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PAUL<br />

LAZARUS<br />

STIFTUNG<br />

JAHRESBERICHT <strong>2011</strong>


PAUL<br />

LAZARUS<br />

STIFTUNG<br />

JAHRESBERICHT <strong>2011</strong><br />

28.10.2010 — 31.12.<strong>2011</strong><br />

Herausgeber:<br />

<strong>Paul</strong> <strong>Lazarus</strong> <strong>Stiftung</strong><br />

Spiegelgasse 9<br />

65183 Wiesbaden<br />

V. i. S. d. P.:<br />

Prof. Dr. Karlheinz Schneider<br />

Treuhänder der <strong>Paul</strong> <strong>Lazarus</strong> <strong>Stiftung</strong><br />

Auflage:<br />

100 Stück<br />

Gestaltung:<br />

Steffen Meyer<br />

www.zweizehn.com


PAUL LAZARUS STIFTUNG – JAHRESBERICHT <strong>2011</strong><br />

INHALT<br />

03 – CHRONOLOGIE DER STIFTUNGSGESCHICHTE<br />

04 – VORWORT<br />

06 – GRÜNDUNG & TREUHANDVERTRAG<br />

08 – DIE ORGANE DER PAUL LAZARUS STIFTUNG<br />

10 – MITARBEITER UND MITARBEITERINNEN DER STIFTUNG<br />

12 – EINRICHTUNG DER STIFTUNGS-WEBSITE<br />

14 – EDITION ZEUGEN EINER ZEIT – HÖRBUCHPORTRÄTS<br />

16 – SAMMLUNGEN UND NACHLÄSSE<br />

18 – DATENBANKEN<br />

20 – DEPOSITALVERTRAG<br />

22 – PUBLIKATIONEN<br />

24 – DIENSTLEISTUNGEN FÜR DAS AMS<br />

26 – MEDIALES GEDENKEN<br />

28 – HAUSHALT, FINANZEN & FÖRDERMITTEL<br />

02


CHRONOLOGIE DER STIFTUNGSGESCHICHTE<br />

28. Oktober 2010<br />

Gründung der <strong>Paul</strong> <strong>Lazarus</strong> <strong>Stiftung</strong><br />

Bestellung des Treuhänders, Prof. Dr. Karlheinz Schneider<br />

Wahl der Mitglieder des Vorstandes und des Kuratoriums<br />

19. November 2010<br />

Konstituierende Sitzung des <strong>Stiftung</strong>svorstandes<br />

1. Dezember 2010<br />

Förderung der Hörbuchporträts aus Bundesmitteln<br />

11. Januar <strong>2011</strong><br />

Depositalvertrag mit dem Stadtarchiv Wiesbaden<br />

Februar <strong>2011</strong><br />

Beginn der Genealogischen Datenbank<br />

2. März <strong>2011</strong><br />

Konstituierende Sitzung des <strong>Stiftung</strong>skuratoriums<br />

Vorstandssitzung<br />

Mai <strong>2011</strong><br />

Edition Zeugen einer Zeit – Hörbuch IV: Henny Brenner,<br />

„Nichts gewusst?! Sie haben uns doch gesehen mit dem gelben Stern!“<br />

5. Juli <strong>2011</strong><br />

Konstituierende Sitzung des Wissenschaftlichen Beirates<br />

15. Juli <strong>2011</strong><br />

Die <strong>Stiftung</strong> geht online: www.paul-lazarus-stiftung.de<br />

22. Juli <strong>2011</strong><br />

Vorstandssitzung<br />

Sommer <strong>2011</strong><br />

Erweiterung des Nachlasses S. Jessel / Familie Kehrmann<br />

Erwerb von Nachlässen: Familie Bacharach,<br />

Rudolph Schildkraut, Dr. Leo Kahn<br />

September <strong>2011</strong><br />

Beginn der Datenbank zur Inventarisierung<br />

Erwerb des Nachlasses Hai Frankl<br />

Ok tober <strong>2011</strong><br />

Edition Zeugen einer Zeit – Hörbuch V: Rolf von Sydow,<br />

„Ich wollte von Hitler zum Ehrenarier ernannt werden“<br />

Dezember <strong>2011</strong><br />

PLS-Schriftenreihe: Sophie Goetzel-Leviathan,<br />

„Der Krieg von Innen“<br />

Die englische Version der PLS-Website geht online<br />

03


PAUL LAZARUS STIFTUNG – JAHRESBERICHT <strong>2011</strong><br />

VORWORT<br />

Mit großer Zufriedenheit lege ich den ersten <strong><strong>Stiftung</strong>sbericht</strong> der <strong>Paul</strong><br />

<strong>Lazarus</strong> <strong>Stiftung</strong> vor – einer jungen <strong>Stiftung</strong>, die die Mitglieder des Aktiven<br />

Museums Spiegelgasse für Deutsch-Jüdische Geschichte in Wiesbaden<br />

e. V. am 28. Oktober 2010 gegründet haben.<br />

Zweck und Aufgabe der <strong>Paul</strong> <strong>Lazarus</strong> <strong>Stiftung</strong> ist, das umfassende<br />

Dokumentenmaterial professionell zu inventarisieren und der Forschung<br />

zugänglich zu machen, das in der fast 25-jährigen Geschichte<br />

des Aktiven Museums Spiegelgasse zusammengetragen wurde.<br />

Das Aktive Museum Spiegelgasse hat sich seit seiner Gründung<br />

vornehmlich mit der Erinnerungsarbeit befasst, wurde bald zu einer<br />

der führenden Institutionen der Wiesbadener Erinnerungskultur. Dabei<br />

erfuhren die stetig wachsenden Nachlässe und Sammlungen zur<br />

deutsch-jüdischen Geschichte in Wiesbaden und weit darüber hinaus<br />

nicht die gleiche Aufmerksamkeit wie die Erinnerungsarbeit. Mit der<br />

Gründung der nach dem letzten liberalen Rabbiner Wiesbadens, <strong>Paul</strong><br />

<strong>Lazarus</strong>, benannten <strong>Stiftung</strong> sollte dieser Zustand geändert werden.<br />

Als eigenständige Einheit gegründet, leistet die <strong>Paul</strong> <strong>Lazarus</strong> <strong>Stiftung</strong><br />

jene Erschließung der Dokumente, Nachlässe und Sammlungen, die<br />

für eine umfassende Erinnerungsarbeit und eine professionelle Erinnerungskultur<br />

unerlässlich ist.<br />

In den ersten 14 Monaten ihres Bestehens hat die <strong>Stiftung</strong> vor allem die<br />

Infrastruktur aufgebaut und die professionellen Standards entwickelt, die<br />

für Inventarisierung und spätere Forschung unabdingbar sind. In nur 14<br />

Monaten wurde dank der engagierten Arbeit der Mitarbeiterinnen und<br />

Mitarbeiter der <strong>Stiftung</strong> eine beachtliche Leistung erbracht.<br />

Darüber informiert der <strong><strong>Stiftung</strong>sbericht</strong> <strong>2011</strong>. Er will zugleich für<br />

die ideelle und finanzielle Unterstützung der <strong>Paul</strong> <strong>Lazarus</strong> <strong>Stiftung</strong><br />

werben.<br />

Prof. Dr. Karlheinz Schneider<br />

Treuhänder der <strong>Paul</strong> <strong>Lazarus</strong> <strong>Stiftung</strong><br />

04<br />

Dr. <strong>Paul</strong> Pinhas <strong>Lazarus</strong> (1888–1951)


PAUL LAZARUS STIFTUNG – JAHRESBERICHT <strong>2011</strong><br />

GRÜNDUNG & TREUHANDVERTRAG<br />

Auf einer außerordentlichen Versammlung (28.10.2010) gründeten die<br />

Mitglieder des Aktiven Museums Spiegelgasse für Deutsch-Jüdische<br />

Geschichte in Wiesbaden e. V. (AMS) die <strong>Paul</strong> <strong>Lazarus</strong> <strong>Stiftung</strong> (PLS).<br />

Die <strong>Stiftung</strong> benennt sich nach dem letzten liberalen Rabbiner Wiesbadens<br />

vor der Pogromnacht, Dr. <strong>Paul</strong> <strong>Lazarus</strong>, der Anfang 1939 mit seiner<br />

Familie nach Palästina emigrierte.<br />

Zugleich wählte die Versammlung die Mitglieder des Vorstandes der<br />

<strong>Stiftung</strong> und des <strong>Stiftung</strong>skuratoriums. Sie bestellte für eine dreijährige<br />

Gründungsphase Prof. Dr. Karlheinz Schneider zum Treuhänder<br />

der <strong>Stiftung</strong>, der seinerseits Prof. Dr. Gerhard Schmitt-Rink zum<br />

Geschäftsführer der <strong>Stiftung</strong> berief. Die <strong>Stiftung</strong>sorgane wurden für<br />

einen Zeitraum von drei Jahren gewählt.<br />

06


PAUL LAZARUS STIFTUNG – JAHRESBERICHT <strong>2011</strong><br />

DIE ORGANE DER PAUL LAZARUS STIFTUNG<br />

Im Vorstand der <strong>Stiftung</strong> sind tätig: Prof. Dr. Karlheinz Schneider (1. Vorsitzender<br />

und Treuhänder), Prof. Dr. Clemens Klockner (2. Vorsitzender),<br />

Frau Mechthild Korte (Haushalt und Finanzen) sowie als Beisitzer Herr<br />

Georg Habs (Stadtarchiv Wiesbaden) und Herr Luciano Becht (2. Vorsitzender<br />

des Aktiven Museums). Dem Vorstand gehört ebenfalls Prof. Dr.<br />

Gerhard Schmitt-Rink als Geschäftsführer der <strong>Stiftung</strong> an. Der Vorstand<br />

hat im Berichtszeitraum zweimal getagt.<br />

In das <strong>Stiftung</strong>skuratorium wurden berufen: Dr. Vera Bendt (Sprecherin<br />

des Kuratoriums), Dr. Christian Bremme (stellv. Sprecher der<br />

<strong>Stiftung</strong>), Prof. Dr. Andrea Lehnardt, Prof. Dr. Klaus Nohlen, Dr. Axel<br />

Ulrich, Frau Angela Wagner-Bona und Prof. Dr. Gerd Weiß. Die erste<br />

Sitzung des Kuratoriums fand am 02.03.<strong>2011</strong> statt.<br />

In den Wissenschaftlichen Beirat der <strong>Stiftung</strong> berief der Vorstand der<br />

PLS: Dr. Hans Jörg Czech (Stadtmuseum), Dr. Rolf Faber (Ministerialdirektor<br />

a. D., Regionalforscher), Prof. Dr. Andreas Lehnardt (Universität<br />

Mainz, Judaistik), Dr. Brigitte Streich (Stadtarchiv Wiesbaden). Der Beirat<br />

tagte erstmals am 05.07.<strong>2011</strong>; auf der Tagesordnung standen vorrangig<br />

Überlegungen darüber, „wie mittelfristig eine Historiographie der Juden<br />

Wiesbadens realisiert werden könnte, die schmerzlich vermisst wird“.<br />

08


PAUL LAZARUS STIFTUNG – JAHRESBERICHT <strong>2011</strong><br />

MITARBEITER UND MITARBEITERINNEN DER STIFTUNG<br />

Zum Kreis der festen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der <strong>Stiftung</strong> zählten<br />

zunächst jene Damen und Herren, die bisher in der AG Sammlungen<br />

und Nachlässe des Aktiven Museums Spiegelgasse arbeiteten: Frank<br />

Bartelt, Lothar Bembenek, Georg Schneider und Kerstin Zehmer. Später<br />

kamen hinzu: Gabriele Diedrich, Arno Stockenhofen, Daphne Schadewaldt,<br />

Heike Feindank und Frau Dr. Beste. Für die einzelnen Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter wurden Zuständigkeitsbereiche festgelegt. Teamtreffen<br />

fanden in der Regel vierzehntägig statt.<br />

Frank Bartelt<br />

Genealogische Datenbank<br />

Lothar Bembenek<br />

Bild-, Ton- und Filmdokumentation sowie Monographien<br />

Frau Dr. Beste<br />

Nachlass Rudolph Schildkraut<br />

Gabriele Diedrich<br />

Edition Zeugen einer Zeit (Hörbuchporträts)<br />

Heike Feindank<br />

Genealogische Datenbank<br />

Daphne Schadewaldt<br />

Lektorat<br />

Georg Schneider<br />

Genealogische Datenbank<br />

Arno Stockenhofen<br />

Datenbank / Inventarisierung<br />

Kerstin Zehmer<br />

Sammlungen und Nachlässe<br />

10


PAUL LAZARUS STIFTUNG – JAHRESBERICHT <strong>2011</strong><br />

EINRICHTUNG DER STIFTUNGS-WEBSITE<br />

Zu den ersten Aktivitäten des PLS-Teams zählte die Einrichtung einer<br />

Website (www.paul-lazarus-stiftung.de). Das Design erstellte Eric Fandel.<br />

Die Texte wurden von Kerstin Zehmer verfasst und mit passenden<br />

Fotos aus dem Archiv versehen. Frank Bartelt beschäftigte sich mit den<br />

technischen Fragen der Website. Die Homepage der <strong>Stiftung</strong> ging am<br />

15.07.<strong>2011</strong> online. Im Dezember <strong>2011</strong> wurde dann auch die englische<br />

Version der Website online gestellt. Die IT-Wartung der Website und der<br />

Datenbanken liegt bei Simon Warta.<br />

12


PAUL LAZARUS STIFTUNG – JAHRESBERICHT <strong>2011</strong><br />

EDITION ZEUGEN EINER ZEIT – HÖRBUCHPORTRÄTS<br />

Editorin der Hörbuchporträts ist Frau Diedrich. Die graphische Gestaltung<br />

liegt bei dem Designer Costa Bernstein, das wissenschaftliche<br />

Lektorat besorgt Frau Schadewaldt. Seit Dezember 2010 wird die Edition<br />

der Hörbuchporträts durch den Staatsminister bei der Bundeskanzlerin<br />

und Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien in Höhe<br />

von 50.000 € gefördert – auf drei Jahre verteilt. Daraus werden die Personal-<br />

und Produktionskosten finanziert; die Eigenbeteiligung der <strong>Stiftung</strong><br />

zur Edition Zeugen einer Zeit wird aus dem Verkauf der Hörbücher<br />

erbracht.<br />

Im Berichtszeitraum wurden drei Hörbücher produziert: (1) Henny<br />

Brenner, „Nichts gewusst?! Sie haben uns doch gesehen mit<br />

dem gelben Stern!“; (2) Rolf von Sydow, „Ich wollte von Hitler zum<br />

Ehrenarier ernannt werden“; (3) Salomea Genin, „Ich wollte in der<br />

DDR leben“ (Arbeitstitel). Das letztgenannte Hörbuch ist im Schnitt<br />

erstellt; Pressung und Druck erfolgen Anfang 2012.<br />

14


PAUL LAZARUS STIFTUNG – JAHRESBERICHT <strong>2011</strong><br />

SAMMLUNGEN UND NACHLÄSSE<br />

Vier Neuerwerbungen konnten in <strong>2011</strong> akquiriert werden: (1) der Nachlass<br />

der Bacharach-Familie, die ein bedeutendes Bekleidungsgeschäft in Wiesbaden<br />

führte und zu deren Kunden u. a. auch Kaiser Wilhelm II. zählte. Zu<br />

dem Nachlass gehören neben Dokumenten auch Objekte (z. B. ein Koffer<br />

mit einer lebensgroßen Schnittmusterpuppe); (2) der Briefwechsel zwischen<br />

Heinrich (Hai) Frankl und seinen in Wiesbaden verbliebenen Eltern in den<br />

Jahren 1939–1942; (3) die Sammlung Rudolph Schildkraut (1862–1930): Im<br />

Osmanischen Reich als Kind eines jüdischen Hoteliers geboren, wuchs er<br />

in Brăila, Rumänien auf. In Wien erhielt er Schauspielunterricht bei Friedrich<br />

Mitterwurzer. Er debütierte zu Beginn der 1880er Jahre in Ödenburg und<br />

erhielt sein erstes festes Engagement 1885 in Krems an der Donau. Als<br />

Filmschauspieler wurde er im Deutschen Reich zu Beginn der Stummilmära<br />

bekannt. 1920 wanderte er nach Amerika aus und debütierte im selben<br />

Jahr in New York City in dem Stück „Silent Forces“; (4) der Nachlass Dr. Leo<br />

Kahn, Rabbiner der Wiesbadener Altisraelitischen Kultusgemeinde (1842–<br />

1936).<br />

Insbesondere der Nachlass des Rabbiners der Altisraelitischen Gemeinde<br />

Wiesbaden, Dr. Leo Kahn, und der Briefwechsel der Frankl-<br />

Familie sind von einmaligem Wert. Da Heinrich Frankl die Flucht nach<br />

Schweden gelang, das mit Deutschland nicht im Krieg stand, konnte er<br />

mit seinen Eltern bis kurz vor deren Deportation in schriftlichem Kontakt<br />

bleiben – was beispielsweise Emigranten in England seit Kriegsausbruch<br />

nicht mehr möglich war. Der Briefwechsel gibt somit Einblicke<br />

in die Lebenssituation und Gefühlswelt einer jüdischen Familie bis kurz<br />

vor ihrer Deportation, wie man sie nur äußerst selten indet.<br />

Außerdem wurde die bestehende Sammlung der Familie Kehrmann (Samuel<br />

Jessel) erheblich erweitert. Neuerwerbungen und Komplettierung sind<br />

Lothar Bembenek und Kerstin Zehmer zu verdanken; deren Arbeit schloss<br />

neben umfangreichen Forschungen eine intensive Korrespondenz und<br />

mehrere Reisen ein.<br />

16<br />

Schriftverkehr der Familie Frankl mit ihrem Sohn Hai in Schweden; Nachlass Hai Frankl


PAUL LAZARUS STIFTUNG – JAHRESBERICHT <strong>2011</strong><br />

DATENBANKEN<br />

Zusammen mit der Hörbuchproduktion stellt der Aufbau von zwei Datenbanken<br />

die zentrale Aufgabe der <strong>Stiftung</strong> dar. Die Genealogische Datenbank<br />

(GDB) hat zum Ziel, alle jüdischen Mitbürger und Mitbürgerinnen<br />

Wiesbadens zu erfassen. Auf der Basis der dazu existierenden Datei des<br />

Stadtarchivs, die der <strong>Stiftung</strong> laut Depositalvertrag zwischen dem Stadtarchiv<br />

und der <strong>Paul</strong> <strong>Lazarus</strong> <strong>Stiftung</strong> zur Verfügung gestellt wurde, erfasst<br />

die Genealogische Datenbank inzwischen ca. 11.000 Einträge. Die<br />

Forschungsarbeiten für diese Datenbank und ihre Erstellung obliegen<br />

auf Mitarbeiterseite Frank Bartelt, Heike Feindank und Georg Schneider.<br />

Die Entwicklung der GDB schließt die Zusammenarbeit mit Genealogen<br />

im In- und Ausland sowie mit städtischen, regionalen und ausländischen<br />

Archiven ein.<br />

Eine Datenbank zur Inventarisierung der Nachlässe und Sammlungen<br />

(IDB) wurde – nach mehrmonatigen Vorbereitungen – im<br />

Herbst <strong>2011</strong> begonnen. Dazu wurde für knapp 3.100 € das Datenbanksystem<br />

FirstRumos erworben. Der Erwerb dieses Systems<br />

schloss Wartung, eine intensive Einführung und Schulung mit ein.<br />

Die Inventarisierung obliegt, in Kooperation mit den anderen Mitarbeitern<br />

und Mitarbeiterinnen der <strong>Stiftung</strong>, dem Dokumentar Arno<br />

Stockenhofen. Im Berichtszeitraum erfolgte die Inventarisierung der<br />

Sammlung Hilde Hofer; diese Originalsammlung wurde im Dezember<br />

<strong>2011</strong> – gemäß den Vereinbarungen des Depositalvertrages –<br />

dem Stadtarchiv Wiesbaden übereignet.<br />

18


PAUL LAZARUS STIFTUNG – JAHRESBERICHT <strong>2011</strong><br />

DEPOSITALVERTRAG<br />

Mit dem Stadtarchiv Wiesbaden hat die <strong>Stiftung</strong> am 11.01.<strong>2011</strong> einen Depositalvertrag<br />

abgeschlossen. In ihm wurde vereinbart, dass alle Originale<br />

im Besitz der <strong>Paul</strong> <strong>Lazarus</strong> <strong>Stiftung</strong> nach deren Inventarisierung dem<br />

Stadtarchiv übergeben werden; Nutzungsrechte und Copyright liegen<br />

auch weiterhin bei der <strong>Stiftung</strong>. Für die Erstellung ihrer Genealogischen<br />

Datenbank hat die <strong>Stiftung</strong> Zugriff auf die im Stadtarchiv geführte Datei<br />

„Wiesbadener Bürgerinnen und Bürger“, für die zweimal im Jahr ein<br />

Update durchgeführt wird.<br />

20<br />

Mathilde Hofer; Nachlass Hofer


PAUL LAZARUS STIFTUNG – JAHRESBERICHT <strong>2011</strong><br />

PUBLIKATIONEN<br />

Im Dezember <strong>2011</strong> konnte die <strong>Stiftung</strong> den ersten Band ihrer Schriftenreihe<br />

veröffentlichen: Sophie Goetzel-Leviathans „Der Krieg von<br />

Innen“ – mit einem biographischen Anhang von Christoph Lamm. Sophie<br />

Goetzel-Leviathan, geb. Walfisz, wurde 1911 in Wiesbaden geboren. Sie<br />

war Schwägerin von Rabbiner <strong>Paul</strong> <strong>Lazarus</strong> und emigrierte 1936 nach<br />

Warschau, von wo ihre Eltern 1906 nach Wiesbaden gezogen waren. In<br />

Der „Krieg von Innen“, einer autobiographischen Erinnerung, beschreibt<br />

Sophie Goetzel-Leviathan unmittelbar nach ihrer Befreiung aus dem KZ<br />

Bergen-Belsen ihr seit Ausbruch des Krieges erzwungenes Leben im<br />

Warschauer Ghetto und auf dem Todesmarsch, sowie die Vernichtungsgeschichte<br />

des Großteils ihrer Familie.<br />

Die Publikation des ersten Bandes der PLS-Schriftenreihe wurde<br />

maßgeblich von Dr. Christoph Lamm betrieben, der auch einen biographischen<br />

Anhang verfasst hat. Die Covergestaltung der Schriftenreihe<br />

entwarf der Designer Eric Fandel. Das Buch kann über<br />

die <strong>Stiftung</strong> oder den Buchhandel zum Preis von 9,00 € erworben<br />

werden.<br />

22


PAUL LAZARUS STIFTUNG – JAHRESBERICHT <strong>2011</strong><br />

DIENSTLEISTUNGEN FÜR DAS AMS<br />

Im Berichtszeitraum hat die <strong>Stiftung</strong> für das AMS zweimal die Ausrichtung<br />

der Dialogtage übernommen; beide Male in Kooperation mit dem<br />

Stadtmuseum Wiesbaden.<br />

Die Dialogtage 2010 waren dem Thema „Ostjuden im Westend<br />

1889–1942“ gewidmet. Dazu gab es die gleichnamige Ausstellung,<br />

die zuerst im Westend, später auch im Ausstellungshaus des<br />

AMS insgesamt sechs Monate präsentiert wurde. Projektleiter war<br />

Dr. Torben Giese (Stadtmuseum), Kurator der Ausstellung Georg<br />

Schneider. Das Ausstellungsdesign entwarf Steffen Meyer. Im Rahmen<br />

der Dialogtage 2010 fanden außerdem drei Ton-Dia-Projektionen<br />

„Leuchtende Orte“ auf Häuserfronten der Hellmundstraße statt,<br />

in der osteuropäisch-jüdische Familien viele Jahre gewohnt haben.<br />

Die Dialogtage <strong>2011</strong> befassten sich mit dem Thema „Abschiedsbriefe<br />

verfolgter Juden“. Seitens der <strong>Stiftung</strong> arbeitete Kerstin Zehmer in der<br />

Ausstellungsgruppe des Wiesbadener Stadtmuseums mit (47 Briefe –<br />

Die Geschichte der Familie Grünbaum). Sie konzipierte außerdem drei<br />

Begleitveranstaltungen und war auch an der Moderation dieser Veranstaltungen<br />

beteiligt: ein Rundgang auf den Spuren der Familie Grünbaum,<br />

eine Veranstaltung mit dem Psychologen Prof. Werthmann zum<br />

Thema „Was sagen uns die Abschiedsbriefe Wiesbadener Juden?“ sowie<br />

eine Autorenlesung mit Dr. Martin Doerry, der aus seinem Buch „Mein<br />

verwundetes Herz – Das Leben der Lilli Jahn (1900–1944)“ las und in die<br />

Werkgeschichte einführte.<br />

Die Ausrichtung der beiden Dialogtage schloss die Drittmittelbeschaffung<br />

zu deren Durchführung ein. Die Gestaltung der Leporelli<br />

lag für beide Dialogtage bei dem Designer Rainer Zamojre.<br />

24


PAUL LAZARUS STIFTUNG – JAHRESBERICHT <strong>2011</strong><br />

MEDIALES GEDENKEN<br />

Angeregt von der Ton-Dia-Projektion „Leuchtende Orte“ im Rahmen der<br />

Dialogtage 2010 entwickelte die <strong>Stiftung</strong> in Kooperation mit Dr. Torben<br />

Giese vom Stadtmuseum ein neues Format öffentlicher Erinnerungsarbeit:<br />

das Mediale Gedenken. Es wurde anlässlich der Deportationen<br />

jüdischer Bürgerinnen und Bürger im Jahre 1942 – und zwar im Mai und<br />

Juni – bei großer Beteiligung Wiesbadener Bürgerinnen und Bürger an<br />

der neuen Gedenkstätte am Michelsberg vorgeführt.<br />

Das von Philipp Steinweber entwickelte Präsentationsdesign ist für<br />

weitere Vorführungen dieser Art nutzbar. Mitarbeiter am Medialen<br />

Gedenken waren Georg Schneider (Texte und Präsentationen) und<br />

Arno Stockenhofen (Projektmanagement).<br />

26


PAUL LAZARUS STIFTUNG – JAHRESBERICHT <strong>2011</strong><br />

HAUSHALT, FINANZEN & FÖRDERMITTEL<br />

Das <strong>Stiftung</strong>svermögen ist derzeit äußerst gering, so dass Zinserträge<br />

aus diesem Vermögen keinerlei Beitrag für den laufenden Haushalt der<br />

<strong>Stiftung</strong> leisten. Sie ist deshalb einerseits gehalten, ihre Aktivitäten aus<br />

Drittmitteln zu finanzieren. Andererseits unterstützte das AMS die <strong>Stiftung</strong><br />

durch die Übernahme der Kosten für die Grundausstattung, die<br />

Buchführung und den allgemeinen Schriftverkehr. Diese Leistungen des<br />

AMS an die <strong>Stiftung</strong> beliefen sich in <strong>2011</strong> auf ca. 4.600€. Weitere 4.100€<br />

hat das AMS an die <strong>Stiftung</strong> aus denjenigen Drittmitteln transferiert, die<br />

die <strong>Stiftung</strong> in 2010 für das AMS akquiriert hatte.<br />

Drittmittel hat die <strong>Stiftung</strong> – einschließlich der Förderung für die<br />

Edition Zeugen einer Zeit und des Produktverkaufs – im Berichtszeitraum<br />

in einer Gesamthöhe von ca. 50.700€ akquiriert. Darin sind<br />

enthalten Mittel in Höhe von 16.500€, mit denen Dienstleistungen<br />

der <strong>Stiftung</strong> für das AMS (Dialogtage 2010 und Mediales Gedenken)<br />

finanziert wurden. Diese Mittel kamen vom Kulturamt Wiesbaden,<br />

von den Ortsbeiräten Wiesbaden-Westend und Wiesbaden-Mitte<br />

sowie der Stadtentwicklungsgesellschaft (SEG) und vom Dezernat<br />

Verkehr und Stadtentwicklung.<br />

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