Munich School of Management Magazine 2006/07 - Fakultät für ...
Munich School of Management Magazine 2006/07 - Fakultät für ...
Munich School of Management Magazine 2006/07 - Fakultät für ...
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Interview mit Pr<strong>of</strong>. Kretschmer<br />
Tobias Kretschmer (li.) und sein Team<br />
19 Freunde müsst ihr sein<br />
Pr<strong>of</strong>. Kretschmer über sein Institut<br />
für Kommunikationsökonomie,<br />
Netzwerke und den FC Bayern<br />
Zunächst einmal eine Verständnisfrage: Was verbirgt sich hinter dem<br />
doch recht diffusen Begriff der Kommunikationsökonomie?<br />
Der Begriff ist tatsächlich nicht ganz einfach zu definieren,<br />
aber darin liegt sicher auch der Charme. Ich interpretiere Kommunikationsökonomie<br />
als die Untersuchung der ökonomischen Prinzipien<br />
in Kommunikationsmärkten, also Märkten, in denen Kommunikation<br />
eine wichtige Rolle spielt. In der Forschung werden<br />
Kommunikationsmärkte <strong>of</strong>t den Netzwerkindustrien zugeordnet.<br />
Was dürfen die Studierenden in der Lehre erwarten?<br />
Wir wollen ein Programm anbieten, in denen Hochtechnologiemärkte<br />
mit vielfältigen Methoden beschrieben und untersucht<br />
werden. Das heißt beispielsweise, dass wir Projektseminare zu<br />
quantitativen und qualitativen Methoden, aber auch zu ökonomischen<br />
Besonderheiten der Telekommunikationsmärkte, einer<br />
relativ stark regulierten Industrie, anbieten werden. Gleichzeitig<br />
sind wir natürlich wie jedes andere Institut auch im Grundstudium<br />
am Start, beispielsweise im kommenden Wintersemester mit<br />
den Grundlagen der BWL für Erstsemester.<br />
Wo liegen die Schwerpunkte in der Forschung?<br />
Die Forschung am Lehrstuhl ist branchengetrieben. Das heißt,<br />
dass wir immer eine kritische Masse an Forschungsthemen in verschiedenen<br />
Branchen bearbeiten wollen. Telekommunikation ist<br />
da sicher eine feste Größe, aber wir beschäftigen uns auch mit Themen<br />
in der S<strong>of</strong>t- und Hardwareindustrie. Das ist übrigens auch für<br />
die Lehre interessant: In den von uns aktuell erforschten Branchen<br />
bieten wir stets Seminar-, Bachelor- und Diplomarbeiten an.<br />
Bedeutet ein von der „Deutschen Telekom Stiftung“ gestiftetes Institut<br />
mehr forscherische oder eher finanzielle Freiheit?<br />
Als Institut ist man ja ohnehin recht autonom. Dr. Klaus Kinkel<br />
(Vorsitzender der T Stiftung) sagte ja auch sehr deutlich, man<br />
könnte uns ja nicht vorschreiben, woran wir forschen sollen. Das<br />
sehe ich auch so, wobei ich mir sicher bin, dass die Verbindung zur<br />
T Stiftung und zur Telekom selbst großes Potential in sich birgt,<br />
weil wir sicherlich an ähnlichen Themen interessiert sind.<br />
Was erwarten Sie von Ihrer neuen Aufgabe bzw. was sind Ihre Zukunftspläne<br />
im Hinblick auf den Aufbau des Instituts?<br />
Zunächst einmal will ich mit dem Team das Lehrprogramm<br />
aufbauen. An der LSE (London <strong>School</strong> <strong>of</strong> Economics) habe ich<br />
bisher zwei verschiedene Kurse unterrichtet, da ist an der LMU<br />
natürlich mehr geboten bzw. mehr gefordert.<br />
Parallel dazu steht natürlich auch die Vernetzung mit deutschen<br />
und insbesondere Münchner Kollegen auf dem Plan. Mit einem relativ<br />
spezialisierten Institut hat man natürlich immer die Chance,<br />
sich als Dreh- und Angelpunkt für eine bestimmte Art von Arbeit<br />
zu positionieren, und mittelfristig wäre es schön, wenn uns das im<br />
Bereich der Kommunikationsökonomie gelingen würde.<br />
Um den letzten Punkt noch einmal aufzugreifen: Wie wichtig ist Ihnen<br />
die Vernetzung mit Kollegen und Praxis, immerhin besteht da ja thematisch<br />
schon eine gewisse Verpflichtung?<br />
Vernetzung ist meines Erachtens entscheidend für den Erfolg<br />
des Instituts. Vernetzung heißt ja auch, mit seiner Arbeit wahrgenommen<br />
zu werden, auf einen größeren Wissensschatz zugreifen<br />
zu können und damit mehr bewirken zu können. Allerdings ist<br />
für mich wichtig, dass das einen ehrlichen Charakter haben sollte<br />
– „Networking“, wie es z.T. in den USA betrieben wird, ist mir<br />
zu instrumentell. Da gehe ich lieber mal auf eine Konferenz und<br />
unterhalte mich mit Doktoranden anstatt dem Keynote Speaker.<br />
Wenn mit einem Gesprächspartner die Chemie stimmt, kommt da<br />
beinahe immer mehr raus als aus einem vermeintlich „wichtigen“,<br />
aber mühsam konstruierten Kontakt.<br />
Welche Rolle spielt der internationale Austausch?<br />
Ist für mich enorm wichtig, und zwar auf allen Ebenen. Klar<br />
heißt es immer, man muss sein Studium schnell abschließen, und<br />
deutsche Absolventen seien zu alt und so weiter, aber mir soll mal<br />
jemand erzählen, ein Jahr im Ausland wäre verschwendete Zeit!<br />
Das ist auf Doktorandenebene ähnlich: Eine schnell abgeschlossene<br />
Dissertation, von der noch niemand im In- und Ausland gehört<br />
hat, ist auf dem akademischen Markt nicht allzu viel wert.<br />
Einer meiner zwei Doktorväter hat außerdem mal gesagt, dass die<br />
12 | LMU – <strong>Munich</strong> <strong>School</strong> <strong>of</strong> <strong>Management</strong> <strong>Magazine</strong> – <strong>2006</strong>/<strong>07</strong>