Sichern von Kipp- und Absetzbehältern - Ladungssicherung.de
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<strong>Ladungssicherung</strong><br />
<strong>Sichern</strong> <strong>von</strong> <strong>Kipp</strong>- <strong>und</strong><br />
Absetzbehältern<br />
Es war stürmisch <strong>und</strong> die Fahrt auf <strong>de</strong>r<br />
Autobahn war schwierig. Bei je<strong>de</strong>r<br />
Windböe musste Reinhold K. gegenlenken.<br />
Er hatte einiges zu tun, seinen<br />
Lkw gera<strong>de</strong> in <strong>de</strong>r Spur zu halten. Dann<br />
gab es einen Schlag, das Fahrverhalten<br />
än<strong>de</strong>rte sich plötzlich <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Blick<br />
in <strong>de</strong>n Rückspiegel machte Reinhold<br />
K. klar, dass er ein großes Problem<br />
hatte. Hinter ihm rutschte <strong>de</strong>r Abrollbehälter<br />
über die Fahrbahn, <strong>de</strong>n er<br />
eben noch auf seinem Fahrzeug transportiert<br />
hatte.<br />
Reinhold K. hielt sofort auf <strong>de</strong>m Seitenstreifen<br />
an. Zum Glück war <strong>de</strong>r Verkehr<br />
nicht beson<strong>de</strong>rs stark <strong>und</strong> alle<br />
Fahrzeuge konnten <strong>de</strong>m Behälter ausweichen<br />
o<strong>de</strong>r noch rechtzeitig anhalten.<br />
Was aber wenn da doch noch einer<br />
reinfährt? Wer trägt dann die Verantwortung<br />
<strong>und</strong> wie konnte das überhaupt<br />
passieren?<br />
Die Verantwortung für die ausreichen<strong>de</strong><br />
<strong>Ladungssicherung</strong> – <strong>und</strong> ein Abrollbehälter<br />
ist Ladung im Sinne <strong>de</strong>r StVO<br />
– tragen alle am Transport Beteiligten.<br />
Das können <strong>de</strong>r Fahrer, <strong>de</strong>r Fahrzeughalter,<br />
<strong>de</strong>r Verla<strong>de</strong>r, <strong>de</strong>r Absen<strong>de</strong>r <strong>und</strong><br />
<strong>de</strong>r Frachtführer sein. Je<strong>de</strong>r muss dabei<br />
für seinen Bereich gera<strong>de</strong>stehen.<br />
Eines ist aber gewiss, <strong>de</strong>n Fahrer trifft<br />
es fast immer.<br />
In diesem Fall war es nicht einfach zu<br />
erkennen, warum <strong>de</strong>r Abrollbehälter<br />
heruntergefallen ist. Um das zu klären<br />
hätte man das gesamte Fahrzeug<br />
sicherstellen <strong>und</strong> <strong>von</strong> einem Sachverständigen<br />
untersuchen lassen müssen.<br />
Weil aber nieman<strong>de</strong>m etwas passiert<br />
war <strong>und</strong> auch sonst kein Sachscha<strong>de</strong>n<br />
entstan<strong>de</strong>n ist, wur<strong>de</strong> diese Untersuchung<br />
nicht angeordnet. Also blieb<br />
auch die Frage nach <strong>de</strong>r Ursache dieses<br />
Vorkommnisses unbeantwortet.<br />
Wie müssen austauschbare <strong>Kipp</strong>- <strong>und</strong><br />
Absetzbehälter – so <strong>de</strong>r offizielle<br />
Begriff – <strong>und</strong> die Ladungen in ihnen<br />
gesichert wer<strong>de</strong>n? Auskunft gibt hier<br />
die Richtlinie VDI 2700. Danach ist bei<br />
austauschbaren Ladungsträgern zwischen<br />
<strong>de</strong>r Sicherung <strong>de</strong>r Ladung in<br />
<strong>de</strong>m Behälter <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Sicherung <strong>de</strong>s<br />
Behälters auf <strong>de</strong>m Fahrzeug zu unterschei<strong>de</strong>n.<br />
<strong>Kipp</strong>- o<strong>de</strong>r Absetzbehälter dienen in<br />
erster Linie zum Transport <strong>von</strong> Fließo<strong>de</strong>r<br />
Schüttgütern. Die Sicherung dieser<br />
Ladungen in <strong>de</strong>m Behälter erfolgt<br />
durch <strong>de</strong>n Behälter selber <strong>und</strong> ggf.<br />
durch eine Ab<strong>de</strong>ckung z.B. mit Verschluss<strong>de</strong>ckeln,<br />
mit einem Netz o<strong>de</strong>r<br />
mit einer Plane. Das sollte eigentlich<br />
kein Problem darstellen. Problematischer<br />
ist da schon die ausreichen<strong>de</strong><br />
Sicherung <strong>de</strong>s Behälters auf <strong>de</strong>m<br />
Transportfahrzeug. Laut Richtlinie VDI<br />
2700 wer<strong>de</strong>n die Behälter durch<br />
spezielle Einrichtungen formschlüssig<br />
<strong>und</strong>/o<strong>de</strong>r kraftschlüssig mit <strong>de</strong>m<br />
Trägerfahrzeug verb<strong>und</strong>en. Wie kann<br />
das in <strong>de</strong>r Praxis aussehen?<br />
Spezielle Halteeinrichtungen<br />
Eine formschlüssige Sicherung setzt<br />
zuerst einmal voraus, dass <strong>de</strong>r Behälter<br />
so dimensioniert ist, dass er richtig<br />
auf das Fahrzeug passt. Eine ausreichen<strong>de</strong><br />
<strong>Ladungssicherung</strong> erreicht<br />
man dann in <strong>de</strong>r Regel durch Halteeinrichtungen,<br />
die sich bei Abrollbehältern<br />
unter <strong>de</strong>m Behälter befin<strong>de</strong>n.<br />
Absetzbehälter können durch<br />
richtiges Plazieren <strong>von</strong> variabel einsteckbaren<br />
Halteeinrichtungen nach<br />
vorn <strong>und</strong> zu <strong>de</strong>n Seiten gesichert<br />
wer<strong>de</strong>n. Ein Problem stellt hier die<br />
rückwärtige <strong>Ladungssicherung</strong> dar.<br />
Die Behälter müssen, wie je<strong>de</strong>s<br />
an<strong>de</strong>re La<strong>de</strong>gut auch, mit 50% ihrer<br />
Gewichtskraft nach hinten gesichert<br />
wer<strong>de</strong>n. Der <strong>Kipp</strong>haken am Fahrzeug<br />
ist dafür – auch wenn so mancher es<br />
kaum glauben mag – nicht geeignet.<br />
Was nun?<br />
Es gibt neue Trägerfahrzeuge, <strong>de</strong>ren<br />
Tragmittel <strong>und</strong> Hebezeuge so eingestellt<br />
wer<strong>de</strong>n können, dass diese die<br />
Absetzmul<strong>de</strong> nach hinten ausreichend<br />
sichern. Diese Fahrzeuge sind aber<br />
noch recht selten. In <strong>de</strong>n meisten<br />
Fällen reicht das Hebezeug zur rückwärtigen<br />
Sicherung nicht aus <strong>und</strong> es<br />
Das Ab<strong>de</strong>cken mit<br />
einer Plane ist hier als<br />
<strong>Ladungssicherung</strong><br />
für die im Container<br />
befindliche Ladung<br />
völlig ausreichend.<br />
Während <strong>de</strong>r Fahrt fiel dieser Abrollbehälter <strong>von</strong> <strong>de</strong>r La<strong>de</strong>fläche.<br />
Blick unter einen Abrollbehälter, <strong>de</strong>r durch Halteeinrichtung<br />
ausreichend gesichert wird.<br />
12<br />
Berufskraftfahrer-Zeitung 03/04
<strong>Ladungssicherung</strong><br />
Das Sicherungsprinzip einer X-Zurrung (links) <strong>und</strong> einer V-Zurrung (rechts) ist<br />
Direktzurren. Hier muss die Ladung mit <strong>de</strong>r zulässigen Zugkraft <strong>de</strong>r Zurrmittel<br />
(LC laut Kennzeichnungsanhänger) <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Sicherungskraft <strong>de</strong>r Zurrpunkte auf<br />
<strong>de</strong>r La<strong>de</strong>fläche festgehalten wer<strong>de</strong>n. Die Zurrmittel sichern jetzt die Ladung.<br />
stellt sich die Frage nach <strong>de</strong>r Alternative.<br />
Die Berufsgenossenschaft für<br />
Fahrzeughaltungen (BGF) erarbeitet<br />
zurzeit praktikable Sicherungsvarianten<br />
zur Lösung dieses Problems.<br />
Beson<strong>de</strong>rs umstritten ist die richtige<br />
Sicherung <strong>von</strong> Absetzmul<strong>de</strong>n auf<br />
Anhängern. Die hier zurzeit übliche<br />
Sicherung erfolgt durch eine Y-Zurrung.<br />
Die Y-Zurrung basiert auf <strong>de</strong>m<br />
Wirkungsprinzip einer Nie<strong>de</strong>rzurrung.<br />
Wenn man be<strong>de</strong>nkt, dass die Absetzmul<strong>de</strong><br />
<strong>und</strong> die Standfläche auf <strong>de</strong>m<br />
Trägerfahrzeug aus Metall sind, die<br />
Reibungskraft somit sehr gering ist,<br />
versteht man, dass die Vorspannkraft<br />
zur Sicherung dieser glatten Ladung<br />
sehr hoch sein muss. Wenn <strong>de</strong>r Behälter<br />
frei auf <strong>de</strong>r La<strong>de</strong>fläche steht, ist bei<br />
einem Gleit-Reibbeiwert <strong>von</strong> µ = 0,2<br />
<strong>und</strong> einem Gewicht <strong>de</strong>s Behälters <strong>von</strong><br />
10 t auf je<strong>de</strong>r Seite <strong>de</strong>s Behälters ein<br />
Zurrmittel mit einer Vorspannkraft im<br />
gera<strong>de</strong>n Zug (S TF ) <strong>von</strong> 15.000 daN<br />
(entspricht 15 t) erfor<strong>de</strong>rlich. Selbst<br />
wenn <strong>de</strong>r Behälter nach vorn blockiert<br />
ist, muss je<strong>de</strong>s <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n Zurrmittel<br />
zur rückwärtigen Sicherung noch eine<br />
Vorspannkraft im gera<strong>de</strong>n Zug (S TF )<br />
<strong>von</strong> 7.500 daN (entspricht 7,5 t) haben.<br />
Hilfsmittel an<strong>de</strong>rs einsetzen<br />
Wer diese Zahlen liest, wird sich fragen,<br />
wie er die Behälter <strong>de</strong>nn überhaupt<br />
sichern kann. Die Antwort ist recht<br />
einfach: Durch Formschluss. Die Zurrmittel,<br />
mit <strong>de</strong>nen bis jetzt gesichert<br />
wur<strong>de</strong>, können die Aufgabe schon<br />
erfüllen, allerdings müssen sie dafür<br />
an<strong>de</strong>rs eingesetzt wer<strong>de</strong>n.<br />
Wenn eine Zurrkette mit Spin<strong>de</strong>lspanner<br />
<strong>und</strong> einem Durchmesser <strong>von</strong><br />
z.B. 8 mm in einer Y-Zurrung, also zum<br />
Nie<strong>de</strong>rzurren eingesetzt wird, kann sie<br />
eine Vorspannkraft <strong>von</strong> etwa 2.500<br />
daN aufbringen. Für einen 10 t Behälter<br />
sind dann 12 dieser Ketten erfor<strong>de</strong>rlich<br />
(Berechnung siehe oben).<br />
Wird dieselbe Kette in einer X-Zurrung<br />
o<strong>de</strong>r einer V-Zurrung verwen<strong>de</strong>t, kann<br />
sie eine Sicherungskraft <strong>von</strong> 4.000 daN<br />
(Güteklasse 8) o<strong>de</strong>r sogar <strong>von</strong> 5.000<br />
Das Sicherungsprinzip einer Y-Zurrung<br />
ist Nie<strong>de</strong>rzurren. Hier muss die Ladung<br />
mit einer sehr hohen Vorspannkraft auf<br />
die La<strong>de</strong>fläche gepresst wer<strong>de</strong>n. Dadurch<br />
erhöht sich die Reibung. Die<br />
Reibungskraft – <strong>und</strong> nicht die Zurrmittel<br />
sichern dann die Ladung.<br />
daN (Güteklasse 10) im direkten Zug<br />
aufbringen. Jetzt kann ein frei stehen<strong>de</strong>r<br />
Behälter mit einem Gewicht <strong>von</strong><br />
10 t durch vier dieser Ketten (zwei pro<br />
Seite) in alle Richtungen ausreichend<br />
gesichert wer<strong>de</strong>n.<br />
Dieser Beitrag mag einige Leser überraschen<br />
o<strong>de</strong>r vielleicht sogar verunsichern.<br />
Nun be<strong>de</strong>utet es als Zusammenfassung<br />
aber nicht, dass alle Zurrmittel<br />
für die Sicherung <strong>von</strong> Absetzmul<strong>de</strong>n<br />
ungeeignet sind. Die Zurrmittel sind<br />
gut, man muss sie nur richtig einsetzen.<br />
Reinhold K. hat <strong>de</strong>n Vorfall übrigens<br />
gut überstan<strong>de</strong>n, ihm ist nichts passiert<br />
<strong>und</strong> zum Glück hat auch kein<br />
an<strong>de</strong>rer Verkehrsteilnehmer einen<br />
Scha<strong>de</strong>n erlitten. Aber es ist an <strong>de</strong>r<br />
Zeit, dass die richtige Sicherung <strong>von</strong><br />
<strong>Kipp</strong>- <strong>und</strong> Absetzbehältern für die<br />
tägliche Praxis abschließend ausgearbeitet<br />
<strong>und</strong> verständlich nie<strong>de</strong>rgeschrieben<br />
wird. Alfred Lampen<br />
Formschlüssige<br />
Sicherung<br />
eines Absetzbehälters<br />
in<br />
Fahrtrichtung.<br />
Eine Y-Zurrung<br />
ist Nie<strong>de</strong>rzurren.<br />
Diese Sicherungsart<br />
ist für schwere<br />
Absetzmul<strong>de</strong>n nicht<br />
ausreichend.<br />
Formschlüssige Sicherung eines Absetzbehälters zur Seite.<br />
Der Abstand zur Halteeinrichtung ist nur gering <strong>und</strong> kann akzeptiert<br />
wer<strong>de</strong>n.<br />
Berufskraftfahrer-Zeitung 03/04 13