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Zum historischen Hintergrund<br />

1938 wur<strong>de</strong>n 17.000 jüdische Menschen polnischer<br />

Staatsangehörigkeit im Rahmen <strong>de</strong>r später so<br />

genannten „Polenaktion“ aus NS-Deutschland<br />

ausgewiesen und über die polnische Grenze<br />

abgeschoben. Bis zum Kriegsbeginn wur<strong>de</strong>n circa<br />

10.000 meist jüdische Kin<strong>de</strong>r mit einem<br />

„Kin<strong>de</strong>rtransport" nach Großbritannien gerettet.<br />

Bereits nach Polen abgeschobene Kin<strong>de</strong>r wur<strong>de</strong>n in<br />

das Rettungsprogramm einbezogen. In Köln<br />

versuchte <strong>de</strong>r Direktor <strong>de</strong>s jüdischen Gymnasiums<br />

Jawne, Dr. Erich Klibansky, seine ganze Schule<br />

nach England zu retten. Der Ausstellungstitel zitiert<br />

das Telegramm, mit <strong>de</strong>m die Abfahrt <strong>de</strong>r ersten<br />

Jawnegruppe angekündigt wur<strong>de</strong>: "Kin<strong>de</strong>r abreisen<br />

Dienstag 17 Uhr 13. Abschied in <strong>de</strong>r Schule."<br />

Initiative für das Haus und Museum <strong>de</strong>r<br />

Jüdischen Kultur in Köln<br />

Aufruf zur Unterstützung und Mitarbeit<br />

"Es ist kaum glaublich, dass ausgerechnet jene<br />

Stadt, in <strong>de</strong>r jüdisches Leben weiter zurück reicht,<br />

als fast in je<strong>de</strong>m an<strong>de</strong>ren Ort Deutschlands, sich so<br />

schwer tut, ein Museum zur jüdischen Geschichte,<br />

Kultur und Gegenwart einzurichten. Ein solches<br />

Museum kann ein spannen<strong>de</strong>r und produktiver Ort<br />

sein, sich kritisch mit Geschichtsbil<strong>de</strong>rn,<br />

Zugehörigkeit, Mythen und wi<strong>de</strong>rsprüchlichen<br />

Realitäten auseinan<strong>de</strong>rzusetzen. Hat Köln daran<br />

kein Interesse?"<br />

Gebannt lauschten die etwa 120 Besucherinnen und Besucher,<br />

die zur Ausstellungseröffnung gekommen waren, <strong>de</strong>m Vortrag<br />

<strong>de</strong>s Zeitzeugen Ernest Kolman. Er gehörte zur ersten Gruppe<br />

von Kin<strong>de</strong>rn, die mit einem von Jawne-Direktor Dr. Erich<br />

Klibansky organisierten Kin<strong>de</strong>rtransport aus Köln ausreisen<br />

konnten. Eindrücklich schil<strong>de</strong>rte Herr Kolman <strong>de</strong>n Abschied von<br />

<strong>de</strong>n Eltern, die Fahrt nach England und die schwierigen ersten<br />

Monate im Londoner Jawne-Hostel.<br />

Ausstellungskonzeption<br />

Die Ausstellung erzählt dreißig Lebensgeschichten<br />

von Menschen aus <strong>de</strong>m heutigen Nordrhein-<br />

Westfalen, die mit einem Kin<strong>de</strong>rtransport gerettet<br />

wur<strong>de</strong>n. Die Erzählung beginnt mit <strong>de</strong>r Abreise von<br />

zwei Klassen <strong>de</strong>s Kölner jüdischen Gymnasiums<br />

Jawne und ihrer Ankunft in London. In vier Kapiteln<br />

wer<strong>de</strong>n die Kin<strong>de</strong>r durch die Kriegsjahre und die<br />

Zeit <strong>de</strong>s Erwachsenwer<strong>de</strong>ns begleitet. An<strong>de</strong>re<br />

Geschichten kommen hinzu. Rückblen<strong>de</strong>n schil<strong>de</strong>rn<br />

die Ereignisse <strong>de</strong>s 28. und 29. Oktober 1938, in<br />

<strong>de</strong>nen Kin<strong>de</strong>r und Jugendliche mit ihren Eltern in<br />

die Massenabschiebung aus Polen stammen<strong>de</strong>r<br />

Ju<strong>de</strong>n gerieten.<br />

Ein eigener Ausstellungsbereich mit Arbeiten von<br />

Sabine Würich (Berlin), Wojciech Olejniczak<br />

(Poznan) und Lior Herchkovitz (Tel Aviv)<br />

präsentiert künstlerische Auseinan<strong>de</strong>rsetzungen mit<br />

<strong>de</strong>r Erinnerung.<br />

Dr. Hanno Loewy fügte im Juli dieses Jahres seiner<br />

Unterschrift unter <strong>de</strong>n Offenen Brief an <strong>de</strong>n<br />

Oberbürgermeister <strong>de</strong>r Stadt Köln und die<br />

Ratsfraktionen diese verwun<strong>de</strong>rte Bemerkung zu.<br />

Inzwischen liegt <strong>de</strong>r Beschluss <strong>de</strong>s Stadtrats zur<br />

Kooperation mit <strong>de</strong>m Landschaftsverband<br />

Rheinland (LVR) vor. Stadt und LVR haben <strong>de</strong>n<br />

vertrag unterzeichnet. Die Arbeit am Projekt <strong>de</strong>s<br />

Jüdischen Museums hat begonnen.<br />

Zwei Monate vor <strong>de</strong>m Ratsbeschluss hatte sich<br />

unsere Initiative für ein Museum <strong>de</strong>r jüdischen<br />

Kultur in Köln an die Öffentlichkeit gewandt. Sie<br />

warb um Unterschriften unter <strong>de</strong>n erwähnten<br />

Offenen Brief. Angesichts <strong>de</strong>s nicht en<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n<br />

Streits um das wichtige Projekt und alle Versuche,<br />

es auszuhebeln, die sich zum Teil heftig<br />

wi<strong>de</strong>rsprachen, befürchteten die Beteiligten, dass<br />

Rat und Verwaltung <strong>de</strong>m massiven Druck<br />

nachgeben wür<strong>de</strong>n. Die Initiative war unter<br />

verschie<strong>de</strong>nen Gesichtspunkten ungewöhnlich.<br />

Meist wen<strong>de</strong>t sich die Zivilgesellschaft gegen<br />

Vorhaben von Verwaltungen und politische<br />

Mehrheiten, oft mit guten, nachvollziehbaren<br />

Grün<strong>de</strong>n. Mit <strong>de</strong>m Offenen Brief mel<strong>de</strong>te sich eine<br />

anfangs kleine Gruppe zu Wort, um Rat und<br />

Verwaltung <strong>de</strong>n Rücken zu stärken und Mut zu<br />

machen für die Realisierung eines wichtigen, längst<br />

beschlossenen Projekts. Stecken hinter <strong>de</strong>n<br />

gegnerischen Initiativen immer in <strong>de</strong>r Stadt<br />

EL-DE-Info Nr. 48 – November 2013 14

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