Jodi Picoult und Samantha van Leer Mein Herz ... - Bastei Lübbe
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Die Autorin hat dieses Exemplar selbst illustriert <strong>und</strong> es dann binden lassen.“<br />
„Das muss ja ein Vermögen wert sein!“<br />
„Gar nicht mal“, meinte Ms Winks. „Die Autorin ist eine bekannte<br />
Kriminalschriftstellerin. Sie hat es eher als Experiment betrachtet. Ein Prototyp, der<br />
es nie in die Buchhandlungen geschafft hat. Tatsächlich hat sie danach kein Buch<br />
mehr geschrieben. Da ich ihre anderen Bücher sehr schätze, musste ich dieses<br />
einfach mitnehmen, als ich es bei einem Ramschverkauf entdeckte. Und so wurde es<br />
für fünf Cent Eigentum der Schule.“<br />
Ich betrachtete den Einband – <strong>Mein</strong> <strong>Herz</strong> zwischen den Zeilen, von Jessamyn<br />
Jacobs.<br />
Noch am selben Tag lieh ich es aus, <strong>und</strong> in der Erdk<strong>und</strong>est<strong>und</strong>e legte ich es in<br />
mein Erdk<strong>und</strong>ebuch <strong>und</strong> las es in einem durch. Es handelt von einem Prinzen namens<br />
Oliver, der auszieht, eine Prinzessin zu retten, die vom Bösewicht Rapscullio entführt<br />
worden ist. Allerdings begibt sich Oliver anders als die meisten Märchenprinzen<br />
ungern in Gefahr. Sein Vater ist in einer Schlacht gestorben, <strong>und</strong> daher lautete sein<br />
Motto: Vorsicht ist besser als Nachsicht.<br />
Ich glaube, deshalb habe ich weitergelesen. Das Erste, was man über Oliver<br />
erfährt, ist, dass es nicht leicht war, ohne Vater aufzuwachsen. Das entspricht ganz<br />
<strong>und</strong> gar meiner Erfahrung. <strong>Mein</strong> Vater ist zwar nicht in einer Schlacht gestorben, aber<br />
er hat meine Mutter verlassen, als ich zehn Jahre alt war, <strong>und</strong> sich eine neue, bessere<br />
Familie gesucht. In jenem Jahr weinte sie jede Nacht. Ich war eine Einserschülerin –<br />
nicht weil ich die Schule so mochte, sondern weil ich meine Mutter nicht auch noch<br />
enttäuschen wollte. Wir mussten in ein kleineres Haus umziehen <strong>und</strong> meine Mutter<br />
musste hart arbeiten: Sie ging bei den Familien der Mädchen, die mich wie Abschaum<br />
behandelten, putzen.<br />
Wo wir schon mal beim Beichten sind: Oliver ist süßer als alle Jungs in meiner<br />
Schule. Zugegeben, er ist zweidimensional <strong>und</strong> nur eine Zeichnung. Aber zeigt bloß<br />
nicht mit dem Finger auf mich – findet ihr Wolverine aus den X-Men-Comics denn<br />
nicht auch scharf? Oliver scheint mich mit seinem pechschwarzen Haar <strong>und</strong> den<br />
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