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GMS Zeitschrift für Medizinische <strong>Aus</strong>bildung ISSN 1860-3572<br />
<strong>Kooperation</strong> <strong>der</strong> <strong>Gesundheitsberufe</strong><br />
<strong>die</strong> <strong>Rolle</strong> <strong>von</strong> <strong>Aus</strong>- und Weiterbildung<br />
• Eckhart G. Hahn 1<br />
Leitartikel<br />
Selten haben Empfehlungen des Sachverständigenrats zur Begutachtung<br />
<strong>der</strong> Entwicklung des Gesundheitswesens so am Berufsbild<br />
<strong>der</strong> <strong>Gesundheitsberufe</strong> gerüttelt wie in dem Gutachten, dass <strong>die</strong><br />
Gesundheitsweisen an Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt<br />
am 3. Juli 2007 übergeben haben: <strong>Kooperation</strong> und Verantwortung<br />
- Voraussetzungen einer zielorientierten Gesundheitsversorgung<br />
[1]. Deshalb titelt <strong>die</strong> Ärztezeitung „Sachverständige rütteln am<br />
Arztbild“ und „Mediziner for<strong>der</strong>n klare Grenzen für <strong>die</strong> nichtärztlichen<br />
Berufe“ (Nr.141, Dienstag 31. Juli 2007). Dies bezieht<br />
sich auf das Kapitel 2 des Gutachtens: Die Entwicklung <strong>der</strong> Zusammenarbeit<br />
<strong>der</strong> <strong>Gesundheitsberufe</strong> als Beitrag zu einer effizienten<br />
und effektiven Gesundheitsversorgung. Dabei wird <strong>die</strong> wahre Bedeutung<br />
<strong>die</strong>ser fast 1000 Seiten starken Analysen und Vorschläge<br />
erst klar, wenn auch <strong>die</strong> an<strong>der</strong>en 4 Themen zum Thema „<strong>Kooperation</strong><br />
und Verantwortung“ zur Kenntnis genommen werden: Kapitel<br />
3. Integrierte Versorgung in <strong>der</strong> GKV: Entwicklung, Stand<br />
und Perspektiven, 4. Krankenhauswesen: Planung und Finanzierung,<br />
5. Qualität und Sicherheit: Angemessenheit und Verantwortlichkeit<br />
in <strong>der</strong> Gesundheitsversorgung, 6. Primärprävention in<br />
vulnerablen Gruppen, und wenn man auch den ersten Abschnitt<br />
1. Einleitung: <strong>Kooperation</strong> und Verantwortung als Voraussetzungen<br />
einer zielorientierten Gesundheitsversorgung gelesen hat. Die<br />
Kurzfassung des Gutachtens (106 Seiten) erlaubt <strong>die</strong>s recht schnell<br />
[1].<br />
• Alles auf dem Prüfstand<br />
Dabei wird deutlich, dass fast alle Gewohnheiten unseres Gesundheitswesens<br />
auf dem Prüfstand stehen. Das Gutachten for<strong>der</strong>t eine<br />
neue, mo<strong>der</strong>ne Definition des Heilkundebegriffs (Heilpraktikergesetz<br />
1939!), eine neue Verteilung <strong>der</strong> Zuständigkeit und Haftung<br />
<strong>der</strong> <strong>Gesundheitsberufe</strong> bei <strong>der</strong> Arbeit für den Patienten und Gesunden<br />
für Prävention, Diagnose, Therapie und Rehabilitation, eine<br />
sektorenübergreifende interprofessionelle Verantwortlichkeit<br />
(Poolkompetenz), eine monistische Krankenhausfinanzierung,<br />
veröffentlichte Patientensicherheitsindikatoren und Qualitätsdaten,<br />
qualitätsbezogene Vergütungselemente, <strong>die</strong> Verantwortlichkeit<br />
<strong>der</strong> Medizinischen Fakultäten für <strong>die</strong> abgestimmte <strong>Aus</strong>bildung<br />
akademischer und aller weiteren <strong>Gesundheitsberufe</strong> nach den<br />
neuen Regeln: nichts weniger als ein komplettes Umdenken <strong>der</strong><br />
Akteure im Gesundheitswesen; <strong>die</strong> Sachverständigen nennen es<br />
adaptive Reformvorschläge.<br />
Und wo kommt <strong>die</strong> GMA ins Spiel? Dort, wo nicht nur <strong>die</strong> rechtlichen<br />
Rahmenbedingungen (Haftung) und <strong>die</strong> institutionellen<br />
Vorraussetzungen (baulich, prozessural, interprofessionelle Leitlinien<br />
und klinische Pfade) Schritt für Schritt überprüft werden<br />
müssten, son<strong>der</strong>n auch das System <strong>der</strong> <strong>Aus</strong>-, Weiter- und Fortbildung<br />
aller <strong>Gesundheitsberufe</strong> zur Anpassung an <strong>die</strong> gefor<strong>der</strong>ten<br />
Gegebenheiten! Müsste? Ist das Gutachten vielleicht am grünen<br />
Tisch entstanden?<br />
• Transparenz und Fakten<br />
Wenn man sich <strong>die</strong> Zusammensetzung des Sachverständigenrats<br />
betrachtet [1], sind drei <strong>von</strong> sieben Mitglie<strong>der</strong>n Mediziner mit<br />
ärztlicher Erfahrung – dennoch ist eine gewisse Ferne <strong>von</strong> <strong>der</strong><br />
medizinischen Praxis erkennbar. Die lange Liste <strong>der</strong> befragten<br />
Persönlichkeiten lässt vermuten, dass mutige Denkerinnen und<br />
Denker aus dem Lager <strong>der</strong> Gesundheitswissenschaften, „Public<br />
Health“ und Allgemeinärzte eine herausragende <strong>Rolle</strong> spielen.<br />
Auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite sind eine größere Zahl <strong>von</strong> verkammerten<br />
und an<strong>der</strong>en Berufsverbänden um eine Stellungnahme zu konkreten<br />
Fragen gebeten [2] und zu einer Anhörung in Berlin am 24. August<br />
2006 eingeladen worden, auch <strong>die</strong> Bundesärztekammer. Zudem<br />
wurde dem Gutachten wie immer eine umfangreiche Dokumentation<br />
beigefügt. Transparenz und Faktenlage sind deshalb insgesamt<br />
gut. Aber <strong>die</strong> Empfehlungen? Hier kann man gespannt sein, auf<br />
klare Zuständigkeiten hoffen und <strong>die</strong> Erfahrungen <strong>von</strong> Patienten<br />
beobachten.<br />
• Versorgungsforschung und interprofessionelle <strong>Aus</strong>und<br />
Weiterbildung<br />
Wie <strong>der</strong> Sachverständigenrat im Gutachten nicht müde wird zu<br />
betonen: <strong>die</strong> <strong>von</strong> <strong>der</strong> Selbstverwaltung gefor<strong>der</strong>te Begleitforschung<br />
zur bisherigen Entwicklung im Gesundheitswesen wurde nicht<br />
ausreichend geleistet; Ergebnisse über <strong>die</strong> Verbesserung <strong>der</strong> Versorgung<br />
<strong>von</strong> Patienten und gesunden Menschen durch interprofessionelle<br />
Ansätze <strong>der</strong> vorgeschlagenen Art fehlen und sollen durch<br />
intensivierte Versorgungsforschungsaufträge (an wen?) geschaffen<br />
werden. In Ziffer 99 auf Seite 61 <strong>der</strong> Kurzfassung [1] spricht sich<br />
<strong>der</strong> Rat dafür aus zu prüfen, welcher Wettbewerbsnachteil Krankenhäusern<br />
aus <strong>der</strong> Tatsache erwächst, dass sie sich überdurchschnittlich<br />
stark an <strong>der</strong> Weiterbildung <strong>von</strong> Ärzten beteiligen. Für<br />
den Fall, dass Wettbewerbsnachteile bestehen, sind angemessene<br />
Zuschläge, beispielsweise im Zuge einer ausgleichenden Fondslösung<br />
- analog zum <strong>Aus</strong>bildungsfonds - in Betracht zu ziehen. Wer<br />
aber soll sich <strong>der</strong> <strong>Aus</strong>- und Weiterbildung annehmen? Läuft <strong>die</strong>s<br />
alles auf einen gemeinsamen Bachelor of Medicine für alle <strong>Gesundheitsberufe</strong><br />
hinaus, und auf einen zweiten und dritten Zyklus<br />
zur gestuften Kompetenz für konkrete, an <strong>der</strong> Aufgabe ausgerichteten<br />
Akteuren <strong>der</strong> Zukunft? Was kann <strong>die</strong> GMA dazu beitragen?<br />
Leitartikel Humanmedizin<br />
• GMA ist interprofessionell<br />
In <strong>der</strong> Satzung <strong>der</strong> GMA [3] ist in §2 (2), „Die kritische <strong>Aus</strong>einan<strong>der</strong>setzung<br />
mit <strong>Aus</strong>-, Weiter- und Fortbildungskonzepten und<br />
–methoden“ und „<strong>der</strong> Kontakt zu den medizinischen Fachgesell-<br />
1<br />
Vorsitzen<strong>der</strong> <strong>der</strong> GMA, Universitätsklinikum Erlangen, Medizinische Klinik 1, Erlangen<br />
©2007 Hahn; licensee GMS Zeitschrift für Medizinische <strong>Aus</strong>bildung. This is an Open Access article: verbatim copying and redistribution of this article is permitted in all media for any purpose, provided<br />
this notice is preserved with the article's original URL.<br />
Artikel online frei zugänglich unter http://www.egms.de/en/journals/zma/2007-24/zma000447.shtml<br />
Bitte zitieren als: Hahn EG. <strong>Kooperation</strong> <strong>der</strong> <strong>Gesundheitsberufe</strong>: <strong>die</strong> <strong>Rolle</strong> <strong>von</strong> <strong>Aus</strong>- und Weiterbildung. GMS Z Med <strong>Aus</strong>bild. 2007;24(3):Doc153.<br />
g2p(G20061212.1)<br />
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GMS Zeitschrift für Medizinische <strong>Aus</strong>bildung ISSN 1860-3572<br />
Leitartikel Humanmedizin<br />
schaften und Institutionen sowie zu den medizinischen Assistenzberufen“<br />
als Verwirklichung des Zwecks <strong>der</strong> Gesellschaft genannt.<br />
Im GMA-Eckpunktepapier vom 9.10.2004 [4] ist unter I. festgehalten:<br />
„insbeson<strong>der</strong>e sollte <strong>der</strong> Aspekt des interprofessionellen<br />
Lehrens und Lernens Berücksichtigung finden. Es soll <strong>die</strong> medizinische<br />
<strong>Aus</strong>bildung insgesamt stärker betont werden. Zum Beispiel<br />
soll sich ein <strong>Aus</strong>schuss <strong>der</strong> GMA (§ 13) mit interprofessionellem<br />
Lehren/Lernen beschäftigen.“ Somit hat <strong>die</strong> GMA schon lange<br />
<strong>die</strong> Notwendigkeit <strong>der</strong> interprofessionellen <strong>Aus</strong>- und Weiterbildung<br />
vorhergesehen. Sie ist vorbereitet und steht als Partner für jede<br />
Herausfor<strong>der</strong>ung in <strong>der</strong> Weiterentwicklung unseres Gesundheitswesens<br />
zur Verfügung. Der GMA-<strong>Aus</strong>schuss Methoden <strong>der</strong> <strong>Aus</strong>bildungsforschung<br />
wird in <strong>die</strong>sem Zusammenhang auch <strong>die</strong> wissenschaftliche,<br />
ergebnisorientierte Basis neuer interprofessioneller<br />
Lehr- und Lernverfahren unterstützen [5]. Und wenn es um <strong>die</strong><br />
Verwirklichung des Bologna-Prozesses geht: es gelten unverän<strong>der</strong>t<br />
<strong>die</strong> Empfehlungen im GMA-Positionspapier „Medizinische <strong>Aus</strong>bildung<br />
und <strong>der</strong> Bologna-Prozess“ [6].<br />
Korrespondenzadresse:<br />
• Prof. Dr. med., MME (Bern) Eckhart G. Hahn, Vorsitzen<strong>der</strong> <strong>der</strong><br />
GMA, Universitätsklinikum Erlangen, Medizinische Klinik 1,<br />
Ulmenweg 18, 91054 Erlangen, Tel.: 09131/85-35204, Fax:<br />
09131/85-35209<br />
hahn@gesellschaft-medizinische-ausbildung.org<br />
Literatur:<br />
[1] Sachverständigenrat zur Begutachtung <strong>der</strong> Entwicklung im Gesundheitswesen.<br />
<strong>Kooperation</strong> und Verantwortung - Voraussetzungen einer zielorientierten<br />
Gesundheitsversorgung. Gutachten 2007 des Sachverständigenrats zur Begutachtung<br />
<strong>der</strong> Entwicklung im Gesundheitswesen. Berlin: Sachverständigenrat zur Begutachtung<br />
<strong>der</strong> Entwicklung im Gesundheitswesen; 2007. Zugänglich unter:<br />
http://www.svr-gesundheit.de/Startseite /Startseite.htm. Kurzfassung zugänglich<br />
unter: http:/ /www.svr-gesundheit.de/Startseite/Kurzfassung%20.pdf.<br />
[2] Sachverständigenrat zur Begutachtung <strong>der</strong> Entwicklung im Gesundheitswesen.<br />
Dokumentation einer Anhörung ausgewählter Berufsverbände <strong>von</strong> <strong>Gesundheitsberufe</strong>n<br />
am 24. August 2006 in Berlin. Berlin: Sachverständigenrat zur Begutachtung <strong>der</strong><br />
Entwicklung im Gesundheitswesen; 2006. Zugänglich unter:<br />
http://www.svr-gesundheit.de/Startseite/Anh%F6rung%20Berufsverb%E4nde<br />
/Anh%F6rung0806.htm.<br />
[3] Gesellschaft für Medizinische <strong>Aus</strong>bildung. Satzung <strong>der</strong> Gesellschaft für<br />
Medizinische <strong>Aus</strong>bildung (GMA). Erlangen: Gesellschaft für Medizinische<br />
<strong>Aus</strong>bildung. Zugänglich unter: http://www.gesellschaft-medizinische-ausbildung.org.<br />
[4] Gesellschaft für Medizinische <strong>Aus</strong>bildung. Eckpunktepapier <strong>der</strong> GMA vom<br />
9.10.2004. Erlangen: Gesellschaft für Medizinische <strong>Aus</strong>bildung; 2004. Zugänglich<br />
unter http://www.gesellschaft-medizinische-ausbildung.org.<br />
[5] Brauns K, Marienhagen J, Eitel F, Schubert S, Hahn EG. GMA-<strong>Aus</strong>schuss<br />
Methodik <strong>der</strong> <strong>Aus</strong>bildungsforschung. GMS Z Med <strong>Aus</strong>bild. 2006;23(4):Doc74.<br />
Zugänglich unter: http://www.egms.de/en/journals/zma/2006-23/zma000293.shtml.<br />
[6] Gerke W, Breipohl W, Forster J, Hahn EG, Kraft HG, Öchsner W, Onur Ö, Schirlo<br />
C, Tullius M, Wennekes V. Medizinische <strong>Aus</strong>bildung und <strong>der</strong> Bologna-Prozess.<br />
GMS Z Med <strong>Aus</strong>bild. 2006;23(1):Doc24. Zugänglich unter:<br />
http://www.egms.de//en/journals/zma/2006-23/zma000243.shtm.<br />
©2007 Hahn; licensee GMS Zeitschrift für Medizinische <strong>Aus</strong>bildung. This is an Open Access article: verbatim copying and redistribution of this article is permitted in all media for any purpose, provided<br />
this notice is preserved with the article's original URL.<br />
Artikel online frei zugänglich unter http://www.egms.de/en/journals/zma/2007-24/zma000447.shtml<br />
Bitte zitieren als: Hahn EG. <strong>Kooperation</strong> <strong>der</strong> <strong>Gesundheitsberufe</strong>: <strong>die</strong> <strong>Rolle</strong> <strong>von</strong> <strong>Aus</strong>- und Weiterbildung. GMS Z Med <strong>Aus</strong>bild. 2007;24(3):Doc153.<br />
g2p(G20061212.1)<br />
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