203 - Ãsterreichische Mathematische Gesellschaft
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Internat. Math. Nachrichten<br />
Nr. <strong>203</strong> (2006), 23–24<br />
Nachruf auf Walter Philipp<br />
Robert Tichy<br />
Technische Universität Graz<br />
Am 19. Juli 2006 starb Walter Philipp völlig unerwartet nach einer Bergtour in der<br />
Nähe von Graz. Er war weltweit bekannt, sowohl als Mathematiker als auch als<br />
Alpinist. Walter Philipp wurde 1936 in Wien geboren, wo er seine Schulbildung<br />
erhielt. Von 1955 bis 1960 studierte er Mathematik und Physik an der Universität<br />
Wien. In dieser Zeit war er auch sehr aktiv als Alpinist und als solcher international<br />
bekannt. Zum Beispiel gelang ihm (gemeinsam mit dem Physiker Dieter<br />
Flamm) die Erstbegehung einer berühmten Route in der Civetta, einer Bergkette<br />
in den italienischen Dolomiten. Nach seiner Promotion 1960 mit einer Dissertation<br />
unter der Betreuung von Edmund Hlawka an der Universität Wien wurde er<br />
dort Assistent. Seine ersten Arbeiten widmete er metrischen Problemen der Theorie<br />
der Gleichverteilung und der abstrakten Algebra. Er wurde stark beeinflusst<br />
von Johann Cigler und Wilfried Nöbauer. In den 60er-Jahren habilitierte er sich<br />
an der Universität Wien. Ab dieser Periode arbeitete Walter Philipp vorwiegend<br />
in der Wahrscheinlichkeitstheorie und in der probabilistischen Zahlentheorie. Sehr<br />
bald wurde er Professor in den USA; zunächst in Montana und 1964 an der Universität<br />
von Illinois in Urbana-Champaign, wo er im Jahr 2000 emeritierte. In<br />
den 70er-Jahren gab es dort eine weltweit bekannte Forschungsgruppe auf dem<br />
Gebiet der Wahrscheinlichkeitstheorie und Statistik, verknüpft mit den Namen J.<br />
Doob und P. Wolfowitz. Walter Philipp war Mitglied des Instituts für Mathematik<br />
und Statistik, welchem er auch für einige Jahre vorstand. Überdies war er Mitglied<br />
der Österreichischen Akademie der Wissenschaften im Ausland, Fellow am<br />
Institute for Mathematical Statistics und Fakultätsmitglied am Beckman Institute<br />
for Advanced Science and Technology.<br />
Walter Philipp war ein international höchst angesehener und äußerst aktiver Forscher,<br />
auch nach seiner Emeritierung 2000, als er besonderes Interesse für die<br />
Grundlagen der Quantenmechanik entwickelte. Mehrere in dieser Zeit publizierte<br />
gemeinsame Arbeiten mit dem ebenfalls aus Wien stammenden Physiker K. Hess<br />
fanden große Beachtung. Das mathematische Werk von Walter Philipp erstreckt<br />
sich über die Gebiete Wahrscheinlichkeitstheorie, Zahlentheorie und mathematische<br />
Statistik. Besonders bekannt ist er als Experte für metrische Gleichverteilung<br />
und Grenzwertsätze der Wahrscheinlichkeitstheorie. Er veröffentlichte etwa 90<br />
ISSN 0020-7926 c○ 2006 Österr. Math. <strong>Gesellschaft</strong>