Titel - Berliner Ärzte
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P E R S O N A L I E N<br />
In memoriam Helmut Coper<br />
Der <strong>Berliner</strong> Pharmakologe Prof.<br />
Helmut Coper, geboren im Dezember<br />
1925, ist am 30. August 2013 verstorben.<br />
Nur wenige Lebens wege sind von<br />
den geschichtlichen Umwälzungen<br />
Berlins der letzten 80 Jahre so geprägt<br />
worden und nur wenige haben ihrerseits<br />
versucht die eigenen Erfahrungen in<br />
neue Entwicklungen der Stadt maßgeblich<br />
einzubringen wie Helmut Coper.<br />
1942 musste er das Luisen gymnasium<br />
wegen seines jüdischen Vaters verlassen.<br />
Nach dem Krieg holte er das Abitur<br />
nach und begann an der <strong>Berliner</strong><br />
Universität Humanmedizin zu studieren.<br />
Er gehörte zu dem Kreis der Zeitschrift<br />
„colloquium“, in der die politischen<br />
Hintergründe der Rektorenwahl 1948<br />
publiziert wurden, was zur Rele gation<br />
der drei Autoren führte. Auf der folgenden<br />
Demonstration wurde zum ersten<br />
Mal die Schaffung einer freien<br />
Universität in den Westsektoren gefordert.<br />
Coper gab das Medizinstudium<br />
auf und engagierte sich im Gründungsausschuss.<br />
„Wir als Studenten waren uns<br />
der Konsequenzen und Schwierigkeiten,<br />
eine Universität im Blockadewinter<br />
gründen zu wollen, zunächst gar nicht<br />
bewusst“ erinnerte er sich später und<br />
fährt fort von dem Gemeinschaftswerk<br />
zu sprechen, das es ihm und seinen<br />
Freunden ermöglichte nach den Grauen<br />
des Krieges endlich in Freiheit studieren<br />
zu können. „Es war auch eine Art Verpflichtung,<br />
denn wir hatten das Glück,<br />
den Krieg überlebt zu haben, gehörten<br />
zu den Übriggebliebenen.“ Er wurde erster<br />
ASTAVorsitzender und gestaltete<br />
Zeit seiner Zugehörigkeit zur Freien<br />
Universität deren Entwicklung mit. Er<br />
war Sprecher der Assistentenschaft in<br />
der Medizinischen Fakultät und später<br />
Vertreter der medizinischen Assistenten<br />
im Akademischen Senat.<br />
Er wurde 1967 zum ordentlichen<br />
Professor ernannt und auf den ersten<br />
deutschen Lehrstuhl für Neuro psychopharmakologie<br />
berufen.<br />
Wissenschaftliche Schwerpunkte waren<br />
die Gerontologie und die Sucht forschung.<br />
Das Institut war selbstständiger<br />
Teil des ersten in Deutschland gegründeten<br />
Fachbereichs „Nervenklinische<br />
Medizin“, dessen Vorsitzender<br />
Coper von 1971 bis 73 war.<br />
Er wurde 1970 Mitglied im Kuratorium<br />
der Freien Universität Berlin (FUB).<br />
Diese Gremienarbeit war in der Zeit der<br />
„Studentenbewegung“ für ihn mit erheblichen<br />
Auseinandersetzungen verbunden.<br />
Er erinnert sich: „Das war für<br />
mich ein bis heute unverständliches<br />
Phänomen. Führerkult und Parolengeschrei<br />
sind mir verständlicherweise<br />
ein Greuel.“ Prof. Coper wurde 1994<br />
emeritiert. Für seine Verdienste um die<br />
FUB erhielt er die Silberne Ehrennadel.<br />
Eine Herzensangelegenheit war ihm<br />
auch die Aussöhnung mit Polen. 1988<br />
vereinbarte er mit Kollegen des Instituts<br />
für Pharmakologie der Akademie<br />
der Wissen schaften<br />
in Krakau eine<br />
Zusammenarbeit.<br />
Schwerpunkt<br />
war die<br />
Untersuchung<br />
von Alterungsprozessen,<br />
der später erweitert wurde<br />
auf die Erforschung der Ursachen von<br />
neurodegenerativen Erkrankungen<br />
und die Entwicklung von Therapiekonzepten.<br />
Daraus entwickelte sich im<br />
Laufe der Jahre ein Forschungsverbund,<br />
dem Kollegen aus mehreren deutschen<br />
und polnischen Universitäten beitraten.<br />
Für sein Engagement erhielt er die Verdienstmedaille<br />
der polnischen Akademie<br />
der Wissenschaften.<br />
Copers Credo, das er seinen Mitarbeitern<br />
immer wieder auf den Weg gab,<br />
war, dass sie nicht auf ausgetrampelten<br />
Pfaden wandeln sollten. Stattdessen<br />
legte er großen Wert auf Originalität<br />
des wissenschaftlichen Ansatzes sowie<br />
die Solidität der verwendeten Methoden.<br />
Diese Bedingungen konnten nur<br />
durch häufige Diskussionen und<br />
Überprüfungen zu fundierten Ergebnissen<br />
führen. Wir verlieren mit ihm<br />
einen selbstlosen Wegbereiter, Weggefährten<br />
und Mentor, an den wir uns<br />
mit Dankbarkeit und Hochachtung<br />
erinnern.<br />
Prof. Hans Rommelspacher<br />
Foto: privat<br />
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BER L INER Ä R Z T E 11/2013 S. 28