Misa Criolla - Oratorienchor Schaffhausen
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Nach rund einer Stunde wanderten die meisten vom<br />
Friedhof ins Dorfzentrum zum renovierten jÉdischen<br />
Schulhaus, in dem heute unter anderem ein<br />
Museum zur Geschichte der Gailinger Juden eingerichtet<br />
ist. Dem Schulhaus gegenÉber stand die Synagoge,<br />
deren Umriss vor etwa zehn Jahren auf dem<br />
Platz ersichtlich gemacht wurde. Die BÑnke fÉr den<br />
gemÉtlichen Ausklang standen schon bereit, auch<br />
etwas FrÉchte und GetrÑnk, an dem sich einige bereits,<br />
sagen wir, vorverkÜstigt hatten. Das Wetter<br />
war ja auch schÜn und warm und machte durstig.<br />
Doch noch hiess es, sich ein bisschen zu gedulden,<br />
denn Nora erzÑhlte vieles Éber die Bauten der jÉdischen<br />
und nichtjÉdischen Bewohner des Dorfes und<br />
die Sozialgeschichte dieser besonderen Hegaugemeinde.<br />
Mitte des 17. Jahrhunderts kamen die ersten Juden<br />
nach Gailingen. 1858 gab es in Gailingen 996 jÉdische<br />
und 982 christliche Einwohner, 1870–1884<br />
sogar einen jÉdischen BÉrgermeister, ab 1877 eine<br />
christlich-jÉdische Simultanschule und 1898–1940<br />
ein jÉdisches Altersheim, das seit 1950 wieder als<br />
Altenpension dient. Enge Handelsbeziehungen bestanden<br />
zur Stadt Diessenhofen wie auch zu weiter<br />
entlegenen StÑdten der Deutschschweiz.<br />
Die von Juden erbauten HÑuser zeichnen sich durch<br />
eine solide, stÑdtisch wirkende Bauweise aus. WÑhrend<br />
die Lebensgrundlage der Christen auf der<br />
Landwirtschaft und auf das Handwerk fusste, betÑtigte<br />
sich die jÉdische BevÜlkerung mehrheitlich mit<br />
Handel (Vieh, Wein) und Geldverleih.<br />
Die genauen BesitzverhÑltnisse bei den Immobilien<br />
sind erst ab Ende 19. Jh. nachweisbar (Vermessungen,<br />
Grundbuch). Die Obrigkeit verhinderte den<br />
Erwerb von landwirtschaftlichen FlÑchen durch die<br />
Juden. Der Hauskauf war zwar erlaubt, jedoch unter<br />
ÅZugrechtÇ (Vorkaufsrecht) mit unbestimmter Frist.<br />
Das Bauholz fÉr den Hausbau war fÉr die Gailinger<br />
BÉrger gratis, aber nicht fÉr die Juden. Es wurde<br />
eine GebÑudesteuer erhoben: 2 ZuckerhÉte/Jahr oder<br />
den entsprechenden Geldbetrag.<br />
In der Mikwe<br />
Mit der individuellen Besichtigung des Museums im<br />
Obergeschoss des jÉdischen Schulhauses ging offiz-<br />
ielle Teil des Anlasses zu Ende und mÉndete in den<br />
gemÉtlichen Ausklang, der durch Peter Wolf und<br />
Nora zusammen organisiert wurde. Neben feinem<br />
GetrÑnk wurden WeisswÉrste aufgefahren und mit<br />
kÜstlichem Kuchen und Kaffee der kulinarische Teil<br />
abgerundet. An den Tischen und in der Umgebung<br />
auf den GartenbÑnken wurde GehÜrtes noch eifrig<br />
diskutiert und kommentiert. Nora hat uns mit dieser<br />
von ihr fundiert zusammengestellten FÉhrung einen<br />
bleibenden Eindruck Éber die Geschichte der Gailinger<br />
Juden gegeben. Ganz herzlichen Dank dafÉr<br />
und auch Peter fÉr die Gestaltung des Ausklangs auf<br />
dem Vorplatz der jÉdischen Schule.<br />
Peter Meier<br />
PS: Das Museum kann wÑhrend der BÉrozeiten,<br />
werktags von 9 bis 16 Uhr, oder nach Absprache<br />
besucht werden.<br />
Kontaktadresse:<br />
Verein fÉr jÉdische Geschichte Gailingen e.V.<br />
Postfach 17, 78260 Gailingen am Hochrhein<br />
Telefon: 0049/7734/934226<br />
Telefax: 0049/7734/934227<br />
E-Mail: jued.geschichte.gailingen@t-online.de<br />
Auf der SÉdseite des Schulhauses besichtigten wir<br />
noch die Mikwe (Ritualbad), wobei in den NebenrÑumen<br />
alte Fotos von Gailingen ausgestellt sind.<br />
Eine Fotocollage mit Aufnahmen von EingangstÉren<br />
– jeweils zwei nebeneinander, die in dasselbe<br />
Haus fÉhren – beeindruckte mich sehr. Sie zeigen<br />
sehr anschaulich das Seite-an-Seite-wohnen der<br />
katholischen und der jÉdischen BevÜlkerung im<br />
Dorf.<br />
Stelen zeigen den Eingang zur zerstÇrten Synagoge<br />
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