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Großräumige Beeinflussung des Klimas durch menschlichen Eingriff?

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Sektion 0: Energie und Klima<br />

\<br />

Grof3raumige <strong>Beeinflussung</strong> <strong>des</strong> <strong>Klimas</strong> <strong>durch</strong> mensch lichen<br />

<strong>Eingriff</strong>?<br />

Historischer Oberblick und kunftige Aussichten<br />

Von H. Flohn 1)<br />

Das Problem der E inwirkung <strong>des</strong> Menschen auf das gro~riiumige<br />

Klima ist keinesfalls neu, aber erst in unseren Tagen ist<br />

es mogllch, d ieses Thema quantitativ, auf der rationalen<br />

Grundl;;ge der Physik und Mathematik aufzugreifen. Dabei<br />

erweist es sich als hochst komplex, noch komplexer als das<br />

Problem der kunstlichen Wetterbeeinflussung, das so viele<br />

IIlusionen geweckt hat. Klima entsteht in einem umfangreichen,<br />

llL!TCh viele nicht-lineare Wechselwirkungen verflochtenen<br />

"k.!imatl$chen System": Atmosphare + Ozean + Eis +<br />

Eratloden + Vegetation (Biosphare), <strong>des</strong>sen Subsysteme ganz<br />

ver~.chledenen Zeitskalen {1 O-l his min<strong>des</strong>tens 10' Jahre) untcrworfen<br />

sind. AL:ch heute noch ist der Aberglaube an eine<br />

wE'itg~hendt: Konstanz <strong>des</strong> <strong>Klimas</strong> weit verbreitet, selbst bei<br />

Fae',leeHen, die nur selten uber die (nur ausnahmsweise 200<br />

bis 300 J"hre umfassende) Periode instrumenteller Beobachtungen<br />

hin"us sehen. Aber die Fortschritte der Physik - Tem·<br />

perat;Jruest:mmungen und Datierung mittels stabiler oder<br />

riwlcaktiver Isotope - und der ozeanographischen Technik<br />

hab.:n ursere Zeitskala gewaltig ausgedehnt, und hochst<br />

iib.:rraschende Einblicke in die Klimageschichte verschafft.<br />

Wir beschrankf:n uns hier auf die l'Jacheiszeit seit dem Ruckzug<br />

der grolsen I nlandeisschildC/ vor 17000 Jahren reich·<br />

ten Sie noch bis in den Bereich der Vorortbahnen von Hamburg,<br />

Berlin und Munchen.<br />

Uberblick tiber die nacheiiizeitliche Klimageschichte<br />

Dies~r RLlckzug oer gror~en Inlandeise dauerte ggf. etwa<br />

100JO Jar-He. Er vollzog s,:h recht ungleichformig: in der Zeit<br />

zwischen 12500 und 10!:;00 vor heute (vh) kam es in Nord·<br />

amerika L:nd Europa zu zwei krattigen <strong>Klimas</strong>chwankungen,<br />

mit einem Wech:>el zwischen arktischer Tundra und Kiefern·<br />

wald, der sich ;f' le'veils 200 bis 300 Jahren vollzog - die ver·<br />

ur,achendsn K.m2schwallkungen um bis 6· C sind vermutlich<br />

in wer;::;er als 100 .lahren abgelaufen. In Skandinavlen<br />

versch·.\1ind (jib Inlandeis etwa 8500 vh, in Nordamerika erst<br />

etwa 6500 vI:. bis auf Grbnland und einige flache Plateau-Eisschi:de<br />

tiT: kanadischen t\rchipel. Dann trat (wie in fruheren<br />

1'1\erglazli:I:'""il eine Periode hoher Klimagunst um 6000 bis<br />

4500 vI"> ,"in, in der bei f!lichlichen Niederschlagen die TemperatJ~':':~<br />

:n 'joseren Breiten 1 bis 2 0 hoher lagen als heute;<br />

da; Mkt~scr,,, Treibe:s hatte sich selbst von der Nordkuste<br />

Grbr ,1'ids zliruckgezogen. Der heutige Trockengurtel von<br />

Westafr;ka tis n2ch Nordwest·lndien (Rajasthan) geno~ cine<br />

li:lnfJC r:{"dchrperiode mit Ijroi':len Seen (zum Beispiel Tschad­<br />

See. 48 rr: tief I ..md 2500",0 :':rn 1 grof~). So herrschten wahrend<br />

der H::·cr,c,i[j,e <strong>des</strong> Alten Reiche; Ii, Agypten (1. bis<br />

5. 0Inas~.,'):JJer 'jer Indu::kultur weseml gunstigere Klimabed;ng:J1c;t':n<br />

als heute, die jedoch um 4000 vh <strong>durch</strong> Aus·<br />

trocknung Jbge!o~t wurden. Aber noch war die Sahara eine<br />

WU, :cn,:eppe - r,ier wie in vielen Gebieten am Rande der<br />

Tro.::k"nzone ist die Vegetationszerstorung eine Foige der<br />

Eingnffe <strong>des</strong> Menschen schon auf fruher Kulturstufe: Aus­<br />

1) Prof. Dr. H. Flohn, Meteorologisches In>titut, Universitiit Bonn<br />

rottung der gro~en Jagd· und Raubtiere, Ersatz <strong>durch</strong> INt'l:!t'<br />

vieh, Bodenerosion, Abbrcnnen <strong>des</strong> Grases in der TIOC~"II<br />

zeit. Dil'se Anderungen sind heute zum Teil tn Einzelhl'III'fI<br />

belegbar -- in Nordafrika und Ostafrika stehen liber 3G ;·'.1<br />

reihen fur die Spiegelschwankungen meist aU5getroc"l1t'1t'f<br />

Seen zur Verfugung, manche bis 30000 Jat.rc zund/I"<br />

chend. Nir wissen hel,te, da~ diese Feuchtperiode S\C!)t·'<br />

nacheiszeitlich ist, wilhrend die Eiszeit selbst (von eimclllrtl<br />

Gebirgen abgesehenl fast uberall trockener war als heul,'.<br />

selbst in den tropischen Regenwaldern. Eine besonders VI,il<br />

standige Beobachtungsreihe lieferten einige ausgetrockllt'l.<br />

Seen in Flajasthan, wo aufgrund der sehr vollstandigen Polk"<br />

profile IJnd ihrer Auswertung mit statistischen Technlh.,,<br />

eine 10000 Jahre umfassende Rekonstruktion der Klima{j"<br />

schichte vorliegt, die sogar den wechsel nden E influ~ der n'le<br />

diterranlln Winterregen und der Sommerregen <strong>des</strong> indischt'll<br />

Monsun~; erkennen laBt.<br />

In abgeschwachtem Ma~ wiederholt sich in Afrika diese Gunst<br />

periode nochmals irr: 16./17. Jahrhundert und gegenEndedc\<br />

19. Jahrhunderts. Aber nunmehr traten - besonders um 1680<br />

und 18:20/1850 - schwere mehrjahrige Durreperioden Jul,<br />

die sich in unserem Jahrhundert {um 1913, 1941, un,l<br />

1969/74) wiederholten, jetz! verscharft <strong>durch</strong> das WachslLHll<br />

der Herden in den feuchteren Perioden, als Foige der Bevol<br />

kerungsexplosion, der Bekampfung der Viehseuchen IJ~W.<br />

Dieser VJechsel ist typisch fur das Klima - die 7 mageren Lind<br />

fetten Jahre der Bibel sind ein treffender Be! .'g. An vielcn<br />

Stellen in der Sahara findet man fossiles Grundwasser aus<br />

fruheren Feuchtperioden, da, nun mit zunehmender Nutlullg<br />

rapid absinkt: hier beutet de; Mensch das kostbare SLir~was,,'r<br />

wie ein Mineral (oder Erdoil aus, ohne Rucksicht darauf, dJI~<br />

es nicht mehr erneuert werden kann. Ober die vorhandenen<br />

Mengen wurden hachst unrealistische Schiitwngen verbre.tet.<br />

Aile diese <strong>Klimas</strong>chwankungen haben nun in der Arktls, be<br />

sonders ihrem atlantischen Sektor ihre gra~ten Ausschl;lge<br />

gehabt. Ais die Wikinger mit den schmalen Booten um 820<br />

Island, spater Sudgronland bf,siedelten und ihre Entdeckungs<br />

fahrten nach Baffinland, Labrador und Neufundland (-' VitI<br />

land) <strong>durch</strong>fuhrten, war der Schiffahrtsweg an der OstkUSle<br />

Gr6nlands eisfrei ~ erst um 1300 ruckte das Eis wieder bis<br />

zur Siidspitze vor und zwang zur Aufgabe der Verbindung.<br />

Sehr wahrscheinlich war damals auch die Sturmge'ahr aut<br />

dem offenen Atlantik viel geringer als heute. Dagegr:n ruck·<br />

te naeh 1400, mit Hohepunkten um 1690 und 1780, dd\<br />

arktische Treibeis auf breiter Front nach Sliden vor, bracht,<br />

Island, Schottland und Skandinavien, aber auch den Alpen<br />

eine drastische Klimaverschlechterung kalte Winter und<br />

kalte, verregnete Sommer (mit Neuschnee in den Alpen, iihnlich<br />

wie Antang Juli 1954) hauften sich in ungewohnlichem<br />

Ausma~. Diese Periode, die sich nach Vorliiufern um<br />

1330 und 1430 bis 60 - in Europa und Nordamerika (mit<br />

Auswirkungen auf den Trockengurtel Afrikas und <strong>des</strong> Nahen<br />

Ostens) zwischen 1550 und 1850 bemerkbar machte, winl<br />

etwas ubertreibend als kleine Eiszeit bezeichnet. Inallen<br />

110


• <br />

Hochgebirgen der Erde lassen sich damals G letschervorsto~e<br />

nachweisen, die die hochsten Stande seit der jungsteinzeitlichen<br />

Peri ode <strong>des</strong> "klimatischen Optimums" erreichen oder<br />

ubertreffen: in Baffinland waren damals 140000 km 2 von<br />

Firn uberdeckt, gegenuber 2 Eisfeldern von 37000 km 2<br />

heute.<br />

Diese Periode war charakterisiert <strong>durch</strong> eine Form der atmospharischen<br />

Gro~zirkulation, die auch heute ausnahmsweise<br />

[in den strengen Wintern auftritt): bei ihr herrschen hochreichende,<br />

etwa ortsfeste Vorsto13e kalter Luft nach Sud warmfeuchter<br />

Luft nach Nord vor. Hier treten also Extre~e nach<br />

belden Seiten auf: sehr kalt - sehr warm, sehr trocken ­<br />

sehr feucht. Die letzten Jahre brachten wieder eine Haufung<br />

solcher Extreme: der warme Winter 1974175, der alles liber­<br />

Haf seit 1 794/95, der trockene Sommer 1976 in Westeuropa,<br />

Hlt?ichzeitig mit einem klihlnassen Sommer in Rul?land, der<br />

kalle II/inter 1976/77 in Nordamerika solehe Extreme sind<br />

wllchselseitig gekoppelt und haben eine Erhaltungsneigung<br />

von 2 bis 4 Monaten. I hre Ursachen liegen offenbar in den<br />

Wechselwirkungen Atmosphare/Ozean/Eis, die auch mit den<br />

heutigen Beobachtungstechniken ieinschlielllich Satetliten)<br />

~:r schwer erfa13bar sind.<br />

I hre Bedeutung liegt einmal in der wechselhaften Beanspruchung<br />

der Energie in den Industriestaaten zu Heizung und<br />

Klihlung aber auch in der Getreideernte, die bei den nur<br />

noch geringen Getreidereserven del Welt sehr prekar geworden<br />

1St. Nachdem die USA und Kanada noch die einzigen<br />

Ut)erschul!lander sind, erhalten die Klimaanomalien im Mitte:westen<br />

Nordamerikas ausschlaggebende Bedeutung: eine<br />

Wlederholung der mehrjahrigen Diirreperiode der 30er Jahre,<br />

elie jederzeit eintreten kann, ware fur die Welternahrung katastrophal<br />

- ebenso auch fur Indien eine Wiederholung der katastrophalen<br />

Durre von 1918 oder gar der Foige von vier Di..irren<br />

in den Jahren urn 1855. Wir haben eine Periode gunstiger<br />

Witterung mit 5eltenen Anomalien in der Periode 1931 bis<br />

60 hmter uns; jetzt befinden wir uns, nach einer deutlichen<br />

Abkuhlung in der Arktis, wie Ende <strong>des</strong> vorigen Jahrhunderts<br />

in einer Periode haufiger Extreme, deren Ende noch nicht abzusehen<br />

ist. Auch die Variabilitat <strong>des</strong> <strong>Klimas</strong> ist zeitlich nicht<br />

konstant sie nimmt anscheinend mit wechselndem Temperaturgefalle<br />

Aquator-Pol zu.<br />

"'aturvorgange und Mensch als Ursache der <strong>Klimas</strong>chwankungen<br />

Auch wenn wir uns auf kurzfristige <strong>Klimas</strong>chwankungen (Zeitskala<br />

10 bis 100 Jahre) und Klimaanomalien (1 bis 10 Jahre)<br />

beschranken, i~t die Frage nach den Ursachen heute nicht eindeutig<br />

zu beantworten. 0 ie Uberzahl der kurzfristigen Anomahen<br />

haben ihre Ursache in "internen" nicht-linearen Wechselwirkungen<br />

innerhalb <strong>des</strong> klimatischen Systems, die zu einer<br />

Um· und Neuverteilung von Warme und Niederschlag fuhren;<br />

am Beispiel der Schwankungen der Meerestemperatur im Pazifik<br />

haben J. Bjerknes und andere zuerst die weitraumige<br />

Wirksamkeit solcher Anomalien <strong>des</strong> Warmehaushalts gezeigt.<br />

Danaben gibt es "externe" Vorgange, deren Bedeutung aber<br />

gegeniJber den "internen" keinesfalls iJberschatzt werden darf:<br />

die immer noch hypothetischen Schwankungen der Sonnenstrahlung<br />

(Solar-"Konstante"l. unregelmaBig auftretende<br />

Vulkanausbruche mit ihren jeweils 1 bis 3 Jahre wirksamen<br />

stratospharischen Staubmassen. Die Wirkung individueller<br />

Ereignisse auf der Sonne (zum Beispiel in Sonnenflecken)<br />

auf den Klima-Ablauf ist zwar nachweisbar, aber meist klein<br />

gegenuber der normalen Variabilitat. Hierzu sei bemerkt dall<br />

in der Zeit5kala lll'. "en 1 und 1000 Jahren keine KIi~aperioden<br />

nachweisbar Sind, die genugend regelmaBig und mit genugend<br />

groBer Schwankungsweite auftreten - fur die Vorhersage<br />

sind dlese Perioden leider unbrauchbar.<br />

Aile diesc internen und externen Prozesse lassen sich in ihrer<br />

Auswirkung auf clen Energiehaushalt abschatzen: ihr Beitrag<br />

liegt bei 100 bis 300 Terawatt (10 12 W). Dieser Betrag erscheint<br />

klein gegelluber der Solarkonstante (173000 TW) oder<br />

der Warmebilanz der Erdoberflache. Die Prozesse von Wetter<br />

und Klima niJtzen jedoch nur einen winzigen Teil dieser Energie<br />

aus, namlich die horizontalen Unterschiede der Heizvorgange:<br />

die im Wetter umgesetzte Energie belauft sich nur auf<br />

1000 bis 1200 TW. Mit dieser Bezugsgrolle mussen wir nun<br />

die .. anthropogene" Einwirkung <strong>des</strong> Menschen vergleichen<br />

(siehe weiter unten). Inzwischen sind eine Anzahl mathematisch-physikalischer<br />

Klimamodelle konzipiert worden, von<br />

denen aber nur wenige die Wechselwirkungen innerhalb <strong>des</strong><br />

Systems wenigstens in grob "parametrisierter" Form in Rechnung<br />

stellen. Kein,~s dieser zum Teil hervorragenden, sehr umfangreichen<br />

Modelle erlaubt bisher eine liberati voll befriedigende<br />

Simulation <strong>des</strong> heutigen <strong>Klimas</strong> mit seinen regionalen<br />

Unterschieden unci seiner jahreszeitlichen Schwankung.<br />

Unter den vom Menschen hervorgerufenen Klimaetfekten sei<br />

zunachst ein langiristiger Effekt betrachtet, der seit Jahrtausenden<br />

(sci, dem Neolithikum) vor sich geht: die Umwandlung<br />

der naturlichen Vegetation in Ackerland und Weideland, mit<br />

den begleitenden Anderungen der flir den Warmehaushalt der<br />

Erdoberflache maggebenden Parametem: Reflexionsfahigkeit<br />

(Albedo), Bodenfeuchte, Oberflachenrauhigkeit. Wahrend die<br />

Rau higkeit der Vegetation das Durchr,reifen <strong>des</strong> Win<strong>des</strong> bis<br />

zur Erdoberfli:iche beeinflullt, sind Bodenfeuchte, Verdunstung<br />

<strong>des</strong> Erdbodens und Transpiration der Pflanzen (als Eva·<br />

potranspiration zusammengefa13t) fur den Wasserhaushalt entscheidend.<br />

Primar am wichtigsten ist die Oberflachenalbedo,<br />

das hei13t der Anteil der reflektierten Strahlung an der gesamten<br />

Einstrahlung von Sonne und Himmel: diese hangt weitgehend<br />

von der Farbe der Vegetation und <strong>des</strong>Bodens ab (zum<br />

Beispiel dunkler Wald 0,12, Steppe und Grasland 0,20 bis<br />

0,25, heller Wustensand 0,35, dagegen frischgefallener Schnee<br />

0,8, Meer 0,05 bis 0,10 ie nach Sonnenhohe und Wellen). Aile<br />

diese Grollen werden vom Menschen mehr oder minder stark<br />

manipuliert. E ine Schatzung ergibt eine mittlere Albedo der<br />

Kontinente von 0,26 + 0,02, der ganzen Erde von rund 0,15.<br />

Dieser Wert ist auch vertraglich mit den heute aus Satellitendaten<br />

ermittelten Daten. Nach einem vereinfachten Strahlungsmodell<br />

von Manabe-Wetherald (ohne Berucksichtigung<br />

der Wettervorgange) entspricht eine Anderung der Albedo<br />

um 0,01 einer Temperaturanderung von 1,1 DC; das erlaubt<br />

eine grobe Abschatzung der Klimawirkung in globalem (aber<br />

nicht lokalem) Mallstab. Die Vegetationszerstorung in den<br />

Trockengebieten, die Umwandlung von Waldern in Ackerland<br />

seit dem oben erwahnten klimatischen Optimum von etwa<br />

6000 Jahren war mit einer Zunahme der Albedo gekoppelt<br />

(auf dem Gebiet der Kontinente von 0,24 auf 0,26 geschatzt)<br />

- unter Serucksichtigung der Anderungen in der Ausdehnung<br />

<strong>des</strong> arktischen Treibeises kommen wir auf eine Anderung der<br />

Erdalbedo von 0,138 auf 0,147 entsprechend einem Temperaturruckgang<br />

von 1,0 °c, was mit den indirekten Seobachtungsdaten<br />

gut vertraglich ist.<br />

Diese Klimaeffekte wirken aber nur sehr langsam: eine 90 %ige<br />

Umwandlung der tropischen Regenwalder in Grasland oder<br />

Ackerland, die wir in den nachsten 3 bis 5 Jahrzehnten wohl<br />

erwarten mussen, wurde die Albedo der Kontinente weiter ansteigen<br />

lassen.<br />

Wichtiger sind die regionalen Anderungen: Charney (1975)<br />

hat am Beispiel eines Modells der Sahara gezeigt, daB eine Zunahme<br />

der Albedo zu einem Auseinanderweichen der Regenzonen<br />

und damit zu einer Abnahme der Niederschlage fiihrt.<br />

Das hat sich inzwischen an anderen Modellen bestatigt: hier<br />

ist zum ersten Mal ein anthropog. ler regionaler Klimaeffekt<br />

gro~en AusmaBes wahrscheinlich gemacht worder" der allerdings<br />

nur langsam mit der Ausbreitung der Wusten fortschreitet.<br />

111


..<br />

..<br />

Glashauseffekt und luftversc:hmutzung<br />

Eine Anzahl von Spurengasen, die infolge der Tatigkeit der<br />

Mensehen in die Atmosphare emittiert werden, absorbieren<br />

zwar keine kurzwellige Strahlung der Sonne, wohl aber einen<br />

Teil der langwelligen Ausstrahlung der Erde. Sie erwarmen<br />

sieh dabei und als "atmospharische Gegen'Strahlung" auch die<br />

Erdoberflaehe. dieser Effekt ist als "Glashauseffekt" wohlbekannt.<br />

Diese Rolle falh zunaehst dem Wasserdampf zu,<br />

daneben dem Kohlendioxyd (C0 2 ), <strong>des</strong>sen Absorptionsbande<br />

sich teilweise mit einer <strong>des</strong> Wasserdampfes uberschneidet.<br />

Wahrend der Wasserdampfgehalt der Atmosphare zu fast 90 %<br />

<strong>durch</strong> die Meeresverdunstung kontrolliert und damit praktisch<br />

konstant gehalten wird, hat der CO 2 -Gehalt seit Beginn der<br />

Industrialisierung um 1880 von 290 ppm (= 10- 6 Volumenanteil)<br />

auf 330 ppm (1975), also um 13 % zugenommen. Bisher<br />

liegen nur zwei ungestarte Me~reihen "or (am Mauna Loa<br />

auf Hawaii, 3400 m hoch, und am SUdpol); sie zeigen (neben<br />

einer jahreszeitliehen Sehwankung) eine unregelmal~ige, aber<br />

immer weiter zunehmende Waehstumsrate von 0,5 bis 2,0 ppm<br />

pro Jahr. Rund 50 % <strong>des</strong> dureh Verbrennung von Kohle, Erd·<br />

al und Erdgas entstandenen CO 2 wird in die Atmoshare aufgenommen,<br />

die andere Halfte yom OZean absorbiert. Oer Anteil<br />

der B iosphare, das hei~t der Vegetation, war lange umstritten.<br />

Zwar kann ein Teil <strong>des</strong> CO 2 <strong>durch</strong> die Produktion<br />

von Biomasse im Holz der Baume (im Mitt"" fur rund 60 Jahre)<br />

festgelegt werden, aber nach neuesten Befunden kompensiert<br />

die Waldzerstarung <strong>durch</strong> den Mensehen diesen Effekt, ja sie<br />

ist in den T ropen offenbar starker. Oer Arlteii der einjahrigen<br />

Pflanzen ist vernaehlassigbar, da diese Kohenstoff nur fur eine<br />

Vegetationszeit speichern und dann wieder abgeben. Auch<br />

der Ozean ist nur begrenzt aufnahmefahifl - es handelt sich<br />

dabei nur um die nur 1 bis 200 m machtige obere Mischungs·<br />

sch icht. die zunehmender Verschmutzung unterliegt, wahrend<br />

der Austauseh mit den kalten Tiefenschichten nur augerst<br />

langsam vor sich geht.<br />

Mehrere neuere Model1rechnungen (Zimen, Keeling, N iehaus­<br />

Vol!) haben ubereinstimmend ergeben, dag bei unkontrolliertem<br />

Verbrauch fossiler Brennstoffe der CO 2 -Gehalt der Atmosphare<br />

im Laufe <strong>des</strong> nachsten Jahrhunclerts um einen Faktor<br />

min<strong>des</strong>tens 2, wahrscheinlich aber 5 bis8 zunehmen wird.<br />

Selbst bei sehr einschrankenden, sicher nicht realisierbaren<br />

Annahmen ist ein Anstieg <strong>des</strong> CO 2 -Gehalts auf etwa 560 ppm<br />

zu erwarten.<br />

Die Rolle <strong>des</strong> CO 2 fur den Glashauseffekt wurde in den letzten<br />

20 Jahren viel diskutiert - sie fuhrt zu einer Erwarmung<br />

der ganzen Troposphare, deren Betrag fur eine Verdoppelung<br />

<strong>des</strong> CO 2 -Gehalts in verschiedenen Modellen zu + 1,5 bis 3 0<br />

angegeben wird. Oas beste dieser Modelle (Manabe-Wetherald<br />

1975) berucksichtigt die atmospharische Dynamik und die<br />

thermische Wechselwirkung mit dem Ozean; es fuhrt bei einer<br />

Verdoppelung <strong>des</strong> CO 2 zu einer globalen Erwarmung um<br />

2,9 °c, die im Polargebiet auf 8 bis 10°C anwachst, wahrend<br />

die Abkuhlung der Stratosphare sich am Boden nicht auswirkt.<br />

Zweifellos ist auch dieses Modell noch in v~rschiedenen Punkten<br />

unrealistisch; aber der wichtigste Einwand (am Nordpol<br />

wird schneebedecktes Land statt Meereis angenommen) erscheint<br />

hier von untergeordneter Bedeutung.<br />

I nzwischen erfahren wir, da~ eine Reihe weiterer anthropogener<br />

Spurenstoffe im Bereich <strong>des</strong> atmospharischen Fensters<br />

(8 bis 12 J-tml zwischen den Absorptionsbanden von H 2 0<br />

und CO 2 absorbieren und dam it den Glashauseffekt noch<br />

verstarken. Hierzu zahlen die Chlor-Fluor-Methane, die als<br />

Treibgas der Spruhdosen in gro~en Mengen produziert werden,<br />

aber auch Methan, Ammoniak und vor allem N 2 0 (als<br />

einer der Endprodukte der Oungemittel). Diese Substanzen<br />

haben, ebenso wie das CO~, eine lange Verweildauer in der<br />

Atmosphare (bis zu 20 bis 30 Jahren); ihre Wirkung ist daher<br />

viel gro~er als die der Luftverschmutzung. Ebenso kurzlebig<br />

und daher nur lokal wirksam ist die Wirkung der direkten<br />

Energiezufuhr; diese erreicht in I ndustriegebietcn und Grol~·<br />

stadten Werte \Ion 10 bis 20 W/m 2 , die nieht mehr klein sind<br />

gegenuber der Nettointensitat der Strahlung an der Erdoberflache,<br />

die im globalen Mittel rund 100 W/m 2 (in Mitteleuropa<br />

50 bis 60 W/m 2 ) betragt. 1m ~Iobalen Ourchschnitt ist<br />

dieser Term sehr klein (0,015 W/m ), vergleichbar dem Beitrag<br />

<strong>des</strong> "geothermischen" Warmestroms aus dem Erdinnern<br />

(0,06 W/m 2 ).<br />

Die Rolle der Luftverschmutzung ist gegenuber dem CO 1 gering,<br />

weil je<strong>des</strong> Aerosolpartikel in Bodennahe nur 2 bis 3 Ta·<br />

ge, in der oberen Troposphare 20 bis 30 Tage in der Atmo·<br />

sphare bleibt, gegenuber 5 bis 7 Jahre bei einem CO, -Mole·<br />

kul. Aueh die direkt zug(,fuhrte Warme (Enthalpie) bleibt nur<br />

1 bis 3 Tage in der Atrnoshare und wird dann <strong>durch</strong> Ausstrahlung<br />

wieder ausgeschieden. Oer Wasserdampf selbst, als<br />

Trager der latenten Warrne, verweilt im Ourchschnitt 9 T age<br />

in der Atmosphare und wird in dieser Zeit um einige 1 000 km<br />

weiter verfraehtet. Nimmt man aile vom Menschen in Gang<br />

gesetzten Energiezufi :hren zusammen, so kommt man im<br />

globalen Mittel auf 0,03 bis 0,04 W1m2 oder 15 bis 20 TW:<br />

hierbei fassen wir aber mehrere nicht gleichwertige Beitr.lge<br />

zusammen. 1m Vergleieh hierzu entspricht einer Zunahme<br />

der globalen Albedo um 0,01 eine Abnahme an der Erdoberflache<br />

verfi.:gbaren kurzwelligen Strahlung um 78 TW,<br />

Der Effekt der Luftverschmutzung kann nur riehtlg beurt!~ilt<br />

werden, wenn man neben der Ruckstreuung der kurzwelli\len<br />

Sonnenstrahlung auch ihre Absorption berucksichtigt, die zur<br />

Erwarmung der Atmosphare fuhrt. Welcher der beiden Eff.ekte<br />

starker wirkt, hangt von der Albedo <strong>des</strong> Erdbodens ab; Beobachtungen<br />

im Bereich der stadtischen Ounstglocken zei~len<br />

eindeutig Erwarmung. Ganz unsicher ist noch die Rolle der<br />

Bewalkung, jedoch sind Anderungen unwahrscheinlich.<br />

Offenbar wirken die anthropogenen Effekte aile zusamrnen<br />

im Sinne einer Erwarmung Ihnen gegenuber steht nur die<br />

uberwiegende Zunahme der Oberflachen-Albedo, die aber<br />

viet langsamer vor sich geht und dureh Anderungen im Wasserhaushalt<br />

leicht kompensiert werden kann.<br />

Die Rolle <strong>des</strong> arktischen Meeres<br />

Eine entscheidende Rolle im Rahmen der gro~raumigen Klimaprozesse<br />

spielt der sensitivste Teil <strong>des</strong> klimatischen Syster:ls:<br />

die arktische Meereisdecke, deren zentraler Teil etwa 8 . 10';<br />

km 2 mehrjahriges Eis umfa~t, das im Winter auf knapp<br />

12 . lOt> km! zunimmt. 1m Gegensatz hierzu ist das Teibeis<br />

der Antarktis zu uber 85 % ei njahrig, Oleses ark tische Teibeis<br />

ist im Mittel nur 2 m dick, mit starken Unterschieden je naeh<br />

Alter, <strong>durch</strong>setzt mit 2 bis 15 % offenen Stellen (Polynias<br />

oder Waken). deren Warmehaushalt horizontal hachst kom·<br />

plex und schwierig erfagbar ist. Seine gro~n historischen<br />

Schwankungen im atiantisch-europiiischen Sektor (bis zu<br />

2000 km!) zeigen die gro~e Sensitivitat die~es arktischen Meer·<br />

eises, dem fur die Zukunft unseres <strong>Klimas</strong> die Schlusselrolle<br />

zukommt. Sein Kern zwischen Gronland, Alaska und Sibirien<br />

ist offenbar seit 1 bis 2 Millionen Jahren konstant geblieben<br />

und hat den vielfachen Wechsel Eiszeit - Zwischeneiszeit<br />

iiberdauert. Mit gro~er Wahrscheinlichkeit konnen wir erwar·<br />

ten, da~ das Eis in einer Periode fortschreitender Erwarmung<br />

- wenn der CO c -Gehalt um 50 bis 100 % zunimmt ahnlich<br />

wie in der Wikingerzeit oder vor 5000 Jahren, sich bisjenseits<br />

<strong>des</strong> 80ten Breitengra<strong>des</strong> zuruekzieht. Die Foigen kannte man<br />

(au~er <strong>durch</strong> Modell·Simulationen) auch empirisch abschatzen<br />

<strong>durch</strong> umfassende Untersuchungen der hlstorischen Klimal0­<br />

logie der Tropen und Subtropen hierl)ei mussen aber die<br />

Wirkungen der Vegetationszerstorung und der Albedo-Zunahme<br />

in Rechnung gestellt werden. Daruber hinaus erscheint es<br />

unwahrscheinlich, da~ dcr Kern <strong>des</strong> Eises eine Zunahme <strong>des</strong><br />

CO 2 ·Gehaltes um einen Faktor 2 bls 5 uberda'Jern k,lnn,<br />

Hierzu tritt, daB eine Verminderung <strong>des</strong> Suf~was,erzuflu~se;<br />

in das E ismeer, wie sie du rch wachsenden WasserbralJch I ur<br />

112


... <br />

• <br />

Bewasserung in Zentralasien zu erwarten ist, sich ebenfalls im<br />

Sinne einer Verminderung der Eisproduktion im Winter auswirken<br />

wird. Ein offenes Eismeer aber wird unweigerlich zu<br />

drastischen Anderu ngen der atmospharischen Zirku lation fuhren,<br />

zu einer Verlagerung aller Klimazonen der Nordhalbkugel<br />

polwarts, mit weitgehenden AU5wirkungen auf den Was·<br />

serhaushalt. Vor altem im H inblick auf die steigenden Wasser·<br />

anspruche einer unaufhaltsam wachsenden Bevolkerung mus·<br />

sen wir danach streben, unser <strong>Klimas</strong>ystem stabil zu erhalten.<br />

Perspektiven fur das 21. Jahrhundert<br />

Die naturlichen klimatogenischen Vorgange allein fuhren mit<br />

groBer Wahrscheinlichkeit im Laufe der nikhsten 5 bis 10000<br />

Jahre zu einer neuen Eiszeit. Die Wahrscheinlichkeit eines solchen<br />

Oberganges - der sehr abrupt sein kann - in den niichsten<br />

100 Jahren kann (mit zwei verschiedenen Methoden) abo<br />

geschiitzt werden zu 0,1 bis 1 Prozent: ein solches Hisiko wird<br />

man in Kauf nehmen mussen. 1m Gegensatz hierzu kann eine<br />

lInkontrollierte Zunahme der anthropogenen Effekte zu einer<br />

Warmzeit miteisfreier Arktis fUhren, die dann in menschlichem<br />

Zeitma[\stab irreversibel sein kann; etwas Ahnliches ist seit 1<br />

..... -.: Millionen Jahren nicht beobachtet worden. Eine solche<br />

~pektive beruht auf vier unbeweisbaren Voraussetzungen:<br />

Konstanz der Zustrahlung ven der Sonne, keine Liberzufiillige<br />

Hiiufung groBer Vulkanausbrliche, Stabilitiit <strong>des</strong> Antark tiseises<br />

und Konstanz der derzeitigen Bewolkungsverhiiltnisse. Unter<br />

dieses Voraussetzungen schatzt der Verfasser die WahrscheioliEbkeit<br />

eines derartigen Obergang,es in den nachste'n 100 Jahren<br />

min<strong>des</strong>tens auf 10 %, wahrscheinlich aber zu Liber 50 %,<br />

wobei die Zeitskala naturlich von der politisch..okonomischen<br />

Entwicklung abhangt. Als niichstes Stadium der klimatischen<br />

Zukunft kann man eine Ruckkehr zu der relatilf gunstigen<br />

<strong>Klimas</strong>ituation der Periode 1921 bis 60 erwarten, clanach eine<br />

Ruckkehr zu der noch warmeren Periode <strong>des</strong> Fruhrnittelalters<br />

lind <strong>des</strong> klimatischen Optimums. Ein grundliches Studium<br />

diesel vergleichbaren Epochen erscheint - vor allem als Test<br />

fur aile Modellrechnungen - als vordringlich; die hierzu noti·<br />

gen Mittel sind klein gegenuber dem, was wir in der Wehraumtorschung<br />

investieren: auf diesem "Raumschiff Erde" mussen<br />

ouch unsere Enkel leben! Wenn der CO 2 ·Gehalt we iter unkontrolliert<br />

zunimmt, zusammen mit den ubrigen {Ileichsinnig<br />

wirksamen Effekten, dann kann ein solcher Zustand schon in<br />

30 bis 50 Jahlen eintreten - er bringt einigen Gebieten Vorle,;le,<br />

anderen Nachteile, besonders <strong>des</strong> Wasserhaushaltes,<br />

-...,,;':,.a.J ur:erSl.;cht '... erden r;·ur,s.en.<br />

Viel groBer ist aber das R isiko eines volligen Verschwindens<br />

<strong>des</strong> arktischen Meereises - ein Modell, das zwar noch keinesfalls<br />

gesichert ist, aber doch einen genugend hohen Grad von<br />

Wahrscheinlir;hkeit besitzt. Die Weichen zu einer solchen Entwicklung<br />

stellen wir selbst mit unserer Energiepolitik in den<br />

nachsten 10 bis 20 Jahren. Von diesem Standpunkt aus ist<br />

das Risiko der Verwendung fossiler Brennstoffe. min<strong>des</strong>tens<br />

eben so groB wie das (jedenfalls technologisch minimierbareJ<br />

~o der Kernkraftwerke. Seine Auswirkung erstreckt sich<br />

nahezu auf die ganze Erde; sie wird heute von weitblickenden<br />

Energiefachleuten sehr ernst genommen.<br />

Die einzige ins Gewicht fallende Alternative ist die Sonnenenergie,<br />

die bei we iter steigendem Energiepreis in Zukunft<br />

wohl auch in groBem MaBstab konkurrenzfahig sein wird.<br />

Hier ist das klimatische Risiko offenbar wesentlich geringer,<br />

wenn auch hier intensive Forschung notwendig ist. Die Zeit<br />

unkontrollierten Wachstum jedenfalls geht zu Ende - je fru·<br />

her wir uns darauf einstellen, <strong>des</strong>to eher werden wir in ge·<br />

meinsamer Anstrengung, auf einer internationalen Ebene,<br />

Mittel und Wege finden, der Gefahr zu begegnen, mit der unsere<br />

Kinder und Enkel konfronti>1rt werden: das allesauf dem<br />

Hintergrund einer Weltbevolkerung von 10 bis 12 oder gar<br />

15 Milliarden Menschen. Langfr istige Risiken dieses Ausma­<br />

Bes konnen und duden nicht von der Zeitskala einer Wahlperiode<br />

her beurteilt werden.<br />

Schrifttum<br />

(Auswahl)<br />

11 SMIC Report: Inadvertent Climate Modification. Report of the<br />

Study of Man's Impact on Climate. MIT Press, Cambridge, Mass.<br />

1971,308S.<br />

21 Lamb, H.H.: Climate: Present, Past and Future. VOl. I Methuen<br />

{Londonl1972, 613 S.<br />

31 Flohn, H.: Globale Energiebilanz und <strong>Klimas</strong>chwanku'1gen,<br />

Rhein. Westhil. Akad. Wiss. Vortrage N 234 (1973).75-117,<br />

41 Budyko, M.J.: Izmenenya Klimata. G,drometeolzdat, Leningrad<br />

1974,280 s.<br />

51 Hell., W.N. (Editor): Weather and Climate Modification, J. Wiley<br />

(New York) 1974,1025 s.<br />

61 GARP·Report: The PhYSical Basis of Climate and Climate Modellin9·<br />

WMO·GARP Publication Series No. 16 (19751, 263 s.<br />

71 Schwarzbach, M.: Das Klima der Vorzei!. F. Enke, SlUttgart, 3.<br />

Auflage 1974,380S.<br />

81 U,S. GARP Committee: Underswnd""9 Climaric Change. a Pro·<br />

g.ar1 for Action t\3r.Ac.Sc.. .,'Jas""ngtc,n 1975.239 pp<br />

<strong>Beeinflussung</strong> <strong>des</strong> LokalkHmas <strong>durch</strong> groBe Energieerzeugungs­<br />

und Verbraucherzentren<br />

Von H. G. Fortak 1)<br />

und Klimabeeinflussung<br />

Das Emp' n fur das, was wir Klima nennen, ist jedem<br />

Menschen in ho aBe eigen und setzt ihn in die Lage,<br />

Klimaunterschiede zwisc r oder weniger weit voneinander<br />

entfernten Orten schon dan ustellen, wenn er<br />

an diesen nur eine verhaltnismaBig geringe on Jahren<br />

geleb\ hat. Diese Fahigkeit entsteht aus einer gmB 1­<br />

hilit,lI <strong>des</strong> <strong>menschlichen</strong> Organismus ge e .. ( en meteo·<br />

fologischen Elementen, einer herv enden Speicherfahigkeit<br />

gegenuber dem zeitli Verlauf derselben und insbesondere<br />

aus der . enz eines statistischen Programms fUr<br />

die VerarL derartiger langjahriger Beobachtungen, das<br />

sich in ciner Komplexitat bisher nicht mathematisch-statislisch<br />

nachbilden lieB. Diese Leistung kann man :jich formal<br />

vCfill1schaulichcn, Wenn man bedcnkt, welche grof::e Zahl mel)<br />

Prol. Dr. H. G. Fortak, Theoretische Meteorologie, heie Univer­<br />

Sililt Berlin<br />

teorologischer Elemente intuitiv von jedem "beobachtet"<br />

werden: Lufttemperatur (<strong>durch</strong> indirekte Effekte auch die<br />

vertikale Verteilung derselbenl. Luftfeuc71tigkeit lund auch<br />

hier indirekt die vertikale Verteilungl. das ganze Spektrum der<br />

Bewolkungsarten bis hin zur Gewitterwolke. aile Formen von<br />

Niederschl h nd<br />

olgkeit, die Strahlungsverhaltnisse, die Veriinderungen der<br />

Eigenschaften der Erdoberflache in Abhimgigkeit von den<br />

me ogischen Elementen und zu all em. mit Unbehagen<br />

empfunden, . chemische Zusammensetzung der Luft und<br />

das Aerosol.<br />

Das natiirliche Klima, meist . nige, das man in seinen fruhen<br />

Lebensjahren am gleichen Ort that, wunscht sich<br />

ieder erhalten. Veranderungen <strong>des</strong>sl:lben l enschliche<br />

AkUvit,Jten werden als bedrohlich ernpfunden. da . 'r nur<br />

negative Auswirkungen beobJchtet wurden. Dabci wire jedoch<br />

ubersehen, daB es natiirliche Klimaanderungen gibt mit<br />

113

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