Die Kaufland-Connection - El Pato Ltd.
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24 / 2007 WIRTSCHAFT UND HANDEL<br />
PZ<br />
auf, die bis 2005 außerdem im brandenburgischen<br />
Rathenow eine <strong>Kaufland</strong>-Apotheke<br />
betrieb.<br />
Weil in der Maklerszene vor allem der<br />
direkte Draht in den Markt zählt, sind die<br />
Strukturen des Berliner Netzes verflochten:<br />
Über seine eigene sowie die beiden<br />
Leipziger <strong>Kaufland</strong>-Apotheken seiner Frau<br />
betreibt Fritsch, gemeinsam mit Finnern,<br />
außerdem die Versandapotheke Apo-Discounter<br />
sowie ein Logistikzentrum, das allein<br />
angesichts seiner Größe der Belieferung<br />
breit aufgestellter Zusammenschlüsse<br />
dienen dürfte. Nicht nur in Leipzig gilt<br />
das Fritsch-Imperium seit Jahren als feste<br />
Größe: Als Anwalt in verschiedenen berufsrechtlichen<br />
Auseinandersetzungen<br />
soll Fritsch sich vor Jahren von keinem Geringeren<br />
als dem heutigen Celesio-Chef Dr.<br />
Fritz Oesterle vertreten lassen haben.<br />
Vieles bleibt offen<br />
»Keine Maklergebühren, keine Vermittlungsprovisionen,<br />
sondern ein erfolgreich<br />
erprobtes Betreiberkonzept« – das Franchise-Angebot<br />
der BRL lässt vieles offen<br />
und manches erahnen. Während BRL bemüht<br />
ist, die eigene Rolle auf die eines »Ladenbauers«<br />
zu reduzieren, hilft ein Blick<br />
ins Ausland, um das komplexe Konstrukt<br />
zu verstehen: Bereits unmittelbar nach der<br />
Gründung startete das Unternehmen<br />
2002 auch in Tschechien und Polen mit seinem<br />
<strong>Kaufland</strong>-Konzept durch. Dank der<br />
gesetzlichen Freiheiten und der finanziellen<br />
Rückendeckung mutmaßlicher Investoren<br />
brauchte BRL hier keine selbstständigen<br />
Apotheker mit ins Boot zu holen: Das<br />
Unternehmen blieb unmittelbarer Eigentümer<br />
der installierten <strong>Kaufland</strong>-Apotheken.<br />
In beiden Ländern hatten bereits andere<br />
Firmen damit begonnen, die begehrten<br />
Standorte zu belegen. In Tschechien<br />
baute der ehemalige Gehe-Chef Jaroslav<br />
Havrda bereits seit 2000 eine <strong>Kaufland</strong>-<br />
Apothekenkette auf; in Polen siedelten<br />
sich ebenfalls nicht zur BRL gehörende<br />
Apotheken in den SB-Märkten an.<br />
Land Filialen Apotheken<br />
Deutschland 500 70<br />
Tschechien 75 62<br />
Polen 70 34<br />
Slowakei 30 20<br />
Kroation 17 k. A.<br />
Bulgarien 10 k. A.<br />
Rumänien 10 k. A.<br />
GESAMT 712 186<br />
<strong>Kaufland</strong>-Filialen und -Apotheken Europa<br />
Vor zwei Jahren erfolgte die generalstabsmäßige<br />
Konsolidierung: <strong>Die</strong> slowakische<br />
Investmentgruppe Penta, die in ihrem<br />
Heimatland sowohl Apotheken, Polikliniken<br />
als auch Krankenversicherungen betreibt,<br />
kaufte sämtliche <strong>Kaufland</strong>-Apotheken.<br />
Damit betreibt das Unternehmen in<br />
der Mehrzahl der tschechischen, polnischen<br />
und slowakischen <strong>Kaufland</strong>-Märkte<br />
eigene Apotheken (siehe Tabelle).<br />
Zurzeit werden die Filialen grenzübergreifend<br />
in »Dr. Max« umbenannt; rund<br />
700 000 Euro kostet der Markenwechsel<br />
das Unternehmen eigenen Angaben zufol-<br />
Hinter Spiegelglas werden Apothekenflächen vermarktet.<br />
ge alleine in Tschechien. Optisch stehen<br />
die verkauften Apotheken allerdings weiterhin<br />
komplett in der BRL-Linie.<br />
<strong>Die</strong> unabhängigen Apotheker verfolgen<br />
die Marketing-Aktivitäten der Kette<br />
mit zunehmender Sorge. Weil die Vorbesitzer<br />
zum Teil marode Strukturen – fehlendes<br />
Personal, schlechter Service, finanzielle<br />
Probleme – hinterlassen haben, lockt »Dr.<br />
Max« derzeit Kunden mit Gutschriften und<br />
sogar Auszahlungen von fünf Kronen pro<br />
eingelöstem Rezept in seine Apotheken.<br />
Versuche von Apothekerkammer und -verband,<br />
gegen diese unethische Praxis vorzugehen,<br />
scheiterten. Auch die Tatsache,<br />
dass innerhalb der Geschäftszeiten offensichtlich<br />
häufiger kein Apotheker anwesend<br />
ist, lässt bei den tschechischen Pharmazeuten<br />
die Alarmglocken schrillen. Bislang<br />
beendete lediglich der genossenschaftliche<br />
Großhändler Pharmos die Belieferung<br />
der Kette – Phoenix und Gehe<br />
sprangen dankend in die Bresche. <strong>Die</strong> beiden<br />
Konzerne dürften derzeit ohnehin die<br />
Nähe zu Penta suchen – Beobachter gehen<br />
davon aus, dass die Investmentgruppe nur<br />
kommissarischer Verwalter ist oder die sanierte<br />
Kette früher oder später verkaufen<br />
wird.<br />
Internationales Netzwerk<br />
Unterdessen scheint die Berliner BRL bemüht,<br />
ihr internationales Netz weiter auszubauen.<br />
Einstiegsmöglichkeiten werden<br />
derzeit offenbar in Kroatien, der Slowakei<br />
sowie in Bulgarien und Rumänien geprüft.<br />
<strong>Die</strong> Erfolgsaussichten stehen nicht<br />
schlecht, denn erfahrungsgemäß werden<br />
die betroffenen Einzelhandelsmärkte von<br />
<strong>Kaufland</strong>-Eröffnungen regelrecht überrollt.<br />
<strong>Die</strong> Apotheker Osteuropas sehen der<br />
Expansion der Schwarz-Gruppe und ihrer<br />
Maklergefolgschaft mit Sorge entgegen.<br />
Der schwäbische Familienkonzern lässt<br />
sich seinen Aufbruch nach Ost- und Südeuropa<br />
seit Jahren von der Europäischen<br />
Bank für Wiederaufbau und Entwicklung<br />
fördern; dreistellige Millionenbeträge sollen<br />
in den vergangenen Jahren geflossen<br />
sein. Wie Phoenix/Ratiopharm-Milliardär<br />
Dr. Adolf Merckle setzt auch Firmenchef<br />
<strong>Die</strong>ter Schwarz, nach den Aldi-Brüdern der<br />
drittreichste Mann Deutschlands, auf ein<br />
Unternehmens- und Beteiligungslabyrinth<br />
von 600 ineinander verschachtelten Firmen.<br />
Möglicherweise teilen die beiden<br />
Konzerne mehr als nur ihre Firmenphilosophien.<br />
Beobachter gehen davon aus, dass<br />
BRL eine Statthalterfunktion übernimmt.<br />
Auch in Deutschland könnte dann das Angebot<br />
der <strong>Kaufland</strong>-Makler für Apotheker<br />
schnell seinen Servicecharakter verlieren<br />
und vom <strong>Die</strong>nstleistungs- zum Beschäftigungsverhältnis<br />
mutieren. /<br />
Pharm. Ztg. ·152.Jahrgang ·14. Juni 2007 2253 63