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Otto Meyer-Amden – Oskar Schlemmer - Kunstmuseum Basel

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Pressemitteilung<br />

<strong>Otto</strong> <strong>Meyer</strong>-<strong>Amden</strong> <strong>–</strong> <strong>Oskar</strong> <strong>Schlemmer</strong><br />

20. Oktober 2007 <strong>–</strong> 3. Februar 2008<br />

Zwei Karrieren und eine aussergewöhnliche Freundschaft<br />

Der Schweizer <strong>Otto</strong> <strong>Meyer</strong>-<strong>Amden</strong> (1885<strong>–</strong>1933) und der Deutsche <strong>Oskar</strong> <strong>Schlemmer</strong> (1888<strong>–</strong><br />

1943) begegnen sich 1907 als Studenten an der Stuttgarter Kunstakademie. Sie teilen von Anfang<br />

an das Bedürfnis nach einem intensiven gegenseitigen Austausch über ihre eigenen<br />

Werke und künstlerische Fragen im Allgemeinen. Als sich ihre Wege 1912 wieder trennen,<br />

entwickelt sich ein umso intensiverer Briefwechsel.<br />

<strong>Meyer</strong>-<strong>Amden</strong> folgt 1912 der Einladung des Schweizer Malerfreundes Hermann Huber nach<br />

<strong>Amden</strong> oberhalb des Walensees (Zentralschweiz). Hier bildet sich kurzfristig eine Art<br />

Künstlerkolonie mit Willi Baumeister und anderen jungen Künstlern. Doch schon bald bleibt er<br />

alleine zurück und harrt bis 1928 in bescheidenen ländlichen Verhältnissen aus. Neben den<br />

Ausflügen nach Zürich und Besuchen von Freunden ist ihm der briefliche Austausch mit<br />

<strong>Schlemmer</strong>, Baumeister und Huber wichtig. 1928 bemüht sich <strong>Meyer</strong>-<strong>Amden</strong> um eine Dozentenstelle<br />

an der Kunstgewerbeschule Zürich. Er übernimmt die Zeichenklasse, die er erst aufgrund<br />

seines Kropfleidens 1932 wieder aufgibt. <strong>Meyer</strong>-<strong>Amden</strong> verstirbt im Januar 1933 im Alter<br />

von lediglich 47 Jahren.<br />

<strong>Schlemmer</strong> leistet Militärdienst im ersten Weltkrieg, führt sein Studium als Meisterschüler in<br />

Stuttgart weiter und folgt schliesslich 1920 einer Berufung an das Staatliche Bauhaus in Weimar<br />

und anschliessend in Dessau (1925). 1929 übernimmt er eine Professur an der Staatlichen<br />

Akademie in Breslau, nach deren Schliessung im Jahre 1932 wechselt er zu den Vereinigten<br />

Staatsschulen für Kunst in Berlin. 1933 folgt die Entlassung, und 1937 wird er in der Ausstellung<br />

„Entartete Kunst“ in München gezeigt. Es bleibt ihm vorübergehend der Rückzug nach Stuttgart<br />

(1938<strong>–</strong>40), wo er für ein Malergeschäft arbeitet. 1940 bis 1943 ist er für die Lackfabrik von Kurt<br />

Herberts in Wuppertal tätig, wo er ein Auskommen findet und trotz den schwierigen Umständen<br />

die Fensterbilder entstehen. 1943 stirbt er nach kurzer Krankheit in Baden-Baden.<br />

Die beiden Künstler tauschen nach 1912 nicht nur Briefe aus, sondern auch Fotografien ihrer<br />

Werke. <strong>Schlemmer</strong> schickt <strong>Meyer</strong>-<strong>Amden</strong> Bauhaus-Bücher und stellt dessen Werke in der Breslauer<br />

Akademie aus, er hält sogar Diavorträge darüber. Die beiden begegnen sich zwischen<br />

1912 und 1933 nur noch fünf mal in <strong>Amden</strong> und in Zürich, doch <strong>Schlemmer</strong> reist auch nach<br />

<strong>Meyer</strong>-<strong>Amden</strong>s Tod in die Schweiz um dessen Bruder beim Ordnen des Nachlasses zu helfen<br />

und die erste Monografie über den Künstler zu verfassen (Zürcher Johannispresse, 1934).<br />

Zeichnungen und Gemälde<br />

Wenn ihre Werke auch auf den ersten Blick von sehr unterschiedlichem Charakter sind, so<br />

verfolgten beide Künstler doch ähnliche künstlerische Ziele in der Verbindung von Tradition und<br />

Neuerung, von Inhalt und Form. Sie strebten nach der Verbildlichung des Reinen, Wahren und<br />

Schönen auf der Basis der Beschäftigung mit Figur und Raum. <strong>Schlemmer</strong> war beeindruckt von<br />

<strong>Meyer</strong>-<strong>Amden</strong>s beharrlicher künstlerischer Eigenständigkeit; <strong>Meyer</strong>-<strong>Amden</strong> wiederum gelangte<br />

dank <strong>Schlemmer</strong>s Werken „entzückend schnell in die Moderne“.


<strong>Meyer</strong>-<strong>Amden</strong>s Kunst besteht vor allem aus Bleistift- und Farbstiftzeichnungen sowie sehr<br />

kleinformatigen Ölbildern auf Karton, denn in <strong>Amden</strong> hatte er wenig Gelegenheit und finanzielle<br />

Mittel, in grossen Formaten zu arbeiten. Bildthemen wie Impfung, Schlafsaal und Vorbereitung<br />

(Morgenandacht) befassen sich vor allem mit Knaben, die sich als Individuen in eine Gemeinschaft<br />

einfügen. Die Beziehung zwischen Individuum und Kollektiv findet auch Ausdruck auf der<br />

formalen Ebene in geometrisch strukturierten Kompositionen mit systematischer Staffelung von<br />

Figuren und Tiefenwirkung. Eine Besonderheit <strong>Meyer</strong>-<strong>Amden</strong>s sind die zahlreichen Knabenakte,<br />

die er als zarte Bleistiftzeichnungen ausgeführt hat. Insgesamt ist die Kunst <strong>Meyer</strong>-<br />

<strong>Amden</strong>s geprägt von einem intimen Charakter und subtilen Stimmungen.<br />

Von <strong>Schlemmer</strong> sind in der Ausstellung wichtige und bekannte Gemälde zu sehen, darunter<br />

Frauentreppe (1925) und Fünf Figuren im Raum, Römisches (1925) sowie deren Vorstudien auf<br />

Papier, zudem Blaues Bild von 1928. Im Fokus steht die aufgrund ihrer Fragilität selten<br />

gezeigte, bedeutende Werkgruppe der Fensterbilder. Die 1942 mit Ölfarbe auf Papier<br />

ausgeführten Fensterbilder sind zwischen den Gattungen Zeichnung und Malerei anzusiedeln.<br />

Sie waren <strong>Schlemmer</strong> noch einmal Anlass, sich neun Jahre nach <strong>Meyer</strong>-<strong>Amden</strong>s Tod mit<br />

dessen Werk auseinanderzusetzen und nicht zuletzt dadurch einen Ansatz für die<br />

Neuorientierung in seiner Kunst zu finden.<br />

<strong>Meyer</strong>-<strong>Amden</strong> und <strong>Schlemmer</strong> in <strong>Basel</strong><br />

Das <strong>Kunstmuseum</strong> <strong>Basel</strong> und sein Kupferstichkabinett verfügen über einen beachtlichen<br />

Bestand an Werken der beiden Künstler, der vollständig in der Ausstellung zu sehen ist. Die<br />

ersten Zeichnungen von <strong>Meyer</strong>-<strong>Amden</strong> wurden bereits 1924 erworben, doch das grösste Konvolut<br />

konnte 1934 nach der Gedächtnisausstellung in der Kunsthalle <strong>Basel</strong> für die Sammlung<br />

gewonnen werden. Bis in die letzten Jahre kamen einzelne Blätter hinzu. In der Ausstellung<br />

ergänzen sechs Leihgaben aus Aarau, Schaffhausen, Winterthur und einer Privatsammlung<br />

den Basler Bestand. Die beiden Gemälde Frauentreppe (1925) und Fünf Figuren im Raum,<br />

Römisches (1925) hat die Basler Regierung 1939 mit einem Sonderkredit erworben. Sie waren<br />

aus deutschen Museen entfernt und durch die nationalsozialistische Regierung in Berlin zum<br />

Kauf angeboten worden waren. Der Künstler schätzte diese Schweizer „Rettungsaktion“ und<br />

sah sich dadurch sehr mit <strong>Basel</strong> verbunden. In den 1950er Jahren wurden 5 Zeichnungen<br />

erworben, 1966 kamen 4 Blätter durch den Karl August Burckhardt-Koechlin-Fonds hinzu. Die<br />

Fensterbilder und Blaues Bild sind wertvolle Dauerleihgaben aus Privatbesitz.<br />

Katalog<br />

<strong>Otto</strong> <strong>Meyer</strong>-<strong>Amden</strong> <strong>–</strong> <strong>Oskar</strong> <strong>Schlemmer</strong>, mit Beiträgen von Anita Haldemann und Nicolaj van<br />

der Meulen, hrsg. vom <strong>Kunstmuseum</strong> <strong>Basel</strong>, Kupferstichkabinett, 2007; 144 S., 37 ganzseitigen<br />

Farbabb., Künstlerbiografien und einem vollständigen Verzeichnis der ausgestellten Werke;<br />

zweisprachig Ausgabe Deutsch/Englisch; Preis CHF 44.-<br />

Bildmaterial und weitere Informationen<br />

<strong>Kunstmuseum</strong> <strong>Basel</strong><br />

Christian Selz<br />

St. Alban-Graben 8<br />

CH<strong>–</strong>4010 <strong>Basel</strong><br />

Telefon +41 61 206 62 06<br />

Telefax +41 61 206 62 52<br />

pressoffice@kunstmuseumbasel.ch<br />

www.kunstmuseumbasel.ch

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