Orientierungsrahmen - PHBern
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<strong>Orientierungsrahmen</strong><br />
der <strong>PHBern</strong><br />
Verabschiedet von der<br />
Schulleitung der <strong>PHBern</strong><br />
am 7. Februar 2012
Inhaltsverzeichnis<br />
1. Begleitwort des Rektors 3<br />
2. Einleitung 4<br />
Ziele und Zweck des <strong>Orientierungsrahmen</strong>s 4<br />
Wissen und Können: professionelle Anforderungen an die Ausbildung 5<br />
3. <strong>Orientierungsrahmen</strong> 6<br />
Drei Phasen 6<br />
Handlungsfelder 8<br />
A. Unterricht 9<br />
B. Schule 10<br />
C. Lehrperson 11<br />
Kompetenzen 12<br />
Standards 16<br />
4. Umsetzung 18<br />
5. Literaturverzeichnis 20<br />
1
1. Begleitwort des Rektors<br />
Die <strong>PHBern</strong> hat einen <strong>Orientierungsrahmen</strong> entwickelt, um ihre Aus- und Weiterbildung<br />
von Lehrpersonen weiterzuentwickeln und zu optimieren. Angehende Lehrpersonen<br />
zu professionellem Handeln zu befähigen und praktizierende Lehrpersonen in ihrer<br />
Pro fessionalität zu unterstützen, ist ein grundlegendes Ziel der <strong>PHBern</strong>; denn professionelles<br />
Handeln ist eine Voraussetzung für lernwirksames Unterrichten und erfolgreiches<br />
Handeln im schulischen Umfeld. Der <strong>Orientierungsrahmen</strong> ist ein praxisbezogenes<br />
Instrument zur Erreichung dieses Ziels und basiert auf einem gemeinsamen Verständnis<br />
der <strong>PHBern</strong> über erfolgreiches Handeln in Schule und Unterricht. Mit dem <strong>Orientierungsrahmen</strong><br />
legt die <strong>PHBern</strong> den Grundstein für eine kompetenzorientierte Aus- und<br />
Weiterbildung von Lehrpersonen und nimmt dabei die gesamte Berufsbiografie von der<br />
Ausbildung über den Berufseinstieg bis zur Berufszeit ins Blickfeld. Den verschiedenen<br />
Phasen der beruflichen Entwicklung werden Handlungsfelder und Kompetenzen zugeordnet.<br />
Entstanden ist der <strong>Orientierungsrahmen</strong> in einem fruchtbaren, institutsübergreifenden<br />
Zusammenwirken einer grossen Anzahl von Mitarbeitenden, die unterschiedlichste<br />
Funktionen und Aufgaben im Bereich Lehre, Forschung und Dienstleistung an der<br />
<strong>PHBern</strong> wahrnehmen. Durch Workshops, Expertenrückmeldungen, Präsentationen und<br />
Diskussionsrunden sind Synergien genutzt und Wissensträgerinnen und Wissensträger<br />
gezielt einbezogen worden. An der breit angelegten Vernehmlassung des <strong>Orientierungsrahmen</strong>s<br />
haben nicht nur alle Organisationseinheiten der <strong>PHBern</strong>, sondern auch verschiedene<br />
Gremien und Vereinigungen der <strong>PHBern</strong> sowie die Erziehungsdirektion des<br />
Kantons Bern und der Berufsverband der Berner Lehrerinnen und Lehrer LEBE teilgenommen.<br />
Es ist erfreulich zu sehen, wie der <strong>Orientierungsrahmen</strong> sowohl von den<br />
einzelnen Mitarbeitenden der <strong>PHBern</strong> wie auch von der Institution in ihrer Gesamtheit<br />
getragen wird.<br />
Der <strong>Orientierungsrahmen</strong> hat tief greifende Auswirkungen auf die <strong>PHBern</strong>. Alle Studienpläne<br />
und Weiterbildungsangebote werden auf ihn abgestimmt werden, sodass Studieninhalte<br />
und Leistungsnachweise sich an den Kompetenzen des <strong>Orientierungsrahmen</strong>s<br />
ausrichten. Es geht darum, dass die <strong>PHBern</strong> angehenden und praktizierenden Lehrpersonen<br />
zum richtigen Zeitpunkt das Richtige anbieten kann. Denn einerseits eignen sich<br />
Lehrerinnen und Lehrer in ihren verschiedenen berufsbiografischen Phasen berufsrelevante<br />
Kompetenzen in unterschiedlichem Masse an, andererseits sind die Anforderungen<br />
an das Berufsfeld einem steten Wandel unterzogen. Mit dem <strong>Orientierungsrahmen</strong><br />
wird das Profil der Lehrerinnen- und Lehrerbildung an der <strong>PHBern</strong> geschärft und<br />
auf eine gemeinsame, stufen- und bereichsübergreifende Basis gestellt. Als anschauliches<br />
Instrument zur Weiterentwicklung der Lehrerinnen- und Lehrerbildung im Kanton Bern<br />
bereichert er zudem den Dialog mit den Schulen, Behörden und bildungspolitisch<br />
interessierten Kreisen.<br />
Ich danke allen Beteiligten für ihr Engagement bei der Entwicklung des <strong>Orientierungsrahmen</strong>s<br />
der <strong>PHBern</strong> und bin überzeugt, dass der <strong>Orientierungsrahmen</strong> in seiner<br />
Umsetzung Dozierenden, Forschenden, Studierenden und Lehrpersonen als nützlicher<br />
Kompass dienen wird.<br />
Prof. Dr. Martin Schäfer<br />
Rektor <strong>PHBern</strong><br />
3
2. Einleitung<br />
Lehrerinnen und Lehrer sind – wie das Leitbild «Lehrberuf der EDK» (2008) festhält –<br />
Expertinnen und Experten für das Lehren und Lernen, für den Umgang mit Veränderungen<br />
und Heterogenität. Als «Führungskräfte mit gesellschaftlicher Orientierungsfunktion»<br />
müssen sie in der Lage sein, die Lebenswelten der Kinder, die Gesellschaft und<br />
soziale Welt allgemein, aber auch das Verhalten, Handeln und Denken aus einer Vielfalt<br />
von Perspektiven wahrnehmen, erklären und deuten zu können. Sie müssen aber auch<br />
fähig sein, ihr eigenes Handeln zu reflektieren. Gleichzeitig verlangt jedoch die komplexer<br />
gewordene Berufsrealität der Lehrpersonen – Heterogenität der Schülerschaft, neue<br />
konkurrierende Ansprüche an die Schule durch die Eltern und die Arbeitswelt – wie in<br />
anderen Berufsfeldern auch nach einer stärkeren Wissenschaftsorientierung.<br />
All dies stellt an die Aus- und Weiterbildung von Lehrpersonen sehr hohe Anforderungen.<br />
Um dieser Verantwortung gerecht zu werden, hat die <strong>PHBern</strong> einen <strong>Orientierungsrahmen</strong><br />
entwickelt.<br />
Ziele und Zweck<br />
des <strong>Orientierungsrahmen</strong>s<br />
Die Grundausbildung, die Weiterbildung sowie die Forschung und Entwicklung an der<br />
<strong>PHBern</strong> beschäftigen sich mit gegenwärtigen und zukünftigen Bildungsprozessen. Das<br />
stark ausdifferenzierte schulische Handlungsfeld stellt vielfältige und teilweise widersprüchliche<br />
Anforderungen an all jene, die diese Bildungsprozesse im Rahmen ihrer<br />
Tätigkeit an der <strong>PHBern</strong> anregen, begleiten und erforschen. Sie sollen die Bildungsbedürfnisse<br />
der Studierenden berücksichtigen und den eigenen wissenschaftlichen Qualitätsmassstäben<br />
entsprechen. Sie sollen die Forderungen des Berufsfelds erfüllen und<br />
dem infolge gesellschaftlicher Veränderungen steigenden Entwicklungsbedarf der<br />
Lehrberufe gerecht werden.<br />
Diese Ansprüche sind nicht problemlos miteinander vereinbar. Sie erfordern neue<br />
Lösungsansätze und Strategien für die Lehre, die berufspraktische Ausbildung, die Berufseinstiegsphase,<br />
aber auch für die Weiterbildung. Umso wichtiger ist es, einen gemeinsamen<br />
Rahmen zu definieren, sich auf gemeinsame Vorstellungen und Konzepte zu<br />
einigen, an denen die <strong>PHBern</strong> ihr Handeln ausrichtet und die sie nach aussen, gegenüber<br />
der interessierten Öffentlichkeit, der Politik, der Verwaltung und gegenüber den Schulen<br />
transparent kommunizieren kann.<br />
Der <strong>Orientierungsrahmen</strong> der <strong>PHBern</strong> erfüllt diese Aufgaben: Er bietet eine gemeinsame<br />
Basis für die Zusammenarbeit der Institute der <strong>PHBern</strong> und dient auf allen Stufen als<br />
zentrales Instrument der inhaltlichen Ausrichtung und Weiterentwicklung der Studiengänge,<br />
aber auch der Zusatzausbildungen und Weiterbildung allgemein. Er hält grundsätzliche<br />
Überlegungen zu den Ausbildungsinhalten und zur Ausgestaltung der Lehre<br />
fest und wird in den stufenspezifischen Studienplänen konkretisiert und umgesetzt.<br />
Konsequenter als bis anhin sollen die Aus- und die Weiterbildung auf Kompetenzen und<br />
Standards ausgerichtet werden. Mithilfe des <strong>Orientierungsrahmen</strong>s können und sollen<br />
auch die sogenannten übergeordneten Kompetenzen definiert werden, also jene Kompetenzen,<br />
die für alle Lehrpersonen unabhängig von den Zielstufen wichtig und für<br />
die erfolgreiche Ausübung des Berufs nötig sind. Die Formulierung solcher Kompetenzen<br />
bietet den Instituten der <strong>PHBern</strong> die wesentlichen Orientierungspunkte, um ihre<br />
Aus- und Weiterbildungsangebote zu entwickeln und zu koordinieren. Gleichzeitig<br />
haben Studierende und Lehrpersonen je nach dem Stand ihrer berufsbiografischen Entwicklung<br />
die Möglichkeit, ihre Kompetenzen zu erkennen, sie in einen grösseren<br />
4
Zusammenhang zu stellen und ihre Potenziale durch geeignete Angebote gezielt weiterzuentwickeln.<br />
Für interessierte externe Personen bietet das Modell einen Einblick in<br />
die Zielvorstellungen und Gewichtungen innerhalb der Studiengänge, aber auch für die<br />
berufliche Weiterentwicklung.<br />
Wissen und Können:<br />
professionelle<br />
Anforderungen an<br />
die Ausbildung<br />
Wissen und Können, Werthaltungen und Überzeugungen bilden den Kern der Professionalität<br />
im Lehrberuf. Wissen allein reicht Lehrpersonen nicht aus, um ihren umfassenden<br />
Bildungsauftrag in der Schule erfolgreich wahrnehmen zu können. Um im Berufsalltag<br />
erfolgreich bestehen zu können, müssen sie sich auch auf verschiedene Handlungsschemata<br />
abstützen können. Neben den verschiedenen Formen von Wissen (fachliches<br />
Wissen, allgemein- und fachdidaktisches Wissen, diagnostisches und pädagogisches<br />
Wissen, Führungs- und Umgangswissen) sind operative Routinen und berufsethische<br />
Orientierungen in der Lehrerinnen- und Lehrerbildung von sehr grosser Bedeutung.<br />
In der Wissensgesellschaft des 21. Jahrhunderts kommt dazu, dass längst nicht mehr nur<br />
die Frage nach der «Produktion» von Wissen, sondern dass die Frage nach den Formen<br />
der Vermittlung, Aneignung und Überprüfung des Wissens und seiner «Wirkung» von<br />
immer grösserer Bedeutung ist. Dies gilt für alle Hochschulen, aber ganz besonders für<br />
die Pädagogischen Hochschulen. Sie stehen permanent unter dem Druck, nicht nur<br />
(er)klären zu müssen, welches theoretische Wissen die zukünftigen Lehrpersonen brauchen,<br />
sondern sie müssen auch neues Wissen entwickeln und prüfen, um Lehrpersonen<br />
so ausbilden zu können, dass sie in der Praxis bestehen können. Die Lehrerinnen- und<br />
Lehrerbildung muss sich deshalb auch immer wieder die Frage stellen, wie mit der<br />
Differenz zwischen wissenschaftlichem Wissen und praktischem Handlungswissen produktiv<br />
umzugehen ist, was denn nun genau in der Praxis und durch die Praxis gelernt<br />
werden kann.<br />
Wie für andere auf wissenschaftliche Erkenntnisse abgestützte Berufe wie z.B. Ingenieure,<br />
Ärztinnen bzw. Berufe im Gesundheitswesen generell gilt auch für Lehrpersonen,<br />
dass sie Wissen nicht einfach routineförmig und in einem technischen Sinne anwenden<br />
können, sondern dass ihr Handeln vielfach im Rahmen der Deutung eines konkreten<br />
Falls oder einer speziellen Situation erfolgt. Professionelles Handeln in der Schule ist<br />
nur teilweise standardisierbar. Die Erfolge professionellen Handelns sind deshalb unsicher<br />
und selbst höchst professionelles Handeln führt nicht einfach planmässig zum<br />
Erfolg. Unterrichten und Lernen sind vielschichtige Prozesse. Lehrpersonen mögen ihren<br />
Unterricht, die Lernumgebungen und Lernanlässe noch so systematisch und didaktisch<br />
aufbereiten, lernen müssen die Kinder und Jugendlichen noch immer selbst. Lernen<br />
ist ein komplexer Prozess, der von ganz unterschiedlichen Faktoren bestimmt wird, die<br />
nicht alle von der Lehrperson beeinflusst werden können. Bildung ist und bleibt die<br />
Leistung des «Subjekts», der Schülerinnen und Schüler ebenso wie der Studierenden<br />
und angehenden Lehrpersonen, aber auch der «bestandenen» Lehrpersonen.<br />
Gute Lehrpersonen können, wie Ewald Terhart (1992, S. 32) festhält, «weder durch ein<br />
engmaschiges Ausbildungscurriculum ‹gemacht› noch durch einen integrativen Bildungsgang<br />
via charismatische Erfahrungsübertragung ‹geboren› werden. Wie pädagogisches<br />
Handeln generell, so bleibt auch die Lehrerausbildung grundsätzlich ein Handeln unter<br />
Unsicherheit. Die tatsächliche Bildung eines Lehrers ist in einem hohen Masse von<br />
der Eigentätigkeit der einzelnen Personen abhängig.» Die Lehrerinnen- und Lehrerbildung<br />
muss dafür in der Lehre, der praktischen Ausbildung sowie in der Weiterbildung möglichst<br />
günstige Rahmenbedingungen und Angebote zur Verfügung stellen. Dies heisst<br />
aber auch, dass die Grundausbildung, die Berufseinstiegsphase und die Weiterbildung<br />
eng aufeinander bezogen werden müssen.<br />
5
3. <strong>Orientierungsrahmen</strong><br />
Drei Phasen<br />
Die <strong>PHBern</strong> versteht die Ausbildung professioneller Kompetenzen bzw. die Entwicklung<br />
von Professionalität als einen mehrphasigen und dauerhaften Prozess. Der Aufbau der<br />
berufsrelevanten Kompetenzen sowie die Ausbildung von pädagogischen Einstellungen<br />
und Werthaltungen als Grundlagen der eigenen berufsbezogenen Identität entwickeln<br />
sich im lebensgeschichtlichen Verlauf von Ausbildung und Berufstätigkeit. In diesem<br />
Zusammenhang begreifen wir die Aus- und Weiterbildung der Lehrpersonen als Entwicklung<br />
eines professionellen pädagogischen Habitus.<br />
Folgt man diesem Verständnis von Professionalität im Lehrberuf, geht es in den Studiengängen<br />
der <strong>PHBern</strong> nicht nur darum, den zukünftigen Lehrerinnen und Lehrern Wissen<br />
und Können in Form einer (minimalen) Handlungssicherheit zu vermitteln, sondern<br />
sie gleichzeitig auch in der Entwicklung von berufsspezifischen Überzeugungen und<br />
Motivationen zu unterstützen. Die Ausbildung von Lehrpersonen umfasst also auch die<br />
Entwicklung einer professionellen Identität respektive eines professionellen pädagogischen<br />
Habitus. Um eine langfristige und berufsbiografisch auf Kompetenzentwicklung<br />
ausgerichtete Ausbildung der Lehrpersonen zu gewährleisten, müssen die Grundausbildung,<br />
der Berufseinstieg und die Weiterbildung deshalb konzeptuell und inhaltlich<br />
aufeinander abgestimmt werden. Auch dazu soll der <strong>Orientierungsrahmen</strong> einen Beitrag<br />
leisten.<br />
Die Aneignung berufsrelevanter Kompetenzen ist – darüber besteht weitgehend Einigkeit<br />
– Grundlage für eine gelingende Praxis sowohl in der Schule als auch in der Lehrerinnen-<br />
und Lehrerbildung. Doch für die gelungene Ausführung anspruchsvoller<br />
professioneller Handlungen braucht es mehr als blosse Fertigkeiten (Skills), die mehr<br />
oder weniger eingeübt sind. Nur wer über spezifische, berufsbezogene Kompetenzen<br />
verfügt, ist in der Lage, in konkreten, beruflichen Situationen professionelle Handlungsstrategien<br />
anzuwenden. Solche Kompetenzen zeichnen sich nicht nur durch kognitive<br />
Leistungen bzw. theoretisches Wissen über das konkrete Handlungsfeld, das Fach,<br />
die Unterrichtssituation etc. aus, sondern sie umfassen auch motivationale, ethische<br />
und soziale Dimensionen.<br />
Die professionellen Kompetenzen, die den Lehrberuf und die Professionalität der Lehrerinnen<br />
und Lehrer ausmachen, werden nicht nur während der Ausbildung, sondern<br />
auch in der Berufseinstiegsphase und in der beruflichen Tätigkeit erworben: «Das Fundament<br />
für die (spätere) berufliche Kompetenz von Lehrern wird durch die Erstausbildung<br />
bereitgestellt. Das Ziel der Ausbildung kann aber nicht schon der ‹perfekte›, vollständig<br />
kompetente und berufsfertige Lehrer sein. Die tatsächliche Herausbildung von<br />
praktischer Lehrerkompetenz geschieht erst innerhalb der (ersten Jahre der) Berufstätigkeit<br />
selbst.» (Terhart 2005, S. 277). Diese Aussage zeigt auf, was auch im Modell zum<br />
vorliegenden <strong>Orientierungsrahmen</strong> dargestellt wird: Professionelle Kompetenz ist keine<br />
Eigenschaft, die man hat oder nicht hat, sie ist zu erwerben und zu entwickeln. Der<br />
professionelle pädagogische Habitus, der es ermöglicht, in konkreten Situationen kompetent<br />
zu handeln, wird durch Übung in der Ausbildung erarbeitet.<br />
6
Unterricht<br />
Unterrichtsplanung und<br />
-durch führung<br />
Kompetenzentwicklung<br />
Beurteilung und Diagnostik<br />
Beratung und Begleitung<br />
Klassenführung<br />
Schule<br />
Zusammenarbeit mit Schulleitung<br />
und Kollegium<br />
Zusammenarbeit mit Eltern<br />
Zusammenarbeit mit Fachpersonen<br />
und Institutionen<br />
Organisation und Administration<br />
Grundausbildung<br />
Berufseinstiegsphase<br />
Berufszeit<br />
Evaluation, Unterrichts- und<br />
Schulentwicklung<br />
Lehrperson<br />
Persönliche und professionelle<br />
Weiterentwicklung<br />
Berufsbiografische Entwicklung<br />
Grafik Wissens- und Kompetenzerwerb als berufsbiografische Entwicklung<br />
Dem <strong>Orientierungsrahmen</strong> der <strong>PHBern</strong> liegt deshalb ein Drei-Phasen-Modell zugrunde:<br />
Studium, Berufseinführung/Berufseinstieg und selbstständige Ausübung des Berufes.<br />
Denn selbst bei optimaler Gestaltung des Studiums können in der Grundausbildung<br />
nicht alle berufsrelevanten Kompetenzen für eine erfolgreiche Ausübung des Berufs<br />
vermittelt werden. Wie in vielen anderen Berufen auch ist der Aufbau von Kompetenzen<br />
ein das ganze Berufsleben bestimmender kontinuierlicher Prozess.<br />
Am Ende der Grundausbildung und der Berufseinstiegsphase wird je ein Meilenstein<br />
gesetzt und werden Standards formuliert, welche die angehenden Lehrpersonen zum<br />
jeweiligen Zeitpunkt erreichen sollen. Damit werden zwei Zeitfenster definiert, in denen<br />
die Leistungen der Studierenden und die Wirksamkeit der <strong>PHBern</strong> als Ausbildungsinstitution<br />
geprüft werden können und sollen.<br />
7
Handlungsfelder<br />
Die im <strong>Orientierungsrahmen</strong> definierten Handlungsfelder geben an, für welche Situationen<br />
bzw. Arbeitsbereiche Lehrpersonen kompetent sein müssen. Wie im Bericht<br />
«Lehrberuf» der EDK festgehalten wird, «können weder das Berufsfeld der Lehrperson<br />
noch der Lehrberuf einheitlich beschrieben werden». Je nach Arbeitsort, Schulstufe,<br />
Klassenstrukturen und Fachbereichen gestaltet sich das Berufsfeld der Lehrpersonen<br />
anders.<br />
Es gibt aber auch Phänomene im Berufsfeld der Lehrpersonen, die durchaus generalisiert<br />
beschrieben werden können (EDK 2008, S. 23; vgl. auch Reusser/Pauli 2010).<br />
Der <strong>Orientierungsrahmen</strong> der <strong>PHBern</strong> sieht folgende generalisierbaren Handlungsfelder<br />
sowie fach- und stufenspezifischen Tätigkeiten vor:<br />
A.<br />
B.<br />
C.<br />
Dimensionen der Professionalität Handlungsfelder Fach- und stufenspezifische Tätigkeiten<br />
Unterricht<br />
1 Unterrichtsplanung und<br />
-durch führung<br />
• Sich in den Schulfächern orientieren, sachgerechte Auseinandersetzung<br />
mit Lerninhalten realisieren<br />
• Unterricht sach- und lernendenbezogen planen<br />
• Lernumgebungen gestalten, Lern- und Spielsituationen initiieren<br />
Schule<br />
(Kindergarten, Volksschule<br />
und Sekundarstufe II)<br />
Lehrperson<br />
2<br />
3<br />
4<br />
1<br />
2<br />
3<br />
4<br />
5<br />
1<br />
Beurteilung und Diagnostik<br />
Beratung und Begleitung<br />
Klassenführung<br />
Zusammenarbeit mit Schulleitung<br />
und Kollegium<br />
Zusammenarbeit mit Eltern<br />
Zusammenarbeit mit Fachpersonen<br />
und Institutionen<br />
Organisation und Administration<br />
Evaluation, Unterrichts- und<br />
Schulentwicklung<br />
Persönliche und professionelle<br />
Weiterentwicklung<br />
• Wissens- und Lernvoraussetzungen rekonstruieren, analysieren<br />
und diagnostizieren<br />
• Lernprozesse und Lernergebnisse begutachten und beurteilen<br />
• Lernende individuell beraten und begleiten<br />
• Klasse, Lerngruppen und Lernende führen, unterstützen und begleiten<br />
• In Teams und Kollegien fach- und stufenspezifisch zusammenarbeiten<br />
• Mit Eltern zusammenarbeiten und kommunizieren<br />
• Mit Fachstellen sowie anderen Institutionen zusammenarbeiten<br />
und kommunizieren<br />
• Organisieren und administrieren<br />
• Unterricht, Schule und Schulkultur evaluieren und weiter entwickeln<br />
• Eigene Berufsarbeit evaluieren<br />
• Sich als Lehrperson fach-, unterrichts- und schulbezogen professionell<br />
weiterentwickeln<br />
• Mit eigenen Ressourcen nachhaltig umgehen<br />
Grafik Handlungsfelder <strong>PHBern</strong><br />
8
A. Unterricht<br />
Unterrichten ist das Kerngeschäft der Lehrpersonen. Doch Unterrichten ist ein vielschichtiger<br />
Prozess – «den» guten Unterricht gibt es nicht (Helmke 2004, S.46). Aber auch<br />
das erfolgreiche Lernen der Schülerinnen und Schüler hängt von sehr unterschiedlichen<br />
Faktoren ab.<br />
Ziele und Inhalte von Unterricht sind Lehr- und Lernprozesse, die in der Interaktion<br />
zwischen Lehrpersonen und Schülerinnen und Schülern sowie zwischen den Lernenden<br />
ausgelöst werden. Die Verantwortung für die Inszenierung und Durchführung von Unterricht<br />
liegt bei der Lehrperson. Unterrichtsverläufe sind jedoch nie vollständig planbar,<br />
sondern sie müssen situations- und lernendenbezogen gestaltet werden, sodass die<br />
Lerninhalte von den Lernenden auf eigenständige Weise rekonstruiert und angeeignet<br />
werden können. So verschieden die Lernenden, so verschieden und unvorhersehbar<br />
sind ihre Art des Zugehens auf einen Gegenstand und die Vorstellungen, die sich mit<br />
ihm verknüpfen.<br />
All dies erfordert von den Lehrpersonen vielfältige Handlungskompetenzen, die im<br />
<strong>Orientierungsrahmen</strong> unter folgende vier Bereiche subsumiert werden:<br />
1 Unterrichtsplanung<br />
und Unterrichtsdurchführung<br />
Ihr Kerngeschäft, das Unterrichten, kann eine Lehrperson nur ausüben, wenn sie den<br />
Lehrplan kennt sowie über fundiertes und aktuelles Sachwissen bzw. fachliche Kenntnisse<br />
verfügt. Fachliches und fachdidaktisches Wissen und Können sind untrennbar<br />
mit den didaktisch-methodischen Kompetenzen verbunden. Neben der Gegenstandsorientierung<br />
bestimmen die Neugier, die Motivation und die Bildungsbedürfnisse der<br />
Lernenden den Zweck der Beziehung zwischen der Lehrperson und den Lernenden.<br />
Lern- und Spielsituationen sind dann lernförderlich, wenn sie so vorbereitet und<br />
gestaltet werden, dass die Lernenden die Aufgaben entsprechend ihren individuellen<br />
Lernstrategien bearbeiten und dabei ihre Potenziale nutzen und Lernerfolge erzielen<br />
können. Dies setzt voraus, dass Lehrpersonen mit vielfältigen Lernarrangements und<br />
differenzierten Aufgabenstellungen arbeiten können, die unterschiedliche Lösungsstrategien<br />
zulassen.<br />
2 Beurteilung und<br />
Diagnostik<br />
Wissens- und Lernvoraussetzungen von Lernenden und von Gruppen von Lernenden<br />
rekonstruieren zu können, setzt Diagnosekompetenz der Lehrperson voraus. Diese<br />
besteht in der Fähigkeit, Lernprobleme stellvertretend für die Lernenden zu deuten.<br />
Das Diagnostizieren im Sinne einer Problemdefinition erfordert einen forschenden,<br />
analytischen Zugang zu Lernprozessen und Wissen.<br />
Lehrpersonen haben die Aufgabe, Lernvoraussetzungen, Lernprozesse und Lernergebnisse<br />
der Lernenden einzuschätzen, um Prognosen für die Leistungsentwicklung<br />
zu stellen. Neben Übergangs- und Selektionsentscheidungen dient die Leistungsevaluation<br />
als Grundlage für eine förderorientierte Begleitung der Lernenden und<br />
die Entwicklung neuer Lernarrangements.<br />
3 Beratung und<br />
Begleitung<br />
Mit der Entwicklung von Förderprogrammen, die auf das individuelle Leistungsvermögen<br />
angepasst sind, wird den Lernenden ermöglicht, Lerninhalte selbst gesteuert<br />
zu erschliessen. Lehrpersonen sind aufgefordert, Lernende unabhängig von Alter<br />
und Geschlecht, von der Muttersprache und der kulturellen und sozioökonomischen<br />
Herkunft optimal fördern.<br />
9
4 Klassenführung Ein günstiges Unterrichtsklima und eine funktionierende Unterrichtsgemeinschaft<br />
sind weitere wichtige Voraussetzungen, dass sich Lernende intensiv dem Lernen<br />
widmen können. Die Lehrperson kann dies unterstützen, indem sie auf die Balance<br />
zwischen individualisierendem und kollektivem Lernen achtet. Indem sie die Unterrichtsgestaltung<br />
auf die Dynamik und die Bedürfnisse der Gruppe abstimmt, kann sie<br />
begünstigen, dass die Klasse, die Lerngruppe und die einzelnen Lernenden Lernfortschritte<br />
erzielen können und die Lernprozesse möglichst wenig durch Störungen<br />
beeinträchtigt werden. Wichtig ist auch das Bewusstsein, dass die Klasse und die<br />
Lerngruppe einen wichtigen Ort für soziales Lernen und für Peerkontakte darstellen,<br />
sowie der konstruktive Umgang mit Konflikten.<br />
B. Schule<br />
Nicht alle Handlungsfelder der Lehrpersonen lassen sich auf die Tätigkeit des Unterrichtens<br />
eingrenzen. In den letzten Jahrzehnten hat das Berufsbild der Lehrpersonen eine<br />
Erweiterung erfahren. Das Berufsbild wandelte sich vom Bild des «Einzelkämpfers»<br />
in der Schulstube zum Mitglied wechselnder Teams von Fachpersonen für unterschiedliche<br />
Aufgaben und Belange des Unterrichtens. Zusammen mit den Schulleitungen<br />
tragen in der nun geleiteten und teilautonomen Schule Lehrpersonen Mitverantwortung<br />
für die Institution als Ganzes. Deshalb haben folgende fünf Handlungsfelder für den<br />
Lehrberuf in den letzten Jahren eine höhere Bedeutung erhalten:<br />
1 Zusammenarbeit<br />
mit Schulleitung und<br />
Kollegium<br />
Lehrpersonen arbeiten bei der Vorbereitung, Durchführung und Auswertung ihres<br />
Unterrichts zusammen und nutzen so wechselseitig die unterschiedlichen fachlichen<br />
und pädagogischen Kompetenzen. Sie entwickeln in Zusammenarbeit mit der Schulleitung<br />
gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen sowie externen Fachpersonen<br />
konzeptionelle Grundlagen für die Weiterentwicklung ihrer Schule.<br />
2 Zusammenarbeit<br />
mit Eltern<br />
In der Zusammenarbeit mit den Eltern werden schulische Selektionsentscheide und<br />
Bildungswege von Heranwachsenden festgelegt. Eine gute Kommunikation zwischen<br />
der Schule und den Erziehungsberechtigten wirkt sich günstig auf den Lernerfolg<br />
aus. Lehrpersonen müssen deshalb Erziehungs- und Bildungspartnerschaften aktiv<br />
aufbauen und gestalten.<br />
3 Zusammenarbeit<br />
mit Fachpersonen und<br />
Institutionen<br />
Veränderte gesellschaftliche und bildungspolitische Bedingungen haben zu einer<br />
Neudefinition und Erweiterung des Berufsauftrags geführt. Lehrpersonen verstehen<br />
sich zunehmend als Teil eines Netzwerkes von Fachpersonen und Institutionen. Die<br />
Kommunikation und die Kooperation, z.B. mit Fachpersonen der Schulsozialarbeit, der<br />
Sozialpädagogik, der Psychologie, mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern,<br />
haben einen wichtigen Stellenwert für die Tätigkeit von Lehrpersonen.<br />
10
4 Organisation und<br />
Administration<br />
Durch die veränderten Aufgaben in den Bereichen der Schulentwicklung, die verstärkte<br />
Zusammenarbeit innerhalb im Team, in der Klasse, in der Schule sowie mit externen<br />
Fachpersonen und mit Erziehungsberechtigten fallen zusätzliche inhaltliche und<br />
organisatorische Aufgaben an. Lehrpersonen sind in einem Dienstleistungsberuf<br />
tätig, in dem der Überblick über die komplexe Organisations- und Aufgabenstruktur,<br />
ein gutes Zeitmanagement sowie angemessene Kenntnisse der Informations- und<br />
Kommunikationstechniken (ICT) an Bedeutung gewonnen haben.<br />
5 Evaluation,<br />
Unterrichts- und<br />
Schulentwicklung<br />
Da Lehrpersonen heute in teilautonomen, geleiteten Schulen arbeiten, ist es wichtig,<br />
dass sie die Gefässe für Feedback und Zusammenarbeit kennen. Sie nehmen eine<br />
wichtige Rolle ein bei der Ausgestaltung von Lehrplänen und Lehrmitteln, von neuen<br />
Unterrichtsmethoden, von Qualifikationsverfahren, von Aus- und Weiterbildungsmodellen<br />
sowie bei der Elternmitbestimmung, der Schulorganisation und -administration.<br />
C. Lehrperson<br />
Um all diese hohen Anforderungen erfüllen zu können, brauchen Lehrerinnen und Lehrer<br />
neben einer soliden fachlichen und didaktischen Ausbildung einen weiten Horizont<br />
sowie ein geschärftes Bewusstsein für gegenwärtige und zukünftige gesellschaftliche<br />
Herausforderungen. Die Fähigkeit zu Selbstreflexion, Zusammenarbeit und Selbstverantwortung<br />
bildet die Voraussetzung, diese Aufgabe zu meistern. All dies bedingt<br />
während des ganzen Berufslebens eine überdurchschnittliche Bereitschaft zu Weiterbildung<br />
und ein starkes Interesse an bildungspolitischen Fragen.<br />
1 Persönliche und<br />
professionelle<br />
Weiterentwicklung<br />
Lehrpersonen überprüfen ihren Unterricht in erster Linie selbst. Sie setzen Evaluationsinstrumente<br />
ein, die eine differenzierte Reflexion und Analyse des Unterrichts erlauben<br />
und Aufschluss geben, wie der Unterricht weiterentwickelt werden kann.<br />
11
Kompetenzen<br />
In einem ganzheitlichen Sinn wird unter dem Begriff Kompetenz die Fähigkeit oder<br />
Fertigkeit verstanden, komplexe Anforderungen und Aufgaben in einer konkreten<br />
Situation erfolgreich zu bewältigen, indem man entsprechende Ressourcen mobilisiert.<br />
Unter Ressourcen werden dabei (1) Wissen bzw. Kenntnisse, die in einer konkreten Situation<br />
abgerufen werden können, (2) Fertigkeiten bzw. Verfahrensweisen und Techniken,<br />
(3) Fähigkeiten wie Empathie, Solidarität, Flexibilität und Kommunikationsfähigkeit<br />
sowie (4) Ressourcen aus dem Umfeld verstanden (Criblez, 2009, S. 35).<br />
Kompetenzen beschreiben also Dispositionen bzw. spezifische Fähigkeiten, um innerhalb<br />
definierter Handlungsfelder bestimmte Aufgaben und Probleme lösen zu können.<br />
Kompetenzen sind stets situationsbezogen. Ob jemand kompetent ist oder nicht, zeigt<br />
sich erst in der Lösung konkreter Probleme und in der Ausführung bestimmter Handlungen.<br />
Klieme betont, dass nur dann von Kompetenzen gesprochen werden kann,<br />
«wenn man grundlegende Zieldimensionen innerhalb eines Faches benennt, in denen<br />
systematisch, über Jahre hinweg Fähigkeiten aufgebaut werden.» (Klieme, 2004, S. 12)<br />
Kompetenzen zu formulieren, die einerseits den differenzierten Arbeitsfeldern des Lehrberufes<br />
gerecht werden und andererseits für die Umsetzung in den einzelnen Studiengängen<br />
und verschiedenen Fachbereichen geeignet sind, bedingt eine Präzisierung des<br />
Kompetenzbegriffs und seiner verschiedenen Aspekte. Wie Plöger (2006, S. 21) festhält,<br />
werden im Begriff der Kompetenz Wissen und Handeln adäquat aufeinander bezogen.<br />
Auch für Franke (2005, S. 140) bezieht sich der Wissensbegriff nicht nur auf Fakten,<br />
Sachverhalte, Ereignisse, Handlungen, Erfahrungen und Prozesse, sondern drückt sich<br />
auch als Können im Vollzug einer Handlung aus. Die Handlungsrichtung bestimmenden<br />
Handlungsmomente (die Ziele, Motive, Werte) gehören für ihn auch zum Wissen.<br />
Die Kompetenzformulierungen der <strong>PHBern</strong> leiten sich aus den im <strong>Orientierungsrahmen</strong><br />
festgelegten Handlungsfeldern sowie fach- und stufenspezifischen Tätigkeiten ab.<br />
Um der Komplexität des Gegenstands zu entsprechen, werden neben einer allgemeinen,<br />
offenen Formulierung des Kompetenzbegriffs konkrete Aspekte der Kompetenz von<br />
Lehrpersonen beschrieben.<br />
Konkret beruht der im <strong>Orientierungsrahmen</strong> verwendete Kompetenzbegriff auf Weinert<br />
(2001, S. 27f.). Nach ihm «versteht man unter Kompetenzen die bei Individuen verfügbaren<br />
oder durch sie erlernbaren kognitiven Fähigkeiten und Fertigkeiten, um bestimmte<br />
Probleme zu lösen, sowie die damit verbundenen motivationalen, volitionalen und sozialen<br />
Bereitschaften und Fähigkeiten, um die Problemlösungen in variablen Situationen<br />
erfolgreich und verantwortungsvoll nutzen zu können». Nach Weinerts Umschreibung<br />
sind also Motive und die Bereitschaft einer Lehrperson, ihre (sozialen) Fähigkeiten zur<br />
Lösung eines Problems einzusetzen, ebenso wichtig wie handwerkliches Können oder<br />
Wissen über die Sachlage. Mit der Formulierung, dass Lehrpersonen in variablen Situationen<br />
«erfolgreich und verantwortungsvoll» handeln können, verweist er auch auf die<br />
berufsethischen Aspekte des Handelns von Lehrpersonen.<br />
In Anlehnung an Baumert und Kunter (2006) sowie Weinert (2001) werden im Modell<br />
des <strong>Orientierungsrahmen</strong>s neben deklarativem Wissen und Verstehen, prozeduralem<br />
Wissen und Können, situativem Wissen und Können auch personale und selbstregulative<br />
Fähigkeiten, (Wert-)Haltungen und Motivationen sowie Überzeugungen in die Konstruktion<br />
von Kompetenzen und Standards einbezogen. Aufgrund dieser Konzeptionen<br />
werden im <strong>Orientierungsrahmen</strong> der <strong>PHBern</strong> folgende Ressourcen für den Erwerb professioneller<br />
Kompetenzen umschrieben:<br />
12
Deklaratives Wissen<br />
und Verstehen<br />
beinhaltet theoretisches Wissen, Regelwissen u.Ä., das (mehr oder weniger) bewusst<br />
erarbeitet und angewendet wird. Dies wird auch als «standardisiertes Wissen»<br />
(vgl. Helsper 2007, S. 574f., Oevermann 2008, S. 60ff.) bezeichnet. Es handelt sich um<br />
Fachwissen, das im Verlauf des Studiums erworben wird, z.B. Wissen über gruppendynamische<br />
Prozesse, französische Vokabeln und physikalische Gesetzmässigkeiten,<br />
Spielregeln, geschichtliche Ereignisse und vieles mehr.<br />
Prozedurales Wissen<br />
und Können<br />
umfasset Wissen über Abläufe und Zusammenhänge, das teils aus Erfahrungen<br />
und in gesteuerten oder gezielten Lernprozessen erworben wird. Prozedurales Wissen<br />
kann z.B. durch Üben aufgebaut werden. Beispiele dazu wären Kenntnisse über<br />
Lösungswege und -prozesse in Bezug auf bestimmte Arten von Problemen und Situationen,<br />
wie z.B. das Bedienen von Geräten oder eines Computers.<br />
Situatives Wissen<br />
und Können<br />
ist an spezifische Situationen gebunden. Die Lehrperson erinnert sich in Problemsituationen<br />
an bereits gemachte Erfahrungen in vergleichbaren Situationen und<br />
nutzt diese Verbindung und leitenden Beispiele als Ressource zur Problembewältigung.<br />
Sie verfügt über konkretes Wissen in Bezug auf Bedingungen und Zusammenhänge<br />
von Situationen oder auch über Kenntnisse darüber, wie andere Personen spezifische<br />
Situationen handhaben oder organisieren. Reflektiertes situatives Wissen wird bei<br />
Helsper (2007, S. 574f.) oder Oevermann (2008, S. 60ff.) auch als «nichtstandardisiertes<br />
Wissen» bezeichnet.<br />
Personale und selbstregulative<br />
Fähigkeiten,<br />
Überzeugungen und<br />
Motivationen<br />
Die Lehrperson bringt eine Reihe von persönlichen Merkmalen, Dispositionen und<br />
sozialen Bereitschaften mit, welche ihre Handlungen und Problemlösungsansätze<br />
beeinflussen. Weiter hat jede Lehrperson individuelle Überzeugungen und Motive,<br />
sich in bestimmte Situationen zu begeben und zu agieren. Diese Faktoren bestimmen<br />
mit, inwieweit und in welcher Form sie andere Wissensaspekte zur Handhabung<br />
einer spezifischen Situation und zur Problemlösung einsetzt.<br />
13
Diese Formen des Wissens und Könnens stehen explizit in gegenseitiger Beziehung zueinander<br />
und sind nicht als isolierte Wissensarten zu betrachten. Je nach Situation und<br />
Fragestellung haben sie unterschiedliche Relevanz im Bezug auf die gefragte Kompetenz.<br />
Sie stellen also unterschiedliche Aspekte von Kompetenz dar. Sie werden als «alles<br />
durchdringende» Elemente verstanden, d.h., jede Kompetenz beinhaltet in unterschiedlichem<br />
Ausmass und in spezifischer Gewichtung diese Kompetenzaspekte, wobei<br />
sie nicht ausdrücklich in den Kompetenzbeschreibungen festgehalten werden müssen.<br />
Damit wird von einem mehrdimensionalen Kompetenzbegriff ausgegangen.<br />
Kompetenz wird also verstanden als Vernetzung der Aspekte deklaratives Professionswissen,<br />
prozedurales Wissen, situatives Wissen sowie personale und selbstregulative<br />
Fähigkeiten, Überzeugungen und Motivationen, die es ermöglichen, Anforderungen<br />
in einfachen wie komplexen Berufssituationen erfolgreich zu bewältigen. Mit dem<br />
Begriff «Vernetzung» wird betont, dass Kompetenzen jeweils unterschiedliche Anteile<br />
der Wissensaspekte beinhalten. Je nach Anforderung und Situation sind unterschiedliche<br />
Mengen und Kombinationen von deklarativem, prozeduralem oder situativem<br />
Wissen erforderlich, um eine komplexe Berufssituation zu bewältigen. Ebenso sind für<br />
die Situationsbewältigung nicht immer die gleichen Überzeugungen oder Motivationen<br />
entscheidend.<br />
So halten Martinet, Raymond und Gauthier in ihrem Leitfaden zur kanadischen Lehrerinnen-<br />
und Lehrerbildung (2001, S. 49) dazu fest: «Competency is based on the ability to<br />
mobilize resources in situations requiring professional action: a competent person is able<br />
to do so within a given time and space, and not just in simulated or controlled situations.<br />
Competency therefore lies in the ability to construct, not to apply. The ability to act in<br />
the heat of the moment requires judgment, presence of mind and shrewdness. Teachers<br />
can therefore be described as interpreters, in that they read a situation in a certain way,<br />
give it meaning and, where necessary, adapt, invent or improvise to deal with it.»<br />
Kompetenz ist also als ein dynamisches Konstrukt zu verstehen und letztlich immer<br />
situationsbezogen. Nur in der konkreten Situation zeigt sich, ob jemand kompetent ist<br />
oder nicht. Kompetenz und die Begriffe Wissen, Können und Überzeugungen stehen in<br />
einer engen Beziehung zueinander. In der Performanz, d.h. der Ausführung der Kompetenz,<br />
vereinigen sich Wissen und Können im Bezug auf eine bestimmte Situation.<br />
Um jedoch professionelle und ausbildungsbezogene Kompetenzen zu formulieren, die<br />
darüber hinaus direkten Bezug auf konkrete Handlungsfelder der Lehrpersonen haben,<br />
sind die oben aufgeführten Aspekte von Kompetenz jedoch dienlicher. Das folgende<br />
Schema visualisiert die Entwicklung der Wissensaspekte und Kompetenzen als Prozess,<br />
der in der Grundausbildung seinen Anfang nimmt, mit dem Berufseinstieg eine erste<br />
Vertiefung erhält und dann im Sinne des lebenslangen Lernens in der Weiterbildung<br />
bzw. im Berufsleben ständig vertieft und erweitert werden muss. Das Schema soll aber<br />
auch aufzeigen, dass mit dem Abschluss der Grundausbildung die professionelle Entwicklung<br />
noch längst nicht abgeschlossen ist, sondern erst die Basis dafür gelegt<br />
wurde, dass mit dem Berufseinstieg und in der Weiterbildung die verschiedenen Kompetenzen<br />
vertieft und ständig erweitert werden müssen.<br />
14
Grundausbildung Berufseinstieg Berufszeit<br />
Deklaratives Wissen<br />
und Verstehen<br />
Prozedurales Wissen<br />
und Können<br />
Situatives Wissen<br />
und Können<br />
Selbstregulative Fähigkeiten,<br />
Haltungen, Werthaltungen<br />
und Motivationen<br />
Deklaratives Wissen<br />
und Verstehen<br />
Prozedurales Wissen<br />
und Können<br />
Situatives Wissen<br />
und Können<br />
Selbstregulative Fähigkeiten,<br />
Haltungen, Werthaltungen<br />
und Motivationen<br />
Deklaratives Wissen<br />
und Verstehen<br />
Prozedurales Wissen<br />
und Können<br />
Situatives Wissen<br />
und Können<br />
Selbstregulative Fähigkeiten,<br />
Haltungen, Werthaltungen<br />
und Motivationen<br />
Unterricht<br />
Unterrichtsplanung und<br />
-durchführung<br />
Beurteilung und Diagnostik<br />
Beratung und Begleitung<br />
Klassenführung<br />
Schule<br />
Zusammenarbeit mit<br />
Schulleitung und Kollegium<br />
Zusammenarbeit mit Eltern<br />
Zusammenarbeit mit<br />
Fachpersonen und Institutionen<br />
Organisation und<br />
Administration<br />
Evaluation, Unterrichtsund<br />
Schulentwicklung<br />
Lehrperson<br />
Persönliche und professionelle<br />
Weiterentwicklung<br />
Grafik <strong>Orientierungsrahmen</strong> <strong>PHBern</strong><br />
15
Standards<br />
Die Umschreibung von Kompetenzen für die verschiedenen Ausbildungs- und Berufsphasen<br />
führt unweigerlich zu der Frage nach Kriterien für die Messung der Kompetenzen<br />
in und nach der Ausbildung. Terhart (2005, S. 276f.) hält dazu fest: «In der Lehrerbildungsdiskussion<br />
wird der Begriff ‹Standard› in unterschiedlicher Weise verwendet.<br />
Unter Kompetenz sollen die berufsbezogenen Fähigkeiten einer Person (…) verstanden<br />
werden. Diese Kompetenzen wiederum können bei den einzelnen Personen unterschiedlich<br />
hoch ausgeprägt bzw. entwickelt sein. Um den Ausprägungsgrad aber erfassen zu<br />
können, benötigt man einen Standard als Massstab. Bei seiner Anlegung wird deutlich,<br />
welche der notwendigen Kompetenzen wie stark ausgeprägt sind.»<br />
Terhart (2005, S. 276) präzisiert: «Von der Wortbedeutung her ist ein Standard eine<br />
möglichst präzise Festlegung der Eigenschaften, die ein Objekt oder ein Prozess haben<br />
muss, um definierten Qualitätskriterien zu genügen.» Mit Oser, Curcio und Düggeli<br />
(2007, S. 14) kann ergänzt werden, dass von Standards im Bildungsbereich dann gesprochen<br />
wird, wenn Kompetenzen gemessen werden sollen und «das Postulat der Messbarkeit<br />
und damit Aspekte der Qualität» aufgegriffen werden. Als Standard werden im vorliegenden<br />
<strong>Orientierungsrahmen</strong> das Erreichen von bestimmten Kompetenzen bzw. die Kompetenzausprägung<br />
zu einem bestimmten Zeitpunkt in der Berufsbiografie verstanden.<br />
Standards werden deshalb zunächst als Minimalansprüche zum Zeitpunkt des Ausbildungsabschlusses<br />
pro Studiengang formuliert. Die <strong>PHBern</strong> orientiert sich somit an<br />
Leistungsstandards bzw. performance standards (Maag Merki 2005) und legt damit<br />
fest, dass zu einem bestimmten Zeitpunkt die Leistungsziele auf einem definierten<br />
Niveau erreicht bzw. bestimmte Mindestanforderungen erfüllt werden müssen. Dies<br />
entspricht einer Outcome- oder Leistungsorientierung.<br />
Der <strong>Orientierungsrahmen</strong> der <strong>PHBern</strong> sieht vor, dass in der eigentlichen Ausbildungsphase<br />
zu zwei Zeitpunkten, nämlich am Ende der Grundausbildung (Meilenstein 1) sowie<br />
am Ende der Berufseinstiegsphase (Meilenstein 2), die Kompetenzen der Studierenden<br />
bzw. Lehrpersonen überprüft werden. Die folgenden 10 Standards beziehen sich auf die<br />
zehn Handlungsfelder des <strong>Orientierungsrahmen</strong>s am Ende der Grundausbildung.<br />
16
Die Standards der<br />
<strong>PHBern</strong><br />
Unterrichtsplanung und -durchführung<br />
Lehrerinnen und Lehrer können Unterricht basierend auf einem differenzierten<br />
Verständnis der Unterrichtsfächer, stufenspezifischen Bildungszielen und einem<br />
pro fessionellen Lehr- und Lernverständnis planen, adaptiv durchführen, auswerten<br />
und reflektieren.<br />
Beurteilung und Diagnostik<br />
Lehrerinnen und Lehrer können Wissens- und Lernvoraussetzungen rekonstruieren,<br />
analysieren und diagnostizieren. Sie können Entwicklungs- und Lernprozesse sowie<br />
Leistungen beobachten, erfassen, beurteilen und darauf basierend die Lernenden<br />
fördern.<br />
Beratung und Begleitung<br />
Lehrerinnen und Lehrer können Lernende individuell beraten und begleiten sowie<br />
beim Zusammenarbeiten und eigenständigen Lernen und Handeln unterstützen.<br />
Klassenführung<br />
Lehrerinnen und Lehrer können die Klassensituation und Gruppendynamik erfassen,<br />
ein lernförderliches Klassenklima schaffen, mit Herausforderungen im Unterricht<br />
lösungsorientiert umgehen und dabei mit Klassen, Lerngruppen und einzelnen Lernenden<br />
situationsbezogen kommunizieren.<br />
Zusammenarbeit mit Schulleitungen und Kollegium<br />
Lehrerinnen und Lehrer können an der Zusammenarbeit in Teams, im Kollegium und<br />
mit Schulleitungen partizipieren. Dabei können sie ihre Kenntnisse und Erfahrungen<br />
konstruktiv einbringen.<br />
Zusammenarbeit mit Eltern<br />
Lehrerinnen und Lehrer können Eltern klar und angemessen informieren, mit ihnen<br />
kommunizieren und ihre Erfahrungen in die Zusammenarbeit einbringen.<br />
Zusammenarbeit mit Fachpersonen und Institutionen<br />
Lehrerinnen und Lehrer können sich entsprechend den Bedürfnissen von Lernenden,<br />
Lehrenden, Klassen und Schulen sowie in Kenntnis der Rahmenbedingungen mit den<br />
zuständigen Fachpersonen verständigen und Institutionen gezielt nutzen.<br />
Organisation und Administration<br />
Lehrerinnen und Lehrer können strukturelle und organisatorische Abläufe und<br />
Aufgaben sowie Zuständigkeiten von Personen auf Ebene Klasse, Schule und<br />
Schulbehörden/-verwaltung verorten und sich über administrative Aufgaben im<br />
Schulalltag orientieren.<br />
Evaluation, Unterrichts- und Schulentwicklung<br />
Lehrerinnen und Lehrer können auf der Basis von Evaluationsergebnissen Folgerungen<br />
für Unterrichts- und Schulentwicklung einschätzen sowie an der Entwicklung von<br />
Schule und Unterricht partizipieren.<br />
Persönliche und professionelle Weiterentwicklung<br />
Lehrerinnen und Lehrer können die eigene Berufsarbeit reflektieren, ihre Ressourcen<br />
und Kompetenzen realistisch einschätzen und verfügen über die Grundlagen, sich<br />
fachlich, unterrichts- und schulbezogen professionell weiterzuentwickeln. Sie können<br />
berufspolitische und professionelle Diskurse mitverfolgen.<br />
17
4. Umsetzung<br />
Der <strong>Orientierungsrahmen</strong> gibt keiner bestimmten wissenschaftlichen Perspektive den<br />
Vorzug. Er liefert keine konkreten Anweisungen und Vorgaben, sondern ist auf einer<br />
allgemeinen Ebene angelegt, die es allen Mitarbeitenden der <strong>PHBern</strong> ermöglicht, ihre<br />
tägliche Arbeit zu reflektieren und zukunftsgerichtet auszuüben.<br />
Der <strong>Orientierungsrahmen</strong> bietet der <strong>PHBern</strong> klare Leitlinien für die Weiterentwicklung<br />
der Grund- und Weiterbildung sowie für die Forschung und Entwicklung im schulischen<br />
Umfeld. Er erleichtert der <strong>PHBern</strong> aber auch, die Zielsetzungen der verschiedenen Studiengänge<br />
besser mit dem Berufseinstieg und der Weiterbildung zu koordinieren. Er unterstützt<br />
die Studierenden und die sich weiterbildenden Lehrpersonen in ihrer beruflichen<br />
Entwicklung. Den Schulleiterinnen und Schulleitern gibt er Anhaltspunkte für die Personalentwicklung.<br />
Der <strong>Orientierungsrahmen</strong> bietet auch die Möglichkeit, die berufsfeldbezogene Forschung<br />
und Entwicklung noch stärker auf die Arbeitsfelder auszurichten – ohne jedoch die<br />
Arbeitsschwerpunkte und Methoden eng zu definieren. Nur eine unabhängige und eigenständige<br />
Forschung kann die Rolle als «Motor» für die Weiterentwicklung der Hochschule<br />
wahrnehmen.<br />
Der <strong>Orientierungsrahmen</strong> stellt einen wichtigen Schritt in der Umsetzung der strategischen<br />
Ziele der <strong>PHBern</strong> dar, die sich in ihrer Strategie für die Jahre 2010 bis 2013 das<br />
Ziel gesetzt hat, zu schulischen und bildungspolitischen Themen wegweisende, wissenschaftlich<br />
fundierte Beiträge zu leisten sowie praxisorientierte Angebote zu entwickeln,<br />
die Vorbildcharakter haben (<strong>PHBern</strong> 2009). Weiter strebt die <strong>PHBern</strong> ein gemeinsames<br />
Verständnis über erfolgreiches Handeln in Schule und Unterricht an (Ziel 1), setzt auf<br />
die Verbindung von Forschung und Entwicklung sowie Lehre (Ziel 2) und postuliert, relevante<br />
gesellschaftliche und politische Entwicklungen frühzeitig aufzunehmen (Ziel 6).<br />
Der <strong>Orientierungsrahmen</strong> unterstützt die Zusammenarbeit zwischen den Organisationseinheiten.<br />
Er fördert die Wahrnehmung der <strong>PHBern</strong> als Kompetenzzentrum (Ziel 7)<br />
und die kompetente Vertretung der Anliegen gegenüber Öffentlichkeit, Politik und Verwaltung<br />
(Ziel 8).<br />
Mit dem <strong>Orientierungsrahmen</strong> fügt sich die <strong>PHBern</strong> in die Bildungsstrategie ihres<br />
Standortkantons ein. Die Bildungsstrategien der Erziehungsdirektion von 2005 und<br />
2009 definieren den Kanton Bern als Bildungskanton mit einem leistungsfähigen<br />
Bildungssystem, wofür es eigenverantwortlich geführte Bildungsinstitutionen mit gut<br />
ausgebildeten und motivierten Lehrpersonen braucht (Kanton Bern Bildungsstrategie,<br />
2009, S. 9). Die Ausbildungen und das Weiterbildungsangebot «orientieren sich an<br />
den Anforderungen des Berufsfeldes und sind auf Veränderungen mit grossem Weiterbildungsbedarf<br />
ausgerichtet, namentlich auf Entwicklungen im Zusammenhang mit<br />
der schweizweiten Harmonisierung der Volksschule und der Sonderpädagogik als Teil<br />
der Volksschule».<br />
Der <strong>Orientierungsrahmen</strong> erleichtert auch den Dialog mit den Schulen und zeigt den<br />
an der Bildungspolitik interessierten Kreisen auf, welche Zielsetzungen die <strong>PHBern</strong> in<br />
der Lehrerinnen- und Lehrerausbildung verfolgt, welches Profil die <strong>PHBern</strong> in der Ausund<br />
Weiterbildung von Lehrpersonen für die Gegenwart und Zukunft lebt und anstrebt,<br />
wie sie den sich ständig verändernden Anforderungen in Schule und Gesellschaft begegnet.<br />
18
5. Literaturverzeichnis<br />
Baumert, Jürgen / Kunter, Mareike (2006):<br />
Stichwort: Professionelle Kompetenz von Lehrkräften.<br />
In: Zeitschrift für Erziehungswissenschaft<br />
9/4, S. 469 – 520.<br />
Criblez, Lucien et al. (Hrsg.) (2009): Bildungsstandards.<br />
Zug: Klett und Balmer.<br />
EDK (2003): Leitbild Lehrberuf. Studien und<br />
Berichte 18A. Bern: EDK.<br />
EDK (2008): Lehrberuf. Analyse der Veränderungen<br />
und Folgerungen für die Zukunft. Studien<br />
und Berichte 27A. Bern: EDK.<br />
Erziehungsdirektion des Kantons Bern (2009):<br />
Bildungsstrategie. Bern.<br />
Franke, Guido (2005): Facetten der Kompetenzentwicklung.<br />
Bielefeld: Bertelsmann.<br />
Helmke, Andreas (2004): Unterrichtsqualität:<br />
erfassen, bewerten, verbessern. Seelze: Kallmeyer.<br />
Helsper, Werner (2007): Eine Antwort auf Jürgen<br />
Baumerts und Mareike Kunters Kritik am strukturtheoretischen<br />
Professionsansatz. In: Zeitschrift<br />
für Erziehungswissenschaft, 10/4,<br />
S. 567 – 579.<br />
Helsper, Werner (1996): Antinomien des Lehrerhandelns<br />
in modernisierten pädagogischen<br />
Kulturen. Paradoxe Verwendungsweisen von<br />
Autonomie und Selbstverantwortlichkeit. In:<br />
Combe, Arno / Helsper, Werner (Hrsg.): Pädagogische<br />
Professionalität. Untersuchungen zum<br />
Typus pädagogischen Handelns. Frankfurt am<br />
Main: S. 521 – 568.<br />
Oevermann, Ulrich (2008): Profession contra<br />
Organisation? Strukturtheoretische Perspektiven<br />
zum Verhältnis von Organisation und Profession<br />
in der Schule. In: Helsper, Werner / Busse<br />
et al. (Hrsg.): Pädagogische Professionalität in<br />
Organisationen. Neue Verhältnisbestimmung<br />
am Beispiel der Schule. Wiesbaden: VS, S. 55 – 78.<br />
Pädagogische Hochschule Bern (2009):<br />
Strategie für die Jahre 2010 bis 2013. URL:<br />
http://www.phbern.ch/fileadmin/user_upload/<br />
Medienportal/Berichte/PHB_Strategie_201<br />
0_2013_1_.pdf (Download 28.02.12)<br />
Plöger, Wilfried (2006): Was müssen Lehrerinnen<br />
und Lehrer können? Paderborn: Schöningh.<br />
Reusser, Kurt / Pauli, Christine (2010): Unterrichtsgestaltung<br />
und Unterrichtsqualität – Ergebnisse<br />
einer internationalen und schweizerischen<br />
Videostudie zum Mathematikunterricht:<br />
Einleitung und Überblick. In: Reusser, Kurt et al.<br />
(Hrsg.) Unterrichtsgestaltung und Unterrichtsqualität.<br />
Ergebnisse einer internationalen und<br />
schweizerischen Videostudie zum Mathematikunterricht<br />
(S. 15 – 20). Münster: Waxman.<br />
Terhart, Ewald (1992): Unangenehme Wahrheiten.<br />
In: Pädagogik 1992, Heft 9, S. 32 – 35.<br />
Terhart, Ewald (2005): Standards für die Lehrerbildung<br />
– ein Kommentar. In: Zeitschrift für<br />
Pädagogik, 51/2, S. 275 – 279.<br />
Weinert, Franz E. (Hrsg.) (2001): Leistungsmessungen<br />
in Schulen. Weinheim; Basel: Beltz.<br />
Klieme, Eckhard (2004): Was sind Kompetenzen<br />
und wie lassen sie sich messen? In: Pädagogik<br />
6, S. 10 – 13.<br />
Maag Merki, Katharina (2005): Wissen, worüber<br />
man spricht. Ein Glossar. In: Friedrich Jahresheft,<br />
S. 12 – 13.<br />
Martinet, Anne M. et al. (2001): Orientations:<br />
Teacher training. Québec: Gouvernement du<br />
Québec, Ministère de l’Education.<br />
Weiterführende Literatur<br />
Ambühl, Hans / Stadelmann, Willi (Hrsg.)<br />
(2010): Tertiarisierung der Lehrerinnen- und<br />
Lehrerbildung. Bilanztagung I. Bern: EDK.<br />
Ambühl, Hans / Stadelmann, Willi (Hrsg.)<br />
(2011): Wirksame Lehrerinnen- und Lehrerbildung<br />
– gute Schulpraxis, gute Steuerung.<br />
Bilanztagung II. Bern: EDK.<br />
20
Bucher, Beat / Nicolet, Michel (2003): Leitbild<br />
Lehrberuf. Teilprojekt im Auftrag der Task Force<br />
«Lehrberufsstand» der Schweizerischen Konferenz<br />
der kantonalen Erziehungsdirektoren<br />
(EDK). Bern: EDK.<br />
Forneck, Hermann J. et al. (Hrsg.) (2009): Professionalisierung<br />
von Lehrerinnen und Lehrern.<br />
<strong>Orientierungsrahmen</strong> für die Pädagogische<br />
Hochschule FHNW. Bern: h.e.p.<br />
Helsper, Werner et al. (Hrsg.) (2008): Pädagogische<br />
Professionalität in Organisationen. Neue<br />
Verhältnisbestimmung am Beispiel der Schule.<br />
Wiesbaden: VS.<br />
Herzog, Walter (2010): Wissen und Können<br />
in der Lehrerinnen und Lehrerbildung. Referat<br />
anlässlich der Studientage <strong>PHBern</strong> 2./3. Februar<br />
2010. Unveröffentlichtes Papier.<br />
Kaiser, Hansruedi (2008): Berufliche Handlungssituationen<br />
machen Schule. Winterthur:<br />
Edition Swissmem.<br />
Klieme, Eckhard et al. (2007): Zur Entwicklung<br />
nationaler Bildungsstandards. Expertise. Bonn;<br />
Berlin: Bundesministerium für Bildung und<br />
Forschung (BMBF).<br />
LehrerInnenbildung NEU (2010). Die Zukunft<br />
der pädagogischen Berufe. Die Empfehlungen<br />
der ExpertInnengruppe im Auftrag des Bundesministeriums<br />
für Unterricht und Kultur<br />
sowie des Bundesministeriums für Wissenschaft<br />
und Forschung, Wien. URL:<br />
http://www.bmukk.gv.at/medienpool/19218/<br />
labneu_endbericht.pdf (Download 28.02.12)<br />
Maag Merki, Katharina (2009): Kompetenz. In:<br />
Andersen, Sabine et al. (Hrsg.): Handwörterbuch<br />
Erziehungswissenschaft. Weinheim:<br />
Beltz, S. 492 – 506.<br />
Oevermann, Ulrich (2002): Professionalisierungsbedürftigkeit<br />
und Professionalisiertheit<br />
pädagogischen Handelns. In: Kraul, Margaret<br />
et al. (Hrsg.): Biografie und Profession.<br />
Bad Heilbrunn, Klinkhardt, S. 19 – 63.<br />
Oser, Fritz et al. (2007): Kompetenzmessung in<br />
der Lehrerbildung als Notwendigkeit – Fragen<br />
und Zugänge. In: Beiträge zur Lehrerbildung,<br />
25 (1), S. 14 – 26.<br />
Oser, Fritz (1997): Standards in der Lehrerbildung.<br />
Teil 1: Berufliche Kompetenzen, die hohen<br />
Qualitätsmerkmalen entsprechen. In: Beiträge<br />
zur Lehrerbildung, 15 (1), S. 26 – 38.<br />
Oser, Fritz (1997): Standards in der Lehrerbildung.<br />
Teil 2: Wie werden Standards in der<br />
schweizerischen Lehrerbildung erworben? Erste<br />
empirische Ergebnisse. In: Beiträge zur Lehrerbildung,<br />
15 (2), S. 210 – 229.<br />
Oser, Fritz / Oelkers, Jürgen (2001): Die Wirksamkeit<br />
der Lehrerbildungssysteme. Zürich:<br />
Rüegg.<br />
Pfadenhauer, Michaela / Brosziewski, Achim<br />
(2009): Professionelle in Organisationen – Lehrkräfte<br />
in der Schule. Eine wissenssoziologische<br />
Perspektive. In: Helsper, Werner et al. (Hrsg.):<br />
Pädagogische Professionalität in Organisationen.<br />
Neue Verhältnisbestimmung am Beispiel der<br />
Schule. Wiesbaden: VS, S. 79 – 114.<br />
Pfadenhauer, Michaela (2010): Kompetenz als<br />
Qualität sozialen Handelns. In: Kurtz, Thomas /<br />
Pfadenhauer, Michaela (Hrsg.): Soziologie der<br />
Kompetenz. Wiesbaden: VS, S. 149 – 172.<br />
Reusser, Kurt / Messner, Helmut (2000): Berufliches<br />
Lernen als lebenslanger Prozess. In: Beiträge<br />
zur Lehrerbildung, 3, S. 277 – 294.<br />
Oevermann, Ulrich (1996): Theoretische Skizze<br />
einer revidierten Theorie professionellen Handelns.<br />
In: Combe, Arno / Helsper, Werner<br />
(Hrsg.): Pädagogische Professionalität. Untersuchungen<br />
zum Typus pädagogischen Handelns.<br />
Frankfurt am Main: Suhrkamp.
Übersicht Grafiken<br />
<strong>Orientierungsrahmen</strong><br />
<strong>PHBern</strong>
A.<br />
B.<br />
C.<br />
Dimensionen der Professionalität Handlungsfelder Fach- und stufenspezifische Tätigkeiten<br />
Unterricht<br />
1 Unterrichtsplanung und<br />
durch führung<br />
• Sich in den Schulfächern orientieren, sachgerechte Auseinandersetzung<br />
mit Lerninhalten realisieren<br />
• Unterricht sach- und lernendenbezogen planen<br />
• Lernumgebungen gestalten, Lern- und Spielsituationen initiieren<br />
Schule<br />
(Kindergarten, Volksschule<br />
und Sekundarstufe II)<br />
Lehrperson<br />
2<br />
3<br />
4<br />
1<br />
2<br />
3<br />
4<br />
5<br />
1<br />
Beurteilung und Diagnostik<br />
Beratung und Begleitung<br />
Klassenführung<br />
Zusammenarbeit mit Schulleitung<br />
und Kollegium<br />
Zusammenarbeit mit Eltern<br />
Zusammenarbeit mit Fachpersonen<br />
und Institutionen<br />
Organisation und Administration<br />
Evaluation, Unterrichts- und<br />
Schulentwicklung<br />
Persönliche und professionelle<br />
Weiterentwicklung<br />
• Wissens- und Lernvoraussetzungen rekonstruieren, analysieren<br />
und diagnostizieren<br />
• Lernprozesse und Lernergebnisse begutachten und beurteilen<br />
• Lernende individuell beraten und begleiten<br />
• Klasse, Lerngruppen und Lernende führen, unterstützen und begleiten<br />
• In Teams und Kollegien fach- und stufenspezifisch zusammenarbeiten<br />
• Mit Eltern zusammenarbeiten und kommunizieren<br />
• Mit Fachstellen sowie anderen Institutionen zusammenarbeiten<br />
und kommunizieren<br />
• Organisieren und administrieren<br />
• Unterricht, Schule und Schulkultur evaluieren und weiter entwickeln<br />
• Eigene Berufsarbeit evaluieren<br />
• Sich als Lehrperson fach-, unterrichts- und schulbezogen professionell<br />
weiterentwickeln<br />
• Mit eigenen Ressourcen nachhaltig umgehen<br />
Grafik Handlungsfelder <strong>PHBern</strong><br />
Grundausbildung Berufseinstieg Berufszeit<br />
Deklaratives Wissen<br />
und Verstehen<br />
Prozedurales Wissen<br />
und Können<br />
Situatives Wissen<br />
und Können<br />
Selbstregulative Fähigkeiten,<br />
Haltungen, Werthaltungen<br />
und Motivationen<br />
Deklaratives Wissen<br />
und Verstehen<br />
Prozedurales Wissen<br />
und Können<br />
Situatives Wissen<br />
und Können<br />
Selbstregulative Fähigkeiten,<br />
Haltungen, Werthaltungen<br />
und Motivationen<br />
Deklaratives Wissen<br />
und Verstehen<br />
Prozedurales Wissen<br />
und Können<br />
Situatives Wissen<br />
und Können<br />
Selbstregulative Fähigkeiten,<br />
Haltungen, Werthaltungen<br />
und Motivationen<br />
Unterricht<br />
Unterrichtsplanung und<br />
-durchführung<br />
Beurteilung und Diagnostik<br />
Beratung und Begleitung<br />
Klassenführung<br />
Schule<br />
Zusammenarbeit mit<br />
Schulleitung und Kollegium<br />
Zusammenarbeit mit Eltern<br />
Zusammenarbeit mit<br />
Fachpersonen und Institutionen<br />
Organisation und<br />
Administration<br />
Evaluation, Unterrichtsund<br />
Schulentwicklung<br />
Lehrperson<br />
Persönliche und professionelle<br />
Weiterentwicklung<br />
Grafik <strong>Orientierungsrahmen</strong> <strong>PHBern</strong>
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