Jodi Picoult und Samantha van Leer Mein Herz ... - Bastei Lübbe
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Delilah<br />
Ich bin sonderbar.<br />
Das sagen alle. Das kommt wahrscheinlich daher, weil ich es mir lieber mit<br />
einem Buch gemütlich mache, anstatt mich wie andere Fünfzehnjährige über das<br />
tollste Lipgloss <strong>und</strong> den heißesten Filmstar zu unterhalten. Ganz im Ernst – seid ihr in<br />
letzter Zeit mal in einer Highschool gewesen? Warum sollte sich jemand, der seine<br />
fünf Sinne beisammen hat, mit Hockeyspielern abgeben, die sich wie Neandertaler<br />
benehmen? Oder vor den boshaften Mädchen, die vor den Spinden herumlungern<br />
wie die Modepolizei <strong>und</strong> Kommentare zu meinen ausgebleichten Chucks <strong>und</strong><br />
Secondhand-Pullis loslassen, Spießruten laufen? Nein, danke; da tue ich doch viel<br />
lieber so, als wäre ich woanders, <strong>und</strong> genau das geschieht jedes Mal, wenn ich ein<br />
Buch aufschlage.<br />
<strong>Mein</strong>e Mom macht sich Sorgen um mich, weil ich eine Einzelgängerin bin. Aber<br />
das stimmt nicht ganz. <strong>Mein</strong>e beste Fre<strong>und</strong>in Jules versteht mich total. <strong>Mein</strong>e Mom<br />
ist selbst schuld, wenn sie über die Sicherheitsnadeln in Jules’ Ohrläppchen <strong>und</strong><br />
ihren pinkfarbenen Irokesenschnitt nicht hinwegsehen kann. Das Coole daran, ist<br />
doch, dass ich neben Jules überhaupt nicht auffalle.<br />
Jules versteht meine Versessenheit auf Bücher. Ihre Schwäche sind trashige<br />
Horrorfilme. Sie kennt jede einzelne Dialogzeile aus Der Blob. Die beliebten Mädchen<br />
an unserer Schule nennt sie nur die „Körperfresser“.<br />
Jules <strong>und</strong> ich gehören nicht zu den Beliebten. Ich jedenfalls bin meilenweit<br />
davon entfernt, beliebt zu sein, oder mich auch nur im Dunstkreis der Beliebten<br />
aufhalten zu können. Letztes Jahr, als wir in der Turnhalle Softball spielten, habe ich<br />
nämlich mit dem Schläger Allie McAndrews die linke Kniescheibe zertrümmert. Allie<br />
ist Chef-Cheerleaderin <strong>und</strong> konnte sechs Wochen lang nicht auf die Spitze der<br />
Pyramide, außerdem musste sie die Krone, mit der sie beim Abschlussball zur<br />
Ballkönigin gekrönt wurde, auf Krücken entgegennehmen.<br />
Das Schlimmste war, dass ich selbst überhaupt nicht auf den Ball gehen konnte.<br />
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