Munich School of Management Magazine 2006/07 - Fakultät für ...
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Gastreferent Fischer<br />
„Auch zu Hause habe ich ständig<br />
gebastelt“<br />
Artur Fischer – Gastreferent am<br />
Institut für Innovationsforschung,<br />
Technologiemanagement und Entrepreneurship<br />
Was haben essbares Kinderspielzeug<br />
aus Kart<strong>of</strong>felstärke,<br />
Befestigungselemente<br />
für stählerne Schiffswände<br />
und Applikationen für die<br />
Fixierung von Knochenbrüchen<br />
gemeinsam? Sie alle<br />
sind Errungenschaften eines<br />
der größten Erfinder unserer<br />
Zeit: Pr<strong>of</strong>essor Artur Fischer.<br />
Als Inhaber von mehr als<br />
6.000 Schutzrechten ist er<br />
einer der erfolgreichsten Erfinder<br />
und Unternehmer in<br />
der deutschen Geschichte.<br />
Geboren 1919 gründete<br />
Fischer 1948 ein kleines Unternehmen,<br />
das sich zunächst<br />
der Produktion selbstentwickelter<br />
Feueranzünder widmete.<br />
Darauf folgten Schalter<br />
Artur Fischer (l.) und Dietmar Harh<strong>of</strong>f (r.), Vorstand<br />
Institut für Innovationsforschung, Technologiemanagement<br />
und Entrepreneurship<br />
für Webstühle und Blitzlichtgeräte<br />
für Fotoapparate. Zunehmend<br />
wandte sich der<br />
gelernte Bauschlosser Fischer<br />
der Entwicklung von Befestigungselementen zu und erfand 1958<br />
den ersten Allzweckdübel aus Kunstst<strong>of</strong>f, eine Welterrungenschaft.<br />
Heute produzieren die Fischerwerke täglich mehr als 13<br />
Millionen Dübel. Obwohl Fischer bereits 1980 die Führung des<br />
Familienunternehmens an seinen Sohn übergeben hat, fungiert<br />
er bis heute als Leiter des Fischer-Forschungszentrums. Hauptsitz<br />
des Unternehmens ist auch heute noch der Geburtsort des<br />
Erfinders, Waldachtal-Tumlingen im Nordschwarzwald.<br />
Neben der Vielzahl an Befestigungselementen widmet sich das<br />
Unternehmen auch weiterhin dem Baukastensystem fischertechnik®.<br />
1965 erfand Artur Fischer den ersten dieser Spielzeug-Baukästen,<br />
die ursprünglich als Weihnachtsgeschenke für Kunden<br />
und Geschäftspartner gedacht waren. Schnell fand das Spielzeug<br />
Einzug in die Spielzimmer dieser Welt. „Unser Spielzeug hat eine<br />
Aufgabe, nämlich eine Bildungsaufgabe – die Phänomene der<br />
Technik schon für Kinder erlebbar zu machen“, so Artur Fischer<br />
in einem Interview in der FAZ (<strong>2006</strong>, Nr. 52). Die nachhaltige<br />
Förderung von Forschung, Wissenschaft und Bildung ist das erklärte<br />
Ziel des 2001 zusammen mit der Landesstiftung Baden-<br />
Württemberg geschaffenen „Artur Fischer Erfinderpreises“.<br />
Gastvorträge Fischers an der Fakultät<br />
Seit dem Wintersemester 2002/03 hielt Artur Fischer regelmäßig<br />
Gastvorträge in der Vorlesung Innovationsmanagement<br />
des Instituts für Innovationsforschung, Technologiemanagement<br />
und Entrepreneurship (INNO-tec). Unter Rückgriff auf seine Lebensgeschichte<br />
verdeutlichte Fischer stets sehr detailreich und<br />
unterhaltsam, was es heißt, erfinderisch und unternehmerisch<br />
tätig zu sein. Deutlich wurde hierbei immer die große Faszination<br />
für Technik, die Fischers Leben von Beginn an prägte. Diese<br />
Freude an der Technik, an kreativen manuellen Tätigkeiten müsse<br />
Kindern spielerisch vermittelt werden, so Fischer. Dies ist auch<br />
das Ziel einer seiner neuesten Erfindungen, fischerTIP®, ein Kinderspielzeug<br />
aus Kart<strong>of</strong>felstärke: „Die kindliche Kreativität ist<br />
das Kapital für unsere Zukunft; sie zu bewahren und zu fördern<br />
ist der tiefere Sinn des Spielzeugs“, so der Erfinder.<br />
Im vergangenen Dezember hatten die Studierenden der LMU<br />
die einmalige Gelegenheit, Pr<strong>of</strong>essor Artur Fischer im Rahmen<br />
seiner vorläufig letzten öffentlichen Rede im Festsaal des Deutschen<br />
Museums in München zu erleben. Das Museum ehrte die<br />
Leistungen Fischers bereits am 19. Juni 2001 mit der Aufstellung<br />
seiner Büste im Ehrensaal. Fischer ist der Einzige unter den dort<br />
vertretenen Persönlichkeiten, dessen Büste noch zu Lebzeiten<br />
aufgestellt wurde. Zudem trug Fischer in hohem Maße zur Gründung<br />
und Finanzierung des 2003 eingerichteten Kinderreiches<br />
im Deutschen Museum bei.<br />
Bis heute hat Pr<strong>of</strong>essor Artur Fischer eine große Vielzahl an<br />
Ehrungen und Preisen erhalten. Neben zahlreichen weiteren<br />
Auszeichnungen wurde er im Oktober <strong>2006</strong> als „Deutschlands<br />
größter Erfinder-Unternehmer“ von Bundespräsident Horst Köhler<br />
mit dem Großen Verdienstkreuz mit Stern und Schulterband<br />
des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland geehrt.<br />
Große erfinderische und unternehmerische Erfolge zeichnen<br />
Artur Fischer und sein Lebenswerk aus. Auf die Frage nach<br />
seinem erfolgreichen Unternehmertum sagt Fischer in der FAZ:<br />
„Ich habe mir nicht gesagt: Jetzt werde ich Unternehmer und verdiene<br />
viel Geld. Überhaupt nicht. Ich hatte mir nur vorgenommen,<br />
Aufgaben zu lösen, Aufgaben, die Spaß machen.“<br />
Thomas von Eggelkraut-Gottanka<br />
(Institut für Innovationsforschung, Technologiemanagement<br />
und Entrepreneurship)<br />
20 | LMU – <strong>Munich</strong> <strong>School</strong> <strong>of</strong> <strong>Management</strong> <strong>Magazine</strong> – <strong>2006</strong>/<strong>07</strong>