</strong>tung d<strong>es</strong><br />

Kreuz<strong>es</strong> auf Golgata, ung<strong>es</strong>chmückt und<br />

ohne Korpus mit zwei Kerzen an der Seite,<br />

die auf die zwei Räuber hinweisen, die mit<br />

J<strong>es</strong>us gekreuzigt wurden.<br />

Sext: <strong>ein</strong>e Kerze wird gelöscht und<br />

abgebrochen<br />

feiernd<strong>es</strong> Gedenken d<strong>es</strong> Abschiedsmahl<strong>es</strong><br />

J<strong>es</strong>u und dienende Liebe J<strong>es</strong>u -<br />

Fußwaschung (Joh 13).<br />

Läuten der Glocken zum Gloria, danach<br />

schweigen die Glocken bis Ostern, die Orgel<br />

spielt zum letzten Mal bis zum Gloria der<br />

Osternacht (<strong>Fasten</strong> der Ohren)<br />

Der Schlusssegen wird n<strong>ich</strong>t erteilt (Triduum),<br />

der Altar wird abgeräumt, der Tabernakel <strong>ist</strong><br />

leer und offen,<br />

Vollzug der Fußwaschung <strong>ist</strong> n<strong>ich</strong>t zwingend<br />

vorg<strong>es</strong>ehen.<br />

J<strong>es</strong>us <strong>ist</strong> auf dem Weg zu Ölberg hinaus,<br />

auch in den Anbetungsstunden am späten<br />

Abend und in der Nacht können wir mit J<strong>es</strong>us<br />

wachen und beten:<br />

Agapefeier „Lieb<strong>es</strong>mahl“ nach dem<br />

Abendmahlsgott<strong>es</strong>dienst<br />

Karfreitag: Tod<strong>es</strong>tag J<strong>es</strong>u<br />

cara – Totenklage<br />

15.00 Uhr: Karfreitagsliturgie<br />

Wortgott<strong>es</strong>dienst (Hören der<br />

Leidensg<strong>es</strong>ch<strong>ich</strong>te) mit Großen Fürbitten und<br />

Kreuzverehrung.<br />

Kommunionfeier<br />

Am Vormittag findet manchmal <strong>ein</strong><br />

Kinderkreuzweg statt.<br />

Der Karfreitag <strong>ist</strong> <strong>ein</strong> strenger Fasttag.<br />

15.00 Uhr: Kreuzverehrung und<br />

Grabproz<strong>es</strong>sion mit allen Gläubigen<br />

<strong>Das</strong> G<strong>es</strong>chehen auf Golgata wird der<br />

Gem<strong>ein</strong>de vergegenwärtigt.<br />

Löschen der L<strong>ich</strong>ter (Finsternis), der Vorhang<br />

d<strong>es</strong> Tempels „zerreißt“.<br />

Die Verehrung d<strong>es</strong> Heiligen Kreuz<strong>es</strong> mit<br />

zahlre<strong>ich</strong>en G<strong>es</strong>ängen, Gebeten, Litaneien.<br />

Proz<strong>es</strong>sion zur Grablegung: Der Zelebrant<br />

nimmt das Kreuz vom Ständer, die syrischen<br />

Chr<strong>ist</strong>en aus dem Tur Abdin legen <strong>es</strong> in <strong>ein</strong>e<br />

Lade, die <strong>wie</strong> <strong>ein</strong> Sarg mitgetragen wird.<br />

<strong>Das</strong> Kreuz wird zum Heiligen Grab gebracht,<br />

begleitet mit G<strong>es</strong>ängen. Vor der Beisetzung<br />

werden die jüdischen Begräbnisbräuche<br />

nachgeahmt. <strong>Das</strong> Kreuz wird mit Essig und<br />

Myrrhe, Rosenwasser, Weihrauchkörner<br />

befeuchtet, mit L<strong>ein</strong>entüchern umwickelt. Als<br />

Grab dient <strong>ein</strong>e Nische unter oder neben dem<br />

Altar. Als Ze<strong>ich</strong>en der Grabwache brennt <strong>ein</strong><br />

L<strong>ich</strong>t.


Samstag der frohen Botschaft<br />

„Chr<strong>ist</strong>i Höllenfahrt“, der Gekreuzigte bringt<br />

den Verstorbenen die frohe Botschaft ihrer<br />

Befreiung. Feier der Euchar<strong>ist</strong>ie an <strong>ein</strong>em<br />

Nebenaltar.<br />

Am Nachmittag: Feier der Versöhnung<br />

Der große Sonntag der Auferstehung<br />

(Ostern)<br />

Der erlebnismäßige Höhepunkt der Liturgie in<br />

der Morgenfrühe: Auferstehungsfeier<br />

Ritus der Erhebung d<strong>es</strong> Kreuz<strong>es</strong> hinter dem<br />

Altar, verborgen vor den Augen der<br />

Gläubigen, das Kreuz <strong>ist</strong> mit <strong>ein</strong>er roten<br />

„Sieg<strong>es</strong>fahne“ g<strong>es</strong>chmückt, der Zelebrant<br />

verkündigt vor der Gem<strong>ein</strong>de mit dem<br />

g<strong>es</strong>chmückten Kreuz die Osterbotschaft.<br />

Die Osterm<strong>es</strong>se wird vor der Kommunion<br />

unterbrochen, <strong>es</strong> beginnt die f<strong>es</strong>tl<strong>ich</strong>e<br />

Osterproz<strong>es</strong>sion<br />

Die Gläubigen sagen s<strong>ich</strong> feierl<strong>ich</strong> den<br />

österl<strong>ich</strong>en Friedensgruß zu<br />

Karsamstag: k<strong>ein</strong> Gott<strong>es</strong>dienst<br />

Am Karsamstag kann man z.B. Flaschen<br />

oder Gläser bemalen, damit man das<br />

Osterwasser nach der Osternacht mit nach<br />

Hause nehmen kann.<br />

Andere Ideen: <strong>ein</strong> Osterbrot backen, oder <strong>ein</strong><br />

Osterlamm, bunte Ostereier bemalen und<br />

aufhängen<br />

Osternacht:<br />

Die Feier beginnt im Dunkeln. Die Osterkerze<br />

wird am g<strong>es</strong>egneten Osterfeuer entzündet<br />

und dann in die Kirche getragen. Die kl<strong>ein</strong>en<br />

Osterkerzen der Gläubigen werden an ihr<br />

entzündet. <strong>Das</strong> große Osterlob, das Exultet,<br />

wird g<strong>es</strong>ungen. Die Orgel beginnt <strong>wie</strong>der zu<br />

spielen, die Glocken läuten, Gloria und<br />

Osterhalleluja verkünden die Auferstehung.<br />

<strong>Das</strong> Taufwasser wird geweiht, alle<br />

Gott<strong>es</strong>dienstb<strong>es</strong>ucher erneuern ihr<br />

Taufversprechen.<br />

In den L<strong>es</strong>ungen hören wir, <strong>wie</strong> Gott von der<br />

Schöpfung der Welt an bis heute s<strong>ein</strong> Volk<br />

geführt und b<strong>es</strong>chützt hat.<br />

Osterbräuche<br />

B<strong>es</strong>onders die Chr<strong>ist</strong>en aus dem Tur Abdin<br />

haben s<strong>ich</strong> di<strong>es</strong>e Bräuche erhalten:<br />

Osterfrühstück: während der g<strong>es</strong>amten<br />

<strong>Fasten</strong>zeit verz<strong>ich</strong>tete man streng auf<br />

Fleisch, Milchprodukte und Eier. Erst<br />

allmähl<strong>ich</strong> gewöhnt man s<strong>ich</strong> <strong>wie</strong>der an<br />

Fleischprodukte, zu Ostern gibt <strong>es</strong> bemalte<br />

Ostereier, Suppen, Fisch und Käse. Drei<br />

Tage ruht die Arbeit, die Familien b<strong>es</strong>uchen<br />

s<strong>ich</strong> gegenseitig. Der Pfarrer b<strong>es</strong>ucht die<br />

Familien, spr<strong>ich</strong>t <strong>ein</strong> Segensgebet und<br />

hinterlässt g<strong>es</strong>egnete Weihrauchkörner.<br />

Am Ostermontag b<strong>es</strong>ucht man die Gräber der<br />

Verstorbenen, die Gräber werden<br />

beweihräuchert. Es herrscht <strong>ein</strong>e gelöste<br />

F<strong>es</strong>ttagsstimmung, man hat Osterspeisen<br />

mitgebracht, die Familien <strong>es</strong>sen am Grab der<br />

Verstorbenen.<br />

Speisenweihe<br />

Ostersonntag: erster Tag der Osterzeit -<br />

Freude über die Auferstehung J<strong>es</strong>u wird im<br />

Gott<strong>es</strong>dienst zum Ausdruck gebracht<br />

V<strong>es</strong>per am Ostersonntag <strong>ist</strong> mögl<strong>ich</strong><br />

Ostermontag<br />

Osterbräuche<br />

Osterfeuer, Osterwasser,<br />

Ostereier, Osterhase, Osterglocken (Blumen)


Die Auferstehungswoche (Osteroktav)<br />

Gedenken an die Osterereignisse<br />

Der Neue Sonntag: <strong>es</strong> beginnt <strong>wie</strong>der die<br />

Reihe der Sonntage das Jahr hindurch.<br />

Di<strong>es</strong>er Sonntag <strong>ist</strong> <strong>ein</strong> bevorzugter<br />

Hochzeitstag, in der <strong>Fasten</strong>zeit gab <strong>es</strong> k<strong>ein</strong>e<br />

Hochzeiten, auch n<strong>ich</strong>t in der Osterzeit bis<br />

Pfingsten.<br />

Osteroktav<br />

Weißer Sonntag: Abschluss der Oster-Oktav<br />

In der Alten Kirche trugen die Neugetauften<br />

ihre weißen Taufkleider.<br />

Die Osteroktav war die Zeit der<br />

mystagogischen Vertiefung für die<br />

Neugetauften.<br />

Hinweis:<br />

Die w<strong>ich</strong>tigsten Daten aus di<strong>es</strong>er Übers<strong>ich</strong>t finden s<strong>ich</strong> auf den großen Blüten<br />

d<strong>es</strong> ökumenischen <strong>Fasten</strong>kreuz<strong>es</strong> <strong>wie</strong>der.<br />

Literaturangaben:<br />

Erzbischöfl<strong>ich</strong><strong>es</strong> Generalvikariat (Hg.): Direktorium für das Erzb<strong>ist</strong>um Paderborn 2010,<br />

S. 35-65<br />

H<strong>ein</strong>z, Andreas: F<strong>es</strong>te und Feiern im Kirchenjahr nach dem Ritus der Syrisch-Orthodoxen<br />

Kirche von Antiochien, Trier 1998, S. 64-91<br />

König, Hermine: F<strong>es</strong>te feiern – Bräuche neu entdecken, Arbeitshilfe, München 2007,<br />

S. 61-90

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