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TITELTHEMA<br />
Die Behandlung von<br />
Strahlenschäden der Haut<br />
M. Howe, G. Germann<br />
Abteilung für Verbrennung, Plastische und Handchirurgie<br />
der Berufsgenossenschaftlichen Unfallklinik Ludwigshafen<br />
Behandlungen mit ionisierenden<br />
Strahlen führen zu einer unvermeidbaren<br />
Schädigung der Haut und der darunterliegenden<br />
Gewebe. Wenngleich<br />
diese Schädigungen auch makroskopisch<br />
nicht sichtbar sein müssen, so<br />
werden als Zeichen der chronischen<br />
Strahlenfolgen zuerst Telangiektasien<br />
festgestellt. Diese Telangiektasien sind<br />
als Regenerate untergehender Kapillaren<br />
aufzufassen.<br />
Cutis und Subcutis werden nach<br />
Strahlenexposition schlechter durchblutet<br />
und atrophieren sekundär. Die<br />
Haut wird dünner und ist durch den<br />
Verlust des Unterhautfettgewebes fest<br />
mit den darunterliegenden Strukturen<br />
verbunden.<br />
Hinzu kommt eine allgemeine Gewebefibrosierung<br />
sowie direkte Zellschädigung<br />
mit chromosomalen Veränderungen.<br />
Lokale Lymphödeme, zunehmende<br />
Hyalinisierung auf Kosten der<br />
elastischen Fasern und Thrombosen in<br />
RELATION ZWISCHEN STRAHLENDOSIS<br />
UND AUSWIRKUNGEN AUF DAS GEWEBE<br />
100<br />
50<br />
Wirkung in %<br />
krankheitsfrei<br />
neoplastische Zellen zu zerstören und<br />
dabei das gesunde Gewebe mehr oder<br />
weniger intakt zu lassen. Ein solcher<br />
Unterschied in der Radiosensitivität<br />
kann zum einen auf einer höheren Sensitivität<br />
für die Bestrahlung per se basieren.<br />
So sind die malignen Zellen einiger<br />
Typen des Lymphosarkoms oder<br />
des Seminoms des Hodens häufig sehr<br />
sensitiv und können mit geringen<br />
Strahlendosen ausgerottet werden, wobei<br />
das umgebende Gewebe unangetastet<br />
bleibt.<br />
Häufig allerdings ist die Sensitivität<br />
der neoplastischen Zellen gegenüber<br />
ionisierenden Strahlen dem umgebenden<br />
Gewebe sehr ähnlich. In solchen<br />
Fällen basiert die vorliegende Differenz<br />
in der Radiosensitivität zwischen malignem<br />
und normalem Gewebe auf der<br />
unterschiedlichen Regenerationfähigkeit<br />
der verschiedenen Gewebe, mit<br />
der die durch die Bestrahlung reduzierten<br />
Zellpopulationen wieder regenerieren<br />
können.<br />
In der Regel wird die Behandlungsdosis<br />
in mehreren Sitzungen appliziert.<br />
Ein Grund dafür ist, daß das normale<br />
Gewebe in der Regel eine größere Fähigkeit<br />
zur Erholung besitzt als neoplastische<br />
Zellen.<br />
Die Strahlendosis wird gemessen<br />
über den Betrag der absorbierten Energie<br />
pro Gewichtseinheitsgewebe. Diese<br />
Einheit Gray (Gy) entspricht der Absorption<br />
von 1 J / kg (1 rad = 0,01 Gy).<br />
Die Relation zwischen der totalen<br />
Strahlendosis und dem Effekt auf beide,<br />
nämlich normales und neoplastisches<br />
Gewebe, kann am besten durch<br />
eine S-förmige Kurve der Auswirkung<br />
der Strahlendosis auf das Gewebe<br />
charakterisiert werden.<br />
Eine effiziente Radiotherapie basiert<br />
auf dem Konzept, daß dieser S-förmige<br />
Kurvenverlauf bezüglich der Dosiswirkung<br />
für Normalgewebe und für den<br />
Tumor quantitativ verschieden ist.<br />
Der Zwischenraum zwischen diesen<br />
Kurven wird als therapeutische Breite<br />
definiert. Je schmaler dieser ist, um so<br />
weniger kann der Tumor ohne ein hohes<br />
Risiko für einen Schaden am normalen<br />
Gewebe zerstört werden.<br />
Die Fraktionsdosis im kritischen Gewebe<br />
sollte 2,5 - 3 Gy nicht überschreiten.<br />
Die Schadensdosis liegt für die<br />
Haut bei 45 - 65 Gy. Nach Einzeitbestrahlung<br />
mit 6 - 8 Gy beobachtet man<br />
einen typischen dreiphasigen Verlauf<br />
des Erythems, das sogenannte Dreiden<br />
Arteriolen und Venolen führen<br />
schließlich zur örtlichen Ernährungsstörung<br />
und damit zum schlecht heilenden<br />
Ulcus. Diese Ulcera können im<br />
ungünstigsten Fall mit einer Latenz von<br />
4 bis 40 Jahren eine maligne Transformation<br />
erfahren.<br />
Daneben zeigen sich als Bestrahlungsfolgen<br />
auch Radionekrosen mit<br />
Spontanfrakturen sowie Pleura- und<br />
Lungenfibrosen. Als Folge der Radiatio<br />
des Mammacarcinoms sind letztlich<br />
der nicht seltene Plexusschaden mit<br />
progressiven Lähmungserscheinungen<br />
motorischer und sensibler Art und den<br />
starken nächtlichen Schmerzen sowie<br />
das Lymphödem des Arms mit Bewegungseinschränkungen<br />
zu nennen.<br />
PATHOGENESE DER STRAHLENFOLGE<br />
Grundsätze der Strahlentherapie<br />
Das Prinzip des Einsatzes ionisierender<br />
Strahlen besteht in der Möglichkeit,<br />
1000 2000 3000<br />
kumulative Dosis in R<br />
Hautschaden<br />
ungünstiger<br />
Heilverlauf<br />
Die dunkelblauen Kreise markieren den Tumoreffekt, die weißen die Effekte auf das gesunde<br />
Gewebe. Die resultierende Kurve (hellblau ) ergibt die Karzinomheilung ohne Gewebeläsionen.<br />
(Quelle: Sandqvist)<br />
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