Critical Incidents Spanien 1. Eine deutsche Erasmus-Studentin lebt ...

Critical Incidents Spanien
1.
Eine deutsche Erasmus-Studentin lebt seit einem Monat in Madrid. Dort hat sie auch spanische
Freunde gefunden, von denen einer sie für ein Wochenende zu seinen Eltern einlädt. Die
Deutsche freut sich sehr, auch einmal das spanische Familienleben kennenzulernen. Als sie bei
den Eltern ankommt, begrüßen diese sie sehr herzlich, nehmen sie in den Arm und geben ihr
zwei Küsschen auf beide Wangen. Während des ganzen Wochenendes wird sie von der Mutter
ihres spanischen Freundes nur noch als „mi corazón“ (mein Herz), „mi hija“ (meine Tochter),
oder sogar „mi reina“ (meine Königin) genannt. Die deutsche Studentin kennt zwar schon die
typische spanische Begrüßung mit zwei Küsschen, dass eine fast Fremde sie allerdings mit
solchen Kosenamen belegt, findet sie sehr befremdlich. Sie fühlt sich unwohl.
Fragen:
2.
- Wie könnte man das Kernproblem des Konflikts benennen?
- Was könnte hinter den Handlungsweisen/Empfindungen der Personen stecken?
Ein deutscher Praktikant arbeitet voller Eifer in einem spanischen Unternehmen. Nach einigen
Wochen, in denen er sich bereits eine gewisse Anerkennung erwerben konnte, wird er mit der
Organisation einer wichtigen Veranstaltung betraut. Diese soll in zwei Monaten stattfinden. Der
Praktikant macht sich mit Feuereifer an die Aufgabe. Sein spanischer Chef kommt mindestens
einmal die Woche zu ihm, um sich zu erkundigen, wie weit er mit der Organisation ist. Der
deutsche Praktikant fühlt sich überwacht und kontrolliert und fragt sich, warum sein Chef nicht
mehr Vertrauen in ihn hat.
Fragen:
- Wie könnte man das Kernproblem des Konflikts benennen?
- Was könnte hinter den Handlungsweisen/Empfindungen der Personen stecken?

Critical Incidents – Italien
1)Eine deutsche Studentin hat ein Vorstellungsgespräch für einen Praktikumsplatz in einem
kleinen italienischen Unternehmen. Nachdem sie gerade ihren Erasmus-Aufenthalt an der
Universität beendet hat, möchte sie die Chance, ein Praktikum in Italien zu absolvieren, gerne
wahrnehmen. Sie hat sich auf ihr Bewerbungsgespräch vorbereitet, sich fein gekleidet und
erscheint exakt zur vereinbarten Zeit bei dem italienischen Unternehmen. Die Sekretärin kündigt
die Studentin beim Chef an, der ihr durch die halbgeöffnete Tür kurz aber freundlich zulächelt.
Die Studentin nimmt im Vorzimmer Platz und wartet. Durch die halbgeöffnete Tür hört sie, dass
es sich bei dem Gespräch wohl um ein Privatgespräch handelt, das sich ziemlich in die Länge
zieht. Nach einiger Zeit gibt der Chef der Studentin mit einer Geste zu verstehen, zu ihm ins
Zimmer zu kommen und Platz zu nehmen; er telefoniert jedoch weiter. Die Studentin sitzt etwas
unbehaglich auf ihrem Stuhl und ist gezwungen das Gespräch mit anzuhören. Nachdem sich der
Chef endlich von seinem Telefonpartner verabschiedet, begrüßt er die Studentin freundlich. In
diesem Moment klingelt das Telefon jedoch erneut; er nimmt das Gespräch an. Kurze Zeit später
kommt die Sekretärin mit Unterlagen herein. Ohne sein Telefonat zu beenden sieht sich der Chef
die Unterlagen durch, kommentiert einige indem er sich im Flüsterton mit der Sekretärin
unterhält und unterschreibt. Die Studentin rutscht nervös auf ihrem Stuhl hin und her, am
liebsten würde sie den Raum verlassen, aber der Chef gibt ihr zu verstehen sitzen zu bleiben.
Endlich gelingt es ihr, sich vorzustellen. Allerdings gibt es immer wieder Unterbrechungen. Nach
dem Gespräch verläßt die Studentin irritiert das Büro des Chefs; sie ist überzeugt dass wohl kein
Interesse besteht, sie als Praktikantin einzustellen.
2)Eine deutsche Studentin ist im Zug auf dem Weg nach Italien. Sie soll die kommenden 3
Monate bei einer Agentur in Rom arbeiten. Ihre Unterkunft hat sie über einen Freund besorgt.
Sie wird während ihres Aufenthaltes in Italien bei einem guten Freund ihres Freundes wohnen.
Ihr wurde immer wieder bestätigt, es sei überhaupt kein Problem und sie sei herzlich
willkommen. Als sie noch im Zug versucht den Freund zu erreichen um ihm mitzuteilen wann
genau sie ankommt, nimmt dieser nicht ab. Am Bahnhof angekommen steht die Studentin etwas
ratlos da. Erst nach einiger Zeit gelingt es ihr ihn zu erreichen. Er verspricht so schnell wie
möglich zu kommen, sie solle sich doch in der Zwischenzeit in ein Café setzten. Über diesen
Vorschlag ist die Studentin irritiert, es wird ja nicht so lang dauern denkt sie und setzt sich auf
eine der Bänke am Bahngleis. Erst nach fast einer Stunde, die Studentin ist verunsichert, klingelt
ihr Telefon. Er warte am Seitenausgang auf sie. Endlich bei ihm angekommen, wird sie
freundlich begrüßt und sogar umarmt; auf seine Verspätung geht der Freund jedoch nicht ein.
Die Studentin weiß nicht mehr wie sie sich verhalten soll. Sie fühlt sich ungerecht behandelt und
überlegt ob sie wohl doch nicht so willkommen sei, wie es hieße.
Allgemeine Fragen:
-Wie könnte man das Kernproblem des Konflikts benennen?
-Was könnte hinter den Handlungsweisen/Empfindungen der Personen stecken?

Critical Incidents für UK/Irland
Fall 1
Ein englischer Ingenieur hat sich in Deutschland ein Haus gemietet und arbeitet gelegentlich in
seinem Garten. Als im Herbst das Laub von den Bäumen fällt und er gerade seine Rosen
beschneidet, spricht ihn sein Nachbar an, er möge doch auch mal sein Laub zusammen harken,
das würde so unordentlich aussehen. Der Engländer hält das zwar für überflüssig, als er aber am
folgenden Sonntag Lust hat, sich an der frischen Luft aufzuhalten, beginnt er das Laub
zusammen zu rechen, denn er will auf jeden Fall die guten nachbarschaftlichen Beziehungen
erhalten und dem Nachbarn keinen Grund zum Ärger bieten. Als er sich nun ans Werk macht,
kommt sein Nachbar gerade mit Gästen auf die Terrasse. Der Engländer winkt und grüßt
freundlich. Doch der Nachbar kommt an den Gartenzaun und sagt: „Aber wieso arbeiten Sie
denn gerade am Sonntag? Das macht man in Deutschland eigentlich nicht. Sie sollten das in der
Woche tun.“ Allmählich wird es dem Engländer zu viel: Wie kommt der ansonsten so
freundliche und hilfsbereite Nachbar dazu, sich derart in seine Angelegenheiten einzumischen?
Fragen:
Fall 2
1. Wie könnte man das Kernproblem des Konflikts benennen?
2. Was könnte hinter den Handlungsweisen/Empfindungen der Personen stecken?
Eine englische Studentin jobbt in einer deutschen Cafeteria. Dort ärgert sie sich oft darüber, dass
sie alle Tätigkeiten immer perfekt ausführen soll. Wenn sie z.B. den Boden mit wenig Wasser
wischt, sagt man ihr: „So wird es nicht sauber.“ Nimmt sie viel Wasser, sagt man: „Gib Acht,
dass auch wirklich alles trocken ist!“. Als sie einmal einen Müllsack zuknotet, muss sie ihn wieder
öffnen und mit einer Spezialklammer verschließen, da er womöglich aufgehen könnte... Die
Angestellten in der Cafeteria sind wirklich nett zu ihr, aber diesen Perfektionismus findet die
Engländerin nervenaufreibend und unverständliche, zumal eine Cafeteria nun wirklich kein
Nobelrestaurant ist.
Fragen:
1. Wie könnte man das Kernproblem des Konflikts benennen?
2. Was könnte hinter den Handlungsweisen/Empfindungen der Personen stecken?

Critical Incidents in Lateinamerika
Fall 1)
Am Anfang des Semesters lernst Du Ana-Maria in Deinem Literaturkurs an der
Partneruniversität in Argentinien kennen. Sie ist offen und begeistert, Dich kennen zu lernen. Sie
schwärmt Dir über die Dinge vor, die sie in der nächsten Zeit mit Dir unternehmen möchte.
Innerlich denkst Du, klasse, meine Freundin für das kommende Semester habe ich hiermit
kennen gelernt und siehst wieder einmal bestätigt, wie herzlich die Lateinamerikaner auf Fremde
zugehen. Weil Du am kommenden Wochenende noch nichts vorhast fragst Du Ana-Maria gleich,
ob Sie nicht Lust hat, mit Dir ins Kino zu gehen. Ana-Maria willigt ein und Ihr verbleibt, dass sie
Dich anrufen wird.
Am Freitag hast Du noch nichts von Ana-Maria gehört und versuchst sie telefonisch zu
erreichen. Sie nimmt nicht ab. Am Samstagabend bist Du enttäuscht, da Du Dir das Wochenende
für Eure gemeinsamen Aktivitäten frei gehalten hast. Als Du am Sonntagabend immer noch nicht
von Ana-Maria angerufen wurdest, nimmst Du Dir vor, ihr beim nächsten Literaturkurs die
Meinung zu sagen. Doch Ana-Maria kommt die folgenden Wochen nicht. Erst am Ende des
Semesters siehst Du sie wieder und sie ist ganz verwundert, als Du sie vorwurfsvoll ansprichst.
Welches könnten die Gründe für Ana-Marias Unzuverlässigkeit sein?
Fall 2)
Du triffst Dich mit Deiner Referatsgruppe Deiner Austauschuni in Chile. In Eurem Team sind
zwei Deutsche und drei Chilenen. Du hast bereits Informationsmaterialien beschafft und eine
grobe Gliederung des Themas erstellt. Ihr wollt Euch um 11 Uhr treffen, da Du um 13 Uhr einen
weiteren Kurs hast. Gut vorbereitet erwartest Du mit dem anderen Deutschen die Chilenen und
wunderst Dich warum um 11.30 Uhr immer noch niemand da ist. Als um 12 Uhr die erste
Person auftaucht schaut Ihr verärgert drein und beschließt noch weiter zu warten. Du hast
Zeitdruck und als um 11.20Uhr der zweite Chilene kommt beginnst Du sofort Deine Gliederung
zu erklären. Die beiden Chilenen schauen desinteressiert drein und schlagen vor, sich lieber erst
um eine Woche vor dem Referatstermin zu treffen. Du verstehst nicht, wie es zu schaffen ist, in
derart kurzer Zeit den Stoff zu behandeln und siehst schon eine schlechte Note auf Dich
zukommen. Außerdem fragst Du Dich, warum sich keiner Deiner chilenischen Referatspartner
auf das Thema vorbereitet hat. Nachdem der dritte Chilene nicht gekommen ist, beschließt Du
gereizt das Treffen zu beenden.
Warum hat die Vorbereitung des Referats nicht geklappt?

Critical Incidents USA:
Situation (Smalltalk):
Als Fachmann für Zinnverkleidungen und wegen seiner hervorragenden Englischkenntnisse ist
Franz Kohlmeier häufiger in Kontakt mit amerikanischen Kunden. Seine Firma hat eine Vielzahl
von Kunden in den USA und Franz selbst ist ein- oder zweimal im Jahr in den Staaten und fast
immer dabei, wenn amerikanische Kunden oder Geschäftspartner Nach Deutschland kommen.
Er erzählt: „Die langen Flüge sind anstrengend, aber es ist ganz interessant mitzukriegen,
worüber sich die Amerikaner unterhalten. Auch in Amerika sind wir oft mit Geschäftspartner
abends zusammen und wenn sie nach Deutschland kommen, laden wir sie immer ein. Für
manche ist es das erste Mal, dass sie in Europa sind und sie lassen sich gern in ein
traditionsreiches Lokal führen. Alle Amerikaner scheinen bei all diesen Gelegenheiten auf der
einen Seite ganz offen zu sein- man redet eben nicht nur übers Geschäft. Sie erzählen viel. Aber
sobald ein Thema ernster wird- zum Beispiel, wenn es um Politik geht- drücken sie sich sehr vage
aus oder wechseln einfach das Thema. Ich habe oft den Eindruck, dass sie keine Meinungen
haben. Vielleicht sind sie einfach uninformiert- man kennt ja die Berichterstattung der US-
Medien. Ich finde es super, die Gelegenheit zu haben, Englisch mit Muttersprachlern zu
sprechen, aber was die Inhalte angeht, habe ich manchmal das Gefühl, dass man mit ihnen kein
richtiges, auf keinen Fall ein interessantes Gespräch führen kann.“
Wie lässt sich die Zurückhaltung der Amerikaner bei ernsthaften Themen erklären?
Situation (Barbecues):
Die Auswandererfamilie Kohl ist ein wenig enttäuscht von ihren amerikanischen Nachbarn,
obwohl das Leben in den USA und das nachbarschaftliche Verhältnis am Anfang so viel
versprechend waren. Die Firma von Herrn Kohl hatte eine Maklerin engagiert, um der Familie zu
helfen, ein passendes Haus in Atlanta zu finden, in dem sie nun seit Anfang September wohnen.
Es ist ein gemütliches Haus in einer Straße mit vielen herrlichen Bäumen. Die ersten Wochen
waren zwar voller Hektik, denn Herr Kohl fing seine neue Arbeit an, die Kinder mussten sich in
der neuen Schule eingewöhnen und Frau Kohl hatte tausend Kleinigkeiten zu erledigen, um den
Alltag zu organisieren. Als es Ende September kühler wurde, so dass die Abende nicht mehr heiß
sondern lauwarm waren und es richtig angenehm war, draußen zu sitzen, luden die Nachbarn
gegenseitig zu Grillabenden ein. Auch die Familie Kohl war auf diese Weise bei etlichen
Nachbarn zu Gast. So lernten sie die Menschen in ihrer Straße kennen. Die Leute waren
freundlich und offen und bezogen Herrn und Frau Kohl in ihre Gespräche mit ein. Man erzählte
ihnen vieles über die Nachbarschaft und über Atlanta. Die Kohls hatten das Gefühl, in einem
Kreis von Freunden zu sein und dazuzugehören. Frau Kohl begann nun, die Nachbarinnen zu
sich zu Kaffee und Kuchen einzuladen. Die Amerikanerinnen schienen diese Sitte nicht zu
kennen und waren begeistern von ihren selbst gebackenen Kuchen. Die Runden waren immer
entspannt und fröhlich. Und nun erwarten die Kohls, dass sich die gegenseitigen Besuche häufen
würden, aber trotz ihrer Bemühungen passiert dieses seit mehreren Monaten nicht so oft, wie es
nach ihrer Ansicht unter Freunden üblich wäre. Frau Kohl ist ziemlich enttäuscht: Wenn die
Leute kein echtes Interesse an ihnen haben, wieso tun sie dann so, als ob? Sie sehnt sich nach
ihrem Zuhause in Deutschland.
Wie erklären Sie das Verhalten der amerikanischen Nachbarn?

Critical Incidents Frankreich:
1) Nach einigen Wochen an seiner Gastuniversität fühlt sich ein deutscher Erasmusstudent
relativ heimisch: er hat sich seine Kurse ausgesucht, weiss inzwischen wo sie stattfinden und
kennt schon ganz schön viele andere Erasmusstudenten. Heute muss er nur noch sein Learning
Agreement im Auslandsamt unterschreiben lassen und dann nach Passau schicken, dann
bekommt er auch noch die zweite Rate seines Erasmusstipendiums und kann die nächste Miete
bezahlen. Doch als er an die Uni kommt, ist das Gitter verschlossen. Als er zum Haupteingang
geht, wird ihm dort der Weg von Menschenketten versperrt. Als es verdutzt nachfragt, reden
ganz viele Menschen aufgeregt auf ihn ein, aber außer „Blockade“ und „Streik“ versteht er nicht
allzu viel. Als er schließlich sein Anliegen erklärt hat, wird er durchgelassen und findet tatsächlich
jemand im Auslandsamt, der ihm seine so dringend benötigte Unterschrift gibt und ihm auch
erklärt, was vorgefallen ist. Was ist passiert?
2) Ein deutscher Student kommt in das Servicebüro der Bahn. Neben einigen Schaltern befindet
sich dort eine Art Wartesaal, und mehrere Menschen sitzen dort und warten. Sobald ein Schalter
frei wird, geht der Student dorthin. Dort wird er von einem griesgrämigen Bahnbeamten
unfreundlich angemaunzt, er solle warten, was er sich einbilde. Hilfesuchend blickt er um sich –
niemand achtet auf ihn. Eine Frau erhebt sich von der Bank und geht an den Schalter, wo sie
auch prompt bedient wird. Etwas gekränkt läuft der Student aus dem Servicebüro und versucht
sein Glück an einem Automaten. Was ist passiert?