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Schnelle Aufdosierung von Quetiapin. Eine Option in der Akuttherapie

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psycho<br />

Psychiatrie • Neurologie • Psychotherapie<br />

Zeitschrift für Praxis und Kl<strong>in</strong>ik<br />

Supplement<br />

Organ <strong>der</strong> Deutschen Gesellschaft für Bipolare Störungen e.V.<br />

<strong>E<strong>in</strong>e</strong> <strong>Option</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Akuttherapie</strong><br />

<strong>Schnelle</strong> <strong>Aufdosierung</strong><br />

<strong>von</strong> <strong>Quetiap<strong>in</strong></strong>


Supplement<br />

<strong>E<strong>in</strong>e</strong> <strong>Option</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Akuttherapie</strong><br />

<strong>Schnelle</strong> <strong>Aufdosierung</strong> <strong>von</strong> <strong>Quetiap<strong>in</strong></strong><br />

<strong>Quetiap<strong>in</strong></strong> (Seroquel ® ), e<strong>in</strong>es<br />

<strong>der</strong> neueren atypischen<br />

Neuroleptika mit chemischer<br />

Verwandtheit zur prototypischen<br />

Substanz Clozap<strong>in</strong>, gilt im<br />

Allgeme<strong>in</strong>en als sehr gut verträglich<br />

und nebenwirkungsarm. Insbeson<strong>der</strong>e<br />

verhält es sich nahezu<br />

gewichtsneutral, extrapyramidalmotorische<br />

Nebenwirkungen liegen<br />

auf Plazebo-Niveau; weiterh<strong>in</strong><br />

hat <strong>Quetiap<strong>in</strong></strong> e<strong>in</strong> günstiges kardiales<br />

Risikoprofil und nach unseren<br />

Erfahrungen wurden bislang<br />

auch ke<strong>in</strong>e gravierenden Blutbildverän<strong>der</strong>ungen<br />

beobachtet. Zu den<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Praxis am häufigsten beobachteten<br />

Nebenwirkungen zählen<br />

orthostatische Hypotension und<br />

Sedierung, wenngleich letztere vor<br />

allem <strong>in</strong> unteren Dosisbereichen<br />

aufzutreten sche<strong>in</strong>en. Dennoch<br />

wird bislang e<strong>in</strong> vorsichtiges E<strong>in</strong>dosieren<br />

empfohlen: Auf zwei Tagesdosen<br />

verteilt, empfiehlt <strong>der</strong><br />

Hersteller bisher die Gabe <strong>von</strong> 50<br />

mg am ersten, 100 mg am zweiten,<br />

200 mg am dritten, 300 mg am<br />

vierten und erst am fünften Tag die<br />

Zieldosis <strong>von</strong> maximal 750 mg<br />

<strong>Quetiap<strong>in</strong></strong> pro Tag. Dieses Vorgehen<br />

ersche<strong>in</strong>t für die Akutpsychiatrie<br />

als weniger praktikabel.<br />

Die Frage ist daher, ob e<strong>in</strong><br />

schnelleres Aufdosieren <strong>von</strong><br />

<strong>Quetiap<strong>in</strong></strong> ebenfalls ohne Nebenwirkungen<br />

vertragen wird und<br />

welche Wirkung es zeigt.<br />

Patientengut<br />

Auf <strong>der</strong> Akutstation <strong>der</strong> Kl<strong>in</strong>ik<br />

für Psychiatrie <strong>der</strong> Universität<br />

Würzburg wurden 13 Patienten,<br />

die aufgrund e<strong>in</strong>er akuten Exazerbation<br />

e<strong>in</strong>er Psychose zur Aufnahme<br />

gekommen waren, mit e<strong>in</strong>em<br />

an<strong>der</strong>en Dosierungsschema<br />

behandelt. Das durchschnittliche<br />

Alter lag bei 34±9 Jahren<br />

(22–50 Jahre). Die Patienten wurden<br />

sowohl nach ICD-10 als nach<br />

<strong>der</strong> differenzierten E<strong>in</strong>teilung <strong>der</strong><br />

endogenen Psychosen nach K.<br />

Leonhard 1 diagnostiziert (Tab 1).<br />

Der Aufnahmemodus (akute<br />

Exazerbation) erklärt möglicherweise<br />

das relative Überwiegen<br />

<strong>von</strong> zykloiden Psychosen, da <strong>in</strong>s-<br />

beson<strong>der</strong>e an e<strong>in</strong>er systematischen<br />

Schizophrenie erkrankte<br />

Patienten überwiegend <strong>in</strong> Landeskrankenhäusern<br />

hospitalisiert<br />

s<strong>in</strong>d, an e<strong>in</strong>er zykloiden Psychose<br />

leidende Patienten im Gegensatz<br />

dazu aus <strong>der</strong> Remission wie<strong>der</strong>erkranken.<br />

Unsystematisch schizophrene<br />

Patienten nehmen hier<br />

e<strong>in</strong>e Mittelstellung e<strong>in</strong>.<br />

Praktisches Vorgehen<br />

Es wurde e<strong>in</strong> Dosierungsschema<br />

mit e<strong>in</strong>er zügigen <strong>Aufdosierung</strong><br />

gewählt (Tab. 2); je nach<br />

Akuität wurde am zweiten Tag<br />

e<strong>in</strong>e Tagesdosis <strong>von</strong> 200 o<strong>der</strong> 400<br />

mg gewählt. Die Höchstdosis lag<br />

zwischen 400 und 800 mg <strong>Quetiap<strong>in</strong></strong><br />

pro Tag (592±126 mg).<br />

Fünf Patienten erhielten ke<strong>in</strong>e<br />

weiteren Neuroleptika. Bei den an<strong>der</strong>en<br />

wurden begleitend weitere<br />

Psychopharmaka gegeben: Drei<br />

erhielten <strong>in</strong>itial e<strong>in</strong>- o<strong>der</strong> zweimalig<br />

Haloperidol i.v., zwei Patienten<br />

1 Leonhard K. Die Aufteilung <strong>der</strong> endogenen<br />

Psychosen und ihre differenzierte<br />

Ätiologie; 7. Auflage. Thieme Verlag<br />

Stuttgart, 1995<br />

2 PANSS = Positive and Negative Syndrome<br />

Scale<br />

3 GAF = Global Assessment of Function<strong>in</strong>g<br />

4 CGI = Cl<strong>in</strong>ical Global Impression<br />

Tab. 1 Studienzusammensetzung<br />

Pat. Code Alter ICD-10 Leonhard Gruppe nach Leonhard<br />

A 39 F23.0 akute polymorphe psychotische Störung Verwirrtheitspsychose Zykloide Psychose<br />

ohne Symptome e<strong>in</strong>er Schizophrenie<br />

B 29 F23.0 akute polymorphe psychotische Störung Angst-Glücks-Psychose Zykloide Psychose<br />

ohne Symptome e<strong>in</strong>er Schizophrenie<br />

C 50 F20.3 Undifferenzierte Schizophrenie Kataphasie Unsystematische<br />

Schizophrenie<br />

D 22 F31.1 Bipolare affektive Störung, gegenwärtig mani- Manisch-depressive Affektive Psychose<br />

sche Episoden ohne psychotische Symptome Erkrankung<br />

E 37 F23.0 akute polymorphe psychotische Störung Verwirrtheitspsychose Zykloide Psychose<br />

ohne Symptome e<strong>in</strong>er Schizophrenie<br />

F 30 F23.0 akute polymorphe psychotische Störung Verwirrtheitspsychose Zykloide Psychose<br />

ohne Symptome e<strong>in</strong>er Schizophrenie<br />

G 42 F25.0 Schizoaffektive Störung, gegenwärtig manisch Motilitätspsychose Zykloide Psychose<br />

H 44 F25.1 Schizoaffektive Störung, gegenwärtig depressiv Verwirrtheitspsychose Zykloide Psychose<br />

I 44 F25.1 Schizoaffektive Störung, gegenwärtig depressiv Kataphasie Unsystematische<br />

Schizophrenie<br />

J 23 F20.1 Hebephrene Schizophrenie Parak<strong>in</strong>etische Systematische<br />

Katatonie<br />

Schizophrenie (Katatonie)<br />

K 24 F25.1 Schizoaffektive Störung, gegenwärtig depressiv Verwirrtheitspsychose Zykloide Psychose<br />

L 29 F25.1 Schizoaffektive Störung, gegenwärtig depressiv Verwirrtheitspsychose Zykloide Psychose<br />

M 31 F25.1 Schizoaffektive Störung, gegenwärtig depressiv Motilitätspsychose Zykloide Psychose<br />

2<br />

psycho 2002, 29 (1)


Supplement<br />

waren mit Peraz<strong>in</strong> anbehandelt<br />

und e<strong>in</strong>e Patient<strong>in</strong> erhielt kont<strong>in</strong>uierlich<br />

zusätzlich Risperidon. Sieben<br />

Patienten wurde <strong>in</strong>termittierend<br />

o<strong>der</strong> <strong>in</strong>itial Lorazepam verabreicht,<br />

vier waren phasenprophylaktisch<br />

mit Valpro<strong>in</strong>säure und e<strong>in</strong>er<br />

mit Lithium behandelt und<br />

zwei antidepressiv mit Clomipram<strong>in</strong>.<br />

In ke<strong>in</strong>em Fall kam es zu Interaktionen<br />

mit <strong>Quetiap<strong>in</strong></strong>. Zwei<br />

<strong>Quetiap<strong>in</strong></strong>-Non-Respon<strong>der</strong> (s.u.)<br />

wurden überlappend auf Flupentixol<br />

bzw. Haloperidol umgestellt;<br />

bei e<strong>in</strong>em Patienten war e<strong>in</strong>e erneute<br />

<strong>Quetiap<strong>in</strong></strong>-Gabe nach Absetzen<br />

durch den Notarzt nicht effektiv,<br />

obwohl die Erstbehandlung erfolgreich<br />

verlaufen war.<br />

ten, wurden zusätzlich mit Typika<br />

behandelt, wobei jedoch Reduktionsversuche<br />

sowohl des Typikums<br />

als auch <strong>von</strong> <strong>Quetiap<strong>in</strong></strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Verschlechterung<br />

des Zustandes endeten.<br />

Bei e<strong>in</strong>er deutlichen psychopathologischen<br />

Besserung und Stabilisierung<br />

des Krankheitsbildes<br />

konnte e<strong>in</strong>e Restitutio ad <strong>in</strong>tegrum<br />

hier lei<strong>der</strong> nicht erreicht werden,<br />

was aber <strong>in</strong> <strong>der</strong> Natur <strong>der</strong> Krankheitsbil<strong>der</strong><br />

liegt.<br />

Verträglichkeit<br />

<strong>Quetiap<strong>in</strong></strong> wurde auch unter<br />

<strong>der</strong> schnellen <strong>Aufdosierung</strong> hervorragend<br />

vertragen. Lediglich<br />

e<strong>in</strong>e Patient<strong>in</strong> (D) beklagte e<strong>in</strong>e<br />

leichte Sedation, die therapeutisch<br />

jedoch erwünscht war. Ansonsten<br />

kam es zu ke<strong>in</strong>erlei unerwünschten<br />

Nebenwirkungen, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e<br />

nicht zu orthostatischer Hypotonie,<br />

an<strong>der</strong>en kardialen Neben-<br />

Ergebnisse<br />

Wirksamkeit<br />

In <strong>der</strong> beobachteten Patientengruppe<br />

konnte e<strong>in</strong>e gute Wirksamkeit<br />

<strong>von</strong> <strong>Quetiap<strong>in</strong></strong> festgestellt werden,<br />

was sich <strong>in</strong> den bei zwölf Patienten<br />

erhobenen durchschnittlichen<br />

PANSS 2 -Werten nie<strong>der</strong>schlug<br />

(Tab. 3). Der GAF 3 -Wert verbesserte<br />

sich im Zuge <strong>der</strong> Behandlung <strong>von</strong><br />

35±12 auf 48±22 Punkte, <strong>der</strong> CGI 4 -<br />

Schweregrad reduzierte sich <strong>von</strong><br />

6±1 auf 4±1 Punkte. Die CGI-Gesamtbeurteilung<br />

<strong>der</strong> Zustandsän<strong>der</strong>ung<br />

lag bei 2±1 („viel besser“),<br />

und die CGI-Skala „Therapeutische<br />

Wirksamkeit“ bei 2±1.<br />

Drei Patienten mussten als<br />

Non-Respon<strong>der</strong> e<strong>in</strong>gestuft werden:<br />

e<strong>in</strong>e Patient<strong>in</strong> mit Mischzustand<br />

bei manisch depressiver<br />

Episode (Tab. 1, D), e<strong>in</strong>e Patient<strong>in</strong><br />

mit zykloi<strong>der</strong> Psychose (H) und<br />

e<strong>in</strong>e mit schizoaffektiver Psychose<br />

(I, Kataphasie nach Leonhard).<br />

Die an<strong>der</strong>en zehn Patienten,<br />

also über 75%, profitierten deutlich<br />

<strong>von</strong> <strong>Quetiap<strong>in</strong></strong>; diejenigen mit e<strong>in</strong>er<br />

zykloiden Psychose sogar alle mit<br />

voller und anhalten<strong>der</strong> Remission.<br />

Die Besserung setzte unter dem<br />

verwendeten Therapieschema sehr<br />

schnell schon nach ca. fünf Tagen<br />

e<strong>in</strong> und außer e<strong>in</strong>er leichten Sedierung<br />

an den ersten Tagen wurden<br />

ke<strong>in</strong>e unerwünschten antipsychotischen<br />

Wirkungen beobachtet. Die<br />

Patienten C und J, die an e<strong>in</strong>er<br />

schwereren unsystematischen bzw.<br />

systematischen Schizophrenie litwirkungen<br />

o<strong>der</strong> EPMS. Dies spiegelt<br />

sich auch im CGI-Rat<strong>in</strong>g wi<strong>der</strong><br />

(Item 3.2, 1±0 Punkte). Zu Interaktionen<br />

mit an<strong>der</strong>en (Psycho-)<br />

Pharmaka kam es ebenfalls nicht.<br />

Diskussion<br />

Wirksamkeit und Indikation<br />

Diese Ergebnisse zeigen, dass<br />

sich <strong>Quetiap<strong>in</strong></strong> sehr gut zur Therapie<br />

<strong>von</strong> zykloiden Psychosen eignet.<br />

Diese nosologisch eigenständigen<br />

Psychosen zeichnen sich durch e<strong>in</strong>en<br />

phasenhaften, bipolaren Verlauf<br />

mit vollständiger Remission<br />

5 Borison RL et al. (1996): ICI 204,636, an<br />

atypical antipsychotic: Efficacy and safety<br />

<strong>in</strong> a multicenter, placebo-controlled<br />

trial <strong>in</strong> patients with schizophrenia; J Cl<strong>in</strong><br />

Psychopharmacol 16 (2): 158–169<br />

6 Meats, P.: <strong>Quetiap<strong>in</strong></strong>e (Seroquel ® ) – an<br />

effective and well-tolerated atypical antipsychotic.<br />

International Journal of Psychiatry<br />

<strong>in</strong> Cl<strong>in</strong>ical Practice (1997) 1:<br />

231–239<br />

Tab. 2 Dosierungsschema während <strong>der</strong> Untersuchung<br />

Tag 1 Tag 2 Tag 3 Tag 4 und folgende<br />

<strong>Quetiap<strong>in</strong></strong>- 100 mg als 2 x 100 mg (n=7) 2 x 200 mg je nach Response evtl.<br />

Dosis E<strong>in</strong>malgabe o<strong>der</strong> weitere Steigerung<br />

pro Tag 2 x 200 mg (n=5) bis auf 800 mg<br />

Tab. 3 PANSS-Werte <strong>von</strong> 12/13 Patienten (QPT=<strong>Quetiap<strong>in</strong></strong>)<br />

Pat. Code<br />

CGI-1 post<br />

CGI-2<br />

CGI-3.1<br />

CGI-3.2<br />

NW<br />

Bemerkungen<br />

A 3 1 2 1 ke<strong>in</strong>e -<br />

B 3 2 1 1 ke<strong>in</strong>e -<br />

C 5 2 2 1 ke<strong>in</strong>e -<br />

D 5 4 4 2 Müdigkeit -<br />

E 3 1 1 1 ke<strong>in</strong>e trockene Alkoholiker<strong>in</strong><br />

F 3 1 1 1 ke<strong>in</strong>e -<br />

G 3 1 1 1 ke<strong>in</strong>e EKG AV-Block,<br />

durch QTP ke<strong>in</strong>e Än<strong>der</strong>ung<br />

H 6 2 3 1 ke<strong>in</strong>e QTP ohne ausreichende Wirkung, deutliche<br />

Besserung durch Flupentixol<br />

I 4 2 4 1 ke<strong>in</strong>e QTP ohne ausreichende Wirkung, deutliche<br />

Besserung durch HPD<br />

J 4 3 3 1 ke<strong>in</strong>e Ke<strong>in</strong>e EPMS, im Rahmen des Möglichen guter<br />

Theapieresponse<br />

K 3 1 1 1 ke<strong>in</strong>e <strong>in</strong> <strong>der</strong> Vergangenheit schon mit QTP behandelt;<br />

Rezidiv nach eigenmächtigem Absetzen<br />

L ke<strong>in</strong>e <strong>in</strong> <strong>der</strong> Vergangenheit schon mit QTP behandelt;<br />

Rezidiv nach Absetzen durch den Notarzt; Rat<strong>in</strong>g<br />

schwierig, da sehr positiver Erfolg <strong>von</strong> QTP bei <strong>der</strong><br />

ersten Behandlung, Non-Response bei <strong>der</strong><br />

zweiten Episode (Remission nach Umsetzen auf CLZ)<br />

psycho 2002, 29 (1)<br />

3


Supplement<br />

Tab. 4 Empfohlenes Dosierungsschema bei gesunden, nicht hirnorganisch alterierten Patienten<br />

Tag 1 Tag 2 Tag 3 und folgende<br />

100 mg/Tag <strong>Quetiap<strong>in</strong></strong> als E<strong>in</strong>mal- 100 – 0 – 0 – 100 o<strong>der</strong> 2x200 bis 2x300 mg/Tag <strong>Quetiap<strong>in</strong></strong>,<br />

gabe, vorzugsweise am Abend. 200 – 0 – 0 – 200 mg/Tag <strong>Quetiap<strong>in</strong></strong> danach je nach Response<br />

Bei Bedarf zusätzlich 5–10 mg/Tag je nach Akuität. Bei Bedarf zusätzlich Bei Bedarf zusätzlich 5–10 mg/Tag<br />

Haloperidol (oral o<strong>der</strong> i.v.) und ev. 5–10 mg/Tag Haloperidol und ev.(oral Haloperidol (oral o<strong>der</strong> i. v.) und ev.<br />

1,5–3 mg/Tag Lorazepam o<strong>der</strong> i. v.) 1,5–3 mg/Tag Lorazepam 1,5–3 mg/Tag Lorazepam<br />

aus. <strong>Quetiap<strong>in</strong></strong> ist <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e aufgrund<br />

se<strong>in</strong>er guten Wirksamkeit<br />

und hervorragenden Verträglichkeit<br />

5,6 e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>teressante Therapieoption<br />

für diese Krankheitsgruppe, <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> sich oft Patienten mit e<strong>in</strong>em hohen<br />

Funktionsniveau f<strong>in</strong>den. Interessant<br />

wäre es herauszuf<strong>in</strong>den, ob<br />

sich <strong>Quetiap<strong>in</strong></strong> <strong>in</strong> niedriger Dosis<br />

hier auch zur Phasenprophylaxe<br />

eignet, zumal die Patientencompliance<br />

bei Langzeitmedikation sehr<br />

gut ist 7 (bei zwei unserer Patienten<br />

mit zykloi<strong>der</strong> Psychose kam es zu<br />

e<strong>in</strong>em Rezidiv nach Absetzen <strong>der</strong><br />

<strong>Quetiap<strong>in</strong></strong>-Medikation).<br />

Verträglichkeit<br />

Ziel war es, herauszuf<strong>in</strong>den, ob<br />

<strong>Quetiap<strong>in</strong></strong> auch <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er schnellen<br />

<strong>Aufdosierung</strong> gut vertragen wird.<br />

Das konnten die Ergebnisse bei den<br />

7 Hellewell JSE. et al.: Patient satisfaction<br />

and acceptability of long-term treatment<br />

with quetiap<strong>in</strong>e. Int J Psychiatry<br />

Cl<strong>in</strong> Pract 1999; 3: 105-113<br />

8 Goldste<strong>in</strong> JM. <strong>Quetiap<strong>in</strong></strong>e fumarate<br />

(Seroquel ® ): A new atypical antipsychotic;<br />

Drugs of Today 1999; 35 (3):<br />

193–210<br />

Impressum<br />

Supplement aus psycho 1/2/2003.<br />

Erstellt mit freundlicher Unterstützung <strong>von</strong><br />

AstraZeneca, Wedel<br />

Herstellung/Layout<br />

Karl-He<strong>in</strong>z Zobel<br />

Verlag<br />

Karl Demeter Verlag im<br />

Georg Thieme Verlag,<br />

Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart<br />

Für die Angaben über Dosierungsanweisungen<br />

und Applikationsformen kann vom Verlag ke<strong>in</strong>e<br />

Gewähr übernommen werden. Je<strong>der</strong> Benutzer ist<br />

angehalten, durch sorgfältige Prüfung <strong>der</strong> Beipackzettel<br />

<strong>der</strong> verwendeten Präparate und ggf.<br />

nach Konsultation e<strong>in</strong>es Spezialisten festzustellen,<br />

ob die dort angegebene Empfehlung für Dosierungen<br />

o<strong>der</strong> die Beachtung <strong>von</strong> Kontra<strong>in</strong>dikationen<br />

gegenüber <strong>der</strong> Angabe <strong>in</strong> dieser Beilage abweicht.<br />

<strong>E<strong>in</strong>e</strong> solche Prüfung ist beson<strong>der</strong>s wichtig bei selten<br />

verwendeten Präparaten o<strong>der</strong> solchen, die neu<br />

auf dem Markt gebracht worden s<strong>in</strong>d. Jede Dosierung<br />

o<strong>der</strong> Applikation erfolgt auf eigene Gefahr<br />

des Benutzers.<br />

13 behandelten Patienten bestätigen.<br />

Bei ke<strong>in</strong>em wurden gravierende<br />

Nebenwirkungen beobachtet.<br />

Generell sche<strong>in</strong>t e<strong>in</strong> sedieren<strong>der</strong><br />

Effekt eher bei niedrigeren Dosen<br />

aufzutreten; bei dem hier gewählten<br />

Dosierungsschema stellte<br />

unerwünschte Sedation ke<strong>in</strong> Problem<br />

dar, ebenso wenig EPMS o<strong>der</strong><br />

kardiovaskuläre Nebenwirkungen.<br />

Dies stimmt sowohl mit <strong>der</strong> Studienlage<br />

8 übere<strong>in</strong>, die für <strong>Quetiap<strong>in</strong></strong><br />

e<strong>in</strong>e sehr ger<strong>in</strong>ge Nebenwirkungsrate<br />

angibt, als auch mit <strong>der</strong> kl<strong>in</strong>ischen<br />

Erfahrung: In unserer Kl<strong>in</strong>ik<br />

beobachteten wir e<strong>in</strong>e <strong>Quetiap<strong>in</strong></strong>-<br />

Intoxikation (4 g) ohne gravierende<br />

Nebenwirkungen; <strong>in</strong>teressanterweise<br />

konnten wir <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em an<strong>der</strong>en<br />

Fall e<strong>in</strong>e Patient<strong>in</strong> mit Malignem<br />

Neuroleptikasyndrom erfolgreich<br />

und unproblematisch mit<br />

<strong>Quetiap<strong>in</strong></strong> behandeln (Reif et al., <strong>in</strong><br />

press).<br />

Aufgrund <strong>der</strong> guten Verträglichkeit<br />

e<strong>in</strong>er schnellen <strong>Aufdosierung</strong><br />

bietet sich bei somatisch gesunden<br />

und nicht hirnorganisch alterierten<br />

Patienten das <strong>in</strong> Tabelle 4<br />

gezeigte Dosierungsschema an.<br />

Noch schnellere <strong>Aufdosierung</strong>en<br />

s<strong>in</strong>d vielleicht ebenso möglich, jedoch<br />

fehlt hier die Datengrundlage.<br />

Praktische Empfehlungen<br />

Zykloide Psychosen – <strong>in</strong> ICD-10<br />

meist als „Akut polymorph-psychotische<br />

Störung“ o<strong>der</strong> „Schizoaffektive<br />

Störung“ verschlüsselt –<br />

sche<strong>in</strong>en effektiv mit <strong>Quetiap<strong>in</strong></strong><br />

therapiert werden zu können. In<br />

<strong>der</strong> <strong>Akuttherapie</strong> <strong>der</strong> zykloiden<br />

Psychosen, bei denen die Betroffenen<br />

oft perakut exazerbieren und<br />

teilweise hocherregt <strong>in</strong> die Kl<strong>in</strong>ik<br />

kommen, ist nach unseren Erfahrungen<br />

folgendes Vorgehen s<strong>in</strong>nvoll:<br />

Gegebenenfalls <strong>in</strong>itial bei sehr<br />

hohem Erregungsniveau die Gabe<br />

e<strong>in</strong>es Typikums, z.B. Haloperidol<br />

5–10 mg (oral o<strong>der</strong> i.v.), und, wenn<br />

notwendig, zusätzlich Lorazepam<br />

1,5–3 mg/Tag – <strong>Quetiap<strong>in</strong></strong> sollte<br />

aber bereits ab dem ersten Tag<br />

nach obigem Schema gegeben werden.<br />

Bei den Patienten mit<br />

zykloi<strong>der</strong> Psychose aus diesem Patientengut<br />

musste so – wenn überhaupt<br />

– meist nur e<strong>in</strong>- bis zweimal<br />

Haloperidol <strong>in</strong>itial verabreicht<br />

werden. Gegebenenfalls muss dieses<br />

Vorgehen natürlich je nach Patient<br />

<strong>in</strong>dividuell angepasst werden.<br />

Auch bei chronisch verlaufenden<br />

Schizophrenien ersche<strong>in</strong>t e<strong>in</strong><br />

Therapieversuch mit <strong>Quetiap<strong>in</strong></strong><br />

s<strong>in</strong>nvoll, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e wenn an<strong>der</strong>e<br />

Neuroleptika nicht vertragen<br />

wurden o<strong>der</strong> ke<strong>in</strong>en Erfolg zeigten.<br />

Auch hier ist e<strong>in</strong> schnelles <strong>Aufdosierung</strong>sschema<br />

wie oben angegeben<br />

s<strong>in</strong>nvoll und Komb<strong>in</strong>ationen<br />

mit an<strong>der</strong>en Psychopharmaka<br />

möglich, da bislang ke<strong>in</strong>e Interaktionen<br />

<strong>von</strong> <strong>Quetiap<strong>in</strong></strong> mit an<strong>der</strong>en<br />

Substanzen beobachtet wurden.<br />

Vorsicht sollte man h<strong>in</strong>sichtlich<br />

e<strong>in</strong>er schnellen E<strong>in</strong>dosierung walten<br />

lassen bei Patienten mit hirnorganischer<br />

Vorschädigung, Morbus<br />

Park<strong>in</strong>son o<strong>der</strong> kardiovaskulären<br />

Erkrankungen. Sollte es nicht erfor<strong>der</strong>lich<br />

se<strong>in</strong>, d.h., bei weniger akuten<br />

Fällen, wird man sich trotz des<br />

günstigen Risikoprofils <strong>von</strong> <strong>Quetiap<strong>in</strong></strong><br />

hier für e<strong>in</strong> langsameres Vorgehen<br />

entscheiden, um unerwünschte<br />

Nebenwirkungen zu verh<strong>in</strong><strong>der</strong>n.<br />

Bei jungen und somatisch<br />

gesunden Patienten kann jedoch<br />

die schnelle <strong>Aufdosierung</strong> problemlos<br />

durchgeführt werden.<br />

Verfasser:<br />

Dr. med. Andreas Reif<br />

Kl<strong>in</strong>ik und Polikl<strong>in</strong>ik für Psychiatrie<br />

und Psychotherapie <strong>der</strong> Universität<br />

Würzburg<br />

Füchsle<strong>in</strong>str. 15<br />

97080 Würzburg<br />

4<br />

psycho 2002, 29 (1)

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