Unterrichtsmaterialien - Museum Frieder Burda
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Franz Gertsch, Silvia I, 1998<br />
© Franz Gertsch, 2013<br />
Der konzeptuelle Ansatz von Gertschs Malerei trat im Laufe seiner künstlerischen Entwicklung<br />
immer deutlicher hervor. Er spiegelt sich etwa in der Materialwahl, die sich seit Mitte der 80er<br />
Jahre auf natürliche Produkte wie ungrundierter Baumwolle als Malgrund, Harze und<br />
Bienenwachs als Bindemittel sowie reine Mineral-, Erd- und andere Pigmente als Farben<br />
konzentriert. Er tritt vor allem im Werkprozess zu Tage, der einen ritualhaft-meditativen<br />
Charakter aufweist und einen ganz speziellen Zeitbegriff zu Grunde legt: Gertsch arbeitet bis zu<br />
einem Jahr an seinen großformatigen Bildern – und legt all diese Zeit in seine Gemälde. In<br />
Zeiten von technisierter Hochbeschleunigung in allen Daseinsbereichen bilden die Werke von<br />
Franz Gertsch eine Oase der Ruhe und Stille, die gleichermaßen eine Besinnung auf Kunst und<br />
Natur ermöglicht.<br />
Die Silhouette der zart geschminkten jungen Frau mit dunkelblondem Haar erscheint bei<br />
„Silvia I“ vor einem neutralen Hintergrund. Sie schaut den Betrachter leicht herausfordernd an.<br />
Die Perfektion ihrer Schönheit und diejenige der malerischen Ausführung verursachen ein<br />
Gefühl der Distanz und Unnahbarkeit.<br />
Bei „Gräser II“ und „Gräser III“ handelt es sich um eine Art selbst-reflexiver Malerei von Franz<br />
Gertsch. Der Künstler ging von seinem eigenen Gemälde „Gräser I“ aus und malte<br />
abfotografierte Ausschnitte in der Vergrößerung.<br />
In dieser Kombination von Landschaften und Frauenbildnissen wird deutlich, dass das<br />
konzeptuelle Vorgehen des Künstlers bei allen Motiven stets dasselbe ist. Durch die zugrunde<br />
gelegte Diaprojektion und die im Blow-Up Verfahren erreichte überdimensionale Vergrößerung<br />
erscheint „ein Auge“ wie „ein See“, „ein Stück Haar“ wie „ein Birkenwäldchen“ und „eine<br />
Schattenzone“ wie ein „dunkler Tannenwald“. Franz Gertsch bezeichnet seine Frauenporträts<br />
daher auch als Gesichtslandschaften: Gesichter werden wie Landschaften behandelt,<br />
Landschaften werden individualisiert und wieder erkennbar.<br />
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