31.10.2012 Aufrufe

Fachdidaktische Grundlagen - Didaktik der Mathematik ...

Fachdidaktische Grundlagen - Didaktik der Mathematik ...

Fachdidaktische Grundlagen - Didaktik der Mathematik ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Jürgen Roth<br />

<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong><br />

Homepage zur Veranstaltung: http://www.juergen-roth.de � Lehre<br />

<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 1


Jürgen Roth<br />

Literaturdatenbanken<br />

MathEduc<br />

Vifamath<br />

Fachportal Pädagogik<br />

www.juergen-roth.de -> Zeitschriften<br />

Zeitschriften<br />

www.juergen-roth.de -> Zeitschriften<br />

Universitätsbibliothek in Landau<br />

Bücher<br />

www.juergen-roth.de -> Bücher<br />

Bücher & Zeitschriften<br />

<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 2


Jürgen Roth<br />

<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong><br />

1. Was ist / soll <strong>Mathematik</strong>didaktik?<br />

2. Rahmenbedingungen des MU<br />

3. Warum <strong>Mathematik</strong>unterricht?<br />

4. Lernziele im <strong>Mathematik</strong>unterricht<br />

5. Beispiel: Satzgruppe des Pythagoras<br />

6. Wie funktioniert Lernen?<br />

7. Didaktische Prinzipien<br />

8. Begriffe erarbeiten<br />

9. Sachverhalte erarbeiten<br />

10. Algorithmen erarbeiten<br />

11. Anwenden und Modellieren<br />

12. Problemlösen<br />

13. Unterrichtsplanung<br />

14. Computereinsatz am Beispiel DGS<br />

Inhalte<br />

<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 3


Jürgen Roth<br />

<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong><br />

1 Was ist / soll<br />

<strong>Mathematik</strong>didaktik?<br />

<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 4


Jürgen Roth<br />

„Lehre vom Lehren und Lernen“<br />

aus lat. didactica < gr. didaktiké [téchne]<br />

gr. didaktikós „lehrhaft“<br />

gr. didáskein „lehren“<br />

Was ist <strong>Didaktik</strong>?<br />

Duden - Das Herkunftswörterbuch<br />

[die; griechisch] ursprünglich die "Kunst des Lehrens".<br />

Begriff allgemeine <strong>Didaktik</strong> wird unterschiedlich verwendet:<br />

als Unterrichtslehre, Wissenschaft vom Unterricht;<br />

als Bildungslehre, Theorie <strong>der</strong> Bildungsinhalte<br />

und des Lehrplans.<br />

wissen.de<br />

<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 5


Jürgen Roth<br />

Was ist <strong>Didaktik</strong>?<br />

Führer: Pädagogik des <strong>Mathematik</strong>unterrichts. Vieweg, 1997, S. 14<br />

<strong>Didaktik</strong> ist <strong>der</strong> Versuch, folgende Frage im Hinblick<br />

auf Lehren, Lernen und Unterricht zu beantworten:<br />

Wer<br />

soll was<br />

mit wem<br />

wie lange,<br />

wie intensiv<br />

und mit welcher Hilfe<br />

zu welchem Zweck<br />

und warum<br />

tun?<br />

<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 6


Jürgen Roth<br />

<strong>Mathematik</strong><br />

(Lern- &<br />

Entwicklungs-)<br />

Psychologie<br />

Soziologie<br />

Was ist <strong>Mathematik</strong>didaktik?<br />

Wittmann: Grundfragen des <strong>Mathematik</strong>unterrichts. Vieweg, 1981 6 , S. 2<br />

<strong>Mathematik</strong>didaktik<br />

ist die<br />

Bezugswissenschaft<br />

für <strong>Mathematik</strong>lehrkräfte<br />

Pädagogik<br />

Gesellschaftswissenschaften<br />

allg. <strong>Didaktik</strong><br />

Unterrichtspraxis<br />

Schulwirklichkeit<br />

<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 7


Jürgen Roth<br />

präskriptiv<br />

<strong>Mathematik</strong>didaktik ist …<br />

macht Aussagen darüber, welche Inhalte und Unterrichtsmethoden<br />

bzgl. anzustreben<strong>der</strong> inhalts- und verhaltensbezogener<br />

Qualifikationen möglichst effektiv sind<br />

konstruktiv<br />

entwickelt Curricula, Lehrverfahren, Lernmaterialien u.v.m.<br />

integrativ<br />

Wittmann: Grundfragen des <strong>Mathematik</strong>unterrichts. Vieweg, 1981 6 , S. 2<br />

versucht sämtliche Dimensionen des Tätigkeitsfeldes von<br />

<strong>Mathematik</strong>lehrkräften in ein kohärentes System zu bringen<br />

<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 8


Jürgen Roth<br />

Sag Freund,<br />

was ist denn<br />

Theorie?<br />

Und was<br />

ist Praxis?<br />

Theorie und Praxis<br />

Wittmann: Grundfragen des <strong>Mathematik</strong>unterrichts. Vieweg, 1981 6 , S. 7<br />

Wenn‘s stimmen soll<br />

und stimmt doch nie!<br />

Frag nicht dumm!<br />

Wenn‘s stimmt und<br />

keiner weiß warum.<br />

<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 9


Jürgen Roth<br />

<strong>Mathematik</strong>didaktische<br />

Forschung<br />

Schoenfeld: Purposes and Methods of Research in Mathematics Education. In: Notices of the AMS, 2000, p. 641-649<br />

„Research in mathematics education has<br />

two main purposes, one pure and one applied.<br />

Pure (Basic Science)<br />

To un<strong>der</strong>stand the nature of mathematical<br />

thinking, teaching, and learning;<br />

Applied (Engineering):<br />

To use such un<strong>der</strong>standings to<br />

improve mathematics instruction.”<br />

<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 10


Jürgen Roth<br />

<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong><br />

2 Rahmenbedingungen des<br />

<strong>Mathematik</strong>unterrichts<br />

<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 11


Jürgen Roth<br />

Alter <strong>der</strong> Schülerinnen und<br />

Schüler (S) und Lehrkräfte (L)<br />

Entwicklungsstand (S)<br />

Geschlecht (S)<br />

allgemeines Interesse (S/L)<br />

Einstellung zur <strong>Mathematik</strong><br />

(S/L)<br />

Begabung / Intelligenz (S)<br />

Leistungsstand und<br />

Lernvoraussetzungen (S)<br />

Lerntempo (S)<br />

Mitarbeit (S)<br />

Anthropogene Bedingungen<br />

Zech: Grundkurs <strong>Mathematik</strong>didaktik. Beltz Pädagogik, 1998 9 , S. 36<br />

Disziplin (S)<br />

fachliche und didaktische<br />

Kompetenz (L)<br />

Engagement für Schüler und<br />

Unterricht (L)<br />

Klassenatmosphäre<br />

Gruppierungen<br />

innerhalb <strong>der</strong> Klasse<br />

Arbeitsstil <strong>der</strong> Klasse<br />

…<br />

Heftführung,<br />

Gruppenarbeit,<br />

Hausaufgaben …<br />

<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 12<br />

anthropogen = durch den Menschen beeinflusst, verursacht (duden.de)


Jürgen Roth<br />

Schultyp<br />

Stadt- o<strong>der</strong> Landschule<br />

Größe <strong>der</strong> Schule<br />

Größe <strong>der</strong> Klasse<br />

Relation Jungen ↔ Mädchen<br />

soziale Herkunft (S),<br />

Berufe <strong>der</strong> Eltern<br />

häusliches Milieu,<br />

familiäre Situation<br />

Vorgeschichte <strong>der</strong> Klasse<br />

frühere L.<br />

ausgefallener Unterricht …<br />

Lehr- & Unterrichtspläne<br />

Soziokulturelle Bedingungen<br />

Zech: Grundkurs <strong>Mathematik</strong>didaktik. Beltz Pädagogik, 1998 9 , S. 36<br />

innerschulische<br />

Organisationsform<br />

Jahrgangsübergreifende<br />

Klassen, Orientierungsstufe,<br />

LK, För<strong>der</strong>kurs, …<br />

Beson<strong>der</strong>heiten personeller<br />

o<strong>der</strong> materieller Ausstattung<br />

Lehrbuch, Medien,<br />

Kopiergeräte, …<br />

räumliche Gegebenheiten<br />

Architektonische Gestaltung<br />

Gruppenräume …<br />

Sitzordnung<br />

zeitlicher Rahmen<br />

Stundenplan<br />

<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 13<br />

soziokulturell = die Gesellschaft und ihre Kultur betreffend; gesellschaftlich-kulturell (duden.de)


Jürgen Roth<br />

Merkmale guten Unterrichts<br />

(Meyer)<br />

Helmke, Schra<strong>der</strong>: Lehrerprofessionalität und Unterrichtsqualität - Den eigenen Unterricht reflektieren und beurteilen.<br />

In: Schulmagazin 5 bis 10, 2006, S. 5-12<br />

Leistungserwartung<br />

transparent<br />

Intelligentes<br />

Üben<br />

Vorbereitete<br />

Umgebung<br />

Individuelles<br />

För<strong>der</strong>n<br />

Klare Strukturierung <br />

Methodenvielfalt<br />

Hoher Anteil<br />

echter<br />

Lernzeit<br />

SinnstiftendesKommunizieren <br />

Lernför<strong>der</strong>liches<br />

Klima<br />

Inhaltliche<br />

Klarheit<br />

<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 14


Jürgen Roth<br />

Merkmale <strong>der</strong><br />

Unterrichtsqualität (Helmke)<br />

Helmke, Schra<strong>der</strong>: Lehrerprofessionalität und Unterrichtsqualität - Den eigenen Unterricht reflektieren und beurteilen.<br />

In: Schulmagazin 5 bis 10, 2006, S. 5-12<br />

Vielfältige<br />

Motivierung<br />

Konsolidieren,sichern,<br />

intelligent<br />

üben<br />

Passung:<br />

Umgang<br />

mit Heterogenität<br />

Aktives &<br />

selbstständigesLernen<br />

för<strong>der</strong>n<br />

Strukturiert,<br />

klar, verständlich<br />

Führung &<br />

Zeitnutzung<br />

effizient<br />

Sinnvolle<br />

Variation v.<br />

Methode &<br />

Sozialform<br />

SchülerorientierungUnterstützung <br />

Lernför<strong>der</strong>liches<br />

Klima<br />

an Ziel,<br />

Wirkung &<br />

Kompetenz<br />

orientiert<br />

<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 15


Jürgen Roth<br />

Wie lernen Schüler erfolgreich?<br />

Angebots-Nutzungs-Modell nach Helmke<br />

Helmke, Schra<strong>der</strong>: Lehrerprofessionalität und Unterrichtsqualität - Den eigenen Unterricht reflektieren und beurteilen.<br />

In: Schulmagazin 5 bis 10, 2006, S. 5-12<br />

<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 16


Jürgen Roth<br />

Differenziert för<strong>der</strong>n<br />

Höhmann: Differenziert för<strong>der</strong>n. In: Guter Unterricht. Friedrich Jahresheft XXV, 2007, S. 56f<br />

<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 17


Jürgen Roth<br />

Differenziert för<strong>der</strong>n<br />

Höhmann: Differenziert för<strong>der</strong>n. In: Guter Unterricht. Friedrich Jahresheft XXV, 2007, S. 56f<br />

<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 18


Jürgen Roth<br />

<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong><br />

3 Warum <strong>Mathematik</strong>unterricht?<br />

<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 19


Jürgen Roth<br />

Aufgaben allgemeinbilden<strong>der</strong> Schulen<br />

Lebensvorbereitung<br />

Stiftung kultureller Kohärenz<br />

Aufbau eines Weltbildes<br />

Anleitung zum kritischen Vernunftgebrauch<br />

För<strong>der</strong>ung von Phantasie und Kreativität<br />

Entfaltung von Verantwortungsbereitschaft<br />

Stärkung des Schüler-Ichs<br />

Beitrag zur Allgemeinbildung<br />

Heymann: Allgemeinbilden<strong>der</strong> <strong>Mathematik</strong>unterricht. <strong>Mathematik</strong> lehren 33, 1989, S. 4ff<br />

<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 20


Jürgen Roth<br />

Arithmetik<br />

sicheres Beherrschen<br />

<strong>der</strong> Grundrechenarten<br />

Umgang mit Größen<br />

(und Größenordnungen)<br />

Beherrschen <strong>der</strong> Dezimalbrüche<br />

Prozentrechnung /<br />

Zinsrechnung<br />

ein wenig Schlussrechnung /<br />

„Gefühl“ für Zahlen<br />

Einführung in den Gebrauch<br />

des Taschenrechners<br />

Lebensvorbereitung<br />

Heymann: Allgemeinbilden<strong>der</strong> <strong>Mathematik</strong>unterricht. <strong>Mathematik</strong> lehren 33, 1989, S. 4ff<br />

Geometrie<br />

elem. Formen- und Körperlehre<br />

visuellen Darstellung von<br />

Größen und -verhältnissen<br />

(Schaubil<strong>der</strong>, Diagramme)<br />

Elementare Stochastik<br />

Daten erfassen, darstellen und<br />

interpretieren<br />

Aussagen über Wahrscheinlichkeiten<br />

treffen und verstehen<br />

Umgang<br />

des Lehrers mit Schülern<br />

<strong>der</strong> Schüler untereinan<strong>der</strong><br />

mit <strong>der</strong> <strong>Mathematik</strong><br />

(Frage <strong>der</strong> Methode!)<br />

<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 21


Jürgen Roth<br />

Grundschule und Sekundarstufe I<br />

Stiftung kultureller Kohärenz<br />

Durchschnittliche Eltern müssen verstehen o<strong>der</strong> sich<br />

mit ihren Kin<strong>der</strong>n darüber verständigen können, was<br />

diese im Fach <strong>Mathematik</strong> lernen.<br />

Negativbeispiel<br />

Heymann: Allgemeinbilden<strong>der</strong> <strong>Mathematik</strong>unterricht. <strong>Mathematik</strong> lehren 33, 1989, S. 4ff<br />

Überstürzte Einführung <strong>der</strong> “Neuen <strong>Mathematik</strong>“<br />

(Stichwort: Mengenlehre)<br />

<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 22


Jürgen Roth<br />

Umwelterschließung<br />

<strong>Mathematik</strong> als Strukturierungsmittel zum<br />

besseren und tieferen Verstehen <strong>der</strong> Umwelt.<br />

Anwendungsorientierung<br />

<strong>Mathematik</strong> als Mittel zum Problemlösen.<br />

Ausgang vom Problem<br />

Aufbau eines Weltbildes<br />

Heymann: Allgemeinbilden<strong>der</strong> <strong>Mathematik</strong>unterricht. <strong>Mathematik</strong> lehren 33, 1989, S. 4ff<br />

Prozess <strong>der</strong> Mathematisierung und Modellierung<br />

„Der zentrale Beitrag des <strong>Mathematik</strong>unterrichts zum Aufbau eines<br />

Weltbildes liegt in <strong>der</strong> Ermöglichung von Erfahrungen, wie<br />

<strong>Mathematik</strong> als Strukturierungsmittel zur Deutung, zum besseren<br />

Verständnis und zur Beherrschung primär nicht-mathematischer<br />

Phänomene herangezogen werden kann.“<br />

<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 23


Jürgen Roth<br />

„Verstehen lehren“ (Wagenschein)<br />

„sokratische Gespräche“<br />

Reflexion<br />

„Sprechen über <strong>Mathematik</strong>“<br />

Was wäre wenn … ?<br />

Anleitung zum kritischen<br />

Vernunftgebrauch<br />

Heymann: Allgemeinbilden<strong>der</strong> <strong>Mathematik</strong>unterricht. <strong>Mathematik</strong> lehren 33, 1989, S. 4ff<br />

Propädeutik des mathematischen Modellierens<br />

Verstehen des<br />

Verstehbaren ist ein<br />

Menschenrecht.<br />

<strong>Mathematik</strong> ist eine von Menschen gedanklich konstruierte<br />

„Wirklichkeit“, die trotzdem keinen willkürlichen Charakter hat,<br />

son<strong>der</strong>n von Notwendigkeiten geprägt ist und „Entdeckungen“<br />

zulässt.<br />

Es gibt eine Übereinstimmung zwischen unserem mathematischen<br />

Denken und unseren Alltagserfahrungen.<br />

Nicht alles, was wichtig ist in <strong>der</strong> Welt, lässt sich mathematisch<br />

modellieren.<br />

<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 24


Jürgen Roth<br />

Spielerischer Umgang mit <strong>Mathematik</strong><br />

Konkretes Arbeiten mit Material<br />

„Be-greifen“<br />

Problemlösen<br />

Phantasie und<br />

Kreativität för<strong>der</strong>n<br />

Heymann: Allgemeinbilden<strong>der</strong> <strong>Mathematik</strong>unterricht. <strong>Mathematik</strong> lehren 33, 1989, S. 4ff<br />

Beschäftigung mit Problemaufgaben<br />

(allein, mit Partner, in <strong>der</strong> Gruppe)<br />

„Im günstigsten Falle werden Phantasie und Kreativität,<br />

vergleichbar ihrer Rolle in künstlerisch-schöpferischen Prozessen,<br />

als schweifend-kontrolliertes Erkunden von Möglichkeiten im<br />

Rahmen selbstgesetzter (strenger) Voraussetzungen ausgeübt.“<br />

<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 25


Jürgen Roth<br />

Verantwortung für an<strong>der</strong>e<br />

gegenseitige Hilfe<br />

Beratung und Lösungskontrolle<br />

bei Partner- und Gruppenarbeit<br />

Übernahme von Funktionen eines Tutors<br />

beim binnendifferenzierten Unterricht<br />

Verantwortung für den eigenen Lernprozess<br />

Muss sich im Laufe eines<br />

Schullebens sukzessive steigern.<br />

Entfaltung von Verantwortung<br />

Heymann: Allgemeinbilden<strong>der</strong> <strong>Mathematik</strong>unterricht. <strong>Mathematik</strong> lehren 33, 1989, S. 4ff<br />

<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 26


Jürgen Roth<br />

Stärkung des Schüler-Ichs<br />

Vertrauen in die Kraft des eigenen Denkens entwickeln<br />

Dies schließt die Fähigkeit zur Selbstkritik ein!<br />

Wichtig!<br />

Erst durch eine Ausbalancierung <strong>der</strong> genannten schulischen<br />

Aufgaben wird Allgemeinbildung möglich.<br />

Neben den genannten Aufgaben hat die Schule weitere<br />

Funktionen:<br />

Lebensraum, Testfeld für die Heranwachsenden<br />

„Aufbewahrende“ Funktion<br />

Funktion <strong>der</strong> „Auslese“<br />

Heymann: Allgemeinbilden<strong>der</strong> <strong>Mathematik</strong>unterricht. <strong>Mathematik</strong> lehren 33, 1989, S. 4ff<br />

<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 27


Jürgen Roth<br />

Grun<strong>der</strong>fahrungen (Winter)<br />

Winter : <strong>Mathematik</strong>unterricht und Allgemeinbildung. Mitteilungen <strong>der</strong> DMV, Nr. 2 (1996), S. 35-41<br />

Im Internet: http://blk.mat.uni-bayreuth.de/material/db/46/muundallgemeinbildung.pdf<br />

<strong>Mathematik</strong>unterricht sollte drei Grun<strong>der</strong>fahrungen ermöglichen:<br />

Erscheinungen <strong>der</strong> Welt um uns, die uns alle angehen o<strong>der</strong><br />

angehen sollten, aus Natur, Gesellschaft und Kultur, in einer<br />

spezifischen Art wahrnehmen und verstehen.<br />

Mathematische Gegenstände und Sachverhalte, repräsentiert in<br />

Sprache, Symbolen, Bil<strong>der</strong>n und Formeln, als geistige<br />

Schöpfungen, als eine deduktiv geordnete Welt eigener Art<br />

kennenlernen und begreifen.<br />

In <strong>der</strong> Auseinan<strong>der</strong>setzung mit Aufgaben Problemlösefähigkeiten<br />

erwerben, die über die <strong>Mathematik</strong> hinaus gehen (heuristische<br />

Fähigkeiten).<br />

<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 28


Jürgen Roth<br />

<strong>Mathematik</strong> als … (Vollrath)<br />

Vollrath, Roth: <strong>Grundlagen</strong> des <strong>Mathematik</strong>unterrichts in <strong>der</strong> Sekundarstufe. Heidelberg: Spektrum, 2012, S. 10ff<br />

allgemeinbildendes Fach<br />

Entfaltung <strong>der</strong> Persönlichkeit<br />

Umwelterschließung<br />

Teilhabe an <strong>der</strong> Gesellschaft<br />

Vermittlung von Normen und<br />

Werten<br />

qualifizierendes Fach<br />

Berufsreife<br />

Hochschulreife<br />

authentisches Fach<br />

Was ist <strong>Mathematik</strong>?<br />

Wie entsteht <strong>Mathematik</strong>?<br />

Was kann man mit <strong>Mathematik</strong><br />

anfangen?<br />

<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 29


Jürgen Roth<br />

<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong><br />

4 Lernziele im <strong>Mathematik</strong>unterricht<br />

<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 30


Jürgen Roth<br />

Richtziele<br />

sollen ein Unterrichtsfach<br />

legitimieren und<br />

sollen richtungweisend für den<br />

Unterricht wirken.<br />

sind Ziele, die über die gesamte<br />

Schulzeit hinweg in einem Fach<br />

bzw. fachübergreifend erreicht<br />

werden sollen.<br />

findet man z. B. in Vorbemerkungen/Fachbeschreibungen<br />

<strong>der</strong> Lehrpläne.<br />

sind nicht an bestimmte mathematische<br />

Inhalte gebunden.<br />

Ermöglichen die Ableitung von<br />

von Inhalten des <strong>Mathematik</strong>unterrichts<br />

nicht vollständig.<br />

Richtziele<br />

Appell: Lernziele im <strong>Mathematik</strong>unterricht<br />

Bigalke. In: Wittmann: Grundfragen des <strong>Mathematik</strong>unterrichts. Vieweg, 1981 6 , S. 47<br />

Richtziele für den MU (Bigalke):<br />

För<strong>der</strong>ung des wissenschaftlichen<br />

Denkens und Arbeitens<br />

För<strong>der</strong>ung des logischen<br />

Denkens<br />

För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Bereitschaft und<br />

Fähigkeit zum Argumentieren,<br />

Kritisieren und Urteilen<br />

För<strong>der</strong>ung geistiger Initiative,<br />

Phantasie und Kreativität<br />

För<strong>der</strong>ung des<br />

Anschauungsvermögens<br />

För<strong>der</strong>ung des sprachlichen<br />

Ausdrucksvermögens<br />

För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Fähigkeit,<br />

<strong>Mathematik</strong> anwenden zu<br />

können.<br />

<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 31


Jürgen Roth<br />

Grob- und Feinziele des MU<br />

beziehen sich immer auf<br />

bestimmte Inhalte.<br />

Lerninhalte sind aber nicht<br />

dasselbe wie Lernziele.<br />

Man kann zwar z. B. davon<br />

ausgehen, dass mit <strong>der</strong><br />

Behandlung des Lerninhalts<br />

„Systeme linearer Gleichungen<br />

mit zwei Variablen“ dass Ziel<br />

erreicht werden soll, dass die<br />

Schüler <strong>der</strong>artige Gleichungssysteme<br />

lösen können, aber<br />

dieses Ziel reicht nicht aus, um<br />

zu beschreiben, was <strong>der</strong><br />

Unterricht zu diesem Thema<br />

bewirken soll.<br />

Grob- und Feinziele<br />

Appell: Lernziele im <strong>Mathematik</strong>unterricht<br />

In den aktuellen Lehrplänen<br />

werden nur noch die Lerninhalte<br />

und Grobziele von Unterrichtssequenzen<br />

(mehrere – mindestens<br />

drei – zusammenhängende<br />

Unterrichtsstunden) genannt.<br />

Es ist also vorgegeben, was<br />

behandelt werden und worauf<br />

die Behandlung dieser Inhalte<br />

abzielen soll.<br />

Lehrkräften bleibt viel Entscheidungsspielraum<br />

hinsichtlich <strong>der</strong><br />

Inhalten und Feinziele.<br />

Feinziele beschreiben möglichst<br />

genau, was die Schüler in<br />

einer Unterrichtseinheit (1-2<br />

Unterrichtsstunden) lernen<br />

sollen.<br />

<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 32


Jürgen Roth<br />

Lernziele<br />

Unterrichtsfach<br />

<strong>Mathematik</strong><br />

Inhalte des<br />

<strong>Mathematik</strong>unterrichts<br />

Lernzielhierarchie<br />

Lehrpläne<br />

Standards<br />

Richtziele<br />

Grobziele<br />

Feinziele<br />

Lehrerin<br />

Lehrer<br />

<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 33


Jürgen Roth<br />

kognitive Lernziele<br />

affektive Lernziele<br />

psychomotorische Lernziele<br />

Taxonomie <strong>der</strong> Lernziele<br />

nach Bloom<br />

Zech: Grundkurs <strong>Mathematik</strong>didaktik. Beltz Pädagogik, 1998 9 , S. 66ff<br />

kognitiv (lat.)<br />

die Erkenntnis betreffend<br />

affektiv (lat.)<br />

das Gefühl betreffend<br />

psychomotorisch (lat.)<br />

vom Gehirn gesteuerte<br />

Bewegungen betreffend<br />

Taxonomie [griechisch táxis „(An)ordnung“ und nómos „Gesetz“]<br />

<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 34


Jürgen Roth<br />

K<br />

O<br />

M<br />

P<br />

L<br />

E<br />

X<br />

I<br />

T<br />

Ä<br />

T<br />

Kognitive Lernziele (Bloom)<br />

Wissen<br />

Kenntnis von Fakten o<strong>der</strong> Verfahren<br />

Verstehen<br />

Informationen aufnehmen, übertragen,<br />

interpretieren und verallgemeinern<br />

Anwenden<br />

allgemeine Regeln und Verfahren<br />

in speziellen Situationen anwenden<br />

Analyse<br />

Informationen so in Teile zerlegen, dass<br />

Beziehungen und Strukturen deutlich werden<br />

Synthese<br />

Teile zu einem neuen Ganzen zusammensetzen<br />

Bewertung<br />

Materialien und Methoden beurteilen<br />

<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 35


Jürgen Roth<br />

Typen von Lernzielen?<br />

Den Begriff „Variable“ erklären<br />

können.<br />

Wissen, dass …<br />

Begründen können, warum …<br />

ein System linearer<br />

Gleichungen mit zwei<br />

Variablen<br />

genau eine Lösung,<br />

keine Lösung o<strong>der</strong><br />

unendlich viele<br />

Lösungen<br />

haben kann.<br />

Kognitive Lernziele am Beispiel<br />

linearer Gleichungssysteme<br />

Ein System linearer Gleichungen<br />

mit zwei Variablen mit Hilfe<br />

des Additionsverfahrens lösen<br />

können.<br />

Den Schnittpunkt zweier<br />

Geraden einer Ebene<br />

rechnerisch bestimmen können.<br />

Zu einer Bewegungsaufgabe<br />

ein entsprechendes System<br />

linearer Gleichungen angeben<br />

können.<br />

Zu einem gegebenen linearen<br />

Gleichungssystems ein<br />

günstiges Lösungsverfahren<br />

angeben können.<br />

<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 36


Jürgen Roth<br />

Lösungen linearer<br />

Gleichungssysteme<br />

Die Lösungsmenge ist leer, wenn die Geraden parallel sind.<br />

<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 38


Jürgen Roth<br />

Lösungen linearer<br />

Gleichungssysteme<br />

Die Lösungsmenge ist ein geordnetes Paar (ein Punkt),<br />

wenn die Geraden sich schneiden.<br />

<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 39


Jürgen Roth<br />

Lösungen linearer<br />

Gleichungssysteme<br />

Die Lösungsmenge ist unendliche Menge von geordneten<br />

Zahlenpaaren (alle Punkte <strong>der</strong> Geraden), wenn die Geraden<br />

identisch sind.<br />

<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 40


Jürgen Roth<br />

Kriterien<br />

Operationalisieren<br />

von Lernzielen (Mager)<br />

Eindeutige Beschreibung des angestrebten Verhaltens<br />

Angabe <strong>der</strong> Voraussetzungen und Bedingungen<br />

unter denen das Verhalten gezeigt werden muss<br />

Angabe eines Beurteilungsmaßstabes<br />

für die Güte des Endverhaltens<br />

(Insbeson<strong>der</strong>e Angabe, eines noch akzeptablen Verhaltens.)<br />

Anliegen<br />

Lernerfolg objektiv überprüfbar machen<br />

Lernenden offen legen, was sie nach<br />

dem Unterricht können sollen<br />

Appell: Lernziele im <strong>Mathematik</strong>unterricht<br />

<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 41


Jürgen Roth<br />

Vorteile<br />

Wirkt dem Missverständnis<br />

von Lernenden entgegen,<br />

dass Inhalte mehr o<strong>der</strong> weniger<br />

auswendig gelernt werden<br />

sollen.<br />

Schüler lernen effektiver,<br />

wenn sie wissen, was sie<br />

lernen sollen.<br />

Der Lehrer kann besser<br />

zwischen leistungsstärkeren<br />

und leistungsschwächeren<br />

Schülern differenzieren.<br />

Gerade wichtige Lernziele<br />

sollten genau spezifiziert<br />

werden.<br />

Operationalisieren<br />

von Lernzielen (Mager)<br />

Nachteile<br />

Präzisierte (vorgegebene)<br />

Lernziele schränken die<br />

Lehrfreiheit des Unterrichtenden<br />

erheblich ein.<br />

Energisch zielbestimmter<br />

Unterricht nimmt den Lernenden<br />

die Mitbestimmungsmöglichkeit.<br />

Das leicht prüfbare ist oft auch<br />

das weniger wichtige Wissen<br />

und Können.<br />

Beobachtbares wird zu stark<br />

betont � Gefahr an<strong>der</strong>e nicht<br />

beobachtbare Ziele aus den<br />

Augen zu verlieren.<br />

<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 42


Jürgen Roth<br />

<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong><br />

5 Beispiel – Satzgruppe<br />

des Pythagoras<br />

<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 43


Jürgen Roth<br />

Satzgruppe des Pythagoras<br />

Bezieht sich auf rechtwinklige Dreiecke.<br />

Zu ihr gehören folgende Sätze:<br />

Satz des Pythagoras<br />

Bei jedem rechtwinkligen Dreieck ist die<br />

Summe <strong>der</strong> Flächeninhalte <strong>der</strong> Quadrate<br />

über den Katheten gleich dem Flächen-<br />

inhalt des Quadrates über <strong>der</strong> Hypotenuse.<br />

a 2 + b 2 = c 2<br />

Satz des Pythagoras<br />

A<br />

b²<br />

b a<br />

c<br />

A B<br />

<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 44<br />

b<br />

q<br />

C<br />

D<br />

h<br />

C<br />

c<br />

c²<br />

p<br />

a<br />

a²<br />

B


Jürgen Roth<br />

Kathetensatz<br />

Bei jedem rechtwinkligen Dreieck hat ein<br />

Kathetenquadrat denselben Flächeninhalt<br />

wie das Rechteck aus <strong>der</strong> Hypotenuse und<br />

dem anliegenden Hypotenusenabschnitt.<br />

Höhensatz<br />

a 2 = c � p und b 2 = c � q<br />

Bei jedem rechtwinkligen Dreieck hat das<br />

Höhenquadrat denselben Flächeninhalt wie<br />

das Rechteck aus den beiden Hypotenusen-<br />

abschnitten.<br />

h 2 = p � q<br />

Kathetensatz und Höhensatz<br />

c�q<br />

c�p<br />

<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 45<br />

b²<br />

h²<br />

C<br />

h<br />

a²<br />

D p<br />

A q<br />

B<br />

p�q


Jürgen Roth<br />

Satz � Kehrsatzproblematik!<br />

Satz des Pythagoras � Ägyptische Seilspanner<br />

Logische Abhängigkeit <strong>der</strong> Sätze:<br />

b²<br />

C<br />

Satz des Pythagoras � Kathetensatz<br />

Satz des Pythagoras � Höhensatz<br />

Kathetensatz � Höhensatz<br />

Höhensatz � Satz des Thales � Satz des Pythagoras<br />

Höhensatz � Satz des Thales � Kathetensatz<br />

a²<br />

b a<br />

c<br />

A B<br />

c²<br />

a²<br />

b²<br />

� �<br />

c�q<br />

c�p<br />

?<br />

C<br />

� �<br />

h² h<br />

D p �<br />

A q<br />

B<br />

Logische Struktur<br />

<strong>der</strong> Satzgruppe<br />

http://www.dmuw.de/materialien/unterrichtsmaterial/pythagoras/<br />

p�q<br />

<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 46<br />

A<br />

C<br />

M<br />

B


Jürgen Roth<br />

Pythagoras � Kathetensatz bzw. Höhensatz<br />

Anwendung des Satzes des<br />

Pythagoras auf die Teildreiecke<br />

Arithmetische Umformungen<br />

Höhensatz � Satz des Pythagoras bzw. Kathetensatz<br />

Einzeichnen eines geeigneten<br />

Thaleskreises<br />

Anwendung des Höhensatzes<br />

auf ein geeignetes Teildreieck<br />

Kathetensatz � Höhensatz<br />

Mehrfache Anwendung des<br />

Kathetensatzes auf (Teil-)Dreiecke<br />

Beweisideen<br />

http://www.dmuw.de/materialien/unterrichtsmaterial/pythagoras/<br />

<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 47


Jürgen Roth<br />

(1) Kongruenzbeweis<br />

(2) Abbildungsbeweis<br />

(3) Prinzip <strong>der</strong> Zerlegungsgleichheit<br />

(4) Prinzip <strong>der</strong> Ergänzungsgleichheit<br />

(5) Arithmetischer Beweis<br />

(6) Ähnlichkeitsbeweis<br />

(7) Methoden <strong>der</strong> analytischen Geometrie<br />

Beweistypen bzw.<br />

Beweismethoden<br />

http://www.juergen-roth.de/dynageo/pythagoras<br />

<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 48


Kongruenzbeweis<br />

Euklid:<br />

Die Elemente<br />

J<br />

Jürgen Roth<br />

H<br />

A L1<br />

B<br />

D<br />

C<br />

G<br />

L2 E<br />

F<br />

Beweismöglichkeiten<br />

Satzgruppe des Pythagoras<br />

http://www.juergen-roth.de/dynageo/pythagoras/pythagoras4.html<br />

( I ) AC BF A CBF A ABF = �<br />

( II ) CL1 BE � A = L A<br />

1 EB CEB<br />

(III) Zu zeigen : ABF @ CEB<br />

( I ), ( II ), ( III )<br />

(1) |AB| =<br />

(2) |�FBA| = |�CBE| (90 � + b )<br />

(3) |BF| = |BC| (Kathete a)<br />

SWS<br />

�<br />

�<br />

ABF @ CEB<br />

A ABF A CEB =<br />

� A = CBF A L1BE 2 � a = c � |L 1 B|<br />

Analog ergibt sich :<br />

2 = c � |AL |<br />

b 1<br />

|EB|<br />

(Hypotenuse c)<br />

( Kathetensatz 1. Teil)<br />

� a 2 + b 2 = c � |L 1B| + c � |AL 1|<br />

( Kathetensatz 2. Teil)<br />

= c � (|L 1B| + |AL 1|) = c � c = c 2<br />

<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 49<br />

#


Scheren=0<br />

Drehen=0<br />

Scheren=0<br />

Scheren=0<br />

Drehen=0<br />

1<br />

1<br />

1<br />

1<br />

1<br />

(2) Abbildungsbeweis<br />

Scheren=0 1<br />

A 0 6_Scheren=0 1 B<br />

A 0 6_Scheren=0 B<br />

1<br />

0 6_Scheren=0 1<br />

A B<br />

A B<br />

Jürgen Roth<br />

0 1_Scheren=1 1<br />

0 2_Drehen=0 1<br />

0 3_Scheren=0 1<br />

C<br />

0 4_Scheren=0 1<br />

0 5_Drehen=0 1<br />

0 1_Scheren=1 1<br />

0 2_Drehen=1 1<br />

0 3_Scheren=1 1<br />

0 4_Scheren=1 1<br />

0 5_Drehen=0 1<br />

0 1_Scheren=1 1<br />

0 2_Drehen=1 1<br />

0 3_Scheren=0 1<br />

C<br />

0 4_Scheren=0 1<br />

0 5_Drehen=0 1<br />

C<br />

0 1_Scheren=1 1<br />

0 2_Drehen=1 1<br />

0 3_Scheren=1 1<br />

C<br />

0 4_Scheren=0 1<br />

0 5_Drehen=0 1<br />

6_Scheren=0 0 6_Scheren=0 1<br />

A B<br />

A 0 6_Scheren=1 1 B<br />

A B<br />

0 1<br />

0 1_Scheren=1 1<br />

0 2_Drehen=1 1<br />

0 3_Scheren=1 1<br />

0 4_Scheren=1 1<br />

0 5_Drehen=1 1<br />

Beweismöglichkeiten<br />

Satzgruppe des Pythagoras<br />

Scherung � Drehung � Scherung<br />

http://www.juergen-roth.de/dynageo/pythagoras/pythagoras1.html<br />

0 1_Scheren=1 1<br />

0 2_Drehen=1 1<br />

0 3_Scheren=1 1<br />

C<br />

0 4_Scheren=1 1<br />

0 5_Drehen=1 1<br />

<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 50<br />

C<br />

C


(3) Prinzip <strong>der</strong> Zerlegungsgleichheit<br />

Jürgen Roth<br />

Beweismöglichkeiten<br />

Satzgruppe des Pythagoras<br />

Stuhl <strong>der</strong> Braut<br />

http://www.juergen-roth.de/dynageo/pythagoras/pythagoras5.html<br />

<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 51


(4) Prinzip <strong>der</strong> Ergänzungsgleichheit<br />

Jürgen Roth<br />

4<br />

c²<br />

Altindischer Ergänzungsbeweis<br />

3<br />

1 2<br />

Beweismöglichkeiten<br />

Satzgruppe des Pythagoras<br />

http://www.juergen-roth.de/dynageo/pythagoras/pythagoras6.html<br />

4<br />

2<br />

a²<br />

<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 52<br />

1<br />

b²<br />

3


(5) Arithmetischer Beweis<br />

Jürgen Roth<br />

Beweismöglichkeiten<br />

Satzgruppe des Pythagoras<br />

Ein Beweis wird hier „arithmetisch“ genannt, wenn<br />

(evtl. anhand einer vorliegenden Figur) rein algebraische<br />

Umformungen durchgeführt werden.<br />

Kathetensatz � Satz des Pythagoras<br />

a<br />

�<br />

2 2<br />

= � = �<br />

a<br />

c � p<br />

2 +<br />

b<br />

2<br />

=<br />

=<br />

=<br />

b<br />

c � p + c � q<br />

c � c<br />

( )<br />

c � p + q<br />

=<br />

c<br />

c 2<br />

#<br />

q<br />

b²<br />

c�q<br />

c�p<br />

<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 53<br />


Jürgen Roth<br />

Beweismöglichkeiten<br />

Satzgruppe des Pythagoras<br />

(5) Arithmetischer Beweis Beweis von J.A. Garfield (1881 Präsident <strong>der</strong> U.S.A.)<br />

a<br />

�<br />

c<br />

Fläche A Tr des Trapezes:<br />

1 2<br />

b<br />

( I ), ( II )<br />

� ab<br />

2 ab<br />

+<br />

+<br />

1<br />

2<br />

c<br />

c<br />

2<br />

3<br />

2<br />

=<br />

=<br />

a<br />

2<br />

2<br />

c<br />

a<br />

1 ( ) 2<br />

a<br />

+<br />

+<br />

b<br />

2 ab<br />

+<br />

b<br />

2<br />

b<br />

(I)<br />

(II)<br />

�<br />

�<br />

A<br />

A<br />

Trapez<br />

Trapez<br />

2 ab<br />

c<br />

2<br />

=<br />

=<br />

=<br />

=<br />

=<br />

=<br />

+<br />

a<br />

2<br />

A<br />

D<br />

1<br />

2<br />

ab +<br />

a<br />

1<br />

2<br />

c<br />

( ) 2<br />

a + b<br />

( a + b )<br />

<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 54<br />

2<br />

1<br />

ab<br />

+<br />

2<br />

+<br />

=<br />

b<br />

+<br />

b<br />

+<br />

2<br />

1<br />

2<br />

c<br />

�<br />

A<br />

D<br />

1<br />

2<br />

2<br />

2<br />

ab<br />

( a + b )<br />

#<br />

+<br />

+<br />

2<br />

A<br />

D<br />

1<br />

2<br />

3<br />

c<br />

2


(6) Ähnlichkeitsbeweis<br />

A<br />

b<br />

Jürgen Roth<br />

q<br />

C<br />

D<br />

h<br />

c<br />

p<br />

a<br />

B<br />

�<br />

Beweismöglichkeiten<br />

Satzgruppe des Pythagoras<br />

D ABC ~ D ACD ~ D BCD (ww)<br />

h<br />

p<br />

b<br />

q<br />

a<br />

p<br />

q<br />

=<br />

h<br />

c<br />

=<br />

b<br />

c<br />

=<br />

a<br />

(7) Methoden <strong>der</strong> analytischen Geometrie<br />

�<br />

h 2<br />

= q � p<br />

� b = c � q<br />

2<br />

� a = c � p<br />

2<br />

Höhensatz<br />

Katheten-<br />

satz<br />

<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 55<br />

#


Jürgen Roth<br />

Eigentätigkeit<br />

Großteil <strong>der</strong> Schüler muss in<br />

<strong>der</strong> Lage sein, durch Eigentätigkeit,<br />

den Beweis o<strong>der</strong> die<br />

entscheidende Beweisidee<br />

selbst zu entdecken bzw. einen<br />

wesentlichen Beitrag dazu zu<br />

leisten<br />

Vielfalt<br />

Schüler sollen unterschiedliche<br />

Beweismethoden kennen lernen<br />

Auswahlkriterien für<br />

Beweismethoden<br />

Anschauen und Begreifen<br />

Beweis lässt sich gut<br />

visualisieren o<strong>der</strong> enaktiv<br />

erarbeiten.<br />

Verständnis för<strong>der</strong>n<br />

Beweis ist leicht durchschaubar<br />

Beweis erleichtert eine wichtige<br />

Erkenntnis<br />

Beispiel:<br />

Satzgruppe des<br />

Pythagoras: Aussagen<br />

über Flächeninhalte<br />

Sollte beim Beweis<br />

direkt erkennbar sein<br />

<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 56


Jürgen Roth<br />

Ebene Geometrie<br />

Berechnungen<br />

Diagonale des Rechtecks<br />

Höhe & Flächeninhalt eines<br />

gleichseitigen Dreiecks<br />

Abstand zweier Punkte<br />

(im Koordinatensystem)<br />

Kreistangenten und Sehnen<br />

Reguläre n-Ecke<br />

Kosinussatz<br />

Konstruktionen<br />

Flächenverwandlung<br />

Strecken <strong>der</strong> Länge n<br />

Anwendungen<br />

Satzgruppe des Pythagoras<br />

Raumgeometrie<br />

Berechnungen<br />

Raumdiagonalen<br />

Längen im Raum<br />

<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 57


Jürgen Roth<br />

Anwendungen<br />

Satzgruppe des Pythagoras<br />

Verwandlung eines Rechtecks in ein inhaltsgleiches Quadrat<br />

c<br />

Kathetensatz Höhensatz<br />

�<br />

q<br />

0 l = 3,1 10<br />

0 b = 5,4 10<br />

�<br />

�<br />

� �<br />

�<br />

b<br />

�<br />

l<br />

�<br />

�<br />

�<br />

�<br />

�<br />

<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 58


Jürgen Roth<br />

Anwendungen<br />

Satzgruppe des Pythagoras<br />

Verwandlung eines Rechtecks in ein inhaltsgleiches Quadrat<br />

c<br />

Kathetensatz<br />

�<br />

q<br />

�<br />

�<br />

� �<br />

�<br />

Man geht von <strong>der</strong><br />

Figur zum Katheten-<br />

satz aus.<br />

Kann man das Quadrat<br />

<strong>der</strong> Figur konstruieren,<br />

wenn man<br />

c�q c�p<br />

das Rechteck hat? � Konstruktion<br />

<strong>der</strong> entsprechenden Kathete.<br />

Welche Schritte sind notwendig?<br />

…<br />

<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 59<br />

b²<br />


Jürgen Roth<br />

<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong><br />

6 Wie funktioniert Lernen?<br />

<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 60


Jürgen Roth<br />

Lernen …<br />

ist ein Prozess, <strong>der</strong> zu relativ stabilen Verän<strong>der</strong>ungen<br />

im Verhalten o<strong>der</strong> Verhaltenspotential führt.<br />

baut auf Erfahrung auf.<br />

ist nicht direkt zu beobachten.<br />

Was ist Lernen?<br />

muss aus den Verän<strong>der</strong>ungen des beobachtbaren Verhaltens<br />

erschlossen werden.<br />

Wissen<br />

Nach Zimbardo: Psychologie. Springer-Verlag, 1995 6<br />

deklaratives Wissen<br />

(Wissen über Sachverhalte)<br />

prozedurales Wissen<br />

(Wissen über Fertigkeiten)<br />

<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 61


Jürgen Roth<br />

Kategorie Behaviourismus Kognitivismus Konstruktivismus<br />

Hirn ist ein passiver Behälter<br />

Informationsverarbeitendes<br />

"Gerät"<br />

informationell<br />

geschlossenes<br />

System<br />

Wissen wird abgelagert verarbeitet konstruiert<br />

Wissen ist<br />

eine korrekte Input-<br />

Output-Relation<br />

Lernziele richtige Antworten<br />

ein adäquater<br />

interner Verarbeitungsprozess<br />

richtige Methoden<br />

zur<br />

Antwortfindung<br />

mit einer Situation<br />

operieren zu können<br />

komplexe Situationen<br />

bewältigen<br />

Paradigma Stimulus-Response Problemlösung Konstruktion<br />

Strategie lehren<br />

beobachten<br />

und helfen<br />

Lernparadigmen<br />

kooperieren<br />

Lehrer ist Autorität Tutor Coach, Trainer<br />

Feedback extern vorgegeben extern modelliert intern modelliert<br />

<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 62


Jürgen Roth<br />

Behavioristische Lerntheorien<br />

Überblick über Lerntheorien<br />

Klassisches, emotionales, operantes Konditionieren<br />

(Pawlow, Watson, Skinner)<br />

Lernen durch Versuch und Irrtum (Thorndike)<br />

Kognitivistische Lerntheorien<br />

Modelllernen (Bandura)<br />

Äquilibrationsmodell (Piaget)<br />

(+ Stufenmodell <strong>der</strong> kognitiven Entwicklung)<br />

Regellernen (Gagné)<br />

Sinnvolle-rezeptives Lernen (Ausubel)<br />

Entdeckendes Lernen (Bruner)<br />

Konstruktivistische Lerntheorien<br />

Radikaler Konstruktivismus (von Glasersfeld)<br />

Gemäßigter Konstruktivismus (Piaget, Bruner, Mandl)<br />

<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 63


Jürgen Roth<br />

Experiment<br />

Modelllernen<br />

(Bandura)<br />

Kin<strong>der</strong>n sehen in einen Film, wie eine Erwachsene u.a.<br />

mit einem Hammer auf eine Plastikpuppe einschlägt.<br />

Danach werden die Kin<strong>der</strong> einzeln in ein Zimmer<br />

geführt, in dem diese Puppe und <strong>der</strong> Hammer liegen.<br />

Die Kin<strong>der</strong> schlagen die Puppe mit dem Hammer.<br />

http://youtu.be/hHHdovKHDNU<br />

<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 64


Jürgen Roth<br />

Definition<br />

Modell- o<strong>der</strong> Beobachtungslernen<br />

ist Beeinflussung von<br />

Verhaltensweisen durch<br />

Beobachtung eines Modells<br />

(Vorbilds), das real (z. B. als<br />

Person) o<strong>der</strong> symbolisch (z. B.<br />

als Text) gegeben sein kann.<br />

Anwendung<br />

bei komplexen<br />

Verhaltensweisen im Bereich<br />

des sprachlichen und sozialen<br />

Verhaltens<br />

Mögliche Effekte<br />

Aneignung neuer kognitiver<br />

Fähigkeiten & Verhaltensmuster<br />

Modelllernen<br />

(Bandura)<br />

Hemmung bzw. Enthemmung von<br />

gelernten Verhaltensweisen<br />

Abhängig von den am Modell<br />

beobachteten Konsequenzen<br />

Reaktionserleichterung/bahnung<br />

Verhalten des Modells dient als<br />

Auslöser für die Ausführung des<br />

gleichen Verhaltens.<br />

Verän<strong>der</strong>ung des emotionalen<br />

Erregungsniveaus<br />

durch Beobachtung emotionaler<br />

Inhalte beim Modell<br />

Stimulusintensivierung<br />

Modell lenkt die Aufmerksamkeit des<br />

Beobachters auf spezifische Stimuli<br />

die vom Beobachter in Zukunft<br />

häufiger verwendet bzw. beachtet<br />

werden.<br />

<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 65


Jürgen Roth<br />

Regelfall<br />

Modellverhalten wird weitgehend<br />

in <strong>der</strong> dargebotenen<br />

Art übernommen.<br />

Son<strong>der</strong>fälle<br />

Modelllernen<br />

(Bandura)<br />

abstrakte Modellierung<br />

Übernahme von Regeln o<strong>der</strong><br />

Prinzipien, die dem Modellverhalten<br />

zugrunde liegen<br />

Erkennen von Merkmalen<br />

einer Situation<br />

Abstraktion <strong>der</strong><br />

Gemeinsamkeiten<br />

in Form von Regeln<br />

Anwendung <strong>der</strong> Regeln in<br />

neuen situativen Fel<strong>der</strong>n<br />

Kreative Modellierung<br />

Einflüsse mehrerer Modelle<br />

werden zu neuen Kombinationen<br />

zusammengeführt.<br />

<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 66


Jürgen Roth<br />

Prozesse beim Modelllernen<br />

Aneignung (Akquisition)<br />

Aufmerksamkeitsprozesse<br />

Gedächtnis- /<br />

Behaltensprozesse<br />

Ausführung (Performanz)<br />

motorische<br />

Reproduktionsprozesse<br />

Verstärkungs- /<br />

Motivationsprozesse<br />

Modelle im Unterricht<br />

Lehrer<br />

Mitschüler<br />

Eltern<br />

Modelllernen<br />

Modelllernen<br />

(Bandura)<br />

schnelle und effiziente<br />

Art <strong>der</strong> Übernahme von<br />

Verhaltensweisen<br />

insbeson<strong>der</strong>e bei<br />

komplexen Verhaltensnormen<br />

Rolle im / für den MU<br />

Rationales Argumentieren<br />

Problemlösen<br />

Mathematisieren / Modellieren<br />

Einstellung zur <strong>Mathematik</strong><br />

<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 67


Bei <strong>der</strong> Assimilation wird die<br />

Information, die das Individuum<br />

aufnimmt, so verän<strong>der</strong>t, dass sie<br />

sich in vorhandene kognitive<br />

Schemata einfügt.<br />

Jürgen Roth<br />

Äquilibrationsprinzip<br />

Kognitive Entwicklung<br />

durch Anpassung (Adaption)<br />

Äquilibrationsmodell<br />

(Piaget)<br />

Assimilation Akkomodation<br />

Bei <strong>der</strong> Akkomodation werden die<br />

Schemata verän<strong>der</strong>t, um <strong>der</strong> Information<br />

angemessen zu sein o<strong>der</strong> um<br />

nicht im Wi<strong>der</strong>spruch zu an<strong>der</strong>en<br />

Schemata bzw. <strong>der</strong> Gesamtstruktur<br />

zu stehen.<br />

Bedürfnis, Gleichgewicht zwischen <strong>der</strong> wahrgenommenen Umwelt und<br />

den eigenen kognitiven Strukturen herzustellen bzw. zu erhalten.<br />

Erfahrung eines „Ungleichgewichtes“ (fehlschlagende Assimilationsversuche,<br />

Wi<strong>der</strong>sprüche zwischen versch. Assimilationsversuchen, kognitive<br />

Konflikte) führt zum Aufbau immer komplexerer Strukturen.<br />

<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 68


Jürgen Roth<br />

Sensomotorisches Stadium (0 – ca. 2 Jahre)<br />

Stufen <strong>der</strong> kognitiven<br />

Entwicklung (Piaget)<br />

Reiz und (motorische) Reaktion bilden eine Einheit<br />

Präoperationales Stadium (ca. 2 – ca. 7 Jahre)<br />

Zentrierung: Nur ein Merkmal kann gleichzeitig<br />

berücksichtigt werden.<br />

Egozentrismus: Schwierigkeit sich etwas aus <strong>der</strong><br />

Sicht eines an<strong>der</strong>en vorzustellen.<br />

http://youtu.be/OinqFgsIbh0<br />

<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 69


Jürgen Roth<br />

Konkret-operationales Stadium (ca. 7 – ca. 12 Jahre)<br />

Überwindung des Egozentrismus<br />

Dezentrierung: Verschiedene Aspekte eines Sachverhaltes<br />

können gleichzeitig berücksichtigt werden.<br />

Verständnis für Erhaltung bei Transformationen<br />

Masse<br />

Volumen<br />

Flächeninhalt<br />

Anzahl<br />

Stufen <strong>der</strong> kognitiven<br />

Entwicklung (Piaget)<br />

<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 70


Jürgen Roth<br />

Konkret-operationales Stadium (ca. 7 – ca. 12 Jahre)<br />

Reversiblität: Beobachtete Abläufe bzw. ausgeführte<br />

Handlungen können gedanklich umgekehrt werden.<br />

Schlussfolgernden Denken bei konkreten Problemen<br />

Fähigkeit zur Abstraktion fehlt<br />

Denken ist noch an konkrete Vorstellungen gebunden<br />

(unmittelbare Anschauung o<strong>der</strong> Erfahrungen)<br />

Denkhandlungen sind bereits „Operationen“, sind also<br />

kompositionsfähig (zusammensetzbar) und<br />

reversibel (umkehrbar)<br />

Stufen <strong>der</strong> kognitiven<br />

Entwicklung (Piaget)<br />

<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 71


Jürgen Roth<br />

Wer ist <strong>der</strong> kleinste?<br />

�<br />

Stufen <strong>der</strong> kognitiven<br />

Entwicklung (Piaget)<br />

Konkret-operationales Stadium (ca. 7 – ca. 12 Jahre)<br />

Hans ist größer als Heinz, Hans ist kleiner als Horst. Wer ist <strong>der</strong> kleinste?<br />

<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 72


Jürgen Roth<br />

Formal-operationales Stadium (ab ca. 12 Jahre)<br />

Stufen <strong>der</strong> kognitiven<br />

Entwicklung (Piaget)<br />

Denken wird abstrakter<br />

(nicht mehr an konkrete Vorstellungen gebunden)<br />

Fähigkeit zum hypothetisch-deduktiven<br />

Schließen („Wenn … und … gilt, dann gilt …“)<br />

Variablenkontrolle: Bei <strong>der</strong> Kausalanalyse von Ereignissen können<br />

verschiedene Faktoren systematisch variiert werden.<br />

Logische Verknüpfungen zwischen verschiedenen<br />

Aussagen werden hergestellt (Aussagenlogik, formales<br />

Schließen). Im Beispiel: Wenn a < b und b < c, dann a < c.<br />

Reversibles Denken ist möglich.<br />

Inversion (Umkehrung einer Operation)<br />

Reziprozität (Kompensation einer Operation)<br />

15 Cent 1 Cent<br />

<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 73


Jürgen Roth<br />

Stufen <strong>der</strong> kognitiven<br />

Entwicklung<br />

Bei einem Kartenspiel wurde je<strong>der</strong> Karte auf einer Seite eine Zahl und<br />

auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite ein Buchstabe aufgedruckt.<br />

Es gilt folgende Regel:<br />

Wenn <strong>der</strong> Buchstabe auf einer Karte ein Vokal ist, dann ist<br />

die Zahl auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite <strong>der</strong> Karte eine gerade Zahl.<br />

Welche <strong>der</strong> folgenden Karten müssen umgedreht werden um zu<br />

überprüfen ob die Regel eingehalten wurde?<br />

E K 4<br />

7<br />

<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 74


Jürgen Roth<br />

Die kindliche Entwicklung verläuft<br />

etappenweise, d. h. in Stufen.<br />

Sensomotorisches Stadium (0 – ca. 2 Jahre)<br />

Präoperationales Stadium (ca. 2 – ca. 7 Jahre)<br />

Piagets empirische<br />

Hauptresultate<br />

Konkret-operationales Stadium (ca. 7 – ca. 12 Jahre)<br />

Formal-operationales Stadium (ab ca. 12 Jahre)<br />

sequentiell, d. h. alle Kin<strong>der</strong> durchlaufen die Stadien<br />

(Stufen) in gleicher Reihenfolge.<br />

Übergang von einem Stadium zum nächsten bedeutet<br />

we<strong>der</strong> das Aufgeben bereits erworbener Schemata,<br />

noch bloßes Hinzufügen weiterer Schemata,<br />

Reorganisation <strong>der</strong> verfügbaren Schemata bzgl.<br />

neuer effektiverer Organisationsformen.<br />

Wichtig: Es sind erhebliche zeitliche Verschiebungen möglich!<br />

<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 75


Jürgen Roth<br />

Regeln<br />

Aussagen je<strong>der</strong> Form<br />

Begriffsketten<br />

Wissen<br />

Kombination von Begriffen<br />

Lernen einer Regel<br />

Erkennen <strong>der</strong> Beziehungen<br />

zwischen den Begriffen<br />

(Im Gegensatz zum Lernen<br />

einer verbalen Kette)<br />

Voraussetzung:<br />

Alle Begriffe bekannt<br />

Regellernen erfolgt meist<br />

durch verbale Unterweisung<br />

Lehrmethode<br />

Definition<br />

Beispiele<br />

Regellernen (Gagné)<br />

redundanter Sprachgebrauch<br />

Test<br />

Hierarchischer Aufbau<br />

Begriffsbildung<br />

Begriffe sind Bausteine<br />

des Wissens<br />

Wissenserwerb<br />

Regeln sind Begriffsketten<br />

Regelhierarchie (Gemeinsamkeiten/Unterschiede)<br />

Problemlösen<br />

Anwenden von Regeln<br />

<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 76


Jürgen Roth<br />

Die vier<br />

Grundformen<br />

des Lernens<br />

nach Ausubel<br />

rezeptiv<br />

(fertig dargeboten)<br />

entdeckend<br />

(selbst erarbeitet)<br />

mechanisch<br />

(nicht inhaltlich)<br />

Dargebotene<br />

Informationen werden<br />

wortwörtlich gelernt<br />

und nicht mit<br />

Vorwissen assimiliert.<br />

Vom Lernenden<br />

entdeckter Sachverhalt<br />

wird wortwörtlich<br />

gelernt und nicht mit<br />

Vorwissen assimiliert.<br />

Sinnvoll-rezeptives Lernen<br />

(Ausubel)<br />

sinnvoll<br />

(inhaltlich, zufallsfrei)<br />

Dargebotene<br />

Informationen werden<br />

inhaltlich gelernt und<br />

mit Vorwissen<br />

assimiliert.<br />

Vom Lernenden<br />

entdeckter Sachverhalt<br />

wird inhaltlich gelernt<br />

und mit Vorwissen<br />

assimiliert.<br />

<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 77


Jürgen Roth<br />

Sinnvolles Lernen<br />

inhaltlich (nicht wortwörtlich)<br />

zufallsfreie Anglie<strong>der</strong>ung an das<br />

Vorwissen (Assimilation)<br />

untergeordnet (progressive<br />

Wissensdifferenzierung)<br />

übergeordnet<br />

kombinatorisch<br />

Mechanisches Lernen<br />

Lernen verbaler Ketten<br />

Auswendiglernen<br />

Rezeptives Lernen<br />

Lernmaterial wird fertig<br />

dargeboten<br />

Sinnvoll-rezeptives Lernen<br />

(Ausubel)<br />

Entdeckendes Lernen (EL)<br />

Lernmaterial muss vom<br />

Lernenden erarbeitet werden,<br />

wird nicht fertig vorgegeben<br />

Sinnvoll-rezeptives Lernen<br />

inhaltliche Assimilation<br />

(Orientierung an Vorwissen, zunächst<br />

alltagssprachliche Formulierungen)<br />

aktiver Prozess<br />

advance organizer (!)<br />

postorganizer<br />

tritt in <strong>der</strong> kognitiven<br />

Entwicklung nach dem EL auf<br />

besser als EL für den Erwerb<br />

von Sachwissen und größere<br />

Stoffgebiete geeignet<br />

(ökonomischer)<br />

<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 78


Jürgen Roth<br />

1. An vertraute Vorstellungen anschließen<br />

Alltagsbegriffe<br />

vertraute Grundbegriffe<br />

2. „Verständniskerne“ bilden & formulieren<br />

in Umgangssprache<br />

3. Unterrichtsinhalte vorstrukturieren<br />

Sinnvoll-rezeptives Lernen<br />

(Ausubel)<br />

kurze Vorschau auf Thema und Zielsetzung (advance organizer)<br />

Vorbereitung eines „Verständniskerns“<br />

4. Progressiv ausdifferenzieren<br />

„roten Faden“ bewusst halten<br />

5. Integrativ verbinden und abgrenzen<br />

6. Beachten <strong>der</strong> Vergessenstendenz<br />

anschauliche Zusammenfassungen (postorganizer)<br />

wie<strong>der</strong>holte Verständnisaufgaben<br />

Sinnvolles<br />

Lernen<br />

� Anknüpfen<br />

an die kognitive<br />

Struktur des<br />

Lernenden<br />

<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 79


Jürgen Roth<br />

Entdeckendes Lernen<br />

(Bruner)<br />

„Das Ziel, das wir uns als Lehrer stellen, ist, dem Schüler nach besten Kräften ein<br />

fundiertes Verständnis des Gegenstandes zu vermitteln und ihn so gut wir können<br />

zu einem selbständigen und spontanen Denker zu machen, dass er am Ende <strong>der</strong><br />

Schulzeit allein weiterkommen wird.“ Bruner<br />

Lernen ist aktive<br />

Informationsaufnahme<br />

Informationsverarbeitung<br />

Informationsspeicherung<br />

Intellektuelle<br />

Entwicklung<br />

Wissensrepräsentation<br />

• enaktiv (handelnd)<br />

• ikonisch (bildhaft)<br />

• symbolisch<br />

Prozesse des Lernvorgangs<br />

Wissenserwerb<br />

Wissenstransformation<br />

Bewertung von Wissen<br />

Lern-<br />

prozess<br />

<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 80


Jürgen Roth<br />

Entdeckendes Lernen<br />

eigenständige, induktive<br />

Organisation<br />

sprachliche Assimilation<br />

Ziele des Lernens<br />

Verständnis<br />

Problemlösefähigkeit erwerben<br />

intuitives, selbständiges,<br />

spontanes Denken<br />

Transferför<strong>der</strong>ung<br />

spezieller Transfer<br />

allgemeiner Transfer<br />

general ideas<br />

induktive & deduktive<br />

Denkvorgänge<br />

Entdeckendes Lernen<br />

(Bruner)<br />

Problemlösefähigkeit<br />

Problemlösestrategien<br />

Problemlösetechniken<br />

lernen wie man lernt<br />

Intuitives Denken<br />

rechtshemisphärisch<br />

spontan / sprunghaft<br />

nonverbal<br />

Intrinsische Motivation<br />

„Kompetenzmotivation“<br />

Prinzip <strong>der</strong> minimale Hilfe<br />

kaum ergebnisorientierte Hilfe<br />

hauptsächlich motivations- und<br />

prozessorientierte Hilfe<br />

<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 81


Rechte Gehirnhälfte<br />

Körpersprache-<br />

Bil<strong>der</strong>sprache<br />

Intuition-Gefühl<br />

Kreativität-<br />

Spontaneität<br />

Sprunghaftigkeit<br />

Neugier-Spielen-Risiko<br />

Synthese-Überblick<br />

Kunst-Tanz-Musik<br />

Ganzheitlich<br />

Zusammenhänge<br />

Raumempfinden<br />

Rechte<br />

Gehirnhälfte<br />

Entdeckendes Lernen<br />

(Bruner)<br />

Linke<br />

Gehirnhälfte<br />

Linke Gehirnhälfte<br />

Sprache – Lesen –<br />

Rechnen<br />

Ratio-Logik<br />

Regeln-Gesetze<br />

Konzentration auf<br />

einen Punkt<br />

Analyse-Detail<br />

Wissenschaft<br />

Schritt für Schritt<br />

Einzelheiten<br />

Zeitempfinden<br />

Linearität<br />

Die rechte Gehirnhälfte steuert die Intuition, Kreativität,<br />

Die linke Gehirnhälfte ist für alles zuständig, was im<br />

Symbole und Gefühle. Diese Gehirnhälfte wird durch<br />

allgemeinen Verständnis als Denken bezeichnet<br />

Metaphern aktiviert, durch die beim Zuhörer eigene, dazu<br />

wird. Sie denkt in Sprache, in Begriffen, sie denkt<br />

passende Bil<strong>der</strong>, Symbole, Melodien o<strong>der</strong> Gerüche<br />

entstehen können. Das Rohmaterial <strong>der</strong> Gedanken, die<br />

aufblitzenden Ideen, die Bil<strong>der</strong>, ja alle Sinneseindrücke<br />

werden rechts bearbeitet.<br />

logisch, analytisch.<br />

Jürgen Roth<br />

<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 82


Jürgen Roth<br />

Entdeckendes Lernen<br />

(Bruner)<br />

<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 83


Jürgen Roth<br />

Steht in enger Verbindung zum kognitive Ansatz.<br />

Jedes Individuum konstruiert ein individuelles<br />

und subjektives Bild seiner Umwelt.<br />

Aufgrund verschiedenster Erfahrungen entsteht<br />

eine individuelle kognitive Landkarte <strong>der</strong> Welt.<br />

Diese Wirklichkeitskonstruktionen<br />

beeinflussen unwillkürlich<br />

was das Individuum sieht,<br />

wie es das Gesehene bewertet,<br />

welche Verhaltenspläne es entwickelt und<br />

wie es sich dann tatsächlich verhält.<br />

Es gibt demnach nicht eine für alle gültige Wirklichkeit,<br />

son<strong>der</strong>n viele subjektive und individuelle Wirklichkeiten.<br />

Konstruktivismus<br />

<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 84


Jürgen Roth<br />

Wissen …<br />

wird nicht einfach rezeptiv übernommen,<br />

wird aktiv erworben,<br />

Aktive Wissenskonstruktion<br />

abhängig von Vorwissen, Motivation und Einstellung des Einzelnen<br />

ist Ergebnis sozialer Konstruktionsprozesse,<br />

Vgl. hierzu Dewey (amerikanischen Pragmatismus),<br />

o<strong>der</strong> Kerschensteiner (deutsche Reformpädagogik):<br />

Bedeutungsvolles Handeln und Selbstständigkeit<br />

sind zentrale <strong>Grundlagen</strong> allen Lernens.<br />

ist keine bloße Reflexion einer außerhalb des<br />

Menschen existierenden, objektiven „Realität“,<br />

ist ein durch Erkenntnisprozesse geschaffenes<br />

subjektives „Konstrukt“ des Individuums.<br />

<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 85


Jürgen Roth<br />

Lernen ist kein …<br />

Lernen aus<br />

konstruktivistischer Sicht<br />

rezeptiver Vorgang, bei dem eine objektiv bestimmbare und<br />

begrenzte Menge an Fakten und Regeln aus dem Kopf des<br />

Lehrenden in den des Lernenden „transportiert“ wird.<br />

Lernen ist ein …<br />

aktiver,<br />

selbstgesteuerter,<br />

konstruktiver,<br />

emotionaler,<br />

sozialer und<br />

situativer Prozess<br />

Mandl: Wissensaufbau aktiv gestalten. Schüler Wissen für Lehrer, 2006, S. 28-30<br />

<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 86


Jürgen Roth<br />

aktiver Prozess<br />

Lernen ist nur durch aktive Beteiligung<br />

des Lernenden möglich.<br />

selbstgesteuerter Prozess<br />

Der Lernende selbst übernimmt<br />

die Steuerung und Kontrolle<br />

seines Lernprozesses.<br />

konstruktiver Prozess<br />

Neues Wissen kann nur<br />

erworben und genutzt werden,<br />

wenn es in vorhandene<br />

Wissensstrukturen eingebaut<br />

und auf <strong>der</strong> Basis<br />

individueller Erfahrungen<br />

interpretiert wird.<br />

Lernen ist ein …<br />

Mandl: Wissensaufbau aktiv gestalten. Schüler Wissen für Lehrer, 2006, S. 28-30<br />

emotionaler Prozess<br />

Sowohl leistungsbezogene als<br />

auch soziale Emotionen<br />

beeinflussen das Lernen.<br />

Für die Lernmotivation ist die<br />

emotionale Komponente<br />

beson<strong>der</strong>s wesentlich.<br />

sozialer Prozess<br />

Lernen ist fast immer ein<br />

interaktives Geschehen<br />

und wird durch soziale<br />

Komponenten beeinflusst.<br />

situativer Prozess<br />

Wissenserwerb erfolgt stets in<br />

einem spezifischen Kontext und<br />

ist mit diesem verbunden.<br />

<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 87


Jürgen Roth<br />

Eine<br />

pragmatische<br />

Position zum<br />

Lehren und<br />

Lernen:<br />

Lernen aus<br />

konstruktivistischer Sicht<br />

Mandl: Wissensaufbau aktiv gestalten. Schüler Wissen für Lehrer, 2006, S. 28-30<br />

<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 88


Bücher<br />

An<strong>der</strong>son: Kognitive Psychologie. Spektrum Verlag, Heidelberg Berlin, 2001 3<br />

Edelmann: Lernpsychologie. Beltz Verlag, Weinheim, 1994 4<br />

Krapp, Weidenmann: Pädagogische Psychologie. Beltz Verlags, Weinheim, 2001 4<br />

Stampe: Repetitorium Fachdidaktik <strong>Mathematik</strong>. Klinkhardt, Bad Heilbrunn / Obb., 1984<br />

Wittmann: Grundfragen des <strong>Mathematik</strong>unterrichts. Vieweg, Braunschweig Wiesbaden, 1981 6<br />

Zech: Grundkurs <strong>Mathematik</strong>didaktik. Beltz Verlag, Weinheim, 1998 9<br />

Zimbardo: Psychologie. Springer-Verlag, Berlin Heidelberg, 1995 6<br />

Internet-Seiten<br />

http://ddi.cs.uni-potsdam.de/Lehre/SPS/MaterialMicroteaching.htm#ged<br />

http://www.lern-psychologie.de<br />

http://www.stangl-taller.at/ARBEITSBLAETTER/LERNEN/<br />

http://www.ship.edu/~cgboeree/piaget.html<br />

http://dsor.uni-pa<strong>der</strong>born.de/de/forschung/publikationen/blumstengel-diss/Lerntheorien.html<br />

http://www.medizin-lernplaner.de/Lerntechnik/lerntechnik_lerntheorie.html<br />

http://www.psychologie.uni-wuerzburg.de/i4pages/Download/Schnei<strong>der</strong>_Psycho/11-08-00-I.pdf<br />

Jürgen Roth<br />

Literatur<br />

<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 89


Jürgen Roth<br />

<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong><br />

7 Didaktische Prinzipien<br />

<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 90


Jürgen Roth<br />

Prinzipien<br />

Genetisches Prinzip<br />

Sokratisches Prinzip<br />

Exemplarisches Prinzip<br />

Operatives Prinzip<br />

Integrationsprinzip<br />

Prinzip des<br />

aktiven Lernens<br />

(gelenkten) Entdeckenden<br />

Lernens<br />

Didaktische Prinzipien<br />

(unvollständige Liste)<br />

Prinzip <strong>der</strong><br />

Realitätsnähe o<strong>der</strong> Lebensnähe<br />

Beziehungshaltigkeit<br />

integrierten Wie<strong>der</strong>holung<br />

Isolation <strong>der</strong> Schwierigkeiten<br />

Selbsttätigkeit<br />

Variation<br />

adäquaten Visualisierung<br />

Variation <strong>der</strong><br />

Veranschaulichungsmittel<br />

<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 91


Jürgen Roth<br />

Wissensentwicklung<br />

Entwicklungsstufen<br />

Prinzipien des<br />

Lernens und Lehrens<br />

Wittmann: Standard Number Representations in the Teaching of Arithmetic. In: JMD, 19 (1998) 2/3, S.149-178<br />

Repräsentationsformen<br />

fundamentale<br />

Ideen<br />

grund-<br />

legende<br />

Repräsenta-<br />

tionen aus-<br />

wählen<br />

Zone <strong>der</strong><br />

proximalen<br />

Entwicklung<br />

Spiralprinzip<br />

(inter-)<br />

aktives<br />

ganzheitliches<br />

Lernen orga-<br />

nisieren<br />

Operatives<br />

Prinzip<br />

inter-<br />

aktiver<br />

Zugang zu<br />

Repräsen-<br />

tationen<br />

schrittweise<br />

Schemati-<br />

sierung<br />

natürliche<br />

Differen-<br />

zierung<br />

Vorwissen<br />

& natürliche<br />

Neugier<br />

nutzen<br />

<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 92


Jürgen Roth<br />

Piaget:<br />

Operatives Prinzip<br />

Operationen sind verinnerlichte / gedachte Handlungen.<br />

Denken vollzieht sich in Operationen.<br />

Operationen sind flexibel und beweglich, also:<br />

umkehrbar o<strong>der</strong> reversibel (Reversibilität),<br />

zusammensetzbar o<strong>der</strong> kompositionsfähig (Kompositionsfähigkeit)<br />

assoziativ (Assoziativität),<br />

d. h. man kann auf verschiedenen<br />

Weisen zum Ziel kommen.<br />

<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 93


Jürgen Roth<br />

Operatives Prinzip<br />

Zech: Operative Prinzipien. In: Zech: Grundkurs <strong>Mathematik</strong>didaktik. Weinheim und Basel: Beltz Verlag, 1998, S. 114-124<br />

Bruner:<br />

Wissensrepräsentation<br />

• enaktiv (handelnd)<br />

• ikonisch (bildhaft)<br />

• symbolisch<br />

Prinzipien:<br />

• Stufengemäßheit<br />

(vgl. Piaget)<br />

• Aufbauprinzip<br />

• Verinnerlichung<br />

• Reflexion<br />

Piaget:<br />

Stufen <strong>der</strong><br />

kognitiven<br />

Entwicklung<br />

Operatives<br />

Prinzip<br />

Prinzip des<br />

operativen<br />

Durch-<br />

arbeitens<br />

Aebli:<br />

Verinnerlichungsstufen<br />

• konkrete Stufe<br />

• figurale Stufe<br />

• symbolische Stufe<br />

Variation<br />

• Darstellungsebene<br />

• „Unwesentliches“<br />

(Veranschaulichungs-<br />

mittel, mathematische<br />

Variablen, Kontext, …)<br />

• Ausgangssituation<br />

(Was passiert mit … ,<br />

wenn … ? )<br />

• Lösungsweg<br />

• gesuchte Größen<br />

<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 94


Jürgen Roth<br />

Operatives Prinzip<br />

Wittmann: Objekte - Operationen - Wirkungen: Das operative Prinzip in <strong>der</strong> <strong>Mathematik</strong>didaktik. <strong>Mathematik</strong> lehren 11, 1985, S. 7-11<br />

Objekte erfassen bedeutet,<br />

zu erforschen,<br />

wie sie konstruiert sind<br />

wie sie sich verhalten, wenn<br />

auf sie Operationen ausgeübt<br />

werden.<br />

Im Erkenntnisprozess wird<br />

systematisch untersucht,<br />

welche Operationen ausführbar<br />

und wie sie verknüpft sind,<br />

welche Eigenschaften und<br />

Beziehungen den Objekten<br />

durch Konstruktion aufgeprägt<br />

sind,<br />

welche Wirkungen Operationen<br />

auf Eigenschaften und<br />

Beziehungen <strong>der</strong> Objekte<br />

haben.<br />

<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 95


Jürgen Roth<br />

Spiralprinzip<br />

(an fundamentalen Ideen orientiert)<br />

Heymann: Allgemeinbildung und <strong>Mathematik</strong>, Beltz, 1996, S. 173-182<br />

Spiralprinzip<br />

Fundamentalen Ideen (Leitideen)<br />

werden im Unterricht in<br />

mehreren Durchgängen mit<br />

steigendem Niveau behandelt.<br />

Prinzip<br />

des vorwegnehmenden Lernens<br />

<strong>der</strong> Fortsetzbarkeit<br />

Fundamentale Ideen des MU<br />

Zahl<br />

Messen<br />

räumliches Strukturieren<br />

funktionaler Zusammenhang<br />

Daten und Zufall<br />

Algorithmus<br />

mathematisches Modellieren<br />

<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 96


Jürgen Roth<br />

? ? ?<br />

?<br />

? ?<br />

? ?<br />

?<br />

Sokratisches Prinzip<br />

Lehrprinzip <strong>der</strong> Mäeutik<br />

Hebammenkunst<br />

Ausgangspunkt<br />

Menon-Sokrates-Dialog<br />

Pädagogische Grundhaltung<br />

Nicht belehren, son<strong>der</strong>n beim<br />

eigenen Entdecken und Urteilen<br />

helfen.<br />

Sokratisches Prinzip<br />

L. initiiert und steuert durch<br />

Fragen den Problemlöseprozess<br />

<strong>der</strong> S.<br />

L. hilft den S. sich Wissen selbst<br />

anzueignen und ein Verständnis<br />

zu entwickeln<br />

<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 97


Sokrates A � A‘ = 2A<br />

Jürgen Roth<br />

a = 2 Fuß � a‘ = ?<br />

Sklave a‘ = 2a = 4 Fuß<br />

Sokrates a‘ = 2a � A‘ = ?<br />

Sklave A‘ = 2A<br />

Sokrates 4 Ausgangsquadrate<br />

Sklave A‘ = 4A<br />

Sokrates a‘ = a = 2 Fuß � A‘ = A < 2A<br />

Sklave a‘ = 3 Fuß<br />

a‘ = 2a = 4 Fuß � A‘ = 4A > 2A<br />

Sokrates a‘ = 3 Fuß � A‘ = ?<br />

Sklave A‘ = 9 Fuß² > 8 Fuß² = 2A<br />

Sokrates Wie dann?<br />

Sklave ?<br />

Sokrates …<br />

Menon-Sokrates-Dialog<br />

Platon: Auszug aus dem „Menon – Sokrates – Dialog“<br />

a<br />

<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 98<br />

A<br />

a


Jürgen Roth<br />

Trichtermuster �<br />

Lehrerin: … da ist kein bestimmter Monat angegeben, dann nimmt man 30<br />

Tage und rechnet mit den 30 Tagen, und in a) ist ja die Wassermenge<br />

von einem Tag schon angegeben. Und wie viel ist denn das für einen<br />

Monat?<br />

Schülerin: (schweigt)<br />

Lehrerin: Na, du weißt, ein Monat hat 30 Tage ...<br />

Schülerin: (bejahend) … Hm …<br />

Lehrerin: Und nun?<br />

Schülerin: (schweigt)<br />

Lehrerin: Eine Stunde, du brauchst ja jetzt noch gar nicht zu sagen, wie viel ein<br />

Tag hat, das musst du ja erst ausrechnen, also ein Tag hat x Hektoliter,<br />

nich und dann kannst du x Hektoliter mal wie viel nehmen?<br />

Schülerin: (schweigt)<br />

Lehrerin: Na, wie viel haben wir gesagt für einen Monat?<br />

Schülerin: 30 Tage.<br />

Bauersfeld, H. Kommunikationsmuster im <strong>Mathematik</strong>unterricht.<br />

In: Bauersfeld, Breidenbach (Hrsg.): Festschrift, Hannover, 1978, S. 158 – 170<br />

Eine Heilquelle hat eine<br />

Ausschüttung von 200 hl pro<br />

Stunde. Welche Wassermenge<br />

liefert sie<br />

a) täglich,<br />

b) monatlich,<br />

c) jährlich?<br />

Lehrerin: Also x Hektoliter mal 30. Das wären die Hektoliter für einen Monat.<br />

<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 99


Jürgen Roth<br />

Genetisches Prinzip<br />

Wagenschein: Verstehen lehren. Beltz Verlag, Weinheim und Basel, 1975 5<br />

Zentrales Anliegen<br />

Folge<br />

<strong>Mathematik</strong> nicht als<br />

Fertigprodukt lehren!<br />

S. sollen einen Einblick in<br />

den Prozess <strong>der</strong> Entstehung<br />

von <strong>Mathematik</strong> erhalten.<br />

(Genese = Entstehung, Entwicklung)<br />

Unterricht nach genetischem<br />

Prinzip ist problemlösen<strong>der</strong><br />

Unterricht<br />

Begriffe werden als Antworten<br />

auf Fragen mit bzw. von den S.<br />

entwickelt<br />

<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 100


Jürgen Roth<br />

Erdumfangsbestimmung<br />

(Eratosthenes)<br />

http://www.grenzstein.de/era/eratosthenes.html<br />

http://www.juergen-roth.de/dynageo/eratosthenes/eratosthenes_wagenschein_erdumfangsbestimmung.html<br />

http://www.juergen-roth.de/dynageo/eratosthenes/eratosthenes_beleuchtung_mond_erde_durch_sonne.html<br />

Jedes Jahr am 21. Juni wirft <strong>der</strong> Obelisk auf dem<br />

Marktplatz in Assuan (damals Syene) in Oberägypten<br />

zur Mittagszeit keinen Schatten. Die Sonne steht also<br />

zu dieser Zeit genau senkrecht über diesem Obelisk.<br />

Zur gleichen Zeit wirft <strong>der</strong> Obelisk auf dem Marktplatz<br />

im 5000 Stadien (ca. 1000 km) nördlich von Assuan<br />

liegenden Alexandria einen deutlich erkennbaren<br />

Schatten.<br />

Eratosthenes hat den Winkel gemessen, den die Sonnenstrahlen mit dem<br />

Obelisken in Alexandria einschlossen. Der Winkel betrug 1/50 des Vollwinkels.<br />

Wie konnte Eratosthenes damit den Erdumfang bestimmen?<br />

Welches Ergebnis erhielt er?<br />

Umfang<br />

<strong>der</strong> Erde?<br />

Libyen<br />

Alexandria<br />

Ägypten<br />

Assuan<br />

(Syene)<br />

<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 101


Jürgen Roth<br />

Grundlage<br />

Prinzip <strong>der</strong><br />

Beziehungshaltigkeit<br />

Wissen wird im Gedächtnis als<br />

Netzwerk von Beziehungen<br />

gespeichert.<br />

Neues Wissen heißt einglie<strong>der</strong>n<br />

in und erweitern von bereits<br />

vorhandene(n) Begriffsnetze(n).<br />

Stichworte<br />

Ausgehen von den<br />

Vorerfahrungen <strong>der</strong> S.<br />

kumulatives Lernen<br />

Kompetenzentwicklung<br />

erfahrbar machen<br />

Prinzip <strong>der</strong> Lebensnähe<br />

fachübergreifendes Lernen<br />

<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 102


Jürgen Roth<br />

Prinzip des produktiven Übens<br />

Produktives (sinnvolles) Üben<br />

ist keine isolierte Tätigkeit,<br />

ist mit Einsicht verbunden,<br />

findet regelmäßig statt,<br />

wird in die Erarbeitung<br />

neuer Inhalte integriert,<br />

geschieht in herausfor<strong>der</strong>nden<br />

und anregenden Kontexten,<br />

orientiert sich an dem was wirklich<br />

gebraucht wird (→ Produkt).<br />

Gegensatz: Stereotypes Üben<br />

geht nicht auf Fehlerursachen ein,<br />

bietet keine konstruktive Hilfe,<br />

trägt zur Verfestigung von<br />

Denkfehlern bei.<br />

<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 103


Jürgen Roth<br />

A<br />

c<br />

B<br />

Offene Aufgabe<br />

http://www.juergen-roth.de/dynageo/knobelaufgaben/qua<strong>der</strong>_kippen/index.html<br />

Ein Glasqua<strong>der</strong> wird teilweise mit Wasser gefüllt,<br />

auf einen Tisch gestellt und um eine seiner<br />

Bodenkanten gekippt.<br />

Die Grenzflächen des Wassers nehmen beim<br />

Kippen verschiedene geometrische Formen an,<br />

die sich auch in ihren Ausmaßen verän<strong>der</strong>n.<br />

Versuchen Sie so viele unverän<strong>der</strong>liche<br />

Beziehungen wie möglich bezüglich dieser<br />

Formen und <strong>der</strong>en Ausmaßen zu finden.<br />

Notieren Sie Ihre<br />

Entdeckungen und<br />

versuchen Sie sie<br />

zu begründen.<br />

b<br />

C<br />

b·c = const.<br />

<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 104<br />

A<br />

D<br />

a<br />

M<br />

B<br />

N<br />

C<br />

b<br />

a + b = const.


Jürgen Roth<br />

Aufgabenvariation (Strategien)<br />

Schupp: Variatio delectat! Der <strong>Mathematik</strong>unterricht, Jahrgang 49, Heft 4, 2003, S. 4-12 und 53<br />

http://www.juergen-roth.de/dynageo/ueberlappende_quadrate/ueberlappende_quadrate.html<br />

<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 105


Jürgen Roth<br />

Vollrath, Roth: <strong>Grundlagen</strong> des <strong>Mathematik</strong>unterrichts in <strong>der</strong> Sekundarstufe. Heidelberg: Spektrum, 2012, S. 227-246<br />

<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong><br />

8 Begriffe erarbeiten<br />

<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 106


Jürgen Roth<br />

Bausteine des Wissens<br />

charakterisieren Objektklassen<br />

verdichten Informationen<br />

Grundlage sprachlicher Kommunikation<br />

beeinflussen die Gedächtnisleistung<br />

beeinflussen das Problemlösen<br />

Begriffe<br />

<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 107


Jürgen Roth<br />

Begriffe und Problemlösen<br />

Quelle von Problemstellungen<br />

Mittel zum Präzisieren von<br />

Problemstellungen<br />

Lösungshilfen für Probleme<br />

Lösungen von Problemen<br />

Mittel zur Sicherung von<br />

Problemlösungen<br />

<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 108


Jürgen Roth<br />

Leitbegriff eines Themenstrangs<br />

Rolle von Begriffen<br />

z. B. Symmetrie, Funktion, Wahrscheinlichkeit, Figur, …<br />

Schlüsselbegriff einer Unterrichtssequenz<br />

z. B. Bruch, Proportionalität, Symmetrische Vierecke, …<br />

Zentraler Begriff einer Unterrichtseinheit<br />

Begriff, <strong>der</strong> in <strong>der</strong> Unterrichtseinheit erarbeitet wird.<br />

Arbeitsbegriff<br />

Benennung, um über Sachverhalte überhaupt<br />

ohne Umschreibung sprechen zu können.<br />

Arbeitsbegriffe werden im Unterricht durch den Gebrauch vertraut.<br />

<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 109


Jürgen Roth<br />

Intuitives Begriffsverständnis<br />

Begriff als Phänomen<br />

Beispiele kennen.<br />

Inhaltliches Begriffsverständnis<br />

Begriff als Träger von Eigenschaften<br />

Eigenschaften kennen<br />

Integriertes Begriffsverständnis<br />

Begriff als Teil eines Begriffsnetzes<br />

Beziehungen von Eigenschaften untereinan<strong>der</strong><br />

und Beziehungen zu an<strong>der</strong>en Begriffen kennen<br />

Formales Begriffsverständnis<br />

Begriff als strukturierbares Objekt<br />

Stufen des<br />

Begriffsverständnisses<br />

Vollrath: Methodik des Begriffslehrens im MU. Ernst Klett Verlag, 1984, S. 215-217<br />

Begriffe als Objekte die verknüpft werden können<br />

<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 110<br />

6<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

6<br />

Größe<br />

Größe<br />

Seiten<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

6<br />

Größe<br />

5<br />

6<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

Größe<br />

Rechteck<br />

3<br />

4<br />

5<br />

6<br />

1<br />

2<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

6<br />

Größe<br />

1<br />

Größe<br />

4<br />

5<br />

6<br />

1<br />

2<br />

3<br />

Größe


Jürgen Roth<br />

Lernen als Ersteigen von Stufen<br />

Reflexion und Analyse bereits erworbenen Wissens<br />

führt zu Wissen höherer Qualität. � Höhere Stufe<br />

Lernen durch Erweiterung<br />

Neue Objekte beseitigen Grenzen, auf die man beim<br />

Operieren mit den bisherigen Objekten stößt.<br />

� Vertrautes wird nun in neuem Licht gesehen.<br />

Modelle langfristigen<br />

Begriffslernens<br />

<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 111


Jürgen Roth<br />

Verstehen eines Begriffs<br />

Lernende haben einen Begriff verstanden, wenn sie<br />

Bezeichnung des Begriffs kennen,<br />

Beispiele angeben und jeweils begründen können,<br />

warum es sich um ein Beispiel handelt,<br />

Gegenbeispiele angeben und begründen können,<br />

weshalb etwas nicht unter einen Begriff fällt,<br />

charakteristische Eigenschaften des Begriffs kennen,<br />

Ober-, Unter- und Nachbarbegriffe kennen,<br />

mit dem Begriff arbeiten können<br />

(z. B. im Rahmen von Problemlösungen)<br />

<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 112


Jürgen Roth<br />

Erfahrungen zum Begriff sammeln<br />

Handlungen (enaktive Repräsentation)<br />

Objekte darbieten<br />

Beispiele für Begriffe (ikonische Repräsentation)<br />

Merkmale entdecken<br />

Prinzip <strong>der</strong> Variation<br />

Prinzip des Kontrasts<br />

Sprache (benennen, beschreiben)<br />

Erarbeiten eines Begriffs<br />

Definition erarbeiten<br />

Genetische Definition<br />

Charakterisierende Definition<br />

Oberbegriff angeben<br />

Definierende Eigenschaft � Bedingung notwendig & hinreichend<br />

Kritisch Reflektieren<br />

Definition durch möglichst „schwache“ For<strong>der</strong>ung<br />

Bezeichnung: Herkunft / evtl. Abgrenzung gegen Umgangssprache<br />

<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 113


Jürgen Roth<br />

Einstieg<br />

An einem geeigneten Problemkontext werden<br />

ersten Vorstellungen vom Begriff entwickelt.<br />

Erarbeitung<br />

Umfang und Inhalt des Begriffs herausarbeiten<br />

Sicherung<br />

Ergebnisse festhalten<br />

mit Hilfe geeigneter Aufgaben überprüfen,<br />

ob <strong>der</strong> Begriff erfasst ist und etwa gegen<br />

an<strong>der</strong>e Begriffe abgegrenzt werden kann<br />

(z. B. Frage nach Beispielen und Gegenbeispielen)<br />

Vertiefung (Transfer)<br />

Querverbindungen zu an<strong>der</strong>en Begriffen herstellen<br />

Spezialfälle (insbeson<strong>der</strong>e Grenzfälle) betrachten<br />

(z. B. auch Variation <strong>der</strong> definierenden Eigenschaften)<br />

Anwendungen, …<br />

Unterrichtsphasen<br />

(bei zentralen Begriffen)<br />

Verankerung<br />

in kognitiver<br />

Struktur<br />

<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 114


Einstieg<br />

Wie viele Punkte können<br />

ein Kreis und eine Gerade<br />

gemeinsam haben?<br />

Erarbeitung<br />

Tangente, 1 Berührpunkt,<br />

Sekante, 2 Schnittpunkte,<br />

Passante, keine gem. Punkte.<br />

Sicherung: Tangente zeichnen!<br />

Vertiefung:<br />

Jürgen Roth<br />

Besitzt die Figur aus Kreis und<br />

Tangente eine Symmetrieachse?<br />

Ja! � Tangente steht senkrecht<br />

auf dem Berührpunktradius.<br />

Wie kann man die Tangente konstruieren?<br />

Beispiel: Tangente<br />

an einen Kreis<br />

<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 115<br />

k<br />

M<br />

B<br />

t


Jürgen Roth<br />

Vertiefung:<br />

M P<br />

Beispiel: Tangente<br />

an einen Kreis<br />

Wie viele Tangenten an den Kreis verlaufen durch den Punkt P?<br />

Skizziere Sie!<br />

Wie kann man die Tangenten konstruieren?<br />

<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 116


Jürgen Roth<br />

Beispiel:<br />

Dreiecksgrundformen<br />

Roth: Dreiecksgrundformen. In: Praxis <strong>der</strong> <strong>Mathematik</strong> in <strong>der</strong> Schule, Heft 12, Dezember 2006, 48. Jg., S. 21-25<br />

Grundverständnis <strong>der</strong> Begriffe<br />

gleichschenkliges Dreieck<br />

rechtwinkliges Dreieck<br />

spitzwinkliges Dreieck<br />

stumpfwinkliges Dreieck<br />

Ziel: Erarbeitung einer Verständnisgrundlage<br />

Begriffe als „bewegliche“ Strukturen aufbauen<br />

Begriffe flexibler verfügbar machen<br />

als mit statischen Prototypen<br />

A<br />

<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 117<br />

C<br />

B


Jürgen Roth<br />

Gleichschenklige Dreiecke<br />

1) Bewege den Punkt C so, dass Dreiecke entstehen, die<br />

a) gleichschenklig mit |AC| = |BC| sind,<br />

b) gleichschenklig mit |AC| = |AB| sind,<br />

c) gleichschenklig mit |BC| = |AB| sind.<br />

2) Angabe von Kurven<br />

(Begründung)<br />

3) Wi<strong>der</strong>legen bzw. vertrauens-<br />

bildende Maßnahme durch<br />

Binden von C an die Kurven.<br />

4) Beobachtung <strong>der</strong> Innenwinkel<br />

� Basiswinkelsatz<br />

5) Gleichseitige Dreiecke<br />

http://www.juergen-roth.de/dynageo/dreiecksgrundformen/<br />

75°<br />

3,6 cm<br />

� b<br />

<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 118<br />

C<br />

�<br />

A B<br />

60°<br />

5 cm<br />

4,5 cm<br />

45°


Jürgen Roth<br />

Rechtwinklige Dreiecke<br />

http://www.juergen-roth.de/dynageo/dreiecksgrundformen/<br />

<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 119


Jürgen Roth<br />

Dreiecksgrundformen<br />

„Merkbild“<br />

http://www.juergen-roth.de/dynageo/dreiecksgrundformen/<br />

<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 120


Jürgen Roth<br />

Eckpunkt wan<strong>der</strong>t auf einer<br />

Kurve<br />

http://www.juergen-roth.de/dynageo/dreiecksgrundformen/<br />

<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 121


Jürgen Roth<br />

Vollrath, Roth: <strong>Grundlagen</strong> des <strong>Mathematik</strong>unterrichts in <strong>der</strong> Sekundarstufe. Heidelberg: Spektrum, 2012, S. 246-260<br />

<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong><br />

9 Sachverhalte erarbeiten<br />

<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 122


Jürgen Roth<br />

Eigenschaften<br />

mathematischer<br />

Objekte<br />

Regeln für<br />

den Umgang mit<br />

mathematischen<br />

Objekten<br />

Regeln<br />

Sachverhalte<br />

Gesetze<br />

Eigenschaften<br />

von Begriffen<br />

Begründbare Aussagen<br />

Sätze<br />

Sachverhalte?!<br />

Beziehungen<br />

zwischen<br />

Begriffen<br />

<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 123


Jürgen Roth<br />

Entdecken von Sachverhalten<br />

Induktiv, deduktiv o. Hypothesen wi<strong>der</strong>legen<br />

Beispiel: „Quadrieren vergrößert.“<br />

Formulieren <strong>der</strong> Sachverhalte<br />

als mathematische Aussagen<br />

Begründen <strong>der</strong> Aussagen<br />

Logische Struktur (Voraussetzung,<br />

Behauptung) herausarbeiten<br />

Ziele des Begründens<br />

Wahrheit einer Aussage sichern<br />

Einsicht in den Sachverhalt vermitteln<br />

Verstehen <strong>der</strong> Sachverhalte<br />

Ziel: Anregen von geistigen Prozessen, die zu<br />

(neuen) mathematischen Erkenntnissen führen<br />

Didaktische Aufgaben<br />

2² = 4 > 2<br />

3² = 9 > 3<br />

4² = 16 > 4<br />

a² > a<br />

� a � R\[0;1]<br />

Fallunter-<br />

scheidung<br />

-2 -1,5 -1 -0,5 0,5 1 1,5<br />

<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 124<br />

y<br />

3<br />

2,5<br />

2<br />

1,5<br />

1<br />

0,5<br />

-0,5<br />

x


Jürgen Roth<br />

Erfahren von<br />

Handlungsspielräumen<br />

und Sachzwängen<br />

Probieren<br />

Verschiedene<br />

Begründungsweisen<br />

Messen � b � � + b + �<br />

31° 44,5° 115° 180,5°<br />

51° 92° 35° 179°<br />

<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 125


Jürgen Roth<br />

Son<strong>der</strong>fälle<br />

Beweis<br />

Verschiedene<br />

Begründungsweisen<br />

http://www.juergen-roth.de/dynageo/winkelverschiebung/innenwinkelsumme_dreieck.html<br />

�<br />

� 1 � 2<br />

b<br />

�B �C bA<br />

bC<br />

90 ° + 90 ° =<br />

� 180 ° =<br />

C<br />

A B<br />

( � + � 1 ) + ( b + � 2 )<br />

� + b + �<br />

�A<br />

�B Winkelverschiebung<br />

<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 126


Einstieg: Die Seitenlänge a eines Quadrates wird um b vergrößert.<br />

Wie än<strong>der</strong>t sich <strong>der</strong> Flächeninhalt des Quadrates?<br />

Erarbeitung:<br />

Sicherung: heißt<br />

1. binomische Formel (Plusformel).<br />

Jürgen Roth<br />

( b )<br />

a +<br />

( a + b )<br />

2<br />

2<br />

=<br />

2<br />

( a + b ) =<br />

2<br />

a + 2ab<br />

Skizze einer Unterrichtseinheit<br />

http://www.juergen-roth.de/dynageo/binomische_Formeln/binomische_Formeln.html<br />

+ b<br />

2<br />

= ( a + b ) · ( a + b )<br />

2<br />

= a + ab + ab b<br />

2<br />

= a + 2ab + b<br />

2<br />

2<br />

a + 2ab + b<br />

2<br />

+ 2<br />

(x + y) 2 , (x + 3) 2 , (5 + z) 2 , (a + 2b) 2 ,<br />

(x 2 + y 3 ) 2 , c 2 + 2cd + d 2 , …<br />

Vertiefung: Verwandle (a � b)² in eine Summe.<br />

Lässt sich diese Aussage geometrisch deuten? …<br />

<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 127<br />

b<br />

a<br />

ab<br />

a²<br />

a<br />

b²<br />

ab<br />

b<br />

Probleme:<br />

(a+b)² � = a²+b²<br />

(2xy+3vw)²


Jürgen Roth<br />

Vollrath, Roth: <strong>Grundlagen</strong> des <strong>Mathematik</strong>unterrichts in <strong>der</strong> Sekundarstufe. Heidelberg: Spektrum, 2012, S. 261-270<br />

<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong><br />

10 Algorithmen erarbeiten<br />

Algorithmus = (Lösungs-)Verfahren<br />

<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 128


Jürgen Roth<br />

Didaktische Aufgaben<br />

Verfahren Schrittfolgen, die abzuarbeiten sind.<br />

Ziele: Die Schülerinnen und Schüler<br />

Alle Schritte begründen.<br />

(U. a. Beitrag zur Lösung verdeutlichen.)<br />

Das verstandene (!) Verfahren<br />

durch Anwendung üben.<br />

eignen sich das Verfahren an (Primat des Verstehens)<br />

(d. h. sie verstehen es und können es anwenden)<br />

können zwischen dem Ziel und dem Weg dahin unterscheiden<br />

(Ziel: „+2 auf die an<strong>der</strong>e Seite bringen“;<br />

Weg: „Auf beiden Seiten 2 subtrahieren.“)<br />

denken über Alternativen nach und versuchen,<br />

den gefundenen Algorithmus zu verbessern,<br />

notieren das Lösungsschema mit zunehmendem Alter<br />

als Algorithmus, <strong>der</strong> von Computern ausführbar ist.<br />

<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 129


Jürgen Roth<br />

Benötigte Vorkenntnisse<br />

und Fähigkeiten<br />

Voraussetzungen für das Lernen eines Verfahrens:<br />

Beherrschung einer Regelhierarchie<br />

Zur Sicherstellung sind u. U. Wie<strong>der</strong>holungen nötig.<br />

Beispiel für eine<br />

Fähigkeitshierarchie:<br />

Schriftliche Addition<br />

mehrstelliger Zahlen.<br />

Einspluseins im Kopf<br />

Schriftliche Multiplikation<br />

mehrstelliger Zahlen<br />

miteinan<strong>der</strong><br />

Schriftliche Multiplikation<br />

mehrstelliger Zahlen mit<br />

einer einstelligen Zahl<br />

Kleines Einmaleins im Kopf<br />

<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 130


Jürgen Roth<br />

Der größte gemeinsame Teiler<br />

(ggT) zweier Zahlen lässt sich<br />

über die Primfaktorzerlegung<br />

o<strong>der</strong> den Euklidischen<br />

Algorithmus bestimmen.<br />

72 21 1 1<br />

= 1 + = 1 + = 1 +<br />

51 51 51 9<br />

2 +<br />

21 21<br />

1<br />

1<br />

= 1 + = 1 +<br />

1<br />

1<br />

2 + 2 +<br />

21<br />

3<br />

2 +<br />

9<br />

9<br />

1<br />

1<br />

= 1 + = 1 +<br />

1<br />

1<br />

2 +<br />

2 +<br />

1<br />

1<br />

2 +<br />

2 +<br />

9<br />

3<br />

3<br />

Euklidischer Algorithmus (ggT)<br />

72<br />

ggT(72, 51) = ? 3<br />

51<br />

<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 131


Jürgen Roth<br />

72 = 1 � 51 + 21<br />

51 = 2 � 21 + 9<br />

21 = 2 � 9 + 3<br />

9 = 3 � 3 + 0<br />

Euklidischer Algorithmus (ggT)<br />

72<br />

http://www.juergen-roth.de/excel/<br />

51<br />

<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 132


Jürgen Roth<br />

Heron-Verfahren<br />

(Wurzelberechnung)<br />

Berechnungsgrundlage für Straßenreinigungsgebühren:<br />

An die Straße grenzende Grundstückslänge<br />

(Frontmetermaßstab).<br />

Der Eigentümer von Grundstück B muss mehr bezahlen<br />

als <strong>der</strong> von Grundstück A, obwohl Grundstück A größer ist.<br />

Gemein<strong>der</strong>at: Für ein größeres Grundstück mehr zahlen.<br />

Lösung: Quadratwurzelmaßstab als Bemessungsgrundlage<br />

Straßenreinigungsgebühren<br />

werden aus <strong>der</strong> Seitenlänge<br />

eines zum Grundstück<br />

flächeninhaltsgleichen<br />

Quadrats berechnet.<br />

Frage: Wie findet man die<br />

Seitenlänge dieses Quadrats?<br />

A<br />

<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 133<br />

B


Jürgen Roth<br />

Heron-Verfahren<br />

(Wurzelberechnung)<br />

http://www.juergen-roth.de/dynageo/heronverfahren/<br />

<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 134


Jürgen Roth<br />

Gesucht: A<br />

Anfangswert: a 0<br />

a<br />

b =<br />

n + 1<br />

=<br />

A<br />

n a n<br />

a<br />

n<br />

+<br />

2<br />

b<br />

n<br />

b<br />

0<br />

=<br />

a<br />

A<br />

0<br />

=<br />

6<br />

b<br />

1<br />

Heron-Verfahren<br />

(Wurzelberechnung)<br />

=<br />

a<br />

A<br />

1<br />

a<br />

1<br />

a 0 =<br />

A = 24<br />

=<br />

=<br />

4 , 8<br />

<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 135<br />

a<br />

0<br />

4<br />

http://www.juergen-roth.de/excel/<br />

+ b<br />

2<br />

0<br />

=<br />

5


Jürgen Roth<br />

Schwierigkeiten und<br />

Überraschungen<br />

<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 136


Jürgen Roth<br />

Vollrath, Roth: <strong>Grundlagen</strong> des <strong>Mathematik</strong>unterrichts in <strong>der</strong> Sekundarstufe. Heidelberg: Spektrum, 2012, S. 270-281<br />

<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong><br />

11 Anwenden und Modellieren<br />

<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 137


Jürgen Roth<br />

innermathematische<br />

Anwendung<br />

Ziel: Querverbindungen<br />

zwischen<br />

mathematischen<br />

Gebieten herstellen<br />

<strong>Mathematik</strong> anwenden<br />

1. Weg:<br />

Einstieg in neues<br />

Gebiet mit einem<br />

„praktischen“<br />

Problem<br />

außermathematische<br />

Anwendung<br />

Ziel: „Nutzen“<br />

<strong>der</strong> <strong>Mathematik</strong><br />

verdeutlichen &<br />

motivieren<br />

Anwenden?!<br />

2. Weg:<br />

Anwendungsbeispiele<br />

nach<br />

Erarbeitung<br />

eines Gebietes<br />

<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 138


Jürgen Roth<br />

Es geht nicht um<br />

„frisierte“, also<br />

mindestens bereinigte<br />

o<strong>der</strong> eingekleidete<br />

Sachaufgaben,<br />

son<strong>der</strong>n um die<br />

Auseinan<strong>der</strong>setzung<br />

mit realen Problemen.<br />

Die Schüler sollen<br />

das Modellieren an<br />

einfachen Beispielen<br />

selbst erfahren und<br />

darüber reflektieren<br />

können.<br />

Geistige Abenteuerlust<br />

<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 139


Kann man die Flüssigkeit<br />

aus dem linken<br />

Standzylin<strong>der</strong> in den<br />

rechten Standzylin<strong>der</strong><br />

schütten, ohne dass er<br />

überläuft?<br />

Jürgen Roth<br />

Beispiel: Standzylin<strong>der</strong><br />

http://www.juergen-roth.de/dynageo/knobelaufgaben/umfuellproblem/index.html<br />

<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 140


Jürgen Roth<br />

Idealisieren<br />

Strukturieren<br />

Vereinfachen<br />

Präzisieren<br />

reales<br />

Modell<br />

reale<br />

Situation<br />

Mathe-<br />

matisieren<br />

Anwenden<br />

Interpretieren<br />

Validieren<br />

Modellierungskreislauf<br />

mathem.<br />

Modell<br />

mathem.<br />

Resultate<br />

mathematische<br />

Überlegungen<br />

<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 141


Jürgen Roth<br />

Beispiel: Luft-Nummer<br />

Viel heiße Luft bringt einen mit<br />

Sicherheit nach oben. Niemand weiß<br />

das besser als lan Ashpole. Der 43jährige<br />

stand in England auf <strong>der</strong> Spitze<br />

eines Heißluftballons. Die Luftnummer<br />

in 1500 Meter Höhe war noch <strong>der</strong><br />

ungefährlichste Teil <strong>der</strong> Aktion.<br />

Kritischer war <strong>der</strong> Start: Nur durch ein<br />

Seil gesichert, musste sich Ashpole auf<br />

dem sich füllenden Ballon halten. Bei<br />

<strong>der</strong> Landung strömte dann die heiße<br />

Luft aus einem Ventil direkt neben<br />

seinen Beinen vorbei. Doch außer<br />

leichten Verbrennungen trug <strong>der</strong><br />

Ballonfahrer keine Verletzungen davon.<br />

Wie viel Liter Luft sind wohl in<br />

diesem Heißluftballon?<br />

<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 142


Jürgen Roth<br />

<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong><br />

12 Problemlösen<br />

<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 143


Jürgen Roth<br />

Kapitel 12: Problemlösen<br />

12.1 Was ist ein Problem?<br />

12.2 Problemlösen im <strong>Mathematik</strong>unterricht<br />

12.3 Heuristische Strategien und Hilfsmittel<br />

12.4 Wie sucht man die Lösung?<br />

12.5 Hilfen beim Problemlösen<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 144


Jürgen Roth<br />

<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> – Kapitel 12: Problemlösen<br />

12.1 Was ist ein Problem?<br />

<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 145


Jürgen Roth<br />

Zahlenzauber<br />

http://www.messe-ideen.de/online-spiel-magisches-zahlenraetsel.htm<br />

<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 146


Jürgen Roth<br />

Zahlenzauber<br />

<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 147


Jürgen Roth<br />

(Routine-)Aufgabe<br />

Was ist ein Problem?<br />

Anfangszustand Algorithmus<br />

Zielzustand<br />

Problem<br />

?<br />

Anfangszustand Zielzustand<br />

<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 148


Jürgen Roth<br />

Subjektiv sehr verschieden<br />

Abhängig von Vorwissen<br />

Dieselbe Aufgabe kann für<br />

verschiedene Menschen<br />

einen Routineaufgabe o<strong>der</strong><br />

ein Problem sein.<br />

Fehleinschätzungen bzgl. <strong>der</strong><br />

Schwierigkeit einer Aufgabe<br />

beruhen in <strong>der</strong> Regel auf <strong>der</strong><br />

falschen Einschätzung des<br />

Vorwissens.<br />

Aufgabe o<strong>der</strong> Problem?<br />

<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 149


Jürgen Roth<br />

Anschaulichkeit bzw.<br />

Abstraktionsgrad<br />

Formalisierungs- bzw.<br />

Mathematisierungsgrad<br />

Bekanntheit<br />

Komplexität<br />

Anfor<strong>der</strong>ungsniveau<br />

von Problemen<br />

<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 150


Jürgen Roth<br />

<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> – Kapitel 12: Problemlösen<br />

12.2 Problemlösen im<br />

<strong>Mathematik</strong>unterricht<br />

<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 151


Jürgen Roth<br />

<strong>Mathematik</strong> im Entstehen<br />

<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 152


problemorientiertes<br />

Lernen<br />

Jürgen Roth<br />

Problem finden<br />

• Probleme in Kontexten entdecken<br />

• Problemsituation erfassen und bewerten<br />

Problem lösen (Problemlösen im engeren Sinn)<br />

• Mathematische Kompetenzen in neuer Weise<br />

o<strong>der</strong> Kombination einsetzen<br />

• Vorhandene Kompetenzen / Begriffe werden<br />

dabei gefestigt und flexibilisiert<br />

Problem weiterentwickeln<br />

• Suche nach Problemlösungen führt auf neue<br />

mathem. Ideen o<strong>der</strong> weiterführende Probleme<br />

• Neue math. Begriffe und Verfahren entstehen<br />

Problemlösen<br />

(im weiteren Sinn)<br />

Nach Leu<strong>der</strong>s (Hrsg.): <strong>Mathematik</strong>-<strong>Didaktik</strong>, Cornelsen Scriptor, 2003<br />

entdeckendes<br />

Lernen<br />

<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 153


Jürgen Roth<br />

Warum Problemlösen im MU?<br />

Gelegenheit <strong>Mathematik</strong> individuell und aktiv zu konstruieren<br />

angemessenes Bild <strong>der</strong> <strong>Mathematik</strong><br />

Kontexte die mathematischen Konstrukten Sinn geben<br />

Behalten, Motivation, nachhaltiges Lernen<br />

Schlüsselkompetenz für das lebenslange Lernen<br />

eigene Lösungsansätze und Strategien entwickeln<br />

mit uneindeutigen Informationen umgehen<br />

emotionale Erlebnisse<br />

Durchhaltevermögen, Aushalten von Wi<strong>der</strong>ständen<br />

Durchbrüche, Aha-Erlebnisse<br />

Transfer<br />

Umgang mit unbekannten Situationen<br />

Sammeln und strukturieren von Informationen<br />

<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 154


Jürgen Roth<br />

führt auf allgemeine mathematische Ideen<br />

macht übergreifende Zusammenhänge verständlich<br />

neue Begriffsbildungen werden nötig und einsichtig<br />

Kriterien für ein<br />

„gutes“ Problem<br />

bietet Anlass zu divergentem Arbeiten & individuellem Erkunden<br />

erlaubt verschiedene Ansätze auf unterschiedlichen Niveaus<br />

bietet einen inner- o<strong>der</strong> außermathematischen Kontext<br />

für eine mathematisches Konzept<br />

ist leicht zugänglich und unmittelbar verständlich<br />

macht die Selbstentwicklung einer Strategie notwendig<br />

führt zur Nutzung und neuen Kombination<br />

von vorhandenen Kenntnissen<br />

<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 155


Jürgen Roth<br />

<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> – Kapitel 12: Problemlösen<br />

12.3 Heuristische Strategien<br />

und Hilfsmittel<br />

<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 156


Jürgen Roth<br />

Einfache Einstiegsprobleme<br />

Roth: Online-Spiele im <strong>Mathematik</strong>unterricht?! In: <strong>Mathematik</strong> lehren, Heft 146, Februar 2008, S. 68-69<br />

http://www.gamecraft.de/get_gruppe.php?gruppe=ma<br />

<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 157


Jürgen Roth<br />

Vorwärtsarbeiten<br />

Was ist gegeben?<br />

Heuristische Strategien<br />

Was weiß ich über das Gegebene?<br />

Was kann ich daraus ermitteln?<br />

Rückwärtsarbeiten<br />

Was ist gesucht?<br />

Was weiß ich über das Gesuchte?<br />

Was benötige ich, um das Gesuchte zu ermitteln?<br />

Invarianzprinzip<br />

Was än<strong>der</strong>t sich nicht?<br />

Was haben alle Objekte gemeinsam?<br />

Kombination<br />

Zerlegungsprinzip<br />

Welche Teilfragen sind zu lösen? (Zerlegen)<br />

Abarbeiten <strong>der</strong> Teilprobleme<br />

<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 158


Jürgen Roth<br />

Analogiebildung<br />

Heuristische Strategien<br />

Hast du schon einmal etwas Ähnliches gelöst?<br />

Lassen sich Lösungsschritte übernehmen?<br />

Suchraumeingrenzung<br />

In welchen Grenzen liegt das Ergebnis?<br />

Systematisches Probieren<br />

Ziel-Mittel-Analyse<br />

Welche (heuristischen) Hilfsmittel können<br />

auf dem Weg zum Ziel hilfreich sein<br />

Spezialisieren, Grenzfälle ausloten<br />

Konkretisieren<br />

<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 159


Jürgen Roth<br />

Lernen von Heurismen<br />

Bru<strong>der</strong>: Lernen geeignete Fragen zu stellen – Heuristik im MU. In: <strong>Mathematik</strong> lehren 115, 2002, S. 4-8<br />

1. Implizite Gewöhnung an heuristische<br />

Vorgehensweisen und zugehörige<br />

typischen Fragestellungen.<br />

2. Zu lernende Strategie an Hand von<br />

Musteraufgaben explizit vorstellen.<br />

3. Übungsphase mit Aufgaben<br />

unterschiedlicher Schwierigkeit,<br />

in denen die neue Strategie<br />

bewusst angewandt werden soll.<br />

4. Anstreben einer unterbewussten<br />

flexiblen Strategieanwendung.<br />

� Reflexionsphase: Beschreibung<br />

mit heuristischer Fragetechnik.<br />

<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 161


Jürgen Roth<br />

<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> – Kapitel 12: Problemlösen<br />

12.4 Wie sucht man die Lösung?<br />

<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 162


Erstens<br />

Du musst die Aufgabe verstehen.<br />

Zweitens<br />

Suche den Zusammenhang zwischen<br />

den Daten und <strong>der</strong> Unbekannten.<br />

Du musst vielleicht Hilfsaufgaben betrachten,<br />

wenn ein unmittelbarer Zusammenhang<br />

nicht gefunden werden kann.<br />

Du musst schließlich einen Plan<br />

<strong>der</strong> Lösung erhalten.<br />

Drittens<br />

Führe deinen Plan aus.<br />

Viertens<br />

Prüfe die erhaltene Lösung.<br />

Jürgen Roth<br />

Wie sucht man die Lösung?<br />

Polya: Die Schule des Denkens. Francke Verlag,1995 4 , Umschlaginnenseite<br />

<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 163


Jürgen Roth<br />

Wie sucht man die Lösung?<br />

Polya: Die Schule des Denkens. Francke Verlag,1995 4 , Umschlaginnenseite<br />

<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 164


Jürgen Roth<br />

Wie sucht man die Lösung?<br />

Polya: Die Schule des Denkens. Francke Verlag,1995 4 , Umschlaginnenseite<br />

<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 165


Jürgen Roth<br />

Wie sucht man die Lösung?<br />

Polya: Die Schule des Denkens. Francke Verlag,1995 4 , Umschlaginnenseite<br />

<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 166


Jürgen Roth<br />

Wie sucht man die Lösung?<br />

Polya: Die Schule des Denkens. Francke Verlag,1995 4 , Umschlaginnenseite<br />

<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 167


Jürgen Roth<br />

Beispiel: Kreiskonstruktion<br />

<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 168


Jürgen Roth<br />

Beispiel: Hubschrauber<br />

Zech: Grundkurs <strong>Mathematik</strong>didaktik. Beltz Verlag, Weinheim, Basel, 1998 4 , S. 319<br />

Zwei Orte A und B liegen 245 km voneinan<strong>der</strong> entfernt. In Ort A<br />

startet ein Auto in Richtung Ort B und legt durchschnittlich in einer<br />

Stunde 60 km zurück. Gleichzeitig startet in Ort B ein Auto in<br />

Richtung Ort A und legt in <strong>der</strong> Stunde durchschnittlich 80 km<br />

zurück. Während die beiden Autos losfahren, startet gleichzeitig ein<br />

Hubschrauber in Ort A. Der Hubschrauber fliegt mit einer<br />

Durchschnittsgeschwindigkeit von 240 km/h in Richtung Ort B. In<br />

dieser Richtung fliegt er so lange, bis er auf das Auto aus B trifft. Er<br />

wendet ohne Zeitverlust und fliegt in Richtung Ort A, bis er auf das<br />

Auto, das in Ort A gestartet ist, trifft. Auf diese Weise fliegt <strong>der</strong><br />

Hubschrauber immer zwischen den beiden Autos hin und her, bis<br />

die Fahrzeuge sich treffen. Wie viele Kilometer legt <strong>der</strong><br />

Hubschrauber währenddessen zurück?<br />

<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 169


Jürgen Roth<br />

2<br />

2<br />

Beispiel: Hubschrauber<br />

240 km/h<br />

60 km/h 80 km/h<br />

245 km =<br />

245 km<br />

1,75 h<br />

km<br />

km h<br />

140 h<br />

�<br />

240 1,75 h = 420 km<br />

<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 170


Jürgen Roth<br />

Beispiel: Hubschrauber<br />

<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 171


Jürgen Roth<br />

Beispiel: Hubschrauber<br />

<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 172


Jürgen Roth<br />

Beispiel: Hubschrauber<br />

<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 173


Jürgen Roth<br />

Beispiel: Hubschrauber<br />

<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 174


Jürgen Roth<br />

Beispiel: Hubschrauber<br />

<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 175


Jürgen Roth<br />

Beispiel: Hubschrauber<br />

<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 176


Jürgen Roth<br />

<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> – Kapitel 12: Problemlösen<br />

12.5 Hilfen beim Problemlösen<br />

<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 177


So wenig wie möglich aber so viel wie nötig.<br />

Jürgen Roth<br />

Motivationshilfen<br />

Rückmeldungshilfen<br />

Allgemeinstrategische Hilfen<br />

Inhaltsorientierte strategische Hilfen<br />

Inhaltliche Hilfen<br />

Hilfen beim Problemlösen<br />

Zech: Grundkurs <strong>Mathematik</strong>didaktik. Beltz,1998 9 , S. 315<br />

<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 178


Motivationshilfen<br />

Die Aufgabe ist<br />

nicht schwer.<br />

Du kannst das<br />

schaffen.<br />

Man braucht<br />

nicht viel Zeit zur<br />

Lösung.<br />

Man findet<br />

schnell<br />

Lösungsideen.<br />

Jürgen Roth<br />

Rückmeldungshilfen<br />

Du bist auf<br />

einem richtigen<br />

Weg.<br />

Du stehst kurz<br />

vor <strong>der</strong> Lösung.<br />

Da musst du<br />

noch einmal<br />

nachrechnen<br />

Mach weiter so.<br />

Allgemeinstrategische<br />

Hilfen<br />

Lies die Aufgabe<br />

genau durch.<br />

Notiere<br />

gegebene Daten.<br />

Erstelle eine<br />

Skizze.<br />

Überprüfe deinen<br />

Lösungsweg.<br />

Hilfen beim Problemlösen<br />

Zech: Grundkurs <strong>Mathematik</strong>didaktik. Beltz,1998 9 , S. 319<br />

Inhaltsorientierte<br />

strategische<br />

Hilfen<br />

Versuche deine<br />

Kenntnisse zu …<br />

anzuwenden.<br />

Versuche<br />

graphisch zu<br />

lösen.<br />

Überprüfe die<br />

Größenordnung<br />

<strong>der</strong> Ergebnisse.<br />

Überprüfe die<br />

Ergebnisse am<br />

Text.<br />

Inhaltliche<br />

Hilfen<br />

Zeichne folgende<br />

Hilfslinie ein.<br />

Denk an den<br />

Zusammenhang<br />

…<br />

Versuche aus<br />

den gegebenen<br />

Größen … die<br />

fehlende zu<br />

berechnen.<br />

Jetzt weißt<br />

du …, also …!<br />

<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 179


Jürgen Roth<br />

Vollrath, Roth: <strong>Grundlagen</strong> des <strong>Mathematik</strong>unterrichts in <strong>der</strong> Sekundarstufe. Heidelberg: Spektrum, 2012, S. 177-226<br />

Barzel, Holzäpfel: Leitfragen zur Unterrichtsplanung. In: <strong>Mathematik</strong> lehren 158, 2010, S. 4-9<br />

Jaschke: Von <strong>der</strong> klassischen zur didaktischen Sachanalyse. In: <strong>Mathematik</strong> lehren 158, 2010, S. 10-13<br />

Bostelmann: Unterricht als Lernprozess planen – Was macht ein Pantograph? In: <strong>Mathematik</strong> lehren 158, 2010, S. 50-52<br />

<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong><br />

13 Unterrichtsplanung<br />

<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 180


5<br />

6<br />

7<br />

8<br />

9<br />

10<br />

11<br />

12<br />

Jürgen Roth<br />

Lehrplanüberblick <strong>Mathematik</strong><br />

Zahlen Funktionen Geometrie Stochastik<br />

• natürliche und ganze Zahlen<br />

• Grundrechenarten<br />

• Größen i. Alltag / Sachaufg.<br />

• Bruch- und Dezimalzahlen<br />

• Grundrechenarten<br />

• Prozentrechnung (Grundl.)<br />

• Terme berechnen/umform.<br />

• lineare Gleichungen<br />

• Prozentrechnung vertiefen<br />

• lineare Ungleichungen<br />

• lin. Gleichungssysteme<br />

• Potenzen mit neg. Expo.<br />

• Bruchterme & –gleichungen<br />

• Quadratwurzeln, irrationale<br />

Zahlen<br />

• quadratische Gleichungen<br />

• Potenzen (rat. Exponenten)<br />

• Kreiszahl �<br />

• Exponentialgleichungen und<br />

Logarithmen<br />

• Funktionspropädeutik:<br />

Diagramme<br />

• Funktionspropädeutik:<br />

Diagramme, Schlussrechnung<br />

(Dreisatz)<br />

• Funktionspropädeutik: Terme &<br />

Gleichungen aufstellen; Interpretieren/Veranschaulichen<br />

von und<br />

Argumentieren mit Termen<br />

• Einführung i. d. Funktionenlehre<br />

• lineare Funktionen und Anwend.<br />

• elementare gebrochenrationale<br />

Funktionen<br />

• quadratische Funktionen und<br />

Anwendungen<br />

• exponentielles Wachstum<br />

• ganzrationale Funktionen<br />

• trigonometrische Funktionen<br />

• Vertiefen <strong>der</strong> Funktionenlehre<br />

• Euler'sche Zahl e • gebrochenrationale Funktionen<br />

• natürliche Exponential- &<br />

Logarithmusfunktion<br />

• Wurzel-, Umkehrfunktion<br />

• Differential- & Integralrechnung<br />

• geometrische Grundbegriffe,<br />

Grundfiguren und Grundkörper<br />

• Flächenmessung (Rechteck)<br />

• Flächenmessung (Dreieck,<br />

Parallelogramm, Trapez)<br />

• Körpernetze & Schrägbil<strong>der</strong><br />

• Volumenmessung (Qua<strong>der</strong>)<br />

• Achsen- und Punktsymmetrie<br />

• Winkelbetrachtungen an<br />

Figuren<br />

• Dreieck als Grundfigur<br />

• Zählprinzip und<br />

Baumdiagramm<br />

• relative Häufigkeit<br />

• Auswerten von Daten<br />

statistischer Erhebungen und<br />

ihre Darstellung<br />

• Strahlensatz und Ähnlichkeit • intuitiver<br />

Wahrscheinlichkeitsbegriff<br />

(Laplace-Experiment)<br />

• Satzgruppe des Pythagoras<br />

• Trigonometrie rechtw. Dreieck<br />

• Prisma, Pyramide, Zylin<strong>der</strong>,<br />

Kegel<br />

• Kreis, Kugel<br />

• Trigonometrie im allg. Dreieck<br />

• Koordinatengeometrie im<br />

Raum, Ergänzung bisheriger<br />

Kenntnisse und Verfahren<br />

durch die Vektorrechnung<br />

• Geraden & Ebenen im Raum<br />

• zusammengesetzte<br />

Zufallsexperimente<br />

(Pfadregeln)<br />

• zusammengesetzte<br />

Zufallsexperimente<br />

(bedingte Wahrscheinlichkeit)<br />

• axiom.<br />

Wahrscheinlichkeitsbeg.<br />

• Wahrsch. verknüpfter Ereign.<br />

• Binomialverteilung<br />

• beurteilenden Statistik<br />

<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 181


Jürgen Roth<br />

Zeitlicher Umfang <strong>der</strong> Behandlung von Themen<br />

Gefahr: Man hält sich bei einzelnen Themen<br />

(zu Beginn des Schuljahres) zu lange auf und hat<br />

am Ende zu wenig Zeit für wesentliche Gebiete.<br />

Bildung von Unterrichtssequenzen<br />

Entwicklung, Vertiefung, Erarbeitung, Erfassen<br />

von Zusammenhängen … benötigt mehrere<br />

zusammenhängende Unterrichtseinheiten.<br />

Anordnung <strong>der</strong> Unterrichtssequenzen<br />

Sachlogik<br />

Didaktische Prinzipien<br />

Jahresplan<br />

<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 182


Jürgen Roth<br />

Beispiel: Klasse 7<br />

Geometrie Zahlen Funktionen Stochastik<br />

Winkelbetrachtungen<br />

an Figuren<br />

Achsen- & punktsym-<br />

metrische Figuren;<br />

Grundkonstruktionen<br />

Dreiecksgrundformen<br />

Dreieckstransversalen<br />

Konstruktionen<br />

Kongruenz<br />

Term � Zahl<br />

Term � Abhängigkeit<br />

Daten & Mittelwerte<br />

Diagramme & Prozentrechnung<br />

Termumformungen<br />

Gleichungen<br />

<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 183


Jürgen Roth<br />

Entscheidung über die Didaktische Konzeption<br />

Hintergrundtheorie (Beispiel: Bruchrechnung)<br />

„Roter Faden“ (Schlüsselbegriff, durchgängige<br />

Problemstellung, durchgängige Methode)<br />

Auswahl <strong>der</strong> Inhalte<br />

Unterrichtssequenz<br />

Welche Begriffe, Sachverhalte, Verfahren, Anwendungen<br />

und Probleme sollen wie ausführlich bearbeitet werden?<br />

„Lehre nichts, was dem Schüler dann, wenn er es lernt, noch nichts ist,<br />

und lehre nichts, was dem Schüler später nichts mehr ist!“ Diesterweg<br />

Anordnung/Verteilung <strong>der</strong> Inhalte<br />

Genetisches Prinzip, operatives Prinzip, Prinzip <strong>der</strong> Isolation<br />

<strong>der</strong> Schwierigkeiten, „Vom Leichtern zum Schwereren“<br />

Unterrichtseinheiten nicht überladen<br />

Gründlich beginnen und tragfähige Vorstellungen aufbauen<br />

<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 184


Jürgen Roth<br />

Einstieg<br />

Erarbeitung<br />

Sicherung<br />

Vertiefung<br />

Unterrichtseinheit<br />

Ergebnisse<br />

festhalten<br />

Erreichen <strong>der</strong><br />

Lernziele mit<br />

Hilfe geeigneter<br />

Aufgaben<br />

überprüfen<br />

<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 185


Jürgen Roth<br />

Einstiege sollen<br />

Unterrichtseinheit<br />

die S. motivieren, sich mit mathematischen Fragestellungen<br />

auseinan<strong>der</strong> zu setzen,<br />

<strong>der</strong> Unterricht von Beginn an problemorientiert ausrichten,<br />

den Unterrichtsverlauf (vor-)strukturieren.<br />

Übungen sollten<br />

neue Entdeckungen zulassen<br />

problemorientiert sein<br />

das operative Prinzip berücksichtigen<br />

produktiv sein (d. h. möglichst mit<br />

praktischen Tätigkeiten verbunden)<br />

anwendungsorientiert sein (d. h.<br />

Sachsituationen mit einbeziehen &<br />

praktische Erfahrungen vermitteln)<br />

<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 186


Jürgen Roth<br />

Wie ist die fachliche Struktur des Themas?<br />

Wie kann das Thema erarbeitet werden?<br />

Welche Voraussetzungen (Wissen & Fähigkeiten)<br />

müssen die S. mitbringen?<br />

Welche Lernziele sollen erreicht werden?<br />

Wie sollen die S. motiviert werden?<br />

Wie soll <strong>der</strong> Einstieg in das Thema erfolgen?<br />

Welche Repräsentationsformen sind angemessen?<br />

Welche Medien sollen eingesetzt werden.<br />

In welchen Sozialformen soll gearbeitet werden?<br />

Welcher Grad <strong>der</strong> Selbsttätigkeit wird angestrebt?<br />

Wie soll geübt und vertieft werden?<br />

Grundfragen <strong>der</strong><br />

Unterrichtsplanung<br />

<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 187


Jürgen Roth<br />

Sozialform<br />

Selbsttätig-<br />

keit<br />

Klassen- bzw.<br />

Frontalunterricht<br />

Gruppenarbeit<br />

Partnerarbeit<br />

Einzelarbeit<br />

Instruktion<br />

Lehrervortrag<br />

Gruppeninstruktion <br />

Partnerinstruktion<br />

Individualisierte<br />

Instruktion<br />

gelenktes<br />

Entdecken<br />

Fragendentwickeln<strong>der</strong><br />

Unterricht<br />

…<br />

…<br />

Sozialformen und<br />

Selbsttätigkeitsgrad<br />

nur Impulse<br />

Freies<br />

Unterrichtsgespräch<br />

… …<br />

<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 188<br />

…<br />


Jürgen Roth<br />

Inhalte<br />

Flächeninhalt des Dreiecks<br />

Flächeninhalt des Parallelogramms<br />

Flächeninhalt des Trapezes<br />

inhaltsgleiche Figuren<br />

binomische Formeln<br />

Umfang und Flächeninhalt des Kreises<br />

Unterrichtssequenz<br />

Flächeninhalte<br />

<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 189


Jürgen Roth<br />

Flächen-<br />

messung<br />

Seitenlängen<br />

aus N<br />

Seitenlängen<br />

aus Q +<br />

Seitenlängen<br />

aus R +<br />

Flächeninhalt?!<br />

Axiome des<br />

Flächeninhalts<br />

Themenkreis Flächeninhalt<br />

Ergänzungs-<br />

gleichheit<br />

Flächen-<br />

vergleich<br />

Zerlegungs-<br />

gleichheit<br />

<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 190


Jürgen Roth<br />

Stufen bei <strong>der</strong><br />

Behandlung von Größen<br />

1. Stufe: Erfahrungen in Sach- und Spielsituationen sammeln<br />

2. Stufe: Direktes Vergleichen von Repräsentanten<br />

3. Stufe: Indirektes Vergleichen mit Hilfe selbst gewählter<br />

Maßeinheiten<br />

ein drittes Objekt als Vermittler benutzen<br />

ein Objekt als selbst gewählte Einheit benutzen<br />

4. Stufe: Indirektes Vergleichen mit Hilfe standardisierter<br />

Maßeinheiten, Messen mit verschiedenen<br />

Messgeräten<br />

5. Stufe: Umrechnen: Verfeinern und Vergröbern <strong>der</strong><br />

Maßeinheiten<br />

6. Stufe: Aufbau von Größenvorstellungen<br />

7. Stufe: Rechnen mit Größen<br />

<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 191


Jürgen Roth<br />

Tangram<br />

<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 196


Jürgen Roth<br />

Tangram<br />

<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 197


Jürgen Roth<br />

Flächeninhaltsbestimmung<br />

Rechteck<br />

Flächenmessung, d. h. Auslegen mit Einheitsquadraten (bzw.<br />

Intervallschachtelung)<br />

Dreieck<br />

Flächenvergleich<br />

mit dem Rechteck<br />

Polygon<br />

Kreis<br />

Triangulierung<br />

(Einteilen in Dreiecke)<br />

Einschachtelung<br />

Fläche des Rechtecks:<br />

A Rechteck = g * h<br />

Formel<br />

deshalb ist die<br />

Fläche des Dreiecks<br />

A Dreieck = 1/2 * g * h<br />

Regler nach rechts ziehen<br />

-----------------><br />

A<br />

g<br />

C<br />

h<br />

Das Dreieck kann an den Eckpunkten<br />

verän<strong>der</strong>t werden<br />

B<br />

<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 198<br />

A<br />

C<br />

h<br />

Regler nach rechts ziehen<br />

--------------><br />

R<br />

B


Jürgen Roth<br />

Kreisinhaltsbestimmung<br />

http://geogebratube.org/student/m279<br />

<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 199


Jürgen Roth<br />

Schätze die Fläche<br />

<strong>der</strong> Antarktis, indem<br />

du den Maßstab <strong>der</strong><br />

Karte benutzt.<br />

Schreibe deine<br />

Rechnung auf und<br />

erkläre, wie du zu<br />

deiner Schätzung<br />

gekommen bist.<br />

Du kannst in <strong>der</strong><br />

Karte zeichnen, wenn<br />

dir das bei deiner<br />

Schätzung hilft.<br />

PISA-Aufgabe<br />

0<br />

Kilometer<br />

Fläche eines Kontinents<br />

(Antarktika)<br />

200 400 600 800<br />

1000<br />

<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 200


Jürgen Roth<br />

Schätze die Fläche<br />

<strong>der</strong> Antarktis, indem<br />

du den Maßstab <strong>der</strong><br />

Karte benutzt.<br />

Schreibe deine<br />

Rechnung auf und<br />

erkläre, wie du zu<br />

deiner Schätzung<br />

gekommen bist.<br />

Du kannst in <strong>der</strong><br />

Karte zeichnen, wenn<br />

dir das bei deiner<br />

Schätzung hilft.<br />

PISA-Aufgabe<br />

0<br />

Idee: Mit Einheitsfläche<br />

„auslegen“<br />

Fläche mit Schelfeistafeln:<br />

13 975 000 km 2<br />

Kilometer<br />

200 400 600 800<br />

1000<br />

<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 201


Schätze die Fläche <strong>der</strong><br />

Antarktis, indem du den<br />

Maßstab <strong>der</strong> Karte benutzt.<br />

Schreibe deine Rechnung<br />

auf und erkläre, wie du zu<br />

deiner Schätzung<br />

gekommen bist.<br />

(Du kannst in <strong>der</strong> Karte<br />

zeichnen, wenn dir das bei<br />

deiner Schätzung hilft.)<br />

PISA-Aufgabe<br />

Jürgen Roth<br />

Idee: „Vergleichen“ mit einer<br />

„einfachen“ Fläche<br />

0<br />

Fläche mit Schelfeistafeln:<br />

13 975 000 km 2<br />

Kilometer<br />

200 400 600 800<br />

1000<br />

<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 202


Jürgen Roth<br />

D C<br />

A B<br />

Parallelogramm<br />

D C<br />

A B<br />

<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 203


Parallelogrammflächen, die in <strong>der</strong><br />

Länge einer Seite & <strong>der</strong> zugehörigen<br />

Höhe übereinstimmen sind<br />

zerlegungsgleich.<br />

Beweisidee: ΔADF ~ ΔBCE<br />

Voraussetzung: [CD] � [EF] � �<br />

F<br />

Jürgen Roth<br />

E<br />

F<br />

A B<br />

Parallelogramm<br />

D E<br />

A B<br />

D<br />

<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 204<br />

C<br />

C


Jürgen Roth<br />

Flächeninhaltsbestimmung<br />

am Trapez<br />

<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 205


Jürgen Roth<br />

Projektthemen sollen …<br />

aus den Inhalten <strong>der</strong><br />

Jahrgangsstufe erwachsen.<br />

möglichst mehrere<br />

mathematische Themen<br />

miteinan<strong>der</strong> verbinden und<br />

früher behandelte Inhalte<br />

einbeziehen.<br />

möglichst Verbindungen zu<br />

an<strong>der</strong>en Fächern herstellen.<br />

einen Bezug zum Leben haben.<br />

fachliche und historische<br />

Hintergründe erhellen können.<br />

Projekt<br />

Ludwig: Projekte im <strong>Mathematik</strong>unterricht des Gymnasiums. Franzbecker, 1998<br />

Möglichkeiten zur Entfaltung<br />

von Ideen und zu selbst-<br />

ständiger Tätigkeit bieten.<br />

unterschiedliche Interessen und<br />

Fähigkeiten ansprechen.<br />

die Beschaffung notwendiger<br />

Informationen<br />

durch die Schüler erlauben.<br />

ergiebig sein, also Arbeit in<br />

mehreren Gruppen<br />

ermöglichen und Einsichten<br />

vermitteln.<br />

so gestaltet sein, dass am Ende<br />

etwas<br />

vorgezeigt werden kann.<br />

<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 206


Jürgen Roth<br />

Termin<br />

Zeitraum (benötigt / zur Verfügung stehend)<br />

Gruppen<br />

Präsentation<br />

Materialien<br />

Kosten (evtl. Sponsoring)<br />

Projektorganisation<br />

Einparken<br />

<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 207


Jürgen Roth<br />

Vertiefung<br />

„open-ended problem solving“<br />

Beispielstunde Japan -<br />

Geometrie<br />

Zur För<strong>der</strong>ung des logischen Denkens verwenden japanische Lehrer<br />

häufig den methodischen Ansatz des „open-ended problem solving“,<br />

<strong>der</strong> sich durch Erarbeitung unterschiedlicher Lösungsansätze in<br />

Einzel- und Gruppenarbeit auszeichnet.<br />

Aufgabe für die Gruppenarbeit<br />

Es soll die Länge <strong>der</strong> Mittelparallele<br />

eines Trapezes mit bekannten Längen<br />

<strong>der</strong> parallelen Seiten bestimmt werden.<br />

Der Lehrer<br />

klärt die Problemstellung und teilt<br />

die Klasse in Vierergruppen ein.<br />

Die Schülerinnen und Schüler<br />

tauschen ihre Ideen aus.<br />

<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 210<br />

A<br />

6 cm<br />

D<br />

E F<br />

B 10 cm C


Jürgen Roth<br />

<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong><br />

14 Computereinsatz<br />

am Beispiel DGS<br />

Dynamisches Geometriessystem (DGS)<br />

<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 212


Jürgen Roth<br />

in je<strong>der</strong> Sozialform<br />

in allen Graden <strong>der</strong> Selbsttätigkeit<br />

für die Konstruktion von Lernumgebungen<br />

als Werkzeug<br />

…<br />

Einsetzbar …<br />

<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 213


Jürgen Roth<br />

Konstruktionswerkzeug<br />

Makros, …<br />

Visualisierungswerkzeug<br />

dynamische Ortslinien<br />

Zugmodus<br />

…<br />

Erforschungswerkzeug<br />

Begriffsumfang<br />

Entdecken<br />

…<br />

Werkzeugcharakter von DGS<br />

http://www.juergen-roth.de/veroeffentlichungen/dynamik_von_dgs/roth_dynamik_von_dgs.pdf<br />

Modellierungswerkzeug<br />

rekonstruktives Modellieren, …<br />

Heuristisches Werkzeug<br />

vgl. „Dreiecksaufgabe“<br />

„Denkwerkzeug“<br />

Auslagern mathematischer<br />

Fertigkeiten<br />

Dynamik von DGS<br />

Wozu und wie sollte<br />

man sie nutzen?<br />

Voraussetzung:<br />

Bewegliches Denken<br />

<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 214


Jürgen Roth<br />

Bewegung hineinsehen<br />

und damit argumentieren<br />

Gesamtkonfiguration<br />

erfassen und analysieren<br />

Än<strong>der</strong>ungsverhalten<br />

erfassen und beschreiben<br />

Bewegliches Denken<br />

<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 215


Jürgen Roth<br />

Kontrollinstanz<br />

im Kopf abgelaufene bewegliche Denkvorgänge<br />

auf ihre Tragfähigkeit hin kritisch überprüfen<br />

Denkzeug<br />

Funktionen von DGS<br />

für „bewegliche Denker“<br />

Verringerung <strong>der</strong> Komplexität<br />

(Gedächtnisentlastung, Realisierung von Bewegungen)<br />

Konzentration auf Planung, Interpretation,<br />

Analyse und Argumentation wird möglich<br />

Kommunikationsmittel<br />

Ergebnisse beweglicher Denkvorgänge vermitteln<br />

„dynamisches Vorführen“ von Verän<strong>der</strong>ungen<br />

Aufmerksamkeitsfokussierung<br />

<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 216


Jürgen Roth<br />

Schüler sollen<br />

Ziele des DGS-Einsatzes<br />

bzgl. <strong>der</strong> „Dynamik“<br />

ohne Computer, also im Kopf, Bewegungen hineinsehen,<br />

analysieren und Än<strong>der</strong>ungsverhalten erfassen können<br />

bei komplexeren Gegebenheiten einen geeigneten Computereinsatz<br />

planen, vorstrukturieren und reorganisieren können<br />

Auf dem Weg zu diesem Ziel:<br />

Fokussierungshilfen in Lernumgebungen einbauen<br />

Konzentration auf Analyse- und Argumentationsprozesse<br />

<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 217


Jürgen Roth<br />

Konfiguration vollständig vorgegeben<br />

Drei Stufen <strong>der</strong><br />

Fokussierungshilfen<br />

Fokussierungshilfen für alle wesentlichen Aspekte<br />

(z. B. Farbgebung, Linienstärken, Mitführung von Messwerten …)<br />

Elemente können evtl. ein- und ausgeblendet werden<br />

Variationsmöglichkeiten evtl. bewusst eingeschränkt<br />

Verän<strong>der</strong>bare (Teil-)Konfiguration vorgegeben<br />

kann / muss ergänzt o<strong>der</strong> verän<strong>der</strong>t werden<br />

nur einzelne Fokussierungshilfen vorhanden<br />

Leeren, unstrukturierten DGS-Datei<br />

DGS wird selbstständig und ohne Vorgaben benutzt<br />

<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 218


Jürgen Roth<br />

Bewegliche Argumentation kommunizieren<br />

Beweisideen vermitteln<br />

Verständnisgrundlagen<br />

für Begriffe und ihre Eigenschaften bilden<br />

Experimentelles Arbeiten<br />

Entdecken von Zusammenhängen<br />

Finden von Ideen im Problemlöseprozess<br />

Reflexion von Problemlöseprozessen<br />

Zweck des DGS-Einsatzes<br />

<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 219


▼<br />

Jürgen Roth<br />

Zweck des<br />

DGS-Einsatzes<br />

Bewegliche Argumentation<br />

kommunizieren<br />

Beweisideen vermitteln<br />

Verständnisgrundlage<br />

für Begriffe und ihre<br />

Eigenschaften bilden<br />

Experimentelles Arbeiten<br />

• Entdecken von<br />

Zusammenhängen<br />

• Finden von Ideen im<br />

Problemlöseprozess<br />

Reflexion von<br />

Problemlöseprozessen<br />

Fertig vorgegebene<br />

Konfiguration<br />

(evtl. Möglichkeit zum<br />

Ein- und Ausblenden<br />

von Elementen)<br />

Inhaltsdimension &<br />

Unterstützungsdimension<br />

► Grad <strong>der</strong> Fokussierungshilfen<br />

Verän<strong>der</strong>bare<br />

Konfiguration<br />

mit einzelnen<br />

Fokussierungshilfen<br />

Leere,<br />

unstrukturierte<br />

DGS-Datei<br />

<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 220


Jürgen Roth<br />

GeoGebra = Geometrie + Algebra<br />

Interaktive dynamische Verbindung von<br />

ikonischer & symbolischer Darstellungsform<br />

(vgl. Bruner & operatives Prinzip)<br />

Open Source, kostenlos verfügbar von<br />

www.geogebra.org<br />

Dynamische Geometrie,<br />

Tabellenkalkulation, Computeralgebra<br />

Speziell für den <strong>Mathematik</strong>unterricht<br />

entwickelt<br />

Freie Online-Unterrichtsmaterialien<br />

GeoGebraWiki, www.geogebra.org/wiki<br />

Creative Commons Share-Alike Lizenz<br />

GeoGebra<br />

http://www.geogebra.org<br />

<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 221


Jürgen Roth<br />

Maxima<br />

Computeralgebra<br />

Open Source<br />

http://wxmaxima.sourceforge.net<br />

Maxima & Open Office Calc<br />

Open Office Calc<br />

Tabellenkalkulation<br />

Open Source<br />

http://www.openoffice.org/<br />

<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 222


Jürgen Roth<br />

Link-Datenbank<br />

www.mathematik-digital.de<br />

Interessante Internetseiten<br />

Links rund um den MU: www.juergen-roth.de -> Links<br />

Fachportale<br />

Lehrer Online, Fachportal <strong>Mathematik</strong><br />

ZUM, Fachportal <strong>Mathematik</strong><br />

NCTM Illuminations, "Lessons" für alle Altersstufen<br />

Themensammlungen<br />

Medienvielfalt 1 & Medienvielfalt 2, interaktive Lernpfade<br />

<strong>Mathematik</strong>-Labor, Materialien für Projekte<br />

MathePrisma, interaktive Lernumgebungen<br />

Interaktive Übungen & Arbeitsblätter<br />

Dynama, Realmath, GeoGebraWiki, …<br />

<strong>Fachdidaktische</strong> <strong>Grundlagen</strong> 223

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!