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Der Kongo-Fluss

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International<br />

Issue No. 10<br />

Magazin<br />

für Aussereuropäische<br />

Kunst und Kultur<br />

Afrika<br />

Australien<br />

Asien<br />

Amerikas<br />

01 / 10<br />

<strong>Der</strong> <strong>Kongo</strong>-<strong>Fluss</strong><br />

Meisterwerke aus Zentralafrika<br />

Hommage // Elsy Leuzinger<br />

Aga Khan // Meisterwerke der islamischen Kunst<br />

Galerie // Hilmar Pabels Reise nach China<br />

Legende // Miao Shan<br />

Agenda // Ausstellungen und Auktionen


BOAfair<br />

www.boafair.be<br />

Brussels Oriental Art Fair 6<br />

June 9-13, 2010 - The Sablon<br />

Wednesday June 9, Vernissage, 3 p.m. to 9 p.m.<br />

Thursday June 10, 11 a.m. to 7 p.m.<br />

Friday June 11, 11 a.m. to 7 p.m.<br />

Saturday June 12, 11 a.m. to 7 p.m.<br />

Sunday June 13, 11 a.m. to 5 p.m.<br />

Tony Anninos, USA<br />

Asian Rare Art, Belgium<br />

Astamangala, The Netherlands<br />

Buddhist Art, Germany<br />

Georgia Chrischilles, Belgium<br />

Carlo Cristi, Italy<br />

Carlos Cruañas, Spain + USA<br />

Duchange & Riché, Belgium<br />

Ethnologica, Italy<br />

Renzo Freschi, Italy<br />

Gilistra, Italy<br />

Karim Grusenmeyer, Belgium<br />

Christophe Hioco, France<br />

Jacques How Choong, France<br />

Kitsune Japanese Art, Belgium<br />

Jeremy Knowles, United Kingdom<br />

Kyoto Gallery, Belgium<br />

Galerie Lamy, Belgium<br />

Robert Mangold, Japan<br />

Helena Markus, Italy<br />

Mingei Arts Gallery, France<br />

Marcel Nies, Belgium<br />

Galerie Punchinello, France<br />

Raimann + Raimann, Germany<br />

Galerie Alexis Renard, France<br />

Jeff Shore, USA<br />

Studio Arga, Italy<br />

Universal Art, Hong Kong<br />

Wei Asian Arts, Belgium<br />

Michael Woerner, Hong Kong + Thailand<br />

Zada Gallery, Belgium<br />

map and invitation 2010 can be downloaded from our web-page (starting from May) or contact info@boafair.be


Meisterwerke aus Zentralafrika<br />

Magazin<br />

für Aussereuropäische<br />

Kunst und Kultur<br />

Afrika<br />

Australien<br />

Asien<br />

Amerikas<br />

01 / 10<br />

Hommage // Elsy Leuzinger<br />

Aga Khan // Meisterwerke der islamischen Kunst<br />

Galerie // Hilmar Pabels Reise nach China<br />

Legende // Miao Shan<br />

Agenda // Ausstellungen und Auktionen<br />

Die Schöne kehrt zurück<br />

Magazin<br />

für Aussereuropäische<br />

Kunst und Kultur<br />

Afrika<br />

Australien<br />

Asien<br />

Amerikas<br />

02 / 09<br />

Totenkulte // Jenseitsglaube<br />

Buddhas Paradies // Gandhara – Das Erbe Pakistans<br />

Galerie // Die Welt des Jürgen Schadeberg<br />

Interview // Karl Ferdinand Schädler<br />

Agenda // Ausstellungen und Auktionen<br />

Claude Lévi-Strauss // In wilden Strukturen<br />

Mythos Angkor // Wibke Lobo<br />

Kunst der Ejagham // Auf den Spuren von Alfred Mansfeld<br />

Schönheit und Magie // Schmuck ferner Länder<br />

Agenda // Ausstellungen und Auktionen<br />

Magazin<br />

für Aussereuropäische<br />

Kunst und Kultur<br />

Afrika<br />

Australien<br />

Asien<br />

Amerikas<br />

01 / 09<br />

/ / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / /<br />

editorial<br />

International<br />

Issue No. 10<br />

International<br />

Issue No. 9<br />

International<br />

Issue No. 8<br />

<strong>Der</strong> <strong>Kongo</strong> <strong>Fluss</strong><br />

Nofretete<br />

Afrika, Ozeanien und die Moderne<br />

Bildwelten<br />

Es scheint, als wären in dieser 10. Ausgabe von A 4 eine Reihe von<br />

Jubiläen eingebunden:<br />

Vor zehn Jahren wurde von Jaques Chirac in Paris der „Pavillon<br />

des Sessions“ eröffnet. Damit wurden erstmals Meisterwerke<br />

aussereuropäischer Kunst im Louvre der Öffentlichkeit zugänglich<br />

gemacht.<br />

Wie Claude Lévi Strauss ist Elsy Leuzinger 100 geworden. Lorenz<br />

Homberger berichtet über die Grand Dame der afrikanischen<br />

Kunst, die von 1956 bis 1972 das Rietberg-Museum leitete und<br />

Pionierarbeit leistete.<br />

Hilmar Pabel, der bedeutende deutsche Fotograf, dem dieses<br />

Mal die A 4 -Galerie gewidmet ist, hätte heuer seinen 100. Geburtstag<br />

gefeiert. Er bereiste als erster westlicher Journalist 1956<br />

das kommunistische China. Seine Bilder zeigen China noch vor<br />

der Kulturrevolution, eine aufbrechende Gesellschaft, die dem<br />

Fotografen als „blaue Ameisen“ begegnete.<br />

<strong>Der</strong> Maler und Sammler Anton Christian wurde 70, ihm, dem<br />

Grenzgänger zwischen den Kulturen, widmen wir eines unserer<br />

Sammlerporträts.<br />

Es gibt aber auch Trauriges zu berichten. Drei grosse Menschen,<br />

sie waren Sammler und Kulturvermittler, haben uns verlassen.<br />

Bruno Gironcoli, Ernst Beyeler und Vittorino Meneghelli.<br />

wwSie gehörten zu den Pionieren unter den Sammlern, sie waren<br />

Persönlichkeiten, die ganze Generationen geprägt haben.<br />

Aktuell wie immer verweist A 4 auf die wichtigsten Ausstellungen<br />

und Veranstaltungen und beleuchtet das internationale Geschehen.<br />

„Gerettete Schätze“ aus Afghanistan werden in der Kunsthalle<br />

Bonn gezeigt, „Göttliche Macht und mächtige Herrscher“, Kunst<br />

aus Ife, ist zurzeit im British Museum zu sehen. Im Wiener<br />

Völkerkundemuseum geht’s um James Cook und die Entdeckung<br />

der Südsee. Die erfolgreiche Ausstellung „Teotihuacan – Mexikos<br />

geheimnisvolle Pyramidenstadt“ aus dem Musée du quai Branly<br />

ist nun im Zürcher Museum Rietberg zu sehen. Eine Premiere<br />

besonderer Art findet im Berliner Gropius-Bau statt, die berühmte<br />

Sammlung des Aga Khan mit islamischer Kunst wird gezeigt.<br />

Einblicke gewährte uns der neue Direktor des Museums für<br />

Asiatische Kunst in Berlin, Klaas Ruitenbeek.<br />

Neben den zahlreichen Ausstellungsberichten werden noch zwei<br />

„Feld-Geschichten“ das Heft bereichern: textile Kunst aus Westafrika<br />

und die Legende der Guanyin. Unsere Titelgeschichte<br />

„<strong>Der</strong> <strong>Kongo</strong>-<strong>Fluss</strong>“ rundet den Themenreigen ab; vielseitig und<br />

kompetent soll das Heft seinen geneigten Lesern und Leserinnen<br />

zur Freude gereichen.<br />

Gert Chesi und Gerhard Merzeder


International<br />

Issue No. 10<br />

Cover: Kwelemaske<br />

© musée du quai Branly<br />

Foto: Thierry Ollivier, Michel Urtado<br />

48<br />

Magazin<br />

für Aussereuropäische<br />

Kunst und Kultur<br />

Afrika<br />

Australien<br />

Asien<br />

Amerikas<br />

01 / 10<br />

<strong>Der</strong> <strong>Kongo</strong> <strong>Fluss</strong><br />

Meisterwerke aus Zentralafrika<br />

38<br />

Hommage // Elsy Leuzinger<br />

Aga Khan // Meisterwerke der islamischen Kunst<br />

Galerie // Hilmar Pabels Reise nach China<br />

Legende // Miao Shan<br />

Agenda // Ausstellungen und Auktionen<br />

82<br />

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inhalt<br />

26<br />

38<br />

32<br />

60<br />

60<br />

76<br />

72<br />

26<br />

66<br />

48


Anz_Haus_der_Voelker-04.qxd:Haus der Völker 05.03.2010 17<br />

3 Editorial<br />

Gert Chesi, Gerhard Merzeder<br />

6 Köpfe<br />

8 Forum<br />

AUK TION<br />

AFRIKA & MODERNE<br />

10. Juni 2010 | Besichtigung 3. – 8. Juni 2010<br />

10 Aktuell<br />

10 Zurück aus der Zukunft<br />

14 10 Jahre Pavillon des Sessions<br />

18 Wann ist der Mann ein Mann?<br />

22 Dynasty & Divinity: Ife Art in Ancient Nigeria<br />

24 Impressum<br />

26 In der Mitte entspringt ein <strong>Fluss</strong><br />

François Neyt<br />

32 Die Schätze des Aga Khan<br />

Meisterwerke islamischer Kunst<br />

38 Galerie – Hilmar Pabel<br />

Reise nach China<br />

48 Teotihuacan - Mexikos geheime Pyramidenstadt<br />

Barabara Rusch<br />

54 Die Kunst von Schwarzafrika<br />

Zum 100. Geburtstag von Elsy Leuzinger<br />

Lorenz Homberger<br />

60 Interview mit Klaas Ruitenbeek<br />

Catherine Framm<br />

66 <strong>Der</strong> Stoff, aus dem die Kleider sind<br />

Gert Chesi, Silke Jurkowitsch<br />

72 Im Land der unbegreiflichen Hunde<br />

Julia Kospach<br />

76 Anton Christian – Grenzgänger zwischen den Kulturen<br />

Gert Chesi<br />

82 Guanyin & die Legende der Miao Shan<br />

Gert Chesi<br />

AHNENFIGUR | BEMBE | <strong>Kongo</strong> | H. 14 cm<br />

88 In memoriam<br />

90 Bücher<br />

92 Agenda<br />

110 Auktionen/Messen<br />

112 Vorschau<br />

NEUMEISTER<br />

ALTE KUNST MODERNE DESIGN AFRIKA VARIA<br />

Barer Str. 37| 80799 München<br />

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François Neyt<br />

© Foto Jean-Louis Buisseret<br />

Lorenz Homberger<br />

© Foto privat<br />

Hilmar Pabel<br />

© Foto privat<br />

köpfe<br />

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François Neyt<br />

ist Benediktinermönch des Klosters Saint-André de Clerlande<br />

(Ottignies-Louvain-la-Neuve) in Belgien. Geboren in Jadotville<br />

(Belgisch-<strong>Kongo</strong>) lebte er zunächst 20 Jahre in Afrika. An der<br />

Katholischen Universität Louvain in Louvain-la-Neuve promovierte<br />

er in Philosophie und Literatur. Nach seinem Studium der<br />

Archäologie und der Kunstgeschichte kehrte er 1968 nach Afrika<br />

zurück, um bis 1972 zuerst an der amtlichen Universität <strong>Kongo</strong>,<br />

später an der Nationaluniversität Zaire (Lubumbashi Campus)<br />

afrikanische Kunst zu unterrichten. Er arbeitete auch eng mit<br />

dem „Institut des Musées nationaux du Zaire“ zusammen.<br />

Zurück in Europa führten ihn mehrere Projekte an die Elfenbeinküste,<br />

nach Mali und Nigeria. In der Demokratischen Republik<br />

<strong>Kongo</strong> betrieb er Feldforschung bei den Hemba und Luba und<br />

er war Gastprofessor in Lubumbashi. 1980 trat er die Nachfolge<br />

Albert Maesens in der Abteilung Archäologie und Kunstgeschichte<br />

der Katholischen Universität von Louvain an. Bei der 500-Jahr-<br />

Feier Brasiliens war er Kurator der afro-brasilianischen Kunstausstellung<br />

in São Paulo.<br />

Als Präsident der Alliance Inter-Monastères und Mitglied der<br />

Königlichen Akademie der Übersee-Wissenschaften (Royal<br />

Academy for Overseas Sciences) in Belgien sowie anderer wissenschaftlicher<br />

Gesellschaften hat er mehrere Bücher über die Kunst<br />

Zentralafrikas veröffentlicht, darunter „La Grande Statue Hemba<br />

du Zaïre“ (Katholische Universität von Louvain, 1977), „Luba aux<br />

sources du Zaïre“ (1994) oder das Nachschlagewerk über die<br />

Statuen der Songye: „La Redoutable statuaire Songye“ (Fonds<br />

Mercator, 2004).<br />

Hilmar Pabel<br />

Es gab im Deutschland der Nachkriegsjahre nur wenige Fotografen,<br />

an die man sich bis heute erinnert. Einer von ihnen war der 1910<br />

in Schlesien geborene Hilmar Pabel. Seine Karriere war so einzigartig<br />

wie der Mensch, der hinter einer Reihe der bedeutendsten<br />

Fotodokumentationen seiner Zeit stand. Heuer wäre er 100<br />

geworden. Hilmar Pabel hat uns im Jahr 2000 verlassen, aber sein<br />

Vermächtnis wird uns noch lange begleiten. Seine Fotografien<br />

sind zeitlose Zeugnisse vergangener Epochen, deren Aktualität<br />

nahelegt, dass sich die Geschichte doch wiederholt. Bilder, die er<br />

1956 als erster westlicher Fotograf in China aufgenommen hat,<br />

zeugen von der unerschütterlichen Gültigkeit seiner Arbeit, sie<br />

sind einzigartige Dokumente und das Thema unserer Reportage.<br />

Lorenz Homberger<br />

Kurator für die Kunst Afrikas und Ozeaniens im Museum Rietberg.<br />

Seit 1982 dort tätig, hat er zahlreiche Sonderausstellungen mit<br />

wissenschaftlichen Publikationen zu verschiedenen Kunstregionen<br />

verwirklicht, darunter: „Die Kunst der Guro“ mit Eberhard Fischer,<br />

„Die Kunst der Senufo“ mit dem Völkerkundemuseum Berlin,<br />

„Kunst aus dem Königreich Benin“, „Yoruba – Kunst und Ästhetik“<br />

mit dem Museum for African Art, New York, „Die Kunst der<br />

Dogon“, „Orakel – der Blick in die Zukunft“ mit dem Metropolitan<br />

Museum of Art, New York, „Bamana – Afrikanische Kunst aus<br />

Mali“, „Admiralitätsinseln – Kunst aus der Südsee“, eine Sonderausstellung<br />

zur Eröffnung des Musée du quai Branly in Paris:<br />

„Ciwara – Chimères africaines“. Seine letzte grosse internationale<br />

Sonderausstellung war „Kamerun – Kunst der Könige“ in Zürich,<br />

die durch ihre hervorragenden Exponate international Aufsehen<br />

erregte. Für A 4 verfasste er eine Hommage à Elsy Leuzinger zu<br />

ihrem 100. Geburtstag.<br />

6 A 4 Magazin für Aussereuropäische Kunst und Kultur


MUSIK im riesen<br />

5. – 9. MaI 2010<br />

6112 Wattens, Austria<br />

Tel. +43 (0)5224 51080<br />

www.kristallwelten.com<br />

11. JUNI BIS 3. OKTOBER 2010 IN BONN<br />

AFGHANISTAN<br />

œ BUNDESKUNSTHALLE.DE<br />

GERETTETE SCHÄTZE<br />

DIE SAMMLUNG DES NATIONALMUSEUMS IN KABUL<br />

KUNST- UND AUSSTELLUNGSHALLE DER BUNDESREPUBLIK DEUTSCHLAND · MUSEUMSMEILE BONN · FRIEDRICH-EBERT-ALLEE 4 · D-53113 BONN · TELEFON +49(0)228 9171-200


International<br />

Issue No. 9<br />

Magazin<br />

für Aussereuropäische<br />

Kunst und Kultur<br />

Afrika<br />

Australien<br />

Asien<br />

Amerikas<br />

02 / 09<br />

forum<br />

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Nofretete<br />

Die Schöne kehrt zurück<br />

Totenkulte // Jenseitsglaube<br />

Buddhas Paradies // Gandhara – Das Erbe Pakistans<br />

Galerie // Die Welt des Jürgen Schadeberg<br />

Interview // Karl Ferdinand Schädler<br />

Agenda // Ausstellungen und Auktionen<br />

Göttin Hariti<br />

Dr. Karl-Ferdinand Schädler<br />

Sehr geehrte Herausgeber,<br />

die Äusserungen von Herrn Dr. Schädler in seinem Interview mit<br />

Herrn Prof. Chesi können nicht ganz unwidersprochen bleiben,<br />

zumindest was die subsaharischen Afrika-Sammlungen des<br />

Linden-Museums Stuttgart betrifft.<br />

1. Diese Afrika-Sammlungen von mehr als 56 000 Objekten sind<br />

seit über zwei Jahrzehnten wohlgeordnet und inzwischen per EDV<br />

vollständig erfasst. Jedes einzelne Objekt ist schon mindestens<br />

einmal durch meine Hände gegangen.<br />

2. Irgendwelche Duplikate darunter, mit denen nicht vernünftig<br />

gearbeitet werden könnte, sind quantitativ zu vernachlässigen.<br />

Stünde mir mehr Platz zur Verfügung, würde ich noch mehr<br />

ausstellen.<br />

3. Wegen – neben den Ausstellungen und Vorträgen des eigenen<br />

Hauses – ständiger Anfragen zu Leihgaben, Objektinformationen,<br />

Fotos u. ä. kommen diese Sammlungen, die im Übrigen auch<br />

permanent durch unsere Restauratorinnen betreut werden,<br />

nie „zur Ruhe“. Mein Problem ist vielmehr, dass ich allein – bei<br />

insgesamt sieben Regionalreferaten im Linden-Museum – seit<br />

über 23 Jahren fast 40 % der Sammlungen, eben die Bestände<br />

aus Afrika südlich der Sahara, betreuen muss. Ein Entsatz durch<br />

eine gleichwertig ausgebildete Kraft kommt für die politischen<br />

Vorgesetzten aus finanziellen Gründen nicht in Betracht.<br />

4. Bei Auktionen – und das darf auch für Kollegen aus anderen<br />

Häusern gelten – bin ich aus dem einfachen Grund nicht zu<br />

sehen, dass mir für entsprechende Ausgaben kein Geld von<br />

Seiten der politischen Vorgesetzten zur Verfügung steht und<br />

Sponsoren gerade für die Belange unseres Hauses, was Afrika,<br />

aber auch die Südsee betrifft, hierzulande nicht in Sicht sind<br />

(ganz im Unterschied zu Erwerbungen aus wirtschaftlich<br />

vielversprechenden Regionen, wie vor allem Ostasien).<br />

Mit freundlichen Grüssen<br />

Dr. Hermann Forkl, Afrika-Referent<br />

Linden-Museum Stuttgart<br />

Die Zähmung der unkeuschen Göttin<br />

In Zeiten, wo wir über Burkas, das Bade- und oft Bildungsverbot<br />

muslimischer Mädchen sprechen, kommt dieser differenzierte<br />

Artikel über die Ausstellung im Museum Rietberg in Zürich gerade<br />

recht. Er zeigt uns nicht nur, dass die Globalisierung eine lange<br />

Tradition hat (römisch inspirierte Bildhauer entwerfen das Gewand<br />

von Buddha-Statuen u. v. a.), sondern auch, dass, wie in vielen Weltgegenden,<br />

weibliche Gottheiten verehrt, dann dämonisiert und<br />

später vermännlicht oder unsichtbar gemacht wurden. Danke den<br />

A 4 -Herausgebern dafür, diesen Sachverhalt mit einem wunderschön<br />

geschriebenen und bebilderten Beitrag für Leser/innen<br />

sichtbar gemacht haben. Möglicherweise ist das der Beginn<br />

eines Zyklus der Berichterstattung rund um den Globus, der sich<br />

mit ähnlichen Themen befasst, kompetente Forscherinnen als<br />

Autorinnen zu gewinnen, ist hoffentlich nicht allzu schwierig.<br />

Weiter so.<br />

Christa Monkhouse, Küsnacht<br />

8 A 4 Magazin für Aussereuropäische Kunst und Kultur


Zemanek-Münster<br />

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Die Büste der Nofrete erreicht ihren neuen Standort.<br />

Vielen Dank für die wunderbare Ausgabe des A 4 -Magazins.<br />

Gestern Abend fand ich reichlich Zeit, um es mir von der ersten<br />

bis zur letzten Seite gründlich anzusehen. Wie immer besticht<br />

die hohe Ästhetik der Darbietung: Natürlich haben mich die<br />

Innenansichten des neuen Alten Museums in Berlin umgehauen:<br />

Es ist das erste Mal, dass ich das neue Gebäude von innen sehe.<br />

Das letzte Mal war ich in dem Bau, noch bevor Restaurierung und<br />

Neukonzeption überhaupt begannen. Das scheint wirklich ein<br />

grosser Wurf zu sein. Die Porträtköpfe aus dem ausgegrabenen<br />

Atelier des Nofretete-Bildhauers gehören meines Erachtens<br />

übrigens mit zum Bedeutendsten, was die ägyptische Kunst<br />

hervorgebracht hat. Das Interview mit dem guten Schädler, den<br />

ich sehr schätze und verehre, leidet leider etwas darunter, dass<br />

der Interviewer den Eindruck erweckt, selbiger sei ein Sammler.<br />

Das stimmt natürlich nicht: Schädler war und ist vor allem<br />

Händler. Gleichwohl hat das Interview einige von beiden Seiten<br />

hervorragend formulierte Abschnitte.<br />

Dr. Konrad Bogner, Wiesbaden<br />

Senufo, Côte d‘Ivoire<br />

Prov. Emil Storrer, Zürich<br />

H 88 cm<br />

Tribal Art Auktion<br />

13. März 2010<br />

10. Juli 2010<br />

Katalog: www.tribal-art-auktion.de


Kollier vom Halsausschnitt der Kleidung<br />

Afghanistan, Tillya<br />

Tepe, 2. Viertel 1. Jh. u. Z.<br />

Gold, Türkis, Almandin-Granat, Pyrit<br />

L: 29,1 cm<br />

Afghanisches Nationalmuseum<br />

Zurück aus<br />

der Zukunft<br />

aktuell<br />

Afghanistan. Gerettete Schätze<br />

Die Sammlung des Nationalmuseums in Kabul<br />

11. Juni bis 3. Oktober 2010<br />

Kunst- und Ausstellungshalle<br />

der Bundesrepublik Deutschland<br />

Museumsmeile Bonn, Friedrich-Ebert-Allee 4<br />

D-53113 Bonn<br />

www.kah-bonn.de<br />

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2200: Zentralasien blüht. Usbekistan, Turkmenistan, Afghanistan,<br />

Pakistan, flankiert von Iran und Indien, sind zum goldenen<br />

Schmelztiegel der Kulturen geworden. Im „inter-iranischen<br />

Austausch“ zerfliessen alle Rivalitäten in Harmonie, Weltoffenheit,<br />

Gelehrsamkeit.<br />

Ein Wunschtraum aus der Vergangenheit: Im 23. Jh. v. u. Z. brachte<br />

das griechisch-baktrische Königreich Schätze hervor. Heute fallen<br />

in Afghanistan mehr britische Soldaten als auf den Falkland-Inseln,<br />

und ganz Zentralasien zerfällt unter den Hammerschlägen der<br />

Ikonoklasten und den Steinwürfen der Fanatiker zu Staub. Am<br />

11. März jährt sich die Sprengung der rund 1 500 Jahre alten<br />

Skulpturen durch die Taliban zum neunten Mal.<br />

Vor diesem Hintergrund gleicht die Geschichte der Schätze aus<br />

Kabul einem Wunder: Rund 230 Objekte konnten den Zerstörungen<br />

der russischen Besatzung und den folgenden Kriegen<br />

entgehen – Überreste aus einer einst 100 000 Stück reichen<br />

Sammlung des Nationalmuseums Kabul, gerettet in den Depots<br />

der dortigen Zentralbank. Erst 2004 wurden sie wiederentdeckt.<br />

Ein sagenhafter Schatz, ausgegraben Ende der Siebzigerjahre in<br />

einem antiken Gräberfeld. <strong>Der</strong> Archäologe Jean-François<br />

Jarrige, seinerzeit Direktor am Musée Guimet, hat ihm ein Denkmal<br />

gesetzt. Dank guter French Connections der GmbH-<br />

Geschäftsführer Robert Fleck und Werner Spies kommen die<br />

unschätzbar wertvollen Gold-Objekte aus der Zeit des Königreichs<br />

Baktrien nach grossem Erfolg im Pariser Musée Guimet 2007<br />

nun nach Bonn.<br />

Fundstücke der vier wichtigsten archäologischen Grabungsstätten<br />

werden gezeigt: Fullol, Ai Khanum, Tillya-Tepe, Begram. Die<br />

Schätze aus letzterer – griechisch-römische Glasgefässe in<br />

Fischform, indische Elfenbein-Objekte und hellenistische Bronze-<br />

10 A 4 Magazin für Aussereuropäische Kunst und Kultur


Weibliches Gesicht<br />

Afghanistan, Ai Khanoum<br />

2. Jh. v. u. Z., ungebrannter Lehm, H: 20 cm<br />

Afghanisches Nationalmuseum<br />

© alle Fotos Thierry Ollivier, Musée Guimet<br />

Magazin für Aussereuropäische Kunst und Kultur A 4 11


Stehender Widder<br />

Afghanistan, Tillya Tepe<br />

2. Viertel 1. Jh. u Z.<br />

Gold, 5,2 cm x 4,0 cm<br />

Afghanisches Nationalmuseum<br />

„<strong>Fluss</strong>göttin“ auf einem Makara stehend<br />

Afghanistan, Begram, 1. Jh. u. Z.<br />

Elfenbein, H: 45,6 cm<br />

Afghanisches Nationalmuseum<br />

rechte Seite:<br />

Platte in durchbrochenem Dekor<br />

Frau mit Kind und weibliches Liebespaar<br />

Afghanistan, Begram, 1. Jh. u. Z.<br />

Elfenbein, 13,8 x 24,7 cm<br />

Afghanisches Nationalmuseum<br />

Medaillon Büste eines geflügelten Eros<br />

Afghanistan, Begram, 1. Jh. u. Z.<br />

Gips, D: 16,5 cm<br />

Afghanisches Nationalmuseum<br />

Agraffen mit Delfinen und<br />

reitendem Amor<br />

Afghanistan, Tillya Tepe, Grab 3<br />

2. Viertel 1. Jh. u. Z.<br />

Gold, 4,2 cm x 4,9 cm<br />

Afghanisches Nationalmuseum<br />

12 A 4 Magazin für Aussereuropäische Kunst und Kultur


aktuell<br />

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Statuetten – lassen intensiven Kultur-Austausch vermuten.<br />

Bis heute ist die Funktion der reich bestückten Kammern in Ai<br />

Khanum ungeklärt. 1937 und 1939 wurden sie von der 1922<br />

gegründeten Délégation Archéologique Française en Afghanistan<br />

(DAFA) entdeckt. Die Ausstellung ist auch eine Hommage an diese<br />

Institution, nach ihrer Auflösung 1982 ist sie seit 2003 wieder<br />

aktiv. Zugleich ehrt sie das russische Archäologenteam unter<br />

Viktor Sarianidi, das 1979 die goldreichen Gräber von Tillya-Tepe<br />

gefunden hat.<br />

In Paris fehlten kritische Perspektiven auf Grabungs- und<br />

Bewahrungspolitik und deren Auswirkungen auf das Leben der<br />

Menschen vor Ort. Auch die Bonner Ausstellung will mit den<br />

archäologischen Schätzen statt zu politischer Kritik durch den<br />

Wunschtraum einer goldenen, besseren Zeit auf den „Weg der<br />

Verständigung zwischen den Kulturen“ führen. Gern versinkt<br />

man in der Schönheit eines im 2. Jahrhundert aus ungebranntem<br />

Ton geschaffenen weiblichen Gesichts, aus dem die Zeit blickt.<br />

Staunend sieht man im vergoldeten Silber eines Kybele-Medaillons<br />

(um 300 v. u. Z.) die Kultur von Ai Khanum eingefangen, dem<br />

orientalischen Aussenposten des alexandrinischen Reiches.<br />

Gebannt lauscht man dem antiken Lachen, das aus einem Hahn mit<br />

Menschenkopf aus Bronze (5,4 x 6 cm, 1. Jh.) zu erklingen scheint.<br />

Es übertönt für den kurzen Moment des Museumsbesuchs das<br />

Splittern der „Wiege der Menschheit“, die unter Bomben und<br />

Fanatismus zerbricht.<br />

J. Emil Sennewald<br />

Magazin für Aussereuropäische Kunst und Kultur A 4 13


Eine Retrospektive von Jean-Pierre Elkabbach<br />

14. April–26. Juli 2010<br />

Pavillon des Sessions, Musée du Louvre, Paris<br />

www.louvre.fr<br />

10 Jahre<br />

Pavillon des<br />

Sessions<br />

Werke meistern<br />

Es war eine kleine Revolution: Höchstpersönlich weihte<br />

Präsident Jacques Chirac am 13. April 2000, vier Jahre, nachdem<br />

sie beschlossen worden war, eine neue Louvre-Abteilung mit<br />

105 Meisterwerken aus Afrika, Ozeanien, den Amerikas, den<br />

Inselstaaten und der Arktis ein. Nach fast einem Jahrhundert<br />

der Debatten und Kontroversen haben die Primitiven das Herz<br />

der abendländischen Kultur erreicht – bereits Apollinaire hatte<br />

1909 eine solche Abteilung im Louvre gefordert. Als Ergebnis der<br />

Freundschaft zwischen dem Sammler Chirac und dem Händler<br />

Jacques Kerchache waren die 1 400 m 2 Louvre nur ein Vorspiel<br />

für die Eröffnung der 232,5 Mio. Euro teuren „Oper“ für die „Arts<br />

premiers“, des Musée du quai Branly im Jahr 2006.<br />

Heute ist der „Pavillon des Sessions“ eine Zweigstelle des<br />

quai Branly. Zum zehnjährigen Jubiläum werden Kerchache als<br />

Gründerfigur und Chirac als Wegbereiter des Pariser Aufstiegs<br />

aussereuropäischer Kunst gefeiert. In Sarkozys Medienrepublik<br />

kommt diese Aufgabe einem altgedienten Journalisten zu:<br />

Jean-Pierre Elkabbach. Von Chirac noch 2009 zum Ehrenlegionär<br />

ernannt und passenderweise „Pied-noir“, in Algerien geborener<br />

Franzose, erzählt er in vier Kapiteln mit gefilmten Interviews,<br />

Fotografien und anderen Dokumenten quer durch die in geografische<br />

Zonen aufgeteilte Sammlungspräsentation eine<br />

Geschichte voller Helden und Wunder.<br />

Chiracs politisches Ziel der „inspirierten, subtilen und aufgeklärten<br />

Anthologie der Meisterwerke aller Nationen“ im Denon-<br />

Flügel des Louvre war die Versöhnung mit der Kolonialgeschichte<br />

14 A 4 Magazin für Aussereuropäische Kunst und Kultur


Männliche Statue des Huaxteque<br />

Tampico, Mexiko, Golfregion<br />

H: 220 cm<br />

© Foto Hughes Dubois, Musée du quai Branly<br />

Installation im Pavillon des Sessions,<br />

Louvre, Paris<br />

© Foto Arnaud Baumann<br />

aktuell<br />

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und die Schaffung eines Relais mit allen Leihgeber-Ländern.<br />

Kerchaches Ziel war ein Fest für die Schönheit der Objekte.<br />

Gekonnt wählte er aus öffentlichen und privaten Sammlungen<br />

ästhetisch bestechende Objekte. Die Ausstellungsinszenierung<br />

durchdrang schon kurz nach der Eröffnung ein Misston: Die<br />

drei Nok-Skulpturen, die dort zu sehen waren, entstammten<br />

Plünderungen in Nigeria.<br />

Hinter den edlen wilden Masken kam ihre schmerzensreiche<br />

Herkunftsgeschichte zum Vorschein. Viele Objekte waren unter<br />

kolonialem Druck in Sammlerhände gelangt. Bis heute fehlt<br />

eine Aufarbeitung dieser Geschichte, eine offene Diskussion<br />

des Verhältnisses von europäischem Sammlungs- und aussereuropäischem<br />

Kult-Leben der Objekte. „Die Begegnung mit dem<br />

Objekt einer anderen Kultur oder generell mit einem Kunstwerk<br />

ist immer eine Aneignung“, kontert Stéphane Martin, soeben im<br />

Amt bestätigter Präsident des quai Branly. Sein Museum wolle „die<br />

Praktiken anderer Kulturen in Relation zu der eigenen, zu unserer<br />

Gegenwart setzen“. Das ist, auch dank des „Pavillon des Sessions“,<br />

gelungen: Im stetig wachsenden Markt ist Paris heute Zentrum<br />

für den Handel mit aussereuropäischen Werken. So unterhält die<br />

Kunst der anderen in doppeltem Sinn die eigene Gesellschaft.<br />

J. Emil Sennewald<br />

Magazin für Aussereuropäische Kunst und Kultur A 4 15


Anthropomorphe Maske, Xipe Totec<br />

Oaxaca, Mexiko, H: 11 cm<br />

© Foto Hughes Dubois, Musée du quai Branly<br />

Fang-Maske, Gabun, H: 69 cm<br />

© Foto Hughes Dubois, Musée du quai Branly<br />

Teotihuacan-Maske, Mexiko, H: 20cm<br />

© Foto Hughes Dubois, Musée du quai Branly<br />

Chupicuaro, weibliche Figur, Mexiko<br />

Terrakotta, H: 31 cm<br />

© Foto Hughes Dubois, Musée du quai Branly<br />

Ahnenstatue, Nias, Indonesien<br />

H: 56 cm<br />

© Foto Hughes Dubois, musée du quai Branly<br />

16 A 4 Magazin für Aussereuropäische Kunst und Kultur<br />

Mutter-Kind-Darstellung, Dogon, Mali<br />

Holz, Pigmente, H: 75 cm<br />

© Foto Hughes Dubois, Musée du quai Branly


Installation im Pavillon des Sessions,<br />

Louvre, Paris<br />

© Foto Didier Boy de la Tour, Musée du quai Branly<br />

Magazin für Aussereuropäische Kunst und Kultur A 4 17


Mât mbis, Asmat, Irian Jaya, Indonesien<br />

Holz und Pigmente, H: 215 cm<br />

Privatsammlung<br />

© Foto Hughes Dubois, Musée Dapper<br />

18 A 4 Magazin für Aussereuropäische Kunst und Kultur


Halsschmuck, Fidschi-Inseln, Polynesien<br />

Zähne und organische Materialien<br />

D: 38 cm<br />

Privatsammlung<br />

© Foto Hughes Dubois, Musée Dapper<br />

aktuell<br />

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Wann ist<br />

der Mann<br />

ein Mann?<br />

L’art d’être un homme: Afrique, Océanie<br />

Musée Dapper, bis 11. Juli 2010<br />

www.dapper.com.fr<br />

Wann ein Mann wirklich ein Mann ist, wird in allen Kulturen durch<br />

eigens eingerichtete Rituale festgelegt. Sein ist dabei so viel wie<br />

Schein. Schmerzhaft wird das Feminine ausgetrieben, um Kraft-,<br />

Protz- und Unterwerfungsgesten Raum zu schaffen. Nachdem<br />

man sich zuvor den Frauen Afrikas gewidmet hat, zeigt das kleine<br />

Pariser Musée Dapper nun den Weg zum Mannesmann. Die zweigeteilte<br />

Schau führt vom beredten Bild zum Schweigen der Objekte.<br />

Afrikas Kulte sind aktuell ein gefundenes Fressen für hungrige<br />

Sammler, kommen durch die Krise doch mehr aussergewöhnliche<br />

Objekte als zuvor auf den Markt. Das vergangene Jahr endete<br />

mit Rekordmeldungen, bei Sotheby’s erreichte eine Maske<br />

der Kono, Bamana, 1,4 Millionen Euro. Das zeitgenössische<br />

Mali zeigt sich nicht weniger anziehend. Die afrikanische Foto-<br />

Biennale präsentierte in diesem Jahr in Malis Hauptstadt Bamako<br />

75 Künstler, deren Fotos zur gesellschaftlichen Realität in<br />

afrikanischen Ländern ökonomische und soziale Grenzen ausloten,<br />

die es heute vielleicht mehr denn je zu überschreiten gilt.<br />

Stilikonen solcher Grenzgänger hat fotografisch Baudoin<br />

Mouanda festgehalten: die Mitglieder der SAPE, der „Société des<br />

ambianceurs et des personnes élégantes“, die man in allen grossen<br />

Städten Afrikas antreffen kann. Mouandas Fotografien, auf der<br />

Biennale mit dem Preis für junge Talente ausgezeichnet, bilden<br />

Magazin für Aussereuropäische Kunst und Kultur A 4 19


Königsstatue, Kamerun, Bangwa<br />

Holz und Pigmente, H: 79 cm<br />

© Foto Hughes Dubois, Musée Dapper<br />

Anhänger der Waan<br />

Dem. Rep. <strong>Kongo</strong>, Elfenbein, H: 9 cm<br />

gesammelt zw. 1897 und 1910<br />

Musée royal de l’Afrique centrale, Tervuren<br />

© Foto Roger Asselberghs, MRAC Tervuren<br />

Statue der Soninke, Mali<br />

Holz und Pigment<br />

H: 82 cm, 16. Jh.,<br />

Ex. Coll. René Rasmussen<br />

© Foto Musée Dapper<br />

Kopfschmuck, Dem. Rep. <strong>Kongo</strong><br />

Raubkatzenzähne, organische<br />

Materialien, H: 14 cm<br />

Musée royal de l’Afrique centrale, Tervuren<br />

© Foto Jean-Marc Vandyck, MRAC Tervuren<br />

aktuell<br />

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einen ausgezeichneten Auftakt im Musée Dapper, ergänzt durch<br />

dokumentarische Videos und die Fotografien Héctor Mediavillas.<br />

Stolz tragen die afrikanischen Dandys ihre bunten Luxusmarken<br />

zur Schau, führen vor, wie sie hinter dem Rücken Krawattenknoten<br />

binden können. Den Königs-Gestus der Fashionvictims,<br />

die inzwischen selbst Boutiquen und Modelabels führen, fängt<br />

Mouanda über die Bewegung und die Energie der Gesten der<br />

SAPE ein. Héctor Mediavilla stellt die in Cerruti gehüllten und mit<br />

Weston beschuhten Schönlinge in den Kontrast der barfüssigen<br />

und heruntergekommenen Realität ihrer Umgebung. Männlichkeit,<br />

erkennen wir, entsteht aus Distinktion. Wird das Weibliche<br />

negiert, bleibt es im eitlen Sich-Aufputzen noch präsent. Diese<br />

Travestie führt soziale Machtgesten vor wie das Faschingskostüm<br />

die Kölner Stadtpolitik.<br />

An die alemannische Fastnacht erinnern auch die folgenden<br />

Säle. Mehr als hundertfünfzig Objekte sollen erzählen, wie aus<br />

Buben echte Kerle werden. Doch die Perücke aus Raubtierzähnen<br />

(<strong>Kongo</strong>), die Tunika mit passender Perücke aus Stachelschwein-<br />

Borsten (Kaka, Kamerun) oder das Korsett aus Glasperlen (Dinka,<br />

Sudan) bleiben stumm. <strong>Der</strong> Schritt von der rituellen Ermannung<br />

zur sozialen Ermächtigung ist an den vielen mit wenig Text<br />

versehenen Dingen aus fremden Welten kaum nachvollziehbar.<br />

Entfernt aus ihrem rituellen Kontext vermitteln sie weder<br />

Schmerzen noch Ängste der Knaben, die zum Mann werden<br />

müssen. Es wird nicht erfahrbar, dass Jungen sich beispielsweise<br />

über einen grossen Zeitraum Wunden zufügen, die Narben<br />

regelmässig öffnen und so im Verlauf der Pubertät einen der<br />

20 A 4 Magazin für Aussereuropäische Kunst und Kultur


Korsett, Dinka, Sudan<br />

Glasperlen, Schnüre, Metall<br />

H: 92 cm, Privatsammlung<br />

© Foto Mauro Magliani<br />

Ahnenfigur, Dem. Rep. <strong>Kongo</strong><br />

Holz und Pigmente, H: 88 cm<br />

Privatsammlng<br />

© Foto privat<br />

Königsstatue ndop, Dem. Rep. <strong>Kongo</strong><br />

Holz, H: 55 cm<br />

Musée royal de l’Afrique centrale, Tervuren<br />

© Foto Roger Asselberghs, MRAC Tervuren<br />

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Menstruation ähnlichen Blutfluss darstellen. Maskieren in ihrem<br />

lebendigen Kontext die prächtigen Ornate – wie die Kleider<br />

der SAPE machtgeprägten Lebensumfeldern entnommen –<br />

die schmerzhafte Seite der Abgrenzung, so wiederholt das<br />

Museum die Maskerade. Ikonografischen Linien zwischen den<br />

Männerkulten Afrikas und Ozeaniens und unseren eigenen,<br />

heutigen Ritualen wird nicht nachgegangen. „Männer haben’s<br />

schwer, nehmen’s leicht“ – spätestens seit der deutsche Musiker<br />

Herbert Grönemeyer 1984 mit dieser Feststellung einen Hit<br />

landete, beschäftigt das Dauerthema, wie die Gesellschaft<br />

Männer macht.<br />

Aktuell fragen nicht nur Männermagazine zwecks<br />

Werbeeinnahmen, wie man am besten den Mann markiert.<br />

Biologen entdecken „das schwache Geschlecht und sein Gehirn“,<br />

erboste Eltern in Norwegen begehren gegen das Sitzpinkeln in der<br />

Schule auf, und Umfragen zeigen, dass „der Frauenversteher als<br />

Traumtyp ausgesorgt“ habe. Ein Anknüpfen an die Show der SAPE<br />

könnte die rituelle Verbindung zwischen Mode- und Männerkult<br />

auch in unserer Kultur thematisieren. Das Musée Dapper<br />

beschränkt sich darauf, Angebote zu machen: zum Nachlesen<br />

und zum Nachdenken darüber, mit welchen Riten wir selbst das<br />

biologische Geschlecht zu politischer, ökonomischer und sozialer<br />

Dominanz ausbilden.<br />

J. Emil Sennewald<br />

Magazin für Aussereuropäische Kunst und Kultur A 4 21


Kopf mit dicken vertikalen Skarifikationen<br />

12.–15. Jh., H: 26 cm, Terrakotta<br />

© Fotos Karin L. Willis/Museum for African Art/Nigerian National<br />

Commission for Museums and Monuments<br />

Kopf, Ita Yemoo, Ife<br />

Nigeria, 12.–15. Jh., H: 25 cm, Terrakotta<br />

© Foto Hughes Dubois, Musée Dapper<br />

aktuell<br />

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Dynasty<br />

& Divinity<br />

Ife Art in Ancient<br />

Nigeria<br />

Dynasty and Divinity: Ife Art in Ancient Nigeria heisst die<br />

bedeutende internationale Wanderausstellung mit Werken aus<br />

Ile-Ife, die die Fundación Marcelino Botín in Santander und das<br />

New Yorker Museum for African Art in Zusammenarbeit mit der<br />

Nigerian National Commission for Museums and Monuments<br />

organisiert haben. Die in diesem Rahmen präsentierte Sammlung<br />

umfasst über hundert Skulpturen aus dem 12. bis 15. Jahrhundert,<br />

die nur aus nigerianischen Museen stammen und teilweise zum<br />

ersten Mal ausserhalb des westafrikanischen Landes zu sehen sind.<br />

Dynasty and Divinity ist die erste grosse Museumsausstellung<br />

jenseits von Nigeria, die nur Arbeiten aus der Region Ife<br />

präsentiert. Zu sehen sind wahre Schätze aus nigerianischen<br />

Museen: 109 der berühmtesten und schönsten Kunstwerke aus<br />

Kingdom of Ife – Sculptures from West Africa<br />

bis 6. Juni 2010<br />

The British Museum, Great Russell Street, London<br />

www.britishmuseum.org<br />

Ife, Arbeiten aus Bronze, Terrakotta, Stein und Glas. Hierzu zählen<br />

fast lebensgrosse idealisierte menschliche Köpfe, Büsten und<br />

Figuren aus Terrakotta und Bronze mit einem teilweise enorm<br />

hohen Kupfergehalt, die mit eindrucksvollen Insignien versehen<br />

eine eindeutige Aura weltlicher und sakraler Macht verströmen.<br />

Die bis zur fülligen Leibesmitte realistische Kupferplastik eines<br />

nicht mehr jungen, mit einem fein gearbeiteten Tuch bekleideten<br />

Mannes aus dem späten 13. oder 14. Jahrhundert befand sich bis<br />

Anfang des 20. Jahrhunderts in einem Schrein, bevor sie in das<br />

Nationalmuseum in Lagos gebracht wurde. Zwei bedeutende<br />

Bronzen aus dem Königreich Benin verdeutlichen die Beziehung<br />

zwischen Ife und Benin, dessen Könige ihre Abstammung von der<br />

Herrscherdynastie in Ife ableiten.<br />

22 A 4 Magazin für Aussereuropäische Kunst und Kultur


Kopf aus Ife, Nigeria, 12.–14. Jh.<br />

H: 25 cm<br />

Gelbguss, Pigmente<br />

© Foto The Trustees of the British Museum<br />

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Magazin für Aussereuropäische Kunst und Kultur A 4 23


Anz_A4_05.03.10_Layout 1 09.03.10 14:36 Seite 1<br />

Afrika<br />

Kleinplastik<br />

Privatmuseum für außereuropäische Kunst, Windach<br />

1. Mai bis 1. Juni nach Anmeldung Tel. 0172/8412212<br />

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impressum<br />

A 4 / Magazin für Aussereuropäische Kunst und Kultur<br />

6. Jahrgang 2010<br />

© 2010 by Haus der Völker, ISSN: 1817-2091<br />

Konzeption und Gestaltung:<br />

Gerhard Merzeder, Mark Grünberger<br />

Verlag:<br />

StudienVerlag, Erlerstrasse 10, A-6020 Innsbruck<br />

E-Mail: order@studienverlag.at<br />

Aboservice:<br />

Tel.: +43 (0)1 74040-7814, Fax: +43 (0)1 74040-7813<br />

E-Mail: aboservice@studienverlag.at<br />

Chefredaktion:<br />

Prof. Gert Chesi, Gerhard Merzeder, info@a4magazin.com<br />

Herausgeber:<br />

Haus der Völker Kulturverein<br />

Museum für Kunst und Ethnographie<br />

St. Martin 16, A-6130 Schwaz/Tirol, Austria<br />

Tel.: +43 (0)5242 66090, Fax +43 (0)5242 66091<br />

www.hdv-online.eu, E-Mail: A4@hausdervoelker.com<br />

Korrektorat:<br />

Alexandra Sokol<br />

Übersetzungen:<br />

Barbara Rusch (E>D)<br />

Catherine Framm, Clara Eckert-Framm (D>E)<br />

English Editing: Lowell Monkhouse<br />

Finanzen:<br />

Walter Vylet<br />

Anzeigenleitung /Agenda:<br />

Monika Kietzmann, m.kietzmann@hausdervoelker.com<br />

Druck:<br />

RWF Frömelt Hechenleiter GmbH, Österreich<br />

Bezugsbedingungen:<br />

A 4 / Magazin für Aussereuropäische Kunst und Kultur<br />

erscheint zweimal jährlich<br />

Einzelheft: E 12,50/sfr 22,50, Jahresabonnement:<br />

E 19,50/sfr 33,90 (Preise inkl. MwSt., zuzügl. Versand)<br />

Die Bezugspreise unterliegen der Preisbindung.<br />

Abonnement-Abbestellungen müssen spätestens 3 Monate<br />

vor Ende des Kalenderjahres erfolgen.<br />

Die mit dem Verfassernamen gekennzeichneten Beiträge<br />

geben nicht in jedem Fall die Meinung der Redaktion oder<br />

der Herausgeber wieder. Die Verfasser sind verantwortlich für<br />

die Richtigkeit der in ihren Beiträgen mitgeteilten Tatbestände.<br />

Für unverlangt eingesandte Manuskripte übernehmen<br />

Redaktion und Verlag keine Haftung. Die Zeitschrift und alle<br />

in ihr enthaltenen einzelnen Beiträge sind urheberrechtlich<br />

geschützt. Jede Verwertung ausserhalb der engen Grenzen des<br />

Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages<br />

unzulässig. Das gilt insbesondere für Vervielfältigung,<br />

Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung<br />

und Verarbeitung in elektronischen Systemen.<br />

Offenlegung laut Mediengesetz:<br />

Medieninhaber: Studienverlag Ges.m.b.H., Erlerstrasse 10,<br />

A-6020 Innsbruck; Buch-, Kunst- und Musikalienverlag;<br />

Markus Hatzer (Verleger)<br />

Das erste Magazin für Aussereuropäische Kunst und Kultur<br />

für den deutschprachigen Raum, in dem Beiträge internationaler<br />

Autoren publiziert werden.<br />

Die Redaktion von A 4 zeichnet nicht verantwortlich für die<br />

Herkunft und Authentizität der abgebildeten Objekte in<br />

den bezahlten Anzeigen.<br />

Online bestellen:<br />

www.studienverlag.at


Paris, 13. April 2000<br />

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Zum zehnjährigen Jubiläum werden Kerchache als Gründerfigur<br />

und Chirac als Wegbereiter des Pariser Aufstiegs aussereuropäischer Kunst gefeiert.<br />

Jacques Kerchache, porträtiert von Arnaud Baumann, 2000<br />

Bericht auf Seite 14<br />

Magazin für Aussereuropäische Kunst und Kultur A 4 25


François Ney t<br />

in der mitte<br />

entspringt ein fluss<br />

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Fleuve Congo: Zentralafrikanische Kunst<br />

im Musée du quai Branly, Paris<br />

Reliquiarfigur/Wächterfigur<br />

© Fotos Thierry Ollivier, Michel Urtado, Musée du quai Branly


Magische Figur, Bembe, Holz


Reliquiarfigur/Wächterfigur, Kota, Detail<br />

© Fotos Michel Urtado, Thierry Ollivier, Musée du quai Branly<br />

Anthropozoomorphe Helmmaske, Detail<br />

Reliquiarfigur/Wächterfigur, Fang, Detail<br />

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Mit 4 374 Kilometern ist der <strong>Kongo</strong> der grösste Strom Afrikas.<br />

Weltweit führt nur der Amazonas noch mehr Wasser. An diesem<br />

Strom, der genährt aus vielen Quellen in einem grossen Becken<br />

mündet, blüht die zentralafrikanische Kultur, der nun das Pariser<br />

Musée du quai Branly eine Themenausstellung widmet. Um den<br />

<strong>Fluss</strong> ist eine einzigartige Kultur entstanden, die sich in ständigem<br />

Austausch mit ihrer Umgebung und mit teils weit entlegenen<br />

anderen Kulturgruppen befindet. 170 aussergewöhnliche Kunstobjekte<br />

stellen die Beziehung zwischen den verschiedenen<br />

flussnahen Kulturen dar und geben einen Einblick in die künstlerischen<br />

Traditionen Zentralafrikas von Gabun bis zu den beiden<br />

Republiken des <strong>Kongo</strong>. Besonders freuen dürfte diese Ausstellung<br />

all jene, die mit den letzten spektakulären Auktionen die wertvollen<br />

Masken und Skulpturen der Fang, Hemba, Kwele oder Kota<br />

kennen gelernt haben, denn sie liefert den kulturgeschichtlichen<br />

Kontext zu diesen Meisterwerken.<br />

Im Aufbau folgt die Ausstellung der nationalstaatlichen Struktur:<br />

Gabun, die Volksrepublik und die demokratische Republik <strong>Kongo</strong><br />

bilden die geopolitischen Grenzen, in denen die Kultur entlang des<br />

<strong>Fluss</strong>es in ihrer Verwobenheit nachvollziehbar wird. Fotografien,<br />

Videos und Zeichnungen dokumentieren den geografischen<br />

und historischen Kontext, in dem sich die Geschichte der Kunstgegenstände<br />

entfalten konnte. Eine Stärke dieser „Exposition<br />

dossier“, die sie gegen manch andere Schau zentralafrikanischer<br />

Kunst abhebt, die sich vor allem deren ästhetischen Qualitäten<br />

zuwendet. Gezeigt wird, dass Kultur nichts Festes, sondern immer<br />

im <strong>Fluss</strong> begriffen ist. So haben die Bantu unter dem Einfluss<br />

der besonderen Biosphären, vom Urwald bis zur Savanne, einen<br />

gemeinsamen Blick auf die Welt und auf den Menschen entwickelt,<br />

der weit über das <strong>Kongo</strong>-Becken hinaus, teils bis nach Amerika<br />

Wirkung entfalten konnte. Ihre Kultur ist von anderen beeinflusst,<br />

besonders aus Kamerun im Norden.<br />

Dieser sich unablässig in Bewegung befindliche Kulturtransfer<br />

manifestiert sich in seinen Objekten. Zentralafrika lässt sich anhand<br />

seiner Kunstwerke als ein komplexes Interaktionssystem lesen,<br />

betont auch François Neyt, Kurator der Ausstellung:<br />

28 A 4 Magazin für Aussereuropäische Kunst und Kultur


Anthropomorpher Pfosten, Detail Magische Figur, Teke, Detail Anthropomorphe Maske, Kwele, Detail<br />

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„Die Beziehungen der Kulturen der Steppe und des Waldes<br />

materialisieren sich in ihren Kunstobjekten. Jenseits institutioneller<br />

und administrativer Veränderungen bleibt die kulturelle Einheit<br />

Zentralafrikas unumstritten. Dieses Erbe der Menschheit, so<br />

oft durch koloniale Grenzziehungen zerstückelt, tritt in seinen<br />

kulturellen Manifestationen hervor.“<br />

Die Ausstellung ist um drei leitende Aspekte dieser Kultur<br />

gruppiert: Herzmasken, Ahnenkult und Darstellung von Weiblichkeit.<br />

Das Gesicht in Form eines Herzens ist eine Spezialität der<br />

Kultur des äquatorialen Urwaldes von Gabun bis in den westlichen<br />

<strong>Kongo</strong>. Sie stellt eine Verbindung zu den Geistern dar, „erhellt<br />

grundlegende Ereignisse der Vergangenheit und fungiert als<br />

Vorzeichen für Segnungen und Hoffnungen der Zukunft“, erklärt<br />

François Neyt. Wir kennen diese eindringliche, grafisch reduzierte<br />

Gesichtsform der Maske aus Matisse’ Bildern, namentlich den<br />

Porträts seiner Frau. Im rituellen Kontext repräsentiert sie, oftmals<br />

mit mehreren Augen ausgestattet, den Blick von aussen auf die<br />

Gemeinschaft. Taucht der in Blätter oder in aus Pflanzenfasern<br />

gewebte Stoffe gekleidete Maskenträger auf, wenden sich ihm alle<br />

Blicke zu. Verborgen hinter der Herzform, die meist noch mit einer<br />

weissen Farbe, der mpemba, gestrichen ist, wird der Maskenträger,<br />

eingebunden in Tänze und Musik, zum Katalysator des Kollektivs,<br />

das in ihm seine Ängste und Hoffnungen bündelt: von der Initiation<br />

über die Heilung bis zu Trauer-Ritualen.<br />

Die doppelte Eigenschaft der Maske, deren Träger aus der<br />

Gemeinschaft zu entfernen und ihm zugleich tiefen Einblick in ihre<br />

emotionalen und seelischen Verwerfungen zu gewähren, macht die<br />

Ausstellung durch Objekt, Gebrauch und Anlass der Herzmasken<br />

verstehbar. Unter Berücksichtigung verschiedener Stämme, wie<br />

der Fang und Kwele, der Mbede-Kota, der Tsogho, Galwa, Aduma,<br />

Vuvi und Teke-Tsaayi, der Ngbaka, Ngbandi und Ngombe bis hin<br />

zu den Lega und Bembe, untersucht sie die materiale Struktur der<br />

Herzmasken, ihre der Kommunikation dienenden Formungen (wie<br />

Mund- und Augenform) und die Rituale, bei denen die Masken<br />

getragen werden.<br />

Magazin für Aussereuropäische Kunst und Kultur A 4 29


Magische Figur, Teke<br />

© Fotos Michel Urtado, Thierry Ollivier, Musée du quai Branly<br />

Magische Figur, Detail<br />

Magische Figur, Songye, Detail<br />

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Eines dieser Rituale ist die Verehrung der Verstorbenen, womit<br />

zum zweiten thematischen Abschnitt der Ausstellung übergeleitet<br />

wird. Die gezeigten Reliquiare dienen der Verehrung männlicher<br />

Ahnen oder von Clan-Müttern. Ihre Schädel werden in mit<br />

Perlen, Knochen und anderen Materialien verzierten Behältern<br />

aufbewahrt und in verschiedene Riten eingebunden. So benetzen<br />

die Kota des östlichen Gabun beim Ritual „bwete“ die Reliquie mit<br />

Opferblut, während die Skulpturen mit Sand glänzend gerieben<br />

und in kultische Tänze eingebunden werden, zu denen nur<br />

Initiierte zugelassen sind. Zentrales Element des Ahnenkultes ist<br />

die doppelte Funktion der Objekte: Sie sollen Schrecken bannen<br />

und zugleich ausstrahlen, um vor neuen Gefahren zu schützen.<br />

Ausgehend von einem Tempel in Tsogho (Gabun) zeigt diese<br />

Sektion unter anderem Reliquiare der Bamba-Mbede, Bildnisse der<br />

Teke und Yansi, Statuen der Fang und Bildnisse mit beweglichem<br />

Kopf der Kuyu.<br />

<strong>Der</strong> dritte Abschnitt der Schau widmet sich den Darstellungen<br />

des Weiblichen in den subäquatorialen Savannen des <strong>Kongo</strong>.<br />

Hier, in einer fruchtbaren Landschaft, die ausreichend Nahrung<br />

für ein rasches demografisches Wachstum bereithielt, sind neue<br />

ökonomische, soziale und politische Strukturen, neue Bündnisse<br />

und mächtige Königshäuser entstanden. Zentrale Figur dieser<br />

Entwicklung ist die Frau: als Mutter, als Symbol von Wachstum,<br />

als Vermittlerin zwischen Himmel und Erde und zwischen den<br />

Gruppen.<br />

Ebenfalls mit der Absicht, die Verbindung zwischen den verschiedenen<br />

Gruppen entlang des <strong>Kongo</strong> durch ihre Kultobjekte<br />

erkennbar zu machen, zeigt diese Sektion Masken der Punu und<br />

Darstellungen der Luba, gefolgt von Mütterlichkeits-Bildnissen<br />

der Phemba sowie dem Weiblichkeitsideal der Chokwe. Die<br />

ausgestellten Kunstobjekte zeichnen sich durch hoch entwickelte,<br />

teils sehr symmetrische und grafisch reduzierte Formen aus,<br />

was sie – wie die meisten anderen Objekte aus dieser Region –<br />

zu Vorbildern der europäischen Moderne hat werden lassen.<br />

Entscheidend ist jedoch nicht ihre ästhetische Wirkung allein,<br />

sondern die Art, wie der bis heute und bis in unsere Kultur hinein<br />

30 A 4 Magazin für Aussereuropäische Kunst und Kultur


Anthropomorphe Maske, Chokwe Anthropozoomorphe Maske, Kuba Abstrakte Maske mit 6 Augen, Kwele<br />

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wirkende „Geist“ in diese Objekte gelangt. Es ist nicht Aufgabe<br />

der Objekte, das mit ihnen verbundene „Interesse“, die seelische<br />

und kultische Involviertheit ihrer Gestalter und ihrer Nutzer<br />

zu konservieren. Vielmehr „leben“ die Objekte im <strong>Fluss</strong> ihrer<br />

Produktion, ihrer Nutzung und ihrer Vermittlung. Ihre Ankunft<br />

im Musée du quai Branly wäre in diesem <strong>Fluss</strong> nur eine andere,<br />

eine Zwischenstation, die uns freilich zum Nachdenken über die<br />

Wirkung und Rolle der Kunstwerke unserer eigenen Kultur anregt.<br />

Fleuve Congo: Arts d’Afrique Centrale<br />

Musée du quai Branly, Mezzanine Est, 22. 6.–3. 10. 2010<br />

www.quaibranly.fr<br />

Magazin für Aussereuropäische Kunst und Kultur A 4 31


Mongolisches Gewand, Iran oder Zentralasien, mongolische Periode<br />

13.–14. Jh., Seidenbrokat oder Lampas, L: 140 cm<br />

© Aga Khan Trust for Culture, Genf, Schweiz<br />

M e i s t e r w e r k e i s l a m i s c h e r K u n s t<br />

Schätze des Aga Khan<br />

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Wenn am 16. März 2010 der Berliner Martin-Gropius-Bau seine Tore<br />

zu einer neuen Ausstellung öffnet, ist dies eine Premiere<br />

der ganz besonderen Art: Zum ersten Mal können Besucher dort Kunstwerke<br />

aus dem Aga Khan Trust for Culture in Deutschland bewundern.<br />

32 A 4 Magazin für Aussereuropäische Kunst und Kultur


Kastanienblatt mit kalligrafischer Komposition<br />

Osmanisches Reich (Türkei), 19. Jh., Text: Sure al-Isra („Die Nachtreise“)<br />

Magazin für Aussereuropäische Kunst und Kultur A 4 33


Gayumars Hof, Ausschnitt, Sultan Muhammad zugeschrieben<br />

Iran, Täbris, ca. 1522–1525<br />

Tinte, Gouache und Gold auf Papier, 47 x 31,8 cm<br />

Hadith-Handschrift, Kopist: Ahmad an-Nairizi<br />

Iran, 1130 H / 1717–8 AD<br />

Tinte, Gouache und Gold auf Papier, 20,7 x 13 cm<br />

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Diese Gelegenheit sollte man nutzen, denn die berühmte Sammlung<br />

des Aga Khan zählt zu den grössten und wertvollsten der<br />

islamischen Kunst. Ab 2013 wird sie in das neue Aga Khan Museum<br />

im kanadischen Toronto einziehen. Dort werden dann rund tausend<br />

Meisterwerke islamischer Kunst zu sehen sein, die Karim Aga<br />

Khan IV. und seine Familie in den letzten zwanzig Jahren gesammelt<br />

haben.<br />

Über 200 Meisterwerke aus islamisch geprägten Ländern hat Kurator<br />

Benoît Junod, Leiter der Abteilung für Museen und Ausstellungen<br />

des Aga Khan Trust for Culture, zusammengestellt. In ihrer<br />

beeindruckenden Gesamtheit dokumentieren die Exponate über<br />

tausend Jahre Kulturgeschichte vom 8. bis zum 18. Jahrhundert.<br />

Die ausgestellten Kunstwerke zeigen die faszinierende Vielfalt<br />

und den Reichtum eines vom Islam geprägten Kulturraumes, der<br />

sich von Spanien und Nordafrika über weite Teile Asiens bis nach<br />

China erstreckt. Einen Einblick in die zahlreichen Kunstgattungen<br />

gewähren Gemälde, Zeichnungen, Buchilluminationen, Handschriften<br />

und Inschriften in unterschiedlichsten Stilen der arabischen<br />

Schrift, Metallgefässe, Keramiken, Holzarbeiten und viele andere<br />

Objekte. Sie alle zeugen von der Kunstfertigkeit und Kreativität<br />

der jeweiligen Gesellschaften und den verschiedenen Einflüssen<br />

in Asien, Afrika und Europa. Die Ausstellung ist in zwei grosse<br />

Sektionen gegliedert: Unter dem Titel „Das Wort Gottes“ werden<br />

Koranhandschriften, illuminierte Blätter und Objekte präsentiert,<br />

die die Pilgerfahrt nach Mekka oder den islamischen Mystizismus<br />

thematisieren. Für viele Künstler und Architekten waren sie eine<br />

wichtige Quelle der Inspiration.<br />

„Die Route der Reisenden“ nimmt die Besucher mit auf den Weg<br />

durch die islamisch geprägte Welt – vom muslimischen Al-Andalus<br />

der Iberischen Halbinsel über Sizilien, den Maghreb, das Ägypten<br />

der Fatimiden und Mamluken, das osmanische Konstantinopel und<br />

das Damaskus der Umayyaden bis nach Persien, Zentralasien und<br />

ins indische Mogulreich.<br />

Ein anderer Teil der Ausstellung ist dem persischen Dichter Firdausi<br />

(940/41–1020) gewidmet, der in seiner Bedeutung oft mit Homer<br />

verglichen wird. Er vollendete vor genau tausend Jahren das<br />

persische Nationalepos „Schahname“. Dieses „Buch der Könige“,<br />

eines der berühmtesten Werke der persischen Literatur, befasst<br />

sich mit der Geschichte des antiken Persiens vor der muslimischen<br />

Eroberung. Mit knapp 60 000 Versen ist es mehr als doppelt so umfangreich<br />

wie Homers Epen. Das Schahname wurde zum Handbuch<br />

der Schahs und Sultane, die miteinander um die aufwendigsten<br />

illuminierten Kopien wetteiferten. Zwei dieser prächtigen Bücher<br />

34 A 4 Magazin für Aussereuropäische Kunst und Kultur


Handschrift des 5. Buches des „Kanon der Medizin“<br />

des Avicenna (Ibn Sina)<br />

Iran oder Mesopotamien, 444 H / 1052 AD<br />

Tinte und Wasserfarben auf Papier, 21,2 x 16,4 cm<br />

Die Geschichte von Haftwad und dem Wurm, Ausschnitt<br />

Signatur des Dust Muhammad<br />

Iran, Täbris, ca. 1540<br />

Tinte, Gouache und Gold auf Papier, 47 x 31,8 cm<br />

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wurden digitalisiert und können nun in der Ausstellung erstmalig<br />

von Besuchern virtuell umgeblättert werden.<br />

Die Blätter aus Firdausis Heldenepos „Buch der Könige“ gehören<br />

mit ihren herrlichen Miniaturen zu den Hauptattraktionen der<br />

Ausstellung, der es auch sonst an Höhepunkten nicht mangelt.<br />

Zu diesen zählt zweifellos die bisher älteste arabische und erst<br />

später übersetzte Handschrift des Qanun fi’l-tibb („Kanon der<br />

Medizin“) von Abu Ali Ibn Sina (980–1037). <strong>Der</strong> persische Universalgelehrte<br />

Ibn Sina ist in Europa hauptsächlich unter seinem<br />

latinisierten Namen Avicenna bekannt. Sein „Kanon der Medizin“<br />

war im Mittelalter das bedeutendste medizinische Werk in<br />

der islamischen Welt. Mitte des 12. Jahrhunderts erstmals ins<br />

Lateinische übersetzt, stieg er auch in Europa zum medizinischen<br />

Standardwerk und Lehrbuch für Ärzte auf und blieb bis ins<br />

17. und 18. Jahrhundert eines der medizinischen Hauptwerke.<br />

Weitere Highlights sind ein wunderbar erhaltenes mongolisches<br />

Seidendamastkleid aus dem 13. oder 14. Jahrhundert sowie eine<br />

Doppelseite des „Blauen Korans“ aus dem 9. und 10. Jahrhundert.<br />

Die leuchtend blauen Pergamentbögen des Korans sind mit goldenen<br />

Lettern im kufischen Duktus beschrieben. Sie zählen zu den<br />

kostbarsten und aufwendigsten Koranhandschriften der Welt.<br />

<strong>Der</strong> Katalog zur Ausstellung wird von Benoît Junod herausgegeben<br />

und erscheint im Nicolai Verlag. Darin geben einleitende Essays<br />

einen Überblick über die verschiedenen Aspekte der „Welten des<br />

Islam“.<br />

Veranstalter der Ausstellung sind die Berliner Festspiele in<br />

Zusammenarbeit mit dem Aga Khan Trust for Culture. <strong>Der</strong> Trust<br />

wurde 1988 als konfessionell ungebundene Stiftung mit Sitz in<br />

Genf gegründet und gehört zum Aga Khan Development Network<br />

(AKDN). Die von Karim Aga Khan IV. ins Leben gerufene Organisation<br />

ist in Europa weitaus weniger bekannt als in Asien und Afrika<br />

und bildet wahrscheinlich das grösste private Entwicklungshilfe-<br />

Netzwerk der Welt. Karim Aga Khan IV. ist geistliches Oberhaupt<br />

der Ismailiten und wird als direkter Nachkomme des Propheten<br />

Mohammed angesehen. Mit dem AKDN wird er seiner sozialen<br />

Verpflichtung als 49. Imam der weltweit rund 20 Millionen Anhänger<br />

der ismailitischen Glaubensrichtung gerecht.<br />

Schätze des Aga Khan<br />

Meisterwerke der islamischen Kunst<br />

Museum Berliner Martin-Gropius-Bau<br />

16. März–6. Juni 2010<br />

Magazin für Aussereuropäische Kunst und Kultur A 4 35


echte Seite:<br />

Silbertauschiertes Messing-Astrolabium, Spanien, wahrscheinlich Toledo<br />

14. Jh., gravierte Kupferlegierung mit Silbertauschierung<br />

Teller mit Löwe, Türkei, Iznik, zweite Hälfte 16. Jh.<br />

Quarzfritte, polychrome Unterglasurmalerei auf deckend weißer Glasur<br />

D: 36,5 cm<br />

Drachenkelch mit Edelsteinschale, mogulindisch, 16.–17. Jh.<br />

Bronzefassung und Marmorbasis: frühes 19. Jh.<br />

Jade- bzw. Achatschale: H x L x B: 4,3 x 16,4 x 9,6 cm<br />

Marmorbasis: L x B: 16,5 x B 8,2 cm<br />

© Aga Khan Trust for Culture, Genf, Schweiz<br />

Doppelblatt aus dem „Blauen Koran“, Ausschnitt<br />

Nordafrika, 9. und 10. Jh., Tinte, Gouache, Silber (oxidiert) und Gold auf blau gefärbtem Pergament<br />

H x B: 26 x 69 cm, Text: Sure al-Furqan („Die Unterscheidungsnorm“)<br />

36 A 4 Magazin für Aussereuropäische Kunst und Kultur


Magazin für Aussereuropäische Kunst und Kultur A 4 37


galerie<br />

reise nach china<br />

Hilmar Pabel, Fotograf und Philanthrop<br />

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Es gab im Deutschland der Nachkriegsjahre nur wenige Fotografen, an die man sich bis heute<br />

erinnert. Einer von ihnen war der 1910 in Schlesien geborene Hilmar Pabel. Seine Karriere war so<br />

einzigartig wie der Mensch, der hinter einer Reihe der bedeutendsten Fotodokumentationen seiner<br />

Zeit stand. Heuer wäre er 100 geworden. Hilmar Pabel hat uns im Jahr 2000 verlassen, aber sein<br />

Vermächtnis wird uns noch lange begleiten. Seine Fotografien sind zeitlose Zeugnisse vergangener<br />

Epochen, deren Aktualität nahelegt, dass sich die Geschichte doch wiederholt. Bilder, die er 1956<br />

als erster westlicher Fotograf in China aufgenommen hat, zeugen von der unerschütterlichen<br />

Gültigkeit seiner Arbeit, sie sind einzigartige Dokumente und das Thema unserer Reportage.<br />

Am Beginn seiner Karriere stand eine Geschichte, die so ungewöhnlich war, dass sie in allen<br />

biografischen Texten Erwähnung findet: Im Jahre 1935, als er den Entschluss, Reporter zu werden,<br />

fasste, begab sich Pabel in den Berliner Zoo, um die Schimpansendame Tiene zu fotografieren, die<br />

damals wegen ihrer zutraulichen Possierlichkeit ein Publikumsliebling war. Dort angekommen<br />

schien es ihm nicht interessant genug, nur Bilder von dem Tier aufzunehmen, er drehte den Spiess<br />

um und erreichte mithilfe des geduldigen Wärters, dass Tiene die Kamera in die Hand nahm und<br />

mehrfach auf den Auslöser drückte, um das Publikum zu fotografieren. Die Berliner Zeitung<br />

erwarb die Serie und der junge Pabel hatte damit seine erste Geschichte verkauft. Doch so einfach<br />

war der Start ins Berufsleben nicht. Als die Urheberrechte ermittelt wurden, lagen diese bei der<br />

Affendame! Hilmar Pabel hatte nach Auffassung der Redaktion keinen Anspruch auf ein Honorar.<br />

In den Nachkriegsjahren machte er erneut von sich reden, als er systematisch alle<br />

Heime und Lager aufsuchte, in denen verlorene Kinder getrennt von ihren Eltern lebten.<br />

38 A 4 Magazin für Aussereuropäische Kunst und Kultur


Dick eingepackt gegen die Winterkälte, China, 1956<br />

© Hilmar Pabel, bpkgate.picturemaxx.com


Auf dem Weg zu den Ming-Gräbern – wie in alten Zeiten, China, 1956


Konfuzius lebt, China, 1956


Mao wachte über alles und wurde als der grosse Führer seines Volkes verehrt<br />

und geachtet wie einst der Kaiser. China, 1956<br />

42 A 4 Magazin für Aussereuropäische Kunst und Kultur


Seine Kinderporträts wurden in Erich Kästners Zeitschrift Pinguin veröffentlicht. Dadurch fanden<br />

Hunderte von Familien wieder zusammen.<br />

In diesen Jahren manifestierte sich seine Haltung als Humanist, ein Charakterzug, den er ein<br />

Leben lang beibehalten hat. Die Leica, die er in all diesen Jahren benutze, war das Einzige, was<br />

nach der Bombardierung seiner Wohnung gerettet werden konnte. Es folgten Auslandsreisen als<br />

Kriegsberichterstatter – viele der damals entstandenen Bildgeschichten sind unvergessen geblieben.<br />

So die Reportage über die 23 japanischen Fischer, die in den Atomstaub der 1954 über dem<br />

Bikini-Atoll gezündeten Bombe gerieten, oder das Foto eines Kindersoldaten des Vietcong, der<br />

auf das Flehen seiner Mutter hin freigelassen wurde. Pabel war auch beim Einmarsch der Roten<br />

Armee am Ende des Prager Frühlings dabei, und er dokumentierte die Arbeit Mutter Theresas.<br />

Wer das Glück hatte, Hilmar Pabel kennen gelernt zu haben, war meist erstaunt über den scheinbaren<br />

Widerspruch zwischen seinem sensiblen, fast scheuen Wesen und den Schauplätzen seiner Tätigkeit.<br />

Er war kein Draufgänger, kein Ellbogentechniker, der sich den Weg zum Tatort bahnte. Er war<br />

das Gegenteil von dem, was man sich ganz allgemein unter einem Kriegsberichterstatter vorstellt.<br />

Diese Andersartigkeit war auch der Schlüssel zu seinem Erfolg. Er vermochte hinter die Fassaden<br />

zu schauen; fast ist man an Saint-Exupérys kleinen Prinzen erinnert, zu dem der Fuchs sagt: „Man<br />

sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.“ Hilmar Pabel hatte<br />

die Gabe, mit dem Herzen zu sehen. Dieser Fähigkeit verdanken seine Bilder ihre Expression.<br />

Für die Zeitschrift Quick reiste Pabel im Jahre 1956 nach China. Er war der erste westdeutsche<br />

Fotojournalist, dem es gestattet wurde, am Landweg mehr als zweitausend Kilometer von Hongkong<br />

nach Peking zu reisen. Seine Bilder zeigten das China vor der Kulturrevolution, eine aufbrechende<br />

Gesellschaft, die dem Fotografen als „blaue Ameisen“ begegnete, ein Heer von Menschen in den<br />

Einheitsmonturen des maoistischen Staates.<br />

Diese frühen Bilder des expandierenden Weltreichs sind Gegenstand unserer A 4 -Galerie. In<br />

jenen Jahren wurden die Weichen gestellt, die zur Öffnung der Grenzen und zu einem, wenn<br />

auch schwierigen Dialog mit dem Westen führten. Über Landschaften und Menschen hinweg<br />

dokumentierten Fotojournalisten die Schatzkammern des Reichs und gaben den Blick auf<br />

einzigartige vergangene Kulturen frei. Die Kunst der Klassenfeinde von einst avancierte zum<br />

Prestigeprogramm. Das China, das Hilmar Pabel dokumentierte, existiert nicht mehr, aber sein<br />

Vermächtnis wird es in Erinnerung halten.<br />

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Magazin für Aussereuropäische Kunst und Kultur A 4 43


Quirlig waren die berühmten Uferstrassen schon immer.<br />

Die Grosse Mauer war 1956 noch leer. Es gab keine Touristen.<br />

Shanghais Pracht-Boulevard Bund vor 54 Jahren<br />

<strong>Der</strong> Schulbus auf drei Rädern holt die Kleinen ab.<br />

Dörfliche Idylle im alten China


Lange Fahrt in der Eisenbahn zwischen Shanghai und Peking<br />

Primaballerina des Pekinger Staatsballetts: Höchste Disziplin<br />

und Konzentration<br />

„Chinesische Weisheit“


Die „Blauen Ameisen“ erbringen gemeinsam unglaubliche Leistungen – in kleinen Schritten.


„Junge Pioniere“, die Angst einflössen können, China, 1956<br />

© Hilmar Pabel, bpkgate.picturemaxx.com


200 Jahre Unabhängigkeit, 100 Jahre Mexikanische<br />

Revolution – Mexiko begeht im Jahr 2010 zwei wichtige<br />

Jubiläen. <strong>Der</strong> nordamerikanische Staat feiert sein<br />

„Bicentario“ und „Centario“ mit einem kulturellen<br />

Jubiläumsprogramm. Besonders sehenswert ist in<br />

dessen Rahmen eine grandiose Ausstellung über die<br />

faszinierende Pyramidenstadt Teotihuacan. Nachdem<br />

sie bereits im Pariser Musée du quai Branly zu<br />

bewundern war, wird sie nun im Zürcher Museum<br />

Rietberg gezeigt und ab Sommer im Berliner Martin-<br />

Gropius-Bau.<br />

Mondpyramide, Teotihuacan<br />

Die am nördlichen Ende der Strasse der Toten gelegene Mondpyramide<br />

entstand um ca. 200 u. Z.<br />

Grundfläche: 120 x 150 m, H: 46 m<br />

48 A 4 Magazin für Aussereuropäische Kunst und Kultur


Barbara Rusch<br />

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Mexikos geheimnisvolle Pyramidenstadt<br />

Teotihuacan<br />

Magazin für Aussereuropäische Kunst und Kultur A 4 49


50 A 4 Magazin für Aussereuropäische Kunst und Kultur


Herr der Unterwelt<br />

Teotihuacan, westlicher Platz gegenüber<br />

der Sonnenpyramide<br />

Klassik, späte Tlamimilolpa- und frühe<br />

Xolalpan-Phase, 300–550 u. Z.<br />

Stein, Stuck, Farbpigmente<br />

Museo Nacional de Antropología,<br />

Mexiko-Stadt<br />

Skulptur in menschlicher Gestalt<br />

Teotihuacan, Mondpyramide, Grabstätte 6<br />

ca. 250 u. Z.<br />

Serpentin, Grünstein und Muscheln<br />

Zona Arqueológica de Teotihuacan<br />

Anthropomorphe Maske<br />

Azcapotzalco, San Miguel Amantla<br />

Klassik, späte Xolalpan-Phase<br />

500–650 u. Z.<br />

Ton, Stuck und Farbpigmente<br />

Museo Nacional de Antropología,<br />

Mexiko-Stadt<br />

© Fotos Martirene Alcántara, INAH, Mexico<br />

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Initiator und Kurator der eindrucksvollen Schau, die er selbst<br />

jedoch leider nicht mehr erlebte, war Felipe Solís Olguín<br />

(1944–2009). <strong>Der</strong> Direktor des „Museo Nacional de Antropología“<br />

in Mexiko-Stadt verstarb im April 2009, wenige Wochen vor der<br />

Eröffnung seiner Ausstellung in der mexikanischen Hauptstadt.<br />

Er stellte die präsentierten Schätze vor allem aus „seinem“<br />

Nationalmuseum und den beiden Museen in Teotihuacan<br />

zusammen.<br />

Rund 450 exquisite Exponate aus Teotihuacan können nun<br />

erstmals in Europa bewundert werden, viele Objekte wurden<br />

erst in jüngster Zeit bei Ausgrabungen gefunden. Monumentale<br />

Architekturelemente, kostbare Steinarbeiten, elegante Keramiken,<br />

Schmuck, Masken, Götterstatuen und Tierdarstellungen erlauben<br />

einen staunenswerten ersten Einblick in die bislang noch von<br />

vielen Rätseln umgebene Kultur der einst grössten Stadt im<br />

präkolumbischen Amerika. Sensationell sind unter anderem<br />

15 grossformatige Fragmente von Wandgemälden voll starker<br />

Symbolik, deren prächtige Farben seit rund 2 000 Jahren leuchten.<br />

Die Wandmalereien sind zum ersten – und zugleich in absehbarer<br />

Zeit wohl auch zum letzten – Mal ausserhalb von Mexiko zu sehen.<br />

Rätselhaftes Teotihuacan<br />

Teotihuacan ist knapp fünfzig Kilometer nördlich von Mexiko-<br />

Stadt gelegen. Seit 1987 zählt die weitläufige archäologische Stätte<br />

mit ihren mächtigen Pyramiden zum Welterbe der UNESCO. Sie<br />

liegt in einem weiten Tal, das seit Jahrtausenden besiedelt war.<br />

In der Klassischen Periode (100 v. u. Z. bis 650 u. Z.) stieg die<br />

rund 20 Quadratkilometer grosse Stadt, in der zeitweilig über<br />

160 000 Menschen lebten, zur mächtigsten Metropole auf dem<br />

amerikanischen Kontinent auf. Sie war sogar zu ihrer Zeit eines<br />

der grössten urbanen Zentren der Welt, in dem Menschen aus<br />

verschiedensten Teilen Mesoamerikas in regelmässig angelegten<br />

Wohnvierteln ansässig waren.<br />

Zwischen dem 3. und 6. Jahrhundert übte Teotihuacan politisch,<br />

militärisch, wirtschaftlich und kulturell erheblichen Einfluss<br />

auf ganz Mesoamerika aus. Insgesamt weiss man jedoch nur<br />

sehr wenig über die Kultur und Geschichte der Stadt und ihrer<br />

Bewohner. Auch ist bis heute ungeklärt, warum die Metropole,<br />

begleitet von einer verheerenden Feuersbrunst, im 7. Jahrhundert<br />

unterging. Sicher ist, dass sie ihren heutigen Namen von<br />

den Azteken erhielt, die im 14. Jahrhundert die verlassene<br />

Ruinenstätte entdeckten. Sie nannten sie „Teotihuacan“ – „der<br />

Ort, an dem die Menschen zu Göttern werden“. <strong>Der</strong> aztekischen<br />

Schöpfungsmythologie zufolge wurde dort die gegenwärtige Welt<br />

erschaffen.<br />

Dominiert wurde Teotihuacan von einem einzigartigen<br />

Zeremonialzentrum, dessen Anlage sich an astronomischen<br />

Beobachtungen orientierte. Dazu gehörten als wichtigste<br />

Bauwerke die 63 Meter hohe Sonnenpyramide und am Nordende<br />

der zwei Kilometer langen Prozessionsstrasse, der „Strasse der<br />

Toten“, die 48 Meter hohe Mondpyramide. Zahlreiche Tempel<br />

und Palastkomplexe flankierten diese Monumentalbauten. Am<br />

südlichen Ende der Anlage ist nur ein geringer Teil der Stätte<br />

Magazin für Aussereuropäische Kunst und Kultur A 4 51


ausgegraben und erforscht. Hier steht der von den Spaniern<br />

„Zitadelle“ genannte Komplex mit dem Tempel der Gefiederten<br />

Schlange, Quetzalcoatl, und des Regengottes Tlaloc. Ihn schmückten<br />

365 Skulpturen dieser Gottheiten. Archäologische Funde in<br />

der Zitadelle und unter der Mondpyramide zeigten die grosse<br />

Bedeutung, die Kriege, Gefangennahme und Opferungen in der<br />

Geschichte Teotihuacans einnahmen.<br />

Jaguar und Obsidian<br />

Die Ausstellung ist in neun Bereiche gegliedert, deren Themen<br />

aufeinander aufbauen. Gleich zu Beginn wird die monumentale<br />

Steinskulptur des Jaguars von Xalla präsentiert. <strong>Der</strong> aus zwölf<br />

prächtig bemalten Einzelteilen gearbeitete Jaguar ist ein Symbol<br />

der Macht, steht aber auch für Krieg sowie für die Fruchtbarkeit<br />

der Erde. Nach diesem beeindruckenden Auftakt werden die<br />

Besucher in die Entwicklung der Stadt und die Geschichte<br />

ihrer Archäologie eingeführt. Anschliessend veranschaulichen<br />

Skulpturen, Friese und Wandgemälde Architektur und Planung<br />

der Metropole, vielfältige Objekte verdeutlichen Themen wie<br />

Politik und gesellschaftliche Schichtung, Alltag und Kunstschaffen,<br />

Krieg, Wirtschaft und Handel – unter anderem mit Obsidian.<br />

Aus dem scharfkantigen vulkanischen Glas wurden vor allem<br />

Waffen gefertigt. Zu den Höhepunkten der Ausstellung zählen<br />

die prachtvollen Opfergaben aus der Pyramide der Gefiederten<br />

Schlange und der Mondpyramide, darunter eine einzigartige<br />

menschliche Figur mit weit geöffnetem Mund und Schmuck<br />

für Ohren und Hals sowie ein rekonstruiertes Grab, wie es bei<br />

einer Grabungskampagne 1998–2004 unter der Mondpyramide<br />

gefunden wurde.<br />

Die grossartig inszenierte Ausstellung ist noch bis 30. Mai 2010<br />

im Zürcher Museum Rietberg zu sehen und wird von einem<br />

vielfältigen Rahmenprogramm begleitet, einziger Wermutstropfen<br />

ist die schummrige Beleuchtung. Geboten werden zudem<br />

Führungen und Workshops für Kinder und Erwachsene. Von 1. Juli<br />

bis 10. Oktober wandert sie dann weiter in den Berliner Martin-<br />

Gropius-Bau.<br />

Zur Ausstellung ist ein mit rund 530 Farbabbildungen versehener<br />

Katalog in einer deutschen und einer französischen Fassung bei<br />

Éditions Somogy erschienen.<br />

52 A 4 Magazin für Aussereuropäische Kunst und Kultur<br />

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Anthropomorphe Maske<br />

Teotihuacan<br />

Klassik, Tlamimilolpa-Metepec-<br />

Phase, 200–650 u. Z., Stein<br />

Museo Nacional de Antropología,<br />

Mexiko-Stadt<br />

Maske aus Malinaltepec<br />

Guerrero, Malinaltepec<br />

Mittlere Klassik, 300–550 u. Z.<br />

Stein mit Einlegearbeiten aus Türkis,<br />

Amazonit, Obsidian und Muschel<br />

Museo Nacional de Antropología,<br />

Mexiko-Stadt<br />

Menschliche Figur mit Vertiefung<br />

in der Brust<br />

Teotihuacan (Sammlung Miguel<br />

Covarrubias)<br />

Klassik, Miccaotli-Phase, späte<br />

Tlamimilolpa-Phase, 150–300 u. Z.<br />

Serpentin<br />

Museo Nacional de Antropología,<br />

Mexiko-Stadt<br />

© Fotos Martirene Alcántara, INAH, Mexico


Magazin für Aussereuropäische Kunst und Kultur A 4 53


echte Seite:<br />

Einblicke in das persönliche Archiv von Elsy Leuzinger,<br />

Afrikareise 1954/55, Afogebiet, Nigeria<br />

Die einzige noch erhaltene Aufnahme von Elsy Leuzinger,<br />

Afrikareise 1954/55, Afogebiet, Nigeria<br />

© mit freundlicher Genehmigung des Museums Rietberg, Zürich<br />

Lorenz Homberger<br />

Die Kunst von<br />

Schwarzafrika<br />

Zum 100. Geburtstag<br />

von Elsy Leuzinger<br />

Am 7. Februar feierte Prof. Dr. Elsy Leuzinger im engsten Familienkreis<br />

ihren 100. Geburtstag. Bis vor wenigen Jahren führte sie ihren<br />

Haushalt in der eigenen Wohnung, doch gesundheitliche Umstände<br />

machten den Eintritt in eine Altersresidenz unumgänglich. Als Leiterin<br />

des Museums Rietberg und zuvor langjährige Kustodin am Völkerkundemuseum<br />

der Universität lag ihr die Kunst Afrikas am nächsten.<br />

Leuzinger hatte bewirkt, dass die beiden legendären Sammlungen<br />

Han Coray’s und Eduard von der Heydt’s zu grössten Teilen in den<br />

Zürcher Museen verblieben sind.<br />

54 A 4 Magazin für Aussereuropäische Kunst und Kultur


Magazin für Aussereuropäische Kunst und Kultur A 4 55


Elsy Leuzinger als Leiterin des Museums<br />

Rietberg, ca. 1962<br />

56 A 4 Magazin für Aussereuropäische Kunst und Kultur


In der Fachwelt gilt der von ihr 1972<br />

verfasste Katalog „Kunst aus Schwarzafrika“<br />

auch heute noch als massgebendes<br />

Nachschlagewerk für afrikanische Kunst<br />

von höchster Qualität.<br />

1910 in Glarus geboren durchlief Elsy Leuzinger dort die Grundschulen.<br />

Nach dem Besuch der Fortbildungsklasse der Höheren<br />

Töchterschule Zürich folgten verschiedene Auslandsaufenthalte,<br />

in denen sie sich insbesondere die französische und englische<br />

Sprache zu eigen machte. Schon 1930 wurde sie erst zur<br />

wissenschaftlichen Mitarbeiterin, später zur Konservatorin am<br />

Völkerkundemuseum der Universität Zürich gewählt. 1949<br />

promovierte sie mit der Dissertation „Wesen und Form des<br />

Schmuckes afrikanischer Völker“.<br />

Die Sammlung Han Coray<br />

Während ihrer Tätigkeit am Völkerkundemuseum wurde Elsy<br />

Leuzinger 1939/40 eine delikate Aufgabe übertragen: Für die<br />

Volksbank hatte sie die über 2 500 Objekte umfassende Sammlung<br />

Han Coray zu verkaufen. Dabei war es ihr ein grosses Anliegen,<br />

die schweizerischen Museen für Ankäufe von aussergewöhnlich<br />

qualitätsvollen Werken aus dieser einzigartigen Sammlung<br />

zu begeistern. Doch was war geschehen, dass es zu diesem<br />

Zwangsverkauf kam? <strong>Der</strong> 1880 in St. Gallen geborene Han<br />

Coray begann als Kunsthändler ab 1919, afrikanische Kunst<br />

zu sammeln – nach einem Besuch bei Paul Guillaume, dem<br />

berühmten Kunsthändler, dessen Galerie in Paris ein Zentrum<br />

für das avantgardistische Kunstpublikum bildete. In den 1920er-<br />

Jahren entschloss sich Coray, in der Schweiz mittels einer grossen<br />

Sammlung ein „Ehrenmal“ für die afrikanische Kunst zu errichten,<br />

und fing an, „wie besessen“ zu kaufen. 1926 besass er über<br />

zweieinhalbtausend afrikanische Kunstwerke. Getrieben von<br />

seiner Sammelleidenschaft verschuldete sich Coray. Nach dem<br />

tragischen Tod seiner aus wohlhabendem Hause stammenden<br />

jungen Frau pfändete eine Bank die „Coraysche Negersammlung“.<br />

Anfang der 1930er-Jahre musste er allerdings Bankrott erklären<br />

und die ganze Sammlung wurde verpfändet. Elsy Leuzinger,<br />

damals Konservatorin des Völkerkundemuseums der Universität,<br />

erstellte im Auftrag der Gläubigerbank ein Inventar der Sammlung<br />

und setzte die Verkaufspreise fest. Manch ein Museumsleiter<br />

würde sich heute ob der festgelegten Preise Hände und<br />

Augen reiben. Leuzingers Wunsch, die Sammlung gänzlich in<br />

Schweizer Museumsbesitz einzuverleiben, erfüllte sich mangels<br />

Mitteln und Interesse nicht. Dennoch verblieb ein bedeutender<br />

Teil der Sammlung in der Schweiz. 472 Objekte behielt die<br />

Sammlung des Zürcher Völkerkundemuseums, während das<br />

Kunstgewerbemuseum Zürich 168 Werke käuflich erwerben<br />

konnte. 130 Objekte kaufte die Sammlung für Völkerkunde St.<br />

Gallen und zwölf Objekte gingen ans Basler Völkerkundemuseum<br />

(heute: Museum der Kulturen). Etwa 1 000 Werke wurden an<br />

Sammler und Händler verkauft.(1) 1952 gingen rund 200 Objekte,<br />

die Baron von der Heydt aus der Coray-Sammlung erworben hatte,<br />

und die 168 erwähnten von der Stadt angekauften Werke, die im<br />

Kunstgewerbemuseum deponiert waren, ans Museum Rietberg. In<br />

späteren Jahren konnte dieses Museum weitere Werke der Coray-<br />

Sammlung aus Privatbesitz erwerben.<br />

Feldforschung in Westafrika<br />

Im Herbst 1951 unternahm Elsy Leuzinger gemeinsam mit dem<br />

befreundeten Kunsthändler Emil Storrer eine Reise durch die<br />

Elfenbeinküste nach Mali, die sie zu den wichtigsten Kunstregionen<br />

in Westafrika, zu den Baule und Senufo an der Elfenbeinküste<br />

und zu den Dogon und den Bamana in Mali, führte. Unter ihrer<br />

Leitung entstand ein eindrücklicher Farbfilm zur Kunst und<br />

Kultur dieser Ethnien. Von Storrer erwarb Elsy Leuzinger einige<br />

der schönsten Werke der Senufo-Region. Ihre wohl wichtigste<br />

Feldforschung unternahm sie gemeinsam mit Jolantha Tschudi in<br />

den Jahren 1954/55. Mehrere Monate lebten die beiden Frauen<br />

unter schwierigsten Verhältnissen bei den Afo, einem damals<br />

praktisch unbekannten Volk an einem Nebenfluss des Benue im<br />

nigerianischen Urwald. Ihre umfangreiche Sammlung aus dieser<br />

Region wird im Museum Rietberg aufbewahrt.<br />

Ausgedehnte Reisen führten Elsy Leuzinger in der Folge aber<br />

nicht nur nach Afrika, die Kunstethnologin besuchte auch Nord-,<br />

Zentral- und Südamerika sowie Indien, Kambodscha, Japan und<br />

Indonesien mit unermüdlichem Tatendrang. Ihre umfangreichen<br />

fotografischen Dokumente belegen sowohl wissenschaftlichen<br />

Sachverstand als auch ein geschultes Auge. Im Jahre 1956 wurde<br />

Elsy Leuzinger als Nachfolgerin des Gründungsdirektors Johannes<br />

Itten zur Leiterin des Museums Rietberg gewählt. In dieser Stellung<br />

blieb sie bis zur altersbedingten Pensionierung im Jahre 1972. Im<br />

Jahr ihrer Wahl wurde sie auch Gründungsmitglied von ICOM<br />

Schweiz, nebenbei bemerkt als erste und einzige Frau im damals<br />

schwarz gewandeten Männergremium. 1960 habilitierte sich Elsy<br />

Leuzinger als Privatdozentin für Kunst aussereuropäischer Völker<br />

an der Universität Zürich; 1968 wurde sie zur Titularprofessorin<br />

ernannt.<br />

Magazin für Aussereuropäische Kunst und Kultur A 4 57


Zahlreiche Ikonen der Weltkunst fanden<br />

ihren Weg dank Elsy Leuzinger in das<br />

Museum Rietberg. Vom befreundeten<br />

Kunsthändler Storrer erwarb Elsy Leuzinger<br />

einige der schönsten Werke.<br />

© Archiv Museum Rietberg, Zürich<br />

Eduard von der Heydt<br />

Schon in den 1930er-Jahren lernte sie als Konservatorin am<br />

Völkerkundemuseum den auf dem Monte Verità in Ascona<br />

lebenden Kunstsammler Eduard von der Heydt (1880–1964)<br />

kennen. Mit dem Gründungsdonator des Museums Rietberg<br />

entstand später eine fruchtbare Zusammenarbeit im Hinblick<br />

auf Erweiterung und Ergänzung der Sammlung. Das gegenseitige<br />

wissenschaftliche Interesse führte zu einer innigen Freundschaft.<br />

Ein reger Briefwechsel zwischen Zürich und Ascona zeugt von<br />

der intensiven Auseinandersetzung des Gönners und der<br />

Museumskuratorin mit Kunstwerken, analytisch wurde insbesondere<br />

über Qualität und eventuelle Anschaffungen und<br />

Ankaufspreise korrespondiert. Gefühlvoll vermochte Elsy<br />

Leuzinger ihren Mäzen auch für Regionen zu begeistern, die<br />

er ursprünglich als Sammlungsgebiet ablehnte, wie die Kunst<br />

Altamerikas, die man allgemein mit Menschenopfern in<br />

Verbindung brachte. Baron Eduard von der Heydt bedachte<br />

in der Folge das Museum bis zu seinem Tod im Jahr 1964 mit<br />

weiteren Geschenken, darunter vor allem bedeutende Werke<br />

präkolumbischer Kunst und der Nordwestküste Altamerikas. Elsy<br />

Leuzinger gelang es ferner, Steinskulpturen aus der Sammlung<br />

der in Indien lebenden Künstlerin Alice Boner mit Erlaubnis<br />

der indischen Regierung von Varanasi nach Zürich ins Museum<br />

zu überführen. Mit weiteren bedeutenden Sammlern hielt sie<br />

engen Kontakt. Schenkungen wie etwa jene von Willy Boller<br />

und die Sammlung Heinz Brasch durch Julius Müller sind die<br />

Folge der freundschaftlichen Beziehungen, die sie mit diesen<br />

Sammlerkreisen unterhielt.<br />

Die Kunst von Schwarzafrika<br />

Gemeinsam mit René Wehrli, dem jüngst verstorbenen langjährigen<br />

Direktor des Kunsthauses Zürich, realisierte Elsy<br />

Leuzinger 1970 eine Ausstellung mit dem Titel „Die Kunst von<br />

Schwarzafrika“, in der 1 200 Exponate gezeigt wurden und die mit<br />

insgesamt 72 000 Besuchern zu einem kulturellen Grossereignis<br />

wurde. In der Fachwelt gilt der von ihr verfasste Katalog zu dieser<br />

Ausstellung auch heute noch als massgebendes Nachschlagewerk<br />

für afrikanische Kunst von höchster Qualität. Ergebnisse ihrer<br />

kunstethnologischen Arbeit sind nebst den Sammlungsbänden<br />

des Museums Rietberg und zahlreichen Aufsätzen auch die<br />

Publikationen „Die Kunst der Negervölker“ (1959), „Die Kunst<br />

von Schwarzafrika“ (1972) sowie die Herausgabe des weit über<br />

1 000 Seiten umfassenden Bandes „Kunst der Naturvölker“ der<br />

Propyläen Kunstgeschichte (1976).<br />

Elsy Leuzinger geniesst in wissenschaftlichen Kreisen grosse<br />

Anerkennung und hohes Ansehen. Sie übte ihre vielen Ämter<br />

trotz einer seit Kindheit starken Gehbehinderung souverän,<br />

aber stets in bescheidener Weise aus; ihr solides und breites<br />

Wissen hat sie sich auf ausgedehnten Reisen durch alle Weltteile<br />

erworben. Ihre Art, diese Kenntnisse souverän an Fachleute und<br />

Laien weiterzuvermitteln, liess niemanden unberührt, und in<br />

ihren Führungen spürten die Teilnehmer stets die hohe Achtung<br />

vor den häufig namenlosen Erzeugern dieser Weltkunst. Auch<br />

im Ruhestand blieb Elsy Leuzinger dem Museum Rietberg eng<br />

verbunden. Mit Rat und Tat wirkte sie während vieler Jahre<br />

im Vorstand der Rietberg-Gesellschaft. Die heute über 4 000<br />

Mitglieder umfassende Gesellschaft ernannte sie zu ihrem<br />

Ehrenmitglied. Es war für uns ein wunderbarer Moment, als sie<br />

den neu eröffneten Erweiterungsbau des Museums Rietberg<br />

vor drei Jahren besuchte, ihrer grossen Freude Ausdruck verlieh<br />

sowie einiges in ihrer unverkennbaren Art kritisch kommentierte.<br />

Gegen die modernistischen Tendenzen, die unaufhaltsam<br />

in die traditionellen Kulturen einfliessen und deren einst<br />

eindrückliche Kunstwerke häufig zu gesichtslosen Kopien, zu<br />

„Airport Art“ und Ethnokitsch werden lassen, wehrte sich Elsy<br />

Leuzinger stets vehement. Die qualitätsvollen Bestände „ihres“<br />

Museums bezeugen dies, und dafür werden ihr auch in Zukunft<br />

Generationen von Besuchern und Besucherinnen dankbar sein.<br />

(1) Quelle: Iselin, Regula: Die Polyvalenz des Primitiven. Zur<br />

Rezeptionsgeschichte afrikanischer Kunst in der Schweiz, Zürcher<br />

Arbeitspapiere zur Ethnologie 5, Zürich 1996.<br />

58 A 4 Magazin für Aussereuropäische Kunst und Kultur


Magazin für Aussereuropäische Kunst und Kultur A 4 59


Drei Szenen aus dem Leben des Buddha,<br />

Gandhara, 3. Jh. u. Z.<br />

Schiefer, H x B: 23,5 x 56 cm<br />

© Foto Iris Papadopoulos, mit freundlicher Genehmigung<br />

des Museums für Asiatische Kunst, Staatliche Museen<br />

zu Berlin, Stiftung Preussischer Kulturbesitz<br />

Interview: Catherine Framm / Porträt: Alex Dwyer<br />

„Ein Museum zu führen ist immer<br />

tea mwor k.“<br />

/ / / / / / / / / /<br />

<strong>Der</strong> niederländische Kunsthistoriker Klaas Ruitenbeek<br />

ist seit dem ersten Januar der neue Direktor des Museums<br />

für Asiatische Kunst in Berlin. Dort hat er die Leitung<br />

für die 2006 zusammengelegten Museen für Indische<br />

Kunst und für Ostasiatische Kunst übernommen. Ein<br />

Gespräch mit diesem nachdenklichen Mann vermittelt<br />

Eindrücke über sein breit gefächertes Wissen die asiatische<br />

Kultur betreffend und insbesondere seine tiefe Liebe zu<br />

ihrer Kunst.<br />

Jacques Giès vor einem dämonischen Wächter aus Angkor Wat im Musée Guimet<br />

© Foto Orlando dos Santos, Paris


Magazin für Aussereuropäische Kunst und Kultur A 4 61


Das Liebespaar Krishna und Rãdhã<br />

Nordindien, Pahari-Gebiet, Kangra-Stil Jacques (Mandi) Giès vor der Installation „Gods<br />

Maler: Sajnu, datiert samvat 1865 Pound“ (= 1808 des u. Z.) zeitgenössischen thailändischen<br />

Deckfarben und Gold auf Karton, H x B: 31,8 x 25,7 Künstlers cm Hung-Chih Peng.<br />

© Foto Iris Papadopoulos<br />

© Foto Orlando dos Santos, Paris<br />

Balarãrama, Mathura, 4./5. Jh. u. Z.<br />

Rötlicher, hell gefleckter Sandstein, H: 112 cm<br />

© Foto Iris Papadopoulos<br />

Wuzhiqi, Schutzgeist der Flüsse Huai und Guo,<br />

Song-Dynastie, Anfang 12. Jh., Gusseisen, H: 39 cm<br />

Nachlass Hanna Bekker vom Rath<br />

© Foto Jürgen Liepe<br />

62 A 4 Magazin für Aussereuropäische Kunst und Kultur


Catherine Framm: Möchten Sie zunächst etwas übers Museum<br />

an sich sagen? Philippe de Montebello (der ehemalige Direktor<br />

des Metropolitan Museum of Art) soll den Vergleich zur Chirurgie<br />

gezogen haben: Man diskutiert nicht mit seinem Chirurgen<br />

darüber, wie er den Eingriff vorzunehmen hat – genauso wenig<br />

hat man im Museum zu diskutieren, sondern soll sich von der<br />

Ausstellung, den Texten und dem Ausstellungskonzept durch die<br />

Kunst führen lassen. Stimmen Sie dieser Meinung zu?<br />

Klaas Ruitenbeek: (lacht) Ich denke, das ist eine ziemlich arrogante<br />

Position! Allerdings bewundere ich Herrn Montebello sehr. Ich<br />

denke, dass er es zu einem gewissen Grad schon ernst meint, aber<br />

ich bin auch sicher, dass er versteht, dass ein Museumsdirektor<br />

auch Rechenschaft ablegen muss. Ein Direktor mag einen bestimmten<br />

Ansatz verfolgen oder eine bestimmte Vision haben,<br />

aber ein Museum zu führen ist immer Teamwork – jeder ist wichtig,<br />

der Kurator ins Besondere. Er hat das Expertenwissen und die<br />

Erfahrung, wenn es darum geht, Dinge schön und intelligent zu<br />

präsentieren, in interessanten Kombinationen zusammenzustellen.<br />

Auch wenn es sich nur um eine einzige Schauvitrine handelt, die<br />

Wahl der Objekte und ihre Zusammenstellung sind sehr, sehr wichtig.<br />

Ich finde, dass es die wichtigste Aufgabe des Direktors ist, die<br />

Kuratoren dazu anzuregen in ihrem Bereich ihr Bestes zu leisten<br />

und die dazu benötigten Voraussetzungen herzustellen. In dieser<br />

Weise wird das Museum auch bei den Besuchern gut ankommen.<br />

CF: Sie waren ja viele Jahre lang Kurator; da ist das jetzt etwas ganz<br />

Neues für Sie.<br />

KR: Ja, ich projiziere wahrscheinlich Gefühle, die ich als Kurator<br />

hatte (lacht), obwohl ich mich nicht beschweren kann. Mein ehemaliger<br />

Direktor hatte eine sehr ähnliche Auffassung. Aufgrund<br />

meiner Erfahrung als Kurator auf dem Gebiet der chinesischen<br />

Kunst verfüge ich zwar über Spezialwissen, aber ich denke nicht,<br />

dass ich das hier oft benötigen werde; unsere Kuratoren sind<br />

sehr fähig.<br />

CF: In der Konzeptualisierung von Ausstellungen wird die<br />

horizontale, transkulturelle Herangehensweise immer beliebter.<br />

Zum Beispiel haben mich 2009 bei der grossen Gandhara-<br />

Ausstellung in Bonn, Berlin und Zürich …<br />

KR: Ja, ich habe die Ausstellung gesehen – sie kam aus Pakistan.<br />

CF: … die vielen Gestalten der Göttin Hariti fasziniert. Sie<br />

überschreitet durch ihre weitläufige Verbreitung kulturelle,<br />

ethnische und religiöse Grenzen: Ursprünglich stammt sie aus<br />

dem vorvedischen Indien, wurde sodann vom Buddhismus<br />

übernommen und breitete sich in östlicher Richtung bis nach Japan<br />

hin aus. Planen Sie, diese Art von Darstellung – möge sie synchron<br />

oder diachron sein – in der Dauerausstellung hervorzuheben?<br />

KR: Ja, bestimmt. Das Humboldt-Forum, Berlins neues Zentrum<br />

für aussereuropäische Kunst, wo das Museum für Asiatische<br />

Kunst zusammen mit dem Ethnologischen Museum circa 2017<br />

einziehen wird, bietet die wundervolle Möglichkeit, transkulturelle<br />

Zusammenhänge wie diese sichtbar zu machen. Die Sammlung<br />

des Museums hat viele Stärken, aber ihr Kern – ihr Juwel – ist<br />

die Zentralasien-Sammlung: die Wandmalereien buddhistischer<br />

Höhlen, aus der Umgebung von Kizil, von Turfan im heutigen<br />

Xinjiang in China und die dort gefundenen Skulpturen und<br />

Texte – insgesamt ca. 30 000 Manuskripte, gedruckt, gemalt und<br />

handgeschrieben. Dieses Gebiet bildet eine Schnittstelle der südund<br />

ostasiatischen Kultur. Etwa zeitgleich mit Anbruch unseres<br />

Zeitalters begann der Buddhismus seine Wanderung von Indien<br />

aus gegen Osten über Zentralasien und nach China, Korea und<br />

bis nach Japan. Genau diese einzigartige zentralasiatische, zum<br />

grössten Teil buddhistische Sammlung ermöglicht es uns, diese<br />

Geschichte wiederzugeben. Sie steht im Zentrum der neuen<br />

Ausstellung.<br />

CF: Apropos Xinjiang: Wie stehen Sie zu politischen Inhalten<br />

im Museum? Sie haben diese wundervolle Sammlung<br />

zentralasiatischer Kunst, aber im Xinjiang unserer Zeit herrschen<br />

politische Unruhen. Wie lassen sich diese unterschiedlichen<br />

Konzepte vereinbaren?<br />

KR: Politik ist allgegenwärtig. Das gilt auch fürs Kunstmuseum,<br />

in dem Politik schon einmal aussen vor gelassen wird. Das<br />

Museum kann aktuelle politische Situationen, wie zum Beispiel<br />

die Spannungen zwischen den Uiguren (sowie mehreren anderen<br />

nicht-chinesischen Minderheiten) und den Han-Chinesen in<br />

Xinjiang, die sich im letzten Jahr in Aufständen entladen haben,<br />

nicht ignorieren. Aber es besteht auch kein Anlass sie darzustellen,<br />

solange sie sich nicht in der Kunst widerspiegeln. In unserem<br />

Museum wird auch moderne Kunst ausgestellt, falls es also<br />

einen uigurischen, chinesischen oder anderen aus der Region<br />

stammenden Künstler gäbe, der sich mit der politischen Situation<br />

künstlerisch auseinandersetzt, würde es vielleicht sinnvoll sein<br />

ihn auszustellen. Als temporäre Ausstellung im Bereich unserer<br />

zentralasiatischen Sammlung würde sie sich gut dazu eignen, die<br />

Verbindung mit der heutigen politischen Lage darzustellen. Zwar<br />

schenkt die islamische Bevölkerung den buddhistischen Reliquien,<br />

die sie umgeben, traditionell kaum Beachtung, aber sie sind dort<br />

vorhanden und Teil der Geschichte.<br />

Magazin für Aussereuropäische Kunst und Kultur A 4 63


CF: Obwohl ihnen wenig Beachtung zukommt, prägen sie also die<br />

Kultur, in welcher sie sich befinden?<br />

KR: Ja, absolut. Wir werden dem Uigurischen Autonomen<br />

Gebiet Xinjiang mehr Aufmerksamkeit als bisher schenken. Die<br />

Zentralasien-Ausstellung gehörte ehemals zum Museum für<br />

Indische Kunst. Deswegen lag der Fokus bislang nicht so sehr auf<br />

China. Aber natürlich gehört dieses Gebiet, also Turfan, Kizil und<br />

andere Wüstenstädte entlang der Seidenstrasse, zum Gebiet der<br />

heutigen Volksrepublik China, davor zur Republik China und noch<br />

früher zum Reich der Qing-Dynastie.<br />

Wir werden auch ein bisschen mehr darüber zeigen, wie diese<br />

Objekte am Ende der Qing Dynastie gesammelt wurden, wie sie<br />

von deutschen Forschungsreisenden wie Grünwedel und LeCoq<br />

damals im frühen 20. Jahrhundert nach Berlin gebracht wurden.<br />

Heute wäre so was nicht mehr möglich. Umso wichtiger ist<br />

deshalb eine enge Zusammenarbeit mit chinesischen Kollegen<br />

aus dem Gebiet, und ein offener Austausch von Dokumentation<br />

und Forschungsergebnissen. Genau daran arbeiten wir. Unsere<br />

Kuratoren sind bereits nach Xingjiang gereist und haben sich mit<br />

Archäologen und Kunsthistorikern vor Ort getroffen. Weitere<br />

Forschungsreisen sind geplant und Einladungen an Spezialisten aus<br />

Xinjiang nach Berlin sind erfolgt. Die ersten werden noch dieses<br />

Jahr eintreffen, um hier in unseren Sammlungen zu forschen.<br />

Bevor ich nach Berlin gekommen bin, habe ich 13 Jahre lang im<br />

Royal Ontario Museum in Toronto, Kanada, gearbeitet. Dort<br />

gab es auch eine grosse China-Sammlung, allerdings nicht aus<br />

Zentralasien, sondern aus dem chinesischen Kernland. Auch da<br />

gab es einige Stücke mit einer problematischen Provenienz. Das<br />

gilt für die meisten Museen. Vielleicht war es aber dort einfacher,<br />

damit umzugehen. In Toronto leben sehr viele Chinesen, und auch<br />

mehrere meiner Kollegen waren chinesischer Abstammung, aus<br />

der Volksrepublik, aus Hongkong, eingebürgerte Kanadier zwar,<br />

aber dennoch ... Das hat es wohl in gewisser Weise einfacher<br />

und selbstverständlicher gemacht, den offenen Dialog – auch<br />

mit chinesischen Behörden – zu suchen. In diesem Museum hier<br />

gibt es zurzeit keine Kuratoren mit asiatischem Hintergrund, was<br />

mir durch meine Erfahrung in Kanada fast ein wenig merkwürdig<br />

vorkommt. Ich selbst bin natürlich auch Europäer! Aber im Allgemeinen<br />

sind in den Museen in den USA und in Kanada meistens<br />

einige Kuratoren mit ost- oder südasiatischer Herkunft dabei.<br />

CF: Haben Sie eine eigene private Sammlung?<br />

erlaubt, zumindest nicht in dem Gebiet, für das man im Museum<br />

zuständig ist. Ich habe niemals für mich selbst gesammelt. Ich<br />

ziehe es vor, so wenig wie möglich zu besitzen. Aber ja, für das<br />

Museum zu sammeln liebe ich sehr.<br />

CF: Sie besitzen also sehr wenig?<br />

KR: Naja, ich hab schon noch einige Dinge (lacht)!<br />

CF: Wenn Sie nur noch ein einziges Mal nach Asien reisen könnten ...<br />

KR: Ein letztes Mal ... oh Gott!<br />

CF: ... wo würden Sie hingehen und was würden Sie tun?<br />

KR: Das ist eine wirklich schwierige Frage. Ich würde gern mehrere<br />

Antworten geben ... Ich war schon sehr oft in Ostasien, aber kaum<br />

in Süd- und Südostasien, also würde ich vielleicht nach Indien gehen,<br />

um zu sehen, wo die buddhistische Kunst ihren Anfang nahm.<br />

CF: Gandhara und Mathura also...<br />

KR: Ja ... aber ich würde wirklich gern mehrere Antworten geben.<br />

Gerade, weil ich schon so oft und über so lange Zeiträume hinweg<br />

in Ostasien war und dort einige sehr gute Freunde habe. Wenn es<br />

meine letzte Reise ist, würde ich diese Freunde natürlich gern noch<br />

einmal sehen ... müssen Sie denn so streng sein (lacht)?<br />

Für mich ist jedenfalls der aufregendste Teil meiner Aufgabe hier,<br />

dass ich Direktor eines Museums bin, das ganz Asien östlich vom<br />

Iran umfasst: von Afghanistan bis nach Japan und von Nordchina<br />

bis nach Indonesien. Ich habe die südasiatische Kunst schon immer<br />

geliebt und hatte eigentlich von Anfang an eine Menge mit ihr zu<br />

tun. Das Rijksmuseum in Amsterdam, in dem ich meine Laufbahn<br />

begonnen habe, hat auch eine Asien-Sammlung, zwar klein, aber<br />

von hoher Qualität, mit wundervollen und bedeutenden Stücken aus<br />

Süd- und Südostasien. Wie gesagt, ich habe diese Kunst schon immer<br />

geliebt, mich aber leider nur selten in dieser Gegend aufgehalten.<br />

CF: Zum Glück müssen Sie sich ja nicht an meine strengen Regeln<br />

halten!<br />

KR: Genau! Also mach ich einfach beides: Die Geburtsstätten der<br />

buddhistischen Kunst aufsuchen, und meine Freunde in Ostasien<br />

besuche ich auch!<br />

KR: Nein. Ich liebe das Sammeln, aber nur für das Museum.<br />

Prinzipiell ist es besser für Kuratoren oder Direktoren, keine<br />

eigenen Sammlungen zu besitzen, und es ist eigentlich nicht<br />

64 A 4 Magazin für Aussereuropäische Kunst und Kultur


Manichäisches Buchblatt, Khocho, Ruine K<br />

(Xinjiang), 8./9. Jh. u. Z., Malerei auf Papier<br />

17,2 x 11,2 cm<br />

© Foto Iris Papadopoulos<br />

Kasuga Schrein-Mandala<br />

Nanbokchô- bis frühe Muromachi-Zeit, 14.–15.Jh.<br />

Hängerolle, Tusche auf Farben auf Seide, H x B: 101,2 x 37,3 cm<br />

© Foto Jürgen Liepe<br />

Sattel (kura), Momoyama-Zeit, dat. 1594 Schwarz-,<br />

Rot- und Goldlack, Glas auf Holzkern, H: 25,7 cm<br />

© Museum für Asiatische Kunst, Staatliche Museen zu Berlin, Stiftung<br />

Preussischer Kulturbesitz<br />

Magazin für Aussereuropäische Kunst und Kultur A 4 65


66 A 4 Magazin für Aussereuropäische Kunst und Kultur


Wer Afrikas Kunsthandwerk betrachtet, wird zunächst feststellen, dass<br />

es sich von jenem anderer Kontinente dadurch unterscheidet, dass<br />

nicht nur die Stoffe und textilen Kunstwerke einem kultischen Rahmen<br />

entspringen, sondern auch die mit ihrer Herstellung verbundene<br />

handwerkliche Tätigkeit oft ritualisiert und von Tabus umgeben ist.<br />

Ger t Chesi / Silke Jurkowitsch<br />

der stoff, aus dem<br />

die kleider sind<br />

Weberei und Textilkunst in Westafrika<br />

Magazin für Aussereuropäische Kunst und Kultur A 4 67


Die Weberei war in der Vergangenheit eine Domäne der Männer. Inzwischen<br />

habe sich auch Frauen und Kinder diesem Handwerk verschrieben.<br />

Die Kente-Stoffe der Akanvölker und die der Ewe werden auf besonders<br />

schmalen Webstühlen hergestellt.<br />

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Während die Töpferei in den Händen der Frauen liegt, sind die<br />

Weberei und die Arbeit der Schmiede reine Männersache. Allein<br />

diese Trennung ist ein Hinweis darauf, dass selbst ein profaner<br />

Gegenstand Teil eines tabuisierten Prozesses ist, dem er entspringt<br />

und dem er durch seine Verwendung untergeordnet ist. In den<br />

westafrikanischen Gesellschaften bestehen hierarchische Systeme,<br />

die trotz der Überlagerung durch importierte Kulturen bis heute<br />

Gültigkeit besitzen. So ist es üblich, dass die besten Weber für die<br />

Könige und Priester tätig sind und diese mit Kleidern, aber auch<br />

mit an Rituale gebundenen Textilien versorgen. Die Exklusivität<br />

dieser Weber-Klasse resultiert aus dem Umstand, dass sie auch<br />

Geheimnisträger ist, denn nur sie hat ausserhalb des Hofes und der<br />

Tempel Einblick in die Symbolsprache der Formen und Zeichen,<br />

die Teil der Gewebe sind.<br />

Diese sehr allgemeine Sicht kann am Beispiel einiger Ethnien<br />

veranschaulicht werden: Berühmt und unübertroffen in ihrer<br />

Vielfalt sind die Stoffe der Ashante. Ihre Kente-Tücher dienen<br />

unterschiedlichsten Anlässen, vom Jahresfest bis zum Begräbnis.<br />

Kente, ein Wort aus dem Fante-Sprachgebrauch, bedeutet in<br />

Ghana Korb. Die Ashante nennen ihn Nsaduaso, was bedeutet,<br />

dass dieser auf einem Webstuhl hergestellt wird. Dieser handwerkliche<br />

Aspekt tritt aber hinter seine Bestimmung zurück, erst<br />

diese macht ihn bedeutend. Im kulturellen Kontext ist Kente mehr<br />

als ein Stoff. Er ist Träger historischer und philosophischer Fakten,<br />

seine Symbole haben ethische und moralische Dimension und<br />

gelten als Leitfaden für gesellschaftliche Verhaltensweisen.<br />

Auf einer anderen Ebene ist der Kente-Stoff ein Prestige-Objekt,<br />

er ist Träger der heraldischen Zeichen des Klans und Ausdruck<br />

der gesellschaftlichen Position. Meist wird er auf schmalen<br />

Webstühlen in Streifen gefertigt, die dann zusammengenäht<br />

werden. Die Schmalbandweberei ist eine in Westafrika sehr<br />

verbreitete Technik. Man findet sie in allen Ländern südlich der<br />

Sahara.<br />

In den Sahelländern ist die Bindung der Textilien an mythische<br />

Vorbilder geringer als bei den Pantu-Gesellschaften entlang<br />

der Küste. Bei den Ashante Ghanas haben sich im Laufe von<br />

Jahrhunderten klare Interpretationsmuster entwickelt. Diese<br />

gelten für die Symbole, aber auch für die Farben.<br />

Demzufolge steht die Farbe Rot für Tod oder Blutvergiessen.<br />

Typischerweise wird sie bei politischen Anlässen getragen. Grün<br />

hingegen steht für Fruchtbarkeit und Lebenskraft, getragen von<br />

Jugendlichen während der Pubertätsriten. Weiss ist die Farbe<br />

der Sieger und der Reinheit. Gelb bedeutet Ruhm und Reife,<br />

folgerichtig wird es von den Chefs beansprucht. Blau ist die Farbe<br />

der Liebe, sie symbolisiert aber auch Harmonie. Alter, Reife und<br />

68 A 4 Magazin für Aussereuropäische Kunst und Kultur


Göttliche Macht & mächtige Herrscher<br />

Gewebe, die den Königen vorbehalten sind, werden von privilegierten, in den<br />

Kult eingeweihten Männern hergestellt.<br />

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Spiritualität werden mit Schwarz assoziiert, Heiterkeit und Freude<br />

hüllen sich in Silber und schliesslich verspricht die Farbe Gold ein<br />

ewiges Leben. Wie könnte es anders sein – sie wird von den Eliten<br />

in Anspruch genommen.<br />

Unter den für das Königshaus gewobenen Stoffen sind die<br />

Asasia die aufwendigsten. Sie sind detailreich und mit speziellen<br />

Mustern ausgestattet. Diese haben den Sinn, den Rang des Trägers<br />

klarzustellen. Solche Stoffe werden immer von ausgewählten<br />

Webern hergestellt, die oft monatelang an ihnen arbeiten. Früher<br />

war ihr hoher Preis Grund dafür, dass sie den herrschenden Klassen<br />

vorbehalten blieben. Im Wandel der Zeit haben allerdings neue<br />

Gesellschaftsschichten nach ihnen gegriffen. Durch sie hat sich<br />

auch die Symbolik verändert. Heute sind Kente-Stoffe mit dem<br />

Image der Traditionen verbunden. Ihre Träger weisen auf ihre<br />

Herkunft und ihre traditionelle Grundhaltung hin.<br />

Die im Osten der Ashante-Region lebenden Ewe weben eine<br />

andere Art von Kente. Hier herrscht der sogenannte Tweed-<br />

Effekt vor, der durch das Design von Schuss- und Kettenfaden<br />

bestimmt wird. Auch sie verwenden die schmalen Webstühle,<br />

deren Bänder zuerst gerollt und später nach den Wünschen des<br />

Kunden aneinandergenäht werden. Die Kente der Ewe sind meist<br />

aus Baumwolle.<br />

Neben den Kente-Stoffen spielen die Adinkra-Tücher eine wichtige<br />

Rolle. Sie sind in weiten Teilen der Akan-Regionen gebräuchlich<br />

und weisen lokale Unterschiede auf. Adinkra heisst im<br />

Sprachgebrauch der Ashante „Auf Wiedersehen“ oder „Abschied<br />

nehmen“. Damit ist seine Verwendung an Begräbnisrituale<br />

und Trauerfeiern gebunden. Anders als bei den Kente-Stoffen<br />

werden die Basismaterialien ausschliesslich importiert. Einfärbige<br />

Damaststoffe werden in einer Technik bedruckt, deren Ursprung<br />

in Indien liegt. Eine klebrige Druckfarbe wird Adinkera aduru<br />

genannt. Man gewinnt sie aus der Rinde des Badia-Baums, dessen<br />

Sekret mit Eisenschlacke vermischt wird. Mit Holzstempeln<br />

werden die Stoffe bedruckt und an der Sonne getrocknet. Wie<br />

bei den Kente-Stoffen, so haben auch ihre Zeichen Symbolgehalt.<br />

Bei ihnen werden aber die einzelnen Botschaften nicht zu einer<br />

Aussage gebündelt, hier zählen die zahlreichen kleinen Hinweise,<br />

ihre Nachrichten sind detailliert und verschlüsselt.<br />

Für die Verbreitung des Aso-oke, eines in Nigeria gebräuchlichen<br />

Gewebes, sorgte der Volksstamm der Yoruba. Als Händler kamen<br />

sie schon früh über ihre angestammte Region hinaus. Im Dunkel<br />

der Geschichte waren es Stammeskriege und der Sklavenhandel,<br />

die sie weit über die Grenzen Nigerias verstreut haben. Mit ihnen<br />

wechselten auch die alten Traditionen ihre Standorte, sodass<br />

es in den umliegenden Ländern zu Siedlungsgründungen und<br />

Magazin für Aussereuropäische Kunst und Kultur A 4 69


Die Adire-Batiken werden oft aus Damast hergestellt, in der Bemalung<br />

findet man stets mythische Symbole.<br />

Die Webstühle Westafrikas sind sehr unterschiedlich. Das drückt sich<br />

besonders in ihrer Breite aus.<br />

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zur Entstehung von Kultkreisen kam. <strong>Der</strong> Homogenität ihrer<br />

Gesellschaft ist es zu verdanken, dass sie bis heute als Bewahrer<br />

ihrer Traditionen aktiv sind, auch wenn sich ihre Standorte<br />

inmitten anderer Kulturen befinden. Ihre Webtechnik hat in Benin<br />

grosse Bedeutung, hier haben sich Sonderformen entwickelt, die<br />

unter dem Protektorat der Könige eine neue Blüte erlebten.<br />

Ahokpe Donatien aus Abomey gehört zu den privilegierten<br />

Webern, die im Auftrag der Könige und Priester ihre Arbeit leisten.<br />

Im nigerianischen Mutterland werden die Aso-oke-Stoffe zur<br />

Herstellung hoher Statuskleidung angeboten. Sie dienen festlichen<br />

Anlässen wie Hochzeiten, Geburtstagen oder Beerdigungen. Ihre<br />

besondere Note erhalten sie durch das Einziehen bunter Fäden,<br />

die aus Baumwolle oder importierten Fasern bestehen. Ahokpe<br />

Donatien hingegen verwendet Raffiabast, den er mit Baumwolle<br />

kombiniert. Seine Stoffe werden ausschliesslich ritueller Verwendung<br />

zugeführt, selbst die aus ihnen gefertigten Bubus sind<br />

keine Alltagskleidung.<br />

Die berüchtigten Könige von Abomey beschäftigten immer<br />

schon Künstler, die Bilder zu ihrer Verherrlichung schufen. Die<br />

reich mit Reliefen ausgestatteten Mauern der Paläste sind wie<br />

die Applikationen textiler Kunstwerke eine lange und beliebte<br />

Tradition. Heute stehen dutzende Schneider im Dienste des<br />

Fremdenverkehrs, sie schaffen fröhliche Bildchen, die eine gar<br />

nicht fröhliche Zeit in Erinnerung rufen. Abomey wird manchmal<br />

das „Auschwitz Afrikas“ genannt, so viele Unschuldige sind<br />

aufgrund religiösen und weltanschaulichen Wahnsinns ums<br />

Leben gekommen. Die bunten Stoffbilder aus Abomey zeigen<br />

das, aber in ihrer kindlich-verspielten Machart schaffen sie Idyllen,<br />

die weit an der Realität vorbeigehen. Die Massenware unter den<br />

Gobelins ist hinreichend bekannt. Es gibt aber auch Künstler,<br />

die sich dieser Themen angenommen haben. Ihre Schöpfungen<br />

sind anspruchsvoller, ihr Umgang mit Farbe und Material ist<br />

differenzierter. <strong>Der</strong> bekannteste unter ihnen ist Yves Apollinaire<br />

Pede, seine Werke sind ästhetisch und handwerklich anspruchsvoll.<br />

Er führt mit seiner Sichtweise diese Technik aus dem touristischen<br />

Massenbetrieb. Die alten Geschichten werden durch ihn neu<br />

erzählt.<br />

Applikationstechniken sind auch bei einigen Akan-Völkern<br />

bekannt, die berühmtesten von ihnen sind wohl die Fahnen der<br />

Fante, die bei traditionellen Militärkompanien in Verwendung<br />

stehen. Diese Art der Textilkunst ist jüngeren Datums und<br />

erreichte ihren Höhepunkt während der Kolonialzeit, in der<br />

pittoreske Aufmärsche von Uniformträgern die Afrikaner<br />

faszinierten.<br />

Weniger spektakulär zeigen sich die Adire-Stoffe auf den<br />

Märkten Afrikas. Längst ist ihre Verbreitung nicht mehr auf<br />

70 A 4 Magazin für Aussereuropäische Kunst und Kultur


Göttliche Macht & mächtige Herrscher<br />

Die Vielfalt der afrikanischen Textilien reicht vom Festgewand bis zum Wickelrock.<br />

Früher waren die Bubus der Haussa und Yoruba aus schweren Baumwollstreifen<br />

zusammengenäht, heute bevorzugt man leichte importierte Stoffe.<br />

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Nigeria beschränkt, die Märkte in Lomé, Cotonou oder Accra sind<br />

stets mit ihnen bestückt. Adire ist das Yoruba-Wort für Stoffe,<br />

die in der Indigo-Reservefärbetechnik hergestellt sind. Sie sind<br />

ein klassisches Beispiel für traditionelle afrikanische Textilien.<br />

Die Yoruba verwenden die blaue Farbe des Indigo bei vielen<br />

Gelegenheiten. Alltagsröcke oder Gewänder werden genauso<br />

hergestellt, wie bebilderte Gobelins, die Szenen aus den Mythen<br />

zeigen. Heute verwenden die Indigofärber Industriestoffe, die nach<br />

dem Färben in der gewünschten Grösse zusammengenäht werden.<br />

Im Laufe der Jahre haben sich Zentren entwickelt, in denen grosse<br />

Quantitäten dieser Stoffe erzeugt werden. Sie liegen in Abeokuta,<br />

Ibadan, aber auch in Katsina und Kano.<br />

Es gibt drei verschiedene Techniken, Adire-Stoffe herzustellen.<br />

Eine sehr beliebte ist Adire eleko. Dabei wird Maniok- oder<br />

Yamsstärke als Reservematerial verwendet. Das kann freihändig<br />

durch Bemalen geschehen, aber auch mit einer Schablone oder<br />

einem Kamm.<br />

Bei der Technik von Adire oniko wird der Stoff mit Raffiabast<br />

abgebunden, gewickelt oder gefaltet, bevor er gefärbt wird. Um<br />

verschiedene Muster zu erzielen, werden Steine, Fruchtkerne<br />

oder Holzstücke eingewickelt. Die dritte Technik wird Adire<br />

abale genannt, in diesem Fall wird der Stoff vorher abgenäht<br />

oder gesteppt. Wenn nach dem Färben der Stoff getrocknet ist,<br />

werden die Fäden entfernt und es zeigen sich die typischen, oft<br />

kreisförmigen Muster.<br />

Von allen Techniken der Textilverarbeitung ist aber die der Bogolan-<br />

Herstellung die seltsamste. Bogolan heisst übersetzt Schlammtuch,<br />

mit Schlamm hergestellt. Die kunstvollen Muster werden von<br />

Frauen hergestellt, durch wiederholtes Auftragen von Schlamm<br />

und Saft, der sowohl aus Blättern als auch aus Baumrinde<br />

gewonnen wird. In Mali findet man sehr dekorative Decken, die<br />

als Bogolan, Bogolon oder Bogolanfini bezeichnet werden. In der<br />

Sprache der Bambara bedeutet das „aus Schlamm hergestellt“.<br />

Im traditionellen Umfeld wurden diese Decken von schwangeren<br />

Frauen oder Kriegern getragen, besonders von Personen,<br />

die fürchten mussten, Blut zu verlieren. <strong>Der</strong> Bogolan galt als<br />

Schutzkleidung, und man erwartete von ihm, dass er böse Geister<br />

oder Feinde abwehrte. Diese sollten durch die Muster davon<br />

abgehalten werden, in den Körper einzudringen. <strong>Der</strong> strenge<br />

Geruch frischer Bogolan-Decken hat seine Verbreitung vorerst<br />

gehemmt, inzwischen werden aber gewaschene Tücher bereits in<br />

europäischen Kaufhäusern angeboten.<br />

Magazin für Aussereuropäische Kunst und Kultur A 4 71


Julia Kospach<br />

Im Land der<br />

unbegreiflichen<br />

Hunde<br />

Die grosse „Sitting Bull“-Ausstellung des<br />

Wiener Museums für Völkerkunde<br />

Sitting Bull<br />

Georg W. Scott oder R. L. Kelly<br />

Fotografie, 1883<br />

© Denver Public Library, Denver<br />

Sitting Bull mit Kruzifix<br />

David F. Barry, Fotografie, 1885<br />

© Denver Public Library, Denver<br />

72 A 4 Magazin für Aussereuropäische Kunst und Kultur


Gleich im ersten Raum der Ausstellung zeigen über Kopf frei<br />

hängende, vergrösserte Schwarz-Weiss-Fotografien die vielen<br />

Gesichter von „Sitting Bull“: einmal im vollen Federschmuck-<br />

Ornat der Sioux, dann als Bekehrungskandidat mit um den Hals<br />

hängendem Kruzifix, einmal mit dunkel getönter Sonnenbrille,<br />

ein anderes Mal in Revue-Star-Pose im Duo mit dem nicht<br />

minder berühmten Buffalo Bill, in dessen Wild-West-Show<br />

„Sitting Bull“ einige Monate lang auftrat. Die Bilder zeigen einen<br />

selbstbewussten, schönen Mann mit hohen Backenknochen,<br />

einer grossen Nase und entschlossenem schmalen Mund. Dass es<br />

überhaupt so viele Fotografien von ihm, einem Menschen des<br />

19. Jahrhunderts, gibt, das allein zeugt von seiner Bekanntheit<br />

schon zu Lebzeiten.<br />

Sitting Bull und Buffalo Bill<br />

William Notman & Son, Fotografie, 1885<br />

© Library of Congress, Washington<br />

Die Fragen zu „Sitting Bull“, die die grosse Schau<br />

im Wiener Völkerkundemuseum stellt, formuliert<br />

eine Tafel in unmittelbarer Nähe der Fotos:<br />

Wer war dieser legendäre Indianer? War er ein<br />

Freiheitsheld oder ein Feigling, ein Querkopf oder<br />

genialer Stratege, Fortschrittsfeind oder Opfer,<br />

heiliger Mann oder Aufrührer, grosser Häuptling<br />

oder Störenfried, Visionär oder Medienstar?<br />

Es ist nicht so, dass diese grosse „Sitting Bull“-Ausstellung die<br />

aufgeworfenen Fragen endgültig beantwortete, und es ist auch<br />

nicht so, dass „Sitting Bull“ ihr alleiniger Fokus wäre. Sein Leben<br />

und seine Rolle in den Auseinandersetzungen zwischen den<br />

jungen USA und den Indianern, die jahrtausendelang die Herren<br />

über jene Landschaften gewesen waren, in die nun immer mehr<br />

weisse Siedler strömten, steht symptomatisch für das Schicksal<br />

der nordamerikanischen Indianervölker. Sie verloren den Kampf<br />

gegen eine Übermacht, die mit unlauteren Mitteln arbeitete.<br />

„Sitting Bull“ gehörte – wie der Apache Geronimo – zu jenen,<br />

die erbitterten Widerstand leisteten, die erst dämonisiert und<br />

gefürchtet wurden, um schliesslich vom „American Way of Life“<br />

integriert und zum Mythos gemacht zu werden. Ironischerweise<br />

als erstklassige Träger von Tugenden, die die USA nunmehr für<br />

sich reklamierten: Einsatz fürs eigene Volk, Mut und Kühnheit,<br />

Opferbereitschaft, Liebe zum Land der Väter, Familiensinn<br />

und Spiritualität. Als solcher schaffte „Sitting Bull“ vor allem<br />

posthum den Sprung zur Medien-Ikone – als Werbeträger für<br />

Plakatwerbungen, als Urvater aller alternativen Lebensentwürfe<br />

und als Leitfigur des wieder erstarkenden Selbstbewusstseins der<br />

eingeborenen Völker Nordamerikas ab der zweiten Hälfte des<br />

20. Jahrhunderts. Sein Konterfei auf T-Shirts und Schallplatten<br />

stellt ihn in eine Reihe mit den anderen grossen Ikonen des<br />

Jahrhunderts – von Che Guevara bis Albert Einstein. Auch davon<br />

erzählt die Schau in einem ganzen Raum voller Sitting-Bull-<br />

Baseballkappen, -Wanduhren, -Memorabilien sowie politischer<br />

Plakate und Flugblätter.<br />

Vor allem aber dokumentiert sie die traditionelle Lebenswelt<br />

der Sioux zu Lebzeiten von „Sitting Bull“ und zeigt sie im<br />

vorurteilsbeladenen Spiegel der medialen Darstellung in der<br />

zeitgenössischen US-amerikanischen Presse. <strong>Der</strong> grosse Häuptling<br />

der Hunkpapa Lakota, die einer der sieben unter der französischen<br />

Bezeichnung Sioux zusammengefassten Indianerstämme<br />

der zentralen Plains waren, lebte von 1831 bis 1890. Es sind<br />

die Jahrzehnte, in denen die Indianervölker Nordamerikas<br />

die kontinuierliche Verdrängung und die Zerstörung ihrer<br />

traditionellen Lebensformen erlebten, um schliesslich in immer<br />

kleineren Reservationen weitab vom angestammten Land ihrer<br />

Vorfahren zusammengezwungen zu werden. Es sind auch die<br />

Magazin für Aussereuropäische Kunst und Kultur A 4 73


Jahrzehnte zahlreicher Kriege, Kämpfe und Schlachten, wie jener<br />

im Juli 1876 am Little Bighorn, aus der „Sitting Bull“ als Sieger<br />

hervorging und in der der grosse Volksheld der USA, General<br />

Custer, sein Leben liess. Diese für die USA so traumatische<br />

Schlacht prägte das widersprüchliche Bild von Tatanka Iyotake,<br />

dem „Sitzenden Bisontier“, der auch den Beinamen „Roter<br />

Napoleon“ erhielt.<br />

Die Sioux spielen bis heute in der westlichen Vorstellung von „den<br />

Indianern“ eine besondere Rolle: Die Hauptrouten der immer<br />

weiter nach Westen vordringenden Siedler durchschnitten genau<br />

ihren Lebensraum. Ihr Widerstand dagegen war ebenso erbittert<br />

wie die damit verbundene Aufmerksamkeit der Medien gross.<br />

Die Form ihrer Tipis, ihre Kleidung und ihr Federschmuck gelten<br />

bis heute als prototypische Indianerinsignien. Die Anziehungskraft<br />

dieser schiefen Bilder, die via Karl Mays Winnetou im<br />

europäischen Bewusstsein erst recht einzementiert worden<br />

sind, ist ungebrochen. Man erkennt das nicht zuletzt daran, dass<br />

besonders viele Kinder die Ausstellung besuchen. Die Schau spielt<br />

mit den Klischeebildern, durchbricht sie an manchen Stellen,<br />

rückt sie zurecht, überhöht sie, kommentiert sie und lässt sie<br />

gelegentlich auch einfach stehen. Die Geschichte „Sitting Bulls“<br />

selbst wird vor allem anhand faksimilierter Fotos und noch dazu<br />

ziemlich fragmentarisch erzählt – man kann nicht anders, als<br />

darüber etwas enttäuscht zu sein.<br />

Sitting Bull im Kampf mit einem Crow<br />

Four Horns (Hunkpapa Lakota) nach Sitting Bull<br />

Kopie vor 1870<br />

Farbstift, Tinte und Wasserfarben auf Papier<br />

© National Anthropological Archives, Washington<br />

Dafür wird man mit sehr schönen Original-Alltagsgegenständen<br />

der Lakota entschädigt: Lederhemden, -hosen und Kleider,<br />

die mit bunten Glasperlen, Federn, Haarbüscheln und Stachelschweinborsten<br />

verziert sind, auf gegerbte Bisonhäute oder<br />

Stoffe gemalte piktografische „Wintererzählungen“, in denen<br />

sie die wichtigen Ereignisse der letzten zwölf Monate festhielten,<br />

Waffen und Kultgegenstände. Diese Objekte sind die eigentlich<br />

aufregenden Exponate der Ausstellung: Etwa ein „Nabelschnuramulett“<br />

in Form einer perlengeschmückten Schildkröte, das an<br />

der Tragtasche eines Babys und später an der Kleidung befestigt<br />

dazu diente, die abgefallene Nabelschnur aufzunehmen und<br />

den Träger zu schützen. Zu sehen ist auch eine Haarbürste aus<br />

einem Stacheltierschwanz, der auf einen Holzkern aufgezogen<br />

ist. Wiegetaschen, in die Babys eingeschnürt wurden und die an<br />

Bäume oder Sträucher gehängt wurden, während ihre Mütter der<br />

Arbeit nachgingen, gehören ebenfalls zu den Ausstellungsstücken.<br />

Mit allergrösstem Vergnügen liest man, dass die Lakota das Pferd,<br />

das sie im 18. Jahrhundert kennen gelernt haben und das ihnen<br />

eine sehr viel grössere Reichweite bei der Bisonjagd beschert hat,<br />

„sunka wakan“ oder „unbegreiflicher Hund“ nannten.<br />

<strong>Der</strong> Gang durch die „Sitting Bull“-Ausstellung des Völkerkundemuseums<br />

ist nicht zuletzt auch ein Streifzug durch die Indianer-<br />

Fantasien der eigenen Kindheit. Das Schwelgen darin muss<br />

dem Zurechtrücken falscher Vorstellungen nicht unbedingt im<br />

Wege stehen.<br />

Sitting Bull und seine Welt. Museum für Völkerkunde Wien.<br />

www.ethno-museum.co.at, www.khm.at<br />

74 A 4 Magazin für Aussereuropäische Kunst und Kultur


„Tatanka-Iyotanka – Sitting Bull“<br />

Rudolf Cronau, Feder- und Bleistiftzeichnung, Fort Randall,<br />

25. Oktober 1881<br />

© Gerold Wunderlich & Co., Inc., New York<br />

Frosted, Sioux-Medizinmann, in Gefängnistracht<br />

David F. Barry, Fotografie, um 1890<br />

© Denver Public Library<br />

Sitting Bull<br />

Orlando S. Goff, Fotografie, 20. Juli 1881<br />

© Library of Congress, Washington<br />

Magazin für Aussereuropäische Kunst und Kultur A 4 75


Text: Gert Chesi / Fotos: Gerhard Merzeder<br />

grenzgänger<br />

zwischen den<br />

kulturen<br />

Anton Christian<br />

Er ist siebzig, Jäger, Sammler und Maler. Seine Heimat ist Tirol, hier hat er<br />

einen grossen Teil seines Lebens verbracht, hier sind die meisten seiner Werke<br />

entstanden. Wenn ein Künstler Masken sammelt, dann hat das gewöhnlich<br />

Gründe, die in der Tiefe seiner Psyche verankert liegen. Ein Narr, der glaubt,<br />

sie könnten in einer flüchtigen Geschichte beschrieben werden. Dennoch sollte<br />

es erlaubt sein, Reflexionen aus der Begegnung mit dem Künstler und dem<br />

Sammler wiederzugeben, so als beträfen sie zwei verschiedene Menschen, von<br />

denen jeder glaubt, dass die Passion des anderen die weniger wichtige sei.<br />

Magazin für Aussereuropäische Kunst und Kultur A 4 77


Friedvoll und versöhnlich, aggressiv und voll furchterregender Expression<br />

verschmelzen sie bei aller Andersartigkeit zu einer Einheit.<br />

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An den Wänden seines geräumigen Hauses in Natters herrscht<br />

Platzmangel. Dicht nebeneinander hängen die Masken aus<br />

mehreren Kontinenten, harmonisch ergänzt durch afrikanische<br />

Ahnenfiguren und Fetische. Was die Menschen nicht zustande<br />

brachten, gelang ihren Ritualobjekten. Friedvoll und versöhnlich,<br />

aggressiv und voll furchterregender Expression verschmelzen<br />

sie bei aller Andersartigkeit zu einer Einheit. Sie verbindet ein<br />

zutiefst menschliches Bedürfnis, sie sind einst geschnitzt und<br />

bemalt worden, um das Böse zu bannen und der Angst Einhalt<br />

zu gebieten.<br />

Die Geschichte der Masken ist ein Teil der Menschheitsgeschichte.<br />

Sie führt zurück in die Zeiten magischen Denkens,<br />

in der Menschen mit Zauberei und Gebeten versuchten, die<br />

übermächtige Natur zu beherrschen. Die Maske verlieh ihnen<br />

die Möglichkeit, eine andere Identität anzunehmen, aus der<br />

Zerbrechlichkeit und Beschränktheit ihrer biologischen Existenz<br />

auszubrechen, um Teil jener Zwischenwelt zu werden, in der<br />

Geister und Dämonen das Schicksal der Kreaturen bestimmen.<br />

An den Wänden des Ateliers zeigt sich die Gegenwelt. Hier<br />

bestimmt der Maler den Weg seiner Protagonisten, hier herrscht<br />

er nicht nur über Farben und Leinwände, er spielt mit Figuren<br />

und Gedanken, als wären sie Marionetten, ferngesteuert vom<br />

Meister, der ihnen die Plätze zuweist. Eine Frage drängt sich<br />

auf: Forciert eine Leidenschaft die andere, oder haben sie<br />

sich unabhängig voneinander entwickelt, wie das auch bei<br />

78 A 4 Magazin für Aussereuropäische Kunst und Kultur


Geschwistern geschieht? Wären die Bildinhalte des Malers<br />

Anton Christian andere, wenn er nicht eines Tages vor langer<br />

Zeit zu sammeln begonnen hätte? Um diesen Fragen auf den<br />

Grund zu gehen, muss man fünfzig Jahre zurückblicken, in eine<br />

Zeit, in der er das Wesen der Kunst und das der Ethnografie<br />

zu verstehen begann. Beide sind menschliche Phänomene, die<br />

sich abseits profaner Lebensstrategien ihren Weg bahnen. Dort,<br />

wo der Mensch an seine Grenzen stösst, wo eine ganze Palette<br />

von Emotionen Gestalt annehmen möchte, dort versagt oft die<br />

Sprache und das, was man gemeinhin unter Kommunikation<br />

versteht. Hier öffnet sich das weite Feld der Kunst, in der der<br />

Maler sein Anliegen formuliert. Hier zählt nicht mehr die<br />

Akzeptanz des Marktes oder die Stimme des Kritikers, hier sieht<br />

sich der Künstler allein gelassen mit der Leinwand, die er zu<br />

bewältigen hat. Anton Christian hat sich als Künstler stets dem<br />

Mainstream entzogen. Er hat in einer Zeit, in der die Abstraktion<br />

die Malerei dominierte, die Darstellung des Gegenständlichen<br />

nie aufgegeben. Trotzdem war er kein Naturalist. Seine oft bis ins<br />

Detail akribisch gestalteten Allegorien waren immer Reaktion<br />

auf den geschichtlichen Zeitraum, in dem er wirkte. Er reagierte<br />

anders, als es allgemein erwartet wurde. Fast altmeisterlich in<br />

der Technik und verschlüsselt in den Themen übergab er seine<br />

Werke den Betrachtern. Es durfte also nicht verwundern, dass<br />

seine Bilder polarisierten, Zustimmung aber auch Ablehnung<br />

erfuhren. Man konnte seiner Arbeit vieles vorwerfen, aber nicht,<br />

dass sie oberflächlich oder ungekonnt war. Seine Meisterschaft<br />

Magazin für Aussereuropäische Kunst und Kultur A 4 79


Inspiriert durch die aktionistisch gefertigten Masken der Ganda<br />

(Burkina Faso) entstehen Anton Christians Ethno-Porträts.<br />

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als Maler hat auch den Umgang mit den Objekten seiner<br />

Kollektion bestimmt. Jeder, der eine Sammlung aufgebaut<br />

hat, kennt die immer wiederkehrenden Fragen. Nach welchen<br />

Gesichtspunkten wird gesammelt, auf welchem finanziellen<br />

Niveau befindet sich die Sammlung – und schliesslich wird die<br />

Frage zu beantworten sein, ob die Sammlung auf Expertenebene<br />

angemessene Akzeptanz findet.<br />

Um es vorwegzunehmen: Anton Christian gehört zu jenem<br />

Sammlertyp, der nur erwirbt, was ihm gefällt und was im<br />

Gebäude seiner Vorstellungen Platz findet. Ob ein Objekt aus<br />

einer berühmten Sammlung kommt oder irgendwo zufällig<br />

erworben worden ist, das ist eine zweitrangige Frage. Wichtiger<br />

ist, dass sich der Künstler nie über den Sammler erhoben hat,<br />

wie andere Künstler es taten, die ethnografische Werke durch<br />

Bemalung oder Umgestaltung verändert oder zerstört haben.<br />

Im Gegenteil: Anton Christian beherrscht das Handwerk des<br />

Restaurators und hat viele Objekte, deren Zustand bedenklich<br />

war, wiederhergestellt. Hier zeigt sich auch eine tiefe Beziehung<br />

zu und ein angemessener Respekt vor den Stücken, die nach<br />

den Kriterien seiner höchst individuellen Selektion zum Spiegel<br />

seiner Befindlichkeit wurden. Einige der Objekte tauchen in<br />

veränderter Form in seinen Bildern auf. In diesen Werken ist<br />

die Auseinandersetzung mit dem Fremden am deutlichsten<br />

spürbar. Hier wird es zur Metapher des Geheimnisvollen, des<br />

Bedrohlichen oder Rätselhaften. Wer Erklärungen erwartet,<br />

wird enttäuscht. Nur ein schlechtes Bild bedarf einer Erklärung,<br />

80 A 4 Magazin für Aussereuropäische Kunst und Kultur


Die Quellen seiner Inspiration sind vielfältig. Neben präkolumbischen<br />

Keramiken und jahrtausendealten Nok-Skulpturen sind es immer wieder<br />

die Masken, die sein Schaffen beeinflussen.<br />

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das gute erschliesst sich von selbst, auch wenn es manchmal<br />

schwerfällt.<br />

In seinem Atelier möchte man wohnen. Das Radio ist auf Ö1<br />

gestellt. Die Zeiten, in denen man sich im Jazzkeller traf, sind<br />

nicht vorbei, aber sie sind selten geworden. Wo er noch vor<br />

dreissig Jahren ganze Nächte in verrauchten Clubs verbrachte,<br />

bevorzugt er es heute, im Kreise seiner Familie Freunde<br />

einzuladen. Da wird bei edlen Weinen getafelt und über Kunst<br />

geredet. Von den Wänden schauen die Gesichter der Masken, bei<br />

aller Verschiedenartigkeit der Charaktere hat ihr Ausdruck etwas<br />

Versöhnliches. Wer ihnen losgelöst von den Ritualen, denen sie<br />

gewidmet waren, begegnet, auf den wirken sie friedvoll. Für sie<br />

und den Maler sind die wilden Jahre vorbei. Auch seine Freunde<br />

sind älter geworden, nur die Leidenschaft ist dieselbe geblieben<br />

und die Freude am sinnlichen Erleben des Schönen. Nun steht<br />

sein Sammlerleben vor der grössten Herausforderung, die<br />

finalen Stücke zu finden, die den Bestand ergänzen und adeln.<br />

Irgendwann in ferner Zukunft wird er seine Initiativen beenden,<br />

seine Sammlung aber wird weiterhin nach Ergänzungen<br />

verlangen, wie vor Jahrzehnten, als alles begonnen hat. Dann<br />

werden es vielleicht seine Söhne sein, die dieses komplizierte<br />

Erbe zu verwalten haben.<br />

Magazin für Aussereuropäische Kunst und Kultur A 4 81


Ger t Chesi<br />

Guanyin & die Legende<br />

der Miao Shan<br />

Ihre guten Taten liessen Miao Shan zu Guanyin werden.<br />

Sie hat viele Gesichter und Namen und ist Asiens populärste Göttin.<br />

82 A 4 Magazin für Aussereuropäische Kunst und Kultur


Die Legenden von Miao Shan sind aufgrund ihrer Vielzahl kaum<br />

überschaubar. Alle führen zu Guanyin, der Göttin des Mitgefühls,<br />

die in China und im südostasiatischen Raum verehrt wird. Tausende<br />

Tempel sind ihr geweiht, und überall unterscheiden sich die<br />

Mythen, weil lokale Vorstellungen sie verändert haben. In Japan<br />

nennt man sie Kannon, in Vietnam Quan Am, ein älterer Name<br />

ist Guanzizai oder Kanjizai. Im ostasiatischen Buddhismus ist sie<br />

ein weiblicher Bodhisattva, doch im Volksglauben wird sie als<br />

Göttin verehrt. Die Darstellungen Guanyins sind vielfältig. Häufig<br />

orientieren sie sich an dem Bodhisattva Avalokitesvara, dessen<br />

weiblichen Aspekt sie darstellen. Dieser Umstand geht auf eine<br />

Übersetzung des Lotus-Sutra aus dem Jahr 406 zurück, in der<br />

der Name Avalokitesvara aus dem Sanskrit in Guanyin übersetzt<br />

worden ist.<br />

Während der Tang-Dynastie (China 618–907) entwickelte sich das<br />

Bedürfnis nach einer starken femininen Gottheit. Eine der damals<br />

beliebtesten Göttinnen war die Königsmutter des Westens aus<br />

dem Daoismus. Während der Tang-Periode herrschte eine grosse<br />

religiöse Toleranz. In deren Rahmen entwickelte sich Guanyin<br />

als Mischwesen, das seine Existenz verschiedenen Quellen<br />

verdankt. Aus dem männlichen Avalokitesvara spaltete sich die<br />

weibliche Guanyin ab, die bis heute die religiöse Landschaft Asiens<br />

dominiert.<br />

In China und den umgebenden Ländern entstanden zahlreiche<br />

Statuen, die zunächst der Überlieferung folgend Guanyin als Mann<br />

darstellten. Später allerdings dominierten weibliche Aspekte,<br />

und als im späten 16. Jahrhundert portugiesische Missionare<br />

in China eintrafen, betrachteten chinesische Bildhauer deren<br />

Madonnenstatuen als Abbilder Guanyins und begannen, nach<br />

diesen Vorbildern zu schnitzen. Das erklärt, warum noch während<br />

der Ming-Periode madonnenhafte Statuetten entstanden sind.<br />

Viele der chinesischen Darstellungen orientierten sich aber an<br />

Avalokitesvara. Er/Sie braucht viele Augen, um das Leid der Welt<br />

zu sehen, und viele Arme, um überall helfen zu können. In der<br />

Literatur wird diese androgyne Gottheit mit tausend Armen<br />

beschrieben. In der Kunst sind es meist 42. Zugrunde liegt die<br />

Vorstellung, dass 25 Welten existierten. Die japanische Kannon hat<br />

zwei normale Arme und vierzig, die in jeder der anderen Welten<br />

Lebewesen retten. 40 mal 25, das sind tausend Arme. Einige der<br />

Darstellungen sind tatsächlich mit tausend Armen ausgestattet.<br />

Thailands berühmtester Guanyin-Schrein steht in Bangkok, an der<br />

Suksonti Lane. Er wurde erst 1983 vom Mönch des Mahayana-<br />

84 A 4 Magazin für Aussereuropäische Kunst und Kultur


Ordens, Guang Seng, erbaut. Hier treffen sich an hohen Feiertagen<br />

Tausende, die Guanyin anbeten und Hilfe erflehen. Die Anlage<br />

ist Zeugnis eines Zeitgeistes, der sich weit entfernt hat von den<br />

ursprünglichen Tugenden der Bescheidenheit. Hier manifestieren<br />

sich Prunk und Herrlichkeit, die die Anlage zu einer Attraktion<br />

werden lassen. Tausende von Statuen, aus wertvollstem Material<br />

gefertigt, säumen einen zentralen Turm, der weit über die<br />

Gebäude der vorstädtischen Umgebung ragt. Im Inneren brennen<br />

Tausende Kerzen und Räucherstäbchen, sie erfüllen die Räume mit<br />

beissendem Rauch. Hunderte Glocken erklingen, angeschlagen<br />

von den Gläubigen, die um grosse Springbrunnen ihre Runden<br />

ziehen. Diesen Tempel zu besuchen, ist ein Fest für die Sinne. <strong>Der</strong><br />

westliche Betrachter wird sich möglicherweise die Frage stellen,<br />

ob die buddhistische Gegenwartskunst in ferner Zukunft die<br />

gleiche Bewunderung finden wird wie die der Vergangenheit. Auch<br />

wenn man die formalen Aspekte der Devotionalien und der zur<br />

Verehrung bestimmten Monumente losgelöst von den religiösen<br />

Bestimmungen sehen würde, müsste die Feststellung Platz greifen:<br />

Bei aller handwerklichen Perfektion ist das Ergebnis reiner Kitsch.<br />

Diese Entwicklung trifft nicht nur auf die buddhistische Kunst<br />

zu, sie ist ein weltweites Phänomen innerhalb der Religionen. Es<br />

könnte aber auch sein, dass wir vor dem Hintergrund unseres<br />

Zeitgeistes die Formensprache derer, die die Massen erreichen<br />

wollen, nicht mehr verstehen. Die Geschichte wird diese Frage<br />

beantworten.<br />

Miao Shan und der Duftende Berg<br />

Diese Erzählung wurde im Jahre 1164 vom Historiker Lung-Hsing<br />

einer buddhistischen Chronik entnommen. Daraus geht hervor,<br />

dass der von 596 bis 667 u. Z. lebende Tao-Hsüan von einem Engel<br />

Folgendes erzählt bekam:<br />

Vor langer Zeit herrschte ein König namens Miao Chuang Yen.<br />

Seine Gemahlin Pao Ying gebar ihm drei Töchter; die älteste hiess<br />

Miao Yen, jene mittleren Alters Miao Yin und die jüngste Miao<br />

Shan. Als sie Miao Shan empfangen hatte, waren seltsame Dinge<br />

geschehen. Sie hatte geträumt, den Mond verschluckt zu haben,<br />

und als sie erwacht war, hatte es Blüten geregnet. Bei der Geburt<br />

Miao Shans füllte sich die Atmosphäre mit himmlischen Düften<br />

und liebliche Musik erklang allerorts. Als das Kind den Schoss<br />

seiner Mutter verlassen hatte, staunten die Anwesenden. Das<br />

Kind war so sauber und frisch, dass man es nicht mehr zu waschen<br />

brauchte. Sein Körper war mit farbigen Wolken bedeckt.<br />

Die Kunde von der Geburt einer Heiligen sprach sich schnell<br />

Magazin für Aussereuropäische Kunst und Kultur A 4 85


herum und überall herrschte ungetrübte Freude. Nur die Eltern<br />

der kleinen Miao Shan wollten nichts von diesem Wunder wissen<br />

und verfluchten, weil ihre Herzen verdorben waren, die kleine<br />

Miao Shan. Die Jahre vergingen, und als Miao Shan ein Kind<br />

geworden war, zeigte sie alle Anzeichen eines Bodhisattva. Sie war<br />

liebenswürdig und sanftmütig, sie hielt sich an die Fastengebote<br />

und kleidete sich bescheiden. Im Palast nannte man sie das<br />

Mädchen mit dem Herzen eines Buddhas. Durch ihre Anwesenheit<br />

veränderten sich die Sitten am Hof. Alle dort lebenden Frauen und<br />

Männer wandten sich einem besseren Leben zu und entsagten<br />

jeglichen Begierden. Nur Miao Shans Vater war über den<br />

unerwünschten Einfluss, den sie nahm, erzürnt. Also suchte er ihr<br />

einen Mann, den sie ehelichen sollte. Miao Shan erklärte ihren<br />

Eltern, dass sie tun werde, was man von ihr verlangt, wenn dadurch<br />

drei Unglücke verhindert werden könnten. Als man sie nach der<br />

Art der Unglücke fragte, erklärte sie:<br />

„Das erste ist das Unglück, alt zu werden und mit dem Alter viele<br />

Fähigkeiten zu verlieren. Das zweite sind die Krankheiten, die<br />

einen Menschen befallen können, der gerade noch gelenkig und<br />

kraftvoll war. Nun liegt er im Bett und hat die Freude am Leben<br />

verloren. Als drittes Unglück ist der Umstand zu nennen, dass<br />

jeder Mensch, so viele Freunde und Verwandte er auch haben<br />

mag, nach seinem Tode durch keinen von ihnen zu ersetzen ist.<br />

Wenn diese drei Unglücke durch meine Heirat zu verhindern sind,<br />

dann werde ich einwilligen. Wenn nicht, dann werde ich meinem<br />

Keuschheitsgelübde treu bleiben.“<br />

Das erzürnte den König zutiefst und er liess sie von da an die<br />

niedersten Arbeiten am Feld und im Garten verrichten. Die<br />

Königin, die Mitgefühl für Miao Shan empfand, bat den König, sie<br />

freizugeben, damit sie das von ihr so innig gewünschte religiöse<br />

Leben führen könne. Trotz seines Zornes willigte er ein. Er rief<br />

die Nonnen vom Kloster des Weissen Sperlings (Po-Ch’üeh Ssu)<br />

und trug ihnen auf, Miao Shan so grob zu behandeln, dass diese<br />

ihre Meinung ändern würde. Die eingeschüchterten Nonnen<br />

gaben Miao Shan die schwersten Arbeiten, aber niemand konnte<br />

übersehen, dass sich durch ihre Anwesenheit alles veränderte.<br />

Plötzlich wuchs das Gemüse auch im Winter, und Quellen<br />

entsprangen so nahe am Haus, dass man sich die Mühsal des<br />

Wasserholens ersparen konnte.<br />

Duftenden Berg (Hsiang-Shan). Hier lebte sie friedvoll viele Jahre.<br />

Inzwischen erkrankte ihr Vater aus Verbitterung. Als er einen<br />

Mönch zu Hilfe rief, erklärte ihm dieser: „Ich kann dich heilen,<br />

doch dazu brauche ich die Augen und Arme einer Person, die<br />

frei von Sünde ist.“ So eine Person gab es im Palast des Königs<br />

nicht. <strong>Der</strong> Mönch erklärte, dass es am Duftenden Berg einen<br />

Bodhisattva gebe, der sicher bereit sei, ihm zu helfen. So sandte<br />

der König seinen Diener zum Duftenden Berg; dort traf dieser<br />

Miao Shan. Sie sagte: „Mein Vater hat viel Böses getan, er liess<br />

Nonnen ermorden und unterdrückte die wahre Lehre. Wenn er<br />

sich aber ändern würde, wäre ich bereit, das Opfer zu bringen.“<br />

Ohne die Antwort abzuwarten, schnitt sie sich die Augen aus dem<br />

Kopf und hackte sich die Arme ab. Sie übergab alles dem Diener<br />

und beauftragte ihn, ihren Vater zu ermahnen. Als der Bote dem<br />

Mönch Augen und Arme übergab, braute dieser eine Medizin<br />

daraus, die den König auf der Stelle heilte. Er entlohnte den Mönch<br />

königlich, doch dieser sagte: „Warum bedankst du dich nicht bei<br />

dem Bodhisattva, der dir Augen und Arme gegeben hat?“ Dann<br />

war er verschwunden. <strong>Der</strong> König rief seinen Kutscher und befahl<br />

ihm, ihn zusammen mit seiner Frau und den beiden Töchtern zum<br />

Duftenden Berg zu fahren, damit er sich bedanken könne.<br />

Als sie dort eintrafen, erkannte die Königin sofort ihre Tochter<br />

Miao Shan. Sie fielen sich weinend in die Arme, und während<br />

Verwirrung und Schuldgefühle den König plagten, erfüllte sich der<br />

Raum mit verheissungsvollen Klängen. Bunte Wolken zogen auf,<br />

dieselben, die bei der Geburt Miao Shans ihren Körper verhüllt<br />

hatten. Wieder regnete es Blumen vom Himmel, und während<br />

die Menschen herbeieilten, leitete sich die heilige Manifestation<br />

ein. Ein Bodhisattva mit tausend Armen und Augen schwebte<br />

in den Himmel. Tausende waren gekommen, um das Wunder<br />

zu bezeugen. Schliesslich nahm Miao Shan wieder ihre irdische<br />

Gestalt an und verschwand mit grosser Erhabenheit.<br />

Auf die Frage, ob ein Bodhisattva jederzeit die Form eines<br />

Sterblichen annehmen könne, antwortete der Engel: „Ja, von allen<br />

Orten innerhalb Chinas ist der Duftende Berg der erhabenste.<br />

Auf diesem Berg ereignen sich bis heute die größten Wunder.<br />

Er liegt zweihundert Meilen südlich vom Berg Sung. Er ist identisch<br />

mit dem heutigen Ju-Chou.“<br />

Nach Jahren, als der König von den Wundern erfuhr, die sie<br />

wirkte, entwickelte er grossen Hass gegen seine jüngste Tochter,<br />

die inzwischen mehr bewundert wurde als er selbst. Er wollte<br />

dem Spuk ein Ende bereiten und sandte Soldaten zum Kloster<br />

mit dem Auftrag, ihm den Kopf seiner Tochter zu bringen und<br />

alle dort lebenden Nonnen zu töten. Doch als die Soldaten sich<br />

ihrem Ziel näherten, kam so dichter Nebel auf, dass sie es aus den<br />

Augen verloren. Als es tags darauf wieder aufklarte, war Miao Shan<br />

verschwunden. Sie war von einem Geist gerettet worden, der sie<br />

auf einem entfernten Felsen abgesetzt hatte. Doch auf diesem<br />

Felsen konnte sie nicht bleiben, so karg und lebensfeindlich war<br />

die Umgebung. Nachdem sie an zwei weitere Orte mit ähnlichen<br />

Bedingungen gelangt war, fand sie schliesslich ihr Ziel: den<br />

86 A 4 Magazin für Aussereuropäische Kunst und Kultur


Bruno Gironcoli inmitten seiner „Kinder“<br />

im ehemaligen Bildhaueratelier der Stadt Wien<br />

© Foto Gerhard Merzeder, 1997<br />

Bruno Gironcoli<br />

<strong>Der</strong> Bildhauer und Sammler ist am 19. Februar 2010 nach langer,<br />

schwerer Krankheit 73-jährig in Wien gestorben.<br />

Er zählte zu den bedeutendsten österreichischen Künstlern<br />

der Nachkriegszeit. Geboren in Villach, absolvierte er eine<br />

Goldschmiedlehre in Innsbruck, um anschliessend Bildhauerei<br />

an der Hochschule für angewandte Kunst in Wien zu studieren.<br />

Während eines Studienaufenthaltes in Paris begegnete er Alberto<br />

Giacometti, dessen Werke ihn beeinflussten. Monsignore Maurer,<br />

der damalige Leiter der „Galerie nächst St. Stephan“, zeigte 1968<br />

erstmals Arbeiten Gironcolis. In dieser Zeit arbeitete er mit Holz,<br />

Nylon, Eisen, Aluminium, Glas und Pech. Neun Jahre später wurde<br />

er als Leiter der Bildhauerschule an die Akademie der bildenden<br />

Künste berufen, wo er als Nachfolger Fritz Wotrubas bis 2004 tätig<br />

war. 1993 erhielt er den österreichischen Staatspreis und war im<br />

selben Jahr der offizielle Vertreter Österreichs bei der Biennale in<br />

Venedig. Im Jahre 2004 wurde im Park von Schloss Herberstein ein<br />

Gironcoli-Museum eröffnet, in dem die bislang umfangreichste<br />

Schau seiner Arbeiten zu sehen ist.<br />

Bruno Gironcoli war ein begeisterter Sammler afrikanischer und<br />

asiatischer Kunst. Sein Zugang zu fremden Kulturen war aber<br />

nicht unumstritten. Er erwarb ethnografische Objekte aus rein<br />

subjektiver Sicht und „verbesserte“ manche von ihnen durch<br />

Übermalungen oder durch Amputationen. Er bemächtigte sich<br />

der ethnografischen Kunst mit dem Argument: „Ich habe es<br />

gekauft, ich kann damit machen, was ich will.“ Glücklicherweise<br />

entstammten die von ihm „verbesserten“ Objekte nicht<br />

den wertvollsten Kategorien, sodass es durchaus auch<br />

Wertsteigerungen durch die Überarbeitungen gegeben hat.<br />

Vittorino Meneghelli<br />

© Foto Totem Gallery<br />

Vittorino Meneghelli<br />

Ein grosser Sammler und Kulturvermittler ist am 8. Februar 2010<br />

von uns gegangen. Zu den schillerndsten Persönlichkeiten unter<br />

den Sammlern afrikanischer Kunst gehörte der im 94. Lebensjahr<br />

verstorbene Industrielle und Künstler Vittorino Meneghelli.<br />

Seine Kindheit und Jugend verbrachte er in Mirano, einer kleinen<br />

Ortschaft nahe Venedig. Bereits damals zeichnete sich sein<br />

Lebensweg ab. Er fühlte sich der Kunst verpflichtet und war am<br />

Aufbau der Künstlergruppe Il Fronte Nuovo delle Arti wesentlich<br />

beteiligt. Durch seine Künstlerfreunde, besonders aber durch<br />

Alberto Viani, erlangte er Zugang zur afrikanischen Ritualkunst.<br />

Diese Faszination begleitete ihn ein Leben lang und mündete in<br />

der Meneghelli Collection, die er in Johannesburg etablierte. Als<br />

Industrieller lebte er von 1945 bis zu seinem Tod in Südafrika<br />

und arbeitete dort am Aufbau der grössten ethnografischen<br />

Sammlung des Landes. Ihm ist es zu verdanken, dass es zu<br />

einer Rückbesinnung und zu einer neuen Wertschätzung der<br />

afrikanischen Kunst innerhalb der Ursprungsländer gekommen ist.<br />

Seine Sammlung war nach persönlichen Kriterien aufgebaut, sie<br />

folgte nicht dem weltweiten Trend, nur auserlesene Objekte zu<br />

zeigen. <strong>Der</strong> Sammler Meneghelli war besonders von der Vielfalt<br />

und vom Reichtum der afrikanischen Kunst begeistert. Diesen<br />

wollte er den Menschen erschliessen und zugänglich machen.<br />

Tausende haben dieses Angebot angenommen.<br />

88 A 4 Magazin für Aussereuropäische Kunst und Kultur


in memoriam<br />

Ernst Beyeler mit seiner yu'pik-Maske<br />

der Kuskokwim, Alaska, um 1900<br />

Fondation Beyeler, Riehen/Basel<br />

© Foto Jürg Ramseier, 2000<br />

Ernst Beyeler<br />

<strong>Der</strong> Galerist und Sammler Ernst Beyeler ist 89-jährig gestorben.<br />

Bereits zu Lebzeiten war er eine Legende, ein Ausnahme-<br />

Schweizer, dessen Werk als einzigartig gelten darf. Seine Laufbahn<br />

begann in den 1940er-Jahren, in denen er Ökonomie und<br />

Kunstgeschichte studierte. <strong>Der</strong> damals knapp Zwanzigjährige<br />

arbeitete neben dem Studium in einem Basler Antiquariat, das<br />

er 1945 übernahm. Von da an widmete er sich dem Kunsthandel<br />

und verzeichnete zwischen 1959 und 1965 seinen ersten grossen<br />

Erfolg durch den Ankauf der Sammlung Thompson in Pittsburgh<br />

(USA). Aus dieser umfangreichen Kollektion gingen zahlreiche<br />

Werke von Cézanne, Monet, Picasso, Matisse, Léger, Mondrian,<br />

Braque und Klee an verschiedene Museen. Unter anderem kehrten<br />

80 Werke Giacomettis durch seine Initiative in die Schweiz zurück.<br />

Mit seiner Frau war er 1971 auch Mitbegründer und bis 1992<br />

Mitorganisator der weltweit führenden Kunstmesse Art Basel.<br />

Neben seiner erfolgreichen Tätigkeit als Kunsthändler erlangte<br />

auch seine private Sammlung internationales Renommee. Zu den<br />

Werken der Klassischen Moderne gesellten sich ethnografische<br />

Objekte aus Afrika und Ozeanien. Im Jahre 1997 eröffnete er das<br />

Beyeler-Museum in Riehen bei Basel, das wegen des enormen<br />

Publikumsinteresses schon 1999 durch einen Erweiterungsbau<br />

ergänzt werden musste. Die grossen Sonderausstellungen ziehen<br />

bis heute Scharen von Besuchern und Besucherinnen an. So durfte<br />

sich die Fondation Beyeler im Jahre 2008 über 300 000 Besucher<br />

freuen. Mit dieser Akzeptanz hat sich das Museum an die Spitze<br />

der Schweizer Ausstellungsbetriebe gereiht.<br />

Wenn private Initiativen zu Institutionen werden, verblassen oft<br />

die Namen derer, die sie ermöglicht haben. Ernst Beyeler und seine<br />

Frau Hildy werden im Gedächtnis jener bleiben, denen sie ihr Werk<br />

gewidmet haben: einer Öffentlichkeit, die die Dimension und<br />

Qualität dieses Erbes zu würdigen weiss.<br />

Magazin für Aussereuropäische Kunst und Kultur A 4 89


ücher<br />

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© 5 Continents Editions<br />

© Éditions Flammarion<br />

© 5 Continents Editions<br />

© Éditions Somogy<br />

STATUAIRE BABEMBÉ/<br />

BABEMBE SCULPTURE<br />

Autoren: Raoul Lehuard und<br />

Alain Lecomte<br />

Anhand sorgfältig ausgewählter<br />

Werke aus Museen und<br />

Privatsammlungen stellen Raoul<br />

Lehuard und Alain Lecomte die<br />

Schnitzkunst der Babembe und ihrer<br />

nächsten Nachbarn – Babwende,<br />

Bateke, Badondo-Kamba und<br />

Minkenge – vor. Charakteristische<br />

Objekte im Kunstschaffen dieser<br />

im südwestlichen Zentralafrika<br />

ansässigen Ethnien sind geschnitzte<br />

Statuetten, deren Grösse in der<br />

Regel nur zwischen etwa zehn und<br />

zwanzig Zentimetern erreicht. Die<br />

kleinen Plastiken sind besonders<br />

detailreich gestaltet; die auffälligen<br />

Augen bestehen zum Beispiel<br />

aus Einlegearbeiten aus Elfenbein<br />

oder Keramik, werden aber auch<br />

mithilfe von Knochenstückchen<br />

und Perlen betont. Grosse Sorgfalt<br />

wurde auch auf die komplexen<br />

Muster am Bauch verwandt, die<br />

Skarifizierungsnarben darstellen.<br />

Ein weiteres typisches Merkmal<br />

sind die überdimensionierten Füsse<br />

der zugleich kraftvoll und zierlich<br />

wirkenden Figuren. Die äusserst<br />

ästhetischen Statuetten wurden<br />

vorwiegend im religiösen und<br />

medizinischen Kontext verwendet.<br />

210 Seiten mit 130 Fotos<br />

Gebunden mit Schutzumschlag<br />

5 Continents Editions<br />

ISBN 978-88-7439-544-6<br />

€ 60,–<br />

Zweisprachige Ausgabe Französisch/<br />

Englisch ab Mai 2010<br />

www.fivecontinentseditions.com<br />

MUSEE DU QUAI BRANLY<br />

LA COLLECTION<br />

Herausgeber: Yves Le Fur<br />

Mit Texten von 150 international<br />

bekannten Experten<br />

Das vor wenigen Jahren in Paris eröffnete<br />

Musée du quai Branly besitzt<br />

weltweit eine der schönsten und grössten<br />

Sammlungen aussereuropäischer<br />

Kunst. Mit dem Ende 2009 publizierten<br />

Buch „Musée du quai Branly:<br />

La Collection“ führt der Kurator des<br />

Museums, Yves Le Fur, Experten und<br />

interessierte Laien auf eine kunst- und<br />

kulturhistorische Entdeckungsreise.<br />

„La Collection“, gleichzeitig auf Englisch<br />

unter dem Titel „The Collection“<br />

erschienen, ist ein beeindruckender<br />

Bildband auf hohem wissenschaftlichen<br />

Niveau. In sechs Teilbände<br />

gegliedert, behandelt er die Kunst<br />

Afrikas, Asiens, Ozeaniens, Süd- und<br />

Nordamerikas und basiert zudem auf<br />

den fotografischen und historischen<br />

Abteilungen des Museums. In den<br />

geografisch definierten Sektionen<br />

des Buchs sind jeweils vierzig der bedeutendsten<br />

Werke aus der riesigen<br />

Sammlung des Museums abgebildet.<br />

Essays von verschiedenen Autoren<br />

erläutern deren künstlerische und<br />

kunsthistorische Bedeutung sowie<br />

den kulturellen Kontext der einzelnen<br />

Objekte. Ausgezeichnet mit dem Prix<br />

du Livre d’Art Tribal 2009.<br />

480 Seiten mit 250 Farbabbildungen<br />

Gebunden mit Schutzumschlag<br />

Grösse: 24,8 x 30,7 x 4,3 cm<br />

Skira-Flammarion<br />

ISBN 978-2-081208-76-6<br />

€ 55,–<br />

www.editionsflammarion.com<br />

CHINESE TRADE CERAMICS FOR<br />

SOUTHEAST ASIA FROM THE<br />

I TO XVII CENTURY<br />

Collection of Ambassador and<br />

Mrs. Charles Müller<br />

Autorin: Monique Crick<br />

<strong>Der</strong> umfassende Bildband präsentiert<br />

die (Handels-)Geschichte und<br />

die künstlerische Entwicklung der<br />

chinesischen Exportkeramiken<br />

anhand der herausragenden Objekte<br />

der Sammlung Müller in der Genfer<br />

Fondation Baur. Dank ihrer Schönheit,<br />

feinen Farbgebung und ihrer exquisiten<br />

Formen werden chinesische<br />

Exportkeramiken seit Generationen<br />

von Kunstliebhabern, Sammlern und<br />

Wissenschaftlern als Kunstwerke<br />

bewundert. Von der Swatow-Ware<br />

bis zum jadegrünen Seladon der<br />

Song- und Yuan-Zeit (11. bis 14.Jh.)<br />

und zum berühmten blau-weissen<br />

Porzellan der Ming-Dynastie (14. bis<br />

17. Jh.) präsentiert Monique Crick,<br />

Direktorin der Fondation Baur und<br />

international renommierte Expertin<br />

für chinesisches Porzellan, in diesem<br />

aussergewöhnlichen Buch eine breite<br />

Palette von Objekten, die in Chinas<br />

Werkstätten ausschliesslich für die<br />

Ausfuhr zu den Märkten in Südostasien<br />

produziert und gestaltet wurden.<br />

Sehr häufig sind dies Gegenstände<br />

des täglichen Gebrauchs, etwa Teller,<br />

Tassen und Teekannen. Die Kunstwerke<br />

aus über 15 Jahrhunderten<br />

sind hervorragend fotografiert und<br />

detailliert beschrieben.<br />

416 Seiten mit 350 Farbabbildungen<br />

Gebunden mit Schutzumschlag<br />

5 Continents Editions in Zusammenarbeit<br />

mit der Fondation Baur, Genf<br />

ISBN 978-88-7439-463-0<br />

£ 85,–/€ 84,–<br />

ab Mai 2010<br />

www.fivecontinentseditions.com<br />

TEOTIHUACAN.<br />

GEHEIMNISVOLLE<br />

PYRAMIDENSTADT<br />

Herausgeber: Musée du quai<br />

Branly und Felipe Solís<br />

Katalog zu den Ausstellungen in<br />

Paris, Zürich und Berlin 2009/10<br />

Teotihuacan war eine kosmopolitische<br />

Metropole, die den gesamten<br />

mesoamerikanischen Raum politisch<br />

dominierte und kulturell prägte.<br />

Teotihuacans Blütezeit währte über<br />

500 Jahre, bis im 7. Jh. u. Z. eine<br />

verheerende Brandkatastrophe seinen<br />

Niedergang einleitete. Die riesige<br />

Stadt war schachbrettartig angelegt,<br />

eine breite Prozessionsstrasse bildete<br />

ihre Hauptachse. Diese verband<br />

die beiden gewaltigsten Bauwerke<br />

Mesoamerikas: die Pyramide<br />

der Sonne und die Pyramide des<br />

Mondes. <strong>Der</strong> reich bebilderte<br />

Ausstellungskatalog präsentiert<br />

rund 450 Objekte, hauptsächlich<br />

aus mexikanischen Museen. Er<br />

ermöglicht zudem einen ersten Blick<br />

auf kürzlich gemachte spektakuläre<br />

Funde, darunter die prachtvollen<br />

Beigaben aus den Gräbern in der<br />

Mondpyramide. Zu bewundern<br />

sind unter anderem Skulpturen,<br />

Masken. Weihrauchgefässe sowie<br />

Wandgemälde, die Götter und Rituale<br />

zeigen.<br />

384 Seiten mit 350 Farbabbildungen<br />

Gebunden mit Schutzumschlag<br />

Grösse: 24,5 x 29,5 cm<br />

Éditions Somogy<br />

ISBN 978-2-7572-0296-8<br />

sfr 68,–/€ 55,–<br />

Deutsche Ausgabe<br />

www.somogy.net<br />

90 A 4 Magazin für Aussereuropäische Kunst und Kultur


Magazin für Aussereuropäische Kunst und Kultur A 4 91


agenda österreich<br />

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© Pressebilder des jeweiligen Veranstalters<br />

leoben<br />

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schwaz<br />

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wien<br />

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Kunsthalle Leoben<br />

Kirchgasse 6<br />

A-8700 Leoben<br />

T: +43 (0)3842 4062-408<br />

F: +43 (0)3842 4042-410<br />

kunsthalle@leoben.at<br />

www.leoben.at<br />

Dienstag bis Sonntag 9–18 Uhr<br />

Eintritt: Erwachsene e 9,–/<br />

Kinder, Jugendliche e 4,50<br />

ALEXANDER DER GROSSE<br />

bis 1. November 2010<br />

Ein junger makedonischer König<br />

erobert um 300 v. u. Z. in nur 12<br />

Jahren ein gigantisches Reich, das<br />

sich bis nach Indien erstreckt. Ein genialer<br />

Feldherr und global denkender<br />

Regent, ein brutaler Eroberer und<br />

gelehrter Philosoph, von niemand<br />

Geringerem als von Aristoteles<br />

unterrichtet, dem das Unglaubliche<br />

gelingt – das grösste Reich in der<br />

Geschichte der Alten Welt wird ein<br />

einziges hellenistisches Imperium.<br />

Das antike Erbe dieses faszinierenden<br />

Herrschers präsentiert 2010 die<br />

Kunsthalle Leoben anhand hochkarätiger<br />

Exponate aus allen Teilen dieses<br />

ersten Weltreiches.<br />

Haus der Völker<br />

Museum für Kunst und<br />

Ethnographie<br />

St. Martin 16<br />

A-6130 Schwaz<br />

T: +43 (0)5242 66090<br />

F: +43 (0)5242 66091<br />

info@hausdervoelker.com<br />

www.hdv-online.eu<br />

geöffnet täglich (365 Tage im Jahr)<br />

10–18 Uhr<br />

Eintritt: e 6,–/ermässigt e 4,–<br />

Das Erbe Chinas<br />

bis 16. Mai 2010<br />

Die Ausstellung „Das Erbe Chinas“<br />

im Haus der Völker hat es sich zur<br />

Aufgabe gemacht, ein Bild einer<br />

chinesischen Kultur zu zeichnen,<br />

das weitab der bekannten Sujets<br />

Schätze aus Tempeln und Kultstätten<br />

zeigt, deren Holzskulpturen<br />

einen Zeitraum von tausend Jahren<br />

umspannen und deren Steinobjekte<br />

von der Gandhara-Zeit bis in die<br />

Ming-Periode reichen.<br />

Westafrikanische<br />

Textilien<br />

23. Mai–12. September 2010<br />

wattens<br />

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Swarovski Kristallwelten<br />

A-6112 Wattens<br />

T: +43 (0)5224 51080<br />

www.kristallwelten.com<br />

Musik im Riesen<br />

5.–9. Mai 2010<br />

Museum für Völkerkunde<br />

Heldenplatz<br />

A-1010 Wien<br />

T: +43 (0)1 52524-0<br />

F: +43 (0)1 52524-5199<br />

info@ethno-museum.ac.at<br />

www.ethno-museum.ac.at<br />

Mi–Mo 10–18 Uhr<br />

Das Museum für Völkerkunde ist von<br />

30. März bis 10. Mai 2010 aufgrund<br />

von Abbau- und Aufbauarbeiten für<br />

die grossen Sonderausstellungen<br />

geschlossen.<br />

James Cook und die<br />

Entdeckung der Südsee<br />

12. Mai–13. September 2010<br />

<strong>Der</strong> britische Seefahrer und Entdecker<br />

James Cook (1728–1779) wurde<br />

durch drei Expeditionsreisen in die<br />

damals noch unbekannten Weiten<br />

des Pazifischen Ozeans berühmt. Ihm<br />

gelang es erstmalig, Neuseeland,<br />

Australien und die Inselwelt der Südsee<br />

zu kartografieren. Damit vervollständigte<br />

er unser neuzeitliches Bild<br />

von der Erde und widerlegte die Vorstellung<br />

von einem mythischen Südkontinent.<br />

Die Ausstellung erzählt<br />

mit rund 500 Exponaten von den<br />

Reisen des James Cook und seines internationalen<br />

Wissenschaftlerteams,<br />

das im Zeitalter der europäischen<br />

Aufklärung in einer Vielzahl von Disziplinen<br />

neue Erkenntnisse beitragen<br />

konnte: in Navigation, Astronomie,<br />

Naturgeschichte, Philosophie<br />

und Kunst. Darüber hinaus haben<br />

diese Reisen die Begründung einer<br />

neuen Wissenschaft ermöglicht, der<br />

Ethnologie. Zum ersten Mal werden<br />

in Bonn die von den Cook-Reisen<br />

mitgebrachten ethnografischen und<br />

naturhistorischen Objekte aus den<br />

verschiedensten pazifischen<br />

Kulturen wieder zusammengeführt,<br />

nachdem sie bereits Ende des 18.<br />

Jahrhunderts in frühe völker- und<br />

naturkundliche Sammlungen in ganz<br />

Europa verstreut worden waren.<br />

Viele der kostbaren Federornamente,<br />

Holzskulpturen und anderen ozeanischen<br />

Artefakte sind kunsthistorisch<br />

von unschätzbarem Wert, da<br />

Vergleichbares heute in der Südsee<br />

nicht mehr zu finden ist. Neben den<br />

ethnografischen Ausstellungsstücken<br />

werden prachtvolle Gemälde und<br />

Zeichnungen der mitreisenden Maler<br />

präsentiert, die den euphorischen<br />

und wissbegierigen Blick der Entdecker<br />

auf die exotischen Szenerien der<br />

Südsee eingefangen haben. Auch die<br />

gezeigten Schiffsmodelle, originalen<br />

Seekarten und Navigationsinstrumente<br />

machen die Cook-Reisen auf<br />

faszinierende Weise wieder lebendig.<br />

Eine Ausstellung der Kunst- und Ausstellungshalle<br />

der Bundesrepublik<br />

Deutschland, Bonn, in Kooperation<br />

mit dem Institut für Ethnologie der<br />

Universität Göttingen, dem Kunsthistorischen<br />

Museum – Museum für<br />

Völkerkunde, Wien, und dem Historischen<br />

Museum Bern (7. Oktober<br />

2010 bis 13. Februar 2011).<br />

92 A 4 Magazin für Aussereuropäische Kunst und Kultur


Magazin<br />

für Aussereuropäische<br />

Kunst und Kultur<br />

Afrika<br />

Australien<br />

Asien<br />

Amerikas<br />

Limited Edition<br />

Exklusiver Schuber mit den ersten<br />

10 Ausgaben des A 4 -Magazins<br />

Exclusive case incl. the first 10 issues<br />

of the A 4 magazine<br />

Jubiläumspreis<br />

Special offer<br />

v 99,-<br />

zzgl. Versandkosten, so lange der Vorrat reicht<br />

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Bestellung/Order:<br />

A4@hausdervoelker.com<br />

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( A L L E Ö 1 C L U B - V O R T E I L E F I N D E N S I E I N O E 1 . O R F . A T . )<br />

Ö 1 G E H Ö R T G E H Ö R T . Ö 1 C L U B G E H Ö R T Z U M G U T E N T O N .


agenda schweiz<br />

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© Pressebilder des jeweiligen Veranstalters<br />

basel<br />

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burgdorf<br />

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Museum der Kulturen Basel<br />

Augustinergasse 2<br />

CH-4051 Basel<br />

T: +41 (0)61 2665600<br />

F: +41 (0)61 2665605<br />

info@mkb.ch<br />

www.mkb.ch<br />

Di–So 10–17 Uhr<br />

Eintritt: sfr 7,–/ermässigt sfr 5,–<br />

Das Ausstellungsprogramm beschränkt<br />

sich wegen Renovierung<br />

bis 2010 auf die Sonderausstellung.<br />

raffiniert und schön –<br />

Textilien aus Westafrika<br />

bis 16. Mai 2010<br />

Das Museum der Kulturen besitzt<br />

eine bedeutende Sammlung<br />

westafrikanischer Textilien, die<br />

Mitte der 1970er-Jahre systematisch<br />

angelegt und dokumentiert worden<br />

ist. Auf einer vom Schweizerischen<br />

Nationalfonds finanzierten Reise<br />

von Lagos nach Dakar trugen Dr.<br />

Renée Boser-Sarivaxévanis, damals<br />

Konservatorin der Afrika-Abteilung,<br />

und der heutige Afrika-Kurator Bernhard<br />

Gardi während 16 Monaten<br />

diese Kollektion zusammen. Jetzt,<br />

eine Generation später und auf<br />

das 50. Unabhängigkeitsjahr vieler<br />

afrikanischer Staaten hin, präsentiert<br />

das Museum der Kulturen erneut die<br />

Schönheit der mittlerweile selten<br />

gewordenen klassischen Textilkunst<br />

Westafrikas.<br />

Museum für Völkerkunde Burgdorf<br />

Im Schloss<br />

Postfach 67<br />

CH-3402 Burgdorf<br />

T: +41 (0)34 4230214<br />

F: +41 (0)34 4230448<br />

mfv@schloss-burgdorf.ch<br />

www.kulturschloss.ch<br />

April–Oktober: Mo–Sa 14–17 Uhr;<br />

So 11–17 Uhr<br />

November–März: So 11–17 Uhr<br />

Eintritt:<br />

sfr 5,–/Kinder ab 6 Jahre sfr 2,–<br />

An den Ufern des<br />

Amazonas<br />

Eine Reise zu den indianischen<br />

Kulturen Südamerikas<br />

bis Ende 2010<br />

Das Museum für Völkerkunde<br />

Burgdorf beherbergt in seinen<br />

Beständen hochkarätige Objekte aus<br />

Peru, Brasilien und Kolumbien, die<br />

eine Zeitspanne von den altamerikanischen<br />

Kulturen bis zum heutigen<br />

Alltag der indianischen Bevölkerung<br />

umfassen. Die Mehrzahl dieser<br />

Stücke war bisher im Depot aufbewahrt<br />

und wird nun erstmals<br />

öffentlich gezeigt.<br />

Die Ausstellung nimmt Sie auf eine<br />

Reise mit, die von den Küstenwüsten<br />

Perus in die Regenwälder Amazoniens<br />

führt. Die ausgewählten Objektgruppen<br />

geben einen Einblick in die<br />

Alltags- und Vorstellungswelten der<br />

dort lebenden indigenen Völker. So<br />

erfahren Sie am Beispiel einer Hockermumie,<br />

wie im vorkolumbischen<br />

Peru die Toten bestattet wurden, und<br />

entdecken, was ein Forscher in den<br />

1940er-Jahren von seiner abenteuerlichen<br />

Amazonas-Expedition zu<br />

einem entlegenen Indianerstamm<br />

zurückgebracht hat. Einen weiteren<br />

Schwerpunkt bilden die Keramiken<br />

und Textilien der Shipibo-Conibo-<br />

Indianer, die zu den bekanntesten in<br />

Südamerika zählen. Die dekorativen<br />

Muster erzählen von den Visionen<br />

der Schamanen und der unsichtbaren<br />

Welt der Geister.<br />

Die Welt zu Gast in<br />

Burgdorf<br />

bis 9. Mai 2010<br />

Die Ausstellung zeigt, wie das Städtchen<br />

an der Emme 1909 zu seinem<br />

Völkerkundemuseum gekommen ist,<br />

und stellt die wichtigsten Persönlichkeiten<br />

vor, die den Werdegang des<br />

Museums geprägt haben.<br />

Zauber der Sahara<br />

ab 29. Mai 2010<br />

In der kleinen Galerie präsentiert die<br />

Ausstellung Bilder renommierter<br />

Fotografen und Objekte aus den<br />

Kulturen Nordafrikas.<br />

Helvetisches Goldmuseum Burgdorf<br />

Eymatt 19<br />

CH-3400 Burgdorf<br />

T: +41 (0)34 4230214<br />

www.schloss-burgdorf.ch<br />

goldmuseum@schloss-burgdorf.ch<br />

Eintritt:<br />

sfr 5,–/Kinder ab 6 Jahre sfr 2,–<br />

Gold in der Kunst<br />

Westafrikas<br />

bis 16. Mai 2010<br />

Gold inspirierte die Menschen seit<br />

jeher zu künstlerischem Schaffen. Sie<br />

gestalteten Werke, die Jahrhunderte<br />

überdauerten und heute wie<br />

damals die „Seele des Goldes“ zum<br />

Schimmern bringen. Dazu gehören<br />

auch die aus Gold gegossenen oder<br />

die goldplattierten Objekte der Akan<br />

in Ghana und der Elfenbeinküste.<br />

Leider liessen Portugiesen, Briten,<br />

Franzosen und Niederländer an der<br />

„Goldküste“ Westafrikas alles, was<br />

sie nach der Eroberung verächtlich<br />

„Fetischgold“ nannten, in den<br />

Schmelztiegel wandern, um das Gold<br />

als Rohmaterial handeln zu können.<br />

Trotzdem kann in der Ausstellung<br />

ein Teil der künstlerischen Tradition<br />

der Akan und Ashanti gezeigt<br />

werden. Besonders berühmt sind<br />

die im Wachsausschmelzverfahren<br />

hergestellten Schmuckscheiben und<br />

Anhänger aus Gold. Von einer Generation<br />

auf die nächste vererbt, macht<br />

der prächtige Goldschmuck den hohen<br />

Rang und den Wohlstand seines<br />

Besitzers sichtbar. Dazu kommen mit<br />

Goldfolie überzogene Sprecherstäbe,<br />

Fliegenwedel oder Prunkschwerter,<br />

Insignien hoher Würdenträger.<br />

94 A 4 Magazin für Aussereuropäische Kunst und Kultur


Genf<br />

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Barbier-Mueller Museum Genf<br />

Rue Jean-Calvin, 10<br />

CH-1204 Genf<br />

T: +44 (0)22 3120270<br />

F: +44 (0)22 3120190<br />

musee@barbier-mueller.ch<br />

www.barbier-mueller.ch<br />

geöffnet täglich (365 Tage im Jahr)<br />

11–17 Uhr<br />

Bijoux de l’Homme, Bijoux<br />

de la Terre<br />

Collections Jean Paul & Alexis<br />

Barbier-Mueller<br />

bis 15. Mai 2010<br />

Die Schmuck-Kollektion ist ein<br />

wichtiger Teil des Barbier-Müller<br />

Museums. Das Musée des Arts<br />

Décoratifs in Paris präsentierte<br />

1994 eine Auswahl von rund 500<br />

Schmuckstücken der Sammlung an<br />

prominenter Stelle im Hauptsaal<br />

des Museums. Die Ausstellung mit<br />

dem Titel „Parure“ war in Paris ein<br />

grosser Erfolg und eine Offenbarung<br />

für die Öffentlichkeit. Auch wenn<br />

durch zahlreiche Neuerwerbungen<br />

die Sammlung erweitert wurde, und<br />

trotz anhaltender Nachfrage wurde<br />

die Schmuck-Kollektion seither<br />

nicht mehr gezeigt. Alexis, Enkel der<br />

Museumsgründer Jean Paul und Monique<br />

Barbier-Mueller, zeigte schon<br />

in sehr frühem Alter ein starkes<br />

Interesse an Mineralien. Fasziniert<br />

von der Fremdheit einzelner Stücke<br />

und ihren prächtigen Farben, besitzt<br />

er jetzt eine Sammlung von „Juwelen<br />

der Erde“, die Schönheit und Seltenheit<br />

verbinden.<br />

Mit dieser Ausstellung werden diese<br />

Mineralien erstmals im Museum<br />

präsentiert und den ethnischen, aus<br />

Rohmaterialien, Muscheln und Halbedelsteinen<br />

gefertigten Schmuckstücken<br />

der Barbier-Mueller -<br />

Sammlung gegenübergestellt.<br />

Das Herz der ausgewählten Exponate<br />

sind Miniatur-Skulpturen, wie etwa<br />

die kleinen Bronze-Figuren, die<br />

von den afrikanischen Völkern als<br />

Anhänger getragen werden. Diese<br />

Schmuckstücke erzählen uns ihre<br />

Geschichte und sind ein integraler<br />

Bestandteil der Kultur und der<br />

Denkweise der Menschen, die sie<br />

geschaffen haben.<br />

Bei der Auswahl der Exponate aus<br />

der Sammlung Alexis Barbier-Mueller<br />

wurde das Hauptaugenmerk nicht<br />

auf die Rarität der Stücke gelegt,<br />

sondern darauf, dass sie besonders<br />

spektakulär sind. Interessant ist auch,<br />

dass sowohl die Ausstellung als auch<br />

der exquisite Ausstellungskatalog<br />

eine grosse Anzahl von Exponaten<br />

aus dem Besitz von Josef Mueller,<br />

Gründer der Familiensammlung im<br />

Jahr 1907, mit Stücken vereint, die<br />

von einem Vertreter der vierten<br />

Generation – also 100 Jahre später –<br />

gesammelt wurden.<br />

Im Anschluss an Genf wird die Ausstellung<br />

im Museu Barbier-Mueller<br />

d’Art Precolombí in Barcelona und im<br />

Gold of Africa Barbier-Mueller Museum<br />

in Cape Town bis 2011 gezeigt.<br />

Musée d’Ethnographie de Genf<br />

MEG | Carl-Vogt<br />

Boulevard Carl-Vogt 65<br />

CH-1205 Genf<br />

T: +41 (0)22 4184550<br />

F: +41 (0)22 4184551<br />

musee.ethno@ville-ge.ch<br />

www.ville-ge.ch/eth<br />

Di–So 10–17 Uhr<br />

Eintritt: sfr 5,–/ermässigt sfr 3,–<br />

Le regard de Kannon<br />

bis 20. Juni 2010<br />

Als Verkörperung des allumfassenden<br />

Mitgefühls ist Kannon die beliebteste<br />

Gottheit im buddhistischen<br />

Pantheon. Er wird in allen Ländern<br />

des Fernen Ostens verehrt: von<br />

Tibet bis nach Japan, in China, Korea,<br />

Vietnam, der Mongolei und sogar in<br />

Indonesien. Dies erklärt die vielen<br />

Namen in den verschiedenen asiatischen<br />

Sprachen, wie Avalokiteshvara,<br />

Guanyin, Chenrezig, Quan Am ... Sein<br />

Name war sogar direkte Inspiration<br />

für ein weltweit bekanntes Kamera-<br />

Unternehmen.<br />

Auch heute noch wird Kannon<br />

angerufen, und es werden zu seinen<br />

Ehren Wallfahrten unternommen,<br />

um seinen Schutz in schwierigen<br />

Phasen des Lebens und seine Begleitung<br />

in der Stunde des Todes zu<br />

erbitten. Kannon ist in der Lage, sich<br />

auf verschiedenste Weise in unserer<br />

Welt zu manifestieren. Daher ist<br />

er Gegenstand einer besonders<br />

reichen rituellen und volkstümlichen<br />

Ikonografie. Seine bildlichen und<br />

skulpturalen Darstellungen erfreuen<br />

sich bei Sammlern asiatischer Kunst<br />

grosser Beliebtheit.<br />

Die Ausstellung zeigt eine Fülle an<br />

verschiedenen Erscheinungsformen<br />

des Kannon-Kultes und untersucht<br />

deren Logik und Bedeutung, um das<br />

Phänomen und die Werte besser zu<br />

verstehen, mit denen sich immerhin<br />

ein Viertel der Weltbevölkerung nach<br />

wie vor identifiziert.<br />

Beginnend mit einigen der bemerkenswertesten<br />

Exponate des MEG<br />

bietet die Ausstellung die Möglichkeit,<br />

in die spirituelle Dimension<br />

einzutauchen: Kannon als Beschützer<br />

der Lebenden und Begleiter der<br />

Sterbenden. Im weiteren Verlauf<br />

vermittelt sie dem Besucher die<br />

anspruchsvollen Grundsätze<br />

der buddhistischen Ikonografie,<br />

insbesondere durch die Sammlung<br />

von religiösen Bildern aus Japan des<br />

berühmten Anthropologen André<br />

Leroi-Gourhan. Letztendlich ist der<br />

Besucher eingeladen, den Spuren<br />

jener zu folgen, die in Scharen zu<br />

den Kannon gewidmeten Tempeln<br />

pilgern.<br />

A madagaskar<br />

Photographies de Jacques<br />

Faublée, 1938-1941<br />

30. April – 20. Juni 2010<br />

2008 erhielt das MEG 12 000 Fotografien,<br />

die zwischen 1938 und 1965<br />

vom Ethnologen Jacques Faublée<br />

aufgenommen worden sind.<br />

Die Veröffentlichung eines Teils<br />

dieser Spende lädt ein zur Reflexion<br />

über die gleichermassen historischen<br />

wie aktuellen Beziehungen zwischen<br />

Ethnografie und Fotografie und über<br />

die Art, wie unsere fotografischen<br />

Inhalte der Öffentlichkeit zugänglich<br />

gemacht werden.<br />

Präsentation des<br />

Erweiterungsbaus MEG<br />

bis 20. Juni 2010<br />

Magazin für Aussereuropäische Kunst und Kultur A 4 95


agenda schweiz<br />

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© Pressebilder des jeweiligen Veranstalters<br />

martigny<br />

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st. gallen<br />

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Musée et Chiens du Saint-Bernard<br />

Fondation Bernard et Caroline de<br />

Watteville<br />

Rue du Levant 34, CP 245<br />

CH-1920 Martigny<br />

T: +41 (0)27 7204920<br />

F: +41 (0)27 7204922<br />

info@museesaintbernard.ch<br />

www. museesaintbernard.ch<br />

geöffnet täglich 10–18 Uhr<br />

Eintritt: sfr 10,–/ermässigt sfr 6,–<br />

MASKen des HIMALAYAS<br />

bis Ende Dez. 2010<br />

Mit einer Rotation von mehr als 200<br />

Exemplaren aus bedeutenden privaten<br />

Sammlungen sowie berühmten<br />

Museen (Musée Barbier-Mueller,<br />

MEG in Genf, Museum der Kulturen<br />

in Basel) handelt es sich um die<br />

erste Ausstellung, die sich in diesem<br />

Umfang den Masken des Himalayas<br />

widmet. Die Ausstellung schliesst<br />

verschiedenste Einflüsse ein – animistisch<br />

und schamanisch, hinduistisch<br />

und buddhistisch –, gleichwohl deckt<br />

sie die ganze Himalaya-Region ab:<br />

vom Ladakh zum indischen Kashmir,<br />

von Nepal bis Bhutan und vom<br />

Arunchal Pradesh bis Tibet. Gezeigt<br />

wird ein umfangreiches Panorama an<br />

Masken aus dieser Region.<br />

Historisches und Völkerkundemuseum<br />

Museumstrasse 50<br />

CH-9000 St. Gallen<br />

T: +41 (0)71 2420643<br />

F: +41 (0)71 2420644<br />

info@hmsg.ch<br />

www.hmsg.ch<br />

Di–So 10–17 Uhr<br />

Eintritt: sfr 10,–/ermässigt sfr 4,–<br />

Indiens Tibet – Tibets Indien<br />

bis 18. April 2010<br />

<strong>Der</strong> deutsche Archäologe August<br />

Hermann Francke erkundete bereits<br />

1909 den Westhimalaya und hielt<br />

zusammen mit seinem Fotografen<br />

Babu Pindi Lal diese faszinierende<br />

Landschaft und ihre Bevölkerung in<br />

Wort und Bild fest. Dreissig Jahre<br />

später flüchtete der österreichische<br />

Bergsteiger und Forschungsreisende<br />

Heinrich Harrer durch den Westhimalaya<br />

nach Tibet. Später kehrte<br />

er als freier Mann in die Gegenden<br />

zurück.<br />

<strong>Der</strong> Frankfurter Autor und Fotograf<br />

Peter van Ham bereist seit über<br />

zwanzig Jahren auf den Spuren Franckes<br />

und Harrers die Bergwüsten von<br />

Kinnaur, Spiti, Lahaul, Rupshu, Nubra,<br />

Zanskar und Ladakh.<br />

Bequemer und sicherer durchqueren<br />

die Besucher/innen der Ausstellung<br />

von Shimla nach Ladakh auf alten<br />

Pfaden und neuen Wegen, entlang<br />

atemberaubender historischer und<br />

gegenwärtiger Fotografien, vorbei an<br />

beeindruckenden kulturellen und religiösen<br />

Zeugnissen aus über tausend<br />

Jahren, um am Ende die innere und<br />

äussere Reise im Einklang zu erleben.<br />

Verborgener Zauber<br />

Afghanistans<br />

Fotografie-Ausstellung Herbert<br />

Maeder<br />

bis 13. Juni 2010<br />

Die Berichterstattung in den Medien<br />

zeigt uns heute den afghanischen<br />

Vielvölkerstaat in Bildern, die wir<br />

schnell wieder vergessen möchten.<br />

Ganz anders die Fotografien von Herbert<br />

Maeder, die ein lebendiges und<br />

farbenfrohes Land von zauberhafter<br />

Schönheit widerspiegeln. Ursprünglich<br />

haben die imposanten Berge des<br />

Hindukusch den Appenzeller Fotojournalisten<br />

Ende der 1960er-Jahre<br />

nach Afghanistan geführt. Neben<br />

den Bergwelten hat Herbert Maeder<br />

dort vor allem Menschen gefunden –<br />

Menschen, die sein Leben wesentlich<br />

geprägt haben. Die Fotografien von<br />

geduldig arbeitenden Hazaraz, stolzen<br />

nomadisierenden Paschtunen,<br />

verwegenen Buzkaschireitern, einflussreichen<br />

Kaufleuten und modernen,<br />

emanzipierten Frauen zeigen ein<br />

Afghanistan, wie es leider nicht mehr<br />

existiert. Die Sonderausstellung ist in<br />

die überregionale Ausstellungsreihe<br />

„Berge – Menschen – Kulturräume“<br />

eingebunden, welche anlässlich des<br />

80. Geburtstags von Herbert Maeder<br />

Höhepunkte seines fotografischen<br />

Schaffens vorstellt.<br />

Vom rätselhaften<br />

Gegenstand zum<br />

Ausstellungsobjekt<br />

Sonderausstellung im Anschluss<br />

an die Afrika-Tagung<br />

28.–30. Mai 2010<br />

Die Vereinigung der Freunde Afrikanischer<br />

Kulturen veranstaltet ihre<br />

Frühlingstagung im Historischen und<br />

Völkerkundemuseum in St. Gallen.<br />

Über die Jahre haben zahlreiche<br />

Afrikana durch Schenkungen den<br />

Weg ins St. Galler Museumsmagazin<br />

gefunden. Eine wissenschaftliche<br />

Beurteilung und Einordnung der<br />

Objekte fehlt aber. An der Tagung<br />

werden rund 100 Afrikaspezialisten,<br />

Sammler und Ethnologen die<br />

unbeschriebenen Gegenstände in<br />

Workshops analysieren und bewerten.<br />

Bei Vorträgen, Podiumsdiskussionen<br />

und einem Filmabend werden<br />

aktuelle Fragen zu den afrikanischen<br />

ethnografischen Objekten erörtert.<br />

Im Anschluss an die Tagung verlegen<br />

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />

des Historischen und Völkerkundemuseums<br />

ihren Arbeitsplatz in den<br />

grossen Ausstellungssaal. Inventarisatoren,<br />

Registrare und Restauratoren<br />

bearbeiten die unzähligen unbekannten<br />

Afrika-Gegenstände aus dem<br />

Depot im Dachboden. Sie erklären<br />

dem Publikum ihre Arbeit und stellen<br />

die neu bestimmten Objekte in einer<br />

Ausstellung vor.<br />

96 A 4 Magazin für Aussereuropäische Kunst und Kultur


zürich<br />

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Mumien – Ägyptische Grabschätze<br />

aus Schweizer<br />

Sammlungen<br />

19. Juni–Oktober 2010<br />

Das Interesse für Mumien und<br />

ägyptische Grabschätze hat auch in<br />

der Schweiz eine lange Tradition.<br />

Im Zuge der auf die Entdeckung des<br />

Grabes von Tutanchamun folgenden<br />

„Ägyptomanie“ sind viele Objekte<br />

aus Ägypten in die Schweiz gelangt.<br />

Davon legen Bestände in zahlreichen<br />

Schweizer Museen und Sammlungen<br />

Zeugnis ab. Das Historische und<br />

Völkerkundemuseum hat 1957 von<br />

der Erziehungsdirektion des Kantons<br />

Glarus einen Sarkophag mitsamt<br />

Mumie erhalten. Letztere ist in den<br />

letzten Jahren gründlich untersucht,<br />

aber noch nie öffentlich ausgestellt<br />

worden. Zusammen mit zahlreichen<br />

Ägyptiaka aus der eigenen Sammlung<br />

und von weiteren Schweizer Museen<br />

steht die Sommerausstellung ganz<br />

im Zeichen der menschlichen Vergänglichkeit<br />

und des Glaubens an ein<br />

Weiterleben nach dem Tod.<br />

Nordamerika Native Museum<br />

(NONAM)<br />

Seefeldstrasse 317<br />

CH-8008 Zürich<br />

T: +41 (0)43 4992440<br />

F: +41 (0)43 4992449<br />

nonam@ssd.stzh.ch<br />

www.stadt-zuerich.ch/nonam<br />

Di–Fr 13–17 Uhr, Mi 13–20 Uhr,<br />

Sa, So sowie an eidg. Feiertagen<br />

10–17 Uhr<br />

Eintritt: sfr 8,–/ermässigt sfr 6,–/<br />

Kinder sfr 3,–/Familien sfr 20,–<br />

m∂ntu'c - Little Spirits<br />

Die Sprache der Glasperlen<br />

Sonderausstellung bis<br />

15. November 2010<br />

Sie waren mehr als nur Perlen aus<br />

Glas. Ihre Formen glichen den Beeren<br />

des Waldes, ihr Glanz hatte etwas<br />

Übernatürliches. Für die Indianer, die<br />

zum ersten Mal Glasperlen aus der<br />

Hand europäischer Pelzhändler entgegennahmen,<br />

waren sie Geschenke<br />

der Götter. Nie zuvor hatten sie<br />

Ähnliches gesehen. Sie nannten die<br />

Perlen „Augen des grossen Geistes“,<br />

„kleine Geistersamen“ oder auch<br />

„kleine Mächte“. Dass sie dem Reich<br />

der Geister entstammten, schien<br />

unbestreitbar. Glasperlen erschienen<br />

den Indianern so wertvoll, dass<br />

sogar Pferde für eine Handvoll Perlen<br />

verkauft wurden. Die verbreitete<br />

Annahme, dass die Indianer sogar<br />

Manhattan für eine Handvoll Perlen<br />

an die Holländer verkauft haben,<br />

entstammt hingegen wohl dem Reich<br />

der Legenden. Doch es gibt andere<br />

spannende Geschichten, die Sie in<br />

der neuen Ausstellung erfahren können<br />

– und es gibt viele wunderschöne<br />

Perlenarbeiten zu sehen.<br />

Museum Rietberg Zürich<br />

Gablerstrasse 15<br />

CH-8002 Zürich<br />

T: +41 (0)44 20063131<br />

museum.rietberg@zuerich.ch<br />

www.rietberg.ch<br />

Di–So 10–17 Uhr,<br />

Mi, Do 10–20 Uhr<br />

Eintritt: sfr 16,–/ermässigt sfr 12,–<br />

Mexiko: Teotihuacan<br />

Geheimnisvolle Pyramidenstadt<br />

bis 30. Mai 2010<br />

Teotihuacan war einst die grösste<br />

Stadt im präkolumbischen Amerika –<br />

eine kosmopolitische Metropole mit<br />

einzigartigen Monumentalbauten.<br />

Zwischen 100 und 650 u. Z., also<br />

bereits rund 1 000 Jahre vor den<br />

Azteken, war die Stadt eine kulturelle<br />

und wirtschaftliche Grossmacht,<br />

die den gesamten mesoamerikanischen<br />

Raum beeinflusste. Eine<br />

breite Prozessionsstrasse bildete die<br />

Hauptachse der schachbrettartig<br />

angelegten Stadt. Sie verband die<br />

beiden gewaltigsten Bauwerke Mittelamerikas:<br />

die Pyramide der Sonne<br />

und die Pyramide des Mondes. Diese<br />

wurden von zahlreichen Tempelplattformen<br />

und Palastkomplexen<br />

flankiert. Malereien mit reichhaltiger<br />

Symbolik, in kräftigen Farben auf<br />

den noch feuchten Putz aufgetragen,<br />

schmückten ihre Wände. Die Stadt<br />

war unterteilt in Wohnbereiche<br />

und Handwerksviertel, aber auch in<br />

Quartiere, in denen Menschen aus<br />

anderen Gebieten Mexikos wohnten,<br />

die viel von ihrer heimatlichen Kultur<br />

beibehalten hatten.<br />

Die Blütezeit von Teotihuacan währte<br />

über 500 Jahre, bis es im 7. Jh. zu<br />

einer verheerenden Brandkatastrophe<br />

kam, welche den Niedergang der<br />

Pyramidenstadt einleitete.<br />

Zur Zeit der Azteken, im 15. und<br />

16. Jh., lag die Stadt schon seit fast<br />

einem Jahrtausend in Trümmern.<br />

Die Azteken waren es, die diesem<br />

geheimnisvollen Ort den Namen<br />

gaben: Teotihuacan, der „Ort, an<br />

dem man zu Gott wird“. Gemäss<br />

ihrer Schöpfungsmythologie wurde<br />

hier die Welt erschaffen.<br />

Die Ausstellung präsentiert rund 450<br />

Objekte aus Mexiko: farbenprächtige<br />

Wandmalereien, kostbare Tongefässe,<br />

Steinskulpturen, aus Obsidian<br />

geschnittene Figuren und wunderbaren<br />

Schmuck. Die Schau ermöglicht<br />

zudem einen ersten Blick auf kürzlich<br />

gemachte spektakuläre Funde wie<br />

die prachtvollen Opfergaben aus der<br />

Sonnen- und Mondpyramide sowie<br />

aus dem Tempel der Gefiederten<br />

Schlange.<br />

Und dennoch: Nur ein winziger<br />

Bruchteil von Teotihuacan ist bis jetzt<br />

erforscht. Noch immer umweht ein<br />

Hauch des Rätselhaften diesen Ort.<br />

Mit dieser grandiosen Sonderausstellung<br />

feiert Mexiko im Jahr 2010 das<br />

200-Jahr-Jubiläum seiner Unabhängigkeit<br />

und das 100-Jahr-Jubiläum der<br />

mexikanischen Revolution.<br />

genuss und rausch<br />

Betel, Tabak, Wein, Hasch und<br />

Opium in der indischen Maleriei<br />

Park-Villa Rieter<br />

bis 2. Mai 2010<br />

Tauchen Sie ein in die Welt von<br />

Genuss und Rausch! Lassen Sie sich<br />

von den nordindischen Bildern des<br />

16.–19. Jahrhunderts in der lauschigen<br />

Park-Villa Rieter stimulieren.<br />

Die dargestellten Rauschsubstanzen<br />

dienten nicht nur dem Genuss und<br />

der Benebelung der Sinne, sondern<br />

hatten vor allem auch soziale und<br />

religiöse Funktionen.


agenda schweiz<br />

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© Pressebilder des jeweiligen Veranstalters<br />

zürich<br />

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Tabak, Betel und Wein waren an den<br />

Höfen der Moguln und Rajputen bei<br />

Zusammenkünften beliebte Substanzen;<br />

Gläubige opferten Wein oder<br />

konsumierten bhang (Cannabis), um<br />

im Rausch mit dem Göttlichen in Berührung<br />

zu kommen. In Betelblätter<br />

eingewickelte Areka-Nüsse wurden<br />

hohen Gästen zum Kauen angeboten,<br />

reich verzierte Wasserpfeifen<br />

von Dienern für fürstliche Gelage<br />

angefacht, vergorene Substanzen<br />

von Göttern aus silbernen Schalen<br />

getrunken und Opium und Hasch<br />

von den Sufis zur Sinneserweiterung<br />

konsumiert.<br />

Krishna<br />

Göttlicher Liebhaber<br />

Park-Villa Rieter<br />

4. Mai–29. November 2010<br />

Auch wenn Götter lieben, liegen Leidenschaft,<br />

Sehnsucht, Eifersucht und<br />

Enttäuschung nahe beieinander. In<br />

Versform erzählt das Lied des Kuhhirten<br />

von den amourösen Abenteuern<br />

Krishnas mit den Kuhhirtinnen.<br />

Lyrische Liebespfeile schwirren durch<br />

die Lüfte, die Hauptakteurin Radha<br />

erliegt dem Liebesrausch.<br />

Falken, Katzen, Krokodile<br />

Tiere im Alten Ägypten<br />

Novartis-Saal<br />

25. Juni–14. November 2010<br />

Im Alten Ägypten waren Tiere von<br />

grosser Bedeutung: Ihre Eleganz und<br />

Schönheit wurden bewundert, ihre<br />

Kraft wurde zugleich gefürchtet, vor<br />

allem aber wurden sie verehrt. Denn<br />

viele Tiere galten als Träger göttlicher<br />

Kräfte. So manifestierten sich beispielsweise<br />

die Gottheiten Horus im<br />

Falken, Bastet in der Katze und Sobek<br />

im Krokodil.<br />

Die Ausstellung präsentiert eine<br />

Tierwelt, wie sie zur damaligen<br />

Zeit in den Weiten der Wüste, im<br />

Wasser des Nils oder im fruchtbaren<br />

Schwemmland Ägyptens anzutreffen<br />

war. Rund 100 Tierdarstellungen aus<br />

dem Metropolitan Museum of Art,<br />

New York, und dem Ägyptischen<br />

Museum, Kairo – entstanden in<br />

einem Zeitraum von 3 000 Jahren –<br />

sind nun zu bestaunen: Atemberaubend<br />

sind die Qualität und Raffinesse<br />

ihrer Herstellung.<br />

Bhutan<br />

Heilige Kunst aus dem Himalaya<br />

Werner Abegg Saal<br />

4. Juli–17. Oktober 2010<br />

In dem kleinen Königreich Bhutan<br />

am Rande des Himalayas sind die<br />

alten Traditionen bis heute lebendig<br />

geblieben. Noch immer prägt der<br />

Buddhismus das kulturelle, politische<br />

und religiöse Leben. In den zahlreichen<br />

Tempeln und Klöstern Bhutans<br />

werden Figuren und Bilder als heilige<br />

Objekte verehrt. Nur in bestimmten<br />

Ritualen werden sie hervorgeholt,<br />

damit sie ihre spirituelle Aura entfalten<br />

und die Gläubigen auf den Weg<br />

zur Erleuchtung führen. Über 100<br />

dieser eindrucksvollen buddhistischen<br />

Kunstwerke werden hiermit<br />

erstmals einem grösseren Publikum<br />

präsentiert.<br />

Völkerkundemuseum der<br />

Universität Zürich<br />

Pelikanstrasse 40, CH-8001 Zürich<br />

T: +41 (0)44 6349011<br />

F: +41 (0)44 6349050<br />

musethno@vmz.unizh.ch<br />

www.musethno.unizh.ch<br />

Di–Fr 10–13 Uhr und 14–17 Uhr,<br />

Sa 14–17 Uhr, So 11–17 Uhr<br />

Eintritt frei<br />

Karikaturen aus Indien<br />

bis 13. Juni 2010<br />

72 Zeichnungen von 24 herausragenden,<br />

überwiegend zeitgenössischen<br />

Karikaturisten geben einen Einblick<br />

in die vielfältige indische Karikaturenlandschaft<br />

und die lebhafte Entwicklung<br />

der grössten Demokratie der Welt.<br />

Sofabilder aus Varanasi<br />

Fotografien von Fabian Biasio<br />

bis 27. Juni 2010<br />

Die Familienporträts, die Fabian<br />

Biasio in Varanasi, der heiligen Stadt<br />

am Ganges in Indien, fotografiert<br />

hat, verstehen sich als Versuch einer<br />

nicht repräsentativen, religions- und<br />

kastenübergreifenden fotografischen<br />

Feldarbeit: Wie äussern sich die<br />

verschiedenen Arten von Frömmigkeit<br />

der einzelnen Religionsgruppen?<br />

Welche Unterschiede sind<br />

erkennbar? Was zählt mehr, die<br />

Grösse des Hausaltars, die Grösse<br />

der Kinderschar oder die Grösse des<br />

Fernsehers?<br />

Die Kunst des Fälschens<br />

untersucht und aufgedeckt<br />

bis 30. Mai 2010<br />

Die vom Museum für Asiatische<br />

Kunst, Berlin, übernommene Ausstellung<br />

zeigt anhand von Authentizitätsuntersuchungen<br />

auf, wie raffiniert<br />

sich Fälscher und Materialwissenschaftler<br />

im Wettlauf nach Echtheitsmerkmalen<br />

bzw. -bestätigungen zu<br />

steigern imstande sind.<br />

Jeder, der sich mit Kunst befasst,<br />

wird früher oder später vor die Frage<br />

gestellt, inwieweit er den in Museen,<br />

Galerien, Kunst- und Antiquitätenhandlungen<br />

ausgestellten Objekten<br />

Glauben schenken darf.<br />

Galerie Walu<br />

Rämistrasse 25, CH-8001 Zürich<br />

T: +41 (0)44 2802000<br />

info@walu.ch, www.walu.ch<br />

GOLD IN DER KUNST<br />

WESTAFRIKAS<br />

Sonderausstellung<br />

22. Mai bis 26. Juni 2010<br />

Gold – seit Jahrtausenden verehren<br />

und begehren Menschen das glänzende<br />

Edelmetall. Es ist ein besonderer,<br />

ein wertvoller, ein faszinierender<br />

Rohstoff, der nicht korrodiert, eine<br />

enorm hohe Zugfestigkeit aufweist<br />

und zu den seltensten chemischen<br />

Elementen unseres Planeten zählt.<br />

Obwohl Gold nicht magnetisch ist,<br />

übt es doch grösste Anziehungskraft aus!<br />

Gold ist schön, rar und ideal zu verarbeiten,<br />

es ist das goldrichtige Metall<br />

für das menschliche Bedürfnis, (sich)<br />

zu schmücken. Seit langen Zeiten<br />

wird es zu kostbaren Preziosen<br />

verarbeitet, die damals wie heute die<br />

„Seele des Goldes“ zum Schimmern<br />

bringen.<br />

An Afrikas Westküste, in Ghana und<br />

der Republik Elfenbeinküste, beherrschen<br />

die Schmiede der Akan-Völker<br />

diese Kunst seit Jahrhunderten –<br />

Zeugnisse ihres meisterhaften Schaffens<br />

sind bezaubernder Schmuck<br />

und prächtige Würdezeichen in<br />

dieser Ausstellung von Kunstwerken<br />

aus dem Bestand der Galerie Walu.<br />

Katalog zur Ausstellung:<br />

Autoren: Karin Guggeis, Werner<br />

Lüthi, Barbara Rusch<br />

74 Seiten, 100 Abbildungen,<br />

Softcover, 21 x 28 cm<br />

ISBN 978-3-9522495-7-4<br />

sfr 20,–/E 14,– (zzgl. Versand)<br />

Zu bestellen bei Galerie Walu und<br />

online: www.walu.ch<br />

98 A 4 Magazin für Aussereuropäische Kunst und Kultur


Magazin für Aussereuropäische Kunst und Kultur A 4 99


agenda deutschland<br />

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© Pressebilder des jeweiligen Veranstalters<br />

berlin<br />

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Skulpturensammlung und Museum<br />

für Byzantinische Kunst<br />

Bode-Museum<br />

Bodestr. 1–3<br />

D-10178 Berlin-Mitte<br />

T: +49 (0)30 2090-5601<br />

F: +49 (0)30 2090-5602<br />

sbm@smb.spk-berlin.de<br />

Mo–So 10–18 Uhr, Do bis 22 Uhr<br />

Eintritt: e 8,–/ermässigt e 4,–<br />

Kindheit am Nil<br />

Spielzeug – Kleidung – Kinderbilder<br />

aus Ägypten<br />

bis 6. Juni 2010<br />

Spielzeug, Kleidung, Schule und<br />

Erziehung – auch im spätantiken<br />

Ägypten hatten Kinder ihre eigene<br />

Lebenswelt. Einen Einblick in diese<br />

Welt gewährt die Kabinettausstellung<br />

„Kindheit am Nil“ mit Exponaten<br />

vom 3. Jh. v. u. Z. bis zum 8. Jh.<br />

u. Z. Gezeigt wird Bekleidung wie<br />

Kindertuniken, Kinderschuhe oder<br />

eine Puppentunika, ausserdem sind<br />

Darstellungen von Kindern auf den<br />

Ornamentbesätzen von Textilien zu<br />

sehen, sämtliche aus den Beständen<br />

des Museums für Byzantinische<br />

Kunst. Hinzu kommen Leihgaben wie<br />

Rassel und Holzpferdchen, Ball und<br />

Beinpüppchen aus dem Ägyptischen<br />

Museum und Papyrussammlung<br />

sowie dem Museum für Islamische<br />

Kunst. Fast alle diese Gegenstände<br />

bestehen aus vergänglichen organischen<br />

Materialien, deren Erhaltung<br />

nur in dem trockenen, heissen Wüstenklima<br />

Ägyptens möglich war.<br />

Ethnologisches Museum<br />

Arnimallee 27<br />

D-14195 Berlin<br />

T: +49 (0)30 8301-438<br />

F: +49 (0)30 8301-500<br />

md@smb.spk-berlin.de<br />

Di–Fr 10–18 Uhr, Sa, So 11–18 Uhr<br />

Eintritt: e 6,–/ermässigt e 3,–/<br />

Do ab 14 Uhr Eintritt frei<br />

Vodou<br />

Kunst und Kult aus Haiti<br />

19. Mai–24. Oktober 2010<br />

Vodou evoziert die vielfältigsten<br />

Vorstellungen von aus den Gräbern<br />

steigenden Zombies und mit Nadeln<br />

durchstossenen Vodoupuppen.<br />

Diese Klischees entstanden anfangs<br />

durch Berichte von Europäern und<br />

Amerikanern über Haiti und später<br />

durch die Hollywood-Filmindustrie,<br />

die diese Themen zu immer monströseren<br />

Bildern verarbeitete.<br />

Doch Vodou entspricht nicht diesem<br />

Klischee. Das Wort „Vodou“ leitet<br />

sich von der in Benin und Nigeria beheimateten<br />

Fon-Sprache ab und bedeutet<br />

„Gott“. Aus diesen Regionen<br />

brachten afrikanische Sklaven ihre<br />

religiösen Praktiken mit nach Haiti,<br />

dem Westteil der Karibikinsel Hispaniola.<br />

Auf der Basis ihrer Religionen,<br />

in die Elemente des Katholizismus<br />

und teilweise indigene Glaubensvorstellungen<br />

integriert wurden, ist der<br />

haitianische Vodou entstanden, der<br />

bis heute beeindruckende Kunst- und<br />

Kultobjekte hervorbringt.<br />

Die Schweizerin Marianne Lehmann,<br />

die seit 1957 in Haiti lebt, konnte<br />

eine Sammlung von über 3 000<br />

Vodou-Artefakten anlegen – eine der<br />

grössten weltweit. Den Schwerpunkt<br />

ihrer Sammlung bilden Objekte<br />

einer Vodou-Geheimgesellschaft<br />

(Bizango).<br />

Pergamonmuseum,<br />

Museum für Islamische Kunst<br />

Am Kupfergraben 5<br />

D-10178 Berlin-Mitte<br />

T: +49 (0)30 20905577<br />

isl@smb.spk-berlin.de<br />

www.smb.spk-berlin.de<br />

Mo–So 10–18 Uhr, Do bis 22 Uhr<br />

Eintritt: e 12,–/ermässigt e 6,–<br />

Sammlerglück<br />

Meisterwerke aus der islamischen<br />

Welt in der Keir Collection<br />

ab 18. März 2010<br />

Die international als „Keir Collection“<br />

bekannte Sammlung islamischer<br />

Kunst von Edmund de Unger wird<br />

künftig als umfangreiche Leihgabe<br />

die Bestände des Museums für Islamische<br />

Kunst der Staatlichen Museen<br />

zu Berlin bereichern. Sie umfasst<br />

Werke aus fast allen Perioden<br />

und Kunstlandschaften der islamischen<br />

Kernländer um das Mittelmeer,<br />

aus Iran und aus Zentralasien.<br />

Brokate und Teppiche, frühmittelalterliche<br />

Bronzen, kostbare<br />

Bergkristallobjekte sowie wertvolle<br />

Kalligrafien, Miniaturen und<br />

aufwendig verzierte Bucheinbände<br />

zählen zu der Leihgabe. Prominent<br />

ist Keramik aller Perioden vorhanden.<br />

112 der insgesamt 1 500 Werke<br />

aus verschiedenen Kunst- und<br />

Kunstgewerbesparten befinden sich<br />

als „Visitenkarte“ bereits in Berlin, die<br />

übrigen werden später folgen. Seit<br />

17. März wird diese Auswahl unter<br />

dem Titel „Sammlerglück“ im Pergamonmuseum<br />

gezeigt, um Besucher<br />

in die Welt der Sammler und des<br />

Sammelns zu führen: Woher kommen<br />

die Objekte, warum sammelt<br />

man islamische Kunst? Was sieht der<br />

Sammler in seinen Stücken und wie<br />

entsteht der Wert von Objekten auf<br />

dem Kunstmarkt?<br />

Martin-Gropius-Bau Berlin<br />

Niederkirchnerstrasse 7/Ecke<br />

Stresemannstr. 110<br />

D-10963 Berlin<br />

T: +49 (0)30 25486-0<br />

F: +49 (0)30 25486-107<br />

post@gropiusbau.de<br />

www.gropiusbau.de<br />

Mi–Mo 10–20 Uhr, Di geschlossen<br />

10. Juli bis 25. September: täglich<br />

10–20 Uhr<br />

Eintritt: e 10,–/ermässigt e 5,–<br />

Schätze des Aga Khan<br />

Museum<br />

Meisterwerke der islamischen<br />

Kunst<br />

bis 6. Juni 2010<br />

Erstmals wird in Deutschland die<br />

Sammlung des Aga Khan ausgestellt.<br />

Über 200 Meisterwerke dokumentieren<br />

mehr als 1 000 Jahre Kulturgeschichte.<br />

Die im Martin-Gropius-<br />

Bau in Berlin ausgestellten Werke<br />

stammen aus der Sammlung des Aga<br />

Khan Trust for Culture. Karim Aga<br />

Khan IV. ist das geistige Oberhaupt<br />

der Ismailiten. Er wird zugleich als<br />

direkter Nachkomme des Propheten<br />

Mohammed betrachtet. Seine<br />

Sammlung gilt als eine der grössten<br />

und wertvollsten Sammlungen islamischer<br />

Kunst und wird ab dem Jahr<br />

2013 im neuen Aga Khan Museum<br />

in Toronto beheimatet sein.<br />

Die Berliner Ausstellung zeigt<br />

einige der weltweit bedeutendsten<br />

Kunstwerke aus islamisch geprägten<br />

Ländern: darunter Seiten aus dem<br />

persischen Heldenepos „Shahnama“,<br />

dem sogenannten „Buch der Könige“,<br />

des Dichters Firdawsi. Die Miniaturen<br />

zählen weltweit zu den bemerkenswertesten.<br />

Ferner das bisher älteste,<br />

arabische und erst später übersetzte<br />

Manuskript des „Kanons der Medizin“<br />

von Ibn Sina (Avicenna). Abu Ali<br />

100 A 4 Magazin für Aussereuropäische Kunst und Kultur


Federdiadem, Guiana<br />

Amazonas-Maske<br />

bonn<br />

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dresden<br />

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Ibn Sina war Philosoph und Arzt. Sein<br />

Hauptwerk diente über 500 Jahre<br />

als medizinisches Standardwerk und<br />

Lehrbuch für Ärzte in Europa. Als<br />

herausragende Kulturgüter gelten<br />

auch ein sehr gut erhaltenes mongolisches<br />

Seidendamastkleid aus dem<br />

13. Jahrhundert sowie eine Doppelseite<br />

des „Blauen Korans“ aus dem 9.<br />

Jahrhundert. Die blauen Pergamentbögen<br />

sind in goldenen Lettern<br />

im kufischen Duktus geschrieben<br />

und zählen zu den kostbarsten und<br />

aufwendigsten Koran-Manuskripten<br />

der Welt.<br />

Allgemein machen die ausgestellten<br />

Kunstwerke – Gemälde, Zeichnungen,<br />

Buchillustrationen, Manuskripte,<br />

Inschriften, Metallgefässe, Keramiken,<br />

Holzarbeiten – aufmerksam auf<br />

die aussergewöhnliche Vielfalt und<br />

den überwältigenden Reichtum eines<br />

vom Islam geprägten Kulturraums,<br />

der sich vom Maghreb und der<br />

Iberischen Halbinsel bis nach China<br />

erstreckt, in einer zeitlichen Dimension<br />

vom 8. bis zum 18. Jahrhundert.<br />

Kunst- und Ausstellungshalle<br />

der Bundesrepublik Deutschland<br />

GmbH<br />

Museumsmeile Bonn<br />

Friedrich-Ebert-Allee 4<br />

D-53113 Bonn<br />

T: +49 (0)228 9171-0<br />

F: +49 (0)228 234154<br />

info@kah-bonn.de<br />

www.bundeskunsthalle.de<br />

Di, Mi 10–21 Uhr, Do–So und<br />

Feiertage 10–19 Uhr<br />

Eintritt: e 8,–/ermässigt e 5,–<br />

Afghanistan –<br />

Gerettete Schätze<br />

Die Sammlung des Nationalmuseums<br />

in Kabul<br />

11. Juni bis 3. Oktober 2010<br />

Afghanistan ist ein Land mit einer<br />

reichen Zivilisation, die von der<br />

Bronzezeit über die griechisch-baktrische,<br />

kushanische und hephalitische<br />

Epoche bis in das islamische Zeitalter<br />

reicht. An den Handelswegen zwischen<br />

Ost und West gelegen, war das<br />

Land ein wichtiger Kreuzungspunkt<br />

der Zivilisationen in Zentralasien.<br />

Dieser Schmelztiegel der Kulturen<br />

wird anschaulich angesichts der zahlreichen<br />

archäologischen Funde.<br />

Die Ausstellung präsentiert 230<br />

Objekte aus vier archäologischen<br />

Ausgrabungsstätten des Landes.<br />

Beginnend mit der bronzezeitlichen<br />

Ausgrabungsstätte Tepe Fullol im<br />

antiken Baktrien (ca. 2000 v. u. Z.)<br />

folgt Ai-Khanum, eine von Alexander<br />

dem Grossen gegründete Stadt, die<br />

Zeugnis von den griechisch-hellenistischen<br />

Einflüssen am Rande der<br />

Steppe ablegt (4.–2. Jh. v. u. Z.).<br />

Im Mittelpunkt der Ausstellung<br />

stehen die einzigartigen Goldfunde<br />

aus den sechs Gräbern des 1. Jh. u. Z.<br />

in Tillya-tepe, die 1979 von einem<br />

russischen Archäologenteam<br />

ausgegraben wurden. Diese Objekte<br />

galten lange Zeit als verschollen und<br />

wurden erst 2004 in den Depots der<br />

Zentralbank von Kabul wiederentdeckt,<br />

wo sie den Einmarsch der<br />

russischen Armee und die Zeit der<br />

Talibanregierung unbeschadet überdauert<br />

hatten.<br />

Ägyptisches Museum<br />

der Universität Bonn<br />

Regina-Pacis-Weg 7<br />

D-53113 Bonn<br />

T: +49 (0)228 739710<br />

F: +49 (0)228 737360<br />

aegyptisches-museum@uni-bonn.de<br />

www.aegyptisches-museum.uni-bonn.de<br />

Eintritt: e 3,50/ermässigt e 2,50<br />

Di–So 12–18 Uhr, Mo und Feiertage<br />

geschlossen<br />

Das geheimnisvolle Grab 63<br />

Die neueste Entdeckung im Tal<br />

der Könige. Archäologie<br />

und Kunst von Susan Osgood<br />

bis 30. Mai 2010<br />

Gezeigt wird neben vielen archäologischen<br />

Stücken aus dem Tal der<br />

Könige und seinem Umfeld weltweit<br />

zum ersten Mal die zeichnerische<br />

Dokumentation der Funde aus<br />

der 2006 entdeckten Anlage im<br />

berühmten Pharaonen-Friedhof.<br />

Einige Beispiele des freien künstlerischen<br />

Schaffens von Susan Osgood<br />

ergänzen die Ausstellung.<br />

Museum für Völkerkunde Dresden<br />

Staatliche Ethnographische<br />

Sammlungen Sachsen<br />

Japanisches Palais<br />

Palaisplatz 11<br />

D-01097 Dresden<br />

T: +49 (0)351 8144-841<br />

F: +49 (0)351 8144-888<br />

info@mvd.smwk.sachsen.de<br />

www.voelkerkunde-dresden.de<br />

Di–So 10–18 Uhr<br />

Eintritt: e 4,–/ermässigt e 2,–<br />

Amazonien<br />

Indianer der Regenwälder und<br />

Savannen<br />

bis 31. Dezember 2010<br />

Das Dresdner Völkerkundemuseum<br />

der Staatlichen Ethnographischen<br />

Sammlungen Sachsen präsentiert<br />

prächtigen Federschmuck, bizarre<br />

Masken, künstlerisch hoch entwickelte<br />

Keramik sowie Langwaffen von<br />

extremer Grösse. Die Sonderschau<br />

im Japanischen Palais gibt auf einer<br />

Ausstellungsfläche von 800 m 2 einen<br />

Überblick über die verschiedenen<br />

Kulturlandschaften Amazoniens,<br />

thematisiert deren Entstehung<br />

und Besonderheiten, aber auch die<br />

aktuelle Situation der Ureinwohner<br />

Amazoniens. Die Exponate stammen<br />

ausschliesslich aus sächsischen<br />

Sammlungen. <strong>Der</strong> mit Abstand<br />

grösste Teil gehört zu den Beständen<br />

des Dresdner Völkerkundemuseums,<br />

der ergänzt wird durch<br />

Ethnographica aus dem Leipziger<br />

Völkerkundemuseum und durch<br />

einige Einzelobjekte aus dem Karl-<br />

May-Museum Radebeul. Die ältesten<br />

Objekte stammen aus dem 19. Jh. So<br />

stehen neben kulturellen Sachzeugen<br />

längst erloschener Stammeskulturen<br />

Ausstellungsstücke von Stämmen,<br />

die erst vor wenigen Jahren kontaktiert<br />

worden sind.<br />

Magazin für Aussereuropäische Kunst und Kultur A 4 101


agenda deutschland<br />

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© Pressebilder des jeweiligen Veranstalters<br />

Kalebassendeckel<br />

Haya, Tansania, Kiziba, 19./20. Jh.<br />

Gras, Fasern von Bananenblattscheiden,<br />

H: 34–62 cm<br />

© Foto Stephan Beckers<br />

frankfurt<br />

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Museum der Weltkulturen<br />

Schaumainkai 29–37<br />

D-60594 Frankfurt am Main<br />

T: +49 (0)69 21245115<br />

F: +49 (0)69 21230704<br />

julia.rajkovic-kamara@stadtfrankfurt.de<br />

www.mdw-frankfurt.de<br />

www.journal-ethnologie.de<br />

Di, Do–So 10–17 Uhr, Mi 10–20 Uhr<br />

Eintritt: € 3,60/ermässigt € 2,–<br />

Being Object. Being Art.<br />

Meisterwerke aus den<br />

Sammlungen des Museums der<br />

Weltkulturen Frankfurt am Main<br />

bis 31. Oktober 2010<br />

Kulturen in ihrer Einzigartigkeit und<br />

Vielfalt zählen zum Reichtum dieser<br />

Welt – ebenso wie ihre materiellen<br />

Erzeugnisse. Dies spiegelt sich in<br />

den qualitätvollen ethnografischen<br />

Sammlungen aus Afrika, Amerika,<br />

Südostasien, Ozeanien und Ostasien<br />

des Museums der Weltkulturen<br />

Frankfurt am Main wider. Erstmals<br />

werden aus der Fülle des etwa 67 000<br />

Objekte umfassenden Sammlungsbestandes<br />

dieses Museums nun<br />

130 Ethnographica, Gebrauchs- oder<br />

Ritualgegenstände aus indigenen<br />

Gesellschaften unter dem Aspekt des<br />

„Meisterwerkes“ in einem exquisiten<br />

Kunstprojekt vorgestellt.<br />

<strong>Der</strong> Begriff „Meisterwerk“ entstammt<br />

der jahrhundertealten Tradition<br />

der Handwerksausbildung. Während<br />

ein Geselle seine Ausbildung<br />

mit dem „Gesellenstück“ abschloss,<br />

erhielt nur derjenige den Titel eines<br />

Meisters, der – neben vielen anderen<br />

zu erfüllenden Voraussetzungen –<br />

aufgrund seiner überragenden handwerklichen<br />

Arbeiten gemeinhin als<br />

„Meister“ anerkannt wurde.<br />

Von den Abteilungskustoden nach<br />

persönlichen Gesichtspunkten<br />

ausgewählt, soll der Betrachter das<br />

Ausserordentliche, das Elaborierte,<br />

das Andere, das Perfekte, das<br />

Harmonische oder gerade das<br />

Beunruhigende in den jeweiligen<br />

Objekten entdecken. Wenngleich<br />

die Präsentation der Werke, von<br />

denen aus Platzgründen nur 98 in der<br />

Ausstellung gezeigt werden können,<br />

den Kunstaspekt betont, werden die<br />

Objekte aber auch in ihrem ethnologischen<br />

Kontext gedeutet.<br />

<strong>Der</strong> Titel „Being Object. Being Art.<br />

Meisterwerke aus den Sammlungen<br />

des Museums der Weltkulturen<br />

Frankfurt am Main“ verdeutlicht<br />

nämlich das Anliegen der Ausstellungskuratoren:<br />

Die im Rahmen der<br />

Präsentation aussereuropäischer<br />

Kunst immer wieder diskutierte<br />

Frage „Kunst oder Kontext“ ist nicht<br />

mit einem apodiktischen „Entweder/<br />

oder“, sondern mit einem „Sowohl/<br />

als auch“ zu beantworten.<br />

Die Begegnung mit den Objekten,<br />

die unterschiedliche künstlerische,<br />

soziale und politische Konzepte<br />

indigener Gesellschaften verkörpern,<br />

verspricht ein einzigartiges und faszinierendes<br />

Kunsterlebnis. Letzteres<br />

wird durch den Begleitkatalog zur<br />

Ausstellung, in dem alle 130 Werke<br />

abgebildet sind, unterstrichen: Für<br />

das Projekt wurden die Objekte<br />

neu, teilweise sogar zum ersten Mal<br />

überhaupt fotografiert.<br />

Kunstvoller Widerstand<br />

Zeitgenössische Kunst aus<br />

Sri Lanka<br />

bis 24. Oktober 2010<br />

Sri Lanka – tropisches Ferienparadies<br />

für die einen, jahrzehntelanger<br />

Kriegsschauplatz für die anderen:<br />

<strong>Der</strong> Inselstaat mit seiner wechselvollen<br />

Geschichte und seinem<br />

reichen kulturellen Erbe, das vom<br />

Zusammenspiel unterschiedlicher<br />

Kulturen, Religionen und künstlerischer<br />

Traditionen geprägt ist, ruft<br />

vielfältige und oft widersprüchliche<br />

Assoziationen hervor. Kaum bekannt<br />

in Europa ist allerdings die lebendige<br />

und engagierte Gegenwartskunst des<br />

Landes.<br />

Die Ausstellung Kunstvoller Widerstand<br />

präsentiert erstmals in<br />

Deutschland eine umfassende Schau<br />

von Malerei, Grafik, Fotografien,<br />

Skulpturen und Installationen arrivierter<br />

wie auch aufstrebender srilankischer<br />

Künstlerinnen und Künstler.<br />

In ihrer innovativen Erprobung neuer<br />

Genres, Materialien und Ideen stehen<br />

diese Arbeiten in einer Tradition<br />

des bildnerischen Schaffens, die<br />

einerseits auf lokale Bildsprache und<br />

Themen zurückgreift, andererseits<br />

aber in Auseinandersetzung mit der<br />

Kunstentwicklung in Europa schon<br />

frühzeitig eine eigenständige Moderne<br />

entwickelte.<br />

In Kooperation mit dem Museum für<br />

Völkerkunde Wien und The Serendib<br />

Gallery, Colombo<br />

Galerie von Miller<br />

Braubachstrasse 33<br />

D-60311 Frankfurt<br />

T: +49 (0)69 292519<br />

F: +49-(0)69 21995290<br />

galerie.von.miller@gmx.de<br />

www.galerievonmiller.de<br />

Di–Fr 14–18 Uhr, Sa 12–14 Uhr<br />

Maternità<br />

Das Bild der Urmutter in der<br />

Afrikanischen Kunst<br />

bis 31. März 2010<br />

<strong>Der</strong> Afrikaner hat seine Kunst<br />

vornehmlich als Instrument zur Kontaktaufnahme<br />

mit den übersinnlichen<br />

Mächten geschaffen. Sie ist Ausdruck<br />

seiner Religion. So manifestiert<br />

sich in der Stammesmythologie die<br />

göttliche Kraft besonders häufig in<br />

der Darstellung der „Urmutter“, der<br />

ersten Frau und somit Gründerin des<br />

Stammes. Die meisten Stämme sind<br />

matrilinear orientiert, auffällig ist das<br />

enge Verhältnis der afrikanischen<br />

Mutter zu ihren Töchtern. Jede Lebensphase<br />

wird von magischen Bräuchen<br />

eingeleitet; am längsten und<br />

intensivsten bei Totenfeierlichkeiten.<br />

Man bittet die guten Seelen der Ahnen<br />

um Vermittlung und Fürsprache<br />

bei den Göttern. Weibliche Figuren<br />

mit Kind stellen ein würdevolles<br />

Ebenbild der Urmutter dar. In ihr ist<br />

der Sitz der Stammesseele. Sie ist die<br />

Mittlerin zu den Göttern und bringt<br />

Fruchtbarkeit bei Kinderlosigkeit.<br />

Die Maternità werden nach strenger<br />

Überlieferung geschnitzt; je kraftvoller<br />

und schöner sie sind, umso mehr<br />

fühlt sich die Seele darin zu Hause<br />

und bleibt so dem Stamm nah.<br />

102 A 4 Magazin für Aussereuropäische Kunst und Kultur


hamburg<br />

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herrenhut<br />

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Museum für Völkerkunde Hamburg<br />

Rothenbaumchaussee 64<br />

D-20148 Hamburg<br />

T: +49 (0)40 428879-0<br />

info@mvhamburg.de<br />

www.voelkerkundemuseum.com<br />

Di–So 10–18 Uhr, Do bis 21 Uhr<br />

A Secret Voyage:<br />

Geheimnisvolles Ägypten –<br />

Eine Fotoreise ins Land der<br />

Pharaonen<br />

bis 6. Juni 2010<br />

Begleitausstellung zu<br />

„Tutanchamun – Sein Grab<br />

und die Schätze“<br />

60 Grossfotografien von Sandro<br />

Vannini zeigen bisher für Besucher<br />

verborgene Schätze. Die Faszination<br />

des Alten Ägypten ist ungebrochen:<br />

Unter der Schirmherrschaft des<br />

Ägyptischen Generalkonsulats Hamburg<br />

präsentieren Semmel Concerts<br />

(Produzent der Tutanchamun-<br />

Ausstellung) und das Museum für<br />

Völkerkunde mit Unterstützung der<br />

Ägyptisch-Deutschen-Gesellschaft<br />

Nord e.V. die Sonderausstellung<br />

„A Secret Voyage: Geheimnisvolles<br />

Ägypten – Eine Fotoreise ins Land<br />

der Pharaonen“. Die beeindruckende<br />

Sammlung von Grossfotografien von<br />

Sandro Vannini feiert Weltpremiere<br />

in Hamburg.<br />

Global Players –<br />

Spielzeug aus Afrika<br />

bis 30. Mai 2010<br />

Aus weggeworfenem Müll basteln<br />

Afrikas Kinder ihr Spielzeug. Ob aus<br />

alten Badelatschen, Draht, Gummi,<br />

Holzresten oder welken Bananenblättern<br />

– spielend verwandeln diese<br />

„Global Players“ Abfall in kleine<br />

Lastwagen, bunte Hubschrauber,<br />

Flugzeuge oder Fussbälle. Spielzeug<br />

einfach wie bei uns zu kaufen ist für<br />

diese Kinder unvorstellbarer Luxus.<br />

Es sind diese liebevoll gefertigten<br />

kleinen Kunstwerke, die der langjährigen<br />

ARD-Korrespondentin Birgit<br />

Virnich auf ihren Drehreisen quer<br />

durch Afrika ins Auge fielen. Denn sie<br />

sind weit mehr als nur Spielzeug. Sie<br />

sind Ausdruck der Lebensumstände<br />

der Kinder und verkörpern zugleich<br />

ihre Träume: Mit Hubschraubern<br />

wollen sie dem Krieg entkommen,<br />

mit Flugzeugen in die weite Welt<br />

fliegen, mit schwer beladenen<br />

Lastern quer durch ihr Land fahren,<br />

mit Bällen den grossen Fussballstars<br />

nacheifern.<br />

Ob in Slums von Nairobi, in den<br />

Dörfern im muslimischen Norden<br />

Nigerias oder in der belagerten<br />

Hauptstadt Liberias, überall begegnete<br />

Birgit Virnich den Kindern Afrikas,<br />

deren Spielzeuge sie kaufte und<br />

deren Geschichte und Lebensträume<br />

sie sich schildern liess.<br />

Völkerkundemuseum Herrnhut<br />

Staatliche Ethnographische<br />

Sammlungen Sachsen (SES)<br />

Goethestrasse 1<br />

D-02747 Herrnhut<br />

T/F: +49 (0)35873 2403<br />

voelkerkunde.herrnhut@mvd.<br />

smwk.sachsen.de<br />

www.voelkerkunde-herrnhut.de<br />

www.ses-grassimuseum.de<br />

Di–Fr 9–17 Uhr, Sa, So, Feiertage<br />

9–12 Uhr und 13.30–17 Uhr<br />

Eintritt: € 2,–<br />

Bilder der Traumzeit<br />

Zeitgenössische Malerei der<br />

Aborigines Australiens<br />

30. April bis 20. Juni 2010<br />

Bei den Ureinwohnern Australiens<br />

haben die magisch-religiösen Vorstellungen<br />

die Kunst entscheidend<br />

geprägt. Sie war aufs Engste mit<br />

kultischen Handlungen verbunden<br />

und damit eine der entscheidenden<br />

ideologischen Grundlagen des<br />

Lebens überhaupt. Mit ihr wurden<br />

sowohl wirtschaftliche Notwendigkeiten<br />

als auch soziales Verhalten,<br />

reales Wissen und fantastische<br />

Vorstellungen von Natur und Gesellschaft<br />

ausgedrückt.<br />

Die trockenen Wüstenregionen<br />

West- und Zentralaustraliens bieten<br />

seit vielen tausend Jahren ein besonderes<br />

Medium für die Kunst – den<br />

Sandboden selbst.<br />

Die Bewohner von Papunya, einer<br />

Ureinwohnersiedlung etwa 300<br />

Kilometer westlich von Alice Springs<br />

in Zentralaustralien, wie auch<br />

Ureinwohner anderer Stämme,<br />

haben seit den 1970er-Jahren eine<br />

neue Kunstform entwickelt, die<br />

auf den Traditionen der religiösen<br />

Sandmalereien beruht. Sie malen mit<br />

Acrylfarben Muster auf Leinwand,<br />

sogenannte „dot paintings“, die ihren<br />

Ursprung in den Sandmalereien<br />

haben. In den letzten dreissig<br />

Jahren hat die Kunst der Ureinwohner<br />

national und international grosse<br />

Anerkennung gefunden.<br />

Magazin für Aussereuropäische Kunst und Kultur A 4 103


agenda deutschland<br />

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© Pressebilder des jeweiligen Veranstalters<br />

Die Abbildung zeigt Buddha<br />

Aksobhya, eine vergoldete,<br />

22 cm hohe Figur aus vergoldetem<br />

Silber aus dem 18. Jh. Aksobhya<br />

residiert als Repräsentant der<br />

Weisheit und der Vergebung im<br />

östlichen Abhirati Paradies.<br />

© Foto Shuzo Uemoto<br />

iphofen<br />

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köln<br />

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leipzig<br />

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Knauf-Museum Iphofen<br />

Am Marktplatz<br />

D-97343 Iphofen<br />

T: +49 (0)9323 31-528 oder -625<br />

F: +49 (0)9323 5022<br />

Knauf-Museum@knauf.de<br />

www.knauf-museum.de<br />

Di–Sa 10–12 und 14–17 Uhr,<br />

So 14–18 Uhr, Mo geschlossen<br />

Eintritt: Erwachsene € 2,–/<br />

ermässigt € 1,50<br />

Tibet<br />

Religion – Kunst – Mythos<br />

bis 30. Oktober 2010<br />

Nördlich der gewaltigen Bergkette<br />

des Himalaya dehnt sich in einer<br />

Höhe von rund 4 000 Metern über<br />

dem Meer das grösste Hochland der<br />

Erde aus – Tibet. Unbekannt und<br />

geheimnisumwittert, war es bis um<br />

die Mitte des letzten Jahrhunderts<br />

das Ziel verschiedener Forscher<br />

aus aller Welt und von Pilgern aus<br />

dem buddhistischen Asien. Von den<br />

Europäern waren es in der Tat aber<br />

nur wenige, denen es tatsächlich<br />

gelang, nach Tibet vorzudringen, und<br />

nur sehr wenige konnten sich dort<br />

für längere Zeit aufhalten.<br />

Einer von ihnen war Heinrich Harrer,<br />

der während des Zweiten Weltkriegs<br />

zusammen mit seinem Freund Peter<br />

Aufschnaiter aus dem britischen<br />

Internierungslager Dehra Dun in<br />

Nordindien floh und unter unvorstellbaren<br />

Strapazen, als heruntergekommener<br />

Bettler verkleidet, unerkannt<br />

Lhasa, die Hauptstadt Tibets, erreichte.<br />

Dort, am Sitz des Dalai Lama (des<br />

geistigen Oberhauptes Tibets), blieb<br />

er bis zu dessen Flucht vor der chinesischen<br />

Besetzung des Landes im<br />

Jahre 1951. Seine Erlebnisse schrieb<br />

Harrer in seinem Buch „Sieben Jahre<br />

in Tibet“, das in den 1990er-Jahren<br />

verfilmt wurde, nieder.<br />

Museum für Ostasiatische Kunst<br />

Universitätsstrasse 100<br />

D-50674 Köln<br />

T: +49 (0)221 221-28608<br />

F: +49 (0)221 221-28610<br />

mok@museenkoeln.de<br />

www.museenkoeln.de<br />

Di–So 11–17 Uhr, Do bis 20 Uhr<br />

Eintritt: € 4,20/ermässigt € 2,60<br />

Bhutan –<br />

Heilige Kunst aus dem Himalaya<br />

bis 24. Mai 2010<br />

Das zwischen den Grossmächten Indien<br />

und China gelegene Königreich<br />

Bhutan ist das einzige Land der Welt,<br />

in dem die tantrische Form des Buddhismus<br />

die Staatsreligion bildet. Die<br />

Regierung misst ihren Erfolg nicht<br />

nur am materiellen Aufschwung, vielmehr<br />

hat sie das „Bruttosozialglück“<br />

der rund 700 000 Bewohner und<br />

den Umweltschutz zur wichtigsten<br />

Leitlinie erklärt.<br />

Die Ausstellung wurde von einem<br />

amerikanischen Expertenteam unter<br />

Führung der Honolulu Academy of<br />

Arts in fünfjähriger Vorbereitungszeit<br />

mit dem Innen- und Kulturministerium<br />

sowie dem Vorstand<br />

der Mönchsgemeinschaft des<br />

Königreichs Bhutan erarbeitet. Sie<br />

präsentiert Kloster- und Tempelschätze,<br />

die noch heute im aktiven<br />

buddhistischen Ritual eingesetzt<br />

werden und daher nur bei speziellen<br />

Zeremonien den Augen der<br />

Öffentlichkeit zugänglich sind. Die<br />

117 Kunstobjekte des 8. bis 20. Jh.<br />

umfassen in leuchtenden Mineralfarben<br />

gemalte Thangkas (religiöse<br />

Rollbilder) sowie vergoldete Plastiken<br />

und Ritualobjekte.<br />

GRASSI Museum<br />

für Völkerkunde zu Leipzig<br />

Staatliche Ethnographische<br />

Sammlungen Sachsen<br />

Johannisplatz 5–11<br />

D-04103 Leipzig<br />

T: +49 (0)341 9731900<br />

mvl-grassimuseum@ses.smwk.<br />

sachsen.de<br />

www.mvl-grassimuseum.de<br />

Di–So 10–18 Uhr<br />

Eintritt: € 4,–/ermässigt € 2,–<br />

OZEANIEN –<br />

Von Australien bis zur Osterinsel<br />

Mit der Ausstellung „Ozeanien“,<br />

dem letzten Teil der Dauerausstellung<br />

„Rundgänge in einer Welt“ ist<br />

die Reise um die Welt auf 4 200 m 2<br />

nun komplett. Sie führt erstmals seit<br />

100 Jahren wieder durch alle Teile<br />

der Erde. Die neue Ausstellung ist so<br />

konzipiert, dass sie Kunstkenner genauso<br />

anspricht wie Besucher/innen,<br />

die sich für die Vielfalt der Kulturen<br />

anderer Völker interessieren.<br />

Anhand von exotischen und<br />

kostbaren Exponaten werden dem<br />

Besucher die vielfältigen Lebenswelten<br />

Australiens und Ozeaniens<br />

nähergebracht: die Aborigines-Völker<br />

Australiens, die Kulturen Neuguineas,<br />

die Inselwelten von Mikronesien,<br />

Melanesien und Polynesien.<br />

Durch ein traditionelles Haus aus<br />

Tuvalu erhält der Besucher einen<br />

unmittelbaren Einblick in das Leben<br />

auf einer Riff-Insel. <strong>Der</strong> Baumeister<br />

der Insel, der tufunga fai fale Simeona<br />

Saipele, und drei seiner Helfer<br />

haben eigens für das Museum in den<br />

Ausstellungsräumen ein Schlafhaus<br />

errichtet. Wie schon in den anderen<br />

regionalen Abteilungen des Museums<br />

ist nun auch aus dem Pazifik<br />

wieder ein originales Haus zu<br />

sehen. Tuvalu gehört zu den von der<br />

globalen Erwärmung und dem ansteigenden<br />

Meeresspiegel am stärksten<br />

betroffenen Ländern der Erde.<br />

Auf der Suche nach Vielfalt:<br />

Ethnographie und Geographie<br />

in Leipzig<br />

bis 2. Mai 2010<br />

Die Ausstellung stellt die Leistungen<br />

Leipziger Ethnografen und Geografen<br />

heraus, die seit drei Jahrhunderten<br />

in ferne Regionen reisen, um von<br />

dort Ansichten und Anregungen,<br />

Gegenstände und Materialien nach<br />

Hause mitzubringen. Ihr Reisen,<br />

Sammeln, Bearbeiten und Publizieren<br />

hat wesentlich zum Weitblick der<br />

Universität und ihrer Stadt beigetragen.<br />

Dies wird nun erstmalig umfassend<br />

dargestellt und dokumentiert.<br />

Massgeblich an diesem Projekt sind<br />

auch das Institut für Ethnologie der<br />

Universität Leipzig und das Leibniz<br />

Institut für Länderkunde beteiligt.<br />

104 A 4 Magazin für Aussereuropäische Kunst und Kultur


mannheim<br />

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münchen<br />

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Reiss-Engelhorn-Museen<br />

Zeughaus C5<br />

D-68159 Mannheim<br />

T: +49 (0)621 293-3150<br />

F: +49 (0)621 293-9539<br />

reiss-engelhorn-museen@mannheim.de<br />

www.reiss-engelhorn-museen.de<br />

Di–So 11–18 Uhr, Mo geschlossen<br />

Eintritt: Sammlungen € 2,10/<br />

ermässigt € 1,–<br />

Das Gold der Steppe<br />

Fürstenschätze jenseits des<br />

Alexanderreichs<br />

bis 25. Mai 2010<br />

Die Schau zeigt einzigartige Hinterlassenschaften<br />

der Völker, die am<br />

Rand des Alexanderreichs lebten.<br />

Lange vor den Hunnen und Mongolen<br />

hielten sich im angrenzenden<br />

eurasischen Steppenraum Skythen<br />

und Sarmaten auf. Diese Steppenbewohner<br />

haben keine schriftlichen<br />

Aufzeichnungen hinterlassen, dafür<br />

aber Artefakte ihrer unglaublich hoch<br />

entwickelten Kultur. Mehr als 200<br />

Exponate, Leihgaben der Staatlichen<br />

Eremitage St. Petersburg, der<br />

Historischen Museen in Kiew und<br />

Asow, geben faszinierende Einblicke<br />

in die Traditionen, den Reichtum und<br />

die Kunstfertigkeit dieser ausserordentlichen<br />

Kulturen. Die Schau zeigt<br />

die bedeutendsten Ausgrabungsfunde<br />

der letzten Jahrzehnte. Diese<br />

wertvollen Objekte sind erstmalig<br />

in Deutschland ausgestellt. Die Ausstellung<br />

wird in Kooperation mit der<br />

Kunsthalle Leoben präsentiert.<br />

Staatliches Museum<br />

fürVölkerkunde München<br />

Maximilianstrasse 42<br />

D-80538 München<br />

T: +49 (0)89 210136-100<br />

F: +49 (0)89 210136-247<br />

info@voelkerkundemuseummuenchen.de<br />

www.voelkerkundemuseum-muenchen.de<br />

Di–So 9.30–17.15 Uhr<br />

Eintritt: € 3,50/ermässigt € 2,50/<br />

sonntags € 1,–<br />

Sufi Poster Art aus<br />

Pakistan<br />

Studioausstellung der Orient-<br />

Abteilung in der Ravi Gallery<br />

bis 2. Mai 2010<br />

In Pakistan, dem zweitgrössten<br />

Land der muslimischen Welt und<br />

Kerngebiet des Sufismus (islamische<br />

Mystik), spielt die volkstümliche<br />

Verehrung charismatischer Heiliger<br />

eine ausserordentliche Rolle. Zeitgenössische<br />

Poster-Porträts, die diese<br />

„Freunde Gottes“ und ihre Mausoleen<br />

abbilden, sind wichtige Medien<br />

der Frömmigkeit. Im Gegensatz zur<br />

allgemeinen islamischen Vermeidung<br />

figurativer Darstellungen orientiert<br />

sich der lebendige Schrein-Islam<br />

Pakistans an Bildern. „Persönlichkeitsposter“<br />

berühmter Sufi-Heiliger<br />

sind konkrete bildliche Manifestationen,<br />

die heute in die Kultur des<br />

Massenkonsums eingebunden sind,<br />

aber dennoch ein reiches Archiv des<br />

visuellen Gedächtnisses bewahren.<br />

Das Völkerkundemuseum zeigt eine<br />

Auswahl seiner weltweit einzigartigen<br />

Sammlung dieser populären<br />

farbenfrohen Bildkunst.<br />

Kunstkabinett:<br />

<strong>Der</strong> Blaue Reiter und das<br />

Münchner Völkerkundemuseum<br />

bis 24. Mai 2010<br />

<strong>Der</strong> 1912 erschienene Almanach<br />

„<strong>Der</strong> Blaue Reiter“ zählt zu den<br />

bedeutendsten programmatischen<br />

Künstlerschriften des 20. Jahrhunderts.<br />

Wassily Kandinsky und Franz<br />

Marc propagierten mit der Schrift<br />

eine neue Geistigkeit und Freiheit für<br />

die Kunst. Sie lösten bisherige Grenzziehungen<br />

zwischen Kunstgattungen<br />

und damit verbundene Wertigkeiten<br />

auf und nahmen neben Werken<br />

der Gotik und der modernen Kunst<br />

auch Volkskunst, Kinderkunst und<br />

besonders ethnografische Kunst in<br />

ihr Buch mit auf. Neun dieser ethnografischen<br />

Kunstwerke aus Amerika,<br />

Ozeanien, Südasien und Afrika, die<br />

aus den Sammlungen des Staatlichen<br />

Museums für Völkerkunde München<br />

stammen, werden nun exklusiv im<br />

Kunstkabinett präsentiert.<br />

Kashmir, Ladakh,<br />

Baltistan 1911/12<br />

Fotografien von Otto Honigmann<br />

bis 20. Juni 2010<br />

Otto Honigmann (1879–1959)<br />

entstammte einer bekannten<br />

Familie von Bergwerksbesitzern<br />

aus Aachen. In den Jahren vor dem<br />

Ersten Weltkrieg konnte er drei<br />

grosse Überseereisen unternehmen.<br />

Die dritte und längste führte ihn im<br />

Mai 1911 zusammen mit Bruder und<br />

Freund nach Kashmir, Ladakh und<br />

Baltistan. Im Oktober 1911 trennten<br />

sich die Wege der drei Reisenden,<br />

und Otto Honigmann beschloss, den<br />

Winter 1911/12 allein in Ladakh und<br />

Baltistan zu verbringen. Erst im Mai<br />

1912 kehrte er nach Europa zurück.<br />

Otto Honigmann war kein professioneller<br />

Fotograf, aber ein einfühlsamer<br />

Beobachter. Seine Fotografien halten<br />

dokumentarisch und unbestechlich<br />

Momente fest, die auf wundersame<br />

Weise eine vergangene Epoche zum<br />

Leben erwecken. So etwa den Einzug<br />

des Maharajas von Jammu und<br />

Kashmir in seine Sommerresidenz<br />

Srinagar, die Präsenz der englischen<br />

Kolonialbeamten und der Herrnhuter<br />

Missionare, das Leben im Bazar von<br />

Leh und das Fest im Kloster Hemis,<br />

die Nomaden auf der Hochebene<br />

von Rupshu und die aus Tibet kommenden<br />

Karawanen sowie Träger<br />

und Packtiere bei der abenteuerlichen<br />

Überquerung von Flüssen und<br />

Pässen in Ladakh, Nubra, Baltistan<br />

und Gilgit.<br />

Magazin für Aussereuropäische Kunst und Kultur A 4 105


agenda deutschland<br />

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© Pressebilder des jeweiligen Veranstalters<br />

münchen<br />

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Identität und Wandel<br />

Textilien der Maya aus dem<br />

Hochland von Guatemala:<br />

Die Sammlung Avitabile<br />

Neueröffnung der Lateinamerika-Räume<br />

mit der Ausstellung<br />

ab 21. April 2010<br />

Die farbenfrohe Webkunst des guatemaltekischen<br />

Hochlandes zählt zu<br />

der bedeutendsten und vielfältigsten<br />

in ganz Lateinamerika. Sie besticht<br />

durch ihre aufwendigen Webtechniken<br />

und Muster. Frauen stellen<br />

die Textilien auf dem manuellen<br />

Webstuhl her.<br />

Die traje, also die traditionelle Kleidung,<br />

ist Ausdruck für die kulturelle<br />

Identität der Maya. Sie spiegelt politische,<br />

soziale und religiöse Umstände<br />

wider. Ihre Wurzeln reicht bis weit<br />

in die vorspanische Zeit zurück. Die<br />

Ausstellung zeigt ausgewählte Textilien<br />

aus der Sammlung Giuseppe und<br />

Gunhild Avitabile, die in den Jahren<br />

1984 bis 1986 entstanden ist.<br />

Sonderausstellung im<br />

Zweigmuseum Oettingen<br />

Schlossstrasse 1<br />

D-86732 Oettingen in Bayern<br />

T: +49 (0)9082 3910<br />

www.voelkerkundemuseummuenchen.de<br />

Di–So 11–17 Uhr<br />

Eintritt: e 2,50/ermässigt e1,50<br />

Gesichter des Buddha<br />

Kunst des Buddhismus in Asien<br />

26. März 2010–1. Februar 2011<br />

Die Lehre des Buddha, etwa im 5. Jh.<br />

v. u. Z. in Indien entstanden, ist noch<br />

heute eine der grossen Religionen<br />

Asiens. Gezeigt werden Meisterwerke<br />

buddhistischer Skulptur und<br />

Malerei aus fast zwei Jahrtausenden.<br />

Die Objekte stammen aus den<br />

Sammlungen des Staatlichen Museums<br />

für Völkerkunde München. Sie<br />

geben dem Betrachter Einblick in die<br />

Vielfalt und Ästhetik der Kulturen<br />

des östlichen und südlichen Asiens.<br />

Kunsthalle der Hypo-Kulturstiftung<br />

Theatinerstrasse 8<br />

D-80333 München<br />

T: + 49 (0)89 224412<br />

F: + 49 (0)89 291609-81<br />

www.hypo-kunsthalle.de<br />

kontakt@hypo-kunsthalle.de<br />

während der Ausstellung täglich<br />

10–20 Uhr<br />

Eintritt: e 12,–/ermässigt e 5,–<br />

Maharaja<br />

Pracht der indischen Fürstenhöfe<br />

bis 24. Mai 2010<br />

Die Kunsthalle der Hypo-Kulturstiftung<br />

ist stolz darauf, als Partner<br />

des Victoria and Albert Museums<br />

„Maharaja: Pracht der indischen Fürstenhöfe“<br />

zu präsentieren. München<br />

ist neben London der einzige Ort,<br />

an dem diese aussergewöhnliche<br />

Präsentation gezeigt wird. Es ist die<br />

erste Schau, die einen umfassenden<br />

Blick auf die Welt der Maharajas<br />

und ihre einzigartig reiche Kultur<br />

wirft. Die Ausstellung zeigt mehr<br />

als 250 herausragende Objekte;<br />

viele kommen zum ersten Mal nach<br />

Europa und stammen aus Indiens<br />

Herrschersammlungen. Darunter drei<br />

Throne, eine Sänfte – angefertigt aus<br />

vergoldetem Silber –, mit Edelsteinen<br />

besetzte Waffen, Gemälde, Fotografien,<br />

indischer Turbanschmuck und<br />

Schmuck, der bei Cartier und Van<br />

Cleef & Arpels im 20. Jahrhundert in<br />

Auftrag gegeben wurde.<br />

Die Ausstellungsgegenstände<br />

stammen aus drei Jahrhunderten und<br />

umspannen den Zeitraum vom 18.<br />

Jahrhundert, dem Beginn der grossen<br />

Ära der Maharajas, bis 1947, dem<br />

Ende der britischen Herrschaft in<br />

Indien. Damit wird der geschichtliche<br />

und gesellschaftliche Wandel<br />

der Rolle der Maharajas wie auch ihr<br />

Einfluss als Kunstmäzene Indiens und<br />

Europas anhand ebenso seltener wie<br />

schöner Stücke veranschaulicht.<br />

Die königlichen Sammlungen von<br />

Udaipur und Jodhpur stellen einige<br />

herausragende Gemälde und<br />

Objekte als Leihgaben zur Verfügung.<br />

Ein weiteres Objekt, das zum ersten<br />

Mal in Europa zu sehen sein wird,<br />

ist das Kollier von Patiala, Teil des<br />

grössten Einzelauftrags, den Cartier<br />

jemals ausführte. Das Kollier wurde<br />

1928 fertiggestellt und im Jahr 2002<br />

restauriert; es fasste ursprünglich<br />

2 930 Diamanten und kam auf fast<br />

1 000 Karat.<br />

Galerie von Miller<br />

St. Anna-Str. 16<br />

D-80538 München<br />

T: +49 (0)89 2193-9180<br />

F: +49 (0)89 2193-9197<br />

galerie.von.miller@gmx.de<br />

www.galerievonmiller.de<br />

Di–Fr 12–18.30 Uhr, Sa nach<br />

Vereinbarung<br />

EISEN – Blut der Erde<br />

bis 30. April 2010<br />

Die Geschichte der figurativen Eisenverarbeitung<br />

ist relativ schwach<br />

dokumentiert, obwohl die Belege<br />

für die früheste Eisenverhüttung und<br />

-verarbeitung in Schwarzafrika auf<br />

die ersten Jahrhunderte vor unserer<br />

Zeitrechnung zurückgehen. Eisen<br />

und Bronze gelten als Blut der Erde,<br />

als Geschenk des Weltenschöpfers<br />

und als Exkrement Gottes. Diese<br />

Materialien sind nahezu unzerstörbar<br />

und doch wandlungsfähig. Sie<br />

haben das Leben der Afrikaner in den<br />

letzten zwei bis drei Jahrtausenden<br />

nachhaltig geprägt. Die Ausstellung<br />

gibt einen eindrucksvollen Überblick<br />

über die Formenvielfalt von Eisen,<br />

dem Blut der Erde.<br />

106 A 4 Magazin für Aussereuropäische Kunst und Kultur


Magazin für Aussereuropäische Kunst und Kultur A 4 107


agenda deutschland<br />

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© Pressebilder des jeweiligen Veranstalters<br />

neuss<br />

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osnabrück<br />

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Langen Foundation<br />

Kunst- und Ausstellungshaus<br />

Raketenstation Hombroich 1<br />

D-41472 Neuss<br />

T: +49 (0)2182 5701-0<br />

F: +49 (0)2182 5701-10<br />

info@langenfoundation.de<br />

www.langenfoundation.de<br />

täglich 10–18 Uhr<br />

Eintritt: e 7,50/ermässigt e 5,–<br />

Skulpturen asiatischer<br />

Gottheiten<br />

aus der Sammlung Viktor und<br />

Marianne Langen<br />

bis 16. Mai 2010<br />

<strong>Der</strong> Hinduismus ist die drittgrösste<br />

Religion der Erde und fand wie der<br />

Buddhismus und Jainismus seinen<br />

Ursprung in Indien. Heute ist er die<br />

meistverbreitete Religion in Indien,<br />

Nepal und Bali. Die Ausstellung<br />

befasst sich neben dem Hinduismus<br />

auch mit dem Buddhismus, der<br />

viertgrössten Weltreligion, und dem<br />

Jainismus. Letzterer ist wie auch das<br />

Christentum und der Buddhismus<br />

eine Stifterreligion und bezieht sich<br />

auf die historische Persönlichkeit<br />

Mahaviras.<br />

Als Viktor und Marianne Langen<br />

1959 das erste Mal nach Indien<br />

reisten, wurde ihr Interesse für die<br />

Ausdrucksformen des Buddhismus,<br />

Jainismus und Hinduismus umgehend<br />

geweckt und sie begannen<br />

Skulpturen der Gottesbilder dieser<br />

Glaubensbekenntnisse zu sammeln.<br />

Unter dem Titel „Das Gottesbild in<br />

Ostasien“ wurde die Ausstellung bereits<br />

im vergangenen Jahr präsentiert<br />

und anschliessend in der Kunsthal in<br />

Rotterdam gezeigt. Nun ist die<br />

aussergewöhnliche Skulpturen-<br />

Schau, die die Suche nach dem<br />

Gottesbild der Religionen Hinduismus,<br />

Buddhismus und Jainismus<br />

exemplifiziert, in einer veränderten<br />

Form im sogenannten Japanraum<br />

der Langen Foundation nochmals<br />

zu sehen.<br />

Bis vor zweitausend Jahren besassen<br />

der Buddhismus, Hinduismus und<br />

Jainismus keine Gottesbilder in<br />

menschlicher Form. Erst durch die<br />

Verbreitung des Theismus und der<br />

„Bhakti“ Frömmigkeit, wuchs in Indien<br />

der Bilderkult. Fortan existierte<br />

eine Vielfalt an göttlichen Erscheinungen,<br />

die teilweise menschliche<br />

Gestalt annahmen.<br />

Diese Erscheinungen offenbaren<br />

sich in den rund 40 Skulpturen in<br />

Bronze und Stein aus zwei Jahrtausenden.<br />

Die Sammlung göttlicher<br />

Skulpturen ist facettenreich in ihren<br />

unterschiedlichen Darstellungen des<br />

Gottesbildes und auch in der Herkunft<br />

der Werke. Eine der ältesten<br />

Skulpturen in der Ausstellung ist ein<br />

Bodhisattva-Torso aus Pakistan, der<br />

in seiner detaillierten Darstellung<br />

realistisch wirkende menschliche<br />

Züge einnimmt. Im Gegensatz dazu<br />

gibt es Skulpturen wie die tantrische<br />

Gottheit mit fünf Köpfen aus Kambodscha,<br />

die die menschliche Gestalt<br />

in abstrakter Form darstellen, um<br />

die Attribute Gottes beispielsweise<br />

durch die Vielzahl der Hände und<br />

Köpfe und deren Haltung zu verbildlichen.<br />

Diese verschiedenen Darstellungsformen<br />

der Skulpturen spiegeln<br />

die veränderten historischen und<br />

gesellschaftlichen Verhältnisse der<br />

einzelnen Länder wider und zeichnen<br />

die Suche nach dem Gottesbild nach,<br />

die durch die Umwandlung religiöser<br />

Kunst entstanden ist.<br />

Kunsthalle Dominikanerkirche<br />

Hasemauer 1<br />

D-49074 Osnabrück<br />

T: +49 (0)541 323-2190<br />

F: +49 (0)541 323-2707<br />

kunsthalle@osnabrueck.de<br />

Während der Ausstellung geöffnet:<br />

Di–Fr 11–18 Uhr, Sa, So 10–18 Uhr,<br />

Mo geschlossen<br />

Eintritt: e 3,–/ermässigt: e 1,50<br />

HABARI AFRIKA<br />

Schönheit und Schrecken in der<br />

Kunst Afrikas<br />

11. Juni–25. Juli 2010<br />

Die Ausstellung zeigt Exponate aus<br />

den Sammlungen Reinhard Klimmt<br />

und Gunter Péus sowie aktuelle<br />

Kunstprojekte afrikanischer Künstler.<br />

Die Sammlung des ehemaligen<br />

saarländischen Ministerpräsidenten<br />

und Bundesverkehrsministers<br />

Reinhard Klimmt mit Schwerpunkten<br />

auf Türen und Kopfbedeckungen<br />

bildet den „historischen“ Kern der<br />

Ausstellung. Gunter Péus, langjähriger<br />

Afrika-Korrespondent des ZDF,<br />

hat vor allem Gemälde, Zeichnungen<br />

und Grafiken gesammelt, die einen<br />

profunden Einblick in die Szene vom<br />

Ende der Kolonialzeit bis zum Jahr<br />

2000 gewähren.<br />

108 A 4 Magazin für Aussereuropäische Kunst und Kultur


stuttgart<br />

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windach am ammersee<br />

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Linden-Museum Stuttgart<br />

Staatliches Museum für<br />

Völkerkunde<br />

Hegelplatz 1, D-70174 Stuttgart<br />

T: +49 (0)711 2022-3<br />

F: +49 (0)711 2022-590<br />

info@lindenmuseum.de<br />

www.lindenmuseum.de<br />

Di–So 10–17 Uhr, Mi 10–20 Uhr,<br />

Mo geschlossen<br />

Eintritt: e 3,–/ermässigt e 2,–/<br />

Kinder bis 13 J. frei<br />

Mi 17–20 Uhr Eintritt frei<br />

Südsee-Oasen<br />

Leben und Überleben im<br />

Westpazifik<br />

bis 6. Juni 2010<br />

Mikronesien: ungezählte Inseln, von<br />

Palmen umsäumte Sandstrände,<br />

bunte Unterwasserwelten – die<br />

europäische Vorstellung eines<br />

Traumurlaubs. Gleichzeitig ist die Inselwelt<br />

ein Brennpunkt des globalen<br />

Klimawandels: Das Korallensterben<br />

bedroht die Riffe, Sturmfluten die<br />

Bewohnbarkeit einzelner Inseln und<br />

den Lebensraum ganzer Staaten.<br />

Die Ausstellung verbindet die Sicht<br />

auf die faszinierende Unterwasserwelt<br />

der Korallen, Atolle und Riffe<br />

mit Fragen nach dem traditionellen<br />

Leben und Überleben in dieser Inselwelt.<br />

Sie beleuchtet die Deutung und<br />

Nutzung der Umwelt, die sozialen<br />

Strukturen und die besonderen<br />

kulturellen Leistungen in Bootsfahrt<br />

und Navigation, Architektur, Kunst<br />

und Design, die diesem Leben sein<br />

ganz besonderes Gepräge gaben und<br />

geben.<br />

Weltbild und Kultur der Mikronesier<br />

spiegeln die Bedingungen der Umwelt.<br />

Die überregionale Vernetzung<br />

durch Hochseereisen war Teil der<br />

Überlebensstrategie. Zentrum<br />

dieses Ausstellungsteils ist ein bei<br />

Führungen für die Besucher/innen<br />

zugängliches Auslegerkanu in<br />

originaler Grösse von Yap, das den<br />

Modellen und dem Segelzubehör<br />

der Sammlung Dimension und Fokus<br />

gibt. Film- und Videosequenzen<br />

verdeutlichen die Lebensräume Land<br />

und Meer und machen Bootsbau,<br />

Sternenkompass und Segeltechniken<br />

in ihrer Komplexität erfahrbar.<br />

Die Welt der Götter und Geister wird<br />

durch ein originales „Götterhaus“<br />

von Palau, durch Skulpturen, Masken<br />

und Segelzauber lebendig, mit denen<br />

man jenseitige Kräfte mobilisierte,<br />

ergänzt durch Blütenkränze, mit<br />

denen die Frauen vielerorts ihre<br />

Verbindung zu Geistern und Ahnen<br />

demonstrieren. Grosse Zeremonialwschalen,<br />

Tanzschmuck, Kleidung<br />

und Geldformen ermöglichen einen<br />

Blick auf die grossen Feste, die bis<br />

heute die Stationen des individuellen<br />

Lebens – Geburt und Tod – und die<br />

Einweihung von Versammlungs- und<br />

Bootshäusern begleiten. Rüstungen<br />

und Waffen von Kiribati verweisen<br />

auf den vormals kriegerischen Aspekt<br />

mikronesischer Kulturen.<br />

Sporttraditionen in Afrika<br />

1. Mai–28. Juli 2010<br />

In dieser Kabinettausstellung ist<br />

zu sehen, dass Sport schon in der<br />

vorkolonialen Tradition Afrikas eine<br />

wichtige Rolle spielt, ob es sich nun<br />

um Ringkämpfe bei den Wolof (Senegal),<br />

rituelle Bootsrennen bei den<br />

Duala (Kamerun) oder um die Trophäe<br />

in Form einer Mädchenskulptur<br />

für den Sieger beim Wetthacken auf<br />

den Yamsfeldern der Senufo (Elfenbeinküste)<br />

handelt. Anhand später<br />

eingeführter westlicher Sportarten,<br />

wie Fussball, Boxen oder Geräteturnen,<br />

lässt sich zeigen, wie diese in die<br />

afrikanische Kultur integriert wurden<br />

(Elfenbeinküste, Ghana, Kamerun,<br />

Tansania).<br />

Privatmuseum für<br />

aussereuropäische Kunst<br />

Schützenstrasse 4–5<br />

D-86949 Windach am Ammersee<br />

T: +49 (0)172 8412212<br />

Besichtigung nach telefonischer<br />

Anmeldung<br />

Afrika Kleinplastik<br />

1. Mai bis 1. Juni 2010<br />

Magazin für Aussereuropäische Kunst und Kultur A 4 109


agenda international<br />

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© Pressebilder des jeweiligen Veranstalters<br />

Figur, Bangwa, Kamerun<br />

Holz, Pigmente<br />

© Musée Dapper, Foto Hughes Dubois<br />

belgien<br />

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frankreich<br />

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Tervuren<br />

Royal Museum for Central Africa<br />

(RMCA)<br />

Leuvensesteenweg 13<br />

B-3080 Tervuren<br />

T: +32 (0)2 7695211<br />

F: +32 (0)2 7695638<br />

info@africamuseum.be<br />

www.africamuseum.be<br />

Di–Fr 10–17 Uhr; Sa, So 10–18 Uhr<br />

Eintritt: € 4,–/ermässigt € 1,50<br />

100 years museum in<br />

100 photographs<br />

30. April 2010–9. Januar 2011<br />

Das derzeitige Museumsgebäude<br />

wurde am 30. April 1910 von König<br />

Albert I. eingeweiht. Zum 100.<br />

Geburtstag veranstaltet die Stadt<br />

Tervuren gemeinsam mit dem<br />

Museum eine Fotografie-Ausstellung<br />

im Park.<br />

Congo River<br />

4 700 kilometres bursting<br />

with nature and culture<br />

27. April 2010–9. Januar 2011<br />

Auf über 4 500 km Länge und bis zu<br />

30 km Breite zeigt der <strong>Kongo</strong>-<strong>Fluss</strong><br />

viele Gesichter: Er fliesst ruhig durch<br />

die Ebenen, aber auch tosend durch<br />

Stromschnellen und Wasserfälle.<br />

Die Lebensader Zentralafrikas ist<br />

eine Quelle von ausserordentlicher<br />

biologischer, geografischer und kultureller<br />

Vielfalt.<br />

Die Ausstellung folgt dem <strong>Kongo</strong> von<br />

seiner Quelle bis zur Mündung durch<br />

den äquatorialen Regenwald und<br />

behandelt dieses Thema basierend<br />

auf den Sammlungen und Forschungen<br />

des RMCA.<br />

Indépendance!<br />

Congolese tell their stories of 50<br />

years of independence<br />

11. Juni 2010–9. Januar 2011<br />

30. Juni 1960: <strong>Der</strong> <strong>Kongo</strong> erklärt<br />

seine Unabhängigkeit. 50 Jahre<br />

später organisiert das Museum<br />

eine Ausstellung, die dieses Ereignis<br />

Unabhängigkeit in seiner historischen,<br />

politischen und geografischen<br />

Bedeutung beleuchtet. Die Hauptakteure,<br />

die <strong>Kongo</strong>lesen selbst, stehen<br />

im Mittelpunkt. Damit präsentiert<br />

die Ausstellung die unzähligen<br />

persönlichen Erlebnisse, historischen<br />

Interpretationen und politischen<br />

Ereignisse dieser Zeit, die bis heute<br />

präsent sind. Mit Archivmaterial,<br />

Objekten, Fotografien, Zeitzeugen,<br />

Filmmaterial und themenbezogenen<br />

Kunstobjekten bietet die Ausstellung<br />

eine Vielfalt an Perspektiven.<br />

Paris<br />

Musée du quai Branly<br />

222 rue de l’Université<br />

37 quai Branly, F-75007 Paris<br />

T: +33 (0)1 56617000<br />

contact@quaibranly.fr<br />

www.quaibranly.fr<br />

Di–So 10–18.30 Uhr, Do bis<br />

21.30 Uhr, Mo geschlossen<br />

Eintritt: € 8,50/ermässigt € 6,–<br />

La Fabrique des images<br />

bis Juli 2011<br />

Die dritte anthropologische Ausstellung<br />

des Musée du quai Branly<br />

widmet sich den ikonografischen<br />

Modellen der Menschheit auf fünf<br />

Kontinenten. Die Ausstellung zeigt<br />

auf, was auf Anhieb in einem Bild<br />

nicht gesehen wird: jene Effekte,<br />

die die Verfasser erzielen wollen,<br />

Wirkungen, die unser okzidentaler<br />

Blick nicht entschlüsselt.<br />

Sexe, mort et sacrifice<br />

dans la religion Mochica<br />

bis 30. Mai 2010<br />

Die Moche-Kultur (auch Mochica<br />

genannt), benannt nach dem <strong>Fluss</strong><br />

Moche, entwickelte sich vom 1. Jh.<br />

bis zum 8. Jh. an der Nordküste<br />

Perus. Die vom Museo Chileno de<br />

Arte Precolombino (Santiago de<br />

Chile) konzipierte Ausstellung<br />

schneidet ein sehr komplexes Thema<br />

an: Die Riten in Zusammenhang mit<br />

dem Übergang des Herrschers –<br />

des höchsten Würdenträgers, der<br />

ungeteilt über seine Untertanen und<br />

die Natur herrschte – von der Welt<br />

der Lebenden in die Welt der Toten.<br />

Da eine Schrift in der Kultur fehlte,<br />

wurden kunstvolle Keramiken bei<br />

den Kulthandlungen eingesetzt.<br />

Musée Dapper<br />

35 rue Paul Valéry, F-75116 Paris<br />

T: +33 (0)1 45000150<br />

communication@dapper.com.fr<br />

www.dapper.com.fr<br />

Mi–Mo 11–19 Uhr, Di geschlossen<br />

L’Art d’être un homme<br />

bis 11. Juli 2010<br />

Im Mittelpunkt der Ausstellung<br />

stehen Ornamente und Symbole, die<br />

für die männliche Identität in Afrika<br />

südlich der Sahara und in Ozeanien<br />

bezeichnend sind.Die Ausstellung<br />

zeigt eine Vielzahl unterschiedlicher<br />

Werke, wie Schmuck, Skulpturen,<br />

Kleidung, Insignien, und geht auf<br />

die materiellen und symbolischen<br />

Bedeutungen ein, die den Objekten<br />

beigemessen werden.<br />

Musée du Louvre<br />

F-75058 Paris Cedex 01<br />

T: +33 (0)1 40205050<br />

F: +33 (0)1 40205452<br />

www.louvre.fr<br />

Mi–Mo 9–18 Uhr, Di geschlossen<br />

Eintritt: € 6,–<br />

Méroé, un empire<br />

sur le Nil Antiquités<br />

égyptiennes<br />

bis 6. September 2010<br />

Routes d’Arabie – Trésors<br />

archéologiques du royaume<br />

d’Arabie saoudite<br />

16. Juli bis 27. September 2010<br />

110 A 4 Magazin für Aussereuropäische Kunst und Kultur


grossbritannien<br />

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Kanada<br />

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spanien<br />

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usa<br />

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London<br />

Toronto<br />

Barcelona<br />

New York<br />

The British Museum<br />

Great Russell Street<br />

GB-London WC1B 3DG<br />

T: +44 (0)20 73238299<br />

(information desk)<br />

visitorinformation@thebritish<br />

museum.ac.uk<br />

www.thebritishmuseum.ac.uk<br />

So–Mi 9–18 Uhr, Do–Sa 9–23 Uhr<br />

Eintritt frei<br />

Kingdom of Ife<br />

Sculptures from West<br />

Africa<br />

bis 6. Juni 2010<br />

Eine sehenswerte Ausstellung, die<br />

der Kunst von Ife, dem früheren<br />

Yoruba-Staat in Westafrika (im heutigen<br />

Südwesten Nigerias), gewidmet<br />

ist und über 100 aussergewöhnliche<br />

Bronze-, Terrakotta- und Steinskulpturen<br />

aus dem 9. bis 15. Jh. zeigt.<br />

Viele der Exponate waren noch nie<br />

ausserhalb Nigerias zu sehen.<br />

Impressions of Africa:<br />

money, medals and stamps<br />

bis 6. Februar 2011<br />

South Africa<br />

Landscape<br />

29. April–10. Oktober 2010<br />

Royal Ontario Museum<br />

100 Queen’s Park<br />

Toronto, Ontario M5S 2C6<br />

T: +1 416 5868000<br />

www.rom.on.ca<br />

Stitching Community<br />

African Canadian Quilts From<br />

Southern Ontario<br />

bis 6. September 2010<br />

Coffee & Smokes<br />

in Medieval Yemen<br />

bis Juli 2010<br />

The Warrior Emperor and<br />

China’s Terracotta Army<br />

ab Juni 2010<br />

Museu Barbier-Mueller<br />

D’Art Precolombi de Barcelona<br />

Montcada, 12–14<br />

E-08003 Barcelona<br />

T: +34 (0)93 3104516<br />

F: +34 (0)93 2683938<br />

museubarbier@mail.bcn.es<br />

www.barbier-mueller.ch<br />

Mo–Sa 10–18 Uhr, So und Feiertage<br />

10–15 Uhr, Mo (ausser Feiertage)<br />

geschlossen<br />

Eintritt: € 3,–/ermässigt € 1,50<br />

Kinder bis 16 Jahre frei<br />

Chefs d’œuvre de l’art<br />

précolombien dans<br />

les collections Barbier-<br />

Mueller<br />

bis April 2010<br />

Die Ausstellung bietet die einzigartige<br />

Möglichkeit, das grandiose<br />

Vermächtnis der Urvölker Mexicos,<br />

Costa Ricas, Panamas, Kolumbiens,<br />

Venezuelas, Ecuadors, Perus und<br />

des Amazonien-Gebietes kennen zu<br />

lernen und die Komplexität sowie<br />

den Reichtum dieser Neuen Welt zu<br />

verstehen.<br />

The Metropolitan Museum of Art<br />

1000 Fifth Avenue at 82nd Street<br />

New York, New York 10028-0198<br />

T: +1 212 535 7710<br />

www.metmuseum.org<br />

Di–Do 9.30–17.30 Uhr, Fr, Sa<br />

9.30–21.00 Uhr, So 9.30–17.30 Uhr,<br />

Mo geschlossen<br />

Eintritt:<br />

€ 15,–/ermässigt €10,–/€ 7,–<br />

Five Thousand Years<br />

of Japanese Art:<br />

Treasures from the<br />

Packard Collection<br />

bis 6. Juni 2010<br />

Celebration: The Birthday<br />

in Chinese Art<br />

bis 15. August 2010<br />

Sounding the Pacific:<br />

Musical Instruments of<br />

Oceania<br />

bis 6. September 2010<br />

Tutankhamun’s Funeral<br />

bis 6. September 2010<br />

Epic India: Scenes from<br />

the Ramayana<br />

bis 27. September 2010<br />

Tibetan Arms and Armor<br />

from the Permanent<br />

Collection<br />

bis Herbst 2010


agenda messen/auktionen<br />

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© Lempertz<br />

© Koller Zürich<br />

© Zemanek<br />

messen<br />

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auktionen<br />

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New York<br />

Brüssel<br />

New York<br />

Würzburg<br />

The New York<br />

International Tribal<br />

& Textile Arts Show<br />

14.–17. Mai 2010<br />

The Market Suites at<br />

7W New York<br />

7 West 34th Street at 5th Avenue<br />

opposite the Empire State Building<br />

New York, NY, 10001<br />

Brüssel<br />

BRUNEAF<br />

9.–13. Juni 2010<br />

Brussels Non-European Art Fair<br />

13, Impasse Saint Jacques<br />

B-1000 Brüssel<br />

T: +32 (0)2 5140209<br />

F: +32 (0)2 5140209<br />

info@bruneaf.com<br />

www.bruneaf.com<br />

Kunsthaus Lempertz<br />

www.lempertz.com<br />

Afrika/Tribal Art<br />

24. April 2010<br />

Hong Kong<br />

Christie’s<br />

www.christies.com<br />

T: +852 2521 5396<br />

Southeast Asian Modern<br />

and Contemporary Art<br />

30. Mai 2010<br />

Köln<br />

Kunsthaus Lempertz<br />

www.lempertz.com<br />

Sotheby’s<br />

www.sothebys.com<br />

African, Oceanic and<br />

Precolumbian ArT<br />

14. Mai 2010, 10 Uhr<br />

Besichtigung: 8., 9., 10., 11., 12., 13.<br />

Mai 2010<br />

Bonham’s<br />

www.bonhams.com<br />

African and Oceanic Art<br />

13. Mai 2010<br />

New York<br />

Paris<br />

Christie’s<br />

www.christies.com<br />

T: +33 (0)1 4076 8585<br />

Zemanek-Münster<br />

Hoerleingasse 3-5<br />

D-97070 Würzburg<br />

T: +49 (0)931 17721<br />

F: +49 (0)931 17736<br />

info@tribal-art-auktion.de<br />

www.tribal-art-auction.com<br />

Tribal Art Auktion<br />

10. Juli 2010<br />

Zürich<br />

Auktionshaus<br />

Galerie Koller<br />

Hardturmstrasse 102<br />

CH-8031 Zürich<br />

T: +41 (0)44 4456363<br />

F: +41 (0)44 2731966<br />

office@galeriekoller.ch<br />

www.galeriekoller.ch<br />

BOAF<br />

9.–13. Juni 2010<br />

Brussels Oriental Art Fair<br />

The SABLON<br />

Rue Mignot Delstanche 17<br />

B-1050 Brüssel<br />

T: +32 (0)2 3444171<br />

www.boafair.be<br />

info@boafair.be<br />

BAAF 2010<br />

9.–15. Juni 2010<br />

The Ancient Brussel Art Fair<br />

Quartier des Sablon<br />

Brüssel<br />

info@baaf.be<br />

www.baaf.be<br />

Asiatische Kunst<br />

China, Tibet/Nepal, Indien,<br />

Südostasien, Korea, Japan<br />

11./12. Juni 2010<br />

München<br />

Neumeister<br />

Münchener Kunstauktionshaus<br />

Barerstrasse 374<br />

D-80799 München<br />

T: +49 (0)89 231710-0<br />

F: +49 (0)89 231710-55<br />

info@neumeister.com<br />

www.neumeister.com<br />

AUKTION<br />

AFRIKA & MODERNE<br />

10. Juni 2010<br />

Besichtigung 3.–8. Juni 2010<br />

Art d’Asie<br />

8. Juni 2010<br />

Besichtigung: 4., 5., 7. Juni 2010<br />

Art Africain et Océanien<br />

15. Juni 2010<br />

Besichtigung: 11., 12., 14.,<br />

15. Juni 2010<br />

Sotheby’s Paris<br />

www.sothebys.com<br />

T: +33 (0)1 5305 5305<br />

Asian Art<br />

9. Juni 2010, 10.30 und 14.30 Uhr<br />

Besichtigung: 5., 7., 8. Juni 2010<br />

Afrikanische Kunst<br />

28. Juni 2010<br />

Besichtigungen:<br />

Genf: 10. bis 18. Mai 2010<br />

München: 27./28. Mai 2010<br />

Zürich: 12. bis 26. und 28. Juni 2010<br />

112 A 4 Magazin für Aussereuropäische Kunst und Kultur


textile kunst<br />

aus afrika<br />

Sonderausstellung von<br />

23. Mai bis 12. September 2010<br />

Haus der Völker Kulturverein<br />

St. Martin 16, A-6130 Schwaz/Tirol, Austria, Tel. +43-(0)5242-66090<br />

info@hausdervoelker.com · www.hdv-online.eu<br />

Täglich geöffnet von 10 bis 18 Uhr


Reisspeicher des Rautenstrauch-Joest-<br />

Museums vor dem Abbau in Tana<br />

Toraja, Sulawesi, Indonesien.<br />

© Foto Ursula Schulz-Dornburg, 1984<br />

Fokus Deutschland<br />

Das kommende A 4 wird sich als „Special“ den Sammlern, Galerien<br />

und Museen Deutschlands widmen. Die Idee eines Schwerpunktes<br />

wurde schon einmal verwirklicht, im Heft Nr. 6, das die Schweizer<br />

Kulturvermittler und Sammler zum Thema machte. Dabei werden<br />

besondere Ereignisse berücksichtigt, wie etwa die Neueröffnung<br />

des Kölner Rautenstrauch-Joest-Museums, das zu den bedeutendsten<br />

Völkerkundemuseen Deutschlands zählt. Seine Sammlung<br />

umfasst neben rund 65 000 Objekten einen Bestand von 100 000<br />

historischen ethnografischen Fotografien sowie eine überregional<br />

bedeutende Fachbibliothek mit 40 000 Bänden. Seit Jänner 2008<br />

ist das Museum am Ubierring geschlossen. <strong>Der</strong> kurz vor der Fertigstellung<br />

stehende Neubau wird erheblich mehr Platz für Ausstellungen<br />

bieten und das Museum als einen lebendigen Ort der<br />

Begegnung erfahrbar machen. Voll Spannung erwarten wir<br />

dieses Ereignis.<br />

Darüber hinaus werden aber auch alle Galerien und Ausstellungsorte<br />

aufgenommen, die in den letzten Jahren Deutschland zu<br />

einem wichtigen Schauplatz aussereuropäischer Kunst gemacht<br />

haben. Aktuelles und Geschichten aus fernen Kulturen machen das<br />

kommende Heft zu einem spannenden Bild- und Textmagazin.<br />

114 A 4 Magazin für Aussereuropäische Kunst und Kultur<br />

International<br />

Issue No. 11<br />

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vorschau<br />

Magazin<br />

für Aussereuropäische<br />

Kunst und Kultur<br />

Afrika<br />

Australien<br />

Asien<br />

Amerikas<br />

02 / 10<br />

Fokus Deutschland


Afrikanische Kunst<br />

Nächste Auktion: 28. Juni 2010<br />

Vorbesichtigung: Zürich: 12. - 26. Juni 2010<br />

Widderkopf<br />

Owo, Nigeria, H: 41,5 cm<br />

Schweizer Privatsammlung<br />

Schätzung: € 10'000 / 20'000


G o l d i n d e r K u n s t W e s t a f r i k a s<br />

Sonderausstellung Juni bis August 2010<br />

Katalog erhältlich unter www.walu.ch<br />

Tit.Nr. 4913<br />

Rämistrasse 25 · 8001 Zürich · Switzerland · Tel. +41 44 280 20 00 · info@walu.ch · www.walu.ch

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