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Dreibund 2012 - Oratorienchor Schaffhausen

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Konstanz: Hymnische, heilige, heitere Chormusik<br />

Deutsch-Schweizer SÄngertreffen in der Dreifaltigkeitskirche<br />

SÑdkurier vom 11.07.<strong>2012</strong> von Helmut Weidhase<br />

Seit 170 Jahren vereint der Ä<strong>Dreibund</strong>Ç-Chorgesang<br />

die Stimmen aus Konstanz, <strong>Schaffhausen</strong> und Winterthur.<br />

Das festliche Singen in der Dreifaltigkeitskirche<br />

(Rosgartenstrasse) brachte den raumfÑllenden<br />

Verehrern Vielfalt und dynamische Abwechslung.<br />

Dabei bewiesen die Ensembles KÖnnen, Charakter<br />

und Freude an voll- und gemischtstimmiger KehlkopfaktivitÉt.<br />

Das Publikum dankte, trotz kleiner<br />

QualitÉtsunterschiede, mit beglÑckter Freundlichkeit<br />

fÑr die Kunst der Mehrstimmigkeit.<br />

Mit prachtvollen Akkorden grÑàte der Ä<strong>Oratorienchor</strong><br />

<strong>Schaffhausen</strong>Ç (klar und mit schÖner Klangregie<br />

gefÑhrt von Kurt MÑller Klusman) die Kirche.<br />

Der Hymnus feierte ihren geweihten Namen: ÄAlta<br />

TrinitaÇ. Ein Lob ÄO MusicaÇ mischte danach madrigalbunte<br />

Satzteile, lustig und schnell folgte das<br />

altfranzÖsische Chanson ÄIl est bel et bonÇ, mit<br />

gekonnter strophischer Variation lockte das Volkslied<br />

ÄStets i TruureÇ von schlichter Melancholie zu<br />

vergnÑglich musikantischem ÄTrallalaÇ. Der kleinere<br />

Chor ÄArs VocalisÇ aus Winterthur (mit ruhigem<br />

Taktschlag und behutsam gelenkt von Ueli Vollenweider)<br />

erfreute mit einem harmonisch nicht ganz<br />

einfachen Haydn-Satz und zwei Mendelssohn-<br />

GesÉngen, einem kurzen, feinen ÄGloriaÇ und dem<br />

stimmlich hell intonierten Chor der Engel ÄHebe<br />

deine Augen aufÇ.<br />

Der Konstanzer ÄSinfonische ChorÇ (dynamisch<br />

und mit belebender Klangdramaturgie dirigiert von<br />

Wolfgang Mettler) fÑllte den Raum mit doppelchÖriger<br />

Mendelssohn-Pracht ÄRichte mich GottÇ und<br />

einer neuen Psalm-Aufforderung von Vytautas<br />

Miskinis: Singet! Cantate! Mit rhythmischem Elan<br />

wurde der gedichtete und komponierte Textwunsch<br />

fÑr einen neuen Gesang (ÄcanticumnovumÇ) musikalisch<br />

Ñberzeugend gesungen.<br />

HÖhepunkte der Chor-Stunde waren das Schweizer<br />

Zwei-ChÖre-Singen im feierlich ernsten ÄAve verumÇ<br />

von Mozart und das Drei-ChÖre-Treffen im<br />

heilig-erhabenen ÄLocus isteÇ Bruckners mit weihevollen<br />

Harmonien und im vierstrophigen, mit<br />

allen Registern von Piano bis Fortissimo intonierten<br />

Bach-Choral ÄLobe den HerrenÇ – ein grandios<br />

vollstimmiges Tedeum von grenzÑberschreitender<br />

Harmoniewirklichkeit!<br />

ÅIl est bel et bonÇ von Pierre Passereau<br />

Pierre Passereau, Tenor, KapellsÉnger, Komponist ab 1509 am Hofe von Franâois dem Ersten, Herzog d’Angouläme,<br />

dem kÑnftigen KÖnig von Frankreich, ist wahrscheinlich einer der heute bekanntesten Chansonkomponisten seiner<br />

Zeit. Von seinen heute Ñberlieferten 26 Chansons ist ÄIl est bel et bonÇ das meistgesungene. Zu seiner Zeit, wird berichtet,<br />

hat man es sogar in den Gassen von Venedig gesungen!<br />

Wenn dieses Chanson auch mehr als 500 Jahre alt ist, hat es nichts von seiner Faszination verloren! In dem Genre hatte<br />

man auch damals keine Angst vor doppelsinnigen Andeutungen, manchmal sogar, ganz nach Rabelais’Art, locker bis<br />

zur SchlÑpfrigkeit aber immer mit diesem ÄPariser EspritÇ und einer guten Prise Ironie.<br />

Il est bel et bon, mon mari:<br />

Il ne me courrouce, ne me bat aussi:<br />

Il fait le mãnage, il donne aux poulailles:<br />

Et je prends mes plaisirs:<br />

Ja, er ist schÖn und auch gut, mein Ehemann!<br />

Er schimpft nicht mit mir, schlÉgt mich auch nicht…<br />

Er macht den Haushalt, fÑttert (sogar) die HÑhner<br />

und ich frÖne meinen ÄPlÉsierchenÇ …<br />

4<br />

Ja, es steckt viel mehr in diesem Chanson, als man zuerst vermuten kÖnnte! Ein Ohrwurm, damals wie heute, voll Spielereien<br />

in Ton und Sprache, fetzig in der Melodie. Wenn man noch zur Kenntnis nimmt, dass auch heutzutage noch, in<br />

einer etwas derben Umgangssprache, das Wort Äla pouleÇ unter anderem die Geliebte, die MÉtresse bedeutet …<br />

Smile and enjoy!<br />

Viviane Balimann

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