Delir CAM-ICU & ICDSC - nydahl.de

21.02.12 

UNIVERSITÄTSKLINIKUM 

Schleswig-Holstein 

Scores-Delir: CAM-ICU / ICDSC 

Symposium 

Intensivmedizin + Intensivpflege 

Bremen 

22. bis 24. Februar 2012 

Skript unter www.nydahl.de 

P. Nydahl - UK SH 



Skript & Konflikterklärung 

Konflikterklärung der letzten 3 Jahre 

2011: bezahlter Vortrag Fa. Hill Rom 

2012: Fahrtkosten Fa. Hollister 

Sonst keine Konflikte finanzieller, 

wirtschaftlicher oder sonstiger Art 

Skript: www.nydahl.de 


1

21.02.12 



Definition 

• Begriff: Delir 

• Synonyme: Verwirrtheit, Intensivsyndrom, Durchgangssyndrom 

u.a. 

• Symptome (DSM IV): 

• Bewusstseins- und 

Aufmerksamkeitsstörung 

• Veränderung der kognitiven 

Funktion, bzw. 

Wahrnehmungsstörung 

• Fluktuation im Tagesverlauf 




Ausschluss & Differentialdiagnosen 

• Ausschluss 

- Infektionen 

- Hypoxie 

- Entzug 

- Perfusionsstörung 

- endokrine oder metabolische Entgleisungen 

• DD: 

- Demenz (gleichbleibend) 

- Enzephalitis (Sympt. zunehmend) 

- Psychose (gleichbleibend) 

- Intoxikation (abklingend) 


2

21.02.12 



Prävalenz 

• Formen 

- hyperaktiv: 2-15% 

- hypoaktiv: 25-45% 

- gemischt: 40-54% 

- subsyndromal 30% 

- (Alkohol-)Entzugsdelir 2% 

Ouimet et al. Intensive Care Med 2007; " 

33: 1007-13" 

Svenningsen 2008 




Prävalenz 

• Prävalenz* 

- Allgemeinstationär: 25% 

- Intensivstationär: 36-71% 

- Intensiv: 50% (AWMF 2009) 

- Beatmete 80% (AWMF 2009) 

*abh. von Definitionen, Tests, Beobachtern! 

AWMF 2009: Analgesie, Sedierung und Delirmanagement in der 

Intensivmedizin. www.uni-duesseldorf.de/AWMF/ll/001-012l.htm 


3

21.02.12 



Verlauf 

• Auftreten 2. (+/-1.7) Intensivtag 

• Dauer 

4.2 (+/-1.7) Tage 

• Dauer (unbeh.) 10 - 12 Tage 

• 15% der Patienten brauchen bis 

zu 30 T. 

10% behalten kognitive Schäden 

Ely 2006, 

Peterson J JAGS, 2006;54 




Folgen 

• Demenzentwicklung: 6x erhöht" 

• Komplikationen (Infektionen, Sturz): 2,3x erhöht" 

• Sterblichkeit: 3x erhöht" 

" 

• Längerer ICU-Aufenthalt: 8 vs 5 Tage" 

• Längere Beatmungsdauer: 9 vs 4 Tage" 

• Längerer Gesamtaufenthalt: 21 vs 11Tage" 

• Mehrkosten: 22.000 vs 13.000 $ " 

• Delir ist der Prädiktor für den Gesamtaufenthalt" 

Ely et al. JAMA 2004; 291(17):1753-62" 


4

21.02.12 



Folgen 

Ely, Shintani, et al, JAMA 2003;289:2983-91" 

Milbrandt E et al, Crit Care Med 2004;32:955-962" 




Erleben 

Hypoaktiv: „Als ich aufwachte, sah ich überall diese 

puscheligen Kaninchen. Die waren so weich und 

hoppelten überall herum.“" 

Hypoaktiv: „Ich dachte, ich würde auf einer Treppe 

liegen und hatte immer solche Angst, die Treppe 

herunterzufallen“ " 

Hyperaktiv: „Ich war auf einem Flughafen und dachte es 

wäre Weihnachten ...“" 

Hyperaktiv: „Dann machte es bei den Leuten plopp – 

plopp und denen sind Hörner gewachsen. Da stand 

der leibhaftige Teufel an meinem Bett!“" P. Nydahl - UK SH 

5

21.02.12 



Erleben 

www.healthtalkonline.org" 




Video YouTube 

delirium in elderly-2 

http://www.youtube.com/watch?v=wcCcS4NiCHU&feature=related 


6

21.02.12 



Risikofaktoren 

Risikofaktoren geringer, bzw. widersprüchl. Evidenz: 

Patient 

Geschlecht 

Demenz 

Sensorische Beeinträchtigungen 

(Sehen, Hören) 

Schwere der Krankheit 

Depression 

Co-Morbidität 

Polypharmazie 

Dehydration 

Elektrolytstörung 

Kontinenz 

Verstopfung 

Hypoxie 

Immobilität / Bettlägerigkeit 

Infektion 

Mangelernährung 

Schlafentzug 

Umgebung 

Intensivstation 

Zimmerwechsel 

Distanz zum Stützpunkt 

Beleuchtung 

Orientierung 

Reizüberflutung 

Interventionen 

Beatmung 

Benzodiazepine 

Art der Anästhesie 

Herzchirurgie 

Einfügen von Blasenkatheter 

Jede iatrogene Intervention 

Raucherentwöhnung 


Fixierung & Bettgitter 

NICE guideline Delirium 2010 



Beeinflussbare Risikofaktoren 

Risikofaktoren geringer, bzw. widersprüchl. Evidenz: 

Patient 

Geschlecht 

Demenz 

Sensorische Beeinträchtigungen 

(Sehen, Hören) 

Schwere der Krankheit 

Depression 

Co-Morbidität 

Polypharmazie 

Dehydration 

Elektrolytstörung 

Kontinenz 

Verstopfung 

Hypoxie 

Immobilität / Bettlägerigkeit 

Infektion 

Mangelernährung 

Schlafentzug 

Umgebung 

Intensivstation 

Zimmerwechsel 

Distanz zum Stützpunkt 

Beleuchtung 

Orientierung 

Reizüberflutung 

Interventionen 

Beatmung 

Benzodiazepine 

Art der Anästhesie 

Herzchirurgie 

Einfügen von Blasenkatheter 

Jede iatrogene Intervention 

Raucherentwöhnung 


Fixierung & Bettgitter 


7

21.02.12 



Risikofaktoren 

• Risikofaktoren mit guter Evidenz 

- Alter > 65 

- Hüft-Fraktur 

- Kognitive Störungen 

Schwere Erkrankung: 

• Risiko der Verschlechterung 

• Verschlechterung 

- Schwere Erkrankungen 

• Engmaschige Überwachung 

• ≥ 1 Organinsuffizienz o. Versagen 

Empfehlung: 

• Beatmung 

Screening der Risikofaktoren bei Aufnahme 





Screening 

2/3 aller Delirien werden übersehen!" 

if you don't look, you won't find it (Pandharipande 2007)" 

Denke " ans 

Delir!" 


8

21.02.12 



Prävention 

Bei Patienten mit Delir-Risiko 

• Personenzentrierte Betreuung 

• Patienten informieren und aufklären, Mitarbeit 

• Wünsche und Bedürfnisse berücksichtigen 

• Betreuung durch geschultes Team 

• Keine Verlegungen (gleiches Zimmer, gleiches Team) 

• Eindeutige Umgebung (Uhr, Kalender) 

• Information 

- warum ist der Patient im KH 

- wer: sich vorstellen 

- was: Funktion / Rolle 




Prävention 

Bei Patienten mit Delir-Risiko 

• Kognitiv anregende Aktivitäten (Erinnerungshilfen wie 

Familienfotos, Kreuzworträtsel o.a.) 

• Familie und Bekannte integrieren 

• Dehydration, Obstipation, Hypoxie vermeiden 

• Infektion: Katheter vermeiden, Infektionsprotokoll 

• Frühmobilisierung 

• Schmerzscreening und -therapie 

• Medikation prüfen (Apothekervisite) 

• Wahrnehmung fördern: Seh- und Hörhilfen 

• Schlaf: ø Routine, sondern adaptierte Tätigkeiten, ø Lärm 


9

21.02.12 



Prävention & Delir-Indikatoren 

Delir-Indikatoren sind Veränderungen in 

• Kognitiv: Konzentrationsstörungen, langsame Antworten, 

Verwirrtheit 

• Wahrnehmung: visuelle oder auditive Halluzinationen 

• Physisch: Immobilität, Unruhe, Appetitveränderungen, 

Schlafstörungen 

• Sozialverhalten: Kooperation, Rückzug, veränderte 

Kommunikation, Stimmung oder Haltung 

1x täglich oder bei Verhaltensauffälligkeiten den Betroffenen 

fragen, auch Angehörige befragen 




Delir testen: CAM-ICU 

www.icudelirium.org 


10

21.02.12 











11

21.02.12 



Delir testen: ICDSC 

AWMF 2009:" 

Intensive Care Delirium Screening Checklist (ICDSC)" 

" 

1. Veränderte Bewusstseinslage 0/- 1 

2. Unaufmerksamkeit (leicht abgelenkt, unkonzentriert) 0 1 

3. Desorientierung (Ort, Zeit, Person) 0 1 

4. Halluzination, Wahnvorstellung, Psychose 0 1 

5. Psychomotorische Erregung oder Verlangsamung 0 1 

6. Unangemessene Sprechweise/Sprache oder " 

Gemütszustand " " " "0 "1" 

7. Störung des Wach-/Schlafrhythmus (

21.02.12 



Delirmanagement 

1. Interdisziplinäres Team" 

2. Ursachen finden" 

3. Kommunikation: warum, wer, was" 

4. Familie & Freunde integrieren" 

5. "Familie informieren (das geht vorbei)" 

6. Gestresster Patient: de-eskalierende verbale und 

Leitlinie Gewalt (http://guidance.nice.org.uk/CG25)" 

nonverbale • Verantwortung Techniken" für De-Eskalation liegt beim Team!" 

7. Re-orientierende • Schulung & Training Pflege notwendig" und Umgebung" 

8. Haldol • Biographische oder Olanzepin Trigger vermeiden" ≤ 1 Woche" 

9. Reevaluation: • Nachfragen: Ursachen wer, was wie, / Demenz" wann. Nicht: warum?" 

• Spiegeln (vgl. Validation, integrative Validation)" 

• Etwas weiter weg stehen als üblich" 

• Realistische Optionen geben" 





1. Interdisziplinäres Team" 

2. Ursachen finden" 

3. Kommunikation: warum, wer, was" 

4. Familie & Freunde integrieren" 

1. Familie informieren (das geht vorbei)" 

5. Gestresster Patient: de-eskalierende verbale und 

nonverbale Techniken" 

6. Re-orientierende Pflege und Umgebung" 

7. Haloperidol oder Olanzepin (Zyprexa) ≤ 1 Woche" 

8. Reevaluation: Ursachen / Demenz" 

Gute Erfahrungen mit „geriatrischer Dosierung“ 

Haldoltropfen: 3 o – 3 o – 3 o – 5 o 


13

21.02.12 




Informationen an Patienten und Angehörige:" 

1. Delir tritt oft auf und ist vorübergehend" 

2. Beschreibe die Erfahrungen eines Delirs" 

3. Patient & Angehörige um Information zu Veränderungen 

bitten" 

4. Patienten bitten, seine Erfahrungen mitzuteilen" 

5. Spätere Hilfegruppen anbieten" 

Tipp: " 

-> Intensivtagebuch " 

-> Nachsorgefaltblatt" 




Bundles & Inzidenz 

Gustafson 1991: Geriatric-anaesthesiologic Intervention. RRR 

0,78 " 

" 

Inouye 1999: Elder Life Programm. RRR 0,66 " 

" 

Lundstrom 2005: Education and reorganisation of nursing & 

medical care. RRR 0,51" 

" 

Wong 2005: Quality improvement Programme. RRR 0,35" 

" 

Harari 2007: Proactive care of older people undergoing 

surgery. RRR 0,33" 


14

21.02.12 



Algorithmen 




Algorithmen awmf 

AWMF 2009: Analgesie, Sedierung und Delirmanagement P. in Nydahl der Intensivmedizin. 

- UK SH 

www.uni-duesseldorf.de/AWMF/ll/001-012l.htm 

15

21.02.12 



Algorithmus 

Nydahl, P, Papengut, F. (2011). Denke ans Delir! 

Erkennen und Behandeln von Delirpatienten. Intensiv, 

Thieme 19 (5): 237-245 




Kultur? 

Der Stand der Delir-Prophylaxe 

ist vergleichbar mit dem der 

Decubitusprophylaxe in den 

80er Jahren, als mehr Aufwand 

in die Behandlung statt in die 

Prävention investiert wurde. 

Ein Delir ist - wie ein Decubitus - eine meist vermeidbare 

Komplikation, frühzeitig erkennbar und behandelbar. 

Wann wird „think delirium“ normal und üblich sein? 


16

21.02.12 



Zusammenfassung 

Denke ans 

Delir!" 

Skript: www.nydahl.de 

Mail: peter@nydahl.de 


17

Delir CAM-ICU & ICDSC - nydahl.de

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Template löschen?

Als Template speichern?