Heij litt jet ejjen Luuet - Programmheft

Zu unserer Mundart
Öcher Platt!
Gar nicht so
einfach!
Ich möchte mich hier kurz
mit einem Thema befassen,
das nicht nur bei mir,
sondern auch bei unseren
Schauspielern, Besuchern
und Freunden stets Stoff
für eine meist sehr angeregte
Diskussion bietet:
„Die Schreibweise der Aachener
Mundart!“
Seit nunmehr über 30
Jahren habe ich für unser
Theater hochdeutsche
Stücke in Öcher Platt umgeschrieben.
Da ich zwar
gebürtiger Öcher bin, jedoch
wegen der Herkunft
der Eltern zu Hause das
Öcher Platt nicht gesprochen
wurde, musste und
muss ich mich – schreibtechnisch
– an die existierenden
Öcher Diktionäre
halten. Für den genannten
Zeitraum waren für mich
der Aachener Sprachschatz
nach Professor Dr.
Will Hermanns, hin und
wieder aber auch das Wörterbuch
„Hochdeutsch- Öcher Platt“ von Gottfried
Creutz – herausgegeben 1987, richtungsweisend.
Mittlerweile habe ich mich – um mit der Zeit zu gehen
– auch am Neuen Aachener Sprachschatz, der
auf der Grundlage des Werks von Will Hermanns
basiert, orientiert. Damit habe ich den Stoff für
heftige Diskussionen und Kritiken geschaffen. Die
hierdurch ausgelösten Kontroversen zwischen den
Öcher Sprachprofis erreichen dann manchmal eine
solch pulsierende Heftigkeit, dass es mir in den Fingern
juckt, hierüber einmal einen Sketch zu schreiben.
Im Sommer des letzten Jahres, gaben wir den
Titel unseres diesjährigen Stückes bekannt: „Heij
litt jet ejjen Luuet“. Erst auf der Leseprobe zu unserem
Stück kam der Hinweis: „jet“ ist falsch geschrieben!
Richtig ist: „jät“!
Die Diskussion hatte wieder reiche Nahrung. Nach
dem Altmeister Hermanns und auch nach dem
Wörterbuch von Gottfried Creutz wird das hochdeutsche
Wort „etwas“ mit „jet“ ins Öcher Platt
übersetzt. Der Neue Aachener Sprachschatz behauptet,
dass „etwas“ in der Mundart „jät“ heißt
und auch so geschrieben wird. Auf der Suche nach
der Antwort, ob ich zu unmodern übersetze, stieß
ich in einem Artikel eines Aachener Reporters, der
von sich selbst behauptet, ein Kenner der Materie
zu sein, auf einen ähnlichen Fall. Dem Wort „Kaiser“ordnete
er für sich die Öcher- orthographisch
richtige Schreibweise so zu: „Kejser“.
Im Neuen Aachener Sprachschatz jedoch will man
seine Majestät so geschrieben sehen: „Käjser“! Hingegen
haben sich die zurzeit amtierende närrische
Tollität Prinz Bernd I. und der AKV mit ihrem Motto
ebenfalls für die ältere Schreibweise entschieden:
„Janz jeck op Kejser Karl än Karneval, danzt Oche met
os Maskenball!“
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