Erfahrungsbericht zum Erasmus-Praktikum an der ... - Institut für Physik
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Vorbereitung<br />
<strong>Erfahrungsbericht</strong> <strong>zum</strong> <strong>Erasmus</strong>-<strong>Praktikum</strong> <strong>an</strong> <strong>der</strong> Universitetet i Tromsø, Norwegen<br />
29.09. – 30.12.2013<br />
Das 3. Semester meines Masters verbrachte ich im Rahmen eines Forschungspraktikums als <strong>Erasmus</strong>-<br />
Praktik<strong>an</strong>t am <strong>Institut</strong> <strong>für</strong> Geologie <strong>der</strong> Universität Tromsø.<br />
Das Forschungspraktikum ist ein vorgeschriebenes Modul im Masterstudieng<strong>an</strong>g Chemie <strong>an</strong> meiner Universität.<br />
Für meinen Pl<strong>an</strong>, diese Zeit <strong>für</strong> einen Ausl<strong>an</strong>dsaufenthalt nutzen zu wollen, stieß ich <strong>an</strong> <strong>der</strong> Uni Rostock sofort<br />
auf Hilfsbereitschaft und Unterstützung bei den zuständigen <strong>Erasmus</strong>-Koordinatoren, dem Ausl<strong>an</strong>dsamt und den<br />
Professoren meines Fachbereiches.<br />
Den Kontakt zur Gasteinrichtung hatte ich selbst hergestellt, indem ich verschiedene Wissenschaftler in Nord-<br />
Norwegen gezielt per E-Mail mit meinem Anliegen kontaktiert hatte. Ich wollte mich gezielt fachlich weiterbilden<br />
und einen Einblick in <strong>an</strong><strong>der</strong>e Forschungsbereiche bekommen. Letztlich entschied ich mich aufgrund des<br />
durchweg sehr positiven Kontaktes und <strong>der</strong> interess<strong>an</strong>testen fachlichen Angebote <strong>für</strong> die Arbeitsgruppe Marine<br />
Geologie <strong>an</strong> <strong>der</strong> nördlichsten Uni <strong>der</strong> Welt in Tromsø.<br />
Unterkunft<br />
Das sogen<strong>an</strong>nte „Tor zur Arktis“ Tromsø ist eines <strong>der</strong> größten und wichtigsten Oberzentren in <strong>der</strong> Polarregion.<br />
Aufgrund seiner günstigen Lage zu den reichen Öl- und Gasvorkommen vor <strong>der</strong> norwegischen Küste und in <strong>der</strong><br />
<strong>an</strong>grenzenden Barentssee, erfährt die 70.000 Einwohner-Stadt ein seit einigen Jahren rapide <strong>an</strong>steigendes<br />
Wachstum und wächst mittlerweile um knapp 1000 Einwohner pro Jahr.<br />
Das macht sich auch auf dem sehr <strong>an</strong>gesp<strong>an</strong>nten Wohnungsmarkt bemerkbar. Da ich im September, ungefähr 6<br />
Wochen nach Semesterbeginn <strong>an</strong>kam, konnte ich keinen Platz mehr in den komplett ausgebuchten<br />
Studentenwohnheimen <strong>der</strong> Universität bekommen. Durch Unterstützung <strong>der</strong> Arbeitsgruppe f<strong>an</strong>d ich ein 14 m 2 -<br />
Zimmer in einer privaten Studenten-WG in Uni-Nähe. Die Warmmiete <strong>für</strong> dieses Zimmer belief sich auf knapp<br />
500 € monatlich, was sowohl im Vergleich zu den Preisen auf dem privaten Wohnungsmarkt als auch zu denen<br />
<strong>der</strong> Studentenwohnheime verhältnismäßig preisgünstig war.<br />
Unabhängig davon, wo m<strong>an</strong> in Tromsø wohnt, sind die Fakultäten <strong>der</strong> Uni und alle <strong>an</strong><strong>der</strong>en Orte sehr gut zu Fuß<br />
und auch zu relativ niedrigen Preisen mit dem öffentlichen Nahverkehr erreichbar.<br />
<strong>Praktikum</strong><br />
Im Rahmen meiner täglichen Arbeit am <strong>Institut</strong> habe ich <strong>an</strong> einem fortlaufenden Forschungsprojekt in <strong>der</strong><br />
Marinen Geologie teilgenommen und die Arbeit einer Doktor<strong>an</strong>din unterstützt. Zu meinen Aufgaben gehörten<br />
vorr<strong>an</strong>gig aufwendige Probenvorbereitungen und die Durchführung geochemischer Messungen mit<br />
verschiedenen Röntgen-Methoden. Ich bekam eine Magnetkarte <strong>für</strong> das mo<strong>der</strong>n ausgestattete<br />
Gemeinschaftslabor und konnte meine täglichen Arbeitszeiten flexibel und selbstständig gestalten. Dort haben<br />
Master-Studenten, Doktor<strong>an</strong>den und Wissenschaftler unterschiedlicher Nationalitäten neben- und mitein<strong>an</strong><strong>der</strong><br />
gearbeitet. Es gab immer die Möglichkeit, die Arbeit zu unterbrechen, um z.B. Vorlesungen besuchen zu können,<br />
zu denen ich als Gast eingeladen wurde.<br />
Beson<strong>der</strong>s <strong>an</strong>genehm war das Arbeitsklima. Sowohl das freundliche Laborpersonal als auch meine Kollegen,<br />
<strong>zum</strong>eist Norweger, waren immer hilfsbereite Ansprechpartner und stets bemüht, neuen Mitarbeitern zu helfen<br />
und diese auch in außeruniversitäre Ver<strong>an</strong>staltungen einzubinden. Das erleichterte den Einstieg und schuf<br />
schnell optimale Arbeitsbedingungen.<br />
Die Mentalität <strong>der</strong> Leute ist mit <strong>der</strong> norddeutschen vergleichbar. Meistens ruhiger und zurückhaltend, aber wenn<br />
m<strong>an</strong> jem<strong>an</strong>den <strong>an</strong>spricht, ist dieser stets offen und hilfsbereit. Eingewöhnungsprobleme mit den Menschen hatte<br />
ich daher kaum.<br />
Für Deutsche meist etwas ungewohnt ist jedoch das „Du“ als typische und eigentlich einzige Umg<strong>an</strong>gsform in<br />
Norwegen, von dem auch altverdiente Professoren nicht ausgenommen waren. Diese kleine Geste konnte<br />
schnell symbolisieren, wie das Klima <strong>an</strong> <strong>der</strong> Uni und allgemein unter den Leuten in Tromsø ist. Familiär und<br />
freundlich.
Alltag und Freizeit<br />
Das tägliche Leben in Nord-Norwegen hat sich grundsätzlich nicht son<strong>der</strong>lich vom normalen Alltag<br />
unterschieden, den m<strong>an</strong> auch Zuhause zu bestreiten hat. Allerdings ist m<strong>an</strong> gerade aus fin<strong>an</strong>zieller Sicht hin und<br />
wie<strong>der</strong> gezwungen, ein wenig zu improvisieren. M<strong>an</strong> bekommt in Tromsø alles <strong>zum</strong> Leben Notwendige zu<br />
kaufen, muss sich bezüglich des Angebotes nicht einschränken. Das tun d<strong>an</strong>n eher die Lebenshaltungskosten<br />
und die Lebensmittelpreise, die oft das Doppelte bis Dreifache betragen können.<br />
L<strong>an</strong>geweile muss m<strong>an</strong> allerdings nicht haben. Egal ob m<strong>an</strong> naturnah, sportlich o<strong>der</strong> kulturell aktiv werden o<strong>der</strong><br />
einfach ein wenig am Wochenende entsp<strong>an</strong>nen möchte, Tromsø bietet das alles. Ich war oft in <strong>der</strong> Natur<br />
unterwegs, beim Fußball o<strong>der</strong> habe nächtliche Touren unternommen, um die im Winter abends dauerhaft<br />
sichtbaren Nordlichter beobachten zu können. Für Wintersportler heißt es, <strong>an</strong> die Ski-Ausrüstung o<strong>der</strong> das<br />
Snowboard zu denken, um eine <strong>der</strong> vielen im Winter geöffneten Skipisten nutzen zu können.<br />
Seinem Namen als „Paris des Nordens“ wird die Stadt mit <strong>der</strong> europaweit höchsten Club-Dichte pro Einwohner<br />
durch vielzählige Angebote gerecht. Kinos, Theater, Bars o<strong>der</strong> Diskotheken befinden sich in <strong>der</strong> Innenstadt in<br />
direkter Nachbarschaft zuein<strong>an</strong><strong>der</strong> und sind immer gut gefüllt. Ungefähr 15 % <strong>der</strong> Einwohner <strong>der</strong> Stadt sind<br />
Studenten, was Tromsø zu einer typischen Studentenstadt macht. Wer also am Wochenende eine<br />
Studentenparty in <strong>der</strong> Nähe sucht, wird sie mit Sicherheit auch schnell finden.<br />
Fazit<br />
Ich wollte mich fachlich weiterbilden und die Polarregion sehen. Und das konnte ich in Tromsø besser noch, als<br />
ich es erwartet hatte. Mein <strong>Praktikum</strong> war ein voller Erfolg.<br />
Da das <strong>Erasmus</strong>-<strong>Praktikum</strong> zeitlich flexibel pl<strong>an</strong>bar und nicht <strong>an</strong> den universitären Zeitpl<strong>an</strong> mit Semesterfristen<br />
gebunden ist, ist es die beste Gelegenheit <strong>für</strong> alle, die den Fokus auf fachliche Dinge legen. Wer dagegen ein<br />
„klassisches“ Ausl<strong>an</strong>dssemester pl<strong>an</strong>t und Wert auf studentisches Leben legt, ist aus meiner Sicht wahrscheinlich<br />
besser beraten, einen Aufenthalt in Form eines Austauschsemesters <strong>an</strong>zustreben. Ich hatte eher weniger Kontakt<br />
zu <strong>an</strong><strong>der</strong>en Studenten und habe den größten Teil meiner Zeit damit verbracht, zu arbeiten. Allerdings aus<br />
eigenem Antrieb. Das hat mich nicht gestört, weil ich dadurch so fokussiert wie möglich arbeiten konnte. Da<strong>für</strong><br />
war ich nach Norwegen gekommen.<br />
Die Monate in Nord-Norwegen waren bestimmt nicht <strong>der</strong> letzte Aufenthalt, den ich dort <strong>zum</strong> Arbeiten genutzt<br />
habe. Wer extremes Wetter, eine <strong>an</strong>genehme Mentalität und das L<strong>an</strong>d Norwegen mag, dem empfehle ich<br />
Tromsø, seine Universität und seine Einwohner. Ich werdet mit Sicherheit nicht enttäuscht ;)