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GEBIRGSFREUND - Österreichischer Alpenverein Wien

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Bericht Monterosa<br />

9<br />

Itinerar Schweiz mit ungefähren<br />

Auf‐ und Abstiegen<br />

1. Tag:<br />

Zermatt (1610 m) ‐ Gandegghütte (3029<br />

m) – Rif. Teodulo (3317 m): 1710 Hm<br />

2. Tag:<br />

Rif. Teodulo ‐ Breithorn (4164 m): 840 Hm<br />

Breithorn ‐ Schwarztor: 440 Jm<br />

Schwarztor ‐ Pollux (4092 m): 370 Hm<br />

Pollux ‐ Rif. Val D'Ayas (3394 m): 700 Hm<br />

Gesamt: 1215 m Aufstieg, 1140 m Abstieg<br />

3. Tag:<br />

Rif. Val D'Ayas ‐ Castor (4228 m): 830 Hm<br />

Castor – Rif. Quintino Sella (3585 m): 640<br />

Hm<br />

4. Tag:<br />

Rif. Quintino Sella – Felikjoch (4066 m) –<br />

Lyskam W‐Gipfel (4479 m) ‐<br />

Lyskamm O‐Gipfel (4527 m): 960 Hm<br />

Lyskamm – Lysjoch (4151 m) ‐ Rif. Città<br />

di Mantova (3498 m): 1030 Hm<br />

5. Tag:<br />

Rif. Città di Mantova – Balmenhorn (4167<br />

m) ‐ Capanna Regina Margherita (4554<br />

m): 1055 Hm<br />

Cap. Regina Margherita – Neue Monte‐<br />

Rosa‐Hütte (2883 m) – Grenzgletscher<br />

(2520 m): 2035 Hm<br />

Grenzgletscher – Gornergrat – Sattel bei<br />

Riffelseen (2775 m): 255 Hm<br />

Sattel bei Riffelseen (2775 m) ‐ Zermatt:<br />

1170 Hm, Gesamt: 1311 Hm Aufstieg,<br />

3212 Hm Abstieg<br />

bis zum Gipfel und das Spiel beginnt von<br />

vorn! Sicht ohne Ende: Gran Paradiso, Mont<br />

Blanc, Grand Combin, Matterhorn, Dent<br />

Blanche, Weißhorn, Dom, Dufourspitze,…<br />

und direkt vor uns das Ziel für den nächsten<br />

Tag: der Lyskamm.<br />

Nach einer überdurchschnittlichen Stärkung<br />

geht’s ein Stück über den Ostgrat hinab zum<br />

Felikjoch und nach einer Steilstufe sanft bis<br />

zur Quintino‐Sella‐Hütte. Als erstes fallen<br />

uns die vielen Zelte auf, die neben dem<br />

Schutzhaus aufgebaut sind. Hier hat ein<br />

italienischer Bergsportartikel‐Hersteller sein<br />

„High‐Lab“, ein hochalpines Testcenter<br />

eingerichtet. Das Rifugio ist wirklich ein toller<br />

Stützpunkt und wie jeden Nachmittag breiten<br />

wir uns halb nackt auf den warmen Steinen<br />

zum „Piz buin“ aus. Sonne liegen, ins Lager<br />

schlafen gehen, dann Abendessen und wieder<br />

schlafen gehen – so sieht unser Hochtouren‐<br />

Alltag aus.<br />

Heute wird wieder früh aufgestanden, wir<br />

sitzen bereits um drei Uhr morgens beim<br />

Frühstück und etwas ist anders. Es wartet<br />

die Überschreitung des „Menschenfressers“<br />

auf uns: der Lyskamm! Nachdem wir uns<br />

unsicher vor und während der Tour bei allen<br />

möglichen Bergsteigern erkundigten wie die<br />

Verhältnisse auf den Graten des Lyskamms<br />

wohl sein mögen, wurde dieses Vorhaben<br />

nach gutem Feedback, zum Hauptziel unseres<br />

Abenteuers.<br />

Wir kommen bald nach vier Uhr von der Hütte<br />

weg und ziehen sehr zügig auf das Felikjoch<br />

hinauf. Aufgrund des abermals sternenklaren<br />

Himmels schalten wir unsere Stirnlampen<br />

auch heute nicht ein, weist uns doch das<br />

satte Mondlicht wieder den Weg. Kurz nach<br />

Sonnenaufgang stehen wir auch schon am<br />

Westgipfel dieses wunderbaren Kammes.<br />

Wir genießen die Aussicht, fotografieren die<br />

rot leuchtenden Motive und stärken uns ein<br />

wenig. Wir wollen dann auch schon<br />

weitergehen aber es kommt uns eine andere<br />

Seilschaft über den schmalen Grat entgegen.<br />

Wir warten in Gipfelnähe, weil es hier breiter<br />

ist, aber es dauert uns dann doch zu lange<br />

und wir stapfen los. Wir stoßen natürlich<br />

genau an der ungünstigsten Stelle auf besagte<br />

Seilschaft und es wird eng. Wir versuchen<br />

die heikle Situation so ruhig wie möglich<br />

anzugehen und weichen den fast schon<br />

hysterisch werdenden Bergsteigern gestresst<br />

aber doch sicher aus. Es wäre doch besser<br />

gewesen abzuwarten! Wir setzen unsere<br />

Gratwanderung über einen felsigen Block<br />

fort, über diesen wird schnell abgeseilt und<br />

der Rest vom ein Kilometer langen Kamm<br />

fast wie in Trance aber dennoch konzentriert<br />

zurückgelegt. Am Ostgipfel angelangt ist die<br />

Freude groß und die Eindrücke einfach<br />

überwältigend. Im Norden unter uns fließt<br />

das Eis des Grenzgletschers bald mit der<br />

Zunge des Monte‐Rosa‐Gletschers zusammen,<br />

nimmt weiter östlich noch den Zwillingsgletscher<br />

auf, um bis kurz vor Zermatt<br />

zur Ruhe zu kommen. Der weitere Gratverlauf<br />

ist zwar nicht weniger ausgesetzt, doch mir<br />

kommt der Abstieg wie ein Spaziergang vor.<br />

Am Lysjoch breiten wir uns auf einer kleinen<br />

Felsinsel aus, lassen die Überschreitung noch<br />

einmal Revue passieren und gönnen uns eine<br />

„g'scheite“ Jausn. Wir schauen noch ein<br />

Weilchen dem Getümmel am Gletscherplateau<br />

zu und schreiten schließlich vorbei<br />

an Ludwigshöhe, Schwarzhorn und Vincentpyramide<br />

in Richtung Capanna Gnifetti und<br />

Rifugio Città di Mantova.<br />

Auf letzterer haben wir reserviert, es ist eine<br />

schöne Hütte mit modernem Zubau. Die<br />

Aussicht kann sich auch sehen lassen , vorbei<br />

am Schwalbennest in Richtung Lyskamm.<br />

Nach einem ausgiebigen Sonnenbad legen<br />

wir uns ins Lager um uns ein wenig von der<br />

Tour zu erholen und da fängt es auch schon<br />

an zu regnen. Regen auf 3600m Höhe! Im<br />

Laufe des Nachmittags wechselt der Regen<br />

auf Graupel, die Hoffnung auf die Dufourspitze<br />

schwindet, doch man versichert uns, dass<br />

es am nächsten Tag schon wieder schön sein<br />

soll. … in einer kurzen Sturmflaute checken<br />

Martin und ich unsere Position und Einträge<br />

am GPS‐Gerät und finden ein Biwak in der<br />

Nähe. Wir befinden uns westlich zwischen<br />

Parrotspitze und Schwarzhorn, umrunden<br />

letzteres südwestlich und steigen über einen<br />

kleinen Sattel zur Biwakschachtel am<br />

Balmenhorn auf.<br />

Nach der Tortur mit der Graupel sitzen Martin,<br />

Richard und ich sicher im Giordano‐Biwak<br />

und sind froh dem Sturm entkommen zu sein.<br />

Andrerseits ärgern wir uns aber auch darüber,<br />

dass uns so etwas passieren konnte. Es war<br />

doch Schönwetter angesagt? Wir sind so<br />

früh aufgebrochen und dann sowas! Keiner<br />

von uns kann sagen ob es wirklich ein<br />

Schneesturm war oder nur ein Sturm, der<br />

Übungleitergruppe Johannisberg<br />

Matterhorn ‐ Dent Blanche ‐ Dent d'Herens ‐ Breithorn

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