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2.3 Familie L<br />

Bei Familie L handelt es sich um eine Einelternfamilie. Die Mutter lebt seit ihrer Scheidung<br />

vor sieben Jahren mit ihren beiden Töchtern zusammen. Das Zielkind ist 14 Jahre. Ihre<br />

Schwester ist um 4 Jahre jünger. Die Großmutter der Kinder, die im Nebenhaus wohnt, verbringt,<br />

bedingt durch die Erwerbstätigkeit der Mutter, viel Zeit mit den Kindern. Der Kontakt<br />

zum Vater ist gering und beschränkt sich derzeit auf ein Wochenende alle zwei bis drei Monate.<br />

Die Mutter lebt mit ihren beiden Töchtern in einem kleinen Ort. Der Vater lebt in einem<br />

anderen Bundesland.<br />

2.3.1 Erleben und Sichtweise der Mutter L<br />

Die Mutter beschreibt ihre ältere Tochter als „einen schweren Fall von Pubertät“. Sie (die<br />

Mutter) hat den Eindruck, daß sich ihre Tochter im Moment „selber im Weg steht und große<br />

Probleme mit ihrer Entwicklung hat“. Die Tochter kann zwar sehr temperamentvoll sein. Seit<br />

sie in der Pubertät ist, erlebt die Mutter sie aber als sehr in sich gekehrt. Die Mutter hofft,<br />

daß sich das wieder ändern wird. Auch ist die Mutter zuversichtlich, daß sich der geplante<br />

Schulwechsel für die Tochter positiv auswirkt, weil sie nun ein Ziel vor Augen hat und in der<br />

neuen Umgebung mehr Selbstbewußtsein entwickeln kann, als dies in ihrer alten Schulklasse,<br />

in der sie sich nicht wohlgefühlt hat, der Fall war.<br />

Durch das Protestverhalten der Tochter z.B. bezüglich Kleidung oder, indem diese „aus<br />

Protest nicht viel lernt“, weil sie keine Streberin sein möchte, und vor allem zu Hause viel<br />

kritisiert, kommt es zwischen Mutter und Tochter im Moment häufig zu Konflikten. An manchen<br />

Tagen hat die Mutter den Eindruck, daß sie und ihre Tochter einander „nicht hören“,<br />

„nicht sehen“ und „nicht riechen“ können.<br />

„M: Ja, zwischen mir und meiner Tochter ist es so, daß wir wahrscheinlich ein Paradebeispiel<br />

sind, weil es Tage gibt, an denen wir uns nicht hören, nicht sehen, nicht<br />

riechen können, wie man so schön sagt, wo eine die andere am liebsten an die Wand<br />

kleben würde und nachher wieder herunterkratzen oder so irgendwie, und das ist also<br />

fürchterlich.“ (Mutter L)<br />

Wenn die Tochter sie persönlich kritisiert, bemüht sich die Mutter, dies nicht nur destruktiv<br />

zu sehen, auch wenn es ihr nicht (immer) leicht fällt.<br />

„M: Ja, das fällt mir natürlich auch schwer, wie den meisten von uns es schwerfällt,<br />

wenn sie kritisiert werden. Oft entbehrt sie auch einiger Grundlage. Das wirft sie mir<br />

natürlich genauso vor, aber da müßte man schon einen Schiedsrichter haben, weil da<br />

sind wir sicherlich beide zu subjektiv, um das jetzt einmal lupenrein zu beantworten.<br />

Aber ich bemühe mich nach bestem Wissen und Gewissen, das nicht nur destruktiv<br />

zu sehen, wenn ihr irgendwas nicht paßt. Und oft hat sie auch wirklich recht, und ich<br />

hoffe, daß ich dann wirklich so einsichtig bin, wie ich glaube, zu sein.“ (Mutter L)<br />

Anlaß für die Konflikte sind vor allem das unaufgeräumte Zimmer der Tochter oder, weil die<br />

Tochter nach Ansicht der Mutter zuwenig im Haushalt mithilft, sowie Eifersucht unter den<br />

Geschwistern.<br />

„M: Wenn sie mit jemandem allein ist, oder auch, wenn sie mit mir alleine ist, ist es<br />

leichter; ganz schlimm ist es meistens, wenn die K., die kleine Schwester dabei ist,<br />

weil da sind sie dann furchtbar eifersüchtig aufeinander. [...] Und, ja, die kleine<br />

Schwester, die kann ganz anders mit Menschen umgehen, die ist total offen und gewinnt<br />

alle im Sturm um sich, weil die schaut auch so niedlich aus, und da liegt sicher<br />

auch ein großes Problem drinnen. Aber sie muß sich halt da selber irgendwie<br />

durchwursteln.“ (Mutter L)<br />

Während die Mutter bei Problemen und Konflikten mit ihrer Tochter früher die Schuld darin<br />

gesucht hat, daß sie alleinerziehend ist, kann sie mittlerweile sehen, daß diese Reibereien<br />

für die Lebensphase spezifisch sind. Um zu dieser Erkenntnis zu gelangen, hat ihr unter<br />

anderem eine Familientherapie geholfen, welche sie mit ihren Töchtern seit kurzem begon-<br />

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