"Ohne Filter" August 2004 - IG Metall Gaggenau
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OHNE FILTER<br />
Jörg Hofmann <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> Bezirksleiter Baden Württemberg<br />
Wir sollten also aufhören, darüber<br />
zu klagen,...<br />
Auszug:<br />
Wir haben nach schwierigsten<br />
Verhandlungen gemeinsam mit dem<br />
Gesamtbetriebs-rat und - was noch<br />
wichtiger ist - mit eindrucksvoller<br />
Unterstützung der Belegschaften der<br />
DaimlerChrysler-Werke einen vertretbaren<br />
Kompromiss erzielt. Dieser<br />
enthält Vereinbarungen zur Sicherung<br />
der Einkommen sowie Beschäftigungssicherung<br />
ge-koppelt<br />
mit entsprechenden belastbaren<br />
Investitionszusagen.<br />
Wir haben uns als <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> in drei<br />
wesentlichen Punkten behauptet.<br />
Dies sind die langfristige Sicherung der<br />
Arbeitsplätze und des Einkommens der<br />
160 000 Beschäf-tigten und die Abwehr<br />
der Angriffe des Vorstandes auf unser<br />
Tarifvertragssystem.<br />
Wem es in diesen Zeiten, in denen die<br />
Menschen immer wieder mit dem<br />
Verlust ihrer Existenz bedroht werden,<br />
gelingt, 7 Jahre Beschäftigungssicherung<br />
zu vereinbaren, ist seiner arbeitsmarktpolitischen<br />
und gesellschaftspolitischen<br />
Verantwortung mehr als gerecht<br />
geworden.<br />
Der Preis, den die Belegschaft dafür<br />
entrichten muss, ist hoch und schmerzt<br />
uns - das ist keine Frage.<br />
Wir haben uns für den Weg der langfristigen<br />
Beschäftigungs- und Einkommenssicherung<br />
entschieden, weil wir<br />
damit auch die Sicherheit haben, dass<br />
das Unternehmen nicht jedes Jahr mit<br />
neuen Forderungen an die Belegschaft<br />
herantritt und mit dem Verlust von<br />
Arbeitsplätzen droht.<br />
Und wir haben mit den dazugehörigen<br />
Investitionsentscheidungen den Grundstein<br />
für eine bundesweite langfristige<br />
Sicherung der DaimlerChrysler-Standorte<br />
gelegt. Dies ist in Anbetracht der<br />
Leistungsfähigkeit der Standorte auch<br />
die richtige Entscheidung, wir haben<br />
hier qualifizierte Belegschaften mit einer<br />
hohen Motivation und einer hohen<br />
Produktivität.<br />
Es gab in den Fragen der Erholzeitpausen<br />
und der Schichtzulagen harte<br />
Auseinandersetzungen mit dem<br />
Vorstand.<br />
Wir haben uns aber letztendlich darauf<br />
verständigt, keine Eingriffe in bestehende<br />
Tarifverträge vorzunehmen.<br />
Insbesondere die Erholzeiten spielen<br />
im betrieblichen Ablauf bei immer kürzeren<br />
Arbeitstakten eine wichtige Rolle<br />
für die Ausgestaltung einer humanen<br />
Arbeitswelt.<br />
Wir reden hier von Menschen und<br />
nicht von Automaten,<br />
und wir reden von Menschen die<br />
zukünftig immer länger im Erwerbsleben<br />
stehen müssen.<br />
Daher ist diese Erholzeit kein Relikt<br />
vergangener Jahrzehnte, sondern auch<br />
heute noch ein wichtiges Element der<br />
Arbeitsgestaltung.<br />
Wir haben außerdem in diesem<br />
Verhandlungspaket noch einige wichtige<br />
Ergänzungstarifverträge<br />
abgeschlossen, über die wir schon<br />
mehrere Monate verhandelt haben.<br />
Es wird in der Öffentlichkeit jetzt sicher<br />
die Frage nach Siegern und Verlierern<br />
gestellt werden.<br />
Die Antwort ist einfach,<br />
die Gewinner sind die Beschäftigten<br />
und ihre Familien.<br />
Niemand muss sich mehr fragen, ob er<br />
wohl einer der über 10.000 Menschen<br />
ist, die zukünftig nicht mehr gebraucht<br />
werden. Niemand muss sich mehr fragen,<br />
ob sein Standort in den nächsten<br />
Jahren noch existiert, ob sein Einkommen<br />
sicher ist und inwieweit er privat<br />
überhaupt noch planen kann.<br />
Es ist ein typische Pattsituation für das<br />
Unternehmen und uns. Der Vorstand<br />
hat einen erheblichen Teil seiner Kostenersparnis<br />
erreicht und wir haben uns<br />
in der Frage der Beschäftigungs- und<br />
Einkommenssicherung und des Erhaltes<br />
der Tarifverträge durchsetzen<br />
können.<br />
Diese Vereinbarung macht auch<br />
deutlich, dass unser Tarifsystem<br />
trotz oder gerade wegen unserer öffentlich<br />
geführten<br />
Auseinandersetzungen funktioniert.<br />
Es werden damit auch alle diejenigen<br />
eines Besseren belehrt, die die ganze<br />
Zeit davon reden, dass unser<br />
Tarifsystem nicht mehr zeitgemäß ist.<br />
Das Beispiel Daim-lerChrysler zeigt,<br />
dass wir durchaus in der Lage sind,<br />
auch komplexe Themen gemeinsam zu<br />
lösen.<br />
Dienstleistungs-Tarifvertrag (DL-TV):<br />
Lassen sie mich auch ein Wort zu dem<br />
schwierigen Thema DL-TV sagen. Seit<br />
Jahren gibt es geradezu einen<br />
Wettbewerb zwischen den großen<br />
Unternehmen, wie durch Auslagerung<br />
von Dienstleistungsbereichen in tariflich<br />
nicht oder deutlich schlechter regulierte<br />
Branchen Kosten gespart werden kön-<br />
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5.Ausgabe <strong>August</strong><br />
<strong>2004</strong>