Gewebe II (A.G.Leick)

Einführung in die
Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde
Zellbiologie der Gewebe
Teil 2
Inhalt:
Binde- und Stützgewebe
Muskelgewebe
Nervengewebe
A. G. Leick

Binde- und Stützgewebe
Bindegewebe
Hauptbestandteil: extrazelluläre Matrix (EZM).
Ursprung: Mesoderm.
Funktionen des Bindegewebes
Grundstruktur der Organe (Stroma).
Bewegungsapparat.
Energiespeicher (Fettgewebe).
Abwehr.
Stoffaustausch, Wasserhaushalt.
Reparatur.
A. G. Leick

Freie und fixe Zellen des BGW
Freie Zellen: hämatopoetische Stammzellen.
Fixe Zellen: Stammzellen des embryonalen Bindegewebes.
A. G. Leick

Interzellularsubstanzen
Grundsubstanz
(”Kittsubstanz”)
Glykoproteine.
Mucopolysaccharide.
Proteoglykane.
Funktionen
Wasserbindung
Einbettungsmittel für die Fasern, bildet mit ihnen Membranen.
Wichtig für Stoffaustausch zwischen Gefäßen und Zellen.
Hohe Viskosität: Barrierefunktion.
A. G. Leick

Kollagenfasern
Häufigste Faserart des Körpers, häufigstes Protein des Körpers (ca. 30%).
Liegen als Bündel (1-10 µm) zusammen, zeigen einen gewellten Verlauf.
Wichtigste Aminosäuren: Glycin (33%), Prolin (12%), Hydroxyprolin (10%).
Hohe Zugfestigkeit (> Stahl).
Kollagenarten:
Typ I: Corium, Sehnen, Fascien (Fibroblasten), Knochen
(Osteoblasten), Dentin (Odontoblasten).
Typ II: Hyaliner und elastischer Knorpel, Nucleus pulposus
(Chondroblasten).
Typ III: Retikuläre Fasern, fetales Gewebe, Gefäßwände,
Darmwand (Myofibroblasten, Retikulumzellen).
Typ IV: Basallamina (Epithelzellen).
A. G. Leick

Retikulinfasern
Vorwiegend aus Kollagen Typ III.
Aufbau wie Kollagenfasern, aber geringerer Durchmesser (0,2-1 µm).
Vorkommen:
Kapillaren, Basalmembran: Lamina fibroreticularis,
Milz, Lymphknoten, Niere.
Elastische Fasern
Unterscheiden sich deutlich von Kollagenfasern.
Verzweigte, netzbildende Fasern (Durchmesser 0,5-5 µm).
Hohe Zugelastizität (= geringes Elastizitätsmodul): 150% Dehnbarkeit.
Vorkommen:
dehnungsbeanspruchte Organe: Lunge, Gallenblase,
Aorta, elastische Arterien, elastische Bänder.
A. G. Leick

Bindegewebsarten
Mesenchymales Bindegewebe:
Weiträumiges, faserfreies zelluläres Maschenwerk.
EZM ist reich an Hyaluronsäure.
Gallertiges Bindegewebe:
Mesenchymähnliche Struktur.
Hauptsächlich fixe Fibrozyten, keine freien Zellen.
Retikuläres Bindegewebe:
Dreidimensionales Netzwerk von Retikulumzellen und Retikulinfasern.
Freie Zellen: viele, besonders Lymphozyten, in den Maschen des Netzes.
A. G. Leick

Kollagenfaseriges Bindegewebe
Lockeres Bindegewebe:
Mehr Zellen als Fasern.
Alle Typen von BGW-Zellen.
Kollagene Fasern in Scherengitterformation.
Verschiebe- und Füllgewebe.
Wasserspeicher.
Beispiel: Subcutis, Lamina propria mucosae.
A. G. Leick

Straffes Bindegewebe
Mehr Fasern als Zellen.
Leistet Zugbeanspruchungen erheblichen Widerstand.
Geflechtartiges Bindegewebe:
Filzartiges Geflecht von Kollagenfaserbündeln.
Beispiele: Korium, Sklera, Dura mater.
Parallelfaseriges Bindegewebe:
Kollagenfasern liegen parallel zueinander in parallelen Bündeln.
Beispiele: Perineurium, Sehnen, Bänder, Fascien, Organkapseln.
Elastisches Bindegewebe:
Elastische Fasern vorherrschend, sonst wie straffes BGW.
Beispiele: Ligg. flava, Lig. nuchae, Gelenkkapsel des Kiefergelenks.
A. G. Leick

Fettgewebe
Läppchenstruktur:
Baufett:
Beispiel:
Druckelastisches Polster, an Verschiebespalten.
Nierenkapseln, Fußsohle, Orbita, Wangenpfropf.
Depotfett:
Beispiel:
Energiedepot - Wärmeschutz.
Omentum majus.
Gewebsersatz:
Beispiele:
Funktionell nicht mehr aktive Zellen können verfetten.
Thymusinvolution, Knochenmark.
Wasserhaushalt: Kann durch Quellung große Wassermengen speichern.
A. G. Leick

Knochen
Knochengewebe ist ein spezialisiertes Bindewebe.
Hauptbestandteil: kalziumreiche extrazellulären Knochenmatrix.
Osteoblasten synthetisieren organische Komponenten.
Bei Mineralisierung Einschluß der Osteoblasten > Osteozyten.
Osteoklasten sie gehören zum MPS, bauen Knochen ab.
A. G. Leick

Geflechtknochen
Tritt bei der Knochenbildung auf.
Bei Erwachsenen fast überall durch Lamellenknochen ersetzt.
Zufällige Anordnung der Kollagenfibrillen.
Geringer Mineralgehalt > Transluzenz auf Röntgenbild.
Beispiele:
Suturen der platten Schädelknochen.
Alveolen der Zähne.
Ansatzstellen mancher Sehnen.
A. G. Leick

Lamellenknochen
Substantia compacta
Substantia spongiosa.
Gelbes Knochenmark und rotes Knochenmark.
Aufbau:
Speziallamellen
Havers-Kanal
Osteon/Havers-System
Generallamelle
Volkmann-Kannäle
Schaltlamellen
A. G. Leick

Kompakta und Spongiosa:
Kompakta:
Dicht gepackte Knochensubstanz.
Spongiosa:
Besteht aus lockeren Bälkchen deren
Anordnung je nach Beanspruchung und
Alter variiert. Blutbildung.
Zusammensetzung Knochenmatrix:
65% anorganisch (v.a. Ca 10
(PO 4
) 6
(OH) 2
: Druckkraft).
35% organisch (davon ca. 90% Kollagen I: Zugkraft).
10% Proteoglykane und Glykoproteine z.B. Osteocalcin, Sialoprotein.
A. G. Leick

Ossifikationstypen
Desmale Ossifikation
Chondrale Ossifikation
Wachstum und Remodeling
Im Wachstum überwiegt der Aufbau gegenüber dem Abbau.
Längen- und Dickenwachstum: An- und Abbauprozesse am Periost.
Knochenumbau
Druck und Spannung durch Muskelkontraktion.
Körperbewegungen d.h. Druck- und Biegebelastung des Knochens.
Hormone und Wachstumsfaktoren.
A. G. Leick

Knorpel
Hyaliner Knorpel
Kommt am häufigsten vor.
Hohe Druckelastizität, Zugfestigkeit, reversible Biegsamkeit.
Wandelt Druck- in Zugkräfte um > Stoßdämpfer.
Chondrone und Kollagenfibrillen sind trajektoriell angeordnet.
Beispiele: Gelenke, Rippen, Nase, Trachea, Bronchien.
A. G. Leick

Elastischer Knorpel
Aufbau ähnlich hyalinem Knorpel.
Zusätzlich Netze aus elastischen Fasern (Elastin).
Hohe Biegefestigkeit.
Beispiele: Epiglottis, Ohrmuschel, äußerer Gehörgang.
Faserknorpel
Mischform aus Knorpel- und Bindegewebe: viel Kollagen vom Typ I.
Hohe Druckfestigkeit.
Beispiele: Disci und Menisci, Symphyse, Sehnenansätze
A. G. Leick

Muskelgewebe
Die meisten Muskeln sind mesodermaler Herkunft.
Aus den Myoblasten entstehen drei verschiedene Arten :
1. Skelettmuskulatur.
2. Herzmuskulatur.
3. Glatte Muskulatur.
A. G. Leick

Kaumuskulatur
A. G. Leick

Nervengewebe
Funktion:
Reizaufnahme.
Aufrechterhaltung des inneren Milieus.
Steuerung des Verhaltens.
Nervenzellen:
Kleinste unabhängige Funktionseinheit.
Polar organisiert - nicht mehr teilungsfähig.
Aufgabe:
Aufnahme, Weiterleitung und Verarbeitung von
Reizen.
Informationsweiterleitung durch Neurotransmitter an
den Synapsen.
A. G. Leick

Allgemeiner Aufbau von Nervenzellen
Aufbau:
1. Perikaryon.
2. Dendriten.
3. Axon.
4. Synapse.
Funktionelle Typen:
Motoneurone.
Afferente sensible Neurone.
Interneurone.
A. G. Leick

Nervenfasergruppierungen nach Größenverhältnissen
A. G. Leick

Gliederung des Nervensystems
Zentralnervensystem (ZNS) - Peripheres Nervensystem (PNS)
ZNS:
PNS:
Rückenmark und Gehirn.
Alle Teile des Nervensystems außerhalb des ZNS
12 Hirnnerven, 31 Spinalnerven.
Animales, somatisches Nervensystem
Dient der Kommunikation Organismus mit Umwelt (ZNS u. PNS).
Vegetatives, autonomes Nervensystem
V.a. Steuerung der inneren Organe (ZNS u. PNS); unbewusst.
Sympathisch und parasympathisch.
A. G. Leick

Nervale Versorgung des
Verdauungssystem-Mundhöhle
Innervation des Gaumens
Die Innervation der Gaumenschleimhaut,
sensibel und sekretorisch, erfolgt durch
die Nn. palatinus majores et minores, N.
nasopalatinus und Äste des N. glossopharyngeus.
Parasympathisch
Nucleus salivatorius superius...?
Sympathisch
Ganglion cervicale superius...?
A. G. Leick

Innervation der Lippen und Wange
Oberlippe: N. infraorbitalis.
Unterlippe: N. mentalis, N. buccalis.
Innervation der Zähne und Gingiva
Oberkiefer: sensibel > Nn. alveolares superiores posteriores, medii und
anteriores (Plexus dentalis) > N. infraorbitalis. Auch Fasern aus den Nn.
nasales laterales.
Unterkiefer: sensibel > Rr. dentales inferiores > N. alveolaris inferior.
Gingiva: s.o. zusätzlich linguale Gingiva: N. lingualis.
A. G. Leick

Innervation der Zunge
Motorisch
N.hypoglossus
X
IX
V
Sensibel
Im vorderen Bereich d. N. lingualis.
Beiderseits des Sulcus terminalis vom N. glossopharyngeus.
Am Zungengrund vom N. vagus.
A. G. Leick

Innervation der Zunge
Sensorisch
Papillae fungiformes > Chorda tympani und N.
intermedius > oberen Teil des Tractus solitarius.
Perikarya im Ganglion geniculi.
Papillae valatae et foliatae > N. glossopharyngeus >
unteren Teil des Tractus solitarius. Perikarya im
Ganglion inferius des N. glossopharyngeus.
X
IX
Zungengrund und Pharynx > N. vagus > unteren Teil
des Tractus solitarius. Perikarya im Ganglion inferius
des N. vagus.
VII
A. G. Leick

Innervation der Ohrspeicheldrüse
Parasympathisch:
Präganglionäre Faser vom Nucleus salivatorius inferior...?
Sympathisch:
Ganglion cervicale superius...?
A. G. Leick

Innervation der Gll. submandibularis et sublingualis
Beide Drüsen werden gleichartig innerviert:
Parasympathisch
Präganglionäre Fasern vom Nucleus salivatorius superior...?
Sympathisch
Ganglion cervicale superius...?
A. G. Leick