November 2013 - pharmaSuisse
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11 / <strong>2013</strong><br />
Die Veranlagung zur Depression kann<br />
vererbt sein oder auf belastenden Erfahrungen<br />
im Kindesalter, wie Missbrauch<br />
oder Vernachlässigung, beruhen.<br />
Und um es noch etwas komplizierter zu<br />
machen, spielt auch noch der individuelle<br />
Umgang mit Stress eine wesentliche Rolle.<br />
Meistens ist es nämlich so, dass nicht<br />
nur der Stress an sich zu einer Depression<br />
führt, sondern die negative Bewertung<br />
des Stresses: Das ständige Gefühl<br />
von Überforderung und zunehmendem<br />
Kontrollverlust führt zu einer zusätzlichen<br />
krank machenden Daueraktivierung des<br />
Stresshormonsystems und schliesslich<br />
zur Entwicklung einer Depression. Mithilfe<br />
von psychotherapeutischen Verfahren<br />
und Strategien zur Stressbewältigung<br />
kann diese negative Spirale gestoppt<br />
werden.<br />
Dieses Entstehungsmodell der Depression<br />
wird in Fachkreisen als Vulnerabilitäts-Stress-Modell<br />
(Vulnerabilität = Anfälligkeit)<br />
bezeichnet (siehe Abbildung<br />
rechts).<br />
Depressionen sind gut<br />
behandelbar<br />
Die Behandlung einer Depression leitet<br />
sich aus deren Entstehung ab und umfasst<br />
nichtmedikamentöse und medikamentöse<br />
Behandlungen.<br />
Zu den nichtmedikamentösen Therapien<br />
gehören verschiedene Formen der<br />
Psychotherapie und diverse Stressbewältigungsverfahren<br />
wie z. B. autogenes Training,<br />
progressive Muskelentspannung,<br />
Biofeedback, Tai-Chi, Qigong, Massagen,<br />
Aromatherapie, regelmässige Bewegung<br />
(wenn möglich an der frischen Luft) usw.<br />
Die Psychotherapieverfahren sind vorwiegend<br />
lösungsorientiert. Es geht in erster<br />
Linie darum, konkrete Lösungen zu finden,<br />
Ressourcen zu mobilisieren und einen besseren<br />
Umgang mit Stress zu erlernen. Bei<br />
leichten Depressionen reichen Psychotherapie<br />
und Entspannungsverfahren oft als<br />
Behandlung aus.<br />
Bei mittelschweren und schweren Depressionen<br />
muss aber zusätzlich medikamentös<br />
behandelt werden. Die verwendeten<br />
Medikamente, die sogenannten<br />
Antidepressiva, greifen in den gestörten<br />
Hirnstoffwechsel ein und stellen das<br />
Gleichgewicht der Botenstoffe wieder her.<br />
Die modernen Antidepressiva sind gut<br />
wirksame Medikamente, die kaum Nebenwirkungen<br />
verursachen. Sie machen nicht<br />
Vulnerabilitäts-Stress-Modell der Entstehung einer Depression<br />
abhängig und verändern die Persönlichkeit<br />
nicht. Man muss aber wissen, dass die<br />
Wirkung von Antidepressiva erst nach 2<br />
bis 4 Wochen eintritt, weshalb man zu Beginn<br />
der Behandlung etwas Geduld haben<br />
muss.<br />
Neben den rezeptpflichtigen synthetischen<br />
Antidepressiva gibt es auch<br />
pflanzliche Heilmittel, die ohne Rezept<br />
erhältlich sind. Am bekanntesten ist das<br />
Johanniskraut, das sich bei leichten und<br />
mittelschweren Depressionen gut bewährt<br />
hat. Präparate mit Baldrian, Hopfen, Melisse<br />
und/oder Passionsblume bieten sich<br />
v. a. zur allgemeinen Beruhigung und als<br />
Schlafmittel an.<br />
Lange genug behandeln<br />
Depressionen verlaufen in Phasen und haben<br />
ein hohes Rückfallrisiko. Es ist deshalb<br />
sehr wichtig, die Behandlung nach der<br />
akuten Phase (ca. 1–2 Monate) während<br />
mindestens 6 Monaten weiterzuführen.<br />
Erhöhte<br />
Anfälligkeit<br />
✚<br />
Stress, belastende<br />
Lebensereignisse<br />
➜ ➜ ➜ ➜ ➜<br />
Aktivierung des<br />
Stresshormonsystems<br />
Negative Bewertung<br />
von Stress<br />
Zusätzliche Aktivierung<br />
des Stresshormonsystems<br />
Chemisches Ungleichgewicht im Gehirn,<br />
Mangel an Botenstoffen<br />
DEPRESSION<br />
Durch diese Erhaltungstherapie kann die<br />
Gefahr eines Rückfalls deutlich vermindert<br />
werden. Bei Patienten, die bereits mehrere<br />
depressive Episoden hatten, empfiehlt es<br />
sich, die Behandlung noch deutlich länger,<br />
oft über mehrere Jahre, weiterzuführen.<br />
Das bedeutet aber keinesfalls, dass diese<br />
Menschen so lange krank sind. Erhaltungsund<br />
Langzeittherapie dienen einzig der<br />
Stabilisierung und der Vorbeugung eines<br />
Rückfalls. Dank der heutigen Behandlungsmöglichkeiten<br />
kehren bei den meisten Betroffenen<br />
die Freude und Lust am Leben<br />
sowie eine normale Leistungsfähigkeit sehr<br />
rasch zurück. Die meisten können nach der<br />
akuten Phase wieder ein völlig normales<br />
und erfülltes Leben führen und ihre Arbeit<br />
wieder aufnehmen.<br />
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