15.04.2014 Aufrufe

Leitliniengerechte Therapie bei diabetischem Fußsyndrom

Leitliniengerechte Therapie bei diabetischem Fußsyndrom

Leitliniengerechte Therapie bei diabetischem Fußsyndrom

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Diabetisches Fußsyndrom<br />

Definition und Epidemiologie<br />

Das diabetische Fußsyndrom geht mit<br />

erhöhter Gefahr für eine Verletzung am<br />

Fuß und erhöhter Amputationsgefahr<br />

einher<br />

7 Amputationsrate: 29.000/Jahr<br />

Das diabetische Fußsyndrom beschreibt eine diabetesassoziierte Folgekomplikation, die mit einer erhöhten<br />

Gefahr für eine Verletzung am Fuß und damit einer erhöhten Amputationsgefahr der unteren Extremität(en)<br />

einhergeht. Als hartes Kriterium für den Endpunkt der Erkrankung steht damit die Anzahl von Amputationen<br />

der unteren Extremität sowie die Anzahl von nicht traumatisch bedingten Verletzungen der Füße. Während bisher<br />

immer wieder die magische Zahl von 22.000 Amputationen in Deutschland <strong>bei</strong> Diabetikern pro Jahr genannt<br />

wurde, muss nach einer Untersuchung des wissenschaftlichen Institutes der Ortskrankenkassen von einer<br />

deutlich höheren Anzahl von Amputationen ausgegangen werden: Bei einer Untersuchung an 1337 Krankenhäusern<br />

wurden die Codes für die operativen Prozeduren am Fuß (OPS-Codes) mit dem Diagnosekode für<br />

Diabetes mellitus (ICD 10: E.10.x oder E11.x) kombiniert: Es ergab sich eine 7 Amputationsrate von 29.000<br />

<strong>bei</strong> Patienten mit Diabetes mellitus im Jahr 2001mit einer Steigerung in der Folgeuntersuchung der Jahre 2002<br />

und 2003 [3, 4].<br />

Pathophysiologie<br />

Unter dem Begriff „diabetischer Fuß“<br />

lässt sich eine Vielzahl unterschiedlicher<br />

Krankheitsbilder subsumieren<br />

7 Risikofaktoren<br />

7 Komplikationen<br />

Eine gestörte Infektabwehr und vermindertes<br />

Schutzverhalten lassen eine Ausbreitung<br />

virulenter Bakterien zu<br />

7 Septische Thrombose<br />

Erkrankungen und Verletzungen der Füße <strong>bei</strong> Diabetikern wurden zunächst sämtlich unter dem Begriff „diabetischer<br />

Fuß/Diabetic Foot“ als eine Entität zusammengefasst. Der Verlauf einer solchen Verletzung erschien<br />

schicksalhaft und einer Amputation des Ober- oder Unterschenkels wurde häufig der Vorzug gegeben gegenüber<br />

differenzierten <strong>Therapie</strong>formen mit mutmaßlich unsicherem Ausgang. Erst im weiteren Verlauf, etwa ab<br />

Mitte der 1980er Jahre, wurde zunehmend deutlich, dass sich unter dem Begriff „diabetischer Fuß“ eine Vielzahl<br />

unterschiedlicher Krankheitsbilder subsumieren lässt − mit völlig unterschiedlichen Ursachen, Verläufen<br />

und Prognosen. Da<strong>bei</strong> stellt sich der typische Ablauf wie folgt dar:<br />

Im Rahmen der Stoffwechselerkrankung Diabetes mellitus und <strong>bei</strong> häufig gleichzeitig zusätzlich bestehenden<br />

7 Risikofaktoren (arterielle Hypertonie, Rauchen ...) kommt es nach unterschiedlichen Zeitintervallen zu<br />

7 Komplikationen (diabetische Polyneuropathie, periphere arterielle Verschlusskrankheit), die ggf. selbst wiederum<br />

als Ausgangspunkt für weitere Komplikationen gelten (diabetische Polyneuropathie, diabetische Osteoarthropathie).<br />

Ein zusätzliches akutes Ereignis (Druckbelastung durch falsches Schuhwerk, Verbrennung durch<br />

heißes Badewasser/Heizkissen etc.) führt zur Zerstörung der Haut als Barriere zwischen innerem und äußerem<br />

Milieu und damit zur Besiedlung der Weichteile mit Bakterien.<br />

Eine gestörte Infektabwehr und vermindertes Schutzverhalten (fehlende Schonung <strong>bei</strong> diabetischer Polyneuropathie)<br />

lassen eine Ausbreitung virulenter Bakterien in die Tiefe zu, dies führt zu einer zunehmenden Infektion<br />

mit Beteiligung von Weichteilen, Kapsel-Band-Apparat, Gelenken und Knochen. Besonders gefährlich<br />

ist die bakteriell bedingte Entzündung der arteriellen Gefäße, die zu einer raschen Obstruktion des Gefäßlumens<br />

(7 septische Thrombose) und damit zu einer infektbedingten Ischämie führen kann. Die Wundheilung<br />

ist gestört und anstelle einer Reparation tritt eine zunehmende Gewebezerstörung, die am Ende eine Amputation<br />

notwendig machen kann. Da<strong>bei</strong> ist der zeitliche Ablauf variabel und reicht von Stunden über Tage bis<br />

hin zu chronischen Läsionen, die sich über Jahre langsam verschlechtern.<br />

Abb. 1 9 Instrumentarium zur Diagnostik einer<br />

diabetischen Polyneuropathie<br />

CME ä1.2006 28

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!