Die Kaufland-Connection - El Pato Ltd.
Die Kaufland-Connection - El Pato Ltd.
Die Kaufland-Connection - El Pato Ltd.
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
PZ<br />
Center-Apotheken<br />
<strong>Die</strong> <strong>Kaufland</strong>-<strong>Connection</strong><br />
Von Patrick Hollstein / Einkaufscenter, Lebensmittelmärkte und Gewerbeparks<br />
locken auch Apotheken mit der Aussicht auf hohe Kundenfrequenz.<br />
Großhändler und Projektentwickler halten ihre Hände über<br />
die besten Flächen. Es geht um die Sicherung von Gewinnen und<br />
Standorten. Im Schatten von Fremd- und Mehrbesitzverbot hat sich<br />
ein schwer durchschaubarer lukrativer Industriezweig für Apothekenimmobilien<br />
entwickelt. Fallbeispiel: <strong>Kaufland</strong>.<br />
Einer der ersten Verbrauchermärkte, der<br />
systematisch Apotheken in seinen Filialen<br />
platzierte, war <strong>Kaufland</strong>. 23 Jahre nach der<br />
Eröffnung des ersten SB-Warenhauses in<br />
Neckarsulm betreibt das zur Schwarz-<br />
Gruppe zählende Unternehmen heute<br />
700 Märkte in Deutschland, Tschechien,<br />
Polen, Kroatien, der Slowakei sowie in Bulgarien<br />
und Rumänien. Anders als der ebenfalls<br />
zur Gruppe gehörende Discounter Lidl<br />
setzen die Schwester-Unternehmen <strong>Kaufland</strong>,<br />
Kaufmarkt und Handelshof nicht auf<br />
Billigprodukte, sondern auf Markenware.<br />
Von Beginn an bietet <strong>Kaufland</strong> daher neben<br />
Bäckern, Metzgern, Friseuren, Reisebüros<br />
und anderen selbstständigen Einzelhändlern<br />
auch Apothekern die Möglichkeit,<br />
sich als Konzessionäre in den Märkten<br />
anzusiedeln.<br />
Unbekannte Kennziffern<br />
Über die genaue Zahl der <strong>Kaufland</strong>-Apotheken<br />
wird nichts bekannt gemacht;<br />
erst nachdem die Gewerkschaft ver.di mit<br />
ihrem Schwarz-Buch 2004 die miserablen<br />
Arbeitsbedingungen bei Lidl öffentlich<br />
angeprangert hat, betreibt der Konzern<br />
62 2252<br />
Pharm. Ztg. ·152.Jahrgang ·14. Juni 2007<br />
WIRTSCHAFT UND HANDEL 24 / 2007<br />
ein Mindestmaß an Öffentlichkeitsarbeit.<br />
Mittlerweile dürften<br />
rund 70 Märkte allein in<br />
Deutschland über eine Apotheke<br />
verfügen; die Namenswahl »Apotheke<br />
im <strong>Kaufland</strong>« obliegt einer Sprecherin<br />
des Konzerns zufolge der »Entscheidung<br />
der rechtlich selbstständigen Apotheker«.<br />
Doch der Markt ist umkämpft –<br />
<strong>Kaufland</strong>-Apotheker wird man so einfach<br />
nicht.<br />
Bereits 1991 übernahm die Apotheken<br />
Marketing Gesellschaft mbH die Vermittlung<br />
von <strong>Kaufland</strong>-Flächen an Apotheker.<br />
Gesellschafter des Unternehmens waren<br />
der Neckarsulmer Apotheker Helmut<br />
Fritsch und der ehemalige Anzag-Mitarbeiter<br />
Joachim Birkle. Das Geschäft mit der<br />
An- und Weitervermietung von Gewerbeflächen<br />
für Apotheken florierte, doch 2001<br />
trennten sich die beiden Unternehmer. Birkle<br />
legte in Zusammenarbeit mit Kohlpharma<br />
vor drei Jahren das Franchisekonzept<br />
Avie auf, das ebenfalls überwiegend<br />
auf Standorte in Einkaufsmärkten wie Wal<br />
Mart, Real und <strong>Kaufland</strong> setzt. Mittlerweile<br />
gehören knapp 60 Apotheken dem Modell<br />
Prinzip: billig Fotos: Privat<br />
an, das in der Branche nicht unumstritten<br />
gesehen wird.<br />
Lizenzhandel<br />
Fritsch siedelte sich mit einer Center-Apotheke<br />
am Stadtrand Berlins an und handelte<br />
weiterhin exklusiv mit <strong>Kaufland</strong>-Lizenzen:<br />
Hauptanbieter für Apothekenflächen<br />
in <strong>Kaufland</strong>-Märkten ist mit mittlerweile<br />
45 vermittelten Standorten ein Unternehmen<br />
namens BRL Center GmbH, neuerdings<br />
BRL Marketinggesellschaft mbH. <strong>Die</strong><br />
Verwaltungsgesellschaft mit Sitz in Berlin<br />
gehört einer Holding aus dem schweizerischen<br />
Zollikon.<br />
Als Geschäftsführer agiert Jörg Finnern,<br />
ein ehemaliger Verkaufsleiter der Sanacorp<br />
in Potsdam. Als Regionalmanagerin<br />
Deutschland tritt bei BRL außerdem die Inhaberin<br />
einer Apotheke in Charlottenburg
24 / 2007 WIRTSCHAFT UND HANDEL<br />
PZ<br />
auf, die bis 2005 außerdem im brandenburgischen<br />
Rathenow eine <strong>Kaufland</strong>-Apotheke<br />
betrieb.<br />
Weil in der Maklerszene vor allem der<br />
direkte Draht in den Markt zählt, sind die<br />
Strukturen des Berliner Netzes verflochten:<br />
Über seine eigene sowie die beiden<br />
Leipziger <strong>Kaufland</strong>-Apotheken seiner Frau<br />
betreibt Fritsch, gemeinsam mit Finnern,<br />
außerdem die Versandapotheke Apo-Discounter<br />
sowie ein Logistikzentrum, das allein<br />
angesichts seiner Größe der Belieferung<br />
breit aufgestellter Zusammenschlüsse<br />
dienen dürfte. Nicht nur in Leipzig gilt<br />
das Fritsch-Imperium seit Jahren als feste<br />
Größe: Als Anwalt in verschiedenen berufsrechtlichen<br />
Auseinandersetzungen<br />
soll Fritsch sich vor Jahren von keinem Geringeren<br />
als dem heutigen Celesio-Chef Dr.<br />
Fritz Oesterle vertreten lassen haben.<br />
Vieles bleibt offen<br />
»Keine Maklergebühren, keine Vermittlungsprovisionen,<br />
sondern ein erfolgreich<br />
erprobtes Betreiberkonzept« – das Franchise-Angebot<br />
der BRL lässt vieles offen<br />
und manches erahnen. Während BRL bemüht<br />
ist, die eigene Rolle auf die eines »Ladenbauers«<br />
zu reduzieren, hilft ein Blick<br />
ins Ausland, um das komplexe Konstrukt<br />
zu verstehen: Bereits unmittelbar nach der<br />
Gründung startete das Unternehmen<br />
2002 auch in Tschechien und Polen mit seinem<br />
<strong>Kaufland</strong>-Konzept durch. Dank der<br />
gesetzlichen Freiheiten und der finanziellen<br />
Rückendeckung mutmaßlicher Investoren<br />
brauchte BRL hier keine selbstständigen<br />
Apotheker mit ins Boot zu holen: Das<br />
Unternehmen blieb unmittelbarer Eigentümer<br />
der installierten <strong>Kaufland</strong>-Apotheken.<br />
In beiden Ländern hatten bereits andere<br />
Firmen damit begonnen, die begehrten<br />
Standorte zu belegen. In Tschechien<br />
baute der ehemalige Gehe-Chef Jaroslav<br />
Havrda bereits seit 2000 eine <strong>Kaufland</strong>-<br />
Apothekenkette auf; in Polen siedelten<br />
sich ebenfalls nicht zur BRL gehörende<br />
Apotheken in den SB-Märkten an.<br />
Land Filialen Apotheken<br />
Deutschland 500 70<br />
Tschechien 75 62<br />
Polen 70 34<br />
Slowakei 30 20<br />
Kroation 17 k. A.<br />
Bulgarien 10 k. A.<br />
Rumänien 10 k. A.<br />
GESAMT 712 186<br />
<strong>Kaufland</strong>-Filialen und -Apotheken Europa<br />
Vor zwei Jahren erfolgte die generalstabsmäßige<br />
Konsolidierung: <strong>Die</strong> slowakische<br />
Investmentgruppe Penta, die in ihrem<br />
Heimatland sowohl Apotheken, Polikliniken<br />
als auch Krankenversicherungen betreibt,<br />
kaufte sämtliche <strong>Kaufland</strong>-Apotheken.<br />
Damit betreibt das Unternehmen in<br />
der Mehrzahl der tschechischen, polnischen<br />
und slowakischen <strong>Kaufland</strong>-Märkte<br />
eigene Apotheken (siehe Tabelle).<br />
Zurzeit werden die Filialen grenzübergreifend<br />
in »Dr. Max« umbenannt; rund<br />
700 000 Euro kostet der Markenwechsel<br />
das Unternehmen eigenen Angaben zufol-<br />
Hinter Spiegelglas werden Apothekenflächen vermarktet.<br />
ge alleine in Tschechien. Optisch stehen<br />
die verkauften Apotheken allerdings weiterhin<br />
komplett in der BRL-Linie.<br />
<strong>Die</strong> unabhängigen Apotheker verfolgen<br />
die Marketing-Aktivitäten der Kette<br />
mit zunehmender Sorge. Weil die Vorbesitzer<br />
zum Teil marode Strukturen – fehlendes<br />
Personal, schlechter Service, finanzielle<br />
Probleme – hinterlassen haben, lockt »Dr.<br />
Max« derzeit Kunden mit Gutschriften und<br />
sogar Auszahlungen von fünf Kronen pro<br />
eingelöstem Rezept in seine Apotheken.<br />
Versuche von Apothekerkammer und -verband,<br />
gegen diese unethische Praxis vorzugehen,<br />
scheiterten. Auch die Tatsache,<br />
dass innerhalb der Geschäftszeiten offensichtlich<br />
häufiger kein Apotheker anwesend<br />
ist, lässt bei den tschechischen Pharmazeuten<br />
die Alarmglocken schrillen. Bislang<br />
beendete lediglich der genossenschaftliche<br />
Großhändler Pharmos die Belieferung<br />
der Kette – Phoenix und Gehe<br />
sprangen dankend in die Bresche. <strong>Die</strong> beiden<br />
Konzerne dürften derzeit ohnehin die<br />
Nähe zu Penta suchen – Beobachter gehen<br />
davon aus, dass die Investmentgruppe nur<br />
kommissarischer Verwalter ist oder die sanierte<br />
Kette früher oder später verkaufen<br />
wird.<br />
Internationales Netzwerk<br />
Unterdessen scheint die Berliner BRL bemüht,<br />
ihr internationales Netz weiter auszubauen.<br />
Einstiegsmöglichkeiten werden<br />
derzeit offenbar in Kroatien, der Slowakei<br />
sowie in Bulgarien und Rumänien geprüft.<br />
<strong>Die</strong> Erfolgsaussichten stehen nicht<br />
schlecht, denn erfahrungsgemäß werden<br />
die betroffenen Einzelhandelsmärkte von<br />
<strong>Kaufland</strong>-Eröffnungen regelrecht überrollt.<br />
<strong>Die</strong> Apotheker Osteuropas sehen der<br />
Expansion der Schwarz-Gruppe und ihrer<br />
Maklergefolgschaft mit Sorge entgegen.<br />
Der schwäbische Familienkonzern lässt<br />
sich seinen Aufbruch nach Ost- und Südeuropa<br />
seit Jahren von der Europäischen<br />
Bank für Wiederaufbau und Entwicklung<br />
fördern; dreistellige Millionenbeträge sollen<br />
in den vergangenen Jahren geflossen<br />
sein. Wie Phoenix/Ratiopharm-Milliardär<br />
Dr. Adolf Merckle setzt auch Firmenchef<br />
<strong>Die</strong>ter Schwarz, nach den Aldi-Brüdern der<br />
drittreichste Mann Deutschlands, auf ein<br />
Unternehmens- und Beteiligungslabyrinth<br />
von 600 ineinander verschachtelten Firmen.<br />
Möglicherweise teilen die beiden<br />
Konzerne mehr als nur ihre Firmenphilosophien.<br />
Beobachter gehen davon aus, dass<br />
BRL eine Statthalterfunktion übernimmt.<br />
Auch in Deutschland könnte dann das Angebot<br />
der <strong>Kaufland</strong>-Makler für Apotheker<br />
schnell seinen Servicecharakter verlieren<br />
und vom <strong>Die</strong>nstleistungs- zum Beschäftigungsverhältnis<br />
mutieren. /<br />
Pharm. Ztg. ·152.Jahrgang ·14. Juni 2007 2253 63
PZ<br />
Hintergrund<br />
Mächtige Makler<br />
Von Patrick Hollstein / Zentralistische Einkaufsstrukturen entziehen unabhängigen<br />
Einzelhändlern in den traditionellen offenen Stadtlagen seit<br />
Jahren die Substanz. Während die Kommunalpolitik jede Center-Eröffnung<br />
als Befreiungsschlag für die kränkelnde Konjunktur feiert, sterben jenseits<br />
der uniformen Shopping-Malls ganze Gewerbesparten aus.<br />
Längst werden die großen Center von<br />
Tochterunternehmen der wichtigsten Einzelhandelskonzerne<br />
betrieben, die vor allem<br />
kleineren Mietern mit unbarmherzigen<br />
Konditionen – hohe Mietpreise, lange<br />
Laufzeiten von 10 bis 15 Jahren und sogar<br />
die Aussicht auf umsatzabhängige Mieten<br />
– das Leben schwer machen.<br />
Während die meisten unabhängigen<br />
Apotheker also sorgsam abwägen, wo und<br />
zu welchen Konditionen sie sich niederlassen,<br />
beteiligen sich die mit der nötigen finanziellen<br />
Manövriermasse ausgestatteten<br />
Handelsunternehmen der Branche<br />
schon heute an der Jagd nach der Laufkundschaft<br />
von morgen. Immer öfter treten<br />
die Makler dabei nicht mehr nur als reine<br />
Vermittler, sondern als dauerhafte Zwischenmieter<br />
auf: Auf bis zu 1000 Apotheken<br />
schätzt ein Kenner die Zahl derjenigen<br />
Apotheken, die in einem Untermietverhältnis<br />
betrieben werden.<br />
Prinzipiell gibt es an einem professionellen<br />
Standortmanagement nichts auszusetzen.<br />
Denn natürlich fällt es hauptberuflichen<br />
Maklern leichter als Apothekern<br />
und Ärzten, Standorte zu finden und zu bewerten<br />
sowie die Mietverträge mit den<br />
Vermietern zu verhandeln, eventuell sogar<br />
im Paket mehrerer Standorte. Doch erfahrungsgemäß<br />
treibt das Geschäft mit Flä-<br />
64 2254<br />
Pharm. Ztg. ·152.Jahrgang ·14. Juni 2007<br />
WIRTSCHAFT UND HANDEL 24 / 2007<br />
chen, das die Marktkenner der Pharmagroßhändler<br />
längst als eigene zukunftsträchtige<br />
Sparte erkannt haben, seltsame<br />
Blüten.<br />
Zwar übernehmen die Zwischenmieter<br />
das Risiko der langfristigen Bindung und<br />
subventionieren nicht selten die Neugründung<br />
über die Anlaufphase hinweg.<br />
Gleichzeitig sichern sie sich damit jedoch<br />
selbst dauerhaft die Rechte an den exponiertesten<br />
Flächen. Den vom Discountbetrieb<br />
abfallenden Mehrumsatz lassen sich<br />
Logistikzentrum in Leipzig<br />
Rabatt auf Schmerz:<br />
<strong>Kaufland</strong>-Apotheke<br />
in Leipzig<br />
Fotos: Privat<br />
die Beteiligten bezahlen: Von der Betreibergesellschaft<br />
bis zum Zwischenmieter<br />
verdient auch nach der Übergabe an einen<br />
Approbierten so mancher aus der Marge<br />
mit. Zwar sind umsatzabhängige Mieten –<br />
außer in Pachtverhältnissen – durch das<br />
Apothekengesetz verboten. Da jedoch<br />
kaum jemand die entsprechenden Verträge<br />
einsehen kann, fehle den Behörden<br />
meist die Handhabe, gegen diese Praxis<br />
vorzugehen, so ein Kenner des Marktes.<br />
Mitunter werden junge Pharmazeuten regelrecht<br />
als Strohmänner und -frauen eingesetzt;<br />
manchmal verhandeln die Zwischenmieter<br />
sogar die Konditionen mit<br />
dem Großhandel. Schwestergesellschaften<br />
übernehmen die Ladeneinrichtung<br />
oder das Leasing des Mobiliars. Auch Arztpraxen<br />
sind häufig Teil des Komplettpakets.<br />
Alle wollen teilhaben<br />
Neben BRL und Avie treibt zahlreiche Pharmagroßhändler,<br />
Makler und selbstständige<br />
Apotheker der Wettbewerb um die besten<br />
Standorte um. Celesio-Tochter Inten<br />
verhandelt im Paket mit den Betreibergesellschaften<br />
der Einkaufscenter Mietpreise<br />
und Laufzeiten. Dann schließen Apotheker<br />
und Makler einen Untermietvertrag, der<br />
durch einen Apothekenkonzeptionsvertrag<br />
ergänzt werden kann. <strong>Die</strong> Apotheker<br />
unterschreiben zwar keine Lieferverpflichtung;<br />
dass das Abhängigkeitsverhältnis in<br />
der langfristigen Betrachtung trotzdem<br />
die gewünschte Bindung erzeugt und dem<br />
Konzern in jedem Fall den lukrativen<br />
Standort sichert, steht außer Frage.<br />
Mit der gewohnten Intransparenz<br />
agiert Phoenix: Einem Marktkenner zufolge<br />
sichert sich Deutschlands größter Pharmagroßhändler<br />
als Bürge und Kooperationspartner<br />
einzelner Apotheker und Makler-Büros<br />
seinen Einfluss auf Top-Standorte.<br />
<strong>Die</strong> Anzag hatte eine Zeit lang Flächen<br />
in Marktkauf-Filialen vermittelt, sich jedoch<br />
eigenen Angaben zufolge mittlerweile<br />
aus dem Geschäft zurückgezogen.<br />
Auch einzelne Apotheker haben dank<br />
ausreichender finanzieller Ressourcen den<br />
Einstieg ins Immobiliengeschäft gewagt<br />
und nehmen die Standortsicherung organisiert<br />
in die Hand. Bis zu 30 Mitglieder der
PZ<br />
<strong>El</strong>ac-Gruppe, einer Einkaufsgemeinschaft,<br />
der rund 160 führende Apotheken angehören,<br />
beteiligen sich Insidern zufolge über<br />
Verflechtungen mit der Ostenwaller Verwaltungsgesellschaft<br />
mbH an der Jagd<br />
nach den Top-Standorten. Bis zu 30 Mietverträge<br />
an ausgewählten Standorten soll<br />
sich das Unternehmen mit Sitz in Leipzig<br />
gesichert haben.<br />
Flächen im Dutzend<br />
Daneben gibt es Makler, die an der klassischen<br />
Vermittlung und Vermietung interessiert<br />
sind oder ebenfalls strategische<br />
Standortinteressen verfolgen. Eng mit ECE,<br />
der Center-Entwicklungstochter des Versandhändlers<br />
Otto, soll seit Jahren ein<br />
Hamburger Geschäftsmann namens Jürgen<br />
Rühe zusammenarbeiten; geschätzte<br />
40 Center-Apotheken hat der Sohn eines<br />
Hamburger Apothekers bereits vermittelt.<br />
<strong>Die</strong> HKK An- und Vermietungsgesellschaft<br />
mbH mit derzeitigem Sitz in der Nähe von<br />
Neckarsulm hat sich ebenfalls auf die Vermittlung<br />
von Standorten für Apotheker<br />
<strong>Kaufland</strong>-Apotheken in Deutschland (links, Mitte) und in Tschechien.<br />
66 2256<br />
Pharm. Ztg. ·152.Jahrgang ·14. Juni 2007<br />
WIRTSCHAFT UND HANDEL 24 / 2007<br />
und Ärzte spezialisiert. Das Unternehmen,<br />
dessen Vorgänger vom Potsdamer Apothekenberater<br />
Detlev Berger gegründet worden<br />
war, sowie die derzeitigen Hintermänner,<br />
Wolfgang Tangermann und Heinz<br />
Kübler, sind wahrscheinlich treuhänderisch<br />
tätig. <strong>Die</strong> Hamburger Immobilienund<br />
Projektplanungsgesellschaft PPGE gilt<br />
als weiterer wichtiger Player. Selbst der Ladenbauer<br />
Servotec soll eine Handvoll<br />
Standorte in Süddeutschland halten.<br />
In wessen Auftrag die Makler letzten<br />
Endes wirklich unterwegs sind beziehungsweise<br />
wie nachhaltig das Engagement<br />
der Vermittler ist, also mit welchen<br />
Klauseln sie sich den Zugriff auf die Flächen<br />
sichern, lässt sich nur in den seltensten<br />
Fällen herausfinden.<br />
Blutspur<br />
Doch auch in solchen Fällen, in denen mit<br />
der Übergabe das Geschäftsverhältnis zwischen<br />
Immobilienbüro und approbiertem<br />
Apotheker beendet ist, belasten die Vermittlungskosten<br />
oft über Jahre hinweg die<br />
Einheitliche Ausstattung:<br />
<strong>Kaufland</strong>-Apotheke<br />
Fotos: Privat<br />
Wirtschaftlichkeit der Apotheke. Mit Gebühren<br />
von bis zu 200 000 Euro zieht so<br />
mancher Immobilienhai seine »Blutspur«<br />
durch die deutsche Apothekenlandschaft,<br />
so ein Marktkenner.<br />
Kooperationen machen mit<br />
Um ihre Mitglieder vor überteuerten oder<br />
unseriösen Anbietern zu schützen, helfen<br />
verschiedene Apothekenkooperationen<br />
Apothekern bei der Suche, Bewertung und<br />
Vermittlung von Gewerbeflächen. In Ländern<br />
mit Fremd- und unbeschränktem<br />
Mehrbesitz treten die Zusammenschlüsse<br />
und Genossenschaften sogar noch entschlossener<br />
auf, um Maklern und Kettenbetreibern<br />
durch spezielle Finanzierungsmodelle<br />
für unabhängige Mitglieder und<br />
Kunden das Leben schwerer zu machen: In<br />
Irland sind die beiden führenden Großhändler<br />
United Drug und Uniphar durch<br />
spezielle Leasing-Programme im Bieterwettbewerb<br />
um lukrative Standorte zu bedeutenden<br />
Konkurrenten aufgestiegen. Im<br />
Rahmen seines sogenannten Independent<br />
Pharmacy Ownership Sheme (IPOS) kauft<br />
Uniphar Apotheken auf und gibt diese in<br />
20-prozentigen Anteilen an junge Pharmazeuten<br />
weiter, die sich selbstständig machen<br />
wollen.<br />
Über einen Zeitraum von zwölf Jahren<br />
haben die Leiter die Möglichkeit, die jeweilige<br />
Filiale komplett zu erwerben; so lange<br />
müssen die Anteilseigner im Angestelltenstatus<br />
die Vorgaben des Managements umsetzen.<br />
Mittlerweile nehmen mehr als 100<br />
Apotheker am Programm teil – und Celesio<br />
hinkt seit Jahren beim wiederholt angekündigten<br />
Ausbau seiner Kette hinterher. /