Fachdidaktische Grundlagen - Didaktik der Mathematik ...
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Fachdidaktische Grundlagen - Didaktik der Mathematik ...
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Jürgen Roth<br />
<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong><br />
Homepage zur Veranstaltung: http://www.juergen-roth.de � Lehre<br />
<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 1
Jürgen Roth<br />
Literaturdatenbanken<br />
MathEduc<br />
Vifamath<br />
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Bücher & Zeitschriften<br />
<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 2
Jürgen Roth<br />
<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong><br />
1. Was ist / soll <strong>Mathematik</strong>didaktik?<br />
2. Rahmenbedingungen des MU<br />
3. Warum <strong>Mathematik</strong>unterricht?<br />
4. Lernziele im <strong>Mathematik</strong>unterricht<br />
5. Beispiel: Satzgruppe des Pythagoras<br />
6. Wie funktioniert Lernen?<br />
7. Didaktische Prinzipien<br />
8. Begriffe erarbeiten<br />
9. Sachverhalte erarbeiten<br />
10. Algorithmen erarbeiten<br />
11. Anwenden und Modellieren<br />
12. Problemlösen<br />
13. Unterrichtsplanung<br />
14. Computereinsatz am Beispiel DGS<br />
Inhalte<br />
<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 3
Jürgen Roth<br />
<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong><br />
1 Was ist / soll<br />
<strong>Mathematik</strong>didaktik?<br />
<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 4
Jürgen Roth<br />
„Lehre vom Lehren und Lernen“<br />
aus lat. didactica < gr. didaktiké [téchne]<br />
gr. didaktikós „lehrhaft“<br />
gr. didáskein „lehren“<br />
Was ist <strong>Didaktik</strong>?<br />
Duden - Das Herkunftswörterbuch<br />
[die; griechisch] ursprünglich die "Kunst des Lehrens".<br />
Begriff allgemeine <strong>Didaktik</strong> wird unterschiedlich verwendet:<br />
als Unterrichtslehre, Wissenschaft vom Unterricht;<br />
als Bildungslehre, Theorie <strong>der</strong> Bildungsinhalte<br />
und des Lehrplans.<br />
wissen.de<br />
<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 5
Jürgen Roth<br />
Was ist <strong>Didaktik</strong>?<br />
Führer: Pädagogik des <strong>Mathematik</strong>unterrichts. Vieweg, 1997, S. 14<br />
<strong>Didaktik</strong> ist <strong>der</strong> Versuch, folgende Frage im Hinblick<br />
auf Lehren, Lernen und Unterricht zu beantworten:<br />
Wer<br />
soll was<br />
mit wem<br />
wie lange,<br />
wie intensiv<br />
und mit welcher Hilfe<br />
zu welchem Zweck<br />
und warum<br />
tun?<br />
<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 6
Jürgen Roth<br />
<strong>Mathematik</strong><br />
(Lern- &<br />
Entwicklungs-)<br />
Psychologie<br />
Soziologie<br />
Was ist <strong>Mathematik</strong>didaktik?<br />
Wittmann: Grundfragen des <strong>Mathematik</strong>unterrichts. Vieweg, 1981 6 , S. 2<br />
<strong>Mathematik</strong>didaktik<br />
ist die<br />
Bezugswissenschaft<br />
für <strong>Mathematik</strong>lehrkräfte<br />
Pädagogik<br />
Gesellschaftswissenschaften<br />
allg. <strong>Didaktik</strong><br />
Unterrichtspraxis<br />
Schulwirklichkeit<br />
<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 7
Jürgen Roth<br />
präskriptiv<br />
<strong>Mathematik</strong>didaktik ist …<br />
macht Aussagen darüber, welche Inhalte und Unterrichtsmethoden<br />
bzgl. anzustreben<strong>der</strong> inhalts- und verhaltensbezogener<br />
Qualifikationen möglichst effektiv sind<br />
konstruktiv<br />
entwickelt Curricula, Lehrverfahren, Lernmaterialien u.v.m.<br />
integrativ<br />
Wittmann: Grundfragen des <strong>Mathematik</strong>unterrichts. Vieweg, 1981 6 , S. 2<br />
versucht sämtliche Dimensionen des Tätigkeitsfeldes von<br />
<strong>Mathematik</strong>lehrkräften in ein kohärentes System zu bringen<br />
<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 8
Jürgen Roth<br />
Sag Freund,<br />
was ist denn<br />
Theorie?<br />
Und was<br />
ist Praxis?<br />
Theorie und Praxis<br />
Wittmann: Grundfragen des <strong>Mathematik</strong>unterrichts. Vieweg, 1981 6 , S. 7<br />
Wenn‘s stimmen soll<br />
und stimmt doch nie!<br />
Frag nicht dumm!<br />
Wenn‘s stimmt und<br />
keiner weiß warum.<br />
<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 9
Jürgen Roth<br />
<strong>Mathematik</strong>didaktische<br />
Forschung<br />
Schoenfeld: Purposes and Methods of Research in Mathematics Education. In: Notices of the AMS, 2000, p. 641-649<br />
„Research in mathematics education has<br />
two main purposes, one pure and one applied.<br />
Pure (Basic Science)<br />
To un<strong>der</strong>stand the nature of mathematical<br />
thinking, teaching, and learning;<br />
Applied (Engineering):<br />
To use such un<strong>der</strong>standings to<br />
improve mathematics instruction.”<br />
<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 10
Jürgen Roth<br />
<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong><br />
2 Rahmenbedingungen des<br />
<strong>Mathematik</strong>unterrichts<br />
<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 11
Jürgen Roth<br />
Alter <strong>der</strong> Schülerinnen und<br />
Schüler (S) und Lehrkräfte (L)<br />
Entwicklungsstand (S)<br />
Geschlecht (S)<br />
allgemeines Interesse (S/L)<br />
Einstellung zur <strong>Mathematik</strong><br />
(S/L)<br />
Begabung / Intelligenz (S)<br />
Leistungsstand und<br />
Lernvoraussetzungen (S)<br />
Lerntempo (S)<br />
Mitarbeit (S)<br />
Anthropogene Bedingungen<br />
Zech: Grundkurs <strong>Mathematik</strong>didaktik. Beltz Pädagogik, 1998 9 , S. 36<br />
Disziplin (S)<br />
fachliche und didaktische<br />
Kompetenz (L)<br />
Engagement für Schüler und<br />
Unterricht (L)<br />
Klassenatmosphäre<br />
Gruppierungen<br />
innerhalb <strong>der</strong> Klasse<br />
Arbeitsstil <strong>der</strong> Klasse<br />
…<br />
Heftführung,<br />
Gruppenarbeit,<br />
Hausaufgaben …<br />
<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 12<br />
anthropogen = durch den Menschen beeinflusst, verursacht (duden.de)
Jürgen Roth<br />
Schultyp<br />
Stadt- o<strong>der</strong> Landschule<br />
Größe <strong>der</strong> Schule<br />
Größe <strong>der</strong> Klasse<br />
Relation Jungen ↔ Mädchen<br />
soziale Herkunft (S),<br />
Berufe <strong>der</strong> Eltern<br />
häusliches Milieu,<br />
familiäre Situation<br />
Vorgeschichte <strong>der</strong> Klasse<br />
frühere L.<br />
ausgefallener Unterricht …<br />
Lehr- & Unterrichtspläne<br />
Soziokulturelle Bedingungen<br />
Zech: Grundkurs <strong>Mathematik</strong>didaktik. Beltz Pädagogik, 1998 9 , S. 36<br />
innerschulische<br />
Organisationsform<br />
Jahrgangsübergreifende<br />
Klassen, Orientierungsstufe,<br />
LK, För<strong>der</strong>kurs, …<br />
Beson<strong>der</strong>heiten personeller<br />
o<strong>der</strong> materieller Ausstattung<br />
Lehrbuch, Medien,<br />
Kopiergeräte, …<br />
räumliche Gegebenheiten<br />
Architektonische Gestaltung<br />
Gruppenräume …<br />
Sitzordnung<br />
zeitlicher Rahmen<br />
Stundenplan<br />
<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 13<br />
soziokulturell = die Gesellschaft und ihre Kultur betreffend; gesellschaftlich-kulturell (duden.de)
Jürgen Roth<br />
Merkmale guten Unterrichts<br />
(Meyer)<br />
Helmke, Schra<strong>der</strong>: Lehrerprofessionalität und Unterrichtsqualität - Den eigenen Unterricht reflektieren und beurteilen.<br />
In: Schulmagazin 5 bis 10, 2006, S. 5-12<br />
Leistungserwartung<br />
transparent<br />
Intelligentes<br />
Üben<br />
Vorbereitete<br />
Umgebung<br />
Individuelles<br />
För<strong>der</strong>n<br />
Klare Strukturierung <br />
Methodenvielfalt<br />
Hoher Anteil<br />
echter<br />
Lernzeit<br />
SinnstiftendesKommunizieren <br />
Lernför<strong>der</strong>liches<br />
Klima<br />
Inhaltliche<br />
Klarheit<br />
<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 14
Jürgen Roth<br />
Merkmale <strong>der</strong><br />
Unterrichtsqualität (Helmke)<br />
Helmke, Schra<strong>der</strong>: Lehrerprofessionalität und Unterrichtsqualität - Den eigenen Unterricht reflektieren und beurteilen.<br />
In: Schulmagazin 5 bis 10, 2006, S. 5-12<br />
Vielfältige<br />
Motivierung<br />
Konsolidieren,sichern,<br />
intelligent<br />
üben<br />
Passung:<br />
Umgang<br />
mit Heterogenität<br />
Aktives &<br />
selbstständigesLernen<br />
för<strong>der</strong>n<br />
Strukturiert,<br />
klar, verständlich<br />
Führung &<br />
Zeitnutzung<br />
effizient<br />
Sinnvolle<br />
Variation v.<br />
Methode &<br />
Sozialform<br />
SchülerorientierungUnterstützung <br />
Lernför<strong>der</strong>liches<br />
Klima<br />
an Ziel,<br />
Wirkung &<br />
Kompetenz<br />
orientiert<br />
<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 15
Jürgen Roth<br />
Wie lernen Schüler erfolgreich?<br />
Angebots-Nutzungs-Modell nach Helmke<br />
Helmke, Schra<strong>der</strong>: Lehrerprofessionalität und Unterrichtsqualität - Den eigenen Unterricht reflektieren und beurteilen.<br />
In: Schulmagazin 5 bis 10, 2006, S. 5-12<br />
<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 16
Jürgen Roth<br />
Differenziert för<strong>der</strong>n<br />
Höhmann: Differenziert för<strong>der</strong>n. In: Guter Unterricht. Friedrich Jahresheft XXV, 2007, S. 56f<br />
<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 17
Jürgen Roth<br />
Differenziert för<strong>der</strong>n<br />
Höhmann: Differenziert för<strong>der</strong>n. In: Guter Unterricht. Friedrich Jahresheft XXV, 2007, S. 56f<br />
<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 18
Jürgen Roth<br />
<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong><br />
3 Warum <strong>Mathematik</strong>unterricht?<br />
<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 19
Jürgen Roth<br />
Aufgaben allgemeinbilden<strong>der</strong> Schulen<br />
Lebensvorbereitung<br />
Stiftung kultureller Kohärenz<br />
Aufbau eines Weltbildes<br />
Anleitung zum kritischen Vernunftgebrauch<br />
För<strong>der</strong>ung von Phantasie und Kreativität<br />
Entfaltung von Verantwortungsbereitschaft<br />
Stärkung des Schüler-Ichs<br />
Beitrag zur Allgemeinbildung<br />
Heymann: Allgemeinbilden<strong>der</strong> <strong>Mathematik</strong>unterricht. <strong>Mathematik</strong> lehren 33, 1989, S. 4ff<br />
<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 20
Jürgen Roth<br />
Arithmetik<br />
sicheres Beherrschen<br />
<strong>der</strong> Grundrechenarten<br />
Umgang mit Größen<br />
(und Größenordnungen)<br />
Beherrschen <strong>der</strong> Dezimalbrüche<br />
Prozentrechnung /<br />
Zinsrechnung<br />
ein wenig Schlussrechnung /<br />
„Gefühl“ für Zahlen<br />
Einführung in den Gebrauch<br />
des Taschenrechners<br />
Lebensvorbereitung<br />
Heymann: Allgemeinbilden<strong>der</strong> <strong>Mathematik</strong>unterricht. <strong>Mathematik</strong> lehren 33, 1989, S. 4ff<br />
Geometrie<br />
elem. Formen- und Körperlehre<br />
visuellen Darstellung von<br />
Größen und -verhältnissen<br />
(Schaubil<strong>der</strong>, Diagramme)<br />
Elementare Stochastik<br />
Daten erfassen, darstellen und<br />
interpretieren<br />
Aussagen über Wahrscheinlichkeiten<br />
treffen und verstehen<br />
Umgang<br />
des Lehrers mit Schülern<br />
<strong>der</strong> Schüler untereinan<strong>der</strong><br />
mit <strong>der</strong> <strong>Mathematik</strong><br />
(Frage <strong>der</strong> Methode!)<br />
<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 21
Jürgen Roth<br />
Grundschule und Sekundarstufe I<br />
Stiftung kultureller Kohärenz<br />
Durchschnittliche Eltern müssen verstehen o<strong>der</strong> sich<br />
mit ihren Kin<strong>der</strong>n darüber verständigen können, was<br />
diese im Fach <strong>Mathematik</strong> lernen.<br />
Negativbeispiel<br />
Heymann: Allgemeinbilden<strong>der</strong> <strong>Mathematik</strong>unterricht. <strong>Mathematik</strong> lehren 33, 1989, S. 4ff<br />
Überstürzte Einführung <strong>der</strong> “Neuen <strong>Mathematik</strong>“<br />
(Stichwort: Mengenlehre)<br />
<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 22
Jürgen Roth<br />
Umwelterschließung<br />
<strong>Mathematik</strong> als Strukturierungsmittel zum<br />
besseren und tieferen Verstehen <strong>der</strong> Umwelt.<br />
Anwendungsorientierung<br />
<strong>Mathematik</strong> als Mittel zum Problemlösen.<br />
Ausgang vom Problem<br />
Aufbau eines Weltbildes<br />
Heymann: Allgemeinbilden<strong>der</strong> <strong>Mathematik</strong>unterricht. <strong>Mathematik</strong> lehren 33, 1989, S. 4ff<br />
Prozess <strong>der</strong> Mathematisierung und Modellierung<br />
„Der zentrale Beitrag des <strong>Mathematik</strong>unterrichts zum Aufbau eines<br />
Weltbildes liegt in <strong>der</strong> Ermöglichung von Erfahrungen, wie<br />
<strong>Mathematik</strong> als Strukturierungsmittel zur Deutung, zum besseren<br />
Verständnis und zur Beherrschung primär nicht-mathematischer<br />
Phänomene herangezogen werden kann.“<br />
<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 23
Jürgen Roth<br />
„Verstehen lehren“ (Wagenschein)<br />
„sokratische Gespräche“<br />
Reflexion<br />
„Sprechen über <strong>Mathematik</strong>“<br />
Was wäre wenn … ?<br />
Anleitung zum kritischen<br />
Vernunftgebrauch<br />
Heymann: Allgemeinbilden<strong>der</strong> <strong>Mathematik</strong>unterricht. <strong>Mathematik</strong> lehren 33, 1989, S. 4ff<br />
Propädeutik des mathematischen Modellierens<br />
Verstehen des<br />
Verstehbaren ist ein<br />
Menschenrecht.<br />
<strong>Mathematik</strong> ist eine von Menschen gedanklich konstruierte<br />
„Wirklichkeit“, die trotzdem keinen willkürlichen Charakter hat,<br />
son<strong>der</strong>n von Notwendigkeiten geprägt ist und „Entdeckungen“<br />
zulässt.<br />
Es gibt eine Übereinstimmung zwischen unserem mathematischen<br />
Denken und unseren Alltagserfahrungen.<br />
Nicht alles, was wichtig ist in <strong>der</strong> Welt, lässt sich mathematisch<br />
modellieren.<br />
<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 24
Jürgen Roth<br />
Spielerischer Umgang mit <strong>Mathematik</strong><br />
Konkretes Arbeiten mit Material<br />
„Be-greifen“<br />
Problemlösen<br />
Phantasie und<br />
Kreativität för<strong>der</strong>n<br />
Heymann: Allgemeinbilden<strong>der</strong> <strong>Mathematik</strong>unterricht. <strong>Mathematik</strong> lehren 33, 1989, S. 4ff<br />
Beschäftigung mit Problemaufgaben<br />
(allein, mit Partner, in <strong>der</strong> Gruppe)<br />
„Im günstigsten Falle werden Phantasie und Kreativität,<br />
vergleichbar ihrer Rolle in künstlerisch-schöpferischen Prozessen,<br />
als schweifend-kontrolliertes Erkunden von Möglichkeiten im<br />
Rahmen selbstgesetzter (strenger) Voraussetzungen ausgeübt.“<br />
<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 25
Jürgen Roth<br />
Verantwortung für an<strong>der</strong>e<br />
gegenseitige Hilfe<br />
Beratung und Lösungskontrolle<br />
bei Partner- und Gruppenarbeit<br />
Übernahme von Funktionen eines Tutors<br />
beim binnendifferenzierten Unterricht<br />
Verantwortung für den eigenen Lernprozess<br />
Muss sich im Laufe eines<br />
Schullebens sukzessive steigern.<br />
Entfaltung von Verantwortung<br />
Heymann: Allgemeinbilden<strong>der</strong> <strong>Mathematik</strong>unterricht. <strong>Mathematik</strong> lehren 33, 1989, S. 4ff<br />
<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 26
Jürgen Roth<br />
Stärkung des Schüler-Ichs<br />
Vertrauen in die Kraft des eigenen Denkens entwickeln<br />
Dies schließt die Fähigkeit zur Selbstkritik ein!<br />
Wichtig!<br />
Erst durch eine Ausbalancierung <strong>der</strong> genannten schulischen<br />
Aufgaben wird Allgemeinbildung möglich.<br />
Neben den genannten Aufgaben hat die Schule weitere<br />
Funktionen:<br />
Lebensraum, Testfeld für die Heranwachsenden<br />
„Aufbewahrende“ Funktion<br />
Funktion <strong>der</strong> „Auslese“<br />
Heymann: Allgemeinbilden<strong>der</strong> <strong>Mathematik</strong>unterricht. <strong>Mathematik</strong> lehren 33, 1989, S. 4ff<br />
<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 27
Jürgen Roth<br />
Grun<strong>der</strong>fahrungen (Winter)<br />
Winter : <strong>Mathematik</strong>unterricht und Allgemeinbildung. Mitteilungen <strong>der</strong> DMV, Nr. 2 (1996), S. 35-41<br />
Im Internet: http://blk.mat.uni-bayreuth.de/material/db/46/muundallgemeinbildung.pdf<br />
<strong>Mathematik</strong>unterricht sollte drei Grun<strong>der</strong>fahrungen ermöglichen:<br />
Erscheinungen <strong>der</strong> Welt um uns, die uns alle angehen o<strong>der</strong><br />
angehen sollten, aus Natur, Gesellschaft und Kultur, in einer<br />
spezifischen Art wahrnehmen und verstehen.<br />
Mathematische Gegenstände und Sachverhalte, repräsentiert in<br />
Sprache, Symbolen, Bil<strong>der</strong>n und Formeln, als geistige<br />
Schöpfungen, als eine deduktiv geordnete Welt eigener Art<br />
kennenlernen und begreifen.<br />
In <strong>der</strong> Auseinan<strong>der</strong>setzung mit Aufgaben Problemlösefähigkeiten<br />
erwerben, die über die <strong>Mathematik</strong> hinaus gehen (heuristische<br />
Fähigkeiten).<br />
<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 28
Jürgen Roth<br />
<strong>Mathematik</strong> als … (Vollrath)<br />
Vollrath, Roth: <strong>Grundlagen</strong> des <strong>Mathematik</strong>unterrichts in <strong>der</strong> Sekundarstufe. Heidelberg: Spektrum, 2012, S. 10ff<br />
allgemeinbildendes Fach<br />
Entfaltung <strong>der</strong> Persönlichkeit<br />
Umwelterschließung<br />
Teilhabe an <strong>der</strong> Gesellschaft<br />
Vermittlung von Normen und<br />
Werten<br />
qualifizierendes Fach<br />
Berufsreife<br />
Hochschulreife<br />
authentisches Fach<br />
Was ist <strong>Mathematik</strong>?<br />
Wie entsteht <strong>Mathematik</strong>?<br />
Was kann man mit <strong>Mathematik</strong><br />
anfangen?<br />
<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 29
Jürgen Roth<br />
<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong><br />
4 Lernziele im <strong>Mathematik</strong>unterricht<br />
<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 30
Jürgen Roth<br />
Richtziele<br />
sollen ein Unterrichtsfach<br />
legitimieren und<br />
sollen richtungweisend für den<br />
Unterricht wirken.<br />
sind Ziele, die über die gesamte<br />
Schulzeit hinweg in einem Fach<br />
bzw. fachübergreifend erreicht<br />
werden sollen.<br />
findet man z. B. in Vorbemerkungen/Fachbeschreibungen<br />
<strong>der</strong> Lehrpläne.<br />
sind nicht an bestimmte mathematische<br />
Inhalte gebunden.<br />
Ermöglichen die Ableitung von<br />
von Inhalten des <strong>Mathematik</strong>unterrichts<br />
nicht vollständig.<br />
Richtziele<br />
Appell: Lernziele im <strong>Mathematik</strong>unterricht<br />
Bigalke. In: Wittmann: Grundfragen des <strong>Mathematik</strong>unterrichts. Vieweg, 1981 6 , S. 47<br />
Richtziele für den MU (Bigalke):<br />
För<strong>der</strong>ung des wissenschaftlichen<br />
Denkens und Arbeitens<br />
För<strong>der</strong>ung des logischen<br />
Denkens<br />
För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Bereitschaft und<br />
Fähigkeit zum Argumentieren,<br />
Kritisieren und Urteilen<br />
För<strong>der</strong>ung geistiger Initiative,<br />
Phantasie und Kreativität<br />
För<strong>der</strong>ung des<br />
Anschauungsvermögens<br />
För<strong>der</strong>ung des sprachlichen<br />
Ausdrucksvermögens<br />
För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Fähigkeit,<br />
<strong>Mathematik</strong> anwenden zu<br />
können.<br />
<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 31
Jürgen Roth<br />
Grob- und Feinziele des MU<br />
beziehen sich immer auf<br />
bestimmte Inhalte.<br />
Lerninhalte sind aber nicht<br />
dasselbe wie Lernziele.<br />
Man kann zwar z. B. davon<br />
ausgehen, dass mit <strong>der</strong><br />
Behandlung des Lerninhalts<br />
„Systeme linearer Gleichungen<br />
mit zwei Variablen“ dass Ziel<br />
erreicht werden soll, dass die<br />
Schüler <strong>der</strong>artige Gleichungssysteme<br />
lösen können, aber<br />
dieses Ziel reicht nicht aus, um<br />
zu beschreiben, was <strong>der</strong><br />
Unterricht zu diesem Thema<br />
bewirken soll.<br />
Grob- und Feinziele<br />
Appell: Lernziele im <strong>Mathematik</strong>unterricht<br />
In den aktuellen Lehrplänen<br />
werden nur noch die Lerninhalte<br />
und Grobziele von Unterrichtssequenzen<br />
(mehrere – mindestens<br />
drei – zusammenhängende<br />
Unterrichtsstunden) genannt.<br />
Es ist also vorgegeben, was<br />
behandelt werden und worauf<br />
die Behandlung dieser Inhalte<br />
abzielen soll.<br />
Lehrkräften bleibt viel Entscheidungsspielraum<br />
hinsichtlich <strong>der</strong><br />
Inhalten und Feinziele.<br />
Feinziele beschreiben möglichst<br />
genau, was die Schüler in<br />
einer Unterrichtseinheit (1-2<br />
Unterrichtsstunden) lernen<br />
sollen.<br />
<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 32
Jürgen Roth<br />
Lernziele<br />
Unterrichtsfach<br />
<strong>Mathematik</strong><br />
Inhalte des<br />
<strong>Mathematik</strong>unterrichts<br />
Lernzielhierarchie<br />
Lehrpläne<br />
Standards<br />
Richtziele<br />
Grobziele<br />
Feinziele<br />
Lehrerin<br />
Lehrer<br />
<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 33
Jürgen Roth<br />
kognitive Lernziele<br />
affektive Lernziele<br />
psychomotorische Lernziele<br />
Taxonomie <strong>der</strong> Lernziele<br />
nach Bloom<br />
Zech: Grundkurs <strong>Mathematik</strong>didaktik. Beltz Pädagogik, 1998 9 , S. 66ff<br />
kognitiv (lat.)<br />
die Erkenntnis betreffend<br />
affektiv (lat.)<br />
das Gefühl betreffend<br />
psychomotorisch (lat.)<br />
vom Gehirn gesteuerte<br />
Bewegungen betreffend<br />
Taxonomie [griechisch táxis „(An)ordnung“ und nómos „Gesetz“]<br />
<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 34
Jürgen Roth<br />
K<br />
O<br />
M<br />
P<br />
L<br />
E<br />
X<br />
I<br />
T<br />
Ä<br />
T<br />
Kognitive Lernziele (Bloom)<br />
Wissen<br />
Kenntnis von Fakten o<strong>der</strong> Verfahren<br />
Verstehen<br />
Informationen aufnehmen, übertragen,<br />
interpretieren und verallgemeinern<br />
Anwenden<br />
allgemeine Regeln und Verfahren<br />
in speziellen Situationen anwenden<br />
Analyse<br />
Informationen so in Teile zerlegen, dass<br />
Beziehungen und Strukturen deutlich werden<br />
Synthese<br />
Teile zu einem neuen Ganzen zusammensetzen<br />
Bewertung<br />
Materialien und Methoden beurteilen<br />
<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 35
Jürgen Roth<br />
Typen von Lernzielen?<br />
Den Begriff „Variable“ erklären<br />
können.<br />
Wissen, dass …<br />
Begründen können, warum …<br />
ein System linearer<br />
Gleichungen mit zwei<br />
Variablen<br />
genau eine Lösung,<br />
keine Lösung o<strong>der</strong><br />
unendlich viele<br />
Lösungen<br />
haben kann.<br />
Kognitive Lernziele am Beispiel<br />
linearer Gleichungssysteme<br />
Ein System linearer Gleichungen<br />
mit zwei Variablen mit Hilfe<br />
des Additionsverfahrens lösen<br />
können.<br />
Den Schnittpunkt zweier<br />
Geraden einer Ebene<br />
rechnerisch bestimmen können.<br />
Zu einer Bewegungsaufgabe<br />
ein entsprechendes System<br />
linearer Gleichungen angeben<br />
können.<br />
Zu einem gegebenen linearen<br />
Gleichungssystems ein<br />
günstiges Lösungsverfahren<br />
angeben können.<br />
<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 36
Jürgen Roth<br />
Lösungen linearer<br />
Gleichungssysteme<br />
Die Lösungsmenge ist leer, wenn die Geraden parallel sind.<br />
<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 38
Jürgen Roth<br />
Lösungen linearer<br />
Gleichungssysteme<br />
Die Lösungsmenge ist ein geordnetes Paar (ein Punkt),<br />
wenn die Geraden sich schneiden.<br />
<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 39
Jürgen Roth<br />
Lösungen linearer<br />
Gleichungssysteme<br />
Die Lösungsmenge ist unendliche Menge von geordneten<br />
Zahlenpaaren (alle Punkte <strong>der</strong> Geraden), wenn die Geraden<br />
identisch sind.<br />
<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 40
Jürgen Roth<br />
Kriterien<br />
Operationalisieren<br />
von Lernzielen (Mager)<br />
Eindeutige Beschreibung des angestrebten Verhaltens<br />
Angabe <strong>der</strong> Voraussetzungen und Bedingungen<br />
unter denen das Verhalten gezeigt werden muss<br />
Angabe eines Beurteilungsmaßstabes<br />
für die Güte des Endverhaltens<br />
(Insbeson<strong>der</strong>e Angabe, eines noch akzeptablen Verhaltens.)<br />
Anliegen<br />
Lernerfolg objektiv überprüfbar machen<br />
Lernenden offen legen, was sie nach<br />
dem Unterricht können sollen<br />
Appell: Lernziele im <strong>Mathematik</strong>unterricht<br />
<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 41
Jürgen Roth<br />
Vorteile<br />
Wirkt dem Missverständnis<br />
von Lernenden entgegen,<br />
dass Inhalte mehr o<strong>der</strong> weniger<br />
auswendig gelernt werden<br />
sollen.<br />
Schüler lernen effektiver,<br />
wenn sie wissen, was sie<br />
lernen sollen.<br />
Der Lehrer kann besser<br />
zwischen leistungsstärkeren<br />
und leistungsschwächeren<br />
Schülern differenzieren.<br />
Gerade wichtige Lernziele<br />
sollten genau spezifiziert<br />
werden.<br />
Operationalisieren<br />
von Lernzielen (Mager)<br />
Nachteile<br />
Präzisierte (vorgegebene)<br />
Lernziele schränken die<br />
Lehrfreiheit des Unterrichtenden<br />
erheblich ein.<br />
Energisch zielbestimmter<br />
Unterricht nimmt den Lernenden<br />
die Mitbestimmungsmöglichkeit.<br />
Das leicht prüfbare ist oft auch<br />
das weniger wichtige Wissen<br />
und Können.<br />
Beobachtbares wird zu stark<br />
betont � Gefahr an<strong>der</strong>e nicht<br />
beobachtbare Ziele aus den<br />
Augen zu verlieren.<br />
<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 42
Jürgen Roth<br />
<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong><br />
5 Beispiel – Satzgruppe<br />
des Pythagoras<br />
<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 43
Jürgen Roth<br />
Satzgruppe des Pythagoras<br />
Bezieht sich auf rechtwinklige Dreiecke.<br />
Zu ihr gehören folgende Sätze:<br />
Satz des Pythagoras<br />
Bei jedem rechtwinkligen Dreieck ist die<br />
Summe <strong>der</strong> Flächeninhalte <strong>der</strong> Quadrate<br />
über den Katheten gleich dem Flächen-<br />
inhalt des Quadrates über <strong>der</strong> Hypotenuse.<br />
a 2 + b 2 = c 2<br />
Satz des Pythagoras<br />
A<br />
b²<br />
b a<br />
c<br />
A B<br />
<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 44<br />
b<br />
q<br />
C<br />
D<br />
h<br />
C<br />
c<br />
c²<br />
p<br />
a<br />
a²<br />
B
Jürgen Roth<br />
Kathetensatz<br />
Bei jedem rechtwinkligen Dreieck hat ein<br />
Kathetenquadrat denselben Flächeninhalt<br />
wie das Rechteck aus <strong>der</strong> Hypotenuse und<br />
dem anliegenden Hypotenusenabschnitt.<br />
Höhensatz<br />
a 2 = c � p und b 2 = c � q<br />
Bei jedem rechtwinkligen Dreieck hat das<br />
Höhenquadrat denselben Flächeninhalt wie<br />
das Rechteck aus den beiden Hypotenusen-<br />
abschnitten.<br />
h 2 = p � q<br />
Kathetensatz und Höhensatz<br />
c�q<br />
c�p<br />
<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 45<br />
b²<br />
h²<br />
C<br />
h<br />
a²<br />
D p<br />
A q<br />
B<br />
p�q
Jürgen Roth<br />
Satz � Kehrsatzproblematik!<br />
Satz des Pythagoras � Ägyptische Seilspanner<br />
Logische Abhängigkeit <strong>der</strong> Sätze:<br />
b²<br />
C<br />
Satz des Pythagoras � Kathetensatz<br />
Satz des Pythagoras � Höhensatz<br />
Kathetensatz � Höhensatz<br />
Höhensatz � Satz des Thales � Satz des Pythagoras<br />
Höhensatz � Satz des Thales � Kathetensatz<br />
a²<br />
b a<br />
c<br />
A B<br />
c²<br />
a²<br />
b²<br />
� �<br />
c�q<br />
c�p<br />
?<br />
C<br />
� �<br />
h² h<br />
D p �<br />
A q<br />
B<br />
Logische Struktur<br />
<strong>der</strong> Satzgruppe<br />
http://www.dmuw.de/materialien/unterrichtsmaterial/pythagoras/<br />
p�q<br />
<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 46<br />
A<br />
C<br />
M<br />
B
Jürgen Roth<br />
Pythagoras � Kathetensatz bzw. Höhensatz<br />
Anwendung des Satzes des<br />
Pythagoras auf die Teildreiecke<br />
Arithmetische Umformungen<br />
Höhensatz � Satz des Pythagoras bzw. Kathetensatz<br />
Einzeichnen eines geeigneten<br />
Thaleskreises<br />
Anwendung des Höhensatzes<br />
auf ein geeignetes Teildreieck<br />
Kathetensatz � Höhensatz<br />
Mehrfache Anwendung des<br />
Kathetensatzes auf (Teil-)Dreiecke<br />
Beweisideen<br />
http://www.dmuw.de/materialien/unterrichtsmaterial/pythagoras/<br />
<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 47
Jürgen Roth<br />
(1) Kongruenzbeweis<br />
(2) Abbildungsbeweis<br />
(3) Prinzip <strong>der</strong> Zerlegungsgleichheit<br />
(4) Prinzip <strong>der</strong> Ergänzungsgleichheit<br />
(5) Arithmetischer Beweis<br />
(6) Ähnlichkeitsbeweis<br />
(7) Methoden <strong>der</strong> analytischen Geometrie<br />
Beweistypen bzw.<br />
Beweismethoden<br />
http://www.juergen-roth.de/dynageo/pythagoras<br />
<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 48
Kongruenzbeweis<br />
Euklid:<br />
Die Elemente<br />
J<br />
Jürgen Roth<br />
H<br />
A L1<br />
B<br />
D<br />
C<br />
G<br />
L2 E<br />
F<br />
Beweismöglichkeiten<br />
Satzgruppe des Pythagoras<br />
http://www.juergen-roth.de/dynageo/pythagoras/pythagoras4.html<br />
( I ) AC BF A CBF A ABF = �<br />
( II ) CL1 BE � A = L A<br />
1 EB CEB<br />
(III) Zu zeigen : ABF @ CEB<br />
( I ), ( II ), ( III )<br />
(1) |AB| =<br />
(2) |�FBA| = |�CBE| (90 � + b )<br />
(3) |BF| = |BC| (Kathete a)<br />
SWS<br />
�<br />
�<br />
ABF @ CEB<br />
A ABF A CEB =<br />
� A = CBF A L1BE 2 � a = c � |L 1 B|<br />
Analog ergibt sich :<br />
2 = c � |AL |<br />
b 1<br />
|EB|<br />
(Hypotenuse c)<br />
( Kathetensatz 1. Teil)<br />
� a 2 + b 2 = c � |L 1B| + c � |AL 1|<br />
( Kathetensatz 2. Teil)<br />
= c � (|L 1B| + |AL 1|) = c � c = c 2<br />
<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 49<br />
#
Scheren=0<br />
Drehen=0<br />
Scheren=0<br />
Scheren=0<br />
Drehen=0<br />
1<br />
1<br />
1<br />
1<br />
1<br />
(2) Abbildungsbeweis<br />
Scheren=0 1<br />
A 0 6_Scheren=0 1 B<br />
A 0 6_Scheren=0 B<br />
1<br />
0 6_Scheren=0 1<br />
A B<br />
A B<br />
Jürgen Roth<br />
0 1_Scheren=1 1<br />
0 2_Drehen=0 1<br />
0 3_Scheren=0 1<br />
C<br />
0 4_Scheren=0 1<br />
0 5_Drehen=0 1<br />
0 1_Scheren=1 1<br />
0 2_Drehen=1 1<br />
0 3_Scheren=1 1<br />
0 4_Scheren=1 1<br />
0 5_Drehen=0 1<br />
0 1_Scheren=1 1<br />
0 2_Drehen=1 1<br />
0 3_Scheren=0 1<br />
C<br />
0 4_Scheren=0 1<br />
0 5_Drehen=0 1<br />
C<br />
0 1_Scheren=1 1<br />
0 2_Drehen=1 1<br />
0 3_Scheren=1 1<br />
C<br />
0 4_Scheren=0 1<br />
0 5_Drehen=0 1<br />
6_Scheren=0 0 6_Scheren=0 1<br />
A B<br />
A 0 6_Scheren=1 1 B<br />
A B<br />
0 1<br />
0 1_Scheren=1 1<br />
0 2_Drehen=1 1<br />
0 3_Scheren=1 1<br />
0 4_Scheren=1 1<br />
0 5_Drehen=1 1<br />
Beweismöglichkeiten<br />
Satzgruppe des Pythagoras<br />
Scherung � Drehung � Scherung<br />
http://www.juergen-roth.de/dynageo/pythagoras/pythagoras1.html<br />
0 1_Scheren=1 1<br />
0 2_Drehen=1 1<br />
0 3_Scheren=1 1<br />
C<br />
0 4_Scheren=1 1<br />
0 5_Drehen=1 1<br />
<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 50<br />
C<br />
C
(3) Prinzip <strong>der</strong> Zerlegungsgleichheit<br />
Jürgen Roth<br />
Beweismöglichkeiten<br />
Satzgruppe des Pythagoras<br />
Stuhl <strong>der</strong> Braut<br />
http://www.juergen-roth.de/dynageo/pythagoras/pythagoras5.html<br />
<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 51
(4) Prinzip <strong>der</strong> Ergänzungsgleichheit<br />
Jürgen Roth<br />
4<br />
c²<br />
Altindischer Ergänzungsbeweis<br />
3<br />
1 2<br />
Beweismöglichkeiten<br />
Satzgruppe des Pythagoras<br />
http://www.juergen-roth.de/dynageo/pythagoras/pythagoras6.html<br />
4<br />
2<br />
a²<br />
<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 52<br />
1<br />
b²<br />
3
(5) Arithmetischer Beweis<br />
Jürgen Roth<br />
Beweismöglichkeiten<br />
Satzgruppe des Pythagoras<br />
Ein Beweis wird hier „arithmetisch“ genannt, wenn<br />
(evtl. anhand einer vorliegenden Figur) rein algebraische<br />
Umformungen durchgeführt werden.<br />
Kathetensatz � Satz des Pythagoras<br />
a<br />
�<br />
2 2<br />
= � = �<br />
a<br />
c � p<br />
2 +<br />
b<br />
2<br />
=<br />
=<br />
=<br />
b<br />
c � p + c � q<br />
c � c<br />
( )<br />
c � p + q<br />
=<br />
c<br />
c 2<br />
#<br />
q<br />
b²<br />
c�q<br />
c�p<br />
<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 53<br />
a²
Jürgen Roth<br />
Beweismöglichkeiten<br />
Satzgruppe des Pythagoras<br />
(5) Arithmetischer Beweis Beweis von J.A. Garfield (1881 Präsident <strong>der</strong> U.S.A.)<br />
a<br />
�<br />
c<br />
Fläche A Tr des Trapezes:<br />
1 2<br />
b<br />
( I ), ( II )<br />
� ab<br />
2 ab<br />
+<br />
+<br />
1<br />
2<br />
c<br />
c<br />
2<br />
3<br />
2<br />
=<br />
=<br />
a<br />
2<br />
2<br />
c<br />
a<br />
1 ( ) 2<br />
a<br />
+<br />
+<br />
b<br />
2 ab<br />
+<br />
b<br />
2<br />
b<br />
(I)<br />
(II)<br />
�<br />
�<br />
A<br />
A<br />
Trapez<br />
Trapez<br />
2 ab<br />
c<br />
2<br />
=<br />
=<br />
=<br />
=<br />
=<br />
=<br />
+<br />
a<br />
2<br />
A<br />
D<br />
1<br />
2<br />
ab +<br />
a<br />
1<br />
2<br />
c<br />
( ) 2<br />
a + b<br />
( a + b )<br />
<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 54<br />
2<br />
1<br />
ab<br />
+<br />
2<br />
+<br />
=<br />
b<br />
+<br />
b<br />
+<br />
2<br />
1<br />
2<br />
c<br />
�<br />
A<br />
D<br />
1<br />
2<br />
2<br />
2<br />
ab<br />
( a + b )<br />
#<br />
+<br />
+<br />
2<br />
A<br />
D<br />
1<br />
2<br />
3<br />
c<br />
2
(6) Ähnlichkeitsbeweis<br />
A<br />
b<br />
Jürgen Roth<br />
q<br />
C<br />
D<br />
h<br />
c<br />
p<br />
a<br />
B<br />
�<br />
Beweismöglichkeiten<br />
Satzgruppe des Pythagoras<br />
D ABC ~ D ACD ~ D BCD (ww)<br />
h<br />
p<br />
b<br />
q<br />
a<br />
p<br />
q<br />
=<br />
h<br />
c<br />
=<br />
b<br />
c<br />
=<br />
a<br />
(7) Methoden <strong>der</strong> analytischen Geometrie<br />
�<br />
h 2<br />
= q � p<br />
� b = c � q<br />
2<br />
� a = c � p<br />
2<br />
Höhensatz<br />
Katheten-<br />
satz<br />
<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 55<br />
#
Jürgen Roth<br />
Eigentätigkeit<br />
Großteil <strong>der</strong> Schüler muss in<br />
<strong>der</strong> Lage sein, durch Eigentätigkeit,<br />
den Beweis o<strong>der</strong> die<br />
entscheidende Beweisidee<br />
selbst zu entdecken bzw. einen<br />
wesentlichen Beitrag dazu zu<br />
leisten<br />
Vielfalt<br />
Schüler sollen unterschiedliche<br />
Beweismethoden kennen lernen<br />
Auswahlkriterien für<br />
Beweismethoden<br />
Anschauen und Begreifen<br />
Beweis lässt sich gut<br />
visualisieren o<strong>der</strong> enaktiv<br />
erarbeiten.<br />
Verständnis för<strong>der</strong>n<br />
Beweis ist leicht durchschaubar<br />
Beweis erleichtert eine wichtige<br />
Erkenntnis<br />
Beispiel:<br />
Satzgruppe des<br />
Pythagoras: Aussagen<br />
über Flächeninhalte<br />
Sollte beim Beweis<br />
direkt erkennbar sein<br />
<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 56
Jürgen Roth<br />
Ebene Geometrie<br />
Berechnungen<br />
Diagonale des Rechtecks<br />
Höhe & Flächeninhalt eines<br />
gleichseitigen Dreiecks<br />
Abstand zweier Punkte<br />
(im Koordinatensystem)<br />
Kreistangenten und Sehnen<br />
Reguläre n-Ecke<br />
Kosinussatz<br />
Konstruktionen<br />
Flächenverwandlung<br />
Strecken <strong>der</strong> Länge n<br />
Anwendungen<br />
Satzgruppe des Pythagoras<br />
Raumgeometrie<br />
Berechnungen<br />
Raumdiagonalen<br />
Längen im Raum<br />
<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 57
Jürgen Roth<br />
Anwendungen<br />
Satzgruppe des Pythagoras<br />
Verwandlung eines Rechtecks in ein inhaltsgleiches Quadrat<br />
c<br />
Kathetensatz Höhensatz<br />
�<br />
q<br />
0 l = 3,1 10<br />
0 b = 5,4 10<br />
�<br />
�<br />
� �<br />
�<br />
b<br />
�<br />
l<br />
�<br />
�<br />
�<br />
�<br />
�<br />
<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 58
Jürgen Roth<br />
Anwendungen<br />
Satzgruppe des Pythagoras<br />
Verwandlung eines Rechtecks in ein inhaltsgleiches Quadrat<br />
c<br />
Kathetensatz<br />
�<br />
q<br />
�<br />
�<br />
� �<br />
�<br />
Man geht von <strong>der</strong><br />
Figur zum Katheten-<br />
satz aus.<br />
Kann man das Quadrat<br />
<strong>der</strong> Figur konstruieren,<br />
wenn man<br />
c�q c�p<br />
das Rechteck hat? � Konstruktion<br />
<strong>der</strong> entsprechenden Kathete.<br />
Welche Schritte sind notwendig?<br />
…<br />
<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 59<br />
b²<br />
a²
Jürgen Roth<br />
<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong><br />
6 Wie funktioniert Lernen?<br />
<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 60
Jürgen Roth<br />
Lernen …<br />
ist ein Prozess, <strong>der</strong> zu relativ stabilen Verän<strong>der</strong>ungen<br />
im Verhalten o<strong>der</strong> Verhaltenspotential führt.<br />
baut auf Erfahrung auf.<br />
ist nicht direkt zu beobachten.<br />
Was ist Lernen?<br />
muss aus den Verän<strong>der</strong>ungen des beobachtbaren Verhaltens<br />
erschlossen werden.<br />
Wissen<br />
Nach Zimbardo: Psychologie. Springer-Verlag, 1995 6<br />
deklaratives Wissen<br />
(Wissen über Sachverhalte)<br />
prozedurales Wissen<br />
(Wissen über Fertigkeiten)<br />
<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 61
Jürgen Roth<br />
Kategorie Behaviourismus Kognitivismus Konstruktivismus<br />
Hirn ist ein passiver Behälter<br />
Informationsverarbeitendes<br />
"Gerät"<br />
informationell<br />
geschlossenes<br />
System<br />
Wissen wird abgelagert verarbeitet konstruiert<br />
Wissen ist<br />
eine korrekte Input-<br />
Output-Relation<br />
Lernziele richtige Antworten<br />
ein adäquater<br />
interner Verarbeitungsprozess<br />
richtige Methoden<br />
zur<br />
Antwortfindung<br />
mit einer Situation<br />
operieren zu können<br />
komplexe Situationen<br />
bewältigen<br />
Paradigma Stimulus-Response Problemlösung Konstruktion<br />
Strategie lehren<br />
beobachten<br />
und helfen<br />
Lernparadigmen<br />
kooperieren<br />
Lehrer ist Autorität Tutor Coach, Trainer<br />
Feedback extern vorgegeben extern modelliert intern modelliert<br />
<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 62
Jürgen Roth<br />
Behavioristische Lerntheorien<br />
Überblick über Lerntheorien<br />
Klassisches, emotionales, operantes Konditionieren<br />
(Pawlow, Watson, Skinner)<br />
Lernen durch Versuch und Irrtum (Thorndike)<br />
Kognitivistische Lerntheorien<br />
Modelllernen (Bandura)<br />
Äquilibrationsmodell (Piaget)<br />
(+ Stufenmodell <strong>der</strong> kognitiven Entwicklung)<br />
Regellernen (Gagné)<br />
Sinnvolle-rezeptives Lernen (Ausubel)<br />
Entdeckendes Lernen (Bruner)<br />
Konstruktivistische Lerntheorien<br />
Radikaler Konstruktivismus (von Glasersfeld)<br />
Gemäßigter Konstruktivismus (Piaget, Bruner, Mandl)<br />
<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 63
Jürgen Roth<br />
Experiment<br />
Modelllernen<br />
(Bandura)<br />
Kin<strong>der</strong>n sehen in einen Film, wie eine Erwachsene u.a.<br />
mit einem Hammer auf eine Plastikpuppe einschlägt.<br />
Danach werden die Kin<strong>der</strong> einzeln in ein Zimmer<br />
geführt, in dem diese Puppe und <strong>der</strong> Hammer liegen.<br />
Die Kin<strong>der</strong> schlagen die Puppe mit dem Hammer.<br />
http://youtu.be/hHHdovKHDNU<br />
<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 64
Jürgen Roth<br />
Definition<br />
Modell- o<strong>der</strong> Beobachtungslernen<br />
ist Beeinflussung von<br />
Verhaltensweisen durch<br />
Beobachtung eines Modells<br />
(Vorbilds), das real (z. B. als<br />
Person) o<strong>der</strong> symbolisch (z. B.<br />
als Text) gegeben sein kann.<br />
Anwendung<br />
bei komplexen<br />
Verhaltensweisen im Bereich<br />
des sprachlichen und sozialen<br />
Verhaltens<br />
Mögliche Effekte<br />
Aneignung neuer kognitiver<br />
Fähigkeiten & Verhaltensmuster<br />
Modelllernen<br />
(Bandura)<br />
Hemmung bzw. Enthemmung von<br />
gelernten Verhaltensweisen<br />
Abhängig von den am Modell<br />
beobachteten Konsequenzen<br />
Reaktionserleichterung/bahnung<br />
Verhalten des Modells dient als<br />
Auslöser für die Ausführung des<br />
gleichen Verhaltens.<br />
Verän<strong>der</strong>ung des emotionalen<br />
Erregungsniveaus<br />
durch Beobachtung emotionaler<br />
Inhalte beim Modell<br />
Stimulusintensivierung<br />
Modell lenkt die Aufmerksamkeit des<br />
Beobachters auf spezifische Stimuli<br />
die vom Beobachter in Zukunft<br />
häufiger verwendet bzw. beachtet<br />
werden.<br />
<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 65
Jürgen Roth<br />
Regelfall<br />
Modellverhalten wird weitgehend<br />
in <strong>der</strong> dargebotenen<br />
Art übernommen.<br />
Son<strong>der</strong>fälle<br />
Modelllernen<br />
(Bandura)<br />
abstrakte Modellierung<br />
Übernahme von Regeln o<strong>der</strong><br />
Prinzipien, die dem Modellverhalten<br />
zugrunde liegen<br />
Erkennen von Merkmalen<br />
einer Situation<br />
Abstraktion <strong>der</strong><br />
Gemeinsamkeiten<br />
in Form von Regeln<br />
Anwendung <strong>der</strong> Regeln in<br />
neuen situativen Fel<strong>der</strong>n<br />
Kreative Modellierung<br />
Einflüsse mehrerer Modelle<br />
werden zu neuen Kombinationen<br />
zusammengeführt.<br />
<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 66
Jürgen Roth<br />
Prozesse beim Modelllernen<br />
Aneignung (Akquisition)<br />
Aufmerksamkeitsprozesse<br />
Gedächtnis- /<br />
Behaltensprozesse<br />
Ausführung (Performanz)<br />
motorische<br />
Reproduktionsprozesse<br />
Verstärkungs- /<br />
Motivationsprozesse<br />
Modelle im Unterricht<br />
Lehrer<br />
Mitschüler<br />
Eltern<br />
Modelllernen<br />
Modelllernen<br />
(Bandura)<br />
schnelle und effiziente<br />
Art <strong>der</strong> Übernahme von<br />
Verhaltensweisen<br />
insbeson<strong>der</strong>e bei<br />
komplexen Verhaltensnormen<br />
Rolle im / für den MU<br />
Rationales Argumentieren<br />
Problemlösen<br />
Mathematisieren / Modellieren<br />
Einstellung zur <strong>Mathematik</strong><br />
<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 67
Bei <strong>der</strong> Assimilation wird die<br />
Information, die das Individuum<br />
aufnimmt, so verän<strong>der</strong>t, dass sie<br />
sich in vorhandene kognitive<br />
Schemata einfügt.<br />
Jürgen Roth<br />
Äquilibrationsprinzip<br />
Kognitive Entwicklung<br />
durch Anpassung (Adaption)<br />
Äquilibrationsmodell<br />
(Piaget)<br />
Assimilation Akkomodation<br />
Bei <strong>der</strong> Akkomodation werden die<br />
Schemata verän<strong>der</strong>t, um <strong>der</strong> Information<br />
angemessen zu sein o<strong>der</strong> um<br />
nicht im Wi<strong>der</strong>spruch zu an<strong>der</strong>en<br />
Schemata bzw. <strong>der</strong> Gesamtstruktur<br />
zu stehen.<br />
Bedürfnis, Gleichgewicht zwischen <strong>der</strong> wahrgenommenen Umwelt und<br />
den eigenen kognitiven Strukturen herzustellen bzw. zu erhalten.<br />
Erfahrung eines „Ungleichgewichtes“ (fehlschlagende Assimilationsversuche,<br />
Wi<strong>der</strong>sprüche zwischen versch. Assimilationsversuchen, kognitive<br />
Konflikte) führt zum Aufbau immer komplexerer Strukturen.<br />
<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 68
Jürgen Roth<br />
Sensomotorisches Stadium (0 – ca. 2 Jahre)<br />
Stufen <strong>der</strong> kognitiven<br />
Entwicklung (Piaget)<br />
Reiz und (motorische) Reaktion bilden eine Einheit<br />
Präoperationales Stadium (ca. 2 – ca. 7 Jahre)<br />
Zentrierung: Nur ein Merkmal kann gleichzeitig<br />
berücksichtigt werden.<br />
Egozentrismus: Schwierigkeit sich etwas aus <strong>der</strong><br />
Sicht eines an<strong>der</strong>en vorzustellen.<br />
http://youtu.be/OinqFgsIbh0<br />
<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 69
Jürgen Roth<br />
Konkret-operationales Stadium (ca. 7 – ca. 12 Jahre)<br />
Überwindung des Egozentrismus<br />
Dezentrierung: Verschiedene Aspekte eines Sachverhaltes<br />
können gleichzeitig berücksichtigt werden.<br />
Verständnis für Erhaltung bei Transformationen<br />
Masse<br />
Volumen<br />
Flächeninhalt<br />
Anzahl<br />
Stufen <strong>der</strong> kognitiven<br />
Entwicklung (Piaget)<br />
<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 70
Jürgen Roth<br />
Konkret-operationales Stadium (ca. 7 – ca. 12 Jahre)<br />
Reversiblität: Beobachtete Abläufe bzw. ausgeführte<br />
Handlungen können gedanklich umgekehrt werden.<br />
Schlussfolgernden Denken bei konkreten Problemen<br />
Fähigkeit zur Abstraktion fehlt<br />
Denken ist noch an konkrete Vorstellungen gebunden<br />
(unmittelbare Anschauung o<strong>der</strong> Erfahrungen)<br />
Denkhandlungen sind bereits „Operationen“, sind also<br />
kompositionsfähig (zusammensetzbar) und<br />
reversibel (umkehrbar)<br />
Stufen <strong>der</strong> kognitiven<br />
Entwicklung (Piaget)<br />
<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 71
Jürgen Roth<br />
Wer ist <strong>der</strong> kleinste?<br />
�<br />
Stufen <strong>der</strong> kognitiven<br />
Entwicklung (Piaget)<br />
Konkret-operationales Stadium (ca. 7 – ca. 12 Jahre)<br />
Hans ist größer als Heinz, Hans ist kleiner als Horst. Wer ist <strong>der</strong> kleinste?<br />
<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 72
Jürgen Roth<br />
Formal-operationales Stadium (ab ca. 12 Jahre)<br />
Stufen <strong>der</strong> kognitiven<br />
Entwicklung (Piaget)<br />
Denken wird abstrakter<br />
(nicht mehr an konkrete Vorstellungen gebunden)<br />
Fähigkeit zum hypothetisch-deduktiven<br />
Schließen („Wenn … und … gilt, dann gilt …“)<br />
Variablenkontrolle: Bei <strong>der</strong> Kausalanalyse von Ereignissen können<br />
verschiedene Faktoren systematisch variiert werden.<br />
Logische Verknüpfungen zwischen verschiedenen<br />
Aussagen werden hergestellt (Aussagenlogik, formales<br />
Schließen). Im Beispiel: Wenn a < b und b < c, dann a < c.<br />
Reversibles Denken ist möglich.<br />
Inversion (Umkehrung einer Operation)<br />
Reziprozität (Kompensation einer Operation)<br />
15 Cent 1 Cent<br />
<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 73
Jürgen Roth<br />
Stufen <strong>der</strong> kognitiven<br />
Entwicklung<br />
Bei einem Kartenspiel wurde je<strong>der</strong> Karte auf einer Seite eine Zahl und<br />
auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite ein Buchstabe aufgedruckt.<br />
Es gilt folgende Regel:<br />
Wenn <strong>der</strong> Buchstabe auf einer Karte ein Vokal ist, dann ist<br />
die Zahl auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite <strong>der</strong> Karte eine gerade Zahl.<br />
Welche <strong>der</strong> folgenden Karten müssen umgedreht werden um zu<br />
überprüfen ob die Regel eingehalten wurde?<br />
E K 4<br />
7<br />
<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 74
Jürgen Roth<br />
Die kindliche Entwicklung verläuft<br />
etappenweise, d. h. in Stufen.<br />
Sensomotorisches Stadium (0 – ca. 2 Jahre)<br />
Präoperationales Stadium (ca. 2 – ca. 7 Jahre)<br />
Piagets empirische<br />
Hauptresultate<br />
Konkret-operationales Stadium (ca. 7 – ca. 12 Jahre)<br />
Formal-operationales Stadium (ab ca. 12 Jahre)<br />
sequentiell, d. h. alle Kin<strong>der</strong> durchlaufen die Stadien<br />
(Stufen) in gleicher Reihenfolge.<br />
Übergang von einem Stadium zum nächsten bedeutet<br />
we<strong>der</strong> das Aufgeben bereits erworbener Schemata,<br />
noch bloßes Hinzufügen weiterer Schemata,<br />
Reorganisation <strong>der</strong> verfügbaren Schemata bzgl.<br />
neuer effektiverer Organisationsformen.<br />
Wichtig: Es sind erhebliche zeitliche Verschiebungen möglich!<br />
<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 75
Jürgen Roth<br />
Regeln<br />
Aussagen je<strong>der</strong> Form<br />
Begriffsketten<br />
Wissen<br />
Kombination von Begriffen<br />
Lernen einer Regel<br />
Erkennen <strong>der</strong> Beziehungen<br />
zwischen den Begriffen<br />
(Im Gegensatz zum Lernen<br />
einer verbalen Kette)<br />
Voraussetzung:<br />
Alle Begriffe bekannt<br />
Regellernen erfolgt meist<br />
durch verbale Unterweisung<br />
Lehrmethode<br />
Definition<br />
Beispiele<br />
Regellernen (Gagné)<br />
redundanter Sprachgebrauch<br />
Test<br />
Hierarchischer Aufbau<br />
Begriffsbildung<br />
Begriffe sind Bausteine<br />
des Wissens<br />
Wissenserwerb<br />
Regeln sind Begriffsketten<br />
Regelhierarchie (Gemeinsamkeiten/Unterschiede)<br />
Problemlösen<br />
Anwenden von Regeln<br />
<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 76
Jürgen Roth<br />
Die vier<br />
Grundformen<br />
des Lernens<br />
nach Ausubel<br />
rezeptiv<br />
(fertig dargeboten)<br />
entdeckend<br />
(selbst erarbeitet)<br />
mechanisch<br />
(nicht inhaltlich)<br />
Dargebotene<br />
Informationen werden<br />
wortwörtlich gelernt<br />
und nicht mit<br />
Vorwissen assimiliert.<br />
Vom Lernenden<br />
entdeckter Sachverhalt<br />
wird wortwörtlich<br />
gelernt und nicht mit<br />
Vorwissen assimiliert.<br />
Sinnvoll-rezeptives Lernen<br />
(Ausubel)<br />
sinnvoll<br />
(inhaltlich, zufallsfrei)<br />
Dargebotene<br />
Informationen werden<br />
inhaltlich gelernt und<br />
mit Vorwissen<br />
assimiliert.<br />
Vom Lernenden<br />
entdeckter Sachverhalt<br />
wird inhaltlich gelernt<br />
und mit Vorwissen<br />
assimiliert.<br />
<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 77
Jürgen Roth<br />
Sinnvolles Lernen<br />
inhaltlich (nicht wortwörtlich)<br />
zufallsfreie Anglie<strong>der</strong>ung an das<br />
Vorwissen (Assimilation)<br />
untergeordnet (progressive<br />
Wissensdifferenzierung)<br />
übergeordnet<br />
kombinatorisch<br />
Mechanisches Lernen<br />
Lernen verbaler Ketten<br />
Auswendiglernen<br />
Rezeptives Lernen<br />
Lernmaterial wird fertig<br />
dargeboten<br />
Sinnvoll-rezeptives Lernen<br />
(Ausubel)<br />
Entdeckendes Lernen (EL)<br />
Lernmaterial muss vom<br />
Lernenden erarbeitet werden,<br />
wird nicht fertig vorgegeben<br />
Sinnvoll-rezeptives Lernen<br />
inhaltliche Assimilation<br />
(Orientierung an Vorwissen, zunächst<br />
alltagssprachliche Formulierungen)<br />
aktiver Prozess<br />
advance organizer (!)<br />
postorganizer<br />
tritt in <strong>der</strong> kognitiven<br />
Entwicklung nach dem EL auf<br />
besser als EL für den Erwerb<br />
von Sachwissen und größere<br />
Stoffgebiete geeignet<br />
(ökonomischer)<br />
<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 78
Jürgen Roth<br />
1. An vertraute Vorstellungen anschließen<br />
Alltagsbegriffe<br />
vertraute Grundbegriffe<br />
2. „Verständniskerne“ bilden & formulieren<br />
in Umgangssprache<br />
3. Unterrichtsinhalte vorstrukturieren<br />
Sinnvoll-rezeptives Lernen<br />
(Ausubel)<br />
kurze Vorschau auf Thema und Zielsetzung (advance organizer)<br />
Vorbereitung eines „Verständniskerns“<br />
4. Progressiv ausdifferenzieren<br />
„roten Faden“ bewusst halten<br />
5. Integrativ verbinden und abgrenzen<br />
6. Beachten <strong>der</strong> Vergessenstendenz<br />
anschauliche Zusammenfassungen (postorganizer)<br />
wie<strong>der</strong>holte Verständnisaufgaben<br />
Sinnvolles<br />
Lernen<br />
� Anknüpfen<br />
an die kognitive<br />
Struktur des<br />
Lernenden<br />
<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 79
Jürgen Roth<br />
Entdeckendes Lernen<br />
(Bruner)<br />
„Das Ziel, das wir uns als Lehrer stellen, ist, dem Schüler nach besten Kräften ein<br />
fundiertes Verständnis des Gegenstandes zu vermitteln und ihn so gut wir können<br />
zu einem selbständigen und spontanen Denker zu machen, dass er am Ende <strong>der</strong><br />
Schulzeit allein weiterkommen wird.“ Bruner<br />
Lernen ist aktive<br />
Informationsaufnahme<br />
Informationsverarbeitung<br />
Informationsspeicherung<br />
Intellektuelle<br />
Entwicklung<br />
Wissensrepräsentation<br />
• enaktiv (handelnd)<br />
• ikonisch (bildhaft)<br />
• symbolisch<br />
Prozesse des Lernvorgangs<br />
Wissenserwerb<br />
Wissenstransformation<br />
Bewertung von Wissen<br />
Lern-<br />
prozess<br />
<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 80
Jürgen Roth<br />
Entdeckendes Lernen<br />
eigenständige, induktive<br />
Organisation<br />
sprachliche Assimilation<br />
Ziele des Lernens<br />
Verständnis<br />
Problemlösefähigkeit erwerben<br />
intuitives, selbständiges,<br />
spontanes Denken<br />
Transferför<strong>der</strong>ung<br />
spezieller Transfer<br />
allgemeiner Transfer<br />
general ideas<br />
induktive & deduktive<br />
Denkvorgänge<br />
Entdeckendes Lernen<br />
(Bruner)<br />
Problemlösefähigkeit<br />
Problemlösestrategien<br />
Problemlösetechniken<br />
lernen wie man lernt<br />
Intuitives Denken<br />
rechtshemisphärisch<br />
spontan / sprunghaft<br />
nonverbal<br />
Intrinsische Motivation<br />
„Kompetenzmotivation“<br />
Prinzip <strong>der</strong> minimale Hilfe<br />
kaum ergebnisorientierte Hilfe<br />
hauptsächlich motivations- und<br />
prozessorientierte Hilfe<br />
<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 81
Rechte Gehirnhälfte<br />
Körpersprache-<br />
Bil<strong>der</strong>sprache<br />
Intuition-Gefühl<br />
Kreativität-<br />
Spontaneität<br />
Sprunghaftigkeit<br />
Neugier-Spielen-Risiko<br />
Synthese-Überblick<br />
Kunst-Tanz-Musik<br />
Ganzheitlich<br />
Zusammenhänge<br />
Raumempfinden<br />
Rechte<br />
Gehirnhälfte<br />
Entdeckendes Lernen<br />
(Bruner)<br />
Linke<br />
Gehirnhälfte<br />
Linke Gehirnhälfte<br />
Sprache – Lesen –<br />
Rechnen<br />
Ratio-Logik<br />
Regeln-Gesetze<br />
Konzentration auf<br />
einen Punkt<br />
Analyse-Detail<br />
Wissenschaft<br />
Schritt für Schritt<br />
Einzelheiten<br />
Zeitempfinden<br />
Linearität<br />
Die rechte Gehirnhälfte steuert die Intuition, Kreativität,<br />
Die linke Gehirnhälfte ist für alles zuständig, was im<br />
Symbole und Gefühle. Diese Gehirnhälfte wird durch<br />
allgemeinen Verständnis als Denken bezeichnet<br />
Metaphern aktiviert, durch die beim Zuhörer eigene, dazu<br />
wird. Sie denkt in Sprache, in Begriffen, sie denkt<br />
passende Bil<strong>der</strong>, Symbole, Melodien o<strong>der</strong> Gerüche<br />
entstehen können. Das Rohmaterial <strong>der</strong> Gedanken, die<br />
aufblitzenden Ideen, die Bil<strong>der</strong>, ja alle Sinneseindrücke<br />
werden rechts bearbeitet.<br />
logisch, analytisch.<br />
Jürgen Roth<br />
<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 82
Jürgen Roth<br />
Entdeckendes Lernen<br />
(Bruner)<br />
<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 83
Jürgen Roth<br />
Steht in enger Verbindung zum kognitive Ansatz.<br />
Jedes Individuum konstruiert ein individuelles<br />
und subjektives Bild seiner Umwelt.<br />
Aufgrund verschiedenster Erfahrungen entsteht<br />
eine individuelle kognitive Landkarte <strong>der</strong> Welt.<br />
Diese Wirklichkeitskonstruktionen<br />
beeinflussen unwillkürlich<br />
was das Individuum sieht,<br />
wie es das Gesehene bewertet,<br />
welche Verhaltenspläne es entwickelt und<br />
wie es sich dann tatsächlich verhält.<br />
Es gibt demnach nicht eine für alle gültige Wirklichkeit,<br />
son<strong>der</strong>n viele subjektive und individuelle Wirklichkeiten.<br />
Konstruktivismus<br />
<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 84
Jürgen Roth<br />
Wissen …<br />
wird nicht einfach rezeptiv übernommen,<br />
wird aktiv erworben,<br />
Aktive Wissenskonstruktion<br />
abhängig von Vorwissen, Motivation und Einstellung des Einzelnen<br />
ist Ergebnis sozialer Konstruktionsprozesse,<br />
Vgl. hierzu Dewey (amerikanischen Pragmatismus),<br />
o<strong>der</strong> Kerschensteiner (deutsche Reformpädagogik):<br />
Bedeutungsvolles Handeln und Selbstständigkeit<br />
sind zentrale <strong>Grundlagen</strong> allen Lernens.<br />
ist keine bloße Reflexion einer außerhalb des<br />
Menschen existierenden, objektiven „Realität“,<br />
ist ein durch Erkenntnisprozesse geschaffenes<br />
subjektives „Konstrukt“ des Individuums.<br />
<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 85
Jürgen Roth<br />
Lernen ist kein …<br />
Lernen aus<br />
konstruktivistischer Sicht<br />
rezeptiver Vorgang, bei dem eine objektiv bestimmbare und<br />
begrenzte Menge an Fakten und Regeln aus dem Kopf des<br />
Lehrenden in den des Lernenden „transportiert“ wird.<br />
Lernen ist ein …<br />
aktiver,<br />
selbstgesteuerter,<br />
konstruktiver,<br />
emotionaler,<br />
sozialer und<br />
situativer Prozess<br />
Mandl: Wissensaufbau aktiv gestalten. Schüler Wissen für Lehrer, 2006, S. 28-30<br />
<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 86
Jürgen Roth<br />
aktiver Prozess<br />
Lernen ist nur durch aktive Beteiligung<br />
des Lernenden möglich.<br />
selbstgesteuerter Prozess<br />
Der Lernende selbst übernimmt<br />
die Steuerung und Kontrolle<br />
seines Lernprozesses.<br />
konstruktiver Prozess<br />
Neues Wissen kann nur<br />
erworben und genutzt werden,<br />
wenn es in vorhandene<br />
Wissensstrukturen eingebaut<br />
und auf <strong>der</strong> Basis<br />
individueller Erfahrungen<br />
interpretiert wird.<br />
Lernen ist ein …<br />
Mandl: Wissensaufbau aktiv gestalten. Schüler Wissen für Lehrer, 2006, S. 28-30<br />
emotionaler Prozess<br />
Sowohl leistungsbezogene als<br />
auch soziale Emotionen<br />
beeinflussen das Lernen.<br />
Für die Lernmotivation ist die<br />
emotionale Komponente<br />
beson<strong>der</strong>s wesentlich.<br />
sozialer Prozess<br />
Lernen ist fast immer ein<br />
interaktives Geschehen<br />
und wird durch soziale<br />
Komponenten beeinflusst.<br />
situativer Prozess<br />
Wissenserwerb erfolgt stets in<br />
einem spezifischen Kontext und<br />
ist mit diesem verbunden.<br />
<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 87
Jürgen Roth<br />
Eine<br />
pragmatische<br />
Position zum<br />
Lehren und<br />
Lernen:<br />
Lernen aus<br />
konstruktivistischer Sicht<br />
Mandl: Wissensaufbau aktiv gestalten. Schüler Wissen für Lehrer, 2006, S. 28-30<br />
<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 88
Bücher<br />
An<strong>der</strong>son: Kognitive Psychologie. Spektrum Verlag, Heidelberg Berlin, 2001 3<br />
Edelmann: Lernpsychologie. Beltz Verlag, Weinheim, 1994 4<br />
Krapp, Weidenmann: Pädagogische Psychologie. Beltz Verlags, Weinheim, 2001 4<br />
Stampe: Repetitorium Fachdidaktik <strong>Mathematik</strong>. Klinkhardt, Bad Heilbrunn / Obb., 1984<br />
Wittmann: Grundfragen des <strong>Mathematik</strong>unterrichts. Vieweg, Braunschweig Wiesbaden, 1981 6<br />
Zech: Grundkurs <strong>Mathematik</strong>didaktik. Beltz Verlag, Weinheim, 1998 9<br />
Zimbardo: Psychologie. Springer-Verlag, Berlin Heidelberg, 1995 6<br />
Internet-Seiten<br />
http://ddi.cs.uni-potsdam.de/Lehre/SPS/MaterialMicroteaching.htm#ged<br />
http://www.lern-psychologie.de<br />
http://www.stangl-taller.at/ARBEITSBLAETTER/LERNEN/<br />
http://www.ship.edu/~cgboeree/piaget.html<br />
http://dsor.uni-pa<strong>der</strong>born.de/de/forschung/publikationen/blumstengel-diss/Lerntheorien.html<br />
http://www.medizin-lernplaner.de/Lerntechnik/lerntechnik_lerntheorie.html<br />
http://www.psychologie.uni-wuerzburg.de/i4pages/Download/Schnei<strong>der</strong>_Psycho/11-08-00-I.pdf<br />
Jürgen Roth<br />
Literatur<br />
<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 89
Jürgen Roth<br />
<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong><br />
7 Didaktische Prinzipien<br />
<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 90
Jürgen Roth<br />
Prinzipien<br />
Genetisches Prinzip<br />
Sokratisches Prinzip<br />
Exemplarisches Prinzip<br />
Operatives Prinzip<br />
Integrationsprinzip<br />
Prinzip des<br />
aktiven Lernens<br />
(gelenkten) Entdeckenden<br />
Lernens<br />
Didaktische Prinzipien<br />
(unvollständige Liste)<br />
Prinzip <strong>der</strong><br />
Realitätsnähe o<strong>der</strong> Lebensnähe<br />
Beziehungshaltigkeit<br />
integrierten Wie<strong>der</strong>holung<br />
Isolation <strong>der</strong> Schwierigkeiten<br />
Selbsttätigkeit<br />
Variation<br />
adäquaten Visualisierung<br />
Variation <strong>der</strong><br />
Veranschaulichungsmittel<br />
<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 91
Jürgen Roth<br />
Wissensentwicklung<br />
Entwicklungsstufen<br />
Prinzipien des<br />
Lernens und Lehrens<br />
Wittmann: Standard Number Representations in the Teaching of Arithmetic. In: JMD, 19 (1998) 2/3, S.149-178<br />
Repräsentationsformen<br />
fundamentale<br />
Ideen<br />
grund-<br />
legende<br />
Repräsenta-<br />
tionen aus-<br />
wählen<br />
Zone <strong>der</strong><br />
proximalen<br />
Entwicklung<br />
Spiralprinzip<br />
(inter-)<br />
aktives<br />
ganzheitliches<br />
Lernen orga-<br />
nisieren<br />
Operatives<br />
Prinzip<br />
inter-<br />
aktiver<br />
Zugang zu<br />
Repräsen-<br />
tationen<br />
schrittweise<br />
Schemati-<br />
sierung<br />
natürliche<br />
Differen-<br />
zierung<br />
Vorwissen<br />
& natürliche<br />
Neugier<br />
nutzen<br />
<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 92
Jürgen Roth<br />
Piaget:<br />
Operatives Prinzip<br />
Operationen sind verinnerlichte / gedachte Handlungen.<br />
Denken vollzieht sich in Operationen.<br />
Operationen sind flexibel und beweglich, also:<br />
umkehrbar o<strong>der</strong> reversibel (Reversibilität),<br />
zusammensetzbar o<strong>der</strong> kompositionsfähig (Kompositionsfähigkeit)<br />
assoziativ (Assoziativität),<br />
d. h. man kann auf verschiedenen<br />
Weisen zum Ziel kommen.<br />
<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 93
Jürgen Roth<br />
Operatives Prinzip<br />
Zech: Operative Prinzipien. In: Zech: Grundkurs <strong>Mathematik</strong>didaktik. Weinheim und Basel: Beltz Verlag, 1998, S. 114-124<br />
Bruner:<br />
Wissensrepräsentation<br />
• enaktiv (handelnd)<br />
• ikonisch (bildhaft)<br />
• symbolisch<br />
Prinzipien:<br />
• Stufengemäßheit<br />
(vgl. Piaget)<br />
• Aufbauprinzip<br />
• Verinnerlichung<br />
• Reflexion<br />
Piaget:<br />
Stufen <strong>der</strong><br />
kognitiven<br />
Entwicklung<br />
Operatives<br />
Prinzip<br />
Prinzip des<br />
operativen<br />
Durch-<br />
arbeitens<br />
Aebli:<br />
Verinnerlichungsstufen<br />
• konkrete Stufe<br />
• figurale Stufe<br />
• symbolische Stufe<br />
Variation<br />
• Darstellungsebene<br />
• „Unwesentliches“<br />
(Veranschaulichungs-<br />
mittel, mathematische<br />
Variablen, Kontext, …)<br />
• Ausgangssituation<br />
(Was passiert mit … ,<br />
wenn … ? )<br />
• Lösungsweg<br />
• gesuchte Größen<br />
<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 94
Jürgen Roth<br />
Operatives Prinzip<br />
Wittmann: Objekte - Operationen - Wirkungen: Das operative Prinzip in <strong>der</strong> <strong>Mathematik</strong>didaktik. <strong>Mathematik</strong> lehren 11, 1985, S. 7-11<br />
Objekte erfassen bedeutet,<br />
zu erforschen,<br />
wie sie konstruiert sind<br />
wie sie sich verhalten, wenn<br />
auf sie Operationen ausgeübt<br />
werden.<br />
Im Erkenntnisprozess wird<br />
systematisch untersucht,<br />
welche Operationen ausführbar<br />
und wie sie verknüpft sind,<br />
welche Eigenschaften und<br />
Beziehungen den Objekten<br />
durch Konstruktion aufgeprägt<br />
sind,<br />
welche Wirkungen Operationen<br />
auf Eigenschaften und<br />
Beziehungen <strong>der</strong> Objekte<br />
haben.<br />
<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 95
Jürgen Roth<br />
Spiralprinzip<br />
(an fundamentalen Ideen orientiert)<br />
Heymann: Allgemeinbildung und <strong>Mathematik</strong>, Beltz, 1996, S. 173-182<br />
Spiralprinzip<br />
Fundamentalen Ideen (Leitideen)<br />
werden im Unterricht in<br />
mehreren Durchgängen mit<br />
steigendem Niveau behandelt.<br />
Prinzip<br />
des vorwegnehmenden Lernens<br />
<strong>der</strong> Fortsetzbarkeit<br />
Fundamentale Ideen des MU<br />
Zahl<br />
Messen<br />
räumliches Strukturieren<br />
funktionaler Zusammenhang<br />
Daten und Zufall<br />
Algorithmus<br />
mathematisches Modellieren<br />
<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 96
Jürgen Roth<br />
? ? ?<br />
?<br />
? ?<br />
? ?<br />
?<br />
Sokratisches Prinzip<br />
Lehrprinzip <strong>der</strong> Mäeutik<br />
Hebammenkunst<br />
Ausgangspunkt<br />
Menon-Sokrates-Dialog<br />
Pädagogische Grundhaltung<br />
Nicht belehren, son<strong>der</strong>n beim<br />
eigenen Entdecken und Urteilen<br />
helfen.<br />
Sokratisches Prinzip<br />
L. initiiert und steuert durch<br />
Fragen den Problemlöseprozess<br />
<strong>der</strong> S.<br />
L. hilft den S. sich Wissen selbst<br />
anzueignen und ein Verständnis<br />
zu entwickeln<br />
<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 97
Sokrates A � A‘ = 2A<br />
Jürgen Roth<br />
a = 2 Fuß � a‘ = ?<br />
Sklave a‘ = 2a = 4 Fuß<br />
Sokrates a‘ = 2a � A‘ = ?<br />
Sklave A‘ = 2A<br />
Sokrates 4 Ausgangsquadrate<br />
Sklave A‘ = 4A<br />
Sokrates a‘ = a = 2 Fuß � A‘ = A < 2A<br />
Sklave a‘ = 3 Fuß<br />
a‘ = 2a = 4 Fuß � A‘ = 4A > 2A<br />
Sokrates a‘ = 3 Fuß � A‘ = ?<br />
Sklave A‘ = 9 Fuß² > 8 Fuß² = 2A<br />
Sokrates Wie dann?<br />
Sklave ?<br />
Sokrates …<br />
Menon-Sokrates-Dialog<br />
Platon: Auszug aus dem „Menon – Sokrates – Dialog“<br />
a<br />
<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 98<br />
A<br />
a
Jürgen Roth<br />
Trichtermuster �<br />
Lehrerin: … da ist kein bestimmter Monat angegeben, dann nimmt man 30<br />
Tage und rechnet mit den 30 Tagen, und in a) ist ja die Wassermenge<br />
von einem Tag schon angegeben. Und wie viel ist denn das für einen<br />
Monat?<br />
Schülerin: (schweigt)<br />
Lehrerin: Na, du weißt, ein Monat hat 30 Tage ...<br />
Schülerin: (bejahend) … Hm …<br />
Lehrerin: Und nun?<br />
Schülerin: (schweigt)<br />
Lehrerin: Eine Stunde, du brauchst ja jetzt noch gar nicht zu sagen, wie viel ein<br />
Tag hat, das musst du ja erst ausrechnen, also ein Tag hat x Hektoliter,<br />
nich und dann kannst du x Hektoliter mal wie viel nehmen?<br />
Schülerin: (schweigt)<br />
Lehrerin: Na, wie viel haben wir gesagt für einen Monat?<br />
Schülerin: 30 Tage.<br />
Bauersfeld, H. Kommunikationsmuster im <strong>Mathematik</strong>unterricht.<br />
In: Bauersfeld, Breidenbach (Hrsg.): Festschrift, Hannover, 1978, S. 158 – 170<br />
Eine Heilquelle hat eine<br />
Ausschüttung von 200 hl pro<br />
Stunde. Welche Wassermenge<br />
liefert sie<br />
a) täglich,<br />
b) monatlich,<br />
c) jährlich?<br />
Lehrerin: Also x Hektoliter mal 30. Das wären die Hektoliter für einen Monat.<br />
<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 99
Jürgen Roth<br />
Genetisches Prinzip<br />
Wagenschein: Verstehen lehren. Beltz Verlag, Weinheim und Basel, 1975 5<br />
Zentrales Anliegen<br />
Folge<br />
<strong>Mathematik</strong> nicht als<br />
Fertigprodukt lehren!<br />
S. sollen einen Einblick in<br />
den Prozess <strong>der</strong> Entstehung<br />
von <strong>Mathematik</strong> erhalten.<br />
(Genese = Entstehung, Entwicklung)<br />
Unterricht nach genetischem<br />
Prinzip ist problemlösen<strong>der</strong><br />
Unterricht<br />
Begriffe werden als Antworten<br />
auf Fragen mit bzw. von den S.<br />
entwickelt<br />
<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 100
Jürgen Roth<br />
Erdumfangsbestimmung<br />
(Eratosthenes)<br />
http://www.grenzstein.de/era/eratosthenes.html<br />
http://www.juergen-roth.de/dynageo/eratosthenes/eratosthenes_wagenschein_erdumfangsbestimmung.html<br />
http://www.juergen-roth.de/dynageo/eratosthenes/eratosthenes_beleuchtung_mond_erde_durch_sonne.html<br />
Jedes Jahr am 21. Juni wirft <strong>der</strong> Obelisk auf dem<br />
Marktplatz in Assuan (damals Syene) in Oberägypten<br />
zur Mittagszeit keinen Schatten. Die Sonne steht also<br />
zu dieser Zeit genau senkrecht über diesem Obelisk.<br />
Zur gleichen Zeit wirft <strong>der</strong> Obelisk auf dem Marktplatz<br />
im 5000 Stadien (ca. 1000 km) nördlich von Assuan<br />
liegenden Alexandria einen deutlich erkennbaren<br />
Schatten.<br />
Eratosthenes hat den Winkel gemessen, den die Sonnenstrahlen mit dem<br />
Obelisken in Alexandria einschlossen. Der Winkel betrug 1/50 des Vollwinkels.<br />
Wie konnte Eratosthenes damit den Erdumfang bestimmen?<br />
Welches Ergebnis erhielt er?<br />
Umfang<br />
<strong>der</strong> Erde?<br />
Libyen<br />
Alexandria<br />
Ägypten<br />
Assuan<br />
(Syene)<br />
<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 101
Jürgen Roth<br />
Grundlage<br />
Prinzip <strong>der</strong><br />
Beziehungshaltigkeit<br />
Wissen wird im Gedächtnis als<br />
Netzwerk von Beziehungen<br />
gespeichert.<br />
Neues Wissen heißt einglie<strong>der</strong>n<br />
in und erweitern von bereits<br />
vorhandene(n) Begriffsnetze(n).<br />
Stichworte<br />
Ausgehen von den<br />
Vorerfahrungen <strong>der</strong> S.<br />
kumulatives Lernen<br />
Kompetenzentwicklung<br />
erfahrbar machen<br />
Prinzip <strong>der</strong> Lebensnähe<br />
fachübergreifendes Lernen<br />
<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 102
Jürgen Roth<br />
Prinzip des produktiven Übens<br />
Produktives (sinnvolles) Üben<br />
ist keine isolierte Tätigkeit,<br />
ist mit Einsicht verbunden,<br />
findet regelmäßig statt,<br />
wird in die Erarbeitung<br />
neuer Inhalte integriert,<br />
geschieht in herausfor<strong>der</strong>nden<br />
und anregenden Kontexten,<br />
orientiert sich an dem was wirklich<br />
gebraucht wird (→ Produkt).<br />
Gegensatz: Stereotypes Üben<br />
geht nicht auf Fehlerursachen ein,<br />
bietet keine konstruktive Hilfe,<br />
trägt zur Verfestigung von<br />
Denkfehlern bei.<br />
<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 103
Jürgen Roth<br />
A<br />
c<br />
B<br />
Offene Aufgabe<br />
http://www.juergen-roth.de/dynageo/knobelaufgaben/qua<strong>der</strong>_kippen/index.html<br />
Ein Glasqua<strong>der</strong> wird teilweise mit Wasser gefüllt,<br />
auf einen Tisch gestellt und um eine seiner<br />
Bodenkanten gekippt.<br />
Die Grenzflächen des Wassers nehmen beim<br />
Kippen verschiedene geometrische Formen an,<br />
die sich auch in ihren Ausmaßen verän<strong>der</strong>n.<br />
Versuchen Sie so viele unverän<strong>der</strong>liche<br />
Beziehungen wie möglich bezüglich dieser<br />
Formen und <strong>der</strong>en Ausmaßen zu finden.<br />
Notieren Sie Ihre<br />
Entdeckungen und<br />
versuchen Sie sie<br />
zu begründen.<br />
b<br />
C<br />
b·c = const.<br />
<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 104<br />
A<br />
D<br />
a<br />
M<br />
B<br />
N<br />
C<br />
b<br />
a + b = const.
Jürgen Roth<br />
Aufgabenvariation (Strategien)<br />
Schupp: Variatio delectat! Der <strong>Mathematik</strong>unterricht, Jahrgang 49, Heft 4, 2003, S. 4-12 und 53<br />
http://www.juergen-roth.de/dynageo/ueberlappende_quadrate/ueberlappende_quadrate.html<br />
<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 105
Jürgen Roth<br />
Vollrath, Roth: <strong>Grundlagen</strong> des <strong>Mathematik</strong>unterrichts in <strong>der</strong> Sekundarstufe. Heidelberg: Spektrum, 2012, S. 227-246<br />
<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong><br />
8 Begriffe erarbeiten<br />
<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 106
Jürgen Roth<br />
Bausteine des Wissens<br />
charakterisieren Objektklassen<br />
verdichten Informationen<br />
Grundlage sprachlicher Kommunikation<br />
beeinflussen die Gedächtnisleistung<br />
beeinflussen das Problemlösen<br />
Begriffe<br />
<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 107
Jürgen Roth<br />
Begriffe und Problemlösen<br />
Quelle von Problemstellungen<br />
Mittel zum Präzisieren von<br />
Problemstellungen<br />
Lösungshilfen für Probleme<br />
Lösungen von Problemen<br />
Mittel zur Sicherung von<br />
Problemlösungen<br />
<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 108
Jürgen Roth<br />
Leitbegriff eines Themenstrangs<br />
Rolle von Begriffen<br />
z. B. Symmetrie, Funktion, Wahrscheinlichkeit, Figur, …<br />
Schlüsselbegriff einer Unterrichtssequenz<br />
z. B. Bruch, Proportionalität, Symmetrische Vierecke, …<br />
Zentraler Begriff einer Unterrichtseinheit<br />
Begriff, <strong>der</strong> in <strong>der</strong> Unterrichtseinheit erarbeitet wird.<br />
Arbeitsbegriff<br />
Benennung, um über Sachverhalte überhaupt<br />
ohne Umschreibung sprechen zu können.<br />
Arbeitsbegriffe werden im Unterricht durch den Gebrauch vertraut.<br />
<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 109
Jürgen Roth<br />
Intuitives Begriffsverständnis<br />
Begriff als Phänomen<br />
Beispiele kennen.<br />
Inhaltliches Begriffsverständnis<br />
Begriff als Träger von Eigenschaften<br />
Eigenschaften kennen<br />
Integriertes Begriffsverständnis<br />
Begriff als Teil eines Begriffsnetzes<br />
Beziehungen von Eigenschaften untereinan<strong>der</strong><br />
und Beziehungen zu an<strong>der</strong>en Begriffen kennen<br />
Formales Begriffsverständnis<br />
Begriff als strukturierbares Objekt<br />
Stufen des<br />
Begriffsverständnisses<br />
Vollrath: Methodik des Begriffslehrens im MU. Ernst Klett Verlag, 1984, S. 215-217<br />
Begriffe als Objekte die verknüpft werden können<br />
<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 110<br />
6<br />
1<br />
2<br />
3<br />
4<br />
5<br />
1<br />
2<br />
3<br />
4<br />
5<br />
6<br />
Größe<br />
Größe<br />
Seiten<br />
1<br />
2<br />
3<br />
4<br />
5<br />
6<br />
Größe<br />
5<br />
6<br />
1<br />
2<br />
3<br />
4<br />
Größe<br />
Rechteck<br />
3<br />
4<br />
5<br />
6<br />
1<br />
2<br />
2<br />
3<br />
4<br />
5<br />
6<br />
Größe<br />
1<br />
Größe<br />
4<br />
5<br />
6<br />
1<br />
2<br />
3<br />
Größe
Jürgen Roth<br />
Lernen als Ersteigen von Stufen<br />
Reflexion und Analyse bereits erworbenen Wissens<br />
führt zu Wissen höherer Qualität. � Höhere Stufe<br />
Lernen durch Erweiterung<br />
Neue Objekte beseitigen Grenzen, auf die man beim<br />
Operieren mit den bisherigen Objekten stößt.<br />
� Vertrautes wird nun in neuem Licht gesehen.<br />
Modelle langfristigen<br />
Begriffslernens<br />
<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 111
Jürgen Roth<br />
Verstehen eines Begriffs<br />
Lernende haben einen Begriff verstanden, wenn sie<br />
Bezeichnung des Begriffs kennen,<br />
Beispiele angeben und jeweils begründen können,<br />
warum es sich um ein Beispiel handelt,<br />
Gegenbeispiele angeben und begründen können,<br />
weshalb etwas nicht unter einen Begriff fällt,<br />
charakteristische Eigenschaften des Begriffs kennen,<br />
Ober-, Unter- und Nachbarbegriffe kennen,<br />
mit dem Begriff arbeiten können<br />
(z. B. im Rahmen von Problemlösungen)<br />
<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 112
Jürgen Roth<br />
Erfahrungen zum Begriff sammeln<br />
Handlungen (enaktive Repräsentation)<br />
Objekte darbieten<br />
Beispiele für Begriffe (ikonische Repräsentation)<br />
Merkmale entdecken<br />
Prinzip <strong>der</strong> Variation<br />
Prinzip des Kontrasts<br />
Sprache (benennen, beschreiben)<br />
Erarbeiten eines Begriffs<br />
Definition erarbeiten<br />
Genetische Definition<br />
Charakterisierende Definition<br />
Oberbegriff angeben<br />
Definierende Eigenschaft � Bedingung notwendig & hinreichend<br />
Kritisch Reflektieren<br />
Definition durch möglichst „schwache“ For<strong>der</strong>ung<br />
Bezeichnung: Herkunft / evtl. Abgrenzung gegen Umgangssprache<br />
<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 113
Jürgen Roth<br />
Einstieg<br />
An einem geeigneten Problemkontext werden<br />
ersten Vorstellungen vom Begriff entwickelt.<br />
Erarbeitung<br />
Umfang und Inhalt des Begriffs herausarbeiten<br />
Sicherung<br />
Ergebnisse festhalten<br />
mit Hilfe geeigneter Aufgaben überprüfen,<br />
ob <strong>der</strong> Begriff erfasst ist und etwa gegen<br />
an<strong>der</strong>e Begriffe abgegrenzt werden kann<br />
(z. B. Frage nach Beispielen und Gegenbeispielen)<br />
Vertiefung (Transfer)<br />
Querverbindungen zu an<strong>der</strong>en Begriffen herstellen<br />
Spezialfälle (insbeson<strong>der</strong>e Grenzfälle) betrachten<br />
(z. B. auch Variation <strong>der</strong> definierenden Eigenschaften)<br />
Anwendungen, …<br />
Unterrichtsphasen<br />
(bei zentralen Begriffen)<br />
Verankerung<br />
in kognitiver<br />
Struktur<br />
<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 114
Einstieg<br />
Wie viele Punkte können<br />
ein Kreis und eine Gerade<br />
gemeinsam haben?<br />
Erarbeitung<br />
Tangente, 1 Berührpunkt,<br />
Sekante, 2 Schnittpunkte,<br />
Passante, keine gem. Punkte.<br />
Sicherung: Tangente zeichnen!<br />
Vertiefung:<br />
Jürgen Roth<br />
Besitzt die Figur aus Kreis und<br />
Tangente eine Symmetrieachse?<br />
Ja! � Tangente steht senkrecht<br />
auf dem Berührpunktradius.<br />
Wie kann man die Tangente konstruieren?<br />
Beispiel: Tangente<br />
an einen Kreis<br />
<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 115<br />
k<br />
M<br />
B<br />
t
Jürgen Roth<br />
Vertiefung:<br />
M P<br />
Beispiel: Tangente<br />
an einen Kreis<br />
Wie viele Tangenten an den Kreis verlaufen durch den Punkt P?<br />
Skizziere Sie!<br />
Wie kann man die Tangenten konstruieren?<br />
<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 116
Jürgen Roth<br />
Beispiel:<br />
Dreiecksgrundformen<br />
Roth: Dreiecksgrundformen. In: Praxis <strong>der</strong> <strong>Mathematik</strong> in <strong>der</strong> Schule, Heft 12, Dezember 2006, 48. Jg., S. 21-25<br />
Grundverständnis <strong>der</strong> Begriffe<br />
gleichschenkliges Dreieck<br />
rechtwinkliges Dreieck<br />
spitzwinkliges Dreieck<br />
stumpfwinkliges Dreieck<br />
Ziel: Erarbeitung einer Verständnisgrundlage<br />
Begriffe als „bewegliche“ Strukturen aufbauen<br />
Begriffe flexibler verfügbar machen<br />
als mit statischen Prototypen<br />
A<br />
<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 117<br />
C<br />
B
Jürgen Roth<br />
Gleichschenklige Dreiecke<br />
1) Bewege den Punkt C so, dass Dreiecke entstehen, die<br />
a) gleichschenklig mit |AC| = |BC| sind,<br />
b) gleichschenklig mit |AC| = |AB| sind,<br />
c) gleichschenklig mit |BC| = |AB| sind.<br />
2) Angabe von Kurven<br />
(Begründung)<br />
3) Wi<strong>der</strong>legen bzw. vertrauens-<br />
bildende Maßnahme durch<br />
Binden von C an die Kurven.<br />
4) Beobachtung <strong>der</strong> Innenwinkel<br />
� Basiswinkelsatz<br />
5) Gleichseitige Dreiecke<br />
http://www.juergen-roth.de/dynageo/dreiecksgrundformen/<br />
75°<br />
3,6 cm<br />
� b<br />
<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 118<br />
C<br />
�<br />
A B<br />
60°<br />
5 cm<br />
4,5 cm<br />
45°
Jürgen Roth<br />
Rechtwinklige Dreiecke<br />
http://www.juergen-roth.de/dynageo/dreiecksgrundformen/<br />
<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 119
Jürgen Roth<br />
Dreiecksgrundformen<br />
„Merkbild“<br />
http://www.juergen-roth.de/dynageo/dreiecksgrundformen/<br />
<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 120
Jürgen Roth<br />
Eckpunkt wan<strong>der</strong>t auf einer<br />
Kurve<br />
http://www.juergen-roth.de/dynageo/dreiecksgrundformen/<br />
<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 121
Jürgen Roth<br />
Vollrath, Roth: <strong>Grundlagen</strong> des <strong>Mathematik</strong>unterrichts in <strong>der</strong> Sekundarstufe. Heidelberg: Spektrum, 2012, S. 246-260<br />
<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong><br />
9 Sachverhalte erarbeiten<br />
<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 122
Jürgen Roth<br />
Eigenschaften<br />
mathematischer<br />
Objekte<br />
Regeln für<br />
den Umgang mit<br />
mathematischen<br />
Objekten<br />
Regeln<br />
Sachverhalte<br />
Gesetze<br />
Eigenschaften<br />
von Begriffen<br />
Begründbare Aussagen<br />
Sätze<br />
Sachverhalte?!<br />
Beziehungen<br />
zwischen<br />
Begriffen<br />
<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 123
Jürgen Roth<br />
Entdecken von Sachverhalten<br />
Induktiv, deduktiv o. Hypothesen wi<strong>der</strong>legen<br />
Beispiel: „Quadrieren vergrößert.“<br />
Formulieren <strong>der</strong> Sachverhalte<br />
als mathematische Aussagen<br />
Begründen <strong>der</strong> Aussagen<br />
Logische Struktur (Voraussetzung,<br />
Behauptung) herausarbeiten<br />
Ziele des Begründens<br />
Wahrheit einer Aussage sichern<br />
Einsicht in den Sachverhalt vermitteln<br />
Verstehen <strong>der</strong> Sachverhalte<br />
Ziel: Anregen von geistigen Prozessen, die zu<br />
(neuen) mathematischen Erkenntnissen führen<br />
Didaktische Aufgaben<br />
2² = 4 > 2<br />
3² = 9 > 3<br />
4² = 16 > 4<br />
a² > a<br />
� a � R\[0;1]<br />
Fallunter-<br />
scheidung<br />
-2 -1,5 -1 -0,5 0,5 1 1,5<br />
<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 124<br />
y<br />
3<br />
2,5<br />
2<br />
1,5<br />
1<br />
0,5<br />
-0,5<br />
x
Jürgen Roth<br />
Erfahren von<br />
Handlungsspielräumen<br />
und Sachzwängen<br />
Probieren<br />
Verschiedene<br />
Begründungsweisen<br />
Messen � b � � + b + �<br />
31° 44,5° 115° 180,5°<br />
51° 92° 35° 179°<br />
<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 125
Jürgen Roth<br />
Son<strong>der</strong>fälle<br />
Beweis<br />
Verschiedene<br />
Begründungsweisen<br />
http://www.juergen-roth.de/dynageo/winkelverschiebung/innenwinkelsumme_dreieck.html<br />
�<br />
� 1 � 2<br />
b<br />
�B �C bA<br />
bC<br />
90 ° + 90 ° =<br />
� 180 ° =<br />
C<br />
A B<br />
( � + � 1 ) + ( b + � 2 )<br />
� + b + �<br />
�A<br />
�B Winkelverschiebung<br />
<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 126
Einstieg: Die Seitenlänge a eines Quadrates wird um b vergrößert.<br />
Wie än<strong>der</strong>t sich <strong>der</strong> Flächeninhalt des Quadrates?<br />
Erarbeitung:<br />
Sicherung: heißt<br />
1. binomische Formel (Plusformel).<br />
Jürgen Roth<br />
( b )<br />
a +<br />
( a + b )<br />
2<br />
2<br />
=<br />
2<br />
( a + b ) =<br />
2<br />
a + 2ab<br />
Skizze einer Unterrichtseinheit<br />
http://www.juergen-roth.de/dynageo/binomische_Formeln/binomische_Formeln.html<br />
+ b<br />
2<br />
= ( a + b ) · ( a + b )<br />
2<br />
= a + ab + ab b<br />
2<br />
= a + 2ab + b<br />
2<br />
2<br />
a + 2ab + b<br />
2<br />
+ 2<br />
(x + y) 2 , (x + 3) 2 , (5 + z) 2 , (a + 2b) 2 ,<br />
(x 2 + y 3 ) 2 , c 2 + 2cd + d 2 , …<br />
Vertiefung: Verwandle (a � b)² in eine Summe.<br />
Lässt sich diese Aussage geometrisch deuten? …<br />
<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 127<br />
b<br />
a<br />
ab<br />
a²<br />
a<br />
b²<br />
ab<br />
b<br />
Probleme:<br />
(a+b)² � = a²+b²<br />
(2xy+3vw)²
Jürgen Roth<br />
Vollrath, Roth: <strong>Grundlagen</strong> des <strong>Mathematik</strong>unterrichts in <strong>der</strong> Sekundarstufe. Heidelberg: Spektrum, 2012, S. 261-270<br />
<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong><br />
10 Algorithmen erarbeiten<br />
Algorithmus = (Lösungs-)Verfahren<br />
<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 128
Jürgen Roth<br />
Didaktische Aufgaben<br />
Verfahren Schrittfolgen, die abzuarbeiten sind.<br />
Ziele: Die Schülerinnen und Schüler<br />
Alle Schritte begründen.<br />
(U. a. Beitrag zur Lösung verdeutlichen.)<br />
Das verstandene (!) Verfahren<br />
durch Anwendung üben.<br />
eignen sich das Verfahren an (Primat des Verstehens)<br />
(d. h. sie verstehen es und können es anwenden)<br />
können zwischen dem Ziel und dem Weg dahin unterscheiden<br />
(Ziel: „+2 auf die an<strong>der</strong>e Seite bringen“;<br />
Weg: „Auf beiden Seiten 2 subtrahieren.“)<br />
denken über Alternativen nach und versuchen,<br />
den gefundenen Algorithmus zu verbessern,<br />
notieren das Lösungsschema mit zunehmendem Alter<br />
als Algorithmus, <strong>der</strong> von Computern ausführbar ist.<br />
<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 129
Jürgen Roth<br />
Benötigte Vorkenntnisse<br />
und Fähigkeiten<br />
Voraussetzungen für das Lernen eines Verfahrens:<br />
Beherrschung einer Regelhierarchie<br />
Zur Sicherstellung sind u. U. Wie<strong>der</strong>holungen nötig.<br />
Beispiel für eine<br />
Fähigkeitshierarchie:<br />
Schriftliche Addition<br />
mehrstelliger Zahlen.<br />
Einspluseins im Kopf<br />
Schriftliche Multiplikation<br />
mehrstelliger Zahlen<br />
miteinan<strong>der</strong><br />
Schriftliche Multiplikation<br />
mehrstelliger Zahlen mit<br />
einer einstelligen Zahl<br />
Kleines Einmaleins im Kopf<br />
<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 130
Jürgen Roth<br />
Der größte gemeinsame Teiler<br />
(ggT) zweier Zahlen lässt sich<br />
über die Primfaktorzerlegung<br />
o<strong>der</strong> den Euklidischen<br />
Algorithmus bestimmen.<br />
72 21 1 1<br />
= 1 + = 1 + = 1 +<br />
51 51 51 9<br />
2 +<br />
21 21<br />
1<br />
1<br />
= 1 + = 1 +<br />
1<br />
1<br />
2 + 2 +<br />
21<br />
3<br />
2 +<br />
9<br />
9<br />
1<br />
1<br />
= 1 + = 1 +<br />
1<br />
1<br />
2 +<br />
2 +<br />
1<br />
1<br />
2 +<br />
2 +<br />
9<br />
3<br />
3<br />
Euklidischer Algorithmus (ggT)<br />
72<br />
ggT(72, 51) = ? 3<br />
51<br />
<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 131
Jürgen Roth<br />
72 = 1 � 51 + 21<br />
51 = 2 � 21 + 9<br />
21 = 2 � 9 + 3<br />
9 = 3 � 3 + 0<br />
Euklidischer Algorithmus (ggT)<br />
72<br />
http://www.juergen-roth.de/excel/<br />
51<br />
<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 132
Jürgen Roth<br />
Heron-Verfahren<br />
(Wurzelberechnung)<br />
Berechnungsgrundlage für Straßenreinigungsgebühren:<br />
An die Straße grenzende Grundstückslänge<br />
(Frontmetermaßstab).<br />
Der Eigentümer von Grundstück B muss mehr bezahlen<br />
als <strong>der</strong> von Grundstück A, obwohl Grundstück A größer ist.<br />
Gemein<strong>der</strong>at: Für ein größeres Grundstück mehr zahlen.<br />
Lösung: Quadratwurzelmaßstab als Bemessungsgrundlage<br />
Straßenreinigungsgebühren<br />
werden aus <strong>der</strong> Seitenlänge<br />
eines zum Grundstück<br />
flächeninhaltsgleichen<br />
Quadrats berechnet.<br />
Frage: Wie findet man die<br />
Seitenlänge dieses Quadrats?<br />
A<br />
<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 133<br />
B
Jürgen Roth<br />
Heron-Verfahren<br />
(Wurzelberechnung)<br />
http://www.juergen-roth.de/dynageo/heronverfahren/<br />
<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 134
Jürgen Roth<br />
Gesucht: A<br />
Anfangswert: a 0<br />
a<br />
b =<br />
n + 1<br />
=<br />
A<br />
n a n<br />
a<br />
n<br />
+<br />
2<br />
b<br />
n<br />
b<br />
0<br />
=<br />
a<br />
A<br />
0<br />
=<br />
6<br />
b<br />
1<br />
Heron-Verfahren<br />
(Wurzelberechnung)<br />
=<br />
a<br />
A<br />
1<br />
a<br />
1<br />
a 0 =<br />
A = 24<br />
=<br />
=<br />
4 , 8<br />
<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 135<br />
a<br />
0<br />
4<br />
http://www.juergen-roth.de/excel/<br />
+ b<br />
2<br />
0<br />
=<br />
5
Jürgen Roth<br />
Schwierigkeiten und<br />
Überraschungen<br />
<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 136
Jürgen Roth<br />
Vollrath, Roth: <strong>Grundlagen</strong> des <strong>Mathematik</strong>unterrichts in <strong>der</strong> Sekundarstufe. Heidelberg: Spektrum, 2012, S. 270-281<br />
<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong><br />
11 Anwenden und Modellieren<br />
<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 137
Jürgen Roth<br />
innermathematische<br />
Anwendung<br />
Ziel: Querverbindungen<br />
zwischen<br />
mathematischen<br />
Gebieten herstellen<br />
<strong>Mathematik</strong> anwenden<br />
1. Weg:<br />
Einstieg in neues<br />
Gebiet mit einem<br />
„praktischen“<br />
Problem<br />
außermathematische<br />
Anwendung<br />
Ziel: „Nutzen“<br />
<strong>der</strong> <strong>Mathematik</strong><br />
verdeutlichen &<br />
motivieren<br />
Anwenden?!<br />
2. Weg:<br />
Anwendungsbeispiele<br />
nach<br />
Erarbeitung<br />
eines Gebietes<br />
<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 138
Jürgen Roth<br />
Es geht nicht um<br />
„frisierte“, also<br />
mindestens bereinigte<br />
o<strong>der</strong> eingekleidete<br />
Sachaufgaben,<br />
son<strong>der</strong>n um die<br />
Auseinan<strong>der</strong>setzung<br />
mit realen Problemen.<br />
Die Schüler sollen<br />
das Modellieren an<br />
einfachen Beispielen<br />
selbst erfahren und<br />
darüber reflektieren<br />
können.<br />
Geistige Abenteuerlust<br />
<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 139
Kann man die Flüssigkeit<br />
aus dem linken<br />
Standzylin<strong>der</strong> in den<br />
rechten Standzylin<strong>der</strong><br />
schütten, ohne dass er<br />
überläuft?<br />
Jürgen Roth<br />
Beispiel: Standzylin<strong>der</strong><br />
http://www.juergen-roth.de/dynageo/knobelaufgaben/umfuellproblem/index.html<br />
<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 140
Jürgen Roth<br />
Idealisieren<br />
Strukturieren<br />
Vereinfachen<br />
Präzisieren<br />
reales<br />
Modell<br />
reale<br />
Situation<br />
Mathe-<br />
matisieren<br />
Anwenden<br />
Interpretieren<br />
Validieren<br />
Modellierungskreislauf<br />
mathem.<br />
Modell<br />
mathem.<br />
Resultate<br />
mathematische<br />
Überlegungen<br />
<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 141
Jürgen Roth<br />
Beispiel: Luft-Nummer<br />
Viel heiße Luft bringt einen mit<br />
Sicherheit nach oben. Niemand weiß<br />
das besser als lan Ashpole. Der 43jährige<br />
stand in England auf <strong>der</strong> Spitze<br />
eines Heißluftballons. Die Luftnummer<br />
in 1500 Meter Höhe war noch <strong>der</strong><br />
ungefährlichste Teil <strong>der</strong> Aktion.<br />
Kritischer war <strong>der</strong> Start: Nur durch ein<br />
Seil gesichert, musste sich Ashpole auf<br />
dem sich füllenden Ballon halten. Bei<br />
<strong>der</strong> Landung strömte dann die heiße<br />
Luft aus einem Ventil direkt neben<br />
seinen Beinen vorbei. Doch außer<br />
leichten Verbrennungen trug <strong>der</strong><br />
Ballonfahrer keine Verletzungen davon.<br />
Wie viel Liter Luft sind wohl in<br />
diesem Heißluftballon?<br />
<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 142
Jürgen Roth<br />
<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong><br />
12 Problemlösen<br />
<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 143
Jürgen Roth<br />
Kapitel 12: Problemlösen<br />
12.1 Was ist ein Problem?<br />
12.2 Problemlösen im <strong>Mathematik</strong>unterricht<br />
12.3 Heuristische Strategien und Hilfsmittel<br />
12.4 Wie sucht man die Lösung?<br />
12.5 Hilfen beim Problemlösen<br />
Inhaltsverzeichnis<br />
<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 144
Jürgen Roth<br />
<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> – Kapitel 12: Problemlösen<br />
12.1 Was ist ein Problem?<br />
<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 145
Jürgen Roth<br />
Zahlenzauber<br />
http://www.messe-ideen.de/online-spiel-magisches-zahlenraetsel.htm<br />
<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 146
Jürgen Roth<br />
Zahlenzauber<br />
<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 147
Jürgen Roth<br />
(Routine-)Aufgabe<br />
Was ist ein Problem?<br />
Anfangszustand Algorithmus<br />
Zielzustand<br />
Problem<br />
?<br />
Anfangszustand Zielzustand<br />
<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 148
Jürgen Roth<br />
Subjektiv sehr verschieden<br />
Abhängig von Vorwissen<br />
Dieselbe Aufgabe kann für<br />
verschiedene Menschen<br />
einen Routineaufgabe o<strong>der</strong><br />
ein Problem sein.<br />
Fehleinschätzungen bzgl. <strong>der</strong><br />
Schwierigkeit einer Aufgabe<br />
beruhen in <strong>der</strong> Regel auf <strong>der</strong><br />
falschen Einschätzung des<br />
Vorwissens.<br />
Aufgabe o<strong>der</strong> Problem?<br />
<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 149
Jürgen Roth<br />
Anschaulichkeit bzw.<br />
Abstraktionsgrad<br />
Formalisierungs- bzw.<br />
Mathematisierungsgrad<br />
Bekanntheit<br />
Komplexität<br />
Anfor<strong>der</strong>ungsniveau<br />
von Problemen<br />
<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 150
Jürgen Roth<br />
<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> – Kapitel 12: Problemlösen<br />
12.2 Problemlösen im<br />
<strong>Mathematik</strong>unterricht<br />
<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 151
Jürgen Roth<br />
<strong>Mathematik</strong> im Entstehen<br />
<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 152
problemorientiertes<br />
Lernen<br />
Jürgen Roth<br />
Problem finden<br />
• Probleme in Kontexten entdecken<br />
• Problemsituation erfassen und bewerten<br />
Problem lösen (Problemlösen im engeren Sinn)<br />
• Mathematische Kompetenzen in neuer Weise<br />
o<strong>der</strong> Kombination einsetzen<br />
• Vorhandene Kompetenzen / Begriffe werden<br />
dabei gefestigt und flexibilisiert<br />
Problem weiterentwickeln<br />
• Suche nach Problemlösungen führt auf neue<br />
mathem. Ideen o<strong>der</strong> weiterführende Probleme<br />
• Neue math. Begriffe und Verfahren entstehen<br />
Problemlösen<br />
(im weiteren Sinn)<br />
Nach Leu<strong>der</strong>s (Hrsg.): <strong>Mathematik</strong>-<strong>Didaktik</strong>, Cornelsen Scriptor, 2003<br />
entdeckendes<br />
Lernen<br />
<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 153
Jürgen Roth<br />
Warum Problemlösen im MU?<br />
Gelegenheit <strong>Mathematik</strong> individuell und aktiv zu konstruieren<br />
angemessenes Bild <strong>der</strong> <strong>Mathematik</strong><br />
Kontexte die mathematischen Konstrukten Sinn geben<br />
Behalten, Motivation, nachhaltiges Lernen<br />
Schlüsselkompetenz für das lebenslange Lernen<br />
eigene Lösungsansätze und Strategien entwickeln<br />
mit uneindeutigen Informationen umgehen<br />
emotionale Erlebnisse<br />
Durchhaltevermögen, Aushalten von Wi<strong>der</strong>ständen<br />
Durchbrüche, Aha-Erlebnisse<br />
Transfer<br />
Umgang mit unbekannten Situationen<br />
Sammeln und strukturieren von Informationen<br />
<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 154
Jürgen Roth<br />
führt auf allgemeine mathematische Ideen<br />
macht übergreifende Zusammenhänge verständlich<br />
neue Begriffsbildungen werden nötig und einsichtig<br />
Kriterien für ein<br />
„gutes“ Problem<br />
bietet Anlass zu divergentem Arbeiten & individuellem Erkunden<br />
erlaubt verschiedene Ansätze auf unterschiedlichen Niveaus<br />
bietet einen inner- o<strong>der</strong> außermathematischen Kontext<br />
für eine mathematisches Konzept<br />
ist leicht zugänglich und unmittelbar verständlich<br />
macht die Selbstentwicklung einer Strategie notwendig<br />
führt zur Nutzung und neuen Kombination<br />
von vorhandenen Kenntnissen<br />
<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 155
Jürgen Roth<br />
<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> – Kapitel 12: Problemlösen<br />
12.3 Heuristische Strategien<br />
und Hilfsmittel<br />
<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 156
Jürgen Roth<br />
Einfache Einstiegsprobleme<br />
Roth: Online-Spiele im <strong>Mathematik</strong>unterricht?! In: <strong>Mathematik</strong> lehren, Heft 146, Februar 2008, S. 68-69<br />
http://www.gamecraft.de/get_gruppe.php?gruppe=ma<br />
<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 157
Jürgen Roth<br />
Vorwärtsarbeiten<br />
Was ist gegeben?<br />
Heuristische Strategien<br />
Was weiß ich über das Gegebene?<br />
Was kann ich daraus ermitteln?<br />
Rückwärtsarbeiten<br />
Was ist gesucht?<br />
Was weiß ich über das Gesuchte?<br />
Was benötige ich, um das Gesuchte zu ermitteln?<br />
Invarianzprinzip<br />
Was än<strong>der</strong>t sich nicht?<br />
Was haben alle Objekte gemeinsam?<br />
Kombination<br />
Zerlegungsprinzip<br />
Welche Teilfragen sind zu lösen? (Zerlegen)<br />
Abarbeiten <strong>der</strong> Teilprobleme<br />
<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 158
Jürgen Roth<br />
Analogiebildung<br />
Heuristische Strategien<br />
Hast du schon einmal etwas Ähnliches gelöst?<br />
Lassen sich Lösungsschritte übernehmen?<br />
Suchraumeingrenzung<br />
In welchen Grenzen liegt das Ergebnis?<br />
Systematisches Probieren<br />
Ziel-Mittel-Analyse<br />
Welche (heuristischen) Hilfsmittel können<br />
auf dem Weg zum Ziel hilfreich sein<br />
Spezialisieren, Grenzfälle ausloten<br />
Konkretisieren<br />
<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 159
Jürgen Roth<br />
Lernen von Heurismen<br />
Bru<strong>der</strong>: Lernen geeignete Fragen zu stellen – Heuristik im MU. In: <strong>Mathematik</strong> lehren 115, 2002, S. 4-8<br />
1. Implizite Gewöhnung an heuristische<br />
Vorgehensweisen und zugehörige<br />
typischen Fragestellungen.<br />
2. Zu lernende Strategie an Hand von<br />
Musteraufgaben explizit vorstellen.<br />
3. Übungsphase mit Aufgaben<br />
unterschiedlicher Schwierigkeit,<br />
in denen die neue Strategie<br />
bewusst angewandt werden soll.<br />
4. Anstreben einer unterbewussten<br />
flexiblen Strategieanwendung.<br />
� Reflexionsphase: Beschreibung<br />
mit heuristischer Fragetechnik.<br />
<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 161
Jürgen Roth<br />
<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> – Kapitel 12: Problemlösen<br />
12.4 Wie sucht man die Lösung?<br />
<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 162
Erstens<br />
Du musst die Aufgabe verstehen.<br />
Zweitens<br />
Suche den Zusammenhang zwischen<br />
den Daten und <strong>der</strong> Unbekannten.<br />
Du musst vielleicht Hilfsaufgaben betrachten,<br />
wenn ein unmittelbarer Zusammenhang<br />
nicht gefunden werden kann.<br />
Du musst schließlich einen Plan<br />
<strong>der</strong> Lösung erhalten.<br />
Drittens<br />
Führe deinen Plan aus.<br />
Viertens<br />
Prüfe die erhaltene Lösung.<br />
Jürgen Roth<br />
Wie sucht man die Lösung?<br />
Polya: Die Schule des Denkens. Francke Verlag,1995 4 , Umschlaginnenseite<br />
<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 163
Jürgen Roth<br />
Wie sucht man die Lösung?<br />
Polya: Die Schule des Denkens. Francke Verlag,1995 4 , Umschlaginnenseite<br />
<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 164
Jürgen Roth<br />
Wie sucht man die Lösung?<br />
Polya: Die Schule des Denkens. Francke Verlag,1995 4 , Umschlaginnenseite<br />
<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 165
Jürgen Roth<br />
Wie sucht man die Lösung?<br />
Polya: Die Schule des Denkens. Francke Verlag,1995 4 , Umschlaginnenseite<br />
<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 166
Jürgen Roth<br />
Wie sucht man die Lösung?<br />
Polya: Die Schule des Denkens. Francke Verlag,1995 4 , Umschlaginnenseite<br />
<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 167
Jürgen Roth<br />
Beispiel: Kreiskonstruktion<br />
<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 168
Jürgen Roth<br />
Beispiel: Hubschrauber<br />
Zech: Grundkurs <strong>Mathematik</strong>didaktik. Beltz Verlag, Weinheim, Basel, 1998 4 , S. 319<br />
Zwei Orte A und B liegen 245 km voneinan<strong>der</strong> entfernt. In Ort A<br />
startet ein Auto in Richtung Ort B und legt durchschnittlich in einer<br />
Stunde 60 km zurück. Gleichzeitig startet in Ort B ein Auto in<br />
Richtung Ort A und legt in <strong>der</strong> Stunde durchschnittlich 80 km<br />
zurück. Während die beiden Autos losfahren, startet gleichzeitig ein<br />
Hubschrauber in Ort A. Der Hubschrauber fliegt mit einer<br />
Durchschnittsgeschwindigkeit von 240 km/h in Richtung Ort B. In<br />
dieser Richtung fliegt er so lange, bis er auf das Auto aus B trifft. Er<br />
wendet ohne Zeitverlust und fliegt in Richtung Ort A, bis er auf das<br />
Auto, das in Ort A gestartet ist, trifft. Auf diese Weise fliegt <strong>der</strong><br />
Hubschrauber immer zwischen den beiden Autos hin und her, bis<br />
die Fahrzeuge sich treffen. Wie viele Kilometer legt <strong>der</strong><br />
Hubschrauber währenddessen zurück?<br />
<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 169
Jürgen Roth<br />
2<br />
2<br />
Beispiel: Hubschrauber<br />
240 km/h<br />
60 km/h 80 km/h<br />
245 km =<br />
245 km<br />
1,75 h<br />
km<br />
km h<br />
140 h<br />
�<br />
240 1,75 h = 420 km<br />
<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 170
Jürgen Roth<br />
Beispiel: Hubschrauber<br />
<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 171
Jürgen Roth<br />
Beispiel: Hubschrauber<br />
<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 172
Jürgen Roth<br />
Beispiel: Hubschrauber<br />
<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 173
Jürgen Roth<br />
Beispiel: Hubschrauber<br />
<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 174
Jürgen Roth<br />
Beispiel: Hubschrauber<br />
<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 175
Jürgen Roth<br />
Beispiel: Hubschrauber<br />
<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 176
Jürgen Roth<br />
<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> – Kapitel 12: Problemlösen<br />
12.5 Hilfen beim Problemlösen<br />
<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 177
So wenig wie möglich aber so viel wie nötig.<br />
Jürgen Roth<br />
Motivationshilfen<br />
Rückmeldungshilfen<br />
Allgemeinstrategische Hilfen<br />
Inhaltsorientierte strategische Hilfen<br />
Inhaltliche Hilfen<br />
Hilfen beim Problemlösen<br />
Zech: Grundkurs <strong>Mathematik</strong>didaktik. Beltz,1998 9 , S. 315<br />
<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 178
Motivationshilfen<br />
Die Aufgabe ist<br />
nicht schwer.<br />
Du kannst das<br />
schaffen.<br />
Man braucht<br />
nicht viel Zeit zur<br />
Lösung.<br />
Man findet<br />
schnell<br />
Lösungsideen.<br />
Jürgen Roth<br />
Rückmeldungshilfen<br />
Du bist auf<br />
einem richtigen<br />
Weg.<br />
Du stehst kurz<br />
vor <strong>der</strong> Lösung.<br />
Da musst du<br />
noch einmal<br />
nachrechnen<br />
Mach weiter so.<br />
Allgemeinstrategische<br />
Hilfen<br />
Lies die Aufgabe<br />
genau durch.<br />
Notiere<br />
gegebene Daten.<br />
Erstelle eine<br />
Skizze.<br />
Überprüfe deinen<br />
Lösungsweg.<br />
Hilfen beim Problemlösen<br />
Zech: Grundkurs <strong>Mathematik</strong>didaktik. Beltz,1998 9 , S. 319<br />
Inhaltsorientierte<br />
strategische<br />
Hilfen<br />
Versuche deine<br />
Kenntnisse zu …<br />
anzuwenden.<br />
Versuche<br />
graphisch zu<br />
lösen.<br />
Überprüfe die<br />
Größenordnung<br />
<strong>der</strong> Ergebnisse.<br />
Überprüfe die<br />
Ergebnisse am<br />
Text.<br />
Inhaltliche<br />
Hilfen<br />
Zeichne folgende<br />
Hilfslinie ein.<br />
Denk an den<br />
Zusammenhang<br />
…<br />
Versuche aus<br />
den gegebenen<br />
Größen … die<br />
fehlende zu<br />
berechnen.<br />
Jetzt weißt<br />
du …, also …!<br />
<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 179
Jürgen Roth<br />
Vollrath, Roth: <strong>Grundlagen</strong> des <strong>Mathematik</strong>unterrichts in <strong>der</strong> Sekundarstufe. Heidelberg: Spektrum, 2012, S. 177-226<br />
Barzel, Holzäpfel: Leitfragen zur Unterrichtsplanung. In: <strong>Mathematik</strong> lehren 158, 2010, S. 4-9<br />
Jaschke: Von <strong>der</strong> klassischen zur didaktischen Sachanalyse. In: <strong>Mathematik</strong> lehren 158, 2010, S. 10-13<br />
Bostelmann: Unterricht als Lernprozess planen – Was macht ein Pantograph? In: <strong>Mathematik</strong> lehren 158, 2010, S. 50-52<br />
<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong><br />
13 Unterrichtsplanung<br />
<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 180
5<br />
6<br />
7<br />
8<br />
9<br />
10<br />
11<br />
12<br />
Jürgen Roth<br />
Lehrplanüberblick <strong>Mathematik</strong><br />
Zahlen Funktionen Geometrie Stochastik<br />
• natürliche und ganze Zahlen<br />
• Grundrechenarten<br />
• Größen i. Alltag / Sachaufg.<br />
• Bruch- und Dezimalzahlen<br />
• Grundrechenarten<br />
• Prozentrechnung (Grundl.)<br />
• Terme berechnen/umform.<br />
• lineare Gleichungen<br />
• Prozentrechnung vertiefen<br />
• lineare Ungleichungen<br />
• lin. Gleichungssysteme<br />
• Potenzen mit neg. Expo.<br />
• Bruchterme & –gleichungen<br />
• Quadratwurzeln, irrationale<br />
Zahlen<br />
• quadratische Gleichungen<br />
• Potenzen (rat. Exponenten)<br />
• Kreiszahl �<br />
• Exponentialgleichungen und<br />
Logarithmen<br />
• Funktionspropädeutik:<br />
Diagramme<br />
• Funktionspropädeutik:<br />
Diagramme, Schlussrechnung<br />
(Dreisatz)<br />
• Funktionspropädeutik: Terme &<br />
Gleichungen aufstellen; Interpretieren/Veranschaulichen<br />
von und<br />
Argumentieren mit Termen<br />
• Einführung i. d. Funktionenlehre<br />
• lineare Funktionen und Anwend.<br />
• elementare gebrochenrationale<br />
Funktionen<br />
• quadratische Funktionen und<br />
Anwendungen<br />
• exponentielles Wachstum<br />
• ganzrationale Funktionen<br />
• trigonometrische Funktionen<br />
• Vertiefen <strong>der</strong> Funktionenlehre<br />
• Euler'sche Zahl e • gebrochenrationale Funktionen<br />
• natürliche Exponential- &<br />
Logarithmusfunktion<br />
• Wurzel-, Umkehrfunktion<br />
• Differential- & Integralrechnung<br />
• geometrische Grundbegriffe,<br />
Grundfiguren und Grundkörper<br />
• Flächenmessung (Rechteck)<br />
• Flächenmessung (Dreieck,<br />
Parallelogramm, Trapez)<br />
• Körpernetze & Schrägbil<strong>der</strong><br />
• Volumenmessung (Qua<strong>der</strong>)<br />
• Achsen- und Punktsymmetrie<br />
• Winkelbetrachtungen an<br />
Figuren<br />
• Dreieck als Grundfigur<br />
• Zählprinzip und<br />
Baumdiagramm<br />
• relative Häufigkeit<br />
• Auswerten von Daten<br />
statistischer Erhebungen und<br />
ihre Darstellung<br />
• Strahlensatz und Ähnlichkeit • intuitiver<br />
Wahrscheinlichkeitsbegriff<br />
(Laplace-Experiment)<br />
• Satzgruppe des Pythagoras<br />
• Trigonometrie rechtw. Dreieck<br />
• Prisma, Pyramide, Zylin<strong>der</strong>,<br />
Kegel<br />
• Kreis, Kugel<br />
• Trigonometrie im allg. Dreieck<br />
• Koordinatengeometrie im<br />
Raum, Ergänzung bisheriger<br />
Kenntnisse und Verfahren<br />
durch die Vektorrechnung<br />
• Geraden & Ebenen im Raum<br />
• zusammengesetzte<br />
Zufallsexperimente<br />
(Pfadregeln)<br />
• zusammengesetzte<br />
Zufallsexperimente<br />
(bedingte Wahrscheinlichkeit)<br />
• axiom.<br />
Wahrscheinlichkeitsbeg.<br />
• Wahrsch. verknüpfter Ereign.<br />
• Binomialverteilung<br />
• beurteilenden Statistik<br />
<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 181
Jürgen Roth<br />
Zeitlicher Umfang <strong>der</strong> Behandlung von Themen<br />
Gefahr: Man hält sich bei einzelnen Themen<br />
(zu Beginn des Schuljahres) zu lange auf und hat<br />
am Ende zu wenig Zeit für wesentliche Gebiete.<br />
Bildung von Unterrichtssequenzen<br />
Entwicklung, Vertiefung, Erarbeitung, Erfassen<br />
von Zusammenhängen … benötigt mehrere<br />
zusammenhängende Unterrichtseinheiten.<br />
Anordnung <strong>der</strong> Unterrichtssequenzen<br />
Sachlogik<br />
Didaktische Prinzipien<br />
Jahresplan<br />
<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 182
Jürgen Roth<br />
Beispiel: Klasse 7<br />
Geometrie Zahlen Funktionen Stochastik<br />
Winkelbetrachtungen<br />
an Figuren<br />
Achsen- & punktsym-<br />
metrische Figuren;<br />
Grundkonstruktionen<br />
Dreiecksgrundformen<br />
Dreieckstransversalen<br />
Konstruktionen<br />
Kongruenz<br />
Term � Zahl<br />
Term � Abhängigkeit<br />
Daten & Mittelwerte<br />
Diagramme & Prozentrechnung<br />
Termumformungen<br />
Gleichungen<br />
<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 183
Jürgen Roth<br />
Entscheidung über die Didaktische Konzeption<br />
Hintergrundtheorie (Beispiel: Bruchrechnung)<br />
„Roter Faden“ (Schlüsselbegriff, durchgängige<br />
Problemstellung, durchgängige Methode)<br />
Auswahl <strong>der</strong> Inhalte<br />
Unterrichtssequenz<br />
Welche Begriffe, Sachverhalte, Verfahren, Anwendungen<br />
und Probleme sollen wie ausführlich bearbeitet werden?<br />
„Lehre nichts, was dem Schüler dann, wenn er es lernt, noch nichts ist,<br />
und lehre nichts, was dem Schüler später nichts mehr ist!“ Diesterweg<br />
Anordnung/Verteilung <strong>der</strong> Inhalte<br />
Genetisches Prinzip, operatives Prinzip, Prinzip <strong>der</strong> Isolation<br />
<strong>der</strong> Schwierigkeiten, „Vom Leichtern zum Schwereren“<br />
Unterrichtseinheiten nicht überladen<br />
Gründlich beginnen und tragfähige Vorstellungen aufbauen<br />
<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 184
Jürgen Roth<br />
Einstieg<br />
Erarbeitung<br />
Sicherung<br />
Vertiefung<br />
Unterrichtseinheit<br />
Ergebnisse<br />
festhalten<br />
Erreichen <strong>der</strong><br />
Lernziele mit<br />
Hilfe geeigneter<br />
Aufgaben<br />
überprüfen<br />
<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 185
Jürgen Roth<br />
Einstiege sollen<br />
Unterrichtseinheit<br />
die S. motivieren, sich mit mathematischen Fragestellungen<br />
auseinan<strong>der</strong> zu setzen,<br />
<strong>der</strong> Unterricht von Beginn an problemorientiert ausrichten,<br />
den Unterrichtsverlauf (vor-)strukturieren.<br />
Übungen sollten<br />
neue Entdeckungen zulassen<br />
problemorientiert sein<br />
das operative Prinzip berücksichtigen<br />
produktiv sein (d. h. möglichst mit<br />
praktischen Tätigkeiten verbunden)<br />
anwendungsorientiert sein (d. h.<br />
Sachsituationen mit einbeziehen &<br />
praktische Erfahrungen vermitteln)<br />
<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 186
Jürgen Roth<br />
Wie ist die fachliche Struktur des Themas?<br />
Wie kann das Thema erarbeitet werden?<br />
Welche Voraussetzungen (Wissen & Fähigkeiten)<br />
müssen die S. mitbringen?<br />
Welche Lernziele sollen erreicht werden?<br />
Wie sollen die S. motiviert werden?<br />
Wie soll <strong>der</strong> Einstieg in das Thema erfolgen?<br />
Welche Repräsentationsformen sind angemessen?<br />
Welche Medien sollen eingesetzt werden.<br />
In welchen Sozialformen soll gearbeitet werden?<br />
Welcher Grad <strong>der</strong> Selbsttätigkeit wird angestrebt?<br />
Wie soll geübt und vertieft werden?<br />
Grundfragen <strong>der</strong><br />
Unterrichtsplanung<br />
<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 187
Jürgen Roth<br />
Sozialform<br />
Selbsttätig-<br />
keit<br />
Klassen- bzw.<br />
Frontalunterricht<br />
Gruppenarbeit<br />
Partnerarbeit<br />
Einzelarbeit<br />
Instruktion<br />
Lehrervortrag<br />
Gruppeninstruktion <br />
Partnerinstruktion<br />
Individualisierte<br />
Instruktion<br />
gelenktes<br />
Entdecken<br />
Fragendentwickeln<strong>der</strong><br />
Unterricht<br />
…<br />
…<br />
Sozialformen und<br />
Selbsttätigkeitsgrad<br />
nur Impulse<br />
Freies<br />
Unterrichtsgespräch<br />
… …<br />
<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 188<br />
…<br />
…
Jürgen Roth<br />
Inhalte<br />
Flächeninhalt des Dreiecks<br />
Flächeninhalt des Parallelogramms<br />
Flächeninhalt des Trapezes<br />
inhaltsgleiche Figuren<br />
binomische Formeln<br />
Umfang und Flächeninhalt des Kreises<br />
Unterrichtssequenz<br />
Flächeninhalte<br />
<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 189
Jürgen Roth<br />
Flächen-<br />
messung<br />
Seitenlängen<br />
aus N<br />
Seitenlängen<br />
aus Q +<br />
Seitenlängen<br />
aus R +<br />
Flächeninhalt?!<br />
Axiome des<br />
Flächeninhalts<br />
Themenkreis Flächeninhalt<br />
Ergänzungs-<br />
gleichheit<br />
Flächen-<br />
vergleich<br />
Zerlegungs-<br />
gleichheit<br />
<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 190
Jürgen Roth<br />
Stufen bei <strong>der</strong><br />
Behandlung von Größen<br />
1. Stufe: Erfahrungen in Sach- und Spielsituationen sammeln<br />
2. Stufe: Direktes Vergleichen von Repräsentanten<br />
3. Stufe: Indirektes Vergleichen mit Hilfe selbst gewählter<br />
Maßeinheiten<br />
ein drittes Objekt als Vermittler benutzen<br />
ein Objekt als selbst gewählte Einheit benutzen<br />
4. Stufe: Indirektes Vergleichen mit Hilfe standardisierter<br />
Maßeinheiten, Messen mit verschiedenen<br />
Messgeräten<br />
5. Stufe: Umrechnen: Verfeinern und Vergröbern <strong>der</strong><br />
Maßeinheiten<br />
6. Stufe: Aufbau von Größenvorstellungen<br />
7. Stufe: Rechnen mit Größen<br />
<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 191
Jürgen Roth<br />
Tangram<br />
<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 196
Jürgen Roth<br />
Tangram<br />
<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 197
Jürgen Roth<br />
Flächeninhaltsbestimmung<br />
Rechteck<br />
Flächenmessung, d. h. Auslegen mit Einheitsquadraten (bzw.<br />
Intervallschachtelung)<br />
Dreieck<br />
Flächenvergleich<br />
mit dem Rechteck<br />
Polygon<br />
Kreis<br />
Triangulierung<br />
(Einteilen in Dreiecke)<br />
Einschachtelung<br />
Fläche des Rechtecks:<br />
A Rechteck = g * h<br />
Formel<br />
deshalb ist die<br />
Fläche des Dreiecks<br />
A Dreieck = 1/2 * g * h<br />
Regler nach rechts ziehen<br />
-----------------><br />
A<br />
g<br />
C<br />
h<br />
Das Dreieck kann an den Eckpunkten<br />
verän<strong>der</strong>t werden<br />
B<br />
<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 198<br />
A<br />
C<br />
h<br />
Regler nach rechts ziehen<br />
--------------><br />
R<br />
B
Jürgen Roth<br />
Kreisinhaltsbestimmung<br />
http://geogebratube.org/student/m279<br />
<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 199
Jürgen Roth<br />
Schätze die Fläche<br />
<strong>der</strong> Antarktis, indem<br />
du den Maßstab <strong>der</strong><br />
Karte benutzt.<br />
Schreibe deine<br />
Rechnung auf und<br />
erkläre, wie du zu<br />
deiner Schätzung<br />
gekommen bist.<br />
Du kannst in <strong>der</strong><br />
Karte zeichnen, wenn<br />
dir das bei deiner<br />
Schätzung hilft.<br />
PISA-Aufgabe<br />
0<br />
Kilometer<br />
Fläche eines Kontinents<br />
(Antarktika)<br />
200 400 600 800<br />
1000<br />
<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 200
Jürgen Roth<br />
Schätze die Fläche<br />
<strong>der</strong> Antarktis, indem<br />
du den Maßstab <strong>der</strong><br />
Karte benutzt.<br />
Schreibe deine<br />
Rechnung auf und<br />
erkläre, wie du zu<br />
deiner Schätzung<br />
gekommen bist.<br />
Du kannst in <strong>der</strong><br />
Karte zeichnen, wenn<br />
dir das bei deiner<br />
Schätzung hilft.<br />
PISA-Aufgabe<br />
0<br />
Idee: Mit Einheitsfläche<br />
„auslegen“<br />
Fläche mit Schelfeistafeln:<br />
13 975 000 km 2<br />
Kilometer<br />
200 400 600 800<br />
1000<br />
<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 201
Schätze die Fläche <strong>der</strong><br />
Antarktis, indem du den<br />
Maßstab <strong>der</strong> Karte benutzt.<br />
Schreibe deine Rechnung<br />
auf und erkläre, wie du zu<br />
deiner Schätzung<br />
gekommen bist.<br />
(Du kannst in <strong>der</strong> Karte<br />
zeichnen, wenn dir das bei<br />
deiner Schätzung hilft.)<br />
PISA-Aufgabe<br />
Jürgen Roth<br />
Idee: „Vergleichen“ mit einer<br />
„einfachen“ Fläche<br />
0<br />
Fläche mit Schelfeistafeln:<br />
13 975 000 km 2<br />
Kilometer<br />
200 400 600 800<br />
1000<br />
<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 202
Jürgen Roth<br />
D C<br />
A B<br />
Parallelogramm<br />
D C<br />
A B<br />
<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 203
Parallelogrammflächen, die in <strong>der</strong><br />
Länge einer Seite & <strong>der</strong> zugehörigen<br />
Höhe übereinstimmen sind<br />
zerlegungsgleich.<br />
Beweisidee: ΔADF ~ ΔBCE<br />
Voraussetzung: [CD] � [EF] � �<br />
F<br />
Jürgen Roth<br />
E<br />
F<br />
A B<br />
Parallelogramm<br />
D E<br />
A B<br />
D<br />
<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 204<br />
C<br />
C
Jürgen Roth<br />
Flächeninhaltsbestimmung<br />
am Trapez<br />
<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 205
Jürgen Roth<br />
Projektthemen sollen …<br />
aus den Inhalten <strong>der</strong><br />
Jahrgangsstufe erwachsen.<br />
möglichst mehrere<br />
mathematische Themen<br />
miteinan<strong>der</strong> verbinden und<br />
früher behandelte Inhalte<br />
einbeziehen.<br />
möglichst Verbindungen zu<br />
an<strong>der</strong>en Fächern herstellen.<br />
einen Bezug zum Leben haben.<br />
fachliche und historische<br />
Hintergründe erhellen können.<br />
Projekt<br />
Ludwig: Projekte im <strong>Mathematik</strong>unterricht des Gymnasiums. Franzbecker, 1998<br />
Möglichkeiten zur Entfaltung<br />
von Ideen und zu selbst-<br />
ständiger Tätigkeit bieten.<br />
unterschiedliche Interessen und<br />
Fähigkeiten ansprechen.<br />
die Beschaffung notwendiger<br />
Informationen<br />
durch die Schüler erlauben.<br />
ergiebig sein, also Arbeit in<br />
mehreren Gruppen<br />
ermöglichen und Einsichten<br />
vermitteln.<br />
so gestaltet sein, dass am Ende<br />
etwas<br />
vorgezeigt werden kann.<br />
<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 206
Jürgen Roth<br />
Termin<br />
Zeitraum (benötigt / zur Verfügung stehend)<br />
Gruppen<br />
Präsentation<br />
Materialien<br />
Kosten (evtl. Sponsoring)<br />
Projektorganisation<br />
Einparken<br />
<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 207
Jürgen Roth<br />
Vertiefung<br />
„open-ended problem solving“<br />
Beispielstunde Japan -<br />
Geometrie<br />
Zur För<strong>der</strong>ung des logischen Denkens verwenden japanische Lehrer<br />
häufig den methodischen Ansatz des „open-ended problem solving“,<br />
<strong>der</strong> sich durch Erarbeitung unterschiedlicher Lösungsansätze in<br />
Einzel- und Gruppenarbeit auszeichnet.<br />
Aufgabe für die Gruppenarbeit<br />
Es soll die Länge <strong>der</strong> Mittelparallele<br />
eines Trapezes mit bekannten Längen<br />
<strong>der</strong> parallelen Seiten bestimmt werden.<br />
Der Lehrer<br />
klärt die Problemstellung und teilt<br />
die Klasse in Vierergruppen ein.<br />
Die Schülerinnen und Schüler<br />
tauschen ihre Ideen aus.<br />
<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 210<br />
A<br />
6 cm<br />
D<br />
E F<br />
B 10 cm C
Jürgen Roth<br />
<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong><br />
14 Computereinsatz<br />
am Beispiel DGS<br />
Dynamisches Geometriessystem (DGS)<br />
<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 212
Jürgen Roth<br />
in je<strong>der</strong> Sozialform<br />
in allen Graden <strong>der</strong> Selbsttätigkeit<br />
für die Konstruktion von Lernumgebungen<br />
als Werkzeug<br />
…<br />
Einsetzbar …<br />
<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 213
Jürgen Roth<br />
Konstruktionswerkzeug<br />
Makros, …<br />
Visualisierungswerkzeug<br />
dynamische Ortslinien<br />
Zugmodus<br />
…<br />
Erforschungswerkzeug<br />
Begriffsumfang<br />
Entdecken<br />
…<br />
Werkzeugcharakter von DGS<br />
http://www.juergen-roth.de/veroeffentlichungen/dynamik_von_dgs/roth_dynamik_von_dgs.pdf<br />
Modellierungswerkzeug<br />
rekonstruktives Modellieren, …<br />
Heuristisches Werkzeug<br />
vgl. „Dreiecksaufgabe“<br />
„Denkwerkzeug“<br />
Auslagern mathematischer<br />
Fertigkeiten<br />
Dynamik von DGS<br />
Wozu und wie sollte<br />
man sie nutzen?<br />
Voraussetzung:<br />
Bewegliches Denken<br />
<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 214
Jürgen Roth<br />
Bewegung hineinsehen<br />
und damit argumentieren<br />
Gesamtkonfiguration<br />
erfassen und analysieren<br />
Än<strong>der</strong>ungsverhalten<br />
erfassen und beschreiben<br />
Bewegliches Denken<br />
<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 215
Jürgen Roth<br />
Kontrollinstanz<br />
im Kopf abgelaufene bewegliche Denkvorgänge<br />
auf ihre Tragfähigkeit hin kritisch überprüfen<br />
Denkzeug<br />
Funktionen von DGS<br />
für „bewegliche Denker“<br />
Verringerung <strong>der</strong> Komplexität<br />
(Gedächtnisentlastung, Realisierung von Bewegungen)<br />
Konzentration auf Planung, Interpretation,<br />
Analyse und Argumentation wird möglich<br />
Kommunikationsmittel<br />
Ergebnisse beweglicher Denkvorgänge vermitteln<br />
„dynamisches Vorführen“ von Verän<strong>der</strong>ungen<br />
Aufmerksamkeitsfokussierung<br />
<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 216
Jürgen Roth<br />
Schüler sollen<br />
Ziele des DGS-Einsatzes<br />
bzgl. <strong>der</strong> „Dynamik“<br />
ohne Computer, also im Kopf, Bewegungen hineinsehen,<br />
analysieren und Än<strong>der</strong>ungsverhalten erfassen können<br />
bei komplexeren Gegebenheiten einen geeigneten Computereinsatz<br />
planen, vorstrukturieren und reorganisieren können<br />
Auf dem Weg zu diesem Ziel:<br />
Fokussierungshilfen in Lernumgebungen einbauen<br />
Konzentration auf Analyse- und Argumentationsprozesse<br />
<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 217
Jürgen Roth<br />
Konfiguration vollständig vorgegeben<br />
Drei Stufen <strong>der</strong><br />
Fokussierungshilfen<br />
Fokussierungshilfen für alle wesentlichen Aspekte<br />
(z. B. Farbgebung, Linienstärken, Mitführung von Messwerten …)<br />
Elemente können evtl. ein- und ausgeblendet werden<br />
Variationsmöglichkeiten evtl. bewusst eingeschränkt<br />
Verän<strong>der</strong>bare (Teil-)Konfiguration vorgegeben<br />
kann / muss ergänzt o<strong>der</strong> verän<strong>der</strong>t werden<br />
nur einzelne Fokussierungshilfen vorhanden<br />
Leeren, unstrukturierten DGS-Datei<br />
DGS wird selbstständig und ohne Vorgaben benutzt<br />
<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 218
Jürgen Roth<br />
Bewegliche Argumentation kommunizieren<br />
Beweisideen vermitteln<br />
Verständnisgrundlagen<br />
für Begriffe und ihre Eigenschaften bilden<br />
Experimentelles Arbeiten<br />
Entdecken von Zusammenhängen<br />
Finden von Ideen im Problemlöseprozess<br />
Reflexion von Problemlöseprozessen<br />
Zweck des DGS-Einsatzes<br />
<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 219
▼<br />
Jürgen Roth<br />
Zweck des<br />
DGS-Einsatzes<br />
Bewegliche Argumentation<br />
kommunizieren<br />
Beweisideen vermitteln<br />
Verständnisgrundlage<br />
für Begriffe und ihre<br />
Eigenschaften bilden<br />
Experimentelles Arbeiten<br />
• Entdecken von<br />
Zusammenhängen<br />
• Finden von Ideen im<br />
Problemlöseprozess<br />
Reflexion von<br />
Problemlöseprozessen<br />
Fertig vorgegebene<br />
Konfiguration<br />
(evtl. Möglichkeit zum<br />
Ein- und Ausblenden<br />
von Elementen)<br />
Inhaltsdimension &<br />
Unterstützungsdimension<br />
► Grad <strong>der</strong> Fokussierungshilfen<br />
Verän<strong>der</strong>bare<br />
Konfiguration<br />
mit einzelnen<br />
Fokussierungshilfen<br />
Leere,<br />
unstrukturierte<br />
DGS-Datei<br />
<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 220
Jürgen Roth<br />
GeoGebra = Geometrie + Algebra<br />
Interaktive dynamische Verbindung von<br />
ikonischer & symbolischer Darstellungsform<br />
(vgl. Bruner & operatives Prinzip)<br />
Open Source, kostenlos verfügbar von<br />
www.geogebra.org<br />
Dynamische Geometrie,<br />
Tabellenkalkulation, Computeralgebra<br />
Speziell für den <strong>Mathematik</strong>unterricht<br />
entwickelt<br />
Freie Online-Unterrichtsmaterialien<br />
GeoGebraWiki, www.geogebra.org/wiki<br />
Creative Commons Share-Alike Lizenz<br />
GeoGebra<br />
http://www.geogebra.org<br />
<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 221
Jürgen Roth<br />
Maxima<br />
Computeralgebra<br />
Open Source<br />
http://wxmaxima.sourceforge.net<br />
Maxima & Open Office Calc<br />
Open Office Calc<br />
Tabellenkalkulation<br />
Open Source<br />
http://www.openoffice.org/<br />
<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 222
Jürgen Roth<br />
Link-Datenbank<br />
www.mathematik-digital.de<br />
Interessante Internetseiten<br />
Links rund um den MU: www.juergen-roth.de -> Links<br />
Fachportale<br />
Lehrer Online, Fachportal <strong>Mathematik</strong><br />
ZUM, Fachportal <strong>Mathematik</strong><br />
NCTM Illuminations, "Lessons" für alle Altersstufen<br />
Themensammlungen<br />
Medienvielfalt 1 & Medienvielfalt 2, interaktive Lernpfade<br />
<strong>Mathematik</strong>-Labor, Materialien für Projekte<br />
MathePrisma, interaktive Lernumgebungen<br />
Interaktive Übungen & Arbeitsblätter<br />
Dynama, Realmath, GeoGebraWiki, …<br />
<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 223