ALEK KAWKA – Natura Obscura
2014
2014
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abgenabelt<br />
EIN TEXT VON<br />
ANDREA SAKOPARNIG<br />
Wie behauptet sich die Fotografie als Kunst, wenn sie<br />
ihr Technisches nicht unsichtbar macht, sondern sogar hervorkehrt?<br />
Hat sie einen ästhetischen Eigenwert oder ist ihr<br />
Wert nur ein geborgter? Leihgabe der Malerei? Wie kann<br />
sie mehr als nur Dokument der Realität sein?<br />
Die Frage nach dem künstlerischen Wert des fotografischen<br />
Bildes wird bis heute aus der Perspektive der vor und neben<br />
ihr etablierten Künste gestellt. Sie muss sich (so der Subtext)<br />
zu allererst bewähren, wider ihre Technizität, ihre<br />
Tendenz bloße Wiedergabe zu sein, und immer auch: wider<br />
die Errungenschaften von Skulptur, Malerei und Film.<br />
II<br />
III<br />
Alek Kawkas fotografische Arbeiten geben<br />
nicht hybrid vor zu wissen, was die Essenz des<br />
fotografischen Bildes ist. Sie suchen sie, im und<br />
als Bild. Sie umspielen die Bildlogiken, die den<br />
verschiedenen Künsten zugesprochen werden,<br />
und greifen die diskursiven Zu- und Vermutungen<br />
an und über das fotografische Bild kritisch auf.<br />
Sie erschließen uns das Fotografische von seinen<br />
Rändern her, perspektivieren es als Reflexion<br />
über die Potenziale des Bildlichen.<br />
So changieren sie zwischen expressiver Erhabenheit<br />
und präziser Nüchternheit. Sie geben wieder,<br />
repräsentieren und sind darin geradezu literal;<br />
komponieren, konstellieren, manipulieren und<br />
inszenieren aber auch und sind darin eher<br />
konzeptuell. Sie sind sowohl Abbilder als auch<br />
imaginäre Konstruktionen. Sie kehren ihren Bezug<br />
zur Realität hervor, zehren ihn aber in sich<br />
auf, und kappen ihn.<br />
So schälen sie Schicht um Schicht das Objekt aus<br />
der Realität, um es in der Realität des fotografischen<br />
Raums erneut zur Existenz zu bringen, mithin<br />
die Dinge ins Bild verschwinden zu lassen. Sie<br />
beanspruchen Geltung, weil in ihnen das Objekt<br />
zu "haften" scheint, und weisen zugleich jede Haftung<br />
von sich. Als Komplexion von Licht - und<br />
Handarbeit sind sie paradoxerweise objektive als<br />
auch subjektive Projektionen. Sie berühren die<br />
vordergründige Logik abstrakter Malerei, indem<br />
sie ihre Objekte an die Oberfläche zerren, als auch<br />
die erhabener romantischer Landschaftsmalerei,<br />
indem sie sie tiefentektonisch zu einem Bildraum<br />
schichten. Kawkas Bilder stellen der Realität<br />
nach, und indem sie sie in sich selbst herstellen,