11.05.2014 Aufrufe

Trekking auf den Lofoten - outdoor guide

Trekking auf den Lofoten - outdoor guide

Trekking auf den Lofoten - outdoor guide

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

<strong>Trekking</strong> <strong>Lofoten</strong> HAUTNAH<br />

<strong>Lofoten</strong> und Vesterålen<br />

Wo Königinnen wandern<br />

und staunen<br />

Wer <strong>auf</strong> <strong>den</strong> <strong>Lofoten</strong> und Vesterålen wandert, muss mit Einsamkeit,<br />

anstrengen<strong>den</strong> Aufstiegen und garstigem Wetter rechnen.<br />

Trotzdem will man immer wieder hin, wenn man einmal da gewesen ist.<br />

Eine Liebeserklärung.<br />

Nach einer Nacht im Auto, irgendwo <strong>auf</strong> einem Parkplatz<br />

im Westen der Vesterålen, erreichen wir am Morgen über<br />

eine regenweiche Lehmpiste Nyksund – ein winziger Ort<br />

am Ende der Welt, mehr ins Meer gebaut, als <strong>auf</strong> Land.<br />

Wir halten <strong>auf</strong> dem ersten Parkplatz im Dorf, daneben<br />

steht ein schmuckes weisses Hotel. «Nyksund Ekspedisjonen»<br />

steht dran und drinnen gibt’s Gemütlichkeit, Ku­<br />

chen, Cappuccino. Und Ingo Hammerich, <strong>den</strong> Chef, der<br />

Deutscher ist und daran beteiligt, dass Nyksund lebt und<br />

funktioniert. 1972 verliessen alle Bewohner <strong>den</strong> einst<br />

zweitgrössten Fischerort der Vesterålen – dem Staat war<br />

der Unterhalt der vielen, über das Archipel verteilt liegen<strong>den</strong><br />

Orte zu kostspielig. Deshalb finanzierte sie eine<br />

Umsiedlung nach Myre, <strong>den</strong> neu erbauten Hauptort der<br />

46<br />

47


HAUTNAH <strong>Trekking</strong> <strong>Lofoten</strong><br />

Am Ende des<br />

steilsten Aufstiegs<br />

der <strong>Lofoten</strong> liegt<br />

auch ihr bekanntester<br />

Ausblick:<br />

vom Reinebryngen<br />

<strong>auf</strong> <strong>den</strong> Ort Reine.<br />

Kommune. Auflage: keine Rückkehr nach Nyksund innerhalb<br />

der nächsten 30 Jahre.<br />

Der Ort verfiel und erlebte seine Wiedergeburt erst<br />

durch <strong>den</strong> Berliner Karl Heinz Nickel, der nach einem<br />

ersten Besuch Anfang der Achtzigerjahre mit viel Liebe<br />

und Einsatz Projekte initiierte, um Nyksund wieder <strong>auf</strong>zubauen.<br />

Heute gibt es eine handvoll Menschen und touristische<br />

Betriebe im Ort. «Die Leute sind schon etwas<br />

speziell», erzählt Ingo, der sich zu uns an <strong>den</strong> Tisch setzt<br />

als das Frühstücksbuffet abgebaut ist und sich seine<br />

Gäste verabschiedet haben. «Ganz zufällig lässt man sich<br />

ja auch nicht am Ende der Welt nieder.» Er lebt seit 2003<br />

in Nyksund. Zuletzt nur noch im Sommer, aber auch das<br />

reicht ihm jetzt. Er möchte das Hotel verk<strong>auf</strong>en. «Das war<br />

eine Phase und nun kommt halt was anderes.»<br />

Ein Hochplateau, das überrascht<br />

Mit neu erwachten Lebensgeistern – durch Kaffee und<br />

Kuchen, später Fischsuppe und noch mal Kuchen – fühlen<br />

wir uns trotz des schlechten Wetters irgendwann<br />

stark genug, um das anzugehen, weshalb wir überhaupt<br />

nach Nyksund gekommen sind: Wir wollen <strong>auf</strong> <strong>den</strong><br />

König innenweg. «Die Wanderung heisst übrigens erst<br />

seit 1994 so», weiss Ingo. Damals kam die Norwegische<br />

Königin Sonja zu Besuch und wanderte nach Stø, dem<br />

nächsten kleinen Ort im Nor<strong>den</strong>. Sie war sehr begeistert.<br />

Dabei «kümmern» sich um die Wege eigentlich nur die<br />

umherziehen<strong>den</strong> Schafe. Doch die haben ihren Job gut<br />

gemacht. Schon eine Stunde später verstehen wir, warum<br />

Sonja so begeistert war: Auf einem schmalen Grat steigen<br />

wir im Rücken von Nyksund steil in die Berge. Zu zwei<br />

Seiten sehen wir das Meer durch Dunst und her<strong>auf</strong>ziehen<strong>den</strong><br />

Nebel, unter uns breiten sich in Senken ein halbes<br />

Dutzend Seen aus, liegen trotz des grauen Himmels<br />

leuchtend im satten Grün. Bald dar<strong>auf</strong> klebt der Trail an<br />

einem Steilhang (zum Glück sind wir schwindelfrei),<br />

dann erreichen wir ein Hochplateau, das man beim Anblick<br />

der steilen Hänge nicht erwartet hätte. Die plötzliche<br />

Ebene entlastet die Muskeln, was uns angesichts der<br />

schweren Last der Rucksäcke besonders freut. Normalerweise<br />

kann man <strong>den</strong> 15 Kilo meter langen Rundweg gut<br />

an einem Tag bewältigen. Doch für unser kleines Projekt,<br />

die schönsten Wanderungen der <strong>Lofoten</strong> und Vesterålen<br />

<strong>auf</strong>zuspüren, haben wir uns vorgenommen, die Touren<br />

möglichst mit einer Übernachtung auszudehnen. Wir<br />

wollen ganz allein sein an <strong>den</strong> schönsten Flecken, über<br />

Nacht bleiben und sehen, wie die Sonne nicht untergeht.<br />

Wirklich verl<strong>auf</strong>en kann<br />

man sich kaum. Aber ein GPS-<br />

Gerät hilft bei der Standortbestimmung<br />

<strong>auf</strong> <strong>den</strong> oft gänzlich<br />

unmarkierten Wegen.<br />

48<br />

49


HAUTNAH <strong>Trekking</strong> <strong>Lofoten</strong><br />

Ein für uns seltener Anblick <strong>auf</strong> <strong>den</strong> Vesterålen: Die Sonne leuchtet gol<strong>den</strong>, bevor sie im Meer versinkt.<br />

Wir wollen vom Zelt aus Streifzüge durch die Umgebung<br />

unternehmen, dabei vielleicht Beeren sammeln,<br />

um dann, beim Frühstück, das «Müsli» damit zu versüssen.<br />

Durch <strong>den</strong> inzwischen verdichteten Nebel hören<br />

wir Schafe blöken, dann und wann tauchen Konturen<br />

der Landschaft <strong>auf</strong>, die uns umgibt: das Meer im Nor<strong>den</strong><br />

und Südwesten, neue Seen, links unter uns am Fuss eines<br />

steil abfallen<strong>den</strong> Berghangs und voraus, gegen Sü<strong>den</strong><br />

eine Reihe spitzer Felszähne, aus <strong>den</strong>en einer etwas vorwitzig<br />

und angeberisch hervorragt. Es ist der 671 Meter<br />

hohe Klotin<strong>den</strong>. Vorbei am weicheren Gipfel des Sörkulen<br />

(517 m ü. M.) schwenkt der Weg bald nordwärts ab<br />

und führt gerade <strong>auf</strong> Stø zu. Wir sind von der Landschaft<br />

fasziniert, insbesondere vom Kampf zwischen Sonne<br />

und Wolken draussen über dem Ozean, die dabei einen<br />

Flickenteppich aus Licht übers Wasser werfen.<br />

Die Wolken gewinnen <strong>den</strong> Kampf<br />

Es scheint, als hätten die Wolken <strong>den</strong> Kampf für eine<br />

längere Zeit gewonnen. Eine Woche später glauben wir<br />

kaum mehr daran, die Sonne dauerhaft zu sehen. Wir<br />

haben Pech mit dem Wetter hier oben. Vor elf Jahren waren<br />

wir zum ersten Mal <strong>auf</strong> <strong>den</strong> <strong>Lofoten</strong>, da regnete es an<br />

acht von zehn Tagen. Acht Jahre später wagten wir uns<br />

wieder <strong>auf</strong> die Inseln und hatten absolutes Glück: 90 Prozent<br />

Sonnenschein. Drei Jahre später, vor dem Start zu<br />

dieser Reise, war das «Wetterkonto» also ziemlich ausgeglichen.<br />

Inzwischen stehen wir tief im Minus.<br />

Weiter im Sü<strong>den</strong> der Vesterålen, <strong>auf</strong> einer Wanderung bei<br />

Straume, war es uns ähnlich ergangen: nur zwei Stun<strong>den</strong><br />

vor dem Einschlafen, am Zeltplatz in einer stillen Bucht,<br />

gab es Mitternachtssonnenlicht, das alles Grün mit einem<br />

gol<strong>den</strong>en Schimmer überzog und dann <strong>den</strong> Himmel<br />

in Feuer verwandelte. Am nächsten Morgen: grau so weit<br />

das Auge reicht, dazu Wind und Wellen. Einerseits frustriert<br />

das, andererseits kann man auch versuchen, sich<br />

dar<strong>auf</strong> einzulassen. Dann kann es passieren, dass man<br />

ganz plötzlich feststellt, wie sehr das Wetter mitunter<br />

zur Landschaft passt. Sie ist wild und unbezwungen<br />

und wird es immer bleiben. Die Inseln liegen wie ein<br />

Bollwerk vor der norwegischen Küste. Vom südlichsten<br />

Punkt der <strong>Lofoten</strong> zum nördlichsten der Vesterålen sind<br />

es 215 Kilometer. Dabei sind es <strong>auf</strong> mancher Insel von<br />

einer Küste zur anderen nur ein paar hundert Meter.<br />

Die Wege, die wir ausgewählt haben, sind lediglich rot<br />

gestrichelte Linien <strong>auf</strong> unserer Landkarte, über die es<br />

selten so viele Informationen gibt, wie beim Königinnenweg.<br />

Wir lassen uns von unserem Gespür und <strong>den</strong> topographischen<br />

Daten <strong>auf</strong> dem Papier leiten. Der Weg bei<br />

Straume hat nicht einmal einen Namen. Seinen Anfang<br />

am Ende einer namenlosen Schotterpiste fin<strong>den</strong> wir erst<br />

im dritten Anl<strong>auf</strong>. Und doch entspricht er voll und ganz<br />

unseren Erwartungen: einsam, wild und landschaftlich<br />

sehr reizvoll mit einer Wegführung, bei der scheinbar<br />

wieder mal die Schafe federführend waren. Er beginnt<br />

entspannt über Wiesen, führt an einen schneeweissen<br />

Strand, verschwindet in einem Feld riesengrosser Felsblöcke<br />

und klebt dann, kaum fussbreit, hoch über dem<br />

STRETCH MAN JACkET<br />

ein gelungenes HigHligHt der<br />

Kategorie tecHniscHe FunKtionsund<br />

regenbeKleidung.<br />

Marmot gelang mit dieser super funktionellen Shell aus hochwertigem<br />

4-Wege Stretch eine Jacke, die multifunktional einsetzbar ist. Dafür<br />

sorgt auch das verarbeitete MeMBrain® strata 2.5 Lagen Material.<br />

Hochwertige Features sind die Sturmkapuze mit laminierter Krempe, das<br />

Belüftungssystem sowie die wasserabweisen<strong>den</strong> reißverschlüsse.<br />

M E M B R A I N<br />

strata<br />

®<br />

<br />

strata SCHÜTZT DIE<br />

WASSERDICHTE MEMBRAIN ®<br />

LAGE<br />

MARMoT® MEMBRAIN®<br />

LEICHTGEWICHTIGES<br />

AUSSENMATERIAL<br />

Marmots eigenes 2,5 Lagen Polyurethan-(PU)-Laminat. Kleine, nicht-organische<br />

Partikel <strong>auf</strong> der Membran wehren externe Teilchen ab und schützen so die Membran<br />

vor abrieb und Verschleiß. Tests zeigen, dass Marmot MeMBrain® strata 4-5 mal<br />

so abriebsfest ist wie andere 2-Lagen Laminate, weswegen diese auch einen separaten<br />

Liner benötigen.<br />

Wassersäule:<br />

40+ PSi/20.000 mm<br />

Wasserdampfdurchlass: Hohenstein reT: 2,5 L 20.000 g/m 2 /24h<br />

Winddichtigkeit: 0 CFM, 100% winddicht<br />

KLAUS KRANEBITTER • AGENTUR: ARTs of sAlEs GmbH<br />

50<br />

www.marmot.eu


HAUTNAH <strong>Trekking</strong> <strong>Lofoten</strong><br />

<strong>Trekking</strong> <strong>Lofoten</strong> HAUTNAH<br />

Kunst am Bau: Graffito des<br />

Künstler Pøbel an einer Holzfassade<br />

<strong>auf</strong> <strong>den</strong> <strong>Lofoten</strong>.<br />

Entschädigung für das wilde Wetter: aussergewöhnliche Lichtstimmungen vor bedrohlichen Wolkenwän<strong>den</strong>.<br />

grauen Meer an einem grünen, steilen Hang. «Irgendwie<br />

hätte Sonnenschein heute auch gar nicht gepasst», rufe<br />

ich Katrin zu, die sich vor mir durchs Gestrüpp und dicht<br />

gewachsenes Unterholz kämpft.<br />

Nur eine Strasse<br />

zwischen Berg und Meer<br />

Wenn wir nicht zu Fuss unterwegs sind, fahren wir im<br />

Auto über die Inseln, versuchen möglichst unbefahrene<br />

Strassen zu nehmen, wobei das mitunter schwer ist, weil<br />

zwischen Meer und Berge nicht viel mehr passt als eine<br />

Strasse. Im Nor<strong>den</strong> der Vesterålen ist das für eine Weile<br />

anders. Das Land liegt platt und weit da, wie man es nie<br />

vermutet hätte, doch schnell gibt es auch wieder steile<br />

Wände, an <strong>den</strong>en sich die Wolken <strong>auf</strong>reiben. Nur in An<strong>den</strong>es,<br />

am nördlichsten Ort der Versterålen, bekommen<br />

wir für drei Stun<strong>den</strong> Sonne. Warum, wieso, woher? Das<br />

bleibt genauso ungeklärt, wie die Tatsache, dass wir wenig<br />

später schon wieder durch satten Nebel schleichen.<br />

Auf <strong>den</strong> <strong>Lofoten</strong> machen wir uns im gleichen Wetter <strong>auf</strong><br />

die Suche nach etwas ganz besonderem: Street Art. Der<br />

norwegische Künstler Pøbel hat alte Häuser und Schuppen<br />

<strong>auf</strong> <strong>den</strong> Inseln mit wundersamen Graffiti verziert.<br />

Es gibt keinen Lageplan und kaum jemand, <strong>den</strong> wir fragen,<br />

kennt alle Kunstwerke <strong>auf</strong> <strong>den</strong> Inseln. Die bei<strong>den</strong><br />

bekanntesten prangen bei Borg direkt an der Hauptver­<br />

kehrsader der <strong>Lofoten</strong> <strong>auf</strong> einem verlassenen Holzhaus.<br />

Dar<strong>auf</strong> zu sehen: ein kleines Mädchen, das einen gigantischen<br />

Fliegenpilz pflückt, und ein gealterter Batman,<br />

der im Rollstuhl sitzt. Nach <strong>auf</strong>wändiger Suche stossen<br />

wir <strong>auf</strong> weitere Graffiti. Sie strahlen eine wundersame<br />

Stimmung aus und berühren mich weit tiefer, als mich<br />

Kunst in Museen bisher erreichen konnte.<br />

Nur noch der Atlantik – sonst nichts<br />

Dann parken wir <strong>den</strong> Wagen <strong>auf</strong> der Insel Moskenesøya<br />

am Strassenrand und machen uns <strong>auf</strong> nach Kvalvika.<br />

Die «Walbucht» ist eine der schönsten der <strong>Lofoten</strong>, das<br />

hatten wir schon damals gelesen und mit unseren eigenen<br />

Augen gesehen. Je<strong>den</strong> Tag erinnern uns daran zwei<br />

bunte, in unserem Garten hängende Bojen aus dem sich<br />

ewig erneuern<strong>den</strong> Treibgut von Kvalvika. Immer wollten<br />

wir zurückkehren und noch eine Nacht am Strand<br />

verbringen, im Blick die gigantischen Felswände des<br />

Ryten und des Fuglhuken, die Kvalvika im Nor<strong>den</strong> einfassen<br />

und mehr als 550 Meter aus dem Meer ragen. In<br />

der Bucht schimmert das Wasser grün und die Wellen<br />

l<strong>auf</strong>en schäumend <strong>auf</strong> annähernd weissem Sand aus in<br />

diesem kleinen Paradies. Über einen Weg, der gut drei<br />

Stun<strong>den</strong> lang durch die <strong>Lofoten</strong>-typische Natur von Wiesen<br />

und Birkenwäldern, Bächen, Tümpeln, Hügeln und<br />

dahin gewürfelten Steinblöcken führt, wandern wir am<br />

52<br />

53


HAUTNAH <strong>Trekking</strong> <strong>Lofoten</strong><br />

<strong>Trekking</strong> <strong>Lofoten</strong> HAUTNAH<br />

Daune und Primaloft gehören<br />

im Nor<strong>den</strong> Norwegens<br />

auch im Sommer in <strong>den</strong> Rucksack.<br />

Die wahrscheinlich schönste<br />

Bucht der <strong>Lofoten</strong>: Kvalvika.<br />

Abend hinaus an die Westseite der <strong>Lofoten</strong>. Dort gibt es<br />

nur noch <strong>den</strong> Atlantik – sonst nichts. Wieder sind unsere<br />

Rucksäcke schwer, wieder wollen wir übernachten, wo<br />

die meisten nur kurz innehalten, bevor sie in die Zivilisation<br />

zurückkehren. Ein Pass, vielleicht 100 Meter über<br />

dem Meer, bildet <strong>den</strong> höchsten Punkt des Weges. Als wir<br />

ihn erreichen, sind wir still. Jeder von uns hat noch das<br />

Bild von damals vor Augen, als wir hinabwanderten und<br />

Kvalvika in einer Mischung aus Nebel und gleissendem<br />

Licht dort lag und sich plötzlich ein doppelter Regenbogen<br />

formte und alles krönte.<br />

Heute ist es weniger spektakulär. Oder besser: anders<br />

spektakulär. Denn was da vor uns liegt, wird immer<br />

spektakulär sein. Die Sonne hat sich bereits zurückgezogen,<br />

wirft letzte Strahlen <strong>auf</strong> die Steilwände, an deren<br />

Spitzen sich Wolken reiben. Den letzten Wanderern<br />

sind wir schon vor einer Stunde begegnet, wir haben die<br />

Bucht für uns und können unser Zelt <strong>auf</strong>schlagen, wo es<br />

uns gefällt. Adler, Möwen, Seeschwalben, Austernfischer<br />

und auch Schafe kümmert das nicht.<br />

«Zwei Familien haben einst in Kvalvika gewohnt», erzählt<br />

uns ein Freund, der <strong>auf</strong> <strong>den</strong> <strong>Lofoten</strong> geboren ist und<br />

diesen Ort liebt, wie wir. «Sie hatten <strong>den</strong> Zweiten Weltkrieg<br />

und die Deutschen überstan<strong>den</strong> und lebten von<br />

54<br />

55


HAUTNAH <strong>Trekking</strong> <strong>Lofoten</strong><br />

Tipps und Informationen<br />

Beim <strong>outdoor</strong> <strong>guide</strong> kann ein ausführliches Infoblatt<br />

zum Reisen und Wandern <strong>auf</strong> <strong>den</strong> <strong>Lofoten</strong> und Vesterålen<br />

mit vielen nützlichen Tipps bezogen wer<strong>den</strong>.<br />

Anfragen per Post mit frankiertem Antwortcouvert an:<br />

<strong>outdoor</strong> <strong>guide</strong>, Fleubenstrasse 6, 9450 Altstätten.<br />

Via Website: www.<strong>outdoor</strong>-<strong>guide</strong>.ch<br />

Per E-Mail: redaktion@<strong>outdoor</strong>-<strong>guide</strong>.ch<br />

einer Hand voll Schafen und dem, was sie selbst anbauten.<br />

Eines Tages wurde eine Seemine an <strong>den</strong> Strand geschwemmt<br />

und detonierte. Sie tötete einen Mann und ein<br />

Mädchen.» Seitdem wohnt niemand mehr in Kvalvika.<br />

In Reine eine Rechnung offen<br />

Mit einem Abstecher nach Skrova, eine <strong>den</strong> <strong>Lofoten</strong> östlich<br />

vorgelagerte Insel, <strong>auf</strong> der es noch so eine rot gestrichelte<br />

Linie und nur wenig Menschen gibt (dafür Adler,<br />

Strände, Beeren und einen grandiosen Blick <strong>auf</strong> die gesamte<br />

<strong>Lofoten</strong>kette), gelangen wir am Schluss unserer<br />

Reise an das südliche Ende des Archipels: Reine. Nur der<br />

Ort Å liegt noch weiter südlich, dahinter irgendwann die<br />

Inseln Mosken, Værøya und Røst. Wir haben in Reine<br />

noch eine Rechnung offen. Mit dem Reinebringen, dem<br />

Hausberg. Nie hatten wir uns an seine steile Flanke gewagt,<br />

<strong>auf</strong> bei<strong>den</strong> Reisen hatte uns das Wetter einen Aufstieg<br />

unmöglich gemacht, beziehungsweise eine plausible<br />

Ausrede geliefert. Diesmal haben wir uns geschworen,<br />

<strong>den</strong> Gipfel zu erreichen, von dem man einen grandiosen<br />

Blick <strong>auf</strong> <strong>den</strong> Ort und die Buchten und Berge der Umgebung<br />

haben soll. «Wir könnten ja noch einen Tag warten»,<br />

schlage ich Katrin vor, als wir im Hafen von Reine<br />

im Auto sitzen und <strong>den</strong> Wolken zusehen, die sich an <strong>den</strong><br />

grünen Graten über uns ihre dicken Bäuche <strong>auf</strong>reissen.<br />

«Erstens ist es morgen garantiert nicht besser und<br />

zweitens ist da schon das erste blaue Loch im Himmel,<br />

schau», antwortet sie mir. Es ist winzig. Doch da ich mir<br />

sicher bin, dass wir belohnt wer<strong>den</strong>, wenn wir uns nur<br />

an <strong>den</strong> beschwerlichen Anstieg wagen (500 Meter horizontal,<br />

448 Meter vertikal), willige ich ein. Ich träume<br />

von einer Nacht dort oben, im Schlafsack <strong>auf</strong> einer kleinen<br />

Terrasse am Hang. Daraus wird nichts, das wird mir<br />

schon beim Anstieg klar, als wir durch Birkengestrüpp<br />

und über Felsplatten, Wurzeln, Schlammfelder und<br />

dann eine steile Rinne aus Matsch, Steinen, Rinnsalen<br />

beinahe senkrecht dem Himmel entgegen steigen. Hinter<br />

uns liegt das Sü<strong>den</strong>de der Insel Moskenesøya und dann<br />

das offene Meer. Bedrohlich tiefblau leuchten Himmel<br />

wie Wasser von dort herüber und in Schlieren peitscht<br />

Schauer um Schauer <strong>auf</strong>s Meer.<br />

Die Regengüsse nähern sich, doch wir steigen<br />

weiter. Schlammverschmiert und gespannt legen wir die<br />

letzten Meter zum Grat unterhalb des Gipfels zurück.<br />

Dann ist er da, der Blick, <strong>auf</strong> <strong>den</strong> wir so lange hingefiebert<br />

haben: Unter uns liegt Reine, seine bunten Häuser<br />

gedrängt <strong>auf</strong> das bisschen Land zwischen Meer und Bergen<br />

und dem grossen Kjerkfjord, der hinüber reicht, bis<br />

fast an die Westküste der Insel. Und überall diese steilen<br />

Felswände, das Rückgrat der <strong>Lofoten</strong>, das sich dunkelgrau<br />

und düster unter <strong>den</strong> Wolken in Richtung Nor<strong>den</strong><br />

schiebt. Vorbei an all <strong>den</strong> unscheinbar in der grandiosen<br />

Landschaft liegen<strong>den</strong> Wegen, die sogar Königinnen zum<br />

Staunen bringen können, jeder einzelne von ihnen. Und<br />

dorthin, wo die Vesterålen liegen, und der winzige Ort<br />

Nyksund, wo diese Geschichte begann. <br />

✸<br />

Text und Fotos<br />

Lars Schneider<br />

THE<br />

ALPINE FIT<br />

100 % BLISTERFREE<br />

pics ©: hansiheckmair.com<br />

Firetail GTX<br />

56<br />

www.salewa.com

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!