31.10.2012 Aufrufe

Lernfeld 1 - Christiani

Lernfeld 1 - Christiani

Lernfeld 1 - Christiani

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

<strong>Lernfeld</strong> 1<br />

Die Schülerinnen und Schüler planen und fertigen einfache Produkte aus Holz.<br />

Wählen Sie eine geeignete Holzart für das Werkstück<br />

aus und begründen Sie Ihre Entscheidung.<br />

Bestimmen Sie anhand einer Holzprobe rechnerisch<br />

die Dichte der von Ihnen gewählten Holzart.<br />

Welche Handwerkzeuge benötigen Sie zur Herstellung<br />

des Schemels?<br />

Informieren Sie sich über das Thema „Unfallverhütung“.<br />

Wie können die einzelnen Holzteile miteinander verbunden<br />

werden?<br />

Überlegen Sie sich konstruktive Lösungen und stellen<br />

Sie diese als Raumbild dar.<br />

Die Abschrägung des Fußes soll im Verhältnis 5 : 3<br />

zum geraden Fußteil eingeteilt werden. Konstruieren<br />

Sie diese Einteilung und berechnen Sie den Winkel der<br />

Abschrägung.<br />

Bemaßen Sie die Draufsicht auf das mittlere Brett<br />

(300/62) mit dem Griffloch (100/25) normgerecht. 25<br />

160<br />

35<br />

3 Teile<br />

5 Teile<br />

Aufgaben<br />

9


1 Die Bedeutung des Waldes<br />

10<br />

1 Die Bedeutung des Waldes<br />

1.1 Aufgaben des Waldes<br />

Woher kommt das Holz?<br />

Der Wald liefert für den Menschen schon<br />

immer den Rohstoff Holz. Aber erst seit ca.<br />

200 Jahren gibt es die geregelte Forstwirtschaft.<br />

Die Aufgabe des Waldbauern ist<br />

es, neben der Holznutzung auch die Funktion<br />

des Ökosystems Wald zu erhalten.<br />

In diesem Jahrhundert wurden wegen der<br />

großen Nachfrage hauptsächlich schnellwachsende<br />

Nadelhölzer angepflanzt. In<br />

den letzten Jahren hat sich die Forstwirtschaft<br />

von dieser Monokultur abgewandt<br />

und sich verstärkt der Mischwaldwirtschaft<br />

verschrieben. Dieser Mischbestand<br />

aus Laub- und Nadelbäumen zeigt sich resistenter gegen Umweltbelastungen und<br />

Schädlingsbefall.<br />

Der Wald als Rohstofffaktor<br />

Der Waldbauer pflanzt die Bäume für seine Enkel und Urenkel. Bis die Bäume einschlagreif<br />

sind, vergehen viele Jahrzehnte. So müssen Eichen ca. 150 Jahre, manche Sorten<br />

wie die Spessarteiche sogar bis zu 250 Jahren, Buchen ca. 130 Jahre, Kiefern, Tannen,<br />

und Fichten etwa 90 Jahre wachsen, bis sie als Schnittholz genutzt werden können.<br />

Je rauer das Klima und je karger der Boden, desto geringer ist auch das Wachstum. Langsam<br />

wachsende Bäume liefern in der Regel aber hochwertigeres Holz, denn durch den engeren<br />

Jahresringaufbau arbeitet das Holz weniger und lässt sich besser bearbeiten.<br />

In Deutschland regelt ein Gesetz, dass die gleiche Fläche des eingeschlagenen Waldes<br />

in angemessener Zeit wieder mit Jungpflanzen aufgeforstet werden muss. Ca. 4 000 junge<br />

Fichten müssen angepflanzt werden, damit auf der Fläche von einem Hektar in hundert<br />

Jahren etwa 400 ausgewachsene Bäume stehen. Um auf der gleichen Fläche zwischen<br />

150 – 200 Eichen ernten zu können, sind 6 000 – 8 900 Setzlinge nötig. Hier sind<br />

aber auch die Schattlaubbäume mitgezählt, die die Eichen zum schnelleren Höhenwachstum<br />

antreiben und später entfernt werden.<br />

Der Wald als Klima-, Schutz- und<br />

Erholungsfaktor<br />

Der Wald ist nicht nur Rohstofflieferant, sondern<br />

trägt auch wesentlich zu den angenehmen<br />

klimatischen Bedingungen in unseren<br />

Breiten bei. Der Wald reguliert den<br />

Wasserhaushalt des Bodens; er verhindert<br />

dadurch Überschwemmungen, aber auch<br />

das Ausdorren (Wasserspeicherfunktion). Er<br />

filtert und sammelt das Oberflächenwasser<br />

und liefert sauberes Trinkwasser. So dienen<br />

viele Wälder auch als Trinkwasserspeicher.


Der Wald erzeugt ein ausgeglichenes Klima. Im Winter ist es in Wäldern wärmer als in der<br />

freien Landschaft; im Sommer ist es im Wald auf Grund des dort verdunstenden Wassers<br />

immer kühler als in der unbewaldeten Umgebung.<br />

Auch für „saubere“ Luft sind Bäume verantwortlich. Bis zu 50 t an Ruß und Staub kann<br />

ein Waldgebiet mit der Größe von einem Hektar innerhalb eines Jahres reinigen. Hier sind<br />

besonders die immergrünen Nadelwälder zu erwähnen.<br />

Das ausgebreitete Wurzelwerk schützt den Boden vor der Gefahr der Abtragungen (Erosion).<br />

Besonders im Gebirge bewahrt daher der Wald die Bewohner vor Stein- und Gerölllawinen.<br />

Aber auch bei Schneelawinen bietet er Schutz. Hier bildet der Baumbestand<br />

für die zu Tal stürzenden Schneemassen ein Hindernis und wirkt so schützend für die Bevölkerung<br />

der Bergdörfer und die Verkehrswege.<br />

Tieren und vielen Pflanzenarten bietet er auf Grund dieser Eigenschaften einen sicheren<br />

Lebensraum. Nicht zuletzt spendet er dem Menschen Erholung und Ruhe.<br />

So werden in vielen Großstädten weitläufige Parkanlagen angelegt, um diese Eigenschaften<br />

zu nutzen.<br />

1.2 Gefährdung des Waldes<br />

Kohlendioxid (CO 2 ) und andere Abgase sind verantwortlich für den Treibhauseffekt. In<br />

der Lufthülle reflektieren diese Gase die Wärmestrahlung der Erde und geben sie wieder an<br />

deren Oberfläche zurück. Dadurch wird die<br />

Erdatmosphäre stark aufgeheizt. Das Klima<br />

verändert sich und wirkt so negativ auf die<br />

Entwicklung von Pflanzen und Tieren ein.<br />

Die Schadstoffe in der Luft, die durch Verbrennung<br />

fossiler Produkte entstehen, tragen<br />

zur Luftverschmutzung bei. Durch diese<br />

Belastung werden die Blätter und Nadeln<br />

der Bäume nachhaltig geschädigt.<br />

Der aus der Umweltverschmutzung resultierende<br />

saure Regen belastet den Boden<br />

und sorgt somit im Wurzelwerk für Schäden.<br />

Die Nahrungsaufnahme des Baumes<br />

ist gestört, da sich auf Grund dieser Belastungen<br />

der Waldboden verändert. Dem<br />

Baum stehen daher die erforderlichen Nahrungsmittel<br />

nicht in ausreichender Menge<br />

oder gar nicht mehr zur Verfügung.<br />

Der bundesweite Bericht über den Zustand<br />

des Waldes sagt aus, dass nur noch 28 %<br />

der Bäume ohne Schadensmerkmale sind.<br />

41 % der Bäume weisen bereits Schäden<br />

auf und bei 31 % liegt bereits eine deutliche<br />

Kronenverlichtung vor. Als geschädigt werden<br />

ausschließlich Bäume bezeichnet, die<br />

mehr als ein Viertel der Blätter bzw. Nadeln<br />

verloren haben. Diese bedenklichen Zahlen<br />

fordern uns alle zu einem bewussteren Umgang<br />

mit der Natur und deren Ressourcen<br />

auf. Ursachen der Waldschäden<br />

1.2 Gefährdung des Waldes<br />

11<br />

<strong>Lernfeld</strong> 1


1 Die Bedeutung des Waldes<br />

Sichtbare Auswirkungen der Umweltbelastung<br />

Im Erzgebirge und Riesengebirge lassen sich diese Auswirkungen<br />

deutlich erkennen. Die bei der Braunkohlefeuerung<br />

freigesetzten Gase haben den Wald nachhaltig geschädigt.<br />

Würde nur unbelastetes, d. h. nicht mit Holzschutzmitteln<br />

oder anderen Chemikalien behandeltes Holz verfeuert, entstünden<br />

solche Umweltbelastungen nicht.<br />

Das bei der Verbrennung anfallende Kohlendioxid wird von<br />

den aufgeforsteten Bäumen wieder in Sauerstoff umgewandelt.<br />

Daraus ergibt sich eine ausgeglichene Umweltbilanz.<br />

1.3 Deutsche Waldgebiete – Waldbestand<br />

Deutschland ist zu einem Drittel bewaldet<br />

Deutschland ist eines der waldreichen Länder<br />

der EU. Rund 10,7 Mio. Hektar, etwa ein<br />

Drittel der Gesamtfläche der Bundesrepublik<br />

Deutschland sind mit Wald bedeckt.<br />

In den vergangenen 40 Jahren nahm der<br />

Wald in unserem Land um 500 000 Hektar<br />

zu. Mehr als die Hälfte des Waldes ist Laubund<br />

Mischwald. Ebenso ist der Bestand an<br />

älteren Bäumen gewachsen.<br />

Die Mehrung des Laub- und Mischwaldanteils<br />

ist ein bedeutendes forstwirtschaftli-<br />

Flächeneinteilung der Bundesrepublik Deutschland<br />

ches Ziel. Privatwaldbesitzer und ländliche<br />

Gemeinden werden aus staatlichen Fördergeldern<br />

unterstützt. Der Erfolg ist, dass<br />

die Wiederaufforstung nach den schweren<br />

Stürmen von 1990 zu über 90 Prozent mit<br />

Laubholz- und Mischkulturen erfolgte.<br />

Anteil der Holzarten<br />

12<br />

Privatwald<br />

(einschl.<br />

600,00 ha<br />

Treuhand-<br />

Waldflächen)<br />

Körperschaftswald<br />

(z. B. Kommunen)<br />

Waldbesitz<br />

Staatswald<br />

Wem gehört der Wald?<br />

Der Waldbesitz teilt sich zwischen privaten<br />

Personen, Körperschaften (Kommunen)<br />

und dem Staat auf. Landwirtschaftliche Betriebe<br />

haben im Durchschnitt 5 Hektar<br />

Waldfläche. Betriebe, die die Wälder der<br />

Körperschaften bewirtschaften, sind mit einer<br />

durchschnittlichen Waldfläche von 175<br />

Hektar deutlich größer. Die größten Betriebe<br />

gehören dem Staat. Ein staatliches<br />

Forstamt ist durchschnittlich für ca. 3 500<br />

Hektar verantwortlich und nimmt außerdem<br />

Betreuungs- und Beratungsaufgaben im<br />

Bereich des Privat- und Kommunalwaldes<br />

wahr. Im bundesstaatlichen Besitz befinden<br />

sich derzeit ca. 410 000 Hektar Wald.<br />

Sie werden hauptsächlich als militärisches<br />

Übungsgelände benutzt.


2 Der Aufbau des Holzes<br />

Wie funktioniert das „Wunderwerk Baum“?<br />

In den Nationalparks Nordamerikas finden<br />

sich Bäume, die mehrere tausend<br />

Jahre alt sind und bei einem Stammdurchmesser<br />

von 10 m über 100 m hoch<br />

werden. Auf der australischen Insel Tasmanien<br />

wurde im Jahr 1985 ein Baum entdeckt,<br />

dessen Wurzelwerk sich über die<br />

Fläche eines Häuserblocks erstrecken<br />

und der älter als 10 000 Jahre sein soll. Er<br />

wäre damit der vermutlich älteste lebende<br />

Organismus der Erde.<br />

Welchen Aufbau hat dieser schon seit<br />

Jahrtausenden genutzte Werkstoff Holz?<br />

2.1 Teile des Baumes und deren Aufgaben<br />

Die Wurzeln geben dem Baum einerseits Halt und andererseits versorgen sie ihn mit Nahrung.<br />

Die Haupt- und Nebenwurzel verankern den Baum in der Erde.<br />

Der Stamm trägt die Baumkrone und leitet die Nährstoffe nach oben bzw. die Stärke am<br />

äußeren Rand nach unten. Der Teil des Stammes von der Erdoberfläche bis zum Astansatz<br />

wird als Schaft bezeichnet. Dieser Teil des Baumes liefert dem Tischler den Rohstoff Holz.<br />

Die Krone des Baumes setzt sich aus Ästen, Zweigen, Blätter, Blüten, Früchten und Knospen<br />

zusammen. Hier erzeugt der Baum Sauerstoff.<br />

Der Nahrungshaushalt des Baumes<br />

Der Baum braucht zum Wachsen Kohlendioxid<br />

(CO2 ) aus der Luft, Energie in Form<br />

von Sonnenlicht und in Wasser gelöste<br />

Mineralien wie Magnesium, Kalzium, Kalium,<br />

Eisen, Phosphor und Schwefel, die<br />

ihm als Nährstoffe dienen.<br />

Die feinen Haarwurzeln sorgen für die Ernährung<br />

des Baumes mit den im Boden gelösten<br />

Mineralien.<br />

Über die Neben- und Hauptwurzeln gelangen<br />

diese in das Leitungssystem des<br />

Stammes, die Splintschicht, und werden<br />

hierhin weitergeleitet über Äste und Zweige<br />

bis zu Nadeln und Blättern. Die in Wasser<br />

gelösten Nährstoffe steigen in sehr dünnen,<br />

lang gestreckten und mit Membranen<br />

versehenen hohlräumigen Holzzellen zur<br />

Baumkrone hin.<br />

Krone<br />

Stamm<br />

Wurzeln<br />

Die Ernährung des Baumes<br />

2.1 Teile des Baumes und deren Aufgaben<br />

CO2<br />

Assimilation<br />

Nährstoffe<br />

Stärke<br />

Sonne<br />

O2<br />

H2O<br />

13<br />

<strong>Lernfeld</strong> 1


2 Der Aufbau des Holzes<br />

Aufbau einer Holzzelle<br />

Man bezeichnet diese dünnen Leitungsröhrchen auch als Kapillare. Da in den Blättern<br />

und Nadeln laufend Wasser verdunstet, entsteht in dem Leitungssystem ein Unterdruck,<br />

der neben der Kapillarität das Aufsteigen des Wassers beschleunigt. Die Blätter und Nadeln<br />

besitzen die Eigenschaft, aus den in Wasser gelösten Nährstoffen und dem Kohlendioxid<br />

aus der Luft mit Hilfe des Chlorophylls (Blattgrün) Sauerstoff zu erzeugen.<br />

Diesen chemischen Umwandlungsprozess nennt man Assimilation oder wegen der Mitwirkung<br />

des Sonnenlichts auch Photosynthese.<br />

Der Sauerstoff, der aus den Nadeln und Blättern austritt, ist nur ein Nebenprodukt<br />

dieses Stoffwechsels. Der bei der Umwandlung entstehende Traubenzucker, der Grundbaustein<br />

jedes Pflanzenwachstums und die daraus gewonnene Stärke gelangen in gelöster<br />

Form durch die Bastschicht in das Kambium (lat. cambiare: tauschen, wechseln)<br />

– die Zuwachszone des Baumes – und<br />

dienen hier dem Zellgewebe zur Zellbildung.<br />

Aus Traubenzucker und Stärke bildet der<br />

Baum körpereigene Stoffe wie Zellulose<br />

und den hauptsächlichen Holzinhaltsstoff<br />

Lignin sowie Tannine usw.<br />

Zellulose ist der Hauptbaustoff der Zellwände.<br />

Die eingelagerte Hemizellulose verleiht<br />

den Zellwänden weitere Festigkeit;<br />

außerdem ist sie chemisch sehr schwer löslich.<br />

Pektine werden ebenfalls in den Zellwänden<br />

gespeichert. Sie zeigen ein großes<br />

Quellvermögen und sorgen für die Einlagerung<br />

anderer Stoffe in die Zellwand.<br />

Lignin (lat. lignum: Holz) lagert sich in den Zellwänden ein und sorgt somit für die Verholzung<br />

des Stammes. Im Zellinneren „schwimmt“ der Zellkern im Protoplasma, das für<br />

die Regelung des Stoffwechsels verantwortlich ist. Er ist der Träger der Erbinformationen.<br />

Kern<br />

Markröhre<br />

Der Aufbau des Stammquerschnitts<br />

Die Markröhre benötigt der Baum in seinen<br />

ersten Lebensjahren als Nährstoff- und<br />

Wasserleitung.<br />

Splint<br />

Der Kern ist das Haupttraggerüst des Baumes.<br />

Er bildet sich erst allmählich aus und<br />

ist auch nicht bei allen Holzarten zu erkennen<br />

bzw. vorhanden. Er besteht aus bereits<br />

verholzten Zellen. Hier werden vor allem<br />

Lignin, aber auch andere Holzinhaltsstoffe,<br />

Kambium wie Gerbsäuren, Öle, Harze usw. in die Zellwände<br />

eingelagert.<br />

Der Splint ist für die Nährstoff- und Was-<br />

Bast<br />

serversorgung des Baumes verantwortlich.<br />

Rinde und Borke<br />

Ihn ihm steigen die in Wasser gelösten Mineralien<br />

in den dünnen, röhrenartigen Zel-<br />

Aufbau des Stammquerschnitts<br />

len auf Grund der Kapillarwirkung nach<br />

oben.<br />

Im Bast findet der Transport der umgewandelten Nährstoffe Traubenzucker und Stärke<br />

von den Blättern nach unten zum Kambium hin statt. Außerdem entwickelt sich aus dem<br />

Bast die Rinde.<br />

14<br />

Zellwand<br />

Farbstoffkörper<br />

Zellkern<br />

Protoplasma


Im Kambium bilden sich nach außen hin Bastzellen (Pholem) und zum Kernninneren hin<br />

Splintholzzellen (Xylem) aus. Es entsteht jedes Jahr ein neuer Ring an Holzzellen. Deshalb<br />

nennt man diesen Bereich auch Zuwachszone.<br />

Rinde und Borke bilden die äußerste Schicht eines Baumes. Sie gibt dem Baum Schutz<br />

vor schädigenden äußeren Einwirkungen wie Wind, Wetter, Insekten, Pilze usw.<br />

2.2 Einteilung der Bäume nach Kern-, Splint-, Reif- und<br />

Kernreifholzbäumen<br />

Die Nahrung des Baumes wird in der äußeren<br />

Schicht, in der Splintschicht, von den<br />

Wurzeln zur Krone geleitet.<br />

Mit zunehmendem Alter tritt bei vielen<br />

Bäumen eine Verkernung ein, d. h. der innere<br />

Bereich des Stammes stellt die Leitung<br />

der in Wasser gelösten Nährstoffe ein und<br />

wird mit Gerb- und Farbstoffen, Wachsen,<br />

Fetten, Ölen, Harzen usw. angereichert.<br />

Das verkernte Holz ist härter, schwerer und<br />

widerstandsfähiger als der Rest des Querschnitts.<br />

Außerdem arbeitet der Kern weniger.<br />

2.2 Einteilung der Bäume nach Kern-, Splint-, Reif- und Kernreifholzbäumen<br />

Kernholz<br />

Kernholzbaum<br />

Splintholz<br />

Reifholz<br />

Die Kernholzbäume kommen in der Natur<br />

am häufigsten vor. Der innere Teil des Stammquerschnitts<br />

stellt die Wasserführung ein.<br />

Durch die Einlagerung der Holzinhaltsstof-<br />

Splintholzbaum Splintholz Kernreifholzbaum<br />

fe tritt eine meist sehr deutliche dunkle Verfärbung<br />

auf. Dieser Kernbereich ist härter, schwerer, widerstandsfähiger und arbeitet weniger<br />

als die helle Splintholzschicht im äußeren Stammquerschnitt, die zudem anfällig gegen<br />

Schädlingsbefall ist. Deshalb darf die Splintholzschicht bei einigen Bäumen, hier zählt z. B.<br />

die Eiche dazu, nicht verarbeitet werden.<br />

Akazie, Pflaume (und alle anderen Obstbaumsorten außer Birnbaum), Eiche, Lärche, Kiefer,<br />

Esche Robinie, Nussbaum und Eibe sind Kernholzbäume. Die Anfangsbuchstaben<br />

dieser Bäume ergeben das Wort „A-PF-E-L-K-E-R-N-E“.<br />

Die Reifholzbäume verkernen ebenfalls. Der Kern verändert dabei auch seine Eigenschaften;<br />

eine farbliche Veränderung bleibt jedoch aus. Hier muss der Tischler den Übergang<br />

von Kern- zu Splintholz an der wechselnden Härte erkennen. Zu den Reifholzbäumen<br />

gehören. Feldahorn, Birnbaum, Fichte, Tanne, Buche und Linde. Auch hier hilft zum<br />

Erinnern ein kleines Wortspiel: „REI-FE-BIRN-FI-TA-BU-LI“.<br />

Die Splintholzbäume bilden keinen Kern aus. Sie haben über den gesamten Querschnitt<br />

die gleiche Farbe und Eigenschaften. Die wichtigsten Splintholzbäume sind u.a. Weißbuche,<br />

Birke, Aspe, Bergahorn, Erle, Spitzahorn. Sie lassen sich mit einem Fantasiewort<br />

gut merken: „SPLINT-WEIß-BIRK-ASP-BERG-ERL-SPITZ“.<br />

Die Kernreifholzbäume bilden in ihrem Inneren sowohl eine farblich abgesetze Kern- als<br />

auch eine Reifholzzone aus. Solche Bäume kommen sehr selten vor. Ulme und einige<br />

Eschearten zählen dazu.<br />

Reifholz<br />

Reifholzbaum<br />

Kernholz<br />

15<br />

<strong>Lernfeld</strong> 1


2 Der Aufbau des Holzes<br />

Markstrahlen<br />

16<br />

Radialschnitt<br />

(Spiegelschnitt)<br />

Schnittebenen am Holzstamm<br />

Weitere<br />

Hinweise<br />

siehe<br />

Kapitel 3.3<br />

2.3 Schnittebenen am Holzstamm – Zeichnung der<br />

Holzflächen<br />

Warum kann die Holzstruktur eines Stammes unterschiedlich erscheinen?<br />

Die nebenstehende Möbeltür wurde in Rahmenkonstruktion hergestellt.<br />

Es ist deutlich zu erkennen, dass der Rahmen eine andere Holzstruktur<br />

aufweist als die Füllung.<br />

Worin besteht der Unterschied in der Struktur?<br />

Welche Gründe gibt es für die unterschiedliche Holzauswahl?<br />

Querschnitt (Hirnschnitt)<br />

Tangentialschnitt<br />

(Fladerschnitt)<br />

Je nachdem wie der Holzstamm geschnitten<br />

wird, zeichnen sich an einem Holzstück<br />

unterschiedliche Strukturen ab. Der Queroder<br />

Hirnschnitt wird senkrecht zur Längsachse<br />

geführt. Hier sind die einzelnen Jahresringe,<br />

die sich um die Markröhre ausbilden,<br />

deutlich zu sehen. Von der Mitte ausgehend,<br />

laufen die Markstrahlen nach außen.<br />

Die Markröhre wird vor der Weiterverarbeitung<br />

des Holzes herausgetrennt, da dieser<br />

Bereich unweigerlich reißen würde.<br />

Der Radial- oder Spiegelschnitt geht durch<br />

die Stammmitte, dabei werden die Jahresringe<br />

senkrecht durchgeschnitten. Die Holz-<br />

struktur erscheint streifenartig; es zeigt sich eine schlichte Maserung. Diese schlichte Maserung<br />

lässt ein Möbelstück klar und ruhig wirken. Außerdem weisen Bretter und Bohlen aus<br />

dem Radialschnitt „stehende Jahresringe“ auf.<br />

Da Holz am stärksten in Richtung der Jahresringe arbeitet, ist bei diesem Schnitt der negative<br />

Einfluss der Jahresringe auf das Arbeiten des Holzes am geringsten. Dies spielt<br />

z. B. bei der Holzauswahl für Rahmenhölzer eine große Rolle.<br />

Die Markstrahlen sind in diesem Schnitt als glänzende Flächen, die auch als Spiegel bezeichnet<br />

werden, zu erkennen. Besonders bei Eiche und Esche zeigen sie sich sehr deutlich.<br />

Der Tangential- oder Fladerschnitt verläuft in Richtung der Jahresringe. Bei diesem<br />

Schnitt werden die Jahresringe nur angeschnitten. Da sich ein Baum nach obenhin verjüngt,<br />

zeichnet sich eine kegelförmige, eine gefladerte Maserung ab. Dies gilt umso stärker,<br />

je weiter der Schnitt vom Stammmittelpunkt weg angesetzt wird. Die Wirkung dieser<br />

Maserung ist bei einem Möbelstück lebhaft dekorativ.<br />

Da man bei diesem Schnitt liegende Jahresringe erhält, ist hier deren Einfluss auf das Arbeiten<br />

des Holzes am stärksten. Es darf daher z. B. bei einer Rahmentüre nicht als Rahmenholz<br />

verwendet werden, wohl aber als dekorative Füllung, da hier das Arbeiten des<br />

Holzes durch eine geeignete konstruktive Lösung aufgefangen werden kann.


Die Breite der Jahresringe<br />

Die Jahresringe haben selten den gleichen Abstand voneinander, deshalb ergeben sich<br />

auch bei identischen Holzarten immer unterschiedliche Zeichnungen. Neben der Zeichnung<br />

bestimmt auch deren Farbe seine gestalterische Qualität.<br />

Die Jahresringbreite und auch die Holzfarbe sind abhängig vom Standort, von der Witterung<br />

und von den Erbanlagen des Baumes.<br />

Ein Jahresring setzt sich aus dem hellen Frühholz und dem dunklen Spätholz zusammen.<br />

Die breiteren, weichen und dünnwandigen Frühholzzellen bilden sich im Frühjahr,<br />

wenn der Baum ausreichend Nahrung erhält.<br />

Die Spätholzzellen bilden sich im Spätsommer und Frühherbst. Sie sind schmäler,<br />

härter und dickwandiger als die Frühholzzellen; deshalb erscheinen sie dunkler. Im Winter<br />

erzeugt der Baum keine Holzzellen, denn es findet kein Stoffwechsel statt, da der Baum<br />

die Saftführung einstellt. Neben der Zeichnung des Baumes bestimmt auch dessen Farbe<br />

seine gestalterische Qualität.<br />

Der Holzzuwachs des Baumes richtet sich<br />

nach der Bodenbeschaffenheit. In Gegenden<br />

mit kargen Böden gibt es langsam<br />

wachsende Bäume, die dementsprechend<br />

feinjähriges Holz aufweisen. Deshalb ist<br />

die in Skandinavien wachsende Nordische<br />

Fichte so beliebt. Wächst ein Baum hingegen<br />

auf nährstoffreichem Boden, so weist<br />

er auf Grund schnelleren Wachstums grobjähriges<br />

Holz auf.<br />

Vom Tischler wird hauptsächlich feinjähriges Holz bevorzugt, da dies durch die dicht<br />

aneinander liegenden, dickwandigen Spätholzzellen fester und dauerhafter ist. Außerdem<br />

ist feinjähriges Holz besser zu bearbeiten und es verzieht sich weniger als grobjähriges Holz.<br />

2.4 Feinbau des Holzes<br />

Warum ist die Struktur des Holzes unterschiedlich?<br />

Im gehobenen Möbelbau gehört der Kirschbaum<br />

schon sehr lange zu den am meisten verarbeiteten<br />

Holzarten.<br />

Dieses Holz wirkt aus verschiedenen Gründen sehr<br />

elegant: Die braunrote Färbung wirkt beruhigend,<br />

die Fladerung ist ruhig und die Holzoberfläche sehr<br />

glatt.<br />

Im Gegensatz dazu gibt Eichenholz den Möbeln ein<br />

schweres Aussehen. Die Fladerung ist lebhaft und<br />

die Holzoberfläche wirkt rau.<br />

Warum wirkt das Holz des Kirschbaums so fein, das<br />

Eichenholz aber so rau?<br />

Stellen Sie noch weitere Holzarten gegenüber, bei<br />

denen diese Eigenschaften auftreten.<br />

2.4 Feinbau des Holzes<br />

Feinjähriges Holz Grobjähriges Holz<br />

Weitere<br />

Hinweise<br />

siehe auch<br />

Kapitel 3.3<br />

17<br />

<strong>Lernfeld</strong> 1

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!