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Bibliodrama Information Bibliodrama Information - Arcor.de

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GRUNDSATZARTIKEL<br />

schwarze Schafe gebrandmarkt und ein<br />

Qualitätslabel „<strong>Bibliodrama</strong> IGB“ geschaffen<br />

wer<strong>de</strong>n. Doch wer wür<strong>de</strong> sich diese<br />

Autorität anmassen? Das Vorgehen wi<strong>de</strong>rspräche<br />

<strong>de</strong>m inneren Geist <strong>de</strong>s <strong>Bibliodrama</strong>s,<br />

welches basis<strong>de</strong>mokratische Züge<br />

trägt.<br />

Qualitätssicherung<br />

Ich bin überzeugt, dass Qualitätssicherung<br />

nicht in <strong>de</strong>r alltäglichen <strong>Bibliodrama</strong>arbeit<br />

mit Gruppen anzusie<strong>de</strong>ln ist, son<strong>de</strong>rn nur<br />

über eine (weitere) Professionalisierung <strong>de</strong>r<br />

Fort- und Weiterbildung in <strong>Bibliodrama</strong>leitung<br />

erfolgen wird.<br />

Der sechste Grundsatz in <strong>de</strong>r Charta <strong>de</strong>s Europäischen<br />

<strong>Bibliodrama</strong>netzwerkes umfasst<br />

folgen<strong>de</strong> Selbstverpflichtung: „Wir halten<br />

eine umfassen<strong>de</strong> Fort- und Weiterbildung<br />

zur <strong>Bibliodrama</strong>-Leitung für notwendig.“<br />

Wer sich als <strong>Bibliodrama</strong>leiterin o<strong>de</strong>r –leiter<br />

<strong>de</strong>r Charta verpflichtet fühlt, muss sich<br />

immer wie<strong>de</strong>r um die eigene Weiterbildung<br />

bemühen.<br />

1. Intervision<br />

Eine gute Möglichkeit dazu ist die Metho<strong>de</strong><br />

<strong>de</strong>r Intervision. In <strong>de</strong>r Region Ostschweiz<br />

<strong>de</strong>r IGB hat sich ein gutes Dutzend von ausgebil<strong>de</strong>ten<br />

Leiterinnen und Leitern zusammengeschlossen<br />

mit <strong>de</strong>m Ziel, sich<br />

sechsmal im Jahr für einen ganzen Tag zu<br />

treffen. Zu zweit wird diese <strong>Bibliodrama</strong>einheit<br />

vorbereitet und geleitet. Anschließend<br />

fin<strong>de</strong>t eine gemeinsame Auswertung<br />

<strong>de</strong>r Einheit in einer Art Live-Supervision<br />

durch die Teilnehmen<strong>de</strong>n statt. Dies setzt<br />

eine große Lernbereitschaft <strong>de</strong>r Leiten<strong>de</strong>n<br />

voraus. Sie müssen bereit sein, auch Kritik<br />

entgegenzunehmen. Sie sind aber auch aufgefor<strong>de</strong>rt,<br />

ihre Leitungsgrundsätze offen zu<br />

legen, woraus alle lernen können.<br />

Könnte es in Zukunft sein, dass man nur<br />

noch Mitglied eines <strong>Bibliodrama</strong>verban<strong>de</strong>s<br />

sein kann, wenn man gleichzeitig aktives<br />

Mitglied einer Intervisionsgruppe ist? In Medizinerkreisen<br />

waren dies (und sind immer<br />

noch) die Balintgruppen. O<strong>de</strong>r in <strong>de</strong>r Internetseelsorge<br />

ist es Pflicht, als ehrenamtliche<br />

Beratungsperson an drei von fünf Intervisionssitzungen<br />

jährlich teilzunehmen.<br />

2. Kongresse<br />

Ebenfalls wichtige Weiterbildungschancen<br />

könnten nationale o<strong>de</strong>r internationale <strong>Bibliodrama</strong>kongresse<br />

bieten. Nicht immer tun<br />

sie das. Manchmal sind sie auch einfach eine<br />

schöne Gelegenheit, sich wie<strong>de</strong>r mal zu sehen.<br />

Für an<strong>de</strong>re be<strong>de</strong>uten sie Gelegenheit,<br />

spielen zu können und nicht leiten zu müssen.<br />

Das sind alles legitime Bedürfnisse.<br />

Doch wenn ein Kongress die Kriterien für<br />

eine Weiterbildung erfüllen will, muss er<br />

mehr bieten. Dies ist Bedingung, dass ein<br />

internationales Meeting in <strong>de</strong>n nächsten<br />

Jahren als Metho<strong>de</strong>nseminar mit qualifizieren<strong>de</strong>m<br />

Charakter von Grundtvig 3 unterstützt<br />

wird.<br />

Für mich sind drei Aspekte wichtig:<br />

Metho<strong>de</strong>ntransparenz: Antje Rösener und<br />

Burkhard Giese boten am Kongress in Gelnhausen<br />

einen zweieinhalbstündigen Workshop<br />

an. Anschließend traten sie mit <strong>de</strong>n<br />

Teilnehmen<strong>de</strong>n in einen Metadialog über<br />

die Sequenz. Einerseits legten sie ihre Leitungsüberlegungen<br />

offen und an<strong>de</strong>rerseits<br />

äußerten die Teilnehmen<strong>de</strong>n ihre Wahrnehmung<br />

<strong>de</strong>r Leitung. Da die meisten Teilnehmen<strong>de</strong>n<br />

selber Leiterinnen o<strong>de</strong>r Leiter<br />

sind, kommt in einem solchen Austausch<br />

sehr viel Fachkompetenz zusammen. Und<br />

wer Ohren hat, <strong>de</strong>r höre – und lerne.<br />

Offene Diskussion über unterschiedliche<br />

Verständnisse von <strong>Bibliodrama</strong>leitung:<br />

Auf Kongressen sollen unterschiedliche Formen<br />

von <strong>Bibliodrama</strong>leitung Platz haben.<br />

Möglichst viele Schulen sollten unter <strong>de</strong>n<br />

Workshopleiten<strong>de</strong>n vertreten sein. Und<br />

heute, nach <strong>de</strong>m Abschluss <strong>de</strong>s Grundtvig-<br />

Konsultationsprozesses, sollte es auch möglich<br />

sein, ohne Konkurrenz- und Berührungsängste<br />

seine eigene Leitungsweise zu<br />

präsentieren und offen zur Diskussion zu<br />

stellen. Wir graben einan<strong>de</strong>r nicht mehr das<br />

Wasser ab, son<strong>de</strong>rn können von <strong>de</strong>r Vielfalt<br />

nur lernen.<br />

Im überschaubaren Raum <strong>de</strong>r Schweizer<br />

IGB fin<strong>de</strong>n sich Mitglie<strong>de</strong>r, welche fünf<br />

unterschiedliche Ausbildungsrichtungen absolviert<br />

haben. Im letzten Jahr lud <strong>de</strong>r Vorstand<br />

Vertreter und Vertreterinnen aller Ausbildungsrichtungen<br />

zu einem Hearing ein.<br />

Im Verlauf <strong>de</strong>r Gespräche wur<strong>de</strong>n fünf<br />

Grundsätze <strong>de</strong>r <strong>Bibliodrama</strong>leitung herausgeschält,<br />

<strong>de</strong>nen alle zustimmen. Ebenso<br />

wur<strong>de</strong>n die Unterschie<strong>de</strong> formuliert. Ziel<br />

war es, die je eigenen Profile <strong>de</strong>r Ausbildungsrichtungen<br />

herauszuschälen. Diese<br />

Formulierungen sind heute öffentlich einzusehen<br />

unter www.bibliodrama.net > Rubrik:<br />

„Aus-/Weiterbildungsmöglichkeiten“.<br />

Diese offene Metho<strong>de</strong>ndiskussion wur<strong>de</strong><br />

von allen Teilnehmen<strong>de</strong>n als großer Gewinn<br />

geschätzt.<br />

Prozessorientierung: Dies ist mein größtes<br />

Sorgenkind bei Kongressen. Wie kann über<br />

mehrere Tage hinweg mit 50 bis 100 Personen<br />

ein einziger, gemeinsamer <strong>Bibliodrama</strong>prozess<br />

gestaltet und ein Spannungsbogen<br />

aufrecht erhalten wer<strong>de</strong>n? Und doch<br />

sind Prozesshaftigkeit und Gruppenorientierung<br />

zwei Merkmale von <strong>Bibliodrama</strong>,<br />

welche alle Richtungen als wichtig anerkennen.<br />

Hierin kann in Zukunft noch viel<br />

professionalisiert wer<strong>de</strong>n. Dazu gehören<br />

Elemente <strong>de</strong>s klassischen Projektmanagements<br />

und ein gut funktionieren<strong>de</strong>s Leitungsteam.<br />

Alle Workshop-Leiten<strong>de</strong>n müssen<br />

in die Kongressvorbereitung mit einbezogen<br />

sein!<br />

3. Gegenseitige Zertifizierung <strong>de</strong>r<br />

Ausbildungen<br />

Die dritte und oberste Stufe <strong>de</strong>r Professionalisierung<br />

umfasst die eigentlichen Ausbildungsgänge<br />

(korrekterweise „Fortbildungen“<br />

zur <strong>Bibliodrama</strong>leitung genannt). Auf dieser<br />

Ebene macht eine Art Qualitätslabel am<br />

ehesten Sinn. Doch auch stellt sich die Frage,<br />

welche Institution solche Zertifizierungen<br />

vornehmen könnte. <strong>Bibliodrama</strong> ist und<br />

bleibt eine ur<strong>de</strong>mokratische Metho<strong>de</strong>, welche<br />

die Einrichtung einer solchen Behör<strong>de</strong><br />

nicht erträgt.<br />

Somit bleibt nur die Form <strong>de</strong>r „gegenseitigen<br />

Zertifizierung“: Ausbildungsleiten<strong>de</strong> legen<br />

sich in Kleingruppen ihre Ausbildungskonzepte<br />

offen und überprüfen gegenseitig,<br />

ob diese <strong>de</strong>r Charta <strong>de</strong>s Europäischen<br />

Netzwerkes <strong>Bibliodrama</strong> entsprechen. Im<br />

I<strong>de</strong>alfall geschieht dies zwischen Personen<br />

aus verschie<strong>de</strong>nen Län<strong>de</strong>rn Europas und<br />

unterschiedlicher <strong>Bibliodrama</strong>herkunft.<br />

Eine weitere Stufe ist <strong>de</strong>r gegenseitige Besuch<br />

(Hospitation) von Ausbildungssequenzen<br />

und <strong>de</strong>r offene und kritische Austausch<br />

darüber. Auch hier haben wir es wie<strong>de</strong>r mit<br />

einer Form von Intervision zu tun, diesmal<br />

aber nicht zwischen <strong>Bibliodrama</strong>leiten<strong>de</strong>n,<br />

son<strong>de</strong>rn zwischen Ausbildungsverantwortlichen.<br />

Erste Schritte dazu wur<strong>de</strong>n schon zwischen<br />

Verantwortlichen aus Deutschland und <strong>de</strong>r<br />

Schweiz unternommen. Auch hier ist zu<br />

hoffen, dass das gute Beispiel Kreise ziehen<br />

wird und die Selbstverpflichtung <strong>de</strong>r Ausbildungsverantwortlichen<br />

auf die europäische<br />

Charta zu greifen beginnt.<br />

Letztlich könnte vom Europäischen Netzwerk<br />

<strong>Bibliodrama</strong> für auf diesem Weg zertifizierte<br />

Ausbildungsgänge ein Qualitätslabel<br />

vergeben wer<strong>de</strong>n. Und wer einen dieser<br />

Ausbildungsgänge absolviert hat, trägt<br />

ebenfalls dieses Label, so dass in einigen<br />

Jahren unterschie<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n kann zwischen<br />

<strong>Bibliodrama</strong>arbeiten, welche einem<br />

bewussten Qualitätsstandard verpflichtet<br />

sind, und an<strong>de</strong>ren Formen. Spreu und Weizen<br />

gehören bei<strong>de</strong> zur Natur, doch nur aus<br />

<strong>de</strong>m einen gibt es am En<strong>de</strong> gutes Brot!<br />

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