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Rede Jagd Hund Eroeffnung.pdf - Landesjagdverband NRW

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Ralph Müller-Schallenberg<br />

Präsident des <strong>Landesjagdverband</strong>es Nordrhein-Westfalen<br />

<strong>Rede</strong> zur Eröffnung der Messe <strong>Jagd</strong> & <strong>Hund</strong><br />

Dortmund, Goldsaal des Kongresszentrums Westfalenhallen<br />

Dienstag, 4. Februar 2014, 10.00 Uhr<br />

Es gilt das gesprochene Wort.<br />

I.<br />

Meine sehr verehrten Damen und Herren,<br />

liebe Gäste,<br />

liebe Jägerinnen und Jäger,<br />

als Präsident des <strong>Landesjagdverband</strong>es Nordrhein-Westfalen heiße ich Sie alle<br />

sehr herzlich willkommen. Gemeinsam mit den Westfalenhallen Dortmund<br />

veranstalten wir zum 33. Mal die <strong>Jagd</strong> & <strong>Hund</strong>.<br />

Sie hat sich in den vergangenen drei Jahrzehnten zur größten Messe für <strong>Jagd</strong><br />

und Angelfischerei auf dem europäischen Kontinent entwickelt. Das Angebot<br />

ist umfassend, die Atmosphäre einzigartig. Von Jahr zu Jahr werden neue<br />

Rekorde an Aussteller- und Besucherzahl gebrochen.<br />

Die Messe ist auch im vierten Jahrzehnt ihres Bestehens zu Innovationen fähig.<br />

Das Ticket der <strong>Jagd</strong> & <strong>Hund</strong> berechtigt auch zum kostenlosen Besuch der<br />

neuen Messe Fisch & Angel. Das Thema Angelfischerei wird neuerdings<br />

eigenständig und zeitgleich präsentiert.<br />

Hier in Dortmund werden an sechs Tagen mehr als 70.000 Jäger erwartet.<br />

Praktisch kommt damit jedes Mitglied des <strong>Landesjagdverband</strong>es hierher. Das<br />

ist natürlich nur statistisch so, denn tatsächlich hat die <strong>Jagd</strong> & <strong>Hund</strong>


2<br />

Anziehungskraft weit über Nordrhein-Westfalen hinaus bis in viele deutsche<br />

Nachbarländer.<br />

Lassen Sie mich gleich zu Beginn auf die große Sonderschau in Halle 3B über<br />

die ökologischen und ökonomischen Vorteile der neuen Konzepte für mehr<br />

Artenvielfalt in der Landschaft hinweisen. Sie ist nicht nur ein wichtiges Beispiel<br />

dafür, dass die Messe aktuelle Themen aufgreift und Trends setzt. Sondern hier<br />

wird auch ein Thema deutlich, dass uns derzeit im Niederwildland Nordrhein-<br />

Westfalen die größten Probleme und Sorgen bereitet.<br />

Auf der Messe <strong>Jagd</strong> & <strong>Hund</strong> präsentiert das Netzwerk „Lebensraum Feldflur“<br />

das Projekt „Energie aus Wildpflanzen“. Der Zusammenschluss aus mittlerweile<br />

18 Akteuren der <strong>Jagd</strong>, des Naturschutzes und der Energiewirtschaft will die<br />

Biogaserzeugung aus Biomasse enger mit den Zielen des Arten-, Natur- und<br />

Umweltschutzes verknüpfen. Die Partner haben sich zum Ziel gesetzt,<br />

Mischungen aus verschiedenen Wildpflanzenarten als eine ökologisch notwendige<br />

und ökonomisch tragfähige Ergänzung zu konventionellen Energiepflanzen<br />

in der landwirtschaftlichen Praxis zu etablieren.<br />

Eine erste Umfrage über die Streckenergebnisse beim Niederwild nur bis Mitte<br />

November hat die schlimmsten Befürchtungen noch übertroffen. Es ist ganz<br />

kurz vor zwölf, vor allem bei den Fasanen. Die Lage hat sich eindeutig weiter<br />

verschärft. Wer jetzt noch weiter warten will, der riskiert den Totalverlust unseres<br />

Niederwilds. Das klingt dramatisch, aber genauso ist es.<br />

Eines ist gewiss: Die Jägerschaft verhält sich sehr verantwortungsvoll und passt<br />

die Bejagung den Verhältnissen an. Reihenweise sind in den vergangenen<br />

Wochen und Monaten Treibjagden abgesagt worden. Mit dem <strong>NRW</strong>-<br />

Vorsitzenden des Naturschutzbundes Nabu kann ich einen Zeugen zu Wort<br />

kommen lassen, der Ende Dezember wörtlich festgestellt hat, dass die<br />

Niederwildrückgänge ganz sicher nicht an einer zu intensiven Bejagung liegen<br />

(Rheinische Post, 19.12.13).


3<br />

Kernursachen scheinen im Wegfall der Stilllegungsflächen, dem allgemeinen<br />

Flächenverbrauch, der zu dichten Vegetation ohne ausreichende Brutplätze,<br />

der mechanischen Bodenbearbeitung, zu frühen Erntezeitpunkten, dem Überhang<br />

an Prädatoren und dem Fehlen eines konstanten Nahrungsangebotes zu<br />

liegen. Insgesamt sind die Zusammenhänge immer noch nicht ausreichend<br />

erforscht.<br />

Mehr als 20 Kreisjägerschaften und damit eine sehr repräsentative Zahl der<br />

Niederwildregionen in <strong>NRW</strong> haben die Umfrage beantwortet. Die 65.000<br />

Mitglieder des <strong>Landesjagdverband</strong>es nehmen am Zustand und an der Zukunft<br />

von Wald und Feld existentiell Anteil. Feld, Wald und Wild gehören für uns<br />

zusammen. Ich bin absolut sicher, dass die nichtjagende Bevölkerung dies<br />

genauso sieht. Wir brauchen wieder mehr Lebensraum für viele bedrohte Tierund<br />

Pflanzenarten.<br />

Wir fragen uns mit großer Sorge: Wo sind die Hasen und Fasanen hin? Außer bei<br />

Rehwild und Gänsen melden die Kreisjägerschaften aktuell nur Rückgang beim<br />

Niederwild. Die Ursachen müssen gründlich und mit wissenschaftlichen Mitteln<br />

erforscht werden. Der <strong>Landesjagdverband</strong> Nordrhein-Westfalen hat dazu die<br />

Initiative ergriffen. Die Finanzierung ist uns aus Mitteln der <strong>Jagd</strong>abgabe<br />

zugesichert worden.<br />

Die Klärung der Rückgangsursachen für den Fasan zählt aktuell auch zu den<br />

vordringlichen Aufgaben der Forschungsstelle für <strong>Jagd</strong>kunde und Wildschadenverhütung<br />

in Bonn. Sie hat für die nächsten Wochen erste<br />

Untersuchungsergebnisse angekündigt. Die Untersuchung 2013 bietet eine<br />

erste Analyse zum Vorkommen wichtiger Krankheitserreger bei Fasan und<br />

Rebhuhn. Es sollen Aussagen zu dem Erreger- bzw. Antikörpervorkommen beim<br />

Fasan und eine Einschätzung der Infektionskrankheiten als primäre oder<br />

sekundäre Ursache der Besatzrückgänge gewonnen werden.


4<br />

Aber dies ist nicht nur ein Thema der jagdbaren Arten. Der Zusammenhang<br />

reicht viel weiter. In der Landschaft sinkt die Zahl der Vögel dramatisch. Allein<br />

in Deutschland trifft es mehr als 40 Arten. Wissenschaftliche Untersuchungen<br />

zeigen bereits, dass die Bestandsentwicklung unserer Brutvögel dramatisch ist.<br />

Unser Anliegen für eine artenreiche Wald- und Feldflur teilen wir also mit allen<br />

Naturnutzern und Naturschützern. Beide dürfen nicht als Gegensatz verstanden<br />

werden, denn wer die Natur nutzt, der ist existentiell auf ihren Schutz<br />

angewiesen.<br />

Wenn Nachhaltigkeit Vielfalt braucht, dann müssen wir leider feststellen: In der<br />

Feldflur sind beide akut gefährdet. Die Lage ist in jedem Fall so, dass sie eine<br />

große Chance und auch die Notwendigkeit für mehr Gemeinsamkeit ergibt.<br />

Wir sollten auf allen Seiten mehr Interesse daran haben, Gräben zu ebnen<br />

anstatt sie zu vertiefen. Umwelt und Natur, <strong>Jagd</strong> und Hege können davon nur<br />

profitieren. Sie haben es bitter nötig.<br />

Die Lage des Niederwilds und die Artenvielfalt in der Feldflur waren auch das<br />

zentrale Thema beim jüngsten Treffen der zehn Partnerverbände für den<br />

ländlichen Raum in Nordrhein-Westfalen. Die Verbände haben ein<br />

gemeinsames Vorgehen beim Thema Biodiversität und Artenvielfalt vereinbart.<br />

Sie wissen, was die Stunde geschlagen hat.<br />

Wir brauchen das Aktionsbündnis für Land und Leute. Jeder einzelne der zehn<br />

Partnerverbände ist in Nordrhein-Westfalen allein nicht stark genug. Wir hängen<br />

auch nicht der Illusion an, wir könnten unsere Passion für die <strong>Jagd</strong> zum<br />

wichtigsten Gegenstand der Politik machen. Wir erwarten aber Respekt für<br />

unsere Arbeit und wir kämpfen dafür, dass der ländliche Raum nicht<br />

abgehängt wird.<br />

Welche Gefahren in einem Ballungsland wie Nordrhein-Westfalen lauern, wird<br />

durch die demografische Entwicklung klar. In den Städten des Ruhrgebietes<br />

gibt es längst massive Bevölkerungsverluste mit den entsprechenden


5<br />

Einnahme-, Infrastruktur- und Wohlstandsverlusten. Unter diesen Aspekten gibt<br />

es Gedankenspiele, diese Verluste durch eine beschleunigte Land-Stadt-<br />

Flucht, also durch das Forcieren der Abwanderung aus dem ländlichen Raum<br />

zu kompensieren. Dagegen müssen sich Land und Leute massiv zur Wehr<br />

setzen, sonst blutet der ländliche Raum aus.<br />

II.<br />

In diesen Zusammenhang gehört auch die Debatte über die <strong>Jagd</strong>abgabe und<br />

das künftige <strong>Jagd</strong>recht in <strong>NRW</strong>. Wir brauchen eine Debatte über die Zukunft<br />

der Finanzierung unserer Aufgaben. Die <strong>Jagd</strong>abgabe, die heute jeder Jäger<br />

bei Lösung seines <strong>Jagd</strong>scheins zahlt, gehört auf den Prüfstand. Genau<br />

genommen steht sie dort juristisch längst. Für uns gilt mehr denn je: Jägergeld<br />

in Jägerhand!<br />

Es geht im Kern all dieser Fragen darum, ob wir im ländlichen Raum unsere<br />

Dinge selbstbestimmt in die Hand nehmen können oder ob wir uns von anderen<br />

bevormunden lassen. Für mich ist klar: Gemeinsamkeit und Zusammenarbeit<br />

mit anderen, wo immer sie möglich sind. Aber sie sind niemals möglich auf<br />

Kosten von Bevormundung und Gängelung der Bewohner und Nutzer des<br />

ländlichen Raums. Wir lassen uns von niemandem gängeln und bevormunden.<br />

Der <strong>Landesjagdverband</strong> Nordrhein-Westfalen legt größten Wert auf den<br />

vertrauensvollen Dialog und die gute Zusammenarbeit mit der Politik, mit den<br />

Abgeordneten und Fraktionen des Landtages und mit der Landesregierung.<br />

Deshalb freue ich mich sehr, den Bundestagsabgeordneten Herrn Johannes<br />

Röring begrüßen zu können, der uns auch als Präsident des Westfälisch-<br />

Lippischen Landwirtschaftsverbandes besonders verbunden ist.


6<br />

Ich begrüße ferner die Bundestagsabgeordnete Frau Sybille Benning, die in<br />

Münster zwar erst ganz neu in den Deutschen Bundestag gewählt worden ist,<br />

aber zu uns schon lange als Jägerin gehört. Ich begrüße ebenso herzlich den<br />

Bundestagsabgeordneten Herrn Erich Fritz hier aus Dortmund.<br />

Mein herzlicher Willkommensgruß gilt den Landtagsabgeordneten Frau Marie-<br />

Luise Fasse, Herrn Ernst-Ulrich Alda, Herrn Frank Börner, Herrn Karlheinz Busen,<br />

Herrn Rainer Deppe und Herrn Norbert Meesters.<br />

Nicht nur mit der Messe <strong>Jagd</strong> & <strong>Hund</strong> ist Dortmund eine Stadt der <strong>Jagd</strong>. Sie ist<br />

es Tag für Tag, auch weil Dortmund seit vielen Jahren der Sitz des<br />

<strong>Landesjagdverband</strong>es ist. Wir sind gern hier, und so darf ich Herrn Bürgermeister<br />

Manfred Sauer herzlich begrüßen.<br />

Ich freue mich, an der Spitze der Fédération des Associations de Chasseurs et<br />

Conservation sehr herzlich unseren Freund zu begrüßen, den europäischen<br />

Jägerpräsidenten Herrn Gilbert Baron de Turckheim aus Frankreich.<br />

Mein ganz besonders herzlicher Willkommensgruß gilt dem Präsidenten des<br />

Deutschen <strong>Jagd</strong>verbandes, Herrn Hartwig Fischer, dem Vizepräsidenten des<br />

Deutschen <strong>Jagd</strong>verbandes und unseres <strong>Landesjagdverband</strong>es, Herrn Dr.<br />

Hermann Hallermann, und dem Hauptgeschäftsführer des DJV, Herrn Andreas<br />

Leppmann.<br />

Ich begrüße den Präsidenten des <strong>Landesjagdverband</strong>es Rheinland-Pfalz, Herrn<br />

Kurt Alexander Michael, den Präsidenten des <strong>Landesjagdverband</strong>es Sachsen-<br />

Anhalt, Herrn Dr. Hans-Heinrich Jordan und den Präsidenten des<br />

<strong>Landesjagdverband</strong>es Thüringen, Herrn Stefan Liebig.<br />

Ein herzliches Willkommen Herrn Werner Horstkötter, dem Präsidenten des<br />

<strong>Jagd</strong>gebrauchshundeverbandes


7<br />

und Herrn Johannes Nüsse, dem Präsidenten des Fischereiverbandes <strong>NRW</strong>.<br />

Begrüßen darf ich die Vorsitzenden der nordrhein-westfälischen Verbände der<br />

Eigenjagdbesitzer und <strong>Jagd</strong>genossenschaften, Antonius Freiherr von<br />

Boeselager für das Rheinland<br />

und Clemens Freiherr von Oer für Westfalen-Lippe.<br />

Für den Waldbauernverband <strong>NRW</strong> begrüße ich den Vorsitzenden Dr. Philipp<br />

Freiherr Heereman<br />

und für die Deutsche Versuchs- und Prüfanstalt für <strong>Jagd</strong>- und Sportwaffen den<br />

Präsidenten, Herrn Michael Storm.<br />

Mein Willkommen geht an den Vorsitzenden des Landesverbandes <strong>NRW</strong> der<br />

Berufsjäger, Herrn Peter Markett,<br />

und Herrn Stefan Jäger, dem Geschäftsführer des Verbandes der<br />

Fischereigenossenschaften <strong>NRW</strong>.<br />

Ich begrüße den Dortmunder Polizeipräsidenten, Herrn Norbert Wesser.<br />

Von den Waidgenossen aus der Sozialdemokratischen Partei begrüße ich Herrn<br />

Bürgermeister Klaus Jacobi und Herrn Uwe Lüders.<br />

Mein herzlicher Gruß gilt dem Ehrenpräsidenten des Deutschen<br />

<strong>Jagd</strong>verbandes und des <strong>Landesjagdverband</strong>es <strong>NRW</strong>, Herrn Jochen Borchert.<br />

Sehr herzlich grüße ich auch Herrn Friedhelm Sohn, den Aufsichtsratsvorsitzenden,<br />

und Frau Sabine Loos, die Hauptgeschäftsführerin der<br />

Westfalenhallen Dortmund GmbH,


8<br />

und Herrn Dieter Meier, den Geschäftsführer der Messe Westfalenhallen<br />

Dortmund GmbH. Es ist großartig, was wir gemeinsam hier Jahr für Jahr auf der<br />

<strong>Jagd</strong> & <strong>Hund</strong> ermöglichen.<br />

(Und ich begrüße Herrn Ministerialdirektor Dr. Martin Woike aus dem für die<br />

<strong>Jagd</strong> zuständigen Ministerium für Klimaschutz, Umwelt, Landwirtschaft, Natur-<br />

und Verbraucherschutz.)<br />

Willkommen heiße ich die Vertreter von Gemeinden, Behörden und<br />

Verbänden, von Medien, Partnern und Freunden des <strong>Landesjagdverband</strong>es.<br />

Sie alle, meine sehr verehrten Damen und Herren, bringen durch ihre<br />

Anwesenheit ihre Verbundenheit mit der nordrhein-westfälischen Jägerschaft<br />

und der <strong>Jagd</strong> & <strong>Hund</strong> zum Ausdruck.<br />

III.<br />

Wenn ich eben gesagt habe, dass wir Respekt für unsere Arbeit und den<br />

ländlichen Raum erwarten und auf vertrauensvollen Dialog mit Landtag und<br />

Landesregierung Wert legen, so sind diese Zusammenhänge, die eigentlich<br />

Selbstverständlichkeiten sein sollten, aus dem Haus von Herrn Minister Remmel<br />

jüngst empfindlich gestört worden. Sie werden vermutlich schon davon gehört<br />

haben.<br />

Ich habe mich am 24. Januar brieflich an Herrn Remmel in einer Angelegenheit<br />

im Zusammenhang mit der von der Landesregierung beabsichtigten<br />

Novellierung des Landesjagdgesetzes gewandt. Wir haben es hier mit einem<br />

politischen Skandal erster Ordnung zu tun. Deshalb stelle ich Ihnen die Dinge<br />

ausführlich dar.


9<br />

Am 16. Januar fand im Remmel-Ministerium ein Gespräch über die<br />

Zusammenlegung zweier biologischer Stationen im Kreis Aachen statt. An<br />

diesem Gespräch haben für das Ministerium der zuständige Abteilungsleiter<br />

und mehrere Vertreter der dortigen biologischen Stationen teilgenommen.<br />

Über das im Mittelpunkt stehende Thema hinaus hat sich dabei nach<br />

Zeugenaussage der Abteilungsleiter ausführlich und abfällig über die <strong>Jagd</strong> und<br />

die Jäger geäußert, und zwar in dieser Weise:<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Die Jäger hätten ohnehin keine Lobby mehr.<br />

Sie hielten sich doch nur noch an ihrer Waffe fest.<br />

Derzeit würden Überlegungen angestellt, dass die Naturschutz-verbände<br />

erworbene Flächen an Alt-Eigentümer zurückgäben, damit diese dann<br />

eine Befreiung von der <strong>Jagd</strong> aus ethischen Gründen verlangen könnten.<br />

Das Bundesjagdgesetz gestehe dieses Recht allein natürlichen Personen,<br />

aber leider nicht Organisationen zu. Es werde und müsse ein<br />

Flickenteppich entstehen, so dass die Bejagung in den bisherigen<br />

<strong>Jagd</strong>revieren uninteressant werde.<br />

Zudem würden die landesjagdgesetzlichen Bestimmungen so stark<br />

verändert, dass die bisher geübte Bejagung nicht mehr zulässig sei.<br />

Im Ergebnis solle damit die <strong>Jagd</strong> uninteressant gemacht werden, so dass<br />

die Jäger die Lust hieran verlören.<br />

Völlig entsetzt über diese Aussagen informierte eine Teilnehmerin an diesem<br />

Gespräch den Rheinischen Verband der <strong>Jagd</strong>genossenschaften und<br />

Eigenjagdbesitzer (RVEJ). Das Gesprächsprotokoll darüber wurde vom RVEJ<br />

dem <strong>Landesjagdverband</strong> und anderen Verbänden zur Verfügung gestellt.<br />

Da ich als Präsident des <strong>Landesjagdverband</strong>es derart ungeheuerliche<br />

Aussagen zunächst nicht glauben konnte und wollte, habe ich mich<br />

unverzüglich mit der Geschäftsführung des RVEJ in Verbindung gesetzt. Von


10<br />

dort aus wurde mitgeteilt, dass es sich bei der in <strong>Rede</strong> stehenden Teilnehmerin<br />

um eine seit Jahren bekannte und absolut integre Person handele.<br />

Daraufhin habe ich mit der Teilnehmerin und Zeugin des Gesprächs selbst<br />

Kontakt aufgenommen und ihr die beschriebenen Äußerungen vorgehalten.<br />

Dabei wurde nicht nur der Inhalt der gemachten Äußerungen als vollkommen<br />

richtig bestätigt, sondern auch noch mitgeteilt, dass der Beamte in dem<br />

Gespräch des Weiteren geäußert habe, dass die „Blaublüter“ schon gegen<br />

Beschränkungen in FFH-Gebieten gewesen seien. Die „Blaublüter“ seien doch<br />

reine „Rotwild-Bewahrer“.<br />

Ich habe mich daraufhin in der gebotenen Weise an den Minister gewandt und<br />

mein Entsetzen und meine Abscheu über die auch mir mitgeteilten Aussagen<br />

seines für die <strong>Jagd</strong> zuständigen Abteilungsleiters und unseres unmittelbaren<br />

Ansprechpartners gewandt und um umgehende Klarstellung gebeten, ob die<br />

von dem Abteilungsleiter geäußerten Positionen auch die von Minister Remmel<br />

und der Landesregierung sind.<br />

Dem politischen Willen und dem ausdrücklichen Wunsch der Ministerpräsidentin<br />

folgend, hat der <strong>Landesjagdverband</strong> in den vergangenen<br />

Monaten besonderen Wert darauf gelegt, an gemeinsamen Lösungen<br />

mitzuwirken. Dafür habe ich mich auch bisher stets persönlich stark gemacht<br />

und innerhalb und außerhalb unseres Verbandes viel Zuspruch erfahren. Die<br />

uns übermittelten Äußerungen des Abteilungsleiters lassen bei mir aber<br />

erhebliche Zweifel daran aufkommen, ob die bisher seitens der Landesregierung<br />

proklamierte Form des Dialogs auf Augenhöhe wie durch die<br />

Einrichtung des Arbeitskreises <strong>Jagd</strong> und Natur überhaupt ehrlich gemeint war.<br />

Aus der Parole von Ministerpräsidentin Kraft „Aus Betroffenen Beteiligte<br />

machen“ hat Remmels Abteilungsleiter jedenfalls nichts anderes als „Beteiligte<br />

zu Betroffenen“ gemacht. Das ist ein politischer Eklat ersten Ranges im Lande<br />

Nordrhein-Westfalen.


11<br />

Hier ist aufgebautes Vertrauen zerstört worden. Denn die Äußerungen sind<br />

nicht nur politisch skandalös für die gesamte Landesregierung, sondern sie<br />

stehen auch in eklatantem Widerspruch zu allem, was Minister Remmel bisher<br />

über die Novellierung des Landesjagdgesetzes gesagt hat. Auf den Landesjägertagen<br />

2012 in Düsseldorf und 2013 in Münster hat Herr Remmel klipp und<br />

klar erklärt, ich zitiere wörtlich: „Eine Abschaffung der <strong>Jagd</strong> entspricht nicht der<br />

Position der Landesregierung. Jäger sollen auch weiterhin mit Freude die <strong>Jagd</strong><br />

ausüben können.“ Zitatende.<br />

Ich habe Herrn Remmel ausdrücklich meine Bereitschaft zur Fortsetzung des<br />

begonnenen Dialogs zugesichert. Aber wir erwarten jetzt Klarheit.<br />

Ich will jetzt Klarheit von Herrn Remmel – und zwar darüber, was für ein<br />

Landesjagdgesetz er will. Nach diesem Vorfall ist unsere Geduld erschöpft. Wir<br />

sind auch nicht an einer verbalen Klarstellung, an einer wortreichen<br />

Entschuldigung oder nur an einer Rücknahme der Äußerungen im Tonfall des<br />

üblichen Bedauerns interessiert.<br />

Herr Minister Remmel: Die nordrhein-westfälische Jägerschaft will Klarheit – und<br />

zwar jetzt und nicht erst nach den Kommunal- und Europawahlen im Mai. Und<br />

diese Klarheit schaffen Sie nur, wenn Sie endlich der Öffentlichkeit eine Vorlage<br />

für ein Landesjagdgesetz präsentieren – und zwar vor den Wahlen und nicht<br />

danach. Nur so kann das Vertrauen wiederhergestellt werden<br />

Denn nach dem jüngsten Vorfall haben wir umso mehr Grund zur Wachsamkeit.<br />

Die Landesregierung muss wissen: Eine Hauruck-Gesetzgebung bis Ende des<br />

Jahres, wenn das geltende <strong>Jagd</strong>recht in <strong>NRW</strong> ausläuft, machen wir nicht mit.<br />

Anderenfalls beenden Sie – und nicht wir – den Weg des Dialogs und des<br />

Vertrauens. Vertrauen ist keine Einbahnstraße. Wir wollen jetzt verbindlich


12<br />

wissen: Gilt die bürgerfreundliche Parole der Landesregierung und der<br />

Ministerpräsidentin? Oder gilt die durchschaubare Taktik, mit der Wahrheit<br />

lieber bis nach den Wahlen zu warten und so uns Jägern als den unmittelbar<br />

Beteiligten jede Chance der gebotenen Mitwirkung am parlamentarischen<br />

Gesetzgebungsprozess zu nehmen?<br />

Schaffen Sie endlich Klarheit, Herr Remmel, und zwar sofort.<br />

Ich will Ihnen im Publikum aber auch keineswegs verschweigen, was seitdem<br />

passiert ist. Am vergangenen Donnerstagabend, 30. Januar, rief mich Minister<br />

Remmel persönlich an und teilte mir mit, dass sein Abteilungsleiter in einer<br />

dienstlichen Erklärung die Äußerungen abgestritten und allenfalls - ich zitiere<br />

wörtlich – „geflachst“ haben könnte.<br />

Von Letzterem war dann aber weder in einer zu diesem Zeitpunkt an die<br />

Medien verbreiteten Stellungnahme seines Ministeriums noch in seinem<br />

offiziellen Antwortbrief an mich am vergangenen Freitag die <strong>Rede</strong>. In der<br />

Stellungnahme des Ministeriums heißt es immerhin, das Thema <strong>Jagd</strong> habe in<br />

dem Gespräch eine Nebenrolle gespielt.<br />

Der Dementi-Versuch ist nicht nur nicht plausibel, sondern auch nichts wert.<br />

Denn in derselben Presseerklärung wird plötzlich nicht mehr dementiert,<br />

sondern es ist nur noch von einer – ich zitiere wieder das Ministerium –<br />

„Einschätzung“ der Äußerungen die <strong>Rede</strong>.<br />

Ja, Herr Minister, was hat er denn nun gesagt? Nichts? Flachs? Oder was?<br />

Wir haben nichts gegen „Flachs“. Was für ein Schüsseltreiben unverzichtbar ist,<br />

scheint mir allerdings für ein seriöses Gesetzgebungsverfahren und die<br />

Gesprächskultur leitender Beamter wenig hilfreich. Wenn die ausweichende<br />

und abwiegelnde „Flachs“-Interpretation von Herrn Remmel in unserem


13<br />

Telefonat die Grundlage für die weiteren Gespräche und das<br />

gesetzgeberische Verfahren sein soll, dann nehme ich ihn beim Wort und sage:<br />

Sehr geehrter Herr Minister, was in Ihrem Hause „Flachs“ sein soll, das ist für die<br />

65.000 Mitglieder des <strong>Landesjagdverband</strong>es eine Verhöhnung von <strong>Jagd</strong> und<br />

Jägern und des gesamten ländlichen Raums.<br />

Fragwürdige Humorausfälle eines Abteilungsleiters scheinen mir auch nicht die<br />

geeignete Vertrauensbasis zu sein für Gespräche und Verhandlungen mit<br />

Partnern, die wie die Jäger einem staatlichen und gesetzlich definierten<br />

Handlungsauftrag nachkommen.<br />

Unsere Forderung – Klarheit jetzt! – ist umso mehr angebracht und allein<br />

geeignet, eine Vertrauensbasis wiederherzustellen, weil in allen drei<br />

ministeriellen Äußerungen – gegenüber den Medien und gegenüber mir am<br />

Telefon und im Brief – zu diesem Eklat der eine, alles entscheidende Satz fehlt.<br />

Dieser Satz hätte lauten müssen: Solche Äußerungen sind nicht die Position des<br />

zuständigen Ministers und der Landesregierung. Diesen Satz ist uns der Minister<br />

bis heute schuldig geblieben – genau darauf aber kommt es an.<br />

Auf meine entsprechende Nachfrage am Telefon, ob er die uns übermittelten<br />

Äußerungen seines Abteilungsleiters teile, hat mir Herr Minister Remmel<br />

geantwortet, das tue im Moment nichts zur Sache.<br />

Das, Herr Minister, sehen wir anders: Uns geht es nur um die Sache. Und deshalb<br />

verlangen wir jetzt Klarheit.<br />

IV.


14<br />

Sie sehen, wie interessant so eine Messeeröffnung sein kann. Lassen Sie mich<br />

aber noch einige Worte zur <strong>Jagd</strong> & <strong>Hund</strong> und zu den Aktivitäten und Aktionen<br />

des <strong>Landesjagdverband</strong>es hier sagen.<br />

In Halle 6 sind wie gewohnt die Stände des <strong>Landesjagdverband</strong>es. Das LJV-<br />

Messeteam steht den Besuchern wieder für Fragen aller Art an seinem<br />

Stammplatz zur Verfügung. Mitarbeiter der LJV-Geschäftsstelle und der LJV-<br />

Außenstellen informieren über ihre Arbeit und diskutieren gerne mit den LJV-<br />

Mitgliedern über deren Sorgen und Nöte, freuen sich aber auch über<br />

Anregungen für die Verbandsarbeit. In Halle 6 können sich große und kleine<br />

Messebesucher über die „Rollenden Waldschulen“ informieren und beim Spiel<br />

eine Menge Spaß haben. Die neue Rollende Waldschule der Kreisjägerschaft<br />

Recklinghausen bietet dazu beste Gelegenheit. An neuer Stelle und mit noch<br />

mehr Action werden sich in diesem Jahr die „Jungen Jäger“ präsentieren, nicht<br />

zuletzt mit einer Messetombola mit attraktiven Preisen im Gesamtwert von über<br />

10.000 Euro. Der <strong>Landesjagdverband</strong> Nordrhein-Westfalen ist bekanntlich<br />

bundesweit führend in der Jugendarbeit.<br />

Ich freue mich auf die Messe und darauf, sie mit Ihnen und vielen Besuchern<br />

wieder sechs Tage lang zu erleben.<br />

Ihnen und allen Gästen der Messe wünsche ich in den Westfalenhallen<br />

nützliche Informationen, anregende Gespräche und erlebnisreiche Stunden.<br />

Den Ausstellern wünsche ich gute geschäftliche Erfolge.<br />

Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit, und nun heißt es zum 33. Mal: Die<br />

<strong>Jagd</strong> & <strong>Hund</strong> ist eröffnet!

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