Baufibel für die Gemeinde Burbach - O-sp.de
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DORFLESUNG<br />
Gestaltungsfibel für historische und neue Bauten in <strong>de</strong>r <strong>Gemein<strong>de</strong></strong> <strong>Burbach</strong><br />
BURBACH<br />
ERFOLG LIEGT IN UNSERER NATUR
<strong>Gemein<strong>de</strong></strong> <strong>Burbach</strong><br />
DORFLESUNG<br />
Gestaltungsfibel für historische und neue Bauten in <strong>de</strong>r <strong>Gemein<strong>de</strong></strong> <strong>Burbach</strong><br />
erarbeitet durch das<br />
LWL-Amt für Landschafts- und Baukultur in Westfalen
Vorwort<br />
Liebe Leserinnen und Leser,<br />
kennen Sie <strong>die</strong> städtebaulichen und architektonischen Qualitäten<br />
Ihres Dorfes? Ortstypische und unverwechselbare Merkmale, an<br />
<strong>de</strong>nen Sie Ihr Dorf und Ihren Lebensmittelpunkt wie<strong>de</strong>rerkennen?<br />
Wo Sie sich wohl fühlen, weil Sie bestimmte gewachsene Orts- und<br />
Straßenbil<strong>de</strong>r schätzen gelernt haben, <strong>die</strong> es nur in Ihrem Dorf gibt?<br />
Bevölkerungsrückgang und ein stetig wachsen<strong>de</strong>s Angebot an<br />
Baumaterialen stellen eine Gefahr für <strong>die</strong>se traditionellen Werte<br />
im Dorf dar. Leerstän<strong>de</strong> und ortsuntypische Gestaltungen sind <strong>die</strong><br />
Folgen. Sie wer<strong>de</strong>n als Fremdkörper verstan<strong>de</strong>n, weil sie sich nicht<br />
einfügen. Langfristig können sie <strong>die</strong> Unverwechselbarkeit wie auch<br />
<strong>die</strong> Wohn- und Lebensqualität <strong>de</strong>s Dorfes gefähr<strong>de</strong>n.<br />
Diese <strong>Baufibel</strong> bil<strong>de</strong>t einen weiteren wichtigen Baustein im Rahmen<br />
<strong>de</strong>r Gesamtinitiative Lebens-WERTE Dörfer und möchte Sie für <strong>die</strong><br />
Qualitäten Ihres Dorfes sensibilisieren. Viele Bei<strong>sp</strong>iele stammen<br />
aus Holzhausen, stehen aber für alle Dörfer <strong>de</strong>r <strong>Gemein<strong>de</strong></strong>. Für<br />
Holzhausen wur<strong>de</strong> ergänzend eine Gestaltungssatzung aufgestellt,<br />
<strong>die</strong> trotz einiger unverzichtbarer Vorgaben ein größtmögliches Maß<br />
an Gestaltungsfreiheit gewährt. Nachnutzung alter Gebäu<strong>de</strong>substanz<br />
und energieoptimierte Bauweise wer<strong>de</strong>n somit ausdrücklich<br />
unterstützt.<br />
Lassen Sie sich also beim Durchblättern <strong>de</strong>r <strong>Baufibel</strong> von unseren<br />
Dorfqualitäten und <strong>de</strong>n mo<strong>de</strong>rnen aber städtebaulich angepassten<br />
Gestaltungsbei<strong>sp</strong>ielen für zukünftige Baumaßnahmen in<strong>sp</strong>irieren.<br />
Sie wer<strong>de</strong>n feststellen, dass <strong>die</strong>se mo<strong>de</strong>rnen in ihrer Formen-,<br />
Material- und Farben<strong>sp</strong>rache angepassten Bei<strong>sp</strong>iele individuelle<br />
Gestaltungswünsche und ortstypische Merkmale ermöglichen. Nur<br />
durch das behutsame Einfügen neuer Bausubstanz können wir <strong>die</strong><br />
Qualitäten und <strong>de</strong>n Lebensraum Dorf erhalten.<br />
Nur gemeinsam können wir <strong>die</strong>se Qualitäten im Lebensraum Dorf<br />
erhalten und för<strong>de</strong>rn. Deshalb haben wir im Rahmen <strong>de</strong>r Dorfentwicklung<strong>sp</strong>lanung<br />
und <strong>de</strong>r Bewerbung um <strong>die</strong> Klimakommune<br />
NRW bereits einige Projekte angestoßen. Ein Baulückenmanagement<br />
und das <strong>Burbach</strong>er För<strong>de</strong>rprogramm stehen bei<strong>sp</strong>ielsweise<br />
kurz vor <strong>de</strong>m Abschluss.<br />
Ihr<br />
Christoph Ewers<br />
Bürgermeister<br />
3
Inhalt<br />
Inhalt<br />
1. Einführung<br />
2. Dachlandschaften<br />
3. Fassa<strong>de</strong>n<br />
4. Freiräume<br />
5. gebaute Bei<strong>sp</strong>iele<br />
6. Fazit | Empfehlungen<br />
5<br />
Was ist regionaltypisch? 6 | 8<br />
Gestaltungselemente 10<br />
Dächer 12 | 14<br />
Giebeldreiecke 16<br />
Dachüberstän<strong>de</strong> und -anschlüsse 18<br />
Gauben 20<br />
Fassa<strong>de</strong>ngestaltung 22 | 24<br />
Fachwerk | Schiefer 26 | 27<br />
Putz | Holz 28 | 29<br />
Fenster 30<br />
Eingänge 32<br />
Türen 34<br />
Tore und Klappen 36<br />
Hofflächen und Vorgärten 38 | 40<br />
Hecken, Einfriedungen und Mauern 42<br />
Gärten 44<br />
Straßenräume 46<br />
Umgang mit historischen Bauten 48 | 50<br />
Neubauten im regionalen Kontext 54<br />
Neubauten in Holzhausen 56<br />
58<br />
5<br />
Einführung Dachlandschaften Fassa<strong>de</strong>n Freiräume gebaute Bei<strong>sp</strong>iele
Im Kreis Siegen-Wittgenstein gibt es eine Vielzahl charakteristisch<br />
erhaltener Dörfer, Hofanlagen und Einzelgebäu<strong>de</strong>. Diese traditionell<br />
dörflich geprägte Kulturlandschaft wird in <strong>de</strong>n letzten Jahren<br />
jedoch zunehmend durch gesichtslose Siedlungserweiterungen<br />
und ortsfremd geprägte Neubauten gefähr<strong>de</strong>t, <strong>die</strong> keinen Bezug<br />
mehr zu <strong>de</strong>r überlieferten Architektur <strong>die</strong>ser Orte aufweisen.<br />
Um für <strong>die</strong>se Region ein unverwechselbares baukulturelles<br />
Gesicht zu erhalten, muss <strong>de</strong>r Schwerpunkt zukünftiger Baumaßnahmen<br />
darauf liegen, <strong>die</strong> Beson<strong>de</strong>rheiten <strong>de</strong>r regionalen<br />
Baukultur zu bewahren, zu pflegen und in eine mo<strong>de</strong>rne Architektur<strong>sp</strong>rache<br />
zu übersetzen.<br />
Im Auftrag <strong>de</strong>r <strong>Gemein<strong>de</strong></strong> <strong>Burbach</strong> hat das LWL-Amt für Landschafts-<br />
und Baukultur <strong>die</strong> für <strong>Burbach</strong> prägen<strong>de</strong>n Siedlungsstrukturen<br />
sowie <strong>die</strong> in <strong>de</strong>n Dörfern typischen Gestaltungsmerkmale<br />
6
Einführung<br />
<strong>de</strong>r Höfe beziehungsweise Einzelgebäu<strong>de</strong> systematisch erfasst<br />
und in <strong>die</strong>ser Gestaltungsfibel festgehalten. Daneben wer<strong>de</strong>n<br />
Bei<strong>sp</strong>iele <strong>de</strong>s Neuen Bauens <strong>de</strong>r vorhan<strong>de</strong>nen traditionellen Bauweise<br />
gegenübergestellt und Möglichkeiten aufgezeigt, auch mit<br />
mo<strong>de</strong>rnen Gestaltungselementen eine wie<strong>de</strong>rerkennbare, ortstypische<br />
Bauweise zu bewahren. Vor allem im <strong>Burbach</strong>er Ortsteil<br />
Holzhausen gibt es eine große Vielfalt traditioneller Bauten, aber<br />
auch bereits erste Bei<strong>sp</strong>iele einer mo<strong>de</strong>rnen regionalen Architektur<strong>sp</strong>rache.<br />
Im Sinne eines regional bezogenen Bauens soll <strong>die</strong> vorliegen<strong>de</strong><br />
Gestaltungsfibel sowohl <strong>de</strong>r Kommune bei <strong>de</strong>r Ausgestaltung von<br />
Siedlungsergänzungen als auch <strong>de</strong>n örtlichen Architekten und Planern<br />
sowie interessierten Bauwilligen beim Entwurf und Umbau von<br />
Hausgruppen o<strong>de</strong>r Einzelgebäu<strong>de</strong>n hilfreich zur Seite stehen.<br />
7<br />
Einführung Dachlandschaften<br />
Fassa<strong>de</strong>n Freiräume gebaute Bei<strong>sp</strong>iele
„Je<strong>de</strong>r Ort hat sein eigenes, unverwechselbares Gesicht,<br />
das bestimmt ist durch verschie<strong>de</strong>ne Merkmale, <strong>die</strong> je<strong>de</strong>s<br />
Ortsbild als Ganzes an<strong>de</strong>rs wirken lassen. Diese Merkmale<br />
sind häufig über Jahrhun<strong>de</strong>rte gewachsen. Sie machen in<br />
ihrer Gesamtwirkung das aus, was man <strong>de</strong>n unverwechselbaren<br />
Ortscharakter nennen könnte.“ (aus: Wie kann unser Dorf<br />
schöner wer<strong>de</strong>n? - Achim Becker Ltd. Kreisbaudirektor a.D., Siegen-Wittgenstein, 1989)<br />
Selbst unter Fachleuten ist <strong>die</strong> Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>s Begriffes regionaltypisch<br />
oftmals umstritten. Das Zitat links erklärt das Wesen <strong>de</strong>s regionaltypischen<br />
mit bestimmten baulichen Merkmalen, <strong>die</strong> <strong>de</strong>n Charakter<br />
eines Ortes prägen. Unverwechselbare Eigenarten sind auch in <strong>de</strong>r<br />
<strong>Gemein<strong>de</strong></strong> <strong>Burbach</strong> wie<strong>de</strong>rzufin<strong>de</strong>n.<br />
Ziel <strong>de</strong>r Gestaltungsfibel ist <strong>die</strong> Vermittlung <strong>de</strong>r für <strong>Burbach</strong> prägen<strong>de</strong>n<br />
Gestaltmerkmale und <strong>de</strong>r ortstypischen Beson<strong>de</strong>rheiten.<br />
8
Was ist regionaltypisch?<br />
Was be<strong>de</strong>utet in <strong>Burbach</strong> regionaltypisches Bauen und wie kann<br />
man mit mo<strong>de</strong>rnen Materialien regionaltypisch Bauen? Nicht allein<br />
<strong>de</strong>r Rückgriff auf <strong>die</strong> Architektur vergangener Jahrhun<strong>de</strong>rte ist künftig<br />
wichtig, son<strong>de</strong>rn vielmehr <strong>die</strong> Übersetzung <strong>de</strong>s traditionellen Bauens in<br />
eine mo<strong>de</strong>rne Architektur<strong>sp</strong>rache. Gera<strong>de</strong> auch <strong>die</strong> Neu- und Umbauten<br />
sollen <strong>die</strong> Eigenart <strong>de</strong>r Region re<strong>sp</strong>ektieren und weiterentwickeln.<br />
Zur Umsetzung eines zeitgemäßen, regionaltypischen Bauens in <strong>Burbach</strong><br />
gibt es eine Fülle aus <strong>de</strong>r Vergangenheit übersetzbarer Entwurf<strong>sp</strong>rinzipien.<br />
Be<strong>de</strong>utsam dabei sind auch bürgernahe Planung<strong>sp</strong>rozesse<br />
und <strong>die</strong> damit verbun<strong>de</strong>nen Diskussionen zwischen <strong>de</strong>n Planern und<br />
Bauherren über Architektur und Gestaltung.<br />
Diese Broschüre soll für je<strong>de</strong>n nachvollziehbar aufzeigen, warum gera<strong>de</strong><br />
eine bestimmte Art <strong>de</strong>s Bauens für <strong>die</strong> Erhaltung und Fortentwicklung <strong>de</strong>s<br />
typischen Erscheinungsbil<strong>de</strong>s <strong>de</strong>r <strong>Burbach</strong>er Hauslandschaft so wichtig ist.<br />
9<br />
Einführung Dachlandschaften<br />
Fassa<strong>de</strong>n Freiräume gebaute Bei<strong>sp</strong>iele
Je<strong>de</strong>s einzelne Gebäu<strong>de</strong> beeinflusst das Landschaftsbild und <strong>die</strong> Gesamterscheinung<br />
einer Siedlung. Wichtigste Gestaltungselemente sind<br />
Dächer, Dachaufbauten und Fassa<strong>de</strong>n. Auch <strong>die</strong> baulichen Details<br />
sind be<strong>de</strong>utend für <strong>die</strong> individuelle Au<strong>sp</strong>rägung eines Gebäu<strong>de</strong>s.<br />
In <strong>de</strong>r gewachsenen Hauslandschaft <strong>Burbach</strong>s beschränkte sich<br />
<strong>die</strong> Auswahl <strong>de</strong>r Baumaterialien auf wenige Baustoffe. Hierzu<br />
gehören Schiefer, Holz, Glas, Putz, Eisen und Zink. Durch industrielle<br />
Fertigungsmöglichkeiten gibt es heute ein sehr viel größeres<br />
Materialangebot. Das führt jedoch oftmals dazu, dass immer<br />
mehr historisch gewachsene Ortsbil<strong>de</strong>r zugunsten namenloser<br />
und banaler Architekturen verschwin<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r ihres ur<strong>sp</strong>rünglichen<br />
Charakters beraubt wer<strong>de</strong>n.<br />
Bei <strong>de</strong>r baulichen Weiterentwicklung eines Ortes sollte <strong>die</strong> Wahrung<br />
<strong>de</strong>r vorhan<strong>de</strong>nen I<strong>de</strong>ntität im Mittelpunkt stehen. Nicht <strong>die</strong> Imitation<br />
10
Gestaltungselemente<br />
<strong>de</strong>r bestehen<strong>de</strong>n Gebäu<strong>de</strong>, son<strong>de</strong>rn eine mo<strong>de</strong>rne Weiterentwicklung<br />
ihrer gestaltgeben<strong>de</strong>n Merkmale sollte <strong>de</strong>n Charakter neueingefügter<br />
Gebäu<strong>de</strong> kennzeichnen. Die vorgefun<strong>de</strong>nen Formen,<br />
Strukturen, Farben und Proportionen müssen behutsam, einfach und<br />
gegebenenfalls auch mit neuen Materialien in eine zeitgemäße Architektur<strong>sp</strong>rache<br />
übersetzt wer<strong>de</strong>n. Die Auswahl weniger, handwerksgerecht<br />
eingesetzter Baumaterialien und <strong>die</strong> Anlehnung an ortsübliche<br />
Baustoffe <strong>die</strong>nt <strong>de</strong>r harmonischen Einfügung in <strong>de</strong>n baulichen<br />
Bestand und ist oftmals auch <strong>die</strong> kostengünstigste Variante.<br />
Die Wahl einer stören<strong>de</strong>n Farbe, eines ortsfrem<strong>de</strong>n Materials für<br />
eine einzige Wand o<strong>de</strong>r eine gut sichtbare Dachfläche kann <strong>die</strong><br />
harmonische Gesamtwirkung eines ort<strong>sp</strong>rägen<strong>de</strong>n Gebäu<strong>de</strong>ensembles<br />
zerstören und langjährige Gestaltungsbemühungen für<br />
einen ganzen Ortsteil zunichte machen.<br />
11<br />
Einführung Dachlandschaften<br />
Fassa<strong>de</strong>n Freiräume gebaute Bei<strong>sp</strong>iele
Die Dachlandschaften <strong>de</strong>r Orte und Dörfer prägen das Bild<br />
<strong>de</strong>r Kulturlandschaft und sind wesentlich für <strong>de</strong>n Charakter<br />
und <strong>die</strong> Einzigartigkeit einer Ortslage.<br />
In <strong>de</strong>r topografisch bewegten Landschaft <strong>Burbach</strong>s mit<br />
vielen einsehbaren Tal- und Hanglagen kommt <strong>de</strong>r Dachlandschaft<br />
eine herausgehobene Be<strong>de</strong>utung zu. Bereits<br />
ein „Ausrutscher“ – bei<strong>sp</strong>ielsweise ein grünglänzend ge<strong>de</strong>cktes<br />
Dach – genügt, um ein Ortsbild empfindlich zu<br />
stören.<br />
Die Dachformen und Dachneigungen, <strong>die</strong> Materialien und<br />
ganz entschei<strong>de</strong>nd <strong>die</strong> Farbigkeit sind markante Eigenschaften<br />
<strong>de</strong>r Dachlandschaften und somit ausschlaggebend<br />
für <strong>de</strong>ren Wirkung. Ortsbildbestimmend sind ferner<br />
<strong>die</strong> Details bei <strong>de</strong>r Ausbildung von Ortgang und Traufe.<br />
12
Dachlandschaften<br />
Charakteristisch für <strong>Burbach</strong> sind bis heute <strong>die</strong> traditionellen<br />
Dachlandschaften aus Schiefer. Früher nutzte man<br />
<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>r Region abgebauten Schiefer. Heute wird örtlicher<br />
Naturschiefer aus wirtschaftlichen Grün<strong>de</strong>n nur noch<br />
in Einzelfällen verwen<strong>de</strong>t.<br />
Beson<strong>de</strong>rs bei historisch gewachsenen Dachlandschaften<br />
sollte jedoch großer Wert auf <strong>die</strong> Einheitlichkeit <strong>de</strong>r Dachflächen<br />
gelegt wer<strong>de</strong>n.<br />
Planer und Bauherren sollten bei <strong>de</strong>r Sanierung von Gebäu<strong>de</strong>n,<br />
aber auch bei Neubauvorhaben darauf achten,<br />
dass dunkle o<strong>de</strong>r schiefergraue Materialien für <strong>die</strong> Ein<strong>de</strong>ckung<br />
<strong>de</strong>r Dächer Anwendung fin<strong>de</strong>n, um ein farbliches<br />
Einfügen zu sichern.<br />
13<br />
Einführung Dachlandschaften<br />
Fassa<strong>de</strong>n Freiräume gebaute Bei<strong>sp</strong>iele
Historisch gesehen ist als Dachaufbau das Zwerchhaus vorherrschend,<br />
das ur<strong>sp</strong>rünglich zum Aufziehen von Heu und<br />
Stroh genutzt wur<strong>de</strong>. Später kamen kleine Gauben mit Satteldächern<br />
mit gleicher Neigung und Deckung wie <strong>die</strong> <strong>de</strong>s Hauptdaches<br />
hinzu. Sie hatten in <strong>de</strong>r Regel Fenster in stehen<strong>de</strong>n<br />
Formaten, analog zu <strong>de</strong>n Fenstern in <strong>de</strong>n Fassa<strong>de</strong>n, waren jedoch<br />
kleiner ausgebil<strong>de</strong>t. Die Gaubenfenster wur<strong>de</strong>n ur<strong>sp</strong>rüngalt<br />
Das Dach bestimmt <strong>de</strong>n Duktus eines Hauses und kann regional<br />
sehr unterschiedlich ausgeprägt sein.<br />
In <strong>de</strong>n historisch gewachsenen Dorfkernen <strong>de</strong>r <strong>Gemein<strong>de</strong></strong> <strong>Burbach</strong><br />
gehört das steile Satteldach mit einer Neigung bis zu 48°<br />
zum charakteristischen Erscheinungsbild. Ebenso unverkennbar<br />
typisch ist <strong>die</strong> Ein<strong>de</strong>ckung mit Schiefer. Traufe und Ortgang<br />
sind durch knappe Überstän<strong>de</strong> gekennzeichnet.<br />
14
neu<br />
Dächer<br />
lich aus Holz gefertigt und hatten einen weißen Anstrich.<br />
Nicht nur bei <strong>de</strong>r Sanierung von Gebäu<strong>de</strong>n, son<strong>de</strong>rn auch bei<br />
Neubauten sollten bei <strong>de</strong>r Auswahl <strong>de</strong>r Dachmaterialien auch<br />
heute einige Grundlagen beachtet wer<strong>de</strong>n.<br />
Für <strong>die</strong> ortsbildprägen<strong>de</strong> Bebauung in <strong>Burbach</strong> wur<strong>de</strong>n<br />
hauptsächlich Schiefer und dunkle, matte Dachein<strong>de</strong>ckungen<br />
benutzt, <strong>die</strong> sich gut in <strong>die</strong> Landschaft einpassen. Untypisch<br />
und störend für <strong>die</strong> Kulturlandschaft <strong>de</strong>s Siegerlan<strong>de</strong>s<br />
sind vor allem rote, blaue o<strong>de</strong>r grüne Dächer und glänzen<strong>de</strong><br />
Materialien, wie etwa lackierte Dachpfannen o<strong>de</strong>r auch Elemente<br />
zur Solarenergienutzung.<br />
Bei <strong>de</strong>r Ausführung <strong>de</strong>r Satteldächer sollte möglichst eine<br />
Min<strong>de</strong>stneigung von 42° erreicht wer<strong>de</strong>n und auf eine knappe<br />
Ausbildung <strong>de</strong>r Dachüberstän<strong>de</strong> geachtet wer<strong>de</strong>n.<br />
15<br />
Einführung Dachlandschaften<br />
Fassa<strong>de</strong>n Freiräume gebaute Bei<strong>sp</strong>iele
alt<br />
Wegen <strong>de</strong>r herausgehobenen Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>s Daches für das<br />
Orts- und Landschaftsbild geben <strong>die</strong> folgen<strong>de</strong>n Seiten einen<br />
kleinen Überblick über verschie<strong>de</strong>ne gestaltbestimmen<strong>de</strong> Details<br />
bei <strong>de</strong>r konkreten Ausbildung <strong>de</strong>r für <strong>Burbach</strong> prägen<strong>de</strong>n<br />
Dächer. Bestimmend dabei ist <strong>die</strong> Ausgestaltung <strong>de</strong>r Giebeldreiecke,<br />
Dachüberstän<strong>de</strong>, Dachanschlüsse und Gauben. Daneben<br />
zeigen Bei<strong>sp</strong>iele aktueller Neubauten wie Dächer nach<br />
mo<strong>de</strong>rnen Maßstäben ausgebil<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n können.<br />
Giebeldreiecke sind in <strong>Burbach</strong> vielfältig ausgebil<strong>de</strong>t. So gibt<br />
es Fachwerkgiebel mit und ohne Wandverschieferungen, aber<br />
auch mit Holzverkleidungen. In <strong>de</strong>n Giebeldreiecken <strong>de</strong>r gewachsenen<br />
Altbebauung gibt es nur wenige Öffnungen mit<br />
Fenstern, da <strong>de</strong>r dahinterliegen<strong>de</strong> Dachraum oft nur zu Lagerzwecken<br />
genutzt wur<strong>de</strong> und geringe Anfor<strong>de</strong>rungen an eine<br />
16
neu<br />
Giebeldreiecke<br />
Belichtung durch Tageslicht hatte.<br />
Heute wer<strong>de</strong>n <strong>die</strong> Dächer oftmals zum Wohnen genutzt. So<br />
ist bei Neubauten eine Belichtung <strong>de</strong>r Wohnräume über <strong>die</strong><br />
Giebeldreiecke sinnvoll, was bei <strong>de</strong>r Grundrissaufteilung von<br />
Anfang an berücksichtigt wer<strong>de</strong>n sollte. Die Belichtung über<br />
<strong>die</strong> Giebel er<strong>sp</strong>art auf <strong>die</strong>se Weise oftmals weitere Dachaufbauten<br />
o<strong>de</strong>r stören<strong>de</strong> Dachflächenfenster. Die Sanierung von<br />
Fachwerkgebäu<strong>de</strong>n erfor<strong>de</strong>rt einen sensiblen Umgang mit<br />
<strong>de</strong>n Giebeldreiecken. Großflächige Verglasungen sollten hier<br />
möglichst vermie<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n. Ansonsten gibt es vielfältige<br />
Bei<strong>sp</strong>iele für verputzte, mit Holz o<strong>de</strong>r auch Schiefer verklei<strong>de</strong>te<br />
Neubauten, <strong>die</strong> am En<strong>de</strong> <strong>die</strong>ser Broschüre gezeigt wer<strong>de</strong>n.<br />
17<br />
Einführung Dachlandschaften<br />
Fassa<strong>de</strong>n Freiräume gebaute Bei<strong>sp</strong>iele
alt<br />
Der Begriff „Ortgang“ bezeichnet <strong>de</strong>n Dachabschluss an <strong>de</strong>r Giebelseite.<br />
In <strong>Burbach</strong> hat <strong>de</strong>r Ortgang häufig einen circa 20-25 cm<br />
breiten Dachüberstand, <strong>de</strong>ssen Untersicht holzverklei<strong>de</strong>t und mit<br />
einem hellen Anstrich versehen ist. Durch <strong>die</strong> leicht überstehen<strong>de</strong><br />
Schieferdachhaut wird eine beson<strong>de</strong>rs feine Abschlusslinie<br />
gebil<strong>de</strong>t.<br />
Auch bei <strong>de</strong>r Ausbildung <strong>de</strong>r Traufe (Dachabschluss an <strong>de</strong>r<br />
Längsseite <strong>de</strong>s Gebäu<strong>de</strong>s) <strong>sp</strong>ringt <strong>die</strong> Feingliedrigkeit in Maßstab<br />
und handwerklicher Durchformung ins Auge. Die Dachanschlüsse<br />
selbst besitzen oftmals fein ausgearbeitete Verzierungen.<br />
Über <strong>de</strong>r Regenrinne sind vielfach Schneefanggitter<br />
befestigt, <strong>die</strong> bei <strong>de</strong>r geografischen Lage mit <strong>de</strong>r hiesigen Wettersituation<br />
durchaus angemessen sind.<br />
18
neu<br />
Dachüberstän<strong>de</strong> und -anschlüsse<br />
Neuplanungen sollten an <strong>die</strong> Gestaltqualitäten <strong>de</strong>r durchdachten,<br />
kunstvoll ausgearbeiteten Details anknüpfen und dabei auch<br />
an heutige baukonstruktive Anfor<strong>de</strong>rungen angepasst wer<strong>de</strong>n.<br />
Geringe Dachüberstän<strong>de</strong> sind also ein regionaltypisches Merkmal,<br />
das durchaus auch bei mo<strong>de</strong>rnen Überformungen empfehlenswert<br />
ist.<br />
19<br />
Einführung Dachlandschaften<br />
Fassa<strong>de</strong>n Freiräume gebaute Bei<strong>sp</strong>iele
alt<br />
Die traditionell in <strong>Burbach</strong> entstan<strong>de</strong>nen Dachgauben haben<br />
ein stehen<strong>de</strong>s Format mit einem Satteldach, das mit <strong>de</strong>r gleichen<br />
Dachhaut wie das Hauptdach versehen ist.<br />
Die Front <strong>de</strong>r Gauben ist jeweils in Fachwerk ausgebil<strong>de</strong>t<br />
beziehungsweise mit Schiefer o<strong>de</strong>r Holz verklei<strong>de</strong>t.<br />
Die Fenster sind oftmals ähnlich <strong>de</strong>nen <strong>de</strong>r Hauptfassa<strong>de</strong><br />
gestaltet, nur ent<strong>sp</strong>rechend kleiner ausgebil<strong>de</strong>t.<br />
Typisch für <strong>de</strong>n <strong>Burbach</strong>er Raum sind weiße Holzfenster, <strong>die</strong><br />
genau wie <strong>die</strong> Fassa<strong>de</strong>nfenster mit Quer- und Längsstreben<br />
(Sprossenfenster) unterteilt sind.<br />
Auch heute sollten bei Renovierungen und Dachausbauten <strong>die</strong><br />
ortsüblichen Grundprinzipien <strong>de</strong>r Dachgestaltung gewahrt bleiben,<br />
allerdings sind für <strong>de</strong>n Dachgeschossausbau zu Wohnzwecken<br />
oft größere und mehr Dachaufbauten notwendig. Um<br />
20
neu<br />
Gauben<br />
ihre Anzahl gering zu halten, können <strong>die</strong> Grundrisse so angelegt<br />
sein, dass <strong>die</strong> Hauptbelichtung über <strong>die</strong> Giebel erfolgen<br />
kann. Die noch notwendigen Dachaufbauten müssen sich in<br />
ihrer Größe <strong>de</strong>m Dach unterordnen und im gleichen Material<br />
wie das Hauptdach einge<strong>de</strong>ckt sein. Als Faustformel kann<br />
hier gelten: Die gesamte Breite aller Dachgauben sollte 1/3 <strong>de</strong>r<br />
Trauflänge nicht überschreiten. Der Min<strong>de</strong>stabstand <strong>de</strong>r Gauben<br />
zu <strong>de</strong>n Giebeln darf nicht weniger als 1,5 Meter betragen.<br />
Bei Sanierungen und Neubauten sollten <strong>die</strong> Dachgaubenfenster<br />
stets kleiner proportioniert sein als <strong>die</strong> Fenster <strong>de</strong>r darunter<br />
liegen<strong>de</strong>n Fassa<strong>de</strong>.<br />
Heute gibt es auch eine Reihe interessanter Bei<strong>sp</strong>iele für <strong>die</strong><br />
Dachgaubenausbildung mit neuen Materialien. Metall und Holz<br />
fügen sich bei<strong>sp</strong>ielsweise gut in <strong>de</strong>n regionalen Kontext ein.<br />
21<br />
Einführung Dachlandschaften<br />
Fassa<strong>de</strong>n Freiräume gebaute Bei<strong>sp</strong>iele
Die Fassa<strong>de</strong> wird oft als das „Gesicht“ eines Hauses bezeichnet.<br />
Ihre Proportionen, <strong>die</strong> Material- und Farbwahl und <strong>die</strong> Glie<strong>de</strong>rung<br />
können einla<strong>de</strong>nd, verschlossen o<strong>de</strong>r sogar abweisend wirken. Sie<br />
bestimmen das Aussehen <strong>de</strong>s Gebäu<strong>de</strong>s und <strong>de</strong>ssen Wirkung.<br />
Eine Vielzahl historisch gewachsener Orte <strong>de</strong>s Siegerlan<strong>de</strong>s ist<br />
noch heute von <strong>de</strong>m Schwarz/Weiß <strong>de</strong>s Fachwerks und <strong>de</strong>m<br />
Schwarz/Grau <strong>de</strong>s heimischen Schiefers geprägt. Die weißen<br />
Fenster bil<strong>de</strong>n traditionell <strong>die</strong> „Augen“ <strong>de</strong>r Hausgesichter.<br />
Verän<strong>de</strong>rte Fertigungstechniken und eine Unzahl global zur Verfügung<br />
stehen<strong>de</strong>r Baumaterialien verän<strong>de</strong>rn jedoch seit <strong>de</strong>n 1960er<br />
Jahren mit zunehmen<strong>de</strong>r Dynamik das Aussehen <strong>de</strong>r historisch gewachsenen<br />
Orte. Die ehemals vom Fachwerk geprägten Häuserfronten<br />
wur<strong>de</strong>n nach <strong>de</strong>r jeweiligen Mo<strong>de</strong> mit Kunststoffplatten und<br />
-paneelen, mit Steinimitaten, Faserzementplatten, farbigen Fliesen,<br />
22
Fassa<strong>de</strong>n<br />
Kacheln o<strong>de</strong>r gar mit vorgetäuschten Klinkern verklei<strong>de</strong>t. Viele Gebäu<strong>de</strong><br />
wur<strong>de</strong>n auf <strong>die</strong>se Weise massiv geschädigt, da auch <strong>die</strong><br />
bautechnischen und -physikalischen Zusammenhänge nicht beachtet<br />
wur<strong>de</strong>n.<br />
Die Kurzlebigkeit und das Angebot immer neuer Baumaterialien<br />
führten zu einem Materialmix an einzelnen Gebäu<strong>de</strong>n und innerhalb<br />
gesamter Ortschaften. Diese Verän<strong>de</strong>rungen sorgten dafür,<br />
dass sich <strong>die</strong> Gebäu<strong>de</strong> we<strong>de</strong>r in das Ortsbild noch in <strong>die</strong> Landschaft<br />
einfügten und mancherorts in einem Totalverlust <strong>de</strong>r regionalen<br />
I<strong>de</strong>ntität en<strong>de</strong>ten.<br />
23<br />
Einführung Dachlandschaften<br />
Fassa<strong>de</strong>n Freiräume gebaute Bei<strong>sp</strong>iele
Um <strong>die</strong> Einmaligkeit und Unverwechselbarkeit <strong>de</strong>r dörflich geprägten<br />
Gebäu<strong>de</strong> fortzuentwickeln ist es wichtig, <strong>die</strong> Eigenarten <strong>de</strong>r<br />
ortstypischen Fassa<strong>de</strong>n mit ihren Glie<strong>de</strong>rungs<strong>de</strong>tails, Öffnungen<br />
und Materialien zu begreifen und <strong>die</strong>s bei Sanierungen und Neueinfügungen<br />
zu berücksichtigen. Dies kann durchaus mit mo<strong>de</strong>rnen<br />
Konstruktionen und Materialien erfolgen, sofern <strong>die</strong> lokal vorherrschen<strong>de</strong>n<br />
Gestaltprinzipien Berücksichtigung fin<strong>de</strong>n.<br />
Generell kann man sagen, dass in <strong>de</strong>n letzten Jahren eine Rückbesinnung<br />
auf <strong>die</strong> Grundprinzipien <strong>de</strong>s traditionellen Bauens stattgefun<strong>de</strong>n<br />
hat. Vielerorts wur<strong>de</strong>n <strong>die</strong> verklei<strong>de</strong>ten Fachwerkbauten<br />
wie<strong>de</strong>r freigelegt und mit <strong>de</strong>n notwendigen bautechnischen und<br />
bauphysikalischen Anfor<strong>de</strong>rungen ausgestattet.<br />
Aber auch bei <strong>de</strong>n Neubauten hat angesichts knapper wer<strong>de</strong>n<strong>de</strong>r<br />
Rohstoffen ein Um<strong>de</strong>nken stattgefun<strong>de</strong>n. Ressourcenscho-<br />
24
Fassa<strong>de</strong>ngestaltung<br />
nen<strong>de</strong>s, energie<strong>sp</strong>aren<strong>de</strong>s Bauen verträgt sich durchaus mit <strong>de</strong>n<br />
Grundgedanken <strong>de</strong>s traditionellen Bauens, gera<strong>de</strong> weil unsere<br />
Vorgänger noch klima- und nutzungsangepasst gebaut haben. Es<br />
ist also keine Neuerfindung unserer Zeit, wenn Planer und Bauherren<br />
darauf achten, welche Materialien sie verwen<strong>de</strong>n und wie<br />
<strong>die</strong>se verbaut wer<strong>de</strong>n. Dabei kann <strong>die</strong> Fassa<strong>de</strong>ngestaltung auf<br />
vielfältige Weise geschehen. So sind vor allem Fachwerkbauten,<br />
verschieferte Gebäu<strong>de</strong>, Holz- und Putzbauten für <strong>de</strong>n <strong>Burbach</strong>er<br />
Raum geeignet.<br />
Die Baukörper sollten sich mit ihren Fassa<strong>de</strong>n allerdings immer<br />
in <strong>die</strong> bestehen<strong>de</strong> Umgebung einfügen und an <strong>die</strong> vorgegebenen<br />
Strukturen <strong>de</strong>r Kulturlandschaft anpassen.<br />
25<br />
Einführung Dachlandschaften<br />
Fassa<strong>de</strong>n Freiräume gebaute Bei<strong>sp</strong>iele
Fachwerk<br />
Üblicherweise haben Fachwerkbauten eine kleinmaßstäbliche<br />
Glie<strong>de</strong>rung mit einem dunklen Holzskelett und weiß verputzten<br />
Ausfachungen, <strong>die</strong> das Erscheinungsbild prägt.<br />
Typisch für <strong>Burbach</strong> ist das Deelen-Ernhaus, das durch <strong>die</strong><br />
landwirtschaftliche Erwerbsstruktur seiner Hausbewohner geprägt<br />
wur<strong>de</strong>. Stall, Scheune und Wohnbereich befin<strong>de</strong>n sich<br />
unter einem Dach. Beson<strong>de</strong>re Merkmale sind das große, traufseitig<br />
gelegene Scheunentor und <strong>die</strong> in <strong>de</strong>r Fassa<strong>de</strong> klar ablesbare<br />
Zweiteilung in Wohn- und Wirtschaftsteil.<br />
Ein Erlass zum Schutz <strong>de</strong>r Wäl<strong>de</strong>r von 1790 führte zu einer<br />
neuen Bauart im Fachwerkbau, <strong>de</strong>m riegellosen Fachwerk. Beson<strong>de</strong>rheit<br />
sind wandhohe durchlaufen<strong>de</strong> Stiele und geschosshohe<br />
Zwischenstiele ohne Riegel als waagerechte Balken.<br />
Seit <strong>de</strong>r Mitte <strong>de</strong>s vorletzten Jahrhun<strong>de</strong>rts wur<strong>de</strong>n viele Fach-<br />
26
Schiefer<br />
werkhäuser mit <strong>de</strong>m in <strong>de</strong>r Region abgebauten Schiefer verklei<strong>de</strong>t.<br />
Er sollte <strong>de</strong>n Gebäu<strong>de</strong>n als Wärme- und Feuchtigkeitsschutz<br />
<strong>die</strong>nen. Das Aussehen <strong>de</strong>r ur<strong>sp</strong>rünglich schwarz/<br />
weiß gemusterten Fachwerkfassa<strong>de</strong>n verän<strong>de</strong>rte sich erheblich.<br />
Das Verlegemuster <strong>de</strong>s Schiefers hob <strong>die</strong> Glie<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>s<br />
Hauses zusätzlich hervor.<br />
Wie beim Fachwerk wur<strong>de</strong>n <strong>die</strong> Fenster und Fensterfaschen weiß<br />
gestrichen. Dadurch entstand ein <strong>de</strong>utlicher Kontrast zu <strong>de</strong>r dunklen<br />
Farbe <strong>de</strong>s Schiefers. Die Fenster wur<strong>de</strong>n außen bündig eingebaut,<br />
so dass sie mit <strong>de</strong>r Bekleidung (<strong>die</strong> eine kräftige Rahmung<br />
bil<strong>de</strong>t) glie<strong>de</strong>rnd aus <strong>de</strong>m Grau <strong>de</strong>s Schiefers hervortreten. Auch<br />
das weiße Gesims und Ortbrett trennen klar Wand und Dach.<br />
Bei Mo<strong>de</strong>rnisierungen sollten <strong>die</strong>se Grundprinzipien im Sinne einer<br />
Fortführung <strong>de</strong>r Fachwerk- und Schieferarchitektur beachtet wer<strong>de</strong>n.<br />
27<br />
Einführung Dachlandschaften<br />
Fassa<strong>de</strong>n Freiräume gebaute Bei<strong>sp</strong>iele
Putz<br />
Neben <strong>de</strong>n Fachwerk- und Schieferbauten fin<strong>de</strong>t man heute<br />
in <strong>Burbach</strong> auch <strong>de</strong>n verputzten Mauerwerksbau, <strong>de</strong>r häufig in<br />
schlichtem Glatt- o<strong>de</strong>r Rauputz ausgeführt ist. Gröbere Putzarten<br />
sind nicht ortsbildtypisch und wirken eher störend.<br />
Putzfassa<strong>de</strong>n eignen sich i<strong>de</strong>al für eine Kombination mit holzverschalten<br />
Flächen. Dabei kann das Material Holz gestalterisch <strong>die</strong><br />
Brücke zu <strong>de</strong>n Holzfachwerkfassa<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Altbauten schlagen.<br />
Bei <strong>de</strong>r Farbwahl <strong>de</strong>s Putzes sollten zurückhalten<strong>de</strong> Farben ausgewählt<br />
wer<strong>de</strong>n, <strong>die</strong> mit <strong>de</strong>r Nachbarbebauung abgestimmt sind.<br />
Mil Hilfe von Putzfaschen um <strong>die</strong> Fenster <strong>de</strong>r Putzfassa<strong>de</strong>n kann<br />
eine bessere Glie<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Fassa<strong>de</strong> erreicht wer<strong>de</strong>n. Auf <strong>die</strong>se<br />
Weise ist es möglich, selbst sehr einfach ausgeführte Fassa<strong>de</strong>n<br />
in ihrem Erscheinungsbild aufzuwerten.<br />
In <strong>de</strong>n letzten Jahren macht sich <strong>de</strong>r Trend zum Bau von Holzhäu-<br />
28
Holz<br />
sern o<strong>de</strong>r Gebäu<strong>de</strong>n mit Holzfassa<strong>de</strong>n auch in <strong>de</strong>r Siegerlän<strong>de</strong>r<br />
Kulturlandschaft bemerkbar. Diese Gebäu<strong>de</strong> fügen sich meist nicht<br />
nur gut in <strong>die</strong> gewachsene Hauslandschaft ein, son<strong>de</strong>rn sind oftmals<br />
energieeffizient, preiswert und ökologisch wertvoll.<br />
Holz altert mit <strong>de</strong>n Jahren und verän<strong>de</strong>rt seine Farbe. Verschie<strong>de</strong>ne<br />
Holzarten färben sich unterschiedlich ein. „Mit Wür<strong>de</strong>“ altern<strong>de</strong>s,<br />
unbehan<strong>de</strong>ltes Holz (zum Bei<strong>sp</strong>iel Lärche o<strong>de</strong>r Eiche) wirkt oft besser<br />
als farblich behan<strong>de</strong>ltes Holz, <strong>de</strong>ssen Farbe verbleicht o<strong>de</strong>r<br />
abblättert. Fachlich richtig ausgeführte Holzbauten und -fassa<strong>de</strong>n<br />
haben eine lange Lebensdauer, wie uns <strong>die</strong> vielen Fachwerk<strong>de</strong>nkmale<br />
<strong>de</strong>r vergangenen Jahrhun<strong>de</strong>rte eindrucksvoll zeigen.<br />
Gebäu<strong>de</strong>proportionen, Fassa<strong>de</strong>nglie<strong>de</strong>rung und Dachausbildung<br />
sollten sich auch bei mo<strong>de</strong>rnen Putzbauten weitestgehend an <strong>de</strong>n<br />
gewachsenen regionaltypischen Gestaltmerkmalen orientieren.<br />
29<br />
Einführung Dachlandschaften<br />
Fassa<strong>de</strong>n Freiräume gebaute Bei<strong>sp</strong>iele
alt<br />
Fenster sind wichtige gestalterische Elemente <strong>de</strong>s Hauses. Das<br />
betrifft Format, Größe, Aufteilung, Materialwahl, Farbe sowie<br />
<strong>die</strong> Durch<strong>de</strong>taillierung. Sie stehen in direktem Zusammenhang<br />
mit <strong>de</strong>n Proportionen und <strong>de</strong>r Konstruktion <strong>de</strong>s Baukörpers.<br />
In <strong>Burbach</strong> sind bei <strong>de</strong>n Mauerwerks- und Fachwerkbauten <strong>die</strong><br />
Fenster in <strong>de</strong>n typischen Proportionen beziehungsweise Formen<br />
aufrecht stehen<strong>de</strong>r Rechteckformate ausgebil<strong>de</strong>t, mehrfach<br />
unterteilt und in Holz ausgeführt.<br />
Die Farbgestaltung <strong>de</strong>r Fenster ist typischerweise kontrastreich<br />
zum Fachwerk und Schiefer in weiß gehalten.<br />
Auch bei Neuplanungen sollte <strong>die</strong>s möglichst beibehalten wer<strong>de</strong>n.<br />
Denkbar sind hier Fenster in weiß, grau o<strong>de</strong>r naturfarben.<br />
30
neu<br />
Fenster<br />
Bei Sanierungen sollten <strong>die</strong> hochformatigen Fenster keinesfalls<br />
durch Querformate ausgetauscht wer<strong>de</strong>n. Auch <strong>die</strong> feinmaßstäblichen<br />
Sprossenfenster sollten – wenn möglich – erhalten<br />
wer<strong>de</strong>n, da sie <strong>de</strong>n Glie<strong>de</strong>rungsrhythmus <strong>de</strong>s Fachwerkhauses<br />
und seine Feinschuppigkeit noch besser zur Geltung bringen.<br />
Um einen verbesserten Wärmeschutz bei bereits bestehen<strong>de</strong>n<br />
Fenstern zu erreichen, ist es <strong>de</strong>nkbar, innenliegen<strong>de</strong> einfache<br />
ungeteilte Fenster zu ergänzen, <strong>die</strong> zu einem Kastenfenster ausbil<strong>de</strong>t<br />
wer<strong>de</strong>n.<br />
Beim Einbau von isolierverglasten Fenstern sollte ab einer gewissen<br />
Größe eine vertikale Unterteilung erfolgen. In <strong>de</strong>n Glaszwischenraum<br />
eingelegte Sprossen sind unbedingt zu vermei<strong>de</strong>n.<br />
Die Fensterausführung bei Neubauten sollte <strong>die</strong> für <strong>die</strong> Altbauten<br />
charakteristischen Gestaltung<strong>sp</strong>rinzipien berücksichtigen.<br />
31<br />
Einführung Dachlandschaften<br />
Fassa<strong>de</strong>n Freiräume gebaute Bei<strong>sp</strong>iele
Schon unsere Vorfahren gestalteten ihre Hauseingänge mit Liebe<br />
und Sorgfalt. Alles wirkte zusammen, <strong>die</strong> Lage <strong>de</strong>s Eingangs, das<br />
gestaltete Türblatt, <strong>de</strong>r beschriftete Querbalken, <strong>die</strong> Belichtung<br />
<strong>de</strong>s Eingangsraumes durch eine verglaste Tür o<strong>de</strong>r ein Fenster<br />
und letztendlich das kunstvoll geschmie<strong>de</strong>te Schloss <strong>de</strong>r Haustür.<br />
Auch <strong>de</strong>r Außenraum bis hin zur Gartenpforte war liebevoll mit<br />
kleinen Beeten o<strong>de</strong>r Anpflanzungen in <strong>de</strong>n Vorgärten arrangiert.<br />
Je<strong>de</strong>s Haus und je<strong>de</strong>r Eingang hatten eine individuelle Note. Als<br />
Kontrast zu <strong>de</strong>m vorherrschen<strong>de</strong>n Schwarz/Weiß <strong>de</strong>s Fachwerkes<br />
und <strong>de</strong>m grauen Schiefer waren <strong>die</strong> Türen farbig ausgebil<strong>de</strong>t.<br />
Heute begegnen wir immer öfter versiegelten Vorgarten- und<br />
Hofflächen, <strong>die</strong> primär <strong>de</strong>m Abstellen von Fahrzeugen gewidmet<br />
sind. Serienmäßig gefertigte Haustüren aus <strong>de</strong>m Baumarkt,<br />
<strong>die</strong> keinen Bezug mehr zu <strong>de</strong>m übrigen Haus haben, o<strong>de</strong>r nicht<br />
32
Eingänge<br />
eingefügte Vordächer und Windfänge stören empfindlich <strong>die</strong> oft<br />
sonst noch gut erhaltenen Fassa<strong>de</strong>n. Eine einla<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Geste<br />
o<strong>de</strong>r eine Willkommensatmo<strong>sp</strong>häre, wie sie gera<strong>de</strong> typisch für<br />
das Leben in einer Dorfgemeinschaft seien könnte, entsteht nicht.<br />
Gera<strong>de</strong> in dörflich geprägten Ortslagen kommt <strong>de</strong>r Gestaltung<br />
<strong>de</strong>s Überganges zwischen privatem Raum, <strong>de</strong>n „eigenen vier<br />
Wän<strong>de</strong>n“, und <strong>de</strong>m öffentlichen Raum, <strong>de</strong>r Straße o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>m<br />
Platz, eine wichtige Vermittlungsfunktion zu. Diese Vorgarten-<br />
und Übergangsbereiche la<strong>de</strong>n entwe<strong>de</strong>r dazu ein, miteinan<strong>de</strong>r<br />
in Kontakt zu treten o<strong>de</strong>r markieren eine abweisen<strong>de</strong><br />
Grenze, <strong>die</strong> nur schwer überwun<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n kann. Außer<strong>de</strong>m<br />
prägen <strong>die</strong> Vorgarten- und Eingangszonen min<strong>de</strong>stens ebenso<br />
wie <strong>die</strong> Hausfassa<strong>de</strong>n, Gestaltqualität und Atmo<strong>sp</strong>häre <strong>de</strong>s<br />
Straßenraumes.<br />
33<br />
Einführung Dachlandschaften<br />
Fassa<strong>de</strong>n Freiräume gebaute Bei<strong>sp</strong>iele
alt<br />
Mit <strong>de</strong>r Haustür präsentiert sich <strong>de</strong>r Hausbesitzer seinem Gast. Sie<br />
kommt einer Visitenkarte gleich. Ihre Form, Farbe, Ausarbeitung, ihr<br />
Material und Türgriff können ein Gebäu<strong>de</strong> sehr stark prägen. Der<br />
Türgriff ist wie <strong>die</strong> ausgestreckte Hand <strong>de</strong>s Hauses.<br />
Die alten Haustüren in <strong>Burbach</strong> und beson<strong>de</strong>rs in Holzhausen bestechen<br />
durch <strong>die</strong> feine Ausarbeitung ihrer Türblätter, <strong>die</strong> Farben,<br />
Formen und Muster aber auch durch <strong>die</strong> Verwendung unterschiedlicher<br />
Materialien. So sind <strong>die</strong> meisten <strong>die</strong>ser Türen ur<strong>sp</strong>rünglich aus<br />
Holz und von Hand gefertigt und besitzen eine bestimmte Glie<strong>de</strong>rung,<br />
<strong>die</strong> mit Hilfe unterschiedlicher Farben hervorgehoben wur<strong>de</strong>.<br />
Ihre eigentliche Grundfarbe wur<strong>de</strong> gewissenhaft an <strong>die</strong> Farbe <strong>de</strong>s<br />
Hauses angepasst und fügt sich ein o<strong>de</strong>r stellt einen bewussten<br />
Kontrast zu <strong>de</strong>r restlichen Fassa<strong>de</strong> dar. Die Türklinken sind meistens<br />
sehr zurückgenommen.<br />
34
neu<br />
Türen<br />
Die alten Türen sollten unbedingt erhalten bleiben. Dabei ist es oftmals<br />
preiswerter, sie sachgemäß auszubessern und aufzufrischen<br />
als neue Türen anzufertigen. Falls <strong>die</strong> alten Haustüren nicht mehr<br />
zu erhalten sind, sollten sie durch neue in Material, Maßstab und<br />
Konstruktion angepasste ersetzt wer<strong>de</strong>n.<br />
Ungeeignet und sehr störend im Ortsbild sind Kunststoff- und Aluminiumtüren<br />
„von <strong>de</strong>r Stange“. Auch für Neubauten sollten durchaus<br />
farbige Haustüren in Erwägung gezogen wer<strong>de</strong>n. So gibt es in <strong>de</strong>n<br />
alten Dorfkernen bei<strong>sp</strong>ielsweise eine große Auswahl holzfarbener<br />
o<strong>de</strong>r farbig gestalteter Eingangstüren, an <strong>de</strong>nen man sich orientieren<br />
kann. Die Türen sind oft sehr einfach ausgebil<strong>de</strong>t, aber besitzen<br />
fast immer eine interessante Musterung o<strong>de</strong>r eine ungewöhnliche<br />
Verglasung. Generell sollte sich <strong>die</strong> Haustür immer in <strong>die</strong> Gestaltung<br />
<strong>de</strong>r Gesamtfassa<strong>de</strong> mit ihren Öffnungen harmonisch einfügen.<br />
35<br />
Einführung Dachlandschaften<br />
Fassa<strong>de</strong>n Freiräume gebaute Bei<strong>sp</strong>iele
alt<br />
Ähnlich wie mit <strong>de</strong>n Türen verhält es sich auch mit <strong>de</strong>n Toren und<br />
Klappen. Auch <strong>die</strong>se sind in <strong>Burbach</strong> weitestgehend farbig gestaltet.<br />
Das große Tor zum Einbringen von Heu, Stroh und landwirtschaftlichen<br />
Fahrzeugen sowie Geräten ist häufig von einer kleinen Tür<br />
zum Durchschlupf für <strong>die</strong> Landwirte durchbrochen. Oft gibt es auch<br />
hier farbige Absetzungen bei <strong>de</strong>n Beschlägen und <strong>de</strong>n kleinen Öffnungen<br />
im oberen Drittel <strong>de</strong>r Tore. Die großen Tore aber auch <strong>die</strong><br />
kleineren Klappen, Luken und Wirtschaftstüren sind sehr prägend<br />
für <strong>de</strong>n Charakter und das Aussehen <strong>de</strong>r dörflich-bäuerlichen Gebäu<strong>de</strong><br />
<strong>de</strong>s Siegerlan<strong>de</strong>s. Sie sollten in <strong>de</strong>n historischen Ortskernen<br />
als beson<strong>de</strong>rs wertvolle Gestaltungselemente erhalten wer<strong>de</strong>n.<br />
Für <strong>de</strong>n Fall, dass sie nicht mehr im Originalzustand zu erhalten sind<br />
o<strong>de</strong>r sich <strong>die</strong> Nutzung <strong>de</strong>s jeweiligen Gebäu<strong>de</strong>s än<strong>de</strong>rt (zum Bei<strong>sp</strong>iel<br />
nur noch Wohnzwecken <strong>die</strong>nt), gibt es viele gelungene Bei<strong>sp</strong>iele für<br />
36
neu<br />
Tore und Klappen<br />
eine Neuinterpretation <strong>die</strong>ser gebäu<strong>de</strong>typischen Holzelemente.<br />
Vielfach wer<strong>de</strong>n <strong>die</strong> Holztore mit Glaselementen kombiniert o<strong>de</strong>r<br />
auch ganz ausgetauscht. Die Unterteilung und Glie<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Tore<br />
sollte dabei an <strong>die</strong> bestehen<strong>de</strong>n Proportionen, Materialien und Farben<br />
angepasst wer<strong>de</strong>n, sie sind in <strong>de</strong>r Regel also farbig gegen <strong>die</strong><br />
sonst weiß lackierten Wohnraumfenster abzusetzen.<br />
Auch <strong>die</strong> Klappen sind interessante Elemente, <strong>die</strong> <strong>die</strong> Eigenart<br />
<strong>de</strong>r aus <strong>de</strong>r landwirtschaftlichen Nutzung stammen<strong>de</strong>n Altbauten<br />
betonen. Sie wur<strong>de</strong>n und wer<strong>de</strong>n noch heute für <strong>die</strong> Verschattung<br />
von Fenstern und auch als Schmuck <strong>de</strong>r Gebäu<strong>de</strong> verwen<strong>de</strong>t.<br />
Die ur<strong>sp</strong>rünglichen Klappelemente können mit heutigen Fertigungstechniken<br />
auch als Schiebeelemente ausgeführt wer<strong>de</strong>n,<br />
wie man im Bild rechts unten erkennen kann. Diese Art <strong>de</strong>r Verwendung<br />
fügt sich sehr gut in <strong>die</strong> bestehen<strong>de</strong> Architektur ein.<br />
37<br />
Einführung Dachlandschaften<br />
Fassa<strong>de</strong>n Freiräume gebaute Bei<strong>sp</strong>iele
Nicht nur <strong>die</strong> Gebäu<strong>de</strong>, son<strong>de</strong>rn auch <strong>die</strong> Grün- und Freiräume<br />
beeinflussen in ihrer Gestaltung wesentlich das Ortsbild eines<br />
Dorfes und das Wohlbefin<strong>de</strong>n ihrer Bewohner.<br />
Zu <strong>de</strong>n dörflichen Freiräumen gehören nicht nur öffentliche<br />
Plätze und Straßenräume, son<strong>de</strong>rn auch Hofflächen und Gärten<br />
<strong>de</strong>r einzelnen Grundstücke. Hier gibt es eine Vielzahl von<br />
Gestaltungsmöglichkeiten. So sind <strong>die</strong> Ausformung von Eingängen<br />
und Treppen, <strong>de</strong>r Umgang mit Niveauver<strong>sp</strong>rüngen, <strong>die</strong><br />
Ausbildung von Einfriedungen wie Mauern, Hecken und Zäunen<br />
und letztlich <strong>die</strong> Ausbildung <strong>de</strong>r Gärten, Wiesen, Höfe und<br />
Vorgärten wesentliche Gestaltung<strong>sp</strong>unkte.<br />
Bei <strong>de</strong>r Beurteilung <strong>de</strong>r Freiräume <strong>sp</strong>ielen <strong>de</strong>r Grad <strong>de</strong>r Versiegelung<br />
und <strong>de</strong>r vorhan<strong>de</strong>ne Baumbestand mit seiner natürlichen<br />
Ergänzung durch Hecken und Sträucher innerhalb einer<br />
38
Freiräume<br />
Siedlung eine enorm wichtige Rolle. Gera<strong>de</strong> in <strong>de</strong>n dörflich<br />
geformten Ortschaften <strong>Burbach</strong>s hat <strong>de</strong>r landwirtschaftlich geprägte<br />
Charakter auf das Ortsbild einen großen Einfluss.<br />
Üppige und liebevoll gestaltete Gärten und Freiräume unterschei<strong>de</strong>n<br />
das Dorf von <strong>de</strong>r Stadt, betonen <strong>die</strong> Nähe zur Natur und verleihen<br />
ihm ein behagliches und lebenswertes Wohnumfeld.<br />
Auch wenn das Dorf seine ehemals tragen<strong>de</strong> Be<strong>de</strong>utung als Obst-<br />
und Gemüselieferant verloren hat, gibt es heute wie<strong>de</strong>r vermehrt<br />
Ansätze <strong>die</strong> traditionellen Bauern- und Kräutergärten wie<strong>de</strong>r aufleben<br />
zu lassen. Sie tragen zum aktiven Umweltschutz bei.<br />
Dorfbewohner haben so <strong>die</strong> Natur- und Kulturlandschaft direkt<br />
vor ihrer Haustür und brauchen daher keine „künstlichen“ städtischen<br />
Grünanlagen.<br />
39<br />
Einführung Dachlandschaften<br />
Fassa<strong>de</strong>n Freiräume gebaute Bei<strong>sp</strong>iele
alt<br />
Die gewachsenen Dorfstrukturen <strong>Burbach</strong>s sind durch <strong>die</strong> ehemals<br />
landwirtschaftliche Nutzung geprägt. Charakteristisch für<br />
größere Bauernhöfe waren ergänzen<strong>de</strong> Nebengebäu<strong>de</strong>, <strong>die</strong> sich<br />
proportional an das Hauptgebäu<strong>de</strong> anpassten. Die Hofflächen<br />
selbst wur<strong>de</strong>n vorwiegend mit in <strong>de</strong>r Region üblichen Natursteinen<br />
befestigt, <strong>die</strong> ihnen heutzutage einen beson<strong>de</strong>ren Charme<br />
verleihen.<br />
Hofinnenräume, <strong>die</strong> ihre ur<strong>sp</strong>rüngliche Funktion nicht mehr ausüben,<br />
wer<strong>de</strong>n zunehmend begrünt. Dort, wo in <strong>de</strong>n letzten Jahren<br />
stark versiegelte Flächen aus Beton o<strong>de</strong>r A<strong>sp</strong>halt entstan<strong>de</strong>n sind,<br />
wer<strong>de</strong>n Entsiegelungen und Neupflasterungen mit Naturstein<br />
möglich. Diese kommen zu<strong>de</strong>m einer verbesserten Versickerung<br />
zugute. Auch <strong>die</strong> Verwendung wassergebun<strong>de</strong>ner Decken<br />
(Schotterflächen, Schotterrasen) ist empfehlenswert.<br />
40
neu<br />
Hofflächen und Vorgärten<br />
Ab einer bestimmten Hofgröße ist <strong>die</strong> Pflanzung von Hof- und<br />
Hausbäumen sinnvoll. Im Sommer sind sie wertvoller Schatten<strong>sp</strong>en<strong>de</strong>r,<br />
Anzeiger für <strong>de</strong>n Wechsel <strong>de</strong>r Jahreszeiten und generell<br />
Dorfbildprägend.<br />
Bei Neubauten sollte darauf geachtet wer<strong>de</strong>n, dass <strong>die</strong> Hauptund<br />
Nebengebäu<strong>de</strong> eine Einheit bil<strong>de</strong>n. Wenn möglich, ist <strong>die</strong><br />
Anordnung so zu wählen, dass sich kleine Wohn- o<strong>de</strong>r Eingangshöfe<br />
bil<strong>de</strong>n. Offene o<strong>de</strong>r überdachte Einstellplätze in einfacher<br />
Holzkonstruktion lassen sich oft besser in das Gesamtensemble<br />
einbin<strong>de</strong>n als massiv gebaute Garagen.<br />
Vorgärten sind <strong>die</strong> Übergangszone zwischen Haus und Straße.<br />
Sie prägen entschei<strong>de</strong>nd das Straßen- und Ortsbild. Die Absetzung<br />
<strong>de</strong>r Vorgärten vom öffentlichen Straßenraum durch kleine<br />
Mauern o<strong>de</strong>r Hecken ist für <strong>Burbach</strong> typisch.<br />
41<br />
Einführung Dachlandschaften<br />
Fassa<strong>de</strong>n Freiräume gebaute Bei<strong>sp</strong>iele
alt<br />
Früher wur<strong>de</strong>n Haus- und Hofgärten eingezäunt, um <strong>die</strong> Früchte<br />
<strong>de</strong>r Gärten vor Wild und Haustieren zu schützen. Dafür waren<br />
Holzzäune einfache und wirkungsvolle Elemente, <strong>die</strong> zum Teil<br />
bis heute <strong>de</strong>n dörflichen Charakter <strong>Burbach</strong>s prägen. Regionaltypisch<br />
sind senkrechte Staketen- o<strong>de</strong>r Lattenzäune. Diese können<br />
von parallel gepflanzten Hecken begleitet wer<strong>de</strong>n.<br />
Weitere vorherrschen<strong>de</strong> Elemente sind Mauern und Trockenmauern.<br />
Sie bil<strong>de</strong>n eigenständige Biotope und bieten vielen verschie<strong>de</strong>nen<br />
Tierarten Lebensräume.<br />
In <strong>Burbach</strong> sind Trockenmauern aufgrund <strong>de</strong>r Gelän<strong>de</strong>ausbildung<br />
vermehrt vorhan<strong>de</strong>n. Ihre Erhaltung und Wie<strong>de</strong>rherstellung<br />
ist erstrebenswert, da sie <strong>die</strong> Schönheit und Vielfalt <strong>de</strong>r dörflichen<br />
Struktur bereichern und ein interessantes Gestaltungselement<br />
in privaten Gärten darstellen.<br />
42
neu<br />
Hecken, Einfriedungen und Mauern<br />
Hecken <strong>die</strong>nen als drittes freiraumbil<strong>de</strong>n<strong>de</strong>s Element. In <strong>de</strong>r<br />
Region sind <strong>die</strong> heimischen Gehölze wie Hainbuche, Liguster<br />
und Feldahorn <strong>de</strong>n Na<strong>de</strong>lgehölzen vorzuziehen. Mit ihren<br />
jahreszeitlich wechseln<strong>de</strong>n Ausdrucksformen bieten heimische<br />
Laubgehölze und Sträucher das ganze Jahr über Abwechslung.<br />
Alle im Vorfeld genannten Einfriedungen können miteinan<strong>de</strong>r<br />
kombiniert wer<strong>de</strong>n.<br />
Bei <strong>de</strong>r Verwendung mo<strong>de</strong>rner Baustoffe ist darauf zu achten,<br />
dass sie <strong>die</strong> regionalen Gegebenheiten fortführen. Material<strong>sp</strong>ezifische<br />
Alterung<strong>sp</strong>rozesse sollten <strong>die</strong> sich verän<strong>de</strong>rn<strong>de</strong> Gestaltqualität<br />
bereichern.<br />
43<br />
Einführung Dachlandschaften<br />
Fassa<strong>de</strong>n Freiräume gebaute Bei<strong>sp</strong>iele
eachtet wer<strong>de</strong>n. Die natürliche Vegetation <strong>de</strong>s Siegerlan<strong>de</strong>s<br />
und <strong>die</strong> Beson<strong>de</strong>rheiten <strong>de</strong>r gewachsenen bäuerlichen Kulturlandschaft<br />
sollten immer Orientierung<strong>sp</strong>unkte bei <strong>de</strong>r Gestaltung<br />
<strong>de</strong>s eigenen Gartens sein. Na<strong>de</strong>lgehölze (z.B. Kiefern, Fichten,<br />
Scheinzypressen) wirken <strong>de</strong>platziert und passen nicht in das Bild<br />
südwestfälischer Gärten. Bäume, Sträucher aber auch Stau<strong>de</strong>n<br />
und Gräser sollten sich an <strong>de</strong>r heimischen Pflanzenwelt orientiealt<br />
Parallel zu <strong>de</strong>r baulichen Entwicklung bil<strong>de</strong>ten sich in <strong>Burbach</strong><br />
bestimmte Formen von Privatgärten aus. So kann man heute oft<br />
von <strong>de</strong>r Gartengröße und -beschaffenheit <strong>die</strong> Zeit <strong>de</strong>r Erbauung<br />
<strong>de</strong>s Hauses herleiten.<br />
Die Vielfalt heutiger Gartenbil<strong>de</strong>r ist groß. Persönliche Wünsche,<br />
I<strong>de</strong>en und Vorstellungen können hier leicht und selbstbestimmt<br />
realisiert wer<strong>de</strong>n. Einige A<strong>sp</strong>ekte sollten allerdings auch hier<br />
44
neu<br />
Gärten<br />
ren. Anregungen hierfür fin<strong>de</strong>t man bei Spaziergängen in <strong>de</strong>r<br />
näheren Umgebung. Dabei sollte <strong>de</strong>n Pflanzen Aufmerksamkeit<br />
geschenkt wer<strong>de</strong>n, <strong>die</strong> in <strong>de</strong>r Natur o<strong>de</strong>r in alten Bauerngärten<br />
ge<strong>de</strong>ihen. Auch alte Mauern, Zäune und Hecken können<br />
Vorbil<strong>de</strong>r für <strong>die</strong> eigene Gartengestaltung sein.<br />
Zum traditionellen Erscheinungsbild südwestfälischer Dörfer<br />
zählen Nutz- und Bauerngärten. Im Verlauf <strong>de</strong>r vergangenen<br />
Jahre haben sich vielerorts reine Ziergärten entwickelt, <strong>die</strong> keiner<br />
beson<strong>de</strong>ren Pflege bedürfen.<br />
Bei <strong>de</strong>r heutigen Gartengestaltung sollte auf <strong>die</strong> erwähnten<br />
Elemente geachtet wer<strong>de</strong>n, da auch sie zum regionaltypischen<br />
Erscheinungsbild einer Siedlung gehören.<br />
45<br />
Einführung Dachlandschaften<br />
Fassa<strong>de</strong>n Freiräume gebaute Bei<strong>sp</strong>iele
alt<br />
Straßen, Wege und Plätze sind raumbil<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Elemente im Dorf.<br />
Auf ein Gebäu<strong>de</strong> übertragen, stellen sie <strong>die</strong> Zimmer einer Wohnung<br />
dar. Das Zusammen<strong>sp</strong>iel <strong>de</strong>s öffentlichen Raumes mit <strong>de</strong>n<br />
privaten Vorgärten, Hofflächen und Gärten bestimmt entschei<strong>de</strong>nd<br />
<strong>die</strong> Qualität und <strong>de</strong>n Charakter eines Dorfes.<br />
Der zunehmen<strong>de</strong> Autoverkehr <strong>de</strong>r letzten Jahrzehnte verwan<strong>de</strong>lte<br />
<strong>die</strong> ehemals am menschlichen Maßstab ausgerichteten<br />
engen, dörflich geprägten, teils gekrümmten Straßen in an <strong>de</strong>n<br />
Verkehr angepasste geradlinige Autoschneisen.<br />
Diese Entwicklung ist auch an <strong>Burbach</strong> nicht <strong>sp</strong>urlos vorübergezogen,<br />
fand aber aufgrund <strong>de</strong>r topografischen Verhältnisse<br />
verlangsamt statt. So gehören noch heute geschwungene Straßenzüge<br />
zum historischen Dorfkern von Holzhausen. Sie bieten<br />
Spaziergängern immer neue Motive und Blickbeziehungen auf<br />
46
neu<br />
Straßenräume<br />
<strong>die</strong> dörflich geprägten Raumgefüge und Gebäu<strong>de</strong>strukturen.<br />
Straßen und Plätze erfüllen heute neben ihrer Verkehrsfunktion auch<br />
Verweil-, Spiel- und Kommunikationsfunktionen. Die öffentlichen<br />
Plätze <strong>die</strong>nen als Stätten <strong>de</strong>r Begegnung und <strong>de</strong>r Kontaktpflege.<br />
Eine einfache, dorfgerechte Gestaltung <strong>de</strong>r Straßenoberflächen<br />
und -profile, <strong>die</strong> bewusst auf städtische „Spielereien“ und bunte<br />
Farbgebungen verzichtet, großkronige Bäume, Stützmauern und<br />
Hecken sind in <strong>Burbach</strong> <strong>die</strong> gestaltgeben<strong>de</strong>n Elemente <strong>de</strong>s Straßenraums.<br />
Sie glie<strong>de</strong>rn und beleben <strong>die</strong> Straßen- und Platzräume<br />
in <strong>de</strong>n alten Ortslagen, sollten aber auch als Entwurfsgrundlage für<br />
<strong>die</strong> Neubaugebiete gelten.<br />
Auch private Wege sollten sich in ihrer Ausbildung an <strong>die</strong> ortsüblichen<br />
Straßenprofile und -materialien anpassen. Eine vermehrte Anpflanzung<br />
von Bäumen und Sträuchern ist auch hier zu begrüßen.<br />
47<br />
Einführung Dachlandschaften<br />
Fassa<strong>de</strong>n Freiräume gebaute Bei<strong>sp</strong>iele
alt<br />
Der vorletzte Abschnitt <strong>die</strong>ser Gestaltungsfibel befasst sich mit<br />
vorbildlichen Gebäu<strong>de</strong>sanierungen, Um- und Neubauten aus<br />
jüngster Zeit. Sie behan<strong>de</strong>ln einerseits das Thema rund um <strong>die</strong><br />
Erhaltung, Pflege und Nutzung historischer Bausubstanz und<br />
zum an<strong>de</strong>ren <strong>die</strong> Einbindung und Gestaltung von Neubauten in<br />
ein vorhan<strong>de</strong>nes Ortsbild und <strong>de</strong>ren zukünftige architektonische<br />
Ausrichtung und Entwicklung.<br />
Viele Bei<strong>sp</strong>iele stammen aus <strong>de</strong>m <strong>Burbach</strong>er Raum selbst, es<br />
gibt also in <strong>de</strong>r <strong>Gemein<strong>de</strong></strong> <strong>Burbach</strong> große Potenziale, um <strong>die</strong><br />
traditionelle, regionale Baukunst in eine zeitgemäße Architektur<strong>sp</strong>rache<br />
zu übersetzen und weiterzuentwickeln.<br />
Die folgen<strong>de</strong>n Erläuterungen beschäftigen sich mit <strong>de</strong>n siegerlandtypischen<br />
Hausformen und Baukörpern, erläutern ihre Funktionsweise<br />
und Be<strong>de</strong>utung. Es geht um eine Auseinan<strong>de</strong>rsetzung<br />
48
neu<br />
gebaute Bei<strong>sp</strong>iele<br />
mit ihrer Dichte, Geschossigkeit und Höhe. Die maßgeblichen<br />
Elemente <strong>de</strong>s Hauses wer<strong>de</strong>n aufgezeigt und einzelne Details<br />
hervorgehoben.<br />
Die Bei<strong>sp</strong>iele sollen einen kleinen Eindruck davon geben, was<br />
ein kenntnisreicher und re<strong>sp</strong>ektvoller Umgang mit <strong>de</strong>m tra<strong>die</strong>rten<br />
baulichen Erbe für das aktuelle Baugeschehen be<strong>de</strong>uten und<br />
wie eine mo<strong>de</strong>rne Architektur heute <strong>de</strong>nnoch aussehen kann.<br />
Die Bei<strong>sp</strong>iele <strong>die</strong>nen als Anregung für eine Auseinan<strong>de</strong>rsetzung<br />
mit <strong>de</strong>m Thema <strong>de</strong>s regionaltypischen Bauens.<br />
Im Sinne <strong>de</strong>r Erhaltung <strong>de</strong>s kulturellen Erbes ist Bauen eine<br />
verantwortungsvolle Aufgabe für <strong>die</strong> Menschen und ihre Umgebung.<br />
Bauen geht je<strong>de</strong>n etwas an, <strong>de</strong>nn je<strong>de</strong>r ist Nutzer von<br />
Architektur.<br />
49<br />
Einführung Dachlandschaften<br />
Fassa<strong>de</strong>n Freiräume gebaute Bei<strong>sp</strong>iele
Die lange Bautradition im südwestfälischen Raum erfor<strong>de</strong>rt einen<br />
sensiblen Umgang mit ihren historischen Gebäu<strong>de</strong>n und überkommenen<br />
Hausformen. Denkmäler und erhaltenswerte Gebäu<strong>de</strong><br />
markieren Orientierung<strong>sp</strong>unkte und besitzen große gestalterische<br />
Qualitäten. Sie vermitteln Heimat und geschichtliche Wurzeln.<br />
Das über Jahrhun<strong>de</strong>rte gewachsene Erscheinungsbild <strong>de</strong>r bäuerlich<br />
geprägten Gebäu<strong>de</strong> gibt <strong>de</strong>n Dörfern ihren beson<strong>de</strong>ren Reiz. Auch<br />
bei Funktionsän<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>r überlieferten Gebäu<strong>de</strong> sollte ihre innere<br />
Struktur, ihre Hauptkonstruktion, ihre architektonische Glie<strong>de</strong>rung und<br />
<strong>die</strong> optische Wirkung möglichst erhalten und fortentwickelt wer<strong>de</strong>n.<br />
Die vier Gebäu<strong>de</strong> <strong>die</strong>ser und <strong>de</strong>r nächsten Doppelseite sind Bei<strong>sp</strong>iele<br />
für eine gelungene Sanierung, Erhaltung und Pflege regionaltypischer<br />
Fachwerkhäuser. Die Umnutzung verän<strong>de</strong>rte ihr ur<strong>sp</strong>rüngliches<br />
Erscheinungsbild kaum. Die für <strong>Burbach</strong> prägen<strong>de</strong>n<br />
50
Umgang mit historischen Bauten<br />
Gestaltungsmerkmale – steiles Schieferdach, Fachwerk- bzw.<br />
Schieferfassa<strong>de</strong>, stehen<strong>de</strong> Öffnungsformate, weiße, geglie<strong>de</strong>rte<br />
Wohnraumfenster, farbige Wirtschaftstore und -klappen sowie<br />
knappe Trauf- und Ortgang<strong>de</strong>tails wur<strong>de</strong>n <strong>de</strong>m ur<strong>sp</strong>rünglich historischen<br />
Ortsbild angepasst. Der Innenausbau folgte jedoch <strong>de</strong>n<br />
neuen Nutzungsan<strong>sp</strong>rüchen und <strong>de</strong>m fortschreiten<strong>de</strong>n Wohnkomfort.<br />
Auch das freiräumliche Umfeld <strong>de</strong>r umgenutzten Gebäu<strong>de</strong><br />
lässt <strong>die</strong> ur<strong>sp</strong>rüngliche Nutzung und Gestaltung noch gut ablesen<br />
und wur<strong>de</strong> für heutige Freiraumnutzungen behutsam angepasst.<br />
Die bei<strong>de</strong>n Bei<strong>sp</strong>iele <strong>die</strong>ser Doppelseite zeigen <strong>die</strong> für <strong>Burbach</strong><br />
typische Form <strong>de</strong>s Ernhauses mit seitlich angebauter Scheune.<br />
Der ur<strong>sp</strong>rüngliche Baukörper war traditionell so angelegt, dass<br />
<strong>die</strong> Hausbewohner <strong>de</strong>m Gebäu<strong>de</strong> je<strong>de</strong>rzeit, je nach Bedarf, notwendige<br />
Bauten anfügen konnten.<br />
51<br />
Einführung Dachlandschaften<br />
Fassa<strong>de</strong>n Freiräume gebaute Bei<strong>sp</strong>iele
Die Bei<strong>sp</strong>iele auf <strong>die</strong>ser Seite bil<strong>de</strong>n eine Ergänzung zu <strong>de</strong>r<br />
vorherigen Doppelseite. Sie zeigen ein zu einem Heimathaus<br />
umgebautes Fachwerkgebäu<strong>de</strong> und ein bis ins Detail vorbildlich<br />
saniertes Ernhaus. Dieses <strong>die</strong>nt heute ausschließlich Wohnzwecken.<br />
52
Umgang mit historischen Bauten<br />
53<br />
Einführung Dachlandschaften<br />
Fassa<strong>de</strong>n Freiräume gebaute Bei<strong>sp</strong>iele
Beim Bau neuer Gebäu<strong>de</strong> innerhalb alter Ortslagen muss immer<br />
Rücksicht auf <strong>de</strong>n Standort und <strong>die</strong> Nachbarschaft genommen<br />
wer<strong>de</strong>n. Je<strong>de</strong> Maßnahme ist hier ergänzen<strong>de</strong>r Teil seiner Umgebung.<br />
Die Aufnahme und Verarbeitung <strong>de</strong>r angetroffenen Gestaltqualitäten<br />
sollte <strong>de</strong>n neuen Baukörper stilvoll in <strong>die</strong> dörfliche<br />
Umgebung einpassen. Imitieren<strong>de</strong> und historisieren<strong>de</strong> Nachbauten<br />
sind keine angemessene Antwort auf zukunftsorientiertes<br />
Bauen, da sie nur allzu oft wie eine leblose Kulisse wirken.<br />
Ziel ist es, <strong>die</strong> traditionellen Bauformen in eine neue Sprache zu<br />
übersetzen. Dies ist möglich durch das Aufgreifen von Maßstab,<br />
Höhenentwicklung, Glie<strong>de</strong>rung, Dachform, verwen<strong>de</strong>ten Materialien,<br />
Farben und Strukturen <strong>de</strong>r Umgebung.<br />
Die neue Architektur sollte sich rücksichtsvoll und beschei<strong>de</strong>n in das<br />
Umfeld einfügen, aber durchaus als Ergebnis einer Auseinan<strong>de</strong>r-<br />
54
Neubauten im regionalen Kontext<br />
setzung mit aktuellen Architekturanfor<strong>de</strong>rungen zu erkennen sein.<br />
Die auf <strong>die</strong>sen Seiten abgebil<strong>de</strong>ten Baukörper <strong>sp</strong>iegeln <strong>de</strong>n Versuch,<br />
sich mit einem eigenständigen, architektonischem Ausdruck<br />
an das regionale Erscheinungsbild <strong>Burbach</strong>s anzupassen.<br />
Die Satteldächer in <strong>de</strong>r grauen Farbe wahren <strong>de</strong>n gewachsenen<br />
Charakter <strong>de</strong>r Region, in<strong>de</strong>m sie sich als Steildach und farblich<br />
dunkel zurückgenommen in <strong>die</strong> Umgebung einpassen. Es<br />
wer<strong>de</strong>n keine traditionellen Elemente imitiert. Vielmehr wird mit<br />
Hilfe mo<strong>de</strong>rner Baustoffe eine neue Architektur<strong>sp</strong>rache und somit<br />
eine sinngemäße, aktualisierte Weiterentwicklung <strong>de</strong>s Typischen<br />
umgesetzt.<br />
Die weiße Fassa<strong>de</strong> und <strong>die</strong> dunklen Dächer führen auch <strong>de</strong>n<br />
Hell-Dunkel-Kontrast <strong>Burbach</strong>s fort. Die Zurückhaltung und Klarheit<br />
<strong>de</strong>r Baukörper zeigen eine selbstbewusste Schlichtheit auf.<br />
55<br />
Einführung Dachlandschaften<br />
Fassa<strong>de</strong>n Freiräume gebaute Bei<strong>sp</strong>iele
Die bei<strong>de</strong>n letzten Gebäu<strong>de</strong> stammen aus <strong>de</strong>m Ortsteil Holzhausen.<br />
Die Neubauten entstan<strong>de</strong>n am unmittelbaren Rand <strong>de</strong>s<br />
historischen Dorfkerns.<br />
Das linke Gebäu<strong>de</strong> befasst sich überwiegend mit <strong>de</strong>m Thema<br />
Holz, greift aber <strong>de</strong>nnoch <strong>die</strong> gängigen regionaltypischen Grundsätze<br />
<strong>Burbach</strong>s auf. Die Dachform, <strong>die</strong> Proportionen, <strong>de</strong>r Maßstab,<br />
<strong>die</strong> Konturen, Materialien und Farben aus <strong>de</strong>m näheren Umfeld<br />
tauchen wie<strong>de</strong>r auf. Leitgedanke <strong>die</strong>ses Baus ist <strong>die</strong> Anpassung<br />
an <strong>de</strong>n Ort unter Verwendung ökologischer Baumaterialien. Auch<br />
<strong>die</strong> Ausrichtung <strong>de</strong>r Baukörper zueinan<strong>de</strong>r und <strong>die</strong> Unterordnung<br />
<strong>de</strong>s Nebengebäu<strong>de</strong>s greifen <strong>die</strong> <strong>Burbach</strong>er dorfbaulichen Traditionen<br />
auf. Die farbigen Fensterrahmen und ihre Unterglie<strong>de</strong>rung<br />
bil<strong>de</strong>n einen interessanten Kontrast zur Fassa<strong>de</strong>.<br />
Das oben rechts abgebil<strong>de</strong>te Gebäu<strong>de</strong> stellt sich als schlichtes<br />
56
Neubauten im Holzhausen<br />
Langhaus mit Lochfassa<strong>de</strong> und angeglie<strong>de</strong>rtem Treppenhaus dar.<br />
Es ist auf wenige Formen, Farben und Materialien reduziert. Putz<br />
und Holz dominieren das Gebäu<strong>de</strong>.<br />
Dabei wirken <strong>die</strong> Einfachheit in <strong>de</strong>r Ausformung <strong>de</strong>s Baukörpers<br />
sowie <strong>die</strong> Zurückhaltung und Klarheit bei <strong>de</strong>r Gestaltung <strong>de</strong>r<br />
Fassa<strong>de</strong>n keinesfalls banal.<br />
Wie bereits bei <strong>de</strong>n Fachwerkhäusern ordnen sich auch hier <strong>die</strong><br />
Nebenfunktionen <strong>de</strong>m Haupthaus unter. Bei<strong>de</strong> Hausbei<strong>sp</strong>iele<br />
frischen <strong>de</strong>n historischen Bestand Holzhausens auf, fügen sich<br />
aber trotz<strong>de</strong>m in <strong>de</strong>n gewachsenen Kontext ein. Sie bereichern<br />
somit das alte Dorf um ein Stück Zukunftsausrichtung. Die Gebäu<strong>de</strong><br />
vermitteln zwischen <strong>de</strong>m alten Dorfkern und <strong>de</strong>n angrenzen<strong>de</strong>n<br />
Neubaugebieten und setzen ein Zeichen für <strong>die</strong> Weiterentwicklung<br />
einer regional geprägten neuen Baukultur.<br />
57<br />
Einführung Dachlandschaften<br />
Fassa<strong>de</strong>n Freiräume gebaute Bei<strong>sp</strong>iele
Fazit | Empfehlungen<br />
Vielen Siedlungen und Ortschaften sind in <strong>de</strong>n vergangenen Jahrzehnten<br />
ihre Eigenarten und unverwechselbaren Merkmale verloren<br />
gegangen. Sie könnten überall in Deutschland liegen und<br />
haben somit ihre I<strong>de</strong>ntität, ihren Charakter und ihre regionalen Beson<strong>de</strong>rheiten<br />
aufgegeben.<br />
Auch das Siegerland läuft Gefahr, sich in eine namenlose Region<br />
zu verwan<strong>de</strong>ln, wenn ihre Bewohner sich nicht für <strong>die</strong> Erhaltung <strong>de</strong>r<br />
lokalen Eigenarten und Wesensmerkmale stark machen. Auch für<br />
eine zukunftsfähige Fortentwicklung <strong>de</strong>s Bauens in <strong>Burbach</strong> ist <strong>die</strong><br />
Suche nach einer eigenständigen, aber gleichermaßen regionaltypischen<br />
Architektur bei Sanierungs-, Um- und Neubauaufgaben<br />
unverzichtbar.<br />
Ein verantwortungsvoller Umgang mit <strong>de</strong>r über Jahrhun<strong>de</strong>rte gewachsenen<br />
Hauslandschaft und mit ihren einzigartigen Ortsbil<strong>de</strong>rn,<br />
Dorfkernen und Siedlungsstrukturen ist für eine nachhaltige Weiterentwicklung<br />
<strong>die</strong>ser Kulturlandschaft notwendig. Die Traditionen zu<br />
kennen und zu wahren, aber auch innovationsorientiert zu han<strong>de</strong>ln<br />
sollte <strong>de</strong>shalb Ziel aller dorfbaulichen und architektonischen Bemühungen<br />
sein.<br />
Tradition und Mo<strong>de</strong>rne müssen mit Kreativität und Sensibilität in Architektur,<br />
Siedlungs- und Dorfplanung in Einklang gebracht wer<strong>de</strong>n.<br />
Das schließt unabdingbar <strong>die</strong> Gestaltung <strong>de</strong>s Freiraums mit ein.<br />
Die vorliegen<strong>de</strong> Gestaltungsfibel soll dabei als Informationsquelle<br />
und Beurteilungshilfe <strong>die</strong>nen, gibt jedoch keine Patentlösungen. In<br />
je<strong>de</strong>m Einzelfall sollten immer Bauherren, Architekten und Planer zusammenarbeiten,<br />
um eine angemessene Lösung zu fin<strong>de</strong>n.<br />
Die Aussagen <strong>die</strong>ser Fibel orientieren sich an <strong>de</strong>n Qualitäten <strong>de</strong>r<br />
gewachsenen Dorfkerne <strong>Burbach</strong>s, sind aber ohne Weiteres auch<br />
auf <strong>die</strong> Neubaugebiete übertragbar. In je<strong>de</strong>m Fall ist eine eingehen<strong>de</strong><br />
Auseinan<strong>de</strong>rsetzung mit <strong>de</strong>n konkreten örtlichen Gegebenheiten<br />
<strong>de</strong>r jeweils anstehen<strong>de</strong>n Bauaufgabe erfor<strong>de</strong>rlich.<br />
Zu allen Zeiten <strong>sp</strong>ielte <strong>die</strong> Beschäftigung mit Formen, Größen, Materialien<br />
und Proportionen von Baukörpern sowie <strong>de</strong>ren Anordnung<br />
und Farben, eine wichtige Rolle. Immer war dabei <strong>die</strong> Reflexion <strong>de</strong>r<br />
typischen Wesensmerkmale <strong>de</strong>s Ortes entschei<strong>de</strong>nd und ermöglichte<br />
<strong>de</strong>n Bewohnern eines Dorfes eine kritische Auseinan<strong>de</strong>rsetzung<br />
mit ihrem Wohnumfeld, <strong>de</strong>ssen Geschichte und ihren zukünftigen<br />
Lebensbedürfnissen.<br />
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59<br />
Einführung Dachlandschaften<br />
Fassa<strong>de</strong>n Freiräume gebaute Bei<strong>sp</strong>iele
Herausgeber<br />
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S. 17, Bild 3<br />
S. 21, Bild 6<br />
Dieter L. Schwarzhans | LWL<br />
S. 17, Bild 5<br />
S. 35, Bil<strong>de</strong>r 6, 8<br />
S. 37, Bild 3<br />
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S. 43, Bild 3<br />
Text und Konzeption<br />
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