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AUTOMOBIL-PRODUKTION · Sonderausgabe Innovationen<br />

www.<strong>automobil</strong>-<strong>produktion</strong>.de<br />

Technik<br />

Management<br />

Entwicklung<br />

Acatech-Präsident Prof. Dr. Joachim Milberg: „Mehr Mut zur Innovation“<br />

Studie ‚Car Innovation 2015‘: Innovationsmanagement in der Autoindustrie<br />

Sonderausgabe<br />

Innovationen in der Automobilindustrie<br />

BLOCKBUSTERS & PACEMAKERS:<br />

Die ‚Macher‘ des technischen Fortschritts<br />

erfolgsmedien für experten


„Innovation ist eine<br />

Invention,<br />

die sich erfolgreich<br />

am Markt<br />

durchgesetzt hat.“<br />

Prof. Dr.-Ing. Joachim Milberg, Präsident,<br />

acatech – Deutsche Akademie der Technikwissenschaften


IMPRESSUM<br />

REDAKTION<br />

Chefredakteur: Gerd Scholz (sz) -688,<br />

Chefredakteurin Sonderprojekte<br />

und verantwortlich für diese Ausgabe:<br />

Tina Rumpelt (tr) -340<br />

Chefreporter: Armin Götz (goe) -484<br />

Redaktion: Andreas Gottwald (gw) -534,<br />

Götz Fuchslocher -828<br />

Titelfotos: Morgan Motor, Daimler (2), Audi<br />

Sekretariat:<br />

Annelie Palatzky -547, Roswitha Maier-540,<br />

Ilona Oatman -675, Fax 0 81 91/ 1 25-279,<br />

E-Mail: ap-red@mi-verlag.de<br />

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Anzeigenleitung: Michael Klotz -473<br />

Anzeigenverkauf: Panagiota Herbrand -350,<br />

Isabelle Waiblinger -474<br />

Anzeigenverwaltung: Michaela Richter -324<br />

E-Mail: michaela.richter@mi-verlag.de<br />

VERLAG<br />

Geschäftsführung: Sabine Buckley<br />

Verlagsleitung: Stefan Waldeisen -434<br />

Vertrieb:<br />

Leser-Service:<br />

E-Mail: leserservice@mi-verlag.de<br />

Tel.: 0180/3673124, Fax: 0180/3673126*<br />

Abonnement-Service:<br />

E-Mail: aboservice@mi-verlag.de<br />

Tel.: 0180/3673124, Fax: 0180/3673126*<br />

Leitung Vertrieb: Georg Linder, Tel. 08191/125-210<br />

Leitung Vertriebsadministration: Annette Tabel<br />

Leitung Herstellung/Online-Dienste: Hermann Weixler<br />

* Kosten: 9 Cent/Min. aus dem deutschen Festnetz<br />

(abweichende Mobilfunktarife möglich)<br />

Art Director: Jürgen Claus<br />

Layout und Herstellung:<br />

Horst Althammer, Claudia Weber<br />

Satz und Litho: abavo GmbH, Buchloe<br />

Druck: Vogel Druck und Medienservice, Höchberg<br />

Erscheinungsweise: monatlich, 21. Jahrgang<br />

ISSN: 0934-0394<br />

Anschrift für Verlag, verantwortlichen Redakteur und<br />

verantwortlichen Anzeigenleiter:<br />

erfolgsmedien für experten<br />

verlag moderne industrie GmbH<br />

86895 Landsberg<br />

Tel. 0 81 91 / 125-0, Fax 0 81 91 / 125-279<br />

E-Mail: journals@mi-verlag.de<br />

Internet: www.mi-verlag.de/journals<br />

Handelsregister-Nr./Amtsgericht:<br />

HRB 22121 Augsburg<br />

Bedingungen für Anzeigen, Vertrieb und Redaktion:<br />

Anzeigentarif nach Preisliste Nr. 22, gültig seit 1.10.2007.<br />

Jahresabonnement (inkl. Versandkosten) Inland € 168,-,<br />

Ausland € 178,-, Einzelheft (zzgl. Versandkosten) € 19,-.<br />

Der Studentenrabatt beträgt 35%. Kündigungsfrist: jederzeit<br />

mit einer Frist von 4 Wochen zum Monatsende.<br />

Erfüllungsort und Gerichtsstand ist München<br />

Bankverbindungen: Sparkasse Landsberg<br />

BLZ 700 520 60, Kto.-Nr. 37 754, Postbank München<br />

BLZ 700 100 80, Konto-Nr. 786 13-801.<br />

Eine Haftung für die Richtigkeit der Veröffentlichung<br />

kann trotz sorgfältiger Prüfung durch die Redaktion,<br />

vom Verleger und Herausgeber nicht übernommen<br />

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Beiträge und Abbildungen, sind urheberrechtlich<br />

geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen<br />

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Dies gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen,<br />

Mikroverfilmungen und die Einspeicherung<br />

und Bearbeitung in elektronischen Systemen.<br />

Mit der Annahme des Manuskripts und seiner Veröffentlichung<br />

in dieser Zeitschrift geht das umfassende,<br />

ausschließliche, räumlich, zeitlich und inhaltlich<br />

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über. Dies umfasst insbesondere das Printmediarecht<br />

zur Veröffentlichung in Printmedien aller Art sowie entsprechender<br />

Vervielfältigung und Verbreitung,<br />

das Recht zur Bearbeitung, Umgestaltung und Übersetzung,<br />

das Recht zur Nutzung für eigene Werbezwecke,<br />

das Recht zur elektronischen/digitalen Verwertung,<br />

z.B. Einspeicherung und Bearbeitung in elektronischen<br />

Systemen, zur Veröffentlichung in Datennetzen<br />

sowie Datenträger jedwe-der Art, wie z. B. die<br />

Darstellung im Rahmen von Internet- und Online-<br />

Dienstleistungen, CD-ROM, CD und DVD und der<br />

Datenbanknutzung und das Recht, die vorgenannten<br />

Nutzungsrechte auf Dritte zu übertragen, d.h. Nachdruckrechte<br />

einzuräumen. Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen,<br />

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und dergleichen in dieser Zeitschrift berechtigt auch<br />

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dass solche Namen im Sinne des Warenzeichen- und<br />

Markenschutzgesetzgebung als frei zu betrachten<br />

wären und daher von jedermann benutzt werden<br />

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Für unverlangt eingesandte Manuskripte wird keine<br />

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und genutzt, um Sie über interessante Produkte<br />

und Dienstleistungen zu informieren. Wenn Sie<br />

dies nicht mehr wünschen, schreiben Sie bitte an:<br />

melanie.benedikt@mi-verlag.de


Die Automobilexperten von Oliver Wyman verfügen über tief greifende<br />

Branchenerfahrung und unterstützen seit Jahren die führenden Automobilhersteller<br />

und -zulieferer in Europa, Amerika und Asien. Wir bieten Beratungsleistungen<br />

entlang der gesamten <strong>automobil</strong>en Wertschöpfungskette an: FuE,<br />

Beschaffung, Produktion, Vertrieb, Aftersales-Services und Finanzdienstleistungen.<br />

Die Global Automotive Practice von Oliver Wyman unterstützt Kunden bei<br />

strategischen Themen wie Markenmanagement, Kundenorientierung, Unternehmens-<br />

und Geschäftsstrategien, Markt-, Wettbewerbs- und Technologieanalysen,<br />

Produktentwicklung, Innovationsmanagement, Vertriebsstrategien<br />

und Aftersales-Programmen. Die operative Optimierung beinhaltet Einkauf,<br />

Produktionsoptimierung, Effizienzsteigerungsprogramme, Reengineering,<br />

Turnaround-Management und Restrukturierung.<br />

Im Bereich Mergers&Acquisitions bietet Oliver Wyman das komplette Spektrum<br />

von der Partnersuche über die Bewertung und Transaktionsunterstützung<br />

bis hin zur Post Merger Integration.<br />

Kontakt:<br />

Pierre Deraëd<br />

Oliver Wyman Automotive<br />

Marstallstraße 11<br />

80539 München<br />

+49 89 939 49 585<br />

+49 89 939 49 515 fax<br />

automotive@oliverwyman.com<br />

www.<strong>car</strong>-<strong>innovation</strong>.de


VORWORT<br />

Dr. August Joas, Leiter Global Automotive Practice,<br />

Oliver Wyman<br />

Tina Rumpelt, Chefredakteurin Sonderprojekte<br />

AUTOMOBIL-PRODUKTION<br />

Innovationen – unser Wohlstand von morgen<br />

Manchmal wäre es schon schön, einen Blick in die Zukunft<br />

zu erhaschen. In welchen Autos werden wir<br />

dann sitzen? Wie werden die Straßen aussehen?<br />

Werden wir überhaupt noch selbst fahren? Oder<br />

macht das ein High-Tech-Pathfinder, der uns nicht nur die Streckenfindung<br />

abnimmt, sondern uns mit unserem Auto bewegt,<br />

sprich: lenkt, bremst, blinkt, einparkt und hinter uns abschließt.<br />

Technisch machbar ist das sicher – früher oder später.<br />

„Innovationsorientierung hat dem Kunden zu dienen, nicht den<br />

Wunschträumen des Entwicklers“, warnt Dr. Klaus Draeger, Entwicklungsvorstand<br />

bei BMW. Er spricht deutliche Worte: „Clevere<br />

Lösungen sind gefragt, nicht technologischer Overkill.“ Und damit<br />

kommen wir zu der schwersten aller Fragen: Was will der Kunde?<br />

Was braucht er künftig? Für welche Welt und welche Menschen<br />

müssen unsere Autos der Zukunft konstruiert werden?<br />

„Mehr Mut zur Innovation“<br />

In der vorliegenden Sonderausgabe der AUTOMOBIL-PRODUK-<br />

TION versuchen wir, einen Blick in die <strong>automobil</strong>e Zukunft zu<br />

werfen. Entwicklungsverantwortliche von BMW, Ford und Volkswagen<br />

erörtern ihre Zielsetzungen und Fragestellungen zum<br />

Thema Innovation. „Mehr Mut zur Innovation“, diesen Appell<br />

richtet Prof. Dr.-Ing. Joachim Milberg, Präsident acatech – Deutsche<br />

Akademie der Technikwissenschaften, an die Branche. Er<br />

wünscht sich eine engere Verzahnung zwischen Wirtschaft und<br />

Wissenschaft – zugunsten der Innovationsleistungen hierzulande.<br />

Denn, so der frühere BMW-Chef: „Unser Wohlstand von<br />

morgen kann nur aus den Ideen von heute kommen.“<br />

Das Bild der <strong>automobil</strong>en Zukunft wird abgerundet durch einen<br />

‚Bilderbogen‘ der aktuellen Entwicklungen, an der die Zulieferindustrie<br />

arbeitet. Über 50 Unternehmen sind der Einladung<br />

gefolgt, in dieser Sonderausgabe ihre Innovationsleistungen zu<br />

präsentieren – bei Produkten und bei Prozessen.<br />

‚Car Innovation 2015‘ :<br />

Analyse des Umfelds <strong>automobil</strong>er Innovationen<br />

Schwerpunktthema dieser Sonderausgabe ist die aktuelle und<br />

sehr detaillierte Studie ‚Car Innovation 2015‘ von Oliver<br />

Wyman. Sie analysiert das gesamte Umfeld <strong>automobil</strong>er Innovationen:<br />

gesellschaftliche und gesetzliche Einflüsse, Technologietrends,<br />

die Perspektive des Kunden, wirtschaftliche Rahmenbedingungen,<br />

Innovationsmanagement und Innovationsstrategien.<br />

Diese Sonderausgabe stellt sowohl die Studie als auch<br />

wichtige Themenbereiche in Kurzform vor: gesellschaftliche<br />

Megatrends, Low Cost Cars, Kunde und Innovationen, Herausforderung<br />

CO 2<br />

. Sie enthält darüber hinaus Handlungsempfehlungen<br />

und Handlungsfelder rund um das Thema Innovationsmanagement<br />

für Automobilzulieferer und Autohersteller.<br />

Mehr als 30 Oliver Wyman-Experten haben über neun Monate<br />

an ‚Car Innovation 2015‘ gearbeitet. Die Studie beinhaltet eine<br />

qualitative Expertenbefragung, eine Verbraucherumfrage, eine<br />

Strategic-Choice-Analyse, eine ausführliche Bewertung von<br />

mehr als 300 sich in der Entwicklung befindenden Technologien,<br />

eine Feldstudie bei Automobilhändlern und intensive<br />

Datenbankrecherche.<br />

Im Fokus: die Technologie<br />

2001 veröffentlichte Mercer Management Consulting (jetzt Oliver<br />

Wyman) seine umfangreiche Studie ‚Automotive Technology<br />

2010‘. Die Studie wurde zu einem Standard, der die Basis vieler<br />

Strategiediskussionen in der Branche bildete und zahlreiche<br />

Beratungsprojekte von Oliver Wyman in der Automobilindustrie<br />

beeinflusste. Sechs Jahre später nimmt nun die neue Studie<br />

‚Car Innovation 2015‘ den Faden wieder auf und erweitert die<br />

Technologiefokussierung der ursprünglichen Studie. Sie umfasst<br />

nun alle Aspekte, die für die Planung und das Management<br />

von Innovationen relevant sind.<br />

„Eine wirklich gute Idee erkennt man daran, dass ihre Verwirklichung<br />

von vorne herein ausgeschlossen erschien“, mit diesen<br />

Worten von Albert Einstein wünschen wir Ihnen spannende<br />

Lektüre und eine interessante ‚Spurensuche‘ für Ihren Weg in<br />

die <strong>automobil</strong>e Zukunft.<br />

Car Innovation · Mai 2008<br />

3


INNOVATIONEN– QUO VADIS?<br />

Vorwort: Innovationen – unser Wohlstand von morgen 3<br />

Exklusiv-Interview mit Prof. Dr.-Ing. Joachim Milberg:<br />

„Mehr Mut zur Innovation“ 6<br />

Dr. Klaus Draeger, BMW: Innovation kontra Kostendruck – ein Dilemma? 10<br />

Prof. Dr. Menne, Ford Europa: Wege zur Mobilität der Zukunft 12<br />

Ralf-Gerhard Willner, Volkswagen: ,Mach 18‘-Produktfeuerwerk 14<br />

‚CAR INNOVATION 2015‘<br />

„Noch nehmen sich Wirtschaft und Wissenschaft<br />

häufig als getrennte und teilweise fremde Systeme<br />

wahr“, sagt Prof. Dr.-Ing. Joachim Milberg, Präsident<br />

acatech – Deutsche Akademie der Technikwissenschaften.<br />

Genau das müsse sich ändern, fordert<br />

der frühere BMW-Chef, der sich „mehr Mut zur<br />

Innovation“ in Deutschland wünscht. 4<br />

Die Zukunft – eine große Chance für Zulieferer: Rund<br />

65 Milliarden Euro wird die weltweite Zulieferindustrie<br />

in 2015 in Forschung und Entwicklung investieren –<br />

weit mehr als doppelt so viel wie die OEMs. Dr. Jan<br />

Dannenberg, Automotive-Experte bei Oliver Wyman<br />

(Bild) über künftige Innovationstrends, bei denen stets<br />

eine Frage im Vordergrund steht: Wie viel Innovation<br />

und zu welchen Preisen wird sich der Kunde<br />

zukünftig noch leisten können – und wollen? 18<br />

Innovationen der Zukunft: Blockbusters & Pacemakers 16<br />

Dr. Jan Dannenberg, Oliver Wyman: „Große Chance für Zulieferer“ 18<br />

Die Studie ,Car Innovation 2015‘: Wo führt die Zukunft hin? 20<br />

Brandherd CO 2<br />

: Emissionen und Emotionen 26<br />

Kleine Autos, kleine Preise: Innovation von unten 29<br />

Wer kauft die Autos von morgen? Der Kunde lenkt mit 32<br />

In guter Gesellschaft: Autos passend zum Lifestyle 34<br />

DIE ZULIEFERER: INNOVATIVE PARTNER<br />

Von A bis Z: Supplier Innovations 36<br />

Dr. Markus Flik, Behr:<br />

Unternehmenskultur als Voraussetzung für Innovationen 38<br />

Dr. Bernd Bohr, Bosch: Globalisierung als Chance 39<br />

Prof. Dr. Heinz K. Junker, Mahle: Schlüsseltechnologien im Fokus 40<br />

Hans-Georg Härter, ZF Friedrichshafen:<br />

Innovationen, die sich rechnen 41<br />

Aksys: Spritzgussteile statt Blech 42<br />

Belte: Kalte Luft statt kaltem Wasser 43<br />

Benecke-Kaliko: Harmonie im Interieur 44<br />

Beru: Zündende Ideen 45<br />

BorgWarner: Weniger Emissionen, mehr Fahrspaß 46<br />

Brose: Markt bestimmt Innovationswert 47<br />

Carcoustics: Innovative Wege zur Idee 48<br />

Cherry: Weiter denken 49<br />

Continental: Rundum-Kommunikation 50<br />

Contitech: Sperrschicht hält dicht 51<br />

Dräxlmaier Group: Die Zukunft – realitätsnah 52<br />

ebm-Papst: Starke Helfer 53<br />

CO 2<br />

-Emissionen und Emotionen:<br />

Die Debatte über umweltfreundliche<br />

Fahrzeuge wird heiß geführt.<br />

Globale Erderwärmung, Feinstaubbelastung,<br />

spritfressende SUVs und<br />

fehlende Dieselpartikelfilter haben<br />

der Autoindustrie den Ruf eingebracht,<br />

zu wenig gegen CO 2<br />

und<br />

Emissionen zu tun. Jetzt starten die<br />

Automobilhersteller mit groß<br />

angelegten Programmen durch.<br />

26<br />

4 Car Innovation · Mai 2008


Eberspächer: Weniger Emissionen – mehr Komfort 54<br />

Edag: ,Best fit‘ als Maxime 55<br />

Elmos: Der Chip macht‘s 56<br />

Elring Klinger: Innovation als Erfolgsfaktor 57<br />

Emitec: Effektive Abgasnachbehandlung 58<br />

Eybl International: Sauber wie eine Lotusblüte 59<br />

Federal-Mogul: Technik in Bewegung 60<br />

Fischer Automotive: Sesam öffne Dich 61<br />

Flextronics: Impuls über elektrisches Feld 62<br />

Freudenberg: Bis zu drei Prozent weniger CO 2<br />

63<br />

Georg Fischer: Gießen für den Fortschritt 64<br />

Getrag: Welt-Getriebe 65<br />

Hella: Strom sparende Erleuchtung 66<br />

Hirschvogel: Innovationen, die bewegen 67<br />

Keiper: Ein etwas anderer Sitz 68<br />

Kromberg und Schubert: Start-Stopp-System zur CO 2<br />

-Reduzierung 69<br />

Leoni: Stopp mit Licht 70<br />

Magna Steyr: Kraftvoll, aber sauber 71<br />

Mann + Hummel: Querdenken erwünscht 72<br />

Marquardt: Gangwechsel gut im Griff 73<br />

MBtech Group: Drei-Säulen-Innovationsmanagement 74<br />

Muhr und Bender: Ganz leicht gemacht 75<br />

Neumayr Tekfor: ,Kochrezept‘ für Innovationen 76<br />

Polytec: Das Tempo macht’s 77<br />

Preh: Gut bedient 78<br />

Progress-Werk Oberkirch: Verstehe den Kunden! 79<br />

Rehau: Starke Hybride 80<br />

Röchling: Halb so schwer, doppelt so sicher 81<br />

Schaeffler Gruppe: Fortschritt aus Tradition 82<br />

Stabilus: Luxus für alle 83<br />

Takata-Petri: Neues aus Berlin 84<br />

ThyssenKrupp: Leicht gemacht 85<br />

TMD Friction: Kulturkreis der Innovation 86<br />

Voestalpine: Die Zukunft geht in Serie 87<br />

Wälzholz: Stählerne Spezialitäten 88<br />

Webasto: Öffnung ,light‘ 89<br />

Witte Automotive: Keil gesetzt 90<br />

INHALT<br />

Innovationen sichern die Zukunft der Automobilindustrie.<br />

Leichter gesagt als getan. Wo führt die<br />

Zukunft hin? Eine Antwort auf diese Frage versucht die<br />

Studie ,Car Innovation 2015‘ von Oliver Wyman zu<br />

geben. In der Analyse wurden Megatrends analysiert,<br />

technische Entwicklungen bewertet und Blockbuster-<br />

Innovationen definiert – als Leitfaden.<br />

Denn: 40 Prozent aller Investitionen fließen in<br />

Innovationen, die es nie ins Serienauto schaffen. 20<br />

Impressum 91<br />

Von A bis Z: Die innovativen<br />

Partner der Automobilhersteller.<br />

AUTOMOBIL-PRODUKTION<br />

zusammen mit Oliver Wyman<br />

Automotive hatte die Zulieferindustrie<br />

eingeladen, innovative<br />

Produkte und Prozesse in dieser<br />

Sonderpublikation zu präsentieren.<br />

Über 50 Unternehmen sind<br />

der Aufforderung nachgekommen<br />

– ein ,Bilderbogen‘<br />

der <strong>automobil</strong>en Zukunft.<br />

36<br />

Die Zulieferer:<br />

Innovative Partner<br />

Autos passend zum Lifestyle: Das Automobil war und ist<br />

das Spiegelbild gesellschaftlicher Entwicklungen. In der<br />

Oliver Wyman Studie ,Car Innovation 2015‘ wurden die<br />

wichtigsten gesellschaftliche Megatrends der Zukunft<br />

und ihre Auswirkungen auf die Automobilindustrie<br />

untersucht. Die große Herausforderung für die Branche:<br />

die durch die geforderte Vielfalt entstehende<br />

Komplexität kostendeckend abzubilden. 34<br />

Car Innovation · Mai 2008<br />

5


INNOVATION – QUO VADIS?<br />

EXKLUSIV-Interview mit Prof. Dr. Joachim Milberg, Präsident, Deutsche Akademie der Technikwissenschaften<br />

„Mehr Mut zur Innovation“<br />

„Noch nehmen sich Wirtschaft und Wissenschaft häufig als getrennte und teilweise fremde<br />

Systeme wahr“, sagt Prof. Dr.-Ing. Joachim Milberg, Präsident acatech – Deutsche Akademie der<br />

Technikwissenschaften. Genau das müsse sich ändern, fordert der früherer BMW-Chef, der sich<br />

zudem für ein „besseres Klima für Innovationen“ in Deutschland einsetzt.<br />

Innovation heißt wörtlich ,Erneuerung’. Welche Erneuerung<br />

hat sich die Deutsche Akademie der Technikwissenschaften<br />

nun nach der Neugründung – bisher<br />

,Konvent für Technikwissenschaften der Union der<br />

deutschen Akademien der Wissenschaft’ – auf die Fahnen<br />

geschrieben?<br />

Unser übergeordnetes Ziel ist es, für nachhaltiges Wachstum<br />

durch Innovation einzutreten. Die Nachhaltigkeit brauchen<br />

wir, weil wir Umwelt und Ressourcen sowie grundlegende<br />

Bedürfnisse wie dauerhafte Beschäftigungsverhältnisse in<br />

Einklang bringen müssen. Wachstum muss unser Ziel sein,<br />

weil wir nur dann Arbeitsplätze in Deutschland schaffen werden,<br />

wenn die Wachstumsrate über der Beschäftigungsschwelle<br />

liegt. Dafür sind wir auf Innovationen angewiesen,<br />

denn Wachstum ist in Deutschland nur über Innovationen<br />

möglich, also über neue Kombinationen, die sich erfolgreich<br />

im Markt durchsetzen und kreative Erneuerung ermöglichen.<br />

Welche Bedeutung hat die Neugründung der Deutschen<br />

Akademie der Technikwissenschaften für diese<br />

Zielsetzungen?<br />

Unser Ziel, nachhaltiges Wachstum durch ein besseres Klima<br />

für Innovationen zu befördern, können wir als nationale<br />

Akademie mit noch mehr Gewicht vertreten. Heute unterstützen<br />

unsere Arbeit schon rund 60 technologieorientierte<br />

Unternehmen; der Akademie sind mehr als 260 herausragende<br />

Wissenschaftler als Mitglieder verbunden, und mit unseren<br />

Projekten arbeiten wir an Empfehlungen und Einschätzungen<br />

zu einer Vielzahl an Themen mit Technikbezug.<br />

Was sind Ihrer Meinung die großen Zukunftsfragen,<br />

mit denen sich die Technikwissenschaften und Wirtschaft<br />

auseinandersetzen werden müssen?<br />

Nehmen wir nur Herausforderungen wie Klimawandel und<br />

Ressourcenverfügbarkeit, demographische Entwicklung und<br />

die Sicherung der Energieversorgung. Das sind Themen, zu denen<br />

die Technikwissenschaften einen konstruktiven Beitrag<br />

leisten können und müssen, wenn wir unseren Wohlstand in<br />

Deutschland langfristig sichern wollen. Dabei spielen Innovationen<br />

die entscheidende Rolle. Wir müssen den Klimawandel<br />

auch als technologische Herausforderung begreifen.<br />

Welche Ziele für die Akademie der Technikwissenschaften<br />

leiten sich daraus ab?<br />

Es muss unser Ziel sein, die Erfolgskriterien für Innovationen zu<br />

verbessern. Dazu gehört ein <strong>innovation</strong>sfreundliches Klima in<br />

unserer Gesellschaft. Hier sind wir in Deutschland zwar schon<br />

besser geworden, haben aber noch sehr viel Veränderungsbedarf.<br />

Wir brauchen aber auch genügend kreative, motivierte und<br />

qualifizierte Nachwuchskräfte. Das ist ein Thema, das uns noch<br />

längere Zeit beschäftigen wird. Schließlich gehört zu den Erfolgskriterien<br />

auch, dass ausreichend Mittel für Forschung und<br />

Entwicklung sowie Bildung zur Verfügung gestellt werden.<br />

CO 2<br />

-Reduzierung bei Kraftfahrzeugen beispielsweise<br />

ist längst auch ein hochpolitisches Thema. Übernimmt<br />

die Akademie in Diskussionen zwischen Industrie, Politik<br />

und Wissenschaft gegebenenfalls auch die Rolle<br />

des Moderators?<br />

Die Akademie hat sich vier Arbeitsschwerpunkte gesetzt: Wir<br />

wollen den Nachwuchs fördern, vertreten die Belange der<br />

Technikwissenschaften auf dem internationalen Parkett, erarbeiten<br />

Empfehlungen und Stellungnahmen zu Zukunftsfragen<br />

mit Technikbezug und wir beraten Politik und Gesellschaft<br />

auf dem letzten Stand der Wissenschaft. Dem Profil<br />

entsprechend ist unsere Rolle sehr vielfältig. Der Präsident<br />

von Acatech ist Mitglied des Rates für Wachstum und Innovation<br />

der Bundeskanzlerin.<br />

Als unabhängige Stimme der Technikwissenschaften haben<br />

wir Studien und Empfehlungen erarbeitet zu drängenden<br />

Fragen wie der Sicherung der Mobilität in der Zukunft oder<br />

zu den richtigen Weichenstellungen auf dem Feld der Gesundheitstechnologien<br />

– um nur zwei Beispiele zu nennen.<br />

Die jeweiligen Ergebnisse wurden jeweils von Wissenschaft<br />

und Wirtschaft erarbeitet und mit der Politik diskutiert.<br />

Ganz besonders wichtig ist uns die Vernetzung zwischen Wissenschaft<br />

und Wirtschaft. So haben wir im vergangenen Jahr<br />

Wissenschaft und Wirtschaft beim Klimaforschungsgipfel zusammen<br />

gebracht, den Acatech in Kooperation mit dem<br />

Bundesministerium für Forschung und Entwicklung organisiert<br />

hat. Ziel war es, gemeinsam an Strategien und konkreten<br />

Lösungen zu arbeiten, wie mit der Herausforderung konstruktiv<br />

umzugehen ist. Dabei hat sich gezeigt, dass der Klimawandel<br />

für unsere Wirtschaft vor allem auch viele Chancen<br />

bietet, die wir nutzen können.<br />

Sie fordert mehr „Mut zur Innovation“. Was hemmt<br />

und wie kann eine Institution wie die Acatech hier als<br />

,Mut-Macher’ agieren?<br />

Theoretisch ist uns allen wahrscheinlich bewusst: Unser<br />

Wohlstand von morgen kann nur aus den Ideen von heute<br />

kommen. Und Ideen sichern nur dann Wettbewerbsvorteile,<br />

wenn aus ihnen erfolgreiche Produkte werden. Das setzt aber<br />

auch voraus, dass wir neuen Technologien aufgeschlossen<br />

und positiv gegenüber stehen. In der Praxis aber sehen wir in<br />

Deutschland noch häufig ein ,Nein’ sicherheitshalber, aus<br />

Unwissenheit und daraus abgeleitet aus Unsicherheit,<br />

manchmal mag man auch Dogmatismus nicht ausschließen.<br />

6 Car Innovation · Mai 2008


INNOVATION – QUO VADIS?<br />

„Unser Wohlstand von morgen<br />

kann nur aus den Ideen von heute kommen.“<br />

Prof. Dr. Joachim Milberg,<br />

Präsident, Deutsche Akademie der Technikwissenschaften<br />

Die Deutsche Akademie der Technikwissenschaften setzt sich<br />

deshalb für einen ,Klimawandel’ und für mehr Veränderungsbereitschaft<br />

und Technikakzeptanz ein: Wir wollen der Gesellschaft<br />

Mut machen, mehr auf Fachkompetenz und auf eigene<br />

Stärken zu vertrauen sowie ein stärkeres Bewusstsein für die<br />

Chancen neuer Technologien zu entwickeln. Acatech sieht seine<br />

Aufgabe dabei als unabhängiger Berater von Gesellschaft<br />

und Politik; Grundlage der Arbeit ist dabei immer der letzte<br />

Stand der Wissenschaft.<br />

Was muss getan werden, um sicherzustellen,<br />

dass wir auch die richtigen Köpfe haben,<br />

um den technologischen Fortschritt<br />

durch Innovationen zu gewährleisten?<br />

Schätzungen des VDI zufolge fehlen uns derzeit<br />

in Deutschland 30 000 bis 40 000 Ingenieure.<br />

Dazu kommt, dass wir in Deutschland<br />

zu wenig in Forschung und Entwicklung<br />

investieren. Vom Lissabon-<br />

Ziel der EU, bis 2010 drei Prozent des<br />

Bruttoinlandprodukts in Forschung<br />

und Entwicklung zu investieren,<br />

sind wir den letzten Zahlen nach<br />

noch 0,5 Prozentpunkte entfernt.<br />

Diese 0,5 Prozent addieren sich<br />

zu rund zwölf Milliarden Euro,<br />

die Staat und Unternehmen<br />

zusätzlich für die Zukunftssicherung<br />

bereitstellen müssten.<br />

Die Lücke, die sich<br />

hier auftut, lässt sich<br />

auch in Arbeitsplätzen<br />

darstellen: 100 000<br />

Beschäftigte in Forschung<br />

und Entwicklung<br />

mehr – das sind<br />

bei den derzeitigen<br />

Absolventenzahlen in<br />

den Technikwissenschaften<br />

(68 372) ganze<br />

eineinhalb Abschlussjahrgänge<br />

zusätzlich!<br />

Und damit sind wir<br />

beim Nachwuchsmangel. Wie<br />

groß der Mangel wirklich ist, darüber<br />

gibt es unterschiedliche Zahlen. Unstrittig<br />

ist, dass der Mangel vor allem dem Mittelstand<br />

schon jetzt teils schwer zu schaffen<br />

macht.<br />

Car Innovation · Mai 2008<br />

7


INNOVATION – QUO VADIS?<br />

Wie brisant beurteilen Sie den Ingenieur-Mangel?<br />

Der Mangel an qualifizierten Kräften hat weit reichende Folgen.<br />

Schätzungen des VDI zufolge gehen pro unbesetzte Ingenieurstelle<br />

2,3 weitere Arbeitsplätze verloren. Deshalb<br />

müssen wir große Anstrengungen unternehmen, um hier eine<br />

Trendwende zu erreichen. Der prozentuale Anteil der Ingenieurwissenschaften<br />

an den Absolventen in Deutschland<br />

ist seit Mitte der 90er Jahre deutlich gefallen. Kurzfristig werden<br />

wir aber keine Wende erreichen können. Denn die<br />

durchschnittliche Studiendauer beträgt etwa sechs Jahre.<br />

Daraus ergibt sich, dass eine Trendwende, wenn sie denn jetzt<br />

eingeleitet würde, erst in sechs Jahren zu mehr Absolventen<br />

führt. Da die Trendwende aber selbst Zeit benötigt, sprechen<br />

wir über einen Zeitraum von zehn Jahren.<br />

Wo gilt es den Hebel anzusetzen – mittel- und langfristig?<br />

Kurzfristig wirken kann eine Reduzierung der viel zu hohen<br />

Abbrecherquoten; eine Erleichterung von gezielter Zuwanderung<br />

kann ebenfalls kurzfristig zur Verbesserung der Lage beitragen.<br />

Längerfristig muss es uns darum gehen, die Studierendenquote<br />

insgesamt – und dabei insbesondere den Anteil<br />

der Technikwissenschaften – spürbar zu erhöhen. Initiativen<br />

für mehr Begeisterung für Naturwissenschaft und Technik<br />

gibt es schon seit Jahren, ohne dass eine echte Trendwende<br />

erzielt worden wäre. Deshalb haben wir eine Evaluation von<br />

Projekten und Initiativen über die gesamte Bildungskette von<br />

den Schulen bis zu den Hochschulen gestartet, um wirklich<br />

wirksame Maßnahmen zu identifizieren. Das ist derzeit eines<br />

der größten Projekte von Acatech.<br />

„Wir wollen der Gesellschaft<br />

Mut machen, mehr auf<br />

eigene Stärken zu vertrauen.“<br />

Prof. Dr. Joachim Milberg,<br />

Präsident, Deutsche Akademie der Technikwissenschaften<br />

Die Themen ,Umwelt’, ,Rohstoffverknappung’ und<br />

,Ressourcenschonung’ werden der deutschen Industrie<br />

noch viel abverlangen. Werden diese Themen Wissenschaften<br />

und Industrie künftig enger zusammen führen<br />

als bisher?<br />

Ich finde es gut, dass Sie in der Frage selbst den Zusammenhang<br />

von Innovation und Umweltschutz herstellen. Denn gerade<br />

wenn man den Klimaschutz ernst nimmt, darf das Innovationsthema<br />

nicht vernachlässigt werden. Die Herausforderung ist mit<br />

einem Dreieck vergleichbar: Auf der einen Seite die Notwendigkeit,<br />

die menschliche Umwelt, das Klima und die natürlichen<br />

Ressourcen so zu behandeln, dass die Grundlagen menschlichen<br />

Lebens nicht unwiderruflich vernichtet werden. Auf der anderen<br />

Seite die Herausforderung, individuelle wie kollektive<br />

menschliche Bedürfnisse zu befriedigen. Dabei geht es nicht nur<br />

um den Konsum, sondern auch darum, eine Aufgabe zu haben,<br />

zum Beispiel eine Arbeit, in die man seine Kompetenz einbringt.<br />

Und die dritte Seite?<br />

Die dritte Seite schließlich ist durch die Notwendigkeit definiert,<br />

wirtschaftliches Wachstum zu ermöglichen, das in einer<br />

Industriegesellschaft alleine nachhaltigen Wohlstand und soziale<br />

Sicherheit ermöglicht. Dabei geht es um eine Balance,<br />

die alle Notwendigkeiten optimal austariert. Das wird nur<br />

durch Anwendung der neuesten Technologien möglich sein.<br />

Es geht darum, den Klimawandel auch als wirtschaftliche<br />

und technologische Chance zu begreifen. Wenn wir unseren<br />

Lebensstandard halten wollen und den aufstrebenden Ländern<br />

ebenfalls den Weg zu mehr Wohlstand durch Entwicklung<br />

zugestehen, müssen wir eine Herangehensweise entwickeln,<br />

die die unterschiedlichen Bedürfnisse berücksichtigt.<br />

Innovationen sind dabei der wichtigste Schlüssel.<br />

Wo sehen Sie zukunftsweisende Ansätze, wo Technikwissenschaften<br />

und Wirtschaft bereits erfolgreich und<br />

zukunftsweisend zusammen arbeiten?<br />

Innovation ist für mich eine Invention, die sich erfolgreich am<br />

Markt durchgesetzt hat. Um dauerhaft Innovationen vorbringen<br />

zu können, ist daher eine gute Vernetzung von Wissenschaft<br />

und Wirtschaft erforderlich. Beide Seiten hängen elementar<br />

voneinander ab: Die Wissenschaft braucht Geld, um<br />

neues Wissen schaffen zu können; der Markt wendet das Wissen<br />

an, um Kapital zu generieren. Etwas verkürzt lässt sich also<br />

sagen, dass Gewinne auf der Marktseite die Grundlagen<br />

schaffen für Investitionen in Wissenschaft und Forschung.<br />

Sie sprechen sich dafür aus, die „Versäulung“ der Wissenschaftslandschaft<br />

aufzuweichen und neue vernetzte<br />

Strukturen zu schaffen. Was wünschen Sie sich als<br />

Ergebnis?<br />

Vernetzte Lebensläufe, also mehr Biographien mit Seitenwechseln<br />

zwischen Wissenschaft und Wirtschaft, daran<br />

könnte man ein Ergebnis vielleicht festmachen.<br />

Noch nehmen sich Wirtschaft und Wissenschaft<br />

häufig als getrennte und teilweise fremde Systeme<br />

wahr. Ein idealer Weg, Vorbehalte abzubauen und<br />

dabei auch einen Wissenstransfer zu erreichen, ist<br />

der Seitenwechsel. Denn Technologietransfer und<br />

Verständnis für die andere Seite vermittelt sich am<br />

besten über Köpfe. Ergebnis der Vernetzung der<br />

Lehre können beispielsweise die Betreuung von<br />

Abschlussarbeiten, Lehraufträge und duale Studiengänge<br />

wie auch Industriestipendien sein. Diese Formen<br />

der Zusammenarbeit zwischen Unternehmen und Hochschulen<br />

sind leider noch längst nicht so verbreitet, wie es wünschenswert<br />

wäre, das hat im Vorjahr eine Studie des Stifterverbandes<br />

für die Deutsche Wissenschaft sehr deutlich gezeigt.<br />

Deutsche Wissenschaftsvertreter kritisieren vielfach,<br />

dass die deutsche Industrie zu wenig ihre technologische<br />

Fachkompetenz anerkenne und statt dessen wissenschaftlichen<br />

Know-how-Import vor allem aus dem<br />

englischsprachigen Raum betreibe. Ein berechtigter<br />

Vorwurf?<br />

Ich glaube, dass diese Feststellung so nicht zutrifft. Forschung<br />

war allerdings schon immer weltumspannend und weltoffen.<br />

International tätige Unternehmen knüpfen deshalb dort Kontakte,<br />

wo sie aus fachlicher, lokaler oder auch aus menschlicher<br />

Erwägung glauben, mit den besten Ideen und Konzepten<br />

unterstützt zu werden. Das gilt übrigens für alle Richtungen.<br />

Daraus ergibt sich allerdings die Herausforderung, das<br />

deutsche Wissenschafts- und Forschungssystem so zu entwickeln,<br />

dass es dem Wettbewerb mit den Besten auch standhält.<br />

Das Interview führte Tina Rumpelt <br />

8 Car Innovation · Mai 2008


Automotive<br />

Die Studie Car Innovation 2015 zeigt alle Aspekte auf,<br />

die für die Planung und das Management von Innovationen<br />

relevant sind. Neben Erkenntnissen aus fünf Jahren<br />

Projektarbeit hat Oliver Wyman 700 Personen interviewt<br />

und die 315 wichtigsten Technologien der Automobilindustrie<br />

analysiert. Zudem wurden 500 Zulieferer und<br />

15 Hersteller berücksichtigt. Aus den umfangreichen<br />

Ergebnissen entstanden schließlich Handlungsempfehlungen<br />

zur Verbesserung des Innovationsmanagements für alle<br />

Hersteller und Zulieferer.<br />

Weitere Informationen finden Sie unter:<br />

www.<strong>car</strong>-<strong>innovation</strong>.de


BMW GROUP<br />

wie China und Indien erfordert aufgrund<br />

der (noch) geringen Kaufkraft<br />

einfachste Fahrzeugkonzepte, die in extrem<br />

schlanken Kostenstrukturen entwickelt<br />

und gefertigt werden müssen.<br />

„Innovationsorientierung hat dem Kunden zu dienen,<br />

nicht den Wunschträumen des Entwicklers.“<br />

Dr. Klaus Draeger, Entwicklungsvorstand der BMW AG und Autor dieses Beitrages<br />

Innovation kontra Kostendruck<br />

– ein Dilemma?<br />

„Die notwendigen Rahmenbedingungen vorausgesetzt bin ich zuversichtlich,<br />

dass die deutsche Automobilindustrie dank ihrer Innovationskraft<br />

die richtigen Antworten auf Herausforderungen der<br />

Zukunft finden wird“, sagt Dr. Klaus Draeger, im BMW-Vorstand für<br />

Forschung und Entwicklung verantwortlich. Exklusiv legt er in AUTO-<br />

MOBIL-PRODUKTION seine Innovationsstrategie dar.<br />

Zwei gegenläufige Trends prägen<br />

derzeit die Automobilbranche: Auf<br />

der einen Seite: Innovationsorientierung,<br />

die treibende Kraft hinter der<br />

kontinuierlichen Verbesserung des Automobils.<br />

Auf der anderen Seite: der<br />

immer weiter steigende Kostendruck,<br />

der zahlreiche Gründe hat – hohe Rohstoffpreise,<br />

Währungsrisiken, anspruchsvolle<br />

gesetzliche Auflagen sowie<br />

starker Wettbewerbsdruck in Verbindung<br />

mit einer Sättigung der Triademärkte<br />

Europa, USA und Japan.<br />

In jüngster Zeit gesellt sich noch ein<br />

weiterer Aspekt dazu, der in erster Linie<br />

die Hersteller von Einstiegsmodellen<br />

betrifft. Der rasch wachsende Bedarf an<br />

Erstmotorisierung in Schwellenländern<br />

Sauberer Fahrspaß<br />

Welcher Trend wird sich als stärker erweisen?<br />

Ich meine, wir werden beide<br />

Wege beschreiten müssen. Als Premiumhersteller<br />

müssen wir Innovationstreiber<br />

bleiben und zugleich dem Kostendruck<br />

standhalten. Für die BMW<br />

Group sind Innovationen aus drei Aspekten<br />

unverzichtbar: Mit Innovationen<br />

lösen wir unser Markenversprechen<br />

,Freude am Fahren’ ein. Sie sind<br />

ein wirtschaftlicher Erfolgsgarant für<br />

unser Unternehmen, denn nur eine attraktive<br />

Produktsubstanz sichert unseren<br />

langfristigen Verkaufserfolg. Und<br />

schließlich sind Innovationen eine Investition<br />

in die Zukunft des Automobils<br />

und damit eine Investition in die Zukunftsfähigkeit<br />

unserer Gesellschaft.<br />

Gerade die aktuelle Diskussion um<br />

Klimawandel und CO 2<br />

-Ausstoß zeigt,<br />

welche Bedeutung Innovationen haben:<br />

Sie sichern nicht nur hunderttausende<br />

Arbeitplätze in der deutschen Industrielandschaft,<br />

sondern bieten auch<br />

Lösungen für globale Herausforderungen.<br />

Für mich steht zweifelsfrei fest:<br />

Ohne innovative Technologien werden<br />

wir die Erderwärmung nicht aufhalten<br />

können, wenn wir nicht drastische Einschnitte<br />

in unseren Lebensstil hinnehmen<br />

wollen. Die BMW Group zeigt mit<br />

der Initiative ,EfficientDynamics’, welche<br />

Potenziale der technologische Fortschritt<br />

birgt: Seit 1990 haben wir den<br />

Flottenverbrauch in Deutschland um<br />

fast 30 Prozent gesenkt.<br />

Derzeit emittieren 27 Modelle der<br />

Marken BMW und Mini nicht mehr als<br />

140 Gramm CO 2<br />

pro Kilometer. Das ist<br />

eine Bilanz, die sich sehen lassen kann.<br />

Insbesondere vor dem Hintergrund eines<br />

parallel gestiegenen Fahrzeuggewichtes<br />

– bedingt durch zusätzliche<br />

Umfänge bei Sicherheit, Abgastechnologie,<br />

Komfort- und Leistungswünschen<br />

der Kunden.<br />

Mit ,EfficientDynamics’ tritt die BMW<br />

Group den Beweis an, dass Fahrspaß und<br />

nachhaltige Mobilität dank innovativer<br />

Technologien keinen Widerspruch bilden<br />

müssen. Dieses Angebot überzeugt auch<br />

unsere Kunden: Allein in 2008 werden<br />

wir voraussichtlich 700 000 Fahrzeuge<br />

mit EfficientDynamics verkaufen. Wir<br />

setzen dabei auf einen dreistufigen An-<br />

10 Car Innovation · Mai 2008


BMW GROUP<br />

satz. Kurzfristig optimieren wir unsere<br />

Motoren und Getriebe weiter. Als Bayerische<br />

Motoren Werke sehen wir uns in der<br />

Pflicht, bereits im Brennraum das Maximum<br />

an Energie aus jedem Tropfen Kraftstoff<br />

zu holen. Dazu kommt noch ein ganzes<br />

Bündel weiterer Maßnahmen, die bereits<br />

in zahlreichen Modellen zur Serienausstattung<br />

gehören. So zum Beispiel die<br />

Bremsenergierückgewinnung oder die<br />

Auto-Start-Stopp-Funktion. Mittelfristig<br />

ergänzen wir unser Produktportfolio um<br />

Hybridfahrzeuge.<br />

Innovativ im Sinne des Kunden<br />

Ab 2009 werden wir mit einer Vollhybridversion<br />

des BMW X6 auf den<br />

Markt kommen. Auch batteriebetriebene<br />

Elektrofahrzeuge können eine sinnvolle<br />

Ergänzung zu konventionell angetriebenen<br />

Autos darstellen. Aufgrund<br />

der relativ geringen Reichweite<br />

bieten sich diese ,Plug-in’ Fahrzeuge<br />

insbesondere für Mega-Cities an. Sowohl<br />

Hybrid als auch batteriebetriebene<br />

Elektrofahrzeuge sind aber nur ein<br />

Zwischenschritt auf dem Weg zu nachhaltiger<br />

Mobilität.<br />

Beide Antriebskonzepte eignen sich<br />

für einige Nischenmodelle, sind jedoch<br />

kein Allheilmittel. Langfristig wird es<br />

der Energieträger Wasserstoff sein, mit<br />

dem wir in der Zukunft nahezu emissionsfrei<br />

mobil bleiben werden. Klar ist:<br />

dieser technische Fortschritt hat seinen<br />

Preis, Innovationen gibt es nicht zum<br />

Nulltarif. Seit Jahren investiert die<br />

BMW Group intensiv in Forschung und<br />

Entwicklung. Und wir werden diesen<br />

Weg konsequent weiter gehen. Unsere<br />

Kunden sind bereit, für diesen Fortschritt<br />

einen angemessenen Preis zu<br />

zahlen. Allerdings nur für Innovationen,<br />

die sie tatsächlich nutzen.<br />

„Nur ein Produkt, das einen<br />

klaren Kundenwert besitzt, ist<br />

seinen Preis wert.“<br />

Denn nur ein Produkt, das einen klaren<br />

Kundenwert besitzt, ist buchstäblich<br />

seinen Preis wert. Innovationsorientierung<br />

bedeutet für mich deshalb nicht,<br />

Neues nur um des Neuen willen zu entwickeln.<br />

Innovationsorientierung hat<br />

dem Kunden zu dienen, nicht den<br />

Wunschträumen des Entwicklers. Clevere<br />

Lösungen sind gefragt, nicht technologischer<br />

Overkill.<br />

Das ,Umfeld’ muss mitziehen<br />

Innovationsorientierung bedeutet weitsichtig<br />

zu handeln, Kundenbedürfnisse,<br />

technische Möglichkeiten und betriebswirtschaftliche<br />

Aspekte auf Jahre im<br />

Voraus in Einklang zu bringen. Voraussetzung<br />

dafür sind stabile und vernünftige<br />

politische Rahmenbedingungen.<br />

Ständig wechselnde oder unrealistische<br />

politische Vorgaben behindern den Innovationsgeist,<br />

drohen im Extremfall<br />

sogar, ihn zu ersticken.<br />

Wer einheitliche CO 2<br />

-Obergrenzen<br />

für alle Fahrzeugklassen fordert, setzt<br />

sich nicht für die Entwicklung Verbrauch<br />

senkender Technologien ein,<br />

sondern legt im Gegenteil die<br />

Innovationspipeline trocken.<br />

Denn es sind die großen<br />

Fahrzeugklassen, welche als<br />

Technologieträger die innovative<br />

Speerspitze der Automobilindustrie<br />

bilden. Ob<br />

Airbag, ABS oder Benzindirekteinspritzung<br />

– Innovationen werden<br />

fast immer ,top down’ eingeführt.<br />

Zunächst in Spitzenmodellen, mit sinkenden<br />

Kosten sukzessive dann auch in<br />

günstigeren Fahrzeugsegmenten. Nach<br />

einiger Zeit kommen sie letztendlich allen<br />

Autofahrern zugute. Ein politisch<br />

erzwungener Entfall der großen Baureihen<br />

wäre kontraproduktiv.<br />

Die notwendigen Rahmenbedingungen<br />

vorausgesetzt bin ich zuversichtlich,<br />

dass die deutsche Automobilindustrie<br />

dank ihrer Innovationskraft die<br />

richtigen Antworten auf Herausforderungen<br />

der Zukunft finden wird. <br />

Autor: Dr. Klaus Draeger,<br />

Mitglied des Vorstands BMW AG<br />

Bild: BMW<br />

Ökologie serienmäßig:<br />

In 2008 wird BMW voraussichtlich<br />

700 000 Fahrzeuge<br />

mit ,EfficientDynamics’<br />

verkaufen.<br />

Car Innovation · Mai 2008<br />

11


FORD EUROPA<br />

Schon im Alltag unterwegs: Drei Ford<br />

Focus mit Brennstoffzellenantrieb operieren<br />

in Kundenflotten. Ford fährt zweigleisig<br />

und nutzt Wasserstofftechnologie<br />

im modifizierten Verbrennungsmotor<br />

sowie in Brennstoffzellenfahrzeugen.<br />

Bilder: Ford<br />

Wege zur Mobilität der Zukunft<br />

„Innovation heißt für Ford, den Menschen eine erschwingliche, auf ihre Bedürfnisse zugeschnittene<br />

Mobilität im Einvernehmen mit Umwelt- und Sicherheitsanforderungen zu ermöglichen.“<br />

Prof. Dr. Rudolf Menne, Forschungsleiter Ford Europa und Geschäftsführer des Ford Forschungszentrums<br />

Aachen, stellt die ,Roadmap’ von Ford Europa für die Mobilität der Zukunft vor.<br />

Es ist alles andere als ein Zufall,<br />

dass die Ford Motor Company<br />

Anfang der 90er Jahre ihren einzigen<br />

Forschungsstandort außerhalb<br />

Detroits nach Aachen legte. Hohe Ingenieurskunst,<br />

renommierte Hochschulen<br />

und Forschungseinrichtungen<br />

waren und sind das wichtigste<br />

Gut des Wirtschaftsstandorts Deutschland.<br />

Auch ist es kein Zufall, dass das<br />

Ford-Forscherteam sehr multikulturell<br />

ist: Denn Innovation lebt von der<br />

Vielseitigkeit der Ansätze und der<br />

Blickwinkel.<br />

Rund 250 Mitarbeiter unterschiedlichster<br />

Fachrichtungen aus über 25<br />

verschiedenen Nationen arbeiten intensiv<br />

an den Themen von morgen, eng<br />

verzahnt mit der Ford Produktentwicklung<br />

in Köln und London. Flache Hierarchien<br />

und interdisziplinäre Projektarbeit<br />

geben die für innovatives Denken<br />

nötige Flexibilität.<br />

Die Anforderungen an die individuelle<br />

Mobilität sind stetig gestiegen und steigen<br />

weiterhin, sei es in punkto Umweltverträglichkeit,<br />

Sicherheit oder Komfort.<br />

Dabei hat die Erfüllung einer dieser Anforderungen<br />

häufig negative Auswirkungen<br />

auf die der anderen. So hat die Einhaltung<br />

von Euro 4 und 5, die vor allem<br />

mithilfe von Abgasnachbehandlungssystemen<br />

wie dem Dieselpartikelfilter erzielt<br />

wurde, den Kraftstoffverbrauch und somit<br />

den CO 2<br />

-Ausstoß erhöht.<br />

‚Leichte‘ Werkstoffe<br />

Ebenso hätte der Einsatz von einer<br />

wachsenden Anzahl an Sicherheitstechnologien<br />

zu mehr Gewicht und<br />

damit zu einem erhöhten Verbrauch<br />

geführt, wenn dies nicht teilweise<br />

durch Werkstoffe wie höherfeste Stähle<br />

hätte kompensiert werden können.<br />

Dabei wurde natürlich die Crashsicherheit<br />

nicht beeinträchtigt, sondern<br />

konnte im Gegenteil noch weiter gesteigert<br />

werden.<br />

Mittlerweile stößt die passive Sicherheit<br />

jedoch an ihre Optimierungsgrenzen.<br />

Signifikante Fortschritte bei der<br />

Verkehrssicherheit sind künftig vor allem<br />

seitens aktiver Sicherheitssysteme<br />

zu erwarten. Fahrerassistenzsysteme<br />

wie beispielsweise die adaptive Geschwindigkeitsregelanlage<br />

mit Auffahrwarnsystem<br />

von Ford sind ein erster<br />

Schritt. Fahrzeug-zu-Fahrzeug- und Infrastruktur-zu-Fahrzeug-Kommunikation<br />

heißen die Schlüsseltechnologien<br />

für einen weitgehend unfallfreien Straßenverkehr<br />

der Zukunft. Dabei arbeiten<br />

Hersteller, Zulieferer und die öffentliche<br />

Hand bereits heute intensiv in<br />

themen- und branchenübergreifenden<br />

Projekten zusammen.<br />

Die Verknappung der fossilen<br />

Ressourcen, der permanent steigende<br />

Ölpreis und vor allem die Klimawan-<br />

12 Car Innovation · Mai 2008


FORD EUROPA<br />

Prof. Dr. Rudolf Menne,<br />

Forschungsleiter Ford Europa,<br />

Geschäftsführer des Ford Forschungszentrums<br />

Aachen und Autor dieses<br />

Beitrages:<br />

„Innovation lebt von der<br />

Vielseitigkeit der Ansätze<br />

und der Blickwinkel.“<br />

So einfach wie telefonieren: Das von Ford entwickelte<br />

Bediensystem ,Convers+’ zeichnet sich dadurch aus, dass es<br />

sich dem Benutzer intuitiv erschließt. Es lehnt sich von der<br />

Bedienlogik her an die Menüführung von Handys an.<br />

teure, verbrauchsarme Einzelstücke, erzielt<br />

man den gewünschten positiven<br />

Effekt auf die Umwelt.<br />

Doch trotz dieser großen Einsparungserfolge<br />

bei heutigen Fahrzeugen<br />

und denen der nahen Zukunft: was<br />

kann eines Tages den Einsatz fossiler<br />

Kraftstoffe ablösen? Nach derzeitigem<br />

Kenntnisstand gilt Wasserstoff als einer<br />

der vielversprechendsten Kraftstoffe<br />

der Zukunft, da er – theoretisch – zu<br />

100 Prozent auf Basis regenerativer<br />

Energiequellen erzeugt werden kann.<br />

,Theoretisch’ deshalb, weil heutzutage<br />

noch gar nicht geklärt ist, woher die<br />

enormen Mengen an regenerativer<br />

Energie kommen sollen.<br />

Als einziger Hersteller entwickelt<br />

Ford an beiden Wegen, Wasserstoff<br />

mobil zu nutzen: im modifizierten Verbrennungsmotor<br />

und im Brennstoffzellenfahrzeug.<br />

Für beide Konzepte<br />

hat Ford bereits heute kleine Erprobungsflotten<br />

weltweit auf der Straße.<br />

Mit Letzterem ist Ford an der ‘Clean<br />

Energy Partnership’ (CEP) in Berlin<br />

beteiligt, die sich als Teil des nationalen<br />

Nachhaltigkeitsprogramms der Bundesregierung<br />

versteht. Hier soll die<br />

Wirtschaftlichkeit und Alltagstauglichkeit<br />

von Wasserstoff im mobilen Einsatz<br />

erprobt werden. Dazu hat Ford<br />

drei Brennstoffzellenfahrzeuge in Flottenkundenhand<br />

gegeben. Der so eingesetzte<br />

Ford Focus mit Brennstoffzelle<br />

war im Jahr 2004 die weltweit erste,<br />

voll homologierte Kleinserie mit dieser<br />

Antriebstechnologie.<br />

Auch wenn die technische und ökonomische<br />

Großserienreife von Brennstoffzellenfahrzeugen<br />

und die Lösung<br />

der mit Wasserstoff verbundenen Herausforderungen<br />

noch in relativ weiter<br />

Ferne liegen, so wäre es doch sehr kurzsichtig,<br />

hier die Forschung nicht weiter<br />

konsequent voranzutreiben. Denn Innovation<br />

bedeutet auch Weitblick und<br />

ein Gefühl für das, was in der Zukunft<br />

Standard sein könnte.<br />

Auch den demographischen Wandel<br />

hat das Ford-Forscherteam fest im<br />

Blick. Dass unsere Gesellschaft stetig älter<br />

wird, ist mittlerweile hinreichend<br />

bekannt. Aber wie geht die Industrie<br />

mit diesem Wissen um? Wie passt sie<br />

ihre Produkte dieser wachsenden Gesellschaftsschicht<br />

an? Dies ist eine von<br />

zahlreichen Fragestellungen, denen ein<br />

Forscherteam bestehend aus Ingenieuren<br />

und Ärzten bei neuen Konzepten<br />

für den Fahrzeuginnenraum nachgeht.<br />

deldiskussion haben den Kraftstoffverbrauch<br />

und insbesondere den damit<br />

verbundenen CO 2<br />

-Ausstoß von Fahrzeugen<br />

in den Fokus des öffentlichen<br />

Interesses gerückt. Bereits heute verfügt<br />

Ford in Europa über eine Fahrzeugflotte<br />

mit einem der niedrigsten<br />

CO 2<br />

-Durchschnittswerte. Erreicht wurde<br />

dies unter anderem durch die stetige<br />

Optimierung herkömmlicher Verbrennungsmotoren<br />

und der Getriebe, durch<br />

Leichtbauweise, durch Senkung des<br />

Reifenrollwiderstands und aerodynamische<br />

Verbesserungen.<br />

Die Zukunft: ‚EcoBoost‘<br />

Durch Downsizing und Turbolaufladung<br />

lassen sich die zukünftigen konventionellen<br />

Verbrennungsmotoren noch verbrauchsärmer<br />

konzipieren. Beim Ottomotor<br />

wird Ford künftig ,EcoBoost’ einsetzen,<br />

die nächste Generation hochmoderner<br />

Benzindirekteinspritzer mit Turboaufladung,<br />

durch die sich der CO 2<br />

-<br />

Ausstoß um 15 Prozent senkt.<br />

Auch die breite Palette von Ford-<br />

Fahrzeugen, die mit alternativen Kraftstoffen<br />

betrieben werden, wie Erd- oder<br />

Flüssiggas und Bioethanol, unterstreichen<br />

die Vorreiterrolle von Ford, umweltverträgliche<br />

Fahrzeuge zu erschwinglichen<br />

Preisen hier und jetzt<br />

anzubieten. Nur so, und nicht durch<br />

‚Best Agers‘ im Fokus<br />

Ein Altersanzug, den Ford als erster<br />

Automobilhersteller bereits 1994 entwickelte,<br />

hilft jungen Ingenieuren dabei,<br />

die natürlichen physischen Grenzen<br />

älterer Menschen am eigenen Leibe<br />

zu erfahren und bei der Entwicklung zu<br />

berücksichtigen. Ein Ergebnis dieser Arbeit<br />

ist beispielsweise die Erhöhung der<br />

Sitzposition, weit aufschwingende Türen<br />

oder niedrige Türschwellen, die das<br />

Ein- und Aussteigen gerade für Ältere<br />

erheblich erleichtert. Insgesamt kommt<br />

die ergonomische Optimierung der<br />

Fahrgastzelle sowie die griffgünstige<br />

und einfache Bedienbarkeit der Geräte<br />

natürlich nicht nur Senioren, sondern<br />

letztlich allen Fahrern zugute.<br />

Die Technik soll sich den Bedürfnissen<br />

und den Fähigkeiten der Menschen<br />

anpassen, und nicht umgekehrt. Ein<br />

Beispiel für ein auf die menschlichen<br />

Fähigkeiten zugeschnittene Technologie<br />

ist das von Ford entwickelte ,Convers+’,<br />

ein intuitives, integriertes Bedienkonzept<br />

für die wichtigsten<br />

elektronischen Funktionen im Auto<br />

wie die Bedienung der Fahrerassistenzsysteme<br />

oder des Telefons. Es erschließt<br />

sich dem Benutzer intuitiv, weil es sich<br />

von der Bedienlogik her an die Menüführung<br />

der meisten Handys heutzutage<br />

anlehnt.<br />

<br />

Car Innovation · Mai 2008<br />

13


VOLKSWAGEN<br />

Elegantes Coupé: Der Passat CC verfügt als<br />

erstes Mitglied der Passat-Familie über eine<br />

adaptive Fahrwerksregelung und das<br />

Assistenzsystem ,Lane Assist‘.<br />

,Mach 18‘-Produktfeuerwerk<br />

‚Mach 18‘, so heißt die ehrgeizige Zukunftsinitiative bei Volkswagen. In den nächsten zehn<br />

Jahren soll Europas größter Automobilhersteller zum innovativsten Volumenhersteller der<br />

Welt aufsteigen. Vor diesem Hintergrund geht Volkswagen schon in diesem und in den<br />

Folgejahren mit einem einzigartigen Produktfeuerwerk ins Rennen.<br />

Vor wenigen Monaten, im Januar<br />

2007, ging in Detroit zunächst der<br />

neue viertürige Limousinen-Coupé<br />

Passat CC an den Start, gefolgt von<br />

der Präsentation des neuen Scirocco in<br />

Genf. Der VW Passat CC verfügt als erstes<br />

Mitglied der Passat-Familie über eine<br />

adaptive Fahrwerksregelung und das<br />

Assistenzsystem ,Lane Assist‘. Der innovative<br />

Spurhalteassistent ,Lane Assist‘<br />

unterstützt den Fahrer durch einen<br />

korrigierenden Lenkeingriff dabei, das<br />

Fahrzeug in der Spur zu halten – auch<br />

bei Nebel oder Dunkelheit.<br />

Die adaptive Fahrwerksregelung bietet<br />

durch elektrisch verstellbare Dämpfer<br />

und Lenkung die Möglichkeit, den<br />

Wunsch nach sportlich straffer und<br />

gleichzeitig komfortabler Auslegung zu<br />

erfüllen, in dem die Dämpferkräfte über<br />

einen Regelalgorithmus ständig der<br />

Fahrbahn und Fahrsituation angepasst<br />

werden. Über einen Taster kann der<br />

Fahrer zwischen Normal-, Sport- und<br />

Komfortabstimmung wählen.<br />

Sportlichkeit und Innovation stecken<br />

auch im neuen Scirocco. Der komplett<br />

neu entwickelte Allround-Sportwagen<br />

wurde auf dem diesjährigen<br />

Genfer Automobilsalon im März der<br />

Öffentlichkeit vorgestellt. Für Jedermann<br />

erschwinglich, setzt er das fort,<br />

was der erste Scirocco von 1974 sehr<br />

erfolgreich begonnen hatte.<br />

Optional enthält dieses Fahrzeug die<br />

begehrte Getriebe-Innovation von<br />

Volkswagen: das Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe<br />

DSG. Dieses DSG arbeitet<br />

mit trockenen Kupplungen und<br />

sorgt so für einen besseren Wirkungsgrad<br />

und reduziert die benötigte Ölmenge<br />

zur Schmierung und Kühlung<br />

der Verzahnungen und Lager. Das<br />

leichtere Siebengang-DSG reduziert im<br />

Vergleich mit seinem sechsstufigen Pendant<br />

signifikant den Kraftstoffverbrauch<br />

und bietet weiterhin höchsten<br />

Schaltkomfort.<br />

Wie das Doppelkupplungsgetriebe<br />

DSG ist auch der Parklenkassistent<br />

,Park Assist’ eine Technologie, die<br />

Volkswagen in seinen Fahrzeugen verfügbar<br />

hat. Der ,Park Assist’ entlastet<br />

bei schwierigen Einparksituationen.<br />

Nach der Aktivierung übernimmt das<br />

System die nötigen Lenkbewegungen<br />

und parkt das Fahrzeug automatisch<br />

ein – der Fahrer muss nur noch Gas,<br />

Kupplung und Bremse betätigen. Die<br />

Park Assist-Technologie begeistert welt-<br />

14 Car Innovation · Mai 2008


VOLKSWAGEN<br />

Volkswagens ,kleine‘<br />

Zukunft: die Volkswagen<br />

New Small Family<br />

mit den Studien UP!,<br />

space UP! und space<br />

UP! blue.<br />

Sportlicher Draufgänger: Der komplett neu entwickelte<br />

Allround-Sportwagen Scirocco enthält optional das<br />

neue Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe DSG.<br />

Alle Bilder: Volkswagen<br />

,Trockene‘ Kupplungen: Das leichtere Siebengang-DSG reduziert im Vergleich<br />

mit seinem sechsstufigen Pendant signifikant den Kraftstoffverbrauch.<br />

weit Autofahrer, ist international preisgekrönt<br />

und zahlt erheblich auf das<br />

Projekt ,Mach 18’ ein.<br />

Viel Innovationskraft steckt auch in<br />

den Volkswagen-Umwelttechnologien.<br />

Mit ,BlueMotion’ bündelt Volkswagen<br />

Maßnahmen für Fahrzeuge, die insgesamt<br />

auf Sparsamkeit ausgerichtet sind.<br />

Sie verbinden die verbrauchssenkende<br />

Technik effizienter Motoren, Leichtlaufreifen<br />

und langer Getriebeübersetzungen<br />

mit einem gleichsam effizienten<br />

wie auch dynamischen Antrieb. ,Blue-<br />

Motion’ ist für eine Vielzahl von Fahrzeugmodellen<br />

verfügbar.<br />

Einen Ausblick auf zukünftige Fahrzeugkonzepte<br />

bietet auch die Volkswagen<br />

New Small Family. Die drei Studien<br />

UP!, space UP! und space UP!blue verfügen<br />

bei kleiner Verkehrsfläche über<br />

mehr Innenraum und erhöhte Funktionalität.<br />

Die New Small Family wird<br />

auch für Emerging Markets zur Verfügung<br />

stehen.<br />

Neben der Erweiterung der Produktpalette<br />

werden durch den Modularen<br />

Querbaukasten (MQB) Synergie- und<br />

Skaleneffekte über eine Vielzahl an<br />

Fahrzeugen erzielt. Der Baukasten bietet<br />

die Möglichkeit, innovative Technologien<br />

fahrzeug- und markenübergreifend<br />

zur Verfügung zu stellen. Eine systematische<br />

Abstimmung auf die einzelnen<br />

Fahrzeuge ermöglicht dabei die markenund<br />

fahrzeugspezifische Ausprägung.<br />

Der Baukastenansatz ist die konsequente<br />

Weiterentwicklung der markenübergreifenden<br />

Plattform- und Modulstrategie.<br />

Dafür stellt sich Volkswagen in einem<br />

übergreifenden Innovationsprozess<br />

auf, der neben Forschung und Entwicklung<br />

auch Produktion, die Komponentenwerke<br />

sowie Beschaffung, Vertrieb<br />

und Marketing umfasst. In diesem ganzheitlichen<br />

Prozess werden Technologien<br />

und technische Lösung langfristig an<br />

strategischen Zielen ausgerichtet entwickelt.<br />

Darüber hinaus werden bestehende<br />

Prozesse optimiert und zusätzliche<br />

Prozessbausteine eingeführt.<br />

Die Vision von Volkswagen als innovativster<br />

Volumenhersteller wird über<br />

die Produktereignisse mit ihren Innovationen,<br />

die neuen Fahrzeugkonzepte<br />

und die Baukastenstrategie mit einem<br />

durchgängigen, strategischen Innovationsprozess<br />

umgesetzt.<br />

<br />

Autor: Ralf-Gerhard Willner, Leiter Fahrzeugkonzepte,<br />

EB, Volkswagen AG<br />

Car Innovation · Mai 2008<br />

15


STUDIE: ‚CAR-INNOVATION 2015‘<br />

Blockbusters & Pacemakers<br />

Im Rahmen der Studie ,Car Innovation 2015‘ identifizierten die Automotive-Experten<br />

von Oliver Wyman 33 Blockbuster-Innovationen, die das Auto und den Automobilbau<br />

von morgen nachhaltig beinflussen werden. Und das sehr bald: Zwei von drei der Blockbusters<br />

gehen noch 2008 in Serie. AUTOMOBIL-PRODUKTION zeigt exklusiv die wichtigsten<br />

Innovationen von morgen und ihre Schrittmacher in der Automobilindustrie.<br />

Leistungsstark und trotzdem sparsam: Mit ,Efficient<br />

Dynamics‘ zeigt BMW, was technisch machbar ist –<br />

serienmäßig in allen BMW-Modellen. Über 400 000<br />

Fahrzeuge wurden mittlerweile mit dem verbrauchsoptimierenden<br />

Maßnahmen-Paket mit Highend-<br />

Benzin- und -Dieseltriebwerken, Bremsenergie-Rückgewinnung,<br />

Start-Stopp-Funktion, aktiver Aerodynamik<br />

und intelligentem Leichtbau ausgestattet. ,Bild<br />

am Sonntag‘ verlieh den Bayern für diese Innovation<br />

das ,Grüne Lenkrad‘.<br />

Power satt: 407 PS starker BMW-V8-Benzinmotor mit<br />

Twin-Turbo-Aufladung und Benzin-Direkteinspritzung<br />

(High Precision Injection), der weltweit erste Achtzylinder-Benzinmotor,<br />

bei dem Turbolader und Katalysatoren<br />

im V-Raum zwischen den Zylinderbänken<br />

platziert sind.<br />

Bild: BMW<br />

Bild: BMW<br />

Blockbuster-Innovationen 2006 -2015<br />

Technologie 2008 in Serie Pacemaker<br />

‚Save-U‘-Konzept nein Daimler, Mira, Siemens VDO<br />

2-Wege schlüssellose<br />

BMW, Siemens VDO,<br />

Fernbedienung ja Valeo, Volkswagen<br />

Aktive Fahrerassistenzsysteme nein Continental, Bosch, Daimler<br />

Aktivlenkung ja BMW, ZF Lenksysteme<br />

AUTOSAR nein BMW, Bosch, Continental, Daimler,<br />

Ford, GM, PSA, Siemens VDO,<br />

Toyota, Volkswagen<br />

Benzin-Direkteinspritzung ja Bosch, Denso, Siemens VDO, Delphi<br />

CVT-Getriebe ja Nissan, Toyota, ZF, Jatco<br />

Doppelkupplungsgetriebe ja BorgWarner, Volkswagen<br />

Elektromechanische Bremssysteme nein SiemensVDO<br />

Elektronisch kontrollierte Federung ja Continental, Daimler<br />

Elektronische Servolenkung nein ZF Lenksysteme, Koyo<br />

Energiemanagement nein Bosch, Toyota<br />

Flexible Innenraumkonzepte ja Johnson Controls, Lear<br />

Flexray-Bussysteme ja Bosch, BMW<br />

Homogene Verbrennungstechnologie nein AVL, FEV, Ri<strong>car</strong>do, BMW, Daimler<br />

Innovative Batterietechnologien ja Panasonic, Toyota<br />

Karosserie-Hybridbauweise ja BMW, Volkswagen, Audi<br />

Kurbelwellenstartergenerator ja Bosch, Denso<br />

LED-Beleuchtung ja Hella, Philips, Osram, Stanley,<br />

Ichikoh Industries<br />

Mild-Hybridantrieb ja Toyota, Honda<br />

Neue Stahlkarosseriekonzepte ja ThyssenKrupp, Arcelor, World-<br />

AutoSteel, Karmann, Porsche<br />

NO x<br />

-Harnstoffkatalysator ja BASF, Daimler<br />

NO x<br />

-Speicherkatalysator ja Degussa, Volkswagen<br />

Rußpartikelfilter ja Emitec, BASF, NGK<br />

Schichtladebetrieb ja alle OEMs, Bosch, Siemens VDO,<br />

Denso, Delphi, …<br />

Sequentielle mehrstufige Turbolader ja BMW, BorgWarner, Volkswagen<br />

Smart Device Integration Infotainment nein<br />

Microsoft,<br />

Straßenvorschau nein Siemens VDO<br />

Thermomanagement nein -<br />

Triax-Materialien ja Bayer<br />

Variable Turbolader ja BorgWarner, Garrett<br />

Voll-Hybridantrieb ja Toyota, Honda<br />

X-IP-Stahl nein Arcelor<br />

Quelle: Oliver Wyman<br />

Sternstunde bei den vier Ringen: Voll-LED-Scheinwerfer<br />

feierten im Supersportwagen Audi R8 ihre Weltpremiere<br />

– eine Blockbuster-Innovation, die Hella auf<br />

den Weg brachte<br />

Bild: Audi<br />

Bild: Bosch<br />

Strippenzieher: AUTomotive<br />

Open System<br />

ARchitecture<br />

(AUTOSAR) ist ein<br />

internationaler<br />

Verbund mit dem Ziel,<br />

einen offenen Standard<br />

für Software-<br />

Architekturen in Kraftfahrzeugen<br />

zu etablieren.<br />

Gegründet 2003.<br />

16 Car Innovation · Mai 2008


STUDIE: ‚CAR-INNOVATION 2015‘<br />

Ein Späher: Der 5,17 Meter lange Mercedes-Benz<br />

F 700. Als weltweit erstes<br />

Auto erspäht das Forschungsfahrzeug<br />

über Infrarot-Laserscanner in den<br />

Scheinwerfern (Bild rechts) den<br />

Straßenzustand und nivelliert entsprechend<br />

Unebenheiten mit seinem aktiven<br />

Pre-Scan-Fahrwerk (Grafik links).<br />

Bild: Mercedes-Benz<br />

Mercedes-Benz F 700 Diesotto-Antrieb<br />

Kraft der Zukunft: Lithium-<br />

Ionen-Batterien. Das Bundesforschungsministerium<br />

rief Ende<br />

2007 gemeinsam mit der Industrie<br />

eine Innovationsallianz und ein<br />

Föderprogramm ins Leben:<br />

Ein Industriekonsortium von BASF,<br />

Bosch, Evonik, Litec und Volkswagen<br />

hat sich verpflichtet, in den<br />

nächsten Jahren 360 Millionen Euro<br />

für Forschung und Entwicklung<br />

an der Lithium-Ionen-Batterie zu investieren. Das Bundesforschungsministerium<br />

wird bis 2011 rund 60 Millionen Euro zur Verfügung stellen.<br />

Benziner mit Diesel-Genen: der ,Diesotto‘<br />

von Mercedes-Benz arbeitet im Teillastbereich<br />

als Selbstzünder, bei voller Leistung<br />

wird das Gemisch mittels Zündkerze entflammt.<br />

Das Aggregat rechts im Forschungsfahrzeug<br />

F 700 ist ein 1,8-Liter-Vierzylinder<br />

mit Benzindirekteinspritzung und doppelter<br />

Aufladung, das 238 PS produziert.<br />

Verbrauch: 5,3 Liter auf 100 Kilometer. Bilder: Mercedes-Benz<br />

Das Maß aller Hybrid-Dinge: Toyota Prius.<br />

900 000 dieser Fullhybrid-Autos verkaufte<br />

Toyota 2007 weltweit.<br />

Bild: Toyota<br />

Elektro-Zukunft: ,Saft‘<br />

aus der Steckdose. Toyota<br />

steht mit der Plug-in-<br />

Technologie für die Serie<br />

in den Startlöchern. Die<br />

Japaner – wie auch GM –<br />

wollen spätestens 2010<br />

mit Plug-in-Autos auf<br />

dem Markt sein. Prototypen<br />

sind schon unterwegs.<br />

Das neue Sieben-Gang-Doppelkupplungsgetriebe<br />

von VW: Es ist das erste DSG mit sieben Gängen<br />

für den Front-Quer-Einbau und das erste mit Kupplungen,<br />

die nicht in einem Ölbad, sondern ,trocken‘<br />

laufen. Ab sofort im Golf im Serieneinsatz.<br />

Was sind Blockbuster-<br />

Innovationen?<br />

„Blockbuster-Innovationen verfügen im<br />

Kern über zwei Eigenschaften: Sie führen<br />

zu einer deutlichen Verbesserung einer<br />

oder mehrerer Funktionen im Fahrzeug.<br />

Zweitens sie sind wirtschaftlich erfolgreich,<br />

das heißt sie setzen sich gegen alle<br />

anderen möglichen Neuerungen durch.<br />

Eine ,alte‘ Blockbuster-Innovation ist das<br />

Antiblockiersystem ABS. Es hat Tausende<br />

von Menschenleben gerettet. Ein neues<br />

,Blockbuster‘-Feld werden aktive Fahrerassistenzsysteme<br />

wie Notstopp oder<br />

Spurwechselassistent sein.“<br />

Dr. Jan Dannenberg, Partner, Global Automotive<br />

Practice, Oliver Wyman, und Mitautor<br />

der Studie ,Car Innovation 2015‘<br />

Bild: Audi<br />

Bild: Toyota<br />

Intelligenter Leichtbau: das ,Space Frame‘ des Audi R8.<br />

Car Innovation · Mai 2008<br />

17


„Die Innovationsangebote<br />

müssen sich stärker den regionalen<br />

Bedürfnissen anpassen.“<br />

Exklusiv-Interview mit Dr. Jan Dannenberg, Partner, Global Automotive Practice, Oliver Wyman<br />

Große Chance für Zulieferer<br />

Vor allem die Zulieferer bereiten immer stärker neuen Automobiltechnologien den Weg. Rund<br />

65 Milliarden Euro wird die weltweite Zulieferindustrie in 2015 in Forschung und Entwicklung<br />

investieren – weit mehr als doppelt so viel wie die OEMs. Branchenexperte Dr. Jan Dannenberg über<br />

künftige Innovationstrends, bei denen stets eine Frage im Vordergrund steht: Wie viel Innovation<br />

und zu welchen Preisen wird sich der Kunde zukünftig noch leisten können – und wollen?<br />

Herr Dr. Dannenberg, welche Fragestellungen führten zu der<br />

Studie ,Car Innovation 2015‘?<br />

Innovationen hauchen den Automobilmarken kontinuierlich<br />

neues Leben ein, sie verbessern die Funktionalität von<br />

Fahrzeugen, sie zeigen Wege auf, den Globalisierungsherausforderungen<br />

zu begegnen. Einer der zentralen Erfolgsfaktoren<br />

im Wettbewerb der Automobilbranche ist die Innovationsfähigkeit.<br />

Und jährlich gibt die Autoindustrie knapp 70<br />

Milliarden Euro für Forschung und Entwicklung aus. Daher<br />

hat Oliver Wyman mit der Studie ,Car Innovation 2015’<br />

untersucht, was erfolgreiches Innovationsmanagement heute<br />

und im nächsten Jahrzehnt ausmacht.<br />

Wo liegen die thematischen Schwerpunkte der Studie?<br />

Die Studie untersucht alle Dimensionen von Innovationen in<br />

der Automobilindustrie. Sie betrachtet neue Produkttechnologien<br />

ebenso wie die Kundenakzeptanz hierfür. Sie beschäftigt<br />

sich mit den langfristigen Megatrends und zeigt welche<br />

Antworten der Fahrzeugbau mit Innovationen hierauf gibt.<br />

Die Studie untersucht die Erfolgsstrategien von Top-Innovatoren<br />

ebenso wie die Notwendigkeit, Innovationen zur<br />

Reduzierung von Kosten einzusetzen. Die Studie ist einerseits<br />

ein Kompendium zu allen Fragen rund um Innovationen im<br />

Automobilbau, andererseits werden aber auch zentrale<br />

Handlungsempfehlungen für OEMs und Zulieferer im<br />

Innovationsmanagement vorgestellt.<br />

Lassen sich technologische Schwerpunktthemen erkennen, wo sich<br />

die Autoindustrie künftig verstärkt engagieren wird und muss?<br />

Die Schwerpunktthemen werden heute durch den Gesetzgeber,<br />

den Wettbewerb und die Autofahrer selbst festgelegt. Emissionsreduzierung,<br />

Verbesserung der aktiven und passiven<br />

Sicherheit, Senken der Total Costs of Ownership mit Fokus auf<br />

der Reduzierung des Kraftstoffverbrauchs, fahrerfreundliche<br />

18 Car Innovation · Mai 2008


Infotainmentsysteme sind nur einige Schwerpunkte. Neben<br />

diesen Funktionsverbesserungen muss jedoch ein weiterer<br />

Schwerpunkt gesetzt werden – Innovationen müssen auch<br />

helfen, die Herstellungskosten für ein Auto im Griff zu behalten.<br />

Wie wird die Zuliefererindustrie künftig dem hohen Innovationsdruck<br />

begegnen können – personell wie finanziell?<br />

Die Zulieferer werden einen noch höheren Anteil an der Innovationswertschöpfung<br />

abdecken müssen. Die Zulieferer<br />

und Engineering-Dienstleister werden 40 Prozent mehr für<br />

FuE ausgeben, insgesamt 65 Milliarden Euro in 2015. Im<br />

Vergleich hierzu: Die Automobilhersteller erhöhen ihre<br />

Ausgaben nur um drei Milliarden auf dann 25 Milliarden<br />

Euro. Somit werden auch personell die meisten Ingenieurstellen<br />

bei den Zulieferern entstehen – weltweit insgesamt<br />

zirka 250 000 bis zum Jahr 2015.<br />

Wo sehen Sie mit Blick auf die Innovationsfähigkeit die Stärken<br />

der Zuliefererindustrie – und wo die Schwächen und Risiken?<br />

Die größten Stärken der Zulieferer sind ihre Kreativität und<br />

Technologiekompetenz. Schwächen zeigen sie bei der konsequenten<br />

Gestaltung ihrer Innovationsstrategie, also bei der<br />

Ausrichtung der Innovationsleistung am Kundennutzen, der<br />

Eigen-FuE-Wertschöpfungstiefe und der Gestaltung von<br />

Innovationsnetzwerken sowie dem ,Business Case’ für das<br />

Innovationsportfolio. Auch sollte die Innovationseffizienz der<br />

Zulieferer – und der OEMs – noch verbessert werden.<br />

„Gut gebaut ist erst halb verkauft“, heißt es. Wie gut<br />

vermarktet die Zulieferindustrie ihre Innovationen?<br />

Zu wenige vermarkten ihre Innovationen. Einerseits<br />

wollen das die OEMs auch nicht, da die eigene Automobilmarke<br />

ja im Vordergrund stehen soll und nicht<br />

zum Beispiel die Leistungsfähigkeit des Turboladerlieferanten.<br />

Andererseits wissen die Zulieferer wenig über<br />

den Endkunden und verlassen sich zu sehr auf die<br />

Angaben der OEMs. Doch gerade hier liegen große<br />

Chancen für die Automobilzulieferer. Verstehen sie erst<br />

einmal, was der Kunde wirklich braucht und welche unerfüllten<br />

Wünsche er hat, lassen sich die Innovationen gegenüber<br />

dem OEM auch leichter vermarkten.<br />

Der US-Markt schwächelt, Asien boomt, Europa stagniert – die<br />

Automotive Markets entwickeln sich extrem unterschiedlich. Wird<br />

sich der Innovationsbedarf der Autoindustrie unter diesen<br />

Rahmenbedingungen verändern?<br />

Die Innovationsangebote müssen sich stärker den regionalen<br />

Bedürfnissen anpassen. Mit anderen Worten, es wird regionalspezifische<br />

Innovationen geben, die in anderen Ländern<br />

gar nicht zum Einsatz kommen. Hierfür ein Beispiel: Satellitenradios<br />

sind in den USA inzwischen ein Muss, spielen in<br />

Europa jedoch keine Rolle. Fernseher im Auto hingegen<br />

machen in den USA keinen Sinn, werden aber in Ländern<br />

wie Japan, Korea oder China stark nachgefragt. Dementsprechend<br />

sind die Innovationsschwerpunkte in den<br />

jeweiligen Ländern unterschiedlich. Es gibt jedoch eine<br />

Vielzahl von Innovationen, die überall gleich sind, zum<br />

Beispiel Emissionskontrolle oder aktive Sicherheitstechnik.<br />

Insbesondere den deutschen Premiumherstellern wird oft<br />

vorgeworfen, das technisch Machbare über das technisch und<br />

wirtschaftlich Sinnvolle zu stellen. Ihr Urteil?<br />

Als Innovationsführer – und das sind die deutschen Premiumhersteller<br />

zweifelsohne – muss man das Limit anvisieren,<br />

allerdings nicht ständig. Häufig führt dies zu Lösungen, die<br />

dann zu teuer oder am Kundenwunsch vorbei entwickelt<br />

wurden. Auch müssen die Autofahrer an gewisse Innovationen<br />

herangeführt werden. Also ist der Zeitpunkt der Markteinführung<br />

ebenfalls wichtig für den späteren Markterfolg.<br />

So wird eine Technologie wie Steer-by-Wire, die technisch in<br />

naher Zukunft machbar ist, sich erst in Jahrzehnten im Markt<br />

durchsetzen können. Sie ist heute noch zu teuer und der<br />

Kunde wird sich wohl nicht so schnell mit einem Lenkrad<br />

ohne mechanische Verbindung anfreunden können.<br />

Im Rahmen der Studie führten Sie auch eine Verbraucherumfrage<br />

durch: Wie viel Innovation und zu welchen Preisen wird sich der<br />

Kunde zukünftig noch leisten können – und wollen? Das Fazit?<br />

Das Budget für Innovationen hängt natürlich stark von der<br />

jeweiligen Kaufkraft, dem Kundensegment und der<br />

Markenaffinität ab. Generell lässt sich sagen, dass nur etwa<br />

jede sechste angebotene Innovation vom Kunden gekauft<br />

wird. Die ,oberen’ 15 Prozent der Autokäufer geben etwa<br />

8 200 Euro, das Mittelsegment – 40 Prozent der Kunden –<br />

zirka 3 800 Euro und die restlichen Neuwagenkäufer nur<br />

etwa 1 600 Euro für Innovationen aus. Dabei sind Sicherheitsfeatures,<br />

insbesondere aktive Fahrerassistenzsysteme,<br />

die zukünftig am meisten nachgefragten Innovationen,<br />

gefolgt von Innovationen im Interieur zur Komfortverbesserung<br />

sowie im Infotainment.<br />

„Low Cost wird<br />

zu einem weiteren Standard<br />

im Automobilbau.“<br />

Dr. Jan Dannenberg, Oliver Wyman<br />

Wie wichtig werden Ihrer Meinung nach Low-Budget-Entwicklungen<br />

in der Zukunft sein?<br />

Sie werden eine zunehmende Bedeutung bekommen. Der<br />

Schwerpunkt der FuE wird sicherlich auch in Zukunft in<br />

Europa, Japan und den USA stattfinden – ergänzt um eine<br />

selektive Low-Cost-Entwicklung. Wir erwarten, dass der so<br />

genannte Offshoring-Anteil in 2015 etwa 4,5 Milliarden<br />

Euro ausmachen wird, also gut fünf Prozent der weltweiten<br />

Entwicklungswertschöpfung.<br />

Derzeit werden Low-Budget-Entwicklungen vor allem in Emerging<br />

Markets wie Indien oder China verfolgt. Wann wird die Low-Budget-Welle<br />

zurück nach Europa schwappen – und hierzulande für die<br />

Zulieferindustrie den Kostendruck noch weiter verstärken?<br />

,Low Budget’ ist bereits in Europa. In einem globalisierten<br />

Automobilmarkt werden zwangsläufig indische oder chinesische<br />

Anbieter in Europa und den USA auftreten. Das setzt die<br />

Zulieferindustrie zusätzlich unter Druck. Daher müssen sich<br />

alle Automobilzulieferer mit der Entwicklung von Low-Cost-<br />

Modulen für die unteren Fahrzeugklassen auseinandersetzen.<br />

,Low Cost’ wird zu einem weiteren Standard im Automobilbau.<br />

Das Interview führte Tina Rumpelt <br />

Car Innovation · Mai 2008<br />

19


Wo führt die Zukunft hin?<br />

Innovationen sichern die Zukunft der Automobilindustrie. Leichter<br />

gesagt als getan. Wo führt die Zukunft denn hin? Ein Antwort auf diese<br />

Frage versucht die Studie ,Car Innovation 2015‘ von Oliver Wyman zu geben.<br />

In der Analyse wurden Megatrends analysiert, technische Entwicklungen<br />

bewertet und Blockbuster-Innovationen definiert – als Leitfaden.<br />

Denn: 40 Prozent aller Investitionen fließen in Innovationen, die es nie<br />

ins Serienauto schaffen.<br />

Gut in Fahrt: Die hohe Innovationsfähigkeit der deutschen Automobilindustrie<br />

ist weltweit anerkannt. Die schlechte Nachricht: Nur 20 Prozent<br />

der FuE-Investitionen für Innovationen sind tatsächlich profitabel.<br />

Bild: Ford<br />

20 Car Innovation · Mai 2008


Ohne wesentliche Innovationen in<br />

der Automobilindustrie ist das<br />

Konzept der individuellen Mobilität<br />

in Gefahr. Sie sind notwendig, um<br />

die globalen Herausforderungen der<br />

Branche zu bewältigen. Die Automobilunternehmen<br />

müssen mit einem ausgewogenen<br />

Innovationsmanagement<br />

dafür sorgen, dass die Autos von morgen<br />

nicht nur attraktiv für Kunden<br />

sind, sondern auch für breite Käuferschichten<br />

bezahlbar bleiben und die immer<br />

strikteren gesetzlichen Auflagen<br />

erfüllen. Wenn dies gelingt, wird das<br />

Auto auch in Zukunft das weltweit bevorzugte<br />

Fortbewegungsmittel bleiben.<br />

Antizipieren der langfristigen Chancen<br />

Der Ausgangspunkt der Car Innovation<br />

2015-Studie sind 27 weltweite Megatrends<br />

in den Kategorien Politik, Gesellschaft,<br />

Wirtschaft und Technologie, die<br />

erheblichen Einfluss auf das Auto der<br />

Zukunft haben werden. Die Innovationsstrategien<br />

der Hersteller und Zulieferunternehmen<br />

müssen diese Trends<br />

berücksichtigen, um technologische<br />

Standards zu erfüllen, wirtschaftliche<br />

Notwendigkeiten zu berücksichtigen,<br />

Kundenwünsche zufriedenzustellen<br />

oder gesetzlichen Anforderungen zu<br />

entsprechen. Jeder dieser Megatrends<br />

zieht ernsthafte Konsequenzen für Innovationsstrategien<br />

nach sich.<br />

Als Beispiel dient die Entwicklung<br />

von Megastädten: Im Jahr 2015 werden<br />

40 Prozent der gesamten Weltbevölkerung<br />

in Städten mit mehr als einer Million<br />

Einwohnern leben. 17 Prozent der<br />

Weltbevölkerung leben dann in Megastädten<br />

mit mehr als fünf Millionen<br />

Einwohnern. Die Durchschnittsgeschwindigkeit<br />

für Autos in diesen oft<br />

infrastrukturell ungenügend ausgestatteten<br />

Megastädten wird unter zehn<br />

Stundenkilometern liegen, bei einer<br />

Autonutzungsdauer von etwa drei<br />

Stunden pro Tag. Auf derartig veränderte<br />

Einsatzbedingungen müssen die<br />

Hersteller mit völlig neuen Ansätzen<br />

reagieren, aktuelle Fahrzeugkonzepte<br />

decken das zukünftige Anforderungsportfolio<br />

in den Wachstumsregionen<br />

und -segmenten nur teilweise ab.<br />

Funktionen<br />

Kosten<br />

Sicherheit<br />

Komfort<br />

Energie<br />

Löhne<br />

Ohne Innovationen ist das<br />

Konzept der individuellen Mobilität<br />

in Gefahr<br />

Einfluss von Megatrends auf Innovationen in der Automobilindustrie<br />

… Innovationsziele<br />

Leistung & Dynamik<br />

Infotainment&Vernetzung<br />

Flexibilität & Raum<br />

Design & Haptik<br />

Einfacheit<br />

Emissionen<br />

TCO 1 /Verbrauch<br />

Materialien<br />

Sachanlagen<br />

1 TCO = Total Cost of Ownership<br />

Ausweitung des<br />

Umweltschutzes<br />

Quelle: Studie ,Car Innovation 2015‘, Oliver Wyman<br />

Stagnierendes Bevölkerungswachstum<br />

Entwicklung<br />

von Megastädten<br />

Technologiechancen erkennen<br />

40 Prozent aller Investitionen fließen<br />

in Innovationen, die es nie ins Serienauto<br />

schaffen oder die wegen ungenügender<br />

Akzeptanz bei Autokäufern<br />

nie in ausreichender Stückzahl produziert<br />

werden. Von den verbleibenden<br />

60 Prozent werden 20 Prozent für die<br />

notwendige Serienentwicklung ausgegeben.<br />

Weitere 20 Prozent<br />

sind für Innovationen, die<br />

gesetzliche Vorgaben erfüllen,<br />

nicht aber das Produkt<br />

differenzieren. Es sind also<br />

nur 20 Prozent der Investitionen<br />

tatsächlich profitabel.<br />

Von allen Technologien, die<br />

sich derzeit in der Entwicklung befinden,<br />

haben nur rund zehn Prozent das<br />

Potenzial, Blockbuster-Innovationen zu<br />

werden. Sie haben sowohl das nötige<br />

Marktpotenzial als auch einen hohen<br />

Innovationsgrad.<br />

Doch je größer der Innovationsschritt<br />

ist, desto höher sind auch die<br />

Entwicklungsrisiken. Ein gutes Beispiel<br />

ist Steer-by-Wire: Steer-by-Wire weist<br />

im Vergleich zu anderen Lenkungskonzepten<br />

einen hohen Innovationsgrad<br />

auf. Doch der starke Eingriff in das<br />

Fahrkonzept in Verbindung mit sehr<br />

hohen Kosten ergibt ein derzeit sehr<br />

niedriges Marktpotenzial. Mit einem<br />

Wichtigste Megatrends und ihr Einfluss auf …<br />

Alternde,<br />

aktivere Bevölkerung<br />

Polarisierung<br />

der Einkommen<br />

Wachsender<br />

Mobilitätsbedarf<br />

Nachfrage nach Vernetzung<br />

und Vereinfachung<br />

Zunehmenes<br />

Sicherheitsbedürfnis<br />

Individualisierung<br />

des Bedarfs<br />

Einsatz der Technologie ist nicht vor<br />

2020 zu rechnen.<br />

Die Chancen und Risiken müssen<br />

nicht nur einmal, sondern in regelmäßigen<br />

Abständen genau analysiert werden.<br />

Denn die Technologien laufen stets<br />

Gefahr, durch alternative Entwicklungen<br />

ersetzt zu werden. Um die Anwendungs-<br />

und Marktpotenziale einer Innovation<br />

zu bestimmen, muss das jeweilige<br />

Automodul auf die verwendeten<br />

Technologien, die aktuellen Entwicklungstrends<br />

und die bereits in Entwicklung<br />

befindlichen Innovationen<br />

hin untersucht werden. Die unterschiedlichen<br />

Marktstrukturen, die<br />

Wettbewerber und Geschäftsmodelle<br />

eines jeden Segments müssen ebenfalls<br />

berücksichtigt werden.<br />

Die Technologie-Roadmap<br />

Für die Studie ,Car Innovation 2015’<br />

hat Oliver Wyman 315 Automobil<strong>innovation</strong>en<br />

auf ihren Innovationsgrad<br />

und ihr Marktpotenzial hin untersucht.<br />

Die Ergebnisse zeigen, dass nur etwas<br />

mehr als die Hälfte aller derzeitigen In-<br />

Car Innovation · Mai 2008<br />

Zunehmende<br />

technische Komplexität<br />

geringer Einfluss mittlerer Einfluss hoher Einfluss<br />

Die Rahmenbedingungen: Ausgangspunkt<br />

der Studie ,Car Innovation 2015‘ sind 27<br />

weltweite Megatrends in den Kategorien<br />

Politik, Gesellschaft, Wirtschaft und Technologie,<br />

die erheblichen Einfluss auf das Auto<br />

der Zukunft haben werden.<br />

21


Der Trend von Einzel- hin zu System<strong>innovation</strong>en<br />

Anzahl der Funktionen<br />

ESP,<br />

Bremsassistent<br />

Anzahl der<br />

TV Gäste<br />

DVD<br />

Keyless entry<br />

ESP = Electronic Stability Program, EPS = Electronic Power Steering, APS = Adaptive Power Steering<br />

EMB = Electro-mechanical Braking, ACC = Adaptive Cruisa Control, PSS = Predictive Safety Systems<br />

ESP,<br />

APS,<br />

EMB,<br />

ACC,<br />

PSS<br />

etc.<br />

ABS<br />

Einspritzung<br />

Klimaanlage<br />

Xenon-Licht<br />

Einspritzung<br />

Klimaanlage<br />

Zündung<br />

Dreipunktgurt<br />

12V<br />

Zündung<br />

Dreipunktgurt<br />

12V<br />

Zündung<br />

Dreipunktgurt<br />

12V<br />

1960 1980 2000 2015<br />

Wärmeschutzglas<br />

Neuartige Wischblätter<br />

Rußpartikelfilter<br />

TV<br />

DVD<br />

Keyless entry<br />

Xenon-Licht<br />

Einspritzung<br />

Klimaanlage<br />

Zündung<br />

Dreipunktgurt<br />

12V<br />

Systeminnvovationen<br />

Einzelinnvovationen<br />

Elektrik und Elektronik<br />

bleiben bis 2015 und<br />

darüber hinaus die wichtigsten<br />

‚Enabler‘ für<br />

Innovationen im Auto.<br />

Das jährliche Wachstum<br />

beträgt sechs Prozent.<br />

Da immer mehr Funktionen<br />

im Auto miteinander<br />

verbunden werden,<br />

wird sich der Trend von<br />

Einzel- hin zu System<strong>innovation</strong>en<br />

weiter<br />

fortsetzen.<br />

Quelle: Studie ,Car Innovation 2015‘, Oliver Wyman<br />

novationsprojekte in der Automobilindustrie<br />

eine hohe Erfolgschance haben.<br />

Im Rahmen der Studie entstand neben<br />

einer umfangreichen Innovations-<br />

Roadmap auch eine umfangreiche<br />

Technologiedatenbank. Zudem identifizierte<br />

Oliver Wyman drei zentrale<br />

Trends bis 2015.<br />

Trend I: Elektrik und Elektronik<br />

Elektrik und Elektronik bleiben bis<br />

2015 und darüber hinaus die wichtigsten<br />

‘Enabler’ für Innovationen im Auto.<br />

Das jährliche Wachstum beträgt sechs<br />

Prozent. Die erfolgreichsten Technologien<br />

mit einem Wachstum von acht<br />

Prozent und mehr werden Software,<br />

Halbleiter, Displays und Antriebsregelung<br />

sein. Doch auch in der Elektronik<br />

müssen die Kosten optimiert werden.<br />

Es wird klare Trends zur Integration<br />

und Zusammenlegung verschiedener<br />

Funktionen sowie zu weiterer Standardisierung<br />

geben.<br />

Da immer mehr Funktionen im Auto<br />

miteinander verbunden werden, gibt es<br />

einen Trend von Einzel- hin zu System<strong>innovation</strong>en.<br />

Mehr und mehr Teile<br />

werden für zwei und mehr Aufgaben<br />

genutzt. Ein aktuelles Beispiel ist das<br />

PRE-SAVE-System von Mercedes-Benz,<br />

das Systeme wie Crash-Sensoren und<br />

ESP mit Sitzverstellung, Sicherheitsgurten<br />

und Schiebedach verbindet. Bereits<br />

existierende Komponenten werden mit<br />

zusätzlichen Sicherheitsfunktionen<br />

ausgestattet.<br />

Trend II: Emissions-, Verbrauchsund<br />

Gewichtsreduzierung<br />

Ein zentrales Thema der Branche ist<br />

die Emissions-, Verbrauchs- und Gewichtsreduzierung.<br />

Neue Antriebskonzepte<br />

und Autoarchitekturen werden<br />

hierfür entwickelt. Wenn es keine<br />

Durchbruch<strong>innovation</strong>en auf diesem<br />

Gebiet gibt, wird die Produktion von<br />

Autos mit Ottomotor bis 2015 um 0,3<br />

Technologie: Entwicklung von unterschiedlich Antrieben<br />

(2005–2015)<br />

63 Mio.<br />

100%<br />

90%<br />

80%<br />

70%<br />

60%<br />

50%<br />

40%<br />

48,5 Mio.<br />

(77%)<br />

Einheiten<br />

72 Mio. 75 Mio.<br />

53,3 Mio.<br />

(74%)<br />

Ottomotor<br />

30%<br />

14,4 Mio.<br />

12,6 Mio.<br />

(20%)<br />

(20%)<br />

20%<br />

Dieselmotor<br />

10%<br />

4,3 Mio.<br />

(6%)<br />

Alternative<br />

0%<br />

1,9 Mio.<br />

(3%)<br />

Antriebe 2005 2010<br />

CAGR (Compound Annual Growth Rate) = durchschnittliche Wachstumrate<br />

46,5 Mio.<br />

(62%)<br />

15,8 Mio.<br />

(21%)<br />

CAGR 05-15<br />

1,8%<br />

CAGR 05-15<br />

0,3%<br />

CAGR 05-15<br />

21%<br />

12,7 Mio. CAGR 05-15<br />

(17%) 21,4%<br />

11% Hybrid (24% Voll-<br />

Hybrid, 6% Mild-Hybrid<br />

und 70% Micro-Hybrid)<br />

5% Alternvative<br />

Kraftstoffe<br />

2015 1% Brennstoffzelle<br />

Otto verliert:<br />

Die Produktion von<br />

Autos mit alternativen<br />

Brennstoffen (Biobrennstoffe<br />

und Erdgas) steigt<br />

bis 2015 auf 3,8<br />

Millionen pro Jahr an.<br />

Mit einem durchschnittlichen<br />

jährlichen Plus<br />

von 21,4 Prozent<br />

verzeichnen die Hybridantriebe<br />

das stärkste<br />

Wachstum.<br />

Quelle: Industriedatenbank; Sekundärforschung; Experteninterviews; Oliver Wyman-Analyse<br />

22 Car Innovation · Mai 2008


Prozent jährlich abnehmen – von 48,5<br />

Millionen im Jahr 2005 auf 46,5<br />

Millionen. Dieselantriebe werden ein<br />

jährliches Wachstum von 2,1 Prozent<br />

erleben, von 12,6 Millionen Fahrzeugen<br />

auf 15,8 Millionen. Die Produktion<br />

von Autos mit alternativen<br />

Brennstoffen (Biobrennstoffe und<br />

Erdgas) steigt bis 2015 auf 3,8 Millionen<br />

pro Jahr an. Mit einem durchschnittlichen<br />

jährlichen Plus von 21,4<br />

Prozent verzeichnen die Hybridantriebe<br />

das stärkste Wachstum. Alle eben<br />

genannten Technologien verwenden<br />

als wichtigstes Antriebsaggregat den<br />

Verbrennungsmotor. Bis 2015 werden<br />

elf Prozent aller Antriebsstränge Hybridantriebe<br />

sein, während Brennstoffzellen-<br />

und Elektroantriebe weniger<br />

als ein Prozent der Produktion<br />

ausmachen.<br />

Trend III: Kundenorientierung<br />

Oft sind Innovationen deshalb erfolglos,<br />

weil Hersteller und Zulieferer zu wenig<br />

über die Wünsche und Bedürfnisse ihrer<br />

Kunden wissen und das Marketing<br />

ihrer Innovationen vernachlässigen.<br />

Diese Tatsache begrenzt die Anzahl<br />

kommerziell erfolgreicher Produkt<strong>innovation</strong>en<br />

im Auto und erhöht den<br />

Druck auf die Hersteller, stärkeres Augenmerk<br />

auf reine Kosten<strong>innovation</strong>en<br />

zu legen: Nur 17 Prozent der angebotenen<br />

Innovationen werden laut einer<br />

Endkundenumfrage von Oliver Wyman<br />

tatsächlich gekauft.<br />

Mehrheit der Kunden sucht ein<br />

verlässliches Auto zu vernünftigen<br />

Kosten<br />

Kunden-Umfrage:<br />

Wie wichtig sind Innovationen?<br />

Für ‘Car Innovation 2015’ interviewte<br />

Oliver Wyman 550 Neuwagenkäufer in<br />

Deutschland und den USA. Sie wurden<br />

zur Akzeptanz von Innovationen und<br />

zu ihrem Budget für Sonderausstattungen<br />

befragt. Zusätzlich erfolgte in beiden<br />

Märkten die Auswertung von Statistiken<br />

zum Kundenverhalten. In über<br />

50 Testkäufen wurde darüber hinaus<br />

die Qualität von Händlern hinsichtlich<br />

ihres Wissens und Erklärungsvermögens<br />

zu innovativen Funktionen ermittelt.<br />

Experteninterviews auf Hersteller-<br />

wie Zulieferebene brachten ihre<br />

Sicht auf wichtige Innovationen zutage.<br />

Die Ergebnisse zeigen, dass sich Fahrer<br />

von der Menge der Innovationen im<br />

Auto überfordert fühlen. Es befinden<br />

sich zu viele komplizierte und erklärungsbedürftige<br />

Innovationen auf dem<br />

Markt. Vor allem die Flut an markenspezifischen<br />

Namen (4Matic, Dynamic Drive)<br />

und Abkürzungen (HCCI, JDLS)<br />

verwirrt die Kunden. So sind beispielsweise<br />

35 Prozent aller Bezeichnungen<br />

für Funktionen im Lexus GS Abkürzungen<br />

(Siehe auch nachfolgenden Beitrag<br />

,Der Kunde lenkt mit’ auf Seite 32). Das<br />

Bedürfnis der Kunden nach niedrigen<br />

Gesamtkosten (Total Cost of Ownership)<br />

ist dagegen groß. Die überwiegende<br />

Mehrheit der Kunden sucht vor<br />

allem ein verlässliches Auto zu vernünftigen<br />

Kosten. Das zeigt, dass der<br />

Hauptfokus der Kunden nicht auf Innovationen,<br />

sondern auf Mobilität liegt.<br />

… und auf dem Preis<br />

Innerhalb der letzten 20 Jahre stieg der<br />

Preis für einen Neuwagen in den industrialisierten<br />

Ländern um 100 Prozent,<br />

das Durchschnittseinkommen<br />

dagegen nur um 50<br />

Prozent. Zunehmende technologische<br />

Komplexität und<br />

die wachsende Zahl an<br />

Funktionen sorgen für hohe<br />

Autopreise. Diese Entwicklung<br />

kann nicht mehr lange<br />

weitergehen, ohne die Kunden zum<br />

Umstieg auf kleinere Modelle zu zwingen.<br />

Kosten<strong>innovation</strong>en werden daher<br />

zu einem zentralen Ziel der Automobilindustrie<br />

und sind künftig genauso<br />

wichtig wie die traditionellen differenzierenden<br />

funktionalen Innovationen.<br />

Die FuE-Manager von Herstellern und<br />

Zulieferern haben diese neue Aufgabe<br />

bereits erkannt. Der Wandel der existierenden<br />

Innovationskultur fällt jedoch<br />

schwer. Denn der wichtigste Antrieb in<br />

der Branche ist die Faszination für neue<br />

und verbesserte Funktionen.<br />

Zulieferer investieren doppelt so viel in FuE wie Hersteller<br />

FuE-Wertfluss 2005 (Mrd. Euro, gerundet)<br />

Wertabfluss<br />

(gebuchte Projekte)<br />

Segmentname<br />

(1)<br />

(2)<br />

Engineering<br />

(3)<br />

Dienstleister<br />

0,0 5,0<br />

3,0<br />

OEMs<br />

22,2 0,0<br />

Primärer<br />

Mehrwert<br />

Wertzufluss<br />

(bezahlte Projekte)<br />

5,5<br />

21,2<br />

2,0 19,2<br />

Zulieferer<br />

2,0 19,2<br />

40,9<br />

Quelle: Oliver Wyman R&D Datenbank, Brancheninterviews<br />

Umverteilung: Während westliche Hersteller ihre Forschungsgelder begrenzen, gibt es bei chinesischen, indischen und<br />

südkoreanischen Herstellern deutliche Ausgabensteigerungen. Branchenweit sind jedoch die Zulieferer und die Engineering-<br />

Dienstleister die ,Wert-Steigerer‘: Ihre FuE-Ausgaben steigen bis 2015 um 50 Prozent gegenüber heute.<br />

Car Innovation · Mai 2008<br />

23


Zulieferer<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

Überprüfen der Innovationsstrategie<br />

Erfolgreiches Innovationsmanagement<br />

benötigt ein System aus miteinander<br />

verbundenen Elementen, die wie<br />

Zahnräder ineinandergreifen müssen:<br />

eine klare Innovationsstrategie, die eng<br />

mit dem Geschäftsmodell des Unternehmens<br />

zusammenhängt, das richtige<br />

Team mit einer geeigneten Kultur, um<br />

die Strategie umzusetzen, eine Organisation,<br />

die alle Innovationsprozesse effektiv<br />

und effizient steuern kann, und<br />

eine intelligente Geschäftsidee, die es<br />

erlaubt, aus den Innovationen auch<br />

greifbare Erträge zu machen. Oliver<br />

Wyman nennt ein solches System ,Innovation<br />

Strategy Framework’, kurz<br />

ISF. Es besteht aus vier Elementen:<br />

dem geplanten Kundenangebot<br />

(beschreibt den künftigen<br />

Nutzen der Innovation für den<br />

Kunden), dem Business Case<br />

(wie der Kundennutzen zu Ertrag<br />

führt), Organisation und<br />

Kultur (wie Ideen effizient und<br />

effektiv generiert und in Produkte umgesetzt<br />

werden) sowie Kompetenzfokus<br />

und Zusammenarbeit (wie intern und<br />

extern ein geeignetes Kompetenzportfolio<br />

aufgebaut wird).<br />

Es gibt kein ISF-Optimum für alle<br />

Situationen, sondern typische Erfolgsmuster,<br />

die sich jeweils nur für bestimmte<br />

Unternehmen eignen.<br />

Die Studie hat sechs Innovator-Archetypen<br />

für Automobilhersteller und sechs<br />

für Zulieferer identifiziert (siehe Über-<br />

Innovations-<br />

Archetyp<br />

Radikaler<br />

Innovator<br />

6 Modulformer<br />

Funktionsanreicherer<br />

Systemverbinder<br />

Prozesschampion<br />

5 Nischenanbieter<br />

Kundenangebot<br />

Ersetzt alte Systeme<br />

oder etabliert neue<br />

Bringt neue Funktionen<br />

auf den Markt, Fokus<br />

auf Hersteller und<br />

Endkunden<br />

Prozess- oder Produktoptimierung,<br />

Fokus auf<br />

Endkunden<br />

Schrittweise Prozess<strong>innovation</strong>en,<br />

um immer<br />

breitere Märkte bedienen<br />

zu können, Anpassung<br />

an Kunden<br />

Produkt- oder Prozessinnovator,<br />

der Nischenmärkte<br />

bedient, Fokus<br />

auf Endkunden<br />

Fokus auf Modulentwurf<br />

und Prozesse,<br />

definiert Module neu<br />

Quelle: Studie ,Car Innovation 2015’, Oliver Wyman<br />

Radikale, Champions & Co.: Die Studie identifiziert<br />

sechs Innovator-Archetypen für Automobilhersteller<br />

und für Zulieferer. Viele<br />

Unternehmen folgen gleichzeitig zwei oder<br />

mehr Innovationsstrategien, zum Beispiel<br />

Zulieferer mit verschiedenen Produktreihen<br />

oder Hersteller mit verschiedenen Marken.<br />

Die Lösung des Kostenproblems liegt<br />

in einer Reihe von Aufgaben, die die<br />

Automobilindustrie parallel angehen<br />

muss. Der Einsatz neuer, kosteneffizienter<br />

Werkstoffe hilft, Material- und<br />

Verarbeitungskosten zu senken. Durch<br />

flexible Fertigungskonzepte kann die<br />

Auslastung der Endmontage verbessert<br />

werden. Neue Softwaregenerationen<br />

müssen in verschiedenen Modellen<br />

funktionieren. Intelligent gestaltete optionale<br />

Ausstattungspakete können die<br />

Anzahl möglicher Konfigurationen senken<br />

und so Komplexität aus der Fertigung<br />

nehmen.<br />

Gleichzeitig müssen auch die Entwicklungskosten<br />

gesenkt werden. Alle<br />

großen Automobilunternehmen haben<br />

FuE-Offshoring-Initiativen gestartet, die<br />

Ingenieurskosten reduzieren und dazu<br />

beitragen, die kundennahe Vorortentwicklung<br />

voranzutreiben. Modularisierungskonzepte<br />

drücken die FuE-Kosten<br />

pro Einheit. Zudem wird die Einführung<br />

neuer Entwicklungs- und Testsoftware<br />

dabei helfen, den Aufwand bei Versuchsreihen<br />

für Automobilkomponenten<br />

deutlich zu verringern.<br />

Kompetenzfokus und<br />

Zusammenarbeit<br />

Spezialisiert, behält<br />

Know-how im Haus<br />

Integriert Funktionen,<br />

behälte Know-how<br />

im Haus<br />

Expandiert über<br />

F&E-Partnerschaften<br />

in neue Systeme,<br />

offene Schnittstellen<br />

Fokus auf Prozesse,<br />

offen für Partnerschaften<br />

Sehr spezialisiert,<br />

selektive Partnerschaften<br />

Einzigartige Know-how-<br />

Kombination, Parnterschaft<br />

mit Hersteller<br />

oder Systemverbinder<br />

Business<br />

Case<br />

Preispremium, guter<br />

Nachahmerschutz<br />

Preispremium, guter<br />

Nachahmerschutz<br />

Preispremium oder<br />

geringe Kosten,<br />

mittlerer Nachahmerschutz<br />

Geringe Kosten,<br />

reife Technologien,<br />

schwacher Nachahmerschutz<br />

Preispremium<br />

flexibler Nachahmerschutz<br />

Preispremium,<br />

Kostensenkung für<br />

Module<br />

Beispiele<br />

Siemens VDO<br />

Gentex<br />

ZF Friedrichshafen<br />

ElringKlinger<br />

Elmos<br />

Brose<br />

Gemeinsam gegen das Risiko<br />

Diese Entwicklungen werden begleitet<br />

von strukturellen Änderungen in den<br />

FuE-Abteilungen der Branche. Die Hersteller<br />

werden ihre FuE-Ausgaben künftig<br />

nur leicht erhöhen. Während westliche<br />

Hersteller ihre Forschungsgelder begrenzen,<br />

gibt es bei chinesischen, indischen<br />

und südkoreanischen Herstellern<br />

deutliche Ausgabensteigerungen.<br />

In der Gesamtsicht der Branche sind<br />

die Zulieferer und die Engineering-<br />

Dienstleister die Gewinner der Entwicklung.<br />

Sie können ihre FuE-Ausgaben<br />

bis 2015 um 20 Milliarden Euro<br />

steigern (2005: 46 Milliarden Euro).<br />

Wichtiger Antrieb ist<br />

die Faszination für neue und<br />

verbesserte Funktionen<br />

Der Konzentrationsprozess unter den<br />

Zulieferern wird ihre Innovationsstärke<br />

und ihre Fähigkeit zur Zusammenarbeit<br />

mit FuE-Partnern erhöhen.<br />

Option ,Innovationsnetzwerke‘<br />

Die Nutzung von Innovationsnetzwerken<br />

ist in vielen Fällen eine Option,<br />

um Kosten zu senken und zusätzlich<br />

die Innovationsqualität zu<br />

steigern. Wird die computerbasierte<br />

Fahrzeugentwicklung als ein Beispiel<br />

herangezogen, nimmt die Simulation<br />

von Fahrzeugmodulen und -komponenten<br />

einen immer höheren Stellenwert<br />

in der Automobilindustrie ein.<br />

Akuter Kostendruck zwingt die Hersteller<br />

zunehmend bereits vor der Erstellung<br />

kostspieliger Prototypen, virtuelle<br />

Perfektion zu erzielen.<br />

Zulieferer und Entwicklungsdienstleister<br />

werden hierfür eng in den Entwicklungs-<br />

beziehungsweise Produktentstehungsprozess<br />

integriert und<br />

unterliegen der Erwartung des Herstellers,<br />

fehlende Kapazitäten auszugleichen<br />

und differenzierendes Innovationspotenzial<br />

in die Zusammenarbeit<br />

einzubringen. Mit dem steigenden Grad<br />

der Vernetzung des Fahrzeuges und der<br />

zunehmenden Interaktion der Fahrzeugfunktionen<br />

steigen auch die Koordinations-<br />

und Integrationsanforderungen<br />

an die Unternehmen von bislang<br />

modulindividuellen Innovations- und<br />

Entwicklungsnetzwerken.<br />

24 Car Innovation · Mai 2008


sicht). Jeder Archetyp beschreibt ein typisches<br />

ISF-Profil, in dem die verschiedenen<br />

Elemente ineinandergreifen und so<br />

ein funktionierendes System bilden.<br />

Die Innovator-Archetypen für Autohersteller<br />

und Zulieferer dienen als Modell,<br />

um verschiedene Aspekte von Innovation<br />

zu verstehen und zu verbessern:<br />

die strategische Ausrichtung von<br />

FuE, die Organisation und Kultur,<br />

Kompetenzprofile und Kooperationsbedarf,<br />

Führungsstil, Effektivität und Effizienz<br />

sowie der Aufbau strategischer<br />

Hürden gegen Nachahmer.<br />

Viele Unternehmen folgen gleichzeitig<br />

zwei oder mehr Innovationsstrategien,<br />

zum Beispiel Zulieferer mit verschiedenen<br />

Produktreihen oder Hersteller mit<br />

verschiedenen Marken. Dabei bleiben Innovator-Archetypen<br />

nicht statisch, sondern<br />

entwickeln sich laufend weiter.<br />

,Innovatortyp‘ Gentex<br />

Es gibt typische Schritte von einem Innovatortyp<br />

zum nächsten. Ein Beispiel<br />

ist Gentex. Das Unternehmen begann<br />

1989 als ‚Nischenanbieter‘ für automatisch<br />

abblendende Rückspiegel. 2000<br />

integrierte das Unternehmen Klimasensoren<br />

und Freisprechanlagen in seine<br />

Spiegel und wurde dadurch zum ‘Funktionsanreicherer’.<br />

Das Konzept zielte<br />

darauf ab, immer mehr Funktionen in<br />

die Rückspiegel zu integrieren, um der<br />

Konkurrenz einen Schritt voraus zu<br />

bleiben und mehr Umsatz sowie höhere<br />

Margen mit dem Kernprodukt zu erzielen.<br />

2005 führte Gentex mit seiner<br />

Scheinwerfersteuerung ‚SmartBeam‘<br />

eine neue Nischen<strong>innovation</strong> ein. Die<br />

Integration von LED-Technologie in<br />

Außenspiegel im Jahr 2006 stärkte die<br />

Position des Unternehmens als Funktionsanreicherer.<br />

<br />

Autoren: Dr. Jan Burgard, Berater, Global<br />

Automotive Practice, Oliver Wyman; Dr. Jan<br />

Dannenberg, Partner, Global Automotive<br />

Practice, Oliver Wyman<br />

Nur 17 Prozent der Innovationen<br />

werden vom Kunden gekauft<br />

Verkaufserfolg von Innovationen 1<br />

100%<br />

Angebotene<br />

Innovationen<br />

–49%<br />

51%<br />

Interesse bevor<br />

Preis bekannt ist<br />

–56%<br />

22%<br />

Interesse nachdem<br />

Preis bekannt ist<br />

1 In Deutschland und den USA;<br />

ermittelt in einer Kaufsimulation auf der Basis von 14 Innovationen<br />

Quelle: Studie ,Car Innovation 2015‘, Oliver Wyman<br />

–23%<br />

17%<br />

Kaufrate<br />

König Kunde: Das Interesse der Autokäufer<br />

an Innovationen ist deutlich geringer als<br />

mancher OEM gerne glauben möchte. Zudem<br />

ist er eher unwillig, für Innovationen Geld<br />

auszugeben.<br />

Die aktuelle Studie ,Car Innovation 2015‘<br />

der Strategieberatung Oliver Wyman<br />

zeigt, welche Stellhebel Automobilhersteller<br />

und -zulieferer nutzen müssen, um<br />

künftig zu den Innovationsführern zu gehören.<br />

Die Erfolgsfaktoren sind langfristige<br />

Innovationsvisionen, intelligente Geschäftsmodelle,<br />

ein am Kunden orientiertes<br />

Innovationsmarketing und kostengünstige<br />

Entwicklungsprozesse. Daraus<br />

erheben sich folgende Handlungsempfehlungen:<br />

Fokus auf Kunden und Marketing:<br />

Innovationen haben nur dann Erfolg,<br />

wenn sie Megatrends, Gesetzgebung,<br />

Wettbewerb oder den Kunden adressieren.<br />

Der Großteil heutiger Fahrzeug<strong>innovation</strong>en<br />

basiert jedoch auf den Ideen und<br />

Träumen von Ingenieuren. Zu wenige gehen<br />

von erkannten Kundenwünschen aus.<br />

Hersteller wie Zulieferer müssen ihr Innovationsmanagement<br />

stärker am Bedarf<br />

der Kunden sowie an künftigen Marktentwicklungen<br />

orientieren. Ansatzpunkte zur<br />

Verbesserung der Kunden- und Marketingorientierung<br />

von FuE finden sich im Produktportfolio,<br />

im Innovationsmarketing,<br />

bei Preispolitik und Marktforschung, in einer<br />

größeren Marktnähe der FuE-Zentren<br />

sowie bei Innovationen für spezielle Kundensegmente.<br />

Handlungsempfehlungen<br />

Aktive Neuausrichtung des Innovationsportfolios:<br />

Ein unausgewogenes FuE-Programm<br />

führt zu künftigen Wachstumslücken.<br />

Hersteller wie Zulieferer sollten ihr<br />

Innovationsportfolio kontinuierlich analysieren<br />

und neu ausrichten, um eine Balance<br />

bei den Kriterien Marktpotenzial versus<br />

Markenbedeutung, Innovationsgrad versus<br />

Risiken, externe versus interne Entwicklung<br />

und Funktion versus Kostensenkung<br />

zu erreichen. Überprüft werden sollten<br />

auch die Stimmigkeit des Zeitplans,<br />

Werthaltigkeit und Ertragsstärke der Innovation<br />

sowie Abdeckung der wichtigen<br />

Kundensegmente. Das Innovationsportfolio<br />

muss sowohl kurzfristige Perspektiven<br />

bieten als auch ein langfristiges Wertversprechen<br />

für das Geschäft der Zukunft gewährleisten.<br />

Verbesserung von Wirtschaftlichkeit und<br />

Risikomanagement von FuE: Um bei den<br />

Kosten wettbewerbsfähig bleiben zu können,<br />

müssen Hersteller wie Zulieferer kontinuierlich<br />

die Wirtschaftlichkeit ihrer Innovationen<br />

erhöhen. Hier gibt es vor allem<br />

drei Handlungsfelder: Effizienzverbesserung<br />

der FuE-Organisation wie Prozesskostensenkung<br />

und Produktivitätsverbesserung;<br />

Effektivitätssteigerung von FuE wie<br />

mehr und werthaltigere Innovationen; die<br />

laufende Bewertung von Risiken der in<br />

Entwicklung befindlichen Innovationen,<br />

um das Unternehmen vor möglichen Verlusten<br />

zu schützen.<br />

Unterstützung einer offenen Organisation<br />

und Kultur: Die Automobilindustrie muss<br />

sich mehr öffnen. Sie sollte in stärkerem<br />

Maße Trends aus anderen Branchen aufnehmen,<br />

etwa aus der Unterhaltungselektronik<br />

und der Telekommunikation. Hersteller<br />

und Zulieferer müssen Innovationsnetze<br />

bilden, um ihre Kompetenzen auszuweiten<br />

und die Kosten zu senken. Das<br />

Management muss eine offene Kultur<br />

schaffen, die die Zusammenarbeit fördert,<br />

das Kompetenzniveau der Mitarbeiter<br />

stärkt und unternehmerisches Handeln in<br />

der FuE belohnt.<br />

Überprüfung der Innovationsstrategie:<br />

Hersteller wie Zulieferer sollten regelmäßig<br />

auch die Aktualität und Stimmigkeit ihrer<br />

Innovationsstrategie überprüfen. Die zentralen<br />

Ziele jeder Innovationsstrategie sind<br />

die kurz-, mittel- und langfristige Verbesserung<br />

von Wettbewerbsposition und Ertragsstärke.<br />

Um sicherzustellen, dass sie<br />

auch erreicht werden, kann das Innovation<br />

Strategy Framework von Oliver Wyman helfen.<br />

Kundenangebot, Kompetenzfokus und<br />

Zusammenarbeit sowie Organisation und<br />

Kultur müssen so zusammenwirken, dass<br />

sie einen starken Business Case ergeben.<br />

Car Innovation · Mai 2008<br />

25


CO 2<br />

-Emission und Emotion<br />

Die Debatte über umweltfreundliche Fahrzeuge wird heiß geführt. Globale Erderwärmung,<br />

Feinstaubbelastung, spritfressende SUVs und fehlende Dieselpartikelfilter haben der Autoindustrie<br />

den Ruf eingebracht, zu wenig gegen CO 2<br />

und Emissionen zu tun. Jetzt starten die<br />

Automobilhersteller mit groß angelegten Programmen durch.<br />

Objektiv betrachtet lassen sich gerade<br />

einmal 9,9 Prozent aller<br />

Treibhausgase auf die 800 Millionen<br />

Pkws und Nutzfahrzeuge weltweit<br />

zurückführen. In den vergangenen Jahren<br />

konnten durch neue Technologien<br />

die Abgasgrenzwerte für Stickoxide,<br />

Kohlenwasserstoffe, Kohlenstoffmonoxide<br />

und Partikelmasse um über 80<br />

Prozent gesenkt werden. Schwefel, Blei<br />

und Benzol wurden ganz aus den Treibstoffen<br />

verbannt.<br />

Seit 1990 wurde in Deutschland trotz<br />

gestiegener Verkehrsleistung der absolute<br />

CO 2<br />

-Ausstoß gehalten, bezogen auf<br />

die Transportleistung sogar um 40 Prozent<br />

reduziert. Weltweit werden bereits<br />

30 Prozent der FuE-Ausgaben oder jährlich<br />

20 Milliarden Euro in die Entwicklung<br />

effizienterer und sauberer Antriebe<br />

und Fahrzeuge investiert. Ihr Image in<br />

punkto Umweltschutz konnte die Autoindustrie<br />

jedoch kaum verbessern.<br />

Zum einen nehmen Absatz und Altbestand<br />

an Fahrzeugen jährlich um<br />

zwei beziehungsweise drei Prozent zu.<br />

Zum anderen sind die Fahrzeuge im<br />

Schnitt schwerer geworden, da die<br />

Kunden größere Autos, mehr Komfort,<br />

Sicherheit und Entertainment wünschen.<br />

Und schließlich sind die heute<br />

nachgefragten Motoren leistungsfähiger<br />

– das durchschnittliche Drehmoment<br />

ist in zehn Jahren weltweit um 40<br />

Newtonmeter gestiegen, was einem<br />

Plus von 25 Prozent entspricht. Das alles<br />

führt zu einem Mehrverbrauch an<br />

Kraftstoff. Zugleich hat die Autoindustrie<br />

die erzielten Fortschritte beim Umweltschutz<br />

nicht frühzeitig vermarktet.<br />

Nur Toyota ist es durch den Prius und<br />

die Hybridtechnologie gelungen, sein<br />

Markenimage als umweltbewusster<br />

Automobilhersteller zu verbessern.<br />

240 Milliarden Euro ,Pro Umwelt’<br />

In ihren FuE-Abteilungen haben die<br />

Automobilhersteller langfristige Initiativen<br />

zur Verbrauchs- und Emissionsreduzierung<br />

gestartet. Dabei arbeiten sie<br />

an mehreren Fronten gleichzeitig: Die<br />

Optimierung traditioneller und die Entwicklung<br />

alternativer Antriebskonzepte<br />

zählen ebenso dazu wie die Reduzierung<br />

des Energieverbrauchs durch<br />

Leichtbau, verbessertes Energiemanagement<br />

und Rekuperation. Hinzu<br />

kommen Abgasnachbehandlung und<br />

alternative Kraftstoffe.<br />

Die dafür erforderlichen FuE-Ausgaben<br />

belaufen sich nach Schätzungen<br />

von Oliver Wyman in den nächsten<br />

zehn Jahren auf 240 Milliarden Euro.<br />

Und bis 2015 steigen die Herstellkosten<br />

beispielsweise für ein CO 2<br />

- und verbrauchsoptimiertes<br />

Mittelklassefahrzeug<br />

um knapp 700 Euro. Doch für die<br />

Umwelt lohnen sich diese Investitionen:<br />

Die modernsten Fahrzeuge werden<br />

bis zu 30 Prozent weniger CO 2<br />

ausstoßen<br />

als heute.<br />

,Grün‘ verkauft sich gut<br />

Im Bewusstsein europäischer Autofahrer<br />

ist der Faktor ,Umweltfreundlichkeit’<br />

inzwischen hoch angesiedelt. Dieser<br />

ist nach einer Kundenbefragung<br />

von Oliver Wyman aus dem Nichts auf<br />

Platz fünf der Kaufkriterien gesprungen.<br />

Darüber hinaus hat dieser das Potenzial,<br />

nach ,Zuverlässigkeit’ und ,Si-<br />

26 Car Innovation · Mai 2008


Die grüne Welle rollt: Die OEMs zelebrieren allerorten ,grüne<br />

Leistungsshows‘. In den nächsten zehn Jahren werden sich die FuE-<br />

Ausgaben für die Optimierung traditioneller und die Entwicklung<br />

alternativer Antriebskonzepte auf rund 240 Milliarden Euro belaufen.<br />

cherheit’ künftig zum dritten Hygienefaktor<br />

bei der Wahl des Autos zu werden<br />

– Kunden setzen dann Umweltverträglichkeit<br />

voraus, ohne wesentlich<br />

dafür bezahlen zu wollen.<br />

Bereits heute sind nur 13 Prozent<br />

der befragten Autofahrer in der EU bereit,<br />

für ein umweltfreundlicheres<br />

Fahrzeug einen höheren Preis zu bezahlen.<br />

Bei ökologisch bedingten Steueranreizen<br />

sind es 29 Prozent. Dagegen<br />

würden rund 46 Prozent eher die Fahrleistung<br />

reduzieren. Noch schlechter ist<br />

das Ergebnis unter deutschen Autokunden:<br />

Nur neun Prozent wollen für umweltfreundlichere<br />

Fahrzeuge mehr<br />

Geld ausgeben. Kunden mit Kleinwagen<br />

sind sogar nur zu fünf Prozent zu<br />

diesem Schritt bereit. Bei entsprechenden<br />

Steuervorteilen würden insgesamt<br />

rund 19 Prozent der deutschen Autofahrer<br />

mehr bezahlen.<br />

Die Öko-Aufsteiger<br />

Die gegenwärtige Kaufzurückhaltung<br />

ist nicht zuletzt darauf zurückzuführen,<br />

dass die CO 2<br />

-Debatte Kunden irritiert.<br />

Ob Technologieentwicklung oder steuerliche<br />

Regelungen beim Thema Umwelt<br />

– die Unsicherheit ist groß. Darüber<br />

hinaus können viele Kunden gar<br />

nicht beurteilen, wie umweltfreundlich<br />

ein Fahrzeug ist. Ihnen fehlen objektive<br />

Entscheidungskriterien.<br />

Die Mehrzahl wünscht sich deshalb<br />

ein unabhängiges Öko-Siegel. Dieses ist<br />

auch dringend notwendig, denn die Umweltverträglichkeit<br />

einzelner Automarken<br />

wird von Autofahrern verzerrt<br />

wahrgenommen: Beim Öko-Image landet<br />

Toyota auf Platz eins, Citroën auf<br />

Platz zehn. Der Vergleich des tatsächlichen<br />

CO 2<br />

-Flottenverbrauchs zeigt<br />

Toyota dagegen nur im Mittelfeld, während<br />

sich Citroën unter den Top Drei befindet.<br />

Deutsche Automarken bewegen<br />

sich in der Kundenwahrnehmung derzeit<br />

im Mittelfeld, werden aber als die<br />

zukünftigen Öko-Aufsteiger gesehen.<br />

Die von Oliver Wyman befragten<br />

Autofahrer erwarten, dass sich in den<br />

nächsten zehn Jahren unter den fünf<br />

umweltfreundlichsten Automarken<br />

drei deutsche befinden werden. So se-<br />

Marktstudie EU 1<br />

Rang heute<br />

Potenzial<br />

hen europäische Premiumkunden in<br />

zehn Jahren nicht mehr Toyota, sondern<br />

Mercedes-Benz auf Platz eins der<br />

umweltfreundlichsten Automarken,<br />

gefolgt von BMW, derzeit auf dem vierten<br />

Rang. Volkswagen, heute auf Rang<br />

fünf der Volumenmarken, kann sich<br />

nach Meinung der europäischen Verbraucher<br />

an die dritte Stelle setzen.<br />

Deutsche Kunden trauen VW sogar den<br />

Spitzenplatz zu. Darüber hinaus bewerten<br />

europäische Autokunden die deutschen<br />

Automarken als technologisch<br />

führend und trauen ihnen zu, mittelfristig<br />

auch in der Umwelttechnik die<br />

Poleposition einzunehmen.<br />

Quo vadis, OEMs?<br />

Die Automobilhersteller haben auf die<br />

CO 2<br />

-Diskussion spät, aber nicht zu spät<br />

reagiert. Viele möchten jetzt die gesamte<br />

Bandbreite an technologischen Lösungen<br />

– optimierte traditionelle Antriebe, alternative<br />

Antriebe, moderne Abgasnachbehandlung<br />

und vieles mehr – im Fahrzeugprogramm<br />

unterbringen. Tatsächlich<br />

gibt es bei einigen Themen aufgrund von<br />

Gesetzgebung und Wettbewerbsdruck<br />

kein Vorbeikommen. Vielfach besteht<br />

aber auch die Qual der Wahl, beispielsweise<br />

bei alternativen Antriebskonzepten<br />

und deren Einführungsstrategie über das<br />

Fahrzeugprogramm.<br />

Entsprechend groß ist die Risikofalle:<br />

Halten sich die Hersteller zurück, könnten<br />

sie nach dem Hybridantrieb die<br />

nächste große Welle verpassen. Investieren<br />

sie dagegen zu breit, gehen die<br />

Innovationen und Investitionen möglicherweise<br />

am eigentlichen Kundenbe-<br />

Wahrnehmung von Marke und Umweltfreundlichkeit<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

6<br />

7<br />

8<br />

9<br />

10<br />

Toyota<br />

Renault<br />

Peugeot<br />

VW<br />

Opel 2<br />

Fiat<br />

Mercedes-Benz<br />

Honda<br />

BMW<br />

Citroën<br />

bleibt in Top-10 fällt aus Top-10 heraus<br />

1 Deutschland, Frankreich, Italien, Polen, Spanien, UK<br />

„Welche drei Automarken würden Sie heute als besonders umweltfreundlich/<br />

ökologisch verantwortungsvoll einstufen?“ [ungestützt, bis zu drei Nennungen]<br />

„Von welchen drei Automarken erwarten Sie, dass sie in 10 Jahren führend in<br />

ökologischen Themen sein werden?“ [ungestützt, bis zu drei Nennungen]<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

6<br />

7<br />

8<br />

9<br />

10<br />

Toyota<br />

Renault<br />

VW<br />

BMW<br />

Mercedes-Benz<br />

Peugeot<br />

Audi 3<br />

Ford<br />

Opel<br />

Fiat<br />

steigt neu ein<br />

2 UK: Vauxhall<br />

3 Heute auf Rang 12<br />

in 10 Jahren<br />

Car Innovation · Mai 2008<br />

27<br />

Quelle: Studie ,Car Innovation 2015’, Oliver Wyman


„Auf den Klimawandel und die aktuelle Umweltdebatte<br />

werde ich in puncto Mobilität folgendermaßen reagieren…“<br />

Reaktion auf den Klimawandel – EU<br />

werde Fahrleistung<br />

reduzieren<br />

werde mir Fahrzeug mit umweltfreundlichem<br />

Antrieb anschaffen<br />

werde ein aus ökologischen Gründen<br />

steuerbegünstigtes Fahrzeug wählen<br />

29,46%<br />

45,8%<br />

Keine Reaktion, weil …<br />

als Einzelperson<br />

machtlos und<br />

Anreize durch<br />

Gesetzgeber<br />

notwendig sind<br />

Klimaproblem nur<br />

ein Medienhype<br />

Deutschland, Frankreich, Italien,<br />

Polen, Spanien, UK<br />

14,0%<br />

5,5%<br />

80,5%<br />

werde mir Fahrzeug mit ökologischer<br />

Kennzeichnung anschaffen<br />

werde mein altes Fahrzeug<br />

früher umtauschen<br />

werde auf umweltfreundliches Fahrzeug<br />

trotz höherer Kosten wechseln<br />

werde mir Fahrzeug mit<br />

weniger PS und reduzierter<br />

Höchstgeschwindigkeit anschaffen<br />

werde zu kleinerem<br />

Fahrzeug wechseln<br />

werde mir umweltfreundlichen<br />

Zweitwagen anschaffen<br />

29,0%<br />

17,9%<br />

17,8%<br />

12,7%<br />

11,7%<br />

8,9%<br />

5,6%<br />

Mehrfachnennungen<br />

möglich<br />

Quelle: Studie ,Car Innovation 2015’, Oliver Wyman<br />

darf vorbei. Auch droht aufgrund fehlenden<br />

Know-hows und begrenzter Kapazitäten<br />

ein ungenügender Reifegrad –<br />

mit eventuell hohen Folgekosten und<br />

Imageverlusten.<br />

Technische und wirtschaftliche Risiken<br />

sollten stärker kommuniziert werden,<br />

ergänzt um eine offene, unternehmensweite<br />

Diskussion. Hochgesteckte<br />

Renditeziele geraten in Gefahr, wenn Effektivität<br />

und Effizienz der CO 2<br />

-Aktivitäten<br />

unter die Räder kommen. Das CO 2<br />

-<br />

Engagement muss deshalb als strategisches<br />

Projekt begriffen und entsprechend<br />

strukturell, prozessual sowie personell<br />

auf Top-Ebene verankert werden.<br />

Die Automobilhersteller haben vielfältigen<br />

Handlungsbedarf, wollen sie<br />

die CO 2<br />

-Herausforderungen profitabel<br />

meistern und als Chance nutzen. Oliver<br />

Wyman hat sechs Schlüsselfelder<br />

identifiziert – eine CO 2<br />

-Agenda für<br />

Automobilhersteller:<br />

1. Antriebs- und Technologiestrategie<br />

Zu definieren ist eine auf die Zielkunden<br />

ausgerichtete Antriebs- und Technologiestrategie,<br />

die markendifferenzierend,<br />

durch die FuE-Mannschaft aber<br />

auch zu leisten ist. Die laufenden breiten<br />

CO 2<br />

-Initiativen sollten deshalb auf<br />

den Prüfstand, um sich abgestimmt auf<br />

Automarke und Fahrzeugprogramm<br />

entsprechend zu fokussieren. Dazu gehört<br />

auch eine konsequente Bereinigung<br />

der Variantenvielfalt bei konventionellen<br />

Antriebsplattformen.<br />

2. Business Case<br />

Das technisch Machbare ist auf seine<br />

Wirtschaftlichkeit zu prüfen, vor allem<br />

unter Abwägung quantifizierter Chancen<br />

und Risiken. Im Vordergrund stehen<br />

Aufwand und Nutzen, um ein priorisiertes<br />

und kosteneffizientes Maßnahmenportfolio<br />

festzulegen. Ein strategisches<br />

und operatives CO 2<br />

-Programmcontrolling<br />

muss die profitable Umsetzung für<br />

das Top-Management sicherstellen.<br />

3. Risikomanagement<br />

Werthaltigkeit und ,Risk Exposure’ einzelner<br />

CO 2<br />

-Strategiepfade sind in Verbindung<br />

mit alternativen Marktszenarien<br />

zu kategorisieren und zu quantifizieren,<br />

um strategische Risiken offen zu<br />

adressieren. Operatives Risikomanagement<br />

sollte technische und finanzielle<br />

Projektrisiken frühzeitig antizipieren<br />

und aufdecken, um gegebenenfalls<br />

Budgets und Ressourcen neu zu verteilen.<br />

Aktives Risikomanagement wird so<br />

zum Dreh- und Angelpunkt der CO 2<br />

-<br />

Diskussion im Unternehmen.<br />

4. FuE-Organisation<br />

Verteilte Aktivitäten sind zu bündeln<br />

und Organisationsstrukturen rund um<br />

traditionelle und alternative Antriebskonzepte<br />

anzupassen. Zugleich sind Kapazitäten<br />

und Kompetenzen zielgerichtet<br />

auf die neuen CO 2<br />

-Themen auszurichten<br />

und neu aufzubauen, um den<br />

Innovationsschub der nächsten Jahre<br />

bewältigen zu können.<br />

Wer bezahlt’s? Kunden setzen bei Neuwagen<br />

Umweltverträglichkeit voraus,<br />

ohne wesentlich dafür bezahlen zu wollen.<br />

Nur 13 Prozent der befragten Autofahrer<br />

in der EU bereit, für ein umweltfreundlicheres<br />

Fahrzeug einen höheren<br />

Preis zu bezahlen.<br />

5. Wertschöpfungsund<br />

Netzwerkstrategie<br />

Automobilhersteller sollten in die Entwicklung<br />

und Fertigung von differenzierenden<br />

oder werthaltigen Kernkomponenten<br />

einsteigen sowie System- und<br />

Integrationskompetenz aufbauen. Nur<br />

so sind die neuen Technologien nachhaltig<br />

profitabel zu realisieren. Eine<br />

entsprechend ausgerichtete Netzwerkstrategie<br />

mit Zulieferern und Engineering-Dienstleistern<br />

sichert den Zugang<br />

zu Schlüsseltechnologien.<br />

6. Kommunikationsstrategie<br />

Die verschiedenen internen und externen<br />

Interessengruppen sind gezielt anzusprechen<br />

und eng einzubinden. Die<br />

Kommunikation muss Kundenerwartungen<br />

adressieren, die Automarke<br />

stärken sowie Investoren, Politik, Handel<br />

und Mitarbeiter überzeugen. Kommunikation<br />

wird so zur unternehmensweiten<br />

Aufgabe, die Technik, Finanzen<br />

und Vertrieb vereint.<br />

<br />

Autoren: Christian Kleinhans und Peter<br />

Bosch, Partner, Global Automotive Practice,<br />

Oliver Wyman<br />

28 Car Innovation · Mai 2008


Die Innovation von unten<br />

Das Rennen um das Low-Cost-Segment ist in vollem Gang. Es geht um die Mobilisierung riesiger Märkte –<br />

und damit um die Zukunft der OEMs. Kühle und kühne Rechner sind gefragt. Damit ein Auto zum Low-Cost-<br />

Preis, wie unter anderen Fiat, VW und Toyota sie planen, realisiert werden kann, muss die gesamte Wertschöpfungskette<br />

von der Entwicklung bis zum Vertrieb radikal auf Kosten getrimmt werden.<br />

Im Jahr 2015 könnten etwa zehn Prozent<br />

aller Autos oder vier Millionen<br />

Fahrzeuge in Indien, China und Europa<br />

Niedrigpreisautos sein, deren Verkaufspreise<br />

üblicherweise zwischen<br />

3 500 und 8 800 Euro liegen. Tata Motors<br />

heizt gerade mit der Einführung<br />

des Nanos in Indien den Wettbewerb in<br />

diesem Wachstumssegment an – mit einem<br />

radikalen Kampfpreis, der sogar<br />

noch deutlich darunter liegt. Derzeit<br />

planen nahezu alle großen Autohersteller<br />

so genannte ,Low Cost Cars’, die in<br />

Mitteleuropa zu Preisen zwischen 5 000<br />

und 8 800 Euro angeboten werden. Naturgemäß<br />

leidet das Segment unter hohem<br />

Kostendruck und verspricht daher<br />

nur wenig Profit.<br />

Das Niedrigpreissegment fördert aber<br />

ein radikales Umdenken entlang der<br />

gesamten Wertschöpfungskette, um<br />

dauerhafte Profitabilität sicherzustellen.<br />

Daher macht das große Engagement der<br />

Hersteller Sinn. Denn die Arbeit an Niedrigpreisautos<br />

verspricht eine Reihe von<br />

Entwicklungs-, Prozess-, Konzept- und<br />

Material<strong>innovation</strong>en, welche die Präsenz<br />

in diesem Markt zu einem Muss<br />

machen – schon alleine wegen der Lerneffekte<br />

aus der kostengünstigen Wertschöpfungskette<br />

und ihrer Abstrahleffekte<br />

in alle anderen Fahrzeugsegmente.<br />

‚Low Cost‘ en voque<br />

Jüngst kündigte Toyota an, ein eigenes<br />

Niedrigpreisauto entwickeln zu wollen,<br />

das eine „wirklich extrem kostengünstige<br />

Art der Konstruktion mit extrem<br />

kostengünstigen Materialien“ sein werde,<br />

so der Vorstandsvorsitzende von<br />

Toyota, Katsuaki Watanabe. In Indien<br />

ist es Tata Motors mit seinem Entwicklungsprojekt<br />

,Rs 1 lakh Car’ (dem<br />

100 000-Rupien-Auto) gelungen, auf<br />

einen Verkaufspreis von unter 2 000<br />

Euro zu kommen: Das Fahrzeug wird<br />

als ,Nano’ in den Markt eingeführt. Der<br />

japanische Kleinwagenhersteller Suzuki<br />

arbeitet derzeit an einem noch geheimen<br />

660-Kubikzentimeter-Modell für<br />

seine indische Tochter Maruti, das gegen<br />

den Nano positioniert ist.<br />

Damit ein Auto zu diesem Preis<br />

wirklich realisiert werden kann, muss<br />

die gesamte Wertschöpfungskette von<br />

der Entwicklung bis zum Vertrieb radikal<br />

auf Kosten getrimmt werden. Tata<br />

verwirklichte ein modulares Konzept,<br />

dessen Basis wirklich nur ein ,fahrbarer<br />

Untersatz’ ist. Hier wurden sämtliche<br />

Bild AP/tr.<br />

Wie haben die das nur gemacht? Tatas Nano, ein<br />

Auto für 2 500 Dollar, sorgt für große Neugierde in der<br />

Branche. Tata Motors verwirklichte ein modulares Konzept,<br />

bei dem sämtliche Funktionen sowie deren Realisierungskonzepte<br />

erst einmal in Frage gestellt wurden.<br />

Car Innovation · Mai 2008<br />

29


Funktionen sowie deren Realisierungskonzepte<br />

erst einmal in Frage gestellt.<br />

Bisher ist der bereits in die Jahre gekommene<br />

Maruti 800 das günstigste<br />

Auto auf dem indischen Markt – es kostet<br />

etwa 190 000 Rupien oder knapp<br />

3 300 Euro und geht deutliche Kompromisse<br />

bei Komfort, Sicherheit und<br />

Design ein. Nur etwa 100 Euro teurer<br />

als der indische Maruti 800 ist der chinesische<br />

Chery QQ. Der QQ ist ein bei<br />

Design und Technik moderner Kleinstwagen,<br />

der bisher nur auf dem chinesischen<br />

Markt angeboten wird – im Markt<br />

wird allerdings behauptet, er sei ein illegaler<br />

Nachbau des Chevrolet Matiz.<br />

Das günstigste Auto in China ist derzeit<br />

der Geely Haoquing, der etwa<br />

3 000 Euro kostet. Auch der US-Konzern<br />

General Motors arbeitet mit seiner<br />

koreanischen Tochter Daewoo an einem<br />

Niedrigpreisfahrzeug, das sowohl<br />

im indischen als auch im chinesischen<br />

Markt eingeführt werden soll.<br />

80 Prozent Europa-Aufschlag<br />

Wegen der strengen Umwelt- und Sicherheitsauflagen<br />

ist das Preisniveau in<br />

den EU-Kernländern deutlich höher –<br />

selbst wenn es um ,Low Cost Cars’ geht.<br />

Ein in Indien und China für 3 500 bis<br />

7 000 Euro angebotenes Niedrigpreisauto<br />

würde in Europa aufgrund der höheren<br />

Sicherheits- und Umweltauflagen<br />

zwischen 5 000 und 8 800 Euro<br />

kosten. Tatsächlich plant Chery, seinen<br />

in China 3 400 Euro teuren QQ in Europa<br />

für 5 000 Euro anzubieten. Noch<br />

größer ist der Preisunterschied bei der<br />

General Motors-Tochter Hyundai. Der<br />

Durch radikales ‚Low Cost Design‘<br />

können die Preise deutlich gesenkt<br />

werden<br />

in Indien für 4 600 Euro angebotene<br />

Santro ist in der Europa-Version unter<br />

dem Namen Atos mit knapp 9 200 Euro<br />

doppelt so teuer.<br />

Mit zunehmendem Wohlstand in<br />

den Schwellenländern wie Indien oder<br />

China steigt der Bedarf an kostengünstigen<br />

Autos überproportional an. Das<br />

Kleinstwagensegment ist laut einer Oliver-Wyman-Analyse<br />

aus dem Jahr<br />

2007 das am stärksten wachsende<br />

Autosegment mit einem weltweiten<br />

Wachstum von 2,1 Prozent jährlich bis<br />

2015. Dabei wurde jedoch noch nicht<br />

Aktuelle Brandbreite von Fahrzeugpreisen<br />

Um eine erfolgreiche Versorgung des Billigfahrzeug-Marktes zu gewährleisten, müssen die Hersteller<br />

Kosten entlang der gesamten Wertschöpfungskette reduzieren<br />

A B C D E<br />

F&E Einkauf Produktion Vertrieb After Sales<br />

Kosteneffiziente<br />

Fahrzeugentwicklung<br />

(Berücksichtigung<br />

sämtlicher<br />

Bauteile, Design<br />

Materialien etc.<br />

Optionen:<br />

– Entwicklung<br />

neuer Fahrzeuge<br />

– Vereinfachung<br />

existierender<br />

Modelle<br />

– Wiedereinführung<br />

von Auslaufmodellen<br />

Rechnergestützte<br />

und experimentelle<br />

Entwicklung<br />

Beschaffung aus<br />

Low-Cost-Ländern<br />

Beschaffung von<br />

lokalen preisgünstigen<br />

Zulieferern<br />

(Beispiel:<br />

43 der Renault<br />

Tier 1 Zulieferer<br />

für den Dacia Logan<br />

kommen aus<br />

Rumänien)<br />

Gleichbauteile-<br />

Konzept zur<br />

Kostenreduktion<br />

berücksichtigt, dass die Preise durch radikale<br />

,Low Cost Designs’ deutlich unter<br />

die bisherigen Preise gesenkt werden<br />

können. Genau dieses Ziel – das<br />

Bauen eines ,Low Cost Cars’ wie es Tata<br />

nun vorgemacht hat – verfolgen inzwischen<br />

beinahe alle Autohersteller<br />

rund um den Globus.<br />

Begrenzte Ertragspotenziale<br />

,Low Cost’ bedeutet immer geringe<br />

Margen und somit können nur hohe<br />

Volumina dieses Segment attraktiv machen.<br />

Dafür analysierte Oliver Wyman<br />

das Marktpotenzial in der EU, in Indien<br />

und China. Das Ergebnis dieser Analyse<br />

ist ein Bedarf von 4,3 Millionen Niedrigpreisfahrzeugen<br />

jährlich, der durch<br />

das bisherige Angebot der etablierten<br />

Autohersteller kaum abgedeckt<br />

wird.<br />

In den betrachteten<br />

Märkten ist es realistisch,<br />

dass 2015 immerhin zehn<br />

Prozent aller Autos ,Low<br />

Cost Cars’ sind. Allerdings<br />

wird die Konkurrenz hoch<br />

sein, sodass die meisten Hersteller für<br />

ihre Niedrigpreismodelle nur mit Absatzmengen<br />

von etwa 200 000 bis<br />

650 000 Fahrzeugen pro Jahr rechnen<br />

können. Das bedeutet, dass es für die<br />

Hersteller schwer sein wird, mit der<br />

Aufstellung der heutigen Wertschöpfungskette<br />

die dadurch entstehenden<br />

Kosten wieder einzuspielen. Denn trotz<br />

der großen Zahlen wird das gesamte<br />

Umsatzvolumen der Niedrigpreisautos<br />

2015 noch geringer sein, als das der<br />

Oberklassefahrzeuge – und aufgrund<br />

des enormen Kostendrucks wird das<br />

Konsistente<br />

Kostenreduzierung<br />

bei allen Fahrzeug-<br />

Komponenten<br />

Fertigung in Low-<br />

Cost-Ländern,<br />

eventuell mit<br />

reduziertem<br />

Kapital/Arbeitskraft,<br />

geringere<br />

Automatisierung<br />

Abstimmung des<br />

Zielkonfliktes<br />

zwischen einzelner<br />

Qualitätsprüfungen<br />

und Qualitätsanstieg<br />

Gegebenenfalls<br />

Anpassung der<br />

klassischen<br />

Vertriebsstruktur,<br />

eventuelle durch ein<br />

reduziertes bzw.<br />

zentralisiertes<br />

Händernetzwerk<br />

Kooperationsbereitschaft,<br />

um globale<br />

Vertriebsstrukturen<br />

zu ermöglichen<br />

Entwicklung<br />

alternativer bzw.<br />

kostengünstiger<br />

Vertriebskanäle<br />

Sicherstellung eines<br />

flächendeckenden<br />

Service-Angebots<br />

– Franchise-<br />

Netzwerk<br />

– Eigenreparaturen<br />

– After Sales durch<br />

eine unabhängige<br />

Servicekette<br />

und/oder durch<br />

Kooperationen<br />

Quelle: Presse-Research, Oliver Wyman Analyse<br />

Wettbewerbsvorteil ,Low Cost‘: Die Entwicklung<br />

eines ,Low Cost Cars‘ zielt im<br />

Kern auf das Thema Kosten<strong>innovation</strong>.<br />

Wer in diesem Prozess lernt, Autos<br />

günstiger zu entwickeln und zu bauen,<br />

kann das entstandene Know-how nutzen,<br />

um später das gesamte Unternehmen<br />

und seine Modellpalette wettbewerbsfähiger<br />

zu machen.<br />

Segment wesentlich weniger profitabel<br />

sein. Dennoch ist der Niedrigpreismarkt<br />

sehr interessant. Die Automobilhersteller<br />

können das ,Low Cost Car’ nicht ignorieren.<br />

Sie müssen ihre Modellpalette<br />

nach unten absichern. Vor allem aber<br />

zwingt das Niedrigpreissegment die<br />

Hersteller zu neuen Entwicklungsprozessen,<br />

Fahrzeug- und Modulkonzepten,<br />

Produktionsmethoden und Materialien,<br />

die nicht nur die Teilnahme in<br />

dem Segment profitabel machen, sondern<br />

später der gesamten Modellpalette<br />

zugute kommen können. Darüber hinaus<br />

müssen auch aktuelle Vertriebskonzepte<br />

kritisch hinterfragt werden.<br />

Genau das ist auch die Absicht von<br />

Branchenprimus Toyota. Das Unternehmen<br />

will anhand des neuen Niedrigpreismodells<br />

seine Produktionsprozesse<br />

und die dabei verwendeten Materialien<br />

radikal auf Kostensenkungsmöglichkeiten<br />

abklopfen, um erfolgreiche<br />

Verbesserungen später in der gesamten<br />

Modellpalette verwenden zu können.<br />

Das Ziel: Kosten<strong>innovation</strong>en<br />

Noch sind die meisten ,Low Cost Cars’<br />

einfach ältere Modelle in leicht adaptierter<br />

Version. So ist beispielsweise der<br />

chinesische Geely Haoquing ein Nachbau<br />

des Daihatsu Charade aus den<br />

30 Car Innovation · Mai 2008


Die aktuelle Bandbreite der Fahrzeugangebote deckt kaum Autos mit einem Kaufpreis unter 5 000 € ab.<br />

10,2<br />

Milliarden<br />

55 Tausend<br />

25<br />

15<br />

10<br />

5<br />

Preislimit in Tausend<br />

Euro 1<br />

Smart ForTwo<br />

10 000 €<br />

Dacia Logan<br />

7 500 €<br />

Low<br />

cost<br />

Mercedes-Benz E-Klasse<br />

48 000 €<br />

Opel Corsa<br />

12 000 €<br />

BMW 3er<br />

33 500 €<br />

Suzuki Maruti 3 700 €<br />

Low-Cost-Autos: Noch sind sie rar<br />

Mini Small Medium<br />

Bugatti Veyron<br />

1 200 000 €<br />

Large Luxury Ultra<br />

Luxury<br />

Bemerkungen:<br />

■ Hoher Grad der Abdeckung<br />

aller Fahrzeugsegmente,<br />

aber Vernachlässigung des<br />

Low-Cost-Segments 1<br />

■ Suzuki`s Maruti 800: eines<br />

der wenigen Low Cost Cars<br />

(LCC), Verkaufspreis in<br />

Indien ~ 3,700 €<br />

■ Erfolgreiche<br />

Markteinführung des<br />

Renaults Dacia Logan<br />

■ Ankündigung der<br />

Hersteller zur Entwicklung<br />

weiterer LCC, Launches<br />

für 2008–2010 geplant.<br />

Quelle: Presse-Research, Oliver Wyman-Analyse<br />

Die dritte Revolution in der Automobilindustrie? Bisher kamen die Innovationen in der Automobilbranche<br />

immer von den teuren Modellen und setzten sich dann Schritt für Schritt auch für günstigere Fahrzeuge durch.<br />

Die jetzt geplanten ,Low Cost Cars‘ werden diese Entwicklung zum ersten Mal umkehren.<br />

80er-Jahren oder der chinesische VW<br />

Santana ein abgewandelter Passat aus<br />

den 70ern. Inzwischen sind die Käufer<br />

in den Schwellenländern anspruchsvoller<br />

geworden – beim Design, Verbrauch<br />

und nicht zuletzt auch beim<br />

Preis-Leistungs-Verhältnis. Auch neue<br />

Abgasvorschriften werden ein solches<br />

Modellrecycling künftig immer öfter<br />

verhindern.<br />

Neben Toyota planen zurzeit auch alle<br />

anderen großen Hersteller Niedrigpreisautos<br />

unter Code-Namen wie 3-K (Volkswagen)<br />

oder D-200 (Fiat). Die meisten<br />

bauen dabei auf bestehenden Autoplattformen<br />

und Modulen auf. Kurzfristig bietet<br />

diese Vorgehensweise klare Vorteile:<br />

Die Entwicklungskosten sind geringer<br />

und die Stückzahl der bereits in konventionellen<br />

Fahrzeugen verwendeten Teile<br />

kann weiter erhöht werden, was Kostenvorteile<br />

entstehen lässt.<br />

Langfristig birgt diese Strategie jedoch<br />

das Risiko, im Kostenkapitel abgehängt<br />

zu werden – dann jedoch nicht<br />

nur im Niedrigpreissegment, sondern<br />

im gesamten Automobilbau. Nur wer<br />

ein Niedrigpreisauto von Grund auf<br />

neu entwirft, wie dies Toyota nun<br />

plant, kann die Chancen dieses entstehenden<br />

Segments voll nutzen. Die Entwicklung<br />

eines revolutionären ,Low<br />

Cost Cars’ zielt im Kern auf das Thema<br />

Kosten<strong>innovation</strong>. Wer in diesem Prozess<br />

lernt, Autos günstiger zu entwickeln<br />

und zu bauen, kann das entstandene<br />

Know-how nutzen, um später das<br />

gesamte Unternehmen und seine Modellpalette<br />

wettbewerbsfähiger zu machen.<br />

Keine direkte Konkurrenz<br />

mit lokalen Anbietern<br />

Trotz aller Bemühungen werden die<br />

,Low Cost Cars’ der großen Automobilhersteller<br />

nie so günstig werden, wie<br />

die der lokalen Anbieter. Denn nur lokal<br />

anbietende Unternehmen wie die<br />

indische Tata Motors oder die chinesische<br />

Marke Geely können es sich leisten,<br />

ein Auto weitgehend ohne Sicherheitstechnik<br />

anzubieten. Selbst für die<br />

im Einstiegssegment positionierten<br />

Weltmarken der großen Konzerne<br />

Daihatsu (Toyota-Konzern), Skoda<br />

(Volkswagen-Konzern) oder Chevrolet<br />

(General Motors) ist dies schon aus<br />

Imagegründen undenkbar.<br />

Daher werden auch die Niedrigpreisautos<br />

der großen Konzerne von Anfang<br />

an auf einem gewissen Mindestniveau<br />

agieren, zumindest was die Sicherheit<br />

angeht. Umgekehrt aber ist davon auszugehen,<br />

dass die lokalen Anbieter im<br />

Laufe der Zeit weiter dazu lernen und<br />

qualitativ hochwertigere Autos produzieren<br />

werden. Damit geraten die großen<br />

Automobilhersteller, die keine<br />

weitreichenden Kosten<strong>innovation</strong>en<br />

erzielt haben, in der Zukunft immer<br />

mehr unter Druck.<br />

Viele Zulieferunternehmen haben<br />

bereits das Thema Low-Cost-Segment<br />

als Chance erkannt. So distribuieren<br />

führende Lieferanten aus Deutschland<br />

bereits heute wichtige Low-Cost-Komponenten<br />

für Low-Cost-Fahrzeuge wie<br />

den Tata Nano. Sie haben erkannt, dass<br />

ihre zukünftige Wettbewerbsfähigkeit<br />

daran hängen wird, in neuen Wertschöpfungsstrukturen<br />

lieferfähig zu<br />

werden. Die Wertschöpfung dieser neuen<br />

Low-Cost-Komponenten kann heute<br />

schon fast komplett in den neuen<br />

Märkten liegen.<br />

Mit dem Niedrigpreisauto erlebt die<br />

Branche eine Revolution im Automobilbau.<br />

Bisher kamen die Innovationen in<br />

der Automobilbranche immer von den<br />

teuren Modellen und setzten sich dann<br />

Schritt für Schritt auch für günstigere<br />

Fahrzeuge durch. Die jetzt geplanten<br />

Low Cost Cars werden diese Entwicklung<br />

zum ersten Mal umkehren. <br />

Autoren: Dr. Christian Heiss, Partner, Global<br />

Automotive Practice, Oliver Wyman;<br />

Lars Stolz, Partner, Global Automotive Practice,<br />

Oliver Wyman<br />

Car Innovation · Mai 2008<br />

31


Was will der Kunde? Vor 20 Jahren haben sich nur wenige Ingenieure<br />

vorstellen können, dass eines Tages vierradgetriebene Kleinlastwagen zum<br />

begehrtesten Verkehrsmittel vermögender Großstädter werden.<br />

Der Kunde lenkt mit<br />

Technische Innovationen verkaufen sich gut – sagen die Automobilhersteller. Slogans wie ,Vorsprung durch<br />

Technik‘ untermauern diesen Anspruch. Doch die Realität sieht oft anders aus. Das ernüchternde Teilergebnis<br />

der Studie ,Car Innovations 2015‘: Kunden überblicken die Vielfalt nicht mehr und werden auch<br />

beim Händler nur ungenügend über die Vorteile informiert. Höchste Zeit zum Handeln.<br />

Bild: Audi<br />

Innovationen sind ein unverzichtbarer<br />

Wachstumsmotor für die weltweite<br />

Automobilindustrie. Doch in den<br />

letzten Jahren stießen Menge, Komplexität<br />

und Kosten von Innovationen an<br />

ihre Grenzen: Viele Autokunden fühlen<br />

sich überfordert. Zudem drohen die<br />

Kosten der Autos und ihrer innovativen<br />

Extras den Budgetrahmen der Kunden<br />

zu sprengen. Dies zeigt die Oliver<br />

Wyman-Studie ,Car Innovation 2015’.<br />

Gleichzeitig spielen Innovationen eine<br />

entscheidende Rolle im Wettbewerb<br />

und bei der Markendifferenzierung.<br />

Doch nur 17 Prozent der angebotenen<br />

Neuerungen werden tatsächlich gekauft.<br />

Die Studie ,Car Innovation 2015’<br />

zeigt, wo die Versäumnisse aber auch<br />

die Chancen der Branche liegen, um Innovationen<br />

erfolgreicher zu machen.<br />

Für die 7er-BMW-Reihe von 1986<br />

konnten Autokäufer aus 14 verfügbaren<br />

Extras wählen. 20 Jahre später waren<br />

es bereits 92. Folge dieser explosiven<br />

Entwicklung ist, dass zahlreiche<br />

Neuentwicklungen vom typischen<br />

Kunden gar nicht mehr wahrgenommen<br />

werden. Gleichzeitig stieg die<br />

Komplexität der Innovationen, sodass<br />

es schwer fällt, Funktionen und Nutzen<br />

zu verstehen.<br />

Die Kunden sind überfordert<br />

Derzeit kennen gerade einmal 40 Prozent<br />

der Autofahrer ESP, das elektronische<br />

Stabilitätsprogramm. Bei neu eingeführten<br />

Produkten ist die Bekanntheit<br />

noch wesentlich kleiner.<br />

Ein Aspekt, der die Akzeptanz von<br />

Neuerungen bei den Autokäufern zusätzlich<br />

behindert, ist die Tendenz der<br />

Hersteller, allgemeinen Funktionen<br />

markenspezifische Namen mit oft unklaren<br />

Beschreibungen zu geben. So<br />

heißt das aktive Fahrwerk bei BMW<br />

,Dynamics Drive’, bei Mercedes-Benz<br />

dagegen ,Active Body Control ABC’.<br />

Der Unterschied zur ,Adaptive Air Suspension’<br />

von Audi geht aus den Produktinformationen<br />

nicht hervor. Zahlreiche<br />

Abkürzungen wie ,HCCI’ oder<br />

,JDLS’ sind für den durchschnittlichen<br />

Kunden gar nicht mehr zu entschlüsseln.<br />

Auch konnte die Studie nur bei<br />

wenigen Unternehmen eine Konsistenz<br />

von Markenkern und kommunizierten<br />

Innovationen feststellen.<br />

Beim Neuwagenkauf hat der Kunde<br />

viele Entscheidungen zu treffen. Doch<br />

während eines 30-minütigen Verkaufsgesprächs<br />

werden Innovationen in<br />

durchschnittlich weniger als fünf Minuten<br />

abgehandelt. Dabei legen die Verkäufer<br />

in den meisten Fällen ihren<br />

Schwerpunkt auf bereits im Markt eingeführte<br />

und leicht erklärbare Innovationen<br />

wie Parkassistenten oder Navigationssysteme,<br />

statt die Marke prägenden<br />

und vom Hersteller beworbenen<br />

Innovationen anzusprechen. Nur 20<br />

Prozent der Verkäufer nutzen Innovationen,<br />

um die Vorteile des jeweiligen<br />

32 Car Innovation · Mai 2008


Kundenperspektive – Kundenbewertung der Leistungen<br />

in % der Befragten 1<br />

Kunden über<br />

55 Jahre<br />

68,7<br />

45,3<br />

40,7<br />

38,0<br />

36,7<br />

36,0<br />

33,3<br />

26,7<br />

25,3<br />

22,0<br />

18,0<br />

16,0<br />

16,0<br />

14,0<br />

10,0<br />

Seitenairbags<br />

Automatik-Getriebe<br />

Traktionskontrolle<br />

Pre-Crash Sensoring<br />

Lane Change Warning System<br />

Sitzheizung<br />

Multifunktionslenkrad<br />

Sonnendach<br />

Lederinterieur<br />

Adaptive Cruise Control<br />

Hi-End Sound System<br />

Mobiltelefonvorbereitung<br />

Sportfahrwerk<br />

Bluetooth-Schnittstelle<br />

Sprachsteuerung<br />

Unter 55 Jahre<br />

21,2<br />

20,7<br />

22,5<br />

21,0<br />

27,8<br />

26,3<br />

22,0<br />

14,4<br />

11,1<br />

22,5<br />

19,7<br />

21,5<br />

21,2<br />

20,5<br />

1) Bewertung des Features als attraktiv oder sehr attraktiv<br />

Quelle: Oliver Wyman Active Safety Study 2006 (Kunden jünger als 55 Jahre: n = 396,<br />

Kunden älter als 55 Jahre: n = 150)<br />

58,3 –10,4<br />

–24,1<br />

–20,0<br />

–15,5<br />

–15,7<br />

–8,2<br />

–7,0<br />

–4,7<br />

–10,9<br />

–10,9<br />

Abweichung<br />

4,5<br />

3,7<br />

5,5<br />

7,2<br />

10,5<br />

Händlerperspektive – Qualitätslevel der Innovationen<br />

Qualität der Verkaufsförderung für Innovationen<br />

Schritte des Innovationsverkaufs<br />

Zahl der Fokus-Innovationen<br />

Innovation wird …<br />

Zahl der Non-Fokus-Innovationen<br />

6,2 … angeboten<br />

11,2<br />

–35% –71%<br />

4,0<br />

… aktiv erwähnt<br />

–80% –38%<br />

–81% –98%<br />

–48%<br />

2,5<br />

1,3<br />

Quelle: Oliver Wyman Store Checks 2006; n=51<br />

… beworben<br />

… gegen die Konkurrenz<br />

verkauft<br />

3,2<br />

0,6<br />

0,2<br />

–67%<br />

17,4<br />

7,2<br />

3,1<br />

1,5<br />

Generation ,Plus‘: Käufer über 55 Jahren geben durchschnittlich<br />

2 400 Euro mehr für ihr Fahrzeug aus und kaufen eher Sicherheitsfeatures,<br />

während Käufer unter 55 Jahren zu Entertainment- und<br />

Performance-Funktionen tendieren.<br />

Schwachstelle Verkauf: Während eines 30-minütigen Verkaufsgesprächs<br />

werden Innovationen in durchschnittlich weniger als<br />

fünf Minuten abgehandelt.<br />

Quelle: Studie ,Car Innovation 2015’, Oliver Wyman<br />

Modells gegenüber der Konkurrenz<br />

herauszustellen.<br />

Preisrestriktionen und<br />

Demografie bestimmen die Extras<br />

Innovationen führten in der Vergangenheit<br />

zur ständigen Preissteigerung<br />

von Autos. Nicht zuletzt dadurch stiegen<br />

die durchschnittlichen Neuwagenpreise<br />

in den letzten 20 Jahren um 100<br />

Prozent, die Lebenshaltungskosten und<br />

Einkommen jedoch um lediglich 50<br />

Prozent. Die Bereitschaft, für mehr Innovationen<br />

auch höhere Preise zu zahlen,<br />

hat dadurch ein Limit erreicht. ,Car<br />

Innovation 2015’ ermittelte, dass es je<br />

nach Käuferschicht feste Budgets für<br />

Extras gibt.<br />

Allgemein bevorzugen Kunden Sicherheits-<br />

und Innenraumausstattung.<br />

Je größer das Budget, desto mehr bleibt<br />

für andere Features wie Infotainment<br />

oder Performance übrig. Neben finanziellen<br />

Restriktionen spielen Region<br />

und Lebensumstände der Kunden eine<br />

erhebliche Rolle bei der Auswahl der<br />

innovativen Sonderausstattungen.<br />

So geben asiatische Käufer einen<br />

großen Teil ihres Budgets für Infotainment<br />

aus, während Europäer überproportional<br />

viel in den Innenraum investieren.<br />

60 Prozent aller deutschen<br />

Autokäufer achten beispielsweise darauf,<br />

Xenonlicht im Auto zu haben, in<br />

den USA sind es nur 28 Prozent. Käufer<br />

über 55 Jahren geben durchschnittlich<br />

2 400 Euro mehr für ihr Fahrzeug aus<br />

und kaufen eher Sicherheitsfeatures,<br />

während Käufer unter 55 Jahren zu<br />

Entertainment- und Performance-<br />

Funktionen tendieren.<br />

,Car Innovation 2015’ zeigt, wie das<br />

Innovationsmanagement stärker am<br />

Bedarf der Kunden und an der künftigen<br />

Marktentwicklung ausgerichtet<br />

werden kann. Heute befinden sich zu<br />

viele komplizierte und erklärungsbedürftige<br />

Innovationen auf dem Markt.<br />

Hier sind vor allem die Kommunikationsabteilungen<br />

der Hersteller gefordert.<br />

Sie müssen potenziellen Kunden<br />

die Vorteile der Innovationen und ihrer<br />

Funktionen mit einfachen und klaren<br />

Botschaften vermitteln sowie Interesse<br />

an aktuellen und zukünftigen Innovationen<br />

bei Käufern und Verkäufern<br />

wecken.<br />

Mittelfristig: Innovationen prüfen<br />

Die laufende Prüfung der Akzeptanz<br />

beim Kunden von in der Entwicklung<br />

befindlichen Projekten sollte zur Routine<br />

für Hersteller und Zulieferer gehören.<br />

Über Auswahlanalysen lässt sich<br />

feststellen, wie hoch der Bedarf für eine<br />

Innovation in welchem Markt ist und<br />

wie viel sie kosten darf. Ein strikter Fokus<br />

auf Marktforschung sollte automatisch<br />

auch Innovationen fördern, die<br />

nicht auf neue Funktionen, sondern<br />

auf geringere Kosten zielen. Zudem erlaubt<br />

die Kenntnis der Kundenwünsche<br />

eine realistische Planung der Produktionskapazitäten.<br />

Eine auf Käufergruppen<br />

abgestimmte Bündelung von<br />

Extras verringert die Komplexität.<br />

Langfristig: Innovationen planen<br />

Auch in Zukunft wird die Kreativität<br />

der Entwickler entscheidende Impulse<br />

für Innovationen geben. Doch ein gutes<br />

Verständnis der künftigen Käufer sowie<br />

der globalen Trends in Politik, Gesellschaft,<br />

Wirtschaft und Technologie ermöglicht<br />

einen Abgleich mit regionalen<br />

und segmentspezifischen Innovationsanforderungen.<br />

So könnten künftig bedarfsorientierte<br />

Konzepte für Stadtoder<br />

Seniorenautos und andere Autokonzepte<br />

entstehen, deren Impulse<br />

vom Markt und nicht vom Reißbrett<br />

kommen. Vor 20 Jahren haben sich<br />

auch nur wenige Ingenieure vorstellen<br />

können, dass eines Tages vierradgetriebene<br />

Kleinlastwagen zum begehrtesten<br />

Verkehrsmittel vermögender Großstädter<br />

werden.<br />

<br />

Autoren: Dr. Jan Burgard, Berater, Global<br />

Automotive Practice, Oliver Wyman; Rainer<br />

Münch, Berater, Global Automotive Practice,<br />

Oliver Wyman<br />

Car Innovation · Mai 2008<br />

33


Autos passend zum Lifestyle<br />

Das Automobil war und ist das Spiegelbild gesellschaftlicher Entwicklungen. In der Oliver Wyman-<br />

Studie ,Car Innovation 2015’ wurden die wichtigsten gesellschaftlichen Megatrends der Zukunft<br />

und ihre Auswirkungen auf die Automobilindustrie untersucht. Die große Herausforderung für die<br />

Branche: die durch die geforderte Vielfalt entstehende Komplexität kostendeckend abzubilden.<br />

Die Gesellschaft wird sich in den<br />

kommenden Jahren dramatisch<br />

verändern. Die Bevölkerung wird<br />

älter, aktiver und individueller. Weltweit<br />

können sich immer mehr Menschen ein<br />

Auto leisten. Intelligente Sicherheitskonzepte,<br />

emissions- und verbrauchsarme<br />

Antriebe, komfortable Innenräume sowie<br />

Infotainment gepaart mit Konnektivität<br />

gewinnen an Bedeutung. Vor allem kostengünstige,<br />

zugleich aber individuelle<br />

Mobilitätslösungen werden nachgefragt.<br />

Innovationen müssen aber nicht nur diesen<br />

sich verändernden Bedürfnissen gerecht<br />

werden. Sie müssen auch Wege finden,<br />

wie die Automobilindustrie über<br />

neue Produktentstehungs- und Fertigungskonzepte<br />

die steigende Komplexität<br />

global in den Griff bekommt.<br />

Schon immer war das Automobil ein<br />

Spiegelbild der gesellschaftlichen Entwicklung<br />

seiner jeweiligen Epoche. Waren<br />

bis in die 70er Jahre in den USA<br />

beispielsweise noch große, spritfressende<br />

Straßenkreuzer in Mode, so begann<br />

kurz nach der Ölkrise der Siegeszug<br />

kleinerer, verbrauchsarmer Automobile<br />

aus Japan. Kluge Ingenieure haben dabei<br />

immer wieder neue Lösungen entwickelt,<br />

um den jeweiligen Trends und<br />

Bedürfnissen ihrer Zeit gerecht zu werden.<br />

Innovationen haben kontinuierlich<br />

für eine Verbesserung der individuellen<br />

Mobilität gesorgt.<br />

Demographische Veränderungen<br />

Auch in den kommenden 20 Jahren<br />

steht die Automobilindustrie vor gewaltigen<br />

Herausforderungen. In der Oliver<br />

Wyman-Studie ‚Car Innovation 2015‘<br />

wurden unter anderem die wichtigsten<br />

gesellschaftlichen Megatrends der Zukunft<br />

und ihre Auswirkungen auf die<br />

Automobilindustrie untersucht. Gerade<br />

die demographischen Veränderungen<br />

spielen eine bedeutende Rolle.<br />

Während in den entwickelten Ländern<br />

die Bevölkerung kaum noch<br />

wächst, werden immer mehr Menschen<br />

in Asien und Afrika leben – bis 2050 annähernd<br />

80 Prozent der gesamten Erdbevölkerung.<br />

Dabei wird die Bevölkerung<br />

in allen Ländern immer<br />

älter; der Anteil der über<br />

60-jährigen verdoppelt<br />

sich bis zur Mitte des Jahrtausends<br />

und bleibt zunehmend<br />

aktiver. Im gleichen<br />

Zeitraum sinkt die durchschnittliche<br />

Haushaltsgröße,<br />

traditionelle Familienstrukturen<br />

verlieren<br />

an Bedeutung. Bezieher<br />

mittlerer Einkommen<br />

gehen relativ zurück,<br />

die Reichen werden immer<br />

vermögender, die untere<br />

Einkommensgruppe wächst dramatisch<br />

und verlangt Mobilität.<br />

Die Automobilindustrie muss darauf<br />

reagieren – einfache, robuste und kostengünstige<br />

Mobilitätslösungen über<br />

Low-Cost-Fahrzeuge werden dramatisch<br />

an Bedeutung gewinnen. Ebenso Autos,<br />

den ,Best-Agern’ gerecht werden: einfach<br />

zu bedienen (,simplicity’), mit einem<br />

hohen Sicherheitsstandard und ausgezeichnetem<br />

Komfort. Das klassische<br />

Familienfahrzeug verliert in den Industrienationen<br />

relativ an Bedeutung, Life-<br />

Style-Funktionen wie Design, Infotainment,<br />

Konnektivität und ‚Performance‘-<br />

Verbesserung gebündelt in einem klaren<br />

Markenbild sind stärker gefragt.<br />

Die steigende Urbanisierung<br />

erfordert andere Mobilitätslösungen<br />

in den Mega-Cities:<br />

kleine, flexible Fahrzeuge,<br />

mit niedrigen<br />

Energieverbrauch bei geringem<br />

Durchschnittsgeschwindigkeiten<br />

und<br />

Entertainment- oder<br />

Arbeitsmöglichkeiten<br />

im Stau. Das wachsende<br />

Premiumsegment muss mit<br />

Innovationen im Bereich aktiver<br />

Fahrerassistenzsysteme, neuer Antriebsformen,<br />

Design und Entertainment-Features<br />

auf Top-Niveau bei Laune<br />

gehalten werden.<br />

Auch in Zukunft steigt der Bedarf für<br />

Mobilität weiter – eine Sättigung bei<br />

Automobilen wird bei zirka 900 Fahr-<br />

34 Car Innovation · Mai 2008 Car Innovation · Mai 2008


Globale Megatrends als Treiber für Innovationsziele<br />

Innovationstreiber Megatrends: Die Anzahl<br />

an Marken, Fahrzeugkonzepten und Modellvarianten<br />

wird steigen. Die Vielfalt an Lösungen<br />

gepaart mit immer schneller werdenden<br />

Modelllebenszyklen lässt den Faktor ,Innovation’<br />

zum entscheidenden Erfolgskriterium<br />

im Wettbewerb der Autoindustrie werden.<br />

Das Auto als Spiegelbild der Gesellschaft:<br />

Auf der Nachfrageseite werden die Wünsche<br />

zunehmend individueller: Autos für Frauen,<br />

Autos für aktive Senioren, Autos für Post-<br />

Materialisten, Autos für Millionäre – für<br />

jeden das passende Gefährt.<br />

zeugen je 1000 Einwohner erreicht sein.<br />

In Ländern wie Deutschland oder Frankreich<br />

mit zirka 600 Fahrzeugen ist daher<br />

weiterhin mit Wachstum zu rechnen.<br />

Erst recht gilt das für Länder wie Indien<br />

oder China mit weit unter 50 Fahrzeugen<br />

auf 1000 Menschen.<br />

Die Studie ,Car Innovation 2015’<br />

zeigt, dass die Anforderungen an das<br />

Fahrzeug in den nächsten 20 Jahren jedoch<br />

immer unterschiedlicher und zu<br />

einer enormen Vielfalt führen werden.<br />

Auf der Nachfrageseite werden die<br />

Wünsche zunehmend individueller:<br />

Autos für Frauen, Autos für aktive Senioren,<br />

Erstfahrzeuge für den robusten<br />

Einsatz auf dem Land, Autos für Post-<br />

Materialisten, Autos für Millionäre – für<br />

jeden das passende Gefährt. Auf der<br />

Angebotsseite wird die Anzahl an Marken,<br />

Fahrzeugkonzepten und Modellvarianten<br />

steigen: Retrofahrzeuge wie<br />

der Ford Thunderbird, Crossover-Autos<br />

wie der BMW X6, Super-Low-Cost-<br />

Autos wie der Tata Nano oder Super-<br />

Sportwagen wie der Bugatti Veyron<br />

werden jedem Wunsch gerecht. Diese<br />

Vielfalt an Lösungen gepaart mit immer<br />

schneller werdenden Modelllebenszyklen<br />

lässt den Faktor ,Innovation’ zum<br />

entscheidenden Erfolgskriterium im<br />

Wettbewerb der Automobilindustrie<br />

werden.<br />

Dabei geht es nicht nur darum, die<br />

Funktionalität der Fahrzeuge zu verbessern,<br />

also Autos immer sicherer, verbrauchsärmer,<br />

leistungsstärker, usw. zu<br />

machen. Es geht nicht nur darum, neue<br />

Funktionen wie autonomes oder emissionsfreies<br />

Fahren zu entwickeln. Im<br />

Wesentlichen muss die Automobilindustrie<br />

in der Lage sein, die durch die<br />

Vielfalt entstehende Komplexität kostendeckend<br />

abzubilden.<br />

Der Weg zur modularen Fahrzeugarchitektur<br />

ist dabei nur ein erster Schritt.<br />

Innovationen im Produktentstehungsprozess<br />

und in der Fertigung werden vollkommen<br />

neue Pfade eröffnen. Die Zukunft<br />

wird zeigen, ob die virtuelle<br />

Entwicklung von<br />

Fahrzeugen direkt durch<br />

den Kunden möglich sein<br />

wird. Dann könnte das<br />

maßgeschneiderte Auto in<br />

den USA über Internet<br />

bestellt, innerhalb von<br />

24 Stunden gefertigt<br />

und nach einer Woche<br />

aus einer indischen Fabrik<br />

direkt nach Hause<br />

geliefert werden. <br />

Autoren: Peter Baumgartner,<br />

Geschäftsführer,<br />

Oliver Wyman Deutschland;<br />

Almut Pesch, Beraterin,<br />

Global Automotive<br />

Practice, Oliver Wyman.<br />

Bild: Porsche<br />

Car Innovation · Mai 2008<br />

35


Die Zuliefererindustrie:<br />

Die Anforderungen an die Zulieferer nehmen weiter zu. In der Gesamtsicht<br />

der Branche sind die Zulieferer und die Engineering-Dienstleister die Gewinner<br />

der zukünftigen Entwicklungen. Die Hersteller weltweit erwarten nicht nur<br />

innovative Ideen, Entwicklungskompetenz und höchstes Qualitätsniveau,<br />

sondern auch effiziente Zusammenarbeit.<br />

Laut den Ergebnissen der Studie ‚Car Innovation 2015‘ werden die Zulieferer<br />

ihre FuE-Ausgaben bis 2015 um 20 Milliarden Euro auf rund 55 Milliarden Euro<br />

steigern. Der Konzentrationsprozess unter den Zulieferern wird ihre Innovationsstärke<br />

und ihre Fähigkeit zur Zusammenarbeit mit FuE-Partnern weiter erhöhen.<br />

1. Aksys<br />

2. Belte<br />

3. Behr<br />

4. Benecke-Kaliko<br />

5. Beru<br />

6. BorgWarner<br />

7. Bosch<br />

8. Brose<br />

9. Carcoustics<br />

10. Cherry<br />

11. Continental<br />

12. Contitech<br />

13. Dräxlmaier<br />

14. ebm-Papst<br />

15. Eberspächer<br />

16. Edag<br />

17. Elmos<br />

18. Elring Klinger<br />

19. Emitec<br />

20. Eybl International<br />

21. Federal-Mogul<br />

22. Fischer Automotive<br />

23. Flextronics<br />

24. Freudenberg<br />

25. Georg Fischer<br />

26. Getrag<br />

27. Hella<br />

28. Hirschvogel<br />

29. Keiper<br />

30. Kromberg + Schubert<br />

31. Leoni<br />

32. Magna Steyr<br />

33. Mahle<br />

34. Mann + Hummel<br />

35. Marquardt<br />

36. MBtech Group<br />

37. Muhr und Bender<br />

38. Neumayr Tekfor<br />

39. Polytec<br />

40. Preh<br />

41. Progress-Werk<br />

Oberkirch<br />

42. Rehau<br />

43. Röchling<br />

44. Schaeffler<br />

45. Stabilus<br />

46. Takata-Petri<br />

47. ThyssenKrupp<br />

48. TMD Friction<br />

49. Voestalpine<br />

50. Wälzholz<br />

51. Webasto<br />

52. Witte Automotive<br />

53. ZF Friedrichshafen<br />

36 Car Innovation · Mai 2008


Innovative Partner<br />

Die Zulieferunternehmen sind sich der großen Anforderungen der Zukunft<br />

sehr wohl bewusst – und sie haben sie als Herausforderungen angenommen.<br />

Sie werden maßgeblich daran beteiligt sein, die Innovationsfähigkeit der<br />

Automobilhersteller zu stärken.<br />

AUTOMOBIL-PRODUKTION in Zusammenarbeit mit Oliver Wyman Automotive<br />

hat die Unternehmen der Zulieferindustrie eingeladen, ihre innovativen<br />

Produkte und Entwicklungen vorzustellen. Über 50 Unternehmen sind der<br />

Aufforderung nachgekommen – von A wie Aksys bis Z wie ZF Friedrichshafen,<br />

nachzulesen auf den folgenden Seiten.<br />

Car Innovation · Mai 2008<br />

37


GASTKOMMENTAR<br />

„Unsere Behr-Kultur ist kein<br />

Selbstzweck, sondern die Basis<br />

für Höchstleistungen.“<br />

Dr. Markus Flik,<br />

Vorstandsvorsitzender Behr<br />

Bild: Behr<br />

Mu-<br />

Im Spannungsfeld zwischen steigenden Kundenansprüchen,<br />

immer strengeren Emissionsvorschriften und dem unverminderten<br />

Kostendruck muss ein Systemlieferant wie Behr<br />

seine Innovationskraft jeden Tag aufs Neue unter Beweis stellen.<br />

Wie aber schafft man ein Umfeld, in dem solche Innovationen<br />

entstehen können?<br />

Optimale Arbeitsbedingungen, Versuchseinrichtungen<br />

und modernste<br />

Entwicklungswerkzeuge sind heute<br />

selbstverständlich. Manfred Behr,<br />

der Sohn unseres Firmengründers,<br />

hat noch einen weiteren Weg gewiesen,<br />

indem er den Grundstein<br />

für unsere heutige Unternehmenskultur<br />

legte. Diese Kultur ermöglicht<br />

es uns, engagierte und qualifizierte Mitarbeiter zu finden,<br />

die Innovationen erst möglich machen und sich weit über die<br />

Pflicht hinaus engagieren. Das spüren auch unsere Kunden und<br />

Partner. Unsere Behr-Kultur ist also kein Selbstzweck, sondern<br />

die Basis für Höchstleistungen. Nur wenn wir diese Kultur konsequent<br />

leben, können wir profitabel wachsen und damit<br />

weiterhin immer neue Innovationen auf den Markt bringen.<br />

Schwerpunkt: Ökologische Nachhaltigkeit<br />

Bei Fahrzeugklimatisierung und Motorkühlung ist ein Schwerpunkt<br />

die ökologische Nachhaltigkeit unserer Produkte. Behr<br />

hat schon in der Vergangenheit intensiv an der Verbesserung<br />

des Wirkungsgrads gearbeitet. Wir haben in den letzten zehn<br />

Jahren den Kraftstoffmehrverbrauch unserer Klimaanlagen um<br />

gut ein Viertel auf heute 0,5 Liter auf 100 Kilometer im Jahresdurchschnitt<br />

gesenkt. Bis 2012 wollen wir eine weitere Reduzierung<br />

um circa 20 Prozent erreichen.<br />

Ab 2012 verlangt die europäische Kommission, dass das heutige<br />

Kältemittel R134a ersetzt wird, weil es zum Treibhauseffekt<br />

beiträgt. Im September 2007 haben sich die im VDA vertretenen<br />

Fahrzeughersteller auf die Einführung des natürlichen Kältemittels<br />

R744 (Kohlendioxid) verständigt. Es bietet ein um den<br />

Faktor 1 400 niedrigeres Treibhauspotenzial als R134a, eine<br />

schnellere Abkühlung und einen nochmals höheren Wirkungsgrad.<br />

Der Leckage-Anteil am Gesamt-CO 2<br />

-Ausstoß fällt kom-<br />

plett weg, so dass der durch die Klimatisierung verursachte<br />

CO 2<br />

-Ausstoß um insgesamt 30 Prozent sinkt. Behr hat als erster<br />

Hersteller vor 14 Jahren mit der Arbeit an dem völlig neuen<br />

Kältemittel R744 begonnen und war dabei immer führend.<br />

Innovation heißt aber auch, unsere Kompetenzen immer weiter<br />

auszudehnen. Mit BehrOxal, unserer umweltfreundlichen,<br />

Unternehmenskultur als<br />

Voraussetzung für Innovationen<br />

Chrom(VI)-freien Beschichtungstechnologie für Aluminiumverdampfer,<br />

haben wir auch einen Akzent bei der chemischen<br />

Verfahrenstechnik gesetzt. BehrOxal wurde von der Fachzeitung<br />

,Automotive News’ mit dem ,Pace Award 2007’ ausgezeichnet.<br />

Euro 5: Gekühlte Abgasrückführung<br />

In der Motorkühlung sind die Einhaltung der Emissionsvorschriften<br />

Euro 4 und 5 sowie ebenfalls die Verminderung des<br />

CO 2<br />

-Austoßes die Treiber für unsere Innovationen. Um diese<br />

Normen zu erreichen, ist eine bedarfsgerechte, auf die jeweilige<br />

Fahrsituation abgestimmte Motorkühlung notwendig.<br />

Hier rückt die gekühlte Abgasrückführung (einstufig oder<br />

zweistufig) in den Mittelpunkt des Interesses. Denn ohne<br />

diese Technik sind die kommenden NO x<br />

-Grenzwerte für<br />

Dieselmotoren nicht zu erreichen. Zusätzlich kann die gekühlte<br />

Abgasrückführung mit einer indirekten Ladeluftkühlung<br />

kombiniert werden. Seit Anfang des Jahres beliefert Behr<br />

einen amerikanischen Nutzfahrzeughersteller mit Ladeluftkühlern<br />

für die Niederdruck-Abgasrückführung. In Europa<br />

ging der weltweit erste luftgekühlte Abgaskühler in Serie.<br />

Beides Weltneuheiten.<br />

Dr. Markus Flik,<br />

Vorstandsvorsitzender Behr<br />

38 Car Innovation · Mai 2008


GASTKOMMENTAR<br />

Was ist das Geheimnis, um im harten globalen Wettbewerb<br />

bestehen, ja, sogar wachsen zu können? Einem<br />

Unternehmen wie Bosch, das im vergangenen Jahr den<br />

Umsatz um fast sechs Prozent auf 46,1 Milliarden Euro steigern<br />

konnte, wird diese Frage gern gestellt. Die Antwort ist im Prinzip<br />

einfach: die Innovationskraft. Die konsequente Suche nach immer<br />

neuen Lösungen und Ansätzen ist das, was Bosch antreibt.<br />

Bei Bosch arbeitet ein Großteil der weltweit rund 30 000 Forscher<br />

und Entwickler daran, auf die drängenden Fragen rund um den<br />

Klimaschutz innovative technische Antworten geben zu können.<br />

Von den 3,6 Milliarden Euro, die das Unternehmen im<br />

vergangenen Jahr in Forschung und Entwicklung investiert<br />

hat, flossen etwa 40 Prozent in Produkte, die<br />

eine direkte Reduzierung des CO 2<br />

-Ausstoßes erreichen<br />

werden. Im Bereich Kraftfahrzeugtechnik sind<br />

die Experten beispielsweise mit der Entwicklung neuer<br />

Antriebskonzepte beschäftigt, um den Kraftstoffverbrauch<br />

– und damit die CO 2<br />

-Emissionen – weiter<br />

zu senken und die Ressourcen zu schonen.<br />

Technik fürs Leben: Emissions- und unfallfreies Fahren<br />

Unser Slogan lautet: Technik fürs Leben. Dabei steht die Vision Pate,<br />

die die Bosch-Entwickler im Kraftfahrzeugbereich bei ihrer Arbeit<br />

vor Augen haben: das emissions- und unfallfreie Fahren. Solche<br />

ehrgeizigen Ziele setzen allerdings erhebliche Kapazitäten und<br />

einen langen Atem voraus. Deshalb hat der Bereich Kraftfahrzeugtechnik<br />

im vergangenen Jahr von den 28,5 Milliarden Euro Umsatz<br />

jeden zehnten Euro in die Forschung und Entwicklung investiert.<br />

Die Erfahrung hat schon mehrmals gezeigt, dass vielen, heute erfolgreichen<br />

Produkten eine lange Erarbeitungsphase mit manchen<br />

Rückschlägen vorausgegangen ist. So wurde bei Bosch zehn<br />

Jahre lang an der Entwicklung des Schleuderschutzes ESP gearbeitet,<br />

bis das System 1995 in Serie gehen konnte. Beharrungsvermögen<br />

ist eine der fundamentalen Grundlagen für die Innovationskraft<br />

bei Bosch. Der Erfolg innovativer Lösungen baut auf<br />

einer bisher beispiellosen Zusammenarbeit von Forschern, Entwicklern,<br />

Fertigungs- und Marktspezialisten auf, die weit über<br />

ein einzelnes Unternehmen hinausgeht. Beispielsweise wird die<br />

Globalisierung als Chance<br />

zunehmende Komplexität der Kraftfahrzeugelektronik erst dadurch<br />

beherrschbar, dass man die Systemschnittstellen soweit<br />

wie möglich standardisiert. Ein Beispiel ist die Entwicklungspartnerschaft<br />

,Autosar’, an der Bosch maßgeblich mitwirkt.<br />

Eine solche Zusammenarbeit erfordert aber auch Vertrauen,<br />

das auf langjährigen positiven Erfahrungen basiert. Diese entstehen<br />

über die Zeit. Damit die Automobilindustrie auch<br />

weiterhin erfolgreich Innovationen entwickeln und vermarkten<br />

kann, müssen wir alle – Automobilhersteller und Zulieferer –<br />

verstärkt in stabile Beziehungen und Vertrauen investieren.<br />

Hier zeichnen sich aber auch zunehmend Risiken ab – ein auf<br />

kurzfristige Optimierung ausgelegtes Einkaufsverhalten oder<br />

Einkaufskonditionen, die keinen hinreichenden Schutz geistigen<br />

Eigentums gewährleisten, sind die falschen Zeichen.<br />

Bild: Bosch<br />

„Die konsequente Suche nach immer<br />

neuen Lösungen und Ansätzen ist das,<br />

was Bosch antreibt.“<br />

Dr. Bernd Bohr,<br />

Vorsitzender des Unternehmensbereichs<br />

Kraftfahrzeugtechnik der Bosch-Gruppe<br />

Tata Nano: Ergebnis vertrauensvoller Zusammenarbeit<br />

Das Ergebnis einer verstrauensvollen Zusammenarbeit zwischen<br />

Hersteller und Zulieferer ist eindrucksvoll am Beispiel des<br />

Tata Nano in Indien erkennbar, um nur ein Beispiel zu nennen.<br />

Der Tata Nano bereichert mit einem Preis von rund 1700 Euro<br />

das unterste Preissegment der Automobilwirtschaft. Für dieses<br />

Modell liefert Bosch Einspritzsysteme, Starter, Generatoren und<br />

Bremssysteme. Entwickelt wurden die Komponenten im Wesentlichen<br />

vor Ort, denn die indischen Bosch-Experten wissen<br />

am besten, welche Anforderungen die Teile im Alltag erfüllen<br />

müssen. Auf der Suche nach innovativen, kostengünstigen Lösungen<br />

kommen Bosch die globale Präsenz, die Internationalität<br />

der Entwicklungsmannschaft und deren besondere Marktkenntnis<br />

zu Gute. Unterschiedliche kulturelle Hintergründe<br />

und Denkweisen wirken befruchtend. Gleichzeitig erarbeitete<br />

sich Bosch so den Zugang zu völlig neuen Marktsegmenten.<br />

Denn aus der Nähe zum Kunden und aus der engen Vernetzung<br />

der Entwickler bei Automobilherstellern und Zulieferern entsteht<br />

die effiziente Beziehung, die zu kreativen Lösungen führt.<br />

Verbunden mit der gegenseitigen Wertschätzung der Ingenieursleistung<br />

eines jeden Partners entsteht dann die Risikobereitschaft,<br />

auch in noch gänzlich unbekannte Arbeitsgebiete<br />

Mittel zu investieren, die den Unternehmen jenen Vorsprung<br />

gegenüber der Konkurrenz geben, dem man in ein Wort zu fassen<br />

versucht: der Innovationskraft.<br />

Dr. Bernd Bohr,<br />

Vorsitzender des Unternehmensbereichs Kraftfahrzeugtechnik<br />

der Bosch-Gruppe.<br />

Car Innovation · Mai 2008<br />

39


GASTKOMMENTAR<br />

Im Mahle-Innovationsprozess wird zwischen den inkrementellen<br />

und den radikalen Innovationen unterschieden. Inkrementelle<br />

Innovationen sind die stetigen Verbesserungen des bestehenden<br />

Produktportfolios. Radikale Innovationen sind Entwicklung<br />

und Umsetzung von komplett neuen Technologien. Aus<br />

Marktbeobachtung, Trendanalyse, Mobilitätsstrategien, lokalen<br />

Emissionsgesetzgebungen, Kundenanforderungen an Fahrspaß<br />

und Komfort, Forderungen nach Senkung des Kraftstoffverbrauchs<br />

beziehungsweise CO 2<br />

lassen sich Szenarien entwickeln.<br />

Umsetzung der Ideen<br />

Mit dem Verständnis des immer komplexer werdenden<br />

Motors erarbeiten wir uns, im Vergleich zum<br />

heutigen Stand der Technik, die Bedarfe an neuen<br />

Technologien auf. Die Aufgabe der Vorausentwicklung<br />

ist es, die Machbarkeit dieser Ideen zu beweisen.<br />

Unter gleichzeitigem Einsatz der Simulation<br />

werden Prototypen konstruiert und gebaut, um sie<br />

am Vollmotor zu erproben.<br />

Derzeit fokussiert sich Mahle auf die künftigen Schlüsseltechnologien<br />

wie Abgasturboaufladung, Abgasrückführung (AGR),<br />

variable Ventiltriebssysteme und Reibungsminimierung des<br />

Gesamtsystems. Schnell schaltende AGR-Ventile erhöhen bei<br />

Diesel-Nutzfahrzeugmotoren in allen Lastbereichen signifikant<br />

die AGR-Raten und erlauben eine präzise Regelung. So können<br />

in jedem Lastpunkt unabhängig von Abgasgegendruck und<br />

Ladedruck die gewünschten AGR-Raten eingestellt werden.<br />

Durch diese neue Technologie lassen sich die NO x<br />

-Emissionen<br />

innermotorisch soweit reduzieren, dass zum Beispiel die EU 5-<br />

Grenzwerte ohne zusätzliche Maßnahmen wie SCR oder NO x<br />

-<br />

Speicherkatalysatoren erreicht werden können. Auch zukünftige<br />

Grenzwerte (US 2010, EU 6) sind in Kombination mit aktuellen<br />

Abgasnachbehandlungstechnologien realisierbar.<br />

Zur Reduzierung der Drosselverluste bei Ottomotoren entwickelte<br />

Mahle verschiedene Systeme. Das Lufttaktventil für<br />

Otto- und Dieselmotoren ist ein innovatives, mechatronisches<br />

Produkt, mit dem der Ladungswechsel gezielt variiert wird.<br />

Beim Ottomotor auftretende Ladungswechselverluste werden<br />

besonders bei Teillast und Leerlauf minimiert und führen zu<br />

deutlichen Einsparungen im Kraftstoffverbrauch. Zusätzlich erhöht<br />

das Ventil durch einen Impulsaufladeeffekt das Drehmoment<br />

im unteren Drehzahlbereich und steigert dort die Fahrdynamik<br />

signifikant. Bei Fahrzeugen mit Abgasturbolader kann<br />

damit das ,Turboloch’ ausgeglichen werden.<br />

Schlüsseltechnologien<br />

im Fokus<br />

Für kleine bis mittlere Motoren entwickelte Mahle eine vollvariable<br />

Ventilsteuerung, die die Ladungswechselverluste auf ein<br />

Minimum verringert und somit den Kraftstoffverbrauch absenkt.<br />

Für größere Motoren wird ein neuartiges Zylinderabschaltsystem<br />

für Rollenschlepphebel angeboten. Gerade für<br />

diese Motorenklasse erschließt das System mit sehr geringen<br />

Systemkosten ein Maximum an Kraftstoffeinsparung und CO 2<br />

-<br />

Reduktion. Hierdurch entfallen die Ladungswechsel- und<br />

Pumpverluste an den abgeschalteten Zylindern und die befeuerten<br />

Zylinder werden in einem höheren Lastpunkt mit geringeren<br />

Drosselverlusten betrieben.<br />

Reduzierung des Verbrauchs<br />

Besonders der Minimierung der Motorreibung gilt die Weiterentwicklung<br />

der Mahle-Produkte, weil die Reibungsreduktion<br />

große Potenziale zur Verringerung des Verbrauchs und der<br />

Emissionen bietet. Die Reibung des Ventiltriebs kann durch die<br />

Verwendung von Leichtbauventilen und der dadurch möglichen<br />

Ventilfederkraftabsenkung um bis zu 35 Prozent verringert<br />

werden. Vergleichbare Ergebnisse werden durch die Verwendung<br />

von nadelgelagerten Nockenwellen erreicht, wobei diese<br />

eine kleinere Ölpumpe und damit weniger Verlustleistung bietet.<br />

Die Optimierung der Kurbelwellenhauptlager und Pleuellager<br />

bietet ein Potenzial von 20 bis 30 Prozent im Vergleich zu<br />

heutigen Serienanwendungen.<br />

Die Kolbenreibung kann bis zu 35 Prozent verringert werden,<br />

wenn wir Grauguss-Motorblöcken einen Monotherm-Stahlkolben<br />

einsetzen. Diese Reibungsreduzierungen sind besonders<br />

bei Dieselmotoren und modernen, drosselfrei gesteuerten Ottomotoren<br />

wirksam und wirken sich direkt in der Verringerung<br />

des Kraftstoffverbrauchs und somit auf die Senkung des CO 2<br />

-<br />

Ausstoßes aus.<br />

Prof. Dr. Heinz K. Junker, Vorsitzender des Vorstands der Mahle AG<br />

Bild: Mahle<br />

„Vollvariable Ventilsteuerungssysteme erschließen<br />

mit sehr geringen Systemkosten ein Maximum an<br />

Kraftstoffeinsparung und CO 2<br />

-Reduktion.“<br />

Prof. Dr. Heinz K. Junker, Vorsitzender des Vorstands der Mahle AG<br />

40 Car Innovation · Mai 2008


GASTKOMMENTAR<br />

Das ist ein Mustertext. Das ist ein Mustertext. Das ist<br />

ein Mustertext. Das ist ein Mustertext. Das ist ein<br />

Mustertext. Das ist ein Mustertext. Das ist ein Mustertext.<br />

Das ist ein Mustertext. Das ist ein Mustertext.<br />

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ist ein Mustertext. Das ist ein Mustertext. Das ist ein Muster-<br />

„Innovationen haben für ZF<br />

strategische Bedeutung.“<br />

Hans-Georg Härter,<br />

Vorstandsvorsitzender ZF Friedrichshafen AG<br />

Das Unternehmen ZF hat seit Jahrzehnten einen ausgezeichneten<br />

Ruf als Entwicklungspartner und zuverlässiger<br />

Lieferant von Produkten der Antriebs- und Fahrwerktechnik<br />

für Pkw wie auch für Nutzfahrzeuge.<br />

Das positive Image von ZF<br />

basiert zu einem maßgeblichen Teil<br />

auf dem hohen Innovationsgrad seiner<br />

Produkte. Innovationen sind aber kein<br />

Selbstzweck. Seine Technologieführerschaft<br />

setzt der Konzern ein, um seinen<br />

Kunden, den Automobilherstellern,<br />

und deren Kunden, den Autokäufern, einen Mehrwert zu bieten:<br />

durch Produkte, die Autofahren wirtschaftlicher machen,<br />

die mehr Fahrdynamik ermöglichen und die einen Beitrag zur<br />

Ressourcenschonung leisten. ZF bietet Innovationen, die sich<br />

rechnen. Und dies mehrfach, weil die ZF-Produkte meistens<br />

mehrere Vorzüge zugleich haben.<br />

Wirtschaftlich fahren und Ressourcen schonen<br />

Bei wirtschaftlicher Antriebstechnik ist ZF Vorreiter: Die Sechsgang-Automatgetriebe<br />

der zweiten Generation ermöglichen<br />

seit ihrem Serienstart im Herbst 2006 eine Kraftstoffeinsparung<br />

von drei Prozent bei Benzinmotoren und sechs Prozent bei<br />

Dieselmotoren. Das neu entwickelte Achtgang-Automatgetriebe<br />

wird den Kraftstoffverbrauch (für Diesel- wie für Benzinmotoren)<br />

um weitere sechs Prozent senken. Gegenüber den heute<br />

noch weit verbreiteten Fünfgang-Automatgetrieben betragen<br />

die Einsparungen durch die ZF-Neuentwicklung sogar 14 Prozent.<br />

ZF ist auch ein prädestinierter Partner, wenn es darum geht,<br />

Verbrennungs- und Elektromotor zu kombinieren. Bei der Hybrid-Technologie<br />

hat ZF marktreife Technik im Portfolio. Bereits<br />

Anfang Mai 2008 startete ZF die Serien<strong>produktion</strong> von<br />

Hybridmodulen. Mit der Konzentration auf den Parallelhybrid<br />

hat der Konzern Lösungen im Blick, die vorhandene Antriebskomponenten<br />

nutzen und folglich zu überschaubaren Zusatzkosten<br />

realisierbar sind. Die Kompetenz von ZF reicht von der<br />

einzelnen Komponente bis zum Hybridsystem. Das neue Achtgang-Automatgetriebe<br />

wurde bereits in der Entwicklung für<br />

die Integration von Hybrid-Elementen ausgelegt.<br />

ZF-Produkte sind wirtschaftlicher, aber sie machen keine Einbußen<br />

bei der Fahrdynamik: Sowohl beim Achtgang-Automatgetriebe<br />

wie auch beim Fahren mit Hybridkomponenten<br />

bleibt der Fahrspaß nicht auf der Strecke. Mit dem seit 2007<br />

in Serie produzierten Vector-Drive-Hinterachsgetriebe<br />

schlägt ZF ein neues Kapitel bei der Fahrdynamik auf: Das<br />

Antriebsmoment wird stufenlos variabel auf die beiden Räder<br />

der Hinterachse verteilt. Das System verbessert dadurch<br />

sowohl die Agilität wie auch die Stabilität eines Fahrzeugs.<br />

Durch Vernetzung mit anderen aktiven Systemen insbesondere<br />

im Fahrwerk – etwa der Aktivlenkung, der Wankstabilisierung<br />

und dem aktiven Dämpfungssystem CDC (Continuous<br />

Damping Control) – kann ZF dieses Torque-Vectoring-<br />

System zu einem intelligenten Regelverbund erweitern. Dieses<br />

IWD-Konzept (Intelligent Wheel Dynamics) von ZF hebt<br />

Innovationen, die sich rechnen<br />

den Zielkonflikt zwischen agilem Fahrverhalten und hoher<br />

Fahrstabilität weitgehend auf: gleiche Dynamik bei größerer<br />

Sicherheitsreserve oder gleiche Sicherheitsreserve bei mehr<br />

Dynamik.<br />

Innovationen haben für ZF also strategische Bedeutung. Der<br />

Konzern wendet daher regelmäßig circa fünf Prozent des Konzernumsatzes<br />

für Forschung und Entwicklung auf – im Jahr<br />

2007 waren dies 694 Millionen Euro. Ein konzernweiter Innovationsmanagementprozess<br />

gewährleistet zudem die strategische<br />

Produkt- und Technologieplanung des Unternehmens und<br />

berücksichtigt auch die unterschiedlichen Anforderungen der<br />

Weltmarktregionen.<br />

Hans-Georg Härter,<br />

Vorstandsvorsitzender ZF Friedrichshafen AG<br />

Car Innovation · Mai 2008<br />

41


SUPPLIER INNOVATIONS<br />

Hier geht’s heiß her: Spritzgussanlage<br />

mit Doppelschnecken-Extruder und schonender<br />

Zuführung der Glaskomponente.<br />

Hergestellt ohne Blech:<br />

Frontend VW Golf – produziert<br />

in IMC-Technik.<br />

Bilder: AKsys<br />

Spritzgussteile statt Blech<br />

AKSYS – Die weiterentwickelte Inmould-Compounder-Technik von AKsys erlaubt das<br />

Ersetzen von bisher nur in Metall realisierbaren Teilen durch Kunststoffstrukturbauteile.<br />

Kosteneinsparungen und Gewichtsreduzierung sind die Folge.<br />

Der Automobilzulieferer AKsys<br />

fertigt seit 2003 in Europa kostengünstige,<br />

mit der Inmould-<br />

Compounder-Technik spritzgegossene<br />

Strukturbauteile. Ein wesentlicher Teil<br />

der Materialherstellung wird dabei auf<br />

die Spritzgießmaschine verlagert. Der<br />

Compoundier-Schritt beim Rohstoffhersteller<br />

entfällt. Für die Materialqualität<br />

sind ein Doppelschneckenextruderkonzept<br />

und eine schonende Zuführung<br />

der Glaskomponente verantwortlich.<br />

Die Vorteile der so hergestellten<br />

Bauteile bestehen aus einer sehr<br />

gleichmäßigen Faserverteilung bei einer<br />

großen Gesamtfaserlänge und erfüllen<br />

alle crashtechnischen Forderungen<br />

der Automobilhersteller.<br />

Preisgekrönte Innovation<br />

Die IMC-Technologie wurde bereits an<br />

den AKsys-Standorten Deutschland,<br />

Spanien und Mexiko eingeführt. Für<br />

dieses innovative Verfahren wurde das<br />

Entwicklungszentrum für langfaserverstärkte<br />

Kunststoffe am Standort in Köngen<br />

(Nähe Stuttgart) bereits mehrfach<br />

ausgezeichnet; zuletzt durch den SPE<br />

North America Award 2007. Bereits im<br />

Jahr 2005 wurde ein Fußgängerschutz-<br />

Bauteil für den VW Golf Plus und 2004<br />

der Instrumententafelquerträger des<br />

Joint Venture FPK in Spanien prämiert.<br />

AKsys entwickelt derzeit den Inmould-Compounder-Prozess<br />

weiter.<br />

Durch gezieltes Einbringen von Fasersträngen<br />

in den Hauptanspruchsrichtungen<br />

kann zum Teil auf Blechverstärkungen<br />

verzichtet werden. Zudem ermöglicht<br />

die Entwicklung von höher wärmeformbeständigen<br />

Materialien die Anwendung<br />

von kostengünstigen Kunststoffen im<br />

Motorraum. Hier kommt AKsys die jahrelange<br />

Erfahrung mit faserverstärkten<br />

Kunststoffformteilen zugute.<br />

Zudem arbeitet man intensiv an Materialentwicklungen<br />

bei presstechnisch<br />

hergestellten Kunststoffbauteilen. Damit<br />

wird nun die Herstellung von Bauteilen<br />

ermöglicht, die bisher nur aus Blech gefertigt<br />

werden konnten. Ein Beispiel sind<br />

die Reserveradmulden. Sie müssen besondere<br />

Anforderungen an das Crashverhalten<br />

erfüllen. So dürfen etwa beim<br />

Heckaufprall keinerlei Teile aus der Reserveradmulde<br />

aus dem Fahrzeug heraus<br />

geschleudert werden. Ein weiteres Beispiel<br />

sind Sitzlehnen aus faserverstärktem<br />

Material, die den besonders hohen Anforderungen<br />

des Insassenschutzes gerecht<br />

werden müssen. Da die durch AKsys erarbeiteten<br />

Lösungen zu einer Reduzierung<br />

des Fahrzeuggewichts und damit zu<br />

einer Senkung des Kraftstoffverbrauchs<br />

beitragen, ohne die hohen Sicherheitsstandards<br />

der Automobilindustrie zu vernachlässigen,<br />

stoßen diese Entwicklungen<br />

im Hinblick auf die aktuelle Diskussion<br />

über die CO 2<br />

-Emissionen von Fahrzeugen<br />

bei den Automobilherstellern zunehmend<br />

auf Interesse.<br />

Systemspezialist für Akustik<br />

AKsys ist Systemspezialist für die Fahrzeugakustik<br />

und anspruchsvolle Kunststoffsysteme.<br />

Hervorgegangen ist er aus<br />

drei mittelständischen Unternehmen<br />

mit Schwerpunkten in der Entdröhnung,<br />

der thermischen und akustischen<br />

Isolation und bei Kunststoffstrukturbauteilen.<br />

Heute stehen innovative Produkt-<br />

und Materiallösungen sowie optimierte<br />

Fertigungsprozesse im Mittelpunkt<br />

der Entwicklungsarbeit. Eine der<br />

zentralen Aufgaben ist die systematische<br />

Ideenfindung und Umsetzung von<br />

kostengünstigen Lösungen wie Gewichtseinsparungen<br />

und Funktionsintegration<br />

entsprechend den Anforderungen<br />

der Automobilhersteller. <br />

42 Car Innovation · Mai 2008


SUPPLIER INNOVATIONS<br />

Kalte Luft statt kaltem Wasser<br />

BELTE – Die neu entwickelte Hochgeschwindigkeits-Luftabschreckung minimiert Verzug<br />

und Eigenspannung bei Aluminiumbauteilen. Zugleich optimiert das neuartige Verfahren<br />

die Bauteileigenschaften und reduziert die Prozesszeiten. Das spart auch Kosten.<br />

In einem gemeinsamen Entwicklungsprojekt<br />

mit der Magma Gießereitechnologie<br />

GmbH wurde durch<br />

die Belte AG rechnergestützt der Einfluss<br />

der Wärmebehandlung auf die<br />

Zugeigenspannung im Bauteil untersucht.<br />

Diese Simulation ermöglicht bereits<br />

in einem sehr frühen Stadium, Optimierungen<br />

in das Bauteil einfließen<br />

zu lassen, um ein Gleichgewicht im<br />

Spannungsverhältnis zwischen Bauteilgewicht,<br />

Performance und Design zu<br />

erreichen.<br />

Ein wesentlicher Bestandteil der gesamten<br />

Prozesskette bei der Wärmebehandlung<br />

ist der Abschreckprozess. Er<br />

ist maßgebend für das Erreichen folgender<br />

Zielvorgaben, die an jedes Bauteil<br />

gerichtet werden:<br />

■ Maßhaltigkeit<br />

■ Reduzierung des spezifischen Bauteilgewichtes<br />

■ Einstellen der optimalen geforderten<br />

mechanischen Kennwerte<br />

■ Reduzierung der Eigenspannung im<br />

Bauteil<br />

■ Optimale Gefügeausbildung<br />

Das klassische Medium für die Abschreckung<br />

von Aluminiumbauteilen ist<br />

Wasser. Belte hat in den letzten Jahren<br />

diesen Prozess optimiert und dabei neuartige<br />

Verfahren mit Polymer und Luftabschreckung<br />

entwickelt.<br />

High Speed Air Quenching<br />

Ein wichtiger Schritt gelang durch die<br />

neu entwickelte, serientaugliche und patentrechtlich<br />

geschützte Hochgeschwindigkeits-Luftabschreckung<br />

(HISAQ®).<br />

Der Vorteil dieses Verfahrens besteht<br />

darin, dass hierbei der Temperaturverlauf<br />

in den Bauteilen deutlich schonender<br />

ausfällt. Damit kann im Vergleich zur<br />

Abschreckung mit Wasser eine gleichmäßigere<br />

Abkühlung erzielt werden.<br />

Der Verzug und die Eigenspannung der<br />

Bauteile werden minimiert und die mechanischen<br />

Kennwerte optimiert.<br />

Im Bereich der Motorentechnologie<br />

gewinnt die Reduktion von Eigenspannung<br />

im Bauteil zunehmend Bedeutung.<br />

Mit dem HISAQ-Verfahren von<br />

Belte besteht nun die Möglichkeit, die<br />

Performance des Motors zu erhöhen<br />

und gleichzeitig das angestrebte Downsizing<br />

zu unterstützen. Mit den neuen<br />

Wärmebehandlungsverfahren können<br />

im Fahrzeugbau die Bauteileigenschaften<br />

erheblich optimiert werden. Zudem<br />

lassen sich Prozesszeiten verkürzen und<br />

damit Kosten einsparen.<br />

Die Belte AG als Dienstleister für die<br />

Wärmebehandlung von Aluminiumbauteilen<br />

bietet ihren Kunden ein Full-<br />

Service-Konzept von der Entwicklung<br />

über den Gießprozess sowie die Wärmebehandlung<br />

und Montage einzelner<br />

Bauteile bis hin zur Auslieferung der<br />

Werkstücke.<br />

Das Unternehmen mit Hauptsitz im<br />

westfälischen Delbrück wurde 1998<br />

durch Markus Belte gegründet. Als Wärmebehandlungsunternehmen<br />

konzentriert<br />

sich die Firma auf den Werkstoff<br />

Aluminium, der auf Grund seiner spezifischen<br />

Dichte einen erheblichen Anteil<br />

zur Gewichtsoptimierung im Automobilbereich<br />

und zur Schadstoffreduzierung<br />

leistet. Forschung und Entwicklung<br />

des Unternehmens führten nun zu dem<br />

oben beschriebenen neuen Verfahren<br />

mit positiven Auswirkungen auf die<br />

Bauteilequalität bei wärmebehandeltem<br />

Aluminium.<br />

<br />

,Anfeuern’ für eine bessere Qualität:<br />

Wärmebehandlung eines<br />

Aluminium-Zylinderkopfes.<br />

Bild: Belte<br />

Car Innovation · Mai 2008<br />

43


SUPPLIER INNOVATIONS<br />

Die elektronenstrahlvernetzten Tepeo2®-Folien bieten<br />

über die gesamte Bauteilfläche einen homogenen<br />

Narbausfall – selbst in Bereichen mit starken Verzügen.<br />

Harmonie im Interieur<br />

BENECKE-KALIKO – Mehrfarbige Innenraumoberflächen liegen im<br />

Trend. Benecke-Kaliko in Hannover hat die Darstellung von zweifarbigen<br />

Oberflächen mit Hilfe modernster Prozesstechnologien optimiert<br />

– und so eine deutliche Kostenersparnis für die Kunden erzielt.<br />

Es können sowohl PVC-Slushhäute<br />

als auch Tepeo ® -TPO-Kompaktfolien<br />

für Instrumententafeln zweifarbig dargestellt<br />

werden. Diese innovativen Verfahren<br />

können auch bei allen zweifarbigen,<br />

im Streichverfahren hergestellten<br />

PVC-Oberflächen bei Tepeo ® -<br />

Schaumfolien für Türverkleidungen zur<br />

Anwendung kommen. Das von Johnson<br />

Controls entwickelte Verfahren zur<br />

Ein halogenfreies und leichtes<br />

Produkt, das schadstoffarm recycelt<br />

werden kann.<br />

Produktion eines einteiligen Türträgers<br />

aus Naturfaser mit zweifarbiger PVC-<br />

Schaumfolie von Benecke-Kaliko für<br />

die Türverkleidung des 5er-BMW wurde<br />

mit dem Automotive Division Award<br />

der Society of Plastics Engineers (SPE)<br />

Central Europe ausgezeichnet.<br />

Egal, welche Materialien zum Einsatz<br />

kommen – die Designer im Technologie-Center<br />

Oberflächen (TC-O) von<br />

Benecke-Kaliko sorgen für ein harmonisches<br />

Zusammenspiel im Fahrzeuginnenraum.<br />

Mit der von Benecke-Kaliko<br />

entwickelten Lasergravurtechnologie<br />

lässt sich jede Narbe für jedes Bauteil in<br />

jeder Farbe so gestalten, dass selbst<br />

unterschiedliche Materialien perfekt<br />

zusammenpassen.<br />

„Wir entwickeln für jeden Kunden<br />

individuelle Narben“, erklärt TC-O-Leiter<br />

Dr. Oliver Stahlhut ein weltweites<br />

Alleinstellungsmerkmal. Am Computer<br />

lässt sich die Oberfläche beliebig<br />

manipulieren. Benecke-Kaliko<br />

setzt sowohl Lederechtstrukturen<br />

als auch<br />

technische und textile Strukturen<br />

in höchster Genauigkeit<br />

bei allen Folienprodukten<br />

– und das bei extrem<br />

kurzer Entwicklungszeit. Die durch den<br />

Verarbeitungsprozess beim Kunden<br />

notwendigen Veränderungen der Narboberfläche<br />

können so bereits in der Entwicklungsphase<br />

bei Benecke-Kaliko berücksichtigt<br />

werden.<br />

Mit dem Einsatz von Tepeo2 ® -TPO-<br />

Materialien auch für Schaumfolie hat<br />

Benecke-Kaliko das Anwendungsspektrum<br />

dieses Folientyps deutlich erweitert.<br />

Bereits mit der Tepeo2 ® -Kompaktfolie<br />

für Instrumententafeln hat<br />

Benoac hat ein Verfahren entwickelt,<br />

um mehrfarbige Slushhäute für die<br />

Instrumententafel trennscharf und<br />

kostengünstig zu produzieren.<br />

Benecke-Kaliko Entwicklungskompetenz<br />

für Folien und Oberflächenmaterialien<br />

demonstriert. Der Marktführer ist<br />

der einzige Hersteller, der diese Technik<br />

in Serie anwendet.<br />

Die elektronenstrahlvernetzten Tepeo2<br />

® -Folien bieten über die gesamte<br />

Bauteilfläche einen homogenen Narbausfall<br />

– selbst in Bereichen mit hohen<br />

Auszugsgraden wie Instrumententafel-<br />

Hutzen und -Flanken. Zusätzlich zu den<br />

homogenen Narbstrukturen, die ein edles<br />

und natürliches Ambiente schaffen,<br />

verfügt die Tepeo2 ® -Folie über Vorteile<br />

wie besseren Zweiglanzeffekt. Zudem erfüllt<br />

Tepeo2 ® die Forderung nach einem<br />

halogenfreien und leichten Produkt, das<br />

schadstoffarm recycelt werden kann.<br />

Die Benecke-Kaliko AG, Teil der<br />

ContiTech-Gruppe, ist Entwickler und<br />

Hersteller von technischen und dekorativen<br />

Flächenmaterialien sowie Formhäuten<br />

aus Kunststoffen. Die Kernkompetenz<br />

liegt auf dem Bereich Kfz-<br />

Bahnenware mit kreativen Oberflächengestaltungen.<br />

<br />

Bilder: ContiTech<br />

44 Car Innovation · Mai 2008


SUPPLIER INNOVATIONS<br />

Zündende Ideen<br />

BERU – Moderne Motoren müssen strengste Emissionsrichtlinien erfüllen. Beru arbeitet als<br />

Entwicklungspartner der Automobilindustrie an leistungsstarken und zuverlässigen Systemlösungen<br />

aus Dieselkaltstarttechnologie, Zündungstechnik, Elektronik und Sensorik an.<br />

Für Dieselmotoren gelten ab 2009 in<br />

Europa Euro 5-Grenzwerte, die den<br />

Ausstoß von Stickoxiden (NO x<br />

) bei<br />

Dieseln auf 180 Milligramm pro Kilometer<br />

senken. Von 2014 an sind mit Euro 6<br />

gesetzlich nur noch 80 Milligramm pro<br />

Kilometer gestattet. Die USA erlauben<br />

mit der Verschärfung von BIN 8 auf BIN<br />

5 statt 200 Milligramm Stickoxide lediglich<br />

70 Milligramm pro Meile.<br />

Derart anspruchsvolle Grenzwerte<br />

lassen sich technisch nur durch extrem<br />

niedrige Rohemissionen der Dieselaggregate<br />

erreichen. Für die dazu erforderliche<br />

präzise Regelung der Verbrennungsvorgänge<br />

im Motor ist die intelligente<br />

‚Beru Pressure Sensor Glow Plug‘<br />

(PSG) von herausragender Bedeutung.<br />

Die mehrfach preisgekrönte Drucksensor-Glühkerze<br />

ermittelt den sich zyklisch<br />

schnell ändernden Druck im<br />

Brennraum und meldet diese Daten<br />

kontinuierlich an die Motorsteuerelektronik<br />

weiter.<br />

Euro 6-Grenzwert erreicht<br />

Mit Hilfe der PSG konnte Beru in Zusammenarbeit<br />

mit dem Motorenentwickler<br />

AVL bereits NO x<br />

-Rohemissionen<br />

in Demonstrationsfahrzeugen erreichen,<br />

die unterhalb des Euro 6-Grenzwerts liegen.<br />

Damit sind die Möglichkeiten der<br />

Drucksensor-Glühkerze aber nicht ausgeschöpft.<br />

Durch die PSG lassen sich –<br />

vor allem auch in den neuen Downsizing-Motoren<br />

– Brennverfahren an ihre<br />

Grenzen heranführen. Folge: höhere<br />

Motorleistung, höhere Effizienz und dadurch<br />

geringerer Kraftstoffverbrauch sowie<br />

weniger CO 2<br />

-Emissionen.<br />

Die Komfortansprüche an den Dieselkaltstart<br />

steigen ständig. Zusatzfunktionen<br />

wie Zwischenglühen und Diesel-<br />

Partikelfilter-Regenerationsglühen führen<br />

zu noch höheren Anforderungen<br />

an die Glühkerzen. Diesen wird das Instant<br />

Start System (ISS) gerecht. Das<br />

Diesel-Schnellstartsystem gewährleistet<br />

selbst bei extrem tiefen Temperaturen<br />

von bis zu minus 25 Grad Celsius einen<br />

ottomotorischen Schlüsselstart, stabilen<br />

Leerlauf, saubere Lastannahme und geringere<br />

Emissionen.<br />

In der zweiten Generation besteht<br />

das Diesel-Schnellstartsystem aus Steuergerät,<br />

Kabelsatz, Hochleistungsglühkerzen<br />

und Heizflansch. Das Steuergerät<br />

kontrolliert die Schnellstartfunktion<br />

der ISS-Glühkerzen. Gleichzeitig ist es –<br />

in Kommunikation mit dem Motorsteuergerät<br />

– für die Ansteuerung eines<br />

Heizflansches zum zusätzlichen Vorwärmen<br />

der Ansaugluft verantwortlich.<br />

Dieser erwärmt ,global’ die in die Zylinder<br />

einströmende Lufttemperatur und<br />

sorgt so für eine optimale Kraftstoffentzündung.<br />

Das führt zu einer weiteren<br />

Verbesserung der Startfähigkeit bei tiefen<br />

Temperaturen sowie einer erneuten<br />

Reduzierung von Schadstoffausstoß<br />

und Kraftstoffverbrauch.<br />

Benziner:<br />

Schlanke Hightech-Zündkerzen<br />

Für eine sichere und saubere Verbrennung<br />

in Benzinmotoren sorgen Hochleistungszündkerzen<br />

wie die ,Beru<br />

Ultra’ und die ,Beru Platin’, die mit innovativen<br />

Keramikmischungen und<br />

exakt positionierbaren Körperelektroden<br />

optimal auf die individuellen Anforderungen<br />

moderner Aggregate abgestimmt<br />

sind. Zwölf Millimeter schlanke<br />

Schlank und sauber: Die Beru ,Pressure<br />

Sensor Glow Plug’ (PSG) trägt als<br />

Schlüsselkomponente einer geregelten<br />

Verbrennung zur Reduzierung von NO x<br />

-<br />

und CO 2<br />

-Emissionen bei. Die Drucksensor-Glühkerze<br />

ermöglicht zudem eine<br />

optimale Emissionskontrolle über die<br />

gesamte Motorlebensdauer .<br />

Platin-Zündkerzen in innovativer Bi-<br />

Hex-Technologie ermöglichen Motorenentwicklern<br />

beispielsweise schlankere<br />

Zündkerzenschächte. Dabei halten<br />

sie trotz des reduzierten Gewindedurchmessers<br />

und eines verlängerten<br />

Einschraubgewindes gleich hohen elektrischen<br />

und mechanischen Belastungen<br />

stand wie Zündkerzen mit herkömmlichem<br />

M14-Gewinde; und sind<br />

dank konstruktiver Maßnahmen verschmutzungs-<br />

und nebenschlussunempfindlich<br />

und damit ebenso zündsicher.<br />

Sensorik aus einer Hand<br />

Beru bietet Entwicklungspartnern in<br />

der Automobilindustrie und Systemlieferanten<br />

leistungsstarke und zuverlässige<br />

Sensorik-Systeme. Zur Produktpalette<br />

gehören ,Fühler’ für Medien sowie<br />

Wegesensoren und Drehzahl-Sensoren.<br />

Erweitert wird das umfangreiche Programm<br />

durch innovative Sensoriklösungen<br />

für Spezialanwendungen. Dazu<br />

zählt unter anderem der neue, geschlossene<br />

Beru Hochtemperatursensor<br />

(HTS) in Abgasrückführsystemen sowie<br />

für die Überwachung von Dieselpartikelfiltern<br />

und DeNO x<br />

-Katalysatoren. <br />

Bild: Beru<br />

Car Innovation · Mai 2008<br />

45


SUPPLIER INNOVATIONS<br />

Weniger Emissionen, mehr Fahrspaß<br />

BORGWARNER – Um die weltweit verschärften Abgasnormen in Zukunft erfüllen zu können, muss beim<br />

Diesel die weitere Verzahnung der Abgasrückführung mit der Aufladung erfolgen. Bei der Niederdruck-<br />

Abgasrückführung, die ganz neue Anforderungen an den Turbolader und das gesamte Abgasrückführsystem<br />

stellt, setzt BorgWarner auf neue Konzepte zur Abgasrückführung.<br />

Bild: Borg Warner<br />

Für den Zukunftsmarkt Asien: Das patentierte ,Power<br />

Split’-Design des neuen Doppelkupplungsgetriebes,<br />

das neben Kraftstoffersparnis vor allem durch günstige<br />

Kosten überzeugt, sorgt dafür, dass die ankommende<br />

Motorleistung auf zwei verschiedene Wellen verteilt wird.<br />

Die Reduzierung von CO 2<br />

-Emissionen<br />

sowie die Herausforderungen<br />

durch die globalen Märkte<br />

bestimmen die Zukunft des Automobils.<br />

Der konventionelle Verbrennungsmotor<br />

wird weiterhin weltweit die dominante<br />

Antriebsquelle sein. Die verschiedenen<br />

Geschäftsbereiche von<br />

BorgWarner arbeiten mit großem Erfolg<br />

an zukunftsweisenden Technologien,<br />

die den Antriebsstrang optimieren und<br />

Emissionen weiter reduzieren. Das Unternehmen<br />

erzielt stetig technologische<br />

Fortschritte, mit deren Hilfe sich die<br />

weltweiten Ansprüche an umweltfreundliche<br />

Fahrzeuge erfüllen lassen.<br />

Der Einsatz der Abgasturboaufladung<br />

ist bei allen Fahrzeugen in der<br />

Vergangenheit stark angestiegen. In Europa<br />

hat der Diesel den Ottomotor bereits<br />

überholt. Die zweistufige geregelte<br />

Aufladung (R2S) von BorgWarner ist<br />

das leistungsfähigste Aufladesystem für<br />

Dieselmotoren und bietet ein erhebliches<br />

Potenzial hinsichtlich weiterer<br />

Kraftstoffersparnis bei gleichzeitiger<br />

Verbesserung des Fahrkomforts.<br />

Downsizing mit Turbo<br />

Um die weltweit verschärften Abgasnormen<br />

in Zukunft erfüllen zu können,<br />

muss beim Diesel die weitere Verzahnung<br />

der Abgasrückführung mit der<br />

Aufladung erfolgen. Bei der Niederdruck-Abgasrückführung,<br />

die ganz<br />

neue Anforderungen an den Turbolader<br />

und das gesamte Abgasrückführsystem<br />

stellt, setzt das Unternehmen auf seine<br />

Erfahrung und Kompetenz mit neuen<br />

Abgasrückführungs-Konzepten.<br />

Downsizing verbunden mit Turboaufladung<br />

ist für die Ottomotorenentwicklung<br />

ein wichtiger Zukunftstrend.<br />

Hier kann BorgWarner ein breites<br />

Spektrum an Technologien, wie den<br />

ersten Turbolader mit variabler Turbinengeometrie<br />

(VTG) für Ottomotoren<br />

in Großserie oder Twin-Scroll Turbolader<br />

für 1050 °C anbieten. Hinzu kommen<br />

Nockenwellensteller für variable<br />

Ventiltriebe, die eine wichtige Rolle bei<br />

der weiteren Entwicklung von Ottomotoren<br />

spielen.<br />

Organische Reibbeläge<br />

In Zusammenarbeit mit Porsche Engineering<br />

entwickelte BorgWarner Torq-<br />

Transfer Systems das ITM3e-System,<br />

das neue Standards für Sportwagen<br />

setzt. Es ist das erste in Serie gefertigte<br />

AWD-Kupplungssystem, welches mechanische<br />

Komponenten mit einer aktiven<br />

Gerotor (Zahnring-)Pumpe, einem<br />

effizienten Kühlkreislauf und Kontrollalgorithmen<br />

für den Allradantrieb in<br />

einem System vereint. Der Nachfolger<br />

NexTrac, ein aktives Kupplungssystem,<br />

in dem erstmals organische Reibbeläge<br />

in der Primärkupplung eingesetzt werden,<br />

ist einfach in den Antriebsstrang<br />

integrierbar und garantiert einen sparsameren<br />

Kraftstoffverbrauch.<br />

Dem VW Golf R32 DSG und dem Audi<br />

TT 3.2 gelang 2003 mit der Doppelkupplungs-Technologie<br />

der Sprung in die<br />

Serienentwicklung. Damit war BorgWarner<br />

das erste Unternehmen, das diese<br />

Technologie in den Serieneinsatz brachte.<br />

Der Nissan GT-R ist das erste Fahrzeug<br />

mit einem Doppelkupplungsgetriebe<br />

in Transaxle-Bauweise. Seine<br />

Ausnahmestellung unterstreicht das<br />

Unternehmen ebenfalls mit einem<br />

kompakten Doppelkupplungsgetriebe<br />

für den Zukunftsmarkt Asien, das neben<br />

Kraftstoffersparnis vor allem durch<br />

günstige Kosten überzeugt. Damit erfüllt<br />

das Getriebe in jeglicher Hinsicht<br />

die wachsende Nachfrage und Bedürfnisse<br />

in diesem Marktsegment. <br />

46 Car Innovation · Mai 2008


SUPPLIER INNOVATIONS<br />

Die neue Kopfstütze<br />

von Brose bietet<br />

optimalen Schutz<br />

während der gesamten<br />

Fahrt: Sensoren<br />

detektieren die Position<br />

des Kopfes, die<br />

implementierte<br />

Elektronik stellt die<br />

Kopfstütze millimetergenau<br />

ein.<br />

Markt bestimmt Innovationswert<br />

BROSE – Was braucht das Auto von morgen? Brose arbeitet an neuen Produkten unter anderem<br />

für die variable Innenraumgestaltung und die Fahrersicherheit. „Innovationen müssen nutzenorientiert<br />

und wirtschaftlich sein, denn nur die Marktfähigkeit des neuen Produkts bestimmt den<br />

Wert der Erfindung“, erklärt Jürgen Otto, Vorsitzender der Geschäftsführung der Brose-Gruppe.<br />

Eine wichtige Triebfeder für die Weiterentwicklung<br />

des Automobils ist<br />

die Innovationskraft der Automobilzulieferer.<br />

Als Max Brose, Firmengründer<br />

der Brose-Unternehmensgruppe,<br />

vor mehr als achtzig Jahren den sogenannten<br />

,Kurbelapparat für versenkbare<br />

Fenster’ patentieren ließ, schuf er<br />

aus einer Idee ein Produkt, das aus keinem<br />

Fahrzeug mehr wegzudenken ist:<br />

den Fensterheber. Gleichzeitig begründete<br />

er mit dieser und vielen nachfolgenden<br />

Produktneuheiten eine Innovationskultur<br />

im Unternehmen, die bis<br />

heute gelebt wird.<br />

Erfolgsfaktor ‚Marktfähigkeit‘<br />

Innovationsleistungen, die Markttrends<br />

mitgeprägt und in der Automobiltechnik<br />

weltweit Standards gesetzt haben,<br />

ziehen sich wie ein roter Faden durch<br />

die 100-jährige Geschichte des Familienunternehmens.<br />

Sei es mit der ersten<br />

elektrischen Sitzverstellung in Europa,<br />

der ersten elektronischen Steuerung für<br />

elektrische Fensterheber oder der modularen<br />

Automobiltür.<br />

Jürgen Otto, Vorsitzender der Geschäftsführung<br />

der Brose-Gruppe: „Wir<br />

müssen mit unseren Erzeugnissen dem<br />

Kunden ein optimales Leistungspaket<br />

bieten, denn nur so können wir unsere<br />

führende Marktposition und damit die<br />

Grundlage für weitere Investitionen in<br />

die Zukunft sichern.“<br />

Brose liegt mit seinen Aufwendungen<br />

für Forschung und Entwicklung,<br />

Informationstechnologie und Personalentwicklung<br />

deutlich über dem Branchendurchschnitt.<br />

Gegenwärtig arbeitet<br />

jeder neunte Mitarbeiter an der Entwicklung<br />

neuer Produkte oder Fertigungsverfahren.<br />

Mit Programmen wie<br />

dem elektronisch unterstützten ,Learning<br />

Cockpit’ ermöglicht Brose den<br />

kontinuierlichen Wissensaufbau und<br />

den Know-how-Tansfer.<br />

Welchen Stellenwert die Innovationskultur<br />

bei dem Automobilzulieferer<br />

besitzt, zeigt auch der Brose-Innovationspreis,<br />

der jedes Jahr verliehen<br />

wird. Ausgezeichnet werden Mitarbeiter,<br />

die besondere Kreativität bewiesen<br />

haben und mit ihren Ideen, die Position<br />

des Unternehmens im Markt weiter<br />

stärken. 2005 wurde eine Produkt<strong>innovation</strong><br />

prämiert, die bereits 2009 in Serie<br />

gehen wird: der elektrische Antrieb<br />

für Seitentüren.<br />

Doch wie sieht das Fahrzeug von<br />

morgen aus? Mit dieser Frage beschäftigt<br />

sich die Abteilung ,Entwicklung<br />

Neue Produkte’ und erarbeitet marktfähige<br />

Lösungen für kommende Fahrzeuggenerationen.<br />

Das sind Produkte<br />

für die variable Innenraumgestaltung,<br />

die Fahrersicherheit oder das einfachere<br />

Beladen des Kofferraums. Einige dieser<br />

Innovationen – wie die Kopfstütze,<br />

die sich sensorgesteuert auf den jeweiligen<br />

Insassen abstimmt, oder die elektrische<br />

Rücksitzverstellung – hat Brose<br />

auf der Internationalen Automobilausstellung<br />

2007 vorgestellt und eine positive<br />

Resonanz der Kunden erhalten.<br />

Markteinstieg über die Nische<br />

„Bevor sich eine Innovation zum<br />

Marktstandard entwickeln kann, muss<br />

sie sich zunächst in einem kleineren<br />

Segment etablieren“, erklärt Jürgen Otto.<br />

„Mit unseren neuen Produkten wollen<br />

wir diese Nischen besetzen.“ Jüngste<br />

Beispiele hierfür sind der elektrische<br />

Gurtbringer, die elektrische Bildschirmverstellung<br />

und der Antrieb für Sonnenrollos.<br />

Das Unternehmen setzt bei diesen<br />

Neuentwicklungen bewährte Komponenten<br />

aus dem Brose-Produktbaukasten<br />

ein und bedient die Nischenfelder<br />

mit großserienerprobten Bauteilen und<br />

Antrieben. Auf diese Weise werden<br />

Synergien in der Entwicklungs- und<br />

Produktionszeit erschlossen und damit<br />

die Voraussetzung für den Erfolg von<br />

Innovationen erfüllt: Schnelligkeit,<br />

Wirtschaftlichkeit und Kundenorientierung.<br />

<br />

Car Innovation · Mai 2008<br />

47


SUPPLIER INNOVATIONS<br />

Innovative Wege zur Idee<br />

CARCOUSTICS – Der Leverkusener Automobilzulieferer Carcoustics hat für die hausinterne<br />

Innovationsarbeit eine neue Basis geschaffen. Eine breite Vernetzung, bessere<br />

Kommunikation, hohe Akzeptanz und Ideen-Anreize tragen nun Früchte.<br />

Viele Unternehmen beschäftigen<br />

sich mehr oder weniger intensiv<br />

mit der Frage, wie man einen Innovationsprozess<br />

gestaltet, so dass er die<br />

im Unternehmen schlummernden Potenziale<br />

freisetzt. Die Vorzeichen mit denen<br />

man es bei einer Innovationsarbeit<br />

zu tun hat, sind nicht eben hoffnungsvoll:<br />

Erstens ist es nicht einfach, in einer<br />

komplexen Organisation einen effizienten<br />

Weg hierfür zu finden und zweitens<br />

ist der Begriff ,Innovation’ in der Kommunikation<br />

reichlich verschlissen. Zu<br />

viele Unternehmen schmücken sich mit<br />

dieser Vokabel, ohne dass der Anspruch<br />

mit der Wirklichkeit zu tun hätte. Carcoustics,<br />

der Leverkusener Spezialist für<br />

Akustik-, Hitze- und Isolationsmanagement,<br />

hat seinen Weg gefunden.<br />

Die interne Kundenzufriedenheit<br />

meldete Handlungsbedarf an, die Geschäftsführung<br />

setzte die Messlatte<br />

hoch und forderte kürzere Terminpläne<br />

und effizientere Budgets. Die durch das<br />

<strong>automobil</strong>e Geschäft fast schon genetisch<br />

verankerte Kompetenz der ständigen<br />

Verbesserung drängte eher auf eine<br />

grundsätzliche Neuaufstellung, als auf<br />

einen kosmetischen Eingriff. Man entschloss<br />

sich Mitte 2007, die Weichen<br />

vollständig auf ,neu’ zu stellen.<br />

Die ehemals einem Elfenbeinturm<br />

gleichende Innovationsarbeit, die durch<br />

schlechte Kommunikation, eigens geschaffene<br />

Ziele und isolierte Arbeit auffiel<br />

und zudem auf einen zu starken<br />

Benchmarking-Ansatz beruhte, wurde<br />

aufgelöst und durch einen neuen Ansatz<br />

zu mehr Leistung befähigt. Eine der<br />

wichtigsten Neuerungen ist, dass heute<br />

das gesamte Unternehmen – vertreten<br />

durch die den Markterfolg beurteilenden<br />

Funktionsbereiche – an dem Prozess<br />

vertreten ist. Ein klares Bekenntnis<br />

wurde im Hinblick auf die heutigen<br />

Entscheidungswerte abgelegt.<br />

Im Fokus: ‚Nutzen<strong>innovation</strong>‘<br />

Es ist nicht immer Hightech, was einem<br />

Unternehmen Wettbewerbsvorteile<br />

verschafft. Unter der Überschrift ,Nutzen<strong>innovation</strong>’<br />

– so die bisherigen Erfahrungen<br />

– lassen sich überraschende<br />

Erfolge erzielen. Wenn man beispielsweise<br />

ein Problem und eine Lösung zu<br />

einem neuen Produkt kombiniert, welches<br />

obendrein zu 95 Prozent aus Reststoffen<br />

besteht, freuen sich gleich zwei<br />

Marktteilnehmer: der Kunde, weil er<br />

eine preislich interessante Problemlösung<br />

angeboten bekommt und der Lieferant,<br />

weil er für die Entsorgung der<br />

Reststoffe nicht mehr bezahlen muss.<br />

Zum Prozess: Durch Ideenanreize wie<br />

zum Beispiel Kreativtrainings und Incentives<br />

initialisiert, werden Ideen generiert,<br />

gesammelt und durch einen Strategie-Filter<br />

geschleust. Am ,Round Table<br />

Innovations’ werden die Ideen hinsichtlich<br />

ihrer Umsetzbarkeit und potenziellen<br />

Markterfolgs von einem breit aufgestelltem<br />

Gremium bewertet. Welche Relevanz<br />

das Thema bei Carcoustics genießt,<br />

zeigt auch die Tatsache, dass immer<br />

mindestens ein Vertreter des Topmanagements<br />

mit am Tisch sitzt.<br />

Die Vorteile liegen auf der Hand:<br />

Durch diesen Vorgang erzielt man eine<br />

hohe Akzeptanz, kommt zu schnellen<br />

Entscheidungen und kann fokussiert<br />

Ressourcen vergeben. Als Ergebnis<br />

werden Innovationsprojekte nominiert<br />

und zusammen mit einem internen<br />

,Project Office’ umgesetzt. <br />

Bild: Carcoustics<br />

Mindmap: Durch Ideenanreize wie zum<br />

Beispiel Kreativtrainings und Incentives initialisiert,<br />

werden Ideen generiert und durch einen<br />

Strategie-Filter geschleust, bevor sie von einem<br />

Gremium bewertet werden.<br />

48 Car Innovation · Mai 2008


SUPPLIER INNOVATIONS<br />

Weiter denken<br />

CHERRY – Manchmal ist der Sprung vom Herd zum<br />

Automobil gar nicht so weit. Cherry adaptierte bereits<br />

in den 90-er Jahren Sensortechnologie aus<br />

dem Hausgerätebereich fürs Automobil. Aber auch<br />

aus dem Office-Bereich ist einiges ,autotauglich’,<br />

beispielsweise Fingerprint-Erkennung zur Bedienung<br />

von Komfortfunktionen.<br />

Der Name Cherry ist seit Jahrzehnten<br />

im Bereich der Elektronik fest<br />

verankert. Taster, Schalter, Sensoren<br />

und seit der Verbreitung der PC-<br />

Technik auch Tastaturen haben seither<br />

einen festen Platz in zahllosen Geräten.<br />

Seit über zwanzig Jahren ist das Unternehmen<br />

auch sehr erfolgreich in der<br />

Automobiltechnik tätig und generiert<br />

dort heute deutlich über 50 Prozent seiner<br />

Umsätze.<br />

Das Innovationsmanagement bei<br />

Cherry ist ein integrierter Prozess, der<br />

nicht auf den Schultern einzelner Personen<br />

ruht, sondern ganzheitlich in<br />

der Firmenkultur verankert ist und<br />

somit von allen Mitarbeitern gelebt<br />

wird. Dies zeigt sich unter anderem<br />

durch ,Trend-Scouting’ im Vertrieb,<br />

dem betrieblichen Vorschlagswesen,<br />

projektübergreifend definierten<br />

Teams oder einer integrierten Serienentwicklung<br />

mit Vorentwicklungskompetenzen.<br />

Statt großer ,Revolutionen’ verfolgt<br />

das Unternehmen mit Erfolg eine Politik<br />

der kleinen Schritte. Bewährtes soll<br />

mit inkrementalen Schritten kontinuierlich<br />

verbessert werden. Jedes Produkt,<br />

jeder Prozess, jede Eigenschaft<br />

wird Stück für Stück in den spezifischen<br />

Geschäftsfeldern weiterentwickelt. Derzeit<br />

ist Cherry in drei verschiedenen<br />

Innovationsmanagement<br />

ganzheitlich in der Firmenkultur<br />

verankert<br />

Geschäftsfeldern mit einem breiten Erfahrungsschatz<br />

aus Branchen- und<br />

Technologie-Know-how vertreten.<br />

Bereits Anfang der 1990er Jahre entstand<br />

im Bereich der Hausgeräte eine<br />

Topfgrößenerkennung auf induktiver<br />

Oben mechanisch,<br />

unten elektronisch:<br />

Beispiel für die<br />

Schnittstelle des<br />

Wählhebels einer<br />

Automatikschaltung<br />

zur elektronischen<br />

Steuerung mit<br />

verschleißfreier<br />

induktiver<br />

Kopplung.<br />

Basis. Durch die stetige Weiterentwicklung<br />

dieser Sensortechnologie entstanden<br />

später auch Drehwahlschalter zur<br />

Kochfeldsteuerung. Je weiter die Entwickler<br />

sich jedoch mit den Grundlagen<br />

beschäftigten, umso mehr<br />

kristallisierte es sich heraus,<br />

dass diese Technologie viele<br />

positive Eigenschaften besitzt,<br />

deren Merkmale sie für<br />

den Einsatz in Automobilapplikationen<br />

prädestiniert.<br />

Heute verfügt Cherry über<br />

ein breites Portfolio an Positions-, Winkel-<br />

und Wegsensoren auf Basis der Induktivtechnologie.<br />

Weitere Synergiepotenziale ergeben<br />

sich durch Trends und Entwicklungen<br />

aus dem Office-Bereich, den Cherry mit<br />

seinen Tastatur- und Mausprodukten<br />

schon seit vielen Jahre bedient. Auch<br />

hier gibt es zahlreiche Möglichkeiten<br />

für einen Transfer von Technologien in<br />

die Automobilindustrie wie zum Beispiel<br />

bei den biometrischen Sensoren<br />

zur Fingerprint-Erkennung, wie sie<br />

heute schon bei Tastaturen im Sicherheits-<br />

und Banking-Bereich eingesetzt<br />

werden.<br />

Denkbar wäre es etwa, über den<br />

Fingerabdruck verschiedenste Komfortfunktionen<br />

im Fahrzeug individuell<br />

einzustellen oder zugänglich zu<br />

machen oder mittels erprobter Funktechnologie<br />

eine kabellose Datenübertragung<br />

von integrierten Sensoren<br />

an ein zentrales Steuermodul zu<br />

realisieren.<br />

<br />

Bild: Cherry<br />

Car Innovation · Mai 2008<br />

49


SUPPLIER INNOVATIONS<br />

Bild: Continental<br />

Mensch-Maschine-Schnittstelle Cockpit: Leichte und sichere Bedienbarkeit steht im Fokus.<br />

Von Continental:<br />

Lithium-Ionen-Batterie<br />

Im Antriebsbereich werden zurzeit effizientere<br />

Technologien zur Senkung der<br />

CO 2<br />

-Emissionen durch Optimierung von<br />

Einspritztechnik und Motorelektronik<br />

entwickelt. Beim Diesel- wie auch beim<br />

Benzinmotor konnte leistungsfähigere<br />

Motorelektronik in Verbindung mit neuer<br />

Piezotechnologie bereits Verbrauch<br />

und Emissionen reduzieren.<br />

Bei Hybrid- und Elektroantrieben bestimmt<br />

die Leistungsfähigkeit der Batterie<br />

die Gesamtleistung des Fahrzeugs<br />

und somit das mögliche Kraftstoffeinsparpotenzial.<br />

Dabei bringt die durch<br />

Continental forcierte Lithium-Ionen-<br />

Technologie mit einer gegenüber herkömmlichen<br />

Nickel-Metallhybrid-Batterien<br />

höheren Energiedichte eine höhere<br />

Reichweite.<br />

Rundum-Kommunikation<br />

CONTINENTAL – Car-to-Car-Fahrzeugkommunikation und Car-to-Infrastructure sind die<br />

nächsten entscheidenden Schritte zur Erhöhung der Fahrsicherheit. Innovationspotenzial<br />

liegt in der Vernetzung aktiver und passiver Sicherheitssysteme sowie in der Integration<br />

von Umfeldsensoren und Telematikfunktionen.<br />

Die Continental AG ist mit ihren<br />

Divisionen Chassis & Safety, Powertrain<br />

und Interior ein weltweit<br />

führender Automobilzulieferer<br />

und Systemanbieter in den Bereichen<br />

Fahrsicherheit, Antrieb sowie Informations-<br />

und Komfortelektronik.<br />

Vernetzung als Innovation<br />

Aktive und passive Sicherheitssysteme<br />

helfen, Unfälle zu vermeiden. Continental-Produkte<br />

wie das Fahrdynamik-<br />

Regelsystem ESC und ESC II tragen dazu<br />

bei. Innovationspotenzial liegt in der<br />

Vernetzung dieser Sicherheitssysteme<br />

sowie in der Integration von Umfeldsensoren<br />

und Telematikfunktionen –<br />

vorangetrieben mit dem Continental-<br />

Sicherheitssystem ContiGuard®.<br />

Ein mit dem Bremssystem vernetzter<br />

Infrarot-Sensor zur Überwachung des<br />

vorderen Fahrzeugumfeldes leitet bei<br />

Auffahrunfallgefahr automatisch eine<br />

Bremsung ein. Eine Erweiterung ist<br />

durch zusätzliche Sensoren wie Kameras<br />

möglich. Droht das ungewollte Verlassen<br />

der Fahrspur, warnt das System den<br />

Fahrer mit optischen oder haptischen<br />

Signalen – etwa einem Vibrieren des<br />

Lenkrades – oder übernimmt durch aktive<br />

Lenkeingriffe die Spurhaltung (Lane<br />

Departure Warning, Lane Keeping System).<br />

Heckseitige Kameras erkennen<br />

schnellere Verkehrsteilnehmer und warnen<br />

den Fahrer vor einem gefährlichen<br />

Fahrspurwechsel, aber auch vor einem<br />

Auffahrunfall durch das folgende Fahrzeug.<br />

Ferner erlauben Kameras nachts<br />

eine bedarfsgerechte Lichtsteuerung und<br />

können Verkehrszeichen identifizieren.<br />

Car-to-Car-Fahrzeugkommunikation und<br />

Car-to-Infrastructure sind die nächsten<br />

entscheidenden Schritte zur Erhöhung<br />

der Fahrsicherheit.<br />

Innovationen im Innenraum sorgen<br />

für erhöhten Komfort und Sicherheit<br />

und helfen beim Spritsparen, zum Beispiel<br />

durch die Auswahl steigungsarmer<br />

und staufreier Routen mittels Navigationssystem<br />

und durch Warnungen, die<br />

künftig von vorausfahrenden Fahrzeugen<br />

ausgehen werden. Das Auto von<br />

morgen ist keine isolierte Einheit mehr:<br />

Die von Continental entwickelten Telematiksysteme<br />

ermöglichen die Kommunikation<br />

mit einer Vielzahl mobiler<br />

Endgeräte (Car to Device – C2D) und<br />

die Vernetzung mit der Infrastruktur<br />

(C2I). Der Trend geht zum mobilen<br />

Wohnzimmer oder Büro mit jederzeit<br />

verfügbaren zusätzlichen Informationen.<br />

Zu den leicht und sicher bedienbaren<br />

Mensch-Maschine-Schnittstellen<br />

gehören ergonomisch gestaltete Instrumente,<br />

zentrale Displays und Bedienelemente,<br />

zum Beispiel zur Darstellung<br />

von Navigationskarten in 3D und die<br />

Ansteuerung mobiler Endgeräte.<br />

Noch schneller: ,Multi Media Platform’<br />

Neue Systemarchitekturen erlauben es,<br />

Bedienelemente und Elektroniken voneinander<br />

abzukoppeln, was eine wesentlich<br />

freiere Gestaltung des Innenraums<br />

ermöglicht. Die gemeinsam mit Microsoft<br />

entwickelte ,Multi Media Platform’ lässt<br />

noch schnellere Updates der Infotainment-Funktionen<br />

auch nach Serienstart<br />

zu – gleichgültig, ob bei einer Luxuslimousine<br />

aus Europa oder einem Kleinwagen<br />

aus chinesischer Produktion. <br />

50 Car Innovation · Mai 2008


SUPPLIER INNOVATIONS<br />

Sperrschicht hält dicht<br />

CONTITECH – Ab 2011 wird die CO 2<br />

-Klimaanlage Eu-weit zur Pflicht. ContiTech sorgt für<br />

die dichte Verbindung von CO 2<br />

-Kältemittelleitungen mit einer Polymer-Sperrschicht.<br />

Die Dichtheit der Klimaanlagen<br />

gewinnt immer stärker an Bedeutung.<br />

Laut EU-Richtlinie<br />

2006/40/EC sind ab 2011 die Klimaanlagen<br />

in Pkw mit neuen Kältemitteln<br />

wie CO 2<br />

auszurüsten. Daher haben Entwickler<br />

von ,ContiTech Fluid Technology’<br />

permeationsarme und flexible Leitungen<br />

entwickelt, die es ermöglichen,<br />

die strengen Vorschriften einzuhalten.<br />

Dabei kann das System aber nur so<br />

dicht sein wie die Verbindungen zwischen<br />

den Leitungen. Die kaltgeformte<br />

Flachverbindung ,ContiLock®’ von<br />

ContiTech ist die Lösung für diese kritischen<br />

Stellen.<br />

Er hält dicht:<br />

Bei dem Klima-<br />

Schlauch von<br />

,ContiTech Fluid<br />

Technology’ sichert<br />

eine Polymer-Sperrschicht<br />

im Schlauchinneren<br />

die geringe<br />

Permeation.<br />

Das Dichtkonzept:<br />

Beim ,ContiLock®’ wird<br />

eine mit einer hauchdünnen<br />

Elastomerschicht<br />

versehenen<br />

Dichtscheibe aus<br />

Federstahl zwischen<br />

Vater- und Mutterteil<br />

gespannt. Das flexible<br />

Dichtungselement<br />

gleicht Temperaturwechsel<br />

und<br />

Vibrationen aus.<br />

Absolut dichte Verbindung<br />

Beim Dichtkonzept von ,ContiLock®’<br />

wird eine mit einer hauchdünnen<br />

Elastomerschicht versehene Dichtscheibe<br />

aus Federstahl zwischen Vaterund<br />

Mutterteil gespannt. Das flexible<br />

Dichtungselement gleicht Temperaturwechsel<br />

und Vibrationen aus. Die Elastomerschicht<br />

ist dabei so dünn, dass sie<br />

dem Kältemittel praktisch keine Angriffsfläche<br />

bietet. Sie stellt eine absolut<br />

dichte Verbindung sicher – mit<br />

einer Austrittsrate von deutlich weniger<br />

als 0,5 Gramm pro Jahr. Eingesetzt<br />

wird sie bereits bei Zylinderkopfdichtungen<br />

moderner Diesel-Selbstzünder.<br />

Damit konnten Dichtheitsprobleme<br />

der früher üblichen Radialdichtungen<br />

behoben werden.<br />

Die Dichtungen zeichnen sich auch<br />

durch ihre Temperatur- und Druckbeständigkeit<br />

aus (bis 176 bar und 165<br />

Grad Celsius). Das Flanschmaterial ist<br />

frei wählbar. Die Dichtungen lassen sich<br />

einfach montieren und sind vor Verschmutzungen<br />

geschützt.<br />

Gegenüber rein metallischen Dichtungen<br />

punktet ,ContiLock®’ durch<br />

hohe Prozesssicherheit und Servicefreundlichkeit.<br />

Ob bei Nacharbeiten<br />

oder Service – die Dichtungen können<br />

immer wieder gelöst und neu angezogen<br />

werden, ohne dadurch ihre positiven<br />

Eigenschaften zu verändern. Dichtungswechsel<br />

sind ohne Ausbau der<br />

Leitungen möglich. Durch die Herstellung<br />

im Kaltumformungsprozess entfallen<br />

Löt- und Schweißstellen, die ein<br />

Risiko für Undichtigkeiten darstellen<br />

würden. Außerdem ist die Kaltumformung<br />

weniger aufwändig und damit<br />

kostengünstiger.<br />

Polymer statt Edelstahl<br />

Die Dichtheit der CO 2<br />

-Leitungen<br />

selbst konnte bisher nur mittels Edelstahlwellrohren<br />

als Sperrschicht sichergestellt<br />

werden. ,ContiTech Fluid<br />

Technology’ hat jetzt einen Schlauch<br />

entwickelt, bei dem eine Polymer-<br />

Sperrschicht im Schlauchinneren die<br />

geringe Permeation sichert. Dadurch<br />

ist der Schlauch flexibler, ermöglicht<br />

engere Biegeradien und bietet bessere<br />

akustische Eigenschaften sowie erhebliche<br />

Kostenvorteile. Hauptschwierigkeit<br />

war, einen Werkstoff zu<br />

finden, der das CO 2<br />

auch im überkritischen<br />

Zustand zuverlässig im Inneren<br />

hält.<br />

CO 2<br />

besitzt ein gutes Lösevermögen in<br />

niedermolekularen Stoffen und somit eine<br />

hohe Permeationsneigung in Polymeren.<br />

In Klimaanlagen kann durch die Änderung<br />

des Zustandes – verbunden mit<br />

einer spontanen Dichte-Verringerung –<br />

das CO 2<br />

zur so genannten explosiven<br />

Dekompression führen und damit zur<br />

Zerstörung von Polymer-Materialien.<br />

Die von ContiTech eingesetzte Polymere-Sperrschicht<br />

hält das CO 2<br />

sicher<br />

zurück und ist beständig gegen die eingesetzten<br />

drei Gramm pro Meter und<br />

Jahr. In beiden Bereichen kann der<br />

Sperrschicht-Elastomerschlauch den<br />

Wellrohrschlauch ersetzen. Versuche<br />

mit dem bislang gebräuchlichen Kältemittel<br />

R134a zeigen, dass die Polymersperrschicht<br />

die Permeation auf nahezu<br />

Null Gramm reduziert. Das ist nicht nur<br />

umweltfreundlich, sondern ermöglicht<br />

auch einen wartungsfreien Betrieb der<br />

künftigen Klimaanlagen.<br />

<br />

Bilder: ContiTech<br />

Car Innovation · Mai 2008<br />

51


SUPPLIER INNOVATIONS<br />

Die Zukunft – realitätsnah<br />

DRÄXLMAIER GROUP – Einen Ausblick auf zukünftige Innenraumgestaltung gibt Dräxlmaier<br />

mit der visionären Designstudie einer Mittelkonsole, die bei Haptik, Ergonomie und Funktionalität<br />

neue Wege aufzeigt.<br />

Die Automotive-Spezialisten der<br />

Dräxlmaier Group arbeiten zurzeit<br />

daran, einen realitätsnahen Blick<br />

auf zukünftige technische Entwicklungen<br />

zu werfen. Ein Highlight dieser Zukunftsarbeit<br />

ist eine Studie, die zeigt, wie die<br />

Mittelkonsole eines viertürigen Grand-<br />

Tourismo-Coupés künftig aussehen<br />

könnte. Die visionäre ,ConceptConsole’<br />

ist jedoch nicht nur ein optischer Showeffekt,<br />

sondern eine theoretisch schon<br />

heute umsetzbare, betont realitätsnahe<br />

Lösung. Detailorientiert in Design und<br />

Technik, orientiert sich das futuristische<br />

Bauteil gezielt an den Anforderungen an<br />

Komfort, Haptik und Funktionalität. Alle<br />

Verkleidungen sind in edlem Glattleder<br />

ausgeführt. Funktionale Elemente,<br />

wie Kneepad, Schaltknauf und Mittelarmlehne<br />

hingegen bestehen aus feinem<br />

Nubuk-Leder und überzeugen<br />

durch die außergewöhnlich schmeichelnde<br />

Haptik.<br />

Die durchgehende Fahrdynamikblende<br />

mit dem Schaltknauf und dem<br />

zentralen Bedienelement besteht aus<br />

einer galvanisierten Oberfläche mit einem<br />

samtig schimmernden Echtmetallcharakter.<br />

Das zentrale Bedienelement<br />

dient zur intuitiven Steuerung verschiedener<br />

Funktionen wie Navigation,<br />

Telematik und Entertainment. Es besteht<br />

aus Keramik und verbindet edle<br />

Optik mit einem völlig neuen haptischen<br />

Erlebnis. Der untere Bereich des<br />

Baukörpers sorgt mit einem zweiflutigen<br />

Luftkanal und separaten Ausströmern<br />

für einen geräuschlosen Luftstrom<br />

im linken und rechten Fondbereich.<br />

Die Mittelarmlehne bildet eine<br />

eigenständige Funktionseinheit, die in<br />

ergonomisch optimaler Höhe über dem<br />

Basisträger zu schweben scheint. Unter<br />

ihrem Deckel, der sich mit Hilfe von<br />

Servo-Motoren elektrisch öffnet, findet<br />

im multifunktionalen Stauraum zum<br />

Beispiel der MP3-Player oder das Handy<br />

seinen Platz.<br />

‚Klimaanlage‘ für Getränke<br />

Standardisierte Schnittstellen erlauben<br />

einen Anschluss an das Entertainmentund<br />

Kommunikationssystem ohne<br />

sichtbare Leitungsverbindungen; so<br />

kann während der Autofahrt das Mobiltelefon<br />

schnurlos geladen werden.<br />

Die beiden Cupholder, ebenfalls elektrisch<br />

ausfahrbar, lassen sich wahlweise<br />

kühlen oder beheizen.<br />

Bei der Designstudie wurden im Bereich<br />

Elektronik wesentliche mechanische<br />

Funktionen konsequent durch<br />

elektrische Komponenten realisiert,<br />

was eine hohe Funktionsdichte bei<br />

gleichzeitig deutlicher Gewichtsersparnis<br />

ermöglicht.<br />

Besonders interessant sind auch die<br />

nahtlos integrierten Bedien- und Anzeigeelemente:<br />

Auf Basis moderner Piezotechnologie<br />

wurden Taster unterbrechungslos<br />

direkt in unterschiedliche<br />

Materialoberflächen integriert; ergänzt<br />

durch hoch auflösende, ebenfalls plan<br />

in die Oberfläche eingearbeitete TFT-<br />

Displays für Infotainment und Multimedia.<br />

Und nachts entsteht mit Hilfe<br />

modernster LED- und Lichtleitertechnik<br />

ein angenehmes Lichtambiente, das<br />

insbesondere die Bedienbereiche in ein<br />

effektvolles Licht taucht und die Konturen<br />

der Konsole betont.<br />

<br />

Bilder: Dräxlmaier<br />

Futuristische Studie mit Bauteilen von heute:<br />

Die ,ConceptConsole’ von Dräxlmaier überrascht<br />

unter anderem mit einem zentralen<br />

Bedienelement gefertigt aus Keramik.<br />

52 Car Innovation · Mai 2008


SUPPLIER INNOVATIONS<br />

Bilder: ebm-papst<br />

Starke Helfer<br />

Zeitgemäße, flexible Technik: EC-Motoren für Kraftfahrzeuge.<br />

Dank Miniaturisierung der Elektronik<br />

und neuer, hochenergetischer Magnetmaterialien<br />

lassen sich dezentrale Antriebe maßschneidern.<br />

Bereits in Serienfertigung: Hochdynamischer Lenkhilfemotor.<br />

EBM-PAPST – Moderne EC-Antriebsmotoren bilden künftig die Schnittstelle zwischen<br />

flexibler Elektronik und starrer mechanischer Peripherie. Zudem können sie sich als<br />

intelligenter Antrieb selbst überwachen, Sicherheitsfunktionen übernehmen und damit<br />

dem Fahrzeugmanagement völlig neue Regelungsmöglichkeiten eröffnen.<br />

Seit dem ersten Verbrennungsmotor<br />

setzten die Entwickler mangels Alternativen<br />

auf die einfache, aber<br />

unflexible starre Kopplung von Kurbelund<br />

Nockenwelle – auch für den Antrieb<br />

zahlloser Neben- und Zusatzaggregate.<br />

Der Zahnräder-Ketten-Riementrum<br />

am Motor wurde immer monströser.<br />

Abhilfe schafft der Einsatz moderner<br />

dezentraler Antriebe. Elektronisch<br />

gesteuert können EC-Motoren vielfältige<br />

Sicherheits- und Zusatzfunktionen<br />

im Fahrzeug antreiben.<br />

Dank Miniaturisierung<br />

lassen sich dezentrale Antriebe<br />

maßschneidern<br />

Der kompakte Antrieb vor Ort ist Platz<br />

sparend und wartungsarm. Aufwändige<br />

Inspektionen wie von Riemen oder<br />

Spannrollen entfallen. Neue Konzepte<br />

des Motorenherstellers ebm-papst (St.<br />

Georgen) im Kleinantriebsbereich eröffnen<br />

für dezentrale Antriebe ein breites<br />

Einsatzgebiet.<br />

Die Nachteile der mechanischen<br />

Kopplung zum Hauptmotor: Die Drehzahl<br />

des Verbrennungsmotors und damit<br />

seine Leistung variieren und es divergieren<br />

oft Antriebsleistung und Leistungsnachfrage<br />

der Aggregate. Daher<br />

ist eine mechanische Kopplung energetisch<br />

ineffektiv. Da hierbei Systeme wie<br />

Kühlflüssigkeits- oder Servopumpe von<br />

der ersten Fahrzeugbewegung an auf<br />

ihr Leistungsmaximum hochgefahren<br />

werden, ist die Energiebilanz ineffizient.<br />

Bei elektronisch gesteuerten EC-Motoren<br />

als Kraftquelle hingegen entkoppeln<br />

sich Leistungsangebot<br />

und Leistungsnachfrage. EC-<br />

Antriebe haben als einzige<br />

mechanische Verschleißkomponente<br />

die Lager. Zigtausend<br />

wartungsfreie Betriebsstunden<br />

unter Volllast sind<br />

Standard; ein EC-Motor hält<br />

ein Autoleben lang. Die Antriebe lassen<br />

sich feinfühlig in allen Last- und Drehzahlbereichen<br />

regeln. So ist ein Vierquadrantenbetrieb<br />

(Beschleunigen oder<br />

Bremsen in beide Drehrichtungen) problemlos<br />

möglich.<br />

In den gehobenen Fahrzeugklassen<br />

sind erste Beispiele bereits realisiert: eine<br />

Lenkunterstützung per Elektromotor<br />

und Überlagerungsgetriebe, ebenso<br />

Servolenkungen mit Elektromotor statt<br />

Hydraulik. Bei der Lenkhilfe ist der Antriebsmotor<br />

mit wechselnden Drehzahlen<br />

zwischen Null und 6 000 Umdrehungen<br />

pro Minute über die gesamte<br />

Lebensdauer extrem gefordert. Feinfühliger,<br />

fast als schrittmotorartig zu bezeichnender<br />

Einsatz und schneller<br />

Wechsel zum dynamischen Hochlauf<br />

sind gefragt. Der Motor wird dabei ständig<br />

im Vierquadrantenbetrieb belastet.<br />

Dank Miniaturisierung der Elektronik<br />

und neuer, hochenergetischer Magnetmaterialien<br />

lassen sich dezentrale<br />

Antriebe maßschneidern. Die Vorgabe:<br />

Schock- und Vibrationsbelastungen bis<br />

über 10 g dauerhaft standzuhalten und<br />

ein weiter Temperaturbereich (-40 bis<br />

+120 °C), Temperaturschock sowie hohe<br />

chemische wie mechanische Resistenz.<br />

Die integrierte elektronische Motoransteuerung<br />

übernimmt weitere Aufgaben<br />

wie etwa Drehmoment- oder<br />

Drehzahlkontrolle, Fehlermeldungsausgang<br />

oder die Anbindung des Antriebs<br />

in das Bussystem. Kompakte Innen-<br />

oder Außenläufermotoren erlauben<br />

eine optimale Anpassung des Aktors<br />

an die individuelle Antriebstechnik.<br />

<br />

Car Innovation · Mai 2008<br />

53


SUPPLIER INNOVATIONS<br />

Weniger Emissionen – mehr Komfort<br />

EBERSPÄCHER – Abgasanlagen und Heizungen, für beides ist Eberspächer zuständig. Im Fokus der<br />

Innovationen stehen bei Eberspächer derzeit leistungsstarke und zugleich sparsame Nutzfahrzeugheizungen<br />

sowie Maßnahmen zur Verbrauchs- und Emissionsreduzierung, beispielsweise mittels<br />

SCR-Systemen oder ,Fuel Processor’. Letzterer soll 2011 in Serie gehen.<br />

Langlebig, leise, leistungsstark:<br />

Die Anzahl der Betriebsstunden hat<br />

sich bei der neuen Nutzfahrzeugheizung<br />

,Hydronic M II’ im Vergleich<br />

zum Vorgängermodell<br />

von 3 000 auf 6 000 verdoppelt.<br />

Bild: Eberspächer<br />

Langlebig, leise und leistungsstark:<br />

die drei großen Pluspunkte der ,Hydronic<br />

M II’, einer neuen Generation<br />

von Nutzfahrzeugheizungen von<br />

Eberspächer, die mit neuartiger Brennkammertechnologie<br />

und verschleißfreien<br />

elektronisch kommutierten Antrieben<br />

arbeitet.<br />

Die Zwölf-Kilowatt-Variante ist die<br />

erste Wasserheizung mit einem Regelbereich<br />

von 1,2 bis 12 Kilowatt – also<br />

ein Verhältnis von 1:10, was bisher nur<br />

bei Luftheizungen möglich war. Die<br />

Anzahl der Betriebsstunden hat sich bei<br />

der ,Hydronic M II’ im Vergleich zum<br />

Vorgängermodell von 3 000 auf 6 000<br />

verdoppelt. Die maximale Heizleistung<br />

von acht, zehn oder zwölf Kilowatt<br />

wird trotz geringerem Stromverbrauch<br />

bereits nach zwei Dritteln der bisherigen<br />

Zeit erreicht.<br />

Weitere Vorteile der M II-Familie<br />

sind automatische Höhenanpassung<br />

(bis zu 2 800 Metern) und geringer<br />

Kraftstoffverbrauch: Die Acht-Kilowatt-Variante<br />

verbrennt nur 0,9 Liter<br />

pro Stunde und kann mit bis zu 100<br />

Prozent Biodiesel (PME) betrieben<br />

werden. Einsatzgebiete sind Lkw,<br />

mittelgroße Busse, Transporter sowie<br />

Bau-, Schienen- und Sonderfahrzeuge.<br />

Optimierte SCR-Abgassysteme<br />

Künftig müssen noch strengere Grenzwerte<br />

für Stickoxide in Europa (Euro 6)<br />

und den USA (EPA 10) eingehalten<br />

werden. Hierzu hat Eberspächer seine<br />

SCR-Systeme (Selective Catalytic Reduction)<br />

optimiert: Durch ein komplexes<br />

Verteilungs-, Strömungs- und Wärmemanagement<br />

wird aus dem eingedüsten<br />

Harnstoff mehr Ammoniak zur<br />

Reduzierung von Stickoxiden gewonnen<br />

und der SCR-Katalysator springt<br />

schneller an. Hierfür wird der Wärmeverlust<br />

im Abgasrohr minimiert, der<br />

Harnstoff gleichmäßig verteilt und vollständig<br />

verdampft. Ein doppelwandiges,<br />

luftspaltisoliertes SCR-Abgasrohr<br />

hält die Temperatur aufrecht und<br />

unterstützt durch seine spezielle Form<br />

die gleichmäßige Vermischung von<br />

Harnstoff und Abgas. Spezielle Mischund<br />

Strömungselemente optimieren<br />

die Vermischung und Verdampfung.<br />

Ab 2011 serienreif: Fuel Processor<br />

Der ,Fuel Processor’ sorgt für ein aktives<br />

Wärmemanagement in der Abgasanlage<br />

und optimiert so die gesamte<br />

Abgasnachbehandlung. Verdampfter<br />

und teiloxidierter Kraftstoff wird in die<br />

Abgasanlage eingedüst. Folge: Oxidations-<br />

und SCR-Katalysatoren springen<br />

schneller an, die Regeneration des NO x<br />

-<br />

Speicherkatalysators wird nahezu<br />

motorunabhängig eingeleitet und der<br />

Partikelfilter wird autark unter allen<br />

Betriebsbedingungen gleichmäßig regeneriert.<br />

Anders als beim HC-Doser, der flüssigen<br />

Kraftstoff ins Abgassystem einspritzt,<br />

treten beim Fuel Processor keine<br />

Probleme durch Verdampfung und Rekondensation<br />

in der Abgasanlage auf.<br />

Im Vergleich zu motorischen Maßnahmen<br />

entstehen weniger Wärmeverluste,<br />

Kraftstoff wird eingespart. Die Neuentwicklung<br />

soll 2011 in Serie gehen.<br />

Schalldämpfung und Sound-Design<br />

Durch das Antischall-System ,Active<br />

Silence’ gleicht der moderne Diesel-<br />

Pkw jetzt auch beim Sound einem Benziner.<br />

Eine individuelle Auswahl ist<br />

möglich: superleise, elegant oder kraftvoll<br />

sportlich. Auch den Fahrer oft verunsichernde<br />

plötzliche Veränderungen<br />

im Abgasgeräusch bei Zylinderabschaltung<br />

oder im Hybridbetrieb können<br />

ausgeblendet werden. Störende Schallwellen<br />

werden durch ihr negatives<br />

Gegenbild (Antischall) aus kleinen, effizienten<br />

Lautsprechern ausgelöscht. Die<br />

Folge: eine sehr hohe Schalldämpfung<br />

bei kleinem Abgasgegendruck mit geringerem<br />

Bauraum als mit konventionellen<br />

Schalldämpfern.<br />

<br />

54 Car Innovation · Mai 2008


SUPPLIER INNOVATIONS<br />

,Best fit’ als Maxime<br />

EDAG – Wenn sich der Engineering-Spezialist Edag eines Themas annimmt, stehen zwei Fragen<br />

im Vordergrund: Welche Bedürfnisse hat der Nutzer und wie lässt sich ein neues Produkt<br />

sicher und qualitativ auf höchstem Niveau und trotzdem preisgünstig fertigen?<br />

Das Erfolgsgeheimnis von Edag als<br />

weltweit größter, unabhängiger<br />

Entwicklungspartner der Fahrzeugbranche<br />

ist das vernetzte Engineering<br />

von Produkt und Produktion. Dieses<br />

ganzheitliche Prozessverständnis<br />

ruht auf drei Säulen. Im Engineering-<br />

Prozess werden Methoden, Projektabläufe<br />

und Engineering-Tools permanent<br />

weiterentwickelt und damit Projektlaufzeiten<br />

verkürzt, die Kosten gesenkt<br />

und die Qualität erhöht.<br />

Dabei werden mit dem ,Produktionsgetriebenen<br />

Engineering’ in der Produktentwicklung<br />

schon frühzeitig die<br />

Belange von Produktionsprozessen berücksichtigt.<br />

Die Edag-Spezialisten im<br />

,Digital Engineering’ beraten Fahrzeugentwickler<br />

ebenso wie die Anlagenbauer<br />

anhand virtueller Modelle und Simulation.<br />

Im Dialog werden fertigungsoptimierte<br />

Produkte definiert und die<br />

Edag-Fahrzeugentwickler über die Potenziale<br />

neuer Fertigungstechnologien<br />

informiert.<br />

Leichtbau und neue Materialien<br />

Die Fahrzeuge sollen nicht nur sicherer<br />

werden, sondern auch komfortabler und<br />

umweltfreundlicher. Daher kommen<br />

den Themen Leichtbau und neue Materialien<br />

eine hohe Bedeutung zu. Zudem<br />

werden innovative Karosseriekonzepte<br />

im Ex- und Interieur zukünftig den<br />

Komfort im Fahrzeug steigern müssen.<br />

Ergonomisch optimierte Package-<br />

Konzepte wie zum Beispiel im Bereich<br />

Einstiegshilfen erhöhen maßgeblich<br />

den Komfort. Bedienung, Sitzkomfort,<br />

Fahrzeugklima und Sichtverhältnisse<br />

sind für die sich ändernden Anforderungen<br />

stetig weiterzuentwickeln und<br />

funktionsoptimiert und anwendergerecht<br />

zu realisieren.<br />

Exemplarisch für das Schwerpunktthema<br />

Komfort präsentierte Edag auf<br />

dem Genfer Automobilsalon 2008 eine<br />

automatische Schwenkdachlösung, die<br />

es ermöglicht, komfortabel aus dem<br />

Fondbereich einer Limousine ein- und<br />

auszusteigen. Hierbei wurde der seitliche<br />

Dachrahmen durchtrennt und die Steifigkeit<br />

durch ein speziell entwickeltes<br />

Verstärkungselement wieder hergestellt.<br />

Dritter Baustein ist die Produktion.<br />

Hier arbeitet Edag an flexiblen Produktionstechnologien,<br />

die es ermöglichen,<br />

eine Vielzahl von Fahrzeugderivaten<br />

auf der gleichen Produktionslinie herzustellen.<br />

Dies führt zu niedrigen Herstellungskosten<br />

bei höchster Qualität.<br />

,Best fit’ bei Mercedes-Benz<br />

Hierbei leisten Bildverarbeitungssysteme<br />

einen wichtigen Beitrag. Das ,Best-<br />

Fit’ genannte System von Edag ist ein<br />

sensorgestütztes Verfahren zur hochpräzisen<br />

Montage von Anbauteilen in<br />

der Automobil<strong>produktion</strong>.<br />

Dabei werden zum Beispiel bei der Türmontage<br />

durch Sensoren die Maße für<br />

Spalt und Übergang für jede gefertigte<br />

Tür und den Ausschnitt in der Seitenwand<br />

des Fahrzeugs ermittelt, die optimale<br />

Position berechnet und diese durch<br />

den Roboter zielgenau angesteuert. Die<br />

Besonderheit des Edag ,Best-Fit’-Systems<br />

ist hierbei, dass es lernt und so das<br />

Setzverhalten durch den Fügeprozess<br />

selbstständig nachregelt. Mittlerweile<br />

werden mit diesem System zum Beispiel<br />

alle Anbauteile der Mercedes S-Klasse<br />

oder die Türen des Opel Corsa an zwei<br />

europäischen Standorten eingebaut. <br />

Idee mit Weitblick:<br />

Edag präsentierte auf dem Genfer<br />

Automobilsalon 2008 eine automatische<br />

Schwenkdachlösung,<br />

die es ermöglicht, noch komfortabler<br />

aus dem Fondbereich<br />

ein- und auszusteigen.<br />

Bild: Edag<br />

Car Innovation · Mai 2008<br />

55


SUPPLIER INNOVATIONS<br />

Der Chip macht’s<br />

ELMOS – Die Anforderungen an die Sicherheit sowie die Bestrebungen zur Reduzierung des Schadstoffausstoßes<br />

und des Verbrauchs fordern die Autoindustrie. Elmos unterstützt <strong>automobil</strong>technische<br />

Innovationen durch die Entwicklung unter anderen von Elektronikkomponenten, die beispielsweise<br />

ein permanentes Erfassen der Straßenoberfläche anhand von Infrarotsensoren ermöglichen.<br />

Sternkoppler für Bus-Systeme:<br />

Der ,FlexRay’-Baustein E910.56<br />

von Elmos. Bei BMW ist Elmos als<br />

Lieferant für Bausteine des neuen<br />

Hochgeschwindigkeits-Bus-Standards<br />

gelistet.<br />

Wichtige Innovationsmotoren<br />

in der Automobilindustrie<br />

sind weiterhin die Halbleiter<br />

und die Elektronik. Dieser seit vielen<br />

Jahren ungebrochene Trend wird sich<br />

auch in Zukunft fortsetzen – einerseits<br />

durch die Steigerung der aktiven und<br />

passiven Sicherheit für Fahrer, Mitfahrer<br />

und Fußgänger, andererseits durch<br />

das Engagement zur Emissionsminderung<br />

und Verbrauchsreduzierung.<br />

Halbleiterhersteller wie Elmos spielen<br />

bei Entwicklung und Realisierung von<br />

Innovationen eine wichtige Rolle.<br />

Start mit kleinen Stückzahlen<br />

Innovationen beginnen dank Kostenund<br />

Risikoabwägung in der Regel mit<br />

kleinen Stückzahlen. Viele neue Applikationen<br />

werden erst einmal durch<br />

kundenspezifische Halbleiter (so genannte<br />

ASICs) eingeführt. Dies ist eine<br />

maßgeschneiderte Lösung, die ideal die<br />

Anforderungen des Kunden erfüllt.<br />

Rund 90 Prozent des Umsatzes erzielt<br />

Elmos mit speziellen Lösungen und gilt<br />

damit als Experte für neue Funktionen<br />

und neue Applikationen.<br />

In den vergangenen Jahren hat Elmos<br />

zahlreiche Innovationen in den<br />

Markt eingeführt; andere Neuerungen<br />

stehen vor dem Serienstart.<br />

Ein Beispiel ist das Fahrspurerkennungssystem.<br />

Ein Elmos-Chip erkennt<br />

dabei, ob der Fahrer unbeabsichtigt die<br />

Fahrspur verlässt und warnt ihn entsprechend.<br />

Ermöglicht wird dies durch<br />

das permanente Abtasten der Straßenoberfläche<br />

anhand von Infrarotsensoren.<br />

Das System basiert auf dem patentierten<br />

,Halios’-Prinzip. Dieses System<br />

besteht aus optischen Sende- und<br />

Empfangselementen (LED’s und Fotodioden).<br />

,Halios’-Applikationen lassen<br />

Fahrspurerkennung – die beste<br />

technische Neuentwicklung des<br />

Jahres 2005<br />

Bild: Elmos<br />

sich ohne jegliche Mechanik realisieren<br />

und sind daher verschleißfrei. Die<br />

,Auto-Bild’-Gruppe hat dieses System<br />

mit dem ,Auto1’-Innovationspreis für<br />

die beste technische Neuentwicklung<br />

des Jahres 2005 prämiert. Ein anderes<br />

Beispiel ist das ,VirtuHall’-Verfahren<br />

zur EC-Motoransteuerung. Das Verfahren<br />

ermöglicht einen geregelten Motoranlauf<br />

aus dem Stillstand heraus und<br />

bietet eine optimierte Kontrolle von<br />

Drehzahl und Drehmoment während<br />

des Betriebs. Damit lassen sich hoch effiziente<br />

und bedarfsgesteuerte EC-Motoransteuerungen<br />

realisieren, was zu<br />

einem geringeren Energieverbrauch im<br />

Vergleich zu heutigen Systemen führt.<br />

Die Zukunft: Netzwerke<br />

Im Bereich der Vernetzung mit Bus-<br />

Systemen im Automobil ist die wichtigste<br />

Neuerung der vergangenen<br />

Jahre die Einführung des ,FlexRay’-<br />

Netzwerkes. Elmos ist hierbei Innovationsführer<br />

und hat als weltweit erstes<br />

Unternehmen erfolgreich einen<br />

,FlexRay’-Sternkoppler entwickelt.<br />

Der ,FlexRay’-Baustein E910.56 von<br />

Elmos ist ein Vierfach-Sternkoppler,<br />

der über das Netzwerk geweckt werden<br />

kann und über eine<br />

eigene SPI-Diagnoseschnittstelle<br />

verfügt. Damit<br />

ermöglicht der Baustein<br />

eine umfangreiche<br />

Diagnosefunktionalität<br />

mit entsprechender Fehlererkennung<br />

und Fehlerbehandlung.<br />

Elmos will auch weiterhin einen<br />

hohen Anteil des Umsatzes in Forschung<br />

und Entwicklung investieren,<br />

um weiterhin die optimalen Halbleiter<br />

für das Auto von morgen zu schaffen.<br />

<br />

56 Car Innovation · Mai 2008


SUPPLIER INNOVATIONS<br />

Durchblick: Die ElringKlinger AG entwickelt<br />

unter anderem für Abgasanlagen Spezialdichtungen,<br />

die Betriebstemperaturen bis<br />

zu 1 000 Grad Celsius standhalten.<br />

Innovation als Erfolgsfaktor<br />

Bild: ElringKlinger<br />

ELRINGKLINGER – Für eine nachhaltige Zukunft baut Dichtungsspezialist ElringKlinger seine Kompetenzfelder<br />

kontinuierlich aus. Neben Spezialdichtungen und Abschirmteilen fokussiert das<br />

Unternehmen verstärkt auch neue Antriebskonzepte und unterstützt innovative Konzepte unter<br />

anderem mit Stacks für SOFC- (Solid Oxide Fuel Cell) Hochtemperatur-Brennstoffzellen.<br />

Im Mittelpunkt der Entwicklung stehen<br />

die Kernthemen der Automobilhersteller:<br />

Emissions- und Verbrauchsreduzierung<br />

sowie alternative Energien.<br />

Die ElringKlinger AG leistet mit Knowhow<br />

und modernen Technologien aus<br />

den Kernbereichen Zylinderkopfdichtungen,<br />

Spezialdichtungen, Kunststoff-<br />

Gehäusemodule und Abschirmteile rund<br />

um Motor, Getriebe und Abgasstrang einen<br />

wesentlichen Beitrag zu neuen zukunftsweisenden<br />

Produkten.<br />

,Spezialitäten’ für alle Fälle<br />

Abgasanlagen werden aufgrund der<br />

verschärften Emissionsgesetzgebung<br />

vor allem beim Dieselmotor immer<br />

komplexer. Es kommen Oxidationskatalysatoren,<br />

Partikelfilter und CSR-Systeme<br />

zum Einsatz. ElringKlinger entwickelt<br />

für diese wachsenden Anwendungsgebiete<br />

Spezialdichtungen, die<br />

Betriebstemperaturen bis zu 1 000 Grad<br />

Celsius standhalten. Dazu zählen auch<br />

Verbindungskomponenten und Hochtemperaturdichtungen<br />

für Dieselpartikelfilter<br />

sowie Spezialdichtungen und<br />

Abschirmteile für DeNO x<br />

-Module.<br />

Im Bereich Zylinderkopfdichtungen<br />

ermöglichen neue, geprägte Stoppertechnologien<br />

eine flexible Breiten- und<br />

Höhenprofilierung und dadurch einen<br />

maximalen konstruktiven Freiraum bei<br />

der Motorkonstruktion. Darüber hinaus<br />

wurde für Zylinderkopfdichtungen mit<br />

partieller Beschichtung ein neues Elastomermaterial<br />

entwickelt, das in puncto<br />

Standfestigkeit auf extremste Belastungen<br />

ausgelegt ist.<br />

Gut abgeschirmt<br />

Zunehmende Leistungsdichte, begrenzter<br />

Einbauraum und neue hitzeleitende<br />

Werkstoffe stellen hohe Anforderungen<br />

an das Wärmemanagement im Motor,<br />

am Abgastrakt und Unterboden. Elring-<br />

Klinger entwickelt für jede Applikation<br />

individuelle Abschirmteile aus unterschiedlichen<br />

Metallen, mit und ohne<br />

Isolierung in Kombination mit Kunststoff<br />

oder Glasfasergewebe. Diverse Anbauteile<br />

beziehungsweise Zusatzfunktionen<br />

von Dichtungen, Entkopplungsund<br />

Befestigungselementen bis zu Sensoren<br />

können integriert werden.<br />

Leichtbaumodule aus Kunststoff<br />

Die neuen multifunktionalen Kunststoff-Ventilhaubenmodule<br />

mit integrierter<br />

Elastomerdichtung, Ölabscheidung<br />

und Entkopplungselementen tragen<br />

durch Gewichtsreduzierung zu optimalen<br />

Verbrauchs- und Emissionswerten<br />

bei.<br />

Dieselpartikelfilter-System<br />

Nach Abschluss der zurzeit laufenden<br />

Vorentwicklung eines neuen Dieselpartikelfilterkonzepts<br />

sollen in der zweiten<br />

Jahreshälfte 2008 erste Musterteile hergestellt<br />

werden. Das neue System ermöglicht<br />

freiere Gestaltungsmöglichkeiten<br />

der Kanalgeometrien, eine effizientere<br />

Schadstoffreduzierung und einen<br />

geringeren Abgasgegendruck.<br />

Brennstoffzellenkomponenten<br />

ElringKlinger entwickelt und produziert<br />

Komponenten und komplette<br />

Stacks für SOFC- (Solid Oxide Fuel<br />

Cell) Hochtemperatur-Brennstoffzellen.<br />

Dieses System kann Energieträger wie<br />

Benzin, Diesel, Erdgas oder Biogas mit<br />

hohem Wirkungsgrad in elektrische<br />

Energie umwandeln. Anwendungsmöglichkeiten<br />

bestehen bei neuen<br />

Hybridkonzepten für emissionsarme<br />

Pkw-Antriebe, bei der Lkw-Standklimatisierung<br />

und im Bereich der stationären<br />

Kraft-Wärme-Kopplung.<br />

Eine weitere Entwicklung sind<br />

Bipolarplatten für PEM- (Proton Exchange<br />

Membran) Niedertemperatur-<br />

Brennstoffzellen mit integriertem<br />

Dichtsystem. Diese Technologie soll<br />

langfristig im Antriebsstrang zum Einsatz<br />

kommen.<br />

<br />

Car Innovation · Mai 2008<br />

57


SUPPLIER INNOVATIONS<br />

Effektive Abgasnachbehandlung<br />

EMITEC – Mit der Entwicklung des Metallwabenkörpers für Katalysatoren wurde Emitec<br />

groß. Heute zählt das Unternehmen zu den Wegbereitern zukunftsweisender Abgastechniken<br />

wie beispielsweise das SCRi-System zur kontinuierlichen Reduktion von Rußpartikelund<br />

NO x<br />

-Emissionen.<br />

Chemiefabrik unter dem Wagenboden: Um künftige Abgasgrenzwerte<br />

zu unterbieten, müssen Dieselmotoren mit einem<br />

NO x<br />

-Reduktionssystem ausgerüstet werden. Das SCR-System<br />

besteht aus einer Harnstoffeindosierung, einem Mischer, einen<br />

Hydrolysekatalysator, der Harnstoff in Ammoniak umwandelt,<br />

und einem SCR-Katalysator, der die NO x<br />

-Reduktion bewirkt.<br />

wurde das Abgas in gezielte Turbulenz<br />

versetzt.<br />

Dadurch ließen sich die Träger bei<br />

unveränderter Wirkung kleiner und<br />

leichter ausführen. Oxidationskatalysatoren<br />

für Dieselmotoren folgten,<br />

schließlich der PM-Metalit, ein Ruß-<br />

Partikelfilter, der auch unter extremen<br />

Bedingungen nicht verstopfen kann<br />

und der den Abgasgegendruck im Interesse<br />

geringsten Verbrauchs nicht herauf<br />

setzt. Der PM-Metalit konnte damit<br />

nicht nur in Großserien für Pkw und<br />

Nutzfahrzeugen, sondern auch für die<br />

Nachrüstung eingesetzt werden und erfreut<br />

sich auch als Export nach Asien<br />

steigender Nachfrage.<br />

In jüngster Zeit ging ein neuartiger,<br />

geregelter Ottomotor-Katalysator in Serie,<br />

bei dem die Lambda-Sonde nicht<br />

mehr vor dem Metallträger eingebaut<br />

wird, sondern in dessen Innerem. Die<br />

Sonde wird dadurch gegen Kondenswasser<br />

geschützt und kann früher die<br />

Lambda-Regelung zur Emissionssenkung<br />

übernehmen. Um die künftig geltenden<br />

Abgasgrenzwerte zu unterbieten,<br />

müssen Dieselmotoren nicht nur<br />

mit einem Oxidationskatalysator und<br />

einem Partikelfilter, sondern auch mit<br />

einem NO x<br />

-Reduktionssystem ausgerüstet<br />

werden. SCR (selective catalytic<br />

reduction) ist ein wirksames Verfahren,<br />

um Stickoxide im Abgas um rund 80<br />

Prozent in neutralen Stickstoff umzuwandeln.<br />

Es besteht aus einer Harnstoffeindosierung,<br />

einem Mischer, einem Hydrolysekatalysator,<br />

der Harnstoff in Ammoniak<br />

umwandelt, einem SCR-Katalysator,<br />

der die NO x<br />

-Reduktion bewirkt,<br />

und gegebenenfalls einem Ammoniak-<br />

Sperrkatalysator. SCR erlaubt die NO x<br />

-<br />

Motoremissionen anzuheben, was zu<br />

verringertem Kraftstoffverbrauch führt.<br />

Als ein Ingenieursteam die zuvor<br />

für unlösbar gehaltenen Probleme<br />

schrittweise bewältigt hatte,<br />

gründeten sie im Jahr 1986 das Unternehmen<br />

Emitec in Lohmar. Es war ihnen<br />

gelungen, hauchdünne Folien aus<br />

hochwärmebeständigem Stahl, dünner<br />

als die Dicke eines Papierblatts, so sicher<br />

in der stählernen Umhüllung zu<br />

verankern, dass selbst schroffe Temperatursprünge<br />

und höchste Abgastemperaturen<br />

der Konstruktion nichts anhaben<br />

konnten.<br />

Zunächst wurden von Emitec<br />

Metallträger für Ottomotor-Drei-Wege-<br />

Hochleistungs-Katalysatoren hergestellt.<br />

Alpina, Jaguar, Ferrari und Porsche<br />

waren die ersten Kunden. Noch<br />

bildeten glatte und gewellte Folien im<br />

Wechsel den Wabenkörper. Doch dann<br />

gelang ein weiterer technischer Durchbruch:<br />

Durch Einprägungen, Einschnitte<br />

und Lochung der Folien zur Verbesserung<br />

der katalytischen Wirkung und<br />

Nutzung des ganzen Trägerquerschnitts<br />

Bild: Emitec.<br />

SCRi als jüngste Innovation<br />

Die neuartige Emitec SCR-Lösung heißt<br />

SCRi, wobei das ,i’ für ,integriert’ steht.<br />

Im Gegensatz zum herkömmlichen<br />

SCR-Verfahren, das Harnstoff-Wasser-<br />

Gemisch hinter dem Oxi-Kat und dem<br />

Partikelfilter eindüst, wird die Harnstoff-<br />

Wasser-Lösung vor dem als Mischer,<br />

Hydrolyse-Kat und Partikelfilter wirkenden<br />

PM-Metalit eingespritzt. Hier<br />

erfolgt gleichzeitig die kontinuierliche<br />

Ruß-Partikelminderung von 60 bis über<br />

90 Prozent und die Umwandlung des<br />

Harnstoffs zu Ammoniak. Damit kann<br />

im nachfolgenden SCR-Katalysator die<br />

ebenfalls kontinuierliche Stickoxid-Reduktion<br />

mit einem Wirkungsgrad von<br />

circa 80 Prozent erfolgen.<br />

Den Spezialisten bei Emitec ist es gelungen,<br />

unterschiedliche chemische<br />

Funktionen zu integrieren und damit<br />

den apparativen Aufbau sowie den<br />

Platzbedarf deutlich zu reduzieren. Das<br />

SCRi eignet sich nicht nur für Pkw,<br />

sondern auch für Lkw, Traktoren und<br />

Baumaschinen.<br />

Die weltweit immer strengeren<br />

Emissionsgesetze zwingen in den kommenden<br />

Jahren zu weiteren Produkt<strong>innovation</strong>en.<br />

Emitec ist darauf vorbereitet.<br />

<br />

58 Car Innovation · Mai 2008


SUPPLIER INNOVATIONS<br />

Sauber wie eine Lotusblüte<br />

EYBL INTERNATIONAL – Sauber dank Nanotechnologie, diesem Credo folgte Eybl International und<br />

entwickelte eine schmutzabweisende Nanobeschichtung für Sitzstoffe. Für noch mehr Komfort sorgt<br />

eine neuartige Sitzheizung mit regelbarer Temperatur und optimaler thermischer Verteilung.<br />

Die Bedeutung des hochwertigen,<br />

freundlichen und individuell gestaltbaren<br />

<strong>automobil</strong>en Innenraums<br />

wird von Jahr zu Jahr größer.<br />

Der österreichische Automotive-Interieur-Spezialist<br />

Eybl International mit<br />

Sitz im niederösterreichischen Krems<br />

an der Donau entwickelt derzeit eine<br />

ganze Reihe interessanter Innovationen,<br />

die schon bald in der Serien<strong>produktion</strong><br />

für Furore sorgen könnten.<br />

Der Trend im Innenraum geht zu<br />

hellen, freundlichen Farben. Umso größer<br />

wird gleichzeitig die Bedeutung<br />

schmutzabweisender Textilien. Nur ein<br />

neuwertiger Innenraum erfreut den<br />

Besitzer – und dient einem attraktiven<br />

Wiederverkaufspreis des Wagens.<br />

Eybl International hat nun ein Textil<br />

entwickelt, dessen Anschmutzverhalten<br />

neue Standards setzt. Die Idee zur<br />

Entwicklung geht auf den ,Lotusblüteneffekt’<br />

zurück. Als solchen bezeichnet<br />

die Wissenschaft die Tatsache, dass die<br />

Blätter der Lotusblüte Flüssigkeiten<br />

rückstandslos abperlen lassen und noch<br />

dazu selbstreinigend wirken, denn das<br />

an der Blüte abperlende Wasser nimmt<br />

etwaige Schmutzkörnchen ganz einfach<br />

mit.<br />

Der ,Lotusblüteneffekt’: Durch die<br />

nachträgliche ,Sol-Gel’-Beschichtung des<br />

Stoffes perlt Feuchtigkeit rückstandsfrei ab<br />

und wäscht Schmutzpartikel einfach ab.<br />

2008 serienreif: ‚Sol-Gel‘-Textilien<br />

Markus Hinterwallner, Entwicklungsleiter<br />

der Eybl International AG, über<br />

den technologischen Trick: „Ketchup-,<br />

Tinten- oder Schokoladeflecken auf den<br />

Autositzen sind dann kein Problem<br />

mehr. Das bloße Abwischen mit Wasser<br />

reicht zur Reinigung aus. Durch die<br />

Energie und Wasser sparende, nachträgliche<br />

,Sol-Gel’-Beschichtung des<br />

Textils erreichen wir ein stabiles Oberflächennetzwerk<br />

der Nanopartikel.<br />

Und diese Beschichtungen halten je<br />

nach mechanischer Beanspruchung<br />

und Belastung durch UV-Strahlen etwa<br />

fünf Jahre.“ Die Schmutz abweisenden<br />

Textilien von Eybl sollen noch 2008 Serienreife<br />

erlangen und sind für den Einsatz<br />

in sämtlichen Fahrzeugklassen geeignet.<br />

Eine perfekte Sitzheizung ,von<br />

der Rolle’ ist ein weiteres Thema, an das<br />

Eybl derzeit intensiv arbeitet. Die Innovationen<br />

der Marke Eybl zielen nicht<br />

nur auf das Auge, sondern auch auf die<br />

Behaglichkeit ab: In Zusammenarbeit<br />

mit Partnern wurde ein neuartiges Sitzheizungskonzept<br />

mit wesentlichen Vorteilen<br />

entwickelt.<br />

Die Wärmeabgabe ist stufenlos regelbar,<br />

eine optimale thermische Verteilung<br />

ist garantiert und das Textil ist<br />

nicht nur in Sitzflächen, sondern ebenso<br />

einfach in Seitenverkleidungen,<br />

Dachhimmeln oder Fahrerkabinen von<br />

Lkws einsetzbar. Die Serienreife dieser<br />

etwas anderen Sitzheizung ist für März<br />

2009 avisiert. Eine weitere Innovation<br />

von Eybl wird künftig vorerst im Show<strong>car</strong>-Bereich<br />

auf den großen Automobilsalons<br />

zu bestaunen sein: Das so genannte<br />

,UV-Garn’. Dieses in Kooperation<br />

mit dem Garnhersteller Trevira<br />

entwickelte Garn für Unistoffe ist bei<br />

normalen Lichtverhältnissen nicht als<br />

eine Besonderheit zu erkennen. Wird<br />

der Innenraum jedoch mit einer UV-<br />

Lichtquelle erhellt, dann erstrahlen<br />

plötzlich alle nur denkbaren Muster –<br />

vom Herstellerlogo über Initialen des<br />

Fahrzeugeigners bis hin zu künstlerischen<br />

Motiven. Dem individuellen Geschmack<br />

sind damit Tür und Kofferraum<br />

geöffnet.<br />

<br />

Bild: Eybl International<br />

Car Innovation · Mai 2008<br />

59


SUPPLIER INNOVATIONS<br />

100 Millionen Kolbenringe produziert<br />

Federal-Mogul jährlich unter dem<br />

Markennamen ‚Goetze‘.<br />

Technik in Bewegung<br />

FEDERAL-MOGUL – Neben dem Material sind die Spanprozesse und die Beschichtung die<br />

Kernkompetenzen bei Kolbenringen. Für die Entwicklung von Chrom-Diamant-Beschichtungen<br />

wurde Federal-Mogul 2007 mit dem renommierten ,Pace Award’ ausgezeichnet.<br />

Bild: Federal-Mogul<br />

Die Federal-Mogul Corporation ist<br />

ein weltweit tätiger Zulieferer der<br />

automotiven Industrie, der mit<br />

50 000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern<br />

2007 einen Jahresumsatz von 6,9<br />

Milliarden US-Dollar erzielt hat. Produziert<br />

werden verschiedene Motorenund<br />

Getriebeteile sowie Bremsbeläge,<br />

Beleuchtungskomponenten und Scheibenwischer.<br />

Ein weiterer wichtiger Geschäftszweig<br />

ist der Handel mit Ersatzteilen<br />

und Zubehör. Für dieses Portfolio<br />

betreibt der Konzern insgesamt 105<br />

Fertigungsstandorte und 20 Versandzentren<br />

in 35 Ländern sowie 17 global<br />

vernetzte Technologiezentren in Nordamerika,<br />

Europa und Asien.<br />

Der Standort Burscheid ist das weltweite<br />

Kompetenzzentrum für Kolbenringe<br />

und Zylinderlaufbuchsen. Unter<br />

dem Markennamen ,Goetze’ werden<br />

hier jährlich 100 Millionen Kolbenringe<br />

produziert. Die Forschung- und Entwicklung<br />

umfasst neben Kolbenringen<br />

auch Zylinderlaufbuchsen und Dichtungssysteme.<br />

Goetze existiert bereits<br />

seit 120 Jahren und ist Weltmarktführer<br />

bei Kolbenringen.<br />

Der Unterschied: die Beschichtung<br />

Als Konstruktionselement des Motors<br />

dichten die Kolbenringe den Verbrennungsraum<br />

gegenüber dem Kurbelraum<br />

ab, unterstützen die Wärmeableitung<br />

vom Kolben zur Zylinderwand und regeln<br />

den Ölhaushalt. Insbesondere die<br />

maximal mögliche Kompression und die<br />

entstehende Reibung hängen maßgeblich<br />

vom eingesetzten Kolbenringpaket<br />

ab. Neben dem Material sind die Spanprozesse<br />

und die Beschichtung die Kernkompetenzen<br />

bei Kolbenringen. Die von<br />

den Kunden geforderten Funktionsparameter<br />

müssen vom ersten bis zum letzten<br />

Hub über die gesamte Lebensdauer<br />

eines Motors erfüllt werden. Der Beschichtung<br />

kommt dabei eine ganz besondere<br />

Bedeutung zu, da sie in Verbindung<br />

mit der Zylinderlaufwand eine hohe<br />

Verschleißfestigkeit und Brandspursicherheit<br />

gewährleisten muss.<br />

Zunächst wurden überwiegend<br />

Molybdän-Flammspritzschichten sowie<br />

Metall- und Metallkeramik-Plasmaspritzschichten<br />

eingesetzt, bevor sich<br />

vor 20 Jahren galvanische Chromschichten<br />

durchsetzten. Goetze gelang<br />

1992 ein Technologiesprung durch die<br />

Einführung einer Chrom-Keramikschicht.<br />

Vor fünf Jahren wurde dann<br />

dem Markt eine neu entwickelte<br />

Chrom-Diamant-Schicht vorgestellt.<br />

Für diese Entwicklungsleistung und<br />

ihre erfolgreiche Umsetzung in ein serienfähiges<br />

Produkt wurde Federal-Mogul<br />

im vergangenen Jahr mit dem renommierten<br />

,Pace Award’ ausgezeichnet.<br />

Parallel dazu wurde eine neuartige<br />

PVD-Schicht auf Gusseisen für Dieselmotore<br />

entwickelt, für Ottomotoren<br />

mit Aluminiumzylinderlaufbahnen stehen<br />

reiboptimierte DLC-Schichten zur<br />

Verfügung. Federal-Mogul beherrscht<br />

alle wesentlichen Beschichtungsverfahren<br />

und bietet die optimale Beschichtung<br />

sowohl für Diesel- als auch für Otto-Motorenanwendungen<br />

an.<br />

Enge Verzahnung<br />

Die örtliche Nähe von Entwicklung,<br />

Vertrieb und Produktion begünstigen<br />

einen schnellen Idea-to-Market-Prozess.<br />

Ist eine Idee ausgereift, wird die<br />

verbesserte Produktfunktionalität noch<br />

während der Entwicklungsphase den<br />

Kunden angeboten. Erfolgt eine positive<br />

Rückmeldung, werden in dem Prototypenbau<br />

die entsprechenden Muster<br />

durch Fertigungsmitarbeiter hergestellt<br />

und in einem der standorteigenen 19<br />

Motorenprüfständen getestet.<br />

Nach Prüfung und Beauftragung<br />

durch den Kunden übernimmt der betriebseigene<br />

Maschinenbau die Bestellung<br />

beziehungsweise Montage der erforderlichen<br />

zusätzlichen Betriebsmittel,<br />

so dass die Auslieferung der ersten<br />

Serienteile, selbst bei kompletten Neuentwicklungen,<br />

innerhalb von drei Jahren<br />

erfolgen kann.<br />

<br />

Autoren: Dr.-Ing. Karsten Evers, Managing<br />

Director, und Frank Münchow, Director<br />

Technology Bearings, Rings&Liners, beide<br />

Federal-Mogul Burscheid GmbH<br />

60 Car Innovation · Mai 2008


SUPPLIER INNOVATIONS<br />

Sesam öffne Dich<br />

FISCHER AUTOMOTIVE – Mit einer Box für Musikcassetten hat alles begonnen – heute sind es<br />

Cupholder, Lüftungsdüsen oder Brillenhalter. Für die Zukunft hat Fischer Automotive Systems noch<br />

einiges in der Pipeline, zum Beispiel Spracherkennung zum Öffnen und Schließen von Komponenten.<br />

In Horb am Neckar verfolgt man die<br />

demografische Entwicklung mit Interesse.<br />

„Ältere Autofahrer haben<br />

andere Bedürfnisse als junge, und darauf<br />

müssen wir uns im Fahrzeuginnenraum<br />

einstellen“, sagt Professor E.h.<br />

Klaus Fischer, Inhaber und Vorsitzender<br />

der Geschäftsführung der gleichnamigen<br />

Unternehmensgruppe.<br />

Präsenz im Maybach<br />

Der Geschäftsbereich ,Automotive Systems’<br />

stützt sich bei Ideenfindung und<br />

Vorentwicklung auf eine genaue<br />

Markt- und Trendbeobachtung. „Die<br />

Krönung der Cupholder baut Fischer<br />

im Fond des Maybach ein“, berichtete<br />

die Deutsche Presse-Agentur erst kürzlich.<br />

Spezielle Halter für Champagnerflaschen<br />

und Stellplätze für Sektkelche<br />

sind aber nur das eine, nützliche Aufbewahrungsmöglichkeiten<br />

für<br />

den Autofahrer-Alltag das<br />

andere. Ob kinematische<br />

Ablage oder<br />

Ascher, Dosenhalter<br />

oder Brillenfach<br />

– das<br />

Produktprogramm<br />

von Fischer Automotive<br />

Systems erleichtert<br />

das mobile Leben.<br />

Aus dem Hersteller<br />

eines patentierten Tonträger-Archivs<br />

(Fischer C-Box)<br />

wurde in den vergangenen 25 Jahren<br />

ein Spezialist für Aufbewahrungs- und<br />

Wohlfühlkomponenten im Fahrzeuginnenraum.<br />

Fischer Automotive entwickelt,<br />

produziert und vertreibt längst<br />

nicht mehr nur Cassetten- und CD-Boxen,<br />

sondern zunehmend komplexe<br />

Ausstattungsteile. Den Getränkehalter<br />

im Mercedes-Benz SL nannte Spiegel<br />

Online „ein unerhört filigranes Gesamtkunstwerk<br />

aus 46 Einzelteilen“. Es geht<br />

aber auch ganz einfach, zum Beispiel<br />

beim Getränkehalter im BMW X3: Der<br />

besteht aus exakt zwei Bauteilen.<br />

Kunden sind die großen Automobilhersteller<br />

in Europa, den USA und<br />

Asien, zu den aktuellen Produkten zählen<br />

Kinematikkomponenten, zum Beispiel<br />

für den CD-Wechsler im BMW Mini<br />

und für das Multimedia-Display der<br />

Mercedes C-Klasse. Aber auch Klapptische,<br />

Blenden mit hochwertigen Oberflächen<br />

und Lüftungsdüsen gehören<br />

zum Fischer-Repertoire. ,Intuitive Bedienkonzepte’<br />

sind derzeit in der Entwicklung:<br />

Die Horber Experten tüfteln<br />

an Komponenten, die sich auf Sprachbefehle<br />

hin öffnen oder schließen. Der<br />

Einsatz neuer Werkstoffe und Technologien<br />

entsprechend künftiger Kundenwünsche<br />

ist in der gesamten<br />

Unternehmensgruppe obers-<br />

Bild: Fischer Automotive Systems<br />

Verfügbar auf Abruf:<br />

Die Mechanik für ein<br />

ausfahrbares Display.<br />

In Zukunft könnten sich<br />

Ablagen per Sprachbefehl<br />

öffnen lassen.<br />

tes Gebot: Seit sieben Jahren setzt man<br />

konsequent das fischer ProzessSystem<br />

um. Nach dem Vorbild von Toyota zielt<br />

man damit an allen Standorten auf<br />

kontinuierliche Verbesserung, handlungsfähige<br />

Mitarbeiter, starke Prozesse<br />

und Just-in-Time-Prinzipien ab.<br />

„Vorbildliche“ Fertigung<br />

Die Fertigung in Horb gilt als vorbildlich,<br />

die Qualitätsansprüche der Automobilhersteller<br />

werden durch regelmäßige<br />

Zertifizierungen und Audits sichergestellt.<br />

Der BASF-Vorstandsvorsitzende<br />

Jürgen Hambrecht nannte das Werk „eines<br />

der effizientesten in der Automobil-<br />

Zulieferindustrie“, und Eberhard Weiblen,<br />

Geschäftsführer der Porsche Consulting,<br />

bezeichnete die Fischer-Sparte<br />

als Vorzeigeunternehmen: „Das Just-intime-Produktionssystem<br />

und die Struktur<br />

der Fabrik sind vorbildlich.“<br />

Außer in Horb und dem tschechischen<br />

Ivanovice werden Fischer-Automotive-<br />

Produkte auch in Auburn Hills und Taicang<br />

hergestellt, um der Nachfrage in den<br />

USA und Asien gerecht zu werden. <br />

„Die Krönung der Cupholder“:<br />

Der von Fischer Automotive entwickelte<br />

Kelch-Halter im Maybach. Selbstverständlich<br />

stehen auch spezielle Halter für die<br />

Champagnerflasche zur Verfügung.<br />

Bild: Maybach<br />

Car Innovation · Mai 2008<br />

61


SUPPLIER INNOVATIONS<br />

Don’t touch: Die neue<br />

Innenbeleuchtung im Jaguar<br />

XF wird geschaltet, sobald<br />

die Hand in die Nähe des<br />

Sensors kommt.<br />

Bild: Flextronics<br />

Impuls über elektrisches Feld<br />

FLEXTRONICS – Von der berührungslos schaltbaren Innenbeleuchtung bis zum neuen ,eCall’,<br />

dem automatischen Notrufsystem – seit 80 Jahren ist die Flextronics Automotive-Tochter<br />

SidlerAutomotive Entwicklungslieferant von Komfort- und Sicherheitskomponenten im<br />

Bereich Innenbeleuchtung und Fahrzeugausstattung.<br />

Jüngstes Produkt des Tübinger Unternehmens<br />

ist die Innenbeleuchtung<br />

im neuen Jaguar XF. Dieses Dachmodul<br />

verfügt über alle Ausstattungsmerkmale<br />

der Premiumklasse: Innenlicht<br />

mit Türkontaktschaltung, getrennt<br />

schaltbare Leselichter, Ambientebeleuchtung<br />

mittels zweier LED’s, Innenraumüberwachung<br />

auf Ultraschallbasis,<br />

Freisprechmikrofone und Zweistufensteuerung<br />

des Schiebe-/Hebedachs. Optisch<br />

aufgewertet wird die Leuchte<br />

‚Magic light‘ – dank leitfähiger<br />

Bedampfung der Lichtscheibe<br />

durch eine Lackierung mit einem<br />

,Warm Nickel’-Effekt.<br />

Highlight dieser Neuentwicklung ist<br />

die berührungslose Betätigung von<br />

Innenleuchte und Leseleuchten links<br />

und rechts. Die Hand muss lediglich in<br />

die Nähe der Lichtscheibe gebracht<br />

werden (Abstand circa 0,5 Zentimeter),<br />

um das gewünschte Licht zu aktivieren.<br />

Ermöglicht wird dies durch die leitfähige<br />

Bedampfung der Lichtscheibe auf<br />

deren Innenseite, eine entsprechende<br />

elektrische Kontaktierung und Ansteuerung<br />

einer Auswerte-Elektronik. Sobald<br />

das elektrische Feld in der Umgebung<br />

der Leuchte eine Änderung über<br />

einen definierten Schwellwert erfährt,<br />

wird ein Schaltsignal erzeugt. Mehrmals<br />

pro Minute kalibriert sich das System<br />

zur Anpassung der sich veränderten<br />

Innenraumbedingungen.<br />

Neben dieser State-ofthe-Art-Anwendung<br />

setzt<br />

Flextronics auf vertikale Integration<br />

und bietet als Full-<br />

Service-Supplier Unterstützung<br />

in allen Projektphasen<br />

von Design über Prototypenherstellung<br />

bis zu Validierung und Test.<br />

Die lichttechnischen und kinematischen<br />

Stärken von SidlerAutomotive in<br />

Verbindung mit der elektronischen<br />

Vielfältigkeit von Flextronics Automotive<br />

ermöglichen neue Anwendungen in<br />

den Bereichen Infotainment und Connectivity<br />

mit dem Ziel, höchsten Komfort<br />

und maximale Sicherheit im Auto<br />

zu gewährleisten.<br />

,eCall’: Kostengünstige Variante<br />

Zur Erhöhung der Sicherheit trägt auch<br />

die EU mit der Initiative ,eCall’ bei. Dieses<br />

Notrufsystem hilft bei Autounfällen<br />

Leben zu retten, indem ein elektronisches<br />

Kontrollmodul über eine GSM-<br />

Einheit automatisch ein Signal vom<br />

Unfallfahrzeug zu einer lokalen Notrufzentrale<br />

sendet. Alle relevanten Daten,<br />

wie metergenaue Angaben zur Unglücksstelle,<br />

werden übermittelt, damit<br />

der Rettungsdienst das Fahrzeug selbst<br />

bei Bewusstlosigkeit des Fahrers findet.<br />

Das System hat das Potenzial mehr als<br />

2 500 Menschenleben im Jahr zu retten,<br />

wenn es vollständig ausgereift ist.<br />

Flextronics Automotive entwickelt eine<br />

kostengünstige ,eCall’-Variante, die<br />

flexibel an Kundenwünsche angepasst<br />

werden kann. Neben den Produktschwerpunkten<br />

Motion Control sowie<br />

Innen- und Außenbeleuchtung konzentriert<br />

sich das Unternehmen auf Connectivity-<br />

und Wireless-Anwendungen, wie<br />

zum Beispiel GSM und GPS. <br />

62 Car Innovation · Mai 2008


SUPPLIER INNOVATIONS<br />

Bis zu drei Prozent weniger CO 2<br />

FREUDENBERG – Verbrauch und Emissionen sollen gesenkt werden, Fahrspaß und<br />

Leistung sollen jedoch nicht leiden. Innovative Dichtungsmodule im Antriebsbereich<br />

können helfen, bis zu drei Prozent CO 2<br />

einzusparen.<br />

Das technologische Know-how bei<br />

der Entwicklung neuer Dichtungen<br />

zur ganzheitlichen Optimierung<br />

von Systemen ermöglicht es Freudenberg,<br />

den Kunden ein auf die einzelnen<br />

Komponenten perfekt abgestimmtes<br />

Gesamtpaket zur CO 2<br />

-Reduzierung<br />

anzubieten. Werkstoff, Dichtungsdesign<br />

und elektronische Komponenten<br />

bieten als integrierte Komplettlösung<br />

einen optimalen Wirkungsgrad<br />

zur CO 2<br />

-Reduzierung bei gleichzeitiger<br />

Leistungssteigerung.<br />

Mit dem Simmerring-Radialwellendichtring<br />

begleitet Freudenberg seit<br />

1929 die Entwicklung des Automobilbaus.<br />

Zahlreiche Innovationen wie<br />

Dichtungsmodule aus Simmerring und<br />

Multipol-Encoder zur Drehzahlerfassung<br />

an der Kurbelwelle und Simmerringe<br />

mit integrierter Sensorik haben<br />

sich längst in der Großserie bewährt<br />

und helfen bei der Einsparung von<br />

Bauraum und Gewicht.<br />

Optimierte Radialkraft<br />

In die Entwicklung des Energy Saving<br />

Simmerring (ESS) hat Freudenberg<br />

sein fundiertes Werkstoff-Know-how<br />

über Elastomere eingebracht. Hier<br />

wird die Radialkraft, mit der die Dichtlippe<br />

an der Welle anliegt, dank eines<br />

neuartigen Elastomercompounds so<br />

optimiert, dass sie auch bei steigenden<br />

Temperaturen praktisch konstant<br />

bleibt.<br />

Damit lässt sich der Verlust, der beispielsweise<br />

für eine Welle mit einem<br />

Durchmesser von 45 Millimeter bei<br />

Drehzahlen von 1 000 bis 6 000 Umdrehungen<br />

pro Minute durch Reibung<br />

entsteht, um bis zu 50 Watt reduzieren.<br />

Dies eröffnet Energiespar-Potenziale für<br />

Motoren und Getriebe.<br />

Eine weitere Verbrauchsreduzierung<br />

bieten außerdem innovative Kurbelwellen-Gleitlagerdichtung<br />

zur Reduzierung<br />

der Drosselverluste sowie eine<br />

neuartige Wasserpumpendichtung. Mit<br />

dem gesamten Dichtungspaket lassen<br />

sich allein am Motor zwischen 1,3 und<br />

drei Prozent CO 2<br />

gegenüber konventionellen<br />

Komponenten einsparen. Weitere<br />

Einsparungen bieten entsprechende<br />

Dichtungs-Paketlösungen für Achsen,<br />

Getriebe, Klimatisierung und Nebenaggregate.<br />

,Beruhigte’ Start-Stopp-Automatik<br />

Bei der Start-Stopp-Automatik ist es<br />

wichtig, dass der Motor geräuschlos und<br />

ohne Vibrationen wieder anspringt. Dafür<br />

sorgt die Biegefedertechnologie der<br />

Freudenberg Tochter Vibracoustic. Aktive<br />

Schwingungstechnik macht auch die<br />

Zylinderkopfabschaltung in Fahrzeugen<br />

erst komfortabel – wichtig für die Akzeptanz<br />

beim Endkunden.<br />

Gewichtsersparnis – ein wichtiges<br />

Thema für die Freudenberg NOK Mechatronics:<br />

Eine großflächige flexible<br />

Leiterplatte ermöglicht einen Flachkabelbaum<br />

und damit eine Gewichtsersparnis<br />

um rund 40 Prozent. Geringer<br />

Platzbedarf und geringes Gewicht werden<br />

auch bei der direkten Anbindung<br />

von Sensoren und Schaltern über eine<br />

flexible Leiterplatte am Motor realisiert.<br />

Selbst bei Fußmatten, Autoteppichen<br />

und bei der Schallisolation kommen<br />

Freudenberg-Innovationen zum Tragen:<br />

Mikrofaservliesstoffe wiegen deutlich<br />

weniger als herkömmliche Materialien.<br />

<br />

Sparsam durch High-Tech: Ob bei der<br />

Kurbelwellendichtung (Foto) oder anderen<br />

Dichtungselementen von Freudenberg –<br />

oberstes Ziel ist die Reduzierung von<br />

Verbrauch und Emissionen.<br />

Bild: Freudenberg<br />

Car Innovation · Mai 2008<br />

63


SUPPLIER INNOVATIONS<br />

Gießen für den Fortschritt<br />

GEORG FISCHER – GF Automotive, die Automobilsparte der Schweizer Georg Fischer AG,<br />

entwickelt konventionelles Gusseisen mit Kugelgraphit weiter. Außerdem erweiterten<br />

die Spezialisten das Sandgießen um eine Verfahrensvariante. Mit beiden Neuerungen<br />

sammelt GF derzeit erste Erfahrungen mit Serienbauteilen.<br />

Bild: Georg Fischer<br />

Gießen ist nach wie vor ein etabliertes<br />

und sehr zeitgemäßes<br />

Verfahren. Das wohl älteste Fertigungsverfahren<br />

der Welt ist heute aktueller<br />

denn je und ermöglicht durch<br />

konsequente Weiterentwicklung immer<br />

wieder neue, wirtschaftlich rentable<br />

Anwendungen.<br />

Neue Gusseisen-Sorten<br />

,SiboDur’ heisst die Werkstoff-Familie<br />

für hoch beanspruchbare Teile des<br />

Fahrwerks und des Antriebs. Radträger,<br />

Querlenker, Schwenklager und Kurbelwellen<br />

gelten als bevorzugte Anwendungen<br />

der fünf neuen Gusseisen-Sorten.<br />

Ihre Zugfestigkeit liegt je nach Zusammensetzung<br />

zwischen 450 und 800<br />

Megapascal, ihre Bruchdehnung zwischen<br />

17 und 5 Prozent.<br />

Bekanntestes Beispiel ihrer Anwendung<br />

ist der Radträger mit angegossenem<br />

Achszapfen an der Hinterachse des<br />

Golfs, der bislang geschmiedet wurde.<br />

Volkswagen ersetzte ihn durch ein<br />

gleichschweres aber preiswerteres<br />

Gussteil aus SiboDur 700-10 und würdigte<br />

das Bauteil als eine überzeugende<br />

und wegweisende Entwicklung mit<br />

dem Volkswagen Group Award 2007.<br />

Nicht minder vielversprechend ist<br />

die Werkstoff-Familie ,SiMo 1000’, deren<br />

Gusseisen-Sorten Temperaturen bis<br />

950 Grad Celsius widerstehen und sich<br />

daher besonders für thermisch hoch beanspruchbare<br />

Teile des Antriebs eignen.<br />

Dazu gehören unter anderem Abgaskrümmer<br />

und Turboladergehäuse, die<br />

die Branche bislang noch aus hoch legiertem<br />

Gusseisen fertigt.<br />

„Bis zur Serienreife dieser Werkstoffe,<br />

müssen wir aber noch ein paar<br />

Hausaufgaben machen“, betont Beat<br />

Ruckstuhl, seit Herbst 2004 für die Forschung<br />

und Entwicklung bei GF Automotive<br />

verantwortlich. Aber die Perspektiven<br />

sind gut und das Interesse an<br />

SiMo 1000 ist groß. Besonders im Zusammenhang<br />

mit dem Downsizing der<br />

Motoren.“<br />

Heiße Zukunft: Neue Werkstoff-<br />

Familien, deren Gusseisen-Sorten<br />

Temperaturen bis 950 Grad Celsius<br />

widerstehen, eignen sich für thermisch<br />

hoch beanspruchbare Teile<br />

des Antriebs wie Abgaskrümmer<br />

(Foto) und Turboladergehäuse. Die<br />

Serienreife steht jedoch noch aus.<br />

Das Bestreben, den Hubraum und<br />

den Verbrauch eines Motors ohne Leistungseinbußen<br />

zu reduzieren wird dieser<br />

Werkstoffentwicklung Auftrieb geben.<br />

Zudem bietet sie die Möglichkeit,<br />

nicht nur teure Gusslegierungen zu ersetzen,<br />

sondern auch die bislang noch<br />

als Schweißkonstruktion konzipierten<br />

Abgaskrümmer.<br />

‚LamiCast‘ für Aluteile<br />

Auf großes Interesse stößt auch ,Lami-<br />

Cast’, ein von den Schweizern entwickeltes<br />

Niederdruck-Gießverfahren für<br />

dünnwandige Aluminium-Gussbauteile<br />

wie Lkw-Ölwannen oder Pkw-Hilfsrahmen.<br />

„Deren Wandstärke und Gewicht<br />

werden bei konventioneller Fertigung<br />

durch das Verfahren bestimmt und<br />

nicht durch die Funktion“, so Ruckstuhl.<br />

„Denn eine Ölwanne mit einer<br />

Wandstärke von fünf Millimetern<br />

braucht kein Mensch. Drei Millimeter<br />

genügen vollauf, sind aber mit konventionellem<br />

Sandguss nicht machbar.“<br />

Mit anderen Fertigungsverfahren<br />

nicht machbar sind auch einteilig gegossene<br />

Hilfsrahmen der Vorder- oder<br />

Hinterachse. In einer vergleichenden<br />

Untersuchung konnte GF Automotive<br />

nachweisen, dass LamiCast zur leichtesten<br />

Bauweise führt und den Fertigungsaufwand<br />

minimiert. Für die im<br />

bayerischen Garching stehende Formund<br />

Gießanlage liegt denn auch schon<br />

ein erster Serienauftrag für derartige<br />

Hilfsrahmen vor.<br />

Die Besonderheit des Niederdruck-<br />

Sandgießens liegt im nahezu wirbelfreien<br />

Füllen der Form durch von unten<br />

aufsteigendes flüssiges Metall – wie<br />

beim Niederdruck-Kokillengießen. Damit<br />

verbunden sind eine bessere Formfüllung<br />

und bessere Materialeigenschaften.<br />

LamiCast wird das konventionelle<br />

Aluminium-Sandgießen allerdings<br />

nicht ersetzen. Vielmehr ist damit<br />

zu rechnen, dass es dort Anwendung<br />

findet, wo das Sandgießen bislang nicht<br />

zum Zuge kam oder alternativ zum<br />

Druck- oder Kokillengießen genutzt<br />

wird.<br />

<br />

64 Car Innovation · Mai 2008


SUPPLIER INNOVATIONS<br />

Kraftstoff sparend auf den Weltmarkt:<br />

Hybridantriebsstrang, ein Kooperationsprojekt<br />

von Getrag und Bosch mit hybridisiertem Sechsgang-<br />

Getrag-‚PowerShift®’-Getriebe, trockener<br />

Doppelkupplung sowie E-Maschine von Bosch<br />

und elektrischem Hinterachsantrieb.<br />

Bild: Getrag<br />

Welt-Getriebe<br />

GETRAG – Wirkungsgrad und Kraftstoffeinsparung sind wichtige Themen bei der Getriebeentwicklung.<br />

Getrag offeriert mit den ,PowerShift’-Doppelkupplungsgetrieben eine Lösung<br />

für die etablierten Abnehmerländer wie für die Wachstumsmärkte von morgen.<br />

Die weltweiten Megatrends, die<br />

Industrie wie Gesellschaft beeinflussen,<br />

haben auch große Auswirkungen<br />

auf die Trends in der Automobilindustrie.<br />

Globalisierung, Umweltbelastung<br />

und Rohstoffverknappung,<br />

aber auch weltweit zunehmende<br />

Mobilität sind offenkundig und erfordern<br />

langfristige Strategien und Konzepte,<br />

um den Spagat zwischen Wachstum<br />

und Mobilitätsbedürfnis einerseits<br />

und dem Druck von Kosten, Gesetzgebung<br />

und Wettbewerb andererseits zu<br />

schaffen.<br />

In den Industrienationen der Triade<br />

besteht heute schon eine sowohl vom<br />

Gesetzgeber als auch vom Endkunden<br />

angetriebene hohe Nachfrage nach<br />

Fahrzeugen mit reduziertem Kraftstoffverbrauch.<br />

Europa mag hier in einer<br />

Vorreiterrolle sein, aber auch in Nordamerika<br />

hat ein Umdenken begonnen,<br />

dem die Automobilindustrie Rechnung<br />

tragen muss.<br />

Die Triademärkte sind zwar relativ<br />

gesättigt, aber insgesamt noch immer<br />

der größte Markt. Hier gilt es, weiteres<br />

Potenzial auszuschöpfen und den anspruchsvollen<br />

Kunden innovative, effiziente<br />

und komfortable Produkte zu<br />

bieten, die aber immer noch Spaß am<br />

Fahren vermitteln. Die Wachstumsmärkte<br />

der Zukunft werden die BRIC-<br />

Länder (Brasilien, Russland, Indien,<br />

China) sein. Dort liegt zwar gegenwärtig<br />

das Hauptaugenmerk noch auf der<br />

Erfüllung des Grundbedürfnisses nach<br />

Mobilität, aber diese Länder werden die<br />

Triade schon sehr bald ein- oder sogar<br />

überholen, wenn es um Verkehrsdichte<br />

oder CO 2<br />

-Ausstoß geht. Darum ist es<br />

wichtig, schon heute zukunftsfähige<br />

Technologien in diese Länder zu bringen,<br />

die als Basis für weitere Verbesserungen<br />

dienen können.<br />

Bis zu zehn Prozent Kraftstoffersparnis<br />

Globale Ausrichtung, lokale Produktion,<br />

weltweite Synergien in Entwicklung,<br />

Produktion und Beschaffung sowie<br />

weltmarktfähige Produkte, die ein<br />

großes Potenzial in sich bergen, sind die<br />

Stärken der Getrag Corporate Group.<br />

Ein Beispiel ist die ,PowerShift’-Technologie<br />

von Getrag.<br />

Diese Doppelkupplungsgetriebe bieten<br />

mindestens fünf bis zehn Prozent<br />

Kraftstoffeinsparung gegenüber heutigen<br />

Automatikgetrieben und sogar Vorteile<br />

gegenüber Handschaltgetrieben.<br />

Diese Technologie wird schon bald auch<br />

den amerikanischen OEMs helfen, ihre<br />

,CAFE’ (Flottenverbrauchsziele) zu erreichen.<br />

In naher Zukunft wird ,PowerShift’<br />

auch auf Märkten wie China<br />

angeboten werden, wo sich eine Nachfrage<br />

für effiziente, aber gleichzeitig dynamische<br />

und komfortable Getriebe abzeichnet.<br />

Darüber hinaus ist das Getrag-<br />

,PowerShift ® ’-Getriebe die ideale Basis<br />

für Hybridfahrzeuge, weil es ohne größere<br />

Modifikationen mit einem oder<br />

mehreren E-Motoren kombiniert werden<br />

kann und so ein großes Synergiepotenzial<br />

für die OEMs entsteht.<br />

Getrag verbessert zudem ständig<br />

den Wirkungsgrad der Handschaltgetriebe<br />

und optimiert Antriebsstrang-<br />

Komponenten. Elektronisch geregelten<br />

Differenziale erhöhen verbrauchsneutral<br />

Fahrdynamik und Sicherheit<br />

und elektrische Achsgetriebe stellen<br />

eine kostengünstige Kombination der<br />

Allrad- und Hybridfunktionalität dar<br />

oder dienen als Antrieb für reine<br />

Elektrofahrzeuge.<br />

Gemeinsames Grundprinzip ist die<br />

intelligente Kombination innovativer<br />

Ideen mit dem Ziel größtmöglichen<br />

Kundennutzen zu erhalten. <br />

Car Innovation · Mai 2008<br />

65


SUPPLIER INNOVATIONS<br />

Strom sparende Erleuchtung<br />

HELLA – Der Cadillac Escalade Platinum wird mit Voll-LED-Scheinwerfer mit Abblend- und Fernlicht,<br />

Tagfahrlichtfunktion, Positionslicht und Seitenmarkierungslicht Mitte 2008 in Serie gehen.<br />

Die Technik stammt von Hella: Mehrchip-LEDs, kombiniert mit transmissiven Optikelementen.<br />

Bilder: Hella<br />

Seit einigen Jahren gibt es LEDs<br />

(Licht emittierende Dioden), die<br />

weißes Licht erzeugen und deren<br />

Lichtfarbe dem Tageslicht sehr nahe<br />

kommt. Da für Abblend- und Fernlicht<br />

hohe Lichtleistungen erforderlich sind,<br />

setzt Hella beim ersten Voll-LED-Serienscheinwerfer<br />

des Cadillac Escalade Platinum<br />

auf Mehrchip-LEDs, kombiniert<br />

mit transmissiven Optikelementen.<br />

Außerdem sind die Funktionen Tagfahrlicht<br />

(als abgedimmtes Abblendlicht),<br />

Positionslicht und Seitenmarkierungslicht<br />

in LED-Technik ausgeführt. Der<br />

Voll-LED-Scheinwerfer geht Mitte 2008<br />

in Serie.<br />

Als Lichtquellen für zukünftige<br />

Scheinwerfer arbeitet Hella mit LED-Arrays<br />

(Baugruppen). Sie bestehen aus<br />

mehreren einzeln adressierbaren LED-<br />

Stromsparer: Voll-LED-Scheinwerfer für<br />

den neuen Cadillac Escalade Platinum.<br />

Herzstück des<br />

Energiemanagements:<br />

der intelligente<br />

Batteriesensor<br />

von Hella.<br />

Chips, die auf einem Trägersubstrat angeordnet<br />

werden. Die einzelnen Chips werden<br />

mittels Pulsweiten-Modulation angesteuert.<br />

Das erlaubt sowohl das An- und<br />

Ausschalten einzelner LED-Chips und somit<br />

die Erzeugung unterschiedlicher Hell-<br />

Dunkel-Geometrien, als auch eine Intensitätsmodulation<br />

in der Lichtverteilung.<br />

Neben der mechanikfreien Umsetzung<br />

von intelligenten AFS-Lichtfunktionen<br />

(Adaptive Frontlighting System)<br />

ermöglichen die LED-Arrays in Verbindung<br />

mit einer Frontkamera und intelligenter<br />

Bildverarbeitungssoftware zukünftig<br />

die Realisierung adaptiver<br />

Lichtfunktionen wie Markierungslicht<br />

oder blendfreies Fernlicht.<br />

LEDs als Lichtquellen werden heute<br />

nicht nur in Brems- und Heckleuchten,<br />

sondern zunehmend auch für Signalfunktionen<br />

vorn am Fahrzeug eingesetzt.<br />

Es eröffnen sich damit neue Stylingoptionen.<br />

Aufgrund geringer Leistungsaufnahme<br />

und langer Lebensdauer<br />

werden LEDs die Energiebilanz und damit<br />

die CO 2<br />

-Bilanz positiv beeinflussen.<br />

Ab 2010 sollen spezielle Tagfahrleuchten<br />

für neu in den Verkehr kommende<br />

Fahrzeuge vorgeschrieben werden.<br />

Der Einsatz von LEDs in der Beleuchtung<br />

beeinflusst die Energiebilanz<br />

positiv. Die Energiebilanz des Automobils<br />

lässt sich jedoch noch weiter optimieren,<br />

indem auch scheinbar kleine<br />

Potenziale genutzt werden – im Sinne<br />

eines intelligenten Energiemanagements<br />

wie es Hella verfolgt.<br />

Intelligenter Batteriesensor<br />

Das Herzstück des Energiemanagements<br />

ist der intelligente Batteriesensor,<br />

der Informationen über den Batteriezustand<br />

liefert. Das Bordnetzsteuergerät<br />

übernimmt Generatormanagement<br />

und Verbrauchersteuerung, während<br />

der Ruhestromschalter bei Bedarf<br />

Stromverbraucher vom Netz trennt.<br />

Das Bordnetzsteuergerät sammelt<br />

alle Informationen zum Energieverbrauch.<br />

Fahrzustände und Fahreranforderungen<br />

ergänzen die Messwerte des<br />

intelligenten Batteriesensors und anderer<br />

Sensoren.<br />

Das Bordnetzsteuergerät kontrolliert<br />

alle Verbraucher und kann bei Energieengpässen<br />

beispielsweise Komfortfunktionen<br />

wie die Sitzheizung temporär<br />

reduzieren oder abschalten. Es beobachtet<br />

das Bordnetz des Fahrzeugs sowohl<br />

im Betrieb als auch während der<br />

Standphasen.<br />

Die intelligente Energieverwaltung<br />

reduziert den Kraftstoffverbrauch und<br />

damit die CO 2<br />

-Emission. So kann das<br />

Bordnetzsteuergerät durch eine Anpassung<br />

der Generatorspannung das Batterieladen<br />

kurzzeitig komplett stoppen,<br />

etwa um beim Überholen oder an Steigungen<br />

die komplette Motorleistung<br />

bereitzustellen. Bei Talfahrt oder im<br />

Schubbetrieb ist dann eine elektrische<br />

Energierückgewinnung (Rekuperation)<br />

möglich.<br />

<br />

66 Car Innovation · Mai 2008


SUPPLIER INNOVATIONS<br />

Innovationen, die bewegen<br />

HIRSCHVOGEL AUTOMOTIVE GROUP – Konzepte für motortechnische Effizienzverbesserungen erfordern<br />

High-tech-Lösungen auch in der Bauteilentwicklung. Die Hirschvogel Automotive Group realisiert<br />

im Bereich Massivumformung zukunftsfähige Werkstoffkonzepte und Fertigungsverfahren.<br />

Für den Fachmann selbstverständlich,<br />

für den branchenfremden Laien<br />

auf den ersten Blick nicht unbedingt<br />

ersichtlich: Die Massivumformung<br />

mit ihren großen, lauten Maschinen,<br />

dem durch Zunder und Schmiermittel<br />

geprägten Umfeld und der täglichen Anwendung<br />

eines jahrtausende alten Fertigungsverfahrens<br />

stellt in Deutschland eine<br />

Hightech-Technologie dar.<br />

Schon immer wurden bei der Hirschvogel<br />

Automotive Group innovative Methoden<br />

zur Bauteilentwicklung eingesetzt:<br />

CAD-Technologie bereits in den<br />

80er Jahren, Finite-Elemente-Simulationen<br />

seit Ende der 90er. Inzwischen werden<br />

Simulationen des Umformvorgangs<br />

auf Rechenclustern mit 20 CPUs durchgeführt,<br />

um immer kompliziertere Modelle<br />

tagesgeschäftlich zu berechnen.<br />

Hoher Kundennutzen<br />

Auch der Betrieb eines Rasterelektronenmikroskops<br />

am Standort Denklingen<br />

spricht für die Innovationsbereitschaft<br />

der Hirschvogel Automotive<br />

Group. Die optimale Verknüpfung von<br />

Werkstoff, Bauteilgestaltung und den<br />

Fertigungsverfahren erbringt einen<br />

Kundennutzen, der weit über die reine<br />

Anwendung der Herstellungstechnologien<br />

hinausgeht.<br />

Der Aufbau und das rasante Wachstum<br />

der Weiterveredlung der massivumgeformten<br />

Bauteile seit 1990 zeigen<br />

ebenso, dass Hirschvogel sich neuen<br />

Kundenwünschen stellt. Inzwischen<br />

verfügt die Gruppe über ein einmaliges<br />

Spektrum an Fertigungsverfahren, so<br />

dass Bauteilanforderungen aus technologischer<br />

und wirtschaftlicher Sicht optimal<br />

in Großserienprodukte umgesetzt<br />

werden können.<br />

Ein Beispiel zeigt auf, wie sich die Innovationsbereitschaft<br />

der Hirschvogel<br />

Automotive Group in erfahrbaren Kundennutzen<br />

umsetzt. Steigende Komfortansprüche<br />

in Fahrzeugen haben zu<br />

einem breiten Einsatz von Ausgleichswellen<br />

in Vierzylinder-Motoren geführt.<br />

Ein kürzlich vorgestellter Zwei-<br />

Liter-Vierzylinder-Dieselmotor setzt<br />

nun erstmals auf wälzgelagerte Aus-<br />

Wälzgelagerte Ausgleichswellen,<br />

gefertigt aus induktiv gehärtetem<br />

Stahl, erzielen gegenüber konventionell<br />

gleitgelagerten Wellen eine<br />

signifikante Verminderung der<br />

Reibungsverluste.<br />

gleichswellen (siehe Bild), die gegenüber<br />

den konventionellen gleitgelagerten<br />

Wellen eine signifikante Verminderung<br />

der Reibungsverluste erzielen.<br />

Ein induktiv härtbarer Stahl mit hoher<br />

Reinheit wird in einem automatisierten<br />

Schmiedeprozess umgeformt. Bauteilund<br />

Stoffflusssimulation wurden parallel<br />

durchgeführt, um eine optimale Komponente<br />

zu gestalten. Das Bauteil wird von<br />

der Hirschvogel Komponenten GmbH<br />

fertig bearbeitet. Dazu wurden neue Fertigungsverfahren<br />

im Rahmen dieses Kundenprojekts<br />

eingeführt. Es wird eine extrem<br />

gute Rundheit und geringste Welligkeit<br />

an den Wälzlagerstellen produziert<br />

und in Fourier-Analysen geprüft. Das<br />

Endprodukt wird einbaufertig mit Nadellager<br />

geliefert.<br />

Fortschritt durch Kompetenz<br />

An diesem Bauteil wird deutlich, wie sich<br />

motortechnische Effizienzverbesserungen<br />

auf Komponenten auswirken und<br />

wie die Hirschvogel Automotive Group<br />

diese Fortschritte durch Entwicklungskompetenz,<br />

Innovations- und letztlich<br />

auch Investitionsbereitschaft ermöglicht.<br />

In einem mittelständischen, inhabergeführten<br />

Unternehmen findet der<br />

Ideenreichtum der Mitarbeiter dabei<br />

durch eine grundsätzliche technikgetriebene<br />

Grundhaltung wie auch durch<br />

schnelle Entscheidungsprozesse einen<br />

guten Nährboden. Unterstützend wirkt<br />

ein Innovationsmanagement aus mehreren<br />

Komponenten.<br />

So existiert ein Ideenmanagement,<br />

welches Verbesserungsprozesse in mehreren<br />

Komplexitätsstufen strukturiert<br />

abbildet. Steuerkreise unter Teilnahme<br />

der Geschäftsführung initiieren und begleiten<br />

technische Entwicklungs- und<br />

Verbesserungsprojekte. Die Umsetzung<br />

der Entwicklungen und Verbesserungen<br />

erfolgt dabei, typisch mittelständisch,<br />

nicht unbedingt nach kurzfristigen<br />

betriebswirtschaftlichen Aspekten,<br />

sondern auf Basis einer langfristigen<br />

Unternehmensstrategie: hochwirtschaftliche<br />

und hochqualitative Massivumformprodukte<br />

durch absolute Technologieführerschaft.<br />

Technologische,<br />

aber auch organisatorische Innovationen<br />

sind ein unbedingtes Muss zur Umsetzung<br />

dieser Strategie.<br />

<br />

Bild: Hirschvogel Automotive Group<br />

Car Innovation · Mai 2008<br />

67


SUPPLIER INNOVATIONS<br />

Der Autositz für morgen: der ,Swivel<br />

Seat’. Der Sitz schwenkt in Längsrichtung<br />

auf der Sitzschiene vollelektrisch<br />

um 180 Grad, wodurch die Lehne in<br />

einer fließenden Bewegung zur<br />

Sitzfläche wird und umgekehrt.<br />

Ein etwas anderer Sitz<br />

Bild: Keiper<br />

KEIPER – Wie viel Innovation passt in einen Sitz? Mit dieser Frage beschäftigt sich Keiper – und<br />

findet immer wieder neue Antworten: zum Beispiel den ,Swivel Seat‘, der in der Studie i-Mode<br />

von Hyundai vorgestellt wurde. Aktuell arbeitet Keiper intensiv am elektronisch vernetzten Sitz.<br />

Auf dem Genfer Automobilsalon im<br />

März 2008 stellte Keiper dem internationalen<br />

Fachpublikum eine<br />

Weltpremiere im mobilen Sitzen vor:<br />

den Swivel Seat. Realisiert wurde das innovative<br />

Sitzkonzept – der Sitz schwenkt<br />

in Längsrichtung auf der Sitzschiene<br />

vollelektrisch um 180 Grad, wodurch die<br />

Lehne in einer fließenden Bewegung zur<br />

Sitzfläche wird und umgekehrt – in einer<br />

Entwicklungspartnerschaft mit Hyundai<br />

für die Fahrzeugstudie Hyundai i-Mode.<br />

Innovation gilt bei Keiper nicht als<br />

,Erfindung um der Erfindung willen’,<br />

sondern als marktfähige, profitabel realisierte<br />

Umsetzung einer Erfindung. Ein<br />

Anspruch, der sich in dem Unternehmen<br />

wie ein roter Faden durch 88 Jahre<br />

Firmengeschichte zieht: Firmengründer<br />

Fritz Keiper erfand 1938 den ersten<br />

Ruhesitzbeschlag und ließ sich diese<br />

Idee patentieren. Nachfolgende Ingenieur-Generationen<br />

brachten unter anderem<br />

standardisierte Lehneneinsteller<br />

(Taumel 2000) und Sitzführungsschienen<br />

(Track 2000) zur Serienreife.<br />

Spielfreie Verriegelungssysteme<br />

(Lock 2000), eine crash-aktive Kopfstütze<br />

(Securest 2000) und eine komplette<br />

Vordersitzstruktur aus dem Baukasten<br />

(SCS 2000) folgten.<br />

Für alle genannten Beispiele gilt, dass<br />

sie durch ausgeklügelte Funktionalität,<br />

ein Höchstmaß an Gleichteilen und ein<br />

modulares sowie gewichts- und bauraumoptimiertes<br />

Konstruktionsprinzip<br />

auf Volumen<strong>produktion</strong> abzielen.<br />

Sitz-Zukunft: elektronisch vernetzt<br />

Aktuell arbeitet Keiper intensiv am<br />

elektronisch vernetzten Sitz. Das bedeutet,<br />

dass alle aktiven Einstellkomponenten<br />

in einem Regelverbund präzise<br />

aufeinander abgestimmt sind und ebenso<br />

präzise aufeinander reagieren. Also<br />

zum Beispiel in der Rücksitzbank, die<br />

sich auf Knopfdruck in eine ebene Ladefläche<br />

verwandelt.<br />

Um solche komplexen Bewegungsabläufe<br />

zu choreografieren, braucht es<br />

,intelligente’ Steuereinheiten. Bei mechatronischen<br />

Systemen, wie derzeit<br />

vorangetrieben, sind Einstellerantrieb<br />

und Informationsverarbeitung in einer<br />

einzigen Baugruppe integriert. Zentrale<br />

Steuereinheiten und aufwändige Verkabelung<br />

entfallen. Das reduziert Bauraum<br />

und Gewicht – im konkreten Fall<br />

für Fahrer- und Beifahrersitz bis zu drei<br />

Kilogramm pro Fahrzeug. „Für unsere<br />

Kunden ist angesichts der CO 2<br />

-Debatte<br />

oder dem Wettlauf um niedrigste Verbrauchswerte<br />

jedes eingesparte Gramm<br />

ein Gewinn“, so Dr. Michael Borbe,<br />

0Director Engineering Components bei<br />

Keiper.<br />

Mit dieser Innovation im <strong>automobil</strong>en<br />

Sitzen legt Keiper aber auch die<br />

Messlatte in Sachen Komfort und Bedienbarkeit<br />

höher. Dazu gehört beispielsweise<br />

ein angenehmeres Geräuschdesign<br />

der Antriebe. Über die<br />

elektronische Steuerung der Einstellkomponenten<br />

und ihre nahezu unendlichen<br />

Vernetzungsmöglichkeiten im<br />

System Sitz ergeben sich außerdem<br />

neue Funktionalitäten, die etwa in<br />

Richtung Ergonomie (Komfort- und<br />

Wellness-Funktionen, kurvenadaptive<br />

Unterstützung) oder Sicherheit (crashaktive<br />

Sitzschale) gehen. Der Ort der<br />

kundenspezifischen Individualisierung<br />

zieht damit endgültig um – von der<br />

Hardware in die Software. <br />

68 Car Innovation · Mai 2008


SUPPLIER INNOVATIONS<br />

Start-Stopp-System zur CO 2<br />

-Reduktion<br />

KROMBERG & SCHUBERT – Von der klassischen Kabelkonfektion zur Entwicklung alternativer Elektronik<br />

für den Automobilbau – bei Kromberg & Schubert führt Querdenken durchaus zum Erfolg, wie beispielsweise<br />

die Erfolgsstory von kälteunempfindlichen Superkondensatoren als ,Motoren-Startgerät’ belegt.<br />

Die rasante Entwicklung der Elektronik<br />

und die damit verbundene<br />

Möglichkeit, neue Funktionen zu<br />

verfeinern oder überhaupt erst zu ermöglichen,<br />

sind ebenso Treiber für Veränderungen<br />

im Automobilsektor wie<br />

die Sensibilisierung der Kunden für<br />

Veränderungen – man denke nur an die<br />

aktuelle CO 2<br />

-Diskussion und an die<br />

Notwendigkeit zur Bereitstellung bezahlbarer<br />

Transportleistung.<br />

Das Innovationsmanagement ist fest<br />

verankerter Bestandteil der Unternehmenskultur<br />

bei Kromberg & Schubert.<br />

Eingesetzte Softwarewerkzeuge erfassen,<br />

kanalisieren und unterstützen<br />

weltweit bei der Bewertung neuartiger<br />

Ideen der Mitarbeiter. Einige der erfolgreichsten<br />

Produkte sind auf diese Weise<br />

entstanden.<br />

Querdenken und Erfolg schließen<br />

sich nicht gegenseitig aus. Vor Jahren<br />

noch wäre die Idee, mit Superkondensatoren<br />

Fahrzeugmotoren starten zu<br />

wollen, sicherlich belächelt worden.<br />

Heutzutage befinden sich derartige Systeme<br />

bereits in der Serienerprobungsphase<br />

und bergen Potenzial, morgen<br />

flächendeckend in Treibstoff und CO 2<br />

sparenden neuen Fahrzeuggenerationen<br />

eingesetzt zu werden.<br />

Verschleißfrei und Kälteresistent<br />

Der Vorteil liegt auf der Hand: Die<br />

Superkondensatoren bieten gegenüber<br />

den aktuell eingesetzten Batterien nahezu<br />

Verschleißfreiheit und einen Einsatz<br />

bis tief unter den Gefrierpunkt ohne<br />

jeglichen Leistungseinbruch – ganz<br />

im Gegensatz zur Bleibatterie.<br />

Gerade die Verknüpfung verschiedener<br />

Disziplinen reizt die Vordenker. So<br />

gibt es übergreifende Spezialistenteams,<br />

die den Systemvernetzungsgedanken<br />

gekonnt ausspielen können. Nur die Betrachtung<br />

der reinen Komponente<br />

,Superkondensatorstartgerät’ wäre in<br />

diesem Falle nicht zielführend gewesen.<br />

Erst die Fahrzeugintegration und die<br />

Entwicklung der zugehörigen, abgestimmten<br />

Architektur ermöglichte es –<br />

neben den genannten Vorteilen – ein erhebliches<br />

Potenzial an Gewichtseinsparung<br />

zu realisieren. Es entstand dabei ein<br />

in sich geschlossenes Gesamtsystem.<br />

Wege, die für einen klassischen Kabelkonfektionär<br />

eher ungewöhnlich sind.<br />

Aufbau neuer Geschäftsfelder<br />

Mainstream – das ist auch nicht der Anspruch<br />

von Kromberg & Schubert: Strategisch<br />

werden neue Geschäftsfelder<br />

geplant und aufgebaut – komplementär<br />

zum Kabelsatz, jedoch im Umfeld des<br />

<strong>automobil</strong>en Bordnetzes. Die intelligente<br />

Batterieklemme von Kromberg &<br />

Schubert ist heute fester Bestandteil<br />

und Herzstück des Energiemanagements<br />

in vielen Trucks. Elektronische<br />

Hochstromschalter sind in der Lage,<br />

Ströme bis 1 500 Ampere zu schalten –<br />

ideale Komponenten für heutige und<br />

zukünftige Fahrzeuge, die neben einem<br />

Verbrennungsmotor verstärkt auf hybridisierte<br />

Komponenten setzen.<br />

Die neue Produktlinie der X-Line<br />

DC/DC-Wandler bietet für jeden Einsatzbereich<br />

die passende Systemlösung:<br />

vom klassischen 250 Watt-Wandler für<br />

die Start-Stopp-Funktion bis hin zum<br />

voll parametrisierbaren Wandler mit bis<br />

zu 1 000 Watt Peak-Leistung zur Rekuperation.<br />

Allergrößten Wert haben unsere<br />

Entwickler auf optimierten Stromfluss<br />

bei reduziertem Bauteileaufwand<br />

gelegt. Das Ergebnis ist eine gegenüber<br />

dem Markt um 60 Prozent kleinere<br />

Bauform und das bei State-of-the-Art-<br />

Performance.<br />

<br />

Vor Jahren noch<br />

undenkbar: Kondensator-Array<br />

als Stromlieferant<br />

zum Start von<br />

Verbrennungsmotoren.<br />

Bild: Kromberg & Schubert<br />

Car Innovation · Mai 2008<br />

69


SUPPLIER INNOVATIONS<br />

Flexible Lichtwellenleiter<br />

als Klemmwächter:<br />

Der von Leoni entwickelte<br />

,PinchGuard’<br />

für motorbetriebene<br />

Schließsysteme<br />

reagiert auf kleinste<br />

Berührungen.<br />

Bild: Leoni<br />

Stopp mit Licht<br />

LEONI – Der von Leoni entwickelte optische Einklemmschutz ,PinchGuard’ für motorbetriebene<br />

Schließsysteme auf Lichtwellenleiter-Basis reagiert bereits auf kleinste Berührungen<br />

und ist herkömmlichen Technologien überlegen. Derzeit läuft die Erprobung.<br />

Das Prinzip: Die Elektronik reagiert<br />

viel schneller als die Mechanik<br />

Maximale Sicherheit für Fahrzeuginsassen<br />

garantiert das zukunftsweisende<br />

Einklemmschutzsystem<br />

des Draht-, Kabel- und<br />

Bordnetz-Spezialisten Leoni. Der<br />

Klemm-Wächter ,PinchGuard’ basiert<br />

auf einer speziellen, plastik-optischen<br />

Faser – integrierbar in kundenspezifische<br />

Einklemmschutz-Profile.<br />

Diese reagieren bereits auf leichteste<br />

Berührungen und sichern motorbetriebene<br />

Fenster, Türen oder Heckklappen<br />

zuverlässig ab. Eine schnell ansprechende<br />

Elektronik kehrt den Motorantrieb<br />

in Sekundenbruchteilen um und<br />

verhindert so Verletzungen und schwere<br />

Unfälle. Weitere Vorteile des optischen<br />

Sensors sind die hohe Flexibilität<br />

am Einbauort und die geringe Baugröße.<br />

Die zum Einsatz kommenden Komponenten,<br />

wie Faser und Auswerte-<br />

Elektronik wurden sämtlich bei Leoni<br />

entwickelt.<br />

Der optische Einklemmschutz von<br />

Leoni beruht auf der Ausnutzung des so<br />

genannten evaneszenten Feldes an der<br />

Oberfläche eines Lichtwellenleiters.<br />

Wird dieses Feld durch Annähern eines<br />

Objektes beeinflusst, kann die Änderung<br />

elektronisch erfasst werden.<br />

Da die Reaktionsgeschwindigkeit der<br />

Elektronik weit unter der Schließgeschwindigkeit<br />

von motorbetriebenen<br />

Heckklappen, Schiebetüren, Schiebedächern<br />

oder Fenstern liegt, werden Quetschungen<br />

vermieden. Dabei ist der<br />

,PinchGuard’ im Gegensatz zu anderen<br />

Sensoren EMV-unkritisch<br />

und überwacht sich kontinuierlich<br />

selbst. Die eingesetzte<br />

hochflexible Kunststoff-Faser<br />

kann mit sehr engem Biegeradius<br />

an der zu schützenden<br />

Stelle angebracht werden.<br />

Damit ist sie nicht nur technisch, sondern<br />

auch in punkto Design bisherigen<br />

Systemen überlegen. „Der ,PinchGuard’<br />

ist nach unserer Einschätzung heute die<br />

einzige Möglichkeit, eine motorbetriebene<br />

Heckklappe ganzheitlich, das heißt<br />

über den gesamten Gefährdungsbereich<br />

abzusichern“, so Dr. Michael Frommberger,<br />

Leiter Technology & Innovation<br />

bei Leoni. Herkömmliche Sensoren, wie<br />

zum Beispiel so genannte resistive<br />

Schaltleisten, können dies aufgrund ihrer<br />

großen Biegeradien nicht.<br />

Im Medizinbereich schon in Serie<br />

Im Herbst 2007 startete die Faser-Fertigung<br />

und -Konfektion bei der Leoni-<br />

Tochtergesellschaft Leoni Automotive<br />

Leads im norddeutschen Brake. Erste Demonstrations-<br />

oder Versuchsfahrzeuge<br />

wurden bereits in enger Zusammenarbeit<br />

mit den Entwicklern namhafter Automobilhersteller<br />

ausgestattet. „Das Ziel ist es<br />

nun, den ,PinchGuard’ mit den bei unseren<br />

Kunden eingesetzten Antrieben und<br />

Steuerungen zu verbinden und so ein<br />

überlegenes Einklemmschutzsystem im<br />

Markt zu etablieren“, so Carlgeorg Löhnert,<br />

Leiter des Geschäftsbereichs Suppliers<br />

International bei Leoni.<br />

Neben dem Einsatz im Automobil<br />

kommen für den Sensor auf Lichtwellenleiterbasis<br />

auch andere Anwendungsbereiche,<br />

wie zum Beispiel in der<br />

Arbeits- und Gebäudesicherheit oder<br />

der Medizintechnik in Frage. In einem<br />

Röntgensystem von Siemens geht der<br />

,PinchGuard’ in Kürze als Einklemmschutz<br />

bei Patientenliegen in Serie. <br />

70 Car Innovation · Mai 2008


SUPPLIER INNOVATIONS<br />

Kraftvoll, aber sauber<br />

MAGNA STEYR – Die Grazer Gesamtfahrzeugspezialisten setzen auf alternative Antriebssysteme.<br />

Das Unternehmen entwickelt Lösungen sowohl für Erdgas- und Wasserstoffantriebe als<br />

auch für Fullhybridfahrzeuge mit Elektroantrieb auf Basis der Lithium-Ionen-Batterie.<br />

Bei Magna Steyr, Teil des globalen<br />

Automobilzulieferunternehmens<br />

Magna International, werden<br />

nicht nur Fahrzeuge im Kundenauftrag<br />

gefertigt, sondern auch innovative Produkte,<br />

Technologien und Lösungen für<br />

die Automobilindustrie entwickelt.<br />

Dem Kunden nicht als verlängerte<br />

Werkbank dienen, sondern Problemfelder<br />

aufgreifen, innovative Lösungen<br />

finden und zur Serienreife entwickeln,<br />

ist das Credo der Ingenieure in den<br />

weltweiten Entwicklungsabteilungen.<br />

Raumfahrt-Know-how<br />

Das Unternehmen hat sich bereits seit<br />

einigen Jahren unter anderem auf die<br />

Entwicklung alternativer Antriebssysteme<br />

spezialisiert. Das auf der IAA in<br />

Frankfurt vorgestellte Konzeptfahrzeug<br />

MILA (Magna Innovative Lightweight<br />

Auto) ist ein in Rekordzeit entwickelter,<br />

voll funktionsfähiger Sportwagen mit<br />

Erdgasantrieb. Neben der Erdgastechnologie<br />

hat sich Magna Steyr der Wasserstofftechnologie<br />

angenommen. Der<br />

vollständig im Hause entwickelte und<br />

gebaute Wasserstofftank für den BMW<br />

Hydrogen 7 speichert flüssigen Wasserstoff<br />

bei minus 253 Grad Celsius. Diese<br />

technische Herausforderung wurde unter<br />

anderem mit Hilfe des Know-hows<br />

aus dem Raumfahrtbereich gemeistert.<br />

Hinzu kommen Hybridlösungen für<br />

den Antriebsstrang, an denen verstärkt<br />

geforscht und gearbeitet wird. Magna<br />

Steyr ist durch seine Gesamtfahrzeugkompetenz<br />

in der Lage, aus jeglichem Basisfahrzeug<br />

eine Hybridvariante von<br />

Mild- bis Fullhybrid zu entwickeln.<br />

Als nennenswertes Projekt gilt hier der<br />

Magna Steyr HySUV, ein Fullhybrid-Geländefahrzeug<br />

auf Basis des Mercedes-<br />

Benz ML350. Das von Magna Steyr gemeinsam<br />

mit den Systempartnern Magna<br />

Powertrain, Siemens VDO und TYCO<br />

aufgebaute Fahrzeug besitzt eine Allrad-<br />

Elektroantriebseinheit, die zum Beispiel<br />

rein elektrisches Fahren erlaubt, andererseits<br />

durch ihre Boost-Funktion die Fahrdynamik<br />

erheblich verbessert. Die im Demo-Fahrzeug<br />

als Energiespeicher eingesetzte<br />

Lithium-Ionen-Batterie und die<br />

komplexe Hybridsteuerung sind Entwicklungen<br />

von Magna Steyr.<br />

Insbesondere der Lithium-Ionen-<br />

Batterie als ,Schlüsselproblem’ im Hybridbereich<br />

widmet Magna Steyr verstärkte<br />

Aufmerksamkeit. Nicht nur die<br />

einzelnen Komponenten, sondern das<br />

gesamte Batterie-Management werden<br />

hier entwickelt und zur Serienreife gebracht<br />

– sowohl für Pkw, als auch für<br />

Nutzfahrzeuge.<br />

Time-to-market verkürzt<br />

In einem konstanten Verbesserungsprozess<br />

werden sämtliche internen Abläufe<br />

und Prozesse ständig überprüft und optimiert.<br />

Dabei konnte vor allem im Produktentwicklungsbereich<br />

durch Computersimulation<br />

und virtuelle Entwicklung<br />

die Zeit eines Produkts bis zum Markteintritt<br />

beziehungsweise bis zum SOP<br />

stark verkürzt werden.<br />

Innovativer Ansatz auch im Bereich<br />

Energiemanagement: Bereits in einem<br />

sehr frühen Entwicklungsstadium wird<br />

ein Simulationskonzept über Verbrauch<br />

und geplanten Einsatz eines Fahrzeugs<br />

erstellt. Hier fließen Informationen aus<br />

den Bereichen Rohmaterialgewinnung,<br />

Materialherstellung, Komponentenfertigung,<br />

Recycling, Fahrzeug<strong>produktion</strong><br />

und Nutzungsphase des Fahrzeugs mit<br />

ein. Dadurch werden Optimierung und<br />

raschere Entwicklung erleichtert. <br />

Strom-Allradler: Der Magna Steyr HySUV, ein Fullhybrid-<br />

Geländefahrzeug auf Basis des Mercedes-Benz ML350 mit<br />

Allrad-Elektroantrieb und Lithium-Ionen-Batterie an Bord.<br />

Bild: Magna Steyr<br />

Car Innovation · Mai 2008<br />

71


SUPPLIER INNOVATIONS<br />

Funktionelle und konstruktive Integration<br />

an Komponenten: Ölwannenmodul<br />

aus Kunststoff für Pkw.<br />

Querdenken erwünscht<br />

Bild: Mann+Hummel<br />

MANN+HUMMEL – Eine Zylinderkopfhaube aus 100 Prozent Recyclingmaterial ist die konsequente<br />

Fortführung der Entwicklungslinie zur Kraftstoff- und CO 2<br />

-Einsparung. Dieses Bauteil ist auch das Ergebnis<br />

der ,Widerspruchsorientierten Innovationsstrategie’, der sich Mann+Hummel verschrieben hat.<br />

Über die Kernkompetenzen im Segment<br />

Filtration hinaus hat<br />

Mann+Hummel frühzeitig auch<br />

das Potenzial für Kunststoffkomponenten<br />

am Motor erkannt und genutzt.<br />

Zahlreiche Produkte wie Luftfilter, Saugrohr<br />

und Ölmodul führte das Unternehmen<br />

weltweit erstmalig als Kunststoffapplikationen<br />

in die Serie ein.<br />

Unter Innovation versteht man bei<br />

Mann+Hummel neue und optimierte<br />

Funktionen, aber auch zielgerichtete<br />

Funktionelle und konstruktive<br />

Integration an Komponenten<br />

Weiterentwicklungen von Produkt- und<br />

Prozesskonzepten, die zu einer signifikanten<br />

Verbesserung in Qualität und<br />

Kosten führen. Die Innovationskultur<br />

unterstützt der Konzern konsequent mit<br />

modernsten Methoden wie der ,Widerspruchsorientierten<br />

Innovationsstrategie’<br />

(WOIS) und der rechnergestützten<br />

Innovations- und Erfindungstechnologie<br />

TRIZ. Viele kleine, wichtige Innovationsschritte<br />

bringen die Mitarbeiter täglich<br />

ein und setzen sie um.<br />

Die meisten Kunststoffbauteile der<br />

ersten Generation, wie die Saugrohre<br />

und Luftfilter aus den 1980er und<br />

1990er Jahren, entstanden aus der reinen<br />

Materialsubstitution heraus. Die<br />

fortschreitende Funktionsintegration<br />

prägte die zweite oder dritte Generation;<br />

die Produkte wurden dank Kunststoff<br />

zu kompletten Modulen und Systemen<br />

weiterentwickelt.<br />

Bei Markteinführungen in<br />

diesem Jahrzehnt realisieren<br />

die Entwicklungsteams System-<br />

und Modulansätze bereits<br />

in der ersten Generation.<br />

Das Pkw-Ölwannenmodul<br />

aus Kunststoff ist dafür<br />

ein überzeugendes Beispiel.<br />

Gerade die Kunststofftechnik eignet<br />

sich hervorragend dafür, funktionelle<br />

und konstruktive Integration an Komponenten<br />

unter der Motorhaube umzusetzen.<br />

Sie leistet durch Gewichtsreduktion,<br />

die einher geht mit Kraftstoffeinsparung,<br />

einen wichtigen Beitrag<br />

zur CO 2<br />

- und Kostensenkung. Die Innovationen<br />

spiegeln sich aber auch in<br />

völlig neuen Produkten wider; zum<br />

Beispiel im ,Symposer’, einem Sounddesignelement,<br />

das dem aufgeladenen<br />

Fahrzeug seinen ursprünglichen sportlichen<br />

Sound zurückgibt und den dynamischen<br />

Fahreindruck unterstützt.<br />

Innovationen im Verborgenen<br />

Nicht alle Innovationen sind auf den<br />

ersten Blick erkennbar: Das Ansprechverhalten<br />

der Turbomotoren etwa wird<br />

dank des Wissens über variable Saugrohre<br />

optimiert und die Emissionsreduzierung<br />

unter anderem mit einem HC-<br />

Adsorber unterstützt.<br />

Als erster Zulieferer führte<br />

Mann+Hummel eine Zylinderkopfhaube<br />

aus 100 Prozent Recyclingmaterial<br />

in die Serie ein, ohne in technischer<br />

oder optischer Hinsicht irgendwelche<br />

Kompromisse einzugehen – ganz im<br />

Gegenteil. Gleichzeitig werden mit<br />

neuen Ansätzen im Konzeptions- und<br />

Fertigungsprozess Energieaufwand und<br />

CO 2<br />

-Ausstoss bereits bei der Herstellung<br />

immer weiter gesenkt. Weitere<br />

Schwerpunkte sind die Filtration und<br />

Konditionierung von Biokraftstoffen<br />

und die Produktion von metallfreien<br />

Ökofiltern für eine umweltfreundliche<br />

Entsorgung.<br />

<br />

72 Car Innovation · Mai 2008


SUPPLIER INNOVATIONS<br />

Bild: Marquardt<br />

Gangwechsel gut im Griff<br />

MARQUARDT – Die künstliche Schalt-Intelligenz in der Mittelkonsole hat Kunden<br />

wie BMW bereits überzeugt. In der aktuellen Mittelklasse-Serie setzen die Münchner<br />

eine Innovation der Marquardt GmbH aus dem schwäbischen Rietheim-Weilheim<br />

ein: den ersten elektronischen Gangwahlschalter.<br />

Freude am Fahren:<br />

Erstmals werden zusätzlich zu<br />

Kunststoffteilen auch belederte,<br />

lackierte und verchromte Bauteile<br />

verwendet – exklusiv für die<br />

Sechsgang-Sportautomatik-<br />

Version des Gangwahlschalters.<br />

Fixierung mittels eines permanenten<br />

Elektrohaftmagneten<br />

Das Kernmodul besteht im Prinzip<br />

aus zwei Komponenten, dem<br />

Wählhebel mit integrierter Fahrstufenanzeige,<br />

Entriegelungs- und<br />

Parktaste sowie der so genannten<br />

Schaltbox, die sich nach dem Einbau<br />

unterhalb der Mittelkonsole befindet.<br />

Sie beinhaltet die wesentlichen mechanischen<br />

und elektrischen Systeme zur<br />

Haptikerzeugung, Rückstellung, Signalerfassung<br />

für die Auswerteelektronik<br />

und die haptischen Sperren. Die wesentlichen<br />

Innovationen dieser Schaltbox<br />

sind das nahezu geräuschlose Haftund<br />

Rückstellsystem, das Sperrensystem<br />

und das Sensorsystem zur Signalerfassung.<br />

Der manuellen Rückstellung liegt<br />

eine Haptikvorgabe seitens BMW zugrunde:<br />

Die automatisierte Rückstellung<br />

soll geräuscharm, beliebig oft<br />

wiederholbar und unkritisch bei Missbrauch<br />

sein. Um diesen Anforderungen<br />

gerecht zu werden, haben die Ingenieure<br />

zur Fixierung der manuellen Gasse<br />

ein eigens entwickeltes, patentiertes<br />

Haftsystem konstruiert.<br />

Die Fixierung des Wählhebels erfolgt<br />

somit nicht durch eine Rastung in einer<br />

Kulisse, sondern durch die Haftkraft eines<br />

permanenten Elektrohaftmagneten.<br />

Wird dieses System bestromt, stellt der<br />

Wählhebel aufgrund einer speziellen<br />

Kulissenform selbstständig in die Mittellage<br />

zurück. Da die Schaltbox im Kern<br />

aus einem in mehrere Richtungen<br />

beweglichen Drehkörper<br />

besteht, konnte das letztlich<br />

nicht mehr sichtbare Modul<br />

kompakt und Platz sparend<br />

gehalten werden.<br />

Der Wählhebel komplettiert<br />

dieses Erfolgsprojekt mit weiteren Innovationen.<br />

Nicht nur, weil man ihn neben<br />

der herkömmlichen Sechsgang-Automatik-Variante<br />

auch in der Sechsgang-<br />

Sportautomatik-Version erhalten kann:<br />

Erstmals werden neben den bereits bekannten<br />

Kunststoffteilen nämlich auch<br />

belederte, lackierte und verchromte Teile<br />

in einer Baugruppe verwendet.<br />

Das Display ist in IMD-Technologie<br />

gefertigt und besitzt durch eine zusätzliche<br />

Beschichtung eine kratzfeste<br />

Oberfläche. Die Funktionsanzeigen<br />

wurden mit einer grautransparenten<br />

Oberfläche realisiert; die Homogenität<br />

der Anzeigen wird durch integrierte<br />

Lichtleiter erzielt. So kann das Schaltschema<br />

dauerhaft dargestellt werden.<br />

Die Kommunikation mit dem elektrischen<br />

Getriebesteuergerät erfolgt über<br />

CAN- und LIN-Bus.<br />

Das Schaltschema ist dem konventionellen<br />

Schema mechanischer Automatikgetriebe<br />

nachempfunden, wobei<br />

der Wählhebel monostabil ist. Das<br />

heißt, er bewegt sich nach jeder Vorund<br />

Zurückbewegung in die Mittelstellung<br />

zurück. Um die manuelle Fahrstufenwahl<br />

zu aktivieren, genügt es, den<br />

Schalter nach links zu drücken.<br />

Demnächst auch in der 3er-Baureihe<br />

Bei der jüngsten IAA in Frankfurt stellte<br />

Marquardt die Überarbeitung des<br />

Gangwahlschalters für die BMW 6er-<br />

Reihe vor. Kurze Zeit später wurden<br />

dessen Ingenieure und Entwickler mit<br />

dem Zukunftspreis der privaten ,Stiftung<br />

Ewald Marquardt’ bedacht. In diesem<br />

Jahr werden die Modellüberarbeitungen<br />

der BMW 3er-Reihe ebenfalls<br />

mit dem Schaltmodul der Marquardt<br />

GmbH ausgestattet. Ein Zeichen für eine<br />

echte Innovation – zumal auch die<br />

Sport-Version des Gangwahlschalters,<br />

die nur von Marquardt produziert wird,<br />

optimiert wurde.<br />

<br />

Car Innovation · Mai 2008<br />

73


SUPPLIER INNOVATIONS<br />

Drei-Säulen-Innovationsmanagement<br />

MBTECH GROUP – Engineering- und Consulting-Dienstleister MBtech setzt auf ein Drei-Säulen-Innovationsmanagement.<br />

Dieses stützt sich auf Innovationen in Kundenauftrag, Eigen<strong>innovation</strong>en sowie auf<br />

klar definierte und transparente Innovationsprozesse und Steuerungsinstrumente – intern wie extern.<br />

Innovationen stellen für Engineeringund<br />

Consulting-Dienstleister (ECDL)<br />

in der Regel ein Spannungsfeld dar.<br />

Einerseits ist es ihre tägliche Herausforderung,<br />

für ihre Kunden – OEMs wie<br />

System- und Teilelieferanten – an der<br />

technischen Realisierung von Innovationen<br />

mitzuarbeiten. Andererseits<br />

stellt sich die Frage, wie sie das erworbene<br />

Wissen und die Erfahrungen<br />

durch eigene Innovationsprojekte abrunden,<br />

um daraus Markterfolge zu generieren.<br />

MBtech setzt mit seinen vier<br />

Segmenten ,Vehicle Engineering’, ,Powertrain<br />

Solutions’, ,Electronics Solutions’<br />

und ,Consulting’ auf ein Drei-Säulen-Innovationsmanagement:<br />

Innovationen im Kundenauftrag<br />

Ein Beispiel für Innovationen in der<br />

Automobilindustrie bieten die neuen<br />

Herausforderungen bei den aktuellen<br />

Entwicklungen im Bereich der Hybridantriebe.<br />

Breit aufgestellte ECDL mit<br />

Kompetenzen sowohl in der Antriebs-,<br />

Elektronik- als auch der Fahrzeugentwicklung<br />

und Prozessoptimierung bieten<br />

in der Konzeptionsphase wie auch<br />

in der Komponentenentwicklung und<br />

-integration wichtige Unterstützung.<br />

MBtech ist hier bei mehreren Projekten<br />

in unterschiedlichsten Themen<br />

engagiert. Zusätzlich ergänzt das Unternehmen<br />

den Kompetenzaufbau durch<br />

die Schaffung einer Innovationsgruppe<br />

und eigene interne Projekte. Grundlage<br />

der Innovationsfähigkeit ist das gezielte<br />

Verknüpfen unterschiedlicher Disziplinen<br />

und der Blick für die Anforderungen<br />

der OEMs wie auch der Zulieferer.<br />

„Zusätzlich sind Engineering- und<br />

Consulting-Dienstleister gefordert, eigene<br />

technologische Innovationen zu realisieren“,<br />

so Werner Kropsbauer, Sprecher<br />

der Geschäftsführung. „Eigen<strong>innovation</strong>en<br />

sind ein zentrales, strategisches<br />

Instrument für die erfolgreiche Positionierung<br />

im Wettbewerb.<br />

Für uns sind sie maßgeblich für den<br />

Ausbau unserer Geschäftstätigkeit.“ So<br />

hat die MBtech beispielsweise eine Software<br />

für das Hardware-in-the-Loop<br />

(HIL) Testing entwickelt. Diese wird in<br />

eigenen Projekten eingesetzt und zudem<br />

als eigenständiges Produkt im Markt<br />

vertrieben. Für die Umsetzung solcher<br />

Eigen<strong>innovation</strong>en ist es unabdingbar,<br />

über klar definierte Prozesse und<br />

Steuerungsinstrumente zu verfügen.<br />

„Entscheidend für den Erfolg ist es, die<br />

richtigen Köpfe zusammenzubringen,<br />

ihnen den Freiraum für innovative<br />

Lösungen zu gewähren und Erfolge<br />

dann auch entsprechend zu honorieren“,<br />

so Geschäftsführer Hartmut<br />

Tresp.<br />

„Um den Erfolg unserer Innovationsprojekte<br />

sicherzustellen, setzen<br />

wir neben der gezielten Vernetzung<br />

von Mitarbeitern und dem Aufbau<br />

von ,Communities of Practice’ auch<br />

auf eine größtmögliche Transparenz.“<br />

Die Kunden werden im Hinblick auf<br />

den späteren Geschäftserfolg bereits<br />

früh in die Innovationsvorhaben eingebunden,<br />

um von vorneherein eine<br />

Win-Win-Situation zu schaffen. Außerdem<br />

bringt die MBtech Consulting<br />

wiederum Erfahrungen aus dem internen<br />

Innovationsmanagement in Kundenprojekte<br />

ein.<br />

<br />

Das Führungsduo<br />

der MBtech Group:<br />

Geschäftsführer<br />

Hartmut Tresp<br />

(links) und Werner<br />

Kropsbauer,<br />

Sprecher der<br />

Geschäftsführung.<br />

Bild: MBtech<br />

74 Car Innovation · Mai 2008


SUPPLIER INNOVATIONS<br />

Das Technologiezentrum für Motorkomponenten<br />

in Attendorn: 5 200 Mitarbeiter an 25 Standorten<br />

weltweit beschäftigt das inhabergeführte<br />

Unternehmen Muhr und Bender.<br />

Ganz leicht gemacht<br />

Bild: Muhr und Bender<br />

MUHR UND BENDER – Die Spezialisierung auf Stahlkomponenten führte das Familienunternehmen<br />

Muhr und Bender (Mubea) auf die Straße des Erfolgs. Induktives Vergüten<br />

von Federdraht für Achsfedern oder Flexibles Walzen von Strukturbauteilen sind Technologien,<br />

mit denen Mubea seine Kunden bei der Gewichtsreduzierung unterstützt.<br />

Das inhabergeführte Familienunternehmen<br />

Muhr und Bender<br />

hat sich als weltweit tätiger Spezialist<br />

für hoch beanspruchbare Federn<br />

sowie technologisch verwandte Produkte<br />

etabliert. Durch Spezialisierung<br />

auf Stahlkomponenten im Pkw-Bau<br />

konnten die sechs deutschen Standorte<br />

mit seinerzeit 1 400 Mitarbeitern innerhalb<br />

der letzten 15 Jahre weltweit auf<br />

heute 25 Standorte mit über 5 200 Mitarbeitern<br />

erweitert werden.<br />

Die Basis waren Entwicklung und<br />

Produktion von Federn für Fahrwerk,<br />

Ventiltrieb und Antriebsstrang sowie<br />

seit einigen Jahren auch technologisch<br />

verwandte Produkte wie beispielsweise<br />

Nockenwellen, Riemenspanner und flexibel<br />

gewalzte Strukturbauteile.<br />

Stellenwert der Innovation<br />

Möglich wird dieses weitestgehend<br />

selbst finanzierte Wachstum durch die<br />

schon früh erkannte Notwendigkeit zur<br />

Gewichtsreduzierung von Kraftfahrzeugen.<br />

Seit 20 Jahren werden Leichtbauthemen<br />

bei Mubea bearbeitet.<br />

Durch die rasante Verteuerung aller natürlichen<br />

Ressourcen (Stahl plus 50<br />

Prozent und Öl verdreifacht) und aufgrund<br />

der nachhaltigen Debatte zur Reduzierung<br />

der CO 2<br />

-Emissionen stellt<br />

sich die Strategie als nachhaltiger Kundenvorteil<br />

dar. Mubea-Produkte liefern<br />

ein Leichtbaupotenzial von über 20 Kilogramm<br />

pro Fahrzeug. Dies entspricht<br />

einer Verbrauchs- und CO 2<br />

-Reduktion<br />

von etwa zwei bis drei Gramm CO 2<br />

pro<br />

Kilometer.<br />

Bis zu weiteren drei bis sechs Gramm<br />

können durch innovative Motorkomponenten<br />

realisiert werden. Die Pläne<br />

der EU zur Besteuerung der Emissionen<br />

von Kraftfahrzeugen sehen vor, dass<br />

oberhalb von 120 Gramm je Gramm<br />

zeitlich gestaffelt zwischen 20 Euro<br />

(2012) und 95 Euro (2015) an den<br />

Endkunden belastet werden. Dies ist erheblich<br />

mehr als die für innovative Lösungen<br />

zur Emissionsreduzierung anzusetzenden<br />

Mehrkosten in Höhe von<br />

Null bis 20 Euro pro Gramm.<br />

Weniger ist mehr<br />

Ein gutes Beispiel ist die Gewichtsreduktion<br />

bei Achsfedern: Innerhalb von zehn<br />

Jahren konnte das Gewicht von Achsfedern<br />

durch konsequente Innovation um<br />

50 Prozent reduziert werden. Basis dafür<br />

ist das induktive Vergüten von Federdraht,<br />

das zu optimalen Festigkeiten und<br />

Zähigkeiten des Materials führt.<br />

Ein weiteres Beispiel ist die Gewichtsreduktion<br />

durch flexibles Walzen:<br />

Das Flexible Walzen ist ein Kaltwalzverfahren<br />

zur Herstellung von<br />

Strukturbauteilen mit unterschiedlichen<br />

Blechdicken. Mit dem weltweit<br />

einzigartigen Verfahren können Gewichtsreduzierungen<br />

von 20 bis 30 Prozent<br />

pro Bauteil erreicht werden. Dies<br />

entspricht einer Reduktion von rund<br />

zehn Kilogramm pro Fahrzeug.<br />

Innovative Motorkomponenten<br />

Wesentliche Reduzierungen der CO 2<br />

-<br />

Emissionen werden im Antriebsstrang<br />

erzielt. Die Verringerung der Motorreibung<br />

mittels wälzgelagerter Nockenwellen,<br />

optimierter Ventilfedern, Komponenten<br />

für Start-Stopp-Systeme und entkoppelter<br />

Riemenscheiben spart etwa<br />

drei bis sechs Gramm CO 2<br />

ein. Mubea erreicht<br />

heute pro Fahrzeug einen Gewichtsvorteil<br />

von 20 bis 25 Kilogramm<br />

und weitere Emissionsreduzierungen<br />

von circa drei bis sechs Gramm CO 2<br />

. <br />

Car Innovation · Mai 2008<br />

75


SUPPLIER INNOVATIONS<br />

,Kochrezept’ für Innovationen<br />

NEUMAYER TEKFOR – Der Schmiedeteilspezialist Neumayer Tekfor arbeitet nach der ,Widerspruchs-orientierten<br />

Innovations-Strategie’, bei der Ressourcen, Märkte, Wettbewerb, Technologien<br />

aber auch die eigene Organisation permanent auf den Prüfstand stehen. Mitarbeiter<br />

qualifiziert das Unternehmen im Rahmen eines MBA-Innovations-Studiengangs.<br />

Die Neumayer Tekfor Group entwickelt<br />

und fertigt Schmiedeteile<br />

für Getriebe, Motor, Antriebsstrang,<br />

Chassis sowie spezielle Applikationen<br />

sowie Sicherheitsmuttern. Als<br />

mittelständische Firmen der Schmiedeindustrie<br />

unterliegen das Unternehmen<br />

der Problematik, dass ihr Umfeld durch<br />

sehr mächtige Kunden (OEM, Tier1-<br />

Lieferanten) einerseits und sehr mächtigen<br />

Stahl- und Energielieferanten andererseits<br />

geprägt ist.<br />

Megatrends werden von beiden Seiten<br />

vorgegeben. Wie erkennt das<br />

mittelständische Unternehmen diese<br />

Trends und bleibt dann noch reeller<br />

Spielraum für mittelständisch geprägte<br />

Innovation? Ein mögliches Werkzeug<br />

hierfür stellt das Konzept der ,Widerspruchs-orientierten<br />

Innovations-Strategie’<br />

(kurz WOIS) dar, welches an der<br />

Universität Coburg von Prof. Linde entwickelt<br />

und bei Neumayer Tekfor zum<br />

,Neumayer Tekfor Innovation Stream’<br />

(NTIS) wurde. Mitte April diesen Jahres<br />

wurde diese Initiative abgeschlossen,<br />

bei der weit über 150 Ideen und mindestens<br />

zehn Schwerpunkt-Innovationen<br />

entstanden sind.<br />

Kritische Standortbestimmung<br />

Basis ist zunächst eine kritische Standortbestimmung<br />

des Unternehmens in<br />

Bezug auf seine Ressourcen, Märkte,<br />

Technologien und seiner Organisation.<br />

Beim Wettbewerb sind die Knappheit<br />

der zukünftigen Energievorräte ebenso<br />

zu berücksichtigen, wie das dramatische<br />

Wachstum der Staaten der ehemaligen<br />

Sowjetunion, Indien und China,<br />

der Trend zu Hybrid- und Wasserstoffantrieben<br />

sowie die Veränderung der<br />

Wettbewerber durch zum Beispiel den<br />

Aufkauf europäischer Schmieden durch<br />

indische Unternehmen.<br />

Eine technische Frage ist beispielsweise<br />

im Getriebebereich, welche Getriebetypen<br />

sich in den unterschiedlichen<br />

Regionen wie entwickeln. Zudem<br />

müsste geklärt werden, wie zum<br />

Beispiel notwendige dünne Hohlenwellen<br />

mit neueren Verfahren, wie etwa<br />

das Rundkneten wirtschaftlicher hergestellt<br />

werden könnten. In gleicher<br />

Weise wurden alle Geschäftsfelder<br />

untersucht.<br />

Da mittelständische Schmiedebetriebe<br />

in der Regel ein sehr breites Spektrum<br />

an Teilen in Bereichen wie der<br />

Motoren-, der Elektrik-, der Getriebeoder<br />

der Sicherheitssysteme liefern,<br />

muss die Zukunft all dieser Obersysteme<br />

untersucht werden.<br />

Auch nach dieser Richtungsentscheidung<br />

stellt die WOIS Werkzeuge zur<br />

Verfügung, die Innovationen unterstützen.<br />

Dabei wird hier auf ,Kochrezepte’<br />

(,principle solutions’), wie auch auf bekannte<br />

Innovations-Verfahren, zum<br />

Beispiel TRIZ, gleichermaßen gesetzt.<br />

In vielen mehrtägigen NTIS-Workshops<br />

wurde das ganze Spektrum firmeninterner<br />

Teile durchleuchtet und<br />

eingesetzte Ressourcen, vorliegende<br />

Schwerpunkt-Innovationen<br />

search for<br />

direction<br />

Grafik: Neumayer Tekfor<br />

desision of<br />

strategic direction<br />

<strong>innovation</strong>sstandard<br />

principlesolution<br />

keycontradiction<br />

development<br />

development-<br />

prognosis<br />

front-analysis<br />

productanalysis<br />

system and<br />

surrounding<br />

upper<br />

target<br />

organisations markets<br />

technologies communities<br />

Philosophy<br />

Economy<br />

Innovation Strategy<br />

Evolution Theory<br />

Psychology<br />

companysituation<br />

Märkte und Technologien hinterfragt.<br />

Entstanden sind auf einer soliden<br />

Orientierungsbasis für jeden Geschäftszweig<br />

technologische, marktorientierte<br />

Roadmaps, die sowohl kurzfristig umsetzbare<br />

Innovationen als auch Schwerpunkt-Innovationen<br />

aufweisen.<br />

Diese Basisuntersuchung muss sicherlich<br />

mehrjährig überprüft werden,<br />

beziehungsweise werden permanent in<br />

weiteren Workshops Widerspruchslösungen<br />

im Rahmen aktueller Entwicklungen<br />

erarbeitet und garantieren<br />

somit einen ständigen ,Innovations<br />

Stream’. Hierzu werden momentan<br />

ausgewählte Mitarbeiter im Rahmen<br />

eines MBA-Innovations-Studiengangs<br />

am gleichen WOIS-Institut ausgebildet.<br />

<br />

Autor: Dr. Ekkehard Körner, Vice President<br />

R&D Formingprocesses, President New Form<br />

Tec GmbH<br />

new organisations new markets<br />

new technologies new resources<br />

<strong>innovation</strong>quotient<br />

process-analysis<br />

matrice of<br />

effectivity<br />

search for<br />

Innovations<br />

<strong>innovation</strong>sportfolio<br />

<strong>innovation</strong>seffects<br />

<strong>innovation</strong>s-<br />

upper systemorientation<br />

tabels<br />

contradictionsolutions<br />

contradictionsolutions<br />

Der Weg: Werkzeuge des ,Neumayer Tekfor Innovation Streams’. Weit über 150<br />

Ideen und mindestens zehn Schwerpunkt-Innovationen sind auf diesem Weg bisher<br />

bei Neumayer Tekfor entstanden.<br />

76 Car Innovation · Mai 2008<br />

Car Innovation · Mai 2008


SUPPLIER INNOVATIONS<br />

Wabensandwich-Technik: Der Ladeboden des Audi A4<br />

Avant aus ,Polyload’, einem sehr leichten und trotzdem<br />

sehr steifen Werkstoff, der im One-Step-Prozess extrem<br />

verformt werden kann.<br />

Bild: Polytec<br />

Das Tempo macht’s<br />

POLYTEC – Gerade bei Innovationen spielt die Geschwindigkeit einer Entwicklung eine gewichtige<br />

Rolle. Diesem Credo folgend, setzt die Polytec Group auf flache Hierarchien und kurze Wege, um<br />

zu schnellen Entscheidungen zu kommen. Den neuartigen Ladeboden für den Audi A4 Avant<br />

realisiert das Unternehmen binnen 18 Monate – vom Start Vorentwicklung bis Serieneinsatz.<br />

Der <strong>automobil</strong>e Innenraum hat<br />

sich in den letzten Jahrzehnten<br />

extrem weiterentwickelt. Große<br />

Fortschritte wurden vor allem in den Bereichen<br />

Design und Ergonomie, Wertigkeit<br />

und Qualität, sowie Komfort und<br />

Insassenschutz erzielt. Das Interieur von<br />

heute stellt ein komplexes System aus<br />

hochtechnisierten Einzelfragmenten dar.<br />

Trotzdem existieren in vielen Bauteilen<br />

und Komponenten noch Potenziale, die<br />

es mit innovativen Ansätzen zu realisieren<br />

gilt. Die Polytec Group beschäftigt<br />

sich seit Jahrzehnten schwerpunktmäßig<br />

mit Systemen für das <strong>automobil</strong>e<br />

Interieur und ist als innovativer Partner<br />

der namhaften Automobilhersteller in<br />

Europa fest etabliert.<br />

Schlüsselfaktoren<br />

Polytec hat früh erkannt, dass bestimmte<br />

Schlüsselfaktoren für die Entstehung<br />

von Innovationen von hoher Bedeutung<br />

sind. Die wichtigsten sind dabei<br />

■ eine Unternehmensorganisation, die<br />

insbesondere die schnelle und effiziente<br />

Kommunikation von Mitarbeitern<br />

ermöglicht und Anreize für Innovationen<br />

schafft;<br />

■ ein breites Technologie-Spektrum<br />

innerhalb des Konzerns, aus dem<br />

neue Lösungen durch neue Kombinations-Möglichkeiten<br />

schnell und<br />

effizient entstehen können;<br />

■ ein gezieltes Benchmarking von Produkten<br />

und Märkten um den Stand<br />

der Technik immer transparent und<br />

vollständig vor Augen zu haben;<br />

■ der rege Austausch mit Projektpartnern,<br />

Universitäten und Kunden um<br />

frühzeitig Trends zu erkennen;<br />

■ der gezielte Einsatz von personellen<br />

und finanziellen Ressourcen auf erfolgversprechende<br />

Ideen und Ansätze.<br />

Letztlich spielt gerade bei Innovationen<br />

die Geschwindigkeit einer Entwicklung<br />

eine gewichtige Rolle. Die Polytec<br />

Group hat sich trotz ihres dynamischen<br />

Wachstums ihren mittelständischen<br />

Charakter erhalten – flache Hierarchien<br />

und kurze Wege führen zu schnellen<br />

Entscheidungen. Aktivitäten für potenzielle<br />

Innovationen konnten so in der<br />

Vergangenheit oft ,über Nacht’ freigegeben<br />

werden und führten binnen kürzester<br />

Zeit zum Erfolg und somit zu<br />

Wettbewerbsvorsprüngen oder Alleinstellungsmerkmalen<br />

am Markt.<br />

Als herausragendes Beispiel ist in<br />

diesem Zusammenhang die Entwicklung<br />

des Werkstoffs ,Polyload’ zu nennen.<br />

,Polyload’ ist ein PUR-Wabensandwich,<br />

der als steifer und leichter Träger<br />

bei Kofferraum-Ladeböden eingesetzt<br />

wird. Der prinzipielle Aufbau dieses<br />

Werkstoffs entspricht dem Stand der<br />

Technik. Jedoch zeichnet sich ,Polyload’<br />

dadurch aus, dass der Werkstoff extrem<br />

verformt werden kann, was in der Anwendung<br />

bei Ladeböden zu völlig neuen<br />

Gestaltungsmöglichkeiten führt.<br />

Günstiger One-Step-Process<br />

So konnte ein ursprünglich mehrteiliges<br />

Wendebodenkonzept mit ,Polyload’<br />

deutlich leichter und kostengünstiger<br />

(One-Step-Prozess) dargestellt werden.<br />

Das Entwicklungsergebnis konnte nur<br />

durch die intelligente Nutzung des Polytec-Technolgie-Baukastens<br />

sowie durch<br />

die Zusammenarbeit mit geeigneten Projektpartnern<br />

(teilweise aus produktfremden<br />

Bereichen mit jedoch ähnlichen<br />

Problemstellungen) erreicht werden.<br />

Vom Start der Vorentwicklung bis zum<br />

Serieneinsatz in einem Fahrzeug vergingen<br />

hier weniger als 18 Monate. <br />

Car Innovation · Mai 2008<br />

77


SUPPLIER INNOVATIONS<br />

Gut bedient<br />

PREH – Mit einem futuristischen Mittelkonsolenkonzept überraschte die Preh GmbH<br />

auf der IAA 2007. Die ,PrehCon‘-Konsole demonstriert unter anderem, wie eine Black-<br />

Panel-Anzeigetechnik auf metallische Oberflächen übertragen werden kann.<br />

Die Anforderungen an Bediensystemspezialisten<br />

steigen: Es soll<br />

eine stetig wachsende Zahl von<br />

Funktionen integriert und dabei gleichzeitig<br />

die Bedienkomplexität für den<br />

Fahrer reduziert werden. Das Fahrzeug-Interieur,<br />

dessen Design eine Automobilmarke<br />

entscheidend mit prägt,<br />

soll an Wertigkeit gewinnen, aber auch<br />

engen Kostenvorgaben gerecht werden.<br />

Dass diese Herausforderungen von<br />

mittelständischen Unternehmen wie<br />

der Preh GmbH geschultert werden<br />

können, zeigt das konstant zweistellige<br />

Alle relevanten Qualitätsparameter<br />

in einer Hand<br />

Umsatzwachstum des Bad Neustädter<br />

Unternehmens in den letzten fünf Jahren.<br />

Dies liegt laut Preh-Geschäftsführer<br />

Dr. Michael Roesnick an den hohen<br />

Forschungs- und Entwicklungsinvestitionen<br />

sowie der großen Fertigungstiefe<br />

bei Preh. Bemerkenswert: Im Durchschnitt<br />

beträgt hier die Fertigungstiefe<br />

rund 80 Prozent, bei Klimabediensystemen<br />

sogar bis zu 95 Prozent.<br />

Damit hält Preh letztlich alle relevanten<br />

Qualitätsparameter selbst in der<br />

Hand – angefangen von Vorentwicklung,<br />

Hardware- und Softwareentwicklung<br />

über einen eigenen Werkzeugbau<br />

bis hin zu Kunststoffspritzguss, Lackierung,<br />

PVD-Beschichtung, Lasern,<br />

Elektronikfertigung und Montage.<br />

Den Stellenwert belegen die hohen<br />

FuE-Aufwendungen. Die Entwicklungsquote<br />

lag 2007 bei rund elf Prozent.<br />

Dies versteht das Unternehmen<br />

quasi als ,Lebensversicherung’ für den<br />

langfristigen Markterfolg. Das gilt auch<br />

für das Mittelkonsolenkonzept ,Preh-<br />

Con’: Mit diesem neuartigen Human-<br />

Machine-Interface-Konzept (HMI)<br />

hat Preh zur letztjährigen IAA neue<br />

Wege beschritten – beim Design wie<br />

auch bei der Bedienfunktionalität. So<br />

kommt zur Einstellung von Temperatur<br />

und Gebläse PrehCon mit nur einem<br />

einzigen Regelknopf gegenüber<br />

bisher zwei aus. Je nach gewählter<br />

Funktion – Temperatureinstellung<br />

oder Gebläseregelung – erzeugt der<br />

Drehsteller des PrehCon Klimabedienteils<br />

eine unterschiedliche Haptik<br />

der Rastschritte.<br />

Eine optische Aufwertung<br />

des Interieurs bietet ,Preh-<br />

Con’ auch in punkto Echt-<br />

Metall-Oberflächen für<br />

hinterleuchtete Bedienelemente.<br />

Hier kommt die so<br />

genannte Preh-PVD-Technologie<br />

zum Einsatz: Tasten werden<br />

mit einer nur wenige Nanometer dicken<br />

Echt-Metall-Oberfläche versehen<br />

und anschließend die entsprechende<br />

Funktionssymbolik zur Hinterleuchtung<br />

im Nachtdesign gelasert. Zudem<br />

wurde das Anwendungsspektrum um<br />

transluzente Echt-Metall-Oberflächen<br />

erweitert. Das ,PrehCon’-Konzept demonstriert,<br />

wie eine Black-Panel-Anzeigetechnik<br />

auf metallische Oberflächen<br />

übertragen werden kann. Zur<br />

Gestaltung von Bedienelementen wie<br />

auch für die Ambientebeleuchtung eröffnet<br />

dies somit ganz neue Designmöglichkeiten.<br />

Ein weiterer Entwicklungsschwerpunkt<br />

ist für Preh die ,Komfortsensorik’<br />

– und hier insbesondere die kapazitiven<br />

Anti-Beschlag- und Regensensoren.<br />

Dabei setzt das Unternehmen<br />

auf ein kapazitives Messprinzip, das<br />

gegenüber herkömmlichen optischen<br />

Verfahren mehr Funktionssicherheit<br />

bietet – auch bei verschmutzter Scheibe<br />

oder bei externen Störlichteinflüssen.<br />

Das im Logodesign herausgestellte<br />

Motto lautet übrigens: ,Innovation and<br />

Pre(h)mium Quality First’. <br />

Neues Design, neue Funktionen:<br />

Das Mittelkonsolenkonzept ,PrehCon‘<br />

vereint eine Vielzahl von Innovationen in<br />

Design und Bedienfunktionalität.<br />

Bild: Preh<br />

78 Car Innovation · Mai 2008


SUPPLIER INNOVATIONS<br />

Verstehe den Kunden!<br />

PROGRESS-WERK OBERKIRCH – Ob tiefgezogene Metallgehäuse oder geklebte Luftfederbaugruppen<br />

– bei PWO arbeiten interdisziplinäre Teams simultan an Produkten und Prozessen.<br />

Geklebt: der ,Luftfedertopf’ für das Federbein der<br />

Mercedes-Benz E-Klasse. Der Ventilsitz (gelb) wird mit<br />

dem Topfmittelteil (rot) verschweißt und lackiert. Am<br />

lackierten Topfunterteil (türkis) wird in einer Spezialanlage<br />

an zwei Ringflächen Klebstoff aufgetragen. Danach<br />

werden beide Teile per Roboter gefügt und die Klebung<br />

in einem Ofen ausgehärtet.<br />

Bild: PWO<br />

Im Innovationsmanagement bei PWO<br />

greifen Innovationsstrategie, Innovationskultur<br />

und Innovationsprozess<br />

ineinander, wobei die frühe Einbindung<br />

in Kundenprojekte einen wesentlichen<br />

Erfolgsfaktor darstellt. Interdisziplinäre<br />

Teams entwickeln simultan Produkte<br />

und Prozesse. Die gezielte Integration<br />

externer Spezialisten verstärkt<br />

dabei ihre Innovationskraft. Der PWO-<br />

Innovationszyklus beschreibt die gelebte<br />

Praxis in vier Schritten:<br />

■ Verstehe die Anforderungen und Erwartungen<br />

der Kunden.<br />

■ Bewerte Aktuelles, benchmark die<br />

Performance, analysiere und lerne.<br />

■ Entwickle innovative Lösungen für<br />

Produkt und Prozess.<br />

■ Implementiere und verbessere kontinuierlich.<br />

Ein Innovationsbeispiel stellt das tiefgezogene<br />

Metallgehäuse für Elektromotoren<br />

dar, für die der Fertigungsprozess<br />

ganz wesentlich beschleunigt werden<br />

konnte. Innovative Lösungsansätze mit<br />

verbesserten tribologischen Randbedingungen,<br />

neuartigen Werkzeug- und<br />

Transferkonzepten mit reduzierten<br />

Massen und erhöhter Steifigkeit sowie<br />

eine optimierte Maschinendynamik ermöglichen<br />

stabile Umformprozesse mit<br />

Orientiert sich an Lean-Prinzipien:<br />

PWO-Production-System<br />

über 90 Hüben pro Minute. Damit verfügt<br />

PWO über den weltweit schnellsten<br />

Fertigungsprozess für diese Produkte.<br />

Ein weiteres Beispiel sind geklebte<br />

Luftfederbaugruppen. Benchmark für<br />

eine kombinierte Produkt- und Prozess<strong>innovation</strong><br />

ist der ,Luftfedertopf’ für<br />

das Federbein der E-Klasse von Daimler<br />

(siehe Bild). Diese Baugruppe verbindet<br />

die Luftfederung und das Federbein mit<br />

der Karosserie und ist gleichzeitig ein<br />

ringförmiger Druckbehälter. Ein Ventil<br />

mit extrem schnellen Schaltzeiten verbindet<br />

das Druckspeichervolumen mit<br />

dem Volumen im Gummibalg darunter,<br />

um Federungs- und Dämpfungseigenschaften<br />

zu variieren. Die hochpräzisen<br />

Steuerkanten des Ventils erfordern einen<br />

auf Lebensdauer partikelfreien<br />

Druckbehälterinnenraum. Die PWO-<br />

Entwickler entschieden sich nach intensiver<br />

Konzeptarbeit für eine Lösung<br />

aus drei Tiefziehteilen.<br />

,Neuland’ im Automotive-Bereich<br />

Der Ventilsitz (gelb) wird mit dem Topfmittelteil<br />

(rot) verschweißt und lackiert.<br />

Am lackierten Topfunterteil (türkis)<br />

wird in einer Spezialanlage an zwei<br />

Ringflächen Klebstoff aufgetragen. Mit<br />

Roboterpräzision werden danach beide<br />

Teile gefügt und die Klebung in einem<br />

Ofen ausgehärtet. Die Baugruppe ist somit<br />

an allen Oberflächen innen und außen<br />

KTL-lackiert. Eine derartige Produkt-<br />

u. Prozessentwicklung<br />

war im Automotive-Bereich<br />

Neuland. In enger Zusammenarbeit<br />

mit dem Kunden<br />

wurden sämtliche Klebetechnologieaspekte<br />

laborgetestet,<br />

rechnerisch simuliert<br />

und im Fahrzeug erfolgreich qualifiziert.<br />

PWO-Innovationen im Bereich<br />

hoch anspruchsvoller Metallkomponenten<br />

sollen den Kunden dauerhaft Wettbewerbsvorteile<br />

sichern. Das weltweit<br />

für alle Standorte gültige PWO-Production-System<br />

(PPS), das sich voll an den<br />

Lean-Prinzipien orientiert, sorgt für eine<br />

effiziente Umsetzung der Innovationen<br />

in der Fertigung.<br />

<br />

Car Innovation · Mai 2008<br />

79


SUPPLIER INNOVATIONS<br />

Starke Hybride<br />

REHAU – Das Thema Leichtbau<br />

stellt aufgrund der Klimadiskussion<br />

die Fahrzeughersteller<br />

vor neue<br />

Herausforderungen. Systemspezialist<br />

Rehau hat eine<br />

Antwort: Kunststoff-Metall-<br />

Verbindungen mit der ,Hybrid-<br />

Plus’-Technologie für komplette<br />

Fahrzeugteile wie zum Beispiel<br />

Frontend-Träger oder auch große<br />

Heckklappenmodule für SUVs.<br />

Geringes Gewicht bei hoher Steifigkeit:<br />

die Hybrid-Plus-Technologie übertragen<br />

auf den Prototypen eines Heckklappenmoduls<br />

für ein SUV-Modell.<br />

„Das Hybrid-Plus-Verfahren in der<br />

Produktion ist ein wirtschaftlich<br />

ungeschlagener Prozess“.<br />

Rehau verfügt über langjährige Erfahrung<br />

in der Fertigung von<br />

Leichtbaukomponenten und bietet<br />

mit individuellen Lösungen für den integrierten<br />

Außenanbau technische und<br />

wirtschaftliche Leichtbaumöglichkeiten,<br />

die maximale Gewichtseinsparungen bei<br />

Gewährleistung der notwendigen Steifigkeit,<br />

dynamischen Stabilität und Betriebsfestigkeit<br />

garantieren. Ein aktuelles<br />

Top-Thema ist die Hybrid-Plus-Technologie.<br />

Sie eröffnet der Branche neue Dimensionen:<br />

Komplette Fahrzeugteile auf<br />

Basis hybrider Kunststoff-Metallverbindungen<br />

können das Gewicht von Automobilen<br />

erheblich reduzieren – gerade<br />

im Hinblick auf die geforderte Kraftstoffreduzierung<br />

ein bedeutender Faktor.<br />

Dabei erfüllt die neue Technologie<br />

höchste Ansprüche an die mechanischen<br />

Eigenschaften. „Bauteile aus Hybrid<br />

Plus weisen insbesondere eine höhere<br />

Steifigkeit aus, bei einigen wird<br />

diese verdoppelt“, so Dr. Peter Michel,<br />

Leiter der Vorentwicklung Automotive<br />

bei Rehau. Es sind Elemente mit tragender<br />

Strukturfunktion, wie zum Beispiel<br />

Frontend-Träger mit verbesserter<br />

Integration von<br />

Schloss-, Scheinwerfer oder<br />

Kühleraufnahmen, bei denen<br />

eine erhöhte Steifigkeit positive<br />

Effekte hat. So könnten Streben<br />

entfallen, die die Kühleranströmung<br />

negativ beeinflussen. Strukturbauteile<br />

nach dem Hybrid-Plus-Verfahren lassen<br />

sich in einem zweistufigen<br />

Verfahren ohne zusätzliche<br />

nasschemische Behandlung<br />

herstellen. Vorbehandelte<br />

Bleche werden nach dem<br />

Blechumformungsprozess auf<br />

der Spritzgussmaschine zu<br />

Strukturbauteilen, die alle<br />

Korrosionsanforderungen und Medienbeständigkeiten<br />

erfüllen. „Das Hybrid-<br />

Plus-Verfahren in der Produktion ist ein<br />

wirtschaftlich ungeschlagener Prozess“,<br />

so Dr. Peter Michel.<br />

Heckklappe als Prototyp<br />

In Zusammenarbeit mit der Richard<br />

Fritz GmbH & Co. KG, Besigheim (Spezialist<br />

für Scheibenumspritzungen und<br />

Verglasungsmodule), und dem Formenbauer<br />

August Läpple GmbH & Co. KG,<br />

Heilbronn, hat Rehau die Hybrid-Plus-<br />

Technologie zunächst auf ein Heckklappenmodul<br />

für eine SUV-Baureihe übertragen.<br />

Das Herzstück des Konzeptes ist<br />

die hybride Tragstruktur, die eine bis zu<br />

dreischalige Stahlkonstruktion ablöst.<br />

Bild: Rehau<br />

Sie besteht aus<br />

einem mit Haftvermittler<br />

ausgerüsteten,<br />

verzinkten Stahlblech.Nach<br />

der konventionellen Formgebung<br />

wird eine versteifende Rippenstruktur<br />

aus faserverstärktem Polypropylen<br />

aufgespritzt.<br />

Durch Wechsel der Kunststoffblende<br />

kann das Design der Heckklappe komplett<br />

geändert werden. Die von einer<br />

Seite offene Tragstruktur ermöglicht eine<br />

einfache Aufnahme von Heckscheibenwischern,<br />

Rückfahrscheinwerfern<br />

oder Rückfahrkameras.<br />

Ferner macht das Konzept eine ergonomisch<br />

optimierte Montage ohne<br />

Überkopfarbeit möglich und bietet zusätzliche<br />

Zeit- und Kostenvorteile für<br />

die Automobilhersteller. Die Anwendungsmöglichkeiten<br />

von Hybrid plus<br />

erstrecken sich auf zahlreiche Baugruppen<br />

und eröffnen die Möglichkeit, über<br />

die Vereinfachung und Reduzierung<br />

von Bauteilen die Wettbewerbsfähigkeit<br />

zu steigern.<br />

<br />

80 Car Innovation · Mai 2008


SUPPLIER INNOVATIONS<br />

Halb so schwer, doppelt so sicher<br />

RÖCHLING – Das aktuell bei den BMW-Modellreihen 1er, 3er, 5er und 6er verwendete<br />

Karosserieleichtbau-Modul von Röchling Automotive mit aerodynamisch und akustisch<br />

hochwirksamer Unterbodenverkleidung gilt als das weltweit leichteste Serienmaterial, hält<br />

jedoch schwersten Belastungen stand.<br />

Die Vorteile von Unterbodenverkleidungen<br />

hinsichtlich Aerodynamik,<br />

Schallabsorption und<br />

Thermomanagement sind mittlerweile<br />

in der Branche allgemein anerkannt.<br />

Entsprechend geht der Trend weg von<br />

der PVC-Unterbodenversiegelung und<br />

hin zu einer buchstäblich flächendeckenden<br />

Beplankung des Unterbodens.<br />

Bei den verwendeten Materialien<br />

und Verfahren gibt es jedoch noch<br />

große Unterschiede. Am deutlichsten<br />

werden diese bei einem Gewichtsvergleich.<br />

Wesentlich bessere Akustikwerte<br />

Den gerade einmal 4,5 Kilogramm des<br />

aktuellen BMW 5er-Unterbodens steht<br />

rund das doppelte Gewicht derselben<br />

Baugruppe eines direkten Wettbewerbers<br />

gegenüber. Die zweitbeste Referenz<br />

in diesem Vergleich wiegt immer<br />

noch etwa ein Viertel mehr. „Und das<br />

bei absolut vergleichbaren oder gar wesentlich<br />

besseren Akustikwerten“, betont<br />

Dr. Klaus Pfaffelhuber, Vorentwicklungsleiter<br />

und Akustikspezialist<br />

von Röchling Automotive. „Hinsichtlich<br />

Vorbeifahr-, Standaußen- und<br />

Innengeräusch liegen wir überall in der<br />

Spitzengruppe oder führen gar das Feld<br />

an. Selbst beim Nasszischgeräusch fallen<br />

wir nicht zurück.“<br />

Umso mehr interessiert angesichts<br />

des geringen Gewichtes die mechanische<br />

und thermische Belastbarkeit. Der<br />

Steinschlagtest erfolgt gemäß Spezifikation<br />

mit einer Beschussmaschine unter<br />

einem Winkel von 30 bis 45 Grad. Dabei<br />

kommt es selbst mit 50 Kilogramm-<br />

Granulat zu keinem Durchschuss.<br />

Beim Abrasionstest wird der Unterboden<br />

10 000 Mal über einen scharfkantigen<br />

Granitstein geschruppt. Die<br />

Folge sind auch hier nur oberflächliche<br />

Kratzer. Insofern schätzt man in<br />

Schlechtwegeländern neben den aerodynamischen<br />

und akustischen Eigenschaften<br />

des Röchling-Unterbodens<br />

vor allem seine Schutzfunktion. Der<br />

Motor kann zum Beispiel nicht nur<br />

wegen der Festigkeit, sondern auch<br />

wegen der Steifigkeit des Schichtaufbaus<br />

viel tiefer eingebaut werden. Dadurch<br />

bleiben Gesamtgewicht und<br />

Platzbedarf gering.<br />

Besonders bei Hochgeschwindigkeitsfahrten<br />

kommt es auf eine möglichst<br />

geringe Windbelastung an. 40<br />

Prozent des gesamten Luftwiderstandes<br />

entfallen auf den Unterboden. Die bei<br />

hohen Geschwindigkeiten auftretenden<br />

Windlasten reißen mit mehreren hundert<br />

Newton an den Verankerungspunkten.<br />

Daher ist in deren Bereichen<br />

das Material verstärkt.<br />

Die Nachverdichtung erfolgt punktuell<br />

– nur exakt an den neuralgischen<br />

Punkten. Diese partielle Kompaktierung<br />

zählt zu den Hauptvorteilen von<br />

Material und Verfahren. Vergleichbar<br />

mit den Tailored Blanks im Stahlkarosseriebau<br />

finden sich auch am Röchling-<br />

Unterboden die Verstärkungen nur da,<br />

wo sie gebraucht werden.<br />

<br />

Extreme ‚Spritztour‘:<br />

Test von mechanischer Belastung und<br />

Geräusch bei schneller Wasserdurchfahrt.<br />

Bild: Röchling<br />

Car Innovation · Mai 2008<br />

81


SUPPLIER INNOVATIONS<br />

Sichtbar machen eigener<br />

Innovationen: Forschung und Innovation<br />

am ,gläsernen Auto’.<br />

Fortschritt aus Tradition<br />

SCHAEFFLER-GRUPPE – Mit jährlich rund 1 100 zum Patent angemeldeten Erfindungen und<br />

über 13 000 in Kraft befindlichen Patenten nimmt die Schaeffler-Gruppe einen Spitzenplatz in<br />

der Branche ein. Das Unternehmen fördert durch eine enge Verzahnung aller Bereiche sowie<br />

klar strukturierte Ideenfindungsprozesse die Innovationsleistung der Mitarbeiter.<br />

Bild: Schaeffler-Gruppe<br />

Mit ihren Marken LuK, INA und<br />

FAG setzt die Schaeffler-Gruppe<br />

seit Jahrzehnten <strong>automobil</strong>e<br />

Standards: Beispiele sind FAG-Radlager,<br />

die schon Anfang des letzten Jahrhunderts<br />

mit Rekordfahrten überzeugten,<br />

die Erfindung des INA-Nadelkäfigs im<br />

Jahre 1949, die Markteinführung von<br />

Ventilspielausgleichselementen 1959<br />

oder die Tellerfederkupplung und das<br />

Zweimassenschwungrad von LuK.<br />

Diese Meilensteine sind Ansporn und<br />

Maßstab der täglichen Arbeit: Als Entwicklungspartner<br />

mit Systemverständnis<br />

ist die Schaeffler-Gruppe Vordenker und<br />

arbeitet proaktiv an neuen Lösungen.<br />

Beispiele sind die Doppelkupplungskonzepte<br />

von LuK, reibungsarme ,Twin Tandem’-Radlager<br />

von FAG, das vollvariable<br />

Ventiltriebssystem UniAir oder optimierte<br />

Ausgleichswellen von INA.<br />

Freiräume für neue Ideen<br />

Das umfassende System-Know-how für<br />

Motor, Getriebe und Fahrwerk sowie<br />

umfassende Kompetenzen im Bereich<br />

der Elektronik, Software und Mechatronik<br />

sind die Grundlage für Neuentwicklungen<br />

und die kontinuierliche<br />

Optimierung bestehender Produkte.<br />

Eng mit der Entwicklung in den Unternehmensbereichen<br />

verzahnt, arbeiteten<br />

Experten in der Vorentwicklung mit<br />

zeitlichen und budgetbezogenen Freiräumen<br />

an kreativen Produkt- und<br />

Technologie-Ideen für verschiedenste<br />

Anwendungen in allen Unternehmenssparten.<br />

Diese Experten sind mit zentralen<br />

technischen Abteilungen vernetzt,<br />

die sich mit übergreifenden Themenkomplexen<br />

wie zum Beispiel<br />

Werkstofftechnik, Tribologie oder Dichtungstechnik<br />

befassen. Innovation wird<br />

aber auch bei Entwicklung und Einsatz<br />

von Simulationstools für Produkte und<br />

Fertigungsprozesse groß geschrieben.<br />

Das Wissensmanagement macht Lösungen<br />

in der gesamten Unternehmensgruppe<br />

zugänglich. Einen hohen Stellenwert<br />

hat auch die parallele Entwicklung<br />

leistungsfähiger Produktionsverfahren.<br />

So können Ansprüche an Funktion,<br />

Qualität und Wirtschaftlichkeit in<br />

Einklang gebracht werden.<br />

Systematisch mit PEP<br />

Kreative und gleichzeitig klar strukturierte<br />

Ideenfindung sowie die Vorentwicklung<br />

sind wie der nachfolgende<br />

Produktentstehungsprozess (PEP) integraler<br />

Bestandteil einer permanent optimierten<br />

Prozesslandkarte. Sie führt alle<br />

relevanten Unternehmensressourcen<br />

– vom Einkauf, über die Produktentwicklung<br />

bis zur Produktion – standardisiert<br />

zusammen. So können in qualifizierten<br />

Teams Kundenwünsche<br />

schnell, effizient und sicher in serienreife<br />

Produkte umgesetzt werden.<br />

Globales R&D-Netzwerk<br />

Zur Erarbeitung marktgerechter Lösungen<br />

verknüpft die Schaeffler-Gruppe<br />

zentrale und regionale Kompetenzen<br />

zu einem Netzwerk. Weltweit arbeiten<br />

rund 5 200 Mitarbeiter an über 30<br />

Standorten an der Entwicklung neuer<br />

Produkte, Prozesse und Verfahren. Mit<br />

jährlich rund 1 100 zum Patent angemeldeten<br />

Erfindungen und über<br />

13 000 in Kraft befindlichen Patenten<br />

nimmt das Unternehmen einen Spitzenplatz<br />

in der Branche ein. Kooperationen<br />

mit namhaften Instituten und<br />

Hochschulen im In- und Ausland eröffnen<br />

zusätzliche Expertise in neuen<br />

Wissensfeldern.<br />

<br />

82 Car Innovation · Mai 2008


SUPPLIER INNOVATIONS<br />

Luxus für alle<br />

STABILUS – Der stufenlose, hydraulische Türfeststeller war bislang Luxuslimousinen<br />

vorbehalten. Die zweite ,Dorstop‘-Generation ist kleiner, leichter und deutlich kostengünstiger<br />

als der Vorgänger – und damit bestens geeignet auch für die Mittel- und<br />

Kompaktklasse. Im Herbst 2008 geht er in Serie.<br />

Neben geringeren Schadstoffemission,<br />

verbesserten Sicherheitssystemen<br />

und höherem Komfort<br />

gibt es auch beim Fahrzeugzutritt und<br />

der Bedienung von Türen Raum für Innovationen,<br />

die den Komfort steigern<br />

und die Bediensicherheit erhöhen. Ein<br />

Beispiel ist der hydraulisch arbeitende,<br />

stufenlose Türfeststeller, den die Koblenzer<br />

Firma Stabilus unter dem Markennamen<br />

,Dorstop’ entwickelt hat.<br />

Beim ,Dorstop’ handelt es sich um einen<br />

hydraulischen Türfeststeller, der<br />

Fahrern und Beifahrern gleich drei Vorteile<br />

bietet: Er erleichtert das Öffnen der<br />

Tür, hält sie sicher in jedem beliebigen<br />

Öffnungswinkel und lässt sie sanft anschlagen<br />

(Endlagendämpfung). Ein raffinierter<br />

Hydraulikkolben bewirkt, dass die<br />

Tür exakt an der Position stehen bleibt,<br />

wo sie der Bediener hinführt. Weder öffnet<br />

sie sich selbstständig weiter noch<br />

schwingt sie zurück. Dadurch erhöhen<br />

sich sowohl die Sicherheit als auch der<br />

Komfort beim Ein- und Aussteigen.<br />

Sanfte und schonende Türbewegung<br />

Der ,Dorstop’ ist ein geschlossenes Hydrauliksystem<br />

und verbindet A- oder B-<br />

Säule mit der Tür. In Ruhelage ist der<br />

Druck auf beiden Kolbenseiten gleich<br />

und alle Ventile sind geschlossen; der<br />

,Dorstop’ blockiert. Wird nun eine Kraft<br />

angewendet, öffnet sich ein Ventil und<br />

lässt das Öl auf die andere Kolbenseite<br />

strömen. Zum Weiterbewegen der Tür<br />

ist dadurch nur noch sehr wenig Kraft<br />

nötig. Gegen Ende des Hubes trifft der<br />

Kolben auf den Kolben der Endlagendämpfung.<br />

Das Öl vor dem Dämpfungskolben<br />

muss durch einen kleinen Querschnitt<br />

strömen. Dadurch wird es höher<br />

komprimiert und sein Überströmen gedrosselt.<br />

Die Bewegung der Tür wird<br />

sanft und schonend gebremst, ein<br />

Rückschwingen ist ausgeschlossen.<br />

Mit dem neuen stufenlosen Türfeststeller<br />

erhöht Stabilus die Sicherheit<br />

und den Komfort am Automobil<br />

enorm. Dies dürfte zukünftig viele<br />

blaue Flecken und ärgerliche Lackschäden<br />

vermeiden. Das bestätigten auch 96<br />

von 100 Fahrern der BMW 7er-Reihe,<br />

die an einer Umfrage der Studentischen<br />

Unternehmensberatung Kounity teilnahmen.<br />

Ihnen gefiel das Handling einer<br />

,Dorstop’-Tür besser als der Umgang<br />

mit ihrer eigenen Autotür. Rund<br />

die Hälfte der Befragten würden einen<br />

Aufpreis dafür in Kauf nehmen und<br />

über 85 Prozent bewertete eine ,Dorstop’-Tür<br />

als deutlichen Mehrwert.<br />

‚Dorstop‘ für neue Serienanwendungen<br />

Bislang kamen allerdings nur die Fahrer<br />

teurer Luxuslimousinen in den Genuss.<br />

Hier hinterließ er jedoch einen derart<br />

überzeugenden Eindruck, dass sich Stabilus<br />

dazu entschloss, die zweite Generation<br />

des hydraulischen Türfeststellers zu<br />

entwickeln. Der neue ,Dorstop G2’ ist 80<br />

Millimeter kürzer, 25 Prozent leichter<br />

und deutlich kostengünstiger als sein<br />

Vorgänger. Er beansprucht daher deutlich<br />

weniger Bauraum und eignet sich<br />

zum platzsparenden Einbau in Automobile<br />

der Mittel- und Kompaktklasse. Er<br />

geht im Herbst in Serie.<br />

Neben den bereits heute mit ,Dorstop’<br />

ausgestatteten Fahrzeugen, wie dem<br />

Maybach, Rolls Royce, BMW 7er, Mercedes<br />

S- und CL-Klasse, sowie dem Mitsubishi<br />

Pajero stehen für den ,Dorstop’ der<br />

zweiten Generation bereits jetzt fünf<br />

neue Serienanwendungen fest. <br />

Bild: Stabilus<br />

Komfort und weniger Lackschäden:<br />

Stufenlose Türfeststeller finden nun auch den<br />

Weg in die Mittel- und Kompaktklasse.<br />

Car Innovation · Mai 2008<br />

83


SUPPLIER INNOVATIONS<br />

Neues aus Berlin<br />

TAKATA-PETRI – 15 Jahre Forschung steckte der Takata-Konzern in die Entwicklung eines<br />

Motorrad-Airbags, der nun bei der Honda Goldwing als erster Maschine serienmäßig eingebaut<br />

ist. Die Innovation wurde im April 2008 mit dem renommierten ‚Automotive News<br />

PACE (Premier Automotive Supplier Contribution Excellence) Award‘ ausgezeichnet.<br />

Die Automobilindustrie befindet<br />

sich in einem grundlegenden<br />

Wandel, der neben der klassischen<br />

Wertschöpfungskette vor allem<br />

auch den Produktentstehungsprozess<br />

betrifft. Die Zeit, die für die Entwicklung<br />

neuer Produkte benötigt wird, ist<br />

zu einem zentralen Wettbewerbsfaktor<br />

geworden. Nur noch in der Entwicklungszeit<br />

kann das ,time to market’ wesentlich<br />

verkürzt werden.<br />

Erste Schlittenanlage für<br />

Crash-Simulation mittels inverser<br />

Beschleunigung<br />

Kundenwünsche vorhersehen<br />

Eine engere Verzahnung und frühzeitige<br />

Einbindung der Entwicklungspartner<br />

ist unumgänglich geworden. Ziel<br />

von Takata-Petri ist es, die Bedürfnisse<br />

der Kunden vorausschauend zu erkennen<br />

und in strukturiert geplante Produkt-<br />

und Technologieentwicklungen<br />

umzusetzen. Mit dem im April eingeweihten<br />

neuen Forschungs- und Entwicklungszentrum<br />

in Berlin, neben den<br />

Entwicklungsstandorten in Ulm und<br />

Aschaffenburg, sind optimale Bedingungen<br />

geschaffen worden. Um den<br />

Mitarbeitern Freiräume und eine inspirierende<br />

Umgebung zu bieten, ist der<br />

Neubau nach den neuesten Erkenntnissen<br />

geplant und gebaut worden.<br />

Die Entwicklung von Insassenschutzsystemen<br />

umfasst vielfältige und<br />

hohe Anforderungen. Erfolgsfaktor ist<br />

das flexible und unkomplizierte Zusammenspiel<br />

von konzeptioneller Entwicklung<br />

und sofortiger praktischer<br />

Machbarkeitsprüfung auf hochmodernen<br />

Crashanlagen. Herzstück der Berliner<br />

Versuchstechnik ist die in Europa<br />

erste servohydraulische Schlittenanlage<br />

für eine Crash-Simulation mittels inverser<br />

Beschleunigung. Diese Katapultanlage<br />

bietet eine spezielle Hydraulikfunktion,<br />

die Auf- und Abbewegungen<br />

Bild: Takata-Petri<br />

der Fahrgastzelle (Pitching) während<br />

eines Frontalaufpralls simuliert. Dies<br />

führt zu besonders aussagekräftigen<br />

und realitätsnahen Versuchsergebnissen.<br />

Schwerpunkte der Entwicklungsarbeit<br />

werden in den nächsten Jahren<br />

die Integration der aktiven und passiven<br />

Sicherheit und die Ausweitung der<br />

Schutzsysteme auf alle Verkehrsteilnehmer<br />

sein. Innovationen<br />

prägen die Unternehmensgeschichte<br />

von Takata seit<br />

der Gründung im Jahr 1933.<br />

Seit mehr als 70 Jahren steht<br />

der Schutz des menschlichen<br />

Lebens im Mittelpunkt der<br />

Aktivitäten. Mehrfach haben<br />

markt- und kundenorientierte Innovationen<br />

die Grundlage für völlig neue<br />

Geschäftsfelder geschaffen. So zuletzt<br />

mit der Einführung des ersten Motorradairbags<br />

in Serie.<br />

Gut 15 Jahre wurde geforscht – eine<br />

Übernahme der Pkw-Technologie<br />

war nämlich nicht möglich, nimmt<br />

doch der Fahrer, anders als im Auto,<br />

Entscheidung in 0,015-Sekunden: das<br />

erstes Motorrad mit Airbag in Serie, die<br />

Honda Goldwing.<br />

auf jedem Motorrad eine andere Haltung<br />

ein. Vier Sensoren in der Gabel<br />

melden einen Aufprall an die Steuerung,<br />

die nach 0,015 Sekunden entscheidet,<br />

ob eine Kollision vorliegt<br />

und folglich der Airbag aktiviert werden<br />

muss. Unbedeutende Bordsteinschubser<br />

werden sofort aussortiert,<br />

während bei einem richtigen Crash<br />

der Stickstofftreibsatz in 0,060 Sekunden<br />

den etwa 150 Liter großen Airbag<br />

entfaltet.<br />

Der Luftsack ist V-förmig gebaut,<br />

und fängt den Fahrer regelrecht ein.<br />

Zwei Gurte sorgen hierbei für die richtige<br />

Position des Luftsacks. Die Schwere<br />

von Verletzungen durch einen Aufprall<br />

auf ein Fahrzeug oder die Straße werden<br />

damit deutlich verringert – wobei<br />

das System auch dann zündet, wenn<br />

ein Auto auf das stehende Motorrad<br />

prallt.<br />

<br />

84 Car Innovation · Mai 2008


SUPPLIER INNOVATIONS<br />

Leicht gemacht<br />

Die Lenkgetriebefertigung bei<br />

ThyssenKrupp: Ein Beitrag zur<br />

Senkung des Kraftstoffverbrauchs<br />

wird durch den Wechsel von<br />

konventionellen, hydraulischen<br />

zu elektromechanischen<br />

Lenksystemen erzielt.<br />

THYSSENKRUPP – Die Schwerpunkte von Forschung und Entwicklung bei ThyssenKrupp Technologies<br />

zielen auf Reduzierung von Verbrauch, Emissionen und Kosten im Fahrzeugbau. Im Fokus<br />

stehen Fahrwerk, Lenkung und Antriebsstrang. Ein Beispiel: Im ,High Performance ThermoTech<br />

Process’ bearbeitete Federn sind um 15 bis 18 Prozent leichter als konventionell gefertigte Teile.<br />

Bild: ThyssenKrupp Technologies<br />

Lenk- und Dämpfungssysteme,<br />

Nocken- und Kurbelwellen, Gussteile,<br />

Karosserie- und Fahrwerkstechnik<br />

oder Aggregatmontage – die<br />

Aktivitäten von ThyssenKrupp Technologies<br />

für die Autoindustrie sind vielfältig.<br />

Die Komponenten bilden einen ,<strong>automobil</strong>en<br />

Baukasten’, in dem aus einzelnen<br />

Innovationen Komplettlösungen<br />

geformt werden können.<br />

Das gilt zum Beispiel für das Leichtbau-Portfolio<br />

von ThyssenKrupp Bilstein<br />

Suspension. Dazu gehören Stabilisatoren.<br />

Um ihre Funktion nicht zu beeinträchtigen,<br />

darf ihre Gestalt nicht verändert<br />

werden. Für eine Gewichtsreduzierung<br />

kommen also nur alternative<br />

Werkstoffe in Frage – oder die verstärkte<br />

Entwicklung und Herstellung von Rohrstabilisatoren.<br />

Diese erreichen dieselbe<br />

Steifigkeit, sind aber innen hohl und damit<br />

bis zu 50 Prozent leichter.<br />

Thermomechanisch umgeformter Draht<br />

Aktuelles auch bei den Federn: Bei den<br />

neuen Verfahren von ThyssenKrupp Bilstein<br />

Suspension werden die Bauteile<br />

aus thermomechanisch umgeformtem<br />

Draht hergestellt. Vorteil des ,High Performance<br />

ThermoTech Process’: Das Material<br />

ist zäher, daher steigen Festigkeit<br />

und Beanspruchung. Damit können die<br />

Höhe der Federn verringert und ihr Gewicht<br />

um 15 bis 18 Prozent gesenkt werden.<br />

Das schafft Bauraum im Fahrzeug<br />

für den passiven Fußgängerschutz.<br />

Mit dem stufenlos verstellbaren<br />

Dämpfungssystem ,DampTronic’ von<br />

ThyssenKrupp Bilstein Suspension<br />

kann die Härte des Fahrwerks innerhalb<br />

von Sekundenbruchteilen der aktuellen<br />

Situation angepasst werden.<br />

Komfortable Dämpfung für entspanntes<br />

Reisen oder sportlich straffes Fahrwerk<br />

für agilen Fahrspaß und kritische Ausweichmanöver<br />

– ,DampTronic’ bietet<br />

beide Fahrwerke in einem Auto.<br />

Ein Beitrag zur Senkung des Kraftstoffverbrauchs<br />

wird durch den Wechsel<br />

von konventionellen, hydraulischen zu<br />

elektromechanischen Lenksystemen erzielt.<br />

Deren Einsatz bietet darüber hinaus<br />

Vorteile in Fahrdynamik, Fahrkomfort<br />

und Sicherheit. Geschwindigkeitsabhängiges<br />

Lenken, automatisches Parken,<br />

Seitenwindkompensation sowie die Kollisionsvermeidung<br />

durch automatische<br />

Ausweichmanöver sind möglich.<br />

Ebenfalls an der Bestückung des <strong>automobil</strong>en<br />

Baukastens beteiligt ist Presta<br />

Camshaft – Marktführer bei gebauten<br />

Nockenwellen. Diese müssen zum einen<br />

immer höhere Beanspruchungen aushalten,<br />

zum anderen muss das Gewicht zur<br />

Schadstoffverringerung weiter gesenkt<br />

werden. Die Lösung ist der Einsatz von<br />

hochfesten Materialien und gesinterten<br />

Bauteilen. Durch diese Kombination wird<br />

die Performance gesteigert und gleichzeitig<br />

weniger Material benötigt. Außerdem<br />

ermöglicht die gezielte Auswahl von<br />

Werkstoffen und Technologien eine höhere<br />

Bearbeitungseffizienz.<br />

Im Test: Hohlquerschnitte<br />

Wesentliche Produkte der Thyssen-<br />

Krupp Forging Group sind Kurbelwellen<br />

und Pleuelstangen. Bei ersteren<br />

werden derzeit zur Gewichtsreduzierung<br />

um bis zu 18 Prozent Konstruktionen<br />

mit Hohlquerschnitten getestet, die<br />

in verschiedenen Ausprägungen bis hin<br />

zur Gussversion eingesetzt werden können.<br />

Bereits serienreif ist eine Version<br />

mit weniger Gegengewichten. Außerdem<br />

wurde eine um zehn Prozent<br />

leichtere Pleuelstange entwickelt. <br />

Car Innovation · Mai 2008<br />

85


SUPPLIER INNOVATIONS<br />

Kulturkreis der Innovation<br />

TMD FRICTION – Innovationen entstehen nicht allein durch Forschung, sondern sind Resultat<br />

einer Unternehmenskultur, die in allen Bereichen ständig nach Verbesserung strebt. Die<br />

ökologische Gestaltung von Produkten und Prozessen rückt dabei zunehmend in den Fokus.<br />

TMD Friction folgt diesem Credo weltweit.<br />

„Eine Innovation am Bedarf<br />

des Kunden vorbeientwickelt,<br />

ist vergeudet.“<br />

Forschungs- und Entwicklungszentren<br />

gelten<br />

als die Motoren<br />

der Idee von morgen. Zu<br />

Recht – TMD Friction investiert<br />

jährlich 30 Millionen<br />

Euro in die Entwicklung<br />

und plant gerade, zusätzlich<br />

zu den Forschungseinrichtungen<br />

in<br />

Troy, Michigan, USA, und<br />

Leverkusen, weitere FuE-<br />

Aktivitäten in Asien. Doch<br />

entstehen Innovationen<br />

bei TMD Friction nicht alleine<br />

durch Forschung,<br />

sondern sind Resultat einer<br />

Unternehmenskultur,<br />

die in allen Bereichen<br />

ständig nach Verbesserung<br />

strebt.<br />

„Eine gute Idee reicht<br />

heute nicht mehr aus. Eine<br />

Innovation am Bedarf des<br />

Kunden vorbeientwickelt,<br />

zu teuer oder gesetzliche<br />

Richtlinien missachtend, ist vergeudet.<br />

Bei TMD Friction behalten deshalb Vertriebsmitarbeiter,<br />

Juristen, Produktionsmitarbeiter,<br />

Marketing-, Einkaufs- und<br />

Umweltspezialisten alle inneren und äußeren<br />

Bedingungen im Auge“, erklärt<br />

Ludwig Ervens, Chief Technology Officer<br />

von TMD Friction. Dazu gehören Marktentwicklungen,<br />

Bedürfnisse der Kunden,<br />

mögliche Gesetzesänderungen, so zum<br />

Beispiel im Chemikaliengesetz, Arbeitsoder<br />

Umweltrecht.<br />

Für die gesamte Automobilindustrie<br />

ist die Entwicklung und Nutzung von<br />

ökologisch unbedenklicheren Produkten<br />

aktuell das Thema schlechthin. TMD Friction<br />

setzt hier die Schwerpunkte für den<br />

Innovationsprozess. So wird beispiels-<br />

weise der prozessbedingte Materialüberschuss<br />

dem Herstellungsprozess wieder<br />

zugeführt (Recycling). Ein aktives Rohmaterialmanagement<br />

sorgt dafür, dass<br />

TMD Friction den sich ständig ändernden<br />

Gesetzesentwicklungen voraus ist (Gesetzgebung).<br />

Der Produktionsprozess<br />

folgt einem optimierten Energie-Wärme-<br />

Profil zur Schonung der<br />

Ressourcen (Energieverbrauch).<br />

Verbesserungsvorschläge<br />

– auch im Hinblick<br />

auf die Umwelt – erhält TMD<br />

Friction immer häufiger von<br />

den Mitarbeitern selbst. Dies<br />

wird als ein Resultat der<br />

Konzern-Philosophie ,mit CI (Continuous<br />

Improvement) zu IC (Innovation<br />

Culture)’ gesehen, welche auf ein globales<br />

Schulungsprojekt aufbaut. Mit einem<br />

zweitägigen Training für alle 4 500<br />

Beschäftigte weltweit greift der Bremsbelaghersteller<br />

die Forderung nach einer<br />

innovativen Unternehmenskultur<br />

auf. Bisher haben 2 800 Mitarbeiter in<br />

Deutschland, Frankreich, Spanien und<br />

Die Konzernphilosophie: Mit ,Continuous<br />

Improvement‘ zur ,Innovation Culture‘.<br />

4 500 Beschäftigte von TMD Friction werden<br />

derzeit in einem weltweiten ,Continous<br />

Improvement‘-Projekt geschult.<br />

Mexiko die Idee, die hinter CI steht,<br />

kennen gelernt und verinnerlicht. Momentan<br />

finden Schulungen in Asien<br />

und Amerika statt. Ende des Jahres soll<br />

das Projekt, das Anfang 2006 angelaufen<br />

ist, abgeschlossen werden.<br />

Insgesamt investiert TMD Friction<br />

drei Millionen Euro in die CI-Schulungen<br />

und damit in die Mitarbeiter. Die<br />

Schulungsteilnehmer – immer bunt gemischt<br />

nach Aufgabenbereichen – bekommen<br />

konkrete Werkzeuge, wie das<br />

Kanban-Prinzip oder Vorgaben zur Arbeitsplatzorganisation<br />

(5S), zur Verbesserung<br />

an die Hand. „Erfolge sind schon<br />

jetzt deutlich sichtbar. Seit Einführung<br />

der Workshops wurden 1 500 Vorschläge<br />

zur Verbesserung eingereicht, davon<br />

fast die Hälfte auch umgesetzt“, verdeutlicht<br />

Ervens.<br />

<br />

Bild: TMD Friction<br />

86 Car Innovation · Mai 2008


SUPPLIER INNOVATIONS<br />

Die Zukunft geht in Serie<br />

VOESTALPINE – Maximaler Korrosionsschutz, maximale Sicherheit, maximale Umweltverträglichkeit<br />

und das bei minimalem Kostenaufwand. Ein Paradoxon, für das Voestalpine diese Antwort hat:<br />

,phs-ultraform‘, eine Technologie für pressgehärtete Bauteile, die noch 2008 in Serie gehen wird.<br />

Kioto ruft. Und Automobilhersteller<br />

wie Zulieferer auf der ganzen Welt<br />

stimmen mit ein. Um die ehrgeizigen<br />

Vorgaben zur Reduktion des CO 2<br />

-<br />

Ausstoßes bis 2012 zu erreichen, wird<br />

es in Zukunft in erster Linie um die gewichtsoptimierte<br />

Konstruktion der<br />

Fahrzeuge bei nicht nur gleich bleibendem,<br />

sondern sogar noch verbessertem<br />

Sicherheits-, Komfort- und Korrosionsschutzstandard<br />

gehen. Sieht ganz so<br />

aus, als hätte die Automobilindustrie<br />

von morgen einen wahren Balanceakt<br />

zu meistern. Beste Voraussetzungen für<br />

,phs-ultraform’, der Leichtbau-Innovation<br />

von Voestalpine.<br />

Mit ,phs-ultraform’ bietet der Voestalpine-Konzern<br />

eine branchenweit unerreichte<br />

Kombination aus allem, was<br />

der Markt von morgen schon heute mit<br />

Nachdruck fordert:<br />

■ Pressgehärtete Bauteile mit dem kathodischen<br />

Korrosionsschutz von<br />

bandverzinkten Blechen<br />

■ Ausgezeichnete Kaltumformeignung<br />

bei höchster geometrischer Komplexität.<br />

■ Möglichkeit unterschiedlichster<br />

Werkstoff- und/oder Dickenkombinationen<br />

durch den Einsatz als lasergeschweißte<br />

Platine.<br />

Die ,phs-ultraform’-Technologie<br />

verbindet Werkstoff-Kompetenz und<br />

das Verarbeitungs-Know-how von<br />

Voestalpine. Das Erfolgsrezept der<br />

neuen Dimension des Leichtbaus liegt<br />

in einer innovativen Bandbeschichtung<br />

auf Zinkbasis in Verbindung mit<br />

hochwertigem Vergütungsstahl.<br />

Kalt geformt, warm gehärtet<br />

Die daraus entstehenden Bauteile werden<br />

mit klassischer Kaltumformung<br />

auf Endgeometrie gebracht und beschnitten.<br />

Im warmen Zustand erfolgt<br />

lediglich die Härtung und Fixierung<br />

der gewünschten Form. Besonders<br />

große Bauteile können mit einer speziellen<br />

Ofentechnologie auf Formhärtetemperatur<br />

gebracht werden. Das Ergebnis<br />

sind hoch korrosionsbeständige,<br />

leichte und komplexe Bauteile mit<br />

einer Festigkeit im Bereich von 500<br />

MPa – perfekte Fertigteile bei sehr geringem<br />

Werkzeugverschleiß, selbst bei<br />

hohen Stückzahlen.<br />

Mehr als nur Zukunftsmusik<br />

,phs-ultraform’ ist mehr als eine Innovation<br />

um der Innovation willen. Sie<br />

wird in Kürze – in der zweiten Jahreshälfte<br />

2008 – eine erste, konkrete Anwendung<br />

in einer Reihe von Fahrzeugen,<br />

darunter die Premium-Limousine<br />

eines deutschen Herstellers, finden.<br />

Und das ist erst der Anfang: Im<br />

Automobil der Zukunft werden ,phsultraform’-Bauteile<br />

besonders bei sicherheitsrelevanten<br />

und stark korrosionsbelasteten<br />

Bauteilen wie bei<br />

Stirnwand- und Bodenstrukturen,<br />

Längsträgern, Seitenwandstrukturen<br />

mit A- und B-Säulen und bei ähnlich<br />

crashbelasteten Komponenten zum<br />

Einsatz kommen. Voestalpine begleitet<br />

dabei den gesamten Produktionsprozess<br />

von der Entwicklung bis zum<br />

fertigen Bauteil und bietet eine<br />

durchgängige Simulation der gesamten<br />

Prozesskette und der Bauteileigenschaften.<br />

<br />

Die Vision: Im Automobil der Zukunft werden<br />

,phs-ultraform‘-Bauteile bei sicherheitsrelevanten<br />

und korrosionsbelasteten Bauteilen<br />

wie Stirnwand- und Bodenstrukturen,<br />

Längsträgern oder Seitenwandstrukturen<br />

zum Einsatz kommen.<br />

Bilder: Voestalpine<br />

Stabile Leichtbauteile: Die<br />

,Rezeptur‘ für kaltgeformte ,phsultraform‘-Bauteile<br />

besteht aus einer<br />

Bandbeschichtung auf Zinkbasis in<br />

Verbindung mit hochwertigem<br />

Vergütungsstahl.<br />

Car Innovation · Mai 2008<br />

87


SUPPLIER INNOVATIONS<br />

Heiß auf Qualität:<br />

Blitzvergüten von<br />

Bandstahl bei C. D.<br />

Wälzholz. Die Anforderungen<br />

sind<br />

groß: höchste<br />

Dauerfestigkeiten,<br />

engste Toleranzen<br />

und ein besonders<br />

guter Reinheitsgrad<br />

des Stahls.<br />

Bild: Wälzholz<br />

Stählerne Spezialitäten<br />

WÄLZHOLZ – Im engen Verbund mit der Automobilzulieferindustrie entwickelt die Unternehmensgruppe<br />

C.D. Wälzholz kaltgewalzte Halbzeuge aus Spezialstählen mit exakt auf<br />

das Endbauteil zugeschnittenen Werkstoff- und Produkteigenschaften.<br />

Innovative Stahlwerkstoffe sind in<br />

vielen Anwendungen und Entwicklungen<br />

im Automobilbau auf Grund<br />

ihrer technischen Vorteile und Wirtschaftlichkeit<br />

erste Wahl. Als kaltgewalzte<br />

Bandstähle finden sie Verwendung<br />

in neuen oder weiterentwickelten<br />

Automobilbauteilen, so zum Beispiel in<br />

der Antriebstechnik, in der Motorsteuerung,<br />

in der Sitz- und Gurtmechanik<br />

sowie im Scheibenwischer.<br />

C. D. Wälzholz, seit fast 180 Jahren<br />

in Familienbesitz, ist eine global tätige<br />

Unternehmensgruppe, die die Automobilzulieferindustrie,<br />

den Maschinenbau<br />

und auch die Elektroindustrie mit<br />

hochwertigen, kaltgewalzten Halbzeugen<br />

aus Spezialstählen versorgt. Das<br />

Werkstoffspektrum umfasst Weichvergüten,<br />

hochfeste mikrolegierte Stähle,<br />

Mehrphasenstähle, Einsatzstähle, Vergütungs-<br />

und Federstähle sowie<br />

Elektroband. Die kaltgewalzten Bandstähle<br />

werden sowohl in geglühter und<br />

leicht nachgewalzter Ausführung für<br />

Stanz-, Feinschneid- und Umformteile<br />

als auch in kaltgewalzter, durchlaufvergüteter<br />

und texturgewalzter Ausführung<br />

für Verschleiß- und Federanwendungen<br />

geliefert.<br />

Für Wälzholz war es stets notwendig,<br />

sich gegen die Aktivitäten der<br />

Stahlindustrie abzugrenzen und eine<br />

weitere Spezialisierung zu suchen. Dies<br />

gelang durch die Konzentration auf legierte<br />

und unlegierte Kohlenstoffstähle<br />

mit C-Gehalten bis zu 1,25 Prozent, die<br />

vergütet oder unvergütet immer dann<br />

zum Einsatz kommen, wenn zum Beispiel<br />

Federeigenschaften oder Verschleißfestigkeiten<br />

der Stähle von Bedeutung<br />

sind.<br />

Ein weiteres Produktsegment sind<br />

Elektrobänder, zum Beispiel für Zündspulenkerne,<br />

Generatoren und Antriebsmotoren<br />

auch in Hydrid-Fahrzeugen.<br />

Im Team mit den Kunden<br />

Das Unternehmen produziert an drei<br />

deutschen Standorten, am Hauptsitz in<br />

Hagen in Westfalen, im sauerländischen<br />

Plettenberg sowie im schwäbischen<br />

Oberkochen. Darüber hinaus betreibt<br />

Wälzholz Produktionsstätten in<br />

Brasilien, China, USA, Frankreich und<br />

Österreich. Weltweit beschäftigt Wälzholz<br />

1850 Mitarbeiter.<br />

Die Werkstoffentwicklung wird im<br />

Team mit Kunden, unterstützt durch<br />

externe Forschungseinrichtungen wie<br />

Hochschulen, Labors und Instituten sowie<br />

durch die Entwicklungs- und Anwendungstechniker<br />

der Stahllieferanten<br />

gestaltet. Intelligenter Bandstahl<br />

kommt im Motormanagement bei der<br />

Ventilsteuerung mit Schlepp- und<br />

Kipphebeltechnik zum Einsatz. Sowohl<br />

bei Hydrostößeln als auch bei Kipphebeln<br />

kommen heute durch ausgefeilte<br />

Umformtechnik in Verbindung mit<br />

exakt abgestimmten Einsatzstählen<br />

kaltgewalzte Bandstähle zur Anwendung.<br />

In Getriebeautomaten werden kraftübertragende<br />

Elemente aus legierten<br />

Bandstählen in Form von Getriebeelementen<br />

sowie als Kette oder Gliederband<br />

in stufenlosen Getrieben eingesetzt.<br />

Das Umschlingungsband – Kette<br />

oder Schubgliederband – überträgt in<br />

CVT-Getrieben das Drehmoment zwischen<br />

zwei Riemenscheiben-Paaren.<br />

Besondere Anforderungen an den<br />

Bandstahl sind höchste Dauerfestigkeiten,<br />

engste Toleranzen und ein besonders<br />

guter Reinheitsgrad des Stahls.<br />

Kaltgewalzter Bandstahl in seiner Vielfalt<br />

ist in der modernen Automobilentwicklung<br />

der kommenden Jahre stark<br />

gefordert.<br />

<br />

88 Car Innovation · Mai 2008


SUPPLIER INNOVATIONS<br />

Öffnung ,light’<br />

WEBASTO – Leicht und preisgünstig, das sind die Vorzüge des innovativen ,Light Hybrid Top<br />

Concepts’, das Webasto auf Basis einer Roadster-Designstudie vorstellt. Der Clou: Das System<br />

verzichtet auf klassische Verdeck-Kinematik. Für Stabilität und Beweglichkeit sorgen<br />

über Filmscharniere verbundene Flächenspiegel.<br />

Das innovative Dachsystem ist ein<br />

so genanntes ,Hybrid Top’, eine<br />

Kombination aus Softtop und<br />

Hardtop mit einem neuartigen Materialmix.<br />

Weiterhin zeichnet sich das<br />

Dachsystem durch eine Kombination<br />

von Leichtbauteilen aus Polyurethan<br />

und Poly<strong>car</strong>bonat aus und kommt in<br />

der Designstudie mit einem Gesamtgewicht<br />

von rund 14 Kilogramm aus. Das<br />

Fahrzeugdesign lehnt sich an einen<br />

klassischen italienischen Roadster an.<br />

„Die Bezeichnung LigHT ist bei diesem<br />

Cabriodachsystem Programm“,<br />

sagt Franz-Josef Kortüm, Vorstandsvorsitzender<br />

der Webasto AG. „Wir zeigen<br />

damit erstmals ein innovatives, einfaches<br />

und leichtes Hybrid-Top. Der besondere<br />

Reiz liegt darin, dass es eine<br />

preislich attraktive Lösung ist.“<br />

Mit Webasto LigHT bietet das Unternehmen<br />

einen Ausblick in die Zukunft,<br />

bei der auf die Verwendung einer klassischen<br />

Verdeck-Kinematik verzichtet<br />

Platz-Sparer: das ,Light Hybrid Top<br />

Concept’ von Webasto. Das geöffnete<br />

Dach liegt auf dem Heckbereich auf und<br />

benötigt so keinen Platz im Wageninneren.<br />

wird. Wo bei herkömmlichen Dachsystemen<br />

Metallgestänge und Gelenke für<br />

Stabilität und Beweglichkeit sorgen,<br />

setzt Webasto auf selbst tragende, über<br />

Filmscharniere verbundene Flächenspriegel.<br />

Neben diesen Filmscharnieren besitzt<br />

das ,LigHT Concept’ nur einen einzigen<br />

zusätzlichen Drehpunkt, über den<br />

das Dach bewegt wird. Damit ergibt sich<br />

ein zukunftsweisendes Hybrid-Top: die<br />

Kombination einer Retractable-Hardtop-Unterstruktur<br />

mit dem stilistischen<br />

Eindruck eines Softtops.<br />

Die gesamte Unterkonstruktion wird<br />

aus einem einzigen Stück gefertigt –<br />

wichtig für die Stabilität und die einfache<br />

Öffnung per Hand. Das Konzept für<br />

einen möglichen elektromechanischen<br />

Öffnungsmechanismus hat Webasto bereits<br />

entwickelt. Ein weiteres, innovatives<br />

Detail von ,Webasto LigHT’ ist, dass<br />

die durchgehende Stoffbahn erst an der<br />

Trennfuge des Kofferraums endet. Das<br />

Bild: Webasto<br />

geöffnete Dach liegt auf dem Heckbereich<br />

auf und fügt sich harmonisch in<br />

die umgebenden Flächen ein. Das Dach<br />

benötigt keinen Platz im Wageninneren,<br />

so dass das Kofferraumvolumen<br />

nicht beeinträchtigt wird.<br />

Das Projekt wurde in Zusammenarbeit<br />

mit IED Automotive, einem Spin-<br />

Off der italienischen Designschule IED<br />

(Istituto Europeo di Design) durchgeführt.<br />

Das Styling der Designstudie lag<br />

bei Andrea Militelo, Chief Designer von<br />

IED Automotive.<br />

Innovativer Material-Mix<br />

Die Flächenelemente des Dachsystems<br />

wurden aus einem so genannten ,Compound<br />

Spray Moulding’ (CSG) hergestellt.<br />

Dabei handelt es sich um eine<br />

Weiterentwicklung der bei Webasto serienerprobten<br />

Polyurethan-Technologie,<br />

bei der ein sehr gutes Gewichts-<br />

Steifigkeits-Verhältnis erreicht wird. Da<br />

Polyurethan in Kombination mit einer<br />

Papierwabe erheblich leichter ist als<br />

konventionelle Lösungen, können damit<br />

sehr leichte und solide Dachsysteme<br />

aus einem Stück realisiert werden.<br />

Die Heckscheibe ist eine kratzfest beschichtete<br />

Poly<strong>car</strong>bonatscheibe (PC),<br />

die im Hinterspritzgießverfahren (In-<br />

Mould-Decoration) hergestellt wird.<br />

Der Werkstoff zeichnet sich durch seine<br />

hohe Transparenz und Widerstandsfähigkeit<br />

aus. Scheiben aus Poly<strong>car</strong>bonat<br />

absorbieren UV-Strahlung zu 100 Prozent<br />

und splittern bei einem Unfall<br />

nicht. Durch die neu entwickelte Beheizungsfunktion<br />

werden Abtaugeschwindigkeiten<br />

vergleichbar mit denen<br />

bei einer Glasscheibe erreicht.<br />

Webasto ist einer der führenden<br />

Automobil-Zulieferer im Bereich der<br />

Kunststoff-Technologien Poly<strong>car</strong>bonat<br />

und Polyurethan. Am Standort Schierling<br />

bei Regensburg unterhält das<br />

Unternehmen ein eigenes Kunststoffzentrum.<br />

Hier wird das zurzeit größte<br />

<strong>automobil</strong>e Poly<strong>car</strong>bonat-Dach der<br />

Welt (1,2 Quadratmeter) für den Smart<br />

fortwo hergestellt. Inzwischen wurde es<br />

über 100 000 Mal eingebaut. <br />

Car Innovation · Mai 2008<br />

89


SUPPLIER INNOVATIONS<br />

Keil gesetzt<br />

WITTE – Das ,Standard-Sperrwerk’ des Automobilzulieferers<br />

Witte Automotive setzt neue Maßstäbe<br />

bei Rückenlehnenverriegelungen. Statt wie bisher<br />

Gummipuffer verhindern Keile im Verriegelungs-<br />

Mechanismus ungeliebtes Quietschen oder Klappern<br />

– langfristig.<br />

Die seit 1899 tätige Witte-Gruppe<br />

(Witte Automotive), Hersteller<br />

von Fahrzeugzugangssystemen,<br />

mit zurzeit weltweit 2 600 Mitarbeitern,<br />

hat ein neues System für Rückenlehnenverriegelungen<br />

entwickelt und<br />

damit einen wichtigen Beitrag zum<br />

Komfortgewinn im Fahrzeuginnenbereich<br />

geleistet.<br />

Quietschen, Rumpeln oder Rattern –<br />

alles Geräusche, die man nicht aus dem<br />

Fond seines Autos hören will, zumal<br />

dort vielleicht gerade die eigenen Kinder<br />

schlafen und damit in dem Moment<br />

als ,Geräuschverursacher’ nicht in Frage<br />

kommen. „Woher kommt dieses lästige<br />

Geräusch?“ Es nervt und – wenn<br />

auch unbegründet – das Vertrauen in<br />

die Sicherheit des Fahrzeugs schwindet.<br />

Geräuschlose Flexibilität<br />

Rückenlehnenverriegelungen sorgen<br />

dafür, dass die Fahrzeugrücksitze flexibel<br />

eingesetzt werden können: Zum<br />

Transport von beispielsweise größeren<br />

Möbelstücken kann der Laderaum vergrößert<br />

werden, indem die Rückenlehnen<br />

per Knopfdruck oder Hebelbewegung<br />

entriegelt und umgeklappt werden.<br />

Soll die Rückenlehne wieder als<br />

Rücksitz fungieren, wird die Lehne wieder<br />

umgeklappt: Dieselbe Verriegelung,<br />

die vor dem Transport gelöst wurde,<br />

muss jetzt wieder in den Schließbügel,<br />

der an der Karosserie statisch befestigt<br />

ist, einrasten.<br />

In dem Moment des Einrastens umschließt<br />

die Drehfalle den Schließbügel.<br />

Bislang hat ein Gummipuffer dafür gesorgt,<br />

dass Drehfalle und Schließbügel<br />

nicht ,nackt’ aufeinander treffen und<br />

während der Autofahrt über unebene<br />

oder holprige Straßen Geräusche abgeben.<br />

Aber ist die Rückenlehne über einen<br />

längeren Zeitraum verriegelt und<br />

wird sie mit Gewicht belastet, ,setzt’<br />

sich der temperaturanfällige Gummipuffer.<br />

Hierbei verringert sich die<br />

Mechanik gegen Lärm:<br />

Ein Keilsystem verhindert<br />

Geräusche an der<br />

Verbindung zwischen<br />

Schließbügel und<br />

Sperrklinke in der<br />

Rückenlehnenverriegelung.<br />

Bild: Witte<br />

Spannkraft in der Rückenlehnenverriegelung:<br />

Geräusche entstehen.<br />

Witte Automotive hat hier jetzt Abhilfe<br />

geschaffen und ein neues Prinzip<br />

für die Ruhigstellung von Rückenlehnenverriegelungen<br />

entwickelt, wie es<br />

jetzt auch in mehreren Premiumfahrzeugen<br />

eingesetzt wird. „Ein Keilsystem<br />

ersetzt den Gummipuffer und eliminiert<br />

die Geräusche bei gleichzeitig höherem<br />

Bedienkomfort“, erläutert Georg<br />

Gödecke, der diese Entwicklung als<br />

Konstrukteur bei Witte Automotive betreut<br />

hat.<br />

Beim Zurückklappen der Rückenlehne<br />

in den Sitzmodus nähert sich das<br />

Schloss in der Lehne dem Schließbügel.<br />

Der Schließbügel drückt bei Berührung<br />

durch das Schloss gegen die im Schloss<br />

befindliche Drehfalle. Dadurch fällt die<br />

Sperrklinke ein und verankert den Sitz<br />

in den Schließbügel. Synchron fällt der<br />

Keilmechanismus ein und stellt die Verbindung<br />

zwischen Schließbügel und<br />

Sperrklinke ruhig. Dadurch entstehen<br />

mit dem Prinzip der Haftreibung keine<br />

weiteren Geräusche.<br />

‚Standardisierte‘ Festigkeit<br />

Dieses Prinzip hat Witte Automotive<br />

jetzt für Rückenlehnenverriegelungen<br />

mit Festigkeiten von 30 kN und 40 kN<br />

standardisiert. „So muss für ein neues<br />

Fahrzeug nur noch die spezifische Kundenapplikation,<br />

aber nicht mehr das<br />

Schloss an sich entwickelt werden“, ergänzt<br />

Kundengruppenleiter Markus<br />

Moritz. Mit dieser Entwicklungsleistung<br />

gibt Witte Automotive eine schlüssige<br />

Antwort auf die steigenden Herausforderungen<br />

im Komfort und in der Fahrzeugakustik.<br />

<br />

90 Car Innovation · Mai 2008

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