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14 Geschichte der Magie Griechenland <strong>15</strong><br />
nend von berufsmäßigen Hexen und Magiern,<br />
von Riten und Beschwörungen in<br />
fremden Sprachen.<br />
Jedoch waren die Meinungen auch hier sehr<br />
gespalten. Platon wunderte sich nicht über<br />
Heiler, Hexen, Wahrsager und Magier,<br />
glaubte an ihre Kräfte, proklamierte aber,<br />
dass sie im Grunde recht harmlos seien.<br />
Aristoteles hegte den Glauben, dass die Gestirne<br />
die Geschicke auf der Erde beeinflussen.<br />
Auch skizzierte er in seiner „Historia<br />
Animalum“ die Existenz von Dämonen.<br />
Plutarch nahm Träume und Vorzeichen sehr<br />
ernst. Er glaubt an gute und böse Dämonen,<br />
die zwischen der Erde und der Götterwelt<br />
wirken und somit Verursacher vieler unerklärbarer<br />
Ereignisse sind, welche oft eher<br />
den Göttern selbst zugeschrieben werden.<br />
Obwohl es also Aberglauben verurteilt, bieten<br />
andere Bereiche für ihn vernünftige Erklärungen,<br />
die sich mit seiner Philosophie<br />
vereinen lassen und somit für ihn wieder legitim<br />
erscheinen.<br />
Apuleius von Madaura (geb. um 123 u.Z.)<br />
befasste sich auch mit Magie. Von ihm ist<br />
eine Fassung seiner vermutlich überarbeiteten<br />
Verteidigungsrede, die er um 160 vor<br />
Gericht halten musste, überliefert. Er war in<br />
die Verlegenheit gekommen, den Verdacht<br />
abzuwehren, selbst Magier zu sein. Hätte er<br />
es nicht geschafft, wäre ihm die Todesstrafe<br />
sicher gewesen. Diese Rede mit dem Titel<br />
„Apologia“ oder „De Magia“ zeigt, wie<br />
leicht es in der Zeit des aufkommenden<br />
Christentums war, als Philosoph in Verdacht<br />
zu geraten, wenn man aus Wissensdurst und<br />
Neugier gewisse Experimente durchführt,<br />
und bietet eine wahre Fundgrube an Kenntnissen<br />
über die antike Magie.<br />
Man kann vermuten, dass Apuleius Anhänger<br />
eines Isis-Kultes gewesen ist.<br />
Ebenso glaubte er, wie auch Plutarch, an die<br />
Existenz von Dämonen, welche überirdische<br />
Wesen sind, die zwischen Menschen und<br />
Göttern vermitteln und die Luft bevölkern.<br />
Sie besitzen einen Verstand und Gefühle wie<br />
die Menschen und können von einem Körper<br />
Besitz ergreifen. Nach dieser Definition ist<br />
auch die menschliche Seele ein Dämon.<br />
Es lässt sich jedoch schwer vorstellen, dass<br />
das Interesse an Dämonen rein theoretisch<br />
blieb. Von der Kenntnis ihrer Existenz bis zu<br />
ihrer Beschwörung ist der Schritt ebenso<br />
klein wie von der Theologie zur Theurgie.<br />
In der späteren Antike kann man zwischen<br />
zwei verschiedenen Arten von magischen<br />
Handlungen unterscheiden. Man kann aber<br />
davon ausgehen, dass diese Unterscheidung<br />
aller Wahrscheinlichkeit nach bereits älter<br />
ist. Zum einen spricht man von der bereits<br />
erwähnten Theurgia und zum anderen von<br />
der goeteia. Man kann sagen, dass das auch<br />
einen großen Unterschied zwischen höherer<br />
und niederer Magie darstellt. Wobei umstritten<br />
ist, ob die Theurgie nun in die Magie<br />
eingestuft werden kann oder nicht.<br />
Was für den Theurgen einen wichtigen Bestandteil<br />
seiner Religion bildet, erscheint einem<br />
Außenstehenden als magische Praxis.<br />
Der Theurg agiert in seiner Form selbst als<br />
Priester, der die Verbindung zu den Göttern<br />
über seine Kunst aufrechterhält. Dadurch hat<br />
er die Möglichkeit, zu ihnen aufzusteigen<br />
und eins mit ihnen zu werden. Man kann a-<br />
ber auch diplomatisch sagen, dass die Theurgie<br />
eine Art der Magie ist, die auf göttlicher<br />
Offenbarung beruht. Das ist die alte Auseinandersetzung,<br />
ob Religion und Magie zwei<br />
vollkommen verschiedene Paar Schuhe sind.<br />
Das Urteil darüber möchte ich an dieser Stelle<br />
dem Leser überlassen.<br />
Der Theurg agiert also in direktem Kontakt<br />
mit seiner Gottheit. Sie kann ihm entweder in<br />
Trance begegnen, oder selbst auf die Erde<br />
herabsteigen und sich über die Besessenheit<br />
eines Menschen, vielleicht sogar seiner<br />
selbst, eines Gegenstandes oder eines anderen<br />
Mediums wie Wasser oder eine Lampenflamme<br />
oder über Träume und Visionen bemerkbar<br />
machen. Er benutzt verschiedene<br />
Hilfsmittel wie Pflanzen, Steine und bestimmte<br />
Symbole, die ihm die Arbeit und<br />
den Kontakt mir der Gottheit erleichtern sollen.<br />
Das Wort goes tritt bei Herodot schon in Erscheinung<br />
und bedeutet ursprünglich „Gaukler“,<br />
entwickelt jedoch in den ersten Jahrhunderten<br />
unserer Zeitrechnung eine andere<br />
Bedeutung, die eher auf „Betrüger“ oder<br />
„Schwindler“ hindeutet. Man kann also annehmen,<br />
dass die goetia eher Blendwerk war,<br />
welches ein Mittel zur Unterhaltung darstellte,<br />
jedoch verdächtig wurde, sobald es dem<br />
Ausübenden eine übersinnliche Aura verleihen<br />
sollte.<br />
Eine Art Lehrbuch, welches den Anfänger<br />
zur Meisterschaft führt, gibt es zwischen den<br />
ganzen Fragmenten von magischen Texten<br />
nicht. Selbst die Aufzeichnungen, die existieren,<br />
können kein umfassendes Bild vermitteln,<br />
weil die Texte entweder zu speziell oder<br />
zu allgemein gehalten sind oder sich aber<br />
auch in kurzen Anspielungen, mystischen<br />
Kurzschriften oder Symbolen verlieren.<br />
Der Magier selbst bedurfte keiner großen<br />
Sammlung an Substanzen und Requisiten,<br />
was jedoch oft der Fall war, um die Vorstellungskraft<br />
der Klienten anzuregen. Denn je<br />
mehr er zur Verfügung hatte, umso größer<br />
stellte man sich auch die magische Wirkung<br />
vor.<br />
Alles schien zu zählen und in irgendeiner<br />
Weise Wirkung zu haben. Die Dauer der Zeremonie,<br />
die Bewegungen des Körpers, die<br />
Gesten und die Intonation der Stimme. Es<br />
wurde gelegentlich über seltsame Geräusche<br />
gesprochen, die Magier von sich gaben:<br />
Schmatzen, Seufzen, Stöhnen, Glucksen.<br />
Hin und wieder war es auch notwendig magische<br />
Texte zu sich zu nehmen, also buchstäblich<br />
zu essen. So findet man in einem<br />
Zauberpapyrus folgende Aufforderung:<br />
„Schreibe diese Namen mit Hermes-Tinte.<br />
Nachdem du sie in der genannten Weise geschrieben<br />
hast, wasche sie ab mit Quellwasser<br />
aus sieben Quellen, trinke es auf nüchternen<br />
Magen während sieben Tagen, wenn<br />
der Mond im Aufgang ist. Aber trink reichlich!“<br />
(Luck: Magie und andere Geheimlehren<br />
der Antike, S. 39)<br />
Auch kam es vor, dass der Magier bestimmte<br />
Worte mit Blut schrieb. Trotz der Vielzahl an<br />
magischen Techniken, die diese zu nutzen<br />
pflegten, kann man den Theurgen in jedem<br />
Falle zuschreiben, dass sie das Erbe der Mysterientraditionen<br />
und –religionen mit erstaunlicher<br />
Konsequenz gehegt haben, nachdem<br />
sie es angetreten hatten.<br />
Lilye<br />
Quellen (Internetseiten Stand: Januar 2010):<br />
Georg Luck, Magie und andere Geheimlehren<br />
in der Antike<br />
Peter Busch, Magie in neutestamentlicher<br />
Zeit<br />
Christopher Faraone, Dirk Obbink, Magika<br />
Hiera, Ancient Greek Magic & Religion<br />
Karl Kerényi, Urbilder der griechischen Religion<br />
Fritz Graf, Gottesnähe und Schadenszauber<br />
http://de.wikipedia.org/wiki/Theurgie<br />
http://de.wikipedia.org/wiki/Magie<br />
http://www.focus.at/archiv/tuczay_magie1.ht<br />
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