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Ovid Verlag_ Daedalus und Ikarus

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5 Der Generationenwechel mit seinen Spannungen bildet auch das eigentliche Thema der Perdixgeschichte.<br />

<strong>Daedalus</strong> hatte offenbar die Priorität des jungen Perdix nicht ertragen (Met. VIII 247 ff.: primus, ... <strong>Daedalus</strong><br />

invidit). - Die Perdix-Episode liegt zwar zeitlich voraus, <strong>Ovid</strong> hat aus ihr jedoch eine „Hintergr<strong>und</strong>“-<br />

Erzählung zur Flucht aus Kreta gemacht.<br />

6 M.v.Albrecht, Consilia, 84, Anmkg. 64.<br />

7 Maier (Auxilia, S. 17) bemerkt dazu: „bezeichnenderweise nennt <strong>Ovid</strong> den Weltschöpfer Gott ebenso opifex,<br />

I 79, wie den Erfinder <strong>Daedalus</strong>, VIII 201.“<br />

8 Sehr informativ <strong>und</strong> reichhaltig ist sein zweiteiliger Aufsatz: „<strong>Daedalus</strong> <strong>und</strong> <strong>Ikarus</strong> - zwischen Kunst <strong>und</strong> Technik,<br />

Mythos <strong>und</strong> Seele“. Er belegt eine Fülle von Rezeptionsspielarten <strong>und</strong> zeigt die epochengeschichtliche<br />

Wirkung des Mythos (Vgl. Heft 2, S. 7 f.). Im zwanzigsten Jahrh<strong>und</strong>ert, so schreibt er (Heft 3, S. 15),<br />

„hat sich dem Thema von <strong>Daedalus</strong> <strong>und</strong> <strong>Ikarus</strong> ... ein neuer Bezugsrahmen eröffnet, der wesentlich mit<br />

Überwindung <strong>und</strong> mit dem Vermögen oder Unvermögen zur Befreiung zu tun hat. Es handelt sich um die<br />

Psychologie der Generationen <strong>und</strong> das Vater-Sohn-Verhältnis.“<br />

9 Beispiele moderner Rezeptionen des Vater-Sohn-Konfliktes finden sich bei Röttgen, Heft 3, S. 15-24.<br />

10 Dass <strong>Ovid</strong> diese Analogie zwischen <strong>Daedalus</strong> <strong>und</strong> <strong>Ikarus</strong> gesehen hat, zeugt von seinem enormen psychologischen<br />

Gespür. Dabei scheinen beide Akteure wechselseitig nichts zu ahnen von ihrem unterschiedlichem<br />

Drang nach Freiheit: <strong>Ikarus</strong> versteht nicht, worum es <strong>Daedalus</strong> mit dem Bau der Flügel geht, <strong>und</strong> <strong>Daedalus</strong><br />

scheint blind zu sein für den Freiheitsdrang seines Sohnes.<br />

11 Seine Seelenverfassung wird zu Anfang deutlich im Hass auf Minos bzw. das unfreiwillige Exil <strong>und</strong> in der<br />

Sehnsucht nach seiner Heimat (VIII 183 f.), vor dem Abflug in seiner Angst <strong>und</strong> Unsicherheit anhand der<br />

äußeren Symptome des Zitterns <strong>und</strong> der Tränen (VIII 210 ff.).<br />

12 Einzig die spielerische Freude wird zu Anfang durch das ore renidenti <strong>und</strong> während des Fluges durch<br />

audaci coepit gaudere volatu als Wesenszug des <strong>Ikarus</strong> erkennbar. Gerade durch das Fehlen dieser inneren<br />

Ausmalung des Geschehens jedoch zieht <strong>Ovid</strong> die Aufmerksamkeit <strong>und</strong> das Interesse des Lesers auf die<br />

Person des <strong>Ikarus</strong>, die ganz unerwartet zur Hauptfigur wird.<br />

13 Es bleiben sicherlich viele konkrete Fragen der Fluchtgeschichte offen: Von wo fliegen die beiden ab?<br />

Bemerkt niemand auf Kreta ihren Plan? Gelingt die Flucht „in letzter Minute“ oder geht sie ruhig vonstatten? etc.<br />

14 Consilia, 82 f.<br />

15 Vgl. M.v.Albrecht, Römische Poesie, 74: „Schließlich ist durchgehend auf die Psychologie des Lesers Rücksicht<br />

genommen; auf sie ist der Aufbau der Erzählung bezogen“. - Zur Leserlenkung vgl. auch die wichtigen<br />

Ausführungen Friedrich Maiers in den Auxilia, 23 ff.<br />

16 Vgl. etwa Brigitte Hebel, Vidit et obstipuit, Friedrich Maier, Auxilia, 25 ff., M.v.Albrecht, Consilia, 83.<br />

17 Man sollte hier unbedingt innehalten <strong>und</strong> sich mit den Schülern kurz den Streckenverlauf ansehen. Anhand<br />

eines Maßstabes werden die Schüler sofort die abgeflogenen Kilometer nachmessen <strong>und</strong> so die von <strong>Ovid</strong><br />

gemeinte Entfernungsangabe - ca. 250 km! - begreifen.<br />

18 „Am augenfälligsten aber sind die Abstufungen bei der Schilderung des Sturzes, der dadurch wie in Zeitlupe<br />

wiedergegeben erscheint.“ (Römische Poesie, 74). Zwar sei „die etwas grausame ‚Zeitlupenaufnahme`“ in<br />

den Metamorphosen „ersatzlos gestrichen“ (ebda. S. 77); unserer Meinung nach ist sie aber auch dort noch<br />

deutlich erkennbar.<br />

19 Bezeichnend ist für Minos, dass er wie schon bei seiner Frau Pasiphae so auch bei <strong>Daedalus</strong> die ars tenendi<br />

nicht beherrscht.<br />

20 Diese Technik ist wohl ein erster Ansatz zur Idee der Metamorphosen als perpetuum carmen.<br />

21 So kennzeichnet <strong>Ovid</strong> Amor schon zu Beginn der Ars amatoria folgendermaßen: Ille quidem ferus est et<br />

qui mihi saepe repugnet: / sed puer est, aetas mollis et apta regi. (Jener ist zwar wild <strong>und</strong> wird mir oft<br />

widerstreben, aber er ist ein Knabe, noch weich <strong>und</strong> gut zu lenken. - 9 f.). - Auch hier ist das Problem der

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