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Dr. Blasche - Belastungen im Arbeitsleben - Burnout & Stress

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<strong>Belastungen</strong> <strong>im</strong> <strong>Arbeitsleben</strong>:<br />

<strong>Burnout</strong> & <strong>Stress</strong>.<br />

Welche Unterschiede gibt es<br />

zwischen Frauen und Männern?<br />

Psychosoziale Gesundheit bei Erwachsenen aus<br />

geschlechtsspezifischer Sicht - Aktuelle Entwicklungen,<br />

Herausforderungen und Lösungsansätze“<br />

26. April 2013 Krems<br />

Mag. <strong>Dr</strong>. Gerhard <strong>Blasche</strong><br />

Zentrum für Public Health<br />

Medizinische Universität Wien<br />

Inhalt<br />

1. <strong>Burnout</strong> und arbeitsbedingte Erschöpfung<br />

Definition, Ursachen und Folgen<br />

2. Unterschiede zwischen Männer und Frauen<br />

<strong>Stress</strong>, Erschöpfung, etc.<br />

3. Lösungen: <strong>Burnout</strong>-Prophylaxe<br />

© 2013 <strong>Dr</strong>. Gerhard <strong>Blasche</strong> www.blasche.at<br />

gerhard.blasche@meduniwien.ac.at 1


<strong>Burnout</strong> und arbeitsbedingte<br />

Erschöpfung<br />

Definition, Ursachen und Folgen<br />

Definition: Was ist <strong>Burnout</strong>?<br />

1. Emotionale Erschöpfung<br />

– überdauernde Müdigkeit<br />

– raschere Erschöpfung bei <strong>Belastungen</strong>,<br />

die <strong>im</strong> Zusammenhang mit der eigenen Arbeit gesehen werden<br />

2. Innerer Rückzug von der Arbeit (Zynismus)<br />

– die eigene Arbeit abwerten<br />

– Gefühl der Sinnlosigkeit<br />

3. Verminderte persönliche Erfüllung<br />

– Fehlende positive Einstellung zur eigenen Arbeit und<br />

Leistungsfähigkeit<br />

•keine Diagnose, sondern ein (arbeits-) psychologisches<br />

Konzept<br />

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gerhard.blasche@meduniwien.ac.at 2


Definition: weitere Begleiterscheinungen<br />

negative St<strong>im</strong>mung<br />

– Gereiztheit, Niedergeschlagenheit, Verlust an Motivation<br />

körperliche Beschwerden<br />

– Schwindel, Zittern, Kribbeln, Schmerzen, etc.<br />

Schlafstörungen<br />

– nicht einschlafen können<br />

– öfter aufwachen mit längeren Wachphasen<br />

Rückzug von privaten Verpflichtungen<br />

– weniger spielen mit Kindern<br />

– seltener Freunde treffen<br />

Krankenstand<br />

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Erschöpfung in Österreich<br />

40<br />

35<br />

30<br />

"In den letzten 4 Wochen<br />

ziemlich oft/meistens/<strong>im</strong>mer müde oder erschöpft"<br />

%<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

30-34 35-39 40-44 45-49 50-54 55-59 60-64 65-69 70-74<br />

Alterskohorte<br />

keineArbeit<br />

Arbeit<br />

gesamt<br />

Gesamt: 19,8%<br />

Erwerbstätig: 17,3%<br />

Nicht-erwerbstätig: 22,7%<br />

Alter 30-75<br />

n=10729<br />

Österreichische<br />

Gesundheitsbefragung<br />

2006/07<br />

gerhard.blasche@meduniwien.ac.at 3


Determinanten & Konsequenzen<br />

arbeitsbedingter Erschöpfung<br />

Erholungsmangel<br />

Arbeitsbedingungen<br />

Private<br />

Bedingungen<br />

Person:<br />

Arbeitsüberengagement<br />

Somatoforme<br />

Symptomatik<br />

Überdauernde<br />

Erschöpfung<br />

Schlafstörungen<br />

vorzeitiger<br />

Ruhestand<br />

längere<br />

Krankenstände<br />

Herz-Kreislauf-<br />

Erkrankungen<br />

<strong>Dr</strong>. Gerhard <strong>Blasche</strong><br />

Ungünstige Arbeitsbedingungen<br />

Hohe Anforderungen<br />

Zeitdruck, Verantwortung, Überstunden<br />

Wenig Belohnung<br />

Anerkennung, Jobsicherheit, Gehalt, Gemeinschaft,<br />

soziale Unterstützung<br />

Wenig Gestaltungsspielraum<br />

Arbeitseinteilung, Pausen, Mitsprache<br />

Schlechte Person-Job Passung<br />

Werte, Fairness, Über- und Unterforderung<br />

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Erschöpfungsprävalenz in Abhängigkeit von der<br />

Wochenarbeitszeit<br />

<strong>Dr</strong>. Gerhard <strong>Blasche</strong><br />

Unterschiede zwischen<br />

Männern und Frauen<br />

unterschiedliche Lebenswelten<br />

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<strong>Stress</strong> und Gesundheit<br />

Frauen<br />

• erleben mehr <strong>Stress</strong> und somatoforme Beschwerden<br />

• häufiger Auto<strong>im</strong>munerkrankungen, Depressionen,<br />

Angststörungen, <strong>Burnout</strong><br />

• leben circa 7 Jahre länger<br />

Männer<br />

• erleben weniger <strong>Stress</strong> und somatoforme Beschwerden<br />

• häufiger koronare Herzerkrankung,<br />

Infektionserkrankungen, antisoziales Verhalten,<br />

Substanzmissbrauch<br />

<strong>Dr</strong>. Gerhard <strong>Blasche</strong><br />

<strong>Stress</strong>reaktion: Unterschiede<br />

Frauen reagieren biologisch<br />

weniger stark auf <strong>Stress</strong><br />

Frauen (


Psychosoziale Variable: Unterschiede<br />

Aus: Österreichische Gesundheitsbefragung 2006/07<br />

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Umfang von Freizeitaktivitäten: Unterschiede<br />

n=7154 Berufstätige<br />

Korrigiert nach Arbeitszeit<br />

Effekte:<br />

Geschlecht: p


Geringere Erholung bei Frauen<br />

Lundberg & Frankenhäuser, 1999<br />

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Unterschiedliche Berufswahl (USA)<br />

Frauen<br />

architects and engineers (14%)<br />

police officers (15%)<br />

computer operators (25%)<br />

dentists (27%)<br />

physicians and surgeons (31%)<br />

managers (37%)<br />

Männer<br />

childcare and elderly care workers (4%)<br />

nurses (8%)<br />

community and social workers (21%)<br />

office support workers (25%)<br />

educators and librarians (26%)<br />

physician assistants (33%)<br />

telemarketers and customer service<br />

representatives (33%)<br />

food preparation and serving workers<br />

(35%)<br />

Purvanova, 2010<br />

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Arbeitsstress und Depression<br />

Nur geringfügige<br />

Unterschiede<br />

Systematische<br />

Unterschiede bei<br />

work-family<br />

Konflikten<br />

Am J<br />

Epidemiology<br />

Wang et al, 2012<br />

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Unterschiede in work-family Konflikten/Bereicherung<br />

Frauen leiden mehr unter einer Beeinträchtigung des<br />

Familienlebens durch die Arbeit (Work-to-family conflict)<br />

z.B. unflexible Arbeitszeit, Arbeitsüberlastung<br />

Frauen mit Partner sind weniger erschöpft<br />

Männer leiden mehr unter einer Beeinträchtigung der<br />

Arbeit durch die Familie (Family-to-work conflict)<br />

z.B. kleine Kinder, interfamiliäre Konflikte<br />

Männer mit traditionellem Rollenverständnis leiden an der<br />

Kinderbetreuung, jene mit modernem Rollenverständnis<br />

werden durch diese entlastet<br />

Wang et al, 2012; ten Brummelhuis et al, 2008<br />

<strong>Dr</strong>. Gerhard <strong>Blasche</strong><br />

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Veränderungen <strong>im</strong> geschlechtstypischen Verhalten<br />

am Beispiel Rauchverhalten<br />

40<br />

35<br />

30<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

1972 1979 1986 1997 2007<br />

Männer<br />

Frauen<br />

Gerhard <strong>Blasche</strong><br />

<strong>Dr</strong>. Gerhard <strong>Blasche</strong><br />

<strong>Burnout</strong>-Prophylaxe<br />

betrieblich<br />

individuell<br />

gesellschaftlich<br />

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<strong>Burnout</strong>-Prophylaxe: betrieblich<br />

Hintergrund: Schaffung gesundheitsförderlicher<br />

Arbeitsbedingungen und raschere Reintegration<br />

„gesundes Führen“<br />

– Schaffung gesundheitsförderlicher (psychosozialer)<br />

Arbeitsbedingungen<br />

(z.B. Autonomie, Unterstützung, Wertschätzung, Anerkennung)<br />

– bessere eigene Gesundheitspflege & Erholungsselbstregulation<br />

– professioneller Umgang mit burnout-gefährdeten Mitarbeitern<br />

– gleitende Reintegration von (<strong>Burnout</strong>-) Genesenden<br />

Investition in Pausenkultur<br />

– aktive Ermunterung zur Pause<br />

– Schaffung von Ruhe- und Bewegungsräumen<br />

– Schaffung von Zeiten der „Nicht-Erreichbarkeit“<br />

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<strong>Burnout</strong>-Prophylaxe: individuell<br />

Hintergrund: Selbstregulation von Erholung und<br />

Balance der Lebensbereiche<br />

•Schulung der Selbstregulation von Erholung<br />

– Achtsamkeit<br />

– Erholungsorientierung und Erholungskompetenz<br />

– kognitive Distanzierung von der Arbeit<br />

•Anregen einer Balance von Lebensbereichen<br />

– Gesundheit statt Karriere<br />

– multiple Selbstdefinition<br />

– Stärkung der nicht mit Arbeit in Beziehung stehenden<br />

Lebensbereiche<br />

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Modell der Erholungsselbstregulation<br />

erholungsbezogene<br />

Achtsamkeit<br />

Erholungsverhalten<br />

arbeitsbedingte<br />

Müdigkeit<br />

Erholungsabsicht<br />

Erholung<br />

Wahrnehmung<br />

der<br />

Müdigkeit<br />

Abschalten<br />

können<br />

Einfluss multipler Rollen<br />

auf den Blutdruckabfall am Abend<br />

• Mean differences in<br />

systolic and diastolic<br />

blood pressure (BP)<br />

between the working<br />

day and evening in<br />

single, married and<br />

parent participants.<br />

• Steptoe et al. Soc Sci<br />

Med 1999<br />

G. <strong>Blasche</strong><br />

<strong>Dr</strong>. Gerhard <strong>Blasche</strong><br />

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<strong>Burnout</strong>-Prophylaxe: gesellschaftlich<br />

Hintergrund: Arbeit ist sinnstiftend und selbststärkend<br />

•Flexibilisierung des Übergangs Arbeit/Ruhestand<br />

– „Emeritierungs“-Modell, partieller Ruhestand<br />

•Flexibilisierung des Erwerbslebens<br />

– Schaffung von Teilkrankenständen und Teilpensionierungen<br />

– Schaffung leicht zugänglicher Auszeiten<br />

– Anreizsysteme zur (teilweisen) Arbeitswiederaufnahme<br />

•verstärkte berufliche Rehabilitation<br />

•(freiwillige) gemeinnützige Arbeit statt<br />

Langzeitarbeitslosigkeit/Untätigkeit<br />

•Abbau gesellschaftlicher Ungleichheit<br />

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Zusammenfassung<br />

Frauen erleben (etwas) mehr <strong>Stress</strong> und Erschöpfung<br />

Frauen haben eine biologisch geringere <strong>Stress</strong>reaktion<br />

Frauen suchen eher soziale Unterstützung bei <strong>Stress</strong><br />

Wenig Unterschiede zwischen Männern und Frauen in der<br />

Auswirkung von Arbeitsstress auf die psychosoziale Gesundheit<br />

Männer haben m.E. mehr Freizeit<br />

Erholung fördert bei beiden Geschlechtern die psychosoziale<br />

Gesundheit<br />

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