Der Kongo-Fluss
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International<br />
Issue No. 10<br />
Magazin<br />
für Aussereuropäische<br />
Kunst und Kultur<br />
Afrika<br />
Australien<br />
Asien<br />
Amerikas<br />
01 / 10<br />
<strong>Der</strong> <strong>Kongo</strong>-<strong>Fluss</strong><br />
Meisterwerke aus Zentralafrika<br />
Hommage // Elsy Leuzinger<br />
Aga Khan // Meisterwerke der islamischen Kunst<br />
Galerie // Hilmar Pabels Reise nach China<br />
Legende // Miao Shan<br />
Agenda // Ausstellungen und Auktionen
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June 9-13, 2010 - The Sablon<br />
Wednesday June 9, Vernissage, 3 p.m. to 9 p.m.<br />
Thursday June 10, 11 a.m. to 7 p.m.<br />
Friday June 11, 11 a.m. to 7 p.m.<br />
Saturday June 12, 11 a.m. to 7 p.m.<br />
Sunday June 13, 11 a.m. to 5 p.m.<br />
Tony Anninos, USA<br />
Asian Rare Art, Belgium<br />
Astamangala, The Netherlands<br />
Buddhist Art, Germany<br />
Georgia Chrischilles, Belgium<br />
Carlo Cristi, Italy<br />
Carlos Cruañas, Spain + USA<br />
Duchange & Riché, Belgium<br />
Ethnologica, Italy<br />
Renzo Freschi, Italy<br />
Gilistra, Italy<br />
Karim Grusenmeyer, Belgium<br />
Christophe Hioco, France<br />
Jacques How Choong, France<br />
Kitsune Japanese Art, Belgium<br />
Jeremy Knowles, United Kingdom<br />
Kyoto Gallery, Belgium<br />
Galerie Lamy, Belgium<br />
Robert Mangold, Japan<br />
Helena Markus, Italy<br />
Mingei Arts Gallery, France<br />
Marcel Nies, Belgium<br />
Galerie Punchinello, France<br />
Raimann + Raimann, Germany<br />
Galerie Alexis Renard, France<br />
Jeff Shore, USA<br />
Studio Arga, Italy<br />
Universal Art, Hong Kong<br />
Wei Asian Arts, Belgium<br />
Michael Woerner, Hong Kong + Thailand<br />
Zada Gallery, Belgium<br />
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Meisterwerke aus Zentralafrika<br />
Magazin<br />
für Aussereuropäische<br />
Kunst und Kultur<br />
Afrika<br />
Australien<br />
Asien<br />
Amerikas<br />
01 / 10<br />
Hommage // Elsy Leuzinger<br />
Aga Khan // Meisterwerke der islamischen Kunst<br />
Galerie // Hilmar Pabels Reise nach China<br />
Legende // Miao Shan<br />
Agenda // Ausstellungen und Auktionen<br />
Die Schöne kehrt zurück<br />
Magazin<br />
für Aussereuropäische<br />
Kunst und Kultur<br />
Afrika<br />
Australien<br />
Asien<br />
Amerikas<br />
02 / 09<br />
Totenkulte // Jenseitsglaube<br />
Buddhas Paradies // Gandhara – Das Erbe Pakistans<br />
Galerie // Die Welt des Jürgen Schadeberg<br />
Interview // Karl Ferdinand Schädler<br />
Agenda // Ausstellungen und Auktionen<br />
Claude Lévi-Strauss // In wilden Strukturen<br />
Mythos Angkor // Wibke Lobo<br />
Kunst der Ejagham // Auf den Spuren von Alfred Mansfeld<br />
Schönheit und Magie // Schmuck ferner Länder<br />
Agenda // Ausstellungen und Auktionen<br />
Magazin<br />
für Aussereuropäische<br />
Kunst und Kultur<br />
Afrika<br />
Australien<br />
Asien<br />
Amerikas<br />
01 / 09<br />
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editorial<br />
International<br />
Issue No. 10<br />
International<br />
Issue No. 9<br />
International<br />
Issue No. 8<br />
<strong>Der</strong> <strong>Kongo</strong> <strong>Fluss</strong><br />
Nofretete<br />
Afrika, Ozeanien und die Moderne<br />
Bildwelten<br />
Es scheint, als wären in dieser 10. Ausgabe von A 4 eine Reihe von<br />
Jubiläen eingebunden:<br />
Vor zehn Jahren wurde von Jaques Chirac in Paris der „Pavillon<br />
des Sessions“ eröffnet. Damit wurden erstmals Meisterwerke<br />
aussereuropäischer Kunst im Louvre der Öffentlichkeit zugänglich<br />
gemacht.<br />
Wie Claude Lévi Strauss ist Elsy Leuzinger 100 geworden. Lorenz<br />
Homberger berichtet über die Grand Dame der afrikanischen<br />
Kunst, die von 1956 bis 1972 das Rietberg-Museum leitete und<br />
Pionierarbeit leistete.<br />
Hilmar Pabel, der bedeutende deutsche Fotograf, dem dieses<br />
Mal die A 4 -Galerie gewidmet ist, hätte heuer seinen 100. Geburtstag<br />
gefeiert. Er bereiste als erster westlicher Journalist 1956<br />
das kommunistische China. Seine Bilder zeigen China noch vor<br />
der Kulturrevolution, eine aufbrechende Gesellschaft, die dem<br />
Fotografen als „blaue Ameisen“ begegnete.<br />
<strong>Der</strong> Maler und Sammler Anton Christian wurde 70, ihm, dem<br />
Grenzgänger zwischen den Kulturen, widmen wir eines unserer<br />
Sammlerporträts.<br />
Es gibt aber auch Trauriges zu berichten. Drei grosse Menschen,<br />
sie waren Sammler und Kulturvermittler, haben uns verlassen.<br />
Bruno Gironcoli, Ernst Beyeler und Vittorino Meneghelli.<br />
wwSie gehörten zu den Pionieren unter den Sammlern, sie waren<br />
Persönlichkeiten, die ganze Generationen geprägt haben.<br />
Aktuell wie immer verweist A 4 auf die wichtigsten Ausstellungen<br />
und Veranstaltungen und beleuchtet das internationale Geschehen.<br />
„Gerettete Schätze“ aus Afghanistan werden in der Kunsthalle<br />
Bonn gezeigt, „Göttliche Macht und mächtige Herrscher“, Kunst<br />
aus Ife, ist zurzeit im British Museum zu sehen. Im Wiener<br />
Völkerkundemuseum geht’s um James Cook und die Entdeckung<br />
der Südsee. Die erfolgreiche Ausstellung „Teotihuacan – Mexikos<br />
geheimnisvolle Pyramidenstadt“ aus dem Musée du quai Branly<br />
ist nun im Zürcher Museum Rietberg zu sehen. Eine Premiere<br />
besonderer Art findet im Berliner Gropius-Bau statt, die berühmte<br />
Sammlung des Aga Khan mit islamischer Kunst wird gezeigt.<br />
Einblicke gewährte uns der neue Direktor des Museums für<br />
Asiatische Kunst in Berlin, Klaas Ruitenbeek.<br />
Neben den zahlreichen Ausstellungsberichten werden noch zwei<br />
„Feld-Geschichten“ das Heft bereichern: textile Kunst aus Westafrika<br />
und die Legende der Guanyin. Unsere Titelgeschichte<br />
„<strong>Der</strong> <strong>Kongo</strong>-<strong>Fluss</strong>“ rundet den Themenreigen ab; vielseitig und<br />
kompetent soll das Heft seinen geneigten Lesern und Leserinnen<br />
zur Freude gereichen.<br />
Gert Chesi und Gerhard Merzeder
International<br />
Issue No. 10<br />
Cover: Kwelemaske<br />
© musée du quai Branly<br />
Foto: Thierry Ollivier, Michel Urtado<br />
48<br />
Magazin<br />
für Aussereuropäische<br />
Kunst und Kultur<br />
Afrika<br />
Australien<br />
Asien<br />
Amerikas<br />
01 / 10<br />
<strong>Der</strong> <strong>Kongo</strong> <strong>Fluss</strong><br />
Meisterwerke aus Zentralafrika<br />
38<br />
Hommage // Elsy Leuzinger<br />
Aga Khan // Meisterwerke der islamischen Kunst<br />
Galerie // Hilmar Pabels Reise nach China<br />
Legende // Miao Shan<br />
Agenda // Ausstellungen und Auktionen<br />
82<br />
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inhalt<br />
26<br />
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60<br />
76<br />
72<br />
26<br />
66<br />
48
Anz_Haus_der_Voelker-04.qxd:Haus der Völker 05.03.2010 17<br />
3 Editorial<br />
Gert Chesi, Gerhard Merzeder<br />
6 Köpfe<br />
8 Forum<br />
AUK TION<br />
AFRIKA & MODERNE<br />
10. Juni 2010 | Besichtigung 3. – 8. Juni 2010<br />
10 Aktuell<br />
10 Zurück aus der Zukunft<br />
14 10 Jahre Pavillon des Sessions<br />
18 Wann ist der Mann ein Mann?<br />
22 Dynasty & Divinity: Ife Art in Ancient Nigeria<br />
24 Impressum<br />
26 In der Mitte entspringt ein <strong>Fluss</strong><br />
François Neyt<br />
32 Die Schätze des Aga Khan<br />
Meisterwerke islamischer Kunst<br />
38 Galerie – Hilmar Pabel<br />
Reise nach China<br />
48 Teotihuacan - Mexikos geheime Pyramidenstadt<br />
Barabara Rusch<br />
54 Die Kunst von Schwarzafrika<br />
Zum 100. Geburtstag von Elsy Leuzinger<br />
Lorenz Homberger<br />
60 Interview mit Klaas Ruitenbeek<br />
Catherine Framm<br />
66 <strong>Der</strong> Stoff, aus dem die Kleider sind<br />
Gert Chesi, Silke Jurkowitsch<br />
72 Im Land der unbegreiflichen Hunde<br />
Julia Kospach<br />
76 Anton Christian – Grenzgänger zwischen den Kulturen<br />
Gert Chesi<br />
82 Guanyin & die Legende der Miao Shan<br />
Gert Chesi<br />
AHNENFIGUR | BEMBE | <strong>Kongo</strong> | H. 14 cm<br />
88 In memoriam<br />
90 Bücher<br />
92 Agenda<br />
110 Auktionen/Messen<br />
112 Vorschau<br />
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François Neyt<br />
© Foto Jean-Louis Buisseret<br />
Lorenz Homberger<br />
© Foto privat<br />
Hilmar Pabel<br />
© Foto privat<br />
köpfe<br />
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François Neyt<br />
ist Benediktinermönch des Klosters Saint-André de Clerlande<br />
(Ottignies-Louvain-la-Neuve) in Belgien. Geboren in Jadotville<br />
(Belgisch-<strong>Kongo</strong>) lebte er zunächst 20 Jahre in Afrika. An der<br />
Katholischen Universität Louvain in Louvain-la-Neuve promovierte<br />
er in Philosophie und Literatur. Nach seinem Studium der<br />
Archäologie und der Kunstgeschichte kehrte er 1968 nach Afrika<br />
zurück, um bis 1972 zuerst an der amtlichen Universität <strong>Kongo</strong>,<br />
später an der Nationaluniversität Zaire (Lubumbashi Campus)<br />
afrikanische Kunst zu unterrichten. Er arbeitete auch eng mit<br />
dem „Institut des Musées nationaux du Zaire“ zusammen.<br />
Zurück in Europa führten ihn mehrere Projekte an die Elfenbeinküste,<br />
nach Mali und Nigeria. In der Demokratischen Republik<br />
<strong>Kongo</strong> betrieb er Feldforschung bei den Hemba und Luba und<br />
er war Gastprofessor in Lubumbashi. 1980 trat er die Nachfolge<br />
Albert Maesens in der Abteilung Archäologie und Kunstgeschichte<br />
der Katholischen Universität von Louvain an. Bei der 500-Jahr-<br />
Feier Brasiliens war er Kurator der afro-brasilianischen Kunstausstellung<br />
in São Paulo.<br />
Als Präsident der Alliance Inter-Monastères und Mitglied der<br />
Königlichen Akademie der Übersee-Wissenschaften (Royal<br />
Academy for Overseas Sciences) in Belgien sowie anderer wissenschaftlicher<br />
Gesellschaften hat er mehrere Bücher über die Kunst<br />
Zentralafrikas veröffentlicht, darunter „La Grande Statue Hemba<br />
du Zaïre“ (Katholische Universität von Louvain, 1977), „Luba aux<br />
sources du Zaïre“ (1994) oder das Nachschlagewerk über die<br />
Statuen der Songye: „La Redoutable statuaire Songye“ (Fonds<br />
Mercator, 2004).<br />
Hilmar Pabel<br />
Es gab im Deutschland der Nachkriegsjahre nur wenige Fotografen,<br />
an die man sich bis heute erinnert. Einer von ihnen war der 1910<br />
in Schlesien geborene Hilmar Pabel. Seine Karriere war so einzigartig<br />
wie der Mensch, der hinter einer Reihe der bedeutendsten<br />
Fotodokumentationen seiner Zeit stand. Heuer wäre er 100<br />
geworden. Hilmar Pabel hat uns im Jahr 2000 verlassen, aber sein<br />
Vermächtnis wird uns noch lange begleiten. Seine Fotografien<br />
sind zeitlose Zeugnisse vergangener Epochen, deren Aktualität<br />
nahelegt, dass sich die Geschichte doch wiederholt. Bilder, die er<br />
1956 als erster westlicher Fotograf in China aufgenommen hat,<br />
zeugen von der unerschütterlichen Gültigkeit seiner Arbeit, sie<br />
sind einzigartige Dokumente und das Thema unserer Reportage.<br />
Lorenz Homberger<br />
Kurator für die Kunst Afrikas und Ozeaniens im Museum Rietberg.<br />
Seit 1982 dort tätig, hat er zahlreiche Sonderausstellungen mit<br />
wissenschaftlichen Publikationen zu verschiedenen Kunstregionen<br />
verwirklicht, darunter: „Die Kunst der Guro“ mit Eberhard Fischer,<br />
„Die Kunst der Senufo“ mit dem Völkerkundemuseum Berlin,<br />
„Kunst aus dem Königreich Benin“, „Yoruba – Kunst und Ästhetik“<br />
mit dem Museum for African Art, New York, „Die Kunst der<br />
Dogon“, „Orakel – der Blick in die Zukunft“ mit dem Metropolitan<br />
Museum of Art, New York, „Bamana – Afrikanische Kunst aus<br />
Mali“, „Admiralitätsinseln – Kunst aus der Südsee“, eine Sonderausstellung<br />
zur Eröffnung des Musée du quai Branly in Paris:<br />
„Ciwara – Chimères africaines“. Seine letzte grosse internationale<br />
Sonderausstellung war „Kamerun – Kunst der Könige“ in Zürich,<br />
die durch ihre hervorragenden Exponate international Aufsehen<br />
erregte. Für A 4 verfasste er eine Hommage à Elsy Leuzinger zu<br />
ihrem 100. Geburtstag.<br />
6 A 4 Magazin für Aussereuropäische Kunst und Kultur
MUSIK im riesen<br />
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11. JUNI BIS 3. OKTOBER 2010 IN BONN<br />
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International<br />
Issue No. 9<br />
Magazin<br />
für Aussereuropäische<br />
Kunst und Kultur<br />
Afrika<br />
Australien<br />
Asien<br />
Amerikas<br />
02 / 09<br />
forum<br />
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Nofretete<br />
Die Schöne kehrt zurück<br />
Totenkulte // Jenseitsglaube<br />
Buddhas Paradies // Gandhara – Das Erbe Pakistans<br />
Galerie // Die Welt des Jürgen Schadeberg<br />
Interview // Karl Ferdinand Schädler<br />
Agenda // Ausstellungen und Auktionen<br />
Göttin Hariti<br />
Dr. Karl-Ferdinand Schädler<br />
Sehr geehrte Herausgeber,<br />
die Äusserungen von Herrn Dr. Schädler in seinem Interview mit<br />
Herrn Prof. Chesi können nicht ganz unwidersprochen bleiben,<br />
zumindest was die subsaharischen Afrika-Sammlungen des<br />
Linden-Museums Stuttgart betrifft.<br />
1. Diese Afrika-Sammlungen von mehr als 56 000 Objekten sind<br />
seit über zwei Jahrzehnten wohlgeordnet und inzwischen per EDV<br />
vollständig erfasst. Jedes einzelne Objekt ist schon mindestens<br />
einmal durch meine Hände gegangen.<br />
2. Irgendwelche Duplikate darunter, mit denen nicht vernünftig<br />
gearbeitet werden könnte, sind quantitativ zu vernachlässigen.<br />
Stünde mir mehr Platz zur Verfügung, würde ich noch mehr<br />
ausstellen.<br />
3. Wegen – neben den Ausstellungen und Vorträgen des eigenen<br />
Hauses – ständiger Anfragen zu Leihgaben, Objektinformationen,<br />
Fotos u. ä. kommen diese Sammlungen, die im Übrigen auch<br />
permanent durch unsere Restauratorinnen betreut werden,<br />
nie „zur Ruhe“. Mein Problem ist vielmehr, dass ich allein – bei<br />
insgesamt sieben Regionalreferaten im Linden-Museum – seit<br />
über 23 Jahren fast 40 % der Sammlungen, eben die Bestände<br />
aus Afrika südlich der Sahara, betreuen muss. Ein Entsatz durch<br />
eine gleichwertig ausgebildete Kraft kommt für die politischen<br />
Vorgesetzten aus finanziellen Gründen nicht in Betracht.<br />
4. Bei Auktionen – und das darf auch für Kollegen aus anderen<br />
Häusern gelten – bin ich aus dem einfachen Grund nicht zu<br />
sehen, dass mir für entsprechende Ausgaben kein Geld von<br />
Seiten der politischen Vorgesetzten zur Verfügung steht und<br />
Sponsoren gerade für die Belange unseres Hauses, was Afrika,<br />
aber auch die Südsee betrifft, hierzulande nicht in Sicht sind<br />
(ganz im Unterschied zu Erwerbungen aus wirtschaftlich<br />
vielversprechenden Regionen, wie vor allem Ostasien).<br />
Mit freundlichen Grüssen<br />
Dr. Hermann Forkl, Afrika-Referent<br />
Linden-Museum Stuttgart<br />
Die Zähmung der unkeuschen Göttin<br />
In Zeiten, wo wir über Burkas, das Bade- und oft Bildungsverbot<br />
muslimischer Mädchen sprechen, kommt dieser differenzierte<br />
Artikel über die Ausstellung im Museum Rietberg in Zürich gerade<br />
recht. Er zeigt uns nicht nur, dass die Globalisierung eine lange<br />
Tradition hat (römisch inspirierte Bildhauer entwerfen das Gewand<br />
von Buddha-Statuen u. v. a.), sondern auch, dass, wie in vielen Weltgegenden,<br />
weibliche Gottheiten verehrt, dann dämonisiert und<br />
später vermännlicht oder unsichtbar gemacht wurden. Danke den<br />
A 4 -Herausgebern dafür, diesen Sachverhalt mit einem wunderschön<br />
geschriebenen und bebilderten Beitrag für Leser/innen<br />
sichtbar gemacht haben. Möglicherweise ist das der Beginn<br />
eines Zyklus der Berichterstattung rund um den Globus, der sich<br />
mit ähnlichen Themen befasst, kompetente Forscherinnen als<br />
Autorinnen zu gewinnen, ist hoffentlich nicht allzu schwierig.<br />
Weiter so.<br />
Christa Monkhouse, Küsnacht<br />
8 A 4 Magazin für Aussereuropäische Kunst und Kultur
Zemanek-Münster<br />
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Die Büste der Nofrete erreicht ihren neuen Standort.<br />
Vielen Dank für die wunderbare Ausgabe des A 4 -Magazins.<br />
Gestern Abend fand ich reichlich Zeit, um es mir von der ersten<br />
bis zur letzten Seite gründlich anzusehen. Wie immer besticht<br />
die hohe Ästhetik der Darbietung: Natürlich haben mich die<br />
Innenansichten des neuen Alten Museums in Berlin umgehauen:<br />
Es ist das erste Mal, dass ich das neue Gebäude von innen sehe.<br />
Das letzte Mal war ich in dem Bau, noch bevor Restaurierung und<br />
Neukonzeption überhaupt begannen. Das scheint wirklich ein<br />
grosser Wurf zu sein. Die Porträtköpfe aus dem ausgegrabenen<br />
Atelier des Nofretete-Bildhauers gehören meines Erachtens<br />
übrigens mit zum Bedeutendsten, was die ägyptische Kunst<br />
hervorgebracht hat. Das Interview mit dem guten Schädler, den<br />
ich sehr schätze und verehre, leidet leider etwas darunter, dass<br />
der Interviewer den Eindruck erweckt, selbiger sei ein Sammler.<br />
Das stimmt natürlich nicht: Schädler war und ist vor allem<br />
Händler. Gleichwohl hat das Interview einige von beiden Seiten<br />
hervorragend formulierte Abschnitte.<br />
Dr. Konrad Bogner, Wiesbaden<br />
Senufo, Côte d‘Ivoire<br />
Prov. Emil Storrer, Zürich<br />
H 88 cm<br />
Tribal Art Auktion<br />
13. März 2010<br />
10. Juli 2010<br />
Katalog: www.tribal-art-auktion.de
Kollier vom Halsausschnitt der Kleidung<br />
Afghanistan, Tillya<br />
Tepe, 2. Viertel 1. Jh. u. Z.<br />
Gold, Türkis, Almandin-Granat, Pyrit<br />
L: 29,1 cm<br />
Afghanisches Nationalmuseum<br />
Zurück aus<br />
der Zukunft<br />
aktuell<br />
Afghanistan. Gerettete Schätze<br />
Die Sammlung des Nationalmuseums in Kabul<br />
11. Juni bis 3. Oktober 2010<br />
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2200: Zentralasien blüht. Usbekistan, Turkmenistan, Afghanistan,<br />
Pakistan, flankiert von Iran und Indien, sind zum goldenen<br />
Schmelztiegel der Kulturen geworden. Im „inter-iranischen<br />
Austausch“ zerfliessen alle Rivalitäten in Harmonie, Weltoffenheit,<br />
Gelehrsamkeit.<br />
Ein Wunschtraum aus der Vergangenheit: Im 23. Jh. v. u. Z. brachte<br />
das griechisch-baktrische Königreich Schätze hervor. Heute fallen<br />
in Afghanistan mehr britische Soldaten als auf den Falkland-Inseln,<br />
und ganz Zentralasien zerfällt unter den Hammerschlägen der<br />
Ikonoklasten und den Steinwürfen der Fanatiker zu Staub. Am<br />
11. März jährt sich die Sprengung der rund 1 500 Jahre alten<br />
Skulpturen durch die Taliban zum neunten Mal.<br />
Vor diesem Hintergrund gleicht die Geschichte der Schätze aus<br />
Kabul einem Wunder: Rund 230 Objekte konnten den Zerstörungen<br />
der russischen Besatzung und den folgenden Kriegen<br />
entgehen – Überreste aus einer einst 100 000 Stück reichen<br />
Sammlung des Nationalmuseums Kabul, gerettet in den Depots<br />
der dortigen Zentralbank. Erst 2004 wurden sie wiederentdeckt.<br />
Ein sagenhafter Schatz, ausgegraben Ende der Siebzigerjahre in<br />
einem antiken Gräberfeld. <strong>Der</strong> Archäologe Jean-François<br />
Jarrige, seinerzeit Direktor am Musée Guimet, hat ihm ein Denkmal<br />
gesetzt. Dank guter French Connections der GmbH-<br />
Geschäftsführer Robert Fleck und Werner Spies kommen die<br />
unschätzbar wertvollen Gold-Objekte aus der Zeit des Königreichs<br />
Baktrien nach grossem Erfolg im Pariser Musée Guimet 2007<br />
nun nach Bonn.<br />
Fundstücke der vier wichtigsten archäologischen Grabungsstätten<br />
werden gezeigt: Fullol, Ai Khanum, Tillya-Tepe, Begram. Die<br />
Schätze aus letzterer – griechisch-römische Glasgefässe in<br />
Fischform, indische Elfenbein-Objekte und hellenistische Bronze-<br />
10 A 4 Magazin für Aussereuropäische Kunst und Kultur
Weibliches Gesicht<br />
Afghanistan, Ai Khanoum<br />
2. Jh. v. u. Z., ungebrannter Lehm, H: 20 cm<br />
Afghanisches Nationalmuseum<br />
© alle Fotos Thierry Ollivier, Musée Guimet<br />
Magazin für Aussereuropäische Kunst und Kultur A 4 11
Stehender Widder<br />
Afghanistan, Tillya Tepe<br />
2. Viertel 1. Jh. u Z.<br />
Gold, 5,2 cm x 4,0 cm<br />
Afghanisches Nationalmuseum<br />
„<strong>Fluss</strong>göttin“ auf einem Makara stehend<br />
Afghanistan, Begram, 1. Jh. u. Z.<br />
Elfenbein, H: 45,6 cm<br />
Afghanisches Nationalmuseum<br />
rechte Seite:<br />
Platte in durchbrochenem Dekor<br />
Frau mit Kind und weibliches Liebespaar<br />
Afghanistan, Begram, 1. Jh. u. Z.<br />
Elfenbein, 13,8 x 24,7 cm<br />
Afghanisches Nationalmuseum<br />
Medaillon Büste eines geflügelten Eros<br />
Afghanistan, Begram, 1. Jh. u. Z.<br />
Gips, D: 16,5 cm<br />
Afghanisches Nationalmuseum<br />
Agraffen mit Delfinen und<br />
reitendem Amor<br />
Afghanistan, Tillya Tepe, Grab 3<br />
2. Viertel 1. Jh. u. Z.<br />
Gold, 4,2 cm x 4,9 cm<br />
Afghanisches Nationalmuseum<br />
12 A 4 Magazin für Aussereuropäische Kunst und Kultur
aktuell<br />
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Statuetten – lassen intensiven Kultur-Austausch vermuten.<br />
Bis heute ist die Funktion der reich bestückten Kammern in Ai<br />
Khanum ungeklärt. 1937 und 1939 wurden sie von der 1922<br />
gegründeten Délégation Archéologique Française en Afghanistan<br />
(DAFA) entdeckt. Die Ausstellung ist auch eine Hommage an diese<br />
Institution, nach ihrer Auflösung 1982 ist sie seit 2003 wieder<br />
aktiv. Zugleich ehrt sie das russische Archäologenteam unter<br />
Viktor Sarianidi, das 1979 die goldreichen Gräber von Tillya-Tepe<br />
gefunden hat.<br />
In Paris fehlten kritische Perspektiven auf Grabungs- und<br />
Bewahrungspolitik und deren Auswirkungen auf das Leben der<br />
Menschen vor Ort. Auch die Bonner Ausstellung will mit den<br />
archäologischen Schätzen statt zu politischer Kritik durch den<br />
Wunschtraum einer goldenen, besseren Zeit auf den „Weg der<br />
Verständigung zwischen den Kulturen“ führen. Gern versinkt<br />
man in der Schönheit eines im 2. Jahrhundert aus ungebranntem<br />
Ton geschaffenen weiblichen Gesichts, aus dem die Zeit blickt.<br />
Staunend sieht man im vergoldeten Silber eines Kybele-Medaillons<br />
(um 300 v. u. Z.) die Kultur von Ai Khanum eingefangen, dem<br />
orientalischen Aussenposten des alexandrinischen Reiches.<br />
Gebannt lauscht man dem antiken Lachen, das aus einem Hahn mit<br />
Menschenkopf aus Bronze (5,4 x 6 cm, 1. Jh.) zu erklingen scheint.<br />
Es übertönt für den kurzen Moment des Museumsbesuchs das<br />
Splittern der „Wiege der Menschheit“, die unter Bomben und<br />
Fanatismus zerbricht.<br />
J. Emil Sennewald<br />
Magazin für Aussereuropäische Kunst und Kultur A 4 13
Eine Retrospektive von Jean-Pierre Elkabbach<br />
14. April–26. Juli 2010<br />
Pavillon des Sessions, Musée du Louvre, Paris<br />
www.louvre.fr<br />
10 Jahre<br />
Pavillon des<br />
Sessions<br />
Werke meistern<br />
Es war eine kleine Revolution: Höchstpersönlich weihte<br />
Präsident Jacques Chirac am 13. April 2000, vier Jahre, nachdem<br />
sie beschlossen worden war, eine neue Louvre-Abteilung mit<br />
105 Meisterwerken aus Afrika, Ozeanien, den Amerikas, den<br />
Inselstaaten und der Arktis ein. Nach fast einem Jahrhundert<br />
der Debatten und Kontroversen haben die Primitiven das Herz<br />
der abendländischen Kultur erreicht – bereits Apollinaire hatte<br />
1909 eine solche Abteilung im Louvre gefordert. Als Ergebnis der<br />
Freundschaft zwischen dem Sammler Chirac und dem Händler<br />
Jacques Kerchache waren die 1 400 m 2 Louvre nur ein Vorspiel<br />
für die Eröffnung der 232,5 Mio. Euro teuren „Oper“ für die „Arts<br />
premiers“, des Musée du quai Branly im Jahr 2006.<br />
Heute ist der „Pavillon des Sessions“ eine Zweigstelle des<br />
quai Branly. Zum zehnjährigen Jubiläum werden Kerchache als<br />
Gründerfigur und Chirac als Wegbereiter des Pariser Aufstiegs<br />
aussereuropäischer Kunst gefeiert. In Sarkozys Medienrepublik<br />
kommt diese Aufgabe einem altgedienten Journalisten zu:<br />
Jean-Pierre Elkabbach. Von Chirac noch 2009 zum Ehrenlegionär<br />
ernannt und passenderweise „Pied-noir“, in Algerien geborener<br />
Franzose, erzählt er in vier Kapiteln mit gefilmten Interviews,<br />
Fotografien und anderen Dokumenten quer durch die in geografische<br />
Zonen aufgeteilte Sammlungspräsentation eine<br />
Geschichte voller Helden und Wunder.<br />
Chiracs politisches Ziel der „inspirierten, subtilen und aufgeklärten<br />
Anthologie der Meisterwerke aller Nationen“ im Denon-<br />
Flügel des Louvre war die Versöhnung mit der Kolonialgeschichte<br />
14 A 4 Magazin für Aussereuropäische Kunst und Kultur
Männliche Statue des Huaxteque<br />
Tampico, Mexiko, Golfregion<br />
H: 220 cm<br />
© Foto Hughes Dubois, Musée du quai Branly<br />
Installation im Pavillon des Sessions,<br />
Louvre, Paris<br />
© Foto Arnaud Baumann<br />
aktuell<br />
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und die Schaffung eines Relais mit allen Leihgeber-Ländern.<br />
Kerchaches Ziel war ein Fest für die Schönheit der Objekte.<br />
Gekonnt wählte er aus öffentlichen und privaten Sammlungen<br />
ästhetisch bestechende Objekte. Die Ausstellungsinszenierung<br />
durchdrang schon kurz nach der Eröffnung ein Misston: Die<br />
drei Nok-Skulpturen, die dort zu sehen waren, entstammten<br />
Plünderungen in Nigeria.<br />
Hinter den edlen wilden Masken kam ihre schmerzensreiche<br />
Herkunftsgeschichte zum Vorschein. Viele Objekte waren unter<br />
kolonialem Druck in Sammlerhände gelangt. Bis heute fehlt<br />
eine Aufarbeitung dieser Geschichte, eine offene Diskussion<br />
des Verhältnisses von europäischem Sammlungs- und aussereuropäischem<br />
Kult-Leben der Objekte. „Die Begegnung mit dem<br />
Objekt einer anderen Kultur oder generell mit einem Kunstwerk<br />
ist immer eine Aneignung“, kontert Stéphane Martin, soeben im<br />
Amt bestätigter Präsident des quai Branly. Sein Museum wolle „die<br />
Praktiken anderer Kulturen in Relation zu der eigenen, zu unserer<br />
Gegenwart setzen“. Das ist, auch dank des „Pavillon des Sessions“,<br />
gelungen: Im stetig wachsenden Markt ist Paris heute Zentrum<br />
für den Handel mit aussereuropäischen Werken. So unterhält die<br />
Kunst der anderen in doppeltem Sinn die eigene Gesellschaft.<br />
J. Emil Sennewald<br />
Magazin für Aussereuropäische Kunst und Kultur A 4 15
Anthropomorphe Maske, Xipe Totec<br />
Oaxaca, Mexiko, H: 11 cm<br />
© Foto Hughes Dubois, Musée du quai Branly<br />
Fang-Maske, Gabun, H: 69 cm<br />
© Foto Hughes Dubois, Musée du quai Branly<br />
Teotihuacan-Maske, Mexiko, H: 20cm<br />
© Foto Hughes Dubois, Musée du quai Branly<br />
Chupicuaro, weibliche Figur, Mexiko<br />
Terrakotta, H: 31 cm<br />
© Foto Hughes Dubois, Musée du quai Branly<br />
Ahnenstatue, Nias, Indonesien<br />
H: 56 cm<br />
© Foto Hughes Dubois, musée du quai Branly<br />
16 A 4 Magazin für Aussereuropäische Kunst und Kultur<br />
Mutter-Kind-Darstellung, Dogon, Mali<br />
Holz, Pigmente, H: 75 cm<br />
© Foto Hughes Dubois, Musée du quai Branly
Installation im Pavillon des Sessions,<br />
Louvre, Paris<br />
© Foto Didier Boy de la Tour, Musée du quai Branly<br />
Magazin für Aussereuropäische Kunst und Kultur A 4 17
Mât mbis, Asmat, Irian Jaya, Indonesien<br />
Holz und Pigmente, H: 215 cm<br />
Privatsammlung<br />
© Foto Hughes Dubois, Musée Dapper<br />
18 A 4 Magazin für Aussereuropäische Kunst und Kultur
Halsschmuck, Fidschi-Inseln, Polynesien<br />
Zähne und organische Materialien<br />
D: 38 cm<br />
Privatsammlung<br />
© Foto Hughes Dubois, Musée Dapper<br />
aktuell<br />
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Wann ist<br />
der Mann<br />
ein Mann?<br />
L’art d’être un homme: Afrique, Océanie<br />
Musée Dapper, bis 11. Juli 2010<br />
www.dapper.com.fr<br />
Wann ein Mann wirklich ein Mann ist, wird in allen Kulturen durch<br />
eigens eingerichtete Rituale festgelegt. Sein ist dabei so viel wie<br />
Schein. Schmerzhaft wird das Feminine ausgetrieben, um Kraft-,<br />
Protz- und Unterwerfungsgesten Raum zu schaffen. Nachdem<br />
man sich zuvor den Frauen Afrikas gewidmet hat, zeigt das kleine<br />
Pariser Musée Dapper nun den Weg zum Mannesmann. Die zweigeteilte<br />
Schau führt vom beredten Bild zum Schweigen der Objekte.<br />
Afrikas Kulte sind aktuell ein gefundenes Fressen für hungrige<br />
Sammler, kommen durch die Krise doch mehr aussergewöhnliche<br />
Objekte als zuvor auf den Markt. Das vergangene Jahr endete<br />
mit Rekordmeldungen, bei Sotheby’s erreichte eine Maske<br />
der Kono, Bamana, 1,4 Millionen Euro. Das zeitgenössische<br />
Mali zeigt sich nicht weniger anziehend. Die afrikanische Foto-<br />
Biennale präsentierte in diesem Jahr in Malis Hauptstadt Bamako<br />
75 Künstler, deren Fotos zur gesellschaftlichen Realität in<br />
afrikanischen Ländern ökonomische und soziale Grenzen ausloten,<br />
die es heute vielleicht mehr denn je zu überschreiten gilt.<br />
Stilikonen solcher Grenzgänger hat fotografisch Baudoin<br />
Mouanda festgehalten: die Mitglieder der SAPE, der „Société des<br />
ambianceurs et des personnes élégantes“, die man in allen grossen<br />
Städten Afrikas antreffen kann. Mouandas Fotografien, auf der<br />
Biennale mit dem Preis für junge Talente ausgezeichnet, bilden<br />
Magazin für Aussereuropäische Kunst und Kultur A 4 19
Königsstatue, Kamerun, Bangwa<br />
Holz und Pigmente, H: 79 cm<br />
© Foto Hughes Dubois, Musée Dapper<br />
Anhänger der Waan<br />
Dem. Rep. <strong>Kongo</strong>, Elfenbein, H: 9 cm<br />
gesammelt zw. 1897 und 1910<br />
Musée royal de l’Afrique centrale, Tervuren<br />
© Foto Roger Asselberghs, MRAC Tervuren<br />
Statue der Soninke, Mali<br />
Holz und Pigment<br />
H: 82 cm, 16. Jh.,<br />
Ex. Coll. René Rasmussen<br />
© Foto Musée Dapper<br />
Kopfschmuck, Dem. Rep. <strong>Kongo</strong><br />
Raubkatzenzähne, organische<br />
Materialien, H: 14 cm<br />
Musée royal de l’Afrique centrale, Tervuren<br />
© Foto Jean-Marc Vandyck, MRAC Tervuren<br />
aktuell<br />
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einen ausgezeichneten Auftakt im Musée Dapper, ergänzt durch<br />
dokumentarische Videos und die Fotografien Héctor Mediavillas.<br />
Stolz tragen die afrikanischen Dandys ihre bunten Luxusmarken<br />
zur Schau, führen vor, wie sie hinter dem Rücken Krawattenknoten<br />
binden können. Den Königs-Gestus der Fashionvictims,<br />
die inzwischen selbst Boutiquen und Modelabels führen, fängt<br />
Mouanda über die Bewegung und die Energie der Gesten der<br />
SAPE ein. Héctor Mediavilla stellt die in Cerruti gehüllten und mit<br />
Weston beschuhten Schönlinge in den Kontrast der barfüssigen<br />
und heruntergekommenen Realität ihrer Umgebung. Männlichkeit,<br />
erkennen wir, entsteht aus Distinktion. Wird das Weibliche<br />
negiert, bleibt es im eitlen Sich-Aufputzen noch präsent. Diese<br />
Travestie führt soziale Machtgesten vor wie das Faschingskostüm<br />
die Kölner Stadtpolitik.<br />
An die alemannische Fastnacht erinnern auch die folgenden<br />
Säle. Mehr als hundertfünfzig Objekte sollen erzählen, wie aus<br />
Buben echte Kerle werden. Doch die Perücke aus Raubtierzähnen<br />
(<strong>Kongo</strong>), die Tunika mit passender Perücke aus Stachelschwein-<br />
Borsten (Kaka, Kamerun) oder das Korsett aus Glasperlen (Dinka,<br />
Sudan) bleiben stumm. <strong>Der</strong> Schritt von der rituellen Ermannung<br />
zur sozialen Ermächtigung ist an den vielen mit wenig Text<br />
versehenen Dingen aus fremden Welten kaum nachvollziehbar.<br />
Entfernt aus ihrem rituellen Kontext vermitteln sie weder<br />
Schmerzen noch Ängste der Knaben, die zum Mann werden<br />
müssen. Es wird nicht erfahrbar, dass Jungen sich beispielsweise<br />
über einen grossen Zeitraum Wunden zufügen, die Narben<br />
regelmässig öffnen und so im Verlauf der Pubertät einen der<br />
20 A 4 Magazin für Aussereuropäische Kunst und Kultur
Korsett, Dinka, Sudan<br />
Glasperlen, Schnüre, Metall<br />
H: 92 cm, Privatsammlung<br />
© Foto Mauro Magliani<br />
Ahnenfigur, Dem. Rep. <strong>Kongo</strong><br />
Holz und Pigmente, H: 88 cm<br />
Privatsammlng<br />
© Foto privat<br />
Königsstatue ndop, Dem. Rep. <strong>Kongo</strong><br />
Holz, H: 55 cm<br />
Musée royal de l’Afrique centrale, Tervuren<br />
© Foto Roger Asselberghs, MRAC Tervuren<br />
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Menstruation ähnlichen Blutfluss darstellen. Maskieren in ihrem<br />
lebendigen Kontext die prächtigen Ornate – wie die Kleider<br />
der SAPE machtgeprägten Lebensumfeldern entnommen –<br />
die schmerzhafte Seite der Abgrenzung, so wiederholt das<br />
Museum die Maskerade. Ikonografischen Linien zwischen den<br />
Männerkulten Afrikas und Ozeaniens und unseren eigenen,<br />
heutigen Ritualen wird nicht nachgegangen. „Männer haben’s<br />
schwer, nehmen’s leicht“ – spätestens seit der deutsche Musiker<br />
Herbert Grönemeyer 1984 mit dieser Feststellung einen Hit<br />
landete, beschäftigt das Dauerthema, wie die Gesellschaft<br />
Männer macht.<br />
Aktuell fragen nicht nur Männermagazine zwecks<br />
Werbeeinnahmen, wie man am besten den Mann markiert.<br />
Biologen entdecken „das schwache Geschlecht und sein Gehirn“,<br />
erboste Eltern in Norwegen begehren gegen das Sitzpinkeln in der<br />
Schule auf, und Umfragen zeigen, dass „der Frauenversteher als<br />
Traumtyp ausgesorgt“ habe. Ein Anknüpfen an die Show der SAPE<br />
könnte die rituelle Verbindung zwischen Mode- und Männerkult<br />
auch in unserer Kultur thematisieren. Das Musée Dapper<br />
beschränkt sich darauf, Angebote zu machen: zum Nachlesen<br />
und zum Nachdenken darüber, mit welchen Riten wir selbst das<br />
biologische Geschlecht zu politischer, ökonomischer und sozialer<br />
Dominanz ausbilden.<br />
J. Emil Sennewald<br />
Magazin für Aussereuropäische Kunst und Kultur A 4 21
Kopf mit dicken vertikalen Skarifikationen<br />
12.–15. Jh., H: 26 cm, Terrakotta<br />
© Fotos Karin L. Willis/Museum for African Art/Nigerian National<br />
Commission for Museums and Monuments<br />
Kopf, Ita Yemoo, Ife<br />
Nigeria, 12.–15. Jh., H: 25 cm, Terrakotta<br />
© Foto Hughes Dubois, Musée Dapper<br />
aktuell<br />
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Dynasty<br />
& Divinity<br />
Ife Art in Ancient<br />
Nigeria<br />
Dynasty and Divinity: Ife Art in Ancient Nigeria heisst die<br />
bedeutende internationale Wanderausstellung mit Werken aus<br />
Ile-Ife, die die Fundación Marcelino Botín in Santander und das<br />
New Yorker Museum for African Art in Zusammenarbeit mit der<br />
Nigerian National Commission for Museums and Monuments<br />
organisiert haben. Die in diesem Rahmen präsentierte Sammlung<br />
umfasst über hundert Skulpturen aus dem 12. bis 15. Jahrhundert,<br />
die nur aus nigerianischen Museen stammen und teilweise zum<br />
ersten Mal ausserhalb des westafrikanischen Landes zu sehen sind.<br />
Dynasty and Divinity ist die erste grosse Museumsausstellung<br />
jenseits von Nigeria, die nur Arbeiten aus der Region Ife<br />
präsentiert. Zu sehen sind wahre Schätze aus nigerianischen<br />
Museen: 109 der berühmtesten und schönsten Kunstwerke aus<br />
Kingdom of Ife – Sculptures from West Africa<br />
bis 6. Juni 2010<br />
The British Museum, Great Russell Street, London<br />
www.britishmuseum.org<br />
Ife, Arbeiten aus Bronze, Terrakotta, Stein und Glas. Hierzu zählen<br />
fast lebensgrosse idealisierte menschliche Köpfe, Büsten und<br />
Figuren aus Terrakotta und Bronze mit einem teilweise enorm<br />
hohen Kupfergehalt, die mit eindrucksvollen Insignien versehen<br />
eine eindeutige Aura weltlicher und sakraler Macht verströmen.<br />
Die bis zur fülligen Leibesmitte realistische Kupferplastik eines<br />
nicht mehr jungen, mit einem fein gearbeiteten Tuch bekleideten<br />
Mannes aus dem späten 13. oder 14. Jahrhundert befand sich bis<br />
Anfang des 20. Jahrhunderts in einem Schrein, bevor sie in das<br />
Nationalmuseum in Lagos gebracht wurde. Zwei bedeutende<br />
Bronzen aus dem Königreich Benin verdeutlichen die Beziehung<br />
zwischen Ife und Benin, dessen Könige ihre Abstammung von der<br />
Herrscherdynastie in Ife ableiten.<br />
22 A 4 Magazin für Aussereuropäische Kunst und Kultur
Kopf aus Ife, Nigeria, 12.–14. Jh.<br />
H: 25 cm<br />
Gelbguss, Pigmente<br />
© Foto The Trustees of the British Museum<br />
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Magazin für Aussereuropäische Kunst und Kultur A 4 23
Anz_A4_05.03.10_Layout 1 09.03.10 14:36 Seite 1<br />
Afrika<br />
Kleinplastik<br />
Privatmuseum für außereuropäische Kunst, Windach<br />
1. Mai bis 1. Juni nach Anmeldung Tel. 0172/8412212<br />
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impressum<br />
A 4 / Magazin für Aussereuropäische Kunst und Kultur<br />
6. Jahrgang 2010<br />
© 2010 by Haus der Völker, ISSN: 1817-2091<br />
Konzeption und Gestaltung:<br />
Gerhard Merzeder, Mark Grünberger<br />
Verlag:<br />
StudienVerlag, Erlerstrasse 10, A-6020 Innsbruck<br />
E-Mail: order@studienverlag.at<br />
Aboservice:<br />
Tel.: +43 (0)1 74040-7814, Fax: +43 (0)1 74040-7813<br />
E-Mail: aboservice@studienverlag.at<br />
Chefredaktion:<br />
Prof. Gert Chesi, Gerhard Merzeder, info@a4magazin.com<br />
Herausgeber:<br />
Haus der Völker Kulturverein<br />
Museum für Kunst und Ethnographie<br />
St. Martin 16, A-6130 Schwaz/Tirol, Austria<br />
Tel.: +43 (0)5242 66090, Fax +43 (0)5242 66091<br />
www.hdv-online.eu, E-Mail: A4@hausdervoelker.com<br />
Korrektorat:<br />
Alexandra Sokol<br />
Übersetzungen:<br />
Barbara Rusch (E>D)<br />
Catherine Framm, Clara Eckert-Framm (D>E)<br />
English Editing: Lowell Monkhouse<br />
Finanzen:<br />
Walter Vylet<br />
Anzeigenleitung /Agenda:<br />
Monika Kietzmann, m.kietzmann@hausdervoelker.com<br />
Druck:<br />
RWF Frömelt Hechenleiter GmbH, Österreich<br />
Bezugsbedingungen:<br />
A 4 / Magazin für Aussereuropäische Kunst und Kultur<br />
erscheint zweimal jährlich<br />
Einzelheft: E 12,50/sfr 22,50, Jahresabonnement:<br />
E 19,50/sfr 33,90 (Preise inkl. MwSt., zuzügl. Versand)<br />
Die Bezugspreise unterliegen der Preisbindung.<br />
Abonnement-Abbestellungen müssen spätestens 3 Monate<br />
vor Ende des Kalenderjahres erfolgen.<br />
Die mit dem Verfassernamen gekennzeichneten Beiträge<br />
geben nicht in jedem Fall die Meinung der Redaktion oder<br />
der Herausgeber wieder. Die Verfasser sind verantwortlich für<br />
die Richtigkeit der in ihren Beiträgen mitgeteilten Tatbestände.<br />
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Redaktion und Verlag keine Haftung. Die Zeitschrift und alle<br />
in ihr enthaltenen einzelnen Beiträge sind urheberrechtlich<br />
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Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung<br />
und Verarbeitung in elektronischen Systemen.<br />
Offenlegung laut Mediengesetz:<br />
Medieninhaber: Studienverlag Ges.m.b.H., Erlerstrasse 10,<br />
A-6020 Innsbruck; Buch-, Kunst- und Musikalienverlag;<br />
Markus Hatzer (Verleger)<br />
Das erste Magazin für Aussereuropäische Kunst und Kultur<br />
für den deutschprachigen Raum, in dem Beiträge internationaler<br />
Autoren publiziert werden.<br />
Die Redaktion von A 4 zeichnet nicht verantwortlich für die<br />
Herkunft und Authentizität der abgebildeten Objekte in<br />
den bezahlten Anzeigen.<br />
Online bestellen:<br />
www.studienverlag.at
Paris, 13. April 2000<br />
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Zum zehnjährigen Jubiläum werden Kerchache als Gründerfigur<br />
und Chirac als Wegbereiter des Pariser Aufstiegs aussereuropäischer Kunst gefeiert.<br />
Jacques Kerchache, porträtiert von Arnaud Baumann, 2000<br />
Bericht auf Seite 14<br />
Magazin für Aussereuropäische Kunst und Kultur A 4 25
François Ney t<br />
in der mitte<br />
entspringt ein fluss<br />
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Fleuve Congo: Zentralafrikanische Kunst<br />
im Musée du quai Branly, Paris<br />
Reliquiarfigur/Wächterfigur<br />
© Fotos Thierry Ollivier, Michel Urtado, Musée du quai Branly
Magische Figur, Bembe, Holz
Reliquiarfigur/Wächterfigur, Kota, Detail<br />
© Fotos Michel Urtado, Thierry Ollivier, Musée du quai Branly<br />
Anthropozoomorphe Helmmaske, Detail<br />
Reliquiarfigur/Wächterfigur, Fang, Detail<br />
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Mit 4 374 Kilometern ist der <strong>Kongo</strong> der grösste Strom Afrikas.<br />
Weltweit führt nur der Amazonas noch mehr Wasser. An diesem<br />
Strom, der genährt aus vielen Quellen in einem grossen Becken<br />
mündet, blüht die zentralafrikanische Kultur, der nun das Pariser<br />
Musée du quai Branly eine Themenausstellung widmet. Um den<br />
<strong>Fluss</strong> ist eine einzigartige Kultur entstanden, die sich in ständigem<br />
Austausch mit ihrer Umgebung und mit teils weit entlegenen<br />
anderen Kulturgruppen befindet. 170 aussergewöhnliche Kunstobjekte<br />
stellen die Beziehung zwischen den verschiedenen<br />
flussnahen Kulturen dar und geben einen Einblick in die künstlerischen<br />
Traditionen Zentralafrikas von Gabun bis zu den beiden<br />
Republiken des <strong>Kongo</strong>. Besonders freuen dürfte diese Ausstellung<br />
all jene, die mit den letzten spektakulären Auktionen die wertvollen<br />
Masken und Skulpturen der Fang, Hemba, Kwele oder Kota<br />
kennen gelernt haben, denn sie liefert den kulturgeschichtlichen<br />
Kontext zu diesen Meisterwerken.<br />
Im Aufbau folgt die Ausstellung der nationalstaatlichen Struktur:<br />
Gabun, die Volksrepublik und die demokratische Republik <strong>Kongo</strong><br />
bilden die geopolitischen Grenzen, in denen die Kultur entlang des<br />
<strong>Fluss</strong>es in ihrer Verwobenheit nachvollziehbar wird. Fotografien,<br />
Videos und Zeichnungen dokumentieren den geografischen<br />
und historischen Kontext, in dem sich die Geschichte der Kunstgegenstände<br />
entfalten konnte. Eine Stärke dieser „Exposition<br />
dossier“, die sie gegen manch andere Schau zentralafrikanischer<br />
Kunst abhebt, die sich vor allem deren ästhetischen Qualitäten<br />
zuwendet. Gezeigt wird, dass Kultur nichts Festes, sondern immer<br />
im <strong>Fluss</strong> begriffen ist. So haben die Bantu unter dem Einfluss<br />
der besonderen Biosphären, vom Urwald bis zur Savanne, einen<br />
gemeinsamen Blick auf die Welt und auf den Menschen entwickelt,<br />
der weit über das <strong>Kongo</strong>-Becken hinaus, teils bis nach Amerika<br />
Wirkung entfalten konnte. Ihre Kultur ist von anderen beeinflusst,<br />
besonders aus Kamerun im Norden.<br />
Dieser sich unablässig in Bewegung befindliche Kulturtransfer<br />
manifestiert sich in seinen Objekten. Zentralafrika lässt sich anhand<br />
seiner Kunstwerke als ein komplexes Interaktionssystem lesen,<br />
betont auch François Neyt, Kurator der Ausstellung:<br />
28 A 4 Magazin für Aussereuropäische Kunst und Kultur
Anthropomorpher Pfosten, Detail Magische Figur, Teke, Detail Anthropomorphe Maske, Kwele, Detail<br />
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„Die Beziehungen der Kulturen der Steppe und des Waldes<br />
materialisieren sich in ihren Kunstobjekten. Jenseits institutioneller<br />
und administrativer Veränderungen bleibt die kulturelle Einheit<br />
Zentralafrikas unumstritten. Dieses Erbe der Menschheit, so<br />
oft durch koloniale Grenzziehungen zerstückelt, tritt in seinen<br />
kulturellen Manifestationen hervor.“<br />
Die Ausstellung ist um drei leitende Aspekte dieser Kultur<br />
gruppiert: Herzmasken, Ahnenkult und Darstellung von Weiblichkeit.<br />
Das Gesicht in Form eines Herzens ist eine Spezialität der<br />
Kultur des äquatorialen Urwaldes von Gabun bis in den westlichen<br />
<strong>Kongo</strong>. Sie stellt eine Verbindung zu den Geistern dar, „erhellt<br />
grundlegende Ereignisse der Vergangenheit und fungiert als<br />
Vorzeichen für Segnungen und Hoffnungen der Zukunft“, erklärt<br />
François Neyt. Wir kennen diese eindringliche, grafisch reduzierte<br />
Gesichtsform der Maske aus Matisse’ Bildern, namentlich den<br />
Porträts seiner Frau. Im rituellen Kontext repräsentiert sie, oftmals<br />
mit mehreren Augen ausgestattet, den Blick von aussen auf die<br />
Gemeinschaft. Taucht der in Blätter oder in aus Pflanzenfasern<br />
gewebte Stoffe gekleidete Maskenträger auf, wenden sich ihm alle<br />
Blicke zu. Verborgen hinter der Herzform, die meist noch mit einer<br />
weissen Farbe, der mpemba, gestrichen ist, wird der Maskenträger,<br />
eingebunden in Tänze und Musik, zum Katalysator des Kollektivs,<br />
das in ihm seine Ängste und Hoffnungen bündelt: von der Initiation<br />
über die Heilung bis zu Trauer-Ritualen.<br />
Die doppelte Eigenschaft der Maske, deren Träger aus der<br />
Gemeinschaft zu entfernen und ihm zugleich tiefen Einblick in ihre<br />
emotionalen und seelischen Verwerfungen zu gewähren, macht die<br />
Ausstellung durch Objekt, Gebrauch und Anlass der Herzmasken<br />
verstehbar. Unter Berücksichtigung verschiedener Stämme, wie<br />
der Fang und Kwele, der Mbede-Kota, der Tsogho, Galwa, Aduma,<br />
Vuvi und Teke-Tsaayi, der Ngbaka, Ngbandi und Ngombe bis hin<br />
zu den Lega und Bembe, untersucht sie die materiale Struktur der<br />
Herzmasken, ihre der Kommunikation dienenden Formungen (wie<br />
Mund- und Augenform) und die Rituale, bei denen die Masken<br />
getragen werden.<br />
Magazin für Aussereuropäische Kunst und Kultur A 4 29
Magische Figur, Teke<br />
© Fotos Michel Urtado, Thierry Ollivier, Musée du quai Branly<br />
Magische Figur, Detail<br />
Magische Figur, Songye, Detail<br />
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Eines dieser Rituale ist die Verehrung der Verstorbenen, womit<br />
zum zweiten thematischen Abschnitt der Ausstellung übergeleitet<br />
wird. Die gezeigten Reliquiare dienen der Verehrung männlicher<br />
Ahnen oder von Clan-Müttern. Ihre Schädel werden in mit<br />
Perlen, Knochen und anderen Materialien verzierten Behältern<br />
aufbewahrt und in verschiedene Riten eingebunden. So benetzen<br />
die Kota des östlichen Gabun beim Ritual „bwete“ die Reliquie mit<br />
Opferblut, während die Skulpturen mit Sand glänzend gerieben<br />
und in kultische Tänze eingebunden werden, zu denen nur<br />
Initiierte zugelassen sind. Zentrales Element des Ahnenkultes ist<br />
die doppelte Funktion der Objekte: Sie sollen Schrecken bannen<br />
und zugleich ausstrahlen, um vor neuen Gefahren zu schützen.<br />
Ausgehend von einem Tempel in Tsogho (Gabun) zeigt diese<br />
Sektion unter anderem Reliquiare der Bamba-Mbede, Bildnisse der<br />
Teke und Yansi, Statuen der Fang und Bildnisse mit beweglichem<br />
Kopf der Kuyu.<br />
<strong>Der</strong> dritte Abschnitt der Schau widmet sich den Darstellungen<br />
des Weiblichen in den subäquatorialen Savannen des <strong>Kongo</strong>.<br />
Hier, in einer fruchtbaren Landschaft, die ausreichend Nahrung<br />
für ein rasches demografisches Wachstum bereithielt, sind neue<br />
ökonomische, soziale und politische Strukturen, neue Bündnisse<br />
und mächtige Königshäuser entstanden. Zentrale Figur dieser<br />
Entwicklung ist die Frau: als Mutter, als Symbol von Wachstum,<br />
als Vermittlerin zwischen Himmel und Erde und zwischen den<br />
Gruppen.<br />
Ebenfalls mit der Absicht, die Verbindung zwischen den verschiedenen<br />
Gruppen entlang des <strong>Kongo</strong> durch ihre Kultobjekte<br />
erkennbar zu machen, zeigt diese Sektion Masken der Punu und<br />
Darstellungen der Luba, gefolgt von Mütterlichkeits-Bildnissen<br />
der Phemba sowie dem Weiblichkeitsideal der Chokwe. Die<br />
ausgestellten Kunstobjekte zeichnen sich durch hoch entwickelte,<br />
teils sehr symmetrische und grafisch reduzierte Formen aus,<br />
was sie – wie die meisten anderen Objekte aus dieser Region –<br />
zu Vorbildern der europäischen Moderne hat werden lassen.<br />
Entscheidend ist jedoch nicht ihre ästhetische Wirkung allein,<br />
sondern die Art, wie der bis heute und bis in unsere Kultur hinein<br />
30 A 4 Magazin für Aussereuropäische Kunst und Kultur
Anthropomorphe Maske, Chokwe Anthropozoomorphe Maske, Kuba Abstrakte Maske mit 6 Augen, Kwele<br />
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wirkende „Geist“ in diese Objekte gelangt. Es ist nicht Aufgabe<br />
der Objekte, das mit ihnen verbundene „Interesse“, die seelische<br />
und kultische Involviertheit ihrer Gestalter und ihrer Nutzer<br />
zu konservieren. Vielmehr „leben“ die Objekte im <strong>Fluss</strong> ihrer<br />
Produktion, ihrer Nutzung und ihrer Vermittlung. Ihre Ankunft<br />
im Musée du quai Branly wäre in diesem <strong>Fluss</strong> nur eine andere,<br />
eine Zwischenstation, die uns freilich zum Nachdenken über die<br />
Wirkung und Rolle der Kunstwerke unserer eigenen Kultur anregt.<br />
Fleuve Congo: Arts d’Afrique Centrale<br />
Musée du quai Branly, Mezzanine Est, 22. 6.–3. 10. 2010<br />
www.quaibranly.fr<br />
Magazin für Aussereuropäische Kunst und Kultur A 4 31
Mongolisches Gewand, Iran oder Zentralasien, mongolische Periode<br />
13.–14. Jh., Seidenbrokat oder Lampas, L: 140 cm<br />
© Aga Khan Trust for Culture, Genf, Schweiz<br />
M e i s t e r w e r k e i s l a m i s c h e r K u n s t<br />
Schätze des Aga Khan<br />
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Wenn am 16. März 2010 der Berliner Martin-Gropius-Bau seine Tore<br />
zu einer neuen Ausstellung öffnet, ist dies eine Premiere<br />
der ganz besonderen Art: Zum ersten Mal können Besucher dort Kunstwerke<br />
aus dem Aga Khan Trust for Culture in Deutschland bewundern.<br />
32 A 4 Magazin für Aussereuropäische Kunst und Kultur
Kastanienblatt mit kalligrafischer Komposition<br />
Osmanisches Reich (Türkei), 19. Jh., Text: Sure al-Isra („Die Nachtreise“)<br />
Magazin für Aussereuropäische Kunst und Kultur A 4 33
Gayumars Hof, Ausschnitt, Sultan Muhammad zugeschrieben<br />
Iran, Täbris, ca. 1522–1525<br />
Tinte, Gouache und Gold auf Papier, 47 x 31,8 cm<br />
Hadith-Handschrift, Kopist: Ahmad an-Nairizi<br />
Iran, 1130 H / 1717–8 AD<br />
Tinte, Gouache und Gold auf Papier, 20,7 x 13 cm<br />
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Diese Gelegenheit sollte man nutzen, denn die berühmte Sammlung<br />
des Aga Khan zählt zu den grössten und wertvollsten der<br />
islamischen Kunst. Ab 2013 wird sie in das neue Aga Khan Museum<br />
im kanadischen Toronto einziehen. Dort werden dann rund tausend<br />
Meisterwerke islamischer Kunst zu sehen sein, die Karim Aga<br />
Khan IV. und seine Familie in den letzten zwanzig Jahren gesammelt<br />
haben.<br />
Über 200 Meisterwerke aus islamisch geprägten Ländern hat Kurator<br />
Benoît Junod, Leiter der Abteilung für Museen und Ausstellungen<br />
des Aga Khan Trust for Culture, zusammengestellt. In ihrer<br />
beeindruckenden Gesamtheit dokumentieren die Exponate über<br />
tausend Jahre Kulturgeschichte vom 8. bis zum 18. Jahrhundert.<br />
Die ausgestellten Kunstwerke zeigen die faszinierende Vielfalt<br />
und den Reichtum eines vom Islam geprägten Kulturraumes, der<br />
sich von Spanien und Nordafrika über weite Teile Asiens bis nach<br />
China erstreckt. Einen Einblick in die zahlreichen Kunstgattungen<br />
gewähren Gemälde, Zeichnungen, Buchilluminationen, Handschriften<br />
und Inschriften in unterschiedlichsten Stilen der arabischen<br />
Schrift, Metallgefässe, Keramiken, Holzarbeiten und viele andere<br />
Objekte. Sie alle zeugen von der Kunstfertigkeit und Kreativität<br />
der jeweiligen Gesellschaften und den verschiedenen Einflüssen<br />
in Asien, Afrika und Europa. Die Ausstellung ist in zwei grosse<br />
Sektionen gegliedert: Unter dem Titel „Das Wort Gottes“ werden<br />
Koranhandschriften, illuminierte Blätter und Objekte präsentiert,<br />
die die Pilgerfahrt nach Mekka oder den islamischen Mystizismus<br />
thematisieren. Für viele Künstler und Architekten waren sie eine<br />
wichtige Quelle der Inspiration.<br />
„Die Route der Reisenden“ nimmt die Besucher mit auf den Weg<br />
durch die islamisch geprägte Welt – vom muslimischen Al-Andalus<br />
der Iberischen Halbinsel über Sizilien, den Maghreb, das Ägypten<br />
der Fatimiden und Mamluken, das osmanische Konstantinopel und<br />
das Damaskus der Umayyaden bis nach Persien, Zentralasien und<br />
ins indische Mogulreich.<br />
Ein anderer Teil der Ausstellung ist dem persischen Dichter Firdausi<br />
(940/41–1020) gewidmet, der in seiner Bedeutung oft mit Homer<br />
verglichen wird. Er vollendete vor genau tausend Jahren das<br />
persische Nationalepos „Schahname“. Dieses „Buch der Könige“,<br />
eines der berühmtesten Werke der persischen Literatur, befasst<br />
sich mit der Geschichte des antiken Persiens vor der muslimischen<br />
Eroberung. Mit knapp 60 000 Versen ist es mehr als doppelt so umfangreich<br />
wie Homers Epen. Das Schahname wurde zum Handbuch<br />
der Schahs und Sultane, die miteinander um die aufwendigsten<br />
illuminierten Kopien wetteiferten. Zwei dieser prächtigen Bücher<br />
34 A 4 Magazin für Aussereuropäische Kunst und Kultur
Handschrift des 5. Buches des „Kanon der Medizin“<br />
des Avicenna (Ibn Sina)<br />
Iran oder Mesopotamien, 444 H / 1052 AD<br />
Tinte und Wasserfarben auf Papier, 21,2 x 16,4 cm<br />
Die Geschichte von Haftwad und dem Wurm, Ausschnitt<br />
Signatur des Dust Muhammad<br />
Iran, Täbris, ca. 1540<br />
Tinte, Gouache und Gold auf Papier, 47 x 31,8 cm<br />
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wurden digitalisiert und können nun in der Ausstellung erstmalig<br />
von Besuchern virtuell umgeblättert werden.<br />
Die Blätter aus Firdausis Heldenepos „Buch der Könige“ gehören<br />
mit ihren herrlichen Miniaturen zu den Hauptattraktionen der<br />
Ausstellung, der es auch sonst an Höhepunkten nicht mangelt.<br />
Zu diesen zählt zweifellos die bisher älteste arabische und erst<br />
später übersetzte Handschrift des Qanun fi’l-tibb („Kanon der<br />
Medizin“) von Abu Ali Ibn Sina (980–1037). <strong>Der</strong> persische Universalgelehrte<br />
Ibn Sina ist in Europa hauptsächlich unter seinem<br />
latinisierten Namen Avicenna bekannt. Sein „Kanon der Medizin“<br />
war im Mittelalter das bedeutendste medizinische Werk in<br />
der islamischen Welt. Mitte des 12. Jahrhunderts erstmals ins<br />
Lateinische übersetzt, stieg er auch in Europa zum medizinischen<br />
Standardwerk und Lehrbuch für Ärzte auf und blieb bis ins<br />
17. und 18. Jahrhundert eines der medizinischen Hauptwerke.<br />
Weitere Highlights sind ein wunderbar erhaltenes mongolisches<br />
Seidendamastkleid aus dem 13. oder 14. Jahrhundert sowie eine<br />
Doppelseite des „Blauen Korans“ aus dem 9. und 10. Jahrhundert.<br />
Die leuchtend blauen Pergamentbögen des Korans sind mit goldenen<br />
Lettern im kufischen Duktus beschrieben. Sie zählen zu den<br />
kostbarsten und aufwendigsten Koranhandschriften der Welt.<br />
<strong>Der</strong> Katalog zur Ausstellung wird von Benoît Junod herausgegeben<br />
und erscheint im Nicolai Verlag. Darin geben einleitende Essays<br />
einen Überblick über die verschiedenen Aspekte der „Welten des<br />
Islam“.<br />
Veranstalter der Ausstellung sind die Berliner Festspiele in<br />
Zusammenarbeit mit dem Aga Khan Trust for Culture. <strong>Der</strong> Trust<br />
wurde 1988 als konfessionell ungebundene Stiftung mit Sitz in<br />
Genf gegründet und gehört zum Aga Khan Development Network<br />
(AKDN). Die von Karim Aga Khan IV. ins Leben gerufene Organisation<br />
ist in Europa weitaus weniger bekannt als in Asien und Afrika<br />
und bildet wahrscheinlich das grösste private Entwicklungshilfe-<br />
Netzwerk der Welt. Karim Aga Khan IV. ist geistliches Oberhaupt<br />
der Ismailiten und wird als direkter Nachkomme des Propheten<br />
Mohammed angesehen. Mit dem AKDN wird er seiner sozialen<br />
Verpflichtung als 49. Imam der weltweit rund 20 Millionen Anhänger<br />
der ismailitischen Glaubensrichtung gerecht.<br />
Schätze des Aga Khan<br />
Meisterwerke der islamischen Kunst<br />
Museum Berliner Martin-Gropius-Bau<br />
16. März–6. Juni 2010<br />
Magazin für Aussereuropäische Kunst und Kultur A 4 35
echte Seite:<br />
Silbertauschiertes Messing-Astrolabium, Spanien, wahrscheinlich Toledo<br />
14. Jh., gravierte Kupferlegierung mit Silbertauschierung<br />
Teller mit Löwe, Türkei, Iznik, zweite Hälfte 16. Jh.<br />
Quarzfritte, polychrome Unterglasurmalerei auf deckend weißer Glasur<br />
D: 36,5 cm<br />
Drachenkelch mit Edelsteinschale, mogulindisch, 16.–17. Jh.<br />
Bronzefassung und Marmorbasis: frühes 19. Jh.<br />
Jade- bzw. Achatschale: H x L x B: 4,3 x 16,4 x 9,6 cm<br />
Marmorbasis: L x B: 16,5 x B 8,2 cm<br />
© Aga Khan Trust for Culture, Genf, Schweiz<br />
Doppelblatt aus dem „Blauen Koran“, Ausschnitt<br />
Nordafrika, 9. und 10. Jh., Tinte, Gouache, Silber (oxidiert) und Gold auf blau gefärbtem Pergament<br />
H x B: 26 x 69 cm, Text: Sure al-Furqan („Die Unterscheidungsnorm“)<br />
36 A 4 Magazin für Aussereuropäische Kunst und Kultur
Magazin für Aussereuropäische Kunst und Kultur A 4 37
galerie<br />
reise nach china<br />
Hilmar Pabel, Fotograf und Philanthrop<br />
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Es gab im Deutschland der Nachkriegsjahre nur wenige Fotografen, an die man sich bis heute<br />
erinnert. Einer von ihnen war der 1910 in Schlesien geborene Hilmar Pabel. Seine Karriere war so<br />
einzigartig wie der Mensch, der hinter einer Reihe der bedeutendsten Fotodokumentationen seiner<br />
Zeit stand. Heuer wäre er 100 geworden. Hilmar Pabel hat uns im Jahr 2000 verlassen, aber sein<br />
Vermächtnis wird uns noch lange begleiten. Seine Fotografien sind zeitlose Zeugnisse vergangener<br />
Epochen, deren Aktualität nahelegt, dass sich die Geschichte doch wiederholt. Bilder, die er 1956<br />
als erster westlicher Fotograf in China aufgenommen hat, zeugen von der unerschütterlichen<br />
Gültigkeit seiner Arbeit, sie sind einzigartige Dokumente und das Thema unserer Reportage.<br />
Am Beginn seiner Karriere stand eine Geschichte, die so ungewöhnlich war, dass sie in allen<br />
biografischen Texten Erwähnung findet: Im Jahre 1935, als er den Entschluss, Reporter zu werden,<br />
fasste, begab sich Pabel in den Berliner Zoo, um die Schimpansendame Tiene zu fotografieren, die<br />
damals wegen ihrer zutraulichen Possierlichkeit ein Publikumsliebling war. Dort angekommen<br />
schien es ihm nicht interessant genug, nur Bilder von dem Tier aufzunehmen, er drehte den Spiess<br />
um und erreichte mithilfe des geduldigen Wärters, dass Tiene die Kamera in die Hand nahm und<br />
mehrfach auf den Auslöser drückte, um das Publikum zu fotografieren. Die Berliner Zeitung<br />
erwarb die Serie und der junge Pabel hatte damit seine erste Geschichte verkauft. Doch so einfach<br />
war der Start ins Berufsleben nicht. Als die Urheberrechte ermittelt wurden, lagen diese bei der<br />
Affendame! Hilmar Pabel hatte nach Auffassung der Redaktion keinen Anspruch auf ein Honorar.<br />
In den Nachkriegsjahren machte er erneut von sich reden, als er systematisch alle<br />
Heime und Lager aufsuchte, in denen verlorene Kinder getrennt von ihren Eltern lebten.<br />
38 A 4 Magazin für Aussereuropäische Kunst und Kultur
Dick eingepackt gegen die Winterkälte, China, 1956<br />
© Hilmar Pabel, bpkgate.picturemaxx.com
Auf dem Weg zu den Ming-Gräbern – wie in alten Zeiten, China, 1956
Konfuzius lebt, China, 1956
Mao wachte über alles und wurde als der grosse Führer seines Volkes verehrt<br />
und geachtet wie einst der Kaiser. China, 1956<br />
42 A 4 Magazin für Aussereuropäische Kunst und Kultur
Seine Kinderporträts wurden in Erich Kästners Zeitschrift Pinguin veröffentlicht. Dadurch fanden<br />
Hunderte von Familien wieder zusammen.<br />
In diesen Jahren manifestierte sich seine Haltung als Humanist, ein Charakterzug, den er ein<br />
Leben lang beibehalten hat. Die Leica, die er in all diesen Jahren benutze, war das Einzige, was<br />
nach der Bombardierung seiner Wohnung gerettet werden konnte. Es folgten Auslandsreisen als<br />
Kriegsberichterstatter – viele der damals entstandenen Bildgeschichten sind unvergessen geblieben.<br />
So die Reportage über die 23 japanischen Fischer, die in den Atomstaub der 1954 über dem<br />
Bikini-Atoll gezündeten Bombe gerieten, oder das Foto eines Kindersoldaten des Vietcong, der<br />
auf das Flehen seiner Mutter hin freigelassen wurde. Pabel war auch beim Einmarsch der Roten<br />
Armee am Ende des Prager Frühlings dabei, und er dokumentierte die Arbeit Mutter Theresas.<br />
Wer das Glück hatte, Hilmar Pabel kennen gelernt zu haben, war meist erstaunt über den scheinbaren<br />
Widerspruch zwischen seinem sensiblen, fast scheuen Wesen und den Schauplätzen seiner Tätigkeit.<br />
Er war kein Draufgänger, kein Ellbogentechniker, der sich den Weg zum Tatort bahnte. Er war<br />
das Gegenteil von dem, was man sich ganz allgemein unter einem Kriegsberichterstatter vorstellt.<br />
Diese Andersartigkeit war auch der Schlüssel zu seinem Erfolg. Er vermochte hinter die Fassaden<br />
zu schauen; fast ist man an Saint-Exupérys kleinen Prinzen erinnert, zu dem der Fuchs sagt: „Man<br />
sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.“ Hilmar Pabel hatte<br />
die Gabe, mit dem Herzen zu sehen. Dieser Fähigkeit verdanken seine Bilder ihre Expression.<br />
Für die Zeitschrift Quick reiste Pabel im Jahre 1956 nach China. Er war der erste westdeutsche<br />
Fotojournalist, dem es gestattet wurde, am Landweg mehr als zweitausend Kilometer von Hongkong<br />
nach Peking zu reisen. Seine Bilder zeigten das China vor der Kulturrevolution, eine aufbrechende<br />
Gesellschaft, die dem Fotografen als „blaue Ameisen“ begegnete, ein Heer von Menschen in den<br />
Einheitsmonturen des maoistischen Staates.<br />
Diese frühen Bilder des expandierenden Weltreichs sind Gegenstand unserer A 4 -Galerie. In<br />
jenen Jahren wurden die Weichen gestellt, die zur Öffnung der Grenzen und zu einem, wenn<br />
auch schwierigen Dialog mit dem Westen führten. Über Landschaften und Menschen hinweg<br />
dokumentierten Fotojournalisten die Schatzkammern des Reichs und gaben den Blick auf<br />
einzigartige vergangene Kulturen frei. Die Kunst der Klassenfeinde von einst avancierte zum<br />
Prestigeprogramm. Das China, das Hilmar Pabel dokumentierte, existiert nicht mehr, aber sein<br />
Vermächtnis wird es in Erinnerung halten.<br />
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Magazin für Aussereuropäische Kunst und Kultur A 4 43
Quirlig waren die berühmten Uferstrassen schon immer.<br />
Die Grosse Mauer war 1956 noch leer. Es gab keine Touristen.<br />
Shanghais Pracht-Boulevard Bund vor 54 Jahren<br />
<strong>Der</strong> Schulbus auf drei Rädern holt die Kleinen ab.<br />
Dörfliche Idylle im alten China
Lange Fahrt in der Eisenbahn zwischen Shanghai und Peking<br />
Primaballerina des Pekinger Staatsballetts: Höchste Disziplin<br />
und Konzentration<br />
„Chinesische Weisheit“
Die „Blauen Ameisen“ erbringen gemeinsam unglaubliche Leistungen – in kleinen Schritten.
„Junge Pioniere“, die Angst einflössen können, China, 1956<br />
© Hilmar Pabel, bpkgate.picturemaxx.com
200 Jahre Unabhängigkeit, 100 Jahre Mexikanische<br />
Revolution – Mexiko begeht im Jahr 2010 zwei wichtige<br />
Jubiläen. <strong>Der</strong> nordamerikanische Staat feiert sein<br />
„Bicentario“ und „Centario“ mit einem kulturellen<br />
Jubiläumsprogramm. Besonders sehenswert ist in<br />
dessen Rahmen eine grandiose Ausstellung über die<br />
faszinierende Pyramidenstadt Teotihuacan. Nachdem<br />
sie bereits im Pariser Musée du quai Branly zu<br />
bewundern war, wird sie nun im Zürcher Museum<br />
Rietberg gezeigt und ab Sommer im Berliner Martin-<br />
Gropius-Bau.<br />
Mondpyramide, Teotihuacan<br />
Die am nördlichen Ende der Strasse der Toten gelegene Mondpyramide<br />
entstand um ca. 200 u. Z.<br />
Grundfläche: 120 x 150 m, H: 46 m<br />
48 A 4 Magazin für Aussereuropäische Kunst und Kultur
Barbara Rusch<br />
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Mexikos geheimnisvolle Pyramidenstadt<br />
Teotihuacan<br />
Magazin für Aussereuropäische Kunst und Kultur A 4 49
50 A 4 Magazin für Aussereuropäische Kunst und Kultur
Herr der Unterwelt<br />
Teotihuacan, westlicher Platz gegenüber<br />
der Sonnenpyramide<br />
Klassik, späte Tlamimilolpa- und frühe<br />
Xolalpan-Phase, 300–550 u. Z.<br />
Stein, Stuck, Farbpigmente<br />
Museo Nacional de Antropología,<br />
Mexiko-Stadt<br />
Skulptur in menschlicher Gestalt<br />
Teotihuacan, Mondpyramide, Grabstätte 6<br />
ca. 250 u. Z.<br />
Serpentin, Grünstein und Muscheln<br />
Zona Arqueológica de Teotihuacan<br />
Anthropomorphe Maske<br />
Azcapotzalco, San Miguel Amantla<br />
Klassik, späte Xolalpan-Phase<br />
500–650 u. Z.<br />
Ton, Stuck und Farbpigmente<br />
Museo Nacional de Antropología,<br />
Mexiko-Stadt<br />
© Fotos Martirene Alcántara, INAH, Mexico<br />
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Initiator und Kurator der eindrucksvollen Schau, die er selbst<br />
jedoch leider nicht mehr erlebte, war Felipe Solís Olguín<br />
(1944–2009). <strong>Der</strong> Direktor des „Museo Nacional de Antropología“<br />
in Mexiko-Stadt verstarb im April 2009, wenige Wochen vor der<br />
Eröffnung seiner Ausstellung in der mexikanischen Hauptstadt.<br />
Er stellte die präsentierten Schätze vor allem aus „seinem“<br />
Nationalmuseum und den beiden Museen in Teotihuacan<br />
zusammen.<br />
Rund 450 exquisite Exponate aus Teotihuacan können nun<br />
erstmals in Europa bewundert werden, viele Objekte wurden<br />
erst in jüngster Zeit bei Ausgrabungen gefunden. Monumentale<br />
Architekturelemente, kostbare Steinarbeiten, elegante Keramiken,<br />
Schmuck, Masken, Götterstatuen und Tierdarstellungen erlauben<br />
einen staunenswerten ersten Einblick in die bislang noch von<br />
vielen Rätseln umgebene Kultur der einst grössten Stadt im<br />
präkolumbischen Amerika. Sensationell sind unter anderem<br />
15 grossformatige Fragmente von Wandgemälden voll starker<br />
Symbolik, deren prächtige Farben seit rund 2 000 Jahren leuchten.<br />
Die Wandmalereien sind zum ersten – und zugleich in absehbarer<br />
Zeit wohl auch zum letzten – Mal ausserhalb von Mexiko zu sehen.<br />
Rätselhaftes Teotihuacan<br />
Teotihuacan ist knapp fünfzig Kilometer nördlich von Mexiko-<br />
Stadt gelegen. Seit 1987 zählt die weitläufige archäologische Stätte<br />
mit ihren mächtigen Pyramiden zum Welterbe der UNESCO. Sie<br />
liegt in einem weiten Tal, das seit Jahrtausenden besiedelt war.<br />
In der Klassischen Periode (100 v. u. Z. bis 650 u. Z.) stieg die<br />
rund 20 Quadratkilometer grosse Stadt, in der zeitweilig über<br />
160 000 Menschen lebten, zur mächtigsten Metropole auf dem<br />
amerikanischen Kontinent auf. Sie war sogar zu ihrer Zeit eines<br />
der grössten urbanen Zentren der Welt, in dem Menschen aus<br />
verschiedensten Teilen Mesoamerikas in regelmässig angelegten<br />
Wohnvierteln ansässig waren.<br />
Zwischen dem 3. und 6. Jahrhundert übte Teotihuacan politisch,<br />
militärisch, wirtschaftlich und kulturell erheblichen Einfluss<br />
auf ganz Mesoamerika aus. Insgesamt weiss man jedoch nur<br />
sehr wenig über die Kultur und Geschichte der Stadt und ihrer<br />
Bewohner. Auch ist bis heute ungeklärt, warum die Metropole,<br />
begleitet von einer verheerenden Feuersbrunst, im 7. Jahrhundert<br />
unterging. Sicher ist, dass sie ihren heutigen Namen von<br />
den Azteken erhielt, die im 14. Jahrhundert die verlassene<br />
Ruinenstätte entdeckten. Sie nannten sie „Teotihuacan“ – „der<br />
Ort, an dem die Menschen zu Göttern werden“. <strong>Der</strong> aztekischen<br />
Schöpfungsmythologie zufolge wurde dort die gegenwärtige Welt<br />
erschaffen.<br />
Dominiert wurde Teotihuacan von einem einzigartigen<br />
Zeremonialzentrum, dessen Anlage sich an astronomischen<br />
Beobachtungen orientierte. Dazu gehörten als wichtigste<br />
Bauwerke die 63 Meter hohe Sonnenpyramide und am Nordende<br />
der zwei Kilometer langen Prozessionsstrasse, der „Strasse der<br />
Toten“, die 48 Meter hohe Mondpyramide. Zahlreiche Tempel<br />
und Palastkomplexe flankierten diese Monumentalbauten. Am<br />
südlichen Ende der Anlage ist nur ein geringer Teil der Stätte<br />
Magazin für Aussereuropäische Kunst und Kultur A 4 51
ausgegraben und erforscht. Hier steht der von den Spaniern<br />
„Zitadelle“ genannte Komplex mit dem Tempel der Gefiederten<br />
Schlange, Quetzalcoatl, und des Regengottes Tlaloc. Ihn schmückten<br />
365 Skulpturen dieser Gottheiten. Archäologische Funde in<br />
der Zitadelle und unter der Mondpyramide zeigten die grosse<br />
Bedeutung, die Kriege, Gefangennahme und Opferungen in der<br />
Geschichte Teotihuacans einnahmen.<br />
Jaguar und Obsidian<br />
Die Ausstellung ist in neun Bereiche gegliedert, deren Themen<br />
aufeinander aufbauen. Gleich zu Beginn wird die monumentale<br />
Steinskulptur des Jaguars von Xalla präsentiert. <strong>Der</strong> aus zwölf<br />
prächtig bemalten Einzelteilen gearbeitete Jaguar ist ein Symbol<br />
der Macht, steht aber auch für Krieg sowie für die Fruchtbarkeit<br />
der Erde. Nach diesem beeindruckenden Auftakt werden die<br />
Besucher in die Entwicklung der Stadt und die Geschichte<br />
ihrer Archäologie eingeführt. Anschliessend veranschaulichen<br />
Skulpturen, Friese und Wandgemälde Architektur und Planung<br />
der Metropole, vielfältige Objekte verdeutlichen Themen wie<br />
Politik und gesellschaftliche Schichtung, Alltag und Kunstschaffen,<br />
Krieg, Wirtschaft und Handel – unter anderem mit Obsidian.<br />
Aus dem scharfkantigen vulkanischen Glas wurden vor allem<br />
Waffen gefertigt. Zu den Höhepunkten der Ausstellung zählen<br />
die prachtvollen Opfergaben aus der Pyramide der Gefiederten<br />
Schlange und der Mondpyramide, darunter eine einzigartige<br />
menschliche Figur mit weit geöffnetem Mund und Schmuck<br />
für Ohren und Hals sowie ein rekonstruiertes Grab, wie es bei<br />
einer Grabungskampagne 1998–2004 unter der Mondpyramide<br />
gefunden wurde.<br />
Die grossartig inszenierte Ausstellung ist noch bis 30. Mai 2010<br />
im Zürcher Museum Rietberg zu sehen und wird von einem<br />
vielfältigen Rahmenprogramm begleitet, einziger Wermutstropfen<br />
ist die schummrige Beleuchtung. Geboten werden zudem<br />
Führungen und Workshops für Kinder und Erwachsene. Von 1. Juli<br />
bis 10. Oktober wandert sie dann weiter in den Berliner Martin-<br />
Gropius-Bau.<br />
Zur Ausstellung ist ein mit rund 530 Farbabbildungen versehener<br />
Katalog in einer deutschen und einer französischen Fassung bei<br />
Éditions Somogy erschienen.<br />
52 A 4 Magazin für Aussereuropäische Kunst und Kultur<br />
/ / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / /<br />
Anthropomorphe Maske<br />
Teotihuacan<br />
Klassik, Tlamimilolpa-Metepec-<br />
Phase, 200–650 u. Z., Stein<br />
Museo Nacional de Antropología,<br />
Mexiko-Stadt<br />
Maske aus Malinaltepec<br />
Guerrero, Malinaltepec<br />
Mittlere Klassik, 300–550 u. Z.<br />
Stein mit Einlegearbeiten aus Türkis,<br />
Amazonit, Obsidian und Muschel<br />
Museo Nacional de Antropología,<br />
Mexiko-Stadt<br />
Menschliche Figur mit Vertiefung<br />
in der Brust<br />
Teotihuacan (Sammlung Miguel<br />
Covarrubias)<br />
Klassik, Miccaotli-Phase, späte<br />
Tlamimilolpa-Phase, 150–300 u. Z.<br />
Serpentin<br />
Museo Nacional de Antropología,<br />
Mexiko-Stadt<br />
© Fotos Martirene Alcántara, INAH, Mexico
Magazin für Aussereuropäische Kunst und Kultur A 4 53
echte Seite:<br />
Einblicke in das persönliche Archiv von Elsy Leuzinger,<br />
Afrikareise 1954/55, Afogebiet, Nigeria<br />
Die einzige noch erhaltene Aufnahme von Elsy Leuzinger,<br />
Afrikareise 1954/55, Afogebiet, Nigeria<br />
© mit freundlicher Genehmigung des Museums Rietberg, Zürich<br />
Lorenz Homberger<br />
Die Kunst von<br />
Schwarzafrika<br />
Zum 100. Geburtstag<br />
von Elsy Leuzinger<br />
Am 7. Februar feierte Prof. Dr. Elsy Leuzinger im engsten Familienkreis<br />
ihren 100. Geburtstag. Bis vor wenigen Jahren führte sie ihren<br />
Haushalt in der eigenen Wohnung, doch gesundheitliche Umstände<br />
machten den Eintritt in eine Altersresidenz unumgänglich. Als Leiterin<br />
des Museums Rietberg und zuvor langjährige Kustodin am Völkerkundemuseum<br />
der Universität lag ihr die Kunst Afrikas am nächsten.<br />
Leuzinger hatte bewirkt, dass die beiden legendären Sammlungen<br />
Han Coray’s und Eduard von der Heydt’s zu grössten Teilen in den<br />
Zürcher Museen verblieben sind.<br />
54 A 4 Magazin für Aussereuropäische Kunst und Kultur
Magazin für Aussereuropäische Kunst und Kultur A 4 55
Elsy Leuzinger als Leiterin des Museums<br />
Rietberg, ca. 1962<br />
56 A 4 Magazin für Aussereuropäische Kunst und Kultur
In der Fachwelt gilt der von ihr 1972<br />
verfasste Katalog „Kunst aus Schwarzafrika“<br />
auch heute noch als massgebendes<br />
Nachschlagewerk für afrikanische Kunst<br />
von höchster Qualität.<br />
1910 in Glarus geboren durchlief Elsy Leuzinger dort die Grundschulen.<br />
Nach dem Besuch der Fortbildungsklasse der Höheren<br />
Töchterschule Zürich folgten verschiedene Auslandsaufenthalte,<br />
in denen sie sich insbesondere die französische und englische<br />
Sprache zu eigen machte. Schon 1930 wurde sie erst zur<br />
wissenschaftlichen Mitarbeiterin, später zur Konservatorin am<br />
Völkerkundemuseum der Universität Zürich gewählt. 1949<br />
promovierte sie mit der Dissertation „Wesen und Form des<br />
Schmuckes afrikanischer Völker“.<br />
Die Sammlung Han Coray<br />
Während ihrer Tätigkeit am Völkerkundemuseum wurde Elsy<br />
Leuzinger 1939/40 eine delikate Aufgabe übertragen: Für die<br />
Volksbank hatte sie die über 2 500 Objekte umfassende Sammlung<br />
Han Coray zu verkaufen. Dabei war es ihr ein grosses Anliegen,<br />
die schweizerischen Museen für Ankäufe von aussergewöhnlich<br />
qualitätsvollen Werken aus dieser einzigartigen Sammlung<br />
zu begeistern. Doch was war geschehen, dass es zu diesem<br />
Zwangsverkauf kam? <strong>Der</strong> 1880 in St. Gallen geborene Han<br />
Coray begann als Kunsthändler ab 1919, afrikanische Kunst<br />
zu sammeln – nach einem Besuch bei Paul Guillaume, dem<br />
berühmten Kunsthändler, dessen Galerie in Paris ein Zentrum<br />
für das avantgardistische Kunstpublikum bildete. In den 1920er-<br />
Jahren entschloss sich Coray, in der Schweiz mittels einer grossen<br />
Sammlung ein „Ehrenmal“ für die afrikanische Kunst zu errichten,<br />
und fing an, „wie besessen“ zu kaufen. 1926 besass er über<br />
zweieinhalbtausend afrikanische Kunstwerke. Getrieben von<br />
seiner Sammelleidenschaft verschuldete sich Coray. Nach dem<br />
tragischen Tod seiner aus wohlhabendem Hause stammenden<br />
jungen Frau pfändete eine Bank die „Coraysche Negersammlung“.<br />
Anfang der 1930er-Jahre musste er allerdings Bankrott erklären<br />
und die ganze Sammlung wurde verpfändet. Elsy Leuzinger,<br />
damals Konservatorin des Völkerkundemuseums der Universität,<br />
erstellte im Auftrag der Gläubigerbank ein Inventar der Sammlung<br />
und setzte die Verkaufspreise fest. Manch ein Museumsleiter<br />
würde sich heute ob der festgelegten Preise Hände und<br />
Augen reiben. Leuzingers Wunsch, die Sammlung gänzlich in<br />
Schweizer Museumsbesitz einzuverleiben, erfüllte sich mangels<br />
Mitteln und Interesse nicht. Dennoch verblieb ein bedeutender<br />
Teil der Sammlung in der Schweiz. 472 Objekte behielt die<br />
Sammlung des Zürcher Völkerkundemuseums, während das<br />
Kunstgewerbemuseum Zürich 168 Werke käuflich erwerben<br />
konnte. 130 Objekte kaufte die Sammlung für Völkerkunde St.<br />
Gallen und zwölf Objekte gingen ans Basler Völkerkundemuseum<br />
(heute: Museum der Kulturen). Etwa 1 000 Werke wurden an<br />
Sammler und Händler verkauft.(1) 1952 gingen rund 200 Objekte,<br />
die Baron von der Heydt aus der Coray-Sammlung erworben hatte,<br />
und die 168 erwähnten von der Stadt angekauften Werke, die im<br />
Kunstgewerbemuseum deponiert waren, ans Museum Rietberg. In<br />
späteren Jahren konnte dieses Museum weitere Werke der Coray-<br />
Sammlung aus Privatbesitz erwerben.<br />
Feldforschung in Westafrika<br />
Im Herbst 1951 unternahm Elsy Leuzinger gemeinsam mit dem<br />
befreundeten Kunsthändler Emil Storrer eine Reise durch die<br />
Elfenbeinküste nach Mali, die sie zu den wichtigsten Kunstregionen<br />
in Westafrika, zu den Baule und Senufo an der Elfenbeinküste<br />
und zu den Dogon und den Bamana in Mali, führte. Unter ihrer<br />
Leitung entstand ein eindrücklicher Farbfilm zur Kunst und<br />
Kultur dieser Ethnien. Von Storrer erwarb Elsy Leuzinger einige<br />
der schönsten Werke der Senufo-Region. Ihre wohl wichtigste<br />
Feldforschung unternahm sie gemeinsam mit Jolantha Tschudi in<br />
den Jahren 1954/55. Mehrere Monate lebten die beiden Frauen<br />
unter schwierigsten Verhältnissen bei den Afo, einem damals<br />
praktisch unbekannten Volk an einem Nebenfluss des Benue im<br />
nigerianischen Urwald. Ihre umfangreiche Sammlung aus dieser<br />
Region wird im Museum Rietberg aufbewahrt.<br />
Ausgedehnte Reisen führten Elsy Leuzinger in der Folge aber<br />
nicht nur nach Afrika, die Kunstethnologin besuchte auch Nord-,<br />
Zentral- und Südamerika sowie Indien, Kambodscha, Japan und<br />
Indonesien mit unermüdlichem Tatendrang. Ihre umfangreichen<br />
fotografischen Dokumente belegen sowohl wissenschaftlichen<br />
Sachverstand als auch ein geschultes Auge. Im Jahre 1956 wurde<br />
Elsy Leuzinger als Nachfolgerin des Gründungsdirektors Johannes<br />
Itten zur Leiterin des Museums Rietberg gewählt. In dieser Stellung<br />
blieb sie bis zur altersbedingten Pensionierung im Jahre 1972. Im<br />
Jahr ihrer Wahl wurde sie auch Gründungsmitglied von ICOM<br />
Schweiz, nebenbei bemerkt als erste und einzige Frau im damals<br />
schwarz gewandeten Männergremium. 1960 habilitierte sich Elsy<br />
Leuzinger als Privatdozentin für Kunst aussereuropäischer Völker<br />
an der Universität Zürich; 1968 wurde sie zur Titularprofessorin<br />
ernannt.<br />
Magazin für Aussereuropäische Kunst und Kultur A 4 57
Zahlreiche Ikonen der Weltkunst fanden<br />
ihren Weg dank Elsy Leuzinger in das<br />
Museum Rietberg. Vom befreundeten<br />
Kunsthändler Storrer erwarb Elsy Leuzinger<br />
einige der schönsten Werke.<br />
© Archiv Museum Rietberg, Zürich<br />
Eduard von der Heydt<br />
Schon in den 1930er-Jahren lernte sie als Konservatorin am<br />
Völkerkundemuseum den auf dem Monte Verità in Ascona<br />
lebenden Kunstsammler Eduard von der Heydt (1880–1964)<br />
kennen. Mit dem Gründungsdonator des Museums Rietberg<br />
entstand später eine fruchtbare Zusammenarbeit im Hinblick<br />
auf Erweiterung und Ergänzung der Sammlung. Das gegenseitige<br />
wissenschaftliche Interesse führte zu einer innigen Freundschaft.<br />
Ein reger Briefwechsel zwischen Zürich und Ascona zeugt von<br />
der intensiven Auseinandersetzung des Gönners und der<br />
Museumskuratorin mit Kunstwerken, analytisch wurde insbesondere<br />
über Qualität und eventuelle Anschaffungen und<br />
Ankaufspreise korrespondiert. Gefühlvoll vermochte Elsy<br />
Leuzinger ihren Mäzen auch für Regionen zu begeistern, die<br />
er ursprünglich als Sammlungsgebiet ablehnte, wie die Kunst<br />
Altamerikas, die man allgemein mit Menschenopfern in<br />
Verbindung brachte. Baron Eduard von der Heydt bedachte<br />
in der Folge das Museum bis zu seinem Tod im Jahr 1964 mit<br />
weiteren Geschenken, darunter vor allem bedeutende Werke<br />
präkolumbischer Kunst und der Nordwestküste Altamerikas. Elsy<br />
Leuzinger gelang es ferner, Steinskulpturen aus der Sammlung<br />
der in Indien lebenden Künstlerin Alice Boner mit Erlaubnis<br />
der indischen Regierung von Varanasi nach Zürich ins Museum<br />
zu überführen. Mit weiteren bedeutenden Sammlern hielt sie<br />
engen Kontakt. Schenkungen wie etwa jene von Willy Boller<br />
und die Sammlung Heinz Brasch durch Julius Müller sind die<br />
Folge der freundschaftlichen Beziehungen, die sie mit diesen<br />
Sammlerkreisen unterhielt.<br />
Die Kunst von Schwarzafrika<br />
Gemeinsam mit René Wehrli, dem jüngst verstorbenen langjährigen<br />
Direktor des Kunsthauses Zürich, realisierte Elsy<br />
Leuzinger 1970 eine Ausstellung mit dem Titel „Die Kunst von<br />
Schwarzafrika“, in der 1 200 Exponate gezeigt wurden und die mit<br />
insgesamt 72 000 Besuchern zu einem kulturellen Grossereignis<br />
wurde. In der Fachwelt gilt der von ihr verfasste Katalog zu dieser<br />
Ausstellung auch heute noch als massgebendes Nachschlagewerk<br />
für afrikanische Kunst von höchster Qualität. Ergebnisse ihrer<br />
kunstethnologischen Arbeit sind nebst den Sammlungsbänden<br />
des Museums Rietberg und zahlreichen Aufsätzen auch die<br />
Publikationen „Die Kunst der Negervölker“ (1959), „Die Kunst<br />
von Schwarzafrika“ (1972) sowie die Herausgabe des weit über<br />
1 000 Seiten umfassenden Bandes „Kunst der Naturvölker“ der<br />
Propyläen Kunstgeschichte (1976).<br />
Elsy Leuzinger geniesst in wissenschaftlichen Kreisen grosse<br />
Anerkennung und hohes Ansehen. Sie übte ihre vielen Ämter<br />
trotz einer seit Kindheit starken Gehbehinderung souverän,<br />
aber stets in bescheidener Weise aus; ihr solides und breites<br />
Wissen hat sie sich auf ausgedehnten Reisen durch alle Weltteile<br />
erworben. Ihre Art, diese Kenntnisse souverän an Fachleute und<br />
Laien weiterzuvermitteln, liess niemanden unberührt, und in<br />
ihren Führungen spürten die Teilnehmer stets die hohe Achtung<br />
vor den häufig namenlosen Erzeugern dieser Weltkunst. Auch<br />
im Ruhestand blieb Elsy Leuzinger dem Museum Rietberg eng<br />
verbunden. Mit Rat und Tat wirkte sie während vieler Jahre<br />
im Vorstand der Rietberg-Gesellschaft. Die heute über 4 000<br />
Mitglieder umfassende Gesellschaft ernannte sie zu ihrem<br />
Ehrenmitglied. Es war für uns ein wunderbarer Moment, als sie<br />
den neu eröffneten Erweiterungsbau des Museums Rietberg<br />
vor drei Jahren besuchte, ihrer grossen Freude Ausdruck verlieh<br />
sowie einiges in ihrer unverkennbaren Art kritisch kommentierte.<br />
Gegen die modernistischen Tendenzen, die unaufhaltsam<br />
in die traditionellen Kulturen einfliessen und deren einst<br />
eindrückliche Kunstwerke häufig zu gesichtslosen Kopien, zu<br />
„Airport Art“ und Ethnokitsch werden lassen, wehrte sich Elsy<br />
Leuzinger stets vehement. Die qualitätsvollen Bestände „ihres“<br />
Museums bezeugen dies, und dafür werden ihr auch in Zukunft<br />
Generationen von Besuchern und Besucherinnen dankbar sein.<br />
(1) Quelle: Iselin, Regula: Die Polyvalenz des Primitiven. Zur<br />
Rezeptionsgeschichte afrikanischer Kunst in der Schweiz, Zürcher<br />
Arbeitspapiere zur Ethnologie 5, Zürich 1996.<br />
58 A 4 Magazin für Aussereuropäische Kunst und Kultur
Magazin für Aussereuropäische Kunst und Kultur A 4 59
Drei Szenen aus dem Leben des Buddha,<br />
Gandhara, 3. Jh. u. Z.<br />
Schiefer, H x B: 23,5 x 56 cm<br />
© Foto Iris Papadopoulos, mit freundlicher Genehmigung<br />
des Museums für Asiatische Kunst, Staatliche Museen<br />
zu Berlin, Stiftung Preussischer Kulturbesitz<br />
Interview: Catherine Framm / Porträt: Alex Dwyer<br />
„Ein Museum zu führen ist immer<br />
tea mwor k.“<br />
/ / / / / / / / / /<br />
<strong>Der</strong> niederländische Kunsthistoriker Klaas Ruitenbeek<br />
ist seit dem ersten Januar der neue Direktor des Museums<br />
für Asiatische Kunst in Berlin. Dort hat er die Leitung<br />
für die 2006 zusammengelegten Museen für Indische<br />
Kunst und für Ostasiatische Kunst übernommen. Ein<br />
Gespräch mit diesem nachdenklichen Mann vermittelt<br />
Eindrücke über sein breit gefächertes Wissen die asiatische<br />
Kultur betreffend und insbesondere seine tiefe Liebe zu<br />
ihrer Kunst.<br />
Jacques Giès vor einem dämonischen Wächter aus Angkor Wat im Musée Guimet<br />
© Foto Orlando dos Santos, Paris
Magazin für Aussereuropäische Kunst und Kultur A 4 61
Das Liebespaar Krishna und Rãdhã<br />
Nordindien, Pahari-Gebiet, Kangra-Stil Jacques (Mandi) Giès vor der Installation „Gods<br />
Maler: Sajnu, datiert samvat 1865 Pound“ (= 1808 des u. Z.) zeitgenössischen thailändischen<br />
Deckfarben und Gold auf Karton, H x B: 31,8 x 25,7 Künstlers cm Hung-Chih Peng.<br />
© Foto Iris Papadopoulos<br />
© Foto Orlando dos Santos, Paris<br />
Balarãrama, Mathura, 4./5. Jh. u. Z.<br />
Rötlicher, hell gefleckter Sandstein, H: 112 cm<br />
© Foto Iris Papadopoulos<br />
Wuzhiqi, Schutzgeist der Flüsse Huai und Guo,<br />
Song-Dynastie, Anfang 12. Jh., Gusseisen, H: 39 cm<br />
Nachlass Hanna Bekker vom Rath<br />
© Foto Jürgen Liepe<br />
62 A 4 Magazin für Aussereuropäische Kunst und Kultur
Catherine Framm: Möchten Sie zunächst etwas übers Museum<br />
an sich sagen? Philippe de Montebello (der ehemalige Direktor<br />
des Metropolitan Museum of Art) soll den Vergleich zur Chirurgie<br />
gezogen haben: Man diskutiert nicht mit seinem Chirurgen<br />
darüber, wie er den Eingriff vorzunehmen hat – genauso wenig<br />
hat man im Museum zu diskutieren, sondern soll sich von der<br />
Ausstellung, den Texten und dem Ausstellungskonzept durch die<br />
Kunst führen lassen. Stimmen Sie dieser Meinung zu?<br />
Klaas Ruitenbeek: (lacht) Ich denke, das ist eine ziemlich arrogante<br />
Position! Allerdings bewundere ich Herrn Montebello sehr. Ich<br />
denke, dass er es zu einem gewissen Grad schon ernst meint, aber<br />
ich bin auch sicher, dass er versteht, dass ein Museumsdirektor<br />
auch Rechenschaft ablegen muss. Ein Direktor mag einen bestimmten<br />
Ansatz verfolgen oder eine bestimmte Vision haben,<br />
aber ein Museum zu führen ist immer Teamwork – jeder ist wichtig,<br />
der Kurator ins Besondere. Er hat das Expertenwissen und die<br />
Erfahrung, wenn es darum geht, Dinge schön und intelligent zu<br />
präsentieren, in interessanten Kombinationen zusammenzustellen.<br />
Auch wenn es sich nur um eine einzige Schauvitrine handelt, die<br />
Wahl der Objekte und ihre Zusammenstellung sind sehr, sehr wichtig.<br />
Ich finde, dass es die wichtigste Aufgabe des Direktors ist, die<br />
Kuratoren dazu anzuregen in ihrem Bereich ihr Bestes zu leisten<br />
und die dazu benötigten Voraussetzungen herzustellen. In dieser<br />
Weise wird das Museum auch bei den Besuchern gut ankommen.<br />
CF: Sie waren ja viele Jahre lang Kurator; da ist das jetzt etwas ganz<br />
Neues für Sie.<br />
KR: Ja, ich projiziere wahrscheinlich Gefühle, die ich als Kurator<br />
hatte (lacht), obwohl ich mich nicht beschweren kann. Mein ehemaliger<br />
Direktor hatte eine sehr ähnliche Auffassung. Aufgrund<br />
meiner Erfahrung als Kurator auf dem Gebiet der chinesischen<br />
Kunst verfüge ich zwar über Spezialwissen, aber ich denke nicht,<br />
dass ich das hier oft benötigen werde; unsere Kuratoren sind<br />
sehr fähig.<br />
CF: In der Konzeptualisierung von Ausstellungen wird die<br />
horizontale, transkulturelle Herangehensweise immer beliebter.<br />
Zum Beispiel haben mich 2009 bei der grossen Gandhara-<br />
Ausstellung in Bonn, Berlin und Zürich …<br />
KR: Ja, ich habe die Ausstellung gesehen – sie kam aus Pakistan.<br />
CF: … die vielen Gestalten der Göttin Hariti fasziniert. Sie<br />
überschreitet durch ihre weitläufige Verbreitung kulturelle,<br />
ethnische und religiöse Grenzen: Ursprünglich stammt sie aus<br />
dem vorvedischen Indien, wurde sodann vom Buddhismus<br />
übernommen und breitete sich in östlicher Richtung bis nach Japan<br />
hin aus. Planen Sie, diese Art von Darstellung – möge sie synchron<br />
oder diachron sein – in der Dauerausstellung hervorzuheben?<br />
KR: Ja, bestimmt. Das Humboldt-Forum, Berlins neues Zentrum<br />
für aussereuropäische Kunst, wo das Museum für Asiatische<br />
Kunst zusammen mit dem Ethnologischen Museum circa 2017<br />
einziehen wird, bietet die wundervolle Möglichkeit, transkulturelle<br />
Zusammenhänge wie diese sichtbar zu machen. Die Sammlung<br />
des Museums hat viele Stärken, aber ihr Kern – ihr Juwel – ist<br />
die Zentralasien-Sammlung: die Wandmalereien buddhistischer<br />
Höhlen, aus der Umgebung von Kizil, von Turfan im heutigen<br />
Xinjiang in China und die dort gefundenen Skulpturen und<br />
Texte – insgesamt ca. 30 000 Manuskripte, gedruckt, gemalt und<br />
handgeschrieben. Dieses Gebiet bildet eine Schnittstelle der südund<br />
ostasiatischen Kultur. Etwa zeitgleich mit Anbruch unseres<br />
Zeitalters begann der Buddhismus seine Wanderung von Indien<br />
aus gegen Osten über Zentralasien und nach China, Korea und<br />
bis nach Japan. Genau diese einzigartige zentralasiatische, zum<br />
grössten Teil buddhistische Sammlung ermöglicht es uns, diese<br />
Geschichte wiederzugeben. Sie steht im Zentrum der neuen<br />
Ausstellung.<br />
CF: Apropos Xinjiang: Wie stehen Sie zu politischen Inhalten<br />
im Museum? Sie haben diese wundervolle Sammlung<br />
zentralasiatischer Kunst, aber im Xinjiang unserer Zeit herrschen<br />
politische Unruhen. Wie lassen sich diese unterschiedlichen<br />
Konzepte vereinbaren?<br />
KR: Politik ist allgegenwärtig. Das gilt auch fürs Kunstmuseum,<br />
in dem Politik schon einmal aussen vor gelassen wird. Das<br />
Museum kann aktuelle politische Situationen, wie zum Beispiel<br />
die Spannungen zwischen den Uiguren (sowie mehreren anderen<br />
nicht-chinesischen Minderheiten) und den Han-Chinesen in<br />
Xinjiang, die sich im letzten Jahr in Aufständen entladen haben,<br />
nicht ignorieren. Aber es besteht auch kein Anlass sie darzustellen,<br />
solange sie sich nicht in der Kunst widerspiegeln. In unserem<br />
Museum wird auch moderne Kunst ausgestellt, falls es also<br />
einen uigurischen, chinesischen oder anderen aus der Region<br />
stammenden Künstler gäbe, der sich mit der politischen Situation<br />
künstlerisch auseinandersetzt, würde es vielleicht sinnvoll sein<br />
ihn auszustellen. Als temporäre Ausstellung im Bereich unserer<br />
zentralasiatischen Sammlung würde sie sich gut dazu eignen, die<br />
Verbindung mit der heutigen politischen Lage darzustellen. Zwar<br />
schenkt die islamische Bevölkerung den buddhistischen Reliquien,<br />
die sie umgeben, traditionell kaum Beachtung, aber sie sind dort<br />
vorhanden und Teil der Geschichte.<br />
Magazin für Aussereuropäische Kunst und Kultur A 4 63
CF: Obwohl ihnen wenig Beachtung zukommt, prägen sie also die<br />
Kultur, in welcher sie sich befinden?<br />
KR: Ja, absolut. Wir werden dem Uigurischen Autonomen<br />
Gebiet Xinjiang mehr Aufmerksamkeit als bisher schenken. Die<br />
Zentralasien-Ausstellung gehörte ehemals zum Museum für<br />
Indische Kunst. Deswegen lag der Fokus bislang nicht so sehr auf<br />
China. Aber natürlich gehört dieses Gebiet, also Turfan, Kizil und<br />
andere Wüstenstädte entlang der Seidenstrasse, zum Gebiet der<br />
heutigen Volksrepublik China, davor zur Republik China und noch<br />
früher zum Reich der Qing-Dynastie.<br />
Wir werden auch ein bisschen mehr darüber zeigen, wie diese<br />
Objekte am Ende der Qing Dynastie gesammelt wurden, wie sie<br />
von deutschen Forschungsreisenden wie Grünwedel und LeCoq<br />
damals im frühen 20. Jahrhundert nach Berlin gebracht wurden.<br />
Heute wäre so was nicht mehr möglich. Umso wichtiger ist<br />
deshalb eine enge Zusammenarbeit mit chinesischen Kollegen<br />
aus dem Gebiet, und ein offener Austausch von Dokumentation<br />
und Forschungsergebnissen. Genau daran arbeiten wir. Unsere<br />
Kuratoren sind bereits nach Xingjiang gereist und haben sich mit<br />
Archäologen und Kunsthistorikern vor Ort getroffen. Weitere<br />
Forschungsreisen sind geplant und Einladungen an Spezialisten aus<br />
Xinjiang nach Berlin sind erfolgt. Die ersten werden noch dieses<br />
Jahr eintreffen, um hier in unseren Sammlungen zu forschen.<br />
Bevor ich nach Berlin gekommen bin, habe ich 13 Jahre lang im<br />
Royal Ontario Museum in Toronto, Kanada, gearbeitet. Dort<br />
gab es auch eine grosse China-Sammlung, allerdings nicht aus<br />
Zentralasien, sondern aus dem chinesischen Kernland. Auch da<br />
gab es einige Stücke mit einer problematischen Provenienz. Das<br />
gilt für die meisten Museen. Vielleicht war es aber dort einfacher,<br />
damit umzugehen. In Toronto leben sehr viele Chinesen, und auch<br />
mehrere meiner Kollegen waren chinesischer Abstammung, aus<br />
der Volksrepublik, aus Hongkong, eingebürgerte Kanadier zwar,<br />
aber dennoch ... Das hat es wohl in gewisser Weise einfacher<br />
und selbstverständlicher gemacht, den offenen Dialog – auch<br />
mit chinesischen Behörden – zu suchen. In diesem Museum hier<br />
gibt es zurzeit keine Kuratoren mit asiatischem Hintergrund, was<br />
mir durch meine Erfahrung in Kanada fast ein wenig merkwürdig<br />
vorkommt. Ich selbst bin natürlich auch Europäer! Aber im Allgemeinen<br />
sind in den Museen in den USA und in Kanada meistens<br />
einige Kuratoren mit ost- oder südasiatischer Herkunft dabei.<br />
CF: Haben Sie eine eigene private Sammlung?<br />
erlaubt, zumindest nicht in dem Gebiet, für das man im Museum<br />
zuständig ist. Ich habe niemals für mich selbst gesammelt. Ich<br />
ziehe es vor, so wenig wie möglich zu besitzen. Aber ja, für das<br />
Museum zu sammeln liebe ich sehr.<br />
CF: Sie besitzen also sehr wenig?<br />
KR: Naja, ich hab schon noch einige Dinge (lacht)!<br />
CF: Wenn Sie nur noch ein einziges Mal nach Asien reisen könnten ...<br />
KR: Ein letztes Mal ... oh Gott!<br />
CF: ... wo würden Sie hingehen und was würden Sie tun?<br />
KR: Das ist eine wirklich schwierige Frage. Ich würde gern mehrere<br />
Antworten geben ... Ich war schon sehr oft in Ostasien, aber kaum<br />
in Süd- und Südostasien, also würde ich vielleicht nach Indien gehen,<br />
um zu sehen, wo die buddhistische Kunst ihren Anfang nahm.<br />
CF: Gandhara und Mathura also...<br />
KR: Ja ... aber ich würde wirklich gern mehrere Antworten geben.<br />
Gerade, weil ich schon so oft und über so lange Zeiträume hinweg<br />
in Ostasien war und dort einige sehr gute Freunde habe. Wenn es<br />
meine letzte Reise ist, würde ich diese Freunde natürlich gern noch<br />
einmal sehen ... müssen Sie denn so streng sein (lacht)?<br />
Für mich ist jedenfalls der aufregendste Teil meiner Aufgabe hier,<br />
dass ich Direktor eines Museums bin, das ganz Asien östlich vom<br />
Iran umfasst: von Afghanistan bis nach Japan und von Nordchina<br />
bis nach Indonesien. Ich habe die südasiatische Kunst schon immer<br />
geliebt und hatte eigentlich von Anfang an eine Menge mit ihr zu<br />
tun. Das Rijksmuseum in Amsterdam, in dem ich meine Laufbahn<br />
begonnen habe, hat auch eine Asien-Sammlung, zwar klein, aber<br />
von hoher Qualität, mit wundervollen und bedeutenden Stücken aus<br />
Süd- und Südostasien. Wie gesagt, ich habe diese Kunst schon immer<br />
geliebt, mich aber leider nur selten in dieser Gegend aufgehalten.<br />
CF: Zum Glück müssen Sie sich ja nicht an meine strengen Regeln<br />
halten!<br />
KR: Genau! Also mach ich einfach beides: Die Geburtsstätten der<br />
buddhistischen Kunst aufsuchen, und meine Freunde in Ostasien<br />
besuche ich auch!<br />
KR: Nein. Ich liebe das Sammeln, aber nur für das Museum.<br />
Prinzipiell ist es besser für Kuratoren oder Direktoren, keine<br />
eigenen Sammlungen zu besitzen, und es ist eigentlich nicht<br />
64 A 4 Magazin für Aussereuropäische Kunst und Kultur
Manichäisches Buchblatt, Khocho, Ruine K<br />
(Xinjiang), 8./9. Jh. u. Z., Malerei auf Papier<br />
17,2 x 11,2 cm<br />
© Foto Iris Papadopoulos<br />
Kasuga Schrein-Mandala<br />
Nanbokchô- bis frühe Muromachi-Zeit, 14.–15.Jh.<br />
Hängerolle, Tusche auf Farben auf Seide, H x B: 101,2 x 37,3 cm<br />
© Foto Jürgen Liepe<br />
Sattel (kura), Momoyama-Zeit, dat. 1594 Schwarz-,<br />
Rot- und Goldlack, Glas auf Holzkern, H: 25,7 cm<br />
© Museum für Asiatische Kunst, Staatliche Museen zu Berlin, Stiftung<br />
Preussischer Kulturbesitz<br />
Magazin für Aussereuropäische Kunst und Kultur A 4 65
66 A 4 Magazin für Aussereuropäische Kunst und Kultur
Wer Afrikas Kunsthandwerk betrachtet, wird zunächst feststellen, dass<br />
es sich von jenem anderer Kontinente dadurch unterscheidet, dass<br />
nicht nur die Stoffe und textilen Kunstwerke einem kultischen Rahmen<br />
entspringen, sondern auch die mit ihrer Herstellung verbundene<br />
handwerkliche Tätigkeit oft ritualisiert und von Tabus umgeben ist.<br />
Ger t Chesi / Silke Jurkowitsch<br />
der stoff, aus dem<br />
die kleider sind<br />
Weberei und Textilkunst in Westafrika<br />
Magazin für Aussereuropäische Kunst und Kultur A 4 67
Die Weberei war in der Vergangenheit eine Domäne der Männer. Inzwischen<br />
habe sich auch Frauen und Kinder diesem Handwerk verschrieben.<br />
Die Kente-Stoffe der Akanvölker und die der Ewe werden auf besonders<br />
schmalen Webstühlen hergestellt.<br />
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Während die Töpferei in den Händen der Frauen liegt, sind die<br />
Weberei und die Arbeit der Schmiede reine Männersache. Allein<br />
diese Trennung ist ein Hinweis darauf, dass selbst ein profaner<br />
Gegenstand Teil eines tabuisierten Prozesses ist, dem er entspringt<br />
und dem er durch seine Verwendung untergeordnet ist. In den<br />
westafrikanischen Gesellschaften bestehen hierarchische Systeme,<br />
die trotz der Überlagerung durch importierte Kulturen bis heute<br />
Gültigkeit besitzen. So ist es üblich, dass die besten Weber für die<br />
Könige und Priester tätig sind und diese mit Kleidern, aber auch<br />
mit an Rituale gebundenen Textilien versorgen. Die Exklusivität<br />
dieser Weber-Klasse resultiert aus dem Umstand, dass sie auch<br />
Geheimnisträger ist, denn nur sie hat ausserhalb des Hofes und der<br />
Tempel Einblick in die Symbolsprache der Formen und Zeichen,<br />
die Teil der Gewebe sind.<br />
Diese sehr allgemeine Sicht kann am Beispiel einiger Ethnien<br />
veranschaulicht werden: Berühmt und unübertroffen in ihrer<br />
Vielfalt sind die Stoffe der Ashante. Ihre Kente-Tücher dienen<br />
unterschiedlichsten Anlässen, vom Jahresfest bis zum Begräbnis.<br />
Kente, ein Wort aus dem Fante-Sprachgebrauch, bedeutet in<br />
Ghana Korb. Die Ashante nennen ihn Nsaduaso, was bedeutet,<br />
dass dieser auf einem Webstuhl hergestellt wird. Dieser handwerkliche<br />
Aspekt tritt aber hinter seine Bestimmung zurück, erst<br />
diese macht ihn bedeutend. Im kulturellen Kontext ist Kente mehr<br />
als ein Stoff. Er ist Träger historischer und philosophischer Fakten,<br />
seine Symbole haben ethische und moralische Dimension und<br />
gelten als Leitfaden für gesellschaftliche Verhaltensweisen.<br />
Auf einer anderen Ebene ist der Kente-Stoff ein Prestige-Objekt,<br />
er ist Träger der heraldischen Zeichen des Klans und Ausdruck<br />
der gesellschaftlichen Position. Meist wird er auf schmalen<br />
Webstühlen in Streifen gefertigt, die dann zusammengenäht<br />
werden. Die Schmalbandweberei ist eine in Westafrika sehr<br />
verbreitete Technik. Man findet sie in allen Ländern südlich der<br />
Sahara.<br />
In den Sahelländern ist die Bindung der Textilien an mythische<br />
Vorbilder geringer als bei den Pantu-Gesellschaften entlang<br />
der Küste. Bei den Ashante Ghanas haben sich im Laufe von<br />
Jahrhunderten klare Interpretationsmuster entwickelt. Diese<br />
gelten für die Symbole, aber auch für die Farben.<br />
Demzufolge steht die Farbe Rot für Tod oder Blutvergiessen.<br />
Typischerweise wird sie bei politischen Anlässen getragen. Grün<br />
hingegen steht für Fruchtbarkeit und Lebenskraft, getragen von<br />
Jugendlichen während der Pubertätsriten. Weiss ist die Farbe<br />
der Sieger und der Reinheit. Gelb bedeutet Ruhm und Reife,<br />
folgerichtig wird es von den Chefs beansprucht. Blau ist die Farbe<br />
der Liebe, sie symbolisiert aber auch Harmonie. Alter, Reife und<br />
68 A 4 Magazin für Aussereuropäische Kunst und Kultur
Göttliche Macht & mächtige Herrscher<br />
Gewebe, die den Königen vorbehalten sind, werden von privilegierten, in den<br />
Kult eingeweihten Männern hergestellt.<br />
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Spiritualität werden mit Schwarz assoziiert, Heiterkeit und Freude<br />
hüllen sich in Silber und schliesslich verspricht die Farbe Gold ein<br />
ewiges Leben. Wie könnte es anders sein – sie wird von den Eliten<br />
in Anspruch genommen.<br />
Unter den für das Königshaus gewobenen Stoffen sind die<br />
Asasia die aufwendigsten. Sie sind detailreich und mit speziellen<br />
Mustern ausgestattet. Diese haben den Sinn, den Rang des Trägers<br />
klarzustellen. Solche Stoffe werden immer von ausgewählten<br />
Webern hergestellt, die oft monatelang an ihnen arbeiten. Früher<br />
war ihr hoher Preis Grund dafür, dass sie den herrschenden Klassen<br />
vorbehalten blieben. Im Wandel der Zeit haben allerdings neue<br />
Gesellschaftsschichten nach ihnen gegriffen. Durch sie hat sich<br />
auch die Symbolik verändert. Heute sind Kente-Stoffe mit dem<br />
Image der Traditionen verbunden. Ihre Träger weisen auf ihre<br />
Herkunft und ihre traditionelle Grundhaltung hin.<br />
Die im Osten der Ashante-Region lebenden Ewe weben eine<br />
andere Art von Kente. Hier herrscht der sogenannte Tweed-<br />
Effekt vor, der durch das Design von Schuss- und Kettenfaden<br />
bestimmt wird. Auch sie verwenden die schmalen Webstühle,<br />
deren Bänder zuerst gerollt und später nach den Wünschen des<br />
Kunden aneinandergenäht werden. Die Kente der Ewe sind meist<br />
aus Baumwolle.<br />
Neben den Kente-Stoffen spielen die Adinkra-Tücher eine wichtige<br />
Rolle. Sie sind in weiten Teilen der Akan-Regionen gebräuchlich<br />
und weisen lokale Unterschiede auf. Adinkra heisst im<br />
Sprachgebrauch der Ashante „Auf Wiedersehen“ oder „Abschied<br />
nehmen“. Damit ist seine Verwendung an Begräbnisrituale<br />
und Trauerfeiern gebunden. Anders als bei den Kente-Stoffen<br />
werden die Basismaterialien ausschliesslich importiert. Einfärbige<br />
Damaststoffe werden in einer Technik bedruckt, deren Ursprung<br />
in Indien liegt. Eine klebrige Druckfarbe wird Adinkera aduru<br />
genannt. Man gewinnt sie aus der Rinde des Badia-Baums, dessen<br />
Sekret mit Eisenschlacke vermischt wird. Mit Holzstempeln<br />
werden die Stoffe bedruckt und an der Sonne getrocknet. Wie<br />
bei den Kente-Stoffen, so haben auch ihre Zeichen Symbolgehalt.<br />
Bei ihnen werden aber die einzelnen Botschaften nicht zu einer<br />
Aussage gebündelt, hier zählen die zahlreichen kleinen Hinweise,<br />
ihre Nachrichten sind detailliert und verschlüsselt.<br />
Für die Verbreitung des Aso-oke, eines in Nigeria gebräuchlichen<br />
Gewebes, sorgte der Volksstamm der Yoruba. Als Händler kamen<br />
sie schon früh über ihre angestammte Region hinaus. Im Dunkel<br />
der Geschichte waren es Stammeskriege und der Sklavenhandel,<br />
die sie weit über die Grenzen Nigerias verstreut haben. Mit ihnen<br />
wechselten auch die alten Traditionen ihre Standorte, sodass<br />
es in den umliegenden Ländern zu Siedlungsgründungen und<br />
Magazin für Aussereuropäische Kunst und Kultur A 4 69
Die Adire-Batiken werden oft aus Damast hergestellt, in der Bemalung<br />
findet man stets mythische Symbole.<br />
Die Webstühle Westafrikas sind sehr unterschiedlich. Das drückt sich<br />
besonders in ihrer Breite aus.<br />
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zur Entstehung von Kultkreisen kam. <strong>Der</strong> Homogenität ihrer<br />
Gesellschaft ist es zu verdanken, dass sie bis heute als Bewahrer<br />
ihrer Traditionen aktiv sind, auch wenn sich ihre Standorte<br />
inmitten anderer Kulturen befinden. Ihre Webtechnik hat in Benin<br />
grosse Bedeutung, hier haben sich Sonderformen entwickelt, die<br />
unter dem Protektorat der Könige eine neue Blüte erlebten.<br />
Ahokpe Donatien aus Abomey gehört zu den privilegierten<br />
Webern, die im Auftrag der Könige und Priester ihre Arbeit leisten.<br />
Im nigerianischen Mutterland werden die Aso-oke-Stoffe zur<br />
Herstellung hoher Statuskleidung angeboten. Sie dienen festlichen<br />
Anlässen wie Hochzeiten, Geburtstagen oder Beerdigungen. Ihre<br />
besondere Note erhalten sie durch das Einziehen bunter Fäden,<br />
die aus Baumwolle oder importierten Fasern bestehen. Ahokpe<br />
Donatien hingegen verwendet Raffiabast, den er mit Baumwolle<br />
kombiniert. Seine Stoffe werden ausschliesslich ritueller Verwendung<br />
zugeführt, selbst die aus ihnen gefertigten Bubus sind<br />
keine Alltagskleidung.<br />
Die berüchtigten Könige von Abomey beschäftigten immer<br />
schon Künstler, die Bilder zu ihrer Verherrlichung schufen. Die<br />
reich mit Reliefen ausgestatteten Mauern der Paläste sind wie<br />
die Applikationen textiler Kunstwerke eine lange und beliebte<br />
Tradition. Heute stehen dutzende Schneider im Dienste des<br />
Fremdenverkehrs, sie schaffen fröhliche Bildchen, die eine gar<br />
nicht fröhliche Zeit in Erinnerung rufen. Abomey wird manchmal<br />
das „Auschwitz Afrikas“ genannt, so viele Unschuldige sind<br />
aufgrund religiösen und weltanschaulichen Wahnsinns ums<br />
Leben gekommen. Die bunten Stoffbilder aus Abomey zeigen<br />
das, aber in ihrer kindlich-verspielten Machart schaffen sie Idyllen,<br />
die weit an der Realität vorbeigehen. Die Massenware unter den<br />
Gobelins ist hinreichend bekannt. Es gibt aber auch Künstler,<br />
die sich dieser Themen angenommen haben. Ihre Schöpfungen<br />
sind anspruchsvoller, ihr Umgang mit Farbe und Material ist<br />
differenzierter. <strong>Der</strong> bekannteste unter ihnen ist Yves Apollinaire<br />
Pede, seine Werke sind ästhetisch und handwerklich anspruchsvoll.<br />
Er führt mit seiner Sichtweise diese Technik aus dem touristischen<br />
Massenbetrieb. Die alten Geschichten werden durch ihn neu<br />
erzählt.<br />
Applikationstechniken sind auch bei einigen Akan-Völkern<br />
bekannt, die berühmtesten von ihnen sind wohl die Fahnen der<br />
Fante, die bei traditionellen Militärkompanien in Verwendung<br />
stehen. Diese Art der Textilkunst ist jüngeren Datums und<br />
erreichte ihren Höhepunkt während der Kolonialzeit, in der<br />
pittoreske Aufmärsche von Uniformträgern die Afrikaner<br />
faszinierten.<br />
Weniger spektakulär zeigen sich die Adire-Stoffe auf den<br />
Märkten Afrikas. Längst ist ihre Verbreitung nicht mehr auf<br />
70 A 4 Magazin für Aussereuropäische Kunst und Kultur
Göttliche Macht & mächtige Herrscher<br />
Die Vielfalt der afrikanischen Textilien reicht vom Festgewand bis zum Wickelrock.<br />
Früher waren die Bubus der Haussa und Yoruba aus schweren Baumwollstreifen<br />
zusammengenäht, heute bevorzugt man leichte importierte Stoffe.<br />
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Nigeria beschränkt, die Märkte in Lomé, Cotonou oder Accra sind<br />
stets mit ihnen bestückt. Adire ist das Yoruba-Wort für Stoffe,<br />
die in der Indigo-Reservefärbetechnik hergestellt sind. Sie sind<br />
ein klassisches Beispiel für traditionelle afrikanische Textilien.<br />
Die Yoruba verwenden die blaue Farbe des Indigo bei vielen<br />
Gelegenheiten. Alltagsröcke oder Gewänder werden genauso<br />
hergestellt, wie bebilderte Gobelins, die Szenen aus den Mythen<br />
zeigen. Heute verwenden die Indigofärber Industriestoffe, die nach<br />
dem Färben in der gewünschten Grösse zusammengenäht werden.<br />
Im Laufe der Jahre haben sich Zentren entwickelt, in denen grosse<br />
Quantitäten dieser Stoffe erzeugt werden. Sie liegen in Abeokuta,<br />
Ibadan, aber auch in Katsina und Kano.<br />
Es gibt drei verschiedene Techniken, Adire-Stoffe herzustellen.<br />
Eine sehr beliebte ist Adire eleko. Dabei wird Maniok- oder<br />
Yamsstärke als Reservematerial verwendet. Das kann freihändig<br />
durch Bemalen geschehen, aber auch mit einer Schablone oder<br />
einem Kamm.<br />
Bei der Technik von Adire oniko wird der Stoff mit Raffiabast<br />
abgebunden, gewickelt oder gefaltet, bevor er gefärbt wird. Um<br />
verschiedene Muster zu erzielen, werden Steine, Fruchtkerne<br />
oder Holzstücke eingewickelt. Die dritte Technik wird Adire<br />
abale genannt, in diesem Fall wird der Stoff vorher abgenäht<br />
oder gesteppt. Wenn nach dem Färben der Stoff getrocknet ist,<br />
werden die Fäden entfernt und es zeigen sich die typischen, oft<br />
kreisförmigen Muster.<br />
Von allen Techniken der Textilverarbeitung ist aber die der Bogolan-<br />
Herstellung die seltsamste. Bogolan heisst übersetzt Schlammtuch,<br />
mit Schlamm hergestellt. Die kunstvollen Muster werden von<br />
Frauen hergestellt, durch wiederholtes Auftragen von Schlamm<br />
und Saft, der sowohl aus Blättern als auch aus Baumrinde<br />
gewonnen wird. In Mali findet man sehr dekorative Decken, die<br />
als Bogolan, Bogolon oder Bogolanfini bezeichnet werden. In der<br />
Sprache der Bambara bedeutet das „aus Schlamm hergestellt“.<br />
Im traditionellen Umfeld wurden diese Decken von schwangeren<br />
Frauen oder Kriegern getragen, besonders von Personen,<br />
die fürchten mussten, Blut zu verlieren. <strong>Der</strong> Bogolan galt als<br />
Schutzkleidung, und man erwartete von ihm, dass er böse Geister<br />
oder Feinde abwehrte. Diese sollten durch die Muster davon<br />
abgehalten werden, in den Körper einzudringen. <strong>Der</strong> strenge<br />
Geruch frischer Bogolan-Decken hat seine Verbreitung vorerst<br />
gehemmt, inzwischen werden aber gewaschene Tücher bereits in<br />
europäischen Kaufhäusern angeboten.<br />
Magazin für Aussereuropäische Kunst und Kultur A 4 71
Julia Kospach<br />
Im Land der<br />
unbegreiflichen<br />
Hunde<br />
Die grosse „Sitting Bull“-Ausstellung des<br />
Wiener Museums für Völkerkunde<br />
Sitting Bull<br />
Georg W. Scott oder R. L. Kelly<br />
Fotografie, 1883<br />
© Denver Public Library, Denver<br />
Sitting Bull mit Kruzifix<br />
David F. Barry, Fotografie, 1885<br />
© Denver Public Library, Denver<br />
72 A 4 Magazin für Aussereuropäische Kunst und Kultur
Gleich im ersten Raum der Ausstellung zeigen über Kopf frei<br />
hängende, vergrösserte Schwarz-Weiss-Fotografien die vielen<br />
Gesichter von „Sitting Bull“: einmal im vollen Federschmuck-<br />
Ornat der Sioux, dann als Bekehrungskandidat mit um den Hals<br />
hängendem Kruzifix, einmal mit dunkel getönter Sonnenbrille,<br />
ein anderes Mal in Revue-Star-Pose im Duo mit dem nicht<br />
minder berühmten Buffalo Bill, in dessen Wild-West-Show<br />
„Sitting Bull“ einige Monate lang auftrat. Die Bilder zeigen einen<br />
selbstbewussten, schönen Mann mit hohen Backenknochen,<br />
einer grossen Nase und entschlossenem schmalen Mund. Dass es<br />
überhaupt so viele Fotografien von ihm, einem Menschen des<br />
19. Jahrhunderts, gibt, das allein zeugt von seiner Bekanntheit<br />
schon zu Lebzeiten.<br />
Sitting Bull und Buffalo Bill<br />
William Notman & Son, Fotografie, 1885<br />
© Library of Congress, Washington<br />
Die Fragen zu „Sitting Bull“, die die grosse Schau<br />
im Wiener Völkerkundemuseum stellt, formuliert<br />
eine Tafel in unmittelbarer Nähe der Fotos:<br />
Wer war dieser legendäre Indianer? War er ein<br />
Freiheitsheld oder ein Feigling, ein Querkopf oder<br />
genialer Stratege, Fortschrittsfeind oder Opfer,<br />
heiliger Mann oder Aufrührer, grosser Häuptling<br />
oder Störenfried, Visionär oder Medienstar?<br />
Es ist nicht so, dass diese grosse „Sitting Bull“-Ausstellung die<br />
aufgeworfenen Fragen endgültig beantwortete, und es ist auch<br />
nicht so, dass „Sitting Bull“ ihr alleiniger Fokus wäre. Sein Leben<br />
und seine Rolle in den Auseinandersetzungen zwischen den<br />
jungen USA und den Indianern, die jahrtausendelang die Herren<br />
über jene Landschaften gewesen waren, in die nun immer mehr<br />
weisse Siedler strömten, steht symptomatisch für das Schicksal<br />
der nordamerikanischen Indianervölker. Sie verloren den Kampf<br />
gegen eine Übermacht, die mit unlauteren Mitteln arbeitete.<br />
„Sitting Bull“ gehörte – wie der Apache Geronimo – zu jenen,<br />
die erbitterten Widerstand leisteten, die erst dämonisiert und<br />
gefürchtet wurden, um schliesslich vom „American Way of Life“<br />
integriert und zum Mythos gemacht zu werden. Ironischerweise<br />
als erstklassige Träger von Tugenden, die die USA nunmehr für<br />
sich reklamierten: Einsatz fürs eigene Volk, Mut und Kühnheit,<br />
Opferbereitschaft, Liebe zum Land der Väter, Familiensinn<br />
und Spiritualität. Als solcher schaffte „Sitting Bull“ vor allem<br />
posthum den Sprung zur Medien-Ikone – als Werbeträger für<br />
Plakatwerbungen, als Urvater aller alternativen Lebensentwürfe<br />
und als Leitfigur des wieder erstarkenden Selbstbewusstseins der<br />
eingeborenen Völker Nordamerikas ab der zweiten Hälfte des<br />
20. Jahrhunderts. Sein Konterfei auf T-Shirts und Schallplatten<br />
stellt ihn in eine Reihe mit den anderen grossen Ikonen des<br />
Jahrhunderts – von Che Guevara bis Albert Einstein. Auch davon<br />
erzählt die Schau in einem ganzen Raum voller Sitting-Bull-<br />
Baseballkappen, -Wanduhren, -Memorabilien sowie politischer<br />
Plakate und Flugblätter.<br />
Vor allem aber dokumentiert sie die traditionelle Lebenswelt<br />
der Sioux zu Lebzeiten von „Sitting Bull“ und zeigt sie im<br />
vorurteilsbeladenen Spiegel der medialen Darstellung in der<br />
zeitgenössischen US-amerikanischen Presse. <strong>Der</strong> grosse Häuptling<br />
der Hunkpapa Lakota, die einer der sieben unter der französischen<br />
Bezeichnung Sioux zusammengefassten Indianerstämme<br />
der zentralen Plains waren, lebte von 1831 bis 1890. Es sind<br />
die Jahrzehnte, in denen die Indianervölker Nordamerikas<br />
die kontinuierliche Verdrängung und die Zerstörung ihrer<br />
traditionellen Lebensformen erlebten, um schliesslich in immer<br />
kleineren Reservationen weitab vom angestammten Land ihrer<br />
Vorfahren zusammengezwungen zu werden. Es sind auch die<br />
Magazin für Aussereuropäische Kunst und Kultur A 4 73
Jahrzehnte zahlreicher Kriege, Kämpfe und Schlachten, wie jener<br />
im Juli 1876 am Little Bighorn, aus der „Sitting Bull“ als Sieger<br />
hervorging und in der der grosse Volksheld der USA, General<br />
Custer, sein Leben liess. Diese für die USA so traumatische<br />
Schlacht prägte das widersprüchliche Bild von Tatanka Iyotake,<br />
dem „Sitzenden Bisontier“, der auch den Beinamen „Roter<br />
Napoleon“ erhielt.<br />
Die Sioux spielen bis heute in der westlichen Vorstellung von „den<br />
Indianern“ eine besondere Rolle: Die Hauptrouten der immer<br />
weiter nach Westen vordringenden Siedler durchschnitten genau<br />
ihren Lebensraum. Ihr Widerstand dagegen war ebenso erbittert<br />
wie die damit verbundene Aufmerksamkeit der Medien gross.<br />
Die Form ihrer Tipis, ihre Kleidung und ihr Federschmuck gelten<br />
bis heute als prototypische Indianerinsignien. Die Anziehungskraft<br />
dieser schiefen Bilder, die via Karl Mays Winnetou im<br />
europäischen Bewusstsein erst recht einzementiert worden<br />
sind, ist ungebrochen. Man erkennt das nicht zuletzt daran, dass<br />
besonders viele Kinder die Ausstellung besuchen. Die Schau spielt<br />
mit den Klischeebildern, durchbricht sie an manchen Stellen,<br />
rückt sie zurecht, überhöht sie, kommentiert sie und lässt sie<br />
gelegentlich auch einfach stehen. Die Geschichte „Sitting Bulls“<br />
selbst wird vor allem anhand faksimilierter Fotos und noch dazu<br />
ziemlich fragmentarisch erzählt – man kann nicht anders, als<br />
darüber etwas enttäuscht zu sein.<br />
Sitting Bull im Kampf mit einem Crow<br />
Four Horns (Hunkpapa Lakota) nach Sitting Bull<br />
Kopie vor 1870<br />
Farbstift, Tinte und Wasserfarben auf Papier<br />
© National Anthropological Archives, Washington<br />
Dafür wird man mit sehr schönen Original-Alltagsgegenständen<br />
der Lakota entschädigt: Lederhemden, -hosen und Kleider,<br />
die mit bunten Glasperlen, Federn, Haarbüscheln und Stachelschweinborsten<br />
verziert sind, auf gegerbte Bisonhäute oder<br />
Stoffe gemalte piktografische „Wintererzählungen“, in denen<br />
sie die wichtigen Ereignisse der letzten zwölf Monate festhielten,<br />
Waffen und Kultgegenstände. Diese Objekte sind die eigentlich<br />
aufregenden Exponate der Ausstellung: Etwa ein „Nabelschnuramulett“<br />
in Form einer perlengeschmückten Schildkröte, das an<br />
der Tragtasche eines Babys und später an der Kleidung befestigt<br />
dazu diente, die abgefallene Nabelschnur aufzunehmen und<br />
den Träger zu schützen. Zu sehen ist auch eine Haarbürste aus<br />
einem Stacheltierschwanz, der auf einen Holzkern aufgezogen<br />
ist. Wiegetaschen, in die Babys eingeschnürt wurden und die an<br />
Bäume oder Sträucher gehängt wurden, während ihre Mütter der<br />
Arbeit nachgingen, gehören ebenfalls zu den Ausstellungsstücken.<br />
Mit allergrösstem Vergnügen liest man, dass die Lakota das Pferd,<br />
das sie im 18. Jahrhundert kennen gelernt haben und das ihnen<br />
eine sehr viel grössere Reichweite bei der Bisonjagd beschert hat,<br />
„sunka wakan“ oder „unbegreiflicher Hund“ nannten.<br />
<strong>Der</strong> Gang durch die „Sitting Bull“-Ausstellung des Völkerkundemuseums<br />
ist nicht zuletzt auch ein Streifzug durch die Indianer-<br />
Fantasien der eigenen Kindheit. Das Schwelgen darin muss<br />
dem Zurechtrücken falscher Vorstellungen nicht unbedingt im<br />
Wege stehen.<br />
Sitting Bull und seine Welt. Museum für Völkerkunde Wien.<br />
www.ethno-museum.co.at, www.khm.at<br />
74 A 4 Magazin für Aussereuropäische Kunst und Kultur
„Tatanka-Iyotanka – Sitting Bull“<br />
Rudolf Cronau, Feder- und Bleistiftzeichnung, Fort Randall,<br />
25. Oktober 1881<br />
© Gerold Wunderlich & Co., Inc., New York<br />
Frosted, Sioux-Medizinmann, in Gefängnistracht<br />
David F. Barry, Fotografie, um 1890<br />
© Denver Public Library<br />
Sitting Bull<br />
Orlando S. Goff, Fotografie, 20. Juli 1881<br />
© Library of Congress, Washington<br />
Magazin für Aussereuropäische Kunst und Kultur A 4 75
Text: Gert Chesi / Fotos: Gerhard Merzeder<br />
grenzgänger<br />
zwischen den<br />
kulturen<br />
Anton Christian<br />
Er ist siebzig, Jäger, Sammler und Maler. Seine Heimat ist Tirol, hier hat er<br />
einen grossen Teil seines Lebens verbracht, hier sind die meisten seiner Werke<br />
entstanden. Wenn ein Künstler Masken sammelt, dann hat das gewöhnlich<br />
Gründe, die in der Tiefe seiner Psyche verankert liegen. Ein Narr, der glaubt,<br />
sie könnten in einer flüchtigen Geschichte beschrieben werden. Dennoch sollte<br />
es erlaubt sein, Reflexionen aus der Begegnung mit dem Künstler und dem<br />
Sammler wiederzugeben, so als beträfen sie zwei verschiedene Menschen, von<br />
denen jeder glaubt, dass die Passion des anderen die weniger wichtige sei.<br />
Magazin für Aussereuropäische Kunst und Kultur A 4 77
Friedvoll und versöhnlich, aggressiv und voll furchterregender Expression<br />
verschmelzen sie bei aller Andersartigkeit zu einer Einheit.<br />
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An den Wänden seines geräumigen Hauses in Natters herrscht<br />
Platzmangel. Dicht nebeneinander hängen die Masken aus<br />
mehreren Kontinenten, harmonisch ergänzt durch afrikanische<br />
Ahnenfiguren und Fetische. Was die Menschen nicht zustande<br />
brachten, gelang ihren Ritualobjekten. Friedvoll und versöhnlich,<br />
aggressiv und voll furchterregender Expression verschmelzen<br />
sie bei aller Andersartigkeit zu einer Einheit. Sie verbindet ein<br />
zutiefst menschliches Bedürfnis, sie sind einst geschnitzt und<br />
bemalt worden, um das Böse zu bannen und der Angst Einhalt<br />
zu gebieten.<br />
Die Geschichte der Masken ist ein Teil der Menschheitsgeschichte.<br />
Sie führt zurück in die Zeiten magischen Denkens,<br />
in der Menschen mit Zauberei und Gebeten versuchten, die<br />
übermächtige Natur zu beherrschen. Die Maske verlieh ihnen<br />
die Möglichkeit, eine andere Identität anzunehmen, aus der<br />
Zerbrechlichkeit und Beschränktheit ihrer biologischen Existenz<br />
auszubrechen, um Teil jener Zwischenwelt zu werden, in der<br />
Geister und Dämonen das Schicksal der Kreaturen bestimmen.<br />
An den Wänden des Ateliers zeigt sich die Gegenwelt. Hier<br />
bestimmt der Maler den Weg seiner Protagonisten, hier herrscht<br />
er nicht nur über Farben und Leinwände, er spielt mit Figuren<br />
und Gedanken, als wären sie Marionetten, ferngesteuert vom<br />
Meister, der ihnen die Plätze zuweist. Eine Frage drängt sich<br />
auf: Forciert eine Leidenschaft die andere, oder haben sie<br />
sich unabhängig voneinander entwickelt, wie das auch bei<br />
78 A 4 Magazin für Aussereuropäische Kunst und Kultur
Geschwistern geschieht? Wären die Bildinhalte des Malers<br />
Anton Christian andere, wenn er nicht eines Tages vor langer<br />
Zeit zu sammeln begonnen hätte? Um diesen Fragen auf den<br />
Grund zu gehen, muss man fünfzig Jahre zurückblicken, in eine<br />
Zeit, in der er das Wesen der Kunst und das der Ethnografie<br />
zu verstehen begann. Beide sind menschliche Phänomene, die<br />
sich abseits profaner Lebensstrategien ihren Weg bahnen. Dort,<br />
wo der Mensch an seine Grenzen stösst, wo eine ganze Palette<br />
von Emotionen Gestalt annehmen möchte, dort versagt oft die<br />
Sprache und das, was man gemeinhin unter Kommunikation<br />
versteht. Hier öffnet sich das weite Feld der Kunst, in der der<br />
Maler sein Anliegen formuliert. Hier zählt nicht mehr die<br />
Akzeptanz des Marktes oder die Stimme des Kritikers, hier sieht<br />
sich der Künstler allein gelassen mit der Leinwand, die er zu<br />
bewältigen hat. Anton Christian hat sich als Künstler stets dem<br />
Mainstream entzogen. Er hat in einer Zeit, in der die Abstraktion<br />
die Malerei dominierte, die Darstellung des Gegenständlichen<br />
nie aufgegeben. Trotzdem war er kein Naturalist. Seine oft bis ins<br />
Detail akribisch gestalteten Allegorien waren immer Reaktion<br />
auf den geschichtlichen Zeitraum, in dem er wirkte. Er reagierte<br />
anders, als es allgemein erwartet wurde. Fast altmeisterlich in<br />
der Technik und verschlüsselt in den Themen übergab er seine<br />
Werke den Betrachtern. Es durfte also nicht verwundern, dass<br />
seine Bilder polarisierten, Zustimmung aber auch Ablehnung<br />
erfuhren. Man konnte seiner Arbeit vieles vorwerfen, aber nicht,<br />
dass sie oberflächlich oder ungekonnt war. Seine Meisterschaft<br />
Magazin für Aussereuropäische Kunst und Kultur A 4 79
Inspiriert durch die aktionistisch gefertigten Masken der Ganda<br />
(Burkina Faso) entstehen Anton Christians Ethno-Porträts.<br />
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als Maler hat auch den Umgang mit den Objekten seiner<br />
Kollektion bestimmt. Jeder, der eine Sammlung aufgebaut<br />
hat, kennt die immer wiederkehrenden Fragen. Nach welchen<br />
Gesichtspunkten wird gesammelt, auf welchem finanziellen<br />
Niveau befindet sich die Sammlung – und schliesslich wird die<br />
Frage zu beantworten sein, ob die Sammlung auf Expertenebene<br />
angemessene Akzeptanz findet.<br />
Um es vorwegzunehmen: Anton Christian gehört zu jenem<br />
Sammlertyp, der nur erwirbt, was ihm gefällt und was im<br />
Gebäude seiner Vorstellungen Platz findet. Ob ein Objekt aus<br />
einer berühmten Sammlung kommt oder irgendwo zufällig<br />
erworben worden ist, das ist eine zweitrangige Frage. Wichtiger<br />
ist, dass sich der Künstler nie über den Sammler erhoben hat,<br />
wie andere Künstler es taten, die ethnografische Werke durch<br />
Bemalung oder Umgestaltung verändert oder zerstört haben.<br />
Im Gegenteil: Anton Christian beherrscht das Handwerk des<br />
Restaurators und hat viele Objekte, deren Zustand bedenklich<br />
war, wiederhergestellt. Hier zeigt sich auch eine tiefe Beziehung<br />
zu und ein angemessener Respekt vor den Stücken, die nach<br />
den Kriterien seiner höchst individuellen Selektion zum Spiegel<br />
seiner Befindlichkeit wurden. Einige der Objekte tauchen in<br />
veränderter Form in seinen Bildern auf. In diesen Werken ist<br />
die Auseinandersetzung mit dem Fremden am deutlichsten<br />
spürbar. Hier wird es zur Metapher des Geheimnisvollen, des<br />
Bedrohlichen oder Rätselhaften. Wer Erklärungen erwartet,<br />
wird enttäuscht. Nur ein schlechtes Bild bedarf einer Erklärung,<br />
80 A 4 Magazin für Aussereuropäische Kunst und Kultur
Die Quellen seiner Inspiration sind vielfältig. Neben präkolumbischen<br />
Keramiken und jahrtausendealten Nok-Skulpturen sind es immer wieder<br />
die Masken, die sein Schaffen beeinflussen.<br />
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das gute erschliesst sich von selbst, auch wenn es manchmal<br />
schwerfällt.<br />
In seinem Atelier möchte man wohnen. Das Radio ist auf Ö1<br />
gestellt. Die Zeiten, in denen man sich im Jazzkeller traf, sind<br />
nicht vorbei, aber sie sind selten geworden. Wo er noch vor<br />
dreissig Jahren ganze Nächte in verrauchten Clubs verbrachte,<br />
bevorzugt er es heute, im Kreise seiner Familie Freunde<br />
einzuladen. Da wird bei edlen Weinen getafelt und über Kunst<br />
geredet. Von den Wänden schauen die Gesichter der Masken, bei<br />
aller Verschiedenartigkeit der Charaktere hat ihr Ausdruck etwas<br />
Versöhnliches. Wer ihnen losgelöst von den Ritualen, denen sie<br />
gewidmet waren, begegnet, auf den wirken sie friedvoll. Für sie<br />
und den Maler sind die wilden Jahre vorbei. Auch seine Freunde<br />
sind älter geworden, nur die Leidenschaft ist dieselbe geblieben<br />
und die Freude am sinnlichen Erleben des Schönen. Nun steht<br />
sein Sammlerleben vor der grössten Herausforderung, die<br />
finalen Stücke zu finden, die den Bestand ergänzen und adeln.<br />
Irgendwann in ferner Zukunft wird er seine Initiativen beenden,<br />
seine Sammlung aber wird weiterhin nach Ergänzungen<br />
verlangen, wie vor Jahrzehnten, als alles begonnen hat. Dann<br />
werden es vielleicht seine Söhne sein, die dieses komplizierte<br />
Erbe zu verwalten haben.<br />
Magazin für Aussereuropäische Kunst und Kultur A 4 81
Ger t Chesi<br />
Guanyin & die Legende<br />
der Miao Shan<br />
Ihre guten Taten liessen Miao Shan zu Guanyin werden.<br />
Sie hat viele Gesichter und Namen und ist Asiens populärste Göttin.<br />
82 A 4 Magazin für Aussereuropäische Kunst und Kultur
Die Legenden von Miao Shan sind aufgrund ihrer Vielzahl kaum<br />
überschaubar. Alle führen zu Guanyin, der Göttin des Mitgefühls,<br />
die in China und im südostasiatischen Raum verehrt wird. Tausende<br />
Tempel sind ihr geweiht, und überall unterscheiden sich die<br />
Mythen, weil lokale Vorstellungen sie verändert haben. In Japan<br />
nennt man sie Kannon, in Vietnam Quan Am, ein älterer Name<br />
ist Guanzizai oder Kanjizai. Im ostasiatischen Buddhismus ist sie<br />
ein weiblicher Bodhisattva, doch im Volksglauben wird sie als<br />
Göttin verehrt. Die Darstellungen Guanyins sind vielfältig. Häufig<br />
orientieren sie sich an dem Bodhisattva Avalokitesvara, dessen<br />
weiblichen Aspekt sie darstellen. Dieser Umstand geht auf eine<br />
Übersetzung des Lotus-Sutra aus dem Jahr 406 zurück, in der<br />
der Name Avalokitesvara aus dem Sanskrit in Guanyin übersetzt<br />
worden ist.<br />
Während der Tang-Dynastie (China 618–907) entwickelte sich das<br />
Bedürfnis nach einer starken femininen Gottheit. Eine der damals<br />
beliebtesten Göttinnen war die Königsmutter des Westens aus<br />
dem Daoismus. Während der Tang-Periode herrschte eine grosse<br />
religiöse Toleranz. In deren Rahmen entwickelte sich Guanyin<br />
als Mischwesen, das seine Existenz verschiedenen Quellen<br />
verdankt. Aus dem männlichen Avalokitesvara spaltete sich die<br />
weibliche Guanyin ab, die bis heute die religiöse Landschaft Asiens<br />
dominiert.<br />
In China und den umgebenden Ländern entstanden zahlreiche<br />
Statuen, die zunächst der Überlieferung folgend Guanyin als Mann<br />
darstellten. Später allerdings dominierten weibliche Aspekte,<br />
und als im späten 16. Jahrhundert portugiesische Missionare<br />
in China eintrafen, betrachteten chinesische Bildhauer deren<br />
Madonnenstatuen als Abbilder Guanyins und begannen, nach<br />
diesen Vorbildern zu schnitzen. Das erklärt, warum noch während<br />
der Ming-Periode madonnenhafte Statuetten entstanden sind.<br />
Viele der chinesischen Darstellungen orientierten sich aber an<br />
Avalokitesvara. Er/Sie braucht viele Augen, um das Leid der Welt<br />
zu sehen, und viele Arme, um überall helfen zu können. In der<br />
Literatur wird diese androgyne Gottheit mit tausend Armen<br />
beschrieben. In der Kunst sind es meist 42. Zugrunde liegt die<br />
Vorstellung, dass 25 Welten existierten. Die japanische Kannon hat<br />
zwei normale Arme und vierzig, die in jeder der anderen Welten<br />
Lebewesen retten. 40 mal 25, das sind tausend Arme. Einige der<br />
Darstellungen sind tatsächlich mit tausend Armen ausgestattet.<br />
Thailands berühmtester Guanyin-Schrein steht in Bangkok, an der<br />
Suksonti Lane. Er wurde erst 1983 vom Mönch des Mahayana-<br />
84 A 4 Magazin für Aussereuropäische Kunst und Kultur
Ordens, Guang Seng, erbaut. Hier treffen sich an hohen Feiertagen<br />
Tausende, die Guanyin anbeten und Hilfe erflehen. Die Anlage<br />
ist Zeugnis eines Zeitgeistes, der sich weit entfernt hat von den<br />
ursprünglichen Tugenden der Bescheidenheit. Hier manifestieren<br />
sich Prunk und Herrlichkeit, die die Anlage zu einer Attraktion<br />
werden lassen. Tausende von Statuen, aus wertvollstem Material<br />
gefertigt, säumen einen zentralen Turm, der weit über die<br />
Gebäude der vorstädtischen Umgebung ragt. Im Inneren brennen<br />
Tausende Kerzen und Räucherstäbchen, sie erfüllen die Räume mit<br />
beissendem Rauch. Hunderte Glocken erklingen, angeschlagen<br />
von den Gläubigen, die um grosse Springbrunnen ihre Runden<br />
ziehen. Diesen Tempel zu besuchen, ist ein Fest für die Sinne. <strong>Der</strong><br />
westliche Betrachter wird sich möglicherweise die Frage stellen,<br />
ob die buddhistische Gegenwartskunst in ferner Zukunft die<br />
gleiche Bewunderung finden wird wie die der Vergangenheit. Auch<br />
wenn man die formalen Aspekte der Devotionalien und der zur<br />
Verehrung bestimmten Monumente losgelöst von den religiösen<br />
Bestimmungen sehen würde, müsste die Feststellung Platz greifen:<br />
Bei aller handwerklichen Perfektion ist das Ergebnis reiner Kitsch.<br />
Diese Entwicklung trifft nicht nur auf die buddhistische Kunst<br />
zu, sie ist ein weltweites Phänomen innerhalb der Religionen. Es<br />
könnte aber auch sein, dass wir vor dem Hintergrund unseres<br />
Zeitgeistes die Formensprache derer, die die Massen erreichen<br />
wollen, nicht mehr verstehen. Die Geschichte wird diese Frage<br />
beantworten.<br />
Miao Shan und der Duftende Berg<br />
Diese Erzählung wurde im Jahre 1164 vom Historiker Lung-Hsing<br />
einer buddhistischen Chronik entnommen. Daraus geht hervor,<br />
dass der von 596 bis 667 u. Z. lebende Tao-Hsüan von einem Engel<br />
Folgendes erzählt bekam:<br />
Vor langer Zeit herrschte ein König namens Miao Chuang Yen.<br />
Seine Gemahlin Pao Ying gebar ihm drei Töchter; die älteste hiess<br />
Miao Yen, jene mittleren Alters Miao Yin und die jüngste Miao<br />
Shan. Als sie Miao Shan empfangen hatte, waren seltsame Dinge<br />
geschehen. Sie hatte geträumt, den Mond verschluckt zu haben,<br />
und als sie erwacht war, hatte es Blüten geregnet. Bei der Geburt<br />
Miao Shans füllte sich die Atmosphäre mit himmlischen Düften<br />
und liebliche Musik erklang allerorts. Als das Kind den Schoss<br />
seiner Mutter verlassen hatte, staunten die Anwesenden. Das<br />
Kind war so sauber und frisch, dass man es nicht mehr zu waschen<br />
brauchte. Sein Körper war mit farbigen Wolken bedeckt.<br />
Die Kunde von der Geburt einer Heiligen sprach sich schnell<br />
Magazin für Aussereuropäische Kunst und Kultur A 4 85
herum und überall herrschte ungetrübte Freude. Nur die Eltern<br />
der kleinen Miao Shan wollten nichts von diesem Wunder wissen<br />
und verfluchten, weil ihre Herzen verdorben waren, die kleine<br />
Miao Shan. Die Jahre vergingen, und als Miao Shan ein Kind<br />
geworden war, zeigte sie alle Anzeichen eines Bodhisattva. Sie war<br />
liebenswürdig und sanftmütig, sie hielt sich an die Fastengebote<br />
und kleidete sich bescheiden. Im Palast nannte man sie das<br />
Mädchen mit dem Herzen eines Buddhas. Durch ihre Anwesenheit<br />
veränderten sich die Sitten am Hof. Alle dort lebenden Frauen und<br />
Männer wandten sich einem besseren Leben zu und entsagten<br />
jeglichen Begierden. Nur Miao Shans Vater war über den<br />
unerwünschten Einfluss, den sie nahm, erzürnt. Also suchte er ihr<br />
einen Mann, den sie ehelichen sollte. Miao Shan erklärte ihren<br />
Eltern, dass sie tun werde, was man von ihr verlangt, wenn dadurch<br />
drei Unglücke verhindert werden könnten. Als man sie nach der<br />
Art der Unglücke fragte, erklärte sie:<br />
„Das erste ist das Unglück, alt zu werden und mit dem Alter viele<br />
Fähigkeiten zu verlieren. Das zweite sind die Krankheiten, die<br />
einen Menschen befallen können, der gerade noch gelenkig und<br />
kraftvoll war. Nun liegt er im Bett und hat die Freude am Leben<br />
verloren. Als drittes Unglück ist der Umstand zu nennen, dass<br />
jeder Mensch, so viele Freunde und Verwandte er auch haben<br />
mag, nach seinem Tode durch keinen von ihnen zu ersetzen ist.<br />
Wenn diese drei Unglücke durch meine Heirat zu verhindern sind,<br />
dann werde ich einwilligen. Wenn nicht, dann werde ich meinem<br />
Keuschheitsgelübde treu bleiben.“<br />
Das erzürnte den König zutiefst und er liess sie von da an die<br />
niedersten Arbeiten am Feld und im Garten verrichten. Die<br />
Königin, die Mitgefühl für Miao Shan empfand, bat den König, sie<br />
freizugeben, damit sie das von ihr so innig gewünschte religiöse<br />
Leben führen könne. Trotz seines Zornes willigte er ein. Er rief<br />
die Nonnen vom Kloster des Weissen Sperlings (Po-Ch’üeh Ssu)<br />
und trug ihnen auf, Miao Shan so grob zu behandeln, dass diese<br />
ihre Meinung ändern würde. Die eingeschüchterten Nonnen<br />
gaben Miao Shan die schwersten Arbeiten, aber niemand konnte<br />
übersehen, dass sich durch ihre Anwesenheit alles veränderte.<br />
Plötzlich wuchs das Gemüse auch im Winter, und Quellen<br />
entsprangen so nahe am Haus, dass man sich die Mühsal des<br />
Wasserholens ersparen konnte.<br />
Duftenden Berg (Hsiang-Shan). Hier lebte sie friedvoll viele Jahre.<br />
Inzwischen erkrankte ihr Vater aus Verbitterung. Als er einen<br />
Mönch zu Hilfe rief, erklärte ihm dieser: „Ich kann dich heilen,<br />
doch dazu brauche ich die Augen und Arme einer Person, die<br />
frei von Sünde ist.“ So eine Person gab es im Palast des Königs<br />
nicht. <strong>Der</strong> Mönch erklärte, dass es am Duftenden Berg einen<br />
Bodhisattva gebe, der sicher bereit sei, ihm zu helfen. So sandte<br />
der König seinen Diener zum Duftenden Berg; dort traf dieser<br />
Miao Shan. Sie sagte: „Mein Vater hat viel Böses getan, er liess<br />
Nonnen ermorden und unterdrückte die wahre Lehre. Wenn er<br />
sich aber ändern würde, wäre ich bereit, das Opfer zu bringen.“<br />
Ohne die Antwort abzuwarten, schnitt sie sich die Augen aus dem<br />
Kopf und hackte sich die Arme ab. Sie übergab alles dem Diener<br />
und beauftragte ihn, ihren Vater zu ermahnen. Als der Bote dem<br />
Mönch Augen und Arme übergab, braute dieser eine Medizin<br />
daraus, die den König auf der Stelle heilte. Er entlohnte den Mönch<br />
königlich, doch dieser sagte: „Warum bedankst du dich nicht bei<br />
dem Bodhisattva, der dir Augen und Arme gegeben hat?“ Dann<br />
war er verschwunden. <strong>Der</strong> König rief seinen Kutscher und befahl<br />
ihm, ihn zusammen mit seiner Frau und den beiden Töchtern zum<br />
Duftenden Berg zu fahren, damit er sich bedanken könne.<br />
Als sie dort eintrafen, erkannte die Königin sofort ihre Tochter<br />
Miao Shan. Sie fielen sich weinend in die Arme, und während<br />
Verwirrung und Schuldgefühle den König plagten, erfüllte sich der<br />
Raum mit verheissungsvollen Klängen. Bunte Wolken zogen auf,<br />
dieselben, die bei der Geburt Miao Shans ihren Körper verhüllt<br />
hatten. Wieder regnete es Blumen vom Himmel, und während<br />
die Menschen herbeieilten, leitete sich die heilige Manifestation<br />
ein. Ein Bodhisattva mit tausend Armen und Augen schwebte<br />
in den Himmel. Tausende waren gekommen, um das Wunder<br />
zu bezeugen. Schliesslich nahm Miao Shan wieder ihre irdische<br />
Gestalt an und verschwand mit grosser Erhabenheit.<br />
Auf die Frage, ob ein Bodhisattva jederzeit die Form eines<br />
Sterblichen annehmen könne, antwortete der Engel: „Ja, von allen<br />
Orten innerhalb Chinas ist der Duftende Berg der erhabenste.<br />
Auf diesem Berg ereignen sich bis heute die größten Wunder.<br />
Er liegt zweihundert Meilen südlich vom Berg Sung. Er ist identisch<br />
mit dem heutigen Ju-Chou.“<br />
Nach Jahren, als der König von den Wundern erfuhr, die sie<br />
wirkte, entwickelte er grossen Hass gegen seine jüngste Tochter,<br />
die inzwischen mehr bewundert wurde als er selbst. Er wollte<br />
dem Spuk ein Ende bereiten und sandte Soldaten zum Kloster<br />
mit dem Auftrag, ihm den Kopf seiner Tochter zu bringen und<br />
alle dort lebenden Nonnen zu töten. Doch als die Soldaten sich<br />
ihrem Ziel näherten, kam so dichter Nebel auf, dass sie es aus den<br />
Augen verloren. Als es tags darauf wieder aufklarte, war Miao Shan<br />
verschwunden. Sie war von einem Geist gerettet worden, der sie<br />
auf einem entfernten Felsen abgesetzt hatte. Doch auf diesem<br />
Felsen konnte sie nicht bleiben, so karg und lebensfeindlich war<br />
die Umgebung. Nachdem sie an zwei weitere Orte mit ähnlichen<br />
Bedingungen gelangt war, fand sie schliesslich ihr Ziel: den<br />
86 A 4 Magazin für Aussereuropäische Kunst und Kultur
Bruno Gironcoli inmitten seiner „Kinder“<br />
im ehemaligen Bildhaueratelier der Stadt Wien<br />
© Foto Gerhard Merzeder, 1997<br />
Bruno Gironcoli<br />
<strong>Der</strong> Bildhauer und Sammler ist am 19. Februar 2010 nach langer,<br />
schwerer Krankheit 73-jährig in Wien gestorben.<br />
Er zählte zu den bedeutendsten österreichischen Künstlern<br />
der Nachkriegszeit. Geboren in Villach, absolvierte er eine<br />
Goldschmiedlehre in Innsbruck, um anschliessend Bildhauerei<br />
an der Hochschule für angewandte Kunst in Wien zu studieren.<br />
Während eines Studienaufenthaltes in Paris begegnete er Alberto<br />
Giacometti, dessen Werke ihn beeinflussten. Monsignore Maurer,<br />
der damalige Leiter der „Galerie nächst St. Stephan“, zeigte 1968<br />
erstmals Arbeiten Gironcolis. In dieser Zeit arbeitete er mit Holz,<br />
Nylon, Eisen, Aluminium, Glas und Pech. Neun Jahre später wurde<br />
er als Leiter der Bildhauerschule an die Akademie der bildenden<br />
Künste berufen, wo er als Nachfolger Fritz Wotrubas bis 2004 tätig<br />
war. 1993 erhielt er den österreichischen Staatspreis und war im<br />
selben Jahr der offizielle Vertreter Österreichs bei der Biennale in<br />
Venedig. Im Jahre 2004 wurde im Park von Schloss Herberstein ein<br />
Gironcoli-Museum eröffnet, in dem die bislang umfangreichste<br />
Schau seiner Arbeiten zu sehen ist.<br />
Bruno Gironcoli war ein begeisterter Sammler afrikanischer und<br />
asiatischer Kunst. Sein Zugang zu fremden Kulturen war aber<br />
nicht unumstritten. Er erwarb ethnografische Objekte aus rein<br />
subjektiver Sicht und „verbesserte“ manche von ihnen durch<br />
Übermalungen oder durch Amputationen. Er bemächtigte sich<br />
der ethnografischen Kunst mit dem Argument: „Ich habe es<br />
gekauft, ich kann damit machen, was ich will.“ Glücklicherweise<br />
entstammten die von ihm „verbesserten“ Objekte nicht<br />
den wertvollsten Kategorien, sodass es durchaus auch<br />
Wertsteigerungen durch die Überarbeitungen gegeben hat.<br />
Vittorino Meneghelli<br />
© Foto Totem Gallery<br />
Vittorino Meneghelli<br />
Ein grosser Sammler und Kulturvermittler ist am 8. Februar 2010<br />
von uns gegangen. Zu den schillerndsten Persönlichkeiten unter<br />
den Sammlern afrikanischer Kunst gehörte der im 94. Lebensjahr<br />
verstorbene Industrielle und Künstler Vittorino Meneghelli.<br />
Seine Kindheit und Jugend verbrachte er in Mirano, einer kleinen<br />
Ortschaft nahe Venedig. Bereits damals zeichnete sich sein<br />
Lebensweg ab. Er fühlte sich der Kunst verpflichtet und war am<br />
Aufbau der Künstlergruppe Il Fronte Nuovo delle Arti wesentlich<br />
beteiligt. Durch seine Künstlerfreunde, besonders aber durch<br />
Alberto Viani, erlangte er Zugang zur afrikanischen Ritualkunst.<br />
Diese Faszination begleitete ihn ein Leben lang und mündete in<br />
der Meneghelli Collection, die er in Johannesburg etablierte. Als<br />
Industrieller lebte er von 1945 bis zu seinem Tod in Südafrika<br />
und arbeitete dort am Aufbau der grössten ethnografischen<br />
Sammlung des Landes. Ihm ist es zu verdanken, dass es zu<br />
einer Rückbesinnung und zu einer neuen Wertschätzung der<br />
afrikanischen Kunst innerhalb der Ursprungsländer gekommen ist.<br />
Seine Sammlung war nach persönlichen Kriterien aufgebaut, sie<br />
folgte nicht dem weltweiten Trend, nur auserlesene Objekte zu<br />
zeigen. <strong>Der</strong> Sammler Meneghelli war besonders von der Vielfalt<br />
und vom Reichtum der afrikanischen Kunst begeistert. Diesen<br />
wollte er den Menschen erschliessen und zugänglich machen.<br />
Tausende haben dieses Angebot angenommen.<br />
88 A 4 Magazin für Aussereuropäische Kunst und Kultur
in memoriam<br />
Ernst Beyeler mit seiner yu'pik-Maske<br />
der Kuskokwim, Alaska, um 1900<br />
Fondation Beyeler, Riehen/Basel<br />
© Foto Jürg Ramseier, 2000<br />
Ernst Beyeler<br />
<strong>Der</strong> Galerist und Sammler Ernst Beyeler ist 89-jährig gestorben.<br />
Bereits zu Lebzeiten war er eine Legende, ein Ausnahme-<br />
Schweizer, dessen Werk als einzigartig gelten darf. Seine Laufbahn<br />
begann in den 1940er-Jahren, in denen er Ökonomie und<br />
Kunstgeschichte studierte. <strong>Der</strong> damals knapp Zwanzigjährige<br />
arbeitete neben dem Studium in einem Basler Antiquariat, das<br />
er 1945 übernahm. Von da an widmete er sich dem Kunsthandel<br />
und verzeichnete zwischen 1959 und 1965 seinen ersten grossen<br />
Erfolg durch den Ankauf der Sammlung Thompson in Pittsburgh<br />
(USA). Aus dieser umfangreichen Kollektion gingen zahlreiche<br />
Werke von Cézanne, Monet, Picasso, Matisse, Léger, Mondrian,<br />
Braque und Klee an verschiedene Museen. Unter anderem kehrten<br />
80 Werke Giacomettis durch seine Initiative in die Schweiz zurück.<br />
Mit seiner Frau war er 1971 auch Mitbegründer und bis 1992<br />
Mitorganisator der weltweit führenden Kunstmesse Art Basel.<br />
Neben seiner erfolgreichen Tätigkeit als Kunsthändler erlangte<br />
auch seine private Sammlung internationales Renommee. Zu den<br />
Werken der Klassischen Moderne gesellten sich ethnografische<br />
Objekte aus Afrika und Ozeanien. Im Jahre 1997 eröffnete er das<br />
Beyeler-Museum in Riehen bei Basel, das wegen des enormen<br />
Publikumsinteresses schon 1999 durch einen Erweiterungsbau<br />
ergänzt werden musste. Die grossen Sonderausstellungen ziehen<br />
bis heute Scharen von Besuchern und Besucherinnen an. So durfte<br />
sich die Fondation Beyeler im Jahre 2008 über 300 000 Besucher<br />
freuen. Mit dieser Akzeptanz hat sich das Museum an die Spitze<br />
der Schweizer Ausstellungsbetriebe gereiht.<br />
Wenn private Initiativen zu Institutionen werden, verblassen oft<br />
die Namen derer, die sie ermöglicht haben. Ernst Beyeler und seine<br />
Frau Hildy werden im Gedächtnis jener bleiben, denen sie ihr Werk<br />
gewidmet haben: einer Öffentlichkeit, die die Dimension und<br />
Qualität dieses Erbes zu würdigen weiss.<br />
Magazin für Aussereuropäische Kunst und Kultur A 4 89
ücher<br />
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© 5 Continents Editions<br />
© Éditions Flammarion<br />
© 5 Continents Editions<br />
© Éditions Somogy<br />
STATUAIRE BABEMBÉ/<br />
BABEMBE SCULPTURE<br />
Autoren: Raoul Lehuard und<br />
Alain Lecomte<br />
Anhand sorgfältig ausgewählter<br />
Werke aus Museen und<br />
Privatsammlungen stellen Raoul<br />
Lehuard und Alain Lecomte die<br />
Schnitzkunst der Babembe und ihrer<br />
nächsten Nachbarn – Babwende,<br />
Bateke, Badondo-Kamba und<br />
Minkenge – vor. Charakteristische<br />
Objekte im Kunstschaffen dieser<br />
im südwestlichen Zentralafrika<br />
ansässigen Ethnien sind geschnitzte<br />
Statuetten, deren Grösse in der<br />
Regel nur zwischen etwa zehn und<br />
zwanzig Zentimetern erreicht. Die<br />
kleinen Plastiken sind besonders<br />
detailreich gestaltet; die auffälligen<br />
Augen bestehen zum Beispiel<br />
aus Einlegearbeiten aus Elfenbein<br />
oder Keramik, werden aber auch<br />
mithilfe von Knochenstückchen<br />
und Perlen betont. Grosse Sorgfalt<br />
wurde auch auf die komplexen<br />
Muster am Bauch verwandt, die<br />
Skarifizierungsnarben darstellen.<br />
Ein weiteres typisches Merkmal<br />
sind die überdimensionierten Füsse<br />
der zugleich kraftvoll und zierlich<br />
wirkenden Figuren. Die äusserst<br />
ästhetischen Statuetten wurden<br />
vorwiegend im religiösen und<br />
medizinischen Kontext verwendet.<br />
210 Seiten mit 130 Fotos<br />
Gebunden mit Schutzumschlag<br />
5 Continents Editions<br />
ISBN 978-88-7439-544-6<br />
€ 60,–<br />
Zweisprachige Ausgabe Französisch/<br />
Englisch ab Mai 2010<br />
www.fivecontinentseditions.com<br />
MUSEE DU QUAI BRANLY<br />
LA COLLECTION<br />
Herausgeber: Yves Le Fur<br />
Mit Texten von 150 international<br />
bekannten Experten<br />
Das vor wenigen Jahren in Paris eröffnete<br />
Musée du quai Branly besitzt<br />
weltweit eine der schönsten und grössten<br />
Sammlungen aussereuropäischer<br />
Kunst. Mit dem Ende 2009 publizierten<br />
Buch „Musée du quai Branly:<br />
La Collection“ führt der Kurator des<br />
Museums, Yves Le Fur, Experten und<br />
interessierte Laien auf eine kunst- und<br />
kulturhistorische Entdeckungsreise.<br />
„La Collection“, gleichzeitig auf Englisch<br />
unter dem Titel „The Collection“<br />
erschienen, ist ein beeindruckender<br />
Bildband auf hohem wissenschaftlichen<br />
Niveau. In sechs Teilbände<br />
gegliedert, behandelt er die Kunst<br />
Afrikas, Asiens, Ozeaniens, Süd- und<br />
Nordamerikas und basiert zudem auf<br />
den fotografischen und historischen<br />
Abteilungen des Museums. In den<br />
geografisch definierten Sektionen<br />
des Buchs sind jeweils vierzig der bedeutendsten<br />
Werke aus der riesigen<br />
Sammlung des Museums abgebildet.<br />
Essays von verschiedenen Autoren<br />
erläutern deren künstlerische und<br />
kunsthistorische Bedeutung sowie<br />
den kulturellen Kontext der einzelnen<br />
Objekte. Ausgezeichnet mit dem Prix<br />
du Livre d’Art Tribal 2009.<br />
480 Seiten mit 250 Farbabbildungen<br />
Gebunden mit Schutzumschlag<br />
Grösse: 24,8 x 30,7 x 4,3 cm<br />
Skira-Flammarion<br />
ISBN 978-2-081208-76-6<br />
€ 55,–<br />
www.editionsflammarion.com<br />
CHINESE TRADE CERAMICS FOR<br />
SOUTHEAST ASIA FROM THE<br />
I TO XVII CENTURY<br />
Collection of Ambassador and<br />
Mrs. Charles Müller<br />
Autorin: Monique Crick<br />
<strong>Der</strong> umfassende Bildband präsentiert<br />
die (Handels-)Geschichte und<br />
die künstlerische Entwicklung der<br />
chinesischen Exportkeramiken<br />
anhand der herausragenden Objekte<br />
der Sammlung Müller in der Genfer<br />
Fondation Baur. Dank ihrer Schönheit,<br />
feinen Farbgebung und ihrer exquisiten<br />
Formen werden chinesische<br />
Exportkeramiken seit Generationen<br />
von Kunstliebhabern, Sammlern und<br />
Wissenschaftlern als Kunstwerke<br />
bewundert. Von der Swatow-Ware<br />
bis zum jadegrünen Seladon der<br />
Song- und Yuan-Zeit (11. bis 14.Jh.)<br />
und zum berühmten blau-weissen<br />
Porzellan der Ming-Dynastie (14. bis<br />
17. Jh.) präsentiert Monique Crick,<br />
Direktorin der Fondation Baur und<br />
international renommierte Expertin<br />
für chinesisches Porzellan, in diesem<br />
aussergewöhnlichen Buch eine breite<br />
Palette von Objekten, die in Chinas<br />
Werkstätten ausschliesslich für die<br />
Ausfuhr zu den Märkten in Südostasien<br />
produziert und gestaltet wurden.<br />
Sehr häufig sind dies Gegenstände<br />
des täglichen Gebrauchs, etwa Teller,<br />
Tassen und Teekannen. Die Kunstwerke<br />
aus über 15 Jahrhunderten<br />
sind hervorragend fotografiert und<br />
detailliert beschrieben.<br />
416 Seiten mit 350 Farbabbildungen<br />
Gebunden mit Schutzumschlag<br />
5 Continents Editions in Zusammenarbeit<br />
mit der Fondation Baur, Genf<br />
ISBN 978-88-7439-463-0<br />
£ 85,–/€ 84,–<br />
ab Mai 2010<br />
www.fivecontinentseditions.com<br />
TEOTIHUACAN.<br />
GEHEIMNISVOLLE<br />
PYRAMIDENSTADT<br />
Herausgeber: Musée du quai<br />
Branly und Felipe Solís<br />
Katalog zu den Ausstellungen in<br />
Paris, Zürich und Berlin 2009/10<br />
Teotihuacan war eine kosmopolitische<br />
Metropole, die den gesamten<br />
mesoamerikanischen Raum politisch<br />
dominierte und kulturell prägte.<br />
Teotihuacans Blütezeit währte über<br />
500 Jahre, bis im 7. Jh. u. Z. eine<br />
verheerende Brandkatastrophe seinen<br />
Niedergang einleitete. Die riesige<br />
Stadt war schachbrettartig angelegt,<br />
eine breite Prozessionsstrasse bildete<br />
ihre Hauptachse. Diese verband<br />
die beiden gewaltigsten Bauwerke<br />
Mesoamerikas: die Pyramide<br />
der Sonne und die Pyramide des<br />
Mondes. <strong>Der</strong> reich bebilderte<br />
Ausstellungskatalog präsentiert<br />
rund 450 Objekte, hauptsächlich<br />
aus mexikanischen Museen. Er<br />
ermöglicht zudem einen ersten Blick<br />
auf kürzlich gemachte spektakuläre<br />
Funde, darunter die prachtvollen<br />
Beigaben aus den Gräbern in der<br />
Mondpyramide. Zu bewundern<br />
sind unter anderem Skulpturen,<br />
Masken. Weihrauchgefässe sowie<br />
Wandgemälde, die Götter und Rituale<br />
zeigen.<br />
384 Seiten mit 350 Farbabbildungen<br />
Gebunden mit Schutzumschlag<br />
Grösse: 24,5 x 29,5 cm<br />
Éditions Somogy<br />
ISBN 978-2-7572-0296-8<br />
sfr 68,–/€ 55,–<br />
Deutsche Ausgabe<br />
www.somogy.net<br />
90 A 4 Magazin für Aussereuropäische Kunst und Kultur
Magazin für Aussereuropäische Kunst und Kultur A 4 91
agenda österreich<br />
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© Pressebilder des jeweiligen Veranstalters<br />
leoben<br />
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schwaz<br />
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wien<br />
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Kunsthalle Leoben<br />
Kirchgasse 6<br />
A-8700 Leoben<br />
T: +43 (0)3842 4062-408<br />
F: +43 (0)3842 4042-410<br />
kunsthalle@leoben.at<br />
www.leoben.at<br />
Dienstag bis Sonntag 9–18 Uhr<br />
Eintritt: Erwachsene e 9,–/<br />
Kinder, Jugendliche e 4,50<br />
ALEXANDER DER GROSSE<br />
bis 1. November 2010<br />
Ein junger makedonischer König<br />
erobert um 300 v. u. Z. in nur 12<br />
Jahren ein gigantisches Reich, das<br />
sich bis nach Indien erstreckt. Ein genialer<br />
Feldherr und global denkender<br />
Regent, ein brutaler Eroberer und<br />
gelehrter Philosoph, von niemand<br />
Geringerem als von Aristoteles<br />
unterrichtet, dem das Unglaubliche<br />
gelingt – das grösste Reich in der<br />
Geschichte der Alten Welt wird ein<br />
einziges hellenistisches Imperium.<br />
Das antike Erbe dieses faszinierenden<br />
Herrschers präsentiert 2010 die<br />
Kunsthalle Leoben anhand hochkarätiger<br />
Exponate aus allen Teilen dieses<br />
ersten Weltreiches.<br />
Haus der Völker<br />
Museum für Kunst und<br />
Ethnographie<br />
St. Martin 16<br />
A-6130 Schwaz<br />
T: +43 (0)5242 66090<br />
F: +43 (0)5242 66091<br />
info@hausdervoelker.com<br />
www.hdv-online.eu<br />
geöffnet täglich (365 Tage im Jahr)<br />
10–18 Uhr<br />
Eintritt: e 6,–/ermässigt e 4,–<br />
Das Erbe Chinas<br />
bis 16. Mai 2010<br />
Die Ausstellung „Das Erbe Chinas“<br />
im Haus der Völker hat es sich zur<br />
Aufgabe gemacht, ein Bild einer<br />
chinesischen Kultur zu zeichnen,<br />
das weitab der bekannten Sujets<br />
Schätze aus Tempeln und Kultstätten<br />
zeigt, deren Holzskulpturen<br />
einen Zeitraum von tausend Jahren<br />
umspannen und deren Steinobjekte<br />
von der Gandhara-Zeit bis in die<br />
Ming-Periode reichen.<br />
Westafrikanische<br />
Textilien<br />
23. Mai–12. September 2010<br />
wattens<br />
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Swarovski Kristallwelten<br />
A-6112 Wattens<br />
T: +43 (0)5224 51080<br />
www.kristallwelten.com<br />
Musik im Riesen<br />
5.–9. Mai 2010<br />
Museum für Völkerkunde<br />
Heldenplatz<br />
A-1010 Wien<br />
T: +43 (0)1 52524-0<br />
F: +43 (0)1 52524-5199<br />
info@ethno-museum.ac.at<br />
www.ethno-museum.ac.at<br />
Mi–Mo 10–18 Uhr<br />
Das Museum für Völkerkunde ist von<br />
30. März bis 10. Mai 2010 aufgrund<br />
von Abbau- und Aufbauarbeiten für<br />
die grossen Sonderausstellungen<br />
geschlossen.<br />
James Cook und die<br />
Entdeckung der Südsee<br />
12. Mai–13. September 2010<br />
<strong>Der</strong> britische Seefahrer und Entdecker<br />
James Cook (1728–1779) wurde<br />
durch drei Expeditionsreisen in die<br />
damals noch unbekannten Weiten<br />
des Pazifischen Ozeans berühmt. Ihm<br />
gelang es erstmalig, Neuseeland,<br />
Australien und die Inselwelt der Südsee<br />
zu kartografieren. Damit vervollständigte<br />
er unser neuzeitliches Bild<br />
von der Erde und widerlegte die Vorstellung<br />
von einem mythischen Südkontinent.<br />
Die Ausstellung erzählt<br />
mit rund 500 Exponaten von den<br />
Reisen des James Cook und seines internationalen<br />
Wissenschaftlerteams,<br />
das im Zeitalter der europäischen<br />
Aufklärung in einer Vielzahl von Disziplinen<br />
neue Erkenntnisse beitragen<br />
konnte: in Navigation, Astronomie,<br />
Naturgeschichte, Philosophie<br />
und Kunst. Darüber hinaus haben<br />
diese Reisen die Begründung einer<br />
neuen Wissenschaft ermöglicht, der<br />
Ethnologie. Zum ersten Mal werden<br />
in Bonn die von den Cook-Reisen<br />
mitgebrachten ethnografischen und<br />
naturhistorischen Objekte aus den<br />
verschiedensten pazifischen<br />
Kulturen wieder zusammengeführt,<br />
nachdem sie bereits Ende des 18.<br />
Jahrhunderts in frühe völker- und<br />
naturkundliche Sammlungen in ganz<br />
Europa verstreut worden waren.<br />
Viele der kostbaren Federornamente,<br />
Holzskulpturen und anderen ozeanischen<br />
Artefakte sind kunsthistorisch<br />
von unschätzbarem Wert, da<br />
Vergleichbares heute in der Südsee<br />
nicht mehr zu finden ist. Neben den<br />
ethnografischen Ausstellungsstücken<br />
werden prachtvolle Gemälde und<br />
Zeichnungen der mitreisenden Maler<br />
präsentiert, die den euphorischen<br />
und wissbegierigen Blick der Entdecker<br />
auf die exotischen Szenerien der<br />
Südsee eingefangen haben. Auch die<br />
gezeigten Schiffsmodelle, originalen<br />
Seekarten und Navigationsinstrumente<br />
machen die Cook-Reisen auf<br />
faszinierende Weise wieder lebendig.<br />
Eine Ausstellung der Kunst- und Ausstellungshalle<br />
der Bundesrepublik<br />
Deutschland, Bonn, in Kooperation<br />
mit dem Institut für Ethnologie der<br />
Universität Göttingen, dem Kunsthistorischen<br />
Museum – Museum für<br />
Völkerkunde, Wien, und dem Historischen<br />
Museum Bern (7. Oktober<br />
2010 bis 13. Februar 2011).<br />
92 A 4 Magazin für Aussereuropäische Kunst und Kultur
Magazin<br />
für Aussereuropäische<br />
Kunst und Kultur<br />
Afrika<br />
Australien<br />
Asien<br />
Amerikas<br />
Limited Edition<br />
Exklusiver Schuber mit den ersten<br />
10 Ausgaben des A 4 -Magazins<br />
Exclusive case incl. the first 10 issues<br />
of the A 4 magazine<br />
Jubiläumspreis<br />
Special offer<br />
v 99,-<br />
zzgl. Versandkosten, so lange der Vorrat reicht<br />
excl. shipping, while stocks last<br />
Bestellung/Order:<br />
A4@hausdervoelker.com<br />
D I E V I E L E N S E I T E N D E S Ö 1 C L U B . D I E S M A L :<br />
E I N E R U N S E R E R C L U B R Ä U M E .<br />
Ö 1 C L U B - M I T G L I E D E R E R H A L T E N I M > H A U S D E R V Ö L K E R –<br />
M U S E U M F Ü R K U N S T U N D E T H N O G R A P H I E < 3 3 % E R M Ä S S I G U N G .<br />
( A L L E Ö 1 C L U B - V O R T E I L E F I N D E N S I E I N O E 1 . O R F . A T . )<br />
Ö 1 G E H Ö R T G E H Ö R T . Ö 1 C L U B G E H Ö R T Z U M G U T E N T O N .
agenda schweiz<br />
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© Pressebilder des jeweiligen Veranstalters<br />
basel<br />
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burgdorf<br />
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Museum der Kulturen Basel<br />
Augustinergasse 2<br />
CH-4051 Basel<br />
T: +41 (0)61 2665600<br />
F: +41 (0)61 2665605<br />
info@mkb.ch<br />
www.mkb.ch<br />
Di–So 10–17 Uhr<br />
Eintritt: sfr 7,–/ermässigt sfr 5,–<br />
Das Ausstellungsprogramm beschränkt<br />
sich wegen Renovierung<br />
bis 2010 auf die Sonderausstellung.<br />
raffiniert und schön –<br />
Textilien aus Westafrika<br />
bis 16. Mai 2010<br />
Das Museum der Kulturen besitzt<br />
eine bedeutende Sammlung<br />
westafrikanischer Textilien, die<br />
Mitte der 1970er-Jahre systematisch<br />
angelegt und dokumentiert worden<br />
ist. Auf einer vom Schweizerischen<br />
Nationalfonds finanzierten Reise<br />
von Lagos nach Dakar trugen Dr.<br />
Renée Boser-Sarivaxévanis, damals<br />
Konservatorin der Afrika-Abteilung,<br />
und der heutige Afrika-Kurator Bernhard<br />
Gardi während 16 Monaten<br />
diese Kollektion zusammen. Jetzt,<br />
eine Generation später und auf<br />
das 50. Unabhängigkeitsjahr vieler<br />
afrikanischer Staaten hin, präsentiert<br />
das Museum der Kulturen erneut die<br />
Schönheit der mittlerweile selten<br />
gewordenen klassischen Textilkunst<br />
Westafrikas.<br />
Museum für Völkerkunde Burgdorf<br />
Im Schloss<br />
Postfach 67<br />
CH-3402 Burgdorf<br />
T: +41 (0)34 4230214<br />
F: +41 (0)34 4230448<br />
mfv@schloss-burgdorf.ch<br />
www.kulturschloss.ch<br />
April–Oktober: Mo–Sa 14–17 Uhr;<br />
So 11–17 Uhr<br />
November–März: So 11–17 Uhr<br />
Eintritt:<br />
sfr 5,–/Kinder ab 6 Jahre sfr 2,–<br />
An den Ufern des<br />
Amazonas<br />
Eine Reise zu den indianischen<br />
Kulturen Südamerikas<br />
bis Ende 2010<br />
Das Museum für Völkerkunde<br />
Burgdorf beherbergt in seinen<br />
Beständen hochkarätige Objekte aus<br />
Peru, Brasilien und Kolumbien, die<br />
eine Zeitspanne von den altamerikanischen<br />
Kulturen bis zum heutigen<br />
Alltag der indianischen Bevölkerung<br />
umfassen. Die Mehrzahl dieser<br />
Stücke war bisher im Depot aufbewahrt<br />
und wird nun erstmals<br />
öffentlich gezeigt.<br />
Die Ausstellung nimmt Sie auf eine<br />
Reise mit, die von den Küstenwüsten<br />
Perus in die Regenwälder Amazoniens<br />
führt. Die ausgewählten Objektgruppen<br />
geben einen Einblick in die<br />
Alltags- und Vorstellungswelten der<br />
dort lebenden indigenen Völker. So<br />
erfahren Sie am Beispiel einer Hockermumie,<br />
wie im vorkolumbischen<br />
Peru die Toten bestattet wurden, und<br />
entdecken, was ein Forscher in den<br />
1940er-Jahren von seiner abenteuerlichen<br />
Amazonas-Expedition zu<br />
einem entlegenen Indianerstamm<br />
zurückgebracht hat. Einen weiteren<br />
Schwerpunkt bilden die Keramiken<br />
und Textilien der Shipibo-Conibo-<br />
Indianer, die zu den bekanntesten in<br />
Südamerika zählen. Die dekorativen<br />
Muster erzählen von den Visionen<br />
der Schamanen und der unsichtbaren<br />
Welt der Geister.<br />
Die Welt zu Gast in<br />
Burgdorf<br />
bis 9. Mai 2010<br />
Die Ausstellung zeigt, wie das Städtchen<br />
an der Emme 1909 zu seinem<br />
Völkerkundemuseum gekommen ist,<br />
und stellt die wichtigsten Persönlichkeiten<br />
vor, die den Werdegang des<br />
Museums geprägt haben.<br />
Zauber der Sahara<br />
ab 29. Mai 2010<br />
In der kleinen Galerie präsentiert die<br />
Ausstellung Bilder renommierter<br />
Fotografen und Objekte aus den<br />
Kulturen Nordafrikas.<br />
Helvetisches Goldmuseum Burgdorf<br />
Eymatt 19<br />
CH-3400 Burgdorf<br />
T: +41 (0)34 4230214<br />
www.schloss-burgdorf.ch<br />
goldmuseum@schloss-burgdorf.ch<br />
Eintritt:<br />
sfr 5,–/Kinder ab 6 Jahre sfr 2,–<br />
Gold in der Kunst<br />
Westafrikas<br />
bis 16. Mai 2010<br />
Gold inspirierte die Menschen seit<br />
jeher zu künstlerischem Schaffen. Sie<br />
gestalteten Werke, die Jahrhunderte<br />
überdauerten und heute wie<br />
damals die „Seele des Goldes“ zum<br />
Schimmern bringen. Dazu gehören<br />
auch die aus Gold gegossenen oder<br />
die goldplattierten Objekte der Akan<br />
in Ghana und der Elfenbeinküste.<br />
Leider liessen Portugiesen, Briten,<br />
Franzosen und Niederländer an der<br />
„Goldküste“ Westafrikas alles, was<br />
sie nach der Eroberung verächtlich<br />
„Fetischgold“ nannten, in den<br />
Schmelztiegel wandern, um das Gold<br />
als Rohmaterial handeln zu können.<br />
Trotzdem kann in der Ausstellung<br />
ein Teil der künstlerischen Tradition<br />
der Akan und Ashanti gezeigt<br />
werden. Besonders berühmt sind<br />
die im Wachsausschmelzverfahren<br />
hergestellten Schmuckscheiben und<br />
Anhänger aus Gold. Von einer Generation<br />
auf die nächste vererbt, macht<br />
der prächtige Goldschmuck den hohen<br />
Rang und den Wohlstand seines<br />
Besitzers sichtbar. Dazu kommen mit<br />
Goldfolie überzogene Sprecherstäbe,<br />
Fliegenwedel oder Prunkschwerter,<br />
Insignien hoher Würdenträger.<br />
94 A 4 Magazin für Aussereuropäische Kunst und Kultur
Genf<br />
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Barbier-Mueller Museum Genf<br />
Rue Jean-Calvin, 10<br />
CH-1204 Genf<br />
T: +44 (0)22 3120270<br />
F: +44 (0)22 3120190<br />
musee@barbier-mueller.ch<br />
www.barbier-mueller.ch<br />
geöffnet täglich (365 Tage im Jahr)<br />
11–17 Uhr<br />
Bijoux de l’Homme, Bijoux<br />
de la Terre<br />
Collections Jean Paul & Alexis<br />
Barbier-Mueller<br />
bis 15. Mai 2010<br />
Die Schmuck-Kollektion ist ein<br />
wichtiger Teil des Barbier-Müller<br />
Museums. Das Musée des Arts<br />
Décoratifs in Paris präsentierte<br />
1994 eine Auswahl von rund 500<br />
Schmuckstücken der Sammlung an<br />
prominenter Stelle im Hauptsaal<br />
des Museums. Die Ausstellung mit<br />
dem Titel „Parure“ war in Paris ein<br />
grosser Erfolg und eine Offenbarung<br />
für die Öffentlichkeit. Auch wenn<br />
durch zahlreiche Neuerwerbungen<br />
die Sammlung erweitert wurde, und<br />
trotz anhaltender Nachfrage wurde<br />
die Schmuck-Kollektion seither<br />
nicht mehr gezeigt. Alexis, Enkel der<br />
Museumsgründer Jean Paul und Monique<br />
Barbier-Mueller, zeigte schon<br />
in sehr frühem Alter ein starkes<br />
Interesse an Mineralien. Fasziniert<br />
von der Fremdheit einzelner Stücke<br />
und ihren prächtigen Farben, besitzt<br />
er jetzt eine Sammlung von „Juwelen<br />
der Erde“, die Schönheit und Seltenheit<br />
verbinden.<br />
Mit dieser Ausstellung werden diese<br />
Mineralien erstmals im Museum<br />
präsentiert und den ethnischen, aus<br />
Rohmaterialien, Muscheln und Halbedelsteinen<br />
gefertigten Schmuckstücken<br />
der Barbier-Mueller -<br />
Sammlung gegenübergestellt.<br />
Das Herz der ausgewählten Exponate<br />
sind Miniatur-Skulpturen, wie etwa<br />
die kleinen Bronze-Figuren, die<br />
von den afrikanischen Völkern als<br />
Anhänger getragen werden. Diese<br />
Schmuckstücke erzählen uns ihre<br />
Geschichte und sind ein integraler<br />
Bestandteil der Kultur und der<br />
Denkweise der Menschen, die sie<br />
geschaffen haben.<br />
Bei der Auswahl der Exponate aus<br />
der Sammlung Alexis Barbier-Mueller<br />
wurde das Hauptaugenmerk nicht<br />
auf die Rarität der Stücke gelegt,<br />
sondern darauf, dass sie besonders<br />
spektakulär sind. Interessant ist auch,<br />
dass sowohl die Ausstellung als auch<br />
der exquisite Ausstellungskatalog<br />
eine grosse Anzahl von Exponaten<br />
aus dem Besitz von Josef Mueller,<br />
Gründer der Familiensammlung im<br />
Jahr 1907, mit Stücken vereint, die<br />
von einem Vertreter der vierten<br />
Generation – also 100 Jahre später –<br />
gesammelt wurden.<br />
Im Anschluss an Genf wird die Ausstellung<br />
im Museu Barbier-Mueller<br />
d’Art Precolombí in Barcelona und im<br />
Gold of Africa Barbier-Mueller Museum<br />
in Cape Town bis 2011 gezeigt.<br />
Musée d’Ethnographie de Genf<br />
MEG | Carl-Vogt<br />
Boulevard Carl-Vogt 65<br />
CH-1205 Genf<br />
T: +41 (0)22 4184550<br />
F: +41 (0)22 4184551<br />
musee.ethno@ville-ge.ch<br />
www.ville-ge.ch/eth<br />
Di–So 10–17 Uhr<br />
Eintritt: sfr 5,–/ermässigt sfr 3,–<br />
Le regard de Kannon<br />
bis 20. Juni 2010<br />
Als Verkörperung des allumfassenden<br />
Mitgefühls ist Kannon die beliebteste<br />
Gottheit im buddhistischen<br />
Pantheon. Er wird in allen Ländern<br />
des Fernen Ostens verehrt: von<br />
Tibet bis nach Japan, in China, Korea,<br />
Vietnam, der Mongolei und sogar in<br />
Indonesien. Dies erklärt die vielen<br />
Namen in den verschiedenen asiatischen<br />
Sprachen, wie Avalokiteshvara,<br />
Guanyin, Chenrezig, Quan Am ... Sein<br />
Name war sogar direkte Inspiration<br />
für ein weltweit bekanntes Kamera-<br />
Unternehmen.<br />
Auch heute noch wird Kannon<br />
angerufen, und es werden zu seinen<br />
Ehren Wallfahrten unternommen,<br />
um seinen Schutz in schwierigen<br />
Phasen des Lebens und seine Begleitung<br />
in der Stunde des Todes zu<br />
erbitten. Kannon ist in der Lage, sich<br />
auf verschiedenste Weise in unserer<br />
Welt zu manifestieren. Daher ist<br />
er Gegenstand einer besonders<br />
reichen rituellen und volkstümlichen<br />
Ikonografie. Seine bildlichen und<br />
skulpturalen Darstellungen erfreuen<br />
sich bei Sammlern asiatischer Kunst<br />
grosser Beliebtheit.<br />
Die Ausstellung zeigt eine Fülle an<br />
verschiedenen Erscheinungsformen<br />
des Kannon-Kultes und untersucht<br />
deren Logik und Bedeutung, um das<br />
Phänomen und die Werte besser zu<br />
verstehen, mit denen sich immerhin<br />
ein Viertel der Weltbevölkerung nach<br />
wie vor identifiziert.<br />
Beginnend mit einigen der bemerkenswertesten<br />
Exponate des MEG<br />
bietet die Ausstellung die Möglichkeit,<br />
in die spirituelle Dimension<br />
einzutauchen: Kannon als Beschützer<br />
der Lebenden und Begleiter der<br />
Sterbenden. Im weiteren Verlauf<br />
vermittelt sie dem Besucher die<br />
anspruchsvollen Grundsätze<br />
der buddhistischen Ikonografie,<br />
insbesondere durch die Sammlung<br />
von religiösen Bildern aus Japan des<br />
berühmten Anthropologen André<br />
Leroi-Gourhan. Letztendlich ist der<br />
Besucher eingeladen, den Spuren<br />
jener zu folgen, die in Scharen zu<br />
den Kannon gewidmeten Tempeln<br />
pilgern.<br />
A madagaskar<br />
Photographies de Jacques<br />
Faublée, 1938-1941<br />
30. April – 20. Juni 2010<br />
2008 erhielt das MEG 12 000 Fotografien,<br />
die zwischen 1938 und 1965<br />
vom Ethnologen Jacques Faublée<br />
aufgenommen worden sind.<br />
Die Veröffentlichung eines Teils<br />
dieser Spende lädt ein zur Reflexion<br />
über die gleichermassen historischen<br />
wie aktuellen Beziehungen zwischen<br />
Ethnografie und Fotografie und über<br />
die Art, wie unsere fotografischen<br />
Inhalte der Öffentlichkeit zugänglich<br />
gemacht werden.<br />
Präsentation des<br />
Erweiterungsbaus MEG<br />
bis 20. Juni 2010<br />
Magazin für Aussereuropäische Kunst und Kultur A 4 95
agenda schweiz<br />
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© Pressebilder des jeweiligen Veranstalters<br />
martigny<br />
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st. gallen<br />
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Musée et Chiens du Saint-Bernard<br />
Fondation Bernard et Caroline de<br />
Watteville<br />
Rue du Levant 34, CP 245<br />
CH-1920 Martigny<br />
T: +41 (0)27 7204920<br />
F: +41 (0)27 7204922<br />
info@museesaintbernard.ch<br />
www. museesaintbernard.ch<br />
geöffnet täglich 10–18 Uhr<br />
Eintritt: sfr 10,–/ermässigt sfr 6,–<br />
MASKen des HIMALAYAS<br />
bis Ende Dez. 2010<br />
Mit einer Rotation von mehr als 200<br />
Exemplaren aus bedeutenden privaten<br />
Sammlungen sowie berühmten<br />
Museen (Musée Barbier-Mueller,<br />
MEG in Genf, Museum der Kulturen<br />
in Basel) handelt es sich um die<br />
erste Ausstellung, die sich in diesem<br />
Umfang den Masken des Himalayas<br />
widmet. Die Ausstellung schliesst<br />
verschiedenste Einflüsse ein – animistisch<br />
und schamanisch, hinduistisch<br />
und buddhistisch –, gleichwohl deckt<br />
sie die ganze Himalaya-Region ab:<br />
vom Ladakh zum indischen Kashmir,<br />
von Nepal bis Bhutan und vom<br />
Arunchal Pradesh bis Tibet. Gezeigt<br />
wird ein umfangreiches Panorama an<br />
Masken aus dieser Region.<br />
Historisches und Völkerkundemuseum<br />
Museumstrasse 50<br />
CH-9000 St. Gallen<br />
T: +41 (0)71 2420643<br />
F: +41 (0)71 2420644<br />
info@hmsg.ch<br />
www.hmsg.ch<br />
Di–So 10–17 Uhr<br />
Eintritt: sfr 10,–/ermässigt sfr 4,–<br />
Indiens Tibet – Tibets Indien<br />
bis 18. April 2010<br />
<strong>Der</strong> deutsche Archäologe August<br />
Hermann Francke erkundete bereits<br />
1909 den Westhimalaya und hielt<br />
zusammen mit seinem Fotografen<br />
Babu Pindi Lal diese faszinierende<br />
Landschaft und ihre Bevölkerung in<br />
Wort und Bild fest. Dreissig Jahre<br />
später flüchtete der österreichische<br />
Bergsteiger und Forschungsreisende<br />
Heinrich Harrer durch den Westhimalaya<br />
nach Tibet. Später kehrte<br />
er als freier Mann in die Gegenden<br />
zurück.<br />
<strong>Der</strong> Frankfurter Autor und Fotograf<br />
Peter van Ham bereist seit über<br />
zwanzig Jahren auf den Spuren Franckes<br />
und Harrers die Bergwüsten von<br />
Kinnaur, Spiti, Lahaul, Rupshu, Nubra,<br />
Zanskar und Ladakh.<br />
Bequemer und sicherer durchqueren<br />
die Besucher/innen der Ausstellung<br />
von Shimla nach Ladakh auf alten<br />
Pfaden und neuen Wegen, entlang<br />
atemberaubender historischer und<br />
gegenwärtiger Fotografien, vorbei an<br />
beeindruckenden kulturellen und religiösen<br />
Zeugnissen aus über tausend<br />
Jahren, um am Ende die innere und<br />
äussere Reise im Einklang zu erleben.<br />
Verborgener Zauber<br />
Afghanistans<br />
Fotografie-Ausstellung Herbert<br />
Maeder<br />
bis 13. Juni 2010<br />
Die Berichterstattung in den Medien<br />
zeigt uns heute den afghanischen<br />
Vielvölkerstaat in Bildern, die wir<br />
schnell wieder vergessen möchten.<br />
Ganz anders die Fotografien von Herbert<br />
Maeder, die ein lebendiges und<br />
farbenfrohes Land von zauberhafter<br />
Schönheit widerspiegeln. Ursprünglich<br />
haben die imposanten Berge des<br />
Hindukusch den Appenzeller Fotojournalisten<br />
Ende der 1960er-Jahre<br />
nach Afghanistan geführt. Neben<br />
den Bergwelten hat Herbert Maeder<br />
dort vor allem Menschen gefunden –<br />
Menschen, die sein Leben wesentlich<br />
geprägt haben. Die Fotografien von<br />
geduldig arbeitenden Hazaraz, stolzen<br />
nomadisierenden Paschtunen,<br />
verwegenen Buzkaschireitern, einflussreichen<br />
Kaufleuten und modernen,<br />
emanzipierten Frauen zeigen ein<br />
Afghanistan, wie es leider nicht mehr<br />
existiert. Die Sonderausstellung ist in<br />
die überregionale Ausstellungsreihe<br />
„Berge – Menschen – Kulturräume“<br />
eingebunden, welche anlässlich des<br />
80. Geburtstags von Herbert Maeder<br />
Höhepunkte seines fotografischen<br />
Schaffens vorstellt.<br />
Vom rätselhaften<br />
Gegenstand zum<br />
Ausstellungsobjekt<br />
Sonderausstellung im Anschluss<br />
an die Afrika-Tagung<br />
28.–30. Mai 2010<br />
Die Vereinigung der Freunde Afrikanischer<br />
Kulturen veranstaltet ihre<br />
Frühlingstagung im Historischen und<br />
Völkerkundemuseum in St. Gallen.<br />
Über die Jahre haben zahlreiche<br />
Afrikana durch Schenkungen den<br />
Weg ins St. Galler Museumsmagazin<br />
gefunden. Eine wissenschaftliche<br />
Beurteilung und Einordnung der<br />
Objekte fehlt aber. An der Tagung<br />
werden rund 100 Afrikaspezialisten,<br />
Sammler und Ethnologen die<br />
unbeschriebenen Gegenstände in<br />
Workshops analysieren und bewerten.<br />
Bei Vorträgen, Podiumsdiskussionen<br />
und einem Filmabend werden<br />
aktuelle Fragen zu den afrikanischen<br />
ethnografischen Objekten erörtert.<br />
Im Anschluss an die Tagung verlegen<br />
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />
des Historischen und Völkerkundemuseums<br />
ihren Arbeitsplatz in den<br />
grossen Ausstellungssaal. Inventarisatoren,<br />
Registrare und Restauratoren<br />
bearbeiten die unzähligen unbekannten<br />
Afrika-Gegenstände aus dem<br />
Depot im Dachboden. Sie erklären<br />
dem Publikum ihre Arbeit und stellen<br />
die neu bestimmten Objekte in einer<br />
Ausstellung vor.<br />
96 A 4 Magazin für Aussereuropäische Kunst und Kultur
zürich<br />
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Mumien – Ägyptische Grabschätze<br />
aus Schweizer<br />
Sammlungen<br />
19. Juni–Oktober 2010<br />
Das Interesse für Mumien und<br />
ägyptische Grabschätze hat auch in<br />
der Schweiz eine lange Tradition.<br />
Im Zuge der auf die Entdeckung des<br />
Grabes von Tutanchamun folgenden<br />
„Ägyptomanie“ sind viele Objekte<br />
aus Ägypten in die Schweiz gelangt.<br />
Davon legen Bestände in zahlreichen<br />
Schweizer Museen und Sammlungen<br />
Zeugnis ab. Das Historische und<br />
Völkerkundemuseum hat 1957 von<br />
der Erziehungsdirektion des Kantons<br />
Glarus einen Sarkophag mitsamt<br />
Mumie erhalten. Letztere ist in den<br />
letzten Jahren gründlich untersucht,<br />
aber noch nie öffentlich ausgestellt<br />
worden. Zusammen mit zahlreichen<br />
Ägyptiaka aus der eigenen Sammlung<br />
und von weiteren Schweizer Museen<br />
steht die Sommerausstellung ganz<br />
im Zeichen der menschlichen Vergänglichkeit<br />
und des Glaubens an ein<br />
Weiterleben nach dem Tod.<br />
Nordamerika Native Museum<br />
(NONAM)<br />
Seefeldstrasse 317<br />
CH-8008 Zürich<br />
T: +41 (0)43 4992440<br />
F: +41 (0)43 4992449<br />
nonam@ssd.stzh.ch<br />
www.stadt-zuerich.ch/nonam<br />
Di–Fr 13–17 Uhr, Mi 13–20 Uhr,<br />
Sa, So sowie an eidg. Feiertagen<br />
10–17 Uhr<br />
Eintritt: sfr 8,–/ermässigt sfr 6,–/<br />
Kinder sfr 3,–/Familien sfr 20,–<br />
m∂ntu'c - Little Spirits<br />
Die Sprache der Glasperlen<br />
Sonderausstellung bis<br />
15. November 2010<br />
Sie waren mehr als nur Perlen aus<br />
Glas. Ihre Formen glichen den Beeren<br />
des Waldes, ihr Glanz hatte etwas<br />
Übernatürliches. Für die Indianer, die<br />
zum ersten Mal Glasperlen aus der<br />
Hand europäischer Pelzhändler entgegennahmen,<br />
waren sie Geschenke<br />
der Götter. Nie zuvor hatten sie<br />
Ähnliches gesehen. Sie nannten die<br />
Perlen „Augen des grossen Geistes“,<br />
„kleine Geistersamen“ oder auch<br />
„kleine Mächte“. Dass sie dem Reich<br />
der Geister entstammten, schien<br />
unbestreitbar. Glasperlen erschienen<br />
den Indianern so wertvoll, dass<br />
sogar Pferde für eine Handvoll Perlen<br />
verkauft wurden. Die verbreitete<br />
Annahme, dass die Indianer sogar<br />
Manhattan für eine Handvoll Perlen<br />
an die Holländer verkauft haben,<br />
entstammt hingegen wohl dem Reich<br />
der Legenden. Doch es gibt andere<br />
spannende Geschichten, die Sie in<br />
der neuen Ausstellung erfahren können<br />
– und es gibt viele wunderschöne<br />
Perlenarbeiten zu sehen.<br />
Museum Rietberg Zürich<br />
Gablerstrasse 15<br />
CH-8002 Zürich<br />
T: +41 (0)44 20063131<br />
museum.rietberg@zuerich.ch<br />
www.rietberg.ch<br />
Di–So 10–17 Uhr,<br />
Mi, Do 10–20 Uhr<br />
Eintritt: sfr 16,–/ermässigt sfr 12,–<br />
Mexiko: Teotihuacan<br />
Geheimnisvolle Pyramidenstadt<br />
bis 30. Mai 2010<br />
Teotihuacan war einst die grösste<br />
Stadt im präkolumbischen Amerika –<br />
eine kosmopolitische Metropole mit<br />
einzigartigen Monumentalbauten.<br />
Zwischen 100 und 650 u. Z., also<br />
bereits rund 1 000 Jahre vor den<br />
Azteken, war die Stadt eine kulturelle<br />
und wirtschaftliche Grossmacht,<br />
die den gesamten mesoamerikanischen<br />
Raum beeinflusste. Eine<br />
breite Prozessionsstrasse bildete die<br />
Hauptachse der schachbrettartig<br />
angelegten Stadt. Sie verband die<br />
beiden gewaltigsten Bauwerke Mittelamerikas:<br />
die Pyramide der Sonne<br />
und die Pyramide des Mondes. Diese<br />
wurden von zahlreichen Tempelplattformen<br />
und Palastkomplexen<br />
flankiert. Malereien mit reichhaltiger<br />
Symbolik, in kräftigen Farben auf<br />
den noch feuchten Putz aufgetragen,<br />
schmückten ihre Wände. Die Stadt<br />
war unterteilt in Wohnbereiche<br />
und Handwerksviertel, aber auch in<br />
Quartiere, in denen Menschen aus<br />
anderen Gebieten Mexikos wohnten,<br />
die viel von ihrer heimatlichen Kultur<br />
beibehalten hatten.<br />
Die Blütezeit von Teotihuacan währte<br />
über 500 Jahre, bis es im 7. Jh. zu<br />
einer verheerenden Brandkatastrophe<br />
kam, welche den Niedergang der<br />
Pyramidenstadt einleitete.<br />
Zur Zeit der Azteken, im 15. und<br />
16. Jh., lag die Stadt schon seit fast<br />
einem Jahrtausend in Trümmern.<br />
Die Azteken waren es, die diesem<br />
geheimnisvollen Ort den Namen<br />
gaben: Teotihuacan, der „Ort, an<br />
dem man zu Gott wird“. Gemäss<br />
ihrer Schöpfungsmythologie wurde<br />
hier die Welt erschaffen.<br />
Die Ausstellung präsentiert rund 450<br />
Objekte aus Mexiko: farbenprächtige<br />
Wandmalereien, kostbare Tongefässe,<br />
Steinskulpturen, aus Obsidian<br />
geschnittene Figuren und wunderbaren<br />
Schmuck. Die Schau ermöglicht<br />
zudem einen ersten Blick auf kürzlich<br />
gemachte spektakuläre Funde wie<br />
die prachtvollen Opfergaben aus der<br />
Sonnen- und Mondpyramide sowie<br />
aus dem Tempel der Gefiederten<br />
Schlange.<br />
Und dennoch: Nur ein winziger<br />
Bruchteil von Teotihuacan ist bis jetzt<br />
erforscht. Noch immer umweht ein<br />
Hauch des Rätselhaften diesen Ort.<br />
Mit dieser grandiosen Sonderausstellung<br />
feiert Mexiko im Jahr 2010 das<br />
200-Jahr-Jubiläum seiner Unabhängigkeit<br />
und das 100-Jahr-Jubiläum der<br />
mexikanischen Revolution.<br />
genuss und rausch<br />
Betel, Tabak, Wein, Hasch und<br />
Opium in der indischen Maleriei<br />
Park-Villa Rieter<br />
bis 2. Mai 2010<br />
Tauchen Sie ein in die Welt von<br />
Genuss und Rausch! Lassen Sie sich<br />
von den nordindischen Bildern des<br />
16.–19. Jahrhunderts in der lauschigen<br />
Park-Villa Rieter stimulieren.<br />
Die dargestellten Rauschsubstanzen<br />
dienten nicht nur dem Genuss und<br />
der Benebelung der Sinne, sondern<br />
hatten vor allem auch soziale und<br />
religiöse Funktionen.
agenda schweiz<br />
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© Pressebilder des jeweiligen Veranstalters<br />
zürich<br />
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Tabak, Betel und Wein waren an den<br />
Höfen der Moguln und Rajputen bei<br />
Zusammenkünften beliebte Substanzen;<br />
Gläubige opferten Wein oder<br />
konsumierten bhang (Cannabis), um<br />
im Rausch mit dem Göttlichen in Berührung<br />
zu kommen. In Betelblätter<br />
eingewickelte Areka-Nüsse wurden<br />
hohen Gästen zum Kauen angeboten,<br />
reich verzierte Wasserpfeifen<br />
von Dienern für fürstliche Gelage<br />
angefacht, vergorene Substanzen<br />
von Göttern aus silbernen Schalen<br />
getrunken und Opium und Hasch<br />
von den Sufis zur Sinneserweiterung<br />
konsumiert.<br />
Krishna<br />
Göttlicher Liebhaber<br />
Park-Villa Rieter<br />
4. Mai–29. November 2010<br />
Auch wenn Götter lieben, liegen Leidenschaft,<br />
Sehnsucht, Eifersucht und<br />
Enttäuschung nahe beieinander. In<br />
Versform erzählt das Lied des Kuhhirten<br />
von den amourösen Abenteuern<br />
Krishnas mit den Kuhhirtinnen.<br />
Lyrische Liebespfeile schwirren durch<br />
die Lüfte, die Hauptakteurin Radha<br />
erliegt dem Liebesrausch.<br />
Falken, Katzen, Krokodile<br />
Tiere im Alten Ägypten<br />
Novartis-Saal<br />
25. Juni–14. November 2010<br />
Im Alten Ägypten waren Tiere von<br />
grosser Bedeutung: Ihre Eleganz und<br />
Schönheit wurden bewundert, ihre<br />
Kraft wurde zugleich gefürchtet, vor<br />
allem aber wurden sie verehrt. Denn<br />
viele Tiere galten als Träger göttlicher<br />
Kräfte. So manifestierten sich beispielsweise<br />
die Gottheiten Horus im<br />
Falken, Bastet in der Katze und Sobek<br />
im Krokodil.<br />
Die Ausstellung präsentiert eine<br />
Tierwelt, wie sie zur damaligen<br />
Zeit in den Weiten der Wüste, im<br />
Wasser des Nils oder im fruchtbaren<br />
Schwemmland Ägyptens anzutreffen<br />
war. Rund 100 Tierdarstellungen aus<br />
dem Metropolitan Museum of Art,<br />
New York, und dem Ägyptischen<br />
Museum, Kairo – entstanden in<br />
einem Zeitraum von 3 000 Jahren –<br />
sind nun zu bestaunen: Atemberaubend<br />
sind die Qualität und Raffinesse<br />
ihrer Herstellung.<br />
Bhutan<br />
Heilige Kunst aus dem Himalaya<br />
Werner Abegg Saal<br />
4. Juli–17. Oktober 2010<br />
In dem kleinen Königreich Bhutan<br />
am Rande des Himalayas sind die<br />
alten Traditionen bis heute lebendig<br />
geblieben. Noch immer prägt der<br />
Buddhismus das kulturelle, politische<br />
und religiöse Leben. In den zahlreichen<br />
Tempeln und Klöstern Bhutans<br />
werden Figuren und Bilder als heilige<br />
Objekte verehrt. Nur in bestimmten<br />
Ritualen werden sie hervorgeholt,<br />
damit sie ihre spirituelle Aura entfalten<br />
und die Gläubigen auf den Weg<br />
zur Erleuchtung führen. Über 100<br />
dieser eindrucksvollen buddhistischen<br />
Kunstwerke werden hiermit<br />
erstmals einem grösseren Publikum<br />
präsentiert.<br />
Völkerkundemuseum der<br />
Universität Zürich<br />
Pelikanstrasse 40, CH-8001 Zürich<br />
T: +41 (0)44 6349011<br />
F: +41 (0)44 6349050<br />
musethno@vmz.unizh.ch<br />
www.musethno.unizh.ch<br />
Di–Fr 10–13 Uhr und 14–17 Uhr,<br />
Sa 14–17 Uhr, So 11–17 Uhr<br />
Eintritt frei<br />
Karikaturen aus Indien<br />
bis 13. Juni 2010<br />
72 Zeichnungen von 24 herausragenden,<br />
überwiegend zeitgenössischen<br />
Karikaturisten geben einen Einblick<br />
in die vielfältige indische Karikaturenlandschaft<br />
und die lebhafte Entwicklung<br />
der grössten Demokratie der Welt.<br />
Sofabilder aus Varanasi<br />
Fotografien von Fabian Biasio<br />
bis 27. Juni 2010<br />
Die Familienporträts, die Fabian<br />
Biasio in Varanasi, der heiligen Stadt<br />
am Ganges in Indien, fotografiert<br />
hat, verstehen sich als Versuch einer<br />
nicht repräsentativen, religions- und<br />
kastenübergreifenden fotografischen<br />
Feldarbeit: Wie äussern sich die<br />
verschiedenen Arten von Frömmigkeit<br />
der einzelnen Religionsgruppen?<br />
Welche Unterschiede sind<br />
erkennbar? Was zählt mehr, die<br />
Grösse des Hausaltars, die Grösse<br />
der Kinderschar oder die Grösse des<br />
Fernsehers?<br />
Die Kunst des Fälschens<br />
untersucht und aufgedeckt<br />
bis 30. Mai 2010<br />
Die vom Museum für Asiatische<br />
Kunst, Berlin, übernommene Ausstellung<br />
zeigt anhand von Authentizitätsuntersuchungen<br />
auf, wie raffiniert<br />
sich Fälscher und Materialwissenschaftler<br />
im Wettlauf nach Echtheitsmerkmalen<br />
bzw. -bestätigungen zu<br />
steigern imstande sind.<br />
Jeder, der sich mit Kunst befasst,<br />
wird früher oder später vor die Frage<br />
gestellt, inwieweit er den in Museen,<br />
Galerien, Kunst- und Antiquitätenhandlungen<br />
ausgestellten Objekten<br />
Glauben schenken darf.<br />
Galerie Walu<br />
Rämistrasse 25, CH-8001 Zürich<br />
T: +41 (0)44 2802000<br />
info@walu.ch, www.walu.ch<br />
GOLD IN DER KUNST<br />
WESTAFRIKAS<br />
Sonderausstellung<br />
22. Mai bis 26. Juni 2010<br />
Gold – seit Jahrtausenden verehren<br />
und begehren Menschen das glänzende<br />
Edelmetall. Es ist ein besonderer,<br />
ein wertvoller, ein faszinierender<br />
Rohstoff, der nicht korrodiert, eine<br />
enorm hohe Zugfestigkeit aufweist<br />
und zu den seltensten chemischen<br />
Elementen unseres Planeten zählt.<br />
Obwohl Gold nicht magnetisch ist,<br />
übt es doch grösste Anziehungskraft aus!<br />
Gold ist schön, rar und ideal zu verarbeiten,<br />
es ist das goldrichtige Metall<br />
für das menschliche Bedürfnis, (sich)<br />
zu schmücken. Seit langen Zeiten<br />
wird es zu kostbaren Preziosen<br />
verarbeitet, die damals wie heute die<br />
„Seele des Goldes“ zum Schimmern<br />
bringen.<br />
An Afrikas Westküste, in Ghana und<br />
der Republik Elfenbeinküste, beherrschen<br />
die Schmiede der Akan-Völker<br />
diese Kunst seit Jahrhunderten –<br />
Zeugnisse ihres meisterhaften Schaffens<br />
sind bezaubernder Schmuck<br />
und prächtige Würdezeichen in<br />
dieser Ausstellung von Kunstwerken<br />
aus dem Bestand der Galerie Walu.<br />
Katalog zur Ausstellung:<br />
Autoren: Karin Guggeis, Werner<br />
Lüthi, Barbara Rusch<br />
74 Seiten, 100 Abbildungen,<br />
Softcover, 21 x 28 cm<br />
ISBN 978-3-9522495-7-4<br />
sfr 20,–/E 14,– (zzgl. Versand)<br />
Zu bestellen bei Galerie Walu und<br />
online: www.walu.ch<br />
98 A 4 Magazin für Aussereuropäische Kunst und Kultur
Magazin für Aussereuropäische Kunst und Kultur A 4 99
agenda deutschland<br />
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© Pressebilder des jeweiligen Veranstalters<br />
berlin<br />
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Skulpturensammlung und Museum<br />
für Byzantinische Kunst<br />
Bode-Museum<br />
Bodestr. 1–3<br />
D-10178 Berlin-Mitte<br />
T: +49 (0)30 2090-5601<br />
F: +49 (0)30 2090-5602<br />
sbm@smb.spk-berlin.de<br />
Mo–So 10–18 Uhr, Do bis 22 Uhr<br />
Eintritt: e 8,–/ermässigt e 4,–<br />
Kindheit am Nil<br />
Spielzeug – Kleidung – Kinderbilder<br />
aus Ägypten<br />
bis 6. Juni 2010<br />
Spielzeug, Kleidung, Schule und<br />
Erziehung – auch im spätantiken<br />
Ägypten hatten Kinder ihre eigene<br />
Lebenswelt. Einen Einblick in diese<br />
Welt gewährt die Kabinettausstellung<br />
„Kindheit am Nil“ mit Exponaten<br />
vom 3. Jh. v. u. Z. bis zum 8. Jh.<br />
u. Z. Gezeigt wird Bekleidung wie<br />
Kindertuniken, Kinderschuhe oder<br />
eine Puppentunika, ausserdem sind<br />
Darstellungen von Kindern auf den<br />
Ornamentbesätzen von Textilien zu<br />
sehen, sämtliche aus den Beständen<br />
des Museums für Byzantinische<br />
Kunst. Hinzu kommen Leihgaben wie<br />
Rassel und Holzpferdchen, Ball und<br />
Beinpüppchen aus dem Ägyptischen<br />
Museum und Papyrussammlung<br />
sowie dem Museum für Islamische<br />
Kunst. Fast alle diese Gegenstände<br />
bestehen aus vergänglichen organischen<br />
Materialien, deren Erhaltung<br />
nur in dem trockenen, heissen Wüstenklima<br />
Ägyptens möglich war.<br />
Ethnologisches Museum<br />
Arnimallee 27<br />
D-14195 Berlin<br />
T: +49 (0)30 8301-438<br />
F: +49 (0)30 8301-500<br />
md@smb.spk-berlin.de<br />
Di–Fr 10–18 Uhr, Sa, So 11–18 Uhr<br />
Eintritt: e 6,–/ermässigt e 3,–/<br />
Do ab 14 Uhr Eintritt frei<br />
Vodou<br />
Kunst und Kult aus Haiti<br />
19. Mai–24. Oktober 2010<br />
Vodou evoziert die vielfältigsten<br />
Vorstellungen von aus den Gräbern<br />
steigenden Zombies und mit Nadeln<br />
durchstossenen Vodoupuppen.<br />
Diese Klischees entstanden anfangs<br />
durch Berichte von Europäern und<br />
Amerikanern über Haiti und später<br />
durch die Hollywood-Filmindustrie,<br />
die diese Themen zu immer monströseren<br />
Bildern verarbeitete.<br />
Doch Vodou entspricht nicht diesem<br />
Klischee. Das Wort „Vodou“ leitet<br />
sich von der in Benin und Nigeria beheimateten<br />
Fon-Sprache ab und bedeutet<br />
„Gott“. Aus diesen Regionen<br />
brachten afrikanische Sklaven ihre<br />
religiösen Praktiken mit nach Haiti,<br />
dem Westteil der Karibikinsel Hispaniola.<br />
Auf der Basis ihrer Religionen,<br />
in die Elemente des Katholizismus<br />
und teilweise indigene Glaubensvorstellungen<br />
integriert wurden, ist der<br />
haitianische Vodou entstanden, der<br />
bis heute beeindruckende Kunst- und<br />
Kultobjekte hervorbringt.<br />
Die Schweizerin Marianne Lehmann,<br />
die seit 1957 in Haiti lebt, konnte<br />
eine Sammlung von über 3 000<br />
Vodou-Artefakten anlegen – eine der<br />
grössten weltweit. Den Schwerpunkt<br />
ihrer Sammlung bilden Objekte<br />
einer Vodou-Geheimgesellschaft<br />
(Bizango).<br />
Pergamonmuseum,<br />
Museum für Islamische Kunst<br />
Am Kupfergraben 5<br />
D-10178 Berlin-Mitte<br />
T: +49 (0)30 20905577<br />
isl@smb.spk-berlin.de<br />
www.smb.spk-berlin.de<br />
Mo–So 10–18 Uhr, Do bis 22 Uhr<br />
Eintritt: e 12,–/ermässigt e 6,–<br />
Sammlerglück<br />
Meisterwerke aus der islamischen<br />
Welt in der Keir Collection<br />
ab 18. März 2010<br />
Die international als „Keir Collection“<br />
bekannte Sammlung islamischer<br />
Kunst von Edmund de Unger wird<br />
künftig als umfangreiche Leihgabe<br />
die Bestände des Museums für Islamische<br />
Kunst der Staatlichen Museen<br />
zu Berlin bereichern. Sie umfasst<br />
Werke aus fast allen Perioden<br />
und Kunstlandschaften der islamischen<br />
Kernländer um das Mittelmeer,<br />
aus Iran und aus Zentralasien.<br />
Brokate und Teppiche, frühmittelalterliche<br />
Bronzen, kostbare<br />
Bergkristallobjekte sowie wertvolle<br />
Kalligrafien, Miniaturen und<br />
aufwendig verzierte Bucheinbände<br />
zählen zu der Leihgabe. Prominent<br />
ist Keramik aller Perioden vorhanden.<br />
112 der insgesamt 1 500 Werke<br />
aus verschiedenen Kunst- und<br />
Kunstgewerbesparten befinden sich<br />
als „Visitenkarte“ bereits in Berlin, die<br />
übrigen werden später folgen. Seit<br />
17. März wird diese Auswahl unter<br />
dem Titel „Sammlerglück“ im Pergamonmuseum<br />
gezeigt, um Besucher<br />
in die Welt der Sammler und des<br />
Sammelns zu führen: Woher kommen<br />
die Objekte, warum sammelt<br />
man islamische Kunst? Was sieht der<br />
Sammler in seinen Stücken und wie<br />
entsteht der Wert von Objekten auf<br />
dem Kunstmarkt?<br />
Martin-Gropius-Bau Berlin<br />
Niederkirchnerstrasse 7/Ecke<br />
Stresemannstr. 110<br />
D-10963 Berlin<br />
T: +49 (0)30 25486-0<br />
F: +49 (0)30 25486-107<br />
post@gropiusbau.de<br />
www.gropiusbau.de<br />
Mi–Mo 10–20 Uhr, Di geschlossen<br />
10. Juli bis 25. September: täglich<br />
10–20 Uhr<br />
Eintritt: e 10,–/ermässigt e 5,–<br />
Schätze des Aga Khan<br />
Museum<br />
Meisterwerke der islamischen<br />
Kunst<br />
bis 6. Juni 2010<br />
Erstmals wird in Deutschland die<br />
Sammlung des Aga Khan ausgestellt.<br />
Über 200 Meisterwerke dokumentieren<br />
mehr als 1 000 Jahre Kulturgeschichte.<br />
Die im Martin-Gropius-<br />
Bau in Berlin ausgestellten Werke<br />
stammen aus der Sammlung des Aga<br />
Khan Trust for Culture. Karim Aga<br />
Khan IV. ist das geistige Oberhaupt<br />
der Ismailiten. Er wird zugleich als<br />
direkter Nachkomme des Propheten<br />
Mohammed betrachtet. Seine<br />
Sammlung gilt als eine der grössten<br />
und wertvollsten Sammlungen islamischer<br />
Kunst und wird ab dem Jahr<br />
2013 im neuen Aga Khan Museum<br />
in Toronto beheimatet sein.<br />
Die Berliner Ausstellung zeigt<br />
einige der weltweit bedeutendsten<br />
Kunstwerke aus islamisch geprägten<br />
Ländern: darunter Seiten aus dem<br />
persischen Heldenepos „Shahnama“,<br />
dem sogenannten „Buch der Könige“,<br />
des Dichters Firdawsi. Die Miniaturen<br />
zählen weltweit zu den bemerkenswertesten.<br />
Ferner das bisher älteste,<br />
arabische und erst später übersetzte<br />
Manuskript des „Kanons der Medizin“<br />
von Ibn Sina (Avicenna). Abu Ali<br />
100 A 4 Magazin für Aussereuropäische Kunst und Kultur
Federdiadem, Guiana<br />
Amazonas-Maske<br />
bonn<br />
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dresden<br />
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Ibn Sina war Philosoph und Arzt. Sein<br />
Hauptwerk diente über 500 Jahre<br />
als medizinisches Standardwerk und<br />
Lehrbuch für Ärzte in Europa. Als<br />
herausragende Kulturgüter gelten<br />
auch ein sehr gut erhaltenes mongolisches<br />
Seidendamastkleid aus dem<br />
13. Jahrhundert sowie eine Doppelseite<br />
des „Blauen Korans“ aus dem 9.<br />
Jahrhundert. Die blauen Pergamentbögen<br />
sind in goldenen Lettern<br />
im kufischen Duktus geschrieben<br />
und zählen zu den kostbarsten und<br />
aufwendigsten Koran-Manuskripten<br />
der Welt.<br />
Allgemein machen die ausgestellten<br />
Kunstwerke – Gemälde, Zeichnungen,<br />
Buchillustrationen, Manuskripte,<br />
Inschriften, Metallgefässe, Keramiken,<br />
Holzarbeiten – aufmerksam auf<br />
die aussergewöhnliche Vielfalt und<br />
den überwältigenden Reichtum eines<br />
vom Islam geprägten Kulturraums,<br />
der sich vom Maghreb und der<br />
Iberischen Halbinsel bis nach China<br />
erstreckt, in einer zeitlichen Dimension<br />
vom 8. bis zum 18. Jahrhundert.<br />
Kunst- und Ausstellungshalle<br />
der Bundesrepublik Deutschland<br />
GmbH<br />
Museumsmeile Bonn<br />
Friedrich-Ebert-Allee 4<br />
D-53113 Bonn<br />
T: +49 (0)228 9171-0<br />
F: +49 (0)228 234154<br />
info@kah-bonn.de<br />
www.bundeskunsthalle.de<br />
Di, Mi 10–21 Uhr, Do–So und<br />
Feiertage 10–19 Uhr<br />
Eintritt: e 8,–/ermässigt e 5,–<br />
Afghanistan –<br />
Gerettete Schätze<br />
Die Sammlung des Nationalmuseums<br />
in Kabul<br />
11. Juni bis 3. Oktober 2010<br />
Afghanistan ist ein Land mit einer<br />
reichen Zivilisation, die von der<br />
Bronzezeit über die griechisch-baktrische,<br />
kushanische und hephalitische<br />
Epoche bis in das islamische Zeitalter<br />
reicht. An den Handelswegen zwischen<br />
Ost und West gelegen, war das<br />
Land ein wichtiger Kreuzungspunkt<br />
der Zivilisationen in Zentralasien.<br />
Dieser Schmelztiegel der Kulturen<br />
wird anschaulich angesichts der zahlreichen<br />
archäologischen Funde.<br />
Die Ausstellung präsentiert 230<br />
Objekte aus vier archäologischen<br />
Ausgrabungsstätten des Landes.<br />
Beginnend mit der bronzezeitlichen<br />
Ausgrabungsstätte Tepe Fullol im<br />
antiken Baktrien (ca. 2000 v. u. Z.)<br />
folgt Ai-Khanum, eine von Alexander<br />
dem Grossen gegründete Stadt, die<br />
Zeugnis von den griechisch-hellenistischen<br />
Einflüssen am Rande der<br />
Steppe ablegt (4.–2. Jh. v. u. Z.).<br />
Im Mittelpunkt der Ausstellung<br />
stehen die einzigartigen Goldfunde<br />
aus den sechs Gräbern des 1. Jh. u. Z.<br />
in Tillya-tepe, die 1979 von einem<br />
russischen Archäologenteam<br />
ausgegraben wurden. Diese Objekte<br />
galten lange Zeit als verschollen und<br />
wurden erst 2004 in den Depots der<br />
Zentralbank von Kabul wiederentdeckt,<br />
wo sie den Einmarsch der<br />
russischen Armee und die Zeit der<br />
Talibanregierung unbeschadet überdauert<br />
hatten.<br />
Ägyptisches Museum<br />
der Universität Bonn<br />
Regina-Pacis-Weg 7<br />
D-53113 Bonn<br />
T: +49 (0)228 739710<br />
F: +49 (0)228 737360<br />
aegyptisches-museum@uni-bonn.de<br />
www.aegyptisches-museum.uni-bonn.de<br />
Eintritt: e 3,50/ermässigt e 2,50<br />
Di–So 12–18 Uhr, Mo und Feiertage<br />
geschlossen<br />
Das geheimnisvolle Grab 63<br />
Die neueste Entdeckung im Tal<br />
der Könige. Archäologie<br />
und Kunst von Susan Osgood<br />
bis 30. Mai 2010<br />
Gezeigt wird neben vielen archäologischen<br />
Stücken aus dem Tal der<br />
Könige und seinem Umfeld weltweit<br />
zum ersten Mal die zeichnerische<br />
Dokumentation der Funde aus<br />
der 2006 entdeckten Anlage im<br />
berühmten Pharaonen-Friedhof.<br />
Einige Beispiele des freien künstlerischen<br />
Schaffens von Susan Osgood<br />
ergänzen die Ausstellung.<br />
Museum für Völkerkunde Dresden<br />
Staatliche Ethnographische<br />
Sammlungen Sachsen<br />
Japanisches Palais<br />
Palaisplatz 11<br />
D-01097 Dresden<br />
T: +49 (0)351 8144-841<br />
F: +49 (0)351 8144-888<br />
info@mvd.smwk.sachsen.de<br />
www.voelkerkunde-dresden.de<br />
Di–So 10–18 Uhr<br />
Eintritt: e 4,–/ermässigt e 2,–<br />
Amazonien<br />
Indianer der Regenwälder und<br />
Savannen<br />
bis 31. Dezember 2010<br />
Das Dresdner Völkerkundemuseum<br />
der Staatlichen Ethnographischen<br />
Sammlungen Sachsen präsentiert<br />
prächtigen Federschmuck, bizarre<br />
Masken, künstlerisch hoch entwickelte<br />
Keramik sowie Langwaffen von<br />
extremer Grösse. Die Sonderschau<br />
im Japanischen Palais gibt auf einer<br />
Ausstellungsfläche von 800 m 2 einen<br />
Überblick über die verschiedenen<br />
Kulturlandschaften Amazoniens,<br />
thematisiert deren Entstehung<br />
und Besonderheiten, aber auch die<br />
aktuelle Situation der Ureinwohner<br />
Amazoniens. Die Exponate stammen<br />
ausschliesslich aus sächsischen<br />
Sammlungen. <strong>Der</strong> mit Abstand<br />
grösste Teil gehört zu den Beständen<br />
des Dresdner Völkerkundemuseums,<br />
der ergänzt wird durch<br />
Ethnographica aus dem Leipziger<br />
Völkerkundemuseum und durch<br />
einige Einzelobjekte aus dem Karl-<br />
May-Museum Radebeul. Die ältesten<br />
Objekte stammen aus dem 19. Jh. So<br />
stehen neben kulturellen Sachzeugen<br />
längst erloschener Stammeskulturen<br />
Ausstellungsstücke von Stämmen,<br />
die erst vor wenigen Jahren kontaktiert<br />
worden sind.<br />
Magazin für Aussereuropäische Kunst und Kultur A 4 101
agenda deutschland<br />
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© Pressebilder des jeweiligen Veranstalters<br />
Kalebassendeckel<br />
Haya, Tansania, Kiziba, 19./20. Jh.<br />
Gras, Fasern von Bananenblattscheiden,<br />
H: 34–62 cm<br />
© Foto Stephan Beckers<br />
frankfurt<br />
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Museum der Weltkulturen<br />
Schaumainkai 29–37<br />
D-60594 Frankfurt am Main<br />
T: +49 (0)69 21245115<br />
F: +49 (0)69 21230704<br />
julia.rajkovic-kamara@stadtfrankfurt.de<br />
www.mdw-frankfurt.de<br />
www.journal-ethnologie.de<br />
Di, Do–So 10–17 Uhr, Mi 10–20 Uhr<br />
Eintritt: € 3,60/ermässigt € 2,–<br />
Being Object. Being Art.<br />
Meisterwerke aus den<br />
Sammlungen des Museums der<br />
Weltkulturen Frankfurt am Main<br />
bis 31. Oktober 2010<br />
Kulturen in ihrer Einzigartigkeit und<br />
Vielfalt zählen zum Reichtum dieser<br />
Welt – ebenso wie ihre materiellen<br />
Erzeugnisse. Dies spiegelt sich in<br />
den qualitätvollen ethnografischen<br />
Sammlungen aus Afrika, Amerika,<br />
Südostasien, Ozeanien und Ostasien<br />
des Museums der Weltkulturen<br />
Frankfurt am Main wider. Erstmals<br />
werden aus der Fülle des etwa 67 000<br />
Objekte umfassenden Sammlungsbestandes<br />
dieses Museums nun<br />
130 Ethnographica, Gebrauchs- oder<br />
Ritualgegenstände aus indigenen<br />
Gesellschaften unter dem Aspekt des<br />
„Meisterwerkes“ in einem exquisiten<br />
Kunstprojekt vorgestellt.<br />
<strong>Der</strong> Begriff „Meisterwerk“ entstammt<br />
der jahrhundertealten Tradition<br />
der Handwerksausbildung. Während<br />
ein Geselle seine Ausbildung<br />
mit dem „Gesellenstück“ abschloss,<br />
erhielt nur derjenige den Titel eines<br />
Meisters, der – neben vielen anderen<br />
zu erfüllenden Voraussetzungen –<br />
aufgrund seiner überragenden handwerklichen<br />
Arbeiten gemeinhin als<br />
„Meister“ anerkannt wurde.<br />
Von den Abteilungskustoden nach<br />
persönlichen Gesichtspunkten<br />
ausgewählt, soll der Betrachter das<br />
Ausserordentliche, das Elaborierte,<br />
das Andere, das Perfekte, das<br />
Harmonische oder gerade das<br />
Beunruhigende in den jeweiligen<br />
Objekten entdecken. Wenngleich<br />
die Präsentation der Werke, von<br />
denen aus Platzgründen nur 98 in der<br />
Ausstellung gezeigt werden können,<br />
den Kunstaspekt betont, werden die<br />
Objekte aber auch in ihrem ethnologischen<br />
Kontext gedeutet.<br />
<strong>Der</strong> Titel „Being Object. Being Art.<br />
Meisterwerke aus den Sammlungen<br />
des Museums der Weltkulturen<br />
Frankfurt am Main“ verdeutlicht<br />
nämlich das Anliegen der Ausstellungskuratoren:<br />
Die im Rahmen der<br />
Präsentation aussereuropäischer<br />
Kunst immer wieder diskutierte<br />
Frage „Kunst oder Kontext“ ist nicht<br />
mit einem apodiktischen „Entweder/<br />
oder“, sondern mit einem „Sowohl/<br />
als auch“ zu beantworten.<br />
Die Begegnung mit den Objekten,<br />
die unterschiedliche künstlerische,<br />
soziale und politische Konzepte<br />
indigener Gesellschaften verkörpern,<br />
verspricht ein einzigartiges und faszinierendes<br />
Kunsterlebnis. Letzteres<br />
wird durch den Begleitkatalog zur<br />
Ausstellung, in dem alle 130 Werke<br />
abgebildet sind, unterstrichen: Für<br />
das Projekt wurden die Objekte<br />
neu, teilweise sogar zum ersten Mal<br />
überhaupt fotografiert.<br />
Kunstvoller Widerstand<br />
Zeitgenössische Kunst aus<br />
Sri Lanka<br />
bis 24. Oktober 2010<br />
Sri Lanka – tropisches Ferienparadies<br />
für die einen, jahrzehntelanger<br />
Kriegsschauplatz für die anderen:<br />
<strong>Der</strong> Inselstaat mit seiner wechselvollen<br />
Geschichte und seinem<br />
reichen kulturellen Erbe, das vom<br />
Zusammenspiel unterschiedlicher<br />
Kulturen, Religionen und künstlerischer<br />
Traditionen geprägt ist, ruft<br />
vielfältige und oft widersprüchliche<br />
Assoziationen hervor. Kaum bekannt<br />
in Europa ist allerdings die lebendige<br />
und engagierte Gegenwartskunst des<br />
Landes.<br />
Die Ausstellung Kunstvoller Widerstand<br />
präsentiert erstmals in<br />
Deutschland eine umfassende Schau<br />
von Malerei, Grafik, Fotografien,<br />
Skulpturen und Installationen arrivierter<br />
wie auch aufstrebender srilankischer<br />
Künstlerinnen und Künstler.<br />
In ihrer innovativen Erprobung neuer<br />
Genres, Materialien und Ideen stehen<br />
diese Arbeiten in einer Tradition<br />
des bildnerischen Schaffens, die<br />
einerseits auf lokale Bildsprache und<br />
Themen zurückgreift, andererseits<br />
aber in Auseinandersetzung mit der<br />
Kunstentwicklung in Europa schon<br />
frühzeitig eine eigenständige Moderne<br />
entwickelte.<br />
In Kooperation mit dem Museum für<br />
Völkerkunde Wien und The Serendib<br />
Gallery, Colombo<br />
Galerie von Miller<br />
Braubachstrasse 33<br />
D-60311 Frankfurt<br />
T: +49 (0)69 292519<br />
F: +49-(0)69 21995290<br />
galerie.von.miller@gmx.de<br />
www.galerievonmiller.de<br />
Di–Fr 14–18 Uhr, Sa 12–14 Uhr<br />
Maternità<br />
Das Bild der Urmutter in der<br />
Afrikanischen Kunst<br />
bis 31. März 2010<br />
<strong>Der</strong> Afrikaner hat seine Kunst<br />
vornehmlich als Instrument zur Kontaktaufnahme<br />
mit den übersinnlichen<br />
Mächten geschaffen. Sie ist Ausdruck<br />
seiner Religion. So manifestiert<br />
sich in der Stammesmythologie die<br />
göttliche Kraft besonders häufig in<br />
der Darstellung der „Urmutter“, der<br />
ersten Frau und somit Gründerin des<br />
Stammes. Die meisten Stämme sind<br />
matrilinear orientiert, auffällig ist das<br />
enge Verhältnis der afrikanischen<br />
Mutter zu ihren Töchtern. Jede Lebensphase<br />
wird von magischen Bräuchen<br />
eingeleitet; am längsten und<br />
intensivsten bei Totenfeierlichkeiten.<br />
Man bittet die guten Seelen der Ahnen<br />
um Vermittlung und Fürsprache<br />
bei den Göttern. Weibliche Figuren<br />
mit Kind stellen ein würdevolles<br />
Ebenbild der Urmutter dar. In ihr ist<br />
der Sitz der Stammesseele. Sie ist die<br />
Mittlerin zu den Göttern und bringt<br />
Fruchtbarkeit bei Kinderlosigkeit.<br />
Die Maternità werden nach strenger<br />
Überlieferung geschnitzt; je kraftvoller<br />
und schöner sie sind, umso mehr<br />
fühlt sich die Seele darin zu Hause<br />
und bleibt so dem Stamm nah.<br />
102 A 4 Magazin für Aussereuropäische Kunst und Kultur
hamburg<br />
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herrenhut<br />
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Museum für Völkerkunde Hamburg<br />
Rothenbaumchaussee 64<br />
D-20148 Hamburg<br />
T: +49 (0)40 428879-0<br />
info@mvhamburg.de<br />
www.voelkerkundemuseum.com<br />
Di–So 10–18 Uhr, Do bis 21 Uhr<br />
A Secret Voyage:<br />
Geheimnisvolles Ägypten –<br />
Eine Fotoreise ins Land der<br />
Pharaonen<br />
bis 6. Juni 2010<br />
Begleitausstellung zu<br />
„Tutanchamun – Sein Grab<br />
und die Schätze“<br />
60 Grossfotografien von Sandro<br />
Vannini zeigen bisher für Besucher<br />
verborgene Schätze. Die Faszination<br />
des Alten Ägypten ist ungebrochen:<br />
Unter der Schirmherrschaft des<br />
Ägyptischen Generalkonsulats Hamburg<br />
präsentieren Semmel Concerts<br />
(Produzent der Tutanchamun-<br />
Ausstellung) und das Museum für<br />
Völkerkunde mit Unterstützung der<br />
Ägyptisch-Deutschen-Gesellschaft<br />
Nord e.V. die Sonderausstellung<br />
„A Secret Voyage: Geheimnisvolles<br />
Ägypten – Eine Fotoreise ins Land<br />
der Pharaonen“. Die beeindruckende<br />
Sammlung von Grossfotografien von<br />
Sandro Vannini feiert Weltpremiere<br />
in Hamburg.<br />
Global Players –<br />
Spielzeug aus Afrika<br />
bis 30. Mai 2010<br />
Aus weggeworfenem Müll basteln<br />
Afrikas Kinder ihr Spielzeug. Ob aus<br />
alten Badelatschen, Draht, Gummi,<br />
Holzresten oder welken Bananenblättern<br />
– spielend verwandeln diese<br />
„Global Players“ Abfall in kleine<br />
Lastwagen, bunte Hubschrauber,<br />
Flugzeuge oder Fussbälle. Spielzeug<br />
einfach wie bei uns zu kaufen ist für<br />
diese Kinder unvorstellbarer Luxus.<br />
Es sind diese liebevoll gefertigten<br />
kleinen Kunstwerke, die der langjährigen<br />
ARD-Korrespondentin Birgit<br />
Virnich auf ihren Drehreisen quer<br />
durch Afrika ins Auge fielen. Denn sie<br />
sind weit mehr als nur Spielzeug. Sie<br />
sind Ausdruck der Lebensumstände<br />
der Kinder und verkörpern zugleich<br />
ihre Träume: Mit Hubschraubern<br />
wollen sie dem Krieg entkommen,<br />
mit Flugzeugen in die weite Welt<br />
fliegen, mit schwer beladenen<br />
Lastern quer durch ihr Land fahren,<br />
mit Bällen den grossen Fussballstars<br />
nacheifern.<br />
Ob in Slums von Nairobi, in den<br />
Dörfern im muslimischen Norden<br />
Nigerias oder in der belagerten<br />
Hauptstadt Liberias, überall begegnete<br />
Birgit Virnich den Kindern Afrikas,<br />
deren Spielzeuge sie kaufte und<br />
deren Geschichte und Lebensträume<br />
sie sich schildern liess.<br />
Völkerkundemuseum Herrnhut<br />
Staatliche Ethnographische<br />
Sammlungen Sachsen (SES)<br />
Goethestrasse 1<br />
D-02747 Herrnhut<br />
T/F: +49 (0)35873 2403<br />
voelkerkunde.herrnhut@mvd.<br />
smwk.sachsen.de<br />
www.voelkerkunde-herrnhut.de<br />
www.ses-grassimuseum.de<br />
Di–Fr 9–17 Uhr, Sa, So, Feiertage<br />
9–12 Uhr und 13.30–17 Uhr<br />
Eintritt: € 2,–<br />
Bilder der Traumzeit<br />
Zeitgenössische Malerei der<br />
Aborigines Australiens<br />
30. April bis 20. Juni 2010<br />
Bei den Ureinwohnern Australiens<br />
haben die magisch-religiösen Vorstellungen<br />
die Kunst entscheidend<br />
geprägt. Sie war aufs Engste mit<br />
kultischen Handlungen verbunden<br />
und damit eine der entscheidenden<br />
ideologischen Grundlagen des<br />
Lebens überhaupt. Mit ihr wurden<br />
sowohl wirtschaftliche Notwendigkeiten<br />
als auch soziales Verhalten,<br />
reales Wissen und fantastische<br />
Vorstellungen von Natur und Gesellschaft<br />
ausgedrückt.<br />
Die trockenen Wüstenregionen<br />
West- und Zentralaustraliens bieten<br />
seit vielen tausend Jahren ein besonderes<br />
Medium für die Kunst – den<br />
Sandboden selbst.<br />
Die Bewohner von Papunya, einer<br />
Ureinwohnersiedlung etwa 300<br />
Kilometer westlich von Alice Springs<br />
in Zentralaustralien, wie auch<br />
Ureinwohner anderer Stämme,<br />
haben seit den 1970er-Jahren eine<br />
neue Kunstform entwickelt, die<br />
auf den Traditionen der religiösen<br />
Sandmalereien beruht. Sie malen mit<br />
Acrylfarben Muster auf Leinwand,<br />
sogenannte „dot paintings“, die ihren<br />
Ursprung in den Sandmalereien<br />
haben. In den letzten dreissig<br />
Jahren hat die Kunst der Ureinwohner<br />
national und international grosse<br />
Anerkennung gefunden.<br />
Magazin für Aussereuropäische Kunst und Kultur A 4 103
agenda deutschland<br />
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© Pressebilder des jeweiligen Veranstalters<br />
Die Abbildung zeigt Buddha<br />
Aksobhya, eine vergoldete,<br />
22 cm hohe Figur aus vergoldetem<br />
Silber aus dem 18. Jh. Aksobhya<br />
residiert als Repräsentant der<br />
Weisheit und der Vergebung im<br />
östlichen Abhirati Paradies.<br />
© Foto Shuzo Uemoto<br />
iphofen<br />
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köln<br />
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leipzig<br />
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Knauf-Museum Iphofen<br />
Am Marktplatz<br />
D-97343 Iphofen<br />
T: +49 (0)9323 31-528 oder -625<br />
F: +49 (0)9323 5022<br />
Knauf-Museum@knauf.de<br />
www.knauf-museum.de<br />
Di–Sa 10–12 und 14–17 Uhr,<br />
So 14–18 Uhr, Mo geschlossen<br />
Eintritt: Erwachsene € 2,–/<br />
ermässigt € 1,50<br />
Tibet<br />
Religion – Kunst – Mythos<br />
bis 30. Oktober 2010<br />
Nördlich der gewaltigen Bergkette<br />
des Himalaya dehnt sich in einer<br />
Höhe von rund 4 000 Metern über<br />
dem Meer das grösste Hochland der<br />
Erde aus – Tibet. Unbekannt und<br />
geheimnisumwittert, war es bis um<br />
die Mitte des letzten Jahrhunderts<br />
das Ziel verschiedener Forscher<br />
aus aller Welt und von Pilgern aus<br />
dem buddhistischen Asien. Von den<br />
Europäern waren es in der Tat aber<br />
nur wenige, denen es tatsächlich<br />
gelang, nach Tibet vorzudringen, und<br />
nur sehr wenige konnten sich dort<br />
für längere Zeit aufhalten.<br />
Einer von ihnen war Heinrich Harrer,<br />
der während des Zweiten Weltkriegs<br />
zusammen mit seinem Freund Peter<br />
Aufschnaiter aus dem britischen<br />
Internierungslager Dehra Dun in<br />
Nordindien floh und unter unvorstellbaren<br />
Strapazen, als heruntergekommener<br />
Bettler verkleidet, unerkannt<br />
Lhasa, die Hauptstadt Tibets, erreichte.<br />
Dort, am Sitz des Dalai Lama (des<br />
geistigen Oberhauptes Tibets), blieb<br />
er bis zu dessen Flucht vor der chinesischen<br />
Besetzung des Landes im<br />
Jahre 1951. Seine Erlebnisse schrieb<br />
Harrer in seinem Buch „Sieben Jahre<br />
in Tibet“, das in den 1990er-Jahren<br />
verfilmt wurde, nieder.<br />
Museum für Ostasiatische Kunst<br />
Universitätsstrasse 100<br />
D-50674 Köln<br />
T: +49 (0)221 221-28608<br />
F: +49 (0)221 221-28610<br />
mok@museenkoeln.de<br />
www.museenkoeln.de<br />
Di–So 11–17 Uhr, Do bis 20 Uhr<br />
Eintritt: € 4,20/ermässigt € 2,60<br />
Bhutan –<br />
Heilige Kunst aus dem Himalaya<br />
bis 24. Mai 2010<br />
Das zwischen den Grossmächten Indien<br />
und China gelegene Königreich<br />
Bhutan ist das einzige Land der Welt,<br />
in dem die tantrische Form des Buddhismus<br />
die Staatsreligion bildet. Die<br />
Regierung misst ihren Erfolg nicht<br />
nur am materiellen Aufschwung, vielmehr<br />
hat sie das „Bruttosozialglück“<br />
der rund 700 000 Bewohner und<br />
den Umweltschutz zur wichtigsten<br />
Leitlinie erklärt.<br />
Die Ausstellung wurde von einem<br />
amerikanischen Expertenteam unter<br />
Führung der Honolulu Academy of<br />
Arts in fünfjähriger Vorbereitungszeit<br />
mit dem Innen- und Kulturministerium<br />
sowie dem Vorstand<br />
der Mönchsgemeinschaft des<br />
Königreichs Bhutan erarbeitet. Sie<br />
präsentiert Kloster- und Tempelschätze,<br />
die noch heute im aktiven<br />
buddhistischen Ritual eingesetzt<br />
werden und daher nur bei speziellen<br />
Zeremonien den Augen der<br />
Öffentlichkeit zugänglich sind. Die<br />
117 Kunstobjekte des 8. bis 20. Jh.<br />
umfassen in leuchtenden Mineralfarben<br />
gemalte Thangkas (religiöse<br />
Rollbilder) sowie vergoldete Plastiken<br />
und Ritualobjekte.<br />
GRASSI Museum<br />
für Völkerkunde zu Leipzig<br />
Staatliche Ethnographische<br />
Sammlungen Sachsen<br />
Johannisplatz 5–11<br />
D-04103 Leipzig<br />
T: +49 (0)341 9731900<br />
mvl-grassimuseum@ses.smwk.<br />
sachsen.de<br />
www.mvl-grassimuseum.de<br />
Di–So 10–18 Uhr<br />
Eintritt: € 4,–/ermässigt € 2,–<br />
OZEANIEN –<br />
Von Australien bis zur Osterinsel<br />
Mit der Ausstellung „Ozeanien“,<br />
dem letzten Teil der Dauerausstellung<br />
„Rundgänge in einer Welt“ ist<br />
die Reise um die Welt auf 4 200 m 2<br />
nun komplett. Sie führt erstmals seit<br />
100 Jahren wieder durch alle Teile<br />
der Erde. Die neue Ausstellung ist so<br />
konzipiert, dass sie Kunstkenner genauso<br />
anspricht wie Besucher/innen,<br />
die sich für die Vielfalt der Kulturen<br />
anderer Völker interessieren.<br />
Anhand von exotischen und<br />
kostbaren Exponaten werden dem<br />
Besucher die vielfältigen Lebenswelten<br />
Australiens und Ozeaniens<br />
nähergebracht: die Aborigines-Völker<br />
Australiens, die Kulturen Neuguineas,<br />
die Inselwelten von Mikronesien,<br />
Melanesien und Polynesien.<br />
Durch ein traditionelles Haus aus<br />
Tuvalu erhält der Besucher einen<br />
unmittelbaren Einblick in das Leben<br />
auf einer Riff-Insel. <strong>Der</strong> Baumeister<br />
der Insel, der tufunga fai fale Simeona<br />
Saipele, und drei seiner Helfer<br />
haben eigens für das Museum in den<br />
Ausstellungsräumen ein Schlafhaus<br />
errichtet. Wie schon in den anderen<br />
regionalen Abteilungen des Museums<br />
ist nun auch aus dem Pazifik<br />
wieder ein originales Haus zu<br />
sehen. Tuvalu gehört zu den von der<br />
globalen Erwärmung und dem ansteigenden<br />
Meeresspiegel am stärksten<br />
betroffenen Ländern der Erde.<br />
Auf der Suche nach Vielfalt:<br />
Ethnographie und Geographie<br />
in Leipzig<br />
bis 2. Mai 2010<br />
Die Ausstellung stellt die Leistungen<br />
Leipziger Ethnografen und Geografen<br />
heraus, die seit drei Jahrhunderten<br />
in ferne Regionen reisen, um von<br />
dort Ansichten und Anregungen,<br />
Gegenstände und Materialien nach<br />
Hause mitzubringen. Ihr Reisen,<br />
Sammeln, Bearbeiten und Publizieren<br />
hat wesentlich zum Weitblick der<br />
Universität und ihrer Stadt beigetragen.<br />
Dies wird nun erstmalig umfassend<br />
dargestellt und dokumentiert.<br />
Massgeblich an diesem Projekt sind<br />
auch das Institut für Ethnologie der<br />
Universität Leipzig und das Leibniz<br />
Institut für Länderkunde beteiligt.<br />
104 A 4 Magazin für Aussereuropäische Kunst und Kultur
mannheim<br />
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münchen<br />
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Reiss-Engelhorn-Museen<br />
Zeughaus C5<br />
D-68159 Mannheim<br />
T: +49 (0)621 293-3150<br />
F: +49 (0)621 293-9539<br />
reiss-engelhorn-museen@mannheim.de<br />
www.reiss-engelhorn-museen.de<br />
Di–So 11–18 Uhr, Mo geschlossen<br />
Eintritt: Sammlungen € 2,10/<br />
ermässigt € 1,–<br />
Das Gold der Steppe<br />
Fürstenschätze jenseits des<br />
Alexanderreichs<br />
bis 25. Mai 2010<br />
Die Schau zeigt einzigartige Hinterlassenschaften<br />
der Völker, die am<br />
Rand des Alexanderreichs lebten.<br />
Lange vor den Hunnen und Mongolen<br />
hielten sich im angrenzenden<br />
eurasischen Steppenraum Skythen<br />
und Sarmaten auf. Diese Steppenbewohner<br />
haben keine schriftlichen<br />
Aufzeichnungen hinterlassen, dafür<br />
aber Artefakte ihrer unglaublich hoch<br />
entwickelten Kultur. Mehr als 200<br />
Exponate, Leihgaben der Staatlichen<br />
Eremitage St. Petersburg, der<br />
Historischen Museen in Kiew und<br />
Asow, geben faszinierende Einblicke<br />
in die Traditionen, den Reichtum und<br />
die Kunstfertigkeit dieser ausserordentlichen<br />
Kulturen. Die Schau zeigt<br />
die bedeutendsten Ausgrabungsfunde<br />
der letzten Jahrzehnte. Diese<br />
wertvollen Objekte sind erstmalig<br />
in Deutschland ausgestellt. Die Ausstellung<br />
wird in Kooperation mit der<br />
Kunsthalle Leoben präsentiert.<br />
Staatliches Museum<br />
fürVölkerkunde München<br />
Maximilianstrasse 42<br />
D-80538 München<br />
T: +49 (0)89 210136-100<br />
F: +49 (0)89 210136-247<br />
info@voelkerkundemuseummuenchen.de<br />
www.voelkerkundemuseum-muenchen.de<br />
Di–So 9.30–17.15 Uhr<br />
Eintritt: € 3,50/ermässigt € 2,50/<br />
sonntags € 1,–<br />
Sufi Poster Art aus<br />
Pakistan<br />
Studioausstellung der Orient-<br />
Abteilung in der Ravi Gallery<br />
bis 2. Mai 2010<br />
In Pakistan, dem zweitgrössten<br />
Land der muslimischen Welt und<br />
Kerngebiet des Sufismus (islamische<br />
Mystik), spielt die volkstümliche<br />
Verehrung charismatischer Heiliger<br />
eine ausserordentliche Rolle. Zeitgenössische<br />
Poster-Porträts, die diese<br />
„Freunde Gottes“ und ihre Mausoleen<br />
abbilden, sind wichtige Medien<br />
der Frömmigkeit. Im Gegensatz zur<br />
allgemeinen islamischen Vermeidung<br />
figurativer Darstellungen orientiert<br />
sich der lebendige Schrein-Islam<br />
Pakistans an Bildern. „Persönlichkeitsposter“<br />
berühmter Sufi-Heiliger<br />
sind konkrete bildliche Manifestationen,<br />
die heute in die Kultur des<br />
Massenkonsums eingebunden sind,<br />
aber dennoch ein reiches Archiv des<br />
visuellen Gedächtnisses bewahren.<br />
Das Völkerkundemuseum zeigt eine<br />
Auswahl seiner weltweit einzigartigen<br />
Sammlung dieser populären<br />
farbenfrohen Bildkunst.<br />
Kunstkabinett:<br />
<strong>Der</strong> Blaue Reiter und das<br />
Münchner Völkerkundemuseum<br />
bis 24. Mai 2010<br />
<strong>Der</strong> 1912 erschienene Almanach<br />
„<strong>Der</strong> Blaue Reiter“ zählt zu den<br />
bedeutendsten programmatischen<br />
Künstlerschriften des 20. Jahrhunderts.<br />
Wassily Kandinsky und Franz<br />
Marc propagierten mit der Schrift<br />
eine neue Geistigkeit und Freiheit für<br />
die Kunst. Sie lösten bisherige Grenzziehungen<br />
zwischen Kunstgattungen<br />
und damit verbundene Wertigkeiten<br />
auf und nahmen neben Werken<br />
der Gotik und der modernen Kunst<br />
auch Volkskunst, Kinderkunst und<br />
besonders ethnografische Kunst in<br />
ihr Buch mit auf. Neun dieser ethnografischen<br />
Kunstwerke aus Amerika,<br />
Ozeanien, Südasien und Afrika, die<br />
aus den Sammlungen des Staatlichen<br />
Museums für Völkerkunde München<br />
stammen, werden nun exklusiv im<br />
Kunstkabinett präsentiert.<br />
Kashmir, Ladakh,<br />
Baltistan 1911/12<br />
Fotografien von Otto Honigmann<br />
bis 20. Juni 2010<br />
Otto Honigmann (1879–1959)<br />
entstammte einer bekannten<br />
Familie von Bergwerksbesitzern<br />
aus Aachen. In den Jahren vor dem<br />
Ersten Weltkrieg konnte er drei<br />
grosse Überseereisen unternehmen.<br />
Die dritte und längste führte ihn im<br />
Mai 1911 zusammen mit Bruder und<br />
Freund nach Kashmir, Ladakh und<br />
Baltistan. Im Oktober 1911 trennten<br />
sich die Wege der drei Reisenden,<br />
und Otto Honigmann beschloss, den<br />
Winter 1911/12 allein in Ladakh und<br />
Baltistan zu verbringen. Erst im Mai<br />
1912 kehrte er nach Europa zurück.<br />
Otto Honigmann war kein professioneller<br />
Fotograf, aber ein einfühlsamer<br />
Beobachter. Seine Fotografien halten<br />
dokumentarisch und unbestechlich<br />
Momente fest, die auf wundersame<br />
Weise eine vergangene Epoche zum<br />
Leben erwecken. So etwa den Einzug<br />
des Maharajas von Jammu und<br />
Kashmir in seine Sommerresidenz<br />
Srinagar, die Präsenz der englischen<br />
Kolonialbeamten und der Herrnhuter<br />
Missionare, das Leben im Bazar von<br />
Leh und das Fest im Kloster Hemis,<br />
die Nomaden auf der Hochebene<br />
von Rupshu und die aus Tibet kommenden<br />
Karawanen sowie Träger<br />
und Packtiere bei der abenteuerlichen<br />
Überquerung von Flüssen und<br />
Pässen in Ladakh, Nubra, Baltistan<br />
und Gilgit.<br />
Magazin für Aussereuropäische Kunst und Kultur A 4 105
agenda deutschland<br />
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© Pressebilder des jeweiligen Veranstalters<br />
münchen<br />
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Identität und Wandel<br />
Textilien der Maya aus dem<br />
Hochland von Guatemala:<br />
Die Sammlung Avitabile<br />
Neueröffnung der Lateinamerika-Räume<br />
mit der Ausstellung<br />
ab 21. April 2010<br />
Die farbenfrohe Webkunst des guatemaltekischen<br />
Hochlandes zählt zu<br />
der bedeutendsten und vielfältigsten<br />
in ganz Lateinamerika. Sie besticht<br />
durch ihre aufwendigen Webtechniken<br />
und Muster. Frauen stellen<br />
die Textilien auf dem manuellen<br />
Webstuhl her.<br />
Die traje, also die traditionelle Kleidung,<br />
ist Ausdruck für die kulturelle<br />
Identität der Maya. Sie spiegelt politische,<br />
soziale und religiöse Umstände<br />
wider. Ihre Wurzeln reicht bis weit<br />
in die vorspanische Zeit zurück. Die<br />
Ausstellung zeigt ausgewählte Textilien<br />
aus der Sammlung Giuseppe und<br />
Gunhild Avitabile, die in den Jahren<br />
1984 bis 1986 entstanden ist.<br />
Sonderausstellung im<br />
Zweigmuseum Oettingen<br />
Schlossstrasse 1<br />
D-86732 Oettingen in Bayern<br />
T: +49 (0)9082 3910<br />
www.voelkerkundemuseummuenchen.de<br />
Di–So 11–17 Uhr<br />
Eintritt: e 2,50/ermässigt e1,50<br />
Gesichter des Buddha<br />
Kunst des Buddhismus in Asien<br />
26. März 2010–1. Februar 2011<br />
Die Lehre des Buddha, etwa im 5. Jh.<br />
v. u. Z. in Indien entstanden, ist noch<br />
heute eine der grossen Religionen<br />
Asiens. Gezeigt werden Meisterwerke<br />
buddhistischer Skulptur und<br />
Malerei aus fast zwei Jahrtausenden.<br />
Die Objekte stammen aus den<br />
Sammlungen des Staatlichen Museums<br />
für Völkerkunde München. Sie<br />
geben dem Betrachter Einblick in die<br />
Vielfalt und Ästhetik der Kulturen<br />
des östlichen und südlichen Asiens.<br />
Kunsthalle der Hypo-Kulturstiftung<br />
Theatinerstrasse 8<br />
D-80333 München<br />
T: + 49 (0)89 224412<br />
F: + 49 (0)89 291609-81<br />
www.hypo-kunsthalle.de<br />
kontakt@hypo-kunsthalle.de<br />
während der Ausstellung täglich<br />
10–20 Uhr<br />
Eintritt: e 12,–/ermässigt e 5,–<br />
Maharaja<br />
Pracht der indischen Fürstenhöfe<br />
bis 24. Mai 2010<br />
Die Kunsthalle der Hypo-Kulturstiftung<br />
ist stolz darauf, als Partner<br />
des Victoria and Albert Museums<br />
„Maharaja: Pracht der indischen Fürstenhöfe“<br />
zu präsentieren. München<br />
ist neben London der einzige Ort,<br />
an dem diese aussergewöhnliche<br />
Präsentation gezeigt wird. Es ist die<br />
erste Schau, die einen umfassenden<br />
Blick auf die Welt der Maharajas<br />
und ihre einzigartig reiche Kultur<br />
wirft. Die Ausstellung zeigt mehr<br />
als 250 herausragende Objekte;<br />
viele kommen zum ersten Mal nach<br />
Europa und stammen aus Indiens<br />
Herrschersammlungen. Darunter drei<br />
Throne, eine Sänfte – angefertigt aus<br />
vergoldetem Silber –, mit Edelsteinen<br />
besetzte Waffen, Gemälde, Fotografien,<br />
indischer Turbanschmuck und<br />
Schmuck, der bei Cartier und Van<br />
Cleef & Arpels im 20. Jahrhundert in<br />
Auftrag gegeben wurde.<br />
Die Ausstellungsgegenstände<br />
stammen aus drei Jahrhunderten und<br />
umspannen den Zeitraum vom 18.<br />
Jahrhundert, dem Beginn der grossen<br />
Ära der Maharajas, bis 1947, dem<br />
Ende der britischen Herrschaft in<br />
Indien. Damit wird der geschichtliche<br />
und gesellschaftliche Wandel<br />
der Rolle der Maharajas wie auch ihr<br />
Einfluss als Kunstmäzene Indiens und<br />
Europas anhand ebenso seltener wie<br />
schöner Stücke veranschaulicht.<br />
Die königlichen Sammlungen von<br />
Udaipur und Jodhpur stellen einige<br />
herausragende Gemälde und<br />
Objekte als Leihgaben zur Verfügung.<br />
Ein weiteres Objekt, das zum ersten<br />
Mal in Europa zu sehen sein wird,<br />
ist das Kollier von Patiala, Teil des<br />
grössten Einzelauftrags, den Cartier<br />
jemals ausführte. Das Kollier wurde<br />
1928 fertiggestellt und im Jahr 2002<br />
restauriert; es fasste ursprünglich<br />
2 930 Diamanten und kam auf fast<br />
1 000 Karat.<br />
Galerie von Miller<br />
St. Anna-Str. 16<br />
D-80538 München<br />
T: +49 (0)89 2193-9180<br />
F: +49 (0)89 2193-9197<br />
galerie.von.miller@gmx.de<br />
www.galerievonmiller.de<br />
Di–Fr 12–18.30 Uhr, Sa nach<br />
Vereinbarung<br />
EISEN – Blut der Erde<br />
bis 30. April 2010<br />
Die Geschichte der figurativen Eisenverarbeitung<br />
ist relativ schwach<br />
dokumentiert, obwohl die Belege<br />
für die früheste Eisenverhüttung und<br />
-verarbeitung in Schwarzafrika auf<br />
die ersten Jahrhunderte vor unserer<br />
Zeitrechnung zurückgehen. Eisen<br />
und Bronze gelten als Blut der Erde,<br />
als Geschenk des Weltenschöpfers<br />
und als Exkrement Gottes. Diese<br />
Materialien sind nahezu unzerstörbar<br />
und doch wandlungsfähig. Sie<br />
haben das Leben der Afrikaner in den<br />
letzten zwei bis drei Jahrtausenden<br />
nachhaltig geprägt. Die Ausstellung<br />
gibt einen eindrucksvollen Überblick<br />
über die Formenvielfalt von Eisen,<br />
dem Blut der Erde.<br />
106 A 4 Magazin für Aussereuropäische Kunst und Kultur
Magazin für Aussereuropäische Kunst und Kultur A 4 107
agenda deutschland<br />
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© Pressebilder des jeweiligen Veranstalters<br />
neuss<br />
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osnabrück<br />
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Langen Foundation<br />
Kunst- und Ausstellungshaus<br />
Raketenstation Hombroich 1<br />
D-41472 Neuss<br />
T: +49 (0)2182 5701-0<br />
F: +49 (0)2182 5701-10<br />
info@langenfoundation.de<br />
www.langenfoundation.de<br />
täglich 10–18 Uhr<br />
Eintritt: e 7,50/ermässigt e 5,–<br />
Skulpturen asiatischer<br />
Gottheiten<br />
aus der Sammlung Viktor und<br />
Marianne Langen<br />
bis 16. Mai 2010<br />
<strong>Der</strong> Hinduismus ist die drittgrösste<br />
Religion der Erde und fand wie der<br />
Buddhismus und Jainismus seinen<br />
Ursprung in Indien. Heute ist er die<br />
meistverbreitete Religion in Indien,<br />
Nepal und Bali. Die Ausstellung<br />
befasst sich neben dem Hinduismus<br />
auch mit dem Buddhismus, der<br />
viertgrössten Weltreligion, und dem<br />
Jainismus. Letzterer ist wie auch das<br />
Christentum und der Buddhismus<br />
eine Stifterreligion und bezieht sich<br />
auf die historische Persönlichkeit<br />
Mahaviras.<br />
Als Viktor und Marianne Langen<br />
1959 das erste Mal nach Indien<br />
reisten, wurde ihr Interesse für die<br />
Ausdrucksformen des Buddhismus,<br />
Jainismus und Hinduismus umgehend<br />
geweckt und sie begannen<br />
Skulpturen der Gottesbilder dieser<br />
Glaubensbekenntnisse zu sammeln.<br />
Unter dem Titel „Das Gottesbild in<br />
Ostasien“ wurde die Ausstellung bereits<br />
im vergangenen Jahr präsentiert<br />
und anschliessend in der Kunsthal in<br />
Rotterdam gezeigt. Nun ist die<br />
aussergewöhnliche Skulpturen-<br />
Schau, die die Suche nach dem<br />
Gottesbild der Religionen Hinduismus,<br />
Buddhismus und Jainismus<br />
exemplifiziert, in einer veränderten<br />
Form im sogenannten Japanraum<br />
der Langen Foundation nochmals<br />
zu sehen.<br />
Bis vor zweitausend Jahren besassen<br />
der Buddhismus, Hinduismus und<br />
Jainismus keine Gottesbilder in<br />
menschlicher Form. Erst durch die<br />
Verbreitung des Theismus und der<br />
„Bhakti“ Frömmigkeit, wuchs in Indien<br />
der Bilderkult. Fortan existierte<br />
eine Vielfalt an göttlichen Erscheinungen,<br />
die teilweise menschliche<br />
Gestalt annahmen.<br />
Diese Erscheinungen offenbaren<br />
sich in den rund 40 Skulpturen in<br />
Bronze und Stein aus zwei Jahrtausenden.<br />
Die Sammlung göttlicher<br />
Skulpturen ist facettenreich in ihren<br />
unterschiedlichen Darstellungen des<br />
Gottesbildes und auch in der Herkunft<br />
der Werke. Eine der ältesten<br />
Skulpturen in der Ausstellung ist ein<br />
Bodhisattva-Torso aus Pakistan, der<br />
in seiner detaillierten Darstellung<br />
realistisch wirkende menschliche<br />
Züge einnimmt. Im Gegensatz dazu<br />
gibt es Skulpturen wie die tantrische<br />
Gottheit mit fünf Köpfen aus Kambodscha,<br />
die die menschliche Gestalt<br />
in abstrakter Form darstellen, um<br />
die Attribute Gottes beispielsweise<br />
durch die Vielzahl der Hände und<br />
Köpfe und deren Haltung zu verbildlichen.<br />
Diese verschiedenen Darstellungsformen<br />
der Skulpturen spiegeln<br />
die veränderten historischen und<br />
gesellschaftlichen Verhältnisse der<br />
einzelnen Länder wider und zeichnen<br />
die Suche nach dem Gottesbild nach,<br />
die durch die Umwandlung religiöser<br />
Kunst entstanden ist.<br />
Kunsthalle Dominikanerkirche<br />
Hasemauer 1<br />
D-49074 Osnabrück<br />
T: +49 (0)541 323-2190<br />
F: +49 (0)541 323-2707<br />
kunsthalle@osnabrueck.de<br />
Während der Ausstellung geöffnet:<br />
Di–Fr 11–18 Uhr, Sa, So 10–18 Uhr,<br />
Mo geschlossen<br />
Eintritt: e 3,–/ermässigt: e 1,50<br />
HABARI AFRIKA<br />
Schönheit und Schrecken in der<br />
Kunst Afrikas<br />
11. Juni–25. Juli 2010<br />
Die Ausstellung zeigt Exponate aus<br />
den Sammlungen Reinhard Klimmt<br />
und Gunter Péus sowie aktuelle<br />
Kunstprojekte afrikanischer Künstler.<br />
Die Sammlung des ehemaligen<br />
saarländischen Ministerpräsidenten<br />
und Bundesverkehrsministers<br />
Reinhard Klimmt mit Schwerpunkten<br />
auf Türen und Kopfbedeckungen<br />
bildet den „historischen“ Kern der<br />
Ausstellung. Gunter Péus, langjähriger<br />
Afrika-Korrespondent des ZDF,<br />
hat vor allem Gemälde, Zeichnungen<br />
und Grafiken gesammelt, die einen<br />
profunden Einblick in die Szene vom<br />
Ende der Kolonialzeit bis zum Jahr<br />
2000 gewähren.<br />
108 A 4 Magazin für Aussereuropäische Kunst und Kultur
stuttgart<br />
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windach am ammersee<br />
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Linden-Museum Stuttgart<br />
Staatliches Museum für<br />
Völkerkunde<br />
Hegelplatz 1, D-70174 Stuttgart<br />
T: +49 (0)711 2022-3<br />
F: +49 (0)711 2022-590<br />
info@lindenmuseum.de<br />
www.lindenmuseum.de<br />
Di–So 10–17 Uhr, Mi 10–20 Uhr,<br />
Mo geschlossen<br />
Eintritt: e 3,–/ermässigt e 2,–/<br />
Kinder bis 13 J. frei<br />
Mi 17–20 Uhr Eintritt frei<br />
Südsee-Oasen<br />
Leben und Überleben im<br />
Westpazifik<br />
bis 6. Juni 2010<br />
Mikronesien: ungezählte Inseln, von<br />
Palmen umsäumte Sandstrände,<br />
bunte Unterwasserwelten – die<br />
europäische Vorstellung eines<br />
Traumurlaubs. Gleichzeitig ist die Inselwelt<br />
ein Brennpunkt des globalen<br />
Klimawandels: Das Korallensterben<br />
bedroht die Riffe, Sturmfluten die<br />
Bewohnbarkeit einzelner Inseln und<br />
den Lebensraum ganzer Staaten.<br />
Die Ausstellung verbindet die Sicht<br />
auf die faszinierende Unterwasserwelt<br />
der Korallen, Atolle und Riffe<br />
mit Fragen nach dem traditionellen<br />
Leben und Überleben in dieser Inselwelt.<br />
Sie beleuchtet die Deutung und<br />
Nutzung der Umwelt, die sozialen<br />
Strukturen und die besonderen<br />
kulturellen Leistungen in Bootsfahrt<br />
und Navigation, Architektur, Kunst<br />
und Design, die diesem Leben sein<br />
ganz besonderes Gepräge gaben und<br />
geben.<br />
Weltbild und Kultur der Mikronesier<br />
spiegeln die Bedingungen der Umwelt.<br />
Die überregionale Vernetzung<br />
durch Hochseereisen war Teil der<br />
Überlebensstrategie. Zentrum<br />
dieses Ausstellungsteils ist ein bei<br />
Führungen für die Besucher/innen<br />
zugängliches Auslegerkanu in<br />
originaler Grösse von Yap, das den<br />
Modellen und dem Segelzubehör<br />
der Sammlung Dimension und Fokus<br />
gibt. Film- und Videosequenzen<br />
verdeutlichen die Lebensräume Land<br />
und Meer und machen Bootsbau,<br />
Sternenkompass und Segeltechniken<br />
in ihrer Komplexität erfahrbar.<br />
Die Welt der Götter und Geister wird<br />
durch ein originales „Götterhaus“<br />
von Palau, durch Skulpturen, Masken<br />
und Segelzauber lebendig, mit denen<br />
man jenseitige Kräfte mobilisierte,<br />
ergänzt durch Blütenkränze, mit<br />
denen die Frauen vielerorts ihre<br />
Verbindung zu Geistern und Ahnen<br />
demonstrieren. Grosse Zeremonialwschalen,<br />
Tanzschmuck, Kleidung<br />
und Geldformen ermöglichen einen<br />
Blick auf die grossen Feste, die bis<br />
heute die Stationen des individuellen<br />
Lebens – Geburt und Tod – und die<br />
Einweihung von Versammlungs- und<br />
Bootshäusern begleiten. Rüstungen<br />
und Waffen von Kiribati verweisen<br />
auf den vormals kriegerischen Aspekt<br />
mikronesischer Kulturen.<br />
Sporttraditionen in Afrika<br />
1. Mai–28. Juli 2010<br />
In dieser Kabinettausstellung ist<br />
zu sehen, dass Sport schon in der<br />
vorkolonialen Tradition Afrikas eine<br />
wichtige Rolle spielt, ob es sich nun<br />
um Ringkämpfe bei den Wolof (Senegal),<br />
rituelle Bootsrennen bei den<br />
Duala (Kamerun) oder um die Trophäe<br />
in Form einer Mädchenskulptur<br />
für den Sieger beim Wetthacken auf<br />
den Yamsfeldern der Senufo (Elfenbeinküste)<br />
handelt. Anhand später<br />
eingeführter westlicher Sportarten,<br />
wie Fussball, Boxen oder Geräteturnen,<br />
lässt sich zeigen, wie diese in die<br />
afrikanische Kultur integriert wurden<br />
(Elfenbeinküste, Ghana, Kamerun,<br />
Tansania).<br />
Privatmuseum für<br />
aussereuropäische Kunst<br />
Schützenstrasse 4–5<br />
D-86949 Windach am Ammersee<br />
T: +49 (0)172 8412212<br />
Besichtigung nach telefonischer<br />
Anmeldung<br />
Afrika Kleinplastik<br />
1. Mai bis 1. Juni 2010<br />
Magazin für Aussereuropäische Kunst und Kultur A 4 109
agenda international<br />
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© Pressebilder des jeweiligen Veranstalters<br />
Figur, Bangwa, Kamerun<br />
Holz, Pigmente<br />
© Musée Dapper, Foto Hughes Dubois<br />
belgien<br />
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frankreich<br />
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Tervuren<br />
Royal Museum for Central Africa<br />
(RMCA)<br />
Leuvensesteenweg 13<br />
B-3080 Tervuren<br />
T: +32 (0)2 7695211<br />
F: +32 (0)2 7695638<br />
info@africamuseum.be<br />
www.africamuseum.be<br />
Di–Fr 10–17 Uhr; Sa, So 10–18 Uhr<br />
Eintritt: € 4,–/ermässigt € 1,50<br />
100 years museum in<br />
100 photographs<br />
30. April 2010–9. Januar 2011<br />
Das derzeitige Museumsgebäude<br />
wurde am 30. April 1910 von König<br />
Albert I. eingeweiht. Zum 100.<br />
Geburtstag veranstaltet die Stadt<br />
Tervuren gemeinsam mit dem<br />
Museum eine Fotografie-Ausstellung<br />
im Park.<br />
Congo River<br />
4 700 kilometres bursting<br />
with nature and culture<br />
27. April 2010–9. Januar 2011<br />
Auf über 4 500 km Länge und bis zu<br />
30 km Breite zeigt der <strong>Kongo</strong>-<strong>Fluss</strong><br />
viele Gesichter: Er fliesst ruhig durch<br />
die Ebenen, aber auch tosend durch<br />
Stromschnellen und Wasserfälle.<br />
Die Lebensader Zentralafrikas ist<br />
eine Quelle von ausserordentlicher<br />
biologischer, geografischer und kultureller<br />
Vielfalt.<br />
Die Ausstellung folgt dem <strong>Kongo</strong> von<br />
seiner Quelle bis zur Mündung durch<br />
den äquatorialen Regenwald und<br />
behandelt dieses Thema basierend<br />
auf den Sammlungen und Forschungen<br />
des RMCA.<br />
Indépendance!<br />
Congolese tell their stories of 50<br />
years of independence<br />
11. Juni 2010–9. Januar 2011<br />
30. Juni 1960: <strong>Der</strong> <strong>Kongo</strong> erklärt<br />
seine Unabhängigkeit. 50 Jahre<br />
später organisiert das Museum<br />
eine Ausstellung, die dieses Ereignis<br />
Unabhängigkeit in seiner historischen,<br />
politischen und geografischen<br />
Bedeutung beleuchtet. Die Hauptakteure,<br />
die <strong>Kongo</strong>lesen selbst, stehen<br />
im Mittelpunkt. Damit präsentiert<br />
die Ausstellung die unzähligen<br />
persönlichen Erlebnisse, historischen<br />
Interpretationen und politischen<br />
Ereignisse dieser Zeit, die bis heute<br />
präsent sind. Mit Archivmaterial,<br />
Objekten, Fotografien, Zeitzeugen,<br />
Filmmaterial und themenbezogenen<br />
Kunstobjekten bietet die Ausstellung<br />
eine Vielfalt an Perspektiven.<br />
Paris<br />
Musée du quai Branly<br />
222 rue de l’Université<br />
37 quai Branly, F-75007 Paris<br />
T: +33 (0)1 56617000<br />
contact@quaibranly.fr<br />
www.quaibranly.fr<br />
Di–So 10–18.30 Uhr, Do bis<br />
21.30 Uhr, Mo geschlossen<br />
Eintritt: € 8,50/ermässigt € 6,–<br />
La Fabrique des images<br />
bis Juli 2011<br />
Die dritte anthropologische Ausstellung<br />
des Musée du quai Branly<br />
widmet sich den ikonografischen<br />
Modellen der Menschheit auf fünf<br />
Kontinenten. Die Ausstellung zeigt<br />
auf, was auf Anhieb in einem Bild<br />
nicht gesehen wird: jene Effekte,<br />
die die Verfasser erzielen wollen,<br />
Wirkungen, die unser okzidentaler<br />
Blick nicht entschlüsselt.<br />
Sexe, mort et sacrifice<br />
dans la religion Mochica<br />
bis 30. Mai 2010<br />
Die Moche-Kultur (auch Mochica<br />
genannt), benannt nach dem <strong>Fluss</strong><br />
Moche, entwickelte sich vom 1. Jh.<br />
bis zum 8. Jh. an der Nordküste<br />
Perus. Die vom Museo Chileno de<br />
Arte Precolombino (Santiago de<br />
Chile) konzipierte Ausstellung<br />
schneidet ein sehr komplexes Thema<br />
an: Die Riten in Zusammenhang mit<br />
dem Übergang des Herrschers –<br />
des höchsten Würdenträgers, der<br />
ungeteilt über seine Untertanen und<br />
die Natur herrschte – von der Welt<br />
der Lebenden in die Welt der Toten.<br />
Da eine Schrift in der Kultur fehlte,<br />
wurden kunstvolle Keramiken bei<br />
den Kulthandlungen eingesetzt.<br />
Musée Dapper<br />
35 rue Paul Valéry, F-75116 Paris<br />
T: +33 (0)1 45000150<br />
communication@dapper.com.fr<br />
www.dapper.com.fr<br />
Mi–Mo 11–19 Uhr, Di geschlossen<br />
L’Art d’être un homme<br />
bis 11. Juli 2010<br />
Im Mittelpunkt der Ausstellung<br />
stehen Ornamente und Symbole, die<br />
für die männliche Identität in Afrika<br />
südlich der Sahara und in Ozeanien<br />
bezeichnend sind.Die Ausstellung<br />
zeigt eine Vielzahl unterschiedlicher<br />
Werke, wie Schmuck, Skulpturen,<br />
Kleidung, Insignien, und geht auf<br />
die materiellen und symbolischen<br />
Bedeutungen ein, die den Objekten<br />
beigemessen werden.<br />
Musée du Louvre<br />
F-75058 Paris Cedex 01<br />
T: +33 (0)1 40205050<br />
F: +33 (0)1 40205452<br />
www.louvre.fr<br />
Mi–Mo 9–18 Uhr, Di geschlossen<br />
Eintritt: € 6,–<br />
Méroé, un empire<br />
sur le Nil Antiquités<br />
égyptiennes<br />
bis 6. September 2010<br />
Routes d’Arabie – Trésors<br />
archéologiques du royaume<br />
d’Arabie saoudite<br />
16. Juli bis 27. September 2010<br />
110 A 4 Magazin für Aussereuropäische Kunst und Kultur
grossbritannien<br />
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Kanada<br />
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spanien<br />
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usa<br />
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London<br />
Toronto<br />
Barcelona<br />
New York<br />
The British Museum<br />
Great Russell Street<br />
GB-London WC1B 3DG<br />
T: +44 (0)20 73238299<br />
(information desk)<br />
visitorinformation@thebritish<br />
museum.ac.uk<br />
www.thebritishmuseum.ac.uk<br />
So–Mi 9–18 Uhr, Do–Sa 9–23 Uhr<br />
Eintritt frei<br />
Kingdom of Ife<br />
Sculptures from West<br />
Africa<br />
bis 6. Juni 2010<br />
Eine sehenswerte Ausstellung, die<br />
der Kunst von Ife, dem früheren<br />
Yoruba-Staat in Westafrika (im heutigen<br />
Südwesten Nigerias), gewidmet<br />
ist und über 100 aussergewöhnliche<br />
Bronze-, Terrakotta- und Steinskulpturen<br />
aus dem 9. bis 15. Jh. zeigt.<br />
Viele der Exponate waren noch nie<br />
ausserhalb Nigerias zu sehen.<br />
Impressions of Africa:<br />
money, medals and stamps<br />
bis 6. Februar 2011<br />
South Africa<br />
Landscape<br />
29. April–10. Oktober 2010<br />
Royal Ontario Museum<br />
100 Queen’s Park<br />
Toronto, Ontario M5S 2C6<br />
T: +1 416 5868000<br />
www.rom.on.ca<br />
Stitching Community<br />
African Canadian Quilts From<br />
Southern Ontario<br />
bis 6. September 2010<br />
Coffee & Smokes<br />
in Medieval Yemen<br />
bis Juli 2010<br />
The Warrior Emperor and<br />
China’s Terracotta Army<br />
ab Juni 2010<br />
Museu Barbier-Mueller<br />
D’Art Precolombi de Barcelona<br />
Montcada, 12–14<br />
E-08003 Barcelona<br />
T: +34 (0)93 3104516<br />
F: +34 (0)93 2683938<br />
museubarbier@mail.bcn.es<br />
www.barbier-mueller.ch<br />
Mo–Sa 10–18 Uhr, So und Feiertage<br />
10–15 Uhr, Mo (ausser Feiertage)<br />
geschlossen<br />
Eintritt: € 3,–/ermässigt € 1,50<br />
Kinder bis 16 Jahre frei<br />
Chefs d’œuvre de l’art<br />
précolombien dans<br />
les collections Barbier-<br />
Mueller<br />
bis April 2010<br />
Die Ausstellung bietet die einzigartige<br />
Möglichkeit, das grandiose<br />
Vermächtnis der Urvölker Mexicos,<br />
Costa Ricas, Panamas, Kolumbiens,<br />
Venezuelas, Ecuadors, Perus und<br />
des Amazonien-Gebietes kennen zu<br />
lernen und die Komplexität sowie<br />
den Reichtum dieser Neuen Welt zu<br />
verstehen.<br />
The Metropolitan Museum of Art<br />
1000 Fifth Avenue at 82nd Street<br />
New York, New York 10028-0198<br />
T: +1 212 535 7710<br />
www.metmuseum.org<br />
Di–Do 9.30–17.30 Uhr, Fr, Sa<br />
9.30–21.00 Uhr, So 9.30–17.30 Uhr,<br />
Mo geschlossen<br />
Eintritt:<br />
€ 15,–/ermässigt €10,–/€ 7,–<br />
Five Thousand Years<br />
of Japanese Art:<br />
Treasures from the<br />
Packard Collection<br />
bis 6. Juni 2010<br />
Celebration: The Birthday<br />
in Chinese Art<br />
bis 15. August 2010<br />
Sounding the Pacific:<br />
Musical Instruments of<br />
Oceania<br />
bis 6. September 2010<br />
Tutankhamun’s Funeral<br />
bis 6. September 2010<br />
Epic India: Scenes from<br />
the Ramayana<br />
bis 27. September 2010<br />
Tibetan Arms and Armor<br />
from the Permanent<br />
Collection<br />
bis Herbst 2010
agenda messen/auktionen<br />
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© Lempertz<br />
© Koller Zürich<br />
© Zemanek<br />
messen<br />
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auktionen<br />
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New York<br />
Brüssel<br />
New York<br />
Würzburg<br />
The New York<br />
International Tribal<br />
& Textile Arts Show<br />
14.–17. Mai 2010<br />
The Market Suites at<br />
7W New York<br />
7 West 34th Street at 5th Avenue<br />
opposite the Empire State Building<br />
New York, NY, 10001<br />
Brüssel<br />
BRUNEAF<br />
9.–13. Juni 2010<br />
Brussels Non-European Art Fair<br />
13, Impasse Saint Jacques<br />
B-1000 Brüssel<br />
T: +32 (0)2 5140209<br />
F: +32 (0)2 5140209<br />
info@bruneaf.com<br />
www.bruneaf.com<br />
Kunsthaus Lempertz<br />
www.lempertz.com<br />
Afrika/Tribal Art<br />
24. April 2010<br />
Hong Kong<br />
Christie’s<br />
www.christies.com<br />
T: +852 2521 5396<br />
Southeast Asian Modern<br />
and Contemporary Art<br />
30. Mai 2010<br />
Köln<br />
Kunsthaus Lempertz<br />
www.lempertz.com<br />
Sotheby’s<br />
www.sothebys.com<br />
African, Oceanic and<br />
Precolumbian ArT<br />
14. Mai 2010, 10 Uhr<br />
Besichtigung: 8., 9., 10., 11., 12., 13.<br />
Mai 2010<br />
Bonham’s<br />
www.bonhams.com<br />
African and Oceanic Art<br />
13. Mai 2010<br />
New York<br />
Paris<br />
Christie’s<br />
www.christies.com<br />
T: +33 (0)1 4076 8585<br />
Zemanek-Münster<br />
Hoerleingasse 3-5<br />
D-97070 Würzburg<br />
T: +49 (0)931 17721<br />
F: +49 (0)931 17736<br />
info@tribal-art-auktion.de<br />
www.tribal-art-auction.com<br />
Tribal Art Auktion<br />
10. Juli 2010<br />
Zürich<br />
Auktionshaus<br />
Galerie Koller<br />
Hardturmstrasse 102<br />
CH-8031 Zürich<br />
T: +41 (0)44 4456363<br />
F: +41 (0)44 2731966<br />
office@galeriekoller.ch<br />
www.galeriekoller.ch<br />
BOAF<br />
9.–13. Juni 2010<br />
Brussels Oriental Art Fair<br />
The SABLON<br />
Rue Mignot Delstanche 17<br />
B-1050 Brüssel<br />
T: +32 (0)2 3444171<br />
www.boafair.be<br />
info@boafair.be<br />
BAAF 2010<br />
9.–15. Juni 2010<br />
The Ancient Brussel Art Fair<br />
Quartier des Sablon<br />
Brüssel<br />
info@baaf.be<br />
www.baaf.be<br />
Asiatische Kunst<br />
China, Tibet/Nepal, Indien,<br />
Südostasien, Korea, Japan<br />
11./12. Juni 2010<br />
München<br />
Neumeister<br />
Münchener Kunstauktionshaus<br />
Barerstrasse 374<br />
D-80799 München<br />
T: +49 (0)89 231710-0<br />
F: +49 (0)89 231710-55<br />
info@neumeister.com<br />
www.neumeister.com<br />
AUKTION<br />
AFRIKA & MODERNE<br />
10. Juni 2010<br />
Besichtigung 3.–8. Juni 2010<br />
Art d’Asie<br />
8. Juni 2010<br />
Besichtigung: 4., 5., 7. Juni 2010<br />
Art Africain et Océanien<br />
15. Juni 2010<br />
Besichtigung: 11., 12., 14.,<br />
15. Juni 2010<br />
Sotheby’s Paris<br />
www.sothebys.com<br />
T: +33 (0)1 5305 5305<br />
Asian Art<br />
9. Juni 2010, 10.30 und 14.30 Uhr<br />
Besichtigung: 5., 7., 8. Juni 2010<br />
Afrikanische Kunst<br />
28. Juni 2010<br />
Besichtigungen:<br />
Genf: 10. bis 18. Mai 2010<br />
München: 27./28. Mai 2010<br />
Zürich: 12. bis 26. und 28. Juni 2010<br />
112 A 4 Magazin für Aussereuropäische Kunst und Kultur
textile kunst<br />
aus afrika<br />
Sonderausstellung von<br />
23. Mai bis 12. September 2010<br />
Haus der Völker Kulturverein<br />
St. Martin 16, A-6130 Schwaz/Tirol, Austria, Tel. +43-(0)5242-66090<br />
info@hausdervoelker.com · www.hdv-online.eu<br />
Täglich geöffnet von 10 bis 18 Uhr
Reisspeicher des Rautenstrauch-Joest-<br />
Museums vor dem Abbau in Tana<br />
Toraja, Sulawesi, Indonesien.<br />
© Foto Ursula Schulz-Dornburg, 1984<br />
Fokus Deutschland<br />
Das kommende A 4 wird sich als „Special“ den Sammlern, Galerien<br />
und Museen Deutschlands widmen. Die Idee eines Schwerpunktes<br />
wurde schon einmal verwirklicht, im Heft Nr. 6, das die Schweizer<br />
Kulturvermittler und Sammler zum Thema machte. Dabei werden<br />
besondere Ereignisse berücksichtigt, wie etwa die Neueröffnung<br />
des Kölner Rautenstrauch-Joest-Museums, das zu den bedeutendsten<br />
Völkerkundemuseen Deutschlands zählt. Seine Sammlung<br />
umfasst neben rund 65 000 Objekten einen Bestand von 100 000<br />
historischen ethnografischen Fotografien sowie eine überregional<br />
bedeutende Fachbibliothek mit 40 000 Bänden. Seit Jänner 2008<br />
ist das Museum am Ubierring geschlossen. <strong>Der</strong> kurz vor der Fertigstellung<br />
stehende Neubau wird erheblich mehr Platz für Ausstellungen<br />
bieten und das Museum als einen lebendigen Ort der<br />
Begegnung erfahrbar machen. Voll Spannung erwarten wir<br />
dieses Ereignis.<br />
Darüber hinaus werden aber auch alle Galerien und Ausstellungsorte<br />
aufgenommen, die in den letzten Jahren Deutschland zu<br />
einem wichtigen Schauplatz aussereuropäischer Kunst gemacht<br />
haben. Aktuelles und Geschichten aus fernen Kulturen machen das<br />
kommende Heft zu einem spannenden Bild- und Textmagazin.<br />
114 A 4 Magazin für Aussereuropäische Kunst und Kultur<br />
International<br />
Issue No. 11<br />
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vorschau<br />
Magazin<br />
für Aussereuropäische<br />
Kunst und Kultur<br />
Afrika<br />
Australien<br />
Asien<br />
Amerikas<br />
02 / 10<br />
Fokus Deutschland
Afrikanische Kunst<br />
Nächste Auktion: 28. Juni 2010<br />
Vorbesichtigung: Zürich: 12. - 26. Juni 2010<br />
Widderkopf<br />
Owo, Nigeria, H: 41,5 cm<br />
Schweizer Privatsammlung<br />
Schätzung: € 10'000 / 20'000
G o l d i n d e r K u n s t W e s t a f r i k a s<br />
Sonderausstellung Juni bis August 2010<br />
Katalog erhältlich unter www.walu.ch<br />
Tit.Nr. 4913<br />
Rämistrasse 25 · 8001 Zürich · Switzerland · Tel. +41 44 280 20 00 · info@walu.ch · www.walu.ch