GEBIRGSFREUND - Ãsterreichischer Alpenverein Wien
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50<br />
ÖGV Fachgruppen<br />
Bergsteigergruppe (BG)<br />
Forum Alpin (FA)<br />
Da, beim 8. Haken ist ein Griff!<br />
Alles ist relativ – im Alpinismus erst recht.<br />
Ich weiss nicht, ob Albert Einstein<br />
irgendeine Affinität zum Alpinismus hatte.<br />
Immer wieder erinnern mich verschiedene<br />
Aussagen, Wahrnehmungen und Erfahrungen<br />
im Zusammenhang mit<br />
Alpinismus an die vereinfachte Version<br />
seiner Relativätstheorie: „Alles ist relativ“.<br />
Selten gibt es ein Thema, zu dem die Einschätzungen bestimmter<br />
Leistungen oder auch bestimmter Gefahrensituationen so stark<br />
vom Standpunkt der Betrachter abhängen: Was ist schwierig?<br />
Was ist gefährlich? Für einen Großteil der Bevölkerung mag jede<br />
bergsportliche Tätigkeit, die sich außerhalb gesicherter Pisten<br />
oder jenseits markierter Wanderwege abspielt, unvorstellbar und<br />
auch unverantwortlich wirken. Für gute Kletterer, die sich etwa<br />
im 6. Grad bewegen (was vor noch gar nicht so langer Zeit die<br />
Grenze des Menschenmöglichen war), sind die Leistungen der<br />
aktuellen Spitzenkletterer unvorstellbar – etwa die Free‐solo‐<br />
Begehung von Hans Jörg Auer der Route „Weg durch den Fisch“<br />
in der Marmolata‐Südwand (7c+). Ob etwas unverantwortlich ist,<br />
hängt wiederum stark von den Fähigkeiten der Protagonisten ab.<br />
Ein schlecht ausgerüsteter und mangelhaft vorbereiteter Wanderer<br />
lebt möglicherweise gefährlicher als ein bestens trainierter<br />
Extremkletterer.<br />
In der Managementlehre gibt es eine Theorie, die besagt, dass<br />
jeder in seiner Karrierelaufbahn so lange aufsteigt, bis er/sie<br />
überfordert ist. Auf den Alpinismus übertragen hieße dies, so<br />
lange die Schwierigkeit zu steigern, bis eine Überforderung eintritt,<br />
die sich zu einer existenziellen Gefährdung ausweiten kann. Die<br />
große Kunst beim Alpinismus ist es, für sich jene Herausforderungen<br />
zu suchen und zu finden, die fordern, aber nicht überfordern. Das<br />
wird in der Praxis je nach Erfahrungs‐ und Ausbildungsstand<br />
sowie nach körperlicher Fitness zu ganz verschiedenen Ergebnissen<br />
führen. Schließlich kommt es auch nicht nur auf das „was“ sondern<br />
auch auf das „wie“ an. Eine schwierige Kletterstelle mit einem<br />
Lächeln oder einem Lied auf den Lippen hinauf zu schweben ist<br />
etwas anderes, als dieselbe Stelle schimpfend und fluchend mit<br />
vor Angstschweiß nassen Fingern gerade noch „raufzuruacheln“.<br />
In diesem Sinne wünsche ich allen, die diese Zeilen lesen, einen<br />
wunderschönen unfallfreien Bergsommer. Sehen wir uns bei einer<br />
gemeinsamen Ausfahrt?<br />
Kontakt:<br />
Harry Grün: 0664 / 525 61 92<br />
Matthias Hutter: 0664 / 537 00 64<br />
bg@gebirgsverein.at<br />
http://bg.gebirgsverein.at<br />
Matthias Hutter<br />
„Ich hab’ einen Griff!“<br />
„Was – erst dort oben?“<br />
„Ja, hier beim achten Haken ist ein richtiger Henkelgriff!“<br />
„Und wie soll man dorthin kommen?...<br />
Dialog in einer Gneis‐Platten‐Kletterroute. Ich stehe in der 5.Seillänge<br />
der Route „Zombi“ am Speroni di Ponte Brolla. Das ist ein<br />
Felspfeiler in einem beliebten Klettergebiet im Tessin, dem südlichsten<br />
Kanton der Schweiz. Herrliche Platten in bombenfestem<br />
Gneis gibt es hier in großer Zahl. Der Felspfeiler, auf dem wir<br />
gerade stehen, hat zwei unterschiedliche Hälften. Unten geht’s<br />
zuerst 7 Seillängen über eine Plattenrampe hinauf, dann folgt ein<br />
ziemlich steiler, ausgesetzter Pfeiler. Oben kann man die schöne<br />
Aussicht über den Lago Maggiore und zu den Bergen des Valle<br />
Maggia genießen. Und einen Tiefblick in ein Tal das mich irgendwie<br />
an eine Modelleisenbahnanlage erinnert. Schienen durchziehen<br />
das Tal, und ziemlich oft – nämlich im Stundentakt, teilweise auch<br />
öfter – fährt ein Zug vorbei. Ja, das ist halt die Schweiz –<br />
hervorragende öffentliche Verkehrsverbindungen in jedes Tal, man<br />
kann hier sozusagen (fast) mit der Bahn zum Einstieg der<br />
Kletterroute fahren, die<br />
Zustiegszeiten zu den<br />
Wänden betragen hier<br />
nämlich nur 5 bis 20<br />
Minuten – vom Bahnhof!<br />
Ganz im Gegensatz zu<br />
Diskussionen im Rax‐/<br />
Schneeberg‐Gebiet wo<br />
häufigere Busverbindungen<br />
als „kein Verkehrskonzept“<br />
abgelehnt<br />
werden und nur<br />
Beim Einbohren der Route „Fortuna“<br />
über Parkplatzsperren nachgedacht wird. Hier rund um Ponte<br />
Brolla ist jedenfalls ein ideales Klettergebiet für Frühjahr und<br />
Herbst und ein perfektes Ausweichziel bei Schlechtwetter im<br />
Hochgebirge. Eigentlich hätten wir nämlich gar nicht hier sein<br />
wollen – unser ursprünglicher Plan waren ja Skihochtouren rund<br />
um den Grand Combin im Wallis. Aber mächtige Tiefdruckzonen<br />
haben unsere Pläne durchkreuzt und ein hektisches Umplanen<br />
am Freitag‐Abend kurz vor der Abfahrt des Nachtzuges ausgelöst.<br />
Derzeit sind gerade unsere Planungen für die Kletterwoche im<br />
Sommer im Gange – voraussichtlich werden wir uns eine Woche<br />
im herrlichen Granit der Urner Alpen bewegen – sofern es das<br />
Wetter zulässt…Bis dahin gibt es aber noch jede Menge Kletter‐<br />
Abende und ‐Wochenenden. Ihr seid herzlich eingeladen, bei<br />
einem der nebenstehenden Termine zu uns zu kommen!<br />
Klaus Adler<br />
Kontakt:<br />
Klaus Adler 0664 / 7309 7595<br />
fa@gebirgsverein.at<br />
http://forum‐alpin.gebirgsverein.at