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2009_03: Hallo Nachbar! Maiblüte: Pechnelke und ... - Naturgarten eV

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<strong>Hallo</strong> <strong>Nachbar</strong>!<br />

<strong>Maiblüte</strong>: <strong>Pechnelke</strong> <strong>und</strong> Wiesenmargerite<br />

Wiesenmargerite,<br />

Gewöhnliche Wucherblume<br />

Leucanthemum vulgare<br />

(Chrysanthemum leucanthemum)<br />

Weiß blühende, 20 – 80 (100) cm hohe<br />

Staude, blüht Mai bis Oktober; 2,5 bis 6<br />

cm große Blütenköpfe mit gelben Röhrenblüten<br />

<strong>und</strong> weißen Zungenblüten;<br />

aufrechter Stängel, einfach oder (selten)<br />

wenig verzweigt; dunkelgrüne, lang gestielte<br />

löffelförmige Gr<strong>und</strong>blätter, wechselständig<br />

mit abger<strong>und</strong>eten Zähnen,<br />

am Stängel kürzer gestielt oder sitzend,<br />

länglich, gezähnt <strong>und</strong> halb den Stängel<br />

umfassend.<br />

Standort: Mäßig trockene bis leicht<br />

feuchte sandige oder lehmige Böden;<br />

Fettwiesen, Weiden, Halbtrockenrasen,<br />

Sanddünen, Ruderalstandorte, Brachen,<br />

Äcker, Straßenränder.<br />

Garten: Diese typische Wiesenpflanze<br />

ist ein Alleskönner auch im Garten. Sie<br />

nimmt mit fast jedem Boden vorlieb,<br />

sowohl magerem wie nährstoffreicherem,<br />

trockenem wie etwas feuchterem.<br />

Bei ausbleibender jährlich zweimaliger<br />

Mahd in Wiesen tritt sie allerdings schnell<br />

den Rückzug an. Als Pionierpflanze wird<br />

sie bei stärker auftretender Konkurrenz<br />

auch im Garten Jahr für Jahr weniger.<br />

An offenen, wenig bewachsenen Stellen<br />

samt sie aber gut aus <strong>und</strong> kann dichte<br />

Teppiche bilden. In feuchteren Wiesen<br />

blüht sie im Frühjahr oft gemeinsam mit<br />

der Kuckuckslichtnelke, in trockeneren<br />

Bereichen mit dem Wiesensalbei, der<br />

Wiesenwitwenblume <strong>und</strong> der Wiesenglockenblume<br />

Wissenswertes: Die Wiesenmargerite<br />

ist eine der ganz wenigen Pflanzen, die<br />

(fast) jeder kennt. Sie ist eine Pionierpflanze,<br />

die vorwiegend neu angelegte<br />

Flächen wie Straßenränder, Böschungen<br />

<strong>und</strong> Wiesen besiedelt <strong>und</strong> nur selten<br />

beständig ist. Bei der Margerite gibt es<br />

eine Reihe verschiedener Ökotypen, auf<br />

Wiesen beispielsweise ist es ein anderer<br />

als auf Ackerflächen. Die frühsommerliche<br />

Mahd fördert die Wurzelstockteilung<br />

<strong>und</strong> damit den Bestand in Fettwiesen.<br />

Traum vieler Naturfre<strong>und</strong>e: Margeritenwiese<br />

Gewöhnliche <strong>Pechnelke</strong><br />

Silene (Lychnis) viscaria<br />

(Viscaria vulgaris)<br />

Purpurrot blühende, 15 – 60 cm hohe<br />

Staude, blüht Mai bis Juli, 2 cm große<br />

Blüten endständig traubig-rispig angeordnet;<br />

Stängel grün, unter den Blattknoten<br />

bräunlich <strong>und</strong> klebrig; dunkelgrüne<br />

schmallanzettliche Blätter, am Gr<strong>und</strong> in<br />

einer Rosette.<br />

Standort: Trockene, kalkarme, nährstoffhaltige<br />

bis magere, meist sandige oder<br />

lehmig-sandige Böden; sonnige Heiden,<br />

Magerwiesen, Halbtrockenrasen, lichte<br />

Wälder, Felsen, Säume<br />

Garten: Die <strong>Pechnelke</strong> wächst im Garten<br />

am besten auf trockenen, kalkarmen,<br />

sandigen oder sandig-lehmigen Böden,<br />

in meinem Garten breitet sie sich besonders<br />

gut auf leicht saurem Sand aus. Sie<br />

mag viel Sonne, wächst aber auch noch<br />

im Halbschatten. Obwohl die Pflanze in<br />

der Fachliteratur allgemein als kalkscheu<br />

beschrieben wird, gedeiht sie interessanterweise<br />

auch auf Kalkschotter, kommt<br />

dort auch zur Blüte, die mir sogar etwas<br />

Foto + Hintergr<strong>und</strong>bild © Barbara Hackner<br />

intensiver purpurrot zu sein scheint. Sie<br />

hält sich auch einige Jahre, vermag sich<br />

dort aber meiner Erfahrung nach kaum<br />

durch Selbstaussaat zu vermehren. Nach<br />

Reinhard Witt liegt es an der Kalk liebenden<br />

Konkurrenz, wenn sie sich auf solchen<br />

Böden nicht lange halten kann (vgl.<br />

R. Witt: Nachhaltige Pflanzungen <strong>und</strong><br />

Ansaaten, 2. Auflage S. 32f). Die schönste<br />

Wirkung im Garten wird mit größeren<br />

Gruppen erzielt. Am besten wird sie mit<br />

nicht zu konkurrenzstarken Arten wie<br />

Heidenelke, Karthäusernelke, Wiesensalbei,<br />

Pfirsichblättriger Glockenblume<br />

u.a. vergesellschaftet. Es gibt auch eine<br />

Gartenform der <strong>Pechnelke</strong> mit gefüllten<br />

Blüten, die keinem Insekt mehr Nektar<br />

bieten kann. Wie so oft ist die Wildform<br />

ohnehin viel schöner. Also besser bei Betrieben<br />

des <strong>Naturgarten</strong> e.V. kaufen!<br />

Wissenswertes: Die <strong>Pechnelke</strong> ist in<br />

der Natur nur selten zu finden. Sie ist<br />

manchmal zweihäusig (diözisch). Am<br />

dunklen Klebring unterhalb der Blattknoten<br />

findet man gelegentlich daran<br />

klebende Insekten, möglicherweise stellt<br />

dies einen Schutz vor Blattläusen <strong>und</strong><br />

8 Natur & Garten Juli <strong>2009</strong>


Pfl anzenverwendung<br />

Gewöhnliche <strong>Pechnelke</strong><br />

Foto © Kerstin Lüchow<br />

Weitere <strong>Nachbar</strong>n:<br />

In den genannten Pflanzengesellschaften<br />

können folgende weitere Pflanzen<br />

hinzustoßen: Goldaster (Aster linosyris),<br />

Astlose Graslilie (Anthericum liliago), Zittergras<br />

(Briza media), Wiesen-Flockenblume<br />

(Centaurea jacea), Acker-Hornkraut<br />

(Cerastium arvense), Karthäusernelke (Dianthus<br />

carthusianorum), Heidenelke (Dianthus<br />

deltoides), Zypressenwolfsmilch<br />

(Euphorbia cyparissias), Schaf-Schwingel<br />

(Festuca ovina), Rot-Schwingel (Festuca<br />

rubra), Echtes Labkraut (Galium verum),<br />

Färber-Ginster (Genista tinctoria), Kleines<br />

Habichtskraut (Hieracium pilosella), Rauer<br />

Löwenzahn (Leontodon hispidus), Gewöhnlicher<br />

Hornklee (Lotus corniculatus),<br />

Sichelklee (Medicago falcata), Kriechende<br />

Hauhechel (Ononis repens), Kleine Bibernelle<br />

(Pimpinella saxifraga), Kleiner Sauerampfer<br />

(Rumex acetosella), Wiesensalbei<br />

(Salvia pratensis), Kleiner Wiesenknopf<br />

(Sanguisorba minor), Knöllchen-Steinbrech<br />

(Saxifraga granulata), Tauben-<br />

Skabiose (Scabiosa columbaria), Jakobs-<br />

Kreuzkraut (Senecio jacobaea), Nickendes<br />

Leimkraut (Silene nutans), Taubenkropf-<br />

Leimkraut (Silene vulgaris), Feld-Thymian<br />

(Thymus pulegioides), H<strong>und</strong>s-Veilchen<br />

(Viola canina), Wildes Stiefmütterchen<br />

(Viola tricolor) u.a.<br />

Norbert Steininger, Fachbetrieb<br />

für naturnahe<br />

Grünplanung seit 20<strong>03</strong>,<br />

Bamberg. Planer <strong>und</strong> Projektleiter<br />

von Naturgärten,<br />

Natur-Erlebnis-Schulhöfen<br />

u. -Kindergärten<br />

anderen Pflanzen fressenden Insekten<br />

dar. Daher rührt der Name Leimkräuter,<br />

zu deren Gattung die Pflanze gehört,<br />

auch der Name <strong>Pechnelke</strong> steht damit<br />

in Zusammenhang. Die <strong>Pechnelke</strong> soll<br />

die Abwehrkräfte benachbarter Pflanzen<br />

stärken, <strong>Pechnelke</strong>nextrakt ist als Pflanzenstärkungsmittel<br />

zugelassen. Die darin<br />

enthaltenen Brassinosteroide wirken sich<br />

nachweislich positiv auf das Wachstum<br />

anderer Pflanzen aus.<br />

<strong>Pechnelke</strong> <strong>und</strong><br />

Wiesenmargerite<br />

können gemeinsam in kalkarmen Magerrasen<br />

wie der <strong>Pechnelke</strong>n-Rotschwingelwiese<br />

(Viscario-Festucetum rubrae), in<br />

bodensauren Halbtrockenrasen wie der<br />

<strong>Pechnelke</strong>n-Wiesenhafer-Gesellschaft (Viscario-Helicotrichetum<br />

pratensis), in kalkarmen,<br />

aber basenreichen Saumgesellschaften,<br />

Felsheiden sowie in Sandmagerrasen<br />

auftreten. Im Garten wird die w<strong>und</strong>ervolle<br />

Wirkung vor allem dann erzielt, wenn beide<br />

in Gruppen mit möglichst vielen Individuen<br />

ineinander übergehen.<br />

Passen zusammen: Margeriten <strong>und</strong> <strong>Pechnelke</strong>n<br />

Foto © Norbert Steininger<br />

Natur & Garten Juli <strong>2009</strong> 9

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