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1.3. Ramsey Modell: Bedeutung der Sparquote - CER-ETH

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<strong>1.3.</strong> <strong>Ramsey</strong> <strong>Modell</strong>: <strong>Bedeutung</strong> <strong>der</strong> <strong>Sparquote</strong><br />

Theorie (Solow <strong>Modell</strong>): <strong>Sparquote</strong> ist eine wichtige fundamentale Größe, die das Niveau des langfristigen<br />

PKE (<strong>Modell</strong> ohne technischen Fortschritt) bzw. das Niveau des gleichgewichtigen Wachstumspfades<br />

des PKE (<strong>Modell</strong> mit technischem Fortschritt) bestimmt.<br />

Empirie: Growth Accounting Studien zeigen, dass Kapitalkkumulation (getrieben durch Investitionen<br />

/ Ersparnisbildung) bedeutsam ist. Darüber hinaus deuten Wachstumsregressionen auf einen<br />

signifikant positiven Einfluss <strong>der</strong> <strong>Sparquote</strong> hin.<br />

<strong>Sparquote</strong>n (gesamtwirtschaftliche) im internationalen Vergleich


2<br />

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<strong>1.3.</strong> <strong>Ramsey</strong> <strong>Modell</strong>: dynamisches Problem <strong>der</strong> Haushalte (1)<br />

Annahme: Rationale Haushalte planen ihre Konsum- und Sparentscheidungen vorausschauend<br />

über mehrere Perioden. Zur analytischen Vereinfachung betrachten wir zunächst ein Zwei-Perioden-<strong>Modell</strong>.<br />

Die intertemporale Budgetrestriktion des Haushalts lautet<br />

C 1 + ÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅ<br />

1<br />

1 + r C 2 = W 1 + Y L 1 + ÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅ<br />

1<br />

1 + r Y 2 L (1)<br />

C 2 = HW 1 + Y L L<br />

1 - C 1 L H1 + rL + Y 2 (2)<br />

C 1 : Konsum in <strong>der</strong> 1. Periode; C 2 : Konsum in <strong>der</strong> 2. Periode; Y 1 L : Arbeitseinkommen in <strong>der</strong> 1. Periode; Y 2 L :<br />

Arbeitseinkommen in <strong>der</strong> 2. Periode; W 1 : anfängliches Vermögen; r: Zinssatz<br />

C 2<br />

3<br />

2.5<br />

dC 2<br />

ÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅ<br />

dC 1<br />

=-H1+rL<br />

2<br />

1.5<br />

1<br />

HW 1 +Y 1 L ,Y 2 L L<br />

0.5<br />

0.5 1 1.5 2 2.5 3<br />

C 1<br />

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<strong>1.3.</strong> <strong>Ramsey</strong> <strong>Modell</strong>: dynamisches Problem <strong>der</strong> Haushalte (2)<br />

Die intertemporalen Präferenzen des Haushalts seien gegeben durch<br />

VHC 1 , C 2 L = UHC 1 L + ÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅ<br />

1<br />

(3)<br />

1 +r UHC 2L<br />

VHC 1 , C 2 L: intertemporaler Nutzen (Barwert eines Nutzenstroms); UH.L: momentane<br />

Nutzenfunktion; r ¥ 0: Zeitpräferenzrate<br />

Zwei wichtige Aspekte<br />

[1] Die momentane Nutzenfunktion UH.L habe folgende Eigenschaften: U £ H.L > 0 und<br />

U ≥ H.L < 0. Aufgrund <strong>der</strong> Konkavität <strong>der</strong> Nutzenfunktion wünscht <strong>der</strong> rationale Haushalt<br />

ein vergleichsweise flaches Konsumprofil {C 1 , C 2 }.<br />

[2] Sofern r > 0, gewichtet <strong>der</strong> Haushalt zukünftigen Nutzen UHC 2 L geringer als gegenwärtigen<br />

Nutzen UHC 1 L. Die Gründe für diese "Gegenwartspräferenz" lauten bspw.: (i)<br />

generelle Ungeduld und (ii) unsichere Zukunft.<br />

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4<br />

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<strong>1.3.</strong> <strong>Ramsey</strong> <strong>Modell</strong>: dynamisches Problem <strong>der</strong> Haushalte (3)<br />

Beispiel für eine spezifische, momentane Nutzenfunktion<br />

U C = C 1-g<br />

0 b g < 1: konstanter Präferenzparamter<br />

Die intertemporale Nutzenfunktion V C 1 , C 2 lautet somit<br />

V C 1 , C 2 = C 1-g 1 + ÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅ<br />

1<br />

1 +r C 1-g<br />

2<br />

(4)<br />

(5)<br />

3 C2<br />

2.5<br />

g=0.9<br />

2<br />

1.5<br />

1<br />

0.5<br />

0.5 1 1.5 2 2.5 3 C1<br />

3 C2<br />

2.5<br />

g=0<br />

2<br />

1.5<br />

1<br />

0.5<br />

0.5 1 1.5 2 2.5 C1<br />

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<strong>1.3.</strong> <strong>Ramsey</strong> <strong>Modell</strong>: intertemporales Gleichgewicht (1)<br />

Das intertemporale Haushaltsoptimum ist durch folgende, notwendige Optimalitätsbedingung<br />

charakterisiert<br />

- ∑V . ∑C 1<br />

ÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅ =-1 + r<br />

(6)<br />

∑V . ∑C 2<br />

Die Grenzrate <strong>der</strong> intertemporalen Substitution (linke Seite) muss <strong>der</strong> Grenzrate<br />

<strong>der</strong> intertemporalen Transformation (rechte Seite) entsprechen.<br />

C 2<br />

∑V H.Lê∑C 1<br />

3<br />

2.5<br />

2<br />

1.5<br />

ÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅ<br />

=1+r<br />

∑V H.Lê∑C 2<br />

1<br />

0.5<br />

0.5 1 1.5 2 2.5 3<br />

C 1<br />

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6<br />

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<strong>1.3.</strong> <strong>Ramsey</strong> <strong>Modell</strong>: intertemporales Gleichgewicht (2)<br />

Unter Verwendung von (5) erhält man<br />

∑V .<br />

-g<br />

ÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅ = 1 -g C<br />

∑C 1<br />

1<br />

∑V .<br />

ÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅ = ÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅ<br />

1 - g<br />

∑C 2 1 +r C -g<br />

2<br />

Einsetzen in (6) ergibt<br />

-g<br />

1 - g C<br />

ÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅ 1<br />

= 1 + r<br />

H1-gL -g<br />

ÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅ<br />

1+r C 2<br />

-g<br />

C<br />

ÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅ 1<br />

-g<br />

C = ÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅ<br />

1 + r<br />

2<br />

1 +r<br />

C 2<br />

ÅÅÅÅÅÅÅÅ<br />

C 1<br />

=<br />

1 + r ÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅ<br />

1 +r<br />

1<br />

ÅÅÅÅ<br />

g<br />

(7)<br />

(8)<br />

(9)<br />

(10)<br />

(11)<br />

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<strong>1.3.</strong> <strong>Ramsey</strong> <strong>Modell</strong>: Keynes-<strong>Ramsey</strong>-Regel (1)<br />

Die Wachstumsrate des Konsums kann geschrieben werden als<br />

C<br />

ÅÅÅÅÅÅÅÅ 2<br />

= C 1 +DC<br />

ÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅ<br />

C 1<br />

C 1<br />

= 1 + DC ÅÅÅÅÅÅÅÅÅ<br />

C 1<br />

= 1 + C`<br />

Außerdem gilt (Taylor-Approximation <strong>der</strong> Funktion e x um die Stelle x = 0; siehe bspw. Chiang<br />

(1984, Kapitel 10.2))<br />

(12)<br />

e x > 1 + x ï x > lnH1 + xL<br />

Unter Berücksichtigung von (11) und (12) erhält man<br />

1 + C` = J ÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅÅ<br />

1 + r ÅÅÅÅ<br />

1<br />

1 +r N g<br />

Bildung des natürlichen Logarithmus auf beiden Seiten führt zu<br />

lnH1 + C` L = ÅÅÅÅÅ<br />

1 @lnH1 + rL - lnH1 +rLD<br />

g<br />

Anwendung von (13) liefert ln 1 + C`<br />

> C` etc. und somit ergibt sich<br />

C` > 1 ÅÅÅÅÅ<br />

g<br />

Hr -rL<br />

©1988-2005<br />

(13)<br />

(14)<br />

(15)<br />

(16)<br />

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<strong>1.3.</strong> <strong>Ramsey</strong> <strong>Modell</strong>: Die Keynes-<strong>Ramsey</strong> Regel (2)<br />

Die optimale Wachstumsrate des Konsums ist durch die sog. Keynes-<strong>Ramsey</strong>-Regel<br />

gegeben<br />

C` > 1 ÅÅÅÅÅ<br />

g r -r<br />

Ökonomische Interpretation<br />

(17)<br />

[1] Die Wachstumsrate des Konsums ist positiv solange r >r. Der Zinssatz r kann als "Prämie"<br />

interpretiert werden, die ein Haushalt am Kapitalmarkt erhält, wenn er seinen Gegenwartskonsum<br />

um eine Einheit einschränkt und im Gegenzug den Zukunftskonsum um eine Einheit erhöht. Die<br />

Zeitpräferenzrate r kann als jene "Prämie" interpretiert werden, die ein Haushalt for<strong>der</strong>t, damit er<br />

gerade indifferent bezüglich <strong>der</strong> Reduktion des Gegenwartskonsums um eine Einheit zugunsten<br />

einer Steigerung des Zukunftskonsums um eine Einheit ist. Sofern also r >r erscheint es lohnenswert,<br />

diesen Tausch (intertemporale Konsumsubstitution) einzugehen.<br />

[2] Die Wachstumsrate des Konsums ist, ceteris paribus, umso höher, je höher <strong>der</strong> Zinssatz r. Ein<br />

hoher Zinssatz bedeutet einen hohen Anreiz auf Gegenwartskonsum zu verzichten, um den nichtkonsumierten<br />

Teil des Einkommens zu sparen, so dass in Zukunft ein höheres Konsumniveau finanziert<br />

werden kann (r: als Opportunitätskosten des Gegenwartskonsums).<br />

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<strong>1.3.</strong> <strong>Ramsey</strong> <strong>Modell</strong>: Die Keynes-<strong>Ramsey</strong> Regel (3)<br />

Ökonomische Interpretation (fortgesetzt)<br />

[3] Die Wachstumsrate des Konsums ist umso geringer, je höher die Zeitpräferenzrate r. Eine hohe<br />

Zeitpräferenzrate bedeutet eine hohe Ungeduld des betrachteten Haushalts. Dies begünstigt den<br />

Gegenwartskonsum zulasten des Zukunftskonsums.<br />

[4] Die Wachstumsrate des Konsums ist, ceteris paribus, umso höher, je kleiner <strong>der</strong> Parameter g<br />

ausfällt. Ein geringer g-Wert bedeutet gering gekrümmte verlaufende Indifferenzkurven (siehe<br />

oben) und somit eine hohe Bereitschaft zur intertemporalen Konsumsubstitution. Eine Konstellation<br />

r -r>0 entfaltet somit starke Anreize, Gegenwartskonsum zugunsten von Zukunftskonsum<br />

einzuschränken.<br />

[5] Man beachte, dass es aufgrund von C = cY (mit c: Konsumquote) einen systematischen Zusammenhang<br />

zwischen <strong>der</strong> Wachstumsrate des Konsums C` und <strong>der</strong> Wachstumsrate des Volkseinkommens<br />

Ỳ gibt. Im einfachsten Fall c = const. gilt: C` = Ỳ.<br />

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<strong>1.3.</strong> <strong>Ramsey</strong> <strong>Modell</strong>: Zinssatz und makroökonomisches Gleichgewicht<br />

Die obige Keynes-<strong>Ramsey</strong>-Regel hat gezeigt, dass dem Zinssatz eine entscheidende Rolle im Hinblick<br />

auf die Bestimmung <strong>der</strong> Wachstumsrate des Konsums (mithin des Einkommens) zukommt. Im Solow-<br />

<strong>Modell</strong> haben wir bereits gesehen, dass <strong>der</strong> Zinssatz bei kompetitiven Faktormärkten dem Grenzprodukt<br />

des Kapitals entspricht. Es bezeichne f HkL die (intensive) Produktionsfunktion und f £ HkL das Grenzprodukt<br />

des Kapitals. Die Keynes-<strong>Ramsey</strong>-Regel lautet dann also (bei d =0)<br />

C` = ÅÅÅÅÅ<br />

1<br />

(18)<br />

g @ f £ HkL -rD<br />

[1] Diese Form <strong>der</strong> Keynes-<strong>Ramsey</strong>-Regel zeigt, dass im makroökonomischen Gleichgewicht alle Faktoren,<br />

die das Grenzprodukt des Kapitals beeinflussen via Haushaltsentscheidungen auf die Wachstumsrate<br />

des Konsums durchwirken.<br />

[2] Für f £ HkL > 0 und f ≥ HkL < 0 (neoklassische Produktionsfunktion) und bei Abwesenheit von technologischem<br />

Fortschritts sinkt das Grenzprodukt des Kapitals mit steigen<strong>der</strong> Kapitalintensität. Somit wird<br />

schließlich ein steady state mit C` = 0 erreicht. Dauerhaftes Wachstum ist im <strong>Ramsey</strong> <strong>Modell</strong> (wie im<br />

Solow-<strong>Modell</strong>) nur bei exogenem technologischen Fortschritt möglich.<br />

[3] Aus Sicht <strong>der</strong> Wirtschaftstheorie erscheint eine Maximierung <strong>der</strong> Wachstumsrate des Volkseinkommens<br />

we<strong>der</strong> mikroökonomisch noch makroökonomisch rational. Sofern im Rahmen wirtschaftspolitischer<br />

Debatten argumentiert wird, eine Steigerung <strong>der</strong> Wachstumsrate sei wünschenswert, muss zunächst<br />

ein Marktversagen diagnostiziert werden, das eine suboptimal geringe Wachstumsrate zur Folge hat.<br />

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