Wo ist denn hier der Panther? - MTU
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Erster Rübenro<strong>der</strong> mit <strong>MTU</strong>-Motor für neue Emissionsstufen<br />
C&I<br />
<strong>Wo</strong> <strong>ist</strong> <strong>denn</strong> <strong>hier</strong><br />
<strong>der</strong> <strong>Panther</strong>?<br />
Zuckerrübenernte in Nie<strong>der</strong>bayern. Der Erntemaschinen-Hersteller<br />
Ropa testet seinen neusten Rübenro<strong>der</strong>, den <strong>Panther</strong>.<br />
50 I <strong>MTU</strong> Report 03/13<br />
<strong>MTU</strong> Report 03/13 I 51
C&I<br />
Fit für die ab 2014 geltenden Emissionsstufen<br />
EU IV und Tier IV: Angetrieben<br />
wird er von einem kraftvollen<br />
<strong>MTU</strong>-Motor <strong>der</strong> Baureihe 1300 mit 380<br />
Kilowatt Le<strong>ist</strong>ung. Michael Gruber,<br />
Leiter Zuckerrübentechnik bei Ropa,<br />
(rechts) überprüft mit Anton Beck<br />
(Leiter des Servicezentrums bei Ropa)<br />
nach den Tests den Motorraum.<br />
Für die Erntesaison 2013 hat Ropa zwölf <strong>Panther</strong> als limitierte Vorserie produziert.<br />
Sie werden auf Messen und Schautagen präsentiert und vor <strong>der</strong> Serienreife auf Herz und<br />
Nieren geprüft.<br />
Über 20 Tonnen fasst <strong>der</strong> Bunker. Die Rüben werden in <strong>der</strong> so<br />
genannten Miete, als Haufen auf dem Feld abgelegt, o<strong>der</strong> direkt auf<br />
LKWs überladen.<br />
Es <strong>ist</strong> Anfang Oktober in Nie<strong>der</strong>bayern:<br />
Der Himmel <strong>ist</strong> blau und <strong>der</strong> Zuckerrübenacker<br />
leuchtet saftig grün – zumindest zum<br />
Teil noch. Der Rest <strong>ist</strong> schon braunes Feld,<br />
aber immer genau am Saum zwischen saftig<br />
Grün und tr<strong>ist</strong>em Braun leuchten zwei<br />
gelbe Rübenerntemaschinen. Leicht versetzt,<br />
aber in konstantem Tempo ernten die beiden<br />
Maschinen das Feld ab. Es wirkt wie einstudiert,<br />
so synchron fahren die beiden Ropa<br />
<strong>Panther</strong> den Berg hinauf, drehen oben um<br />
und fahren wie<strong>der</strong> hinunter. Dass es sich bei<br />
den Maschinen noch um Vorserienmodelle<br />
handelt, <strong>ist</strong> ihnen nicht anzusehen. Doch das<br />
beson<strong>der</strong>e an den beiden <strong>Panther</strong>n: Ein neuer<br />
<strong>MTU</strong>-Motor <strong>der</strong> Baureihe 1300.<br />
Der zweiachsige <strong>Panther</strong> <strong>ist</strong> das neueste Produkt<br />
des Landmaschinenherstellers Ropa aus dem<br />
bayerischen Sittelsdorf. Er <strong>ist</strong> ein Rübenro<strong>der</strong> wie<br />
sein großer Bru<strong>der</strong>, <strong>der</strong> euro-Tiger. Mit dem <strong>Panther</strong><br />
erweitert Ropa jetzt die Rübenro<strong>der</strong>-Raubtierfamilie.<br />
Dass die beiden Ro<strong>der</strong> Geschw<strong>ist</strong>er<br />
sind, merkt man schnell: Der <strong>Panther</strong> hat den<br />
Erntevorsatz des Tigers. Vor dem sechsreihigen<br />
Rodeaggregat trennen Schlegler die Rübenblätter<br />
ab, danach folgen Micro-Topper, die den Kopfansatz<br />
<strong>der</strong> Rübe abrasieren. Rodeschare pflügen<br />
sich durch die Erde und heben so die Zuckerrüben<br />
schonend aus dem Boden. Über drei Siebsterne<br />
unter dem Bunker werden die Rüben<br />
weitertransportiert und gereinigt. Von dort aus<br />
wan<strong>der</strong>n die Rüben in den Bunker. Über 20 Tonnen<br />
fasst <strong>der</strong> zweiachsige <strong>Panther</strong>. Sein großer<br />
Bru<strong>der</strong>, <strong>der</strong> Tiger, fasst nochmal sechs Tonnen<br />
mehr.<br />
Ein wirtschaftlicher Motor für die Zukunft<br />
„Wir sind bei 2.300 Newtonmeter Drehmoment<br />
bei 1.700 Umdrehungen pro Minute“, erzählt<br />
Michael Gruber, Leiter Zuckerrübentechnik<br />
bei Ropa, während sich <strong>der</strong> <strong>Panther</strong> scheinbar<br />
mühelos durch den Rübenacker den Berg hinauf<br />
schiebt. Bergab sind es nur noch 1.600 Newtonmeter.<br />
Die Abstimmung passt. Zufrieden schaut<br />
Gruber auf den Monitor seines Motorsteuergeräts,<br />
überprüft die Abgasrückführungswerte,<br />
Kraftstoffverbrauch und an<strong>der</strong>e Kennzahlen<br />
des 380 Kilowatt starken <strong>MTU</strong>-Motors, <strong>der</strong> auf<br />
Mercedes-Benz-Technologie basiert. Der Sechszylin<strong>der</strong>-Reihenmotor<br />
erfüllt mit Abgasrückführung<br />
und SCR-Katalysator schon heute die ab<br />
dem Jahr 2014 geltenden Emissionsstufen EU IV<br />
und Tier 4 final. Auch damit <strong>ist</strong> <strong>der</strong> <strong>Panther</strong> seinem<br />
großen Bru<strong>der</strong>, dem Tiger voraus. Dieser<br />
fährt noch mit einem OM 502, <strong>der</strong> die Abgasstufen<br />
EU IIIB erfüllt. Am unteren Ende des Ackers<br />
angekommen, fahren die beiden <strong>Panther</strong> an einen<br />
langen Rübenhaufen, die Miete. Dort fahren sie<br />
ihr Entladeband aus - es <strong>ist</strong> länger als das des<br />
Tigers - und innerhalb weniger als einer Minute<br />
sind alle Rüben abgeladen. In drei Knicken <strong>ist</strong> es<br />
wie<strong>der</strong> eingeklappt. Dann geht es an die nächs–<br />
ten Rübenreihen, konstant bei acht bis neun Kilometern<br />
pro Stunde, <strong>der</strong> eine <strong>Panther</strong> immer ein<br />
paar Meter voraus. So haben die beiden Neulinge<br />
das Feld in kürzester Zeit abgeerntet.<br />
Ein Baukastensystem für die Rübenro<strong>der</strong><br />
Stolz zählt Michael Gruber die Neuerungen des<br />
<strong>Panther</strong>s auf: Extra große Reifen schonen den<br />
Boden, ein neues Fahrwerkskonzept reduziert<br />
das Wanken und macht das Fahrzeug beson<strong>der</strong>s<br />
am Hang stabiler. Ein neues mo<strong>der</strong>nes Design<br />
und eine neue Software hat die Kommandozentrale<br />
des <strong>Panther</strong>s dafür bekommen. „Wir werden<br />
natürlich alle Neuerungen auf die nächste<br />
Generation des Tigers übertragen“, erzählt Gruber.<br />
Das Motorgehäuse hinten am Fahrzeug <strong>ist</strong><br />
deshalb extra so konzipiert, dass <strong>der</strong> größere<br />
Motor des Tigers auch hineinpasst. Mit dem<br />
zweiachsigen Rübenro<strong>der</strong> <strong>Panther</strong> erweitert <strong>der</strong><br />
Landmaschinenhersteller Ropa sein Produktprogramm<br />
und bietet vor allem Bauern mit kleineren<br />
Fel<strong>der</strong>n eine Alternative zu dem dreiachsigen<br />
Rübenro<strong>der</strong> Tiger. Zwölf <strong>Panther</strong> hat Ropa für die<br />
Erntesaison 2013 gebaut. Im Praxiseinsatz sind<br />
diese in Deutschland, Frankreich, Österreich und<br />
<strong>der</strong> Schweiz bei Messen, Erntetagen und Vorführungen.<br />
Michael Gruber <strong>ist</strong> aber zuversichtlich,<br />
dass <strong>der</strong> <strong>Panther</strong> bald wie sein großer Bru<strong>der</strong>, <strong>der</strong><br />
Tiger, weltweit Rüben aus dem Boden holen wird.<br />
52 I <strong>MTU</strong> Report 03/13<br />
<strong>MTU</strong> Report 03/13 I 53
C&I<br />
„Wenn sich uns Herausfor<strong>der</strong>ungen stellen,<br />
versuche ich Lösungen zu finden”<br />
INTERVIEW<br />
Das Interview gab Hermann Paintner in <strong>der</strong><br />
Entwicklungs-Werkstatt zwischen einer Kartoffel-<br />
Erntemaschine und einem Rübenro<strong>der</strong>.<br />
Der Landmaschinenhersteller Ropa<br />
1986 gründete Hermann Paintner sein Unternehmen<br />
Ropa Maschinenbau, erweiterte sein Maschinenprogramm<br />
um die selbstfahrende Lade-Maus und<br />
machte Ropa so zum führenden Hersteller für<br />
Zuckerrübenernte-, Reinigungs- und Ladetechnik.<br />
Heute verkauft Ropa weltweit Maschinen in alle<br />
wichtigen Rübenanbaugebiete. Dass das Unternehmen<br />
in so einem kleinen Marktsegment die Nase<br />
vorne hat, verdankt es unter an<strong>der</strong>em dem Erfin<strong>der</strong>ge<strong>ist</strong><br />
von Hermann Paintner und seinen Mitarbeitern.<br />
MEMO<br />
In den 1970er-Jahren überraschte <strong>der</strong> Landwirt<br />
Hermann Paintner die Bauern in Nie<strong>der</strong>bayern<br />
mit einem selbstgebauten, selbstfahrenden<br />
Rübenro<strong>der</strong>. Seitdem drehte sich bei<br />
ihm alles um die Rübe. Er entwickelte eine<br />
Rüben-Lademaschine, die Lade-Maus und<br />
perfektionierte seinen Rübenro<strong>der</strong>. Entwickeln<br />
und basteln sind seine Leidenschaft –<br />
obwohl er nie studiert hat. Im vergangenen<br />
Jahr konstruierte und baute er seinen ersten<br />
Rübenschred<strong>der</strong> – mit einem alten Panzer-<br />
Motor von <strong>MTU</strong>. Im Interview erzählt Hermann<br />
Paintner von seiner Leidenschaft für<br />
die Technik, und warum er nicht nur auf<br />
Rüben, son<strong>der</strong>n seit kurzem auch auf Kartoffeln<br />
setzt.<br />
Herr Paintner, Sie haben einen Rübenschred<strong>der</strong><br />
konstruiert und gebaut.Wie kommt man<br />
auf diese Idee?<br />
Hermann Paintner: Wir wollten testen, wie gut<br />
sich Zuckerrüben für Biogasanlagen eigenen.<br />
Dafür haben wir eine eigene Biogasanlage auf<br />
dem Firmengelände. Lei<strong>der</strong> können die handelsüblichen<br />
Schred<strong>der</strong> unsere Rüben nicht so zu<br />
Mus zerkleinern, wie wir das möchten. Zum an<strong>der</strong>en<br />
brauchten wir eine Maschine, die mit unserer<br />
Lade-Maus mithalten und rund 300 Tonnen<br />
Rüben in <strong>der</strong> Stunde verarbeiten kann.<br />
Wird das ein neues Geschäftsfeld?<br />
Nein. Ich glaube, dass <strong>der</strong> Biogas-Boom ein<br />
Ende hat und die Stückzahl dafür zu gering <strong>ist</strong> –<br />
obwohl… Interessenten wären schon da.<br />
Warum haben Sie dafür einen ehemaligen<br />
Panzer-Motor verwendet und wie kommt<br />
man überhaupt an so einen Motor?<br />
Ich war bei meinem Schrotthändler, bei dem<br />
ich 1972 schon die Bauteile für meinen ersten<br />
Rübenro<strong>der</strong> besorgt hatte. Dort habe ich den<br />
Motor gesehen. Er war grundüberholt und top in<br />
Schuss. Da dachte ich, daraus muss man doch<br />
was machen und habe den Motor gekauft. Er<br />
hat 820 PS - genügend Power, um die Rüben zu<br />
Brei zu zerkleinern.<br />
Sie sind Landwirt, haben nie studiert.<br />
<strong>Wo</strong>her wissen Sie, wie man so eine Maschine<br />
entwickelt?<br />
Das habe ich mir selbst beigebracht. Ich interessiere<br />
mich für Landmaschinen und die ganze<br />
Technik dazu. So wie an<strong>der</strong>e musizieren, habe<br />
ich eben das Talent, die technische Vorstellung<br />
und kann das auch umsetzen. Und inzwischen<br />
habe ich mehr als 50 Jahre Erfahrung. Ich habe<br />
die Skizze im CAD-Programm gemacht und<br />
dann <strong>hier</strong> in unserer Werkstatt mit meinen Mitarbeitern<br />
umgesetzt. Dabei habe ich zum Beispiel<br />
versucht, so viele vorhandene Bauteile von<br />
unseren Ropa-Maschinen zu verwenden.<br />
Gibt es <strong>denn</strong> eine Maschine, die Sie noch<br />
erfinden möchten?<br />
Ich versuche nicht einfach so neue Maschinen<br />
zu erfinden, aber wenn sich uns neue Herausfor<strong>der</strong>ungen<br />
stellen, versuche ich Lösungen zu<br />
finden. Oft sind aus Problemen neue Maschinen<br />
entstanden. Ich habe viele meiner Landmaschinen,<br />
die ich gekauft habe, noch verbessert.<br />
Häufig waren die einfach nicht praktisch. Ich<br />
habe Erfahrung bei allem was mit landwirtschaftlicher<br />
Technik, Erde und Frucht zu tun<br />
hat. Aber ich baue auch gerne. Beim Haus meiner<br />
Tochter habe ich einige Konstruktionen<br />
gemacht und umgesetzt und im Moment plane<br />
ich unsere neue 25.000 Quadratmeter große<br />
Fertigungshalle.<br />
Haben Sie ein Lieblingsfahrzeug bei Ropa?<br />
Ja, den Rübenro<strong>der</strong>, den ich 1972 entwickelt<br />
und gebaut habe. Aber auch die Entwicklung<br />
unserer neueren Maschinen <strong>ist</strong> für mich hoch<br />
spannend.<br />
Sie haben Ropa gegründet und seitdem mit<br />
Ihren Visionen geprägt. Jetzt kommen Sie<br />
mit 67 ins Rentenalter. Können Sie sich<br />
<strong>denn</strong> einfach so zur Ruhe setzen?<br />
Also nur auf dem Sofa zu sitzen, <strong>ist</strong> unvorstellbar.<br />
Das wäre ganz schlimm! Ich finde immer<br />
eine Arbeit, da brauche ich nicht lange suchen.<br />
Für Ropa habe ich zum Beispiel ein zweites<br />
Standbein geschaffen. Unser neues Ziel <strong>ist</strong><br />
innovative Technik für die Kartoffelernte. Dafür<br />
werden wir auf <strong>der</strong> Agritechnica unsere ersten<br />
gezogenen Kartoffelro<strong>der</strong> vorstellen – sie heißen<br />
Keiler, wie das Wildschwein.<br />
Text, Interview: Katrin Beck<br />
Bil<strong>der</strong>: Robert Hack<br />
Ihre Fragen beantwortet:<br />
Dietmar Wetzel, dietmar.wetzel@mtu-online.de<br />
Tel. +49 7541 90-7033<br />
In <strong>der</strong> firmeneigenen Biogasanlage testet Ropa, wie sich Zuckerrüben<br />
zur Energiegewinnung eignen. Den Rübenschred<strong>der</strong> hat Firmengrün<strong>der</strong><br />
Hermann Paintner selbst konstruiert und gebaut.<br />
Die Zuckerrüben werden über den Lkw auf das För<strong>der</strong>band des<br />
Rübenschred<strong>der</strong>s gekippt.<br />
Für den Silierprozess <strong>der</strong> Langzeitlagerung<br />
müssen die Rüben zu feinem Mus<br />
gemahlen werden.<br />
Ein <strong>MTU</strong>-Motor <strong>der</strong> Baureihe 890 mit 820 PS treibt den Schred<strong>der</strong> an.<br />
54 I <strong>MTU</strong> Report 03/13 <strong>MTU</strong> Report 03/13 I 55